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Werkheft Väterarbeit in der Gemeinde Väter und Kinder im Dialog

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WerkheftVäterarbeit in der Gemeinde

Väter und Kinder im

Dialog

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Editorial- Seite 3

Volkert BrammerVom freien Toben zum PowerspielVäter und Kinder miteinander in einem kraftvollen Dialog bringen- Seite 4

Thomas SchollasDas Gleichnis vom gütigen Vateroder vom verlorenen Sohn- Seite 6

Bernd BergerDrangvolle Enge auf der Arche Noah Väter- Kinder-Gottesdienst oder „Männerbewegung“ in der Kirche- Seite 8

Kilian BockAuf Augenhöhe unter GleichenBildungsangebote für Väter erfi nden- Seite 10

Rainer KolbeWenn der Wind sich drehtVäter sind gerade en vogue – aber nur theoretisch- Seite 12

Horst GrümbelAnknüpfen, wo die Fülle des Lebens erfahren wirdVon der Väterarbeit zur Männerarbeit- Seite 14

Hartmut SchulzKommt mein Meerschweinchen in den Himmel?Als Vater aktiv in der Kinderkirche- Seite 16

Andree StraußVäter und Kinder – ein starkes TeamSelbstorganisierte Wochenendefreizeiten- Seite 18

Volker Karl LindenbergKinderland und VaterweltenVäterbildung und Freizeitaktivitäten sinnvoll verbinden- Seite 20

Praxistipps- Seiten 11, 17 und 18

Autorenverzeichnis- Seite 22

AdressenImpressum- Seite 23

Inhalt

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Editorial

Hieran beteiligen sich Väter sehr gerne, zumal, wenn sie aktiv an der Gestaltung beteiligt werden. Und über den „Umweg“ der Wertevermittlung an ihre Kinder sind Männer auch daran interessiert, sich mit ihren eigenen Glaubensfragen auseinander zusetzen. Vielleicht erfreuen sich gerade deshalb kirchliche Angebote für Väter und Kinder so großer Beliebtheit.

Wir möchten mit diesem Werkheft für eine verstärkten Auf- und Ausbau von Vater-Kind-Projekten werben, weil wir bei unseren eigenen Veranstaltungen immer wieder erfahren haben, wie dankbar Väter für diese gemeinsam gestaltete Zeit mit ihren Kindern und mit anderen Vätern sind.

Volker Karl Lindenberg

Väter sind gerade en vogue – stellt Rainer Kolbe in seinem Beitrag für dieses Heft fest. Und wer in den letzten Monaten die Diskussion um die Papamonate verfolgt hat, wird dem wohl zustimmen. Nicht nur in der Presse, auch in TV-Beiträgen, in der Werbung und nicht zuletzt in der Wissenschaft sind „die Väter“ en vogue. Nach den mageren Jahren, in denen die „neuen“ Väter nicht besonders ernst genommen wurden, sie allenfalls für einen derben Spruch gut waren, ist dies eine sehr erfreuliche Wende in der Diskussion über die Gleichwertigkeit von Vaterschaft und Mutterschaft.

Doch viele Väter, zumal die jungen Väter, die sich noch in der berufl ichen Aufbauphase befi nden, nehmen diesen Bedeutungszuwachs nur zögernd an. Außerdem wird in der derzeitigen Diskus-sion oft übersehen, dass es „Die Väter“ gar nicht gibt. Männer, die auch Väter sind (M. Verlinden), leben in ganz unterschiedlichen familiären und berufl ichen Verhältnissen. Diese Rahmenbedingungen und das individuelle Selbstverständnis von sich als Vater sind nicht immer kompatibel, was zu einer erheblichen Verunsicherung bei den betroffenen Männern führen kann.

Uns als Kirche wächst hier die Aufgabe zu, Räume zu eröffnen, in denen Väter ihre Fragen miteinander besprechen können, Anregungen erhalten und Stärkung erfahren. Aber reine „Lehrveranstaltungen“, das hat die Praxis gezeigt, werden nur von sehr wenigen angenommen. Zu eng ist oft das Zeitbudget, zu groß sind immer noch die Vorbehalte gegenüber Männergruppen.

Einer starken Nachfrage erfreuen sich dagegen Väter-Kinder-Veranstaltungen.

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Kinder toben sehr gerne, erfreuen sich am Ausprobieren ihrer körperlichen Fähigkeiten, messen ihre Kräfte, unter sich und liebend gerne auch mit ihrem Vater. Aus ihrer Sicht fasst sich so ein großer, kräftiger Kerl einfach gut an, kann eine Menge ab und bietet viel Reibungsfl äche. Wenn Kinder mit ihren Vätern frei toben, besteht allerdings die Gefahr, dass Väter (oder Kinder) zu weit gehen in ihrem Handeln, sie Grenzen überschreiten. Aus eigener Erfahrung mit meinen Kindern weiß ich darum, wie verlockend es ist, weiter zu machen, wenn die Kinder juchzen oder schreien vor Vergnügen und gleichzeitig ein Stopp! von ihnen kommt. Meistens bedeuten die kindlichen Signale dann: „Hör bitte auf“, „Das ist mir zuviel.“ Oder: „Ich brauche eine Pause.“ Was hier aus der Sicht von Kindern beschrieben wird, gilt auch für die Väterperspektive: Es ist eben nicht mehr

witzig, wenn die eigenen Kinder auf der Wirbelsäule stehen. Dies schmerzt und eine hilfreiche Botschaft an die Kinder wäre: „Ich bin verletzbar, pass’ bitte auf!“

Was ist nun das Besondere am Powerspiel? Anders als beim freien Toben geht es beim Powerspiel um einen verantwortungsvollen Krafteinsatz, den eigenen Körper, die eigenen Kräfte zu spüren und einen lebendigen Kontakt mit anderen Menschen ein zu gehen. Außerdem ermöglichen es Powerspiele, Aggressionen mit Körper, Geist und Seele zu

kultivieren. Nach einem langen Arbeitstag, in schwierigen Situationen in der Familie oder einfach nur, weil es Freude macht. Wenn Väter in dieser Form mit ihren Kindern im Kontakt sind, dann kommen sie ihnen nahe, begreifbar nahe: Mit ihrem Körper, ihrer Kraft, ihren Stärken und auch Schwächen. Gerade in angespannten Situationen (Frust in der Schule und/oder am Arbeitsplatz, der mit nach Hause gebracht wird; Streitigkeiten in der Familie über Alltägliches), ist es sehr hilfreich auf solche Spiele zurückgreifen zu können. So lässt sich gemeinsam Stress abbauen und Gemeinschaft wird wieder fühlbar.

An zwei typischen Beispielen möchte ich die Wirkung von Powerspielen verdeutlichen: Acht Väter und deren Kinder begeben sich in den Vierfüßlerstand. Die Väter verwandeln sich in Eisbären und führen ihre blinden Eisbärenkinder behutsam über das Polareis. Ein einzelner Eisbär trifft auf die Eisbärengruppe. Er ist hungrig auf kleine Eisbärkinder und versucht sie ihren Vätern ab zu jagen. Klar, entschlossen und lautstark verteidigen die Väter ihre Kinder: Der einzelne Eisbär muss sich trollen, sobald er von den Vätern (leicht bis kräftig) berührt wird. Schließlich wendet er sich frustriert den Blaubeeren zu, worüber sich große wie kleine Eisbären freuen.

Die acht Väter verwandeln sich erneut in Tiere, diesmal in wilde Pferde. Sie haben die Aufgabe, die Fähigkeiten ihrer Kinder als mutige Rodeoreiter zu testen. Dabei geht es gerade nicht darum, dass die Väter ihre Kinder besiegen, sondern den Krafteinsatz und die Geschicklichkeit ihrer Kinder herausfordern. Beide füllen engagiert ihre Rolle aus, leben ihre Kraft und gehen gleichzeitig achtsam und respektvoll miteinander um.

Durch Powerspiele kommen Väter bei sich an und damit auch beim Kind. Väter bieten so ihren Kindern spielerisch, was sie oft im Alltag suchen: Väter, die präsent und greifbar sind. Kinder und Väter erleben einen lebendigen Kontakt und trainieren spielerisch fünf

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Vom freien Toben zum PowerspielVäter und Kinder miteinander in einem kraftvollen Dialog bringen

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wesentliche Regeln:

1. Freiwilligkeit: Das Ja- oder auch Nein-Sagen zu einem Powerspiel.

2. Achtsamkeit: Stopp! sagen, Grenzen setzen, wenn es zuviel wird oder gar wehtut.

3. Fairness: Für jedes Spiel gelten vereinbarte Regeln, es werden auch Regeln zum Körperkontakt abgesprochen.

4. Begrenzung: Die Zeit ist um, die Aufgabe gelöst.

5. Dankbarkeit: In Form eines Körperkontaktes für einen respektvollen und fairen Umgang.

Väter nehmen beim Powerspiel die Rolle eines Begleiters ihrer Kinder ein. Es geht bei den Spielen um einen lebendigen Kontakt, um das Spüren und Erleben der eigenen Kinder und um die Herausforderung von Krafteinsatz und Geschicklichkeit. Der Aspekt des Gewinnens rutscht in den Hintergrund.

Hilfreich ist es, zunächst eigene Erfahrungen mit diesen Spielen zu sammeln und sie im kleinen Rahmen an zu bieten. Wichtig ist es auch, die Zielgruppe Väter und Kinder, aber auch die dazu gehörigen Mütter und andere Mitarbeiter in der Kirchengemeinde darüber zu informieren, was sich hinter dem Angebot der Powerspiele verbirgt, die Ziele und die fünf Regeln bekannt zu machen. In der Praxis bieten sich zunächst Spiele an, bei denen noch nicht viel bzw. ein leichter Körperkontakt stattfi ndet. Wenn die Gruppe mit diesen

Spielen vertraut ist, können auch Spiele mit mehr Körpereinsatz angeboten werden bis man vielleicht bei Spielen zum Raufen und Kämpfen landet. Bewährt hat es sich Spieleinheiten zu planen. Hierfür hier ein beispielhafter Ablauf einer Einheit Powerspiele:

1. Begrüßungsspiel, z.B. Quack!2. Gruppenspiel zum Aufwärmen und

Lockern, z.B. Obstkorb. 3. Regeln der Powerspiele erklären und

sichtbar aufschreiben4. Spieleinheit (3-4 Spiele)5. Abschlussritual zum Abklingen

der Körperenergien und Beenden der Spieleinheit (z.B. Massage, Entspannung, ruhige Gruppenspiele).

6. Refl exion (Hilfreich ist z.B. ein Ball zum Herumreichen)

Die Refl exion der Powerspiele kann bereits zwischendurch erfolgen, ansonsten im Anschluss an die Spieleinheit. Sie ist freiwillig und sollte möglichst kurz sein. Sinn ist es, dass die Teilnehmer ihr eigenes Erleben aussprechen oder Fragen klären können.

In meiner Arbeit mit Vätern und Kindern erlebe ich immer wieder, wie viel Energie und Nähe zwischen Vätern und Kindern durch Powerspiele entsteht. Beide genießen den Spaß dabei und den lockeren Umgang miteinander. Ich möchte alle Lesern Mut machen, diese Spiele in der Väterarbeit der Kirchengemeinde ein zu setzen.

Literatur: Baer, Ulrich: 666 Spiele für jede Gruppe, für alle Situationen. Seelze-Velber 1995.Moosig, Karlheinz: Streiten – aber fair. Konfl ikte gut und konstruktiv lösen.Freiburg im Breisgau 2003Portmann, Rosemarie: Spiele zum Umgang mit Aggressionen.München 2002Riederle, Josef: KampfesspieleVilligst 2003.

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Das Gleichnis vom gütigen Vateroder vom verlorenen Sohn

Jesus bedient sich im Gleichnis einer Vater-Sohn Dynamik, um den Menschen die Erfahrung des Reiches Gottes nahe zu bringen. Es ist eine Geschichte von Sehnsucht nach Freiheit und von neuer Liebe, aber auch von Eifersucht unter Brüdern.Die Geschichte bietet uns als Zuhörern drei Identifi kationsfi guren. Da ist der jüngere Sohn, der die Freiheit und das Abenteuer sucht. Er läst sich sein Erbe auszahlen, zieht in die Welt, bringt das Erbe durch und kehrt verzweifelt auf den Hof des Vaters zurück. Als zweites gibt es den älteren Sohn, den Hoferben, der zeitlebens auf dem Hof dient, der das Ordnungsprinzip verkörpert und eine eher unsympathische Zwanghaftigkeit. Er fi ndet es ungerecht, dass sein Vater zu Ehren des Jüngeren, der sich doch in seinen Augen schuldhaft verhalten hat, ein Fest gibt. Ungeheuerlich, dass er ihn in aller Ehre als Sohn wieder aufnimmt. Wie soll er nicht eifersüchtig sein auf den jüngeren Bruder, wo er doch alle Kraft in den Dienst am Hof gesteckt hat?Die dritte Figur ist der Vater, dessen Liebe sein Handeln maßgeblich bestimmt und unsere Maßstäbe von Gerechtigkeit auf die Probe stellt. Als er den zurückkehrenden Sohn sieht, eilt er ihm entgegen und umarmt ihn. Schon dieser erste Herzensschritt ist ein Tabubruch, denn für die Menschen zur Zeit Jesu ist schon das schnelle Laufen eines Älteren, zumal eines Gutsbesitzers, würdelos“.Der Vater nimmt den jüngeren Sohn herzlich wieder bei sich auf und lässt ein großes Fest ausrichten ihm zur Ehre. Der Klage des Älteren begegnet er mit den Worten: „Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Aber man musste <doch jetzt> fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und verloren und ist gefunden worden“ (Lk 15,31f.).Freiheit, Ordnung und Liebe sind demnach die Begriffe, die, gebunden an die Personen, die Dynamik des Systems bestimmen. Dass das nirgendwo ohne Probleme geht, können wir uns denken. In jedem von uns sind diese drei Möglichkeiten angelegt.

Die Liebe des Vaters zum jüngeren Sohn, seine unverdiente Annahme durch den Vater wird uns als Bild für Gottes Handeln präsentiert. Die Liebe ist demnach die zentrale Kraft in der Geschichte. Sie bestimmt das Handeln des Vaters. Damit steht auch die Figur des Vaters im Mittelpunkt des Geschehens. Sie hebt sich von so vielen Vatererfahrungen ab, in denen Söhne ihre Väter nicht als liebevoll erlebt haben. Problemlos gelingt uns die Identifi kation mit den Gestalten der beiden Söhne. Der Neid des Älteren auf die Freiheit des Jüngeren – viele, die einen Bruder haben, werden das kennen. Es fällt da schwer sich einzugestehen: Ein Vater darf einen Lieblingssohn haben. Er darf meinen Bruder anders lieben als mich. Das sagt nichts über Gerechtigkeit etwa in Bezug auf ein mögliches Erbe aus. Auch der Vater in unserem Gleichnis verstößt nicht gegen geltendes Recht. Solange er lebt, kann er mit seinem Besitz machen, was er will.Gerade dadurch, dass der Vater seine beiden Söhne unterschiedlich behandelt, er für diese ein höchst unterschiedliches Gesicht haben muss, wird er mir zur Identifi kationsmöglichkeit. Er ist kein idealer Vater. Er hat auch seine Schattenseite, denn häufi g ist der Jüngere der Liebling und der Ältere der, den er ausbeutet zu seinem Nutzen.Uns interessiert an dieser Geschichte vor allem die Aussageabsicht Jesu. Im Verhalten des Vaters und in dieser Vater-Sohn Beziehung wird das Reich Gottes greifbar, erfahrbar, sichtbar. Damit müsste das dargestellte Vaterbild und vor allem die Beziehung zwischen diesem Vater und seinen Söhnen uns eine Hilfe für die eigene Vater- bzw. Sohnrolle sein. Es wird deutlich, dass es sich bei dem Gleichnis auch um eine Initiationsgeschichte handelt. Zum Erwachsenwerden gehört die Lösung aus der Identifi kation mit dem Vater. Zum erwachsenen Mannsein gehört dann aber auch die Reintegration eines guten Vaterbildes in das eigene Selbst. Was Idealerweise im Unbewussten abläuft, macht die Geschichte im Handeln des Vaters sichtbar.Der Sohn trennt sich vom Vater, geht in die Welt. Ich schließe daraus: Ein guter Vater

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muss loslassen können, gerade wenn er seinen Sohn liebt.Der Vater ist somit das Gegenbild zu den Vätern, die ihre Kinder permanent retten wollen. Er überlässt den jüngeren Sohn dem Risiko der Freiheit. Ohne jede Moral zahlt er ihm das Erbe aus. Ein guter Vater ermöglicht und unterstützt diesen Schritt, gibt seinem Sohn ein „Erbe“ mit auf den Weg. Erbe verstehe ich hier bildlich. Es muss nicht das materielle Erbe sein. Ein Sohn muss seinen eigenen Weg suchen, seine eigenen Erfahrungen machen dürfen, ohne dass der Vater zu nahe dabei ist.Aus der Sicht des Kindes formuliert heißt das: Söhne und Töchter müssen sich von ihren Eltern „losreißen“, um erwachsen zu werden. Die Geschichte beginnt mit diesem wichtigen emanzipatorischen Schritt des jüngeren Sohnes.Eine tiefenpsychologische Deutung beschreibt das in ihrer Sprache so: „Die Ödipus-Situation ist deutlich: der Jüngere erledigt den Vater, indem er ihn zurücklässt und schon das nach seinem Tod fällige Erbe antritt, aber weiter von ihm verfolgt wird. Er verschwendet sein Eigenes (und seine Sexualität?), scheidet sich damit von allem, was zum Vater gehört, und sucht sich in seinem Herrn einen Ersatzvater, der aber hart ist. Nun »kommt er zu sich«, erkennt seinen »Schatten«, den Sinnverlust in seinem Leben, bleibt aber auch noch am Vergangenen hängen.“Ich frage mich, warum die Entwicklung des Sohnes mit dem letzten Halbsatz wieder relativiert werden muss. Übermut und Lebensfreude, wie auch die Erfahrungen von Not, Einsamkeit und harter Arbeit gehören zum Erwachsenwerden – so kann aus dem Jungen ein Mann werden. Die Reife des jüngeren Sohnes im Gleichnis zeigt sich im Schuldbewusstsein, einem Gefühl für das, was Recht und Unrecht ist.Die Selbsterkenntnis des Sohnes ist dann doch der entscheidende Schritt zum verantwortlichen Subjekt. Die Erfahrung von Schuld macht erst die Würde eines Menschen aus, nur so kann ein Mensch eigene Verantwortung tragen. Das gelingt dem jüngeren Sohn, und gleichzeitig überlegt er sich eine Lösung für seine Rückkehr zum Vater, die familiensystemisch schief ist. Er will Tagelöhner werden, weil er glaubt, sein

Sohnsein verwirkt zu haben.Unsere tiefenpsychologische Auslegung fragt: „Besteht die Lösung darin, dass er als Knecht zur »Sache« des Vaters wird, also sein Kindsein getötet wird?“Die Antwort gibt der Vater in der Geschichte. Der Jüngere bleibt sein Sohn. Indem er ihm entgegenläuft und ihn umarmt, zeigt er ihm und uns, dass man sich das, was unser Leben reich und wertvoll macht, nicht kaufen kann. Man bekommt es geschenkt.Ein guter Vater vertraut im Gegenüber zum Sohn seinem Gefühl. Er darf den Sohn lieben, unabhängig von irgendwelchen Leistungen. Ein guter Vater zeigt diese Liebe, auch körperlich. Dadurch wird der Sohn gestärkt, ja er wird zum König, was sich in der Geschichte in den Insignien, Kleid und Ring, ausdrückt.Der Vater steht zum Jüngeren und zum Älteren; beide spricht er mit „mein Sohn“ an. Ein guter Vater muss Unterschiede machen können, in der Art und Weise, wie er sich seinen Kindern gegenüber verhält. Was für den jüngeren Sohn gut ist, muss für den älteren Sohn noch lange nicht gut sein.Der ältere Sohn wird am Ende für die Hörer zur Identifi kationsfi gur. Die Geschichte hat einen offenen Schluss und erzählt nicht, ob der ältere Sohn am Fest teilnimmt. Ist er in der Lage über den Schatten seiner eigenen Moral zu springen und seine Maßstäbe von Gerechtigkeit gegenüber der spontanen Freude des Vaters zurückzustellen? Schafft er es mitzufeiern, weil auch er einen Bruder wiederbekommen hat?Und noch eines bewegt mich, wenn ich mir die Vater-Sohn Konstellation anschaue. Nicht nur der jüngere Sohn ist der Bedürftige. Auch der Vater ist auf den Sohn angewiesen, er ist darauf angewiesen, dass dieser sich ihm zuwendet, zurückkehrt. Der Vater erlebt dies wie eine Auferstehung: „Siehe, er war tot und nun ist er lebendig“ (Lk 15,32).Diese Erfahrung ermöglicht ihm, der Liebe Gestalt zu geben und als Vater sichtbar zu werden.

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Drangvolle Enge auf der Arche Noah Väter- Kinder-Gottesdienst oder „Männerbewegung“ in der Kirche

verfl ogen. Jedes Jahr aufs Neue fasziniert mich, wie rasch aus einer zusammengewürfelten Truppe eine eingeschworene Gemeinschaft entsteht. Alle haben Lust mitzutun, ergänzen sich mit ihren Stärken und Schwächen, sei es bei den gemeinsamen Arbeiten wie Kochen, Abwaschen, Einkaufen und Feuermachen oder bei den vielen Freizeitaktivitäten wie Kanu- und Radtouren, Baden, Ausfl ügen in die Umgebung, bei Spiel und Sport oder den abendlichen Abenteuer wie Schnitzeljagd oder Nachtwanderung.

Eine Herausforderung war für mich von Anfang an, diese besondere Art von Freizeit auch mit geistlichen Impulsen zu versehen. Abendlich angebotene Männergesprächsrunden zu christlichen Themen standen in Konkurrenz zu sportlichen Aktivitäten oder dem Bedürfnis, anstatt den Kopf anzustrengen, lieber bei einer Flasche Bier den Tag am Lagerfeuer ausklingen zu lassen. Und Väter mit sehr kleinen Kindern hatten am Abend dann auch wenig Zeit für sich. Andere waren aufgrund ihrer Kirchenferne solch einem Unterfangen gegenüber eher skeptisch eingestellt. So kamen immer nur ein Teil der Teilnehmer zu unseren Bibelabenden, was für mich und auch einige Väter, die sich mehr Gespräche über Gott, die Welt und sich selbst wünschten, unbefriedigend war.

Schon in der Einladung mache ich seit dem vergangenen Jahr deutlich, dass diese Woche nicht „nur“ ein Urlaubsangebot ist, sondern auch beinhaltet, sich auf christliche Themen einzulassen und christliche Gemeinschaft einzuüben.

Morgendliche Andachten mit biblischem Impuls, Gebet und gemeinsamem Singen und ein Abendsegen waren schon immer Bestandteil der Tage und sowohl bei den Kindern wie auch bei den Vätern beliebt.Nach den Absprachen für den Tag, wer welche Aktivitäten vorhat, wer einkauft und kocht etc. gibt es seit letztem Jahr an jedem Vormittag eine eineinhalbstündige thematische Einheit, in der zum Teil die Väter und die Kinder unter

Dass Frauen, Kinder oder Jugendliche bewegte Gottesdienste mit Tanz, Standbildern oder bibliodramatischen Inszenierungen zu einem Bibelwort lebendig lebensnah gestalten, gehört mittlerweile zum vertrauten Bild in unserer gemeindlichen Gottesdienstlandschaft.

Wenn aber Männer eben jenes tun, ist es immer noch ein rares Unterfangen und alles andere als selbstverständlich, sowohl für die Gottesdienstbesucher als auch für die agierenden Geschlechtsgenossen im sakralen Raum. Seit mehreren Jahren feiern wir in unserer Gemeinde Väter- Kinder-Gottesdienste mit anschließendem Brunch in der Kirche als Abschluss eines achttägigen Sommercamps für Väter und Kinder auf einem Naturcampingplatz im Müritz Nationalpark. Dieser Art Gottesdienste erwachsen und beziehen ihre Kraft aus dem gemeinsam Erlebten einer Gruppe von ca. 20 Männern und 30 Kindern und einigen jugendlichen Teamern. Das großzügige Zeltlager inmitten schönster Natur zwischen zwei Seen im Havel Quellgebiet gelegen ist schon vor der Ankunft aufgebaut.

Beim Abschied in Reinfeld freuen sich alle auf die vor ihnen liegende Woche, nicht zuletzt auch die Mütter - auf eine kinder- und männerfreie Zeit. Neben den „alten Hasen“, für die diese Zeit zum festen Bestandteil ihrer Jahresplanung gehört, sind immer wieder auch neue Gesichter dabei. Der familiäre und berufl iche Alltag ist nach der Ankunft schnell

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sich sind und auch gemeinsame thematische Einheiten von Vätern und Kindern stattfi nden. Dieses neue Setting ist auch deshalb möglich geworden, weil ich jetzt einen Coleiter an meiner Seite habe und mit fünf Jugendlichen zum ersten Mal auch Teamer für die Kinder dabei sind.

Die Männer hatten beim Vorbereitungstreffen mit auf den Weg bekommen, eine für sie relevante Frage, einen bedeutsamen Text, eine biblische Figur, etwas, was sie in Hinblick auf ihren Glauben unbedingt angeht, aufzuschreiben und zur Fahrt mitzubringen.Hier eine kleine Auswahl der Fragen: Warum lässt Gott das Böse zu? Meine Kinder haben mich wieder zur Kirche und zum Glauben geführt; die Geschichte vom verloren Sohn; Jesus und die Kinder; die Taufe Jesu; die Noah Geschichte mit der Frage: Sind wir Menschen es eigentlich noch wert, auf dieser Erde zu leben, wo wir sie doch zerstören? Daraus wählten wir gemeinsam die jeweiligen Themen für die Gesprächsrunden. Die Crux lag darin, dass wir nicht nur abstrakt über diese Fragen reden wollten, was Männer gewohnt sind, sondern uns daran lag mit der Methoden des Bibliodrama, Rollenspiels, Phantasiereisen, einen anderen Zugang und ein vertiefenderes und berührenderes Erleben und Verstehen zu ermöglichen.

Zwei Beispiele: Um der Frage eines Vaters, wer ist würdig zu überleben, die er mit der Noah Geschichte verband, nachzugehen, ließen wir die Männer sich ein Tier aussuchen und dessen Charaktereigenschaften benennen, und sie vor dem Besteigen der Arche ein Assassment center durchlaufen mit Fragen wie: Was macht Dich (z. B. als Adler, als Löwe etc.) würdig auf die Arche zu kommen. Nach einem Erleben der drangvollen Enge mit allen Mitgeschöpfen in den Tagen und Wochen der Sintfl ut durften alle den Neuanfang erleben, Neuland betreten und sich erinnern, was sie an guten Werten für das Überleben dieser Erde und seiner Geschöpfe einbringen wollen. Ein Teil dieser Arbeit wurde wie selbstverständlich dann ein Baustein im Gottesdienst.

Die Geschichte der Taufe Jesu am Jordan gestalteten wir gemeinsam mit den Kindern in zwei großen Gruppen als Bibliodrama mit

Figuren aus Knete, denen wir eine Biographie gaben, mit ihren Beweggründen, warum sie zum Jordan kommen und sich taufen lassen wollten, und wir fragten sie, was sie von der Taufe für ihr Leben erwarten. Eine Jordanlandschaft aus Naturmaterialien und Tüchern entstand, in die die Figuren platziert wurden, die dann die Taufe Jesu „miterlebten“. Einzelne Personen erzählten im Anschluss, was sich durch die Taufe und die Zusage Gottes: „Du bist mein geliebtes Kind“ für sie verändert. Ein Taufgottesdienst am Ende der Fahrt, in der eine Teilnehmerin bei strömenden Regen im Käbelicksee getauft wurde und an dem Kinder und Erwachsene mitwirkten, entstand wie von selbst aus dieser Arbeit.

Es würde zu weit führen, hier noch mehr Beispiele zu geben, entscheidend für mich ist die Erfahrung, dass Gottesdienste von Vätern und Kindern senfkorngleich wie von selbst erwachsen, und zwar aus dem Erlebnis gemeinsam geteilter, spirituell geprägter Zeit. Und in ihrer Lebendigkeit sind sie eine große Bereicherung für das Gottesdienstleben der Gemeinde.

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Auf Augenhöhe unter GleichenBildungsangebote für Väter erfi nden

Väter von heute sind familienorientiert. Sie engagieren sich stärker in der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder als frühere Generationen. Diese Intensivierung der Vater-Kind-Beziehung wirkt sich auch auf die Ausgestaltung der Vaterrolle aus, viele Väter erleben sich intensiver in der „sorgenden Rolle“. In der direkten Interaktion mit ihrem Kind müssen Sie Grenzen setzen, Konfl ikte lösen, tröstend und versorgend für den Nachwuchs da sein. Viele Männer sind im Verhältnis zu ihrem Nachwuchs heute gefühlsoffen, weich, zärtlich und fürsorglich und erleben durch die verstärkte Hinwendung auf den Bereich Familie einen Sinnzugewinn in ihrem Leben.

Väter müssen und wollen sich heute verstärkt mit ihrer Rolle als Vater auseinander setzen. Sie haben, was die eigene Positionierung in der Familie angeht viele Fragen und Anliegen. Hier entsteht und ist bereits entstanden: Ein gesellschaftlicher Bildungsbedarf.

Väter sind jedoch im Erwachsenen-bildungsbereich z. B. in der Evangelischen Familienbildung seltene Gäste. Väterangebote

in Kitas und Gemeinden beschränken sich oftmals auf einzelne Veranstaltungsabende oder Vater-Kind Freizeitaktionen. Es stellt sich die Frage, wie Väter für längerfristig angelegte Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsreihen gewonnen werden können? Wie müssen

Veranstaltungen konzipiert sein bzw. was für Aspekte müssen beachtet werden, damit Väter motiviert sind, in einen regelmäßigen Kontakt einzutreten?

Einen guten Einstieg um Väter zu erreichen, bieten offene Einzelveranstaltungen, wie Informationsabende, Vorträge, thematisch pädagogische Angebote z. B. über Erziehungsfragen. Diese Angebote sind niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten, weil in der Regel keine verbindlichen Anmeldungen bzw. keine engagierte Mitarbeit gefordert ist. Diese Veranstaltungen können Anknüpfpunkte für weitere Veranstaltungen zu ähnlichen Themen sein, woraus Veranstaltungsreihen z. B. über unterschiedliche Themen der Erziehung entstehen können.

Väter als relativ kleine Gruppe innerhalb der Erwachsenenbildung benötigen in der Regel eine gezielte Ansprache. Bei „Einstiegsveranstaltungen“ hat die Kursleitung eine gute Möglichkeit, Väter für längerfristige Angebote zu interessieren. Weiterführende Fragen können Anknüpfpunkte für die Bildung von Vätergruppen sein.

Väter denken lösungsorientiert und alltagspraktisch. Längerfristige Veran-staltungen sollten inhaltlich immer an den familiären Alltag oder Alltagsituationen anknüpfen (z.B. Grenzen setzen, Rituale in der Familie). Es muss für die Väter ein Nutzen oder Gewinn erkennbar sein. Hier muss die Frage „Was bringt mir das ganz praktisch in meinem Alltag?“ gewinnbringend beantwortet werden können (z.B. Kompetenzgewinn durch neues Wissen über kindliche Entwicklung).

Einer der wichtigsten Aspekte bei Väterveranstaltungen - sei es mit oder ohne Beteiligung der Kinder – ist der Austausch der Väter untereinander. Bietet sich Vätern diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme und des Austausches mit anderen Vätern, so steigert dies die Bereitschaft sich einzulassen und an Folgeveranstaltungen teilzunehmen. Die

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Aufgabe des Kursleiters sollte darauf fokussiert sein, Themen und Anregungen in die Gruppe zu geben, Werk- oder Bastelangebote anzuleiten und dann Raum für Kontaktaufnahme und Gespräch bereitzustellen. Väter wollen und suchen die Möglichkeit eines dialogischen Abgleichs ihres Vaterschaftsmodells mit dem Modell anderer Väter. Dies geschieht im Gespräch. Es kann dabei als erleichternd oder bereichernd empfunden werden zu erfahren, wie andere Väter in vergleichbaren Situationen agiert oder Konfl ikte gelöst haben. Väter sind eher bereit sich etwas abzuschauen, wenn es auf Augenhöhe unter Gleichen geschieht.

Und dennoch, Väter wollen andererseits auch eine kompetente Begleitung und vielleicht auch einen fachlichen Blick auf ihre Anliegen. Väter fragen Fachwissen nach, um die eigene Erziehungskompetenz zu erweitern (Analogie zum Beruf, wo der Erwerb von Fachwissen im Vordergrund steht). Bei längerfristigen Angeboten sollte deshalb in regelmäßigen Intervallen ein fachlicher Input erfolgen (z.B. Film über kindliche Entwicklung, Kurzvortrag, Bericht über eine Erziehungssituation), um einen Akzent oder Impuls zu setzen und einen neuen Spannungsbogen zu initiieren. Dies wirkt anregend auf die Gruppendynamik, macht Folgeveranstaltungen interessant und motiviert die Väter wiederzukommen.

Auch ein immer wiederkehrender Ablauf kann Väter motivieren, an längerfristigen Veranstaltungen teilzunehmen. Ein strukturgebendes Moment, ein fester Rahmen – mit durchaus unterschiedlichen Inhalten - gibt einer Veranstaltung einen rituellen Charakter. Dies bietet für Väter und natürlich auch für die Kinder einen verlässlichen, Sicherheit gebenden Rahmen, in dem mit anderen agiert

werden kann. Durch die daraus entstehende Verbindlichkeit fühlen sich die Väter ermutigt und sind eher bereit, sich stärker auf die anderen Teilnehmer, die Kursleitung und auch auf die Inhalte einzulassen.

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Praxistipp

Viel Spaß haben viele Väter mit ihren Kindern, wenn sie gleichzeitig als Gruppe miteinander etwas erleben können. Es gibt eine ganze Fülle an Spielen die sich für einen Vater-Kind-Tag eignen.

Spiele, die man z. B. mit einer Geschichte verbinden kann und bei denen Groß und Klein gemeinsam beteiligt werden, eignen sich hierfür besonders gut. Dabei kommt es nicht zwingend darauf an, Gewinner festzustellen. Viel wichtiger sind Spiele mit unterschiedlichen Spielanforderungen, um besser auf das jeweilige Alter und auf die jeweiligen Fähigkeiten der Kinder eingehen zu können.

Es gibt eine ganze Reihe von Literatur mit Spielanleitungen zu Aktions- und Kooperationsspielen, die sich für diesen Zweck eignen, dabei lässt sich der Schwierigkeitsgrad fast aller Spiele problemlos nach oben oder unten verändern – lockert daher ruhig die Regeln und ändert Vorgaben, wo immer es Euch nötig erscheint. Die Spiele sollten vor allem eins: Spaß machen. Die Spiele sollen Vätern und Kindern spielerisch neue Begegnungen, neue Erfahrungen und eine Menge Spaß ermöglichen.

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Wenn der Wind sich drehtVäter sind gerade en vogue - aber nur theoretisch

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Mitte Juni fand in Deutschland erstmals der „Vätertag“ statt. Haben Sie es gemerkt? Väter sind gerade en vogue. Sie bekommen Anerkennung und Aufmerksamkeit. Sie werden gefördert und bekommen Preise und sogar echtes Geld – denn Väter sind ein Gewinn für Kinder, Mütter und Familien, für Schulen und Betreuungseinrichtungen. Und für Unternehmen. Für Unternehmen?

Familienfreundlich. Das Elterngeld hat die Aufgabe, mehr Männer als je zum Windelwechseln und zur Kindererziehung zu bewegen. Und laut Familienministerin ist es ein großer Erfolg. Doch die meisten Väter nehmen sich laut Statistik nur eine kurze Auszeit: Zwei Drittel der neuen Väter kümmern sich nur zwei Monate lang in Vollzeit um ihr Kind. Gerade mal jeder Zehnte kehrte dem Arbeitsplatz für ein ganzes Jahr den Rücken – genau 6884 Väter. Von einem Erdrutsch kann da wohl nicht die Rede sein.

Familienforscher sehen den Zuwachs an Männern in Elternzeit nüchtern. Der Kreis derer, für die es fi nanziell in Frage kommt, ist einfach größer geworden, also steigt auch die Gesamtzahl. „Die ‚neuen Väter’ gibt es nicht“, meint Professor Hartmut Kasten vom Institut für Frühpädagogik in München. Nach wie vor sei der Druck in der Arbeitswelt zu groß, als dass sich Männer in großem Stil trauten, die Betreuung ihrer Kinder zu übernehmen. In den Unternehmen herrsche oft eine Kultur, die Väter abschrecke, diesen Schritt zu wagen: Drei Viertel aller Männer fürchten Karriereeinbußen.

Zugleich halten nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums drei Viertel aller Firmenleitungen das Thema „Familienfreundlichkeit“ für ein wichtiges Unternehmensziel. Meint wohl: Die Unternehmen haben mitbekommen, dass sie auf die entsprechende Frage nicht mehr mit „interessiert uns nicht“ antworten können. Der Wind hat sich gedreht? Aber eben nur theoretisch. Volker Baisch, Dipl.-Sozialwirt und als Geschäftsführer des Vereins „Vaeter

e.V.“ tätigt, schätzt, dass nur zehn Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren männlichen Mitarbeitern familienfreundlichen Maßnahmen anbieten.

Image. Zurzeit können wir beobachten, dass Unternehmen geradezu wetteifern um ein familienfreundliches Image und gerne plakativ herausstellen, mit welcher generösen Selbstverständlichkeit sie ihren männlichen Mitarbeitern die Elternzeit gewähren. Warum tun sie das? Niemand wird ein bestimmtes Brot kaufen, weil die Firma sich für Väterinteressen einsetzt. Niemand wird einen bestimmten Flachbildschirm kaufen, weil der Hersteller seinen Mitarbeitern die ihm ohnehin zustehende Väterzeit gewährt.Wie ernst Unternehmen die Väter in ihren eigenen Reihen nehmen und was vom väterfreundlichen Gehabe der Wirtschaft zu halten ist, das illustrieren einige Beispiele.

Beispiel eins. Die Commerzbank engagiert sich für ihre Väter. So gibt es auf der Internetseite eine Väterseite: „Auch in der Commerzbank gibt es immer mehr Männer, die ihre Vaterschaft aktiver leben möchten. (...) Engagierte Väter haben sich in der Commerzbank zum Netzwerk ‚Fokus Väter’ zusammengeschlossen. (...) Darüber hinaus engagieren wir uns im ‚Aktionsforum Männer und Leben’, einem Zusammenschluss verschiedener Organisationen aus dem Rhein-Main-Gebiet.“ Klickt man auf den dazugehörigen Link, landet man auf der Seite des genannten Forums mit der Einladung zur „2. Impuls-Tagung“ am – Achtung! – 12. Januar 2006.Dass so ein Link stehen bleiben kann, ist nicht einfach eine Nachlässigkeit. Denn es heißt nichts anderes, als dass diese Internetseite der Selbstdarstellung seit Ende 2005 nicht mehr aktualisiert worden ist. Dass bei der Commerzbank offenbar für Väterbelange seit Ende 2005 nichts wesentliches Neues mehr geschehen ist.

Beispiel zwei. Frau von der Leyen hat eine Menge für Familien getan und eine Menge

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Widerstand in der eigenen Partei überwunden. Doch verwundert es nicht ein wenig, dass all die fortschrittlichen Ideen aus einer politischen Ecke kommen, die bisher eher nicht so sehr für Innovationen im Bereich Familie und Erziehung bekannt war?Worum es tatsächlich geht, wurde vor ein paar Monaten in Gütersloh vorgeführt: Die Großbäckerei Mestemacher verlieh zum dritten Mal den Preis „Spitzenvater des Jahres“, dotiert mit zweimal 5.000 Euro. Unter dem Stichwort „Ziele der Preisverleihung“ heißt es auf der Internetseite des Konzerns gänzlich unverblümt: „Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbskraft von Wirtschaft und Unternehmen (...) erspart den Unternehmen komplizierte Personalplanung und -beschaffung und macht es den Eltern möglich, schnell wieder für den Arbeitgeber da zu sein.“ Es geht also mitnichten um das Wohl des Vaters oder der Familie, sondern um das der Wirtschaft. Schirmherr dieser Aktion ist übrigens nicht der Bundeswirtschaftsminister, sondern Familienministerin von der Leyen. Seltsam.

Beispiel drei. Ein Mann der klaren Worte ist Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter der Mercedes Car Group: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland von großer Bedeutung. Wir als Unternehmen können es uns nicht leisten, Mitarbeiter und deren Know-how zu verlieren, weil sie eine Familie gründen. (...) Gleiche Chancen für Frauen und Männer stärken die Position von Daimler als attraktiver Arbeitgeber. Damit können wir die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen gewinnen und halten.“ Ja, genau so ist es.

Wind aus welcher Richtung? Doch wir sollten daran denken, dass in der Wirtschaft selten etwas aus Idealismus getan wird, aus sozialem Engagement oder gar aus christlicher Überzeugung. Nur wenn die Politik entsprechende Gesetze bereit hält, werden gesellschaftliche Ziele umgesetzt. Was aber, wenn der Wind in Politik und Gesellschaft irgendwann wieder aus einer anderen Richtung weht? Dann kann sich das auch ganz schnell wieder ändern.

Vorsicht ist geboten. Denn die Ewiggestrigen sind nicht ausgestorben. Man trifft sie noch, die Mannen, die der Meinung sind, Frauen gehören an Herd und Wickelkommode. Sie sagen dergleichen zwar hinter geschlossenen Türen, aber eben nicht hinter verschlossenen Türen. Und sobald sich der Wind der Gesellschaft wieder dreht, werden sie die Türen einfach aufstoßen und ihre Stimmen wieder erheben.

Und so ein Wind kann sich schnell wieder drehen. Zum Beispiel, wenn der Arbeitsmarkt wieder gesättigt ist mit Fachkräften.

Surf-Tipps

Eine Reihe von Internetseiten sind ganz speziell auf Väter und deren Fragen ausgerichtet: ichbinpapa.devaeter.devaeter-und-karriere.de – und da besonders: vaeter-und-karriere.de/blogDie offi ziellen Hinweise und Tipps fi nden Sie unter bmfsfj.de, der Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.Ein eher traditionelles Rollenbild fi ndet sich bei der Zeitschrift Eltern. Dennoch ist auch die dazu gehörende Seite eltern.de ab und an ein Besuch wert.Eine unbedingt besuchenswerte Seite ist das Online-Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München (IFP): familienhandbuch.deUnter maennerforum-nek.de fi ndet sich im Bereich Service eine Liste mit weiteren Links mit Schwerpunkt auf dem kirchlichen Bereich

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Anknüpfen, wo die Fülle des Lebens erfahren wirdVon der Väterarbeit zur Männerarbeit

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bel Die Männerarbeit im Kirchenkreis Eutin

begann mit einem Versuch. Bei dem Versuch gingen wir von der Annahme aus, dass Männer am besten im Zusammenhang mit ihren Kindern zur Beteiligung an kirchlichen Veranstaltungen gewonnen werden können. Am 1. Adventswochenende 1994 boten wir daher ein Wochenende für Väter und Kinder in einem Freizeitheim an. Am Samstag wollten wir gemeinsam Drachen bauen und diese am Sonntag fl iegen lassen. Bekannt gemacht wurde die Veranstaltung vor allem über die Lokalpresse. 21 Plätze standen zur Verfügung, 67 Anmeldungen gingen ein.

Aus dem Versuch von 1994 ging der Arbeitsbereich „Männer und Familienarbeit im Kirchenkreis Eutin“ hervor, der von Jahr zu Jahr wuchs. Kontinuierlich wurden die

Angebote für Männer ausgeweitet. Zu dem Wochenende für Väter und Kinder - jeweils am 1. Adventswochenende - kam das Kanuwochenende für Väter und Kinder in den Sommermonaten. Außerdem gab es Einzelveranstaltungen wie beispielsweise ein Segelwochenende für Väter und Söhne in Ratzeburg. Im Gespräch mit den Männern bei diesen Veranstaltungen - aber auch bei den Familienfreizeiten - wurde deutlich, dass einige Männer auch an reinen Männerveranstaltungen interessiert waren. Die erste Männerveranstaltung war dann im Jahr 1996 eine Segeltour mit einem Traditionssegler auf der Ostsee.

Seit November 1998 gibt es eine Männergruppe, die regelmäßig zusammenkommt. Sie ging aus einem Klostertag für Männer im Domkloster Ratzeburg hervor. Die Männer hatten sich in den Jahren zuvor bei verschiedenen Vater-Kind- und Familienveranstaltungen kennen gelernt und das Bedürfnis, sich regelmäßig zu treffen. Einmal im Monat trifft sich die Gruppe, durchschnittlich nehmen 16 Männer teil. Sechs Männer sind von Anfang an dabei, andere Männer nehmen eine Zeit lang teil und verabschieden sich dann wieder. Die Gruppe bietet nicht in erster Linie Selbsterfahrung, sondern im Mittelpunkt steht das Gespräch über ein Thema. Oft wird der Einstiegsimpuls von einem Mann aus der Gruppe gegeben, zu anderen Themen werden Fachleute gebeten. „Die Gruppe ist für mich so etwas wie eine Oase, wo ich ausruhen und Kraft gewinnen kann“, sagte einmal ein Mann, andere Männer stimmten ihm zu.

Die Kombination von Erlebnis und Spiritualität ist charakteristisch für die Männerarbeit im Kirchenkreis Eutin. Erlebnishafte Elemente fi nden sich in Veranstaltungen, die an die Freizeitinteressen und Bedürfnisse der Männer anknüpfen. Zu den spirituellen Elementen gehören neben den traditionellen Formen der Verkündigung wie Andachten und Gottesdiensten vor allem meditative Übungen. Sie kommen dem Bedürfnis der Männer nach konkreten ganzheitlichen Erfahrungen entgegen. In idealer Weise ist diese Kombination von Erlebnis und Spiritualität bei den Pilgertagen verwirklicht. Dietrich Bonhoeffer sprach die Empfehlung aus, die Kirche solle mit ihrer Verkündigung nicht nur bei menschlichen Defi ziterfahrungen anknüpfen, sondern auch dort, wo das Leben in seiner Fülle erfahren wird. Dementsprechend ist die Männerarbeit im Kirchenkreis Eutin nicht primär problemorientiert ausgerichtet, sondern sie versucht, Männern eine Bereicherung und Vertiefung ihres Lebens zu bieten. Deshalb gehören zu allen Veranstaltungen spirituelle Elemente. Sie bieten die Möglichkeit, Glauben zu wagen und Glauben zu leben. Auf diese

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Weise können die Teilnehmenden eine spirituelle Fundierung ihres Lebens fi nden oder festigen.

Eine Tagesveranstaltung zum Thema „Scheidungsväter“ musste ausfallen, weil sich nur ein Mann angemeldet hatte. Aber während des einige Monate später stattfi ndenden Kanuwochenendes für Väter und Kinder entwickelte sich am Abend am Lagerfeuer – nachdem die Kinder in den Zelten waren – ein Gespräch zu eben diesem Thema. Dieses Gespräch kam zustande, weil ein Mann seinem Nachbarn von seinen Problemen erzählte, andere Männer dies mithörten und sich mehr und mehr an der Erörterung der Problematik beteiligten. Was bei der geplanten Tagesveranstaltung misslang, beim Kanuwochenende fand es statt. Solche und ähnliche „niedrigschwellige“ Veranstaltungen sind nicht nur Freizeitaktivitäten, sondern sie bieten Männern gleichzeitig die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Männern. Deshalb versucht die Männerarbeit im Kirchenkreis Eutin immer wieder Anlässe zu schaffen, bei denen Männer miteinander in Kontakt kommen können.

Im Januar 2004 konstituierte sich das „Forum Männerarbeit“. Diese Bezeichnung gaben 10 Männer der Gruppe, in der sie ehrenamtlich Verantwortung für die Männerarbeit wahr-nehmen und die Aktivitäten der Arbeitsstelle für Männer- und Familienarbeit unterstützen wollen. Die Gruppe trifft sich mindestens zweimal im Jahr, um die Angelegenheiten der Männerarbeit zu besprechen. Vor allem werden Projekte und Aktivitäten geplant, die die Mitglieder des Forums vorbereiten und durchführen. Geleitet wird das Forum von zwei „Sprechern“. Alle Männer, die dem Forum angehören sind „alte Hasen“. Sie haben an vielen Veranstaltungen der Männerarbeit teilgenommen und dabei vielfältige Erfahrungen gesammelt. Durch das „Forum Männerarbeit“ hat die Männerarbeit eine ehrenamtliche Basis erhalten.

Immer wieder werden auch Veranstaltungen für Männer und Frauen durchgeführt, da die meisten Männer in einer Beziehung leben und es ein Bedürfnis nach gemeinsamen Erlebnissen

gibt. Bei einer Familienfreizeit in Südtirol vor einigen Jahren kam bei den Männern die Idee auf, eine einwöchige Bergwanderung von Hütte zu Hütte zu unternehmen. Als die Frauen von diesem Plan erfuhren, wurde von einigen sehr resolut festgestellt: „Das will ich mit meinem Mann zusammen erleben!“ Zu Traditionsveranstaltungen für Männer und Frauen sind inzwischen Fahrradtouren jeweils von Himmelfahrt bis zum darauf folgenden Sonntag und Motorradtouren jeweils an einem Sommerwochenende geworden.

Mit den verschiedenen Veranstaltungen versuchen wir den unterschiedlichen Rollen der Männer gerecht zu werden: der Rolle als Mann, als Vater und als Partner. Die Erfahrung zeigt, dass Männer bereit sind, sich in der Kirche zu engagieren, wenn sie ihre Interessen und Bedürfnisse einbringen können.

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Kommt mein Meerschweinchen in den Himmel?Als Vater aktiv in der Kinderkirche

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Ich gehöre zu einer absoluten Minderheit, bin eine Ausnahme und weiß gar nicht warum. Ich heiße Hartmut Schulz, bin verheiratet, Vater dreier Kinder und seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kinderkirche der evangelischen Lutherkirchengemeinde in Kiel aktiv. Dass Väter in meinem Alter - ich bin 57 Jahre alt - in diesem Ehrenamt so überaus selten anzutreffen sind, weiß ich seit vielen Jahren. Und genauso lang kann ich es nicht verstehen.

Meine Kinder sind Jonas (20), Antonia (18) und Madita (8). Als die beiden Älteren noch klein waren, sprach mich Anfang der 90er Jahre auf dem Kinderspielplatz im Schrevenpark eine befreundete Mutter an und fragte, ob ich nicht mitmachen wollte bei der Kinderkirche. Die bis dahin aktiven Theologiestudenten wollten aufhören, Nachfolger waren nicht in Sicht und ohne ehrenamtliche Hilfe wollten die damaligen Pastoren auch nicht an die Kinderkirche ran.

Schnell bildete sich eine Gruppe von bis zu fünf Müttern und einem Vater - eben mich. Zudem machte der damals im Amt befi ndliche Pastor Hans Kuhn dann doch mit, heute ist Pastor Martin Gregor dabei. Immer wieder stieß auch mal ein männlicher Ehrenamtler zu uns - und verschwand ganz schnell wieder. Berufl icher oder privater Stress allein konnten nicht die Gründe dafür sein, denn als hauptberufl icher Redakteur des Evangelischen

Pressedienstes (epd) bin ich ja auch alles andere als beschäftigungslos.

Also muss es meinen Geschlechtsgenossen wohl keinen Spaß gemacht haben und das kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Als Jonas und Antonia zu alt für die Kinderkirche wurden, habe ich trotzdem weitergemacht. Und als Madita drei Jahre alt wurde, war ans Aufhören sowieso nicht zu denken.

Aber es sind nicht nur die gemeinsamen Kinder von Ehefrau Katrin und mir, die zu den wesentliche Gründen meines Engagements zählen. Der Hauptgrund sind wohl die jungen Besucher in Verbindung mit dem christlichen Glauben. Ihre Fragen, ihr Einsatz und ihre Art des Glaubens faszinieren mich immer wieder neu.

Viele kleine Leute, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern, heißt es in einem Kirchenlied. Mit diesem Lied ziehen wir nach 15 Minuten aus dem gemeinsamen Gottesdienst in der Kirche aus, um im Gemeindehaus weiter zu spielen, zu singen, zu basteln und zum Schluss gemeinsam am Tisch Apfelsaft zu trinken und Weißbrot zu essen.

Ich habe in all den Jahren so viele Fragen und Anregungen von Kindern zum christlichen Glauben gehört, dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Ob ein Tier wie das gestorbene Meerschweinchen auch in den Himmel zu Gott kommt, das ewige Leben hat oder nicht - ich weiß es bis heute nicht. Und habe gelernt, dass es darauf auch nicht ankommt. Dass ich als großes Kind aber zugebe, dass ich das auch nicht weiß, aber auf die Auferstehung hoffe und auch bereit bin, für das liebste Tier zu beten, hat getröstet - und uns zugleich gemeinsam ein Stück von Gottes Gegenwart spüren lassen.

Was ist gegen ein getröstetes und wieder frohes Kind ein anderes Hobby wie etwa Krafttraining oder Fußball wert, frage ich mich immer wieder. Durch mein mittlerweile

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langjähriges Engagement bekomme ich Geschenke, die nicht zu kaufen sind, die es für Geld schlicht nicht gibt und das ist gut so.

Ein Beispiel: Jüngst ging ich durch den Schrevenpark zu meiner Arbeitsstelle. Dabei wurde ich von einem jungen Mann überholt, der mindestens eine Kopfl änge größer ist als ich. Der blieb plötzlich stehen, drehte sich um, grüßte mich und fragte, wie es denn so ginge. Erst hatte ich ihn nicht erkannt, doch dann hatte es gedämmert. Er war einige Jahre in der Kinderkirche, länger auch in meiner

Gruppe. Er würde jetzt bei Fielmann eine Lehre machen, es gefi ele ihm ganz gut, sagte er. Er hatte mich sofort geduzt. Wir gingen ein Stück des Weges gemeinsam, erinnerten uns und lachten viel.

Das ist es, was den Tag reich macht: Wieder gingen wir gemeinsam, jetzt aber viele größere Schritte. Die können zwar nicht gleich das Gesicht der Welt verändern, sorgen aber für ein gutes freundschaftliches Miteinandergehen. Ich möchte nicht darauf verzichten.

Aufgabenspiel

Aufgabenspiele sind eine weitere gut geeignete Spielform. Sie eignen sich auch hervorragend für einen Vater-Kind-Aktionstag und machen in der Gruppe riesig Spaß. Die Aufgaben können jeder Jahreszeit und jedem Thema angepasst werden.

Hier nun sechs Anregungen für solch ein Aktionsspiel:

mit einem Küchenschwamm aus einer etwas entfernt stehenden Schüssel Wasser holen und in ein Einwegglas oder eine Sprudelfl asche füllen

mit einer Schubkarre einen möglichst großen Laubhaufen auftürmen eine längere Strecke auf einem dicken Tau balancieren, ohne es zu verlassen ein Begriff, der von einem Vater aus zehn Meter Entfernung per Handzeichen bzw.

pantomimisch dargestellt wird, soll von den Vätern möglichst schnell erraten werden aus Bauklötzen einen möglichst hohen Turm bauen ein vorbereitetes, zwanzigteiliges „Riesenpuzzle“ aus einem Plakat zusammenzustellen mit Hut, Handschuh und Schal eine Staffelstrecke ablaufen und dann wechseln (fairer

Weise laufen die Kinder gegeneinander) usw. Ihrer Fantasie und spielerischen Kreativität sind beim Erfi nden von weiteren Aufgabenspielen

keine Grenzen gesetzt.

Vater-Kind-Bilder

Material: Digitalkamera, PC mit entsprechender Software, Farbdrucker, Fotopapier, diverse Utensilien zum Verkleiden (Koffer, Jacken, Hemden, Hüte, Vorhänge, Rüstungen (Fastnacht), Musikinstrumente, Werkszeuge, Sitzgelegenheiten, Liegegelegenheiten, etc. Ein Vater verkleidet sich zusammen mit seinen Kindern. Dann werden vor einem bestimmten Hintergrund ein paar Bilder von der Gruppe gemacht. Jetzt können die Bilder beliebig bearbeitet werden.

Inzwischen gibt es auch Möglichkeiten, Bilder auf Tassen oder T-Shirts zu drucken bzw. zu bügeln. Hier sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Hier fällt ein Kostenbeitrag an, den man sich vorher schon deutlich machen sollte und der von den Familien, bzw. Vätern getragen werden muss.

Praxistipp

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Väter und Kinder – ein starkes TeamSelbstorganisierte Wochenendefreizeiten

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ß Unsere Idee ist es, dass Kinder und Väter aus unserer Kirchengemeinde ein ganzes Wochenende gemeinsam verbringen. Um den Aspekt der Gemeinschaft erweitert, bekommen wir meistens eine Gruppe von insgesamt 30 Teilnehmern zusammen.

Wir reisen am Freitag zum Abendessen in eine Jugendherberge oder eine ähnliche Unterkunft im dem eigenen PKW in Fahrgemeinschaften an. Am Samstag fi ndet immer ein Ausfl ug in Paddelbooten statt. Dann ein Abendessen vom Grill, meist mit Lagerfeuer. Am Sonntag führen wir verschiedene Attraktionen durch, z. B. eine Führung in mittelalterlichen Kostümen durch Schloss Gottorf in Schleswig oder ein Besuch im Planetarium in Kiel. Am Sonntagnachmittag kehren wir dann mit meist glücklichen und müden Kindern zurück.

Die Verpfl egung wird vollständig durch die Betreiber der Unterkunft geregelt, ebenso dieBereitstellung eines großen Grills und die Vorbereitung der Lunch-Pakete für die Ausfl üge. Somit brauchen wir nur ein paar extra Naschies einzupacken. Es hat sich als sinnvoll herausgestellt, mehrere Flaschen Mineralwasser für die schweißtreibende Paddeltour mit zu nehmen. Die Boote und der nötige Transfer wird mit einem örtlich ansässigen Bootsverleih geregelt. Auch für die abschließende Veranstaltung am Sonntag ist kaum etwas zu organisieren. So halten wir den Aufwand für Planung und Durchführung gering.

Die Vorbereitung besteht hauptsächlich aus dem Suchen und Buchen der Unterkunft und der Veranstaltungen, und natürlich dem Einsammeln des Geldes mit der anschließenden Abrechnung. Dies bedarf einiger Stunden.

Während der Veranstaltung muss dann jemand vor Ort als Ansprechpartner da sein. Es ist hilfreich, wenn sich zwei Teilnehmer, also zwei der Väter darum kümmern. Das reduziert den Zeitaufwand. Bei der ersten Durchführung tauchen viele Fragen auf, die sich in einem kleinen Team besser beantworten lassen. Zur Nachbereitung fi ndet ungefähr vier Wochen später ein gemeinsamer Abend im Gemeindesaal statt. Da fast alle, die fotografi ert haben, eine Digitalkamera benutzten, kann meist eine kleine Dia-Show via Beamer gezeigt werden. Und natürlich werden Ideen für die nächste Fahrt gesammelt.

Die erste Fahrt, die geplant war, hat nicht stattgefunden, da sich keine Teilnehmer gefunden haben. Es hat auch nur einen kleinen Artikel in unserem Gemeindeblatt gestanden. Beim zweiten Anlauf habe ich zu dem Artikel viele potentielle Teilnehmer persönlich angesprochen und einige sogar überreden müssen. Zusätzlich ging über das Gemeindebüro ein Hinweis auf die Fahrt an die lokale Presse, so dass im Vorwege im redaktionellen Teil ein Artikel erschien. Als im darauf folgenden Jahr die Fahrt wieder ausgeschrieben wurde, musste bereits eine Warteliste aufgestellt werden.

So war im dritten Jahr die Tour schon vor besagtem Artikel zur Hälfte ausgebucht. Nachdem sich also herumgesprochen hat, wie viel Spaß wir auf (inzwischen) unserer Tour hatten, ist sie zu einem regelmäßigen Angebot geworden. Der positive Nebeneffekt ist, dass sich auch die Mütter auf die Fahrt, bzw. über ein freies Wochenende freuen. Einige Frauen verabreden sich sogar und unternehmen einen eigenen Ausfl ug.

Wir nehmen Kinder ab 5 Jahre mit auf die Tour. Nach oben ist die Grenze offen, aber ab einem Alter von 12-13 wollen die Kinder in der Regel nicht mehr mit. Das fi nden einige Väter schade, da sie gerne noch mal mit fahren würden. Nun überlegen wir eine Vätertour ohne Kinder zu organisieren.

„Ich fi nde die Vater-Kind-Tour echt cool. Die Väter passen nicht so auf und wir können bis spät in der Nacht miteinander quatschen. Außerdem haben wir immer ein Zimmer ohne Erwachsene.“ Bente (12)

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„Die Vater-Kind-Tour ist für mich immer wieder ein schönes Erlebnis. Nicht nur weil wir uns bei den gemeinsamen Aktionen tagsüber intensiv mit unseren Kinder be-schäftigen können, sonder auch weil wir Väter uns austauschen können. Dann sitzen wir abends plaudernd in gemütlicher Runde.“ Holger (51)

„Ich fi nde die Spielplätze immer toll. Meistens sind da auch Karussells zum selber drehen. Und die Kanutour, die wir machen, ist echt spannend. Meistens kippt ein Kanu um. Abends machen wir mit unseren Vätern immer Lagerfeuer. Dann dürfen wir auch ein bisschen kokeln.“ Merle (9)

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Praxistipp

Drachenschwanzjagen

Für dieses Spiel benötigt man eine große Wiese. Etwa 6 – 8 Väter mit ihren Kindern stellen sich hintereinander auf und legen ihre Arme um den Bauch des Vordermanns. Der letzte in der Reihe steckt sich hinten ein Geschirrhandtuch in den Gürtel bzw. die Hose.

Um in Fahrt zu kommen, lässt der Drache erst einmal ein paar ordentliche Brüller los. Mit dem Startzeichen beginnt der Drache, seinem Schwanz nachzujagen. Dabei muss der vordere Spieler versuchen, das Geschirrtuch am Drachenschwanzende zu erwischen. Das Schwierige an diesem Spiel besteht darin, dass die vorderen und die hinteren Spieler gegeneinander kämpfen. Gelingt es dem Kopf endlich, den Schwanz zu fassen, wer ist dann der Sieger und wer wird der Besiegte?

Der Kopf steckt sich jetzt das Geschirrtuch in den Gürtel und wird zum Schwanz, während der zweite von vorne zum neuen Kopf wird. (für Kinder ab 5 Jahren)

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Kinderland und VaterweltenVäterbildung und Freizeitaktivitäten sinnvoll verbinden

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g Was brauchen Väter, um sich in ihrer Rolle als Erzieher und Familiengestalter sicher zu fühlen? So oder so ähnlich lautete die Ausgangsfrage, als wir uns vor fast fünf Jahren das erste Mal zusammengesetzt haben. Wir, das sind Männer vom Osterberg-Institut, von ver.di-Nord, dem Väter e.V. und dem Nordelbischen Männerforum.Jeder der Männer dieses kleinen Initiativkreises betrachtete Vatersein unter einer anderen Perspektive: Wie kann Vaterschaft unter den oft prekären Bedingungen am Arbeitsplatz gelingen? Geht das, Balance zwischen Familie und Beruf, oder ist dies eine Illusion? Wie und wo lernen Väter Erziehung? Wie geben Väter ihre Werte und ihren Glauben an die Kinder weiter? Wie fi nden Väter ein gutes Maß zwischen fördern und fordern? Was stärkt ihre Liebe zu den Kindern?Dazu kamen unsere persönlichen Erfahrungen mit der Vaterrolle: Scheidung und Trennung von den Kindern, Zusammenleben in einer Patchwork-Familie, Hausmannsdasein, konstante Ehe und Familie über viele Jahre plus die ganz alltäglichen Probleme und Problemchen, die das Zusammenleben mit Kindern so mit sich bringt.

Diese Mischung aus persönlicher Betroffenheit und berufl icher Kompetenz prägten unsere Gespräche von Anfang an und ließen uns schnell zu einem intensiv arbeitenden Team zusammenwachsen. Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir mehr für Väter anbieten wollten als eine klassische Vater-Kind-Freizeit.

Auch wenn diesen unbestritten ein wichtiger Platz in der Väterarbeit zu kommt und sie immer einen großen Zulauf haben, sahen wir unsere Aufgabe doch in erster Linie in der Väterbildung.Andererseits wussten wir aus Familien-bildungsstätten und anderen Einrichtungen, die spezielle Angebote für Väter im Programm haben, dass sich zu Väterstammtischen oder Vorträgen über Väterthemen nur selten mehr als eine kleine Runde von Interessierten einfi ndet, manchmal auch gar keiner erschien. Den Frust wollten wir uns ersparen.Die Idee, Freizeit und Bildungsangebot miteinander zu verbinden, war dann schnell geboren. In der ersten Planungsphase hatten wir noch das hehre Ziel, in eine Wochenendfreizeit für Väter und Kinder eine Fachtagung „Väterbildung“ einzukoppeln, an der auch Externe, interessierte Väter, Lehrer, Fachleute usw. teilnehmen konnten. Wir luden daher den Experten und Buchautor, Dr. Thomas Gesterkamp, zu einer Tagesveranstaltung zum Thema „neue Väterbilder – alte Rolle?“ ein. Er war sehr zurückhaltend, als ich ihm von unserer Idee berichtete. Diese Skepsis begegnet uns aber nicht nur bei ihm. Auch wir waren unsicher. Konnte es gelingen, Freizeit und Bildung zu kombinieren?Unsere Einladung zu „Kinderland und Vaterwelten – eine Abenteuerreise zu unbekannten Orten“ (2004) fand ein so starkes Echo, dass wir bis auf den letzten Platz ausgebucht waren. Im darauffolgenden Jahr mussten etliche Familien mit Campingausrüstung anrücken. Und so blieb es bis heute.Nur die etwas vollmundige Bezeichnung „Fachtagung“ haben wir nicht weiter benutzt, da ohnehin nur die sowieso anwesenden Väter daran teilnahmen. Wir laden jetzt zu einem Workshop unter Leitung eines Fachmannes ein, eine Arbeitsform, die uns angemessener erscheint. Bei den Rückmeldungen, die am Osterberg-Institut, wie ja auch in anderen Bildungseinrichtungen mittlerweile üblich, über Fragebögen von den Vätern und separat auch von den Kindern am Ende der

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Maßnahme erhoben werden, schnitten drei Programmpunkte ganz besonders gut ab: Das interessante Kinderprogramm und

eine gute fachliche Kinderbetreuung. Die Kinder waren intensiv beschäftigt und deshalb brauchten die Väter auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie an den Workshops teilnahmen.

Die Angebote für die Väter, sich mit einem „Experten“ über spezielle Themen (siehe unten) in Workshops und bei informellen Gesprächen auszutauschen. Die Referenten haben manchmal auch in sehr speziellen Einzelfragen so etwas wie Beraterfunktion übernommen.

Die Aktivitäten, bei denen sich Väter und Kinder auf sehr unterschiedliche Weise begegnen konnten, im Spiel, bei Bauaktionen und in einem angeleiteten Dialog über ihr Miteinander im Alltag.

Daneben blieb immer ausreichend unverplante Zeit für selbst organisierte Wanderungen, zum Baden oder für ein Fußballspiel.Wir haben im Laufe der Jahre beobachtet, dass nicht jeder Vater ein kreativer Bastler, begeisterter Spieler oder guter Geschichtenerzähler ist. Einige Väter sind recht ratlos, wenn es um die Ausgestaltung der Zeit mit den Kindern geht. Und manche erzieherische Aktion wirkte auf uns eher hilfl os. Dennoch: Sie sind alle liebevolle Väter, die darauf bedacht sind, ihre Sache gut zu machen – was immer das für den Einzelnen sein mag. Daher haben wir unser Programm mehr auf die Erziehungsfragen und auf alltagspraktische Hinweise ausgerichtet.Eine Erfahrung aus diesem Projekt ist mir besonders wichtig: Väter nehmen die Möglichkeit, ihre Rolle zu refl ektieren und sich Wissen über Erziehungsfragen anzueignen, dankbar an, wenn sie deshalb nicht auf die

gemeinsame Zeit mit den Kindern verzichten müssen. Dies gilt ganz besonders für Scheidungs- und Trennungsväter, für die die Zeit mit den Kindern ohnehin sehr begrenzt ist. Aber auch für die berufstätigen Väter ist die freie Zeit oft knapp bemessen.Was lässt sich von diesem „Format“ auf die

Väterarbeit in der Gemeinde übertragen? Es ist nicht immer notwendig, einen Fachmann einzuladen. Meistens reicht es, wenn sich ein Vater in ein (sein) Thema einliest und ein paar - vielleicht auch provokante - Thesen mitbringt. Außerdem gibt es mittlerweile auch einige gute Arbeitshilfen für die Väterarbeit. Und ebenso ist es auch nicht notwendig, die Kinderaktionen von einem Externen durchführen zu lassen. Manche Väter haben großen Spaß an Spiel und Abenteuer mit der ganzen Rasselbande.„Kinderland und Vaterwelten“ ist zu einem Selbstläufer geworden. Jedes Jahr nehmen mehr als die Hälfte der Familien zum ersten Mal daran teil. Für die Väterarbeit in der Gemeinde gibt es hier viele Anregungen zu holen.

Aus den Einladungen:

Väter und Kinder - ein starkes Team! (2006)Vatersein zwischen Arbeitsplatz und Spielplatz

Väter und Kinder - das innere Feuer nähren (2007)Rituale für Väter und Kinder im Alltag und an Festtagen

Kinder brauchen Vorbilder – Väter auch (2008)Väter sind Vorbilder – Väter haben Vorbilder

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Autorenverzeichnis

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Bernd BergerGemeindepastor in der Kirchengemeinde Reinfeld, seit 15 Jahren Veranstalter von Väter-Kinder- Camps. Ein Sohn, zwei Tö[email protected]

Kilian BockDipl.- Sozialpädagoge, Evangelischen Familienbildung Hamburg-Eppendorf, Arbeitsbereich Pädagogik, Schwerpunkt Väterbildung. Freiberufl icher Mitarbeiter bei Vaeter e.V.Vater von zwei erwachsenen Tö[email protected]

Volkert BrammerDipl.-Sozialpädagoge. Konfl ikttrainer, Aggressionsberater und Coach. Berufserfahrungen in der Kinder-/ Jugendarbeit, Benachteiligtenförderung und Bildungsarbeit. Weiterbildung u.a. in Konfl iktmanagement, Aggressionsberatung. Ein Sohn und eine Tochter (7 und 11 Jahre)[email protected]

Horst Grümbel, Leiter der Arbeitsstelle für Männer- und Familienarbeit im Ev.-Luth. Kirchenkreis Eutin.Einen erwachsenen [email protected]

Rainer Kolbearbeitet als freiberufl icher Lektor und Journalist. Er ist verheiratet, hat zwei beglückende Kinder im Altern von 6 und 0,75 Jahren und wohnt in einem kleinen Dorf an der Westküste. Seine Erfahrungen mit den Kindern, dem Dorf und dem Rest der Welt veröffentlicht er in einer wöchentlichen Kolumne in der NORDELBISCHEN, nachzulesen auch unter rainerkolbe.de

Volker Karl LindenbergDiakon und Dipl.-Sozialpädagoge, Referent im Nordelbischen Männerforum,Arbeitsschwerpunkte: Väterbildung und Väterpolitik, Pilgerwege, PaarseminareEinen Sohn und zwei Töchter, alle schon aus dem [email protected]

Thomas SchollasPastor im Norelbischen Männerforum, Systhemischer Therapeut und Supervisor, Arbeitsschwerpunkte: Geschlechterbewusste Theologie, Biographiearbeit mit Männern, Gender Mainstraming [email protected]

Hartmut SchulzNachrichtenredakteur beim Ev. Presse-dienst (epd) Redaktion Kiel. Verheiratet und Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Seit vielen Jahren ehrenamtlich aktiv in der Kinderkirche der Luther-Kirchengemeinde Kiel und Mitglied im [email protected]

Andree StraußDipl.-Ing. Maschinenbau, verheiratet, Vater von zwei Söhnen von 11 und 14 Jahren, Mitglied im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Rickling, dort u. a. Mitglied im [email protected]

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Das Nordelbische Männerforum unterstützt und fördert die Väterarbeit und Vater-Kind-Projekte in den Gemeinden und Kirchenkreisen. Ansprechpartner:

Beratung, Unterstützung, Begeleitung

ImpressumHerausgeber:Nordelbisches Männerforum derNordelbische Ev. Luth. Kirche +)

Verantwortlich:Volker Karl Lindenberg

Anschrift:Gartenstraße 2024103 Kiel0431/[email protected]

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Vorträge und Information zur Lebenswirklichkeit von Vätern und zur Väterpolitik; Unterstützung von Männergruppen und Männerprojekten

Volker Karl Lindenberg0431/[email protected]

Joerg Urbschat0431/[email protected]

beide im:

Nordelbischen MännerforumGartenstraße 2024103 Kielwww.maennerforum-nek.de

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