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IL COLPO DEL CANE BELLA E PERDUTA FILMHAUS 11/20 Auch im November gibt es im kino 3, unserem digitalen Kinosaal für zu Hause, wieder ein vielfältiges Programm. Der Zugang ist einfach und für alle Inhaber*innen einer Filmhaus- Freundeskarte ohne zusätzliche Kosten verbunden. Schon seit 15.10. ist SUPERMARKT (1974) von Roland Klick online. Es ist, gemeinsam mit FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER (1973) von Bernhard Stephan, der ab dem 5.11. zu sehen sein wird, unser Beitrag zu 30 Jahre Wiedervereinigung, mit dem wir die unterschiedlichen Befindlichkeiten in der Bundesrepu- blik und der DDR abbilden. Hüben in Hamburg und drüben irgendwo in der Provinz. Die Filme erzählen zwei Geschichten von zwei jungen Menschen und charakterisieren ihr jeweiliges Umfeld genau, die beiden deutschen Staaten widerspiegelnd. Spannende Zeitreisen mit jung gebliebenen Filmen. Dazwischen, ab dem 29.10. zeigen wir TAXI TEHERAN (2015) von Jafar Panahi und laden ein, zum Start von DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT, dem neuen Meisterwerk von Mohammad Rasoulof, Panahis ebenfalls mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten und ebenfalls heimlich entstandenen Film wiederzusehen. Die beiden Regisseure sind eng befreun- det, leiden unter denselben Repressionen im Iran, helfen und unterstützen sich bei ihren Filmen. Ab dem 12.11. bieten wir allen, die sich schon auf die Grie- chischen Filmtage gefreut haben, mit DANCE, FIGHT, LOVE, DIE (2017) hoffentlich einen kleinen Trost. Die Griechischen Filmtage wurden auf 2021 verschoben und das filmische Porträt des Musikers Mikis Theodorakis erzählt nicht nur von einem bewegenden Leben, sondern führt auch hin zum filmischen Werk Costa-Gavras’, der eigentlich als Schirmherr geladen war und den wir nun hoffentlich nächstes Jahr in Nürnberg begrüßen dürfen. Mit großer Freude dürfen wir Ihnen auch dieses Jahr wieder die 23. Cinema-Italia-Tournee vorstellen, obwohl wegen des Corona-Lockdowns in Deutschland wie in Italien eine Planung des Festivals Cinema! Italia! lange nicht möglich war. An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit Ihren Stimmen der Lieblingsfilm der Film-Tournee gewählt wird, der dann zum krönenden Abschluss im Dezember den Cinema-Italia-Publikumspreis erhält. Stimmkarten für den Publikumspreis liegen für Sie an der Kinokasse aus. Alle Filme auf Seite 3. EDITORIAL CINEMA! ITALIA! RETROSPEKTIVE VALERIO ZURLINI CINEMA! ITALIA! „Ich glaube, dass ein Werk vor der Zeit besteht, wenn es mit äußerster Aufrichtigkeit, mit großer Ehrlichkeit in der Wahl der Mittel und mit einer tiefen inneren Wahrheit verwirklicht wird“. Ergänzend anfügen ließe sich, dass universelle Themen zum Fortbestand eines Werks beitragen. Wie Anton Tschechow als Dramatiker, erfasst Valerio Zurlini als Filmemacher eine existentielle Einsamkeit. Das vorange- stellte Credo des Regisseurs und seine Kompromisslosigkeit und Akribie bei der Arbeit kollidierte zwangsläufig mit der Filmindustrie – eine Ursache für die geringe Zahl seiner Filme. Zurlinis beständiges Werk, das sich „ausnimmt wie ein entlegener Archipel vor dem Festland des italienischen Nachkriegsfilms“ (Österreichisches Filmmuseum), ist nun bei uns erstmals in Deutschland zu entdecken. Zu einem Archipel vor der bretonischen Küste gehört die kleine Insel Bannec, auf der Jean Epstein 1929 mit Laien- darstellern FINIS TERRÆ drehte. Mit seiner buchstäblich am Ende der Welt und im Rhythmus von Wind und Wetter erzählten Geschichte von vier Männern, die ihren kargen Lebensunterhalt als Algenfischer verdienen, hat Epstein den Höhepunkt seiner künstlerischen Schaffensphase im Stummfilm erreicht. Hannes Selig wird den Film live am Flügel begleiten. Außerdem beehren uns mit ihrer Anwesenheit – und das ist in dieser schwierigen und an Unwägbarkeiten reichen Zeit keine Selbstverständlichkeit – zwei Filmregisseure. Boris Tomschiczek stellt am 22.11. ONE ROOM MAN – KEVIN COYNE, sein experimentelles Porträt des britischen Multitalents vor. Der für seine Architekturdokumentationen bekannte Filmemacher Heinz Emigholz ist am 23.11. mit seinem ersten Spielfilm DIE LETZTE STADT zu Gast, den wir als Neustart vorstellen. Unter den Neustarts ist DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT hervorzuheben. Das kraftvolle Episodendrama des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof, das auf der diesjährigen Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, ist ein Plädoyer für die Übernahme von Verantwortung durch den Einzelnen vor dem Hintergrund von Willkürherrschaft und Tyrannei – überall auf der Welt. Im Filmclub präsentieren wir FUTUR DREI (FIRST STEPS Award 2019) von Faraz Shariat sowie ZUSTAND UND GELÄNDE (Goldene Taube bei DOK Leipzig) von Ute Adamczewski. Das Angebot unseres virtuellen Saals kino 3 entnehmen Sie bitte dem nebenstehenden Kasten. Unser Novemberprogramm wäre nicht komplett ohne die Cinema-Italia-Tournee. Trotz Corona konnte für die 23. Ausgabe ein vielfältiges Programm zusammengestellt wer- den, das wir Ihnen vom 26.11. bis 2.12. vorstellen möchten. Buona visione wünscht Ihr Filmhausteam Valerio Zurlini (1926 – 1982) schuf in der goldenen Ära des italienischen Kinos mit acht Spielfilmen ein so überschauba- res wie beeindruckendes Werk von großer Sensibilität und Intensität. Obwohl Zurlini mit dem europäischen Star-System arbeitete und dessen Aushängeschilder zu Höchstleistungen führte – Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale, Alain Delon, Jean-Louis Trintignant, Anna Karina, Vittorio Gassman, Philippe Noiret, Mario Adorf, Lea Massari, Max von Sydow, Giancarlo Giannini, Marie Laforêt, Jacques Perrin u. a. – blieb er mit seinen alterslosen Filmen, die keinem Trend folgten, ein Einzelgän- ger und Außenseiter der italienischen Filmindustrie. Wie Pasolini war Zurlini Christ und Kommunist, was für ihn keinen Widerspruch darstellte. Sein mit großer Sorgfalt und filmischer Kraft geschaffenes Werk ist geprägt von Menschlichkeit, emotionaler Tiefe und einer existentiellen Trau- rigkeit. Wiederkehrende Themen sind die Unmöglichkeit einer dauerhaften Liebesbeziehung, die Entfremdung der Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, Krieg, Einsamkeit und Verlorenheit. Das Filmhaus zeigt erstmals in Deutschland eine umfassende Retrospektive der Filme von Valerio Zurlini. Geboren 1926 in Bologna, kämpfte Zurlini zwischen 1943 und 1945 als junger Mann gegen die deutsche Besatzung. Der 2. Weltkrieg sollte später wiederholt in seinen Filmen eine bedeutende Rolle spielen. Nach dem Krieg studierte er Jura- und Kunstgeschichte, schloss sich einer Studententhea- tergruppe an und wurde Regieassistent an einem Mailänder Theater. 1949 wandte er sich in Rom dem Film zu. Bis 1953 entstand ein Dutzend kurzer Dokumentarfilme, ehe er 1954 seinen ersten abendfüllenden Film, die Auftragsarbeit DIE VALERIO ZURLINI SCHÖNEN MÄDCHEN VON FLORENZ, drehen konnte. Als sein eigentliches Debüt betrachtete Zurlini WILDER SOMMER (1959); die Geschichte einer unmöglichen Liebe vor dem Hin- tergrund des 2. Weltkriegs war gleichzeitig sein künstlerischer Durchbruch. In relativ kurzer Zeit folgten zwei weitere Filme, die die Schwierigkeit emotionaler Bindungen zwischen Men- schen unterschiedlicher Sozialisation behandeln. Mit dem bereits seit Mitte der 1950er Jahre geplanten Projekt DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK (1961), über eine ledige junge Mutter (Claudia Cardinale), die auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hofft, schuf Valerio Zurlini vielleicht seinen schönsten Film. Im Jahr darauf folgte mit TAGEBUCH EINES SÜNDERS, der tragischen Geschichte zweier entfrem- deter Brüder (Marcello Mastroianni, Jacques Perrin) Zurlinis größter Erfolg, ausgezeichnet mit dem Goldenen Lö- wen beim Festival in Venedig. Danach wurden die Pausen zwischen den Filmen zunehmend größer. In den verbleiben- den zwei Jahrzehnten bis zu seinem frühen Tod 1982 realisierte Zurlini nur noch vier Filme. Von Selbstzweifeln geplagt, vernichtete er mehrere seiner Drehbücher. Andere Projekte wurden von Produzenten als zu teuer, zu ambitioniert oder zu persönlich abgelehnt. Alf Bold schrieb anlässlich des Starts seines letzten Films DIE TATARENWÜSTE 1977: „Valerio Zurlini ist einer der wenigen Regisseure, die nur dann Filme machen, wenn dies ausschließlich zu ihren Bedingungen möglich ist. Deshalb ist, ähnlich wie bei Dreyer oder Straub, die Filmografie an Zahl gering, an Qualität aber sehr beeindruckend.“ Ab 19.11. bieten wir mit BELLA E PERDUTA – EINE REISE DURCH ITALIEN (2015) und ab 26.11. mit MOMMY (2014) die Möglichkeit, die aktuellen Filme von Pietro Marcello (MARTIN EDEN) bzw. Xavier Dolan (MATTHIAS & MAXIME) mit früheren Filmen zu vergleichen. Ab dem 3.12. schließen wir unseren kleinen Rundgang durch das Kino der DDR mit JAHRGANG 45 (1966, Erstaufführung 1990) von Jürgen Böttcher. Alle Filme sind unter www.filmhaus.nuernberg.de vier Wochen lang im kino 3 abrufbar. Königstraße 93 90402 Nürnberg www.filmhaus.nuernberg.de BANGLA

VALERIO ZURLINI CINEMA! ITA LIA! · 2021. 1. 8. · Danièle Gaubert, Horst Buchholz u. a. RETROSPEKTIVE VALERIO ZURLINI IMPRESSUM: Filmhaus Nürnberg • Königstraße 93 • 90402

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  • IL COLPO DEL CANE

    BELLA E PERDUTA

    FILMHAUS 11/20

    Auch im November gibt es im kino 3, unserem digitalen Kinosaal für zu Hause, wieder ein vielfältiges Programm. Der Zugang ist einfach und für alle Inhaber*innen einer Filmhaus-Freundeskarte ohne zusätzliche Kosten verbunden.

    Schon seit 15.10. ist SUPERMARKT (1974) von Roland Klick online. Es ist, gemeinsam mit FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER (1973) von Bernhard Stephan, der ab dem 5.11. zu sehen sein wird, unser Beitrag zu 30 Jahre Wiedervereinigung, mit dem wir die unterschiedlichen Befindlichkeiten in der Bundesrepu-blik und der DDR abbilden. Hüben in Hamburg und drüben irgendwo in der Provinz. Die Filme erzählen zwei Geschichten von zwei jungen Menschen und charakterisieren ihr jeweiliges Umfeld genau, die beiden deutschen Staaten widerspiegelnd. Spannende Zeitreisen mit jung gebliebenen Filmen.

    Dazwischen, ab dem 29.10. zeigen wir TAXI TEHERAN (2015) von Jafar Panahi und laden ein, zum Start von DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT, dem neuen Meisterwerk von Mohammad Rasoulof, Panahis ebenfalls mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten und ebenfalls heimlich entstandenen Film wiederzusehen. Die beiden Regisseure sind eng befreun-det, leiden unter denselben Repressionen im Iran, helfen und unterstützen sich bei ihren Filmen.

    Ab dem 12.11. bieten wir allen, die sich schon auf die Grie-chischen Filmtage gefreut haben, mit DANCE, FIGHT, LOVE, DIE (2017) hoffentlich einen kleinen Trost. Die Griechischen Filmtage wurden auf 2021 verschoben und das filmische Porträt des Musikers Mikis Theodorakis erzählt nicht nur von einem bewegenden Leben, sondern führt auch hin zum filmischen Werk Costa-Gavras’, der eigentlich als Schirmherr geladen war und den wir nun hoffentlich nächstes Jahr in Nürnberg begrüßen dürfen.

    Mit großer Freude dürfen wir Ihnen auch dieses Jahr wieder die 23. Cinema-Italia-Tournee vorstellen, obwohl wegen des Corona-Lockdowns in Deutschland wie in Italien eine Planung des Festivals Cinema! Italia! lange nicht möglich war.

    An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit Ihren Stimmen der Lieblingsfilm der Film-Tournee gewählt wird, der dann zum krönenden Abschluss im Dezember den Cinema-Italia-Publikumspreis erhält.

    Stimmkarten für den Publikumspreis liegen für Sie an der Kinokasse aus.

    Alle Filme auf Seite 3.

    EDITORIAL

    CINEMA! ITALIA!RETROSPEKTIVE VALERIO ZURLINI

    CINEMA! ITALIA!

    „Ich glaube, dass ein Werk vor der Zeit besteht, wenn es mit äußerster Aufrichtigkeit, mit großer Ehrlichkeit in der Wahl der Mittel und mit einer tiefen inneren Wahrheit verwirklicht wird“. Ergänzend anfügen ließe sich, dass universelle Themen zum Fortbestand eines Werks beitragen. Wie Anton Tschechow als Dramatiker, erfasst Valerio Zurlini als Filmemacher eine existentielle Einsamkeit. Das vorange-stellte Credo des Regisseurs und seine Kompromisslosigkeit und Akribie bei der Arbeit kollidierte zwangsläufig mit der Filmindustrie – eine Ursache für die geringe Zahl seiner Filme. Zurlinis beständiges Werk, das sich „ausnimmt wie ein entlegener Archipel vor dem Festland des italienischen Nachkriegsfilms“ (Österreichisches Filmmuseum), ist nun bei uns erstmals in Deutschland zu entdecken.

    Zu einem Archipel vor der bretonischen Küste gehört die kleine Insel Bannec, auf der Jean Epstein 1929 mit Laien-darstellern FINIS TERRÆ drehte. Mit seiner buchstäblich am Ende der Welt und im Rhythmus von Wind und Wetter erzählten Geschichte von vier Männern, die ihren kargen Lebensunterhalt als Algenfischer verdienen, hat Epstein den Höhepunkt seiner künstlerischen Schaffensphase im Stummfilm erreicht. Hannes Selig wird den Film live am Flügel begleiten.

    Außerdem beehren uns mit ihrer Anwesenheit – und das ist in dieser schwierigen und an Unwägbarkeiten reichen Zeit keine Selbstverständlichkeit – zwei Filmregisseure. Boris Tomschiczek stellt am 22.11. ONE ROOM MAN – KEVIN COYNE, sein experimentelles Porträt des britischen Multitalents vor. Der für seine Architekturdokumentationen bekannte Filmemacher Heinz Emigholz ist am 23.11. mit seinem ersten Spielfilm DIE LETZTE STADT zu Gast, den wir als Neustart vorstellen.

    Unter den Neustarts ist DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT hervorzuheben. Das kraftvolle Episodendrama des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof, das auf der diesjährigen Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, ist ein Plädoyer für die Übernahme von Verantwortung durch den Einzelnen vor dem Hintergrund von Willkürherrschaft und Tyrannei – überall auf der Welt.

    Im Filmclub präsentieren wir FUTUR DREI (FIRST STEPS Award 2019) von Faraz Shariat sowie ZUSTAND UND GELÄNDE (Goldene Taube bei DOK Leipzig) von Ute Adamczewski. Das Angebot unseres virtuellen Saals kino 3 entnehmen Sie bitte dem nebenstehenden Kasten.

    Unser Novemberprogramm wäre nicht komplett ohne die Cinema-Italia-Tournee. Trotz Corona konnte für die 23. Ausgabe ein vielfältiges Programm zusammengestellt wer-den, das wir Ihnen vom 26.11. bis 2.12. vorstellen möchten.

    Buona visione wünscht Ihr Filmhausteam

    Valerio Zurlini (1926 – 1982) schuf in der goldenen Ära des italienischen Kinos mit acht Spielfilmen ein so überschauba-res wie beeindruckendes Werk von großer Sensibilität und Intensität. Obwohl Zurlini mit dem europäischen Star-System arbeitete und dessen Aushängeschilder zu Höchstleistungen führte – Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale, Alain Delon, Jean-Louis Trintignant, Anna Karina, Vittorio Gassman, Philippe Noiret, Mario Adorf, Lea Massari, Max von Sydow, Giancarlo Giannini, Marie Laforêt, Jacques Perrin u. a. – blieb er mit seinen alterslosen Filmen, die keinem Trend folgten, ein Einzelgän-ger und Außenseiter der italienischen Filmindustrie. Wie Pasolini war Zurlini Christ und Kommunist, was für ihn keinen Widerspruch darstellte. Sein mit großer Sorgfalt und filmischer Kraft geschaffenes Werk ist geprägt von Menschlichkeit, emotionaler Tiefe und einer existentiellen Trau-rigkeit. Wiederkehrende Themen sind die Unmöglichkeit einer dauerhaften Liebesbeziehung, die Entfremdung der Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, Krieg, Einsamkeit und Verlorenheit. Das Filmhaus zeigt erstmals in Deutschland eine umfassende Retrospektive der Filme von Valerio Zurlini.

    Geboren 1926 in Bologna, kämpfte Zurlini zwischen 1943 und 1945 als junger Mann gegen die deutsche Besatzung. Der 2. Weltkrieg sollte später wiederholt in seinen Filmen eine bedeutende Rolle spielen. Nach dem Krieg studierte er Jura- und Kunstgeschichte, schloss sich einer Studententhea-tergruppe an und wurde Regieassistent an einem Mailänder Theater. 1949 wandte er sich in Rom dem Film zu. Bis 1953 entstand ein Dutzend kurzer Dokumentarfilme, ehe er 1954 seinen ersten abendfüllenden Film, die Auftragsarbeit DIE

    VALERIO ZURLINI

    SCHÖNEN MÄDCHEN VON FLORENZ, drehen konnte. Als sein eigentliches Debüt betrachtete Zurlini WILDER SOMMER (1959); die Geschichte einer unmöglichen Liebe vor dem Hin-tergrund des 2. Weltkriegs war gleichzeitig sein künstlerischer Durchbruch. In relativ kurzer Zeit folgten zwei weitere Filme, die die Schwierigkeit emotionaler Bindungen zwischen Men-

    schen unterschiedlicher Sozialisation behandeln. Mit dem bereits seit Mitte der 1950er Jahre geplanten Projekt DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK (1961), über eine ledige junge Mutter (Claudia Cardinale), die auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hofft, schuf Valerio Zurlini vielleicht seinen schönsten Film. Im Jahr darauf folgte mit TAGEBUCH EINES SÜNDERS, der tragischen Geschichte zweier entfrem-deter Brüder (Marcello Mastroianni, Jacques Perrin) Zurlinis größter Erfolg, ausgezeichnet mit dem Goldenen Lö-wen beim Festival in Venedig. Danach wurden die Pausen zwischen den Filmen zunehmend größer. In den verbleiben-den zwei Jahrzehnten bis zu seinem frühen Tod 1982 realisierte Zurlini nur

    noch vier Filme. Von Selbstzweifeln geplagt, vernichtete er mehrere seiner Drehbücher. Andere Projekte wurden von Produzenten als zu teuer, zu ambitioniert oder zu persönlich abgelehnt. Alf Bold schrieb anlässlich des Starts seines letzten Films DIE TATARENWÜSTE 1977: „Valerio Zurlini ist einer der wenigen Regisseure, die nur dann Filme machen, wenn dies ausschließlich zu ihren Bedingungen möglich ist. Deshalb ist, ähnlich wie bei Dreyer oder Straub, die Filmografie an Zahl gering, an Qualität aber sehr beeindruckend.“

    Ab 19.11. bieten wir mit BELLA E PERDUTA – EINE REISE DURCH ITALIEN (2015) und ab 26.11. mit MOMMY (2014) die Möglichkeit, die aktuellen Filme von Pietro Marcello (MARTIN EDEN) bzw. Xavier Dolan (MATTHIAS & MAXIME) mit früheren Filmen zu vergleichen.

    Ab dem 3.12. schließen wir unseren kleinen Rundgang durch das Kino der DDR mit JAHRGANG 45 (1966, Erstaufführung 1990) von Jürgen Böttcher.

    Alle Filme sind unter www.filmhaus.nuernberg.de vier Wochen lang im kino 3 abrufbar.

    Königstraße 93 • 90402 Nürnbergw w w.f i l m h a u s . n u e r n be r g .d e

    BANG

    LA

  • WILDER SOMMERESTATE VIOLENTA, I/F 1959, 100 Min., 35 mm, FSK: ab 16, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Jean-Louis Trintignant, Eleonora Rossi Drago, Lilla Brignone u. a.

    Im Juli 1943 stößt der 18-jährige Carlo, Sohn eines bekannten faschistischen Würdenträgers, dank dem er bisher vom Militärdienst befreit war, in Riccione zu Freunden, die ihre Ferien am Strand verbringen. Er verliebt sich in die 30-jährige Roberta, deren kleine Tochter verschreckt durch ein tieffliegendes deutsches Jagdflugzeug in seine Arme läuft. Roberta hat ihren Mann im Krieg verloren und lebt bei ihrer Mutter – die den Umgang mit dem Sohn eines Faschisten nicht duldet.

    In meinen Augen ist CRONACA FAMILIARE einer der verkanntesten Filme der Kino-Geschichte und Zurlini ein Regisseur, den man eigentlich in einem Atemzug mit Rosi, Pasolini, Fellini und Antonioni nennen müßte.“ (esch., Süddeutsche Zeitung, 19.11.1980)

    So., 1.11. & Sa., 7.11. DIE SOLDATINNEN LE SOLDATESSE, I/F/BRD/YU 1965, 120 Min., 35 mm, FSK: k. A., ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Anna Karina, Tomas Milian, Mario Adorf, Lea Massari, Marie Laforêt u. a.

    1942 erhält Leutnant Martino im besetzten Griechen-land den Befehl, 15 griechische Frauen zu Bordellen der italienischen Armee zu eskortieren. Begleitet von einem Sergeant und einem faschistischen Schwarz-hemdmajor fährt er mit ihnen durchs Land, lernt ihre Probleme und Verzweiflung kennen, und verliebt sich in die Zwangsprostituierte Eftichia.

    Ein rares Schuldeingeständnis der Beteiligung Ita-liens im 2. Weltkrieg im Kino der 60er Jahre: Der Film erinnert zu Beginn an den italienischen Überfall auf Griechenland im Oktober 1940 und zeigt ein Massaker von Schwarzhemden. Während das nuancierte Werk in der Sowjetunion und in Osteuropa erfolgreich war, blieb der Film westlich des Eisernen Vorhangs unterschätzt. Bis heute.

    So., 8.11. & Di., 17.11.WO, WANN, MIT WEM?COME, QUANDO, PERCHÈ, I/F 1969, 101 Min., 35 mm, FSK: ab 16, DF, Regie: Antonio Pietrangeli, Valerio Zurlini, mit: Philippe Leroy, Danièle Gaubert, Horst Buchholz u. a.

    RETROSPEKTIVE VALERIO ZURLINI

    IMPRESSUM: Filmhaus Nürnberg • Königstraße 93 • 90402 Nürnberg • Tel. (09 11) 2 31-58 23 • Fax 2 31-83 30 • filmhaus.nuernberg.de • E-Mail: [email protected] Mitglied bei: Europa Cinemas • Redaktion: Matthias Fetzer, Janine Binöder, Hans-Joachim Fetzer, Aline Fuß, Elene Psoma, Christiane Schleindl, Mikosch Horn, Tobias Lindemann, Kinga Fülöp Filmbüro Franken · filmbuero-franken.de • NIHRFF – Internationale Filmtage der Menschenrechte, Tel. 2 31-83 29 • Medienladen, Tel. 2 05 91 54 • Kommkino e.V. Treffen: dienstags um 20 Uhr

    Layout: Information und Form, Kerstin Wehr und Willi Nemski · iuf.de • Druck: City Druck Nürnberg · city-druck-nuernberg.de

    FILMHAUS 11/20DONNERSTAG 29.10.

    * 15.00 Silberfilm BIS ZUM HORIZONT, DANN LINKS! 18.00 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Valerio Zurlini WILDER SOMMER 21.00 Neustart OLANDA* 21.15 Kommkino e.V. HORROR NOIRE: A HISTORY OF BLACK HORROR

    FREITAG 30.10. 15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 17.30 Neustart OLANDA* 18.30 Valerio Zurlini DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK 20.45 Neustart BOHNENSTANGE* 21.15 Kommkino e.V. HORROR NOIRE: A HISTORY OF BLACK HORROR

    SAMSTAG 31.10. 15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 18.00 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Valerio Zurlini WILDER SOMMER 21.00 Neustart OLANDA* 21.15 Kommkino e.V. HALLOWEEN DOUBLE FEATURE:

    DIE FLIEGE & BODY BAGSSONNTAG 1.11.

    15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 17.00 Neustart OLANDA

    Im Anschluss: Videochat mit Bernd Schoch* 19.00 Valerio Zurlini TAGEBUCH EINES SÜNDERS 20.30 Neustart BOHNENSTANGE

    MONTAG 2.11. 15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 17.00 Neustart OLANDA* 18.45 Reprise // Filmclub FUTUR DREI 20.15 Neustart BOHNENSTANGE

    DIENSTAG 3.11. 15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 17.00 Neustart OLANDA* 18.45 Reprise FUTUR DREI 20.15 Neustart BOHNENSTANGE* 21.15 Kommkino e.V. RUBEN BRANDT

    MITTWOCH 4.11. 15.00 Kinderkino OOOPS! 2 – LAND IN SICHT ab 6 17.00 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Reprise FUTUR DREI 20.00 Neustart OLANDA* 21.15 Kommkino e.V. THE WIND

    DONNERSTAG 5.11.* 15.00 Kinderkino ZU WEIT WEG ab 9 16.15 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 18.15 Neustart BOHNENSTANGE 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 Kommkino e.V. RUDE BOY

    FREITAG 6.11. 15.00 Kinderkino ZU WEIT WEG ab 9* 17.30 Neustart BOHNENSTANGE 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 20.30 Kommkino e.V. FILMAMENT

    SAMSTAG 7.11. 15.00 Kinderkino ZU WEIT WEG ab 9* 15.30 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Valerio Zurlini TAGEBUCH EINES SÜNDERS 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 Kommkino e.V. RUBEN BRANDT

    SONNTAG 8.11. 15.00 Kinderkino ZU WEIT WEG ab 9* 16.00 Neustart BOHNENSTANGE* 19.00 Valerio Zurlini DIE SOLDATINNEN 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT

    MONTAG 9.11. 16.30 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Reprise SMUGGLING HENDRIX 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT

    DIENSTAG 10.11. 16.30 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Reprise SMUGGLING HENDRIX 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 Kommkino e.V. KIN-DZA-DZA!

    MITTWOCH 11.11. 16.30 Neustart BOHNENSTANGE* 18.45 Reprise SMUGGLING HENDRIX 19.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 Kommkino e.V. SOHN DER WEISSEN STUTE

    DONNERSTAG 12.11. 18.00 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 18.45 Valerio Zurlini WO, WANN, MIT WEM? 21.15 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. OCCUPIED CINEMA

    FREITAG 13.11. 15.00 Kinderkino KUKI – KURZE FÜR KIDS ab 7 18.00 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 18.30 Valerio Zurlini DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK 21.15 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 KARACHO THE MISSION – IHR GESCHÄFT IST DER TOD* 23.15 KARACHO KATANGA

    SAMSTAG 14.11.* 14.00 KARACHO CONDOTTIERI 15.00 Kinderkino KUKI – KURZE FÜR KIDS ab 7* 16.00 KARACHO NIKITA 17.00 Valerio Zurlini DIE TATARENWÜSTE* 18.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME 20.00 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 KARACHO GODZILLA, DER DRACHE AUS DEM

    DSCHUNGEL* 23.30 KARACHO RED HEAT – UNSCHULD IN KETTEN

    SONNTAG 15.11.* 14.00 KARACHO BIKERFILM 15.00 Kinderkino KUKI – KURZE FÜR KIDS ab 7* 16.00 KARACHO CLIFFHANGER – NUR DIE STARKEN

    ÜBERLEBEN 17.00 Valerio Zurlini OKTOBER IN RIMINI* 18.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME 20.00 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 21.15 KARACHO DEAD HEAT* 23.00 KARACHO ENDGAME –

    DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD

    DIE TATARENWÜSTE IL DESERTO DEI TARTARI, I/F/BRD 1976, 143 Min., 35 mm, FSK: ab 12, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Vittorio Gassman, Jacques Perrin, Jean-Louis Trintignant, Philippe Noiret, Giuliano Gemma, Helmut Griem, Fernando Rey, Max von Sydow, Francisco Rabal u. a.

    Der junge Leutnant Drogo wird in die Festung Bastiano versetzt, einen isolierten Außenposten an der Grenze des Reichs, am Rande der Wüste. Die Besatzung ist darauf vorbereitet, einen imaginären Feind zurückzuschlagen. Doch Jahr um Jahr warten Offiziere und Mannschaften vergebens auf die Stunde der Bewährung. Noch nie hat sich der angebliche Feind gezeigt. Die Soldaten füllen die sie umgebende Leere mit Scheinaktivitäten und der strengen Beachtung von Verhaltensritualen aus. Hierarchische Strukturen und starre Traditionen bestimmen die Verhaltensweisen der Männer, in denen Gefühle und Vitalität erstorben scheinen.

    Valerio Zurlini hat seine Adaption des kafkaesken Romans von Dino Buzzati über soldatisch-militärisches Bewusstsein, die Annahme eines unabänderlichen Schicksals („Wir sind alle irrtümlich irgendwo“) und das Vergehen der Zeit durch österreich-ungarische Uniformen aus der Zeit zwischen 1906 und 1914 zeit-lich markiert. Drehort für den stimmungsvollen, stillen Film war die Festung Bam, eine Lehmzitadelle aus dem 16. Jahrhundert an der iranisch-afghanischen Grenze.

    Sa., 14.11. & So., 22.11.OKTOBER IN RIMINI LA PRIMA NOTTE DI QUIETE, I/F 1972, 132 Min., 35 mm, FSK: ab 18, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Alain Delon, Sonia Petrova, Giancarlo Giannini, Lea Massari, Alida Valli, Renato Salvatori u. a.

    Eintritt: 7 | 12 € (Stummfilm mit Live-Musik) ◊ Schüler*innen und Student*innen: 6 | 9 € (Stummfilm mit Live-Musik) ◊ Mit Filmhausfreundeskarte (25 € / Jahr, für Schüler*innen und Student*innen 13 € / Jahr) oder Nürnberg-Pass: 4,50 € ◊ Gruppen ab 10 Personen: 4,60 € ◊ Kinderkino: 4,50 | 3,50 € (bis 14 Jahre)

    Die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen dem Sturz Mussolinis am 25. Juli, dem Waffenstillstand mit den Alliierten am 8. September 1943 und der darauffolgenden Okkupation durch die Wehrmacht war einer der ersten italienischen Filme, der sich mit der geschichtsträchtigen, in Italien nach dem Krieg tabuisierten Zeit beschäftigte und Valerio Zurlinis Durchbruch als Regisseur.

    Do., 29.10. & Sa., 31.10. DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCKLA RAGAZZA CON LA VALIGIA, I/F 1961, 121 Min., 35 mm, FSK: ab 16, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Claudia Cardinale, Jacques Perrin, Gian Maria Volontè, Riccardo Garrone u. a.

    Aida, ledige Mutter mit einem Kind, gibt ihre Stelle als Sängerin und Tänzerin in einem drittklassigen Orchester in Riccione auf, weil ihr der reiche Eroberer Marcello verspricht, einen Filmstar aus ihr zu machen. Nach fünf Tagen wird es ihm langweilig und er lässt Aida mit einem Koffer auf einer Landstraße stehen. Als sie mit ihrem Gepäck vor der Tür des großbürgerlichen Palasts steht, öffnet ihr Marcellos 16-jähriger Bruder Lorenzo die Tür. Zwischen den beiden einsamen Herzen entwickelt sich eine fragile Zuneigung.

    Ein Hauptwerk in Zurlinis Schaffen: Ein Film über die Unüberwindbarkeit der Klassenschranken und über Einsamkeit, mit einer gewissen Nähe zu den zeitgleich entstandenen Filmen der Commedia all’italiana, die die Versprechen des Boom, des italienischen Wirtschafts-wunders Anfang der 60er Jahre kritisch hinterfragten.

    Fr., 30.10. & Fr., 13.11. TAGEBUCH EINES SÜNDERS CRONACA FAMILIARE, I 1962, 113 Min., 35 mm, FSK: ab 16, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Marcello Mastroianni, Jacques Perrin, Salvo Randone u. a.

    Nachdem er vom Tod seines jüngeren Bruders Lo-renzo erfahren hat, versucht sich der in Armut lebende Schriftsteller Enrico das Wesen eines Menschen in Erinnerung zu rufen, dessen spirituelle Qualitäten er zu wenig und zu spät geschätzt hat. Durch die un-terschiedliche Erziehung – nach dem Tod der Mutter bei Lorenzos Geburt wurde er von einem reichen Baron adoptiert – wurden die beiden Brüder einander entfremdet.

    Der von Wehmut und gedeckten Farben geprägte, in einem leeren Florenz ohne Sonne spielende Film ist Valerio Zurlinis höchstdekoriertes Werk: Beim Fes-tival in Venedig wurde er mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, gemeinsam mit Andrej Tarkowskijs IWANS KINDHEIT.

    „Nie zuvor und selten danach hat ein Regisseur zwingender mit Blicken und Gesten erzählt, eine Be-ziehung filmisch visueller und sensibler entwickelt und sich mutiger auf Pathos, Schmerz und Leid eingelassen.

    Der Kunsthistoriker Daniele Dominici lässt sich ziel- und interessenlos durchs Leben treiben. Wenig motiviert übernimmt er die Vertretung eines erkrankten Kollegen an einem Gymnasium im Winter in Rimini. Als er die faszinierende und rätselhafte 19-jährige Schülerin Vanina kennenlernt, scheint plötzlich die Möglichkeit auf, ein neues Leben beginnen zu können. Doch beide sind nicht frei, Daniele ist in einer erkalte-ten Ehe an die besitzergreifende Monica gebunden, Vanina in eine Beziehung mit einem Playboy verstrickt.

    Der melancholische Film, geprägt von einem schwer-mütigen, unrasierten, kettenrauchenden Alain Delon, der nie den Mantel ablegt sowie der ausdrucksstarken Präsenz der geheimnisvollen Schönheit Sonia Petrova, wurde 2019 Jahr in Frankreich „wiederentdeckt“ und neu im Kino gestartet. So., 15.11. & Fr., 20.11. TÖTEN WAR IHR JOBSEDUTO ALLA SUA DESTRA, I 1968, 89 Min., 35 mm, FSK: ab 18, ital. OmeU, Regie: Valerio Zurlini, mit: Woody Strode, Franco Citti, Jean Servais u. a.

    In einem afrikanischen Land wird Maurice Lalubi, ein Freiheitskämpfer, der eine gewaltfreie Revolution anstrebt, verraten und von weißen Söldnertruppen im Dienst eines einheimischen Tyrannen gefangenge-nommen. Im Gefängnis teilt er die Zelle mit Oreste, einem italienischen Kleinkriminellen, der verhaftet und gefoltert wurde, weil er den Aufständischen einen Lastwagen verkauft hat. Oreste erkennt die moralische Größe seines Zellengenossen und pflegt Lalubis Wunden.

    Ursprünglich als Beitrag zum Episodenfilm AMORE E RABBIA geplant, entschied sich Valerio Zurlini, einen abendfüllenden Film aus dem Evangeliumsstoff zu entwickeln. Der christliche Kommunist Zurlini – eine Gemeinsamkeit mit Pasolini – drehte einen polarisie-renden Film über Gewalt und Gnade, mit Anspielungen auf Jesus Christus und Patrice Lumumba, den 1961 ermordeten ersten Ministerpräsidenten des unabhän-gigen Kongo sowie die Befreiungsbewegungen des globalen Südens in den 60er Jahren.

    Sa., 21.11. um 19 Uhr

    Die attraktive junge Paola hat in eine alteingeses-sene Adelsfamilie eingeheiratet. Bei einer Feier ihres Mannes Marco lernt sie dessen langjährigen Freund Alberto kennen, der nach mehreren Jahren im Ausland aus geschäftlichen Gründen ins heimatliche Turin zurückkehrt. Alberto verlängert den Aufenthalt wegen Paola und macht kein Geheimnis aus seinen Gefühlen für sie. Langsam nähern sich die beiden einander an.

    Der Regisseur Antonio Pietrangeli verunglückte bei den Dreharbeiten tödlich; Valerio Zurlini stellte den Film fertig. Wir zeigen eine Erstaufführungskopie mit altersbedingten Farbveränderungen.

    Do., 12.11. um 18.45 Uhr

    TAGEBUCH EINES SÜNDERS

    DAS MÄDCHEN MIT DEM LEICHTEN GEPÄCK

  • www.cinema-italia.net

    LA DEA FORTUNADIE GÖTTIN FORTUNA, I 2019, 118 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Ferzan Özpetek, mit: Stefano Accorsi, Edoardo Leo, Jasmine Trinca u. a.

    Alessandro und Arturo sind ein festes Paar. In dem weltoffenen römischen Stadtteil Ostiense ist eine ho-mosexuelle Beziehung etwas ganz Normales. Und doch kriselt es: Der attraktive Alessandro verdient die Brötchen als Klempner und ist Seitensprüngen nicht abgeneigt; Arturo arbeitet als Übersetzer, wäre lieber Schriftsteller und neigt zur Frustration. Als Alessan-dros alleinerziehende Ex Annamaria auftaucht und ihre Kinder wegen eines Krankenhausaufenthalts bei Alessandro und Arturo unterbringt, stellt das alle Be-teiligten vor völlig neue Herausforderungen.

    Wie kann eine Regenbogenfamilie funktionieren, die nicht dem klassischen Mutter-Vater-Kind-Klischee entspricht? Ferzan Özpeteks charmante und warmher-zige Komödie mit queerem Touch macht Mut. Und im Hintergrund mischt die Göttin Fortuna mit.

    Do., 26.11. & Mi., 2.12.BANGLAI 2019, 87 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Phaim Bhuiyan, mit: Phaim Bhuiyan, Carlotta Antonelli, Alessia Giuliani, Rishad Noorani u. a.

    Phaim, ein 22-jähriger Muslim mit bengalischen Wurzeln, lebt mit seiner Familie in dem multiethnischen Stadtteil Torpignattara in Rom. Sein Geld verdient er als Aufseher in einem Museum, nebenbei ist er Kopf einer Rockband. Als er während eines Konzerts Asia kennenlernt, eine junge Frau aus einer Künstlerfamilie, stürzt Phaim in ein Dilemma: Eigentlich müsste er eine bengalische Frau heiraten. Und wie soll er seine Bezie-hung mit dem unumstößlichen Gesetz des Islam unter einen Hut bringen: keinen Sex vor der Ehe?

    Ein Clash der Kulturen als charmante, autobiografische Komödie. Der junge bengalischstämmige Regisseur spielt sich und seine Geschichte selbst, mit Witz, Selbst-ironie und einem gehörigen Schuss Romantik. „Ich habe versucht, die Komplexität eines Mikrokosmos wie die des multiethnisch geprägten Viertels Torpignattara in Rom spielerisch darzustellen: Gebäude mit abbröckelndem Putz und Graffitis, Gesichter in allen Farben, rund um die Uhr geöffnete Obstläden. Moscheen und Kirchen. Junge und Alte. All das ist Torpignattara, das Viertel, wo ich geboren und aufgewachsen bin, und das in meinem Film eine ebenso große Rolle spielt wie die Schauspieler.“ Phaim Bhuiyan

    Fr., 27.11. & Mo., 30.11.IL SINDACO DEL RIONE SANITÀDER BÜRGERMEISTER, I 2019, 115 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Mario Martone, mit: Francesco Di Leva, Massimiliano Gallo, Roberto De Francesco u. a.

    Antonio Barracano ist die einflussreichste Person in Neapels Stadtviertel Rione Sanità und lässt sich gerne „sindaco“, also Bürgermeister nennen, auch wenn er nie gewählt wurde. Wer ein Problem hat, meldet sich

    bei Barracano, und der lässt auf seine eigene Weise Gerechtigkeit walten, ob es um Schießereien im Viertel geht oder um die Machenschaften eines Kredithais. Als eines Tages ein junger Mann vor ihm steht, der seinen Vater umbringen will, gerät Don Antonio an seine Grenzen …

    Eine mitreißende Verfilmung des berühmten Theater-stücks von Eduardo De Filippo aus den 1960er Jahren, das Regisseur Mario Martone geschickt für die Gegen-wart adaptiert hat. Spannung und Humor halten sich die Waage, und der charismatische Francesco di Leva ist die Idealbesetzung für die Titelrolle.

    Fr., 27.11. & So., 29.11.STORIA DI B. – LA SCOMPARSA DI MIA MADREDAS VERSCHWINDEN MEINER MUTTER, I 2019, 94 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Beniamino Barrese

    Jet-Set-Supermodel, engagierte Feministin, Journa-listin und Dozentin – Benedetta Barzini hat in ihrem Leben schon einige Widersprüche vereinigt. In den 1960er Jahren posierte sie für die „Vogue“ und an-dere Modemagazine, war Muse von Andy Warhol und Salvador Dalí. Doch jetzt, in ihren 70ern, hat sich Barzinis Abneigung gegen die Welt der Bilder zu einer existenziellen Krise vertieft. Sie beschließt, alles und jeden zurückzulassen, und sich dem Blick der Kamera zu entziehen. Nur ihr Sohn Beniamino darf Zeuge ihrer Reise werden. Nachdem er sie seit seiner Kindheit trotz aller Widerstände gefilmt hat, will er nun einen Film über sie drehen.

    Beniamino Barrese gelingt eine profunde Kritik an den medial propagierten weiblichen Rollenbildern: Die Frage, wie es die energische Model-Ikone schafft, diesen Stereotypen, die immer Besitz von ihr ergriffen haben, im Alter endlich zu entkommen, trägt die Handlung. Die Ausbeutung des weiblichen Körpers durch Männer, die Reduktion der Frau auf ihr Erscheinungsbild, ist in den eingefangenen Blicken der Zuschauer im Archiv-material aus Modelzeiten präsent. Mit der Geburt ihres ersten Kindes in den 1970er Jahren wandte sich Benedetta Barzini dem Marxismus und Feminismus zu, eine Grundhaltung, die sie noch heute bei jeder sich bietenden Gelegenheit – sei es in der Hochschule bei

    ihren Studierenden oder im Privaten – vehement vertritt. Ein faszinierendes Porträt einer außergewöhnlichen Frau und zugleich ein sehr persönlicher Film über eine komplexe Mutter-Sohn-Beziehung.

    Sa., 28.11. & Di., 1.12.PALAZZO DI GIUSTIZIAJUSTIZPALAST, I/CH 2019, 84 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Chiara Bellosi, mit: Bianca Leonardi, Sarah Short, Daphne Scoccia u. a.

    Alltag in einem großen italienischen Gericht. Im Herzen des Gebäudes eine Gerichtsverhandlung. Vor der geschlossenen Saaltür warten zwei Mädchen: Luce, noch klein, verspielt und eigensinnig. Domenica, fast erwachsen, unsicher und abweisend. Während ihre Väter sich drinnen in einem komplizierten Prozess um Mord oder Totschlag gegenüberstehen, wissen die Töchter draußen nicht, was sie tun sollen. Nebenschauplätze wie Flure, Treppenhäuser und Pfützen im Hof werden zu Orten mit Möglichkeiten. Anwälte und Justizbeamte, Handwerker und Besucher kommen und gehen. Ein verirrter Spatz sorgt für Aufregung. Eine Vielzahl von Geschichten entfaltet sich. Ganz auf diesen einen Ort konzentriert, rückt die Regisseurin vermeintliche Randfiguren ins Zentrum, eröffnet ungewöhnliche Perspektiven auf Justizbetrieb und Gerechtigkeit.

    * = Kommkino

    IMPRESSUM: Filmhaus Nürnberg • Königstraße 93 • 90402 Nürnberg • Tel. (09 11) 2 31-58 23 • Fax 2 31-83 30 • filmhaus.nuernberg.de • E-Mail: [email protected] Mitglied bei: Europa Cinemas • Redaktion: Matthias Fetzer, Janine Binöder, Hans-Joachim Fetzer, Aline Fuß, Elene Psoma, Christiane Schleindl, Mikosch Horn, Tobias Lindemann, Kinga Fülöp Filmbüro Franken · filmbuero-franken.de • NIHRFF – Internationale Filmtage der Menschenrechte, Tel. 2 31-83 29 • Medienladen, Tel. 2 05 91 54 • Kommkino e.V. Treffen: dienstags um 20 Uhr

    Layout: Information und Form, Kerstin Wehr und Willi Nemski · iuf.de • Druck: City Druck Nürnberg · city-druck-nuernberg.de

    MONTAG 16.11. 17.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 19.00 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT 20.45 Neustart MATTHIAS & MAXIME

    DIENSTAG 17.11. 17.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 18.30 Valerio Zurlini DIE SOLDATINNEN 20.45 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Tuesday Trash Night RAW FORCE

    MITTWOCH 18.11. 15.00 Kinderkino KUKI – KURZE FÜR KIDS ab 7 17.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 18.30 Afrikanische LUSALA Kinowelten Einführung: Irit Holzheimer, Matthias Fetzer 20.45 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. KIN-DZA-DZA!

    DONNERSTAG 19.11. 17.15 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT* 19.00 Neustart DIE LETZTE STADT 20.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. THE WIND

    FREITAG 20.11. 15.00 Kinderkino EMILY UND DER VERGESSENE ZAUBER ab 6* 15.15 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT 18.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 18.30 Valerio Zurlini OKTOBER IN RIMINI 20.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. OCCUPIED CINEMA

    SAMSTAG 21.11. 15.00 Kinderkino EMILY UND DER VERGESSENE ZAUBER ab 6* 15.45 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT 18.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 19.00 Valerio Zurlini TÖTEN WAR IHR JOB 20.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. SOHN DER WEISSEN STUTE

    SONNTAG 22.11.* 11.00 Filmmatinee ONE ROOM MAN – KEVIN COYNE Kevin Coyne Zu Gast: Boris Tomschiczek, Helmi Coyne 11.30 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT 15.00 Kinderkino EMILY UND DER VERGESSENE ZAUBER ab 6* 15.45 Neustart DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT 17.30 Neustart DIE LETZTE STADT* 19.00 Valerio Zurlini DIE TATARENWÜSTE 20.00 Neustart MATTHIAS & MAXIME

    MONTAG 23.11.* 18.30 Reprise DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS 19.30 Neustart DIE LETZTE STADT

    Zu Gast: Heinz Emigholz* 20.45 Neustart MATTHIAS & MAXIME

    DIENSTAG 24.11. 18.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 18.30 Reprise DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS

    Im Anschluss im Foyer: On va au ciné? Si nous parlions des films? Moderation: Michel Gosselin

    20.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. DEATH WATCH – DER GEKAUFTE TOD

    MITTWOCH 25.11. 18.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 19.00 Die komische Kunst KURZFILMNACHT im Kurzfilm 8 MIT EGERSDÖRFER & SCHLEINDL

    Moderation: Matthias Egersdörfer und Christiane Schleindl 20.30 Neustart MATTHIAS & MAXIME* 21.15 Kommkino e.V. ZARDOZ – DER BOTE DES TODES

    DONNERSTAG 26.11.* 15.00 Silberfilm DIE TRAPP-FAMILIE 17.30 Neustart DIE LETZTE STADT* 18.30 Cinema! Italia! LA DEA FORTUNA 20.00 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE* 21.15 Kommkino e.V. OCCUPIED CINEMA

    FREITAG 27.11. 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5* 16.15 Cinema! Italia! BANGLA 17.30 Neustart DIE LETZTE STADT* 18.30 Cinema! Italia! IL SINDACO DEL RIONE SANITÀ 20.00 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE* 21.15 Kommkino e.V. TIME BANDITS

    SAMSTAG 28.11. 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5* 16.45 Cinema! Italia! STORIA DI B. – LA SCOMPARSA DI MIA MADRE 17.30 Neustart DIE LETZTE STADT* 19.00 Cinema! Italia! PALAZZO DI GIUSTIZIA 20.00 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE* 21.15 Kommkino e.V. ANGEL HEART

    SONNTAG 29.11.* 11.00 Cinema! Italia! IL SINDACO DEL RIONE SANITÀ 11.30 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5* 16.00 Cinema! Italia! PALAZZO DI GIUSTIZIA 18.00 Stummfilm FINIS TERRÆ mit Live-Musik Einführung: Matthias Fetzer

    Live-Musik: Hannes Selig (Flügel)* 18.00 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE 20.15 Cinema! Italia! IL COLPO DEL CANE* 20.45 Neustart DIE LETZTE STADT

    MONTAG 30.11. 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5 17.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 18.30 Cinema! Italia! BANGLA 19.30 Neustart // Filmclub ZUSTAND UND GELÄNDE* 20.45 Cinema! Italia! IL COLPO DEL CANE

    DIENSTAG 1.12. 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5 17.00 Neustart DIE LETZTE STADT* 19.00 Cinema! Italia! STORIA DI B. – LA SCOMPARSA DI MIA MADRE 19.30 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE* 21.15 Kommkino e.V. FRITZ THE CAT

    MITTWOCH 2.12. 15.00 Sternenkino MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN ab 5 17.30 Neustart ZUSTAND UND GELÄNDE* 19.00 Neustart DIE LETZTE STADT 20.15 Cinema! Italia! LA DEA FORTUNA* 21.15 Kommkino e.V. SIE NANNTEN IHN EL LUTE

    KINDERKINO

    Eintritt: 7 | 12 € (Stummfilm mit Live-Musik) ◊ Schüler*innen und Student*innen: 6 | 9 € (Stummfilm mit Live-Musik) ◊ Mit Filmhausfreundeskarte (25 € / Jahr, für Schüler*innen und Student*innen 13 € / Jahr) oder Nürnberg-Pass: 4,50 € ◊ Gruppen ab 10 Personen: 4,60 € ◊ Kinderkino: 4,50 | 3,50 € (bis 14 Jahre)

    Es ist soweit: Die 23. Festival-Tournee des neuen italienischen Kinos macht wieder in Nürnberg halt. Zusammengestellt von Made in Italy und dem Kairos Filmverleih präsentiert die Filmreihe auch dieses Jahr wieder sechs sehr diverse Filme verschiedener Genres und gibt einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen in Italien. Zu sehen sind dabei Debüt-filme junger Regisseur*innen wie Phaim Bhuiyans Erstlingswerk, eine der schönsten Überraschungen der letzten Jahre in Italien, oder Beniamino Barreses persönliches Porträt seiner Mutter. Mario Martone überzeugt mit einer dramaturgisch wirksam an unsere

    Zeit angepasste Theaterkomödie, ebenso wie Chiara Bellosi mit ihrem spannenden Debüt. Daneben sind Fulvio Risuleo und Ferzan Özpetek mit ihren aktuellen Komödien vertreten.

    Dass alle Filme von Unbehagen, Unglück und Un-sicherheit erzählen und tiefe öffentliche und private Krisen widerspiegeln ist womöglich kein Zufall, sondern das Klima unserer Zeit. In fast allen Filmen merken die Protagonisten am Ende aber auch, dass es kei-nen Sinn hat, die Lösung der Probleme anderswo zu suchen, und dass die Antwort darin besteht, diese Probleme mit den zur Verfügung stehenden Mitteln

    anzugehen. „Wie die Schicksalsgöttin, die antike Statue im archäologischen Museum von Palestrina und Namensgeberin des Films LA DEA FORTUNA, sagt, erreicht das Schicksal früher oder später jeden im Leben und es liegt an uns, ob wir daraus ein positives oder negatives Ereignis machen. Sich fest in die Augen zu schauen, sich wiederzuerkennen und sich, soweit möglich, zu akzeptieren. Das ist vielleicht die Botschaft von Cinema! Italia! 2020.“ Piero Spila

    Selbstverständlich sorgen alle Filme in der italie-nischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln für ein authentisches Filmerlebnis.

    Chiara Bellosi ist eine spannende neue Stimme im italienischen Kino. Ihr Debütfilm wurde auf der dies-jährigen Berlinale uraufgeführt.

    Sa., 28.11. & So., 29.11.IL COLPO DEL CANEDER GANZ GROSSE COUP, I 2019, 93 Min., DCP, FSK: k. A., ital. OmU, Regie: Fulvio Risuleo, mit: Edoardo Pesce, Silvia D’Amico, Daphne Scoccia u. a.

    Die beiden Freundinnen Rana und Marti sind pleite und lassen sich gerne von einer reichen alten Dame engagieren, um am Wochenende auf deren Lieblings-hund Ugo aufzupassen. Beim ersten Spaziergang mit Ugo im Park taucht ein junger Mann auf, der sich als Tierarzt vorstellt und zufällig ein Weibchen der gleichen Rasse besitzt. Er überredet die Mädchen zu einem kleinen Zusatzgeschäft. Doch plötzlich wird Ugo gekidnappt und eine abenteuerliche Verfolgungsjagd beginnt. Werden Rana und Marti das kostbare Tier wiederfinden? Und wer steckt eigentlich hinter dem seltsamen Tierarzt Dr. Mopsi?

    In seinem zweiten Spielfilm unterstreicht Fulvio Risuleo erneut sein Können bei der Schaffung fanta-sievoller und lächerlicher Situationen. Und auch hier zeigt er wieder eine verkannte Seite seines geliebten Roms – als ob Gianfranco Rosis SACRO GRA (2013) als Komödie neu aufgelegt worden wäre. Wie bei jeder guten Farce ist der Ton unweigerlich tragisch. Egal, ob man zu viel oder zu wenig hat, Geld ruiniert das Leben der Menschen. Eine rasante und herrlich verrückte Komödie mit Kultpotential, die jede Menge Überraschungen bereithält.

    So., 29.11. & Mo., 30.11.

    STORIA DI B. – LA SCOMPARSA DI MIA MADRE

    LA DEA FORTUNA

  • RETROSPEKTIVE MICHAEL POWELL & EMERIC PRESSBURGERFr., 4.12. bis Mi., 6.1.

    NEUSTART: MARTIN EDEN ab Do., 3.12.AM TAG DER MENSCHENRECHTE: I AM NOT YOUR NEGRO

    Do., 10.12.KURZFILMNACHT MIT STEPHAN GROSSE-GROLLMANN

    Mo., 21.12.STUMMFILM MIT LIVE-MUSIK: DIE BERGKATZEvon Ernst Lubitsch mit Hilde Pohl (Flügel) & Yogo Pausch (Percussion) So., 3.1.

    VORSCHAU DEZEMBER

    OOOPS! 2 – LAND IN SICHTD/IRL/B 2020, 82 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: Toby Genkel, Sean McCormack

    Ein Schiff, eine Sintflut und 50.000 hungrige Tiere: In der Fortsetzung von OOPS! DIE ARCHE IST WEG … erwartet die ungleichen Freunde Finny und Leah wieder ein spannendes Abenteuer, neue Freunde und zudem die Herausforderung, sich und das gesamte Tierreich auf der Arche zu retten …

    Fr., 30.10. bis Mi., 4.11. um 15 Uhr, empfohlen ab 6ZU WEIT WEGD 2019, 88 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: Sarah Winkenstette

    Der zwölfjährige Ben muss sich nach dem Umzug in die Stadt erst einmal in der Schule und im neuen Fußballverein behaupten. Als zudem auch noch der aus Syrien geflüchtete neue Mitschüler Tariq in die Klasse kommt, ist Ben erst etwas eifersüchtig.

    Mit erstaunlicher Leichtigkeit und auf Augenhöhe mit ihren Protagonisten erzählt Sarah Winkenstette von zwei sehr unterschiedlichen Jungen, die ihre Heimat verloren haben. Ein einfühlsamer, niemals sentimentaler Film über Vertreibung und Integration.

    KINDERKINO

    BIS ZUM HORIZONT, DANN LINKS! D 2012, 89 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: Bernd Böhlich, mit: Otto Sander, Angelica Domröse, Ralf Wolter u. a.

    Für die Bewohner der Seniorenresidenz Abendstern gleicht ein Tag dem anderen. Doch mit dieser Situation möchte Eckehardt sich nicht abfinden, er will noch etwas erleben. In der neu eingezogenen Margarete scheint er endlich eine Gleichgesinnte zu finden. Als die Senioren einen Gruppenausflug unternehmen, bei dem sie zu einem Rundflug starten, sieht Tiedgen seine Chance gekommen: Er entführt die alte Propel-lermaschine, übernimmt die Rolle des Piloten und will mit seinen Altersgenossen bis ans Mittelmeer gelangen …

    Die liebenswürdige und hochkarätig besetzte „Senioren-Komödie“ macht sich mit Skurrilität, makabrem Dialogwitz sowie einer guten Portion Galgenhumor angesichts der lieblosen Daseinsverhältnisse der Protagonist*innen für die Rechte alter Menschen stark.

    Do., 29.10. um 15 Uhr DIE TRAPP-FAMILIE BRD 1956, 102 Min., Blu-ray, FSK: ab 6, Regie: Wolfgang Liebeneiner, mit: Ruth Leuwerik, Hans Holt, Maria Holst, Josef Meinrad, Liesl Karlstadt u. a.

    Dem verwitweten Baron Trapp fällt es zunehmend schwerer, sich um seine sieben Kinder zu kümmern. Als Unterstützung bekommt er von einem benachbarten Kloster die Novizin Maria zugeteilt. Mit ihrer warmherzigen Art gewinnt Maria jedoch nicht nur die Zuneigung der Rasselbande, sondern auch das Herz des Barons. Schnell er-kennt sie das Gesangstalent seiner Kinder, und schon bald folgen erste Auftritte der musikalischen Großfamilie. Nach der Flucht aus Deutschland füllen sie in ihrer neuen Heimat Amerika die Konzertsäle.

    Basierend auf den Erinnerungen von Maria Augusta von Trapp und verkörpert von der bezaubernden Ruth Leuwerik als Baronin, feierte DIE TRAPP-FAMILIE seine deutsche Uraufführung am 10.10.1956 im Phoebus-Palast am Königstorgraben 11 in Nürnberg!

    Do., 26.11. um 15 Uhr

    Do., 5.11. bis So., 8.11. um 15 Uhr, empfohlen ab 9KUKI – KURZE FÜR KIDS63 Min., DCP, FSK: ab 0

    Elf kurze Filme aus aller Welt bringen ganz viel Fantasie ins Kino. Kaffeemaschinen, Eier und Straßenschilder werden da lebendig, einem Mädchen wächst eine Krake aus dem Kopf und ein Drache steckt immer wieder beim Niesen sein Haus in Brand. Wir erleben den Alltag eines Jungen in Indien und bangen mit einer Raupe und einer Kaulquappe um ihre Freundschaft. Geschichten zum Lachen, Staunen und Nachdenken.

    Fr., 13.11. bis So., 15.11. & Mi., 18.11. um 15 Uhr, empfohlen ab 7EMILY UND DER VERGESSENE ZAUBERS 2020, 82 Min., DCP, FSK: ab 6, Regie: Marcus Ovnell

    Durch eine geheimnisvolle Truhe ihres verstorbenen Vaters gerät Emily plötzlich in eine verzauberte Welt. Doch die Bewohner sind in Gefahr. Emily ist ihre einzige Rettung und so begibt sie sich auf die abenteuerliche Suche nach einem magischen Kristall. Ein liebenswert realisierter Fantasyfilm für Kinder, der bekannte Genre-Motive aufgreift.

    Fr., 20.11. bis So., 22.11. um 15 Uhr, empfohlen ab 6MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBENS/D/DK 2005, 77 Min., DCP, FSK: ab 0, Regie: Jörgen Lerdam, Anders Sørensen

    Pettersson hat Findus versprochen, dass dieses Jahr der Weihnachtsmann auch zu ihnen kommt. Dafür baut er eine Weihnachtsmannmaschine, durch die beim Einschalten an Heiligabend aber auf einmal Unerwartetes und Magisches passiert. Ein vergnügliches nordisches Weihnachtsabenteuer mit einer ganz eigenen Magie, basierend auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Sven Nordqvist.

    Fr., 27.11. bis Mi., 2.12. um 15 Uhr, empfohlen ab 5

    SILBERFILM In Kooperation mit Curatorium Altern gestalten gGmbH

    S T E R N E NK I N O

  • STUMMFILM MIT LIVE-MUSIK

    FINIS TERRÆF 1929, 80 Min., DCP, FSK: k. A., frz. ZT mit engl. UT, Regie: Jean Epstein

    Sommer, Ende der Zwanziger Jahre. Auf der kleinen Insel Bannec im Archipel von Molène, der mit steilen Klippen bestückten Küste Frankreichs, arbeiten die Tangfischer Ambroise, Jean-Marie, François und Pierre in völliger Isolation. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit der Ernte und dem Trocknen von Algen, die sie für wertvolle Soda und Jod verbrennen. Eine mühselige Angelegenheit. Aus Tonnen frischer Algen können nur Kilogramm Soda und Jod gewonnen werden. Nach einem Streit verletzt sich der junge Ambroise durch eine Glasscherbe an der Hand. Die Wunde entzündet sich. Von Stunde zu Stunde verschlechtert sich sein Zustand, er muss schnellstmöglich zum Arzt auf die nächste Insel gebracht werden. Alarmiert durch den ausbleibenden Rauch der Sodaöfen starten die Bewohner der Nachbarinsel bei Sturm eine Rettungsaktion …

    Eine Geschichte vom Ende der Welt, in der die Inselbewohner und Fischer ihre eigenen Rollen spielen, im Rhythmus des Meeres und des Windes. Jean Epstein, den Studios und der Zivilisation den Rücken kehrend: „Ich machte mich auf den Weg, um die Männer der vier Elemente, die Algenbrenner, zu filmen; diejenigen, die ihre Arme in das Meer und das Feuer tauchen, die in der Brise segeln und sich auf dem kleinsten Stück Land zum Schlafen niederlegen.“ FINIS TERRÆ, sein streng beobachtender Film, ein Vorfahre des Neorealismus, ist durchdrungen von einem verhaltenen und oft ergreifenden Lyrizismus.

    So., 29.11. um 18 Uhr, Einführung: Matthias Fetzer Live-Musik: Hannes Selig (Flügel)

    FILMMATINEE KEVIN COYNE

    DIE KOMISCHE KUNST IM KURZFILM 8

    ONE ROOM MAN – KEVIN COYNE D 2002, ca. 90 Min. (inkl. Filmgespräch), DCP/DVD, FSK: k. A., Regie: Boris Tomschiczek

    Das Filmteam und Kevin Coyne sperrten sich für eine Nacht in einem abstrakten Raum ein. Die Kameras liefen ohne Unterbrechung und Kevin Coyne war es freigestellt zu tun, was er wollte. Aus Kevin Coynes Idee heraus, dass einem Menschen ein einzelner Raum genügt, improvisiert der Bluessänger beinahe bis zur totalen Erschöpfung.

    „I started off like Laurence Olivier and now I am reduced to silence … almost.” So wie sich der Künstler dieser One-Room-Situation aussetzt, so muss sich auch der Zuschauer mit diesem künstlichen Raum auseinandersetzen. Am Ende werden beide, Kevin Coyne und der Betrachter, befreit. Das experimentelle Porträt über und mit Ke-vin Coyne wurde in der Ausstellung „The Crazy World of Kevin Coyne“ im Kunsthaus auf eine Wand projiziert. Am Tag der Finissage gibt es die Gelegenheit, den Film und seltenes Bonusmaterial im Kino zu sehen und anschließend mit dem Regisseur und Cevin Koynes Witwe Helmi zu vertiefen. So., 22.11. um 11 Uhr

    Zu Gast: Boris Tomschiczek, Helmi Coyne

    KURZFILMNACHT MIT EGERSDÖRFER & SCHLEINDL1927 bis 2020, ca. 70 Min.

    Bei der achten Reise durch die komische Kunst des Kurzfilms kommt nun endlich Oskar Fischinger zur Vorführung und auch Tarim der Seefahrer. Wir schweifen natür-lich auch weiter ab in die Welt des Stummfilm-Slapsticks, zeigen einen komischen deutschen Film aus den 1960er Jahren namens MANÖVER, eine neue Episode aus den GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND, erleben die kuriosesten Raubstücke aus AKTEN-ZEICHEN XY UNGELÖST von Reproducts, einen Kurzfilm der Neuen Frankfurter Schule aus den 1970ern und einige internationale experimentelle Filme und Animationen aus den letzten Jahren. Ein Schwerpunkt wird aber auch diesmal wieder sein, Nürnberger Künstler und Filmemacher*innen neu zu entdecken, darunter beispielsweise Michael Franz. Auch diesmal werden uns Gäste beehren, entweder persönlich vor Ort oder via Internet zugeschaltet.

    Mi., 25.11. um 19 Uhr Moderation: Matthias Egersdörfer und Christiane Schleindl

  • REPRISENNEUSTARTSFUTUR DREID 2020, 92 Min., DCP, FSK: ab 16, Regie: Faraz Shariat, mit: Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali u. a.

    Parvis wächst als Kind der Millenial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner iranischen Eltern in Hildesheim auf. Dem Provinzleben versucht er sich durch Popkultur, Grindr-Dates und Raves zu entziehen. Nach einem Ladendieb-stahl leistet er Sozialstunden als Übersetzer in einer Unterkunft für Geflüchtete. Dort trifft er auf das iranische Geschwisterpaar Banafshe und Amon. Zwischen ihnen entwickelt sich eine fragile Dreierbeziehung, die zunehmend von dem Bewusstsein geprägt ist, dass ihre Zukunft in Deutschland ungleich ist …

    In seinem autobiografischen Regiedebüt er-zählt Faraz Shariat, Jahrgang 1994, authentisch

    Wohnung zu finden. Lusala wird Automechaniker und bezieht ein Zimmer über der Garage. Zunächst ist er motiviert, das Beste aus der neuen Situation zu machen, aber die Dämonen der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach austreiben.

    Das Debüt des kenianischen Schauspielers und Drehbuchautors Mugambi Nthiga ist eine Mischung aus intimem Familiendrama und Psy-chothriller und befasst sich mit der Urbanisierung und den Traumata des Landes Kenia.

    Mi., 18.11. um 18.30 Uhr, Einführung: Irit Holzheimer, Matthias Fetzer

    SMUGGLING HENDRIXCY/GR/D 2019, 92 Min., DCP, FSK: ab 6, griech. OmU, Regie: Marios Piperides, mit: Adam Bousdoukos, Fatih Al, Vicky Papadopoulou, Özgür Karadeniz u. a.

    Nicosia, die letzte geteilte Hauptstadt der Welt: Der vom Erfolg verschonte Musiker Yiannis wurde von seiner Freundin verlassen, hat Miet-schulden und wird von Kredithaien verfolgt – er steht auf der Suche nach einem besseren Leben kurz vor der Ausreise aus Zypern. Seine Pläne werden jedoch auf den Kopf gestellt, als sein Hund Jimi davonläuft und die UN-Pufferzone zu der von der Türkei kontrollierten Seite der Insel überquert. Als er ihn endlich wiederfindet, sieht er sich mit einem Gesetz konfrontiert, welches die Überquerung von Tieren zur griechischen Seite strikt verbietet – kein Hund kann legal in den griechischen Teil der Insel zurückreisen, der ihn illegal verlassen hat. Yiannis findet in Hasan einen Helfer um Jimi zurückzuschmuggeln – der Beginn einer absurden Reise.

    Marios Piperides, selbst im griechischen Teil Zyperns aufgewachsen, macht die persönliche Dimension dieses komplexen politischen Themas sichtbar, wobei es dem Regisseur „hoch anzu-rechnen ist, dass er den todernsten Hintergrund

    wiederzusehen, nur zögerlich an. Doch schnell nehmen die beiden die Fäden ihrer gemeinsa-men Geschichte da auf, wo sie sie einst hatten fallen lassen …

    Mit EIN MANN UND EINE FRAU schuf Regis-seur Claude Lelouch 1966 einen Kinoklassiker, der die Art, wie Liebesgeschichten erzählt wer-den, revolutionierte. 53 Jahre später gelingt es ihm, die wunderbar melancholische Stimmung der ersten filmischen Begegnung wieder einzu-fangen, indem er seine Hauptdarsteller*innen Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant auf die Suche nach der verlorenen Zeit gehen lässt.

    Mo., 23.11. & Di., 24.11. um 18.30 Uhr Am Dienstag im Anschluss im Foyer: On va au ciné? Si nous parlions des films? Moderation: Michel Gosselin

    AFRIKANISCHE KINOWELTEN

    OLANDA D 2019, 154 Min., DCP, FSK: k. A., rum. OmU, Regie: Bernd Schoch

    „Der Sternenhimmel über den rumänischen Karpaten. Ein wucherndes Myzel. Die ersten zwei Bilder stecken die Dimensionen ab, denen sich OLANDA widmet: Details und feine Strukturen auf der einen, Konstellationen und das große Ganze auf der anderen Seite. Im Zentrum steht dabei ein saisonales Wirtschaftsgut der Gegend – der Pilz. Unter den Menschen sind ihm die Sammler*innen am nächsten und der Film ist vor allem bei ihnen, auf Gängen durch den Wald, im Zeltlager, bei Autofahrten und Gesprächen. Von hier aus folgt er den rhizomartigen Verästelungen, die sich in Form

    MATTHIAS & MAXIMECDN 2019, 119 Min., DCP, FSK: ab 12, franz./engl. OmU, Regie: Xavier Dolan, mit: Gabriel D‘Almeida Freitas, Xavier Dolan, Pier-Luc Funk, Samuel Gauthier u. a.

    Matthias und Maxime sind schon seit ihrer Kindheit beste Freunde und können sich gar nicht vorstellen, plötzlich getrennte Wege zu gehen. Doch das Erwachsenwerden bedeutet Veränderung und so zieht es Maxime für längere Zeit nach Australien.

    In den Tagen vor seiner Abreise führt es die beiden im Kreis ihrer Freunde von einer Party zu nächsten. Als eine ihrer Freundinnen, eine Filmstudentin, für ihren neuesten Kurzfilm noch zwei Schauspieler sucht, werden Matthias und Maxime kurzerhand engagiert. Bei einer

    DIE LETZTE STADTD 2020, 100 Min., DCP, FSK: k. A., engl. OmU, Regie: Heinz Emigholz, mit: John Erdman, Jonathan Perel, Young Sun Han u. a.

    Ein Archäologe und ein Waffendesigner, die sich in einem früheren Leben als Filmemacher und als Psychoanalytiker gekannt haben, treffen sich in einer Ausgrabungsstätte in der Negev-Wüste und beginnen ein Gespräch über Liebe und Krieg. Es beginnt ein Reigen mit wechselnden Darsteller*innen, der durch die Städte Athen, Berlin, Hongkong und São Paulo führt. Es treten auf: ein alter Künstler, der auf sein jüngeres Selbst trifft, eine Mutter, die mit ihren beiden erwachsenen Söhnen – einem Priester und einem Polizisten – zusammenlebt, eine Chinesin und eine Japanerin, eine Kuratorin und ein Kosmologe.

    ZUSTAND UND GELÄNDED 2019, 118 Min., DCP, FSK: k. A., Regie: Ute Adamczewski

    Ute Adamczewskis Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer Eskalation. Ausgangspunkt des Films sind sogenannte wilde Konzentrationslager, die unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ab März 1933 zur Ausschaltung politischer Gegner*innen eingerichtet wurden und heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. ZUSTAND UND GELÄNDE handelt von den Überschreibungen der Orte durch die Zeit und davon, wie sich unterschiedliche politische Er-innerungskulturen in sie eingeschrieben haben. Der Film verknüpft drei aufeinanderfolgende

    von Geld immer weiter verzweigen: zu lokalen und international agierenden Händlern, zu einem improvisierten Schuhmarkt auf einer Lichtung, zum Glücksspiel unter Kollegen. Jenseits einer Analyse von ökonomischen Strukturen aber ist er auch das sinnliche Dokument eines Rhythmus des Alltags im Wald, wie ihn die Sammler als erstes Glied in der Verwertungskette erleben. Ein audiovisueller Pilz-Trip in die magische Welt der karpatischen Wälder.“ Alejandro Bachmann

    Do., 29.10. bis Mi., 4.11. So.,1.11. um 17 Uhr

    Im Anschluss Videochat mit Regisseur Bernd Schoch

    gemeinsamen Kuss-Szene erwachen ungeahnte und unterdrückte Gefühle, die die beiden vor Entscheidungen und Herausforderungen stellen, die unüberwindbar scheinen.

    „Ein energiegeladenes, sehnsüchtiges Me-lodrama mit dem sich das kanadische Regie-Wunderkind Xavier Dolan (MOMMY) wieder in Form zeigt. Damit nicht genug: Vor der Kamera liefert er als Maxime eine der mitreißendsten schauspielerischen Leistungen des Jahres ab.“ Filmfestival Cologne

    Im kino 3 ergänzen wir MATTHIAS & MAXIME mit dem intensiven und berührenden Drama MOMMY (ab 26.11.).

    Do., 12.11. bis Mi., 25.11.

    Ihre Gespräche handeln von gesellschaftlichen Tabus, Generationenkonflikten, Kriegsschuld und Kosmologien. Die Architekturen der fünf Städte bieten eine wichtige Ebene für ihre philosophi-schen und metaphysischen Reisen.

    Mit seinem ersten Spielfilm zeigt sich der für seine Architekturdokumentationen bekannte Filmemacher Heinz Emigholz von einer neuen, verspielten Seite.

    „Für mich muss jeder Film der Anfang einer möglichen Analyse sein, die durch ihn in Gang gesetzt wird und dann geschieht. Seine Dauer soll zu einer Zeit des Erfassens und Begreifens werden.“ Heinz Emigholz

    Do., 19.11. bis Mi., 2.12. Mo., 23.11. um 19.30 Uhr Zu Gast: Heinz Emigholz

    Zeiträume der deutschen Geschichte zu einem losen Narrativ, in dem Gewalt zur Durchsetzung von Macht eine wesentliche Rolle spielt.

    So erzählt ZUSTAND UND GELÄNDE nicht nur von Orten, die im Nationalsozialismus gleich zu Beginn Teil einer netzartigen faschistischen Infrastruktur wurden, sondern die später – nach dem 2. Weltkrieg, nach dem Ende der DDR, in der gesamtdeutschen Gegenwart des NSU – umkämpfte Räume einer Deutungshoheit von Geschichte und Legitimation politischer Linien wurden.

    Mo., 30.11. um 19.30 Uhr: Filmclub Do., 26.11. bis Mi., 9.12.

    und zugleich wundersam überhöht vom quee-ren Heranwachsen eines Einwanderersohns in Deutschland.

    Mo., 2.11. (Filmclub) bis Mi., 4.11. um 18.45 Uhr

    DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENSLES PLUS BELLES ANNÉES D’UNE VIE, F 2020, 90 Min., DCP, FSK: ab 6, franz. OmU, Regie: Claude Lelouch, mit: Anouk Aimée, Jean-Louis Trintignant, Monica Bellucci u. a.

    Siege fährt der ehemalige Rennfahrer und Womanizer Jean-Louis nur noch in seiner Erinnerung ein. Doch die geht immer mehr verloren, auch wenn es scheint, als würden sich die Gedanken des alten Herrn vor allem um eine bestimmte Frau drehen: Anne, die große Liebe seines Lebens. Jean-Louis’ Sohn Antoine macht sich auf die Suche nach jener geheimnisvollen Schönheit und findet sie in der Normandie, wo die frühere Filmprodu-zentin ein erfülltes Leben führt. Sie nimmt die Einladung, Jean-Louis nach so vielen Jahren

    LUSALAEAK/D 2019, 61 Min., DCP, FSK: k. A., OmU (Suaheli, Engl.), Regie: Mugambi Nthiga, mit: Brian Ogola, Stycie Waweru u. a.

    Der junge Lusala wächst bei seinem gewalt-tätigen Vater im ländlichen Kenia auf. Nachdem ihm die Flucht gelungen ist, wurde er von einer wohlhabenden Familie in Nairobi aufgenommen. Er erfährt viel Zuwendung, fühlt sich befreit und geliebt. Die Erinnerungen an die schrecklichen Kindheitserlebnisse verfolgen den Jungen jedoch immer wieder. Nach seiner Volljährigkeit möchten seine Adoptiveltern, dass er auf eigenen Beinen steht. Sie unterstützen ihn dabei, Arbeit und eine

    der Handlung mit solch bestechender Einfachheit, Entspanntheit und einem durchweg menschen-freundlichen Humor angeht“. epd Film

    Mo., 9.11. bis Mi., 11.11. um 18.45 Uhr

    BOHNENSTANGEDYLDA, RUS 2019, 139 Min., DCP, FSK: k. A., russ. OmU, Regie: Kantemir Balagov, mit: Viktoria Miroshnichenko, Vasilisa Perelygina, Andrey Bykov u. a.

    Leningrad 1945: Die Belagerung durch die Wehrmacht ist vorüber, doch der tägliche Über-lebenskampf geht weiter. Iya, eine hagere, hochgewachsene junge Frau, hat den kleinen Sohn ihrer Freundin Masha durch den Krieg gebracht. Doch sie leidet unter Schockstarren – und dabei geschieht ein tragisches Unglück. Als Masha in die zerstörte Stadt zurückkehrt und vom Tod ihres Sohnes erfährt, kann sie sich nur kurz mit Trauer aufhalten, zu groß ist ihr Hunger nach Leben und Zukunft. Sie will

    DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHTSHEYTAN VOJUD NADARAD, D/CZ/IR 2020, 150 Min., DCP, FSK: k. A., OmU (Farsi), Regie: Mohammad Rasoulof, mit: Ehsan Mirhosseini, Kaveh Ahangar, Mohammad Valizadegan u. a.

    Heshmat ist ein vorbildlicher Ehemann und Vater, jeden Morgen bricht er sehr früh zur Arbeit auf. Wohin fährt er? Pouya kann sich nicht vorstel-len, einen anderen Menschen zu töten, trotzdem bekommt er den Befehl. Kann es einen Ausweg für ihn geben? Javad besucht seine Freundin Nana, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Doch dieser Tag hält für beide noch eine andere Überraschung bereit. Bahram ist Arzt, darf aber nicht praktizieren. Als ihn seine Nichte Darya aus Deutschland besucht, beschließt er, ihr den Grund für sein Außenseiterdasein zu offenbaren.

    Der Film erzählt vier Geschichten über Men-schen, deren Leben vor existenziellen Herausfor-derungen stehen. Sie werfen die Fragen auf, wie integer ein Mensch in einem absoluten Regime bleiben, welche moralische Schuld er ertragen kann, ohne zu zerbrechen, und zu welchem Preis es gelingt, die individuelle Freiheit zu bewahren.

    Gewinnerfilm Goldener Bär der Berlinale 2020!Im kino 3 ergänzen wir DOCH DAS BÖSE GIBT

    ES NICHT von Mohammad Rasoulof mit einem weiteren iranischen Berlinale-Gewinner: TAXI TEHERAN von Jafar Panahi (ab 29.10.).

    Do., 5.11. bis So., 22.11.

    ein neues Kind, und da sie selbst nicht mehr schwanger werden kann, soll Iya ihr dabei helfen und ihre Schuld begleichen.

    Inspiriert durch das Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ der belarussischen Litera-turnobelpreisträgerin Swetlana Alexjiewitsch, zeichnet BOHNENSTANGE ein apokalyptisches Panorama der Nachkriegszeit in der Sowjetuni-on. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Film, der seine Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes 2019 feierte, ist eines der eindrucks-vollsten Werke des Kinojahres.

    Mo., 26.10. um 19.30 Uhr: Filmclub Do., 22.10. bis Mi., 11.11.

    In Kooperation mit der Nürnberger Initiative für Afrika