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2 / 2018 – September EDITORIAL W ir sind heute in der Lage, medi- zinisch, chirurgisch, logistisch und technisch alles Nötige zu leis- ten, aber wir können es nicht, weil uns zu wenig Organe zur Verfügung stehen“, kritisiert DGU-Präsident Paolo Fornara. Ihm zufolge war in Deutschland die Zahl der postmor- talen Organspender 2017 mit 797 Spendern niedriger als 20 Jahre zuvor. „In einem Land, in dem man häufig behauptet, es habe eines der besten Gesundheitssysteme weltweit, muss uns das zum Nach- denken anregen“, sagt der DGU-Präsident. Um das zu ändern, hat die Fachgesellschaft nun zehn Thesen und Forderungen in einem Positionspapier zusam- mengefasst. So plädiert die DGU für die Einführung einer Widerspruchslösung: „Die Zeit ist reif, in Deutschland die Widerspruchslösung einzuführen oder zumindest eine verpflichtende Erklärung von allen erwachsenen Bürgern zu verlangen und zu dokumentieren, wie sie persönlich zur Organspende stehen. Eine Pflicht zur Organspende darf es nie geben – wohl aber die Pflicht, seine persönliche Haltung dazu zu erklären“, heißt es dazu in dem Positions- papier. Die Widerspruchslösung solle die derzeit bestehen- de Entscheidungslösung in der Organspende ersetzen. Dafür hat sich auch der 121. Deutsche Ärztetag in Erfurt ausgesprochen. Die Delegierten forderten den Gesetzgeber auf, das Transplantationsgesetz (TPG) entsprechend zu verändern. „Es kann von jeder Bürgerin und jedem Bür - ger nach der gesetzlich in § 2 Abs. 1 TPG geregelten Auf- klärung durch die Krankenkassen erwartet werden, dass sie sich mit der Problematik auseinandersetzen und im Falle einer tatsächlichen Ablehnung ihr NEIN zur Organ- spende formulieren“, heißt es in dem Antrag des Ärztetages. In der Begründung zum Antrag wird ausgeführt, dass die Organspendebereitschaft in der Gesellschaft auch nach einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheit- D ie vielen zügigen Anmeldungen zu unserem diesjährigen Parlamenta- rischen Abend am 3. Juli im Haus der traditionsreichen Deutschen Parlamenta- rischen Gesellschaft waren schon ein Hin- weis: Die DGU hat mit ihrem gewählten Thema voll ins Schwarze getroffen. „Sys- temkorrekturen bei der Organspende, um Menschen eine Chance zu geben“, lautete das Stichwort für die Referenten und alle weiteren Diskutanten am Abend. Die DGU hatte schon Anfang des Jah- res auf publizierte Daten hingewiesen, wonach Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig postmortale Organ- spenden vorweisen kann. Nun hat sich URO logisch ! Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. Verantwortung übernehmen! INHALT Prof. Dr. Paolo Fornara DGU- und Kongress- präsident die von ihr ausgelöste Diskussion um die Einführung der Widerspruchslösung sowie weitere Systemverbesserungen intensi- viert. Im Juni hat die Gesundheitsminister- konferenz der Länder mehrere Beschlüsse gefasst und unter anderem einstimmig für eine verpflichtende Erklärung oder die Widerspruchslösung votiert. Das ist schon ein großer Erfolg. Wenige Tage nach unserem Parlamentari- schen Abend hat die AG Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion Vorschläge zur Ver- besserung der Gesamtsituation in einem Positionspapier „Prozesse optimieren – Organspende in Deutschland stärken“ ver- öffentlicht. Vieles darin geht in die richtige Richtung, auch wenn ein Bekenntnis zur Widerspruchslösung fehlt. Umso stärker müssen wir nach der Sommerpause, wenn das Tagesgeschäft im politischen Berlin wieder aufgenommen wird, für unsere Po- sitionen werben und die ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisse vermitteln. Dabei werden uns auch die „Zehn Thesen und Forderungen der DGU zur Organspende“ helfen, die wir unter dem Eindruck des Par- lamentarischen Abends formuliert haben. Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Meldung, dass das Bundesministerium für Gesundheit einen Gesetzentwurf zum Thema Organspende entwickelt hat. Die aktuelle Ausgabe von „UROlogisch“ hat zwei Schwerpunkte, den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., der vom 26. bis 29. September 2018 in Dresden stattfindet. Und das Thema des 3. Juli: die notwendigen Systemkorrektu- ren bei der Organspende in Deutschland. Zum Kongress haben wir einige Highlights aus dem wissenschaftlichen Programm zusammengestellt. Selbstverständlich wird auch in Dresden die Organspende, die Notwendigkeit, Systemkorrekturen vorzu- nehmen, aber auch die Widerspruchslö- sung diskutiert. Lesen Sie unsere Presse- mitteilung dazu, die an zahlreiche Medien ging. Tragen Sie durch die Kommunikation der „Zehn Thesen“ und der Hintergrund- informationen dazu bei, Verbesserungen für die Menschen auf den Wartelisten zu bewirken – und damit einen dringend notwendigen Wandel herbeizuführen. Von Franziska Engehausen 2 Interdisziplinäres Symposium „Urologie im Alter“ Aktionstag DGU meets DFG 3 Aktuelles zum 70. DGU-Kongress 4 DGU-Thesen zur Organspende Organspendegesetz: der Gesetzesentwurf 5 Präsidenten-Interview zur personalisierten Medizin UroTube: das Fortbildungsportal 6 Parlamentarischer Abend zur Organspende Der Film zum Parlamentarischen Abend 7 UROAktuell 2019 in Berlin DGU-MitgliederApp fürs Smartphone 8 HPV-Impfung für Jungen: Themenwoche im Herbst Neu aufgelegt: „Was tun gegen Harnsteine?“ Entscheidungshilfe Prostatakrebs: Die Evaluationsstudie liche Aufklärung (BZgA) hoch sei, trotzdem würden die jähr - lichen Organspenderzahlen in Deutschland seit zehn Jahren kontinuierlich sinken. „Dieses Problem, das jedes Jahr den Tod für viele Patienten auf der Warteliste bedeutet, muss durch viele verschiedene Maßnahmen angegangen werden. Eine dieser Maßnahmen ist die Einführung der in fast allen europäischen Ländern üblichen Widerspruchslösung“, heißt es weiter. Für eine grundlegende Neuausrichtung der Organspende in Deutschland hat sich der jetzt auch stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Georg Nüßlein (CSU), aus- gesprochen. Der CSU-Politiker befürwortet in einem Positi- onspapier die Einführung einer Widerspruchslösung. Abwei- chend von der bisherigen Praxis, wonach Organentnahmen nur bei ausdrücklicher Zustimmung möglich sind, soll dem- nach grundsätzlich jeder Bundesbürger ein potenzieller Spender sein – außer bei ausdrücklichem Widerspruch. Nüßlein spricht dabei von einer „doppelten Widerspruchs- lösung“, wonach sowohl der Verstorbene zu Lebzeiten als auch dessen Angehörige einer Organentnahme widerspre- chen können. Hintergrund der Forderung ist ein beständi- ger Rückgang der Zahl der Organspenden in Deutschland. Sie hatten im vergangenen Jahr einen Tiefpunkt erreicht. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich weit hinten. So wird ab 2020 jeder volljährige niederländische Staatsbürger automatisch durch die gesetzlich eingeführte Widerspruchslösung ein potenzieller Organspender. Selbst im tief katholischen Spanien gilt diese Lösung. Dort wur- den 2017 mit 46,9 postmortalen Spendern pro einer Million Einwohner rund fünfmal mehr Spender als in Deutschland verzeichnet. 81 % der deutschen Bevölkerung haben eine positive Einstellung zur Organspende. Laut BZgA doku- mentieren 36 % ihre Entscheidung mit einem Organspen- deausweis. Im Eurotransplant-Verbund ist Deutschland seit Jahren Schlusslicht. Im europäischen Vergleich verzeichnen Großbritannien, Frankreich und Italien etwa dreimal so viele Spender wie in Deutschland. International rangiert Deutsch- land mit dem vermeintlich besten Gesundheitssystem der Welt nur auf Platz 30 hinter dem Iran und vor Rumänien. Im Jahr 2017 wurden gerade einmal 797 Organspenden registriert, die niedrigste Anzahl seit 20 Jahren. Der Rück- gang der gespendeten Organe um nahezu 10 Prozent ist mehr als nur mit Sorge zu betrachten. In Anbetracht die- ser Zahlen ist die Politik jetzt dazu aufgerufen, Lösungen zu finden. Der vorliegende Gesetzentwurf des Bundesge- sundheitsminsteriums zum Organspendegesetz beinhaltet keinerlei Regelungen zur Widerspruchslösung, obwohl auch die Gesundheitsminister der Länder zum Abschluss der Gesundheitsminsterkonferenz im Juni dazu aufriefen. „Wir müssen alle Kräfte mobilisieren, um den Negativtrend in Deutschland umzukehren“, erklärte Hamburgs Gesund- heitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Trend- wende bei der Organspende wollen die Minister mit zwei Strategien schaffen: einer besseren Ausstattung der Kran- kenhäuser und einer neuen politischen Debatte. Darin soll es um die sogenannte Widerspruchslösung oder zumindest um eine verbindliche Entscheidungslösung gehen. „Im Augenblick haben wir bei der Organspende in Deutsch- land das Recht auf Nichtentscheiden. Wir müssen hin zur Pflicht zur Entscheidung“, umriss Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den An- satz der Minister. Diese Debatte solle auch im Bundestag geführt werden und in einer Gesetzesänderung münden. Nötig sei eine „breite gesellschaftliche, politische, parla- mentarische Debatte“, ob nicht die sogenannte Wider- spruchslösung oder eine verbindliche Entscheidungslösung eine Option wären, sagte Prüfer-Storcks bei der GMK-Ab- schlusspressekonferenz. Bei der auch von der Ärzteschaft geforderten Widerspruchslösung wird eine Zustimmung zur Organspende vorausgesetzt, wenn ein Mensch dem zu Lebzeiten nicht aktiv widerspricht. In Deutschland gilt bei Organspenden die sogenannte Ent- scheidungslösung: Jeder, der älter als 16 Jahre ist, wird von seiner Krankenkasse in regelmäßigen Abständen auf- gefordert, eine freiwillige Erklärung über seine Bereitschaft zur Organspende abzugeben. Wird dies nicht dokumentiert, werden im Todesfall die Angehörigen befragt, ob sie im Sinn des Verstorbenen einer Spende zustimmen oder nicht. Widerspruchslösung – Pflicht zur Entscheidung für Politik und Gesellschaft Weiteres zum Thema auf Seite 4

UROlogisch · 2 URO ogisch! URO ogisch! 3 Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-

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Page 1: UROlogisch · 2 URO ogisch! URO ogisch! 3 Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-

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E D I T O R I A L

Wir sind heute in der Lage, medi-zinisch, chirurgisch, logistisch

und technisch alles Nötige zu leis-ten, aber wir können es nicht, weil uns zu wenig Organe zur Verfügung stehen“, kritisiert DGU-Präsident Paolo Fornara. Ihm zufolge war in Deutschland die Zahl der postmor-talen Organspender 2017 mit 797

Spendern niedriger als 20 Jahre zuvor. „In einem Land, in dem man häufig behauptet, es habe eines der besten Gesundheitssysteme weltweit, muss uns das zum Nach-denken anregen“, sagt der DGU-Präsident.Um das zu ändern, hat die Fachgesellschaft nun zehn Thesen und Forderungen in einem Positionspapier zusam-mengefasst. So plädiert die DGU für die Einführung einer Widerspruchslösung: „Die Zeit ist reif, in Deutschland die Widerspruchslösung einzuführen oder zumindest eine verpflichtende Erklärung von allen erwachsenen Bürgern zu verlangen und zu dokumentieren, wie sie persönlich zur Organspende stehen. Eine Pflicht zur Organspende darf es nie geben – wohl aber die Pflicht, seine persönliche Haltung dazu zu erklären“, heißt es dazu in dem Positions-papier. Die Widerspruchslösung solle die derzeit bestehen-de Entscheidungslösung in der Organspende ersetzen. Dafür hat sich auch der 121. Deutsche Ärztetag in Erfurt ausgesprochen. Die Delegierten forderten den Gesetzgeber auf, das Transplantationsgesetz (TPG) entsprechend zu verändern. „Es kann von jeder Bürgerin und jedem Bür-ger nach der gesetzlich in § 2 Abs. 1 TPG geregelten Auf-klärung durch die Krankenkassen erwartet werden, dass sie sich mit der Problematik auseinandersetzen und im Falle einer tatsächlichen Ablehnung ihr NEIN zur Organ-spende formulieren“, heißt es in dem Antrag des Ärztetages.In der Begründung zum Antrag wird ausgeführt, dass die Organspendebereitschaft in der Gesellschaft auch nach einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheit-

Die vielen zügigen Anmeldungen zu unserem diesjährigen Parlamenta-

rischen Abend am 3. Juli im Haus der traditionsreichen Deutschen Parlamenta-rischen Gesellschaft waren schon ein Hin-weis: Die DGU hat mit ihrem gewählten Thema voll ins Schwarze getroffen. „Sys-temkorrekturen bei der Organspende, um Menschen eine Chance zu geben“, lautete das Stichwort für die Referenten und alle weiteren Diskutanten am Abend. Die DGU hatte schon Anfang des Jah-res auf publizierte Daten hingewiesen, wonach Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig postmortale Organ-spenden vorweisen kann. Nun hat sich

UROlogisch!Nachrichten der Deutschen Gesel lschaf t für Urologie e.V.

Verantwortung übernehmen!I N H A LT

Prof. Dr. Paolo FornaraDGU- und Kongress-präsident

die von ihr ausgelöste Diskussion um die Einführung der Widerspruchslösung sowie weitere Systemverbesserungen intensi-viert. Im Juni hat die Gesundheitsminister-konferenz der Länder mehrere Beschlüsse gefasst und unter anderem einstimmig für eine verpflichtende Erklärung oder die Widerspruchslösung votiert. Das ist schon ein großer Erfolg. Wenige Tage nach unserem Parlamentari-schen Abend hat die AG Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion Vorschläge zur Ver-besserung der Gesamtsituation in einem Positionspapier „Prozesse optimieren – Organspende in Deutschland stärken“ ver-öffentlicht. Vieles darin geht in die richtige Richtung, auch wenn ein Bekenntnis zur Widerspruchslösung fehlt. Umso stärker müssen wir nach der Sommerpause, wenn das Tagesgeschäft im politischen Berlin wieder aufgenommen wird, für unsere Po-sitionen werben und die ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisse vermitteln. Dabei werden uns auch die „Zehn Thesen und Forderungen der DGU zur Organspende“ helfen, die wir unter dem Eindruck des Par-

lamentarischen Abends formuliert haben. Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Meldung, dass das Bundesministerium für Gesundheit einen Gesetzentwurf zum Thema Organspende entwickelt hat. Die aktuelle Ausgabe von „UROlogisch“ hat zwei Schwerpunkte, den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., der vom 26. bis 29. September 2018 in Dresden stattfindet. Und das Thema des 3. Juli: die notwendigen Systemkorrektu-ren bei der Organspende in Deutschland. Zum Kongress haben wir einige Highlights aus dem wissenschaftlichen Programm zusammengestellt. Selbstverständlich wird auch in Dresden die Organspende, die Notwendigkeit, Systemkorrekturen vorzu-nehmen, aber auch die Widerspruchslö-sung diskutiert. Lesen Sie unsere Presse-mitteilung dazu, die an zahlreiche Medien ging. Tragen Sie durch die Kommunikation der „Zehn Thesen“ und der Hintergrund-informationen dazu bei, Verbesserungen für die Menschen auf den Wartelisten zu bewirken – und damit einen dringend notwendigen Wandel herbeizuführen.

Von Franziska Engehausen

2 Interdisziplinäres Symposium „Urologie im Alter“

Aktionstag DGU meets DFG

3 Aktuelles zum 70. DGU-Kongress

4 DGU-Thesen zur Organspende

Organspendegesetz: der Gesetzesentwurf

5 Präsidenten-Interview zur personalisierten Medizin

UroTube: das Fortbildungsportal

6 Parlamentarischer Abend zur Organspende

Der Film zum Parlamentarischen Abend

7 UROAktuell 2019 in Berlin DGU-MitgliederApp fürs Smartphone

8 HPV-Impfung für Jungen: Themenwoche im Herbst

Neu aufgelegt: „Was tun gegen Harnsteine?“

Entscheidungshilfe Prostatakrebs: Die Evaluationsstudie

liche Aufklärung (BZgA) hoch sei, trotzdem würden die jähr-lichen Organspenderzahlen in Deutschland seit zehn Jahren kontinuierlich sinken. „Dieses Problem, das jedes Jahr den Tod für viele Patienten auf der Warteliste bedeutet, muss durch viele verschiedene Maßnahmen angegangen werden. Eine dieser Maßnahmen ist die Einführung der in fast allen europäischen Ländern üblichen Widerspruchslösung“, heißt es weiter. Für eine grundlegende Neuausrichtung der Organspende in Deutschland hat sich der jetzt auch stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Georg Nüßlein (CSU), aus-gesprochen. Der CSU-Politiker befürwortet in einem Positi-onspapier die Einführung einer Widerspruchslösung. Abwei-chend von der bisherigen Praxis, wonach Organentnahmen nur bei ausdrücklicher Zustimmung möglich sind, soll dem-nach grundsätzlich jeder Bundesbürger ein potenzieller Spender sein – außer bei ausdrücklichem Widerspruch.Nüßlein spricht dabei von einer „doppelten Widerspruchs-lösung“, wonach sowohl der Verstorbene zu Lebzeiten als auch dessen Angehörige einer Organentnahme widerspre-chen können. Hintergrund der Forderung ist ein beständi-ger Rückgang der Zahl der Organspenden in Deutschland. Sie hatten im vergangenen Jahr einen Tiefpunkt erreicht. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich weit hinten. So wird ab 2020 jeder volljährige niederländische Staatsbürger automatisch durch die gesetzlich eingeführte Widerspruchslösung ein potenzieller Organspender. Selbst im tief katholischen Spanien gilt diese Lösung. Dort wur-den 2017 mit 46,9 postmortalen Spendern pro einer Million Einwohner rund fünfmal mehr Spender als in Deutschland verzeichnet. 81 % der deutschen Bevölkerung haben eine positive Einstellung zur Organspende. Laut BZgA doku-mentieren 36 % ihre Entscheidung mit einem Organspen-deausweis. Im Eurotransplant-Verbund ist Deutschland seit Jahren Schlusslicht. Im europäischen Vergleich verzeichnen Großbritannien, Frankreich und Italien etwa dreimal so viele Spender wie in Deutschland. International rangiert Deutsch-land mit dem vermeintlich besten Gesundheitssystem der Welt nur auf Platz 30 hinter dem Iran und vor Rumänien.

Im Jahr 2017 wurden gerade einmal 797 Organspenden registriert, die niedrigste Anzahl seit 20 Jahren. Der Rück-gang der gespendeten Organe um nahezu 10 Prozent ist mehr als nur mit Sorge zu betrachten. In Anbetracht die-ser Zahlen ist die Politik jetzt dazu aufgerufen, Lösungen zu finden. Der vorliegende Gesetzentwurf des Bundesge-sundheitsminsteriums zum Organspendegesetz beinhaltet keinerlei Regelungen zur Widerspruchslösung, obwohl auch die Gesundheitsminister der Länder zum Abschluss der Gesundheitsminsterkonferenz im Juni dazu aufriefen. „Wir müssen alle Kräfte mobilisieren, um den Negativtrend in Deutschland umzukehren“, erklärte Hamburgs Gesund-heitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Trend-wende bei der Organspende wollen die Minister mit zwei Strategien schaffen: einer besseren Ausstattung der Kran-kenhäuser und einer neuen politischen Debatte. Darin soll es um die sogenannte Widerspruchslösung oder zumindest um eine verbindliche Entscheidungslösung gehen.„Im Augenblick haben wir bei der Organspende in Deutsch-land das Recht auf Nichtentscheiden. Wir müssen hin zur Pflicht zur Entscheidung“, umriss Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den An-satz der Minister. Diese Debatte solle auch im Bundestag geführt werden und in einer Gesetzesänderung münden.Nötig sei eine „breite gesellschaftliche, politische, parla-mentarische Debatte“, ob nicht die sogenannte Wider-spruchslösung oder eine verbindliche Entscheidungslösung eine Option wären, sagte Prüfer-Storcks bei der GMK-Ab-schlusspressekonferenz. Bei der auch von der Ärzteschaft geforderten Widerspruchslösung wird eine Zustimmung zur Organspende vorausgesetzt, wenn ein Mensch dem zu Lebzeiten nicht aktiv widerspricht. In Deutschland gilt bei Organspenden die sogenannte Ent-scheidungslösung: Jeder, der älter als 16 Jahre ist, wird von seiner Krankenkasse in regelmäßigen Abständen auf-gefordert, eine freiwillige Erklärung über seine Bereitschaft zur Organspende abzugeben. Wird dies nicht dokumentiert, werden im Todesfall die Angehörigen befragt, ob sie im Sinn des Verstorbenen einer Spende zustimmen oder nicht.

Widerspruchslösung – Pflicht zur Entscheidung für Politik und Gesellschaft

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Page 2: UROlogisch · 2 URO ogisch! URO ogisch! 3 Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-

URO ogisch! 32 URO ogisch!

Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-nommierte AAGUS (American Association of Genito-Urinary Surgeons) wahrschein-lich als erste Interessenvertretung etabliert worden. 1901 folgte die Belgische Urolo-gische Gesellschaft (AUB) und 1902 die „American Urological Association“ (AUA) in Abgrenzung zur Dermatologie, der sofort einige deutschsprachige Urologen wie Leopold Casper und Maximilian Nitze als Ehrenmitglieder angehörten, wobei die Ernennung nach Kommuni-kationsgruppen und Repu-tation erfolgte. Erst nach dem Tode des charakterlich sicherlich nicht immer einfachen Inaugura- tors der praktikablen „Kys-toskopie“, Maximilian Nitze, wurde auf der 78. Tagung der Naturforscherversamm- lung in Stuttgart am 16. September 1906 die Grün-dung der Deutschen Ge-sellschaft für Urologie reali- siert und der erste Kon-gress unter der Präsident-schaft von Anton Ritter von Frisch aus der Wiener Allge-meinen Poliklinik in Wien durchgeführt. Die Initiative war insbesondere von der Berliner Urologen-Schule, in der die jüdische Fache- lite überproportional repräsentiert war, wie Leopold Casper und Carl Posner, ausge-gangen. Gleichstark war die Wiener Uro- logengemeinschaft unter Anton Ritter von Frisch, Otto Zuckerkandl und anderen re-präsentiert. Somit handelte es sich initi-al um eine deutsch-österreichische, also „großdeutsche“ medizinische Fachgesell-schaft, da alle Vorstandposten paritätisch mit Kollegen aus beiden Monarchien be-setzt waren. Die Kongresse fanden alter-nierend in Wien und Berlin statt. Die Wie-ner Urologenvereinigung als Vorläuferin der ÖGU wurde nämlich erst 1919 gegründet.

Unter diesem Titel fasst ein Auszug aus dem

Kongressprogramm erst-mals alle besonders für nie-

dergelassene Urologinnen und Urologen sowie Belegärztinnen und Belegärzte wichtigen Veran-staltungen auf der 70. Jahrestagung der DGU zu-sammen. Das „Programm im Programm“ bietet die Möglichkeit, Themen, die für die ambulante Uro-logie besonders relevant sind, schnell und gezielt auszumachen, erleichtert die individuelle Pla-nung des Kongressbesuchs und steht bereits jetzt online auf der Kongress-Webseite und vor Ort in Dresden in gedruckter Form zur Verfügung.

Komprimiertes Zeitfenster mit Highlights für die ambulante Urologie

Doch nicht nur die Präsentation in einem eigenen Nachschlagewerk ist neu: Die Programmkommis-sion unter der Leitung von DGU- und Kongressprä-sident Prof. Dr. Paolo Fornara hat den Großteil der Highlights für die ambulante Urologie auf den Kon-gress-Freitag und Samstag gelegt und die Inhalte und Schwerpunkte auf das Programm für urolo-gische Assistenz- und Pflegeberufe abgestimmt.

„Mein Ziel war es, auf dem DGU-Kongress ein kom-primiertes und günstiges Zeitfenster für niederge-lassene Kolleginnen und Kollegen sowie für das Pflege- und Assistenzpersonal einer urologischen Praxis anzubieten“, so Prof. Fornara. Veranstaltungen in diesem Zeitfenster gelten u.a. Innovationen, die tatsächlich für den klini-schen Alltag relevant sind, aktuellen Problemen in der Niederlassung, der Entwicklung der am-bulanten Urologie oder wichtigen Veränderungen in der Berufs- und Standespolitik. So werden Themen rund um klinische Neuerungen, pra-xisrelevante infektiologische und hygienische Aspekte, Aktuelles aus der geriatrischen Urologie und der Uro-Gynäkologie, den Leitlinien oder der Jungen- und Jugendurologie angeboten. Es geht aber in Zeiten des Versorgungsstärkungsgesetzes auch um die Rahmenbedingungen für die am-bulant tätigen Urologinnen und Urologen – etwa bei der Kooperation zwischen Klinik und Praxis, der Übergabe der eigenen Praxis oder mit Blick auf das Antikorruptionsgesetz.Die komplette Programmauswahl für nieder-gelassene Urologinnen und Urologen sowie Belegärztinnen und Belegärzte ist auf www.dgu-kongress.de einsehbar.

In der Politik ist die Pflege neu-erdings ein Top-Thema – in der

Urologie haben die Pflege- und Assistenzberufe seit jeher einen hohen Stellenwert. Der traditionel-le Pflegekongress auf der DGU-Jahrestagung ist Ausdruck dieser Wertschätzung und wird in Dres-den erneut an zwei Tagen aktuelle medizinische Entwicklungen in der Urologie sowie praktisches Know-how mit Tipps und Tricks für die tägliche Arbeit präsentieren. An-gesichts der Situation der Pflege in Deutschland mit einem eklatanten Mangel an Pflegenden wird es auf dem Pflegekongress im Rahmen der 70. DGU-Jahrestagung aber ebenso um die Zukunft der Pfle-ge- und Assistenzberufe gehen. Ausgewiesene Referenten werden u. a. über Strategien zur Gewin-nung von Pflegepersonal und zur Spezialisierung in der Pflege, etwa der Robotic Nurse, und der da-durch bedingten Veränderung des

Berufsbildes in Pflege und Praxis sprechen. Auch das 2017 im Fünf-ten Sozialgesetzbuch verankerte Entlassmanagement, das einen Teil der pflegerischen Abläufe im stati- onären Behandlungsbereich nach-haltig verändern wird, steht auf dem Programm.

Im Team auf den DGU-Kongress

Letzteres wurde von der TeamAka-demie zusammengestellt, die durch Prof. Dr. Bernd Schmitz-Dräger und Dr. Bernt Göckel-Beining erstmals auch in der Programmkommission vertreten war. Das Ergebnis ist eine optimale inhaltliche und zeitliche Abstimmung, insbesondere im Hin-blick auf den Freitagnachmittag, der sich thematisch gezielt an die niedergelassenen Urologinnen und Urologen und deren medizinischen Fachangestellte richtet und einen optimalen Team-Besuch auf dem DGU-Kongress ermöglicht.

Pflegekongress

Zukunft der Pflege- und Assistenzberufe im Visier

Das Programm im Programm für Niedergelassene

„Interessantes und Relevantes für die Praxis“

von den deutschstämmigen Amerikanern Carl Beck und Willy Meyer, New York, sowie dem Nestor der amerikanischen Urologie, Hugh Hampton Young, Baltimore, bereits in dieser Frühphase persönlich und durch wissenschaftliche Kontakte etabliert. Von 38 Gründungsmitgliedern stieg die Mitgliederzahl innerhalb eines Jahres auf 250 an, was das besondere Interesse am Fachgebiet in der Medizin als Querschnitts-fach und den besonderen Wunsch nach Austausch gut veranschaulicht. Nicht nur aus den deutschsprachigen Ländern (Deut-sches Reich, Österreich-Ungarn, Schweiz) stammten die Mitglieder und Vortragen-den, sondern auch aus den USA, Holland, Frankreich, Polen, Italien, Mandschurei, Griechenland und Japan, was eine beson-dere Internationalität bereits vor Gründung der Internationalen Gesellschaft für Urologie unterstreicht. Zu den frühen weiblichen Mitgliedern, die auch mit wissenschaftlichen Präsentationen vertreten waren, gehörte die jüdische Wie-ner Gynäko-Urologin Dora Teleky.Als Vertreterin eines medizinischen Quer-schnittsfaches musste die DGU sich seit ihrer Gründung 1906/1907 besonders um die Vielfalt des Faches in allen Bereichen und den damit verbundenen Problemen in der sich weiter differenzierenden Wissen-schaftslandschaft stellen, denn nur das breit aufgestellte Fach, das seine Randbereiche als besondere Stärken immer wieder in das Zentrum seiner Bemühungen setzt, wird in Zukunft seine nicht nur akademische und klinische Eigenständigkeit, Bedeutung und Innoviationskraft weiter behalten können und als Interessensvertretung aller Urologen in Forschung, Lehre, Versorgung und Öffent-lichkeit/Politik weiter bestehen können.Die Mitteilung über die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Urologie datiert vom 8.1.1907 an den Preußischen Minister der Geistlichen, Kultus- und Medizinalange-legenheiten Conrad von Studt (1838-1921).Die Eintragung in das Vereinsregister, fand erst in den 1920er Jahren statt.

Von Dr. Andreas Kahlmeyer und Prof. Dr. Bernd Wullich, Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen

Seit Jahren ist die Zunahme alter und hoch-betagter Patienten nicht mehr nur eine der

großen Herausforderungen der nahen Zukunft, sondern bereits Alltag in der Behandlungsreali-tät der ambulanten und stationären Patienten-versorgung. Der alte und multimorbide Patient ist jedoch keine isolierte Herausforderung der Urologie, vielmehr sind gerade bei diesen Pati-enten die Grenzen der Fächer oft fließend und multi- sowie interdisziplinäre Herangehenswei-sen unverzichtbar. Die Zunahme der Komplexität in allen Berei-chen der medizinischen Diagnostik und Thera-pie führt zu einer Zunahme der Spezialisierung, welche durch Bildung von Zentren auch ge-

sundheitspolitisch vorangetrieben wird. Gleich-zeitig erfordert die Versorgung multimorbider Patienten eine umfassende Berücksichtigung aller Erkrankungen und Vulnerabilitäten des Patienten. In der Patientenversorgung sind Urologen da-her zunehmend auf fundierte Kenntnisse aus den Bereichen der Allgemeinmedizin und der inneren Medizin angewiesen. Umgekehrt neh-men urologische Krankheitsbilder aufgrund ihrer hohen Prävalenz im Alter auch in der in-ternistischen und allgemeinmedizinischen Be-handlung einen immer höheren Stellenwert ein. Den Herausforderungen einer alternden Ge-sellschaft können wir daher nur begegnen, in-dem wir den interdisziplinären Dialog stärken und Foren für Austausch und Zusammenarbeit schaffen. Eine Veranstaltung dieser Art wird das 1. Symposium ‚Urologie im Alter – Eine Annä-herung an den demografischen Wandel‘ vom

08. – 09.02.2019 in Erlangen darstellen. Als erster interdisziplinärer Kongress von Urologen, Geriatern und Allgemeinmedizinern ermöglicht er sowohl die wissenschaftliche als auch die praktische Auseinandersetzung mit den Her-ausforderungen der Versorgung alter Patienten.Zentrale Themen stellen die operative und medikamentöse Tumortherapie, das peri- und postoperative Management, Inkontinenz und Blasenentleerungsstörungen sowie Arzneimit-telsicherheit dar. In Workshops werden Grund-kenntnisse zu geriatrischen Basisassessments und Arzneimittel-Deprescription praktisch ver-mittelt. Kern der Veranstaltung ist dabei immer der Blick über das eigene Fach hinaus und die Vermittlung von Kompetenzen zur inter- disziplinären Kooperation. Weitere Informationen zum Kongress, zur Re-gistrierung, zur Anreise und zur Hotelbuchung finden Sie unter www.urologie.uk-erlangen.de.

Geriatrische Patienten in der Urologie, urologische Krankheitsbilder in der Geriatrie

Multidisziplinäre Herausforderung und Chance für Interdisziplinarität

Die DGU ist eine wissenschaftliche Fach-gesellschaft, zu deren wichtigsten Auf-

gaben die Unterstützung des urologischen wissenschaftlichen Nachwuchses zählt. Dies ist kein Selbstzweck, denn nur durch erstklas-sige Grundlagen- und klinische Forschung er-reichen wir Verbesserungen in Diagnostik und Therapien, lindern Leiden und verbessern die individuelle Lebensqualität unserer Patienten. Seit einigen Jahren hat die DGU durch das Ferdinand-Eisenberger-Stipendienprogramm bereits erfolgreich den Weg der Forschungs- förderung beschritten.Wir möchten aber auch die Kooperation mit der DFG intensivieren. Dies wurde durch einen

Tradition, Innovation und Verantwortung finden sich

nicht nur im wissenschaftli- chen Programm des diesjäh- rigen Kongresses der Deut- schen Gesellschaft für Urolo- gie e.V. wieder. Auch der Stand der DGU in der Via Mo- bile 4 in der Messe Dresden nimmt das Motto auf. Zusam-men mit Kooperationspartnern präsentiert sich die DGU auf einem gemeinsamen Stand.Dort ist die zentrale Anlaufstelle für alles rund um die Mitglied-schaft bei der DGU. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine DGU on Demand Stati-on geben. In diesem webcast Archiv finden die Besucher tagesaktuell die Aufzeichnun- gen aus den Vortragssitzungen des Kongresses 2018. Auf dem Portal DGU on De-mand unter www.urologenpor- tal.de sind seit dem Jahr 2010 viele Kongress-Mitschnitte ver-öffentlicht und dauerhaft archi-viert.Der jüngste Zuwachs in der Urologenfamilie ist die Akade-mie GmbH mit dem Internet-auftritt www.uro-tube.de. URO-Tube bietet seinen Nutzern ein breites Spektrum verifizierter Fortbildungsoptionen mit Zu-gang zur Mediathek der DGU, zu Operationsvideos oder zu Webcasts von wichtigen Kon-gressen. Das Highlight des neuen Por-tals sind die interaktiven URO-Tube-live-Webinare. Mit dabei sind auch der Be-rufsverband der Urologen e.V. und die Agentur OpenMinded Gesellschaft für Projektent-wicklung und Realisation mbH, die verantwortlich zeichnet für die Kampagne „Für alle. Für jeden. Für uns.“ Neu ist die Präsenz der Mediathek auf dem DGU-Stand. Die Media-thek ist das „Filmgedächtnis“ der Deutschen Urologen. Ziel der Mediathek ist die Be- reitstellung von Filmbeiträgen zur urologischen Diagnostik und Therapie für die Aus- und Weiterbildung der klinisch täti- gen und niedergelassenen Uro- logen und des Assistenz- und Pflegepersonals der Urologie.

Via Mobile 4:

Herzlich willkommen am DGU- Stand

110 Jahre nach dem ersten Kongress in Wien: Die Deutsche Gesellschaft für Urologie feiert ihren 70. Kongress in DresdenSchon bei ihrer Gründung wude der

September für die wichtigsten urologi- schen Aktivitäten im wissenschaftlichen Austausch ausgewählt. Der erste Kongress wurde für den 2. – 5. Oktober 1907 nach Wien einberufen. Dies lag vor allem an der zeitlichen Orientierung zum Saisonende der Bade- und Kurorte. Da sonst die Teilnah-me der einflussreichen Wildunger, Karlsba-der (heute: Karlovy Vary) und Brückenauer Badeärzte nicht möglich gewesen wäre.Die Gründung der medizinischen Fach-gesellschaft der Urologen, der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. , fällt in den Zeitraum der sich weiter ausdifferenzieren-den naturwissenschaftlich orientierten Medi-zin am Ende des 19. Jahrhundert. Ein wich-tiges Kennzeichen der Professionalisierung und Spezialisierung der Wissenschaften ist das Zusammenkommen wissenschaftlich Gleichgesinnter zum Gedankenaustausch, was im Verlauf die Gründung wissenschaft-licher Fachgesellschaften bedingte.Schon 1867 trafen sich Urologen zum wis-senschaftlichen Austausch auf internatio-naler Ebene im Rahmen der „Allgemeinme-dizinischen Kongresse“, die sich in Folge der zweiten Weltausstellung in Paris etab-liert hatten. Die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie bot ab 1872 operativ tätigen Ärzten im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn sowie in der Schweiz erstmals eine Plattform zum profes-sionalisierten wissenschaftlichen Austausch im deutschsprachigen Raum. Auf der „68. Naturforscherversammlung“ im September 1896 in Frankfurt/Main trafen sich dann ca. 10 – 15 Urologen (u. a. Goldberg, Kollmann, Kümmell, Küster, Kulisch, Nitze, Mankie-witz), wohl auf Anregung des Dresdener Dermato-Urologen Felix Martin Oberländer, mit dem Ziel, „der Gründung einer Urolo- gischen Fachgesellschaft näherzutreten“, ohne jedoch in den nächsten Jahren er-folgreich zu sein. Ein Narrativ hat hier immer wieder den streitbaren Max Nitze im Visier, welches durch neuere Untersuchun-gen bestätigt werden konnte. Im gleichen

Die Gruppe der Gründungsmitglieder der DGU spiegelt innerfachlich die interdiszi-plinäre funktionell-organ-systembezogene Interessenslage mit internationaler Ausrich-tung wider – modern formuliert von And-rologie über die operative Urologie sowie Onkologie bis Zytologie und Schwerpunkten in der Endoskopie und bei minimal invasiven Eingriffen. Sie zeigt anschaulich die einzel-nen, das engere Fach übergreifenden Netz-werke und Kommunikationszusammen- hänge sowie Regionalbezüge der jeweili-gen Protagonisten, mit Schwerpunkten in

Berlin, Wien, München und im Rheinland. Gleichzeitig widerlegt diese heteroge-ne Gruppierung auch die immer noch vertretene These der Abspaltung der Urologie von der Chirurgie. Neben den aus der ope-rativen Medizin/Chirurgie stammenden Vertretern wie James Israel, Leiter der operativen Abteilung des Berliner Jüdischen Kran-kenhauses, Hermann Küm- mel, Hamburg-Eppendorf, Hans Wildbolz, Bern, An-ton Ritter von Frisch, All-gemeine Wiener Poliklinik,

waren ebenfalls Vertreter der Dermato-Ve-nerologie wie Arthur Kollmann, Leipzig, Felix Martin Oberländer, Dresden, der androlo-gisch-sexualwissenschaftlich ausgerichtete Karl Riess, Stuttgart, dabei. Darüber hinaus sind unter den frühen Gründungsmitgliedern auch Vertreter aus der Frauenheilkunde wie Walter Stoeckel, Berlin, aus der Physio-logie bzw. Inneren Medizin wie Alexander von Korányi, Budapest, oder Paul Friedrich Richter, Berlin und besonders die zystosko-pisch-endoskopisch-minimalinvasiv tätigen Ärzte wie Leopold Casper, Robert Kutner, Berlin, Felix Schlagintweit, München, oder Berthold Goldberg, Köln/Bad Wildungen, als Gründungsmitglieder aufgeführt. Der ameri-kanisch-deutsche Wissensaustausch wurde

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gemeinsamen Auftritt von DGU und DFG am diesjährigen Kongress der American Asso- ciation of Cancer Research (AACR) in Chi-cago bereits erfolgreich praktiziert. Weiterhin möchten wir eine DGU-Forschungsoffensive starten und unseren wissenschaftlichen Nach-wuchs dabei unterstützen, DFG-Anträge in hoher Qualität zu stellen. Dafür werden aus den Mitteln der Reinhard Nagel-Stiftung För-dergelder bereitgestellt. Über die Art der För-derung und die Vergabevoraussetzungen wird der DGU-Vorstand noch näher informieren. Um die Forschungsförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft grundsätzlich näher zu beleuchten, wird die DGU dem Thema am

22. Oktober in Frankfurt einen eigenen Aktions-tag widmen. Referenten aus DFG und DGU werden die Voraussetzungen, Möglichkeiten und Chancen einer erfolgreichen Drittmittelein-werbung bei der DFG darlegen. Zudem werden die Themen im Rahmen einer Podiumsdiskus-sion zusammen mit Fragen und Anregungen aus dem Publikum moderiert und erörtert.Die Agenda und ein Anmeldeformular zu unse-rem Aktionstag finden Sie auf unserer Home-page unter http://newsletter.dgu.de/DGU/DFG Aktionstag.pdfDie Teilnahme ist für DGU-Mitglieder kostenlos.

Aktionstag am 22. Oktober: DGU meets DFG

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4 URO ogisch! URO ogisch! 5

Interview zum 70. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU)

Wo steht die individualisierte Medizin in der Urologie?

Audiovisuelle Fortbildung für urologisch tätige Ärztinnen

und Ärzte ist bekanntlich das Ziel von URO-Tube. Highlight des neuen Portals sind die in-teraktiven Live-Webinare, die die Vorteile von personalisierter Wissensvermittlung und Fortbil-

dung am eigenen Rechner per-fekt kombinieren. „Jour fixe“ für die Webinare ist jeweils der vierte Mittwoch im Monat um 18:00 Uhr. Teilnehmer können eigene Fragen stellen und die Diskussion mitge-stalten. Die Webinare werden von den Ärztekammern als Präsenz-

veranstaltung gewertet und mit CME-Punkten zertifiziert. Alles was Urologinnen und Urologen brauchen, um URO-Tube zu nut-zen, ist ein internetfähiger Rech-ner, ein Laptop, Tablet oder auch einfach nur ein Smartphone und ein gutes Netz.

Live-Webinar auf www.uro-tube.de26. September 2018, 18.00 UhrAktuelles vom 70. DGU-Jahreskongress in Dresden

URO-Tube: Das Fortbildungsportal der DGU-Akademie GmbH

1. Herr Prof. Fornara, welchen Stellenwert hat die individualisierte Medizin in der heutigen Urologie?

In der heutigen Urologie hat die individualisierte Medizin ei-nen zunehmend wichtigeren Stellenwert. Die Rolle der indi-vidualisierten oder besser gesagt personalisierten Urologie ist in den letzten Jahren insbesondere in der Uro-Onkologie immer deutlicher geworden und ist heute schon unverzicht-barer Bestandteil einer gezielten Strategie in der urologi-schen Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie.In naher Zukunft wird es möglich sein, bereits vor Beginn einer Behandlung für den jeweiligen Patienten speziell auf ihn abgestimmte maßgeschneiderte therapeutische Ver-fahren auszuwählen. So kann bereits im Vorfeld gezielt er-mittelt werden, ob der Patient ein bestimmtes Arzneimittel gut oder weniger gut verträgt, oder ob das Medikament bei dem Erkrankungstyp des einzelnen Patienten tatsächlich wirksam werden kann. Dazu wird das Verständnis grund-legender Krankheitsmechanismen und molekularer Relais-stellen genutzt, die für Art, Typ, Aggressivität, Spilling- bzw. Metastasierungstendenz eines Tumors usw. verantwortlich sind. Damit lassen sich Therapien gezielt und somit wirksa-mer einsetzen. Im Klartext bedeutet dies, dass wir nicht nur a posteriori, z. B. durch das herkömmliche, hauptsächlich bildgebend gestützte Staging, die therapeutische Effektivi-tät feststellen, sondern diese vorhersagen können.

2. Um welche urologischen Krankheitsbilder geht es konkret? Welche Maßnahmen der personalisierten Medizin werden in Diagnostik und Therapie heute eingesetzt?

Es gibt verschiedene Beispiele: Beim metastasierten Pros-tatakarzinom ist z.B. die AR-V7 Protein-Splice-Variante als prädiktiver Biomarker geeignet, die Patienten zu identifizie-ren, die von der Therapie profitieren. Die In-vivo-Isolierung von zirkulierenden Tumorzellen bei Prostatakrebspatienten, z. B. mit der Anwendung eines antikörperbeschichteten Na-nodetektors, kann den Behandlungserfolg viel früher als die herkömmliche Diagnostik zeigen. Beim Nierenzellkarzinom gibt es ebenfalls eine Reihe von histopathologischen und molekularbiologischen Verände-rungen, die für eine individuelle Prognose von Bedeutung sind. Mittlerweile ist es möglich, Nierenzellkarzinome mit deutlich schlechterer Prognose a priori zu identifizieren und somit das Risikoprofil im Einzelfall besser einzuschätzen. Diese Ansätze ermöglichen eine individuelle Definition des Progressions- bzw. des Metastasierungsrisikos, sodass wir sehr bald in der Lage sein werden, die Sinnhaftigkeit einer adjuvanten Therapie prädiktiv zu definieren. Gerade in der Nutzen-Risikoabschätzung einer adjuvanten Therapie beim Nierenzellkarzinom ist dies verständlicherweise von großer Bedeutung. Auch beim Urothelkarzinom gibt es gute Ansät-ze. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Bestimmung von zirkulierenden Tumorzellen im Blut eine nennenswerte klinische Wertigkeit besitzt. Durch diese sogenannte Liquid Biopsy oder „Flüssigbiopsie“ ist es beim Urothelkarzinom möglich, das progressionsfreie Überleben und das Gesamt-

Ob Früherkennung und Diagnostik oder Therapie und Nachsorge: Per- sonalisierte Präzisionsmedizin gilt als Schlüssel des medizinischen Fort- schritts. Welche Rolle spielt sie in der Urologie? DGU- und Kongress- präsident Prof. Dr. Paolo Fornara steht Rede und Antwort.

überleben sowie insbesondere ein eventuelles therapeuti-sches Ansprechen vor Beginn der Therapie vorherzusagen und nicht erst nach der Therapie. Das heißt, wir haben neue Möglichkeiten beim Tumor-Monitoring und bei der Wahl der Therapie.

3. Welche Hoffnungen sind berechtigt: Geht es für die Patienten um bessere Heilungs- chancen, um mehr Lebensqualität oder um ein kurzfristiges verlängertes Überleben?

Natürlich geht es für die Patienten um eine maßgeschnei-derte und somit bessere Therapie, die Kuration wandelt sich vom generellen Ansatz zu einer objektiven Erwartung. Die Lebensqualität rückt tatsächlich in die Mitte, da wir immer mehr in der Lage sind, die Therapie bezüglich ihrer Wirkung von Fall zu Fall einzuschätzen. Wir müssen dem Patienten nicht mehr belastende Nebenwirkungen zumuten, um erst Monate später, z.B. nach dem nächsten Staging, den Thera-pieerfolg festzustellen – oder leider zu oft – den Misserfolg. Die Abwägung zwischen therapeutischer Effektivität und Nebenwirkungsspektrum weicht einem begründet erwarte-ten Erfolg und lässt Nebenwirkungen in einem anderen Licht erscheinen.

4. Erhalten alle Patienten diese modernen Therapien überall?

Aktuell können die Chancen der personalisierten Urologie an großen Zentren und insbesondere an Kliniken mit aus-geprägter Forschungsaktivität ausgeschöpft werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat ein Maßnahmenpaket zur strategischen Forschungsförderung der personalisierten Medizin aufgelegt. Dieser Aktionsplan „Individualisierte Medizin“ wurde im April 2013 verabschie-

det und umfasst die Bereiche der biomedizini-schen Grundlagenforschung, der Translation und der wissenschaftlichen Verwertung. So kommen an großen Kliniken vermehrt patien-tenspezifische Verfahren zur Geltung, die zum Teil auch dort entwickelt oder mitentwickelt wurden.

5. Beispiel Früherkennung von Prostatakrebs: Kann ein Gentest schon bald Risikogruppen identifizieren, die ein intensiveres Screening benötigen?

Ein Team um Rosalind Eeles vom Institute of Cancer Research in London hat in einem Genvergleich zwischen etwas mehr als 80.000 Männern mit Prostatakrebs und einer Grup-pe von 60.000 Männern ohne Prostatakrebs weitere sogenannte Einzelnukleotid-Polymor-phismen gefunden, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden sind.Bisher wussten wir, dass die Familiarität ein-deutig zu den Risikofaktoren gehört. Durch den Test auf insgesamt 147 Risikogene könn-te bald ein individuelles Screening zum Ein-satz kommen, das es erlaubt, die Zielgruppe mit einem effektiv erhöhten Erkrankungsrisiko noch genauer zu definieren. Damit werden ungerichtete, unnütze und belastende Scree-ningmaßnahmen vermieden. Im Alltag könnte dies bedeuten, dass Männer mit einer familiär bedingten Prädisposition zum Prostatakarzinom eine Speichelprobe abgeben, aber nur bei hohem Risikoscore eine intensivierte Vorsorge erfolgt. Im Übri-

gen hat die Definition der PC-Risikogene eine Chance für die Krebsimmuntherapie aufgetan. Bald könnte es möglich sein, mit dem Gentest Patienten zu identifizieren, die für diese Therapieform infrage kommen. Damit rückt z. B. ein brauchbarer Gentest in greifbare Nähe für einen klinischen Einsatz. Obwohl in der Vergangenheit kompetente und erfahrene Urologen auf empirische Art eine gute persona-lisierte Urologie betrieben haben, indem sie Anamnese, Patientencharakteristika, Risikofaktoren, Krankheitsmerk-male, Heilungschancen und Nebenwirkungen verantwor-tungsvoll und sorgsam abgewogen haben, können heute die Entscheidungspflichten der individualisierten Urologie rational und reproduzierbar herangezogen werden.

6. Würden Sie bereits von einem Paradigmenwechsel sprechen?

Ja, durchaus, denn die personalisierte Medizin hat Ein-zug in das Selbstverständnis der Urologinnen und Urolo-gen gefunden. Der Einzelfall rückt unter Berücksichtigung seiner individuellen Merkmale bei der Früherkennung, der Diagnostik und insbesondere bei der Therapie immer mehr in den Vordergrund. Im klinischen Alltag wird das eben-falls am Beispiel Prostatakrebs sehr deutlich. Die generali- sierte Früherkennung für jeden Mann einmal im Jahr ist längst Vergangenheit, heute geht es um risikoadaptierte Früherkennung in individuell sinnvollen Intervallen und um eine risikoadaptierte Behandlung, die sich an Lebensquali-tät und therapeutischem Erfolg orientiert und von der Active Surveillance über fokale Therapien bis zur radikalen Pros-tataentfernung reicht. Diese Entwicklung ist in der Urolo-gie in Klinik und Praxis an der Tagesordnung und spiegelt sich natürlich auch im Programm der 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie vom 26. bis 29. Sep-tember 2018 in der Messe Dresden.

Um es gleich vorwegzunehmen, der neue Gesetzentwurf zielt nicht auf

eine Erhöhung der Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Stattdessen sollen mit den im Entwurf beschriebenen Maßnah-men die strukturellen und finanziellen Vor-aussetzungen in den Entnahmekranken- häusern geschaffen werden, um die Or-ganspendezahlen nachhaltig zu erhöhen. Bereits in ihrem Koalitionsvertrag hatten Union und SPD vereinbart, eine verbind-liche Freistellungsregelung für Transplan-tationsbeauftragte sowie eine höhere Ver-gütung der Organentnahme zu etablieren. Mitte August berichtete „Report Mainz“ in einem Beitrag in „Warten auf Organ-spenden“, das Bundesgesundheitsminis- terium bestätige, dass Minister Jens Spahn (CDU) bis zum Herbst einen Ge-setzentwurf dazu vorlegen wolle. Mit den geplanten Änderungen sollen „die Strukturen in den Krankenhäusern nachhaltig zugunsten der Organspen-de verbessert werden“, heißt es in dem Schreiben des Ministeriums. Als Grund für die im Beitrag thematisierten rück-läufigen Spenderzahlen führt das BMG „wechselseitige, strukturelle und organi- satorische Schwachstellen“ sowie „Ar-beitsverdichtungen im klinischen Alltag“ an. Auch eine „unzureichende Vergü- tung der Organentnahme“ wird als eine Ursache genannt. Weiter heißt es in der Stellungnahme, Spahn wolle „mehr Verbindlichkeit zur per- sönlichen Auseinandersetzung und Ent-scheidung über die eigene Spendebereit-schaft“ schaffen: „Die Ablehnung einer Organspende soll dabei genauso respek-tiert werden wie die Entscheidung für eine Organspende.“

Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende, GZSOStringentere Organisationsstrukturen in den Krankenhäusern und eine verbesser-te Vergütung der Leistungen der Kliniken rund um Organentnahme und Transplan-tation sollen die Zahl der Organspenden in Deutschland wieder erhöhen. Ein kon-kretes Maßnahmenpaket schnürte das Bundesgesundheitsministerium jetzt mit seinem Entwurf zum Organspendegesetz (Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende, GZSO), das seit dem 31. August 2018 als Referentenentwurf vorliegt.Die strukturellen Änderungen werden im Gesetzentwurf verankert. Ihm zufolge sind verbindliche Vorgaben für die Frei-stellung der Transplantationsbeauftragten geplant, und zwar auf der Grundlage der Anzahl der Intensivbehandlungs- beziehungsweise Beatmungsbetten in den Entnahmekrankenhäusern. Es soll eine Personalstelle nur für das Thema Organ- spende pro 100 Intensivbehandlungs- be-ziehungsweise Beatmungsbetten geben. Hat ein Entnahmekrankenhaus mehr als eine Intensivstation, soll für jede dieser Stationen mindestens ein Transplan- tationsbauftragter bestellt werden, dessen Freistellung dann anteilig erfolgen soll.

Stärkung der TransplantationsbeauftragtenNeben den Stellenvorgaben soll auch die Rolle und die Wertschätzung der Trans-plantationsbeauftragten in den Kliniken generell deutlich gestärkt werden. Im Ein- zelnen sollen die Transplantationsbeauf-tragten künftig dazu ein Zugangsrecht zu den Intensivstationen erhalten und regel- mäßig hinzugezogen werden, wenn Pati- enten nach ärztlicher Beurteilung als Organspender in Betracht kommen. Auch sollen sie uneingeschränkt Einsicht in die Patientenakten nehmen und verantwort-

lich die klinikinternen verbindlichen Ver- fahrensanweisungen erstellen können. Zu- dem sollen sie für eine fachspezifische Fort- und Weiterbildung freigestellt wer- den, deren Kosten die Kliniken tragen.

Bessere Vergütung der EntnahmekrankenhäuserDie sogenannten Entnahmenkranken-häuser werden künftig für den gesamten Prozessablauf einer Organspende bes-ser vergütet. So soll es Grundpauschalen für die Leistungen, die das Entnahme-krankenhaus vor der Spendermeldung erbringt, einschließlich der Leistungen im Zusammenhang mit der Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls, geben. Ferner weitere Pauschalen für die intensiv-medizinische Versorgung und Leistungen bei der Organentnahme; diese werden durch GKV-Spitzenverband, DKG und BÄK festgelegt. Zusätzlich wird es noch einen Ausgleichs-zuschlag für die Abdeckung nicht mess-barer Faktoren im Zusammenhang mit dem Prozess einer Organspende wie der Inanspruchnahme der notwendigen Infrastruktur geben. Die Höhe dieses Zuschlags beträgt das Zweifache der Summe der im jeweiligen Fall berech-nungsfähigen DRG-Pauschalen. Insge-samt würden damit die Entnahmekran-kenhäuser mit den Pauschalen und dem Ausgleichszuschlag, der das Zweifache der Pauschalen beträgt, also den dreifa-chen Betrag der in den DRG-Pauschalen kalkulierten Kosten, erhalten. Kleinere Ent-nahmekliniken werden durch qualifizier-te Ärzte unterstützt. So soll bundesweit bzw. flächendeckend ein neurologischer konsiliarärztlicher Bereitschaftsdienst ein-gerichtet werden.Dieser soll gewährleisten, dass qualifizier-te Ärzte vor allem kleineren Entnahme-krankenhäuser bei der Feststellung des ir-reversiblen Hirnfunktionsausfalls jederzeit auch regional zur Verfügung stehen.Künftig müssen die Kliniken verbindliche Verfahrensanweisungen erarbeiten, mit der die Zuständigkeiten und Handlungs-abläufe für den gesamten Prozess der Or-ganspende festgelegt werden.

Potentielle Organspender besser erkennen und meldenNach dem Referentenentwurf soll ein flä-chendeckendes Berichtssystem zur Qua-litätssicherung bei der Spendererkennung und Spendermeldung eingeführt werden. So werden Kliniken verpflichtet, anonymi-sierte Daten an die Koordinierungsstelle zu übermitteln, die eine retrospektive Analyse aller Todesfälle mit primärer und sekundär-er Hirnschädigung ermöglicht. Dabei sollen insbesondere auch die Gründe für eine nicht erfolgte Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls bewertet werden. Die Daten sollen von der Koordinierungsstelle ausgewertet, die Ergebnisse den jeweiligen Entnahmekrankenhäusern und den zu- ständigen Landesbehörden zur Verfügung gestellt und veröffentlicht werden.Die Deutsche Stiftung Organtransplan-tation als Koordinierungsstelle soll nach dem Gesetzentwurf Kliniken unterstützen und beraten. Insbesondere auch die Bera-tung der Transplantationsbeauftragten bei der Auswertung der Todesfälle mit primä-rer und sekundärer Hirnschädigung und bei der Verbesserung krankenhausinter-ner Abläufe im Organspendeprozess soll durch die DSO erfolgen.Der Gesetzentwurf sieht auch eine bes-sere Betreuung der Angehörigen der Or-ganspender vor. So soll der Austausch zwischen den Organempfängern und den Angehörigen der Organspender in Form anonymisierter Schreiben verbindlich ge- regelt werden.

Organspende:

Das steht im Gesetzesentwurf

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‚‚Ein guter Mann wird stets das Bessere wählen.‘‘Euripides (480 v. Chr.)

1 Deutschland hat in der Transplantationsmedizin international den Anschluss verloren – zumindest, was das Engagement für die Organspende und die Transplantationsergebnisse betrifft. 2 Alle Anstrengungen der letzten Jahre, die Organspende zu steigern, haben nichts bewirkt. 1998 spen-deten 1.111 Bundesbürger postmortal Organe, 2017 nur noch 797. 2011 stellten 795 Bundesbürger als Lebendspender Nieren zur Verfügung, 2017 nur noch 557. Es braucht einen anderen Ansatz als bisher. 3 In Deutschland ist man stolz darauf, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt zu haben. Trotz aller medizinischen, logistischen und finanziellen Ressourcen liegt Deutschland bei der Organspende aber nur auf Platz 30 – hinter dem Iran, vor Rumänien und Bulgarien. Auch in Europa ist Deutschland Schlusslicht: In Spanien kommen auf eine Million Bürger im Schnitt 44,5 Spender, in den Niederlanden – bislang noch ohne Widerspruchslösung – 14,3. In der Bundesrepublik sind es 9,8 Spender auf eine Million Einwohner. Das ist nicht länger hinnehmbar. 4 Anfang 2017 standen innerhalb des Verbunds Eurotransplant bereits fast 15.000 Menschen auf den Wartelisten für ein Organ. Im Lauf des Jahres wurden weitere knapp 11.000 auf die Warteliste gesetzt – zusammen also rund 26.000 Menschen. Gespendet wurden in diesem Jahr genau 6.636 Organe, darunter 3.126 Nieren. Allein in Deutschland hätten aber 7.677 Patienten auf der Warteliste eine intakte Niere benö-tigt. Ein Verbund wie Eurotransplant erfordert auf Dauer Gerechtigkeit und Solidarität – von allen, nicht nur von Deutschlands Nachbarländern. 5 Fast ein Viertel der Transplantierten hierzulande hat acht Jahre oder länger auf ein neues Organ gewar-tet. Diese lange Wartezeit verschlechtert erst den Gesundheitszustand und dann das Transplantationser-gebnis. Auch deshalb muss man mehr Menschen für eine Spende gewinnen. 6 Es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Dialyse selbst in einem hochwertigen Gesundheitssystem einen vollwertigen Ersatz der verlorengegangenen Nierenfunktion darstellen kann. Sie kann Leben erhalten, aber keine Gesundheit wiederherstellen. Dialyse ist verbunden mit Einschränkungen beim Essen und Trinken, einer lebenslangen Medikamenteneinnahme, Folgeerkrankungen sowie weiteren persönlichen Einschrän-kungen wie Impotenz und Unfruchtbarkeit. 7 Die Immunsuppression als Bedingung für ein dauerhaftes Leben mit einem fremden Organ hat sich kon-tinuierlich verbessert. Sie ist auch nicht risikolos für Patienten, vor allem nicht in den ersten Monaten nach einer Transplantation. Doch dauerhaft ist das Sterberisiko nach einer Transplantation nur halb so hoch wie das von Patienten auf der Warteliste für ein Organ. 8 Die Zeit ist reif, in Deutschland die Widerspruchslösung einzuführen oder zumindest eine verpflichtende Erklärung von allen erwachsenen Bürgern zu verlangen und zu dokumentieren, wie sie persönlich zur Organspende stehen. Eine Pflicht zur Organspende darf es nie geben – wohl aber die Pflicht, seine per-sönliche Haltung dazu zu erklären. 9 Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass die Widerspruchslösung allein zu wenig bewirkt. Es braucht ein ganzes Maßnahmenpaket zur Verbesserung von Organspende und Organtransplantation. Dazu gehört ein stärkeres Engagement der Krankenhäuser, allem voran der Universitätskliniken. Sie trans-plantieren heute den Großteil der Organe, entnehmen sie jedoch nur selten. Dazu gehört eine ausreichende Finanzierung nicht nur von Transplantationen, sondern auch von Organentnahmen. Dazu gehört eine öf-fentliche Wertschätzung von Spendern, die sich unter anderem in einer ausreichenden Absicherung über die Kranken- und Rentenversicherung niederschlägt, sowie eine gestaffelte aufwandsgerechte Vergütung. 10 Die aktuellen Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz der Länder weisen darauf hin, dass ein Prozess des Umdenkens begonnen hat. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, auf den Engpass an Organspenden mit einem Gesetzentwurf zu reagieren. Beides ist zu begrüßen.

Zehn Thesen und Forderungen der DGU zur Organspende

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Page 4: UROlogisch · 2 URO ogisch! URO ogisch! 3 Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-

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URO ogisch! 76 URO ogisch!

Als erste medizinische Fachgesell-schaft in Deutschland hat die DGU

mit den Wolfgang Lutzeyer-Forschungs-stipendien ein eigenes Forschungsför-derprogramm nur für in der Urologie forschende Naturwissenschaftler ein-geführt. Diese werden parallel zu den seit 2010 etablierten Ferdinand Eisen-berger-Forschungsstipendien vergeben. Ziel des Stipendiums ist es, begabten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern zum Ende ihrer Promotions- oder Postdoc-Phase die Möglichkeit zu geben, ihre For-schungsarbeiten im Labor ihrer urolo-gischen Klinik fortzuführen, eine Publi-kation zu schreiben und einen eigenen Drittmittelantrag zur Einreichung bei einer öffentlichen Förderinstitution aus-zuarbeiten. Die DGU möchte mit diesem Stipendium grundlagenwissenschaftlich orientierten Kandidaten eine Chance und Perspektive innerhalb ihres For-schungsbereichs und am Standort ihrer aktuellen Klinik bieten, um die urologi-sche Forschung in Deutschland für die-se Zielgruppe attraktiver zu gestalten.

Erster Lutzeyer-Stipendiat 2018 qualifiziert

2018 konnte sich als erster Lutzeyer- Stipendiat Dr. rer. nat. Jochen Rutz aus Frankfurt a. M. mit seinem Forschungs- vorhaben zum Stellenwert des Natur- stoffes Sulforaphan in der Therapie des chemoresistenten Harnblasenkar- zinoms unter den Bewerbungen durch- setzen. Die Projektskizze wurde in der August-Ausgabe von „Der Urologe“ publiziert. Offiziell verliehen wird das erste Lutzeyer-Stipendium auf dem DGU-Kongress in Dresden im Rahmen des Forums „Förderprogramme der DGU“ am 27. September 2018. Bereits im nächsten Jahr startet die For-schungsförderung der Deutschen Ge-sellschaft für Urologie ein weiteres Projekt: 2019 wird ein „Ernst von Für- stenheim“-Versorgungsforschungsför-derprogramm neu aufgelegt werden. Weitere Informationen und Ausschrei- bungsbedingungen werden demnächst veröffentlicht und stehen auf www.dgu- forschung.de online zur Verfügung.

Wolfgang Lutzeyer-Stipendien:

DGU baut Forschungsförderung aus

www.info-blasenkrebs.deNEUE PERSPEKTIVEN BEI BLASENKREBS

Was bedeutet die Diagnose Blasenkrebs? Wie erkennt und behandelt man ihn? Das Patientenportal informiert Betroffene leicht verständlich über die Erkrankung: mit Basisinformationen, Expertenwissen, Erfahrungsberichten und praktischen Hilfestellungen.

BLASENKREBS – WAS NUN?

Vom 4. bis 6. April 2019 wird im Ho-tel Holiday Inn Berlin im Rohrdamm

80 in der sogenannten Siemensstadt, Berlin-Charlottenburg UroAktuell statt- finden. Bereits zum siebten Mal treffen sich bei UroAktuell Urologen aus Klinik und Praxis, um die aktuellen Entwick- lungen in ihrem Fachbereich zu dis-kutieren und vorzustellen. Zum ersten Mal trafen sich die Urologen 2012 in Dresden. Stationen in Heidelberg und Mannheim waren auch Tagungsorte. Ab sofort soll die Frühjahrstagung der deutschen Urologen immer in Berlin durchgeführt werden, um mit Blick auf die verkehrstechnisch optimale Lage mög-lichst vielen Interessierten in dieser Hin-sicht optimale Bedingungen zu schaffen.Wie in jedem Jahr liegt die Zielsetzung des Programms auch 2019 in der Aktualisie- rung praxisrelevanten urologischen Wis- sens, mit dem Fokus auf den urologi- schen Neuerungen des letzten Jahres. So werden beispielhaft aktuelle Studiener- gebnisse anhand von praktischen Fall- beispielen in die klinische Anwendung überführt. Die Referentinnen und Refe-renten sind herausragende Experten aus den Arbeitskreisen der DGU und garantie-ren für Fortbildung auf höchstem Niveau. Für die Einordnung neuer Erkenntnisse ist ausdrücklich die aktive Beteiligung des Publikums in der Diskussion von

Vorträgen und Fällen gewünscht. Vor dem Kerncurriclum finden am Donnerstag, dem 4. April 2019, bereits mehrere hoch- wertige Seminare und Kurse statt. Der Arbeitskreis Andrologie ist wieder mit zwei Themen vertreten: als Andrologie- seminar sowie als Spermiogrammkurs. Der Arbeitskreis Bildgebende Systeme trägt mit einem dreigeteilten Sonogra- phiekurs (Grundlagen / Urologie der Frau / -TRUS) mit reichlich Gelegenheit zu praktischen Übungen bei. Das Seminar des Arbeitskreises Funk- tionsdiagnostik und Urologie der Frau ver- mittelt Wissenswertes zur Urodynamik. Die Sektion TeamAkademie wird darüber hinaus am Freitag eine Fortbildung für urologisches Assistenzpersonal anbieten. Insgesamt deckt die Veranstaltung alle relevanten Fortbildungsbereiche inner-halb des urologischen Fachgebietes ab. Unterstützt wird sie dabei von den Arbeitskreisen und den Sektionsaka-demien der Akademie der Deutschen Urologen.Der Vorstand der DGU und viele Arbeits-kreise der Akademie nutzen die Tagung in Dresden für ihre internen Geschäftssitzun-gen. Damit bietet UroAktuell 2019 neben einer exzellenten Fortbildungsmöglichkeit auch eine hervorragende Plattform des direkten Austauschs mit Experten aus allen Bereichen der Urologie.

News rund um die Urologie, Pres- semitteilungen der Fachgesell-

schaft, Pushmeldungen, Ansprech-partner, Social Media Nachrichten und ein geschlossener Mitglieder- bereich: Die Smartphone App der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) ist seit kurzem am Start und bietet Mitgliedern und interessier-ten Partnern einen direkten Draht zur Information und Interaktion, der dank Smartphone im Pocket-Format immer dabei ist. Mit der neuen App stellt der DGU-Vorstand den Mitgliedern neben den klassischen Informationsmedien und der bekannten DGU-Kongress-App nun ein weiteres zeitgemäßes Tool zur Verfügung, das mit seinen Funktionen und verschiedenen Mo-dulen u. a. die zielgruppenorientierten Informationen und vor allem die In-teraktion in der Urologie erleichtert – und das nicht nur per Tweet oder über Facebook. Im Mitgliederbereich stehen zum Beispiel Chatforen für Lehrstuhlinhaber, Leitende Kranken-hausärzte, Fach-/Oberärztinnen, As- sistenzärzte/ärztinnen oder UroFors zur Verfügung. Weiter werden im ge-schlossenen Mitgliederbereich u. a. Termine und Fachzeitschriften wie „Der Urologe“ oder „Urologia Inter-nationalis“ online angeboten. Eine interaktive Mitgliederliste erlaubt den schnellen Anruf oder die E-Mail an die Kollegin/den Kollegen mit zwei Klicks. Den Erfolg der kostenfreien App haben die DGU-Mitglieder buch-stäblich selbst in der Hand, denn sie entscheiden, wie stark das neue Angebot der DGU genutzt wird und können es mit Leben füllen. Den Praxistest der Pressestelle jedenfalls hat die DGU-App aus dem Hause vmapit GmbH bestanden: Ein rei-bungsloser Download und schnelle Seitenaufrufe versprechen eine hohe Benutzerfreundlichkeit.

Mitglieder-App „DGU – Deutsche Gesellschaft für Urologie“kostenfrei im App Store oder bei Google Play

Die DGU-App ist für iOS (iOS 8.0 oder neuer) und Android programmiert, hat eine Größe von 13.4 MB, ist kompati-bel mit iPhone, iPad und iPod touch und kann unter dem Namen „DGU – Deutsche Gesellschaft für Urologie“ im App Store oder bei Google Play kostenfrei geladen werden.Login-Informationen zum Mitglieder-bereich erhalten DGU-Mitglieder in der Düsseldorfer Geschäftsstelle un-ter Telefon 0211/516096-0 oder ganz persönlich auf dem DGU-Stand auf dem 70. Kongress der Fachgesell-schaft in Dresden.

Die DGU immer dabei:

Mitglieder-App fürs Smartphone

Deutschland hat in der Transplantati-onsmedizin den internationalen An-

schluss verloren – zumindest, was das Engagement für die Organspende und die Transplantationsergebnisse betrifft. „Wir sind heute in der Lage, medizinisch, chirurgisch, logistisch und technisch alles Nötige zu leisten, aber wir können es nicht, weil uns zu wenig Organe zur Ver-fügung stehen“, kritisierte Prof. Dr. Paolo Fornara, Präsident der Deutschen Gesell-schaft für Urologie (DGU), beim Parlamen-tarischen Abend seiner Fachgesellschaft Anfang Juli in Berlin. Die Gesundheitsminis-terkonferenz der Länder (GMK) hat im Juni mehrere Beschlüsse zum Thema Organ-spende gefasst. Hintergrund: In Deutsch-land gilt bislang die Entscheidungslösung. Nach dem Transplantationsgesetz sollen insbesondere die Bundeszentrale für ge- sundheitliche Aufklärung und die Kran-kenkassen die Bundesbürger über Mög-lichkeiten der Organspende aufklären. Niemand kann jedoch bislang verpflich-tet werden, seine Entscheidung in Form einer persönlichen Erklärung abzugeben.Dass die GMK unter anderem einstimmig für eine verpflichtende Erklärung oder die Widerspruchslösung bei der Organspende votiert habe, sei sehr erfreulich, so For-nara. Finanzielle Aufwendungen in diesem Bereich müssten gestaffelt und aufwands- gerecht erfolgen. Vorschläge hierzu im

Organspende: Systemkorrekturen bei der OrganspendeParlamentarischer Abend der DGU

Menschen eine Chance geben – unter diesem Leitmotiv bündelt der Film

der DGU die wichtigsten Argumente für Korrekturen im Organspendesystem, gibt in Kurzinterviews Einblicke in die zentra-len Positionen und fängt immer wieder in Bildern die Atmosphäre des Abends in den Räumen der Deutschen Parlamenta-rischen Gesellschaft ein. Er war geprägt von offenem Austausch, Betroffenheit über die Unzulänglichkeiten in Deutsch-land und der Suche nach zukunftsweisen-den, mehrheitsfähigen Lösungen. In Deutschland warten rund 10.000 Men-schen auf ein Spendeorgan, erfährt man. Und zwar oft sehr viele Jahre lang. Denn viele Bundesbürger befürworten zwar die Spende, doch nur sehr wenige sind Organspender. Die Ausgangslage – die gel- tende Entscheidungslösung – wird knapp erklärt. Auch die unzureichenden Rah- menbedingungen an den 1.200 Entnah- mekliniken werden angesprochen. Im Kurzinterview erläutert DGU-Präsident Prof. Dr. med. Paolo Fornara, warum Deutschland den internationalen Anschluss verloren hat und hier jährlich auf eine Million Einwohner gerade einmal 9,7 Spen-der kommen, in Spanien hingegen 44. Und er thematisiert die Folgen. Längere Wartezeiten verschlechtern die Transplan- tatfunktion: „Ein Patient, der länger wartet, bekommt faktisch die schlechtere Therapie.“ DGU-Vizepräsident Prof. Dr. Oliver W. Hakenberg informiert, dass in Deutschland fünf bis 15 Prozent der Patienten mit ei-nem Organbedarf auf der Warteliste ster-ben – und dass auch eine moderne Dialyse niemals Ersatz für funktionierende Nieren sein kann: „Dialyse sorgt für Entgiftung, er-setzt aber nicht alle anderen Funktionen der Niere. Wenn wir mehr Organspenden hät-ten, könnten wesentlich mehr Menschen gerettet werden durch eine Transplanta-tion.“ Dr. Undine Samuel, Medizinische Direktorin bei Eurotransplant, erklärt im Film, worin die Vorzüge eines Verbundes wie Eurotransplant bestehen, und bestä- tigt: In Deutschland sind die Spendezahlen sehr nach unten gegangen. Dabei kostet allein die Information über die Entschei-dungslösung, zu der Krankenkassen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung per Gesetz verpflichtet wurden, pro Jahr zweistellige Millionenbeiträge. Zeit, etwas zu ändern – so die Botschaft des DGU-Films, der auf www.urologen-portal.de anzusehen ist.

Parlamentarischer Abend:

Der Film

Positionspapier „Prozes- se optimieren – Organ- spende in Deutschland stärken“ der AG Gesund-heit der CDU/CSU-Frak-tion im Bundestag gingen in die richtige Richtung. Auch mehr Anstrengun-gen zur Steigerung der

Spenderzahlen zu unternehmen, sei hilf-reich: „Das Thema Widerspruchslösung ist es, was viele aufhorchen lässt. Aber man braucht ein ganzes Paket von Systemkor-rekturen, damit Deutschland nicht weiter das Schlusslicht bleibt.“ Dazu müssen nach Überzeugung des DGU-Präsidenten endlich die notwendigen Gesetzesände-rungen vorgenommen werden. In Deutsch-land war die Zahl der postmortalen Organ-spender im Jahr 2017 mit 797 Spendern niedriger als 20 Jahre zuvor. Auch bei den Lebendspenden von Nieren ist ein Ab-wärtstrend zu verzeichnen. Hinzu kommen lange Wartezeiten auf ein neues Organ und eine unzureichende Nachsorge: Wäh-rend im Schnitt 80 Prozent aller postmortal gespendeten Nieren fünf Jahre nach der Transplantation noch funktionieren, sind es in Deutschland nur 70 Prozent. „In einem Land, in dem man häufig behauptet, es habe eines der besten Gesundheitssyste-me weltweit, muss uns das zum Nachden-ken anregen“, sagte der DGU-Präsident.Dass die Dialyse auf Dauer keine gleich- wertige Alternative für Nierenkranke ist, verdeutlichte DGU-Vizepräsident Prof. Dr. Oliver W. Hakenberg: „Sie kann Leben erhalten. Es bleiben aber vielfältige Ein-schränkungen“. Dazu zählten die Be-grenzungen bei der Trinkmenge und bei Nahrungsmitteln, die lebenslange Medika-menteneinnahme, die Entstehung chroni-

scher Krankheiten sowie Folgen wie Im-potenz und Unfruchtbarkeit. Hakenberg plädierte wie Fornara für die Einführung ei-ner Widerspruchslösung: „Niemand sollte gezwungen werden, seine Organe zu spenden, aber sehr wohl, sich zu ent-scheiden“, sagte er beim Parlamentari-schen Abend. „Das halte ich zum Wohl der Allgemeinheit nicht für zu viel verlangt.“ Die DGU hatte Anfang des Jahres auf publizierte Daten hingewiesen, wonach Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig postmortale Organspenden vor-weisen kann. Man rangiere noch hinter dem Iran und vor Rumänien, hatte Fornara kritisiert. Die DGU hatte sich schon im Februar für die Einführung der Wider-spruchslösung ausgesprochen, auch um Angehörige zu entlasten. „Erfahrungen besagen, dass in Deutschland etwa 40 Prozent der möglichen Organspenden ab-gelehnt werden, weil die Hinterbliebenen nicht wissen, wie sich ihr verstorbener Angehöriger entschieden hätte“, erläuter-te der DGU-Präsident seinerzeit. Darüber hinaus muss nach Ansicht der DGU die Arbeit der Transplantationsbe-auftragten besser unterstützt werden. „Transplantationsbeauftragte sind das Bindeglied zwischen Entnahmekranken-häusern und der Deutschen Stiftung Or-gantransplantation. Ihre Tätigkeit wird aber durch Landesrecht unterschiedlich geregelt. Hier bedarf es einer bundesein-heitlichen Lösung: Qualifikation, Ausge-staltung der Aufgabe, Zuständigkeit und Weiterbildung müssen einheitlich sein“, so Fornara. Auch hier setze das Positions-papier der Union mit dem Vorschlag einer Freistellungslösung für Transplantations-beauftragte ab einer gewissen Größe des Krankenhauses Impulse.

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Am 3. Juli in Berlin: Dr. Undine Samuel, Medizinische Direktorin bei Eurotransplant, und DGU-Vizepräsident Prof. Dr. Oliver W. Hakenberg

Aktuelles und Praxisrelevantes:UROAktuell 2019 in Berlin

04. bis 06. April 2019, Berlin

TAGUNGSORT:

Hotel Holiday Inn Berlin - City West

Rohrdamm 80

13629 Berlin

Titel

UroaktUell 2019Aktuelles und Praxisrelevantes in der Urologie

Vorprogramm

Page 5: UROlogisch · 2 URO ogisch! URO ogisch! 3 Jahre 1896, einen Monat später, wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet. Bereits 1886 war die re-

8 URO ogisch!

ImpressumVerantwortlicheHerausgeber:Prof. Dr. Oliver W. HakenbergProf. Dr. Maurice Stephan MichelProf. Dr. Christian WülfingDeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.Nestorstraße 8-910709 BerlinRedaktion:Franziska EngehausenSabine M. GlimmBettina-C. WahlersAutoren:Christoph BeckerFranziska EngehausenPaolo FornaraSabine GlimmOliver W. HakenbergAndreas KahlmeyerFriedrich H. MollFrank PetersilieSabine RieserJanine WeibergBernd WullichGrafik:Barbara SaniterDruck:Lieblingsdrucker GmbHAuflage:9500 ExemplareAusgabe:2 / 2018 – September

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Zeit zum Leben

Die Zeichen stehen auf Grün: Die Ständige Impfkommission (STIKO)

des Robert Koch-Instituts hat in diesem Sommer ihre Empfehlung zur HPV-Imp-fung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren beschlossen, und im Herbst wird die Aufnahme in die Schutzimpfungs- richtlinie durch den Gemeinsame Bun- desausschuss (G-BA) und damit die Kostenübernahme durch die Gesetz- licheKrankenversicherung erwartet. Damit erhalten die Verantwortlichen im Gesundheitswesen – zwölf Jahre nach der Impfempfehlung für Mädchen und anhaltend schlechten Impfraten – eine zweite Chance, die historisch einma- lige Impfung gegen Krebs erfolgreich zu implementieren und mit einer geschlechtsneutralen Krebsprävention jährlich rund 6.250 HPV-bedingte Krebserkrankungen bei Frauen und 1.600 HPV-bedingte Karzinome bei Männern zu verhindern.Die Deutsche Gesellschaft für Urolo-gie will diese Chance in Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen und anderen Partnern wie der STIKO und der Ärztlichen Gesell-schaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF) konsequent nutzen und star-tet im November 2018 eine Urologi-sche Themenwoche zur HPV-Impfung für Jungen. Für die inzwischen vierte Auflage des erfolgreichen Aufklärungs-formats werden erneut Flyer, Poster, Informationsvideos und Experten-Inter-views produziert und der allgemeinen

Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Urologinnen und Urologen sind dann wieder gefragt, die Aktionen der DGU bundesweit mitzutragen und vor Ort umzusetzen: mit Interviews in der Lo-kalpresse, Aktionen in Schulen oder Info-Tagen, Postern und Flyern in ihren Praxen und Kliniken. Weitere Informationen zur Urologischen Themenwoche „HPV-Impfung für Jun- gen“ finden Interessierte demnächst auf www.urologenportal.de

Bundesweite Aktionen:Urologinnen und Urologen vor Ort sind gefragt

Parallel dazu intensivieren DGU und Berufsverband ihre Anstrengungen, mit Fortbildungen zu HPV-bedingten Er-krankungen, zur Jungensprechstunde in urologischen Praxen und Kliniken sowie Impfkursen die notwendigen Versorgungsstrukturen für eine erfolg-reiche Jungenimpfung in der Breite zu etablieren. Dazu zählt auch eine aktuelle Lite-raturempfehlung für die November-Ausgabe von „Der Urologe“ mit einem Beitrag zur HPV-Impfung von Univ.-Prof. Dr. rer. nat. et med. habil. Stefa-nie J. Klug, MPH, Ordinaria Lehrstuhl für Epidemiologie, Technische Univer- sität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften so- wie Mitglied der Arbeitgruppe HPV – Humane Papillomviren der STIKO.

HPV-Impfung für Jungen:

4. Urologische Themenwoche im Herbst 2018

Harnsteinerkrankungen sind eine Volkskrank-

heit und eines der häufig-sten Krankheitsbilder in der Urologie. Kein Wunder, dass sich die DGU-Broschüre „Was tun gegen Harnstei- ne?“ zu einem veritablen Dauerbrenner entwickelt hat. Nach ihrem ersten Erschei- nen im Jahr 2010 wurde jetzt die Broschüre gestalte-risch überarbeitet. Ab sofort kann die Patien-teninformation „Was tun gegen Harnsteine?“ wie ge- wohnt online im Urologen- portal unter www.urologen- portal.de > Bereich „Fach-besucher“ > „Service“ be-stellt werden.

Druckfrisch und in neuer Optik:Patienteninformation „Was tun gegen Harnsteine?“

Seit Juli 2018 läuft die Rekrutie-rung für die Evaluationsstudie

zur Entscheidungshilfe Prostatakrebs (EvEnt-PCA). Bundesweit sollen in-nerhalb eines Jahres 1500 Patienten in 150 urologischen Praxen und Klini-ken einbezogen werden.Die Entscheidungshilfe Prostata-krebs der PatientenAkademie der Deutschen Urologen hat sich als Al-ternative zu herkömmlichen Broschü-ren etabliert. Als multimediale Online-Information zum nicht metastasierten Prostatakarzinom kann sie vielleicht besser bei der leitliniengerechten Behandlungsentscheidung unterstüt-zen. Auch Patienten mit wenig EDV-Erfahrung können sich hier mit etwas Hilfe informieren – viele nutzen das Angebot z.B. gemeinsam mit ihrer Partnerin. Der Studienablauf fügt sich reibungslos in die alltägliche Routine-

versorgung ein: Nach der Erstdiag-nose werden die Patienten zufällig zur Nutzung der Entscheidungshilfe Prostatakrebs zugeteilt oder sie er-halten die gedruckte Patientenleitli-nie Prostatakrebs (Kontrollgruppe). Für Ärzte sind zwei, für Patienten drei Erhebungszeitpunkte vorgese-hen. Die Aufwandsentschädigung für Ärzte beträgt 120 Euro pro Proband. Primärer Endpunkt ist der leitlinien-gerechte Einsatz eines zuwartenden Vorgehens. Weitere Informationen und zwei kurze Videos zum Studienablauf finden Sie hier: https://www.uniklinikum-dres-den.de/event-pcaInteressierte Studienärzte können sich gerne beim Studienbüro melden: SMG Forschungsgesellschaft, Tel: 030-28445000, Mail: [email protected]

Engagieren Sie sich für Patientenorientierung und Versorgungsforschung!

Eine Patienteninformation

des Arbeitskreises Harnsteine

der Deutschen Gesellschaft

für Urologie e.V.

WAS TUN GEGEN HARNSTEINE?

www.urologenportal.de

Das Zweitmeinungsprojekt der DGU und der Deut-schen Hodentumor Studiengruppe wurde Anfang September mit dem MSD Gesundheitspreis 2018 ausgezeichnet. Zur Preisverleihung sprach Prof. Friedrich-Wilhelm Schwartz, ehemaliger Vorsitzen-der des Sachverständigenrates Gesundheit und Mitglied der Preis-Jury, aus seiner Laudatio: „Die Einholung einer medizinischen Zweitmeinung vor der Therapieentscheidung bei schwierigen, riskan-ten oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen wurde im deutschen Gesundheitswesen seit 2003

wiederholt propagiert. Zunächst ging es dabei da-rum, den mündigen Patienten das Recht zu ver-schaffen, durch die Einholung einer weiteren ärztli-chen Stellungnahme zu einem breiter abgesicherten Urteil zu gelangen. Dabei liegt die Initiative ganz klar beim Patienten. Das Nationale Zweitmeinungspro-jekt Hodentumoren geht hier einen völlig anderen Weg. Der Urologe, der aufgrund der geringen Inzi-denz nur wenige Patienten mit Hodentumoren pro Jahr behandelt, holt selbst eine Zweitmeinung bei einem hochqualifizierten Netzwerk ein – routine-

mäßig, kostenlos und innerhalb von 24 Stunden.“ Das schon seit Jahren erfolgreich laufende Projekt wurde im Jahr 2017 noch neu strukturiert. Um die Zweitmeinung noch professioneller durchzuführen, hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse, dem aQua-Institut sowie der Deutschen Hoden-tumor Studiengruppe eine neue Plattform www. hodentumor.zweitmeinung-online.de erstellt. Das Portal steht allen Patienten, egal welcher Kranken-kasse, offen und soll auch so genutzt werden.

MSD Gesundheitspreis 2018 für Nationales Zweitmeinungsportal Hodentumor