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Bachelorarbeit zu dem Thema US-amerikanische Außenpolitik im Iran-Konflikt Eine Rekonstruktion regierungsamtlicher Deutungsmuster und Dispositive zwischen 1999 und 2012 von Andreas Weiß zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang Sozialwissenschaften an der Universität Augsburg Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung Erstgutachter: Dr. Ulrich Roos Zweitgutachter: Dr. Andreas Bock Augsburg, den 26.6.2012

US-amerikanische Außenpolitik im Iran-Konflikt · Grundzüge der Iran-Politik von Seiten der USA über die vergangenen Regierungsperioden dargelegt werden. Besonderer Fokus liegt

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BachelorarbeitzudemThema

US-amerikanischeAußenpolitikimIran-KonfliktEineRekonstruktionregierungsamtlicherDeutungsmusterundDispositivezwischen1999und2012

vonAndreasWeiß

zurErlangungdesakademischenGradesBachelorofArts(B.A.)

imStudiengangSozialwissenschaften

anderUniversitätAugsburg

Philosophisch-SozialwissenschaftlicheFakultät

LehrstuhlfürPolitikwissenschaftmitSchwerpunktFriedens-undKonfliktforschung

Erstgutachter:Dr.UlrichRoosZweitgutachter:Dr.AndreasBock

Augsburg,den26.6.2012

I

AbstractDas iranische Atomprogramm beschäftigt seit mehreren Jahrzehnten Akteure in der

Weltpolitik. In dieser von Unsicherheit und Wahrnehmungsdifferenzen geprägten

ProblemstellungzeigtsichdeutlichdieanhaltendeRelevanzvonNuklearsprengköpfen

als strategisches Instrument auf der Weltbühne. Mit einer sozialkonstruktivistischen

PerspektiveentstandindieserArbeiteineDiskursanalyse,inwelcherdieSichtweiseder

Vereinigten Staaten auf den Atomkonflikt mit dem Iran für die zurückliegenden

dreizehn Jahre rekonstruiert wurde. Dabei wurden mit Anwendung der Grounded

Theory die zentralen Deutungsmuster der amerikanischen Regierung interpretativ

erschlossen,indemoffizielleundöffentlicheSprechakteeinemmethodischgesicherten,

rekonstruktionslogischen Deutungsprozess unterzogen wurden. Auch die

ObjektivierungendesDiskurseswarenGegenstandderBetrachtung.

II

Inhaltsverzeichnis

1Einleitung........................................................................................................................................11.1DieCausaIraninderWeltpolitik....................................................................................................................11.2FragestellungundErkenntnisinteresse.......................................................................................................2

2Forschungsstand..........................................................................................................................42.1GrundzügeUS-amerikanischerAußenpolitikimIran-Konflikt.........................................................42.2DasiranischeAtomprogrammalsweltpolitischeProblemstellung..............................................102.3ZwischenfazitzumForschungsstand..........................................................................................................15

3TheorieundMethode..............................................................................................................163.1DieWissenssoziologischeDiskursanalyse................................................................................................163.1.1DersozialkonstruktivistischeAnalyserahmen.....................................................................................183.1.2DeutungsmusterundDispositive...............................................................................................................21

3.2GroundedTheoryalsrekonstruktionslogischeMethode...................................................................223.2.1DieTriadederanalytischenOperation...................................................................................................243.2.2VomUmgangmitGütekriterien.................................................................................................................28

3.3ZwischenfazitzumtheoretischenundmethodischenRahmen.......................................................31

4Analyse.........................................................................................................................................324.1ErläuterungdesForschungsdesigns............................................................................................................324.2US-amerikanischeDeutungsmusterzwischenKontinuitätundWandel...................................364.2.1SicherheitserosionenaufregionalerundglobalerEbene...............................................................374.2.2InternationaleKooperationinderKonfliktbearbeitung................................................................434.2.3Strategie-undHandlungsmuster..............................................................................................................474.2.4DasiranischeRegimeunddieRollederZivilbevölkerung..............................................................53

4.3Dispositivstrukturen..........................................................................................................................................58

5Fazit...............................................................................................................................................655.1ZusammenfassungundBeantwortungderFragestellung.................................................................655.2ReflektionundSchlusswort.............................................................................................................................67

Quellenverzeichnis......................................................................................................................69I.Literatur.......................................................................................................................................................................69II.Datenmaterial..........................................................................................................................................................74

1Einleitung

1

1Einleitung

“Everyman,womanandchildlivesunderanuclearswordofDamocles,hangingbytheslenderestofthreads,

capableofbeingcutatanymomentbyaccident,ormiscalculation,orbymadness.Theweaponsofwarmustbeabolishedbeforetheyabolishus.”

JohnF.Kennedy1961

“Ifmendefinesituationsasreal,theyarerealintheirconsequences.”Thomas,W.I/Thomas,D.S.1928

1.1DieCausaIraninderWeltpolitik„Let there be no doubt: America is determined to prevent Iran from getting a nuclear

weapon,andIwilltakenooptionsoffthetabletoachievethatgoal.“ (Obama2012a).Es

sindAussagenwiediese,welchezueinerdeutlichproblembehaftetenEinschätzungder

weltpolitischenLageumdas iranischeAtomprogramm führen. Zusätzlich verleitet die

internationale Tagespresse mit intensiver Thematisierung des Konflikts zu dem

EindrucksteigenderWahrscheinlichkeiteneinermilitärischenEskalation.

Dabei stehen die iranischen Anlagen zur Energiegewinnung durch Atomkraft im

Zentrum der Diskussion. Teheran war nicht in der Lage, die durch den

Atomwaffensperrvertrag auferlegte Berichterstattung in einem für die internationale

Gemeinschaft befriedigendem Maß zu erfüllen. Hierbei entstand großes Misstrauen

gegenüber dem ohnehin schon kritisch betrachtetem Regime, welches den Verdacht

einerverdecktenEntwicklungvonNuklearsprengköpfenweckte.Seitensderiranischen

Führungwirddies abgestritten, jedochbesteht für dieKritiker desProgrammswenig

ZweifelandenVorwürfen.DieExistenzvonmöglichenMotivendesIran,einnukleares

Arsenal zu generieren, verschafft diesen Annahmen weitere Fahrt. Eine potentielle

Bewaffnung des Iranmit Nuklearwaffen führt zu einer Bedrohungswahrnehmung auf

globalerEbene,welchesichschließlichfürvieleStaateninHandlungsbedarfübersetzt.

SoistnichtnurdieEntschlossenheitderVereinigtenStaatenausdemobenangeführten

Zitat zu entnehmen, auch Europa zielt aktuell mit einem Ölembargo auf den

Atomdiskurs ab. Die Elemente der Ungewissheit über die nukleartechnische

AusrichtungdesIransowiedererheblichenperspektivischenDifferenzenzwischenden

Parteien prägen diesenKonflikt auf eine einzigartigeArt undWeise. DenUSA kommt

1Einleitung

2

hierbei einewichtige Position zu.Deren Perspektive auf denKonflikt soll Gegenstand

dieserArbeitsein.

1.2FragestellungundErkenntnisinteresseDie latente Sicherheitsbedrohung der Vereinigten Staaten sowie deren Verbündeter

durchpotentielle iranischeAtomwaffen liefertdieGrundlage füreinenDiskursseitens

amerikanischer regierungsamtlicher Entscheidungsträger. Die Überzeugungen derUS-

Regierung, die in Form von Sprechakten der außenpolitischen Amtsinhaber an die

Öffentlichkeit treten, zeigen zunächst ein offensichtliches diskursives Leitmotiv in

Gestalt der Solidarität zu Israel. Der Staat ist durch die geographische Nähe und

anhaltende Rivalität mit dem Iran einer Bedrohung ausgesetzt, sollte Teheran

entsprechende Technologien besitzen. In Bezug auf die Entwicklung iranischer

Atomtechnologie beziehen die USA historisch konsistent eine solidarische Stellung zu

Israel und begründen unter anderem damit bilaterale Maßnahmen wie z.B.

wirtschaftlicheSanktionengegendasiranischeWirtschafts-undFinanzsystem.

Trotz oder gerade wegen dieses offensichtlichen Leitmotivs bleibt jedoch die Frage

unbeantwortet, welche Deutungsmuster bzw. Überzeugungen darüber hinaus diesen

Spezialdiskursmaßgeblich bestimmen, und inwiefern sich dieKonstellation dieser im

Lauf der Zeit verändert hat. Es besteht also die Annahme der Existenz von

handlungsleitenden Überzeugungen jenseits der Solidarität zu Israel, welche die

AußenpolitikderUSAinHinsichtaufdiesenSpezialdiskursgestalten.

DieFragestellungdieserArbeitumfasstschließlichdiefolgendenElemente:

a) WelcheDeutungsmusterbzw.ÜberzeugungenlassensichimUS-amerikanischen

regierungsamtlichenDiskursüberdenKonfliktumdasiranischeAtomprogramm

rekonstruieren?

b) InwelcherFormhabensicheinzelneDeutungsmusterüberZeitverändert?

c) InwelcherFormhatsichderDiskursobjektiviert?

Im Forschungsinteresse steht somit die Frage nach der Gesamtheit signifikanter

Deutungsmuster, welche die Außenpolitik der USA bezüglich des iranischen

Atomprogrammsbestimmen, sowiederenschleichendeVeränderung imZeitraumvon

1Einleitung

3

1999bis2012.NachdemtheoretischenFundamentdieserArbeitsindDiskurse inder

Lage, Realitäten zu erzeugen und zu strukturieren. Daher soll ebenfalls untersucht

werden, in welchem Maße und Verhältnis diskursive Objektivierungen oder

Institutionalisierungenstattgefundenhaben.UnterdemBegriffdes„Dispositivs“wirdso

nachvondemDiskurserzeugtenVergegenständlichungen(z.B.Sanktionen)geforscht.1

Mit Hilfe dieser Fragestellung wird erwartet, die Deutungsmuster amerikanischer

Regierungen im benannten Zeitraum zu identifizieren. In Erweiterung dessen wird

erhofft, unter Umständen auftretende Muster bzw. Trends aufzudecken, die etwaige

PrognosenfürdenweiterenKonfliktverlaufzulassenkönnten.Somitrücktesebensoin

den Rahmen des Möglichen, Aussagen über makroperspektivische Themenkomplexe

wie etwa die Weltordnungsrolle der USA sowie deren unter Umständen auftretende

Varianz oder denUS-amerikanischenUmgangmit staatlicher Souveränität imWandel

derZeittreffenzukönnen.

DieRelevanzeinersolchenAnalyseerschließtsichdurchdiezunehmendeBrisanzdes

Konflikts. Subjektiv lässt sich in der Medienlandschaft wie auch in den

Fachpublikationen eine verstärkte Thematisierung wahrnehmen, in deren Rahmen

zunehmend dieWahrscheinlichkeit einer gewaltsamen Auseinandersetzung diskutiert

wird.Durchdenpolitischen,ökonomischenundnichtzuletztmilitärischenEinflussder

Vereinigten Staaten in einer globalisierten Weltöffentlichkeit begründet sich das

grundlegendesInteresseanderenaußenpolitischerAusrichtungimAllgemeinenundin

HinsichtaufdenhierthematisiertenKonflikt.

Im Zuge der folgenden Seiten sollen die oben postulierten Forschungsfragen einer

wissenschaftlichen Bearbeitung ausgesetzt und letztlich beantwortet werden. Um

diesemZielgerechtzuwerden,verfolgtderAufbauderArbeiteinegewisseSystematik.

Direkt anschließendmöchte ich den gegenwärtigen Stand der Forschung strukturiert

präsentieren. Der empirische Charakter der Arbeitwird darauffolgend imKapitel zur

theoretischen Einbettung und dem methodischen Vorgehen der Analyse deutlich, im

angeschlossenen Hauptteil werden dann die Ergebnisse der methodischen

Durchdringungoffengelegt.ZuletztfolgteineZusammenfassungderAnalyseergebnisse

unddieBeantwortungderFragestellung.1Vgl.hierzudasKapitelzuTheorieundMethodeindieserArbeit.

2Forschungsstand

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2ForschungsstandEine wissenschaftliche Arbeit kann sich nur schwerlich von bereits existierenden

Publikationen losgelöst herausbilden. Daher ergibt es sich, dass dieser Stand der

ForschungvomVerfasserdurchdrungenundschließlichauchoffengelegtwerdenmuss.

IndiesemKapitelsolldiesemUmstandFolgegeleistetwerden.Zunächstsollendaherdie

Grundzüge der Iran-Politik von Seiten der USA über die vergangenen

Regierungsperioden dargelegt werden. Besonderer Fokus liegt dabei auf den

zurückliegendendreizehnJahren.InErweiterungdazuerscheintesalsunabdingbar,das

erweiterteweltpolitische Geschehen um den Iran-Konflikt abzubilden. Die Diskussion

der israelischen bzw. amerikanischen Position sowie der Verweis auf die Rolle des

Atomwaffensperrvertrags sollen schließlich dazu beitragen, den Gegenstand dieser

ArbeitnäherzubringenundaufInterdependenzenhinzuweisen.

2.1GrundzügeUS-amerikanischerAußenpolitikimIran-KonfliktEine Vielzahl politikwissenschaftlicher Publikationen beschäftigt sich mit der

Außenpolitik der Vereinigten Staaten. Hierbei handelt es sich vornehmlich um

umfassende Arbeiten, welche oft das gesamte Spektrum der Außenpolitik abdecken

oderauchdenIran-bzw.Nahost-KonfliktalsseparatesPolitikfeldinsZentrumrücken.

Diese beschränken sich zeitlich meist auf eine, selten mehrere US-amerikanische

Regierungsperioden.DieAnalysen lassen sich aufgrund ihres häufigenBezugs auf das

AmtdesPräsidentenalshöchstenaußenpolitischenSprecherentlangderenAmtszeiten

kategorisieren. Im Zuge des Erkenntnisinteresses dieser Arbeit soll im Folgenden ein

Abriss des Forschungsstandes hinsichtlich der außenpolitischen Ausrichtung der USA

wiedergegeben werden. Dabei wird den Iran-Politiken der durch den gesetzten

Zeitrahmen berührten Regierungen Clinton, Bush und Obama besondere

Aufmerksamkeitentgegengebracht.

Es besteht dennoch die Überzeugung des Verfassers, dass sich eine tiefer gehende

Hinführung für das weitere Verständnis sinnvoll gestaltet. Konfliktlinien zwischen

Washington und Teheran existieren seit dem Entstehen des Iran im Zuge der

Islamischen Revolution, welche 1979 die konstitutionelle Monarchie beendete

(Steinbach2007:4).DurchdenpolitischenUmschwungkameszurAblösungeines im

2Forschungsstand

5

Kern dem Westen gegenüber positiv gestimmten Regimes durch eine stark von der

islamischenKulturdurchdrungeneProtestbewegungundschließlichauchderRepublik,

welche die wiederentdeckten Werte gegen die westliche Dominanz zu verteidigen

wusste(Steinbach2007:10;Akbari2004:II).

Im November des Revolutionsjahres 1979 kam es zu einer Geiselnahme in der

amerikanischen Botschaft in Teheran, durch welche diese religiös-ideologischen

Standpunkte gegenüber dem Westen und dessen Einfluss deutlich wurden (Akbari

2004: II). Im weiteren geschichtlichen Verlauf bestimmten weitere, nahezu

unüberwindbar erscheinende Differenzen die Beziehung. Beispiele hierfür bietet die

amerikanische Unterstützung des Irak im Ersten Golfkrieg (Shirley 2004: 75), die

kontinuierlicheSolidaritätderVereinigtenStaatengegenüberdemErzfeindIsrael(Krell

2004: I) und das iranische Atomprogramm (Kibaroglu 2006: 209). Wurde 1957 der

ShahnochmaßgeblichdurchdieUSAbeiderEtablierungnuklearerEnergiegewinnung

unterstützt, so wurde die Wiederbelebung des Atomprogramms doch mit enormen

Misstrauenbeobachtet(Ehsani/Toensing2004:12).DiesesMisstrauenmündeteineine

starkdurchSanktionenbestimmtePolitikseitAnbeginnder90erJahre(Pollack/Takeyh

2005: 28). Die bilateralen Beziehungenwaren damit von Beginn der Republik anmit

Hindernissen versehen. Bis heute existieren keine durch Botschaften

institutionalisiertendiplomatischenVerbindungenzwischendenUSAunddemIran.2

„Seit dem Abbruch diplomatischer Beziehungen vor nunmehr drei Dekaden stellt das strategischzentraleLanddaseinzigeinderfürUS-Interessenals«vital»erachtetenRegiondessog.MiddleEastdar,welchesaußerhalbdesdirektenEinflussesWashingtonsagiert.Aufgrunddessenhattemanaufdie Schwächung des Landes gesetzt, um so den postrevolutionären Iran zumindest in seineSchrankenzuweisen.“(Fathollah-Nejad2009:1).

„DualContainment“:dieClinton-AdministrationDie Iranpolitik unter Bill Clinton, dessen Amtszeit sich von 1993 bis 2001 erstreckte,

zielteaufeinegesteuerteökonomischeSchwächungundIsolierungdesIransowiedem

2Auch wenn keine amerikanische Botschaft im Sinne eines mit amerikanischem Personal besetztenGebäudes in Teheran existiert, so werden auf verschiedenen Ebenen doch Dienstleistungen füramerikanische Staatsbürger oder Iraner mit Reiseziel USA geleistet. Hierfür existiert eine „virtualembassy“ imInternet,welcheaberaufgrundder iranischenInternetzensurnurteilweisezugänglich ist.VitalediplomatischeTätigkeitenwerdendaherüberdieBotschaftderSchweizgeleitet(Katzmann2012:77).

2Forschungsstand

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Irak, namentlich der „Dual Containment Policy“. Shirley sieht in einem derartigen

Vorgehen–ungeachtetdersichanbahnendenBedeutungdes Iraks fürdieVereinigten

Staaten – in erster Linie den Iran und dessen Involvierung im internationalen

Terrorismusanvisiert.

„The DCP [Dual Containment Policy, A.W.], more accurately described as the Iran ContainmentPolicy, calls for collective economic action against the Islamic Republic of Iran. It represents adetermined effort to embargo Iran into ever-worsening poverty unless it alters its destabilizing,oftenterrorist,foreignpolicies.“(Shirley1994:75f)

Der Iran wurde gemeinsammit weiteren Staaten der Region als unberechenbar und

gefährlich eingestuft sowie auf die Liste „besorgniserregender Staaten“ gesetzt. Inder

US-Wahrnehmungwurdedies legitimiertdurchdiekontinuierlicheUnterstützungvon

Terroristen durch die iranische Regierung sowie auch zunehmenden Bedenken

gegenüberdennuklearenAmbitionenTeherans(Hacke2000:Kap.II).Bereitsindiesem

ZeitraumfokussiertdieNichtverbreitungspolitikWashingtonsdiedreiStaaten,welche

späterdie„AchsedesBösen“konstituierensollen:InNordkorea,IrakundIranwurden

dieentsprechendenAtomprogrammemitSorgebeobachtetund imFalleTeheransmit

verschiedenen Mitteln einzudämmen versucht: Mit einer „Technologie-Blockade“

(Müller/Schaper2003:39f)engagiertesichClinton,dienukleartechnischeKooperation

zwischenRusslandbzw.ChinaunddemIranweitestgehendeinzustellen (Haass1997:

120).DiePolitikderdoppeltenEindämmungzeigtelangfristigwenigErfolg,wieHacke

anhandExpertenmeinungendeutlichmacht:

„DazuwirddiePolitikderdoppeltenEindämmungvonFachleutenwieZbigniewBrzezinski,BrentScowcroftundRichardMurphyals ‚ineffective,strategicallyunviable,andcarryingahighfinancialand diplomatic cost’ bezeichnet. Zusätzlich wurde der Iran nicht isoliert, sondern WashingtonsStrategiehatIransAnnäherunganMoskaubegünstigt.“(Hacke2000:Kap.II)

Letztendlich wurden die angestrebten Ziele einer Schwächung und Isolation auf dem

verfolgtenWegnichterreicht.

2Forschungsstand

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„AxisofEvil“:dieBush-DoktrinMitdemAmtsantrittvonGeorgeW.BushunterliefdiegenerelleAußenpolitikderUSA

grundlegendenVeränderungen,welchemaßgeblichdenAnschlägenvom11.September

2001zugeschriebenwerden(Rudolf2005:5).

DendiplomatischenUmgangmitderiranischenNukleartechniküberließBushzueinem

Großteil Frankreich, Großbritannien und Deutschland, die sich in langwierigen

Verhandlungen3demGegenstandannahmen(Frum2008:34).VonamerikanischerSeite

kameszurFortführungderSanktionspolitikvorangegangenerAdministrationensowie

demanhaltendenBestreben, zentraleTechnologien fürdienukleareEntwicklungvom

Iranfernzuhalten(Müller/Schaper2003:59).

DerIranwurdeimZugeder„StateoftheUnion-Address“vomPräsidentenalsMitglied

der „Achse des Bösen“ in einer Reihe mit dem Irak und Nordkorea eingestuft (Bush

2002).ZumdamaligenZeitpunktstandendieUSAiminternationalenKontextmitdieser

Kategorisierung weitestgehend allein (Hirsh 2002: 19; Müller/Schaper 2003: 59f).

HirshsiehthierinbereitsdieVorbereitungeinespräventivenMilitärschlages:

„ThepresidenthasusedtheBushdoctrinetoisolateIraq,Iran,andNorthKoreaasan"axisofevil"-even though almost no one else around the world views them quite that way - and to declareAmerica'srighttopreemptivelyattackanywhere.‚Myjobisn'ttonuance,’Bushoncesaidbywayofexplaininghisbluntunilateralism.‚MyjobistosaywhatIthink.Ithinkmoralclarityisimportant.’“(Hirsch2002:19).

Mit aller Deutlichkeit wird hierbei die sogenannte Bush-Doktrin ausgebreitet, nach

welcherderWeltdieEntscheidungaufgebahrtwurde,klarPositionzubeziehenfüroder

gegenTerrorismus (Hirsh2002:18f).Mit dieserDoktrinübernahmendieVereinigten

Staaten präventives Handeln als Option für die Wahrung ihrer nationalen Sicherheit

(Feinstein/Slaughter2004:141).Hierbeiwirdimmerwiederbetont,dass-wennauch

nurkurzzeitig-dieOptioneinesnuklearen,zumindestjedochmilitärischenErstschlages

gegenAnlagenimIrandiskutiertwurde.DamitwirddieMotivationverbunden,weitere

Proliferation anTerroristen zu verhindern (Desch2007: 108;Gordon2006: 85). Eine

militärische Entladung des Konflikts war zu diesem Punkt von US-Seite bereits

3Unter dem Etikett der Diplomatie sollte hierbei nicht notwendigerweise ein entgegenkommendesVerhaltenEuropasverstandenwerden.Sauer(2007:613f)weistdaraufhin,dassdieGesprächezwischenderEU-3(Großbritannien,FrankreichundDeutschland)unddemIranerstmaligeinenZwangscharakteraufökonomischerEbeneannahmen.

2Forschungsstand

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antizipiert worden, was verschiedene vorbeugende und auch abschreckende

Erweiterungen der exekutiven Infrastruktur in der Region annehmen lassen (Schreer

2005: 15f). Leffler (2004: 23) sieht in einem zu hohen Risiko den Grund für einen

letztendlichenVerzichtaufeinenderartigenPräventivschlag.4

Abseits konkreter militärischer Aktionen sieht Tarock zu dieser Zeit unter den

Entscheidungsträgern der USA die Absicht vorherrschend, durch derartige politische

SignaleeinenRegimewechselherbeizuführen:

“Although the policy of regime change, albeit by another name, has been pursued by previousUSadministrations,ithasneverbeengiventhehighprioritythatitnowenjoys.Washingtonhasinthepast three years beenusing Iran's nuclear energyProgrammeas a pretext for achieving its long-cherishedobjective:toreplacethepresentregimewitha'Washingtonfriendly'one.Tothatend,Iranhasbeenputunderpressureontwofronts:keepingthemilitaryoptiononthetable,andlaunchinganti-Iranpropagandaworld-wide,particularlyintheUSA.”(Tarock2006:662)

Auch Akbari erkennt diesen Punkt und verweist auf den dabei intendierten

innenpolitischenDruckunddieDifferenzierungvonRegimeundVolk:

„Die Regimewechselstrategie ist gegenwärtig ein wichtiger Bestandteil der Iranpolitik der Bush-Administration.Dabei unterscheidet sie zwischender iranischenBevölkerungundder islamischenFührung.SiefordertdieZivilbevölkerungauf,dasRegimezustürzen.“(Akbari2006:26)

DiezweiteAmtszeitbrachteeinenKurswechselmitsich:DieeuropäischenBemühungen

um eine diplomatische Lösung des Iran-Konfliktes wurden nicht länger kritisiert,

sondernweitestgehendunterstützt(Gordon2006:82).Ungeachteteinernunstärkeren

Betonung der Diplomatie im Atomkonflikt befand man sich weiterhin auf

KonfrontationskursmitdemRegime(Kubbig2008:18).DievonBushinstallierte„harte

Linie“ brachte schließlich in keinem der Konfliktpunkte sichtbare Fortschritte

(Rudolf/Lohmann2010:8).

4DieAnalyse vonRogers (2006) zeigt deutlich, dass einemilitärische Intervention ausgehend vondenUSAoder Israel zudiesemZeitpunktweitreichendeund langwierigeKonsequenzengetragenhätte,undschließlich eine Beilegung des Konfliktes auf diesem Weg auch langfristig unwahrscheinlich gewesenwäre.

2Forschungsstand

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NeueundalteHerangehensweisenunterObamaDieEindämmungnuklearerProliferationunddieBeziehungzumIransindwiebereits

während der Bush-Administration Punkte auf der außenpolitischen Agenda der

Regierung Obama, die zentrale Positionen einnehmen (Lal 2008: 16). Der Iran wird

zwarweiterhinalsexistenzielleBedrohungwahrgenommen,imKontrastzudenBush-

JahrenwirdallerdingszunächstmehrWertaufDialoggelegt:Obamasprachsichbereits

während desWahlkampfs 2008 für einen direkteren Austausch zwischen den beiden

Staatenaus(Hlatky/Fortman2008:177).

Während in der Vergangenheit die diplomatische Auseinandersetzung an Europa

ausgelagertwurde,habendieVereinigtenStaatennunmehrerneutdieFührung inden

Verhandlungenübernommen. Es kam inder Folge zu einer „Politikderausgestreckten

Hand“ gegenüber dem Iran,mitwelcher eine Konfliktbeilegung durch Verhandlungen

angestrebtwurde(Rudolf/Lohmann2010:9).DennochwurdeindenfolgendenJahren

weiterhin intensiv mit Sanktionen versucht, eine nuklearpolitische Umkehr zu

erzwingen, ohne dabei diemilitärischeOption auszuschließen (Fathollah-Nejad 2009:

3).DerEindruckeinererstneuenaberlangfristigwenigverändertenIran-Politikdrängt

sichsofürDeschauf:

„Therhetoricofthecurrentandpreviousadministrations’counterterrorismpoliciesisverydifferent,and thesedifferences in languageandpackagingdomatterat some level. (...)But onmanyotherpolicy issues,particularly those related to theconductof theglobalwaron terror, therehasbeenstrikingcontinuity.(...)Whiletheirstancesaredifferentinnuance,(...)bothinpracticehavefocusedthebulkof the counter-proliferation efforts onundemocratic, anti-American regimes suchas IranandNorthKoreaand largely ignoredpro-Americananddemocraticnuclearpowers likePakistan,IndiaandIsrael.“Desch(2010:425f)

Es wird so von einer „engagement“-Politik im Sinne einer offenen Haltung zu Beginn

ObamasAmtszeitgesprochen,welchesichallerdingsab2010anzueinerausderBush-

Administrationbekannten„pressure“-Politikwandelte(Katzmann2012:59f).

WährendeinegewaltsameLösungdesKonfliktsvonSeitenderUSAgegenwärtig–auch

in Kontrast zur vorangegangenen Regierungsperiode – als wenig wahrscheinlich

betrachtet wird, bleiben politische Zwangsmaßnahmen das zentrale strategische

InstrumentWashingtons(Rudolf/Lohmann2010:24).

2Forschungsstand

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2.2DasiranischeAtomprogrammalsweltpolitischeProblemstellungIm Folgenden soll darauf eingegangen werden, warum die Anlagen zur nuklearen

Energiegewinnung im Iran auf internationaler Ebene für einen intensiven Konflikt

sorgen und der Iran dadurch zu einem „Sicherheitsproblem des Westens“ wurde

(Sajjadpur2005:22).BeieinerNäherungandiesesProblemgiltes,mehrereFacettenzu

betrachtenundsichsomitvonderoftvereinfachtenmedialenDarstellungzuentfernen.

Um dies zu erreichen sollen folgend die iranischen Ambitionen hinsichtlich des

Atomsektors im Spannungsfeld mit dem Atomwaffensperrvertrag erörtert werden.

Anschließendwird schlaglichtartig die bedeutsame Rolle Israels bzw. der Vereinigten

Staatendiskutiert.

SpannungsfeldAtomwaffensperrvertragDerAtomwaffensperrvertrag5stellt ein zentrales InstrumentderglobalenRegulierung

von Nukleartechnik, zivil wie militärisch, dar. Mit Ausnahme von Indien, Israel,

NordkoreaundPakistanwurdeervonallenStaatenratifiziert.

DabeistütztsichderNichtverbreitungsvertragmaßgeblichaufdreiKernaspekte,welche

auchals„Säulen“bezeichnetwerden:nukleareNichtverbreitungindenArtikelnI-III,die

AbrüstungbestehendenArsenalsinArtikelVIsowieinternationaleKooperationbeider

zivilenKernenergiegewinnungdurchArtikelIV(Thränert2004:5;NPTArt.I-IV,VI).Mit

diesem Regelwerk war die Absicht verbunden, die Proliferation von Atomwaffen zu

stoppen ohne die Entwicklung von zivilen Anwendungen der Technologie zu

unterbinden.6Der NVV unterschied von Beginn an zwischen den „Haves“ und „Have

Not’s“, d.h. zwischenAtomwaffenstaatenundNichtatomwaffenstaaten.DieVereinigten

Staaten, Russland, Frankreich, Großbritannien und China haben den Status von

Nuklearwaffenstaaten inne, da sie im Vorfeld des Nichtverbreitungsvertrags bereits

5 „Non-Proliferation Treaty“ (NPT) im Englischen übersetzt sich das Vertragswerk sowohl als„Nichtverbreitungsvertrag“ (NVV) sowie als „Atomwaffensperrvertrag“ ins Deutsche. Aus stilistischenGründenwerdenimFolgendendieseBegriffeundAbkürzungensynonymverwendet.6DieweltpolitischeSituationder1970er Jahre,welchedurchdenKaltenKriegunddieNachwehenderKubakriseinihremTonbestimmtwurde,führtevornehmlichindenUSAzuBedenken,dasseineweitereAusbreitungderTechnologiezuSicherheitsbedrohungen führt (Müller2005:3,Nye1985:123)Hierbeisteht das „statistische Argument“ im Vordergrund, welches nahezu eine Kausalität zwischen einerZunahme der Zahl an Atommächten und der destabilisierenden Wirkung auf die globale Sicherheitpostuliert(Bull1975:177f).DieneorealistischePerspektivenachWaltzsiehtjedochineinemAusbreitendernuklearenKapazitäteneinenstabilisierendenFaktor(Waltz1981).

2Forschungsstand

11

über die entsprechende Technologie verfügten. Das Prinzip der ersten Säule, der

Nichtverbreitung, verbietet den Transfer von Atomwaffentechnologie von den

NuklearwaffenstaatenzudenübrigenVertragsparteien. ImGegenzugverpflichtensich

die Atommächte mittels der zweiten Säule, die bereits existierenden Sprengköpfe

abzurüsten und sichern den „Have Not’s“ das Recht auf die Entwicklung ziviler

Atomprogramme zu. Letztere unterstehen allerdings der Überwachung durch die

autonomagierendeInternationaleAtomenergie-Organisation(IAEO).

DerIrantrat1970demAtomwaffensperrvertragbei.MitdiesemSchrittwurdebewusst

auf die Entwicklung von Kernwaffen verzichtet um das Recht zu erwerben, zivile

Kernenergie zu nutzen (Thränert 2005: 10).Mit internationaler Kooperation aus den

USA, Europa, Russland und Chinawurden im Iran Anlagen für die Energiegewinnung

errichtet.DasProgrammwurdeimZugederIslamischenRevolutionvon1979gestoppt,

Mitteder80erJahrevonderneuenRegierungwiederbelebt(Thränert2003:7).Inden

kommendenJahrenverfolgteTeheraninAntizipationschwindenderÖlreservenweiter

das Ziel nuklearer Unabhängigkeit, was auch die Beherrschung des Brennstoff-

kreislaufeseinschließt.(Kile2005:2-4).

DasiranischeAtomprogrammgerietjedochspätestens2002verstärktindieöffentliche

Diskussion, als der IAEO nicht gemeldete Anlagen gefunden wurden (Kile 2005: 4).

Durch Nachforschungen stellten sich weitere Unstimmigkeiten heraus, die auf eine

mangelhafte Kooperation des Irans mit der Atomenergiebehörde schließen lassen:

Experimentelle Labors wurden in den Berichten an die IAEO nicht erwähnt, die

Dokumentation von Uran-Importen war lückenhaft und Inspektoren hatten keinen

uneingeschränktenZugangzuiranischenAnlagen(Thränert2005:11).

InderFolgewurdedie internationaleKritikander iranischenHaltunggegenüberden

bestehendenReglementierungen desNVV laut. Der Vorwurf gegenüber dem Iran, das

zivile Atomprogramm zur Entwicklungmilitärischer Technologie zu nutzen,wird von

diesem vehement bestritten – jedoch unternimmt Teheran auch nichts, um sich zu

entlasten(Thränert2010b:16).Anlagenwerdensomituneinsichtigeralszuvor,unddie

alszivilklassifizierteForschungwirdkontinuierlichbetrieben(Thränert2010b:16).Die

ForderungendesWestensandenIran,vonderErschließungdesBrennstoffkreislaufes

Abstand zunehmen,werdenmitVerweis aufdasdurchdenNVVverbriefteRecht auf

zivilesNutzenvonKerntechnologiezurückgewiesen.VonSeitenderVereinigtenStaaten

2Forschungsstand

12

beruftman sich aufArtikel II desNVV,nachwelchemdie geheimgehaltenenAnlagen

bereits eine Vertragsverletzung darstellen würden und somit das Recht verwirkt sei

(Kibaroglu 2006: 209f). Der Atomwaffensperrvertrag bildet hierbei sowohl für die

Gegner als auch die Befürworter des iranischenAtomprogrammsdie völkerrechtliche

Argumentationsbasis.7

DieRolleIsraelsimKonfliktmitdemIranVerbunden mit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 und dem Entstehen der

Islamischen Republik Iran konstatiert die Forschung eine massive Veränderung der

Iranisch-Israelischen Beziehung. Zu Zeiten des Shah bestand eine partnerschaftliche

HaltungderbeidenStaaten,diemitderaltenRegierungjedochabgelegtwurde(Howard

2004:50;Beck/Shabafrouz2007:3).DiezentralenAkteurehinterderRevolutionsahen

inderbisherigfreundschaftlichenBeziehungeinFehlverhalten,welchessichschließlich

zueineranti-IsraelischenundantisemitischenGrundpositiondesIransverfestigteund

eine feindliche Gesinnung etablierte (Howard 2004: 47f). In der Folge wird von

iranischer Seite Israel das Existenzrecht abgesprochen und das Land nicht als

rechtmäßiganerkannt(Beck/Shabafrouz2007:1;Howard2004:48).

Der Grund für eine derartige Verfeindung wird darin gesehen, dass für den Iran die

israelischeExistenzeinesowohlmilitärische8alsauchideologischeBedrohungdarstellt

(Shirley1994:88;Takeyh2003:22).InderFolgewirddemIranimregionalenKontext

eine Oppositionsrolle zugeschrieben, welche sich in Form einer Verteidigung der

arabischen Welt gegen den Israelisch-amerikanischen Einfluss kenntlich macht

(Beck/Shabafrouz 2007: 3).Mitwiederholten anti-israelischenÄußerungen und einer

deutlichenAblehnungdespalästinensisch-israelischenFriedensprozessesunterstreicht

die außenpolitische Ausrichtung des Irans diese Haltung (Shirley 1994: 76; Takeyh

2003:27).

7DesWeiteren siehtThränert (2010a:105)den iranischenAtomkonflikt alsBewährungsprobe fürdenAtomwaffensperrvertrag, da dieser – sollte der Iran Nuklearsprengköpfe herstellen können –mit demEntsteheneinerweiteren,inoffiziellenAtommachtseineLegitimationverlierenwürde.Bock(2009)gehthierbeinocheinenSchrittweiterundsiehtindenVerfehlungenderNuklearwaffenstaaten,ihrArsenalzureduzieren sowie in der Toleranz gegenüber vier inoffizieller Atommächte (Israel, Indien, Pakistan,Nordkorea) bereits den Grundgedanken des NVV derartig verletzt, dass dieser keine Gültigkeit mehrbesäße.SomitbestündeauchfürdenIrandastheoretischeRechtaufnukleareAmbitionenjeglicherArt.8Die militärische Stärke Israels beruht letztendlich nicht nur auf konventioneller militärischer Stärke,sonderninderRolleIsraelsals„heimliche“Atommacht(Shirley1994:77;Beck/Shabafrouz2007:5).

2Forschungsstand

13

Die israelische Position konstituiert sich durch eine ähnliche Wahrnehmung von

Bedrohung. Terroristische Aktivitäten im Einzugsgebiet Israels konnten auf iranische

Beteiligung bzw. Finanzierung zurückgeführt werden, was letztlich die

Konfliktbereitschaftdes Irans für Israelbestätigt(Takeyh2003:22;Howard2004:43,

Schiff2006:23).Hinzutritt,dassdienuklearenAmbitionendesIransalseinederartig

existenzielleundrealeGefahrgesehenwerden,dassbereitseineZweitschlagskapazität

eingerichtet wurde (Schiff 2006: 31). Mit einer Zuspitzung des Konfliktes um das

iranischeAtomprogrammtretenzunehmendauchpräventiveMaßnahmenseitensIsrael

indieDiskussion. JedochbestehenhierbeigroßeHürden inHinsichtaufdie folgenden

Konsequenzen (Müller 2010: 9). Hierbei entsteht ein Sicherheitsdilemma, denn die

israelische Diskussion um defensive oder gar präventive Maßnahmen resultieren

letztlichineinergrößerenBedrohungswahrnehmungimIran(Bock2012:3).9

DieSchlüsselpositionderVereinigtenStaatenTraditionell sind die Vereinigten Staaten ein enger Verbündeter Israels, was nicht

zuletztaufähnlicheInteressenimNahenOstenzurückgeführtwird(Howard2004:19).

DerschwelendeKonfliktzwischendemIranundIsraelwirddemnachmaßgeblichauch

von der amerikanischenHaltung beeinflusst. Die amerikanische Solidarität gegenüber

demStaatIsraellässtsichdurchden

„(...) sicherheitspolitischenNutzenfürbeideSeitenerklären;diePartnerschaftruhtauchaufeinersehrgünstigenRepräsentationderisraelischenInteressenimpolitischenSystemderUSA.(...)Israelkanndurchgehendauf hohe Sympathiewerte in denUSA rechnen, und zwarnicht nur,weil es dieerste Demokratie im Nahen Osten ist, sondern vor allem auchwegen des Holocaust. UnabhängigdavonspiegelnsichinderisraelischenVorgeschichteundinderzionistischenProgrammatikeinigezentraleAspektedesamerikanischenSelbstverständnisses.“(Krell2004:I).

Nach Migdalovitz besteht auch in historischer Hinsicht zwischen Israel und den

Vereinigten Staaten eine enge Freundschaft, die seit der Staatsgründung auf

demokratischen,kulturellenundreligiösenWertensowieSicherheitsinteressenbasiert

(Migdalovitz2008:23f).

9 Die Motive, welche den Iran dazu veranlassen könnten, tatsächlich ein Atomwaffenprogrammeinzuleiten, umfassen auch die Bedrohung, welche der Staat von Israel oder den USA ausgehendwahrnimmt(Bock2012:3).

2Forschungsstand

14

Doch auch abseits der Tatsache, dass die USA einen konstanten und solidarischen

Bündnispartner für Israel bilden und sich somit allein dadurch dem Iran gegenüber

antagonistischpositionieren, istWashingtoneinebedeutendeRollezuzuschreiben.Die

iranischeRegierungwirdseitderIslamischenRevolutionvonUS-Seitenichtalslegitim

anerkannt, was sich in der bis heute nicht institutionalisierten Diplomatie deutlich

macht (Katzmann 2012: 57). Verbunden mit einschlägiger Rhetorik von der

Bezeichnung als „Schurkenstaat“ (Albright 1999c) und als Teil der „Achse des Bösen“

(Bush2002)führtdiesfürBockzueinerstarkenBedeutungsbeimessungimIran:

„Iran fürchtet bis heute, die USA konnten versuchen, einen Systemwechsel herbeizuführen. DieWahrnehmungvonIntentionenmussdabeimitdentatsächlichenIntentionennichtsgemeinhaben–das hat die Kuba-Krise bewiesen. Ob die USA also wirklich auf einen Systemwechsel in Teheranhingearbeitethaben(oderesvielleichtsogarnochimmertun), istdarumnichtwichtig.Wichtigistlediglich,dassdiePolitikderUSAgegenüberIrandiesenEindruckerweckthat(undesnochimmertut).“(Bock2012:6).

Teheran vermutet in den US-Interessen demnach die Absicht des Regimewechsels

(Akbari2006:24f).DieseWahrnehmunglässtdenIrannachMittelnundWegensuchen,

dem entgegenzuwirken. Hierbei findet sich mit Nordkorea ein geeignetes Vorbild:

PjöngjangerhieltmitderAtombombeauchdenerhofftenSchutzvorUS-Eingriffen,nach

welcherderIrangegenwärtigstrebt(Bock2012:6).

Akbari(2004)siehtdieIran-PolitikderUSAseitdem11.September2001vornehmlich

auf Druckmittel beschränkt. Im Kanon der internationalen Abstrafung des

Atomprogramms sind es gerade die amerikanischen Sanktionen, welche mit hoher

Bandbreite agieren und die iranische Wirtschaft besonders schwächen (Vgl. Kubbig

2007:15).DochauchaufmilitärischerEbenelässtsichausiranischerPerspektiveDruck

aus den USA wahrnehmen. Die amerikanischen Aktivitäten im Irak-Krieg 2003

hinterließeneindichtesNetzvonUS-MilitärbasenrundumdenIran(Akbari2006:25f).

Grund hierfür liefern nach Rudolf/Lohmann die US-Interessen in der Region: Eine

gesicherte Energieversorgung, Israels Unversehrtheit sowie „dieEindämmungdervom

islamischenFundamentalismusausgehendenGefahren“(Rudolf/Lohmann2010:5).

HierbeistellendieUSAdurchihrePräsenzinKuwait,Katar,BahreinundSaudi-Arabien

eine Regionalmacht dar. Nach Schreer besitzen diese Basen auch eine

Abschreckungsfunktion gegenüber dem Iran (Schreer 2005: 15f). Die potentiell

2Forschungsstand

15

vorhandene Schlagkraft verstärkt die Bedrohung, welche das iranische Regime

wahrnimmt.

2.3ZwischenfazitzumForschungsstandDie Essenz des dargelegten Forschungsstandes zur US-amerikanischen Iran-Politik

offenbart Tendenzen und Muster. Es besteht mit dem Regimewechsel von 1979 ein

klarer Bruch, der auf eine Nichtakzeptanz der gegenwärtigen iranischen Führung

zurückzuführen ist und welcher sich auch im Umgang mit iranischer Nukleartechnik

widerspiegelt. Anfänglich gefördert wird das Atomprogramm nun konsequent

sanktioniert.DieformaleDiplomatiekannalsnichtexistentbezeichnetwerden,dadas

Regime keine Anerkennung von US-amerikanischer Seite erfährt. In der Folge wird

unterClintonwieauchunterBusheinedrastische,aufZwangausgelegteundstrafende

Politik verfolgt, welche sich immer wieder durch Verbindungen zum Terrorismus

rechtfertigt und als Leitmotiv die Hoffnung auf einen Regimewechsel im Iran

wahrnehmen lässt. Dabei bildet eine beinahe stattgefundene militärische Eskalation

unter Bush den vorläufigen Höhepunkt der Auseinandersetzung. Ein Wiederaufleben

desDialogskonnteinderLiteratursowohlinderauslaufendenBush-Regierungalsauch

verstärkt unter Obama identifiziert werden, welcher jedoch weiterhin von

ökonomischenStrafmaßnahmenbegleitetwird.

ImkonkretenKonfliktspieltderAtomwaffensperrvertrageinetragendeRolle,dadessen

Reglementierungen die Konfliktlinien bewirken. Die USA und Israel stellen dabei die

zentraleOppositiondesIrandar.

3TheorieundMethode

16

3TheorieundMethodeDas Grundgerüst jeglicher Forschung setzt sich zusammen aus den theoretischen

Vorannahmen und der Wahl einer auf den Forschungsgegenstand zugeschnittenen

Methode. Im Falle dieser Arbeit bilden jedoch die Theorie und die Methode bzw.

Methodologie zu einem gewissen Grade Überschneidungen, sodass eine gemeinsame

Ausführung dieser beiden Elemente schlüssig wirkt. Die eingangs vorgestellte

FragestellungdieserArbeitspiegeltdentheoretischensowiemethodologischenRahmen

der in diesemRahmenbetriebenen Forschungwieder; insofern erscheint es auchmit

Hinblick auf deren Nachvollziehbarkeit gerechtfertigt, extensiv darzulegen was die

Grundannahmen und Werkzeuge des Verfassers konstituierten ehe die konkreten

Arbeitsschritte erläutert werden. Im Folgenden werden unter dem Etikett der

Wissenssoziologischen Diskursanalyse einige Grundlagen dieser Außenpolitikanalyse

dargelegt. Anschließend möchte ich auf die von mir in diesem Kontext verwendete

Grounded Theory und deren Konzepte eingehen. Letztlich möchte ich auch die

DiskussionumdieGütekriterienqualitativerSozialforschung thematisierenunddamit

denAnspruchdieserArbeitkenntlichmachen.

3.1DieWissenssoziologischeDiskursanalyseIm Verlauf der vergangenen Jahrzehnte wendete sich die politikwissenschaftliche

ForschunginsbesondereinderDisziplinderInternationalenBeziehungenvermehrtvon

den Theorieannahmen des Realismus und Neorealismus hin zu konstruktivistischen

Problemstellungen (Dunn/Mauer 2006: 1). Die Grundannahme einer sozial

konstruierten Umwelt ersetzt somit immer häufiger das Axiom der systemischen

„Fremdsteuerung“ (Dunn/Mauer 2006: 1). Diesem konstruktivistischen Trend folgend

existiert zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Vielzahl an Diskursanalysen im Feld der

InternationalenBeziehungen:

„Die wachsende Konjunktur diskursanalytischer Analysen in der Sicherheitspolitik ist erstens zuerklären durch dieweitverbreitete Unzufriedenheit über den Erklärungsgehalt gängiger Theoriender internationalenBeziehungenundzweitensalsZeichenderZeit zuverstehen, inderzahlreicheDisziplinendiekulturalistischeWendezumParadigmadeshomosociologicusvollzogenhaben.Diesspiegelt ein Grundbedürfnis der politikwissenschaftlichen Forschung wider: Zum einen soll dasHandeln des einzelnen Individuums aufgrund dessen sozialerWesensart verstandenwerden; zumanderen geht es darum, aus dem Handeln Rückschlüsse auf politische Prozesse zu ziehen. Dabei

3TheorieundMethode

17

gewährt die Diskursanalyse dem Forschenden großen Spielraum, soweit es um spezifischeForschungsfragenundTheorieperspektivengeht.“(Dunn/Mauer2006:25).

AuchdievorliegendeArbeithatsichdemInstrumentariumderDiskursanalysebedient.

Genauer steht hierbei das Forschungskonzept der „Wissenssoziologischen

Diskursanalyse“ (WDA) von Reiner Keller als zentraler Ausgangspunkt jeglicher

Erkundungen (Keller 2007, 2011). Hierbei stützt sich dieWDA auf zwei theoretische

Fundamente: dem theoretischenVerständnis vonDiskurs nachMichel Foucault sowie

derWissenstheorievonPeterBergerundThomasLuckmann.Aufbauendaufdiese im

Sozialkonstruktivismus zu verortenden theoretischen Konzepte geht es der WDA

schließlichdarum,

“(..),ProzessedersozialenKonstruktion,Objektivation,KommunikationundLegitimationvonSinn-,d.h. Deutungs- und Handlungsstrukturen auf der Ebene von Institutionen, Organisationen bzw.sozialen (kollektiven) Akteuren zu rekonstruieren und die gesellschaftliche Wirkungen dieserProzessezuanalysieren.“(Keller2011:59).

DieMotivationfürdieInstallationeinerWissenssoziologischenDiskursanalysebesteht

fürKellerinderMöglichkeit,dieDiskursforschunganbestehendequalitativeMethoden

anzuschließen (Keller 2011: 60). Hierbei richtet Keller auch Empfehlungen an die

Anwender der WDA hinsichtlich der Methodenwahl und deren Adaption an den

Forschungsgegenstand.

AusdieserForschungskonzeptionergibtsichdemnachzumeinen

- der sozialkonstruktivistische Rahmen der Analyse, vertreten durch Foucaults

Diskursverständnis und der Wissenstheorie nach Berger/Luckmann, zum

anderen

- dierekonstruktionslogischeAnalysemethodederGroundedTheorynachAnselm

Strauss.

Im Folgenden soll nun zunächst auf die Diskurstheorie Foucaults und demWerk von

Berger/Luckmann eingegangen werden, um schließlich den Keller’schen Gedanken

weiter zu konkretisieren und auch im Lichte der hier verwendeten Fragestellung zu

betrachten.

3TheorieundMethode

18

3.1.1DersozialkonstruktivistischeAnalyserahmenDer französische Philosoph Michel Foucault entwickelte seinen Diskursbegriff über

mehrere seinerWerke hinweg. Seine Konzeption umfasst alles andere als eine klare,

eindeutigeDefinitionvonDiskursundauchkonkreteEmpfehlungenzummethodischen

Arbeitensuchtmanvergebens.DennochbildenseineIdeeneinewichtigeGrundlagein

Hinsicht auf die Formulierung einer Diskurstheorie im Kontext der

WissenssoziologischenDiskursanalyse.

Foucault bemühte sich um den Begriff des Diskurses, um schließlich das diskursive

Entstehen von „Wissen“ zu analysieren (Keller 2007: 2). „Wissen“ beinhaltet für

Foucault die „Menge von einer diskursiven Praxis regelmäßig gebildeten und für die

Konstitution einer Wissenschaft unerläßlichen Elementen“ (Foucault 1988: 259). In

seinem Werk „Die Archäologie des Wissens“ von 1988 kam schließlich sein

Diskursbegriff prominent zu tragen, da hier schließlich die Annahme postuliert wird,

dass sich die Inhalte des Sprachgebrauchs durch die diskursive Praxis in Wissen

übersetzen(vgl.Keller2007:2).10

„DerBegriff des ‚Diskurs’ bezeichnet – so Foucault – eineMenge von an unterschiedlichen Stellenerscheinenden,verstreutenAussagen,dienachein-unddemselbenMusteroderRegelsystemgebildetworden sind, deswegen ein- und demselben Diskurs zugerechnet werden können und ihreGegenständekonstituieren.“(Keller2011:46).

KellerbringthierdenFoucault’schenGedankenaufdenPunktindemerdenDiskursper

sealsein„Regelsystem“auffasst,welchessichaus„verstreutenAussagen“konstituiert.An

dieser Stelle lässt sich ein konkreter Bezug herstellen: DerDiskurs,welcher in dieser

Arbeit analysiert wird, setzt sich demnach ebenso zusammen aus mehr oder minder

verstreutenAussagen.DiesebildenjedocheinklaresMuster:Siewurdenzwischen1999

und 2012 von Amtsinhabern der US-amerikanischen Regierung getätigt, wurden auf

verschiedeneWeiseüberöffentlicheKanälekommuniziertundnehmenBezugaufden

10AusdiesemUmstandherausergab sichauchdieBedeutungdesBegriffs fürTheorienabweichendenVerhaltens, da durch die gesellschaftliche Konstituierung von Wissen Formationssysteme gebildetwerden,welche„richtiges“von„falschem“Verhaltenunterscheidet(Bevc2007:303).AuchdasKonzept„hegemonialerDiskurse“,d.h.Diskurse,„diepartikulareInteressenzugesellschaftlichakzeptiertenmachen“(Brand2003:145),hathierinseinenUrsprung.

3TheorieundMethode

19

Konflikt um das iranische Atomprogramm. Sie bilden somit ein- und denselben

Diskurs11,welcherzumGegenstandweitererBetrachtungenwerdenkann.

EinDiskurszeichnetsichdarüberhinausmitgewissenEigenschaftenaus,denndieihn

konstituierenden

„’Aussagen’sindnichteinfachSätze,sonderntatsächlichsichereignende‚seriöseSprechakte’,dieimDiskursermöglichtwerdenunddannauchWirkungen(Machteffekte)erzielen.“(Diaz-Bone2006:9).

Diskurse sind somit in der Lage, Realität zu erzeugen und zu strukturieren. Diese

Wirkungwird erzeugt, indem Gesagtes alsWissen im Foucault’schen Sinne etabliert

wird.

Konkret an einem Beispiel angewandt bedeutet dies, dass in der Weltpolitik eine

Sicherheitsgefährdung nicht von einer realen Bedrohung stammen muss; allein die

ThematisierungeinersolchendurcheinenmachtvollenDiskursreichtaus,umsieüber

diediskursivePraxisrealwerdenzulassen.EineAnalysedesDiskurseslässtdaherden

Einblick in die Zusammensetzung der Machtverhältnisse zu, wobei die existierenden

HerrschaftsverhältnisseaufdenDiskurs inordnender, strukturierenderWeisewirken.

Machtstrukturensindalso sowohlGrundlagealsauchProdukteinesDiskurses (Keller

2007:4).DieVerwendungdesFoucault’schenDiskursverständnisses liefertschließlich

dieLegitimationunddenSinneinerAnalysevonSprechakten imKontrastzuanderen

sozialen Handlungen. Die Rückkoppelung von Aussagen an deren konstituierende

EffekteaufdiegesellschaftlicheRealitätunterstreichtderenBedeutung.

NebenderFoucault’schenAuffassungdesDiskursbegriffsstelltdieWissenstheorienach

Peter Berger und Thomas Luckmann einen weiteren theoretischen Hintergrund der

Keller’schenDiskursanalysedar.DieAutorenschufenmitdieserWissenssoziologischen

Theorie ein zentrales Werk des Sozialkonstruktivismus. Ausgehend von der

FragestellungnachderKonstitutioneines intersubjektivgeteiltenundunhinterfragten

11Der US-regierungsamtliche Diskurs ist freilich nicht auf den vom Verfasser gesetzten Zeitrahmenbeschränkt;ersteAussagenlassensichweitfrüherfindenundgegenwärtigwerdenkontinuierlichweiteregetätigt.

3TheorieundMethode

20

Wissensbestands12entwickeln Berger und Luckmann die These einer gesellschaftlich

konstruierten Wirklichkeit (Abels 2001: 85). Hierbei steht das „Alltagswissen“ einer

jeweiligenGesellschaftimVordergrund,denn„dieses‚Wissen’ebenbildetdieBedeutungs-

und Sinnstruktur, ohne die es keinemenschliche Gesellschaft gäbe.“ (Berger/Luckmann

1966:16,zit.nachAbels2001:86).

Einfach formuliert begibt man sich hierbei auf die Suche nach dem Mechanismus,

welcher gewisse Tatsachen für jedesMitglied einer Gesellschaft zurWirklichkeit, zur

unhinterfragtenRoutinewerdenlässt.DerVerweisvonBerger/Luckmann,dassesohne

diesesWissenkeineGesellschaftgebenkönne,führtaufdenSinndieserRoutinezurück.

Im Alltag existieren eine Vielzahl von Problemstellungen, die aber zum Großteil

wiederkehrend auftretenund an einer anderen Stelle bereits gelöstwurden.MitHilfe

des „Wissens“ könnendieseProblemeohne einen erneuten Lösungsprozess bewältigt

werden,indemaufvorhandeneRoutinenzurückgegriffenwird.MüsstejedesHindernis

ohne den Bestand an Alltagswissen gelöst werden, käme es zu erheblichen

Einschränkungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. DieWirklichkeit, sowie sie

vom Einzelnen wahrgenommen wird, ist somit sozial konstruiert; d.h. es werden

RoutinenvonIndividuenentwickelt, intersubjektivausgetauschtundlegitimiert(Abels

2001:96).

Die KonzeptionvonBerger/Luckmannbildet somit einegewisseÜberschneidungmit

derbereitsdargelegtenFoucault’schenDiskurstheorie,denn:

„BeideTraditionengehenvonderAnnahmeaus,dasalles,waswirwahrnehmen,erfahren,spüren,über sozial konstruiertes, typisiertes, in unterschiedlichen Graden als legitim anerkanntes undobjektiviertesWissen(Bedeutungen,Deutungs-undHandlungsschemata)vermitteltwird.[...]UnserWeltwissen ist nicht auf ein angeborenes, kognitives Kategoriensystem rückführbar, sondern aufgesellschaftlich hergestellte symbolische Systeme oder Ordnungen, die in und durch Diskurseproduziertwerden.“(Keller2011:59).

Im Kontext dieser Arbeit führt diese theoretische Perspektive zu der Annahme, dass

auch in einem regierungsamtlichen Diskurs Wissen im Sinne von Deutungsschemata

12Berger/Luckmanndefinieren„Wirklichkeit“(„reality“)alsdieBeschaffenheitvonPhänomen,welcheunabhängig vom menschlichen Einfluss und Willen existieren. „Wissen“ („knowledge“) bezeichnet dieGewissheit, dass diese Phänomene existieren und bestimmte Eigenschaften aufweisen (Vgl. Berger /Luckmann1967:1).

3TheorieundMethode

21

bzw.Überzeugungenvorhanden ist,welches sozial konstituiertwurdeunddurcheine

diskursanalytischeRekonstruktionzugänglichist.

3.1.2DeutungsmusterundDispositiveDie WDA bietet in Anlehnung an die wissenssoziologische Tradition verschiedene

Konzepte der Analyse an. So wird etwa zwischen Deutungsmustern, Klassifikationen,

PhänomenstrukturenundnarrativenStrukturenunterschieden(Keller2007:10).Diese

„in Diskursen spezifisch prozessierte[n] Strukturierungselemente bilden [...] das

diskurstypischeInterpretationsrepertoire“(Keller2007:10).BereitsinderFragestellung

wurde reflektiert, dass Gegenstand der Rekonstruktion die Deutungsmuster der US-

amerikanischen Regierung bilden. Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Deutungsmuster

verstandenwerdenals

„ein Ergebnis der ‚sozialen Konstruktion von Wirklichkeit’, d.h. ein historisch-interaktiventstandenes,mehroderwenigerkomplexesInterpretationsmusterfürweltlichePhänomene,indemInterpretamentemitHandlungsorientierungen,Regelnu.a.verbundenwerden.“(Keller2007:12).

AlsDeutungs-oderauch Interpretationsmustergeltenalsonachdemhierdargelegten

Verständnis die Rezeption eines weltlichen Phänomens, anhand welcher schließlich

auch Handlungen orientiert werden. Im Verlauf dieser Arbeit wird nicht zuletzt aus

stilistischen Gründen der Begriff des Deutungsmuster auch synonym zu

„Überzeugungen“verwendet,wasjedochnachAnsichtdesVerfasserskeinebegriffliche

Unschärfe darstellt: Überzeugung im Sinne einer „festen, unerschütterlichen durch

ErfahrunggewonnenenMeinungoderGlauben“ (Duden 2012) verweist auf den selben

Sachverhalt und bewegt sich semantisch gleichzeitig auch nah am Vokabular der

GroundedTheory.

In Erweiterung zu der Diskursanalyse sollen auch Dispositive, d.h. vereinfacht gesagt

Vergegenständlichungen, Objektivierungen und Materialisierungen des Diskurses

untersuchtwerden:

„EinDispositiv istder institutionelleUnterbau,dasGesamtdermateriellen,handlungspraktischen,personellen, kognitiven und normativen Infrastruktur der Produktion eines Diskurses und derUmsetzungseinerangebotenen‚Problemlösung’ineinemspezifischenPraxisfeld.Dazuzählenbspw.

3TheorieundMethode

22

die rechtliche Fixierung von Zuständigkeiten, formalisierte Vorgehensweisen, spezifische (etwasakrale)Objekte,Technologien,Sanktionsinstanzen,Ausbildungsgängeu.a.“(Keller2007:27f).

Der Dispositivbegriff geht zurück auf die Arbeiten von Foucault, welcher damit

insbesonderedieInteraktionvonDiskursenundPraktikenhervorhob(Keller2011:73).

DasÖffnenderAnalyse für diese erweiterte Perspektive auf denDiskurs schließt ein,

dass abseits von transkribierten Sprechakten auchMaterialität zumGegenstand einer

Auseinandersetzung wird. Die „Vergegenständlichungen“ (Jäger 2001, zit. nach Keller

2007: 25) des erforschten Diskurses stellen sich beispielsweise durchwirtschaftliche

oder finanzielle Sanktionen, bilaterale diplomatische Beziehungen, Gipfeltreffen oder

institutionelle Veränderungen der amerikanischen Verwaltungsstruktur mit

Diskursbezugdar.

Dabei sind Dispositive „[...]einerseitsGrundlagenundBestandteileder (Re-)Produktion

eines Diskurses, andererseits die Mittel und Wege, durch die ein Diskurs in der Welt

interveniert“ (Keller 2007: 28). Deutlich wird dies am Beispiel des politischen

InstrumentesderSanktion:DurcheineninternationalenDiskursangestoßenwirdderen

Einsatzerstdiskutiert,schließlichöffentlichinstalliertundanschließendmitBezugauf

den Diskurs begründet oder gerechtfertigt. Somit bildet dieser Vorgang aber für sich

genommenbereitswiederdieGrundlagefüreineReproduktiondesDiskurses.

FoucaultmachtinseinenArbeitenaufdenUmstandaufmerksam,dassdie„Möglichkeit

[...] relativ unabhängiger und eigendynamischer Entwicklungen vonDiskurs und Praxis“

besteht (Keller 2011: 73). Insofern fordert Keller eine getrennte Betrachtung, da ein

Zusammenhang von Diskurs und Dispositiv nur schwer mit Gewissheit rekonstruiert

werdenkann (Keller2011:73).DiesemHinweis folgendwerdenDispositive indieser

ArbeitgetrenntvonderDiskursanalysebetrachtetundineinemgesondertemAbschnitt

dargelegt.

3.2GroundedTheoryalsrekonstruktionslogischeMethodeWie bereits kurz erwähnt dient die Wissenssoziologische Diskursanalyse nach Keller

auch dem Zwecke eines Anschlusses der Diskursforschung an qualitative Methoden

(Keller2011:60). IndiesemSinneverweistKeller aufdieVerwendungderGrounded

Theory nach Anselm Strauss, um deren interpretative Vorgehensweise für die

Diskursanalyse zu nutzen (Keller 2007: 18). Im Folgenden soll demnach die Frage

3TheorieundMethode

23

beantwortet werden, auf welche Art und Weise der US-amerikanische

regierungsamtliche Diskurs hinsichtlich des Iran-Konflikts auf Deutungsmuster

untersucht wurde. Die Grounded Theory nach Anselm Strauss beschreibt ein

methodisches Vorgehen13 , welches keinen festen Regeln folgt sondern vielmehr

„allgemeine Leitlinien und Faustregeln für eine effektive Datenanalyse“ (Strauss 2004:

429)installiert:

„Methodologisch gesehen ist die Analyse qualitativer Daten nach der Grounded Theory auf dieEntwicklung einer Theorie gerichtet, ohne an spezielle Datentypen, Forschungsrichtungen, odertheoretischeInteressengebundenzusein.IndiesemSinneistdieGroundedTheorykeinespezifischeMethode oder Technik. Sie ist vielmehr als Stil zu verstehen, nach dem man Daten qualitativanalysiertundderaufeineReihevoncharakteristischenMerkmalenhinweist:Hierzugehörenu.a.das Theoretical Sampling und gewisse methodologische Leitlinien, wie etwa das kontinuierlicheVergleichenunddieAnwendungeinesKodierparadigmas,umdieEntwicklungundVerdichtungvonKonzeptensicherzustellen“(Strauss2004:434).

Diese charakteristischen Merkmale (Theoretical Sampling, Kodierparadigma,

EntwicklungvonKonzepten)bildendenRahmendereigentlichenForschungsarbeit.

Mit der Anwendung der Grounded Theory wird maßgeblich das Ziel verfolgt, neue

TheorienzueinemGegenstandzuentwickeln(Franke/Roos2010:293).Insofernsteht

derForschungkeinebestehendeHypothesevoran,diegetestetwerdensoll–vielmehr

sollen Antworten auf bislang ungeklärte und unbekannte Fragen gefunden werden.

Hierbei wird von den Anwendern dieser Methode eine offene Forschungshaltung

abverlangt, da zunächst auch unwahrscheinliche Lesarten zugelassenwerdenmüssen

(Franke/Roos2010:295).DasVorwissendesausführendenForschersbildetdabeieine

wichtige Komponente, da fundierte Hintergrundkenntnisse notwendigerweise zu

gehaltvollerenInterpretationsansätzenführen(Roos2010:84f).14

13Strauss (2004: 434) greift der Begriff der „Methode“ für die Grounded Theory aufgrund der hohenAnpassungsfähigkeit an unterschiedliche Forschungsrichtungen eigentlich zu weit. Dennoch soll imRahmen dieser Arbeit die qualitative Analysearbeit nach Strauss’ Leitlinien als „Methode“ bezeichnetwerden.14DiesstehtimKontrastzudenKonzeptionenderGroundedTheoryvonBarneyGlaser,welchersichfüreinAusblendenjeglichenVorwissenausspricht(Franke/Roos2010:295).

3TheorieundMethode

24

3.2.1DieTriadederanalytischenOperationDie interpretativeAnalyse nach diesemoben beschriebenenVorbild umfasstmehrere

systematischeArbeitsschritte:dieDatenerhebung,dasKodiereninVerbindungmitdem

Verfassen von Memos und schließlich die Hypothesengenese. In den folgenden

AbschnittenwerdendiesepraktischenHandlungenerläutert.

VomSprechaktzumDatenkorpus:TheoreticalSamplingZu Beginn des empirischen Forschungsprozess muss geklärt werden, nach welchen

Kriterien Daten erhoben werden und sich der Datenkorpus konstituiert. Das

Erkenntnisinteresse lenkt dabei typischerweise auch die Eingrenzung des

Analysematerials. Für die in dieser Arbeit thematisierte Außenpolitik der Vereinigten

Staaten ergibt es sich beispielsweise von selbst, dass Aussagen des deutschen

Außenministers nicht in den Arbeitsprozess einfließen. Erhoben wurden schließlich

Aussagen regierungsamtlicher Vertreter der USA zwischen 1999 und 2012, welche

BezugaufdenIran-Konfliktnehmen,offiziellpubliziertwurdenundalsAdressatendie

Weltöffentlichkeitansprechen.

Die Grounded Theory erlaubt das Arbeiten mit einer Vielzahl an Datenformaten, die

nicht zwangsweise textförmig sein müssen. Auch muss einer Anwendung dieses

methodischenVorgehensjenachWahlderspezifischenDatennichtnotwendigerweise

einErhebungsprozessvorausgehen:

„Während einiges an Datenmaterial vom Forscher selbst erzeugt werden muss – z.B. durchInterviews,Beobachtungsprotokolle,Videoaufzeichnungen- ,existierteinGroßteildavonschonanöffentlichenoderprivatenStellen;derkundigeWissenschaftlerkanndieseDatenbenutzen,wennersie entdeckt und sich Zugang verschaffen kann – oder einfach das Glück hat, sie aufzuspüren.“(Strauss2004:432).

IndiesemFallhattenachStraussderForscherdas„Glück“,Datenaufgespürtzuhaben:

DieVereinigtenStaatenvonAmerikaführeneineVielzahlumfangreicherundöffentlich

zugänglicherOnline-Datenbanken,sodasseineErhebungimSinnedesTranskribierens

von Reden, Interviews oder Presseerklärungen obsolet wurde. Die Gesamtheit der

textförmig vorliegenden Aussagen ist dabei jedoch durch einen enormen Umfang

charakterisiert,sodassweitereSelektionsmechanismennotwendigwurden.

3TheorieundMethode

25

AndieserStelletrittdasKonzeptdes„TheoreticalSampling“vonStraussindenProzess

ein(Strauss1991:70).NachdemeinigeDokumentemehroderwenigerwillkürlich15in

dieAnalyse eingebracht und erste zentraleKategorien konstruiertwurden erfolgt die

„Feinsteuerung der Datenauswahl“ (Roos 2010: 84). Dabei bildet das Theoretical

Sampling das Verfahren, „bei dem sich der Forscher auf einer analytischen Basis

entscheidet, welche Daten als nächstes zu erheben sind und wo er diese finden kann“

(Strauss 1991: 70). Insofernwird der Anspruch an eine statistische Repräsentativität

der Datengrundlage nicht erhoben, sondern die fortschreitende Entwicklung einer

TheoriealsKriteriumderDatenauswahlangeführt(Strauss1991:70).AufdieseWeise

konnten schrittweise, gezielt, theoriegeleitet und auf Basis des Kontextwissens Daten

fürdieAnalyseselektiertwerden(Strauss2004:46).

KodierenundMemosDas Kodieren des Datenmaterials entspricht dem fundamentalen analytischen

Forschungsprozess (Corbin/Strauss 1990: 12). Hierbeiwird zwischen drei Vorgängen

unterschieden: dem offenen Kodieren, dem axialen Kodieren und dem selektiven

Kodieren(Corbin/Strauss1990:12).

Das offene Kodieren beginnt mit dem vom Kontext losgelösten Betrachten einer

Textsequenz.16Dieserwirdein„Konzept“zugewiesen,welchesalsabstrakte,deskriptive

Kategorie oder Code verstanden werden kann (Corbin/Strauss 1990: 12). Auf diese

Weise soll der „Sinn jeder einzelnen Sequenz des Materials“ (Roos 2010: 103)

erschöpfend rekonstruiert werden. Gleichzeitig findet ein permanenter Vergleich mit

bereitskodiertenSequenzenstatt,sodassmehrereKategoriensichanschließendihrem

Zusammenhang und Ausprägungen entsprechend anordnen und erneut geschlossen

kategorisierenlassen(Corbin/Strauss1990:13).

DasaxialeKodierenfindetparallelzumoffenenKodierenstattundergänztdieses(Roos

2010:28).HierbeiwerdenweitereDimensionenderAnalysegebildet,diebestehenden

Konzepte verdichtet und imVerhältnis zueinander betrachtet (Strauss 1991: 63).Der

UnterschiedzumoffenenKodierenbestehtdarin,dassnichtausschließlichneue„Codes“15Die anfängliche Auswahl der Daten für die Analyse erfolgte weniger willkürlich als nach demZufallsprinzip;eineErläuterunghierzufindetsichimKapitel4.1zurereignisspezifischenDatenselektion.16 Sequenzen können von unterschiedlichen Umfang sein. Hierbei kann ein oder mehreresinnzusammenhängendeSätzealsSequenzbezeichnetwerden.

3TheorieundMethode

26

für die Sequenzen gesetzt werden müssen, sondern der Bezug zu den bereits

vorhandenen Kategorien hergestellt werden kann (Roos 2010: 106). Nach einer

anfänglichenPhase, inwelchernuroffenesKodierenmöglich ist, findetschließlichdas

offene und axiale Kodieren gleichzeitig statt, da die offene Haltung zwar noch neue

Konzepteentwickelt,gleichzeitigaberauchaxialderBezugmitdenbestehendenCodes

hergestelltwird(Roos2010:106).

Beim Generieren von Konzepten oder Kategorien orientiert sich der Forscher an

Hilfsfragen,welcheaufdenGegenstandzugeschnittensindunddasErkenntnisinteresse

wiederspiegeln(Strauss1991:66).IndieserkonkretenAnwendungsindHilfsfragendes

offenenundaxialenKodierensbeispielsweise:

- WelcheDeutungsmusterlassensichausdieserSequenzrekonstruieren?

- Liegt hier ein bereits kodiertesDeutungsmuster vor? Lässt sich diese Sequenz

mehralseinerKategorie/Konzeptzuweisen?

- Welchen Eindruck hinterlässt die Sequenz beim Forscher, inwiefern existieren

ZusammenhängeoderInterdependenzen?

- Treten in dieser Sequenz neue Dimensionen einer bereits existierenden

Kategorieauf(Vgl.Roos2010:102)?

Schließlichwirdselektivkodiert,indemDatengesuchtundverarbeitetwerden,dieauf

die durch offenes und axialesKodieren gebildeten SchlusselkategorienBezugnehmen

und so bereits identifizierte Faktoren spezifisch erweitert werden können

(Corbin/Strauss 1990: 12f). Eine für die Entwicklung einer gehaltvollen Theorie

vielversprechendeKategoriekannsogezieltmitSequenzenausgebautwerden.Ineinem

sich bis zumEnde der Analysewiederholenden Prozesswerden immerwiederDaten

selektiert,kodiertundanalysiert.DieAnalysederDatengiltalsabgeschlossen,wenndie

fortlaufende Einbindung neuer Daten zu keinen abweichenden Erkenntnissen mehr

führt(Corbin/Strauss1990:6f).

Zu den einzelnen Sequenzen werden zusätzlich Memos erstellt. Diese Notizen bilden

schließlich den Freiraum zum Festhalten von Auslegungen und Überlegungen sowie

demVerweisenaufZusammenhängezwischenKategorienundeinzelnenCodes:

3TheorieundMethode

27

„DaseinzelneMemodientalsOrtderKonkretisierung,PräzisierungaberauchderProtokollierungdes forschungsleitenden dreigliedrigen Forschungsprozesses von Abduktion, Induktion undDeduktion“(Roos2010:105).

Derartig getätigte Memos können sowohl im Umfang als auch in Hinsicht auf deren

Informationsgehalt stark variieren, da letztlich jeder Eindruck festgehalten werden

kann.InErweiterungzumErstellenvonMemoskommenebensoauchMeta-Memoszum

Einsatz. Der Forscher kann hierbei auf in der Vergangenheit verfasste Notizen

zurückgreifenunderneuteÜberlegungenerstellen,aufZusammenhängehinweisenund

innereGedankengängeaufzeichnen.Strauss’VorstellungdesidealenForschungsablaufs

spiegeltsichinder„TriadederanalytischenOperation“(Strauss2004:449)wieder.

Abb.1:Kodierparadigma(entnommenausStrauss2004:449)

Abb. 1 zeigt diese Abfolge von Forschungsphasen. Strauss unterscheidet hierbei

zwischenderDatenerhebung,demKodierensowiedemVerfassenvonMemosalsdrei

zentraleProzesseeinerAnwendungderGroundedTheory.Bezeichnend isthierbeidie

permanenteAbfolgederPhasen:NachderErhebungersterDatenwerdendiesekodiert

und mit Memos versehen. Der interpretative Prozess liefert schließlich den

Ausgangspunkt für das Erheben weiterer Daten oder die erneute Kodierung „alten

Materials“ aufgrund durch die Analyse angestoßener Denkprozesse (Strauss 2004:

449f).

3TheorieundMethode

28

HypothesengeneseDie Verwendung der Grounded Theory zielt schließlich daraufhin ab, eine Theorie zu

generieren. Diese sollte nach Strauss relevante und problematische Verhaltensmuster

erklärenundwird erzielt durchdie in derKodierung generierten Schlüsselkategorien

(Strauss1991:65f).ImVerlaufeinerwieobenbeschriebenen,umfassendenKodierung

entstehteineVielzahlabstrakterKonzeptebzw.Kategorien.Unterdiesenzeichnensich

bereitswährendderAnalysebesondersgehaltvolleKomplexeab,welcheinVerbindung

mit Kriterien wie Zentralität (im Sinne einer Bezugnahme auf übrige Kategorien),

Häufigkeit und theoretischen Implikationen Schlüsselkategorien entstehen lassen

(Strauss 1991: 67f). Dabei steigt mit dem Umfang der Analyse die Gewissheit, mit

welcher eine Schlüsselkategorie bestimmt werden kann. Ob im Nachgang einer

Untersuchung eine oder gar eine großeMenge an Schlüsselkategorien Eingang in die

abschließende Publikation findet, hängt von der Komplexität des Gegenstandes ab

(Franke/Roos2010:300).InVerbindungmitdenforschungsbegleitendenMemoskann

durch den Rückbezug auf eben diese Schlüsselkonzepte eine mehr oder weniger

komplexe Theorie formuliert werden. Die rekonstruktionslogische Hypothesengenese

beachtet hierbei – im Kontrast zu subsumtionslogischen Verfahren – die Anwendung

von Induktion, Deduktion und Abduktion als wissenschaftliche Schlussverfahren

gleichermaßen (Franke/Roos 2010: 294). Abduktion entspricht dem Prozess der

Entwicklung einer neuen, erklärenden Hypothese, welcher durch den hypothesen-

generierendenAnsatzderGroundedTheorysystematischvollzogenwird(Franke/Roos

2010:294):

„DerUnterschiedzwischenRekonstruktionundSubsumtionstelltsichdabeiwenigeralseineFrageder Logik dar, sondern ergibt sich stattdessen aus den verschiedenen Haltungen zumFallibilitätsprinzip. Aus pragmatistischer Sicht gelten generell sämtliche Hypothesen undÜberzeugungenalsfallibel,dasheißtsiewerdenalsstetswiderlegbargedacht.“(Franke/Roos2010:294).

3.2.2VomUmgangmitGütekriterienIm Zusammenhang mit der in einer Forschungsarbeit verwendeten Vorgehensweise

ergibtsichzwangsweisedieFragenachdemAnspruchaufderenGültigkeit.Insoferngilt

es,Kriterienzupostulieren,umeinenmöglichenVorwurfwillkürlicherVerfahrensweise

zuentkräften.InderquantitativenSozialforschungfindentraditionsgemäßdieKriterien

3TheorieundMethode

29

Reliabilität, Validität und Objektivität Anwendung (Diekmann 2007: 247f). In der

qualitativen Forschung lässt sich in Hinsicht auf Gütekriterien jedoch keine derartige

Übereinstimmung finden. InesSteinkeverweistaufdrei inderqualitativenForschung

existierende Positionen: Erstens die Übernahme der quantitativen Kriterien in die

qualitativeForschung;ZweitensdiePostulierungeigenerKriterienandenAnspruchder

Arbeit; Drittens schließlich die gänzliche Ablehnung von Gütekriterien (Steinke 2009:

319-321). Steinke fährt fort, sowohlden rigorosenVerzichtaufGütekriterienals auch

die Verwendung quantitativer Kriterien zurückzuweisen.17Diese Position wird vom

Verfasser geteilt; In der Folge ergibt sich ein Katalog von Kernkriterien, welcher

schließlich auf die jeweilige Fragestellung, Untersuchungsgegenstand und Methode

angepasstwird(Steinke2009:323).IndiesemSinnesollen

- IntersubjektiveNachvollziehbarkeit,

- EmpirischeVerankerungsowie

- Repräsentativität

alsGütekriteriendieserqualitativenForschungdienen.

Das Reliabilitätskriterium im Kontext quantitativer Sozialforschung bezeichnet die

WiederholbarkeiteinerUntersuchunguntergleichenBedingungen, sodassunabhängig

von der durchführenden Person gleiche Ergebnisse auftreten (Vgl. Roos 2010: 92).

Diesem Anspruch kann qualitative Forschung niemals gerecht werden, da zwei

Personen, die unabhängig mit den selben Werkzeugen forschen, aufgrund ihres

unterschiedlichen biographischen Hintergrunds, Kenntnis des Gegenstands und

veränderter Umwelt mit großer Wahrscheinlichkeit abweichende Ergebnisse

produzieren werden. Aus diesem Grund wird hierbei der Anspruch an eine

intersubjektive Nachvollziehbarkeit installiert (Steinke 2009: 324). Auch Keller sieht

dieseForderungalsVoraussetzungdeswissenschaftlichenVorgehens:

17SteinkeweistquantitativeKriterienzurück,da„derenGrundannahmenkaummitqualitativerForschungvereinbar sind“, denn diese können „aufgrund der vergleichsweise geringen Formalisierbarkeit undStandardisierbarkeit qualitativer Forschung nicht unmittelbar auf diese übertragen werden“. GleichwohlsprichtSteinkesichfürdieVerwendungvonKriterienaus,daeinVerzicht„dieGefahrderBeliebigkeitundWillkürqualitativerForschung“birgt(Steinke2009:321f).

3TheorieundMethode

30

„DieinDiskursenprozessiertenDeutungenderWeltlassensichnurdeutenderschließen.DamitdiesesozialwissenschaftlicheAlltagspraxis der Interpretation zu einemwissenschaftlichenUnternehmenwird, sind methodische Vorkehrungen notwendig, die den Interpretationsprozess reflektierendbegleiten–wobeikeineswegs‚endgültigeWahrheit’dieLeitideederAnalysedarstellt,sonderneherdie Vorstellung von nachvollziehbaren ‚guten Gründen’ für soziohistorisch situierteAuslegungsarbeit.“(Keller2007:9).

UmdiesesKriteriumzuerfüllenwurdeaufzweiAspektegeachtet:

- Die Dokumentation des Forschungsprozesses, welche ein Offenlegen des

Vorverständnisses,derErhebungs-undAuswertungsmethode,derverwendeten

DatenundderInformationsquellenbeinhaltetsowie

- die Anwendung kodifizierter Verfahren, in diesem Fall der Grounded Theory,

mittelswelcher Interpretationsvorgänge in Form von schriftlichenMemos und

Metamemosnachvollziehbargemachtwerden(Vgl.Steinke2009:324-326).

DieKodierschemata imAnhangstellen inVerbindungmitdemKapitelzuTheorieund

Methode dieserArbeit die zentralenMittel einer intersubjektivenNachvollziehbarkeit

derForschungdar.

Mit dem Kriterium der empirischen Verankerung wird darauf abgezielt, jegliche am

EndedieserArbeitstehendeHypothese inDatenbegründenzukönnen(Steinke2009:

328).EinErfüllendiesesKriteriumsergibtsichdurchdieWahlderMethodenahezuvon

selbst,dasichmitderGroundedTheoryalskodifizierendesVerfahren jeglicheGenese

von Hypothesen in empirischen Daten begründet. Strauss verweist im Kontext

qualitativer Sozialforschung auf diesen Umstand und sieht darin eine Stärke der

Grounded Theory: „WenneineTheorienicht inDatenbegründetist,wirdsiespekulativ

undfolglichineffektiv“(Strauss2004:429).

Mit der empirischen Verankerung eng verbunden zielt das Kriterium der

RepräsentativitätaufdieZusammenstellungderbeiderAnalyseverwendetenDatenab.

Anders als in der quantitativen Forschung wird hierbei nicht durch eine große Zahl

zufällig ausgewählter Dateneinheiten auf die „Gesamtheit“ geschlossen; schließlich ist

eineÜbertragungsolcherVorgängeaufdiequalitativeForschungwenigzielführend.Es

ist jedochzueinemgroßenTeildas „theoretical sampling“,welchesals „Feinsteuerung

der Datenauswahl“ (Roos 2010: 84) der Idee eines repräsentativen Datenkorpus

entgegengesetzt zu sein scheint. Dem aber steht die Annahme voran, dass in jedem

untersuchten Dokument die allgemeinen, grundlegenden Überzeugungen vorhanden

sind und somit „pars pro toto“ analysiert und rekonstruiert werden können (Roos

3TheorieundMethode

31

2010:82).AuchStraussverteidigtdieWissenschaftlichkeitdesTheoreticalSamplingin

HinsichtaufRepräsentativitätundtheoretischerKonsistenz:

„It is by theoretical sampling that representativeness and consistency are achieved. In groundedtheory, representativeness of concepts, not of persons, is crucial. The aim is ultimately to build atheoreticalexplanationbyspecifyingphenomenaintermsofconditionsthatgiverisetothem,howthey are expressed through action/interaction, the consequences that result from them, andvariationsofthesequalifiers.Theaimisnottogeneralizefindingstoabroaderpopulationperse.”(Strauss1990:9).

3.3ZwischenfazitzumtheoretischenundmethodischenRahmenZusammenfassendbildetdasFoucault’scheDiskursverständnisunddieWissenstheorie

von Peter Berger und Thomas Luckmann das theoretische Fundament. Durch diesen

sozialkonstruktivistischenHintergrunderfolgteineAnalysederdiskursivproduzierten

RealitätdurcheinenmethodischgesichertenInterpretationsprozess.

Mittels der Wissenssoziologischen Diskursanalyse sollen die dem Diskurs zugrunde

liegendenDeutungsstrukturenderamerikanischenRegierungrekonstruiertwerden.Mit

RückgriffaufdieGroundedTheorynachAnselmStraussalsMethodeunterliegendamit

Textdokumente einer rekonstruktionslogischen Analyse. Darüber hinaus soll die

Struktur von Dispositiven im Sinne von „Vergegenständlichungen“ des Diskurses

Gegenstand von Erkundungen sein. Die Kriterien in Hinsicht auf den

GültigkeitsanspruchdieserArbeitbesteheninderintersubjektivenNachvollziehbarkeit,

empirischenVerankerungundRepräsentativität.

4Analyse

32

4AnalyseIn diesem Abschnitt werden nun die Ergebnisse der Analyse dargelegt. Hierfür soll

zunächstdasimVorhineinentwickelteundangewandteForschungsdesignalskonkrete

PraxisundHilfskonstruktionderobenbeschriebenenMethodeinangebrachtemUmfang

dargestelltwerden.

Im Anschluss daran wird entlang der eingangs formulierten Fragestellung eine

Darlegung der Befunde vorgenommen. Hierbei werden die Gesamtheit der

identifiziertenDeutungsmuster,dieausdemDiskursrekonstruiertwerdenkonnten, in

ihrer von Wandel und Kontinuität geprägten Konstellation präsentiert. Schließlich

werdendieausgemachtenDispositivstrukturendiskutiert.

4.1ErläuterungdesForschungsdesignsZunächsterscheinteshilfreichzuverdeutlichen,wasuntereinemForschungsdesignim

SinnedieserAuseinandersetzungzuverstehen ist.GenerellmeintdieFragenachdem

ForschungsdesigndieArtundWeise, aufwelche sichdasErkenntnisinteresseunddie

Fragestellung einer wissenschaftlichen Arbeit in die konkrete empirische Praxis

umsetzt.Man sucht somit eineAntwortdarauf,welcheVorgehensweiseeine sinnvolle

und strukturierte Untersuchung des Gegenstandes in Hinsicht auf eine letztendliche

Beantwortung der Fragestellung ermöglicht (Vgl. Flick 2007).Während in Anbetracht

derartiger Überlegungen dieWahl derMethode sowie des theoretischen Fundaments

keinegeringeRollespielt,erscheintdemVerfassereineerneuteThematisierungdieser

Aspekte jedoch als redundant.18Eine Lektüre des Kapitel 3 vorausgesetzt soll im

Folgenden vielmehr transparent gemacht werden, mit welchen Hilfsmitteln,

Vorüberlegungen und Ressourcen die Analyse von statten ging und letztendlich

Auskunftgegebenwerden,inwieferneineEinhaltungderGütekriteriengesichertwurde.

InsofernwirdindenfolgendenAusführungenderBegriffdes„Forschungsdesign“nicht

auf die ganzheitlicheAuslegung undPlanung dieserArbeit bezogen, sondern imKern

nach Strauss’scher Empfehlung die konkrete Adaption der Grounded Theory an den18Hierbei kann auf eine erneute Bezugnahme auf die Theorie und Methode nicht verzichtet werden;vielmehr sind es die Vorüberlegungen bezüglich der Wahl von Theorie und Methode, die keineErwähnungfindensollen.

4Analyse

33

Gegenstand dargelegt und begründet (Corbin/Strauss 1990: 6). Hierbei musste allen

voranaufgrunddesgesetztenZeitrahmensmitHilfsmittelngearbeitetwerden,umdie

gegebeneBearbeitungszeitsinnvollzunutzen.

Drei-Phasen-ModellBei der Betrachtung amerikanischer Außenpolitik im Iran-Konflikt und der eingangs

dargelegten Fragestellung wird deutlich, dass eine hierauf gerichtete Erkundung

gewissen Einschränkungen unterliegen muss, um mit den gegebenen Ressourcen

sinnvoll bearbeitetwerden zu können. Im bilateralenKonflikt zwischen denUSA und

der IslamischenRepublik Iran könntedieAnalyse schließlich auchmit demSturzdes

Shah im Jahre 1979 oder gar noch früher beginnen, was jedoch einen enorm

umfangreichenundzudemschwerzugänglichenDatenkorpuszurFolgehätte.

Als sinnvolle Begrenzung des Diskursraumes erschien somit ein Zeitrahmen vom 1.

Januar 1999 bis zum 1. Juni 2012. Der ausgewählte Zeitraum ergibt sich aus einer

Vielzahl von Faktoren: Der Anfangspunkt der Analyse liegt im Jahr 1999 mit der

hauptsächlichen Absicht, die Zeit vor und nach dem 11. September 2001 als

einschneidendesaußenpolitischesEreigniseinzubeziehensowieummitEingliederung

der Regierung Clinton drei Administrationsperioden abzuzeichnen. Mit dieser

Rahmensetzung werden auch drei Überprüfungskonferenzen des Atomwaffen-

sperrvertragsundsomitzentralenuklearpolitischeEreignisseabgedeckt.Aufgrundder

aktuellenRelevanzsollenmöglichstzeitnaheDokumenteindieAnalyseeinfließen,was

denEndpunktmitdemAbschlussderAnalyseimJuni2012begründet.Innerhalbdieser

Rahmensetzung ist intendiert, den Diskurs an drei ausgewählten Zeiträumen, u.a.

orientiert an amerikanischen Regierungsperioden, zu analysieren. Der zu

untersuchendeDiskurs soll folglich in drei Phasen gegliedertwerden, namentlich der

RegierungsperiodenvonWilliam J. „Bill“ Clinton,GeorgeW.BushundBarackObama.

Schlaglichtartig kann auf dieseWeise die Zusammensetzung der Deutungsmuster der

amerikanischenRegierungzudengewähltenZeitpunktenbestimmtwerden.

DiesezwölfJahreermöglichenes,eineVielzahlanunterschiedlichenÜberzeugungenzu

rekonstruieren während Veränderungen bzw. Schwankungen in der Diskursstruktur

überZeitnochimmermessbarsind.

4Analyse

34

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

DiskursderamerikanischenRegierunghinsichtlichdesIran-Konflikts

PhaseI PhaseII PhaseIIIRegierungClinton

RegierungBush

RegierungObama

ZusammensetzungDeutungsmusterundDispositiveI

ZusammensetzungDeutungsmusterundDispositiveII

ZusammensetzungDeutungsmusterundDispositiveIII

Abb.2:Drei-Phasen-Modell(eigeneDarstellung).

AufdieseWeisedurchläuftderDiskursderamerikanischenRegierunghinsichtlichdes

Iran-Konflikts drei Administrationsphasen. Die Vorteile an einer phasenweisen

BetrachtungdesDiskursessindzweierlei:

ErstensgestaltetsichdieAnalysederDateneinerPhaseeinfacher,daderDatenkorpus

entsprechendübersichtlicherist.Zweitens,undungleichwichtiger,wirdaufdieseWeise

der Vergleich zwischen Phasen enorm erleichtert. Die Ergebnisse bzw. die

Überzeugungen lassen sich wortwörtlich nebeneinander betrachten, was eine

letztendliche Aussage über Veränderungen bzw. Kontinuitäten massiv vereinfacht.

GleichzeitigkönnenaberauchAussagenüberdiskursiveSchwankungeninnerhalbeiner

Phasegetroffenwerden;istesschließlichderGesamtdiskurswelcherimFokusjeglicher

Aussagen steht. DiesesDrei-Phasen-Modell kann somit als einHilfsmittel der Analyse

gesehenwerden, da es die Beantwortung der Fragestellung erleichtert. Das konkrete

Vorgehen beinhaltete die nach Phasen getrennte Rekonstruktion von Überzeugungen

undDeutungsmusterninseparatenKodierschemata.19

DatenerhebungGrundlage der Analyse bilden öffentlich zugängliche Äußerungen der US-

amerikanischenRegierungmitBezugaufdenIran-Konflikt.Daten,diediesesKriterium

erfüllen, zeigen sich relativ vielfältig. Reden, Interviews, schriftliche Stellungnahmen,

Presseerklärungen und –Konferenzen haben schließlich Eingang in die Analyse

gefunden.DieseKommunikationsarten lagenbereits transkribiert textförmigvor.Eine

19Die Anhänge B), C) und D) stellen die Kodierschemata der einzelnen Phasen dar. Sie enthalten dieSequenzen, deren Quelle, die Kategorien und Subkategorien sowie Memos und Metamemos (vgl.Methoden-Kapitel).

4Analyse

35

ErhebungimeigentlichenSinneentsprachinderForschungspraxisdemAuffindeneines

relevantenDatensatzes sowiedessendigitaleSicherung.DasAußenministeriumsowie

das Weiße Haus betreiben seit den 90er Jahren Internetauftritte, welcher unter

anderem zur Dokumentation jeglicher öffentlicher Kommunikation dienen. Diese

Online-Präsenzenwerdenperiodisch, demStandderTechnik folgend aktualisiert und

ersetzt, jedoch bestehen für die vergangenen und in dieser Arbeit thematisierten

RegierungsperiodendigitaleArchive.AufdieseWeisekonnteeffizienteinegroßeMenge

anDatengesichertwerden.

EreignisspezifischeDatenselektionIn Erweiterung des Drei-Phasen-Modells wurde zur systematischen Analyse ein

weiteresHilfsmittelherangezogen.Wiebereits imMethoden-Kapitelerwähntverweist

Strauss bei der Auswahl von Daten im Rahmen der Grounded Theory auf ein

sogenanntes „Theoretical Sampling“ (Corbin/Strauss 1990: 8f). Der Gedanke hinter

diesem Konzept verweist auf den Modus der Selektion von Daten, die einem

Analyseprozess unterzogen werden sollen. Abweichend von den Herangehensweisen

quantitativerForschungwirdhierbeidasKriteriumeinerstatistischenRepräsentativität

des Datenkorpus nicht verfolgt. Einfach gefasst bedeutet dies, dass darauf verzichtet

wird aus jedem Jahr, jeder Phase und jedem Monat eine gleiche Zahl an Daten mit

gleichem Umfang zu erheben und zu analysieren. Mittels der ereignisspezifischen

Datenselektion wird ermöglicht, in Zusammenhang mit fundierten Hintergrund-

kenntnissen theoriegeleitet Entscheidungen hinsichtlich der Zusammensetzung des

Datenkorpuszutreffen.DieseVorgehensweiseversprichtfolgendeVorteile:DaderIran-

Konflikt nicht zu jedem Zeitpunkt mit gleicher Intensität von Seiten der politischen

Entscheidungsträger thematisiert wurde, kommt es teilweise zu enormen Ungleich-

gewichten in der Verteilung der Datenmenge. Als Beispiel ist hier das Jahr 2006 zu

nennen,inwelchemdieäußerenUmstände(G8-Gipfel;Irak-Krieg)füreinbedeutsames

Anschwellen der Zahl an Statements, Reden und Interviews gesorgt haben. Hierbei

konnte schließlich eine Entscheidung für eine gewisse Zahl bedeutsamer Daten mit

besonderer Aussagekraft getroffen werden. In Erweiterung dessen kommt manchen

AussagenimVerhältniszuanderenungleichmehrRelevanzzu:eineThematisierungdes

Konflikts in der „State of theUnionAddress“ von Seiten des Präsidenten findet somit

eherEingang indieAnalysealseineRandnotizdesPressesprechersbeim„DailyPress

4Analyse

36

Briefing“.SolcheFaktorendemKriteriumderstatistischenRepräsentativitätzuopfern

würde den Gedanken einer qualitativen Analyse verfehlen. Es bleibt jedoch zu

erwähnen,dassdennochaufeinegewisse„Normalverteilung“desDatenkorpusgeachtet

wurde.Diesbedeutet,grobgesagt,dassDatenaus jedemderzwölf Jahreerhobenund

analysiert sowie Aussagen der wichtigsten außenpolitischen Sprecher der jeweiligen

Regierungeneinbezogenwurden.

Umdie SelektionderDaten schließlich systematischundnachvollziehbar zugestalten

war es notwendig, einenÜberblick über denKonfliktverlauf desDiskursabschnitts zu

generieren.Hierfürwurde imnotwendigenDetail eine Zusammenfassung derAbfolge

zentraler Ereignisse erstellt, welche die Grundlage der ereignisspezifischen

Datenselektionbot.20AufdieseWeisekönnenAussagenschnell ineinenzeitlichenund

geschichtlichen Kontext gebracht werden, was auch die Interpretation maßgeblich

vereinfacht.

4.2US-amerikanischeDeutungsmusterzwischenKontinuitätundWandelIndiesemAbschnittwirddasZielverfolgt,dieerstenbeidenElementederFragestellung

zubehandeln.Eswirddemnachversucht,

- die Gesamtheit der US-amerikanischen Deutungsmuster über den Konflikt um

dasiranischeAtomprogrammsowie

- potentielleVeränderungendieserDeutungsmusterüberZeit

zurekonstruierenundinFormvonHypothesenzupräsentieren.

Die Entscheidung, an Stelle einer getrennten Bearbeitung diese Fragestellungen

gemeinsam abzuhandeln, beruht auf ersten Erkenntnissen durch die Analyse. Die

Aspekte der Kontinuität bzw. des Wandels haben sich bereits früh als dominant

erwiesen, sodass durch eine getrennte Abhandlung ein großes Maß an Redundanz

erzeugenwürde.Darausergibtessich,dass folgenddieGesamtheitder identifizierten

DeutungsmusterüberdiePhasenhinwegbeschriebenundparallelderunterUmständen

auftretendeWandelbzw.Kontinuitätaufgezeigtwird.UmdennocheineSystematikzu

gewährleisten wurden die Hypothesen hinsichtlich der Deutungsmuster anhand von

20AnhangA.stelltdenÜberblicküberdenKonfliktverlaufdar.DasDokumentwurdevonAnbeginnderAnalyse schrittweise erweitert und enthält auch Notizen zum Prozess der Datenerhebung undDatenanalyse.

4Analyse

37

Themenkomplexen strukturiert. Im Folgenden sollen auf diese Weise die

wahrgenommenen Sicherheitserosionen auf regionaler sowie globaler Ebene, die

Strategie-undHandlungsmusterderUSA,dieRollederinternationalenGemeinschaftim

KonfliktsowiedieBedeutungderZivilbevölkerungdiskutiertwerden.

DurchdieAnwendungderGroundedTheorykonnteeinegroßeZahlanKategorienaus

demDatenmaterialrekonstruiertwerden.Etwa40dieserabstraktenKonzepteausallen

drei Phasen wurden schließlich als Schlüsselkategorien identifiziert und trugen zur

Hypothesengenese bei. Auf den folgenden Seiten soll die empirischeVerankerung der

Deutungsmuster mit besonders beispielhaften Aussagen von US-Offiziellen illustriert

sowiedurchNennungderCode-BezeichnungindenFußnotennachvollziehbargemacht

werden.

4.2.1SicherheitserosionenaufregionalerundglobalerEbeneDerersteThemenkomplex,welcherindieserFormdiskutiertwerdensoll,beziehtsich

auf dieWahrnehmung von Sicherheit in denDeutungsmustern derUS-Regierung. All

dem steht die Überzeugung der Vereinigten Staaten voran, dass der Iran die

Entwicklung seiner nuklearen Kapazitäten vorantreibt um in den Besitz nuklearer

Sprengköpfe zu gelangen. Die Bestrebungen Teherans, den Brennstoffkreislauf zu

beherrschen,stellenausUS-PerspektivenichtdenseitensdesIranoftzitiertenVersuch

einer Unabhängigkeit von ausländischer Hilfestellungen dar, sondern sind Teil der

iranischenPläne,zumAtomwaffenstaataufzusteigen.Hierbeilässtsichstarkabstrahiert

dasEmpfindeneinerErosionregionalerundinternationalerSicherheitattestieren,das

durchdieiranischenAtompläneausgelöstwird.EsexistierenjedochwichtigeVarianzen

undAbstufungenunterdenDeutungsmusternundAdministrationsphasen.

RegionaleBedrohungundamerikanischeSolidaritätBereits inderHinführungzurFragestellungwurdeeinoffensichtliches21LeitmotivUS-

amerikanischerIran-Politikoffengelegt.DiewahrgenommeneBedrohungIsraelsdurch

21Dieses Leitmotiv gewinnt seinen „offensichtlichen“ Charakter durch die Vielzahl wissenschaftlichersowie medialer Publikationen, welche die gegenwärtige geopolitische Situation Israels mit dertraditionellen Solidarität der USA als Motivation US-amerikanischen Engagements im Konflikt sehen(Howard2004,Krell2004).

4Analyse

38

denIranunddessenpotentiellesnuklearesArsenalresultiertineinersolidarischenund

schützendenStellungderUSA,welchesichauchindieserAnalysedurchdengesamten

untersuchtenZeitraumhinwegkontinuierlichrekonstruierenließ.22

Die Sprechakte der Administration Clinton, Bush und Obama wiesen alle die

Überzeugungauf,dassausderIslamischenRepublikIraneineGefahrfürdasisraelische

Volkausgeht.23Dabei stehteinepotentielle iranischeAtombombeals zentralerGrund,

eineBedrohungernst zunehmen– inkonventioneller,nichtnuklearerHinsichtbleibt

das iranischeMilitärvorallem in technologischenAspekten Israelunterlegen (Central

Intelligence Agency 2012). Jede der behandelten Regierungen verwies in diesem

KontextaufdiedrastischenÄußerungeniranischerOffizieller,welcheineinemharschen

Ton Israel angriffen und dem Staat das Existenzrecht absprachen. In Verbindungmit

demFortschrittiranischerRaketentechnologie,welcheinderTheorieeinenSprengkopf

bis nach Israel transportieren könnte, misst man dieser Rhetorik in den Vereinigten

StaatenvielBedeutungbei(Migdalovitz2008:13).DieserUmstandlässtsichdurchdie

AnalysefürdiezurückliegendendreizehnJahrebestätigen.

Was die Analyse dieser offensichtlichen Lesart hinzufügen kann ist die Erweiterung

dieses Denkens auf die den Amerikanern freundlich gesinnten Staaten in der Region.

Phasenübergreifend konnte ein Deutungsmuster attestiertwerden, nachwelchem die

VereinigtenStaatennebenIsraelauchdieweiterenPartnerimMittlerenOstenbedroht

sehen.SaudiArabien,Afghanistan,derheutigeIrak,dasprärevolutionäreÄgyptenund

die Türkei sowie der Libanon sind nach denÜberzeugungen derUSA potentiell einer

Bedrohung ausgesetzt. Die atomaren Ambitionen des Iran sorgen hierbei für einen

destabilisierenden Effekt in der Region. Es kann gemutmaßt werden, dass die

Vereinigten Staaten das Szenario eines nuklear bewaffneten Irans mit einem darauf

folgendenWettrüstenimMittlerenOsteninVerbindungbringen.

22Die methodische Herangehensweise beabsichtigt wie bereits dargelegt keineswegs die Verifizierungoder Falsifizierung von Hypothesen, sondern vielmehr deren Genese. In diesem Punkt offenbart sichjedocheinSonderfall, dadieDeutungsmustermitBezugaufdieSolidarität zu Israel alsAusgangspunktjeglicherErkundungendienten.Eswarsomitabzusehen,dassDeutungsmustervordiesemHintergrundausderAnalysehervorgehenwürden.23I-K01c-2,I-K02a-1/II-K01b,II-K01b-1/III-K02b,III-K02b-1.

4Analyse

39

“Well, Iamverypleasedbythe levelofcooperationthattheSaudisareoffering.They fullyseethethreat.TheyunderstandhowdestabilizingitwouldbeifIranweretobecomeanuclearpower.“(Clinton,HillaryR.2010a)

Ausgehend von dieser Position wäre allein schon die Unsicherheit über das

AtomprogrammTeherans,spätestensjedochdieGewissheitübereineiranischeBombe

eine denkbare Motivation für Entscheidungsträger der Region, Waffengleichheit

herzustellen.DerAtomwaffensperrvertragbesäße indiesemSzenariowenigPotential,

diesen hypothetischen Vorgängen nuklearer Aufrüstung Einhalt zu bieten (Thränert

2010a:2).

Anhand der gegebenen Daten lässt sich eine weitere „offensichtliche“ Hypothese

verifizieren. Ausgehend von den Anzeichen einer Bedrohung Israels durch das

potentielle iranische Atomwaffenprogramm sind die Vereinigten Staaten davon

überzeugt,dasseinesolidarischePositionzudembefreundetenStaatbezogenwerden

muss.KonkretverweistdiessowohlaufmilitärischenBeistandalsauchaufpräventive

Maßnahmen. Die Analyse deutete in diesem Aspekt jedoch auch auf graduelle

UnterschiedezwischendenerfasstenRegierungsperiodenhin.

In dem behandelten Zeitabschnitt der Clinton-Ära konnte die Überzeugung der USA

destilliert werden, dass (unter anderem) zum Schutze Israels Anstrengungen

unternommen werden müssen, ein potentielles Atomwaffenprogramm des Iran zu

stoppen.Mit demgeht einher, dass zu dieser Phase dieVereinigten Staaten zwar von

einem Streben Teherans nach der Bombe ausgingen, aber die Technologie in dem

islamischen Staat noch relativ weit von diesem Ziel entfernt eingeschätzt wurde.

Insofern war die Clinton-Administration von der Notwendigkeit überzeugt, das

iranischeAtomprogrammzuverlangsamenoderzuverhindern:

“Iran'sWMDandmissileprogramsconstituteaseriousthreattotheregionandtoU.S.morebroadly.ImpedingthoseprogramshasthereforebeenatoppriorityofU.S.policy.“(Einhorn,RobertJ.2000b,AssistantSecretaryofStateforNonproliferation)

Die Dual-Containment Politik bzw. der Iran Nonproliferation Act bildeten hierbei die

EckpfeilerderpräventivenMaßnahmen(Shirley1994:75f).Diese Instrumentesollten

mittels Handelseinschränkungen sowie der Unterbindung ausländischer Beihilfe den

Iranderartschwächen,sodasseinFesthaltenandennuklearenAmbitionenverworfen

werden müsste. Es bleibt festzuhalten, dass die Clinton-Administration zum Schutze

4Analyse

40

Israels eine Einstellung des iranischen Atomwaffenprogramm als eine hohe Priorität

wahrnahm, aber zum Erreichen dieses Ziels nicht zu allen Mitteln bereit war.

Insbesondere die militärische Option lässt sich aus den offiziellen Sprechakten nicht

erkennen.

Die Bush-Administration jedoch veränderte diese Haltung. Hier zeigteman ein hohes

Maß an Solidarität zum israelischen Staat, welche sich auch in eine enorme

Handlungsbereitschaft übersetzte. In beiden Amtszeiten wurde in diesem

Zusammenhang eine nahezu bedingungslose, auf alle Optionen ausgebreitete

BereitwilligkeitzurUnterstützungbekundet.NebeneinschneidendenSanktionenwurde

immerwiederbekundet,diegesamteBandbreitedesHandlungsspielraumszuerwägen

–wasletztlicheindeutlichesBekenntniszueinermilitärischenOptiondarstellt.

Mirazi:“SoapreemptivestrikeagainstIranisnotonthetable?”Armitage:“Whatwegenerallysayissomethingdifferent.Nomatterthesituationwhetherit'sIranoranythingelse,wedon't takeanyoptionsoff the table.Butoureffortswith Iranare,atpresent,limitedtodiplomatefforts.(Armitage,RichardL.2003,DeputySecretaryofState)

DieausgesprocheneEntschlossenheiteinersolchenHaltunghat ihrenUrsprunginden

Nachwirkungen der Anschläge des 11. September, was sich insbesondere in der zu

diesem Zeitpunkt starken Verbindung der US-Außenpolitik zu der Bekämpfung von

Terroristen wiederfindet. Eine Vertiefung dieser Thematik soll jedoch separat

Erwähnung finden. Die Überzeugungen der Bush-Administration umfassen verdichtet

einuneingeschränktesBekenntniszurRollederUSAalsSchutzmachtIsraelsunddamit

dasVerhinderneinesnuklearbewaffneten Iran,wieauchdieEinsatzbereitschaftaller,

auchmilitärischerMittel.

Unter Barack Obama lässt sich eine ähnlich starke Hingabewahrnehmen, welche die

SicherheitIsraelsfokussiert.

“Look, no country is more concerned about a nuclear Iran than Israel, and rightly so. And noPresidentsinceHarryTrumanhasdonemoreforIsrael’ssecuritythanBarackObama.”(Biden,Joe2012)

Die Überzeugungen hinsichtlich der Art und Weise, wie dieser Schutz gewährleistet

werdensoll,orientiertensichimGegensatzzurvorangegangenRegierungimerstenJahr

der Administration stark an einer verhandlungsbasierten, nahezu schlichtenden

Herangehensweise. Es lässt sich spekulieren, dass aufgrund der Erfolglosigkeit dieses

4Analyse

41

Vorgehens ein Strategiewechsel ereignete, denn innerhalb dieser Regierungsperiode

findeteinWandelderDeutungsmusterstatt.DieAnalyse lieferteGrundzurAnnahme,

dassdie gegenwärtigenAmtsinhaberauchvorderAnwendungmilitärischerOptionen

nichtHaltmachenwürden,umdieUnversehrtheitIsraelszugewährleisten.Esistsomit

einDeutungsmusterderObama-Administration,zumSchutzeIsraelsdenIranamErhalt

von Atomwaffen zu hindern – anfangs auf ausschließlich diplomatischem Weg,

mittlerweile aber kann der Einsatz militärischer Mittel in besonderen Bedrohungs-

situationennichtmehrausgeschlossenwerden.

VerbindungenzuminternationalenTerrorismusÜber den gesamten analysierten Zeitraum konnte eine besondere Kontinuität des

Deutungsmusters festgestelltwerden, dassdieVerbindungdes Iran zu terroristischen

GruppierungeneineGefahr fürdie internationaleGemeinschaftdarstellt.24Dabei steht

in der Wahrnehmung der Vereinigten Staaten die direkte Finanzierung von

Organisationen wie der Hamas oder Hisbollah seitens Teheran als unbestrittene

Tatsache.DieseÜberzeugungunterliegt in ihrer Intensität jedochauchSchwankungen

zwischendeneinzelnenRegierungsperioden.UnterClintonsinddieVerbindungendes

Iran zu nichtstaatlichenMilitärgruppierungen außer Frage, stellen aber imKanonmit

der Opposition des Iran zu einer Lösung im Nahostkonflikt und den vermuteten

nuklearenAmbitionen„nur“einederVerfehlungendesIrandar.DieTerrorfinanzierung

bildet dabei mehr oder weniger losgelöst vom Atomprogramm einen von mehreren

Kritikpunkten.

DiesePositionwirdabgelöstvonderBush-Regierung,welchedieNäheder iranischen

Führung zur Hisbollah direkt in einen Zusammenhang mit der vermuteten

Atomwaffenentwicklungbrachte:

“We cannot let Iran, a leading sponsor of international terrorism, acquire the most destructiveweapons and themeans to deliver them toEurope,most of central Asia and theMiddleEast - orfurther.”(Bolton,JohnR.2003a,UnderSecretaryforArmsControlandInternationalSecurity)

24I-K01c-1/II-K01a,II-K02a,II-K02a-1,II-K02a-3/III-K02a,III-K03a-5a.

4Analyse

42

Maßgeblich beeinflusst durch die Anschläge des 11. September war die gesamte

außenpolitische Haltung der USA durch besondere Sensibilität für jegliche mit

internationalem Terrorismus verbundene Vorgänge charakterisiert (Rudolf 2005: 5).

Die für die Vereinigten Staaten parallel stattgefundene Erhärtung des Verdachts, der

Iran entwickele Atomwaffen, etabliert ein starkes Deutungsmuster. Die USA unter

George W. Bush waren davon überzeugt, dass ein nuklear bewaffneter Iran

gleichbedeutend ist mit einer globalen Gefahrensituation, da die Proliferation von

Atomwaffen an nichtstaatliche, aggressive und anti-westlich positionierte Akteure als

wahrscheinlich erachtetwurde.Eswird indieserPhase somitdasunverrückbareZiel

installiert, den Iran von einer Entwicklung der Atombombe abzuhalten, denn die

ProliferationderTechnologieanTeheranbildeteineindirekteBedrohungvonglobaler

Dimension.

“Stateslikethese,andtheirterroristallies,constituteanaxisofevil,armingtothreatenthepeaceoftheworld.Byseekingweaponsofmassdestruction,theseregimesposeagraveandgrowingdanger.Theycouldprovidethesearmstoterrorists,givingthemthemeanstomatchtheirhatred.Theycouldattack our allies or attempt to blackmail the United States. In any of these cases, the price ofindifferencewouldbecatastrophic.”(Bush,GeorgeW.2002)

Dabei bildet der Terrorismus letztendlich die Brücke, über welche die nukleare

BedrohungauchfürdasTerritoriumderUSArealwird.DieVereinigtenStaatensindsich

bewusst, dass der Iran einerseits nicht über die Interkontinentalraketen verfügt, um

Sprengköpfe über den halben Globus zu transportieren, und andererseits diesen

aufgrund der bekannten Zweitschlagskapazität der USA selbstzerstörerischen Aktmit

großerWahrscheinlichkeit nicht durchführen würde. Das Deutungsmuster, dass über

nichtstaatlicheAkteureaufunkonventionellenWegendurchTerrororganisationeneine

„schmutzigeBombe“ dieGrenzenderVereinigten Staaten erreichen könnte, zeigt sich

dagegen deutlich. Auch die Verhinderung einer Lösung des Nahostkonflikts durch

direkte oder indirekte, über nichtstaatliche Akteure ausgeübte Wirkung mit

nukleartechnologischemHintergrundrückthierindenRahmendesMöglichen.

Diese Überzeugungen hinsichtlich der Möglichkeit einer Proliferation an Terroristen

findensich,wennauchmitweitauswenigerIntensität,ebensoinderRegierungObama

wieder.

4Analyse

43

“Wereducedourrelianceonnuclearweapons,achievedmajorarmscontrolagreementswithRussia,and brought the world together to secure nuclear materials from getting into the hands ofterrorists.“(Biden,Joe2012)

DieUnterstützungvonterroristischenGruppierungenbleibtrhetorischengverbunden

mitdemAtomprogrammdesIran,jedochnichtineinemderBush-Äranahekommenden

Stärke. Zwar bleibt die Finanzierungmilitanter nichtstaatlicher Akteure ein zentrales

Kriterium, anhand welchem die Absichten des Irans gemessen werden – eine

unmittelbare Bedrohungswahrnehmung dieser Größenordnung ließ sich allerdings

nichterkennen.

DiesbildetindiesemKontextmiteinederstärkstenDifferenzenzwischenderFührung

Bush und Obama bzw. Clinton. Ab 2002 konnte eine direkte und langfristige

Gefahrensituation als Überzeugung der Regierung rekonstruiert werden, in welcher

direkte Aggressionsakte gegen die Vereinigten Staaten antizipiert wurden. Diese

übertrugensichgleichzeitig indieÜberzeugung,dasseinepräventiveHandlungsweise

notwendigsei(vgl.Bush-Doktrin,Feinstein/Slaughter2004:141).

“We'llbedeliberate,yettimeisnotonourside.Iwillnotwaitonevents,whiledangersgather.Iwillnotstandby,asperildrawscloserandcloser.”(Bush,GeorgeW.2002)

Während die Obama-Administration sich großer Vorsicht und Handlungs-

entschlossenheitgegenübereinerBedrohungglobalerDimensionnichtentzieht, findet

diesdochineinemweitausgeringerenMaßestatt.

4.2.2InternationaleKooperationinderKonfliktbearbeitungDie gegenwärtige Situation im Iran-Konflikt zeigt, dass sich die internationale

Gemeinschaft nahezu geschlossen gegen den Iran stemmt. Dabei hat sich diese

transnationaleProblembearbeitungerst indenvergangenen Jahrenentwickelt,und in

den Vereinigten Staaten zu vielschichtigen Deutungsmustern geführt. Betrachtet man

den Iran, Israel und in Erweiterung hierzu die Vereinigten Staaten als „Kernparteien“

des Konfliktes um das iranische Atomprogramm, so wird die Beteiligung weiterer

Staaten erklärungsbedürftig. Man mag argumentieren, dass die Vorwürfe einer

4Analyse

44

Vertragsverletzung des Non-Proliferation Treaty bereits internationale Beteiligung

provozierte;diesdecktallerdingsnichtdieKomplexitätderUS-Perspektiveab.

TransnationaleHandlungsgemeinschaftIn derDiskursstruktur konnte einWandel hinsichtlich derÜberzeugungen gegenüber

internationaler Kooperation25 festgestellt werden. Die globale Dimension einer

potentiellen Bedrohung war unter Clinton den politischen Entscheidungsträgern

bewusst,jedochübertrugdiesesichnichtineinReaktionsbedürfnisglobalerDimension

wie sie heute existiert. Es herrschte das Deutungsmuster, dass die internationale

GemeinschaftdasnötigeMaßanVerantwortungübernehmenunddieKooperationmit

demIraneinstellenmuss.DieAnlagenimIranbenötigtennachderRevolutionintensive

ausländische Hilfestellung, die von westlichen, russischen und chinesischen Firmen

geleistetwurde(Thranert2003:7).

“This issue remains at the top of the agendawithRussia, aswell aswith other countrieswhosecompaniesmaybeprovidingsuchassistancetoIran.”(Clinton,WilliamJ.2000)

Die Überzeugung, dass zur Einschränkung derMöglichkeit eines nuklear bewaffneten

IrandieseUnterstützunggestopptwerdenmüsste, istdeutlichzuerkennen.DerApell

richtet sich hierbei vor allen Dingen an Moskau, deren Engagement als gefährlich

betrachtetwird.Auchdie„Überreste“desKaltenKrieges,d.h.nukleareAnlagenaufden

Territorien der ehemaligen Sowjetunion, sind aufgrund mangelhafter

SicherheitsverhältnissenachAnsichtderVereinigtenStaatenpotentiellinderLage,das

vermutete iranische Atomprogramm voranzutreiben und somit mit Handlungsbedarf

verbunden. Die internationale Handlungsorientierung, welche hier in der US-

Perspektivegefordertwird,siehtalseinzigegeschlosseneAktioneinAbstellenjeglicher

Hilfeleistung. Diese Überzeugung wurde in den Bush-Jahren übernommen und mit

großerEntschlossenheitweitergeführt:

“Wewillwork closelywithour coalition todeny terrorists and their state sponsors thematerials,technology,andexpertisetomakeanddeliverweaponsofmassdestruction.“(Bush,GeorgeW.2002).

25I-K01b-3/II-K03a,/III-K03a-7.

4Analyse

45

Es besteht weiterhin das Deutungsmuster, dass der internationale Konsens über die

VerwerflichkeitderiranischenAmbitionenbereitsDruckaufdasRegimeerzeugt,sowie

ein Stopp ausländischer Kooperation mit dem Iran ein bedeutendes Instrument der

Konfliktbearbeitungdarstellt.WiebereitsunterClintonbildetdierussischeKooperation

mit den als zivil deklarierten Atomanlagen des Iran eine als zentral betrachtete

Herausforderung der amerikanischen Führung, da dieser Hilfeleistung weiterhin

Gefahrenpotential zugeschrieben wird. In Erweiterung dazu tritt die Überzeugung,

durch diesen internationalen Schulterschluss eine politische Isolation des Iran zu

erreichenundhiermiteinEinlenkenTeheranserreichenzukönnen.

Der bereits angekündigte Wandel der Deutungsmuster in diesem Themenkomplex

manifestiert sichdarin, dassdieHandlungsoptionender internationalenGemeinschaft

ausSichtWashingtonsneueDimensionenannehmenkönnen.DieStaatengemeinschaft

bildet sich nach der Perspektive der USA zu einem vereinten Gegner des iranischen

Atomprogrammsausundübersteigt indiesemSinnedasMaßanbloßemKonsensder

Clinton-Administration. Vielmehr offenbart sich das Deutungsmuster, dass die

internationaleGemeinschaftinderLageundinderPflichtsei,weitereKonsequenzenzu

verhängenwennderIrannichtdengestelltenForderungennachkommensollte.Konkret

handelt es sich hierbei um Resolutionen des Sicherheitsrates und transnational

koordinierteStrafmaßnahmen.

“On this issue, though, let there be nomisunderstanding in Tehran. The international communitystands united: Iran must not be permitted to develop the capacity to build or deliver a nuclearweapon.[…]We[Europa,Russland,USA,A.W.]sharethegoalofdenyingIrananuclearweaponandrecognize that there must be consequences should Tehran fail to adhere to its internationalcommitments.[…]Onthispoint,thebarforIranmustbesethigh:itshistoryofdeceptionoftheIAEAandtheworldhasunderminedtheinternationalcommunity'strust.”(Burns,NicholasR.2005,UnderSecretaryforPoliticalAffairs)

DieObama-AdministrationbautihreDeutungsmusteraufdenindenvorangegangenen

JahrenetabliertenÜberzeugungengegenüberinternationalerHandlungsorientierungen

auf.InsbesonderederKonsensderStaatengemeinschaftspielteineerheblicheRolle,ist

es schließlich ein starkes Deutungsmuster, dass eine international geteilte

AufmerksamkeitundHandlungsbereitschaftzurpolitischenIsolationdesIranführt.Der

daraus resultierende Druck, so die vorherrschende Überzeugung, soll Teheran zur

EinhaltungdernuklearenReglementierungenzwingen.DieEinschätzungderpositiven

4Analyse

46

und effizienten Wirkweise einer globalen und vereinten Gegnerschaft hat seit der

AmtsübernahmeObamasanIntensitätgewonnen.

“Inthefaceofthisintransigence,theworldhasspokenwithonevoice–attheIAEA,attheUN,andincapitals–making itclearthat Iranianactions jeopardize internationalpeaceandstability,andwillonlyfurtherisolatetheIranianregime.”(Obama,Barack2011c)

DieVerantwortungfürdievonderStaatengemeinschaftexkludiertePositionTeherans

liegt nach Sicht der Vereinigten Staaten allein beim iranischen Regime, welches sich

durchdiemangelhafteKooperationsbereitschaftselbstindieseLagegebrachthat.

FührungsrollederVereinigtenStaatenImZusammenhangmiteinerinternationalenAufmerksamkeitgegenüberdeniranischen

NuklearambitionenoffenbartsichdieKontinuitäteinesweiterenDeutungsmusters.Das

anhaltende Engagement der Vereinigten Staaten, diewahrgenommeneBedrohung auf

einerglobalenEbenezuetablieren,führtzuderÜberzeugungeinerzentralenPositionin

derKonfliktbearbeitung.InsofernbestehtinderFührungderUSAdasDeutungsmuster,

die Speerspitze einer transnationalen Opposition zu bilden und in der

Problembearbeitung eine Führungsrolle zu besitzen.26Diese Überzeugung findet sich

überdengesamtenDiskursverteiltwiederundbildetdahereinüberalleuntersuchten

AdministrationsperiodenbeständigesDeutungsmustermitwenigVarianz.

Die Clinton-Administration, unter welcher die internationale Gemeinschaft zur

Einstellung jeglicher Kooperation mit Teherans Atomprogramm aufgefordert und

KonsenshinsichtlichdessenRisikenhergestelltwurde,betrachtetihreBestrebungenals

besonders effektvoll. Hierbei lässt sich das Deutungsmuster identifizieren, dass ohne

das Wirken Washingtons keine Front gegenüber dem Iran hätte etabliert werden

können. Gleichzeitig, so die Überzeugung, muss die anhaltende transnationale

AufmerksamkeitdenUSAzugutegehaltenwerden.

“[T]he United States has played the leading role in developing and maintaining a broadinternationalconsensusagainstassistingIran'sforeignprocurementefforts.(Einhorn,RobertJ.2000b,AssistantSecretaryofStateforNonproliferation)

26I-K04c/II-K03b-1/III-K03a-7d.

4Analyse

47

DieRegierung unterGeorgeW.Bush veränderte an dieserHaltung nur die Intensität,

mit welcher diese in die Welt getragen wurde. Das Deutungsmuster wird demnach

verstärkt, sodass die Überzeugung, das US-amerikanische Engagement bilde letztlich

denAusschlagfürdenstattfindendenDiskurs,deutlichwird.

“(...)[O]ur resolveon thecontinuing threatposedby Iran'snuclearweaponsprogramhasbroughtthisissuetotheattentionoftheworld.”(Bolton,JohnR.2004,UnderSecretaryforArmsControlandInternationalSecurity)

Die Kategorisierung des Iran als Teil der Achse des Bösen (Bush 2002) wurde auf

internationaler Ebene anfangs als eher fragwürdig eingestuft (Hirsh 2002: 19,

Müller/Schaper 2003: 59f). Erst später teiltenweitere Staaten diese Position,was als

nachträgliches Eingeständnis verstanden und von der US-Führung umsomehr betont

wird. Dabei gewinnen Aussagen beinahe einen vorwurfsvollen Charakter gegenüber

dem Rest derWelt.DieWahrnehmung einer Führungsrolle bleibt auch unter Barack

Obama erhalten und zeugt wahrnehmbar von einem selbstbewussten Auftreten der

VereinigtenStaatenaufderWeltbühne.

“Throughthepowerofourdiplomacy,aworldthatwasoncedividedabouthowtodealwithIran’snuclearprogramnowstandsasone.“(Obama,Barack2012a)

Dieses Deutungsmuster weist eine deutlich erkennbare Kontinuität auf, welche

ungeachtet von Umweltveränderungen und Regierungswechseln angehalten hat. Das

souveräne, selbstsichere Auftreten in Verbindungmit der vorhandenen Resonanz der

Staatengemeinschaft führt zu einer Verstärkung der ohnehin bestehenden

EinflusswahrnehmungderVereinigtenStaateninderinternationalenPolitik.

4.2.3Strategie-undHandlungsmusterDie Analyse der Sprechakte offenbart auf deutliche Weise, mit welchen Mitteln die

VereinigtenStaatenihrZieleinesatomwaffenfreienIranverfolgen.Hierbeiäußernsich

Deutungsmuster, die sich auf die wahrgenommene Effizienz bestimmter Instrumente

oderdieBewertungverschiedenerstrategischenVorgehensweisenbeziehen.

Die Deutungsmuster, welche sich auf die strategische Ausrichtung der USA berufen,

variierensowohlzwischenalsauchinnerhalbdenuntersuchtenPhasenineinemgroßen

4Analyse

48

Maße.27DiepolitischeSpitzederUSAwährendderPräsidentschaftClintons etablierte

zwaraufeinerinstitutionellenEbenetiefgreifendeSanktionenfürdenIrakunddenIran,

äußerte sich in den Sprechakten allerdings dazu inkongruent und sprach sich für

gegenseitiges Vertrauen aus. Die Überzeugung, den Iran mittels einer

entgegenkommenden und gutwilligen Haltung an den Verhandlungstisch bringen zu

können,offenbartsichhierdeutlich.GleichzeitigbestehtdasDeutungsmuster,durchdie

RedebereitschaftinTeheraneineähnlicheHaltungprovozierenzukönnen.

DieUS-FührungunterBushließzunächstdasDeutungsmustererkennen,dassmitallen

MittelnDruck aufgebautwerdenmuss umden Iran von seinen atomarenAmbitionen

abzuhalten.HierbeivertretendieUSAdieÜberzeugung,dassdurcheinOffenhaltenaller

politischer Instrumente – unter welchen sowohl die Diplomatie wie auch

Zwangsmaßnahmen und militärische Optionen verstanden werden – Teheran zur

BefolgungderForderungengedrängtwird.InderRealitätmachtendieUSAinderersten

Amtszeit des Präsidenten Bush Jr. von diplomatischen Lösungsansätzen wenig

Gebrauch, sondern überließen die Verhandlungen den europäischen Partnern (Frum

2008: 34). Zu Beginn der zweiten Amtszeit wechselt dieses Deutungsmuster. Die

VereinigtenStaatentretensoineineneue„diplomatischePhase“,welchesichdurchdie

Überzeugung einer möglichen verhandlungsbasierten Konfliktlösung charakterisiert.

ZeitgleichmitdemVerhängenersterResolutionendesSicherheitsrateswandeltsichdie

DiplomatiezumprimärenInstrumentderVereinigtenStaaten,dieimKontraststehtzu

einervonwenigdirekterKommunikationundmassivenZwangsmaßnahmengeprägten

erstenAmtszeit.

“Until fourteenmonths ago, the United States had been very far removed from the internationaldiplomacyconcerningIran.AfterPresidentBush'striptoNATOandtoGermanyinFebruaryof2005,afterhisdiscussionswiththeFrenchandGermanandBritishleadership,hebecameconvincedthatwe had to put our diplomatic weight behind these negotiations, not that we would be directlyinvolved,notthatwewouldbeatthetable,butthatwewouldtrytohelp,asbestwecould,GermanyandtheUnitedKingdomandFrancetonegotiateeffectivelywiththeIraniangovernment.”(Burns,NicholasR.2006,UnderSecretaryforPoliticalAffairs)

Burns(2006)verweisthierbeialsGrundfürdenPolitikwechselaufdiesichentwickelte

Überzeugung hinsichtlich der Effizienz diplomatischer Bemühungen seitens der

europäischenGesprächspartner.

27I-K02a-2/II-K02d-2,II-K02d-3/III-K04a-1,III-K04a-2,III-K04a-3.

4Analyse

49

Zu Beginn der Obama-Administration zeichnet sich auffällig das Deutungsmuster ab,

dasseinDialogmitdemIranprimärzurKonfliktlösungangewandtwerdenmüsste.Die

Überzeugung, dass eine generelle Gesprächsbereitschaft der USA in Teheran zu

Verhandlungsbereitschaft hinsichtlich des Atomprogrammes hervorruft, zeigt sich

deutlich. Diese „Politik der ausgestreckten Hand“ (Rudolf/Lohmann 2010: 9) bleibt

jedochnichtohnedenVerweisaufdieunverrückbarePositionderUSA,denIranunter

keinenUmständenindenBesitzeinerAtomwaffegelangenzulassen.

“WehavemadeitclearthatwewilldoourparttoengagetheIraniangovernmentonthebasisofmutualinterestsandmutualrespect,butourpatienceisnotunlimited.”(Obama,Barack2009d)

AuchunterObamafandschonbaldeinerneuterWandelderDeutungsmusterstatt.Die

Dialogbereitschaft wich dabei einer „zweispurigen Strategie“, wobei der beibehaltene

Wille zu direkten Verhandlungen durch eine verstärkte und intensive Druckpolitik

ergänztwird.

„Lettherebenodoubt:AmericaisdeterminedtopreventIranfromgettinganuclearweapon,andIwilltakenooptionsoffthetabletoachievethatgoal.“(Obama,Barack2012a)

Eszeigtsichnundie„neue“Überzeugung,nachwelchereineDruckpolitikdasgeeignete

Instrument zur Konfliktbearbeitung bildet. Letztlich besteht das Deutungsmuster,

mittelsZwangeinEinlenkeninTeheranzustimulieren.Die Rekonstruktion deutete in diesem Aspekt auf enorme phasenübergreifende

Schwankungen hin. Verdichtet und abstrahiert konnten sich ständig abwechselnde

Perioden von Dialogbereitschaft und Druckausübung identifiziert werden, die

schließlichselbstinnerhalbderRegierungsperiodenalternieren.

IranunterZugzwang:DasNarrativbinärerHandlungsoptionenVerbundenmitdenbreit gefasstenStrategiender jeweiligenAdministrationenkonnte

einbesondersauffälligesDeutungsmuster identifiziertwerden,welchessichallerdings

nurindenAdministrationenBushundObamadeutlichzeigt.ZwarlassensichersteZüge

bereitsunterClintonerkennen,diebestechendeKontinuitätprägtsichabererstdurch

diefolgendenRegierungsperioden.

4Analyse

50

EshandeltsichhierbeiumdieÜberzeugung,dassdiePositionierungderUSAbzw.der

Staatengemeinschaft dem Iran nur zwei Handlungsoptionen ermöglicht. 28 Diese

binärenWahlmöglichkeitendesIranbestehenzumeineninderEinhaltungseinerdurch

den Atomwaffensperrvertrag institutionalisierten Verpflichtungen oder in der

Nichtbeachtung der internationalen Forderungen, die an Teheran herangetragen

werden.SowohldieBush-AdministrationalsauchdieUS-FührungunterObamavertritt

diesesrhetorischeMittelgegenüberdemIran.DiesesNarrativeinerWahl,vorwelcher

Teheran in der US-Wahrnehmung steht, wird jeweils mit notwendigen und nahezu

kausalenFolgenversehen.

“AndintermsofIran,wemadeitcleartotheIraniansthatiftheywouldhonorpreviousobligationsandverifiably stopenrichmentofnuclearmaterials,wewould sitata table.Andso there'sawayforwardforbothcountries.Thechoiceistheirs.”(Bush,GeorgeW.2006)

Hierbeiwird das Deutungsmuster offenbart, dass im Falle eines Einlenkens Teherans

eineRückkehrzunormalisierten,entspanntenBeziehungenmöglichist.Dieswirdinder

Wahrnehmung der USA durch eine Vielzahl an weiteren positiven Entwicklungen

begleitet.SolltemanvonderBeherrschungdesBrennstoffkreislaufesAbstandnehmen,

könne sich das Land wieder global mehr integrieren und auf diese Weise bessere

Perspektiven für die Zukunft gewinnen. Allerdings besteht auch die Option, dass

Teheran den Forderungen der internationalen Gemeinschaft nicht nachkommt; für

diesen Fall besteht nachÜberzeugung der Vereinigten Staaten nur derWeg in tiefere

IsolationunddendamitverbundenenNachteilenfürdenIran.

„Sanctions and pressures, however, are not ends in themselves. They are the building blocks ofleverageforanegotiatedsolution,towhichweandourpartnersremaincommitted.ThechoiceforIran’s leaders isclear,andtheyhavetodecidewhethertheyaccepttheirobligationsor increasingisolationandthecoststhatcomewithit,andwewillseehowIrandecides.“(Clinton,HillaryR.2010d)

Aus dieser Auffassung einer binären Handlungsoption lässt sich ein weiteres

Deutungsmusterableiten.EsistinsofernseitderAmtsübernahmevonGeorgeW.Bush

eineÜberzeugungderUSA,dassmandemIrannichtweiterentgegenkommenkann.Es

liegt daher in der Hand des Iran, die weitere Zukunft des Landes in der globalen28I-K02a-2/II-K02b-2/III-K03a-6,K03a-6b.

4Analyse

51

Dimension zu bestimmen. Die Forderungen der USA stehen demnach unverrückbar

während Teheran aus Sicht Washingtons den weiteren Vorgang für sich bestimmen

kann.Hier offenbart sich eineweitere Kontinuität,welche jede der drei untersuchten

Regierungsperiodengezeigthat.Beständighält sichdieÜberzeugung,dassder Iran in

der „Bringschuld“ steht, seine friedlichen Absichten zu demonstrieren. 29 Das

Deutungsmuster, dass Teheran hier den Unglauben der internationalen Gemeinschaft

entkräften muss, zeugt von der Sonderstellung, den das iranische Atomprogramm

darstellt–dieseForderungwirdschließlichnurdemIrangestelltundkeinemanderen

Staat,dertheoretischeinenukleareWaffenkapazitäterreichenkönnte.

WirkweisevonZwangsmaßnahmenÜber den gesamten untersuchten Diskurszeitraum hinweg wurde von Seiten der

VereinigtenStaatengegendenIrangerichteteZwangsmaßnahmeninstalliert.Mitdiesen

sind Überzeugungen und Deutungsmuster verbunden, die sich einerseits auf deren

Effektivität,andererseitsaufdenmitdiesenverbundenenSinnbeziehen.Hierbeibesteht

eine Kontinuität in der Überzeugung, dass eine Implementierung verschiedenartiger

Sanktionsoptionen den Iran zur nuklearpolitischen Umkehr bringen kann. Allerdings

bestehenzwischendenanalysiertenRegierungsperiodenleichteSchwankungen.30

Die Clinton-Administration übersetze ihr Bedürfnis eines Politikwechsels im Iran in

Sanktionen,welchealszentralenAnsatzpunktdieinternationalenundinsbesonderedie

russischen Hilfestellungen fokussierten, um letztendlich die Versorgung des

Atomprogramms zu unterbinden. Dabei besteht die Überzeugung, dass zur Sicherung

regionalerStabilität–unddamitauchzumSchutzeIsraels–einederartigeAbstrafung

denpositivenEffekteinerVerlangsamungdesnukleartechnischenFortschrittsmitsich

bringt.

“WehavesubstantiallyconstrainedthetypesandquantitiesofconventionalmilitaryequipmentIranisabletoobtain.AndwehaveslowedIran'sacquisitionofWMD(weaponsofmassdestruction)anddelivery systems. […]. Iran has lacked the technical wherewithal to succeed in producing nuclearweapons.KeytoconstrainingIran'snuclearambitionistodenyitforeigntechnology.”(Barker,JohnP./DeThomas,JosephM.2000,DeputyAssistantSecretariesofState)

29I-K02a-1/II-K02b-3,II-K02b-4/III-K03a-4.30I-K01b-3/II-K02d-1/III-K03a-3.

4Analyse

52

Der hier erzeugte politische Druck deutet auf das Deutungsmuster, dass eine

nukleartechnologische Isolierung des Iran bereits eine effiziente Vorgehensweise

darstellt,undinderFolgeweitreichendereSanktionenvorerstnichtnotwendigseien.

DieUS-FührungunterGeorgeW.BushverfolgtedieseStrategieweiterundübernahm

somitauchdasgrundlegendeDeutungsmuster.EsbestandweiterhindieÜberzeugung,

dass ein Abschneiden des Iran vom internationalen Wissensbestand den zentralen

Ausgangspunkt fürdieDruckausübungbildet.DamitwardieÜberzeugungverbunden,

ersteKonsequenzenfürdenIranzudemonstrierenunddasbestehendeAtomprogramm

signifikant zu bremsen. Abweichend von der vorangegangenen Administration

charakterisiert sich diese Handlungsweise durch eine auffallende Rigorosität, was

wiederumdieBush-Doktrinerkennenlässt:

“Ourperspectiveonsanctionsisclearandsimple.Companiesaroundtheworldhaveachoice:tradeinWMDmaterialswithproliferators,ortradewiththeUnitedStates,butnotboth.Wherenationalcontrols fail, and when companies make the wrong choice, there will be consequences. U.S. lawrequiresitandwearecommittedtoenforcingtheselawstotheirfullestextent.”(Bolton,JohnR.2003a,UnderSecretaryforArmsControlandInternationalSecurity)

Hinzu tritt auchdieÜberzeugung,dass insbesonderedie indieserPhaseeingeleiteten

fünfUN-ResolutioneneinbesonderseffektivesZwangsmitteldarstellen.Hierzeigtsich

schließlich auch das Deutungsmuster, dass der internationale Druck den Iran in

enormerWeiselähmtundsomitPotentialbesitzt,eineUmkehrinderNuklearpolitikzu

forcieren.

Die Obama-Administration führte hierbei abweichende Deutungsmuster und damit

verbundeneHandlungsorientierungenein.Noch immerbestehtdieÜberzeugung,dass

eine Verlangsamung des Atomprogramms durch Zwangsmaßnahmen erreichtwerden

kann.Allerdingsstehennunnichtmehrdie internationalenZuliefererallein imFokus;

die Sanktionenweiten sich auf nahezu die gesamte ökonomische Dimension aus. Mit

einschneidendenundlähmendenAbstrafungendespetrochemischenSektorssowiedem

gesamten iranischen Banksystemwird die Überzeugung verbunden, die Finanzierung

der potentiellen Nuklearwaffenentwicklung zu gefährden. Die durch US- sowie

internationale Sanktionen ausgelösten Profitverluste der Öl-Industrie und die

Beschneidung internationaler Bankgeschäfte soll dem Atomprogramm die Mittel

entziehen. Auf diese Weise zeigt sich das Deutungsmuster, dass die bloße

4Analyse

53

Sanktionierung von ausländischer Hilfe nicht mehr länger zielführend ist und somit

ausgeweitetwerdenmusste.

„In short,with these sanctions – along with others –we are striking at the heart of the Iraniangovernment’s ability to fund and develop its nuclear program. We’re showing the Iraniangovernment that its actions have consequences. And if it persists, the pressure will continue tomount,anditsisolationwillcontinuetodeepen.Thereshouldbenodoubt—-theUnitedStatesandtheinternationalcommunityaredeterminedtopreventIranfromacquiringnuclearweapons.“(Obama,Barack2010a)

Es konnte ebenso rekonstruiert werden, dass von Seiten der Vereinigten Staatenmit

dieserHandlungeineNebenfolgebeabsichtigtwird.DerzunehmendeHandlungsdruck

aufden IransollGesprächs-undVerhandlungsbereitschaftprovozieren.DerStrategie-

undÜberzeugungswandel deutet letztendlich auf dasDeutungsmuster, dass einerseits

demIraninihrerIntensitätsteigendeKonsequenzenentgegengehaltenwerdenmüssen

umdenDialogzusichern,undandererseitsaufdieSichtweiseeineserhöhtenBedarfs

vonZwangsmaßnahmenzurEinschränkungdernuklearenAmbitionenTeherans.

4.2.4DasiranischeRegimeunddieRollederZivilbevölkerungDieoffiziellenSprechaktederUS-amerikanischenRegierungbeziehensichhäufigaufdie

innenpolitische Situation in der Islamischen Republik Iran. Hierbei weisen die

Deutungsmuster auf eine strikte Trennung der Beurteilung hin, da in einem

zunehmendenMaßediepolitischeFührung losgelöstvom iranischenVolkbegutachtet

wird.DieseBetrachtungsweiseführtschließlichzustarkabweichendenÜberzeugungen

bezüglichderRegierungbzw.derZivilbevölkerung.

UnrechtmäßigkeitderiranischenFührungSeit der Islamischen Revolution 1979 besteht zwischen dem Iran und den USA keine

durch Botschaften institutionalisierte Diplomatie. Die Vereinigten Staaten betrachten

dienachdemSturzdesShahinstallierteiranischeFührung–nichtzuletztauchaufgrund

der Geiselnahme in der US-Botschaft – nicht als rechtmäßigen Vertreter (Katzmann

2012: 57). Dieser Zustand basiert auf Überzeugungen gegenüber den politischen

Entscheidungsträgern im Iran, welche sich im Grunde seit über dreißig Jahren nicht

4Analyse

54

veränderthaben.DennochkonntedieRekonstruktionteilswichtigeNuanceninderUS-

HaltungzuriranischenRegierungidentifizieren.31

Eine Analyse offizieller Äußerungen der Regierung Clinton bestätigt die Vermutung

eines fortdauernden Deutungsmusters für den benannten Diskursabschnitt. Die

Vereinigten Staaten sind zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, dass die politische

FührungimIranzuUnrechtdieMachtinnehatsowievondieserauffragwürdigeWeise

Gebrauchmacht.IndieserHinsichtgerateneinerseitsfehlendedemokratischeElemente

sowie andererseits mangelnde sozio-ökonomische und kulturelle Entfaltungs-

möglichkeitendesiranischenVolkesindieKritik.

“Despitethetrendtowardsdemocracy,controloverthemilitary,judiciary,courtsandpoliceremainsinunelectedhands(...).”(Albright,MadeleineK.2000a)

Das Deutungsmuster fokussiert in der perspektivischen Betrachtung des Iran sowohl

Demokratie-alsauchMenschenrechtsaspekte.Gleichzeitiglässtsicheineoptimistische

Haltung wahrnehmen, durch welche eine Hoffnung auf bessere innenpolitische

Verhältnissekenntlichgemachtwird.

DieRegierungBushlegtedagegenwenigOptimismusandenTag,dasDeutungsmuster

eines illegitimen, destruktivenundkorruptenRegimes gewinnt dagegen an Fahrt.Die

VereinigtenStaatensindzudieserZeitdavonüberzeugt,dasssichdiepolitischeSpitze

desIranausdenwortwörtlichen„Schurken“konstituiert,diesichauchinderRhetorik

derUSAwiederfinden.InRelationzudenuntersuchtenAussagenderClinton-Äraweist

dieseÜberzeugungnunungleichmehrIntensitätaufundverschärftsichgleichzeitigim

Ton.

“Today,Iranisruledbymenwhosuppresslibertyathomeandspreadterroracrosstheworld.Poweris in the hands of an unelected few who have retained power through an electoral process thatignoresthebasicrequirementsofdemocracy.“(Bush,GeorgeW.2005)

IneinemdeutlichenundextensivenMaßewirdandemiranischenSystemKritikgeübt.

Ähnlich wie in der vorangegangenen Regierungsperiode wird dabei sowohl die

generelle demokratische Prägung wie auch die Nichtbeachtung von Rechten der

31I-K03f-2/II-K02c-1/III-K01d.

4Analyse

55

iranischen Bürger bemängelt, allerdings mit besonderer Emphasis auf dem Aspekt

fehlenderdemokratischerElemente.

Die Obama-Administration weicht hiervon ab. Während das grundlegende

Deutungsmuster eines unrechtmäßig gelenkten und ungerecht agierenden Iran

fortbesteht wird der Diskurs diesbezüglich nahezu ausschließlich von bürger- und

menschenrechtlichenAspektengeprägt.

„If the Iranian government seeks the respect of the international community, it must respect thedignityofitsownpeopleandgovernthroughconsent,notcoercion.“(Obama,Barack2009b)

Im Gegensatz zu vorangeschrittenen Administrationen nehmen diese Bedenken

gegenüber einer Unterdrückung des iranischen Volkes die Gesamtheit des

Deutungsmustersein.

Die dargelegten Überzeugungen hinsichtlich der iranischen Regierung stehen für die

USAineinemdeutlichenBezugzumAtomkonflikt.DieWahrnehmungeinerpolitischen

Elite,diesichausnichtgewählten,konservativenHardlinernmitwenigRespektfürdas

eigene Volk zusammensetzt, rechtfertigt schließlich die Diagnose eines destruktiven

KursesdesIran:Diesevoninnenausgelöste,abernichtdurchdasVolklegitimiertesture

HaltunggegenüberdemAtomprogrammresultiertausdemWirkenwenigerMächtiger

und bildet den Kern des Problems. Die Vereinigten Staaten verfolgen demnach die

Überzeugung, dass die Dauer des Konfliktes durch die Beständigkeit der iranischen

Führung bestimmt wird, da dieser nur wenig Kompromissbereitschaft zugerechnet

wird. Insofern kann spekuliert werden, dass ein Regimewechsel aus amerikanischer

Sicht eine Beilegung des Konflikts beschleunigen sowie bilaterale Diplomatie wieder

auflebenlassenkönnte.

ZivilbevölkerungmitdemokratischenInteressenImGegensatzzurSichtaufdieRegierungdesIranbetrachtendieVereinigtenStaatendie

Zivilbevölkerung ineinemdeutlichpositiveremLicht:EsbestehtdieÜberzeugungder

USA, dass sich die Interessen der iranischen Zivilbevölkerung nicht mit denen der

ungeliebten Regierung decken. 32 Die Analyse brachte hierbei ein beständiges

32I-K03f-1/II-K02c-2/III-K01b,III-K01c-2.

4Analyse

56

Deutungsmusterhervor,welchesinallendreiPhasenpräsentist.Dennochfandensich

feineUnterschiedezwischendenuntersuchtenAdministrationen.

Die politische Führung der USAwährend der Clinton-Präsidentschaft wies die starke

Überzeugung auf, dass eine wahre Demokratisierungswelle über das iranische Volk

rolle.HierbeibestehtdasDeutungsmuster,dassdieZivilbevölkerungvoninnenheraus

ein Verlangen nachmehr Rechtstaatlichkeit und Partizipation entwickelt und folglich

auf konstruktive Art und Weise Systemkritik äußert. Ebenso wird ein globalisiertes

Bewusstsein diagnostiziert, was einem auf der Weltbühne isolierten Iran vehement

entgegensteht.

„(...) [T]he Iranian people have demonstrated a powerful desire for greater participation in theirgovernance, freedom from undue interference by the state in their private affairs, and greateropennessandcontactwiththeoutsideworld.“(Indyk,MartinS.1999,AssistantSecretaryforNearEastAsianAffairs)

DieUS-Führungzeigtsichdabei jedochnichtausschließlicheuphorisch,sondernweist

auf bestehende Hindernisse wie den Generationenkonflikt und eine noch immer

autoritäreHaltungdesRegimeshin.

DerRegierungswechsel in denVereinigten Staaten fügte diesbezüglichneueElemente

hinzu.Die Stigmatisierungdes Iran imZugederEtablierung einer „axis of evil“ (Bush

2002) resultierte gleichzeitig in einer Rechtfertigung vor der iranischen

Zivilbevölkerung, um jegliche negative Rhetorik und Handlungen auf die Regierung

bezogen verstanden zu wissen. Das Deutungsmuster der vom iranischen Regime

geplagten Bürger äußerte sich auch in der Handlungsweise, diese von der Regierung

getrennt anzusprechen und beizustehen. Die Bush-Administration sah eine aktive

Bedrohung der Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten iranischer Bürger durch deren

FührungundsichertediesbezüglichUnterstützungzu.

“AmericabelievesintheindependenceandterritorialintegrityofIran.AmericabelievesintherightoftheIranianpeopletomaketheirowndecisionsanddeterminetheirownfuture.Americabelievesthatfreedomisthebirthrightanddeepdesireofeveryhumansoul.AndtotheIranianpeople,Isay:Asyoustandforyourownliberty,thepeopleofAmericastandwithyou.”(Bush,GeorgeW.2005)

Erkennbarwird auch einApell an diejenigen im Iran,welche nichtmit demKurs der

offizielleniranischenEntscheidungsträgerübereinstimmen.Diesen„Vernünftigen“wird

letztendlich nahe gelegt, sich kritisch gegenüber dem System zu äußern. Das

4Analyse

57

Deutungsmuster hierbei wird gebildet von der Überzeugung, dass eine geeinte

systemkritische Bevölkerung die außenpolitische Ausrichtung des Iran zum Besseren

ändern kannund auch sollte.DasBedürfnis derUSAnach einemdemWesten positiv

gestimmten Iranüberträgt sich hierbei auf das iranischeVolk,welchemman zu einer

besserenPerspektiveimwestlichenSinneverhelfenmöchte.Letztendlichdeutetdasauf

dieHoffnungeinespolitischenUmsturzesvoninnenheraushin,umdenKonfliktbesser

bearbeitenzukönnen.Indikatorhierfür istauchdas intensiveEngagementder„Public

Diplomacy“33, welche bereits im Irak zum Einsatz kam und unter Bush auch im Iran

angewandtwurde(Bussemer2003:21).KonkretwerdenhiervorOrtgezielteVersuche

einer„Aufklärung“deriranischenBürgervorgenommen,diedurchausauchals(Gegen-)

Propagandaaufgefasstwerdenkönnen:

„WhileskepticismabouttheIranianregime'sreactiontointernationalincentivesisalmostalwaysasafebet,weareworkingwithourP5+1partnersinanintensepublicdiplomacycampaigntoexplainwhat we're offering directly to the Iranian people, as well as to others in the internationalcommunity,likeleadingmembersoftheNonalignedMovement,whomightalsohelpdrivehometheadvantages of cooperation.Wewant the Iranian people to see clearly how serious we are aboutreconciliationandhelpingthemtodeveloptheirfullpotential-butalsowho'sresponsibleforIran'sisolation.”(Burns,NicholasR.2008,UnderSecretaryforPoliticalAffairs)

DerartigesEngagementlöstvielschichtigeInterpretationsansätzeaus.Einerseitslässtes

zu,dieÜberzeugungderUSAhinsichtlichderNotwendigkeiteinerWahrungiranischer

Souveränität zu evaluieren.Angesichts einer ohnehin als unrechtmäßig begutachteten

politischenFührungdrängtsichderVerdachtauf,dassdieSouveränitätnachinnenfür

die Vereinigten Staaten kein unüberwindbares Hindernis darstellte. Andererseits

bestärkt es den Iran in seiner Wahrnehmung, einen von außen angestoßenen

Umsturzversuchzuerwartenunddementgegenkommenzumüssen(Bock2012:6).Als

würden diese Interpretationsansätze antizipiert, wird von der Regierung Obama im

KontextderAusschreitungenundProtestewährendderWahlen imIran2009 jegliche

BeteiligungzurückgewiesenundeinePolitikderNichteinmischungdeklariert.

33„StrategischeEinflusskommunikationwirdunterdemTitel„PublicDiplomacy“geplantunddurchgeführt.Darunter lässt sich eineMischung aus Auslandspropaganda, politischemMarketing und Kulturdiplomatieverstehen.“(Bussemer2003:21).

4Analyse

58

“Firstofall, let'sunderstandthatthisnotionthatsomehowthesehundredsof thousandsofpeoplewhoarepouringintothestreetsinIranaresomehowrespondingtotheWestortheUnitedStates,that'sanolddistractionthat I thinkhasbeentrottedoutperiodically.Andthat's justnotgoingtofly.”(Obama,Barack2009a)

DennochbleibtdieUnterstützungderBevölkerunginihremStrebennachmehrRechten

als Überzeugung erhalten. Die iranische Bevölkerung ist aus Sicht der Vereinigten

StaateninderLage,diegewünschtenÄnderungenselbstzufordernunddurchzusetzen.

DieamerikanischenDeutungsmusterhinsichtlichderZivilbevölkerungstehendabei in

einem andauernden Bezug zur Debatte um die nuklearen Ambitionen des Iran.

Vorangehend wurde die Abneigung der USA gegenüber der iranischen Führung

verdeutlicht.Diegegenpolige,deutlichpositiveEinschätzungderZivilbevölkerungpocht

letztlichaufdasDeutungsmuster,dasseinAbweichendesIranvonderEntwicklungder

Atomwaffe durch innenpolitischen Druck erreicht werden kann. Vor diesem

HintergrundstehendieBemühungenhoch imKurs,diekritischenStimmen im Iran in

dieglobaleÖffentlichkeitzurückenundzuunterstützen.Eskannsospekuliertwerden,

dass ein von innen heraus stattfindender Systemwechsel die Alternative zu einer

diplomatischenodermilitärischenKonfliktlösungbildet.DiestockendenVerhandlungen

auf internationaler Ebene sowie die wenig erfolgsversprechende Militäroption

unterstreichtdieseLesart(Vgl.Akbari2006,Bock2012).

4.3DispositivstrukturenDas dritte Element der Fragestellung zielt auf die Art undWeise derObjektivierung,

welchederDiskursdurchlaufenhat.Essolldaherrekonstruiertwerden,inwieferneine

Vergegenständlichung des Diskurses – im Sinne greifbarer Veränderungen seiner

Umwelt–stattgefundenhat.

WährendimvorangegangenenAbschnittdieRekonstruktionderDeutungsmusternach

den Leitlinien der Grounded Theory verfolgt wurde betritt man nun mit der

Dispositivforschung in methodischer Hinsicht unerschlossenes Terrain. Dispositive

stellen zwar elementare Bestandteile des Diskurses dar, doch deren Rekonstruktion

kannletztlichnichtmitdenInstrumentenderDiskursanalyseerfolgen.Eswurdebereits

darauf hingewiesen, dass nach Foucault die „Möglichkeit [...] relativunabhängigerund

eigendynamischer Entwicklungen von Diskurs und Praxis“ besteht (Keller 2011: 73).

InsofernbleibtesdemForschendenüberlassen,einenZusammenhangzwischenDiskurs

4Analyse

59

undDispositivhervorzuhebensowiedieVerbindungnachzuweisen.ImFolgendenwird

somit das Ziel verfolgt, intersubjektiv verständlich auf bestehende Dispositive

aufmerksam zu machen sowie diese empirisch zu begründen. Die weiteren

Ausführungen strukturieren sich anhand drei Dimensionen, nach welchen die

Dispositive dieses Diskurses kategorisiert werden können: dem Wirtschafts- und

Finanzsektor, der internationalen Diplomatie sowie der Struktur staatlicher

Institutionen.34

ÖkonomischeDispositiveDie ökonomische Dimension eines Dispositivs erschließt sich vornehmlich durch den

gesellschaftlichenWirkungsbereich,inwelchemessichbewegt.BereitsimKapitelzum

theoretischenundmethodischenRahmenwurdedietransnationalinstallierteSanktion

als Beispiel angeführt. Diese Form der Zwangsmaßnahme greift nahezu immer in

ökonomische Strukturen wie den Handel oder den Finanzsektor ein und verbindet

damitdirektdasZielnegativerwirtschaftlicherFolgen,

„dieentwederTeilederBevölkerungoderbestimmtebetroffeneGruppierungendazubewegen,aufdie herrschenden Eliten Druck auszuüben, damit diese ihrerseits ihr Verhalten im Sinne dersanktionierendenStaatenändern.“(Kubbig2007:3).

Mit dieser gegebenenMotivation hinsichtlich Zwangsmaßnahmen qualifiziert sich das

politische Instrument der Sanktion deutlich als Dispositiv mit vornehmlich

ökonomischer Prägung. Konkret auf den Iran-Konflikt angewandt liefert der Diskurs

über das iranische Atomprogramm den grundlegenden Anstoß für die Anwendung

derartiger Maßnahmen, da hiermit als potentiell gefährlich eingestuftes Verhalten in

eine andere Richtung gelenkt werden soll. Hierbei materialisieren sich die

Überzeugungen eines gefährlichen Iran und der damit verbundenen

Handlungsnotwendigkeit in Form einer rechtlichen Regulierung, die sich durch ihre

BefolgungineineBegrenzungverschiedensterHandlungsspielräumeübersetzt.Bereits

34Da jegliche Diskursobjektivierung, wie sie in diesem Rahmen beschrieben wird, sich auf derweltpolitischen Ebene abspielt, sind im Grunde alle Dispositive durch die grundsätzliche Beteiligungstaatlicher Instanzen und transnationaler Interaktionen diplomatisch bzw. institutionell konnotiert.Dennoch scheint eine Unterscheidung hilfreich, indem der hauptsächliche Rahmen zur Differenzierungherangezogenwird.

4Analyse

60

imvorangegangenenKapitelwurdedaraufverwiesen,dassdieVereinigtenStaatenzur

Durchsetzung der Nichtverbreitung von Atomwaffen wirtschaftliche Sanktionen als

effizienteMittelbegreifen.DerBezugzumDiskursoffenbartsichdabeinachweisbarin

der begleitenden Erklärung bzw. der Bezeichnung.35Dieses Dispositiv weist eine

enormeKontinuitätauf. JedeAdministrationdieTeildes indieserArbeitbetrachteten

Diskursabschnitts ist installierte Sanktionen, wenn auch in unterschiedlichem Maße.

DabeikanneinegenerelleZunahmeder„Härte“attestiertwerden:

“ThisAdministration imposed sanctions 34 times last year, andhas already imposed12 sanctionsthisyear,withadozenmoreinprogressonwhichwewillsoonbeconsultingCongress.ComparethatwiththeaveragenumberofsanctionspassedperyearduringthelastAdministration-8-andyouwillseethatthisAdministrationisveryseriousaboutusingsanctionsasanonproliferationtool.”(Bolton,JohnR.2003a,UnderSecretaryforArmsControlandInternationalSecurity)

“Andtoday,we’retakinganotherstep-astepthatdemonstratesthebroadandbipartisansupportforholdingIranaccountable.I’mpleasedtosignintolawthetoughestsanctionsagainstIraneverpassed by the United States Congress - the Comprehensive Iran Sanctions, Accountability, andDivestmentAct.”(Barack,Obama2010a)

Maßnahmen,welche in dieser Form verabschiedetwerden, unterlaufen zudem einem

wiederkehrenden Prozess in welchem periodische Verlängerungen dieser

Zwangsausübung formalisiert und begründet werden müssen. Ein weiteres

ökonomischesDispositiv,welchessichvonderSanktionabgrenzenlässt,bildetder„Iran

FreedomandSupportAct“(IFSA),welcher2006unterderAdministrationvonGeorgeW.

Bush installiertwurde. Neben sanktionierendenMaßnahmen tritt in demGesetz eine

neue Komponente auf, namentlich unter „Assistance to support democracy for Iran“

geführt(IFSA2006).Hierbeiwirdgebilligt,dassdieVereinigtenStaatenfinanzielleHilfe

für Individuen im Iran leisten können, welche sich für einen demokratischeren,

atomwaffenfreien Staat einsetzen und sich gegen Terrorismus aussprechen.36Eswird

demnach gezielt die Opposition mit US-Geldern handlungsfähiger gemacht und die

Regierung durch Sanktionen geschwächt. Der real stattfindende, durch Sprechakte

angestoßeneProzessfinanziellerUmschichtungenundEinschränkungenkannalseines

35ProminenteBeispiele sindder „IranNonproliferationAct“ unterClinton im Jahr2000, oderder „IranSanctions,AccountabilityandDivestmentAct“unterObama2010.IndieserHinsichtwurdeeinegroßeZahlweitererSanktionspaketeverabschiedet.36Vgl.hierauchdie„PublicDiplomacy“inKapitel4.2.4.

4Analyse

61

der dominantesten Dispositive betrachtetwerden, da es sich sehr beständig hält und

schließlichnichtaufdieVereinigtenStaatenbeschränktist–mandenkenurandasÖl-

EmbargoderEuropäischenUnion,welchesimJulidiesenJahresinKrafttritt.37

DiplomatischeDispositiveDispositive der diplomatischen Sphäre zeigen sich äußerst vielfältig und lassen sich

zudem gut zum Diskurs über das iranische Atomprogramm in Bezug setzen. Die

bilateralen Zerwürfnisse zwischen Washington und Teheran führten seit der

Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft 1979 zu der Aufhebung der jeweiligen

VertretungenunddamitzueinerNichtexistenzformalerzwischenstaatlicherDiplomatie

seit 1980 (Katzmann 2012: 57). Hierbei stellt die Abwesenheit einer ansonsten

selbstverständlichen Institution bereits ein Dispositiv dar, da seitens der Vereinigten

StaatendieWiederaufnahmevonDiplomatie imtraditionellenSinnedieVorbedingung

einer Befolgung internationaler Forderungen hinsichtlich des iranischen

Atomprogrammeinschließt(Katzmann2012:58f).

DochauchabseitsformalisierterBeziehungenoffenbarensichDispositive.InFormvon

Gipfeltreffen manifestiert sich der Diskurs in real stattfindenden, internationalen

Gesprächen,welchedenKonfliktbzw.denDiskursalsUrsprunghabenundgleichzeitig

insichneueAusgangspunktefürdenweiteren,regierungsamtlichenDiskursgenerieren:

“Today,inGeneva,theUnitedStates-alongwithourfellowpermanentmembersoftheUNSecurityCouncil-namely,Russia,China,FranceandtheUnitedKingdom,aswellasGermany-heldtalkswiththeIslamicRepublicofIran.Thesemeetingscameafterseveralmonthsofintensediplomaticeffort.Upontakingoffice,ImadeitclearthattheUnitedStateswaspreparedtojoinourP5-plus-1partnersasafullparticipantintalkswithIran.IextendedtheofferofmeaningfulengagementtotheIraniangovernment. I committed the United States to a comprehensive effort to strengthen the NuclearNon-ProliferationTreaty,sothatallnationshavetherighttopeacefulnuclearpower-providedthattheyliveuptotheirinternationalobligations.”(Obama,Barack2009d)

DasGipfeltreffenderpermanentenMitgliederdes Sicherheitsrates sowiedem Iran im

Jahr2009stehthierfürbeispielhaftund fußtaufamerikanischenDeutungsmusternzu

37Spiegel Online, 21.1.2012: „EU beschließt hartes Öl-Embargo gegen Iran“, zuletzt abgerufen am16.6.2012 unter http://www.spiegel.de/politik/ausland/sanktionen-eu-beschliesst-hartes-oelembargo-gegen-iran-a-810732.html.

4Analyse

62

dieserZeit:derÜberzeugungeinerEffizienzdiplomatischerundverhandlungsbasierter

ProblembearbeitungsowieinternationalerBeteiligung.

AuchinkleinerenMaßstäbenlässtsichdasZusammentreffenvonRegierungsvertretern

als Dispositiv dieses Diskurses identifizieren. Die Deutungsmuster der Vereinigten

Staaten bezüglich Israel objektivieren sich ebenfalls in bilateralen und

öffentlichkeitswirksam inszenierten Gesprächen, in welchen der Iran-Konflikt

thematisiertwird.

And finally, the Prime Minister and I shared our concerns about the Iranian regime's nuclearweapons ambitions. The United States and the international community havemade our commonpositionclear:We'redeterminedthattheIranianregimemustnotgainnuclearweapons.(Bush,GeorgeW.2006)

Darüberhinaus konnte einweiteresDispositiv rekonstruiertwerden,welches sich im

diplomatischenRahmenverortenlässt.DieAuseinandersetzungmitdemDatenmaterial

offenbarte eine Tradition hoher regierungsamtlicher Vertreter in den Vereinigten

Staaten, das traditionelle iranische Neujahrsfest „Nowruz“ in Ansprachen, Interviews

oder Presseerklärungen zu thematisieren. Hierbei werden Grüße und Wünsche an

diejenigen ausgesprochen, welche das Fest begehen, sowie stellenweise auch die

innenpolitische Lage im Iran reflektiert. Diskursbezüge finden sich hierbei in der oft

geübten Kritik an der Regierung, hauptsächlich jedoch anhand der parallelen

EntwicklungzumKursderUSA imKonflikt.Diese traditionell geäußertenBotschaften

richtensichnachgegenwärtigemStandderRechercheseit2001primärandieiranische

Zivilbevölkerung und durchliefen verschiedene, mit den sich wandelnden

Deutungsmustern vergleichbare Veränderungen. Die wachsende Rolle der iranischen

Zivilbevölkerung für die amerikanische Perspektive, die im vorangegangenen Kapitel

aufgezeigtwurde,verdeutlichtdies.

ZumeinenwurdedieThematisierungdes „Nowruz“-BrauchsseitensderUS-Regierung

unterClintonnicht,währendBushundObamaaberkontinuierlichvorgenommen.Eine

verstärkteHinwendungzurZivilbevölkerungimRahmendesIran-Konflikts fandunter

diesenbeidenRegierungsperiodenebensostatt.ZumanderenwirddieÜbertragungder

Grußworteineinemimmeröffentlicheren,medialinszeniertenundmehrzugänglichem

Wege gestaltet. So äußerte sich Bush teils nur mit zwei Sätzen in einem Interview,

währendunterObamastetigmehrWertdaraufgelegtewurde,dieseAnspracheandas

iranischeVolkzutragen.ImMärzdiesenJahresgeschahdiesmitVideobotschaften,die

4Analyse

63

mitpersischemUntertitelundTranskripten imInternetveröffentlichtwurdenundauf

dieseWeiseauchschnellvoniranischenMedienpubliziertwerdenkonnten.38Diestetig

wachsende Kontaktaufnahme in einem sich zuspitzenden Konflikt spricht für eine

deutlicheHandlungmitDiskursbezug,mitwelcherdiejeweiligenDeutungsmusterindie

Praxisübersetztwerden.

InstitutionelleDispositiveDie vielfältigen Institutionen der Vereinigten Staaten bieten eine weitere Basis für

DispositivediesesDiskurses.Dabeistehenkonkretdie internenVeränderungendieser

EinrichtungenimFokus,solltesicheinDiskursbezugfeststellenlassen.Allerdingsmuss

hierbei ein weit gefasstes Institutionsverständnis angewandt werden, um die

identifiziertenObjektivierungenhierunterzuordnen.Betroffensindschließlichalleals

staatlichverstandeneEinrichtungenderVereinigtenStaateninnerhalbsowieaußerhalb

derLandesgrenzen.

Die vielleicht beispielhafteste, diskursbezogene und objektivierteWandlung innerhalb

derUS-amerikanischenVerwaltungsstrukturunternahmCondoleezzaRiceimJahr2005.

ZuBeginnderzweitenAmtszeitvonPräsidentGeorgeW.BushübernahmsievonColin

PowelldashöchsteAmtimAußenministerium.

“AndwhenSecretaryRicearrivedattheStateDepartmentalittleoverayearago,shewasfocusedon the question of Iran, and she lookedaroundand said, "Well,where aremy troops?What'smyapparatus in this department?"And it turned out that therewere exactly twopeople focusing onIran full time a year ago today in theDepartment of State. Secretary Rice said, "We've got to dosomethingaboutthat."Andsowehavenow[created]anIrandeskthatisadesktoitsown,thatisfundamentallyandsolelyresponsibleforfollowingeventsinthatcountryandbeingintelligentandsophisticatedininterpretingeventsinthatcountry.”(Burns,NicholasR.2006,UnderSecretaryforPoliticalAffairs)

DieseAnekdoteweistschließlicheindeutlichesDispositivhin.MitdemIran-Konfliktals

grundlegendeundhandlungsleitendeMotivationstockteRicedasPersonalauf,welches

sichwiederummitdemIranunddessenWechselwirkungmitdenUSAbeschäftigt.Diese

institutionelle Umschichtung von Personal und letztlich auch Geldern spiegelt die

steigendeBedeutungwieder,welcheder islamischenRepublikzugeordnetwurde.Das

38TheWhiteHouseBlog, 20.3.2012: „OnNowruz,PresidentObamaSpeakstotheIranianPeople“, zuletztabgerufen am 19.6.12 unter http://www.whitehouse.gov/blog/2012/03/20/nowruz-president-obama-speaks-iranian-people.

4Analyse

64

voranstehende Zitat verweist hierbei auf eine einzelne Personalaufstockung, es kann

jedochgemutmaßtwerdendassdiesbereitsanmehrerenStellenundauchzuanderen

Zeitpunktenähnlichablief.InsofernistesnichtzwingendalsDispositivderBush-Ärazu

werten.JedochistdiesbezüglichdieDatengrundlagesehrdünnundderDiskursbezugan

anderenStellenbestenfallsmäßig.

Währenddie Präsenz derVereinigten Staaten imNahenundMittlerenOsten in Form

von Militärbasen rund um den Iran ein besonders augenscheinliches Dispositiv

darzustellenscheint,inwelchemsichdieBedrohungswahrnehmungineinemilitärische

Bereitschaftzuübersetzenanmutet,mussdiesrelativiertwerden.DiegenerelleExistenz

vonUS-Stützpunkten verweist auf eine enormeVielzahl von Interessen undGründen,

unterwelchensichmitBestimmtheitderIranunddessenAtomprogrammwiederfinden

lässt.JedochbrauchendieseBasendeneindeutigenDiskursbezug,umhieralsDispositiv

gelten zu können. Schreer (2005) verweist in seinen Ausführungen hinsichtlich der

Neustrukturierung US-amerikanischer Auslandsstützpunkte während der Regierung

BushaufdenIranalseinemöglicheMotivationfürpermanenteStützpunkte:

„Präsident Bush hat den Irak als zentrale Front im Krieg gegen den Terror im Mittleren Ostenbezeichnet.EinemilitärischePräsenzzurVerteidigungdieser„Front“dürftedabeiimKalkülderUS-Regierung eine nicht ungewichtige (sic!) Rolle spielen. So könnten Einrichtungen im Norden undWestendesIrakgenutztwerden,umetwadiebrüchigeGrenzezuSyrienundIranzusichern.AuchdieMöglichkeiteinermilitärischenEskalationmitdemIransprichtfürdieErrichtungpermanenterStützpunkte.“(Schreer2005:15)

Während jede direkt gegen den Iran gerichtetemilitärischeHandlung39potentiell ein

Dispositivdarstellenwürde,kanndiebloßeExistenzbzw.Durchführungnochnichtmit

GewissheitdiesesEtikettfürsichbeanspruchen.

39Der Stuxnet-Virus, welcher 2010 Anlagen im Iran befiel und die Urananreicherung temporärverlangsamte, qualifiziert sich theoretisch als Intervention. Die gegenwärtigen Vermutungen einesgezieltenEinsatzesmitBeteiligungderamerikanischenRegierungwürdendamitStuxnetzueinemenormgewichtigenDispositiv des Atomdiskurses heben. Auch derDrohneneinsatz im iranischenGrenzgebietwürde sich als Dispositiv qualifizieren, sollte sich der Bezug zum Atomdiskurs z.B. im Sinne einesAufklärungsflugeshinsichtlichversteckternuklearerAnlageneindeutigfeststellenlassen.

5Fazit

65

5FazitMit diesem letzten Kapitel sollen die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst und

somit die Fragestellung beantwortet werden. In knapper Form werden somit die

zentralenDeutungsmusterundDispositivewiedergegebenundbewertet.Abschließend

werden imSchlusswortdie ImplikationendieserArbeitdiskutiert sowieaufderBasis

derInterpretationenversucht,PrognosenhinsichtlichdesfortwährendenKonflikteszu

bilden.

5.1ZusammenfassungundBeantwortungderFragestellungMit dem Foucault’schen Diskursverständnis und der Wissenstheorie nach

Berger/Luckmann als theoretische Fundierung entstand in dieser Arbeit eine

Diskursanalyse, in welcher die Perspektive der Vereinigten Staaten auf den

AtomkonfliktmitdemIranfürdiezurückliegendendreizehnJahrerekonstruiertwurde.

DabeiwurdenmitAnwendungderGroundedTheorydiezentralenDeutungsmusterder

amerikanischen Regierung interpretativ erschlossen, indem offizielle und öffentliche

Sprechakte einemmethodisch gesicherten, rekonstruktionslogischenDeutungsprozess

unterzogen wurden. Des Weiteren waren die Materialisierungen des Diskurses

GegenstandderBetrachtung.

Die nun folgende zusammengefasste Darstellung der Analyse beinhaltet zwangsweise

diegleichzeitigeBeantwortungderFragestellung:

a) WelcheDeutungsmusterbzw.ÜberzeugungenlassensichimUS-amerikanischen

regierungsamtlichenDiskursüberdenKonfliktumdasiranischeAtomprogramm

rekonstruieren?

b) InwelcherFormhabensicheinzelneDeutungsmusterüberZeitverändert?

c) InwelcherFormhatsichderDiskursobjektiviert?

IneinemerstenSchrittsolldabeidieGesamtheitderrekonstruiertenDeutungsmuster

dargestellt werden. Zeitgleich dazu lässt sich illustrieren, ob die diskutierten

Überzeugungen einem Wandel unterlagen oder sich beständig im Diskurs gehalten

haben. Hiermitwerden die ersten beiden Elemente der Fragestellung beantwortet. In

5Fazit

66

einemzweitenSchrittwerdendieidentifiziertenDispositivekonziseoffengelegt,womit

auchderdritteBestandteilderFragestellungabgedecktwird.

Die im Zuge des interpretativen Prozesses offenbarten Deutungsmuster erfuhren

entweder erhebliche Veränderungen,wiesen nur geringfügigWandel auf oder hielten

sichdurchallePhasenkontinuierlich.Für letzteresbeispielhaft stehtdieÜberzeugung

derVereinigtenStaaten,inderinternationalenProblembearbeitungdesIran-Konfliktes

eine zentrale Position einzunehmen. Die Wahrnehmung, als essenzieller Akteur zu

gelten, konnte für die vergangenen dreizehn Jahre als unverändert attestiert werden.

Auch das Deutungsmuster eines durch die atomaren Ambitionen auf verschiedenen

Ebenen bedrohten Nahen und Mittleren Osten hielt sich ohne gewichtige Nuancen

konstant. Die Mehrheit der im Diskurs identifizierten Überzeugungen verwiesen

dagegen auf beständige Deutungsmuster, die zwischen und während den

RegierungsperiodenSchwankungenunterlagen.ZudiesengehörtedasVerständnisder

USAalsSchutzmachtIsraelszuagieren,verschiedeneDeutungsmusterhinsichtlichder

VerbindungendesIranzumTerrorismussowieÜberzeugungenhinsichtlichbilateraler

und internationaler Zwangsmaßnahmen zur Konfliktbearbeitung. Auch gab es leichte

Abweichungen in der Perspektive auf die Regierung des Iran sowie dessen

Zivilbevölkerung.EbensokonntenauchDeutungsmusterrekonstruiertwerden,welche

über Zeit große Diskrepanzen entwickelten. Es kam im Laufe des untersuchten

ZeitraumeszudeutlichenAbweichungenderamerikanischenPositionierunginHinsicht

auf die Konfliktbeteiligung der Internationalen Gemeinschaft, der strategischen

HerangehensweiseunddenHandlungsoptionendesIran.

Eine Untersuchung des Konflikts auf dessen Objektivierungen lieferte ebenfalls

Ergebnisse.Hierbeikonntenökonomische,diplomatischeundinstitutionelleDispositive

identifiziert werden.40 Vergegenständlichungen des Diskurses auf wirtschaftlicher

EbenestellensichdurchdieZwangsmaßnahmen,SanktionenundEmbargosgegendas

iranische Wirtschaft- und Finanzsystems dar. Auch die mehr oder weniger direkte

finanzielle Unterstützung der regierungskritischen Opposition im Iran seitens der

VereinigtenStaatenfälltindiesesFeld.DesWeiterenfandensichinderdiplomatischen

Sphäre Materialisierungen des Diskurses in Form nicht existenter Botschaften,

40Zur Problematik einer eindeutigenKategorisierung vonDispositiven aus globalpolitischenDiskursensieheKapitel4.3,Fn.34.

5Fazit

67

GipfeltreffenundeinerwachsendenZuwendungzumiranischenVolk.Dieinstitutionelle

Dimension wird gebildet von Umwälzungen in der Verwaltungsstruktur sowie zu

gewissenTeilendurchdiemilitärischePräsenzderUSAinderRegion.

5.2ReflektionundSchlusswortZurückblickend lassensichdieErgebnissedieserAnalyse ineinengenerellenEinklang

mit dem Stand der Forschung bringen. Einige der Befunde können so auch in der

Literatur wiederentdeckt werden. Jedoch konnte die interpretative Vorgehensweise

auchneueDimensionenderThematikerschließenundaufAspektehinweisen,welche

bislang von den Fachpublikationen unerschlossen scheinen - so sind die

Deutungsmuster bezüglich der iranischenHandlungsoptionenbislang kaumvertreten.

Auch bereits beschriebene Motive wurden in ihrer Ausprägung detaillierter und

empirischfundiertausdenDatengeneriert,alsdiesesichinderLiteraturwiederfinden.

DieBetrachtungderErgebnissealsGanzeslässtverschiedeneAnnahmeninHinsichtauf

den Konflikt zu. Die voranstehenden Ausführungen wiesen auf, dass die Vereinigten

Staaten in dem Versuch, die Unstimmigkeiten des iranischen Atomprogramms zu

bearbeiten, bereits eineweite Palette an Instrumenten heranzogen. Die Einbeziehung

der Staatengemeinschaft, derwahrnehmbareWunschnach einemRegimewechsel von

innen heraus, diplomatische Annäherungsversuche, Isolationsstrategien und strenge

Sanktionierungen waren dennoch nicht in der Lage, Eingeständnisse aus Teheran zu

generieren.Nun stellt sichdie Frage,welcheHandlungsoptionen fürdienaheZukunft

noch offen sind bzw. in Betracht gezogen werden. Die zurückliegend inkonsistente

Positionierung der USA gegenüber dem Iran, die zwischen Dialogbereitschaft und

Druckpolitik zu pendeln scheint, macht jegliche Prognose problematisch. Abseits der

offiziellen Kanäle scheint eine Vorgehensweise mit deutlich pragmatischen Zügen an

Fahrt zu gewinnen, wie die neuesten Spekulationen über amerikanisch-israelische

Sabotageversuche verdeutlichen.41Die Wahrscheinlichkeit einer präventiven, alleinig

vonSeitenderVereinigtenStaatenausgeführtenInterventionmitmilitärischenMitteln

41SpiegelOnline,1.6.2012:„ObamasCyber-AngriffaufIransAtomanlagen“,zuletztabgerufenam14.6.12.unter http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/usa-und-israel-sollen-stuxnet-virus-gegen-iran-entwickelt-haben-a-836401.html.

5Fazit

68

kann jedoch zumindest unter Barack Obama als eher gering eingestuft werden. Der

generelleUmgangderVereinigtenStaatenmitdemschwelendenKonfliktverweistauf

die Wahrnehmung einer zentralen Position in der Weltordnung. Die Auffassung, als

zentraler Akteur in der Problembearbeitung zu agieren, verdeutlicht an einem

gewichtigenBeispieldie SelbsteinschätzungderUSA.HierbeiwirdderEindruckeines

Bedürfnisses nach anhaltender Einflussnahme und Interessensicherung generiert,

welches mit Bestimmtheit auf der Weltbühne zum Vorschein kommt, jedoch immer

wiederdurchstrategischeNeuausrichtungeninseinenMittelnangepasstwird.

DerregionaleKonfliktzwischendemIranundIsraelwirdallerWahrscheinlichkeitnach

auch ohne atomare Sprengköpfe auf Teherans Staatsgebiet nicht entschärft werden.

LetztendlichdrehtessichhiernichtnurumantagonistischePositionierungeninBezug

auf den Stand derWaffentechnologie im Iran, sondern um tiefgreifende ideologische

Zerwürfnisse. Selbst der unwahrscheinliche Fall einer freiwilligen, dauerhaften und

vollständigen Einstellung des iranischen Atomsektors würde hier wenig verändern,

sofern die grundsätzliche Ausrichtung der Regierung weiterhin israelfeindlich bliebe.

Diese festgefahrenen Positionen verweisen auf die Schlüsselposition, welche die USA

einnehmenkönnten.DieWahrnehmungTeherans,sichgegenexterneBedrohungender

staatlichen Souveränität schützen zu müssen, sollte durch eine grundlegende

VeränderungderRhetorikgegenüberdemIranGegenstandeinerBearbeitungsein.Die

Versicherung eines Nichteingriffs wäre hierbei ein Ansatzpunkt (Bock 2012: 8). Die

scheinbar bedingungslose Solidarität zu Israel steht dabei festen Garantien an die

Sicherheit des Iran entgegen.Darüber hinaus lieferte die voranstehendeArbeit einige

Beispiele, anhandwelcherdieEinstellungderUSAgegenüberderWahrung iranischer

Souveränitätbestenfallsalsmäßigbezeichnetwerdenkann.

EidesstattlicheErklärung

69

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