94
6 etn]-eLTunG" 8 SPIRITl.tel,]-eS tl]Dtel] ro ,,lIlnDLlLSmtlS(( I{CILIG"C SC}{RIfTCN: T t4 Die vedischen Schriften 16 Das Shrimad Bhagavatam r8 Die Themen des Bhagavatam 20 Das Mahabharata 22 Die Bhagavad-gita 24 Kommentare zur Gita z6 Das Ramayana zB Rama-Nacherzählungen f Rü}TG-e SC]l{IC}{Te De S v[stlnulsmu-s: 2 32 Die südliche Tiadition 34 Die nördliche Tiadition 56 Buddha und Shankara 5B Acharyas foRmen G"oTTes: 5 42 Drei Aspekte Gottes 44 Drei Aspekte: Ein Gleichnis 46 Shri Krishna 48 ErweiterungenKrishnas 50 Vishnus AYatars 52 Der Nrisimha-Avatar 54 Die Urgöttin 56 Radha 58 Die Gopis 6o Tulasi Devi Dre Ho"LBqöTTeR: 4 64 Halbgötter 66 Shiva 68 Durga 70 Maya I2 Ganesh 74 Brahma 76 Sarasvati 78 Flanuman ZCIT & RATTM: 5 8z Die vier \)Teltalter 84 Zeit 86 Vedische Kosmologie 88 Die spirituelle ITelt go Karma und Reinkarnation Dte G-eHelme rnKo-RnoTron: 6 94 Shri Chaitanya: Einführung 96 Shri Chaitanya: Sein Leben 98 Shri Chaitanya: Seine Lehren roo Die sechs Gosvamis roz Bhakti: Liebe zu Gott }ICILI,G-C STATTCN: 7 ro6 Tempel roB Heilige Architektur rro Vrindavan rrz Navadvip rr4 Mayapur 116 Der Ganges r r8 Jagannath Puri rzo Das -Wagenfest rzz Reise-Infos lttlNST: 8 rz6 Die schönen Künste rzB Dichtung r5o Schauspiel t1z Tatz r54 Musik DevoTees:9 r5B NTas ist ein DeYotee? t4o Das Guru-PrinziP r4z Shrila Prabhupada r44 Sadhus 146 Frauen r48 Jesus in Indien? LettRell U-nD qeBRÄucHe: lo r5z Varnashrama b4 Yoga 156 Das Yoga-System: Die acht Stufen des Ashtanga-yoga r5B Meditation 16o Mandalas und Yantren 16z Götzenkult und Gottes- dienst: Der Unterschied 164 Murti-Verehrung 166 Sprachen 168 Tiachten r7o Die heilige Kuh r7z Vegetarismus r74 Festivals 176 Die drei Gunas r7B Ayurveda r8o Vedische Astrologie r8z Das Gayatri-Mantra rB4 Klang 186 Der heilige Name r88 Das Maha-Mantra rgo TIACIIWORT rg2 ?RODL'l ltTl0ll ssToß l11l'D L'I.'Ill-IelJeR- ReclH'le

vedisches-lexikon.pdf

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Page 1: vedisches-lexikon.pdf

6 etn]-eLTunG"8 SPIRITl.tel,]-eS tl]Dtel]ro ,,lIlnDLlLSmtlS((

I{CILIG"C SC}{RIfTCN: T

t4 Die vedischen Schriften16 Das Shrimad Bhagavatamr8 Die Themen des Bhagavatam20 Das Mahabharata22 Die Bhagavad-gita24 Kommentare zur Gitaz6 Das RamayanazB Rama-Nacherzählungen

f Rü}TG-e SC]l{IC}{Te De S

v[stlnulsmu-s: 232 Die südliche Tiadition34 Die nördliche Tiadition56 Buddha und Shankara

5B Acharyas

foRmen G"oTTes: 542 Drei Aspekte Gottes44 Drei Aspekte: Ein Gleichnis46 Shri Krishna48 ErweiterungenKrishnas50 Vishnus AYatars

52 Der Nrisimha-Avatar54 Die Urgöttin56 Radha

58 Die Gopis6o Tulasi Devi

Dre Ho"LBqöTTeR: 464 Halbgötter66 Shiva68 Durga

70 Maya

I2 Ganesh

74 Brahma

76 Sarasvati

78 Flanuman

ZCIT & RATTM: 58z Die vier \)Teltalter84 Zeit86 Vedische Kosmologie88 Die spirituelle ITeltgo Karma und Reinkarnation

Dte G-eHelmernKo-RnoTron: 6

94 Shri Chaitanya: Einführung

96 Shri Chaitanya: Sein Leben

98 Shri Chaitanya: Seine Lehrenroo Die sechs Gosvamisroz Bhakti: Liebe zu Gott

}ICILI,G-C STATTCN: 7ro6 TempelroB Heilige Architekturrro Vrindavanrrz Navadviprr4 Mayapur116 Der Gangesr r8 Jagannath Purirzo Das

-Wagenfest

rzz Reise-Infos

lttlNST: 8rz6 Die schönen KünsterzB Dichtungr5o Schauspielt1z Tatzr54 Musik

DevoTees:9r5B NTas ist ein DeYotee?

t4o Das Guru-PrinziPr4z Shrila Prabhupadar44 Sadhus

146 Frauenr48 Jesus in Indien?

LettRell U-nDqeBRÄucHe: lo

r5z Varnashrama

b4 Yoga156 Das Yoga-System:

Die acht Stufen des

Ashtanga-yogar5B Meditation16o Mandalas und Yantren16z Götzenkult und Gottes-

dienst: Der Unterschied164 Murti-Verehrung166 Sprachen168 Tiachtenr7o Die heilige Kuhr7z Vegetarismusr74 Festivals176 Die drei Gunasr7B Ayurvedar8o Vedische Astrologier8z Das Gayatri-MantrarB4 Klang186 Der heilige Name

r88 Das Maha-Mantra

rgo TIACIIWORTrg2 ?RODL'l ltTl0ll ssToß

l11l'D L'I.'Ill-IelJeR-ReclH'le

Page 2: vedisches-lexikon.pdf

OtnLetru-nG-In den fünfziger Jahren schrieb der östeireichische GelehrteWalther Eidlitzein Buch mit dem TrtelUnknown India (Eineindische Odyssee). Darin geht es um seine Suche nach derWahrheit und die Beziehung zu seinem Guru, Shri Maharaja,dem er in den dreißiger Jahren im Himalaya begegnete.

nD e!.

und bekennt sich zu einer östlichenspirituellen Tradition. Aber damitist die Geschichte nicht zu Ende. DieJahre gehen dahin, und währenddes Zweiten Weltkriegs gerät Eidlitzin ein indisches Gefungenenlager,in dem er für fast sechs Jahre fest-sitzt. Während der Haft lernt er Sada-nanda kennen, einen deutschen Mit-gefangenen in indischer Kleidung.Die beiden werden Freunde, undSadananda macht Eidlitz mit demVishnuismus bekannt, der Ver-ehrung Vishnus oder Krishnas.Sadananda war von ShrilaBhaktisiddhanta Sarasvati Tha-kur, einem gelehrten Sadhuaus Bengalen, in diese esoteri-sche Tradition eingeweiht wor-den und hatle den Drang, seinWissen anderen, insbesondereWalther Eidlitz, mitzuteilen.Eidlilz nannte diesen Missions-geist später ,,aggressive grace"(,,Gnade im Angriff, kämpferi-sche Gnade").

nanda zu seinem neuen Guru erkor.Interessanterweise meint Eidlitz mitdem,,unbekannten Indien" wederdas exotische Land selbst noch dieLehren, die man normalcrweise mitdem Begriff Hinduismus assoziiert;nein, für ihn liegt der verborgeneSchatz Indiens im Vishnuismus.

Man mag sich allerdings fragen,warum der Vishnuismus überhauptals etwas Unbekanntes, Verborgenesbezeichnet wird. Laut dem Bntannica

Book of the Year von 1996 gibt es welt-weit über Boo Mio. Hindus. Davonsind 7oolo Vaishnavas, 250/o Shivaiten(Shiva-Verehrer), zolo Neohindus oder

reformierte Hindus unter-schiedlicher Färbung, undder Rest gehört ande-ren Glaubensrichtungen

an. Somit machendie Vaishnavas diemit Abstand größteGlaubensgruppeinnerhalb des Hindu-ismus aus. Trotzdemwissen die meistenvon uns im Wes-ten mit dem Begriff,,Vishnuismus" unddessen Traditionnicht viel anzu-fangen.

Diese Unbe-kanntheit des

S h rila B h o k ti s i d dh o nto Sorosuoti

Thokur, Sodanondos Curu

Vishnuismus ist teilweise auf dieKonferenz des lVeltparlaments derReligionen (Chicago rB95) zurück-zuführen, bei der Swami Viveka-nanda von der Ramakrishna Missionals Indiens Vertreter des Hinduis-mus fungierte. Bei jener Gelegenheitstellte Vivekananda der westlichenWelt nämlich e inen Hinduismusvor, in dem eine Unzahl von Göt-tern angebetet rryird und der letztlichdem Advaita Vedanta (einer unper-sönlichen weltsicht) zuzuordnen ist.

Wäre damals anstatt Vivekanandaein Vaishnava zu diesem Treffen reli-giöser Repräsentanten eingeladenworden, hätten wir im Westen heutewohl ein recht unterschiedliches Ver-ständnis vom Hinduismus

Im Gegensatz zum ,,Hinduismus"Vivekanandas ist der Vishnuismusmonotheistisch ausgerichtet und ver-tritt ein ausgesprochen persönlichesGottesbild. Krishna hat zwar Erwei-terungen und Inkarnationen, aberEr ist und bleibt der eine Höchste

Herr, der Vater allen Lebens und derSchöpfer des Kosmos.

Obgleich also der Vishnuismusnicht die bekannteste Form des Hin-duismus darstellt, ist er eine derbedeutendsten religiösen Traditi o-

nen Indiens Im Gegensatz zu vielenanderen Büchern, die sich mit Indienund östlicher Spiritualität befassen,werden wir in diesem Buch unserHauptaugenmerk auf die Vaishnava-Tradition und ihre verschiedenenAusrichtungen lenken, unter ande-

rem auch auf die im Westen wohlbekannteste Gruppierung, die Inter-nationale Gesellschafl für Krishna-Bewusstsein (ISKCON), dre ry66von His Divine Grace A.C. Bhakti-

vedanta Srvami Prabhupada (von sei-

nen Anhängern Shrila Prabhupadagenannt) gegründet wurde Ubrigenswurde Prabhupada ebenfalls vonSadanandas Guru, Shrila Bhaktisid-dhanta Sarasvati Cosvami, einge-weiht.

Die Leser dieses Buches habenwahrscheinlich schon öIlers Bildervon Krishna, Shiva, Ganesh, Brahmausw. gesehen, aber diese Bilderbekommen jetzt eine neue Bedeu-

tung. Sie werden aus der Sicht derVaishnavas beschrieben werden.

Die Anhänger des Vishnuismusverstehen ihre eigene Religion als

eine universale, nichtsektiererische,theistische Tradition.

Die ursprüngliche Bezeichnungfur die Vaishnava-Tradition ist sana-

lan-tlharma,,,die ewige Religion" oder

,,die ewige Funktion der Seele". FürVaishnavas ist sannlan-dhanna eine

universelle Wahrheit, die sowohl imOsten als auch im Westen zutrifft.Krishna wird zum Beispiel nichtals ,,indischer'' Gott betrachtet, son-dern als der gleiche Gott, der in derjüdisch-christlichen Tradition vereh rtwird. Brahma, Shiva, Ganesh und dieanderen Gottheiten können mit erha-benen Wesen wie den Engeln ver-glichen werden. Es ist diese allum-fassende Vaishnava-Spiritualität, diedieses Buch vermitteln soll. Dabeiwollen wir uns insbesondere mitder Tradition der Gaudiya-Vaishnavas befassen, der Lehre,

die von Shri ChaitanvaMahaprabhu (1486-

verkündet wurde,als InkarnationKrishnas gilt -,"F

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Sadanandas Wissen undWeisheit beeindruckten Eid-litz, und er fuhlte sich in demWissen, das er einst von ShriMaharaja erhalten hatte, so

sehr bestärkt, dass er Sada-

EIN LEITUNc Shri C hailory a M oho! rob h u

Page 3: vedisches-lexikon.pdf

SptRLTu-eLLes,,Vor mindestens Zweieinhalb Jahrtausenden hatte es

[Indien] sich bereits einen Namen gemacht. Als Babylon mitNinive rivalisierte; als Tyrus seine Kolonien gründete; alsAthen an Einfluss gewann; noch bevor Rom bekannt wurde;bevor sich Griechenland mit Persien maß; bevor Kyros derpersischen Monarchie Glanz verlieh und bevor Nebukadne-zar Jerusalem eroberte, ... erblühte dort eine hochrangige,wenn nicht gar ruhmreiche Zivilisatiot\." - M. A. sherring(868)

piritu.r I itä t d r,rrchdrirrgt alleAspcktc tlt'r irrdis< hen Kul-tur: vom Familienleben über

gesellschaltliche Sitten und Struk-turen bis hin zu zahlreichen bedeu-tenclen pol itischcn Bewegurrgcn.Für den Durchschnitlsinder is1 Reli-gion ein Ausdruck universaler Wahr-heit, dcr dem tiefen limpfinder-r dcrSeele entspringt [ndischc Rcligion istso allumlassend, dass ihre Anhlingersich stljrker damit beschäftigen uncliderrtifizicren als clie Anhänger wcst-licher Religionen mit ihrer jcr,vciligen'fradition. Petcr Occhiogrosso, Best-

seller-Autor trnd vergleiche nder Reli-gionswissenschaftler, schrei bt dazu:

.,ltt krincr Strulir iibff WLltn'liqio-

rten solhr ebrc gesontlerk Behantl- ,ltImg lndiens lehlen. Laut ehcru nlä ngsl erht>bene n G nllup -Un{ragt gibl es kein Lawl niteitrcr lülrcru Prozenlzalil vou

fuIenschen, dic dit Bctleulut'rg

von lleligion Jiir ifuLrben als Selv wich

lig' tirrsluJar. (Än

zn,eitcr SIelfu Iie-

gen die USA.)Von Indiens rurü 8oo MiIIionen Eitvtolnenr sind 68o illilliorlrar (über

8o Prozenl) Hindus Die llistonktr sind. sich

cinig, tlnss tlie äIlestu uns bekannten Zivi-Iisnlionen, die schriJtliche Zeugnisse hin-lerlassen lmben, eLwn gleichzeitig in Ateso-

potanüen wul in nortlindischn lndustaluislierterr Dn v,ir aber kcine Belege Jür eint

nryslische lleligion irr Surrrer Inben, wie sie

Jär lie Inlusrgion vttrliegen, rliissrrr n'irduvttn ausgelrcn, tlass tlie äl\eslen schriJtlich

niefurgelegten mystischen Lelven dcr WeIt

nus lrulien konurrcn "'

Indiens zeitlose spirituelle Lcl-rren

haberr auf iV{illionen von N,lenscher.r

immcr wiedt'r ihrerr Rciz- ,ruspe-

iibt: angeftrngen von spiritu-e ilen Sr-rchern, die durch den

:jl st hnecLrcdecktcn Himal.ryaziehen, bis hin zu besitzloserrt\skcten, die am id/lischen

Ga ngcsu fer mccli ticren.

Anntetkungen

1 Peter Occhioprosso, TheJoy of Secrs'

A Spirired Cuide to the World'sReligious Tladitions, Doubledol,

-N'er )'or[, S I

tnDten

nung; siehc folgerrcle Doppelseite).Der Hinduismus lvircl manchmal ein

,,Ä,{rrseum cler Religionen" gendnnt.Das ist eine Anspielrng aul die vie-lcn lr nterschiedlichen Traditionenir-rnerhalb des Hindrrismus: die Ver-ehrtrng Vishnus (Vishnuismus), dieVerchrung der Nluttcrgöttin (Shak-

lismus) r-rnd die Verchrr:ng Shivas(Shivaismtrs) sowie zahlreiche unte r-

geordnete Kulte und regionaleSekten.

All diesc Religionerr haben ihrenUrsprung in Indicn, was auch fürdie folgenden, jüngeren Traclitionengilt: den Btrddhismus, den Jainismtrsrrnd den Sil<hismr-rs (clie beiden crst-gendnnlcn sind :5oo Jahre alt, wäh-rcncl der Sikhismus im r5 Iahrhun-dert cntstand). lm Btrddhismus r.rncl

im Jainismus gcht cs hatrpts2ich-

lich r-rm moralischc urrd ethischeCrundsätze, insbesondere um ilümsl,CewaltlosigkeiL gcgenüber a ilenl-ebewesen. Dcr Sikhismr-rs ist eineirrteressan Ie Mischung hi rrdr-risti-

schen rrnd islamischen Glaubensguts,Ir-r Ir-rdicr-r gibt es runcl sechs Millio-nen Btrddhisterr, drei Millioncn Jai-rras uncl sechzchn Millionen Sikhs

Ir-rdiens,,Adoplivreligionen" -Zoroastrismus, lslarn, Christcr-rtumrund Judc'ntr-rm - tragen ebenfalls

Nachtliche religiase Feier am UJbr der Monosi-gongo

in Coaordhon, Uttat Pradesh

zum reliitiöscn Klima clcs Lan-

des bci Der Zoroastrismus, dieReligion cler Parsen, u'lrrde vorr-r

altiraniscl-rcn Prophe ten Zarr-lhustra gcgründct Ein \.vesent-

liches Element seirrer Lehren istclcr Kampf zrvisclrcn Gut und

Bösc Hcr-rte gibt es in Inclien rr,rr-rd

85 ooo ParscnIm zwölften Jahrhundert fielen

islamische Eroberer in Indien cir-r

und verbreitetcn ilrren Einfltrss. Für

langc Zcit beherrschten sic den Sub-konLinent. iletrLe machen die N4trs-

lime rro/o der indischen Bevölkerungaus und sind damit die stlirkste lVtin-

dcrhcitsrcligion des Landcs.Früher glaubtc man, das Christen-

tum sei im lahre 5z mit dem Apos-tcl Thomas r-rach lndien gekommen.ln akademischen Kreisen haL sichjedoch mitLlerweilc die Arrsichtclurchgesetzt, dass der syrische Kauf-rnann Thomas von Cana clie christli-chc Religion im vicrte rr Jahrhundertnach Inclien brachte Er siedelte sich

damals mit 4oo Familien in Kerala

an und gründete dort die S)'risch

C)rthodoxe Kirche Indicns . Zurzeitgibt cs in Indien etwa rB MillionenChristen, von clcnen dic meisten denSüden des Lancles bewohncn. Die

itidischen Gcmeindcn machen mitinsgesamt et\.^'a 25 ooo Ntitgliederneinen weniger bedeutenden Anteilder Bcvöll<emng Indiens aus Sie

verteilen sich hauptsächlich auf die

Gcbiete, in dencn Nlartrthi und trlala-yalam gesprochen wird

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SPTRITUELLES INDIEN F+l

Page 4: vedisches-lexikon.pdf

) Dttl,smust'Es ist bemerkenswert, dass das Wort ,,Hindu" in d",gesamten klassischen Literatur Indiens nicht ein einzigesMal vorkommt. Sein Ursprung ist weder in den alten Spra-chen Indiens, wie Sanskrit oder Tamil, noch sonst irgendwoin Indien selbst zu belegen. Dennoch wird es imrner wiederbenutzt, und Traditionen von so unterschiedlicher Ausprä-gung wie Shivaismus, Jainismus, Shaktismus undVishnuis-mus werden unter dem Sammelbegriff ,,Hinduismus"zusammengefasst. Dieser Begriff ist aber stark vereinfa-chend und letztlich unzutreffend.

is Divine Grace A. C.

Bhaktivedanta SwamiPrabhupada, Gründer und

spiritueller Lehrer der Hare-Krishna-Bewegung, schreibt dazu:

,,Das Wort ,Hintlu' ist wed.er itr drr GitaanzulrfiJen noch sonsl irgendwo in dt vedi-

schen Literalur. Es wurtle von rlen Moslems

geprägt, die in Nachbarländem Intlims vwe

AJ gh a nß t an, B elu ts chist an un d P ercien leb -ten. Die Nordv,estgrtnze lndiens wird. von

einent Fluss gebiklel, denr Sindhu. Weil die

dort ansässigen Moslems dasWort Sindhu'nicht richtig aussprechen konnten, nann

ten sie den Fluss staildessen l{indu'. Die

Bewohner d.es jenseitigen UJers waren Jürsie Jolglich,Hind.us""

Mit dieser Erklärung des Wortes,,Hindu" steht Prabhupada nichtallein da; sie ist in akademischenKreisen durchaus üblich. So schreibtzum Beispiel Pandit Rajmani Tigunaitin Sevm Systems oJ Indian Philosophy:

,,Der heute gängige Gebrauch fus BegilJs

H i n d uisrnus en lspricht nir h t seiner

ursprünglichen Bedeulung. AIs Alexantler

der GroSe unr das Jahr jz5 v. Chr. in den

indßchen Subkontinent vordrang, über

querle er den Fluss Sindhu und gab ihmeinen neuen Namen - Indus. Dieses WorI

war Jür tlie griechische Zunge leichter auszu

sprechtn. Demzufolge nannten Alexanders

makedonischeTruppn das Land östlich d.es

Flusses fortan Indien SpäIer nannlen die

moslembchen Eroberu den gleichen Fluss

,Hindu', dmn in ihrer Sprache (Persisch)

wandelt sich der Sanskritkonsorutnt s zuh.So wurde fir die Invasoren tler Sintlhu zumHintlu, und das Land ösllich drs Flusses

n an n I en sie H industan."'

Diese Auffassung teilt auch derGeschichtswissenschaftler C. J. Fuller,der erklärt, dass das Wort ,,Hindu"ursprünglich eine geographische undnicht eine kulturelle oder religiöseBedeutung trug. Außerdem weister darauf hin, dass dieser Begriff es

leichter machte, die Moslems vomRest der indischen Bevölkerung zuunterscheiden:

,Das persische Wort ,Hintlu' leitet sich von

gindhu'her,

dem Sanskri!-

namen des Flusses

Indus (int heutiqen Ptkis-tan). Ursprünglich war damit ein

g ebürtig er Einw ohner Indiens gemeint,

des Landes jenseits rles Indus. Auch bei (lcr

EinJührung des Worles ,Hindu' (bzw.

,Hindoo') in die englische Sprache (im

siebzehnlen J ahrhundert) bezeichnete es

zunächsl einen gebürtig en Einwohner

Hindust ans (Indiens), do ch allmählich

wurd.en all diejenigen flindus' genannl,

die ihre angestantmte Religiott beibehal-

ten und sich nicht zum Islam bekehrt

hattat Der BegriJJ llinduismus' bürgerte sich dann im Englischen zu

Beginn des neunzehnten lahrhun-derts alskolkktive Bueichnung Jür die

einheimische n Religionn I n di ens ein.

Damit wurde ein ,[smus' geboren, der

teilweße ein geistiges Kind westlicher Oien-

talisten war. Ihr (Fehl=)Konslrukl flinduis-mui' war den abendländischen Religionen,

insb esondere denr Christenturn, nachemp-

t'unden. Mit and.eren Worten, der Hindu-

isntus wurtle als ein geschlossenes System

religiöser D oklnn en, Glaub ensinhalte und

Übungen konzipiert, wie wir es vom Chrß-

tentum her kennen, und das Wort ,Hindu'bueichnete künt'tig eindeutig tlie religiöse

Zug ehöigknl eints In dtrs." s

Der Gebrauch des 5am-melbegriffs,,Hinduismus"

für die Vielfalt der Religio-nen Indiens kommt einersprachlichen Gleich-schaltung der zahlrei-chen religiösen Rich-

tungen innerhalb derwestlichen Traditio-

nen gleich - etwaals wollte man

mit dem Begriff ,,Semitis-mus" (der wie das l{ort

,,Hinduismus" lediglicheine geographischeBedeutung hat) Iuden-

tum, Christentum,lslam etc. unter einenHut bringen. Genausowie der Begriff Semi-

tismus zu grob und zu

verallgemeinernd ist,

um damit die vielschich-tigen religiösen Richtun-

gen der großen abendländi-schen Traditionen treffend

zusammenzufassen, und wiees falsch wäre, all diese Tradi-tionen als eine einzige Religion

zu bezeichnen, so ist auch derBegriff Hinduismus unangemes-

sen und irrefuhrend.Folglich bringt das Wort ,,Hinduis-

mus" noch mehr Probleme mit sich

als ,,Hindu", weil dabei die Existenz

einer indischen Einheitsreligion vor-ausgesetzt wird, deren Ausformun-gen sich bequem auf einen Nennerbringen lassen. Angesichts der religiö-sen Vielfalt, die man heute in lndienvorfindet, wie z.B. Vishnuismus undShivaismus, ist ein solcher Sammel-begriff schwerlich angebracht.

Anmerkungen

t. A. C Bhaktiuedonto Suoni Probhupodo' ,,Krishno-

Beuussßein: Hind u -Kult oder göltliche Kultw ? "

in Die Schönheit des Selbst, Stockholm, The

Bhoktipedonta Book hust, 1 g g 8, S I 3 2-1 3 3.

2 PonditRojmoniTigunoit; Seven Systems ofIndian Philosophy, Honesdole, Pen ngluo -nio, The Himalolan Inlernotionol Institute ofToga,

19q, s. 4-5.g C l. Fuller,Tlne Canphor Flame, Popular

Hinduism and Society i.n ltdia, Pilnceton

Unitersilt Press, tggZ, S to

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,,HINDUISMUs"

Page 5: vedisches-lexikon.pdf

,,Eine bcsonclere Funktiorr hciliger Sch ri ftt.nist ihre Irrspirationskraft Das Lesen religiiiscrBücher ist cine ätrßerst lvlrks.rme Ubrng, rlenncs machl trns nicht nr-rr ztr gcbildeterelt uncl

bcsseren Mcnschen, sorr<lt'rn erweckt .rtrr h

rrnscrc spiriluclle Inbrunsl Die Schriften cnt-fäcl.ren irr trns clas Feuer tlt'r IIingabc, crrntr-tiser.r trrrs, rrnsere BcmiihLrrgcn zlr vertit'fi'rr,r-rnd verlcilrcn trns hin trnrl wiccler ein Ccliihlgöttlichcr (ie'genwart Ubcr clie Taten l(rislrrraszu leseu kann spiritr-rcll so erlrischencl scin,

class nr.rn rlas'l'or zrrr ßclrcirrng sich bercits

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Page 6: vedisches-lexikon.pdf

vdörscrlenSCTI.RI,fTCN

In der indischen tadition wird die esoterischeWeisheit des

Universum. Veda genannt. DiesesWort geht auf die Sans-

kritwurzel uid zurick, zu Deutsch ,,wissen". Das deutscheWort Weisheit ist auch mit dieser Wurzel verwandt. Wei-tere Ableitungen findet man beispielsweise im Englischen(wit), tm Russischen (uid), im Griechischen (idea) und imLateinischen (uidere; denn ein Wissender ist jemand, derdie Wahrheit ,,gesehen" hat). Die heiligen SchriftenIndiens, die die Essenz des vedischen Wissens enthalten,werden Veden genannt.

e mäß der Vaishnava-Tradition gchen dic Vedenvom llöchsten Herrn sc'lbst

aus. Das vedischc Wissen wird sorg-sam von Meister zu Schüler weiter-gereicht. Dieses Systcm nennt manpnrantpara,Schülcrnachfolge. Die ein-zelnen Schulcr-r, von denen das vedi-sche Wissen übermittelt wird, heißensornprndayas. Auf cliese Weisc gedach-ten die vcdischen Prophcten diemündliche Tradition intakt zr.r haltenDas ordnungsgemäße Weiterreichender Botschaft in dcr Schülernachfolgcsollte dic Veden vor Unvollkommen-heite n und Verfälschtrrrgen bcwah-ren Problemen, die weltlichcr Lite-ratur unweigerlich anhaftcn.

Das vedische Wissen wurde vomHöchsten Herrn an den Schöpfer-gott Brahma r-ibermittelt, der es sei-

nem Geweihten und Schüler Naradamitteilte. Von Narada kam das Wis-sen ztr Vyasa, der es, vor etwa 5ooolahren, zum Nutzen cies modernenMenschen schriftl ich niederlegte

(Lar,rt den vedischcn Schriften warendie Menschen davor mit eincm her-vorragenden Gedächtnis ausgestattet,was <'inc schriftli< hc l'radition unnö-tig machte.)

Dit' Urlassung dcr Vcden war eintrngeteiltes Werk vorr gcwaltigemUmlang. Um dicses Wissen zugäng-licher ztr macherr, te ilte Vyasa es

in vier Bücher ar-rf die so Sellann-ten Samhitas. Dies sind cler llig Verla

(die frühesten heiligen H),mnen derVeden), der Snrnc Veda k).er Vcda derMelodien), der Ynjur feda (der Vedader Rituale) r-rnd der Athnwa Vedn (der

Veda der Beschwörungen). Zur vcdi-schen Literatr-rr zlihlen wciterhin dieBrahmanas (Abhancllungcn, clie sichmit den Förmlichkeiten von C)pfe-

rLlngen befassen) und dic Aranya-kas (Schriften für Asketen, die sich indie Wildnis begeben, um Gelübde ztrerfüllen).

Hinzu kommt der beträchtlicheWisscnsschatz der Upanishaden -philosophische Texte, die vedische

Begri e uncl lclcen t'rläutcrn. Dannr'vären cla noch die zahlreichen Sutren(V\tissen in konzentrielter Form), wicdie Jhrarrla sulras, dte Dlnnnt-sutrns, die Gril4,o-sulrns rrrrd clie

Shulbn suhas. Die Vrdangas(ergänzende Schriften, die sichrnit veclischcn Wisst'nschaftenbefassen) sind cben[al]s bemer-kcnsrvert: shikira (Phonctik).

charrdns (Versm a [3), v y aka rnnn(Grammatik), rrinrkfa ([tvmo]ogie)

r-rnd,jrolish (Ast rono mie/Astro-logie); nicht zu vergcssen dicUpaveclas (lVisscnschafl cn, rl ienur dffl Rande mit dcm Stu-

dium der Veden zu tun haben): Avurvedn(gan zhe i t liche M cdiz i n), C an tlharv n -V e da (Musi k r.r nd Tanz),

Dlnn u r V e da (Kriegsku nst) und 5 t h ap a t y t-Veda (;\rc lritc k-tur). Von großer theologischer Beder,ttung sind die Pura-

nas (rvie das Bhngavnl Purnna) sowie clie Epen Malnblmratt(r,r'orin clie Bhryavnd-gita enthalten isL) und Ramayann

Auch die umfangreicherr Wcrke tler uchnryss (,,erleuchtete

Lehrer") sollten cler vedischeu Literatur ztrgercclrnet wcr-clen, denn sic vcrder.rtlichen die Essenz clcr vorangegan-gerren vedischen Schrifl cn

Die Vc'rsc in allen cliesen vedische n Schriften rich-ten sich nach strengcrr Regelrr flir Poesie und Versma{3r.rnd enthaltcn Informationen übcr clie vcrschiedcnstenl-hemen: vorr Mcdizin und Landwirtschaft r-rber cinelleschreibung der Zeitrecl-rnung auf clen höheren undniederen Planeten bis hirr zu Yoga- ur-rd MeclitationsLech-

rriken, praktischen Tipps für de n Hatrshalt und vege-

tarischen Rezepterr. Es gibt dort ausführlichc Beschrei-

bungcn dcs staatlichen Verwahr,rngsapparals sowiemeistcrhalte Richtlinie n ffir den Bar.r uncl das Schmückenvon TempeLr und Wohnlräusern. Au[3erdem geht es in

clen Vedcn um Sch.rr.rspic'lkunst, Geschichte r,rnd Philo-sophie, um soziale r,rnd militärische Etikette und um der-t

Gebrauch von M r-rsikins trlrmente n. Am bemerken swer-(csten aber ist, dass irr der vedischen Literatur sowohlrnsa (,,die Beziehung zu Gott" oder auch ,,die ir-rtensivel;reude, die aus der Bc'ziehung mit dem Höchstencrn'ächst") als auch bhakti (,hingebungsr..olle Liebc") arrftlctaillierte, r.vissenschaftliche Weise beschricben werclen

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HErLroE ScHRtFTEN

üsrRsrcFrT üBERDIE VEDISCHENSCHRIFTEN

r. Shruti (offenbarte Schri[ten; ,,das,

was gehört wurde"):. die vier vedischen Samhirasr Rrg.

Sama, Yajur und Arharua. Brahmanas. Aranyakas

'Upanishaden

z. Smriti (Tradition;,,Erinnerung"). ltihasa (Epen), zB das Rama-

lana und du Mababharatatworin die Bbagat ad-gira enrhal-ren isr)

. Puranas, z.B. die achrzehn

Mahapuranu:Sechs sattvische Puano:Vishnu Parana

Naradlta PurauaBhagauat Purana

Gatuda Purana

Padma Purana

Varaha PuranaSechs rajasische Puruo:Braltma Purana

Brahmandn Puranaßrahma-raiuarm Purana

Marlzaxdeya Purana

Bhao*hya Purana

Vamana PuranaSechs tmoische Purmro:Matsya PuraxaKurma PuranaLinga Purana

Shiua PuraxaSkanda PrraxaAgni Purana

. Achrzehn Upapuranas undzaiheic}'e s tb a la (region ale)

Puranas. Yersfassrnget der Dharma-n ffu: M anu-s mri ti, W t bnu-tmrtt, eL

3. Sutro (Aphorismen). S h rau ta-sutru, G ri bya tuna,

D h am t-sttr6, Sha lbarutrc,Wdanta-wtrm tsw.

4. Veirere Iirerarische Gattungensind die Vedangas, die Upa-vedas sowie die Schriften undKommenrare, die im Laufe der

Geschichte von den großenac b arla vet fassr w urdcn,

Page 7: vedisches-lexikon.pdf

.rch d('n Lehrerr dt'r Vaish-navas wurde dic tießinnigcOflcrrbarung des ßhagava

lanr zu Beginn dcr Schöpfung vonGott alr Brahma, das erste Gcschöpf

dicscr Well, übcrmittelt Brahma gab

dic llssenz dicscs Wissens an Naradaweitcr, und Naracla lehrte es Vyasa,

den Vcrfasser dcr vedischen Schrillten. V,vasas Stellung in dieser histori-schclr Kette des Urwissens ist bcder.rt-sam. Es heißt, er habe die cwigcWeishcit des Vcda vierfach untcrteilt.Darar-rI fasste er clic Essenz clcs vedischen Wissens in den knappen Lehr-sätzen des Vedt n ln-sutra zLrsammen

HETLIcE ScHRIFIEN

Dennoch rvar Vl,asn nicht zulrie-den - bei all seinem Aufteilen turclZusammcnlassen des vcdischen Wis-scns h.rtte er es vcrstiumt, derr p<:r-

sönlichen Aspekl dcr AbsolutcnWahrhcit zn beler,rchten Diescr Man-gcl wurtlt' von N,rr.rdo, Vl as,rs spi-ritucllcm Meister, bcstlitiS, dcr ilrndaraul l-rinwies, dass cr (Vyasa) rrr-rr

dann z-trfiieden scin könne, wcr-rrr

er direkt dcn Nameu, dic Gestaltund die l-atcrr Krishnas, des llöchs-ten Herrrr, trcschreibc. V),asa bciblStediesen Rat seines Gurus und schricbdas Shrirrrnd Bhagtvnlanr nieder -die ,,reifc trr,rcht am Ilaum des v<'di-schen Wisscns", das ,,crlcsenste allcrBüchcr", clas ,,makcllose Puranir" - als

cincn natürliche n Kommentar zurnVcdatila-sulrn

Es gab drei aulcinander fo)gcncle

Gclcgenheiten, bci dcnen das Blmga

vnlnrt nacherzihlt wurde, w.rs st'irrt'Köstlichkeit jedes Mal noch slci-gerte Das crste Mal gcschah diesin Badarikashram.r, Iroch oben im

ll i rrralava. \'1 as.r lvtrrcicr Sprechcr und sein

Sohn Sl-rukadcr.,a cler

Zrrl-rorer Bcim zu'ei-lcn l\4al rvar Shtrka-dcva der Sprcclrer lirIrug seine ervvciterteFassung A,lalrarajaParikshit vor, cincmgrof3cn König, clcraufgrund eines Fluchcs ntrr noch sic

berr Tage zu lebcnhattc. Das driLtc N,{al

schlicf3lich rvr.rrclt'

das ßlngnvolmt irnWalde von Naimi-sha ranya vorgctragen(am Ufer dcs Gomati, nahc der heu-tigcn Stadt Nimsar in Uttar Pradesh).

Dort hattcrr sich unter der liührungvorr Shaunaka Rishi 6oooo Weiseversammelt, urr das Wisscrr des

ßltngnvatant aus dem Mundc Suta

Gosvamis ztr hören, eines Wcisen,cler clabei gewcscn u'ar, als Shuka-dev,r das BlmEn'nlnnr Malrar,riaParikshit offenbart hatte Dic Fas-

strrrg cles Blngavnlam, die wir heuteke nnen, ist die Sr-rmmc cler oben

8cllar nnten clrei OffenbarungenKein anderes Purana ist in so vie-

lcn Versionen z-lrsammengt'fasst undso ar-rsgiebig kommentiert worden.

Ncben Shrid haraSwami, eincmdc'r lvichtigstc'nKommentalorcn,sclrrieb arrclr Viraraghal.a Slr,.rmicirrcrr bedeutt'rr-dcn Kommerrlar

Sanatan Go-svami, ciner cler

hera r.rsragencls-

ten AnhängerChaitanyas, solltlas Bhagavalun

str-rdicrL haben.

bcvor er seincmMcister begc13-

nt'te. Nachdcmer jedoch in dem l-rciligen Text pcr-sönlich von Mahaprabhu untcrwie-sen wordcn war, sclrriclr cr eint s

seiner bemerkenswcrtesten Wcrke:das Brilrad lrhngovnlnnriln, eine

Zusammenfassung dcs gesamtenBhagtvalnn in Form ciuer Geschichtc.Rupa Gosvarni und Jiva Gosvami,Sanatarrs bcrühmte Nachfolger, vcrfassten weitere Werkc über das IJha-

gavüam. In jüngster Vcrgangenhci t

hat A.C. lJlraklivcdanla Sr,rrmiPrabhupada durch s<'inen ausführli-chen Kommenlar das ßhtgavolonr dermodernen Welt zuglingl.ich gcmacht

Dos Shrinad Bhogouaton

Das Shrimad Bhagauatam (atch Bhagauat Purana oder ein-fach Bhagauat genannt) wird oft als die Bibel der Vaishna-vas bezeichnet. Es ist ein umfassendes enzyklopädi-sches Werk mit einem weiten Wissensspektrum, das vonGeschichte und Psychologie uber Kosmologie und Meta-physik bis hin zu Theologie reicht. Ralph Waldo Emerson,der bekannte amerikanische Transzendentalist des neun-zehntenJahrhunderts, pries das Bhagauatam ernmal als einBuch, das man ,,auf den ltniel:" lesen müsse.

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Page 8: vedisches-lexikon.pdf

Gleich zu Beginn des Bhagauatam wird dessen einzigarti-ges Wesen hervorgehoben. Dharma projjhita-haitauo 'tra:

,,Jegliche mit selbstischen Motiven vermischte Religiositätwird hierin zurückgewiesen." (1.1,.2),,Selbstische Motive"sind nach Aussage der Kommentatoren das Streben nachh.ama (grob- und feinstoffliche Sinnenbefriedigung), artha(Reichtum), dharma (weltliche Religiosität) und mohsha

(Befreiung). Somit erklärt das Bhagauatam, dass wahreReligion, die sich

"mbhahtf (Hingabe zu Krishna) dreht,

über weltliche Ziele hinausgeht. Das Bhagauatam befasst

sich ausschließlich mit dem höchsten Ziel des Lebens:Liebe zu Gott.

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ie grundlegenden Themendes Bhagavaltm sind sam-

bontlht (die Beziehung des

Menschen zu Gott), abhideya (der Vor-gang, die Vollkommenheit dieserBeziehung zu erwecken) undprayo-jana (das Ziel dieser Beziehung). Das

Bhagnvolam beleuchtet diese Themendurch eine komplexe Offenbarung,die eng mit den zehn Themen des

Bhagavntam verwoben ist: t sarga,

die Urschöpfung, bei der Erde, Was-ser, Feuer, Luft und Ather sowie dieGesamtheit der materiellen Energie(die kosmische Gestalt Gottes) insDasein treten; z. visargn, die sekun-däre Schöpfung, das Werk Brahmas,des ersterschaffenen Lebewesens;g, sthana, die Ar1 und Weise, wie derHerr das Universum mit Seinen vielfältigen Energien erhält; 4. poshana,

die wechselseitige Beziehung zwi-schen Gott und Seinem Geweihtensowie Ubungen, die diese Beziehung

fcirdern; 5. ufi, eine Beschreibung derVerlangen der bedingten Seele nachmateriellen Handlungen; 6. man-vanlnra, die Richtlinien der offenbar-ten Schriften für die Lebewesen die-ser Welt; 7, ishanukatha, worin unteranderem ausfu hrliche Informatio-nen über Gott und Seine verschie-denen Formen cnthalten sind; B.

nirodha, die Auflösung aller Energienin der Schöpfung (Gottes Kräfte wer-den mit besonderem Augenmerkauf die Zerstörung des materiellenUniversums beschricben); 9. mukti,die verschiedenen Artcn der Erlö-sung, angefangen von dem Nacl-rlas-

sen aller materiellen Leiden bis hinzur Vollkommenheit der Liebe GoL-

tes ro, ashraya, das höchste Zie[ des

Wissens, die Transzendenz; beinhal-tet eine vollständige BeschreibungGottes, wobei die Taten Krishnas denabsoluten I'Iöhepunkt des Bhagnvatnnt

bilden

HErLrcE ScHRTFTEN

Page 9: vedisches-lexikon.pdf

7ttt i#FTIIAHABTI.ARArA

Das Mahabharata ist ein Epos enormen Umfangs. Es ist inIndien zur Grundlage von Mythos, Religion und Philoso-phie geworden. Mit seinen 110 000, ,:l; L.:l.L i i,: r. L i.iii+.:r':,i,ist es siebenmal so lang wie dre llias und die Odyssee zusam-mengenommen oder dreimal so lang wie die jüdisch-christ-liche Bibel. Viele räumen dem Mahabharata die gleicheAutorität wie den Veden ein, und in der Tat ist es als der

,,fünfte Veda" bekannt. Für Vaishnavas ist es itihasa,

,, G eschichtsschreibung".

Lrl tlt rr Scilctt tlcs ll,ilt,rlrltirnrla honrnrt cine LInnrt'ng<'von l'henrcn zLrr Spla-

< he, ,rLrer clie Ilaupth,rrrcllLrrrerlrehl siclr trnr eirrcn I,u'rp-

r,r, ier-igen Zr,r' is I zrv i-

schcn dt'n Panclai'asLrnci tlcn l(arrr,rvas, zwt'i (,ru1r

[)cn \'on lJrilrlt'rn,rIic zLrc'in,rnclt'r

in \/t'tlcrnvcr-rvanrltsclr,rlt str'

lrcn Schliclili< h

t'skalicrl <lcr Zrvislzrr ei ner.r.r alrsgerr,rclr-scncn Biirgerkricg, inrlcn (iötlt'r trrrcl Nlc'nst'hen.,\s kct<'n nr it nr.rgist h t'n Krii ftcn, (l,r tr-

ncr, lJ r.rlr nr.r nt'rr sorv it' l;ti rsterr tLn c I

l(irnigc vt'rwi< kcll wc'rrlc'n Arl l:n<lt'rlrohl clc'r Llnl('rg.rrg rlt's gt'sanrtcnt l rt ivt'rs u nr s

Es gibt clrli lrarlitioncll< Artt'n, <l,rs

,\ I nlmltlru t r tl n zu i n I t'rprt'l icr-t'n,\ r-r ßt'rlith gcsclrcn ist cs clic' (lcst hiclrtc<'irtcr lrcslim nrlcn l(iin igslarrilit', inrlt'r sith t'in Irltrtigt'r l]rtrclt'rkricg c'nt-

spirrrrL St'lbst aul tliescr sr lrein[rär

oIrcrfl iit Ir] ic herr LJt-lrach I rr ngscb<'nc

crliltirl clas hlnlnhhtt llu t'rhabcnt'Eigcrs< l'raficn vvie T Iclrlcntr.rnr,

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Elrt'r'rc stt-l'rt clcrKric'g fiir clen

ervigerr Korrflikt,rlt'r inr täglit hen l.eLrt'n

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es irn ,lIolrrrfi/ln,rrld Llnr clt'rr K,rnrltlzn,isclrt'n clt'rn hiihcrcn trnd tlenr nic-clert'n St'lbst, zn ischt'n spirilLrcl)t'rBerr.rltrng rrncl clt'rn l)iklatvon Kiir-

per, Ccist rrrrcl Sinncn N,rch tlcr\/aishn,rva l'raclilion rrnrl,rssl rl.rs

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Shri Krishnc, dergöLtlicheWurynleLtler' urleriocr-rlsernen Schülerund CetrihlenAriuno

Page 10: vedisches-lexikon.pdf

königl ichen Krieger Arjr-rna,das direkt vor Beginn dervernichtcnden ;l4nha-bharata-Schlacht

stattfindet.Ariuna

beschließt,nicht amKampf teil-zunehmen,womit crseine Pflichtals kshntriya(Krieger) atrßerAcht lässt. DieseErrtscheidungberuht auf persörrli-chen Motiven: Scine Ver-wandtcn und Lehrer stehcr-r ihm inder feindlichen Armee gegenüber.

Krishna, der sich bereit erldärt hat,Arjunas Streitwagcn zu lenken, siehtSeinen Freund und Geweihten plötz-Iich der Illusion vcrfällen, gelähmtvor Entsetzen durch die Aussicht,seine Vcrwandten und Freundelöten zu müssen. Aus Mitlcid erin-rrert Krishna ihn mit beredten Wor-ten an seine unmittelbarc sozi-

HETLICE SCHRIFTEN

ale Pflicht (varna tllnnna) als Krieger,auf den sich die Menschen verlas-sen, und vor allem an seinc rcligiöse

P fl i cht (san at o n -dllr.rn o) alsewiges spirituelles Lebe-

wesen in Beziehungzu Cott Dic tiefe

Bedeutung unddie Allgemein-gültigkeitvon Krish-nas Lehrenerhebcn sie

übcr denurrrnittelba-

ren histori-scherr Zusam-

menhang derSchlachtfeldszene.Im Verlauf des

Dialogs, dcr aus cinerSerie vor.r Fragcn und Antwor-

terr besteht, werden metaphysischeDenkmodelle und Zusammenhängeerklärt, rvie zum Beispiel der Unter-schicd zwischen Körper und Seele(spirituelle und matcrielle Energie),Handeln ohne Anhal'tung, die Vor-zügc von Selbstdisziplin (yoga) undMeditation sowie dic Bedeutungvon Wissen (gyana) und I{ingabe(bhakti). Krishna erklärt, dass Voll-

kommenheit nicht in Loslösung von dcr trVelt

I icgt, sondern in selbstbeherrschtem I{andeln(karma-yoga), und zwar ohne Anhaftung an

tlas Ergebnis (kam ta-plnla-tyago).

Krishna offenbart Ariuna Seine allumfas-

scnde kosmische Gestalt, darauf Seiue m1's-

lische vierarmige Gestalt und schließlich

Seine ursprüngliche zweiarmige Gestalt Er

bcschreibt Seine zahlreichen Formen und

Aspekte, r.tie Brahman, Paramatma und Bha-

gnvan (siehe S. 4z-45), wobei Er darauf hin-

wcist, dass Sein persönlicher Aspekt dem

u npersönlichen übergeordnet ist'

Außerdem stellt Krishna die so genann-

len gunas dar, die drei Erscheinungsweisen

cler materiellen Natur - Tugend, Leidenschaft

und Unwissenheit - und erklärt, wie ein Ver-

stehen dieser drei Prinzipien sowie das Wis-

sen vom göttlichen und dämonischen Wesen

zu Erleuchtung führen kann. Er beschreibt

dic verschiedenen Arten der Erlösung und die

Bedeutsamkeit der liebenden Hingabe zu Ihm.

WAS IST DHARMA?

Obwohl die Bedeutung ,,Pfichi' für

das Sanskritwo n dharma sptach-

wissenschaftlich allgemein aner-

kannt ist, lässt es sich oft gar nicht

leicht übersetzen; denn mit dharma

kann auch Religion gemeint sein

oder heilige Pflicht, Tügend, kos-

mische Ordnun g usw' Dharnn lei-

tet sich von derYerbalwvzel dhri

her was allgemein ,,halten" bedeu-

tet, dann aber auch ,,das, was allös

zusammenhäIt". Ein Ding wird von

seinen wesentlichen Eigenschaften

zusammengehalten. Folglich ist

d ha rm a,,das inhärente'Wesen ei ner

bestimmten Sache". So ist beispiels-

weise der dharma von \Wasser seine

Nässe oder der dharma von Honigseine Süße- Und nach Aussage der

Bhagauad-gita ist der dharma der

Seele der Dienst an Krishna in Liebe

und Hingabe.

Gita bedeutet ,,Lied", und bhagauad. bezieht sich auf,,Gott, den Besitzer (uat)allen Reichtums (bhaga)". Folglichist die Bhagauad-gita ,,das Lied des Besitzers allen Reich-tums"; sie verkörpert die Lehren Shri Krishnas.

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Page 11: vedisches-lexikon.pdf

ttommenronezuB"ftToObwohl die Bhagauad-gita meist als eigenständigerText veröffentlicht und gelesen wird, bildet sie rlrsprü.rgtit,eine Episode im sechsten Buch d,es Mahabharata^6lr;ilr*o-p(nua, Kapitel 23-40). Sie besteht aus 700 versen in acht_ze$ K.a.giteln (ashtadashadayinL/ und wird oft ,,Gitopa_nishad"genannt, da sie demstii und den philosophi..i".,Schlussfolgerungen der Upanishaden folgt.

ie tiefgründige Weisheit der ten und achten nachchristlichenGila hat zu zahl-reichen Kom-

]ahrhundert haben Vertreterder Unpersönlichkeitsleh re,mentaren angeregt.

Die Gita gilt als dasmeistkommen-tierte Buch inder Religions-geschichte desMenschen. InIndien hat seitder Ant.ike fast

.jeder bedeutendespirituelle Lehrer einenCitn-Kommen tar geschriebenAuch das Mahabharnta selbst beinhal_tet eine eigene Erläute rung zur Gita,denn das vierzehnte Buch (dic so

wie Bhaskara und Shan-kara, Kommc.ntarezur Cila verfasst, dieheute als Klassikergelten, wenngleiches solchcn Werken

am persönlichen Ver-ständnis der Vaishna-

vas mangelt.Von größerer Bedeu-

tung sind die später ver-fassten theistischen Kommenta re,

insbesondere der von Shrila A.C.Bhaktivedanta Swami prabhupada.

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aozpaIoaü

ta

genännte Anugita) ist im Wesent_I ichen eine Zusammenfassungdes Inhalts der Gitn.

Traditionelle Vaishnava_Schriften wie das Varaln purana

urrd das pnrhna purnna enthalteneine Citnnahatrnfa (eine Lobprei_sung der Cita), und diese Textewerden in allen indischen Geis_tesrichtungen gelesen. Im sieb_

HEILIGE SCHRIFTEN

Page 12: vedisches-lexikon.pdf

DAS.7^\

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+ l/ Das andere große Sanskritepos die Ge_schichte von Rama ist uralt. Nach der überlieferung gehtdiese Erzählung bis auf das Treta-yuga zurück , eine Zeitvor etwa zwei Millionen Jahren, Der Weise Valmiki warder erste, der sie niederschrieb. Seine Fassung, das Rama_yana (,,der Pfad Ramas") gilt noch heute als eines der bei_

er indischen GeDas Ramayana

, ' (adi-hauya) d,eliteratur bezeichnet.

as Ratrutyano wird oft wegenseiner unvergleichlichenSchönheit geschätzt: Schön-

heit sowohl, was dic Sanskritpoesiebetrifft, als auch die anschauliche Bil-dersprache und die Tieigründig-

Sita, Ramas Gefährtin, ist eberr-falls tugcndhaft. Sic ist ein Mustcr anKeuschheit ur-rd allcm, rras gut lrndwahrhaftig ist. Lakshman, Ramasedler Bruder, dient dem göttlicher.r

l)iror in allenilrrcr-r Bedürfnis-st'n. Und auchllanuman, die

wohl außer-gcwöhnlichstel'igr-rr des Ranra

yuua Gr ist halbMcnsch undlralb Affe) istt'irr Sinnbild fürl(raft, Ileldenmut,'l'ugend, Treuerrnd l{ingabe.

Das crstclluch in Valmi-l<is llamtyana(llala-kanfut) han-tlclt von der gött-lichen Geburt Ramas, Seiner Kind-Ircit und Seincr Hochzeit mit Sita.

Irn zweiten Buch (Ayodhya kanda)

t'rzählt Valmiki von den Vorberei-Irrngen 1ür die Krönung Ramas undvon der lntrige, die zu Ramas Wald-cxil fuhrt Das dritte Buch (Arnnya-

lirrrrdn) beschreibt das Leben vonl{ama, Sita r.rnd Lakshman ir-r derwäldlichen Einsiedelei, die Personen,rnit denen sie dort zu tun haben,

urrd die Entfuhrung Sitas Im vier-I t'n Buch (Kishkmdrkanila) begeg-ttcl Rama Ilanuman und Sugriva,s<'hließt ein lestcs Bündnis mit ihnentrrrd krönl 5rrgriva zum König vonl(ishkinda. Unterdessen wird Sugri-vas älterer Bruder Valin getötet, undrlit' Suche nach Sita beginnt. Das

Itirrfte Buch (Sundara kanda) handeltvorr Hanuman trnd seiner abenteuerlit hcn Reise nach Lanka, wo es ihmgt'lingt, Sita zu finden und ihr einelkrtschaft r,on Rama zu übergebensowic' Ramas Ring als Zciche n ihres

ll ii n dnisses. 7m \l uddh a-ku rdn filrdet

die lang errvartete Schlachtzr.r'ischen denArmeen Ramas

und Ravanasstatt. Ramaerringt den Sieg

und führt Rama

Rajya ein, das

Reich Cottes aufErden. Das siebteBuch (L/ttara

kanda) gilt imAllgemcinen als

cinc ArL Anhang.Nachdem Rama

Gerüchte überSitas Untreue zu

Ohren gekom-meir sind, verbannt Er sie in denWald. Dort, in der Einsiedelei Val-mikis, werdcn Sita zwei Söhne gebo-ren, Kusha nnd Lava, die schließlichauf den Thron Ayodhyas erhobenwcrden. Ihrer Mutter jedoch brichtdie Verbannung das Herz, und sie

geht in die Erde ein, woraufhin derreumütige Rama in Sein himmlischcs Reich auffährt

keit der Dialoge; Schönheit inBezug auf dlnrnra (die Bedeut-samkeit der eigenen pflicht);Sr hönheil in Bezug aul dicdargcstellten Emotionen undnicht zuletzt in Bezug auf diebeschriebenen Personen

Der Held der Geschichte istRama selbst. Er wird eindeutigals ein avatar (,,Gott auf Erden,,)beschrieben und ist groß, starkund rcr htsr haffen f r ist dieTugend in Person, ein wahrerIIeld, der sich nicht scheut,auch seinc,,menschlicheren,,Züge zu zeigen: Empfindungenwie Liebe oder den Schmerzder Trennung, wenn Ihm dieFrau Seines Hcrzens genom-men wird

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HEILICE SCHRIFTEN

Page 13: vedisches-lexikon.pdf

TNllActleRZAtlLnnOe.Tl

VARI,ATIONC,N CTI CS THENIA S

Valmikis Ramayana gilt als die fruheste und authentischste Fassung der Geschichte Ramas. Das Nacherzäh-len des C)riginals in den verschieden"t-r Mundarten undLandessprachen Indiens führte dazu, dass bald neue

Versionen entstanden.

S t'lren rlenr Tert \',rlrnihis inclit'n, rlo inr c'lftcnJahrhrrnricrt t'inlinclt'l rl,rn einc friihc lVciscr n,trncns l(,rrnparr cinc Neul,rs-

SaLrskrit[,rssrrnq clt'r R,rnra srrn! clcs /tarrrrtrrrrrrt in [,rnril sr lrricb.(,t'sclrirhlt' im ,l'luhtltltotukr, r,v<t l)icst's 1,!t'rl<, tlas als <las <'rstc' vollis-\ Lr<ll'rishthir r.'on eincr.r'r V\k'iscn ilbcr sprar hli< lrc l(rtrlalnrrrr lill, isl- rrntc'rrlit' rr it lrtiestcn l-(rl('n R(ur(rs Lrrtcr-- rlenr Iilr'l Itnttlt'rtlnrrtttt bt-liarrnlrit htct n irtl Dicsc l)ass,rgc, rl.rs so l(crrllans N,rt herziihltrrrg tlc's ltanrrr

Lr('n(rrrl(' Iünnopnkhvrtttrr, lrt'linclt't sir lr 1,nrrr lblglt'n t'it'tc' l;itsstrnp in lt'ltrgLrinr ,lllrrrrrr lrrrrlrr, rlcrr clrittcn llr-rrlr irl rlrc'izt'lrntctt sortit'r'ir.rc in llcng,rlirlcs ,l'lttltdtltnrulrr l:irrt' rvt'itc'rt l'riiltc' irn vit'rzt'hnlt'n J,rhrJrtrnclcrt5,rnskrillassung ist inr llrrrivrrrlslrr cnl- Dic nritte'l,rlterlic[rt'hlrn/iti l{r'n.ris-lr,rllcn, r'int'r- .\rt Anhanq clcs ,llrrirrr sanr r' [rr,rthtc eirrr' \\'r'lle ncrrcr

Iiltnrilu,it't tlenr clas l.eLrt'n l(rishn,rs llnrrnyarrrs rnit siclr, allt'rr voran cl.rs

[rt'sclrrieLrt'rr rvircl r\rr<'lr inr ncrrntc'rr sanshritspra< lrigt' ,lrllrlrrlrrrrr rflt]nyunn

lf 'ncurrlI wirrl l)ie [rcc[c'Lrtetltlste

u rl l<stiirnl it'he Naclrcrz,i lrlu rrg isl

jr',l,rt lr I rtl'itl,rs,ts l(rlrrlr/lrliilllr/lll\.rl,rs irrr sc< lrzcltrttctt Jallrhtrrrtlcrl irl

I I i ncl i n ictlt'rgt'sc h rit'lrt'rl tlttrllc-Is st'i claratrl hirrgclvit'sc'rl, c],rss all

rlicsc populiirt'tt Fassultucn rlichl cirr-

l,rr lr Iibcrst'tzLrttQCtl voll \/alrlriliislltnt,n'ulu sirrcl Nlc'ist harrclt'll cs sich

,l,rlrci tttr virllig rtcttc, t'igcrrstiirrtliSt'\\ r.rl<.r., ,lic zrr,rr rrrr.ltr,,rlt r trlttiricr .rtrl Valrlikis l{alttal'ttttn,tltlllotteLl,, l,rlrc i ir[rer rietr c lt i rl lrlit lie pt'wti Il rert

r, rrv it' citrht itr ischt' l-egt'ntlt'rl r.l rltl

\,r!.cn rnil t'irtarbeitt'n l)ocll obrvolrl

, tit' nrt'istt'n Ltr lcr tlic Gt'sclr ichtt'

li,rnras von eitrcr clt'r volkstiirnlit'herr

L)lrerl iefcrtrngt'tt ltt'r kt'ttttt' tt, u't'ttlcn tlie \/crsc Valrlrikis volr tlll( ll als

lrt'sonclet-s hci I ig t'raclr let

l)trs Rtttttnt'rtttn isl aLrcr lrithl rlur irl

lnriit'n vt'rlrrt'ilct So halrcrl Ircispit'ls

ri'c'isc cl it' -fha i I iintlt'r i lr r- llrrrrrakirrr, t I ic

Incloncsi<'r ihr Srrrrl l(attrn, itl Bltrtn,t

giLrt t's cl,rs I rtlttn l'tt'r rtllcl .rrtl tlt tr

I)h i I i Ppi rrcrr tlas'l lrt/rrrr rrdia I aryrrrtrr

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kr rnr vott i\'ltr s ik Lr rrtl NI irr ot'lra tnt'rt,

l)ot'sit' t-ttrcl VoIkss,rgcrl, Scll,rtrsllielcrt

trrrcl \/iclt'os, ('omit stri;ls trrlcl t'1li-

st hcn LrziilllLrtrst'tl Dit' ('t'scllit lltcrl

trLrcl ltigrtrcn tlt'r tttttta liln llabcrl clit'

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Siiclinclit'n enlslantlcn scin soll l)it'scs \,\/crlt bit'lt'l cinc nrvstisr hr' \'c'r

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IIF]I ICF SCHR IFTIN

Page 14: vedisches-lexikon.pdf

,,.\Lrlgrr-rrxl ck'r grc(icn Bcliebtheit von lrrrllrnyoqa im Weslt'n sintl anrlcre bcwährte Formcnclcs Yoe,r in tlcrr llintcrr.rrr-rrrcl gcclr,ingt rvor(l('nDazu ziilrlt du(h (l('r P[,rcl dcs hhttkti y1tqa, 11ay

Lrci rveitcm iilter ist als tlcr Yoga dcr ,,;\nstrcn-gtrng" (lrrrlhn) Der l)facl rlcr Ilinga[x'(hhakli)rvrrrz('ll irn rrystis< helr RitrralismLrs clcr Vcden,rrntl ci.rs AIter cliest'r ar< haisclrcn Sanskritst lrrillcrr wir<l auf n,eit iiber vierlatrscnrl [ahrcsc's( h(itzt "

Ceorg l;etrc'rstt'inCtiirtdu nnl I ciltt lrs \ orlr ]ltsurnh tttul lilrirrliorr Crllrr (I'/ljr(')

Page 15: vedisches-lexikon.pdf

äi SüuLrcH.eTRADI,TI,ON

Jahrhunderte nachder.r Vyasa die vedischen Schrif-ten niedergelegt hatte, trugen einige große Lehrer dazubei,die Vaishnava-Tradition zu systematisieren. Dies geschah

sowohl im Süden als auch im Norden Indiens, und zwarjeweils mit eigenen, charakteristischen Merkmalen.

,,Es gibl eitrc Reilrc r,on slmslrischen,

Iite raisclrc tr, uclri I ckl o n i sclrcn un d

nrclüologischen Belcgtn, dit Jür ein

hohes Alter der ßlmkt;-l'ra(lition(Vishnuisttttrs) sltrtclm W enrwir abcr rlir inlisclrc lkligiotrs-geschichte der lrlzltn zwd bis

fueitatrsend Jalvc hdrachlen, isles deutlich, rlass dfu BhaktiTradition anr stärkslut iur

M itt eI alt er w rh rci I d w a rsagen nir einnn| angeJungcn inelflen lalrrltunderl nil dun Ersclvinen tler

groSen ll aisfut nv n- Ach nry o s (spu'itu ellc

Lehru) v,ieRtntatrujn und tVladhvt lticltäIlere Bllakl rströnnmgn vcrdnigt en sich

zu r n il|elall erlich e n ßh akli - Br: w cgung "

- Shrivolst Gosv,anti,

Gi.irufur und Leiltr des Sfuee ClnilanyaIt ru n n Sa rslln r ra, V rindav an

J n cincr lr,rdilioncllt'rr Ge-

I s< hi< htc rrimrnl blralili, die hirr.L g.b,,,,grrrollc Lit'bt, ciie Geslalt

einer wundcrschörre n Frau an Bhaktiwird im Süden lndiens geboren undwächst im Dekkan auf. lm Laufe dermetaphorischen Erzählung reist sie

quer durch Inclien, docl-r es ist imNorden, wo sie zur Rcilc gelangt Inder Tat finclen sich dic ältesten Spu-ren der Vaishnav.r-Kultur im Süden,wohingcgcn Chtiitanyas Vishnuismus,zumindcst rrrsprür-rglich, hauptsäch-

lich cin n<ircllichcs Phänomen istDer Vishnuismus des Südensnahm vorrangig durch die

Wcrkc dcr Alvars, bedeu-

\lllfifffi tendcr Vertreter der frühenblrnkti-Lchre, Gestalt an

Alvar lredeutet ,,vertieft inMt'd ita t ion" oder,,versr r rr-

ken in Gott" Das ist tat-stichl ich eine passendeBc'schreibrrng ftir die geis-

tigc Einstcllurrg der Weisenund IIciligcn dcr mittelalterlichenbhokti-Bcwcgung inr Süden. Es gibtzr,r,öll Alvars Dic wichtigsten unterihncn sincl Namnralvar, Kulashe-kharalvar r-rrrd Antal(die Tochter des

Pcriyalvar) Ihrc Lcbcnsgeschichteund ihre Dichtkunst sind bis heutelebendig geblicbcn und erfreuen sicl.r

bei derr südir-rdischen Vaishnavas,

insbesonderc dcn Anhängem derRam.rnuja-Sch rr lc, großer Beliebtheit

Die Tradition spricht den Alvarsgewöhnlich prril-ristorische Lebensda-

lcn zu und ordrrct sie in die Zeit vorctwa [ürr[- odcr scchstausend Jahrcn cin Nach Arrsicl'rt der meistenFachlt-utc lür irrclische Religionjcdoch sind clic AIvars etwazwisclrcn dcm achtcn undncu n [cn nachchristlicherrJahrhunderL anzusiedeln

Die Alvars vcrlassten das

[rn Shrrrcr-.Änoao sadhu in

der Schülernochfolge der Ahors

D iv yn Prnbandlnur, ein e Sa rn rn I Lr n g vo n vicfi au-scnd hingebungsvollen Licclcrn in clcr Tamilspra-clrc. Sr-rdindische Vaishnavas vcrc'hrcn d.as Div1,a

I'ruburdhatn als heilige, clen Vcclc'rr glcichrangigeSchri[t. Es ist unter ihnen sogar a]s ,,\''aishnavaVc'cla" bekannt

Das Besonclcrc an clcr blrrrkli-Religion der AIvarsn'trr ihre Offenhcit C)b vorr hriherer ocler niede-rer Kaste, N'larrn oclcr Frau, arm ocler reicl-r, eebil-det oder unl,t,isscncl, frornrn oclt'r unfromm, nie-mand rtar ausgcschlossen. Das galt auch für dieAlvars selbst. Antal vvar beispiclsr,,eise eine Frar-r;

Kulashekhara cin König, (K<)nigen r.r'urde oft nacl-rgcsagt,

dass sie ar,rfgrnnd zu starkcr Vcrstrickungen in materielleAngelegenheiten die Vaislrnirva-Rcligion nicht aufrichtig.rr,rsüben konnten); uncl l-orrdar.rclippodi war ein bekehr-tcr Krirnineller r\usschlaggcbcrrcl l'ür den lrfolg auf demspirituellen Pfad war nach ArrsichL cler Alvars einzig rrndallein prnpatfi, die Hinpabc cics I [crzcns an Gott

Die Ilyrnnen der Alvars sincl scit jehe r eine

Qrrelle großer lnspiration ftir tlit' Vaishnavas Sücl-

inclicns ger^/esen. Ein Lirrfltrss rlicscr I-ictlcr anf denVishnr,rismns des Norderrs ist clrcnlalls rricht auszuscl'rlicßen, da sie ja clen gleicl'rcn C,rr.rndsatz des rusa

(Bczit-hr-rnp; zu Gott) lelrrten, rlcr cinigc ]al'rrhunclcrtt' später von den .Anhüngcrn Shri Cl'raitanyasz u c i n cr regel rechten Wisscrrsch a lt a r.rsgca rbeitetwu rclc.

Die rasns, die von cicn Alvars irr clen Mittelpunktgestellt wnrden, warcn rlasya klic Liebe eines Die-ners zlr seinem Me istcr), snkltyu (ficrrrrdsch.rftliche

Liebe) uncl r,alsalyn (cltcrlichc t-icbe) Die r\lrars befasstcr.r

siclr zrvar ebenfalls rnit clc-m tnndhuryn msa, aber eieent-lich rn'.rr es Shri Chaitany,a, clcr st'irrcrr besonderen Ncktarerschloss. Die höhcrcn rrsos kanrcrr bei den Alvars kaumzum Ausdruck.

Vr/ährcncl im Süden lnclio'rs dic I{ingabc cler Alvarscrblühtc, geriet im Norden clas g,cis(igc Erbc cles

Vislrnr,rismus unter clenr Druck dcr moslcrlischenFrcrnclhcrrschaft mehr turcl mt'lrr in VcrgcssenheitDas sollte sich jecloclr ents<:hcidcntl tinclcrn, unclzwar mi1 dem Erscheinen eincr Schülc'rnach-f<rlge, die im fünfzehnten Jahrhr-rnclert in ShriChaitanl'.r lVlahaprabhr.r giplcl tc.

Südindßcher hmpel.

geboul noch dem \/orbild

der Alvot -Tenpel

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FRÜHcEScHIcHTE DES VISHNUISMUS

Page 16: vedisches-lexikon.pdf

Billl i:

harlal, Delhi t967) un<1R.P. Chan-das Archcology and lheVaishnava

Traditiort (erschienen als Band 5 derReihe .Mernoirs ol Ihe Arclrcological Sur

vey oJ lntlia, rgzo) haben überzeu-gend nachgewiesen, dass der Vishnu-ismus auch im Norden cinc langeGeschichte hat.

Dennoch dauene es bis zumzwölften Jahrhunderr, dass die bhakti

Bewegung in Nord- und Zcntralindien richtig Fuß fasstc: von Kashmirund Gujarat bis nach Bengalcnund Orissa. Zu dieser Zeit verfassteeine begabte Generation von bhaktiAnhängern Gedichte, die die Vaish-nava-Tracli ti on entscheidend formensollten. Darin behandelten sie The-men aus traditionellen Schriften wiedem Shrimad Bhagavatam und derBhagnvad gita in ihrer jcweiligen Landessprache Richard Davis von derYale University schrcibt über dieTiefe und Hingabe der nordindischenbhakti Dichtung:

,,hn Gegensatz zur tralitionellen intlischuI IoJdichtturg sangen tlie Dichter Heiligen

Nordindirns in volkstüm[ichen Sprachen

wtd bedienlen sich in ihrer t\4taphorikalltägliclrcr Thcmen Sie nachten sich eircausg esprochetr p ersönlich e poelische Aus

drucksu,eise zu Eigen, urn t'on d,en Freuden

und Leiden rles hingtbuugsvollen Lebens

zu erzählen. Die Dichlung d.er nüttelalterlichen Bhakti - in Hii,uli, Btngali, Marathiund anderen Volkssprachtn Indiens bildel

das vtohl reichhaltigste hingeb un gs

Ctsänge Indiens sind. bis zum luutigen Tag

äuftrst Lebendig geblieben Knum jemandbei

uns inWesten karut igendeinen Autor so

un {an greich zitiercn wie der thtrchschnittliche

Hindu Kahir, Surdas od.er tlLirabai"'

Drei nordi ndischen SchriftstellernVidyapati, la1,64"rru und Chandidasgebührt auftrund jhrer formvollende-ten, tief.gründigen Cedichte besondereEnvähnung. Dicse heiligen Poetenbetonten die intensive Liebe zu Gottin Trennung eine Form spirituellerSehnsucht, wie sie nur selten erlangtwird. Die tieferen Empfindungen derVaishnava-Mystik, die sich in ihrenWerken niederschlagcn, haben diespäteren Lehrer stark beeinflusst. Füreine systematische Formulierung dcrGedankenwelt nordindischer Vaish-navas sorgten später berühmte Lehrerwie Vallabha, Chaitanl,a und die sechs

Gosvamis von Vrindavan.

Antnetkungen

t Donold S. Lopea(Hsrg.)' Religions of India inPractice, Princeton Unitersilt Pres,1995, S 40,

TloTRADI,TI,ON

Nach der bereits erwähnten Legende wurde Bhakti i-Süden geboren. Es gibt jedoch eine ganze Reihe archäologi-scher Funde, die darauf hinweisen, dass Bhakti eine ,-' , ',,

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volle Schrifttum der Weltli

Leralur Das ßesondere an

ihr ist nicht nur ihre reli

giöse lnbrunst, sondern

auch die groJ3e VielJilt

an Geisteshdtungen ::

und GeJühlsregun

gcn, die in ilr zunt i

FRÜHCESCHICHTE DES VISHNUISMUS

Page 17: vedisches-lexikon.pdf

Nach vishnuitischer Geschichtsauffassung folgte der Groß-teil Indiens bis zur Zeit Buddhas (500 v. Chr.) der vedischentadition. Damals grassierten allerdings bereits grobe Fehl-interpretationen der vedischen Schriften. Als Folge davonfuhrte man längst veraltete Opferrituale aus, bei de-

nen Tiere geschlachtet wurden.

Schriften r,vieder ein, jedoch in leichtabgewandelter Form Shankara lehrte,die Veden seien göttlich inspirierteSchriften, müssten aber auf meta-phorische, Ietztlich unpersönlicheWeise interpretiert werden. Mit ande-

ren Worten, fur Shankara war Gotteine abstrakte Kraft, und nach sei-

ner Lehre war jegliche persönlichanmutende Textstelle in den heili-gen Schriften über das Wesen Gottes

entweder symbolisch zu deuten oderals Hinweis auf Gottes untergeord-nete Stellung zu verstehen Hiermit[and er großen Anklang bei seinerhauptsächlich buddhistischen Zuhö-rerschaft, deren Denken auf abstraktePhilosophie untJ Psychologie einge-

stellt w'ar und nicht auf die Erkennt-nis eines höchsten Wesens.

Zusammenfassend lässt sich sagen,

dass Buddhas Erscheinen in dieserWelt dem Zrveck diente, die Men-schen von den vedischen Textenabzubringen, rveil sie sie missbrauch-ten. Shankara aber sollte die Vedenwieder einführen, und zwar so, dass

sie fur die Buddhisten akzeptabel

waren. Nach Ansicht der Vaishnavaswar dies Teil des göttlichen Plans,

die vedische Kultur wieder auflebenzu lassen Dieser Plan begann sich

im elften Jahrhundert zu entfalten,und zn'ar mit demErscheinen Rama-

nujacharyas

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m dieser Misslage Abhilfezu verschaffen, sah Buddhasich gezwungen, die Veden

rundweg abzulehnen. Anstatt sichmit den metaphysischen Dimensio-nen der Realität auseinanderzusetzen,wie es die Veden getan hatten, rich-te te er sein Augenmerk auf Moral,Ethik, die Stärkung von Psyche undGeist, das Wesen des Leids und Wegezur Beendigurrg dcs Lcids. Er lehrtedas Gesetz der Vergänglichkeit, das

sich mit dem unbestäncligen Wesenaller materiellen Dir-rge befasst, unddas Gesetz der Kausalität nichtsgeschieht durch Zufall. Nach Buddhabesteht dic besle Arl, in dieserWelt zu leben, in dem so genann-ten Pfad der Mitte. Dieser fuhre zueiner ausgegljr henen, harmoni-schen Lebenseinstellung,bei der die beiden Pole

des S.innengcnussesund der strengenAskese vermiedenwerden Die vieredlen Wahrhei-ten, die die Grund-lage der buddhisti-schen Lehre bilden,sagen aus: r. Leiden

universal. z. Leidcn wcrden durchWünsche und gierige Verlangen vcr-ursacht. 5. I-eiden können verhin-dert oder über-r,vunden werden. 4. DieMaximen des Buddhismus verl<ör-

pern den Weg, Leid zu beseitigen.Diese Maximen lassen sich in dcm

achtfältigen P[ad zusammenlassen:rechtes Benehmen, rechte Gesinnung,rechte Entschlossenheit, rechtes Spre-chen, rechter Lebensunterhalt, rechteAufmerksamkeit, rechtes Bemühenund rechte Meditation über ein gutesVerhalten

Die Botschaft des Buddhismuskönnte man also als eine Vorstufezum Theismus bezeichnen: ,,Läu-tere deinen Geist und sei ein guterMensch; so wirst du dem materiellenLeid entkommen." Gott oder andere

esoterische Gehalte der frü-heren vedischen Lehren

werden im Buddhis-mus folglich nichtthematisiert

Im achten nach-christlichen Jahr-hundert erschien

dann Shankara, eineInkarnation Shivas.

Er führte die vedischen

Oben' Bucldha in

Meditation

-Rechts, SÄonkora,

der Lehrer der

U np e r s ö illi chkeitsl eh re

SIDDHARTHACAUTAMAVaishnavas erkennen Buddha (dessen

Geburtsname Siddharta Gautanalautete) als eine Inkarnation Vishnus

at Im Shrimad Bhdgdudtam (t3.24),

wo Buddhas Erscheinen z5oo Jahre

vor seiner Geburt vorausgesagt wird,

heißt es, dass er in Gaya geboren

werden und dass der Name seiner

Mutrer Anjana sein werde. Rein his-

torisch gesehen srimmt das eigent-

lich nicht, denn Siddharta Gautama

wurde in Nepal geboren und nicht

in Caya. Aber Caya war der Orr sei-

ner Erleuchrung Mir rnderen Vor-cen, Siddharta wurde zwar in Nepal

geboren, Buddha jedoch in Gaya

Gleichermaßen hieß seine Murternach der Überlieferung Mayadevi,

nichc Anjana Es war aber Buddhas

Großmurer Arjana. die ihn auFzog -

von dem Augenblick m, als seine

Mutter starb, das heißr sechs Täge

nach seiner Geburt. Praktisch gese-

hen wu also Aljana seine Mutter.

Die Beschreibung des uatam

von Buddhas Leben ist folglich

auf esoterische \(/eise zu verstehen

Nach Änsicht des Dichters Jayadeva

bestmd Buddhro wahre Mission

nicht nur darin, den Buddhismus zu

gründen; vieJmehr wollte er in erster

Linie der unnöcigen Gervalt und den

Tieropfern ein Ende bereiten.

sind

FRUHGESCHICHTE DES VISHNUISMUS

Page 18: vedisches-lexikon.pdf

AcLIARyASDie Lehren Shankaras wurden durch das wirksame hinge-bungsvolle Predigen der Alvars angefochten, das durch das

Erscheinen Ramanujas (1017-1137) seinen Höhepunktfand. Ramanuja ging in der Wiederherstellung des vedi-schen Gedankenguts einen Schritt weiter. Buddha hatte dieSchriften rigoros abgelehnt; Shankara hatte sie zwar wie-der eingeführt, aber mit einem unpersönlichen Verständnis;Ramanuja nun näherte sich mit seiner Vishishtadvaita-Philosophie, einer Art eingeschränktem Monismus, wei-ter dem ursprünglichen Monotheismus der Veden. ,,Wirsind wie Gott", lehrte Ramanuja, ,,doch gleichzeitig sindwir auch verschieden von Ihm." Vielen Anhängern Shanka-ras erschien es, als betonte Ramanuja mehr die Gleichheitals den Unterschied, und so konnte sein Predigen Früchtetragen, obwohl die damalige Gesellschaft stark von Shanka-ras Lehren geprägt war.

arnanujas Lehrcrr sind eincArt Dlimmerung dcs wah-rer-r vishnuitischcn siddhnrrln

(Scl'rl ussfolgerr-rng). Weder Iluddhanoch Shankara kommt cler Wal'rrheitso ntrhc wie Ramanuja, clenn dieseranerkannte letztlich den Untcrschieclzwischen dem Lcbcwesen und Cott.Währcnd Shankara diesen UnLcr-schiecl ablehnte, cntdeckte Ramanuja ihn Es war Madhva, der noc}reincn Schritt wciter ging, irrdem erden Unterschicd zwischcrr lrns uncl

Gott betontc.Etwa einhr.rndert Jahrc nach der

Ze it Rtimanujas predigtc MadhvaOz39-r3t) scirrc Doktrin clcs Dvaita,in dcr das dualistische Wcscn derRealität deutlich zr-rtage tritt - es gibl

Gott urrd es gibt das Lebewcst'n, undzwischcn ihnen gibt es nie cinc Ein-heit. Dic philosophische LitcraLurIndiens befasst sich größtcrr teilsmit eincr Gegcr-ri.iberstellung vonMadhvas Schulc des reincn Dualis-mus, Ramanujas cingeschri nktemMonismus und dur monistischenSchule Shanka ras. Madhvacharyavertrat eine kompromisslosc Ansichl.lir rvollte nichts von einer Ahrrlich-keit Gottes und dcr begrenztc'n Seele

r,visscrr Sein Vishnuismus ist nochheutc cine laute Stimme dcs Protestsgegcrr clen Atheismus Budcllras undden Monismus Shankaras.

Wir fassen noch einmal rLrsdm-men: Shankara vt'rncinte d<'n Untcr-schied zwischerr Gotl unr'l rlcm Lcber-

Romonuja

(totZ tryZ)

weseu; Ramanuja crkannte ilrn, urrcl

Madhva betorrte ihn Das llrscl-rei-

nen Shri Chaitanyas, so sagcn die

Gaudiya-Vaishrtavas, leiLcte die

letztc Phase dcr Wiederl-rcrstcllur-rg

der veclischcn Philosophic ein: Shri

Chaitanya br.rchte die EinheiL urrd

den Unterschicd von Gott und dern

Lebcwesen mitc'inandcr irt Ein-

klarrg. Seine Lehre ist als Achintya-bhcdabhedatattva bekann t,,,das

unbcgreifl iche gleichzei tigc Eins-

und Verschied<'usein votr Gott nncl

den Lcbewesen". QualiLativ sind wircins mit Gott, so lehfte Shri Chai-tanya, aber nichL quantitativ Zra"i-

schen einem Troplen Wasser ttncl

dem ges.rmtcrt Mccr gilrt es, rein

chemisch gesehen, kcitren Unter-

schied. Das Mcer ist.iedoch unencl-

lich gröI3er als cler TropfenGleichermaßen isL Gott der

Urquell aller Füllc und Pracht. Seinc

Schönheit, Scin Re ichturn, Sein

Shri Choitago

A+86-tiss)

Modhw(t4g-t3rg)

Ruhrn, Sein Wisscrt, Seine Kraft undSeine Entsagung l<ennen keiue Cren-

zen Als Teil Gottcs besitzt auch

das Lebewesen clicse Eigenscl'rafterr,

jedoch in winzigem Ausmaß. Das

ist dcr Unterschied zwischcrr Gott

und urrs. Aufgrund seiner uttte rge-

ordnctcn Stelltrrtg ist das l-clrcwe-

sen daz,u bestimrrt, dem TIöchsten

zu dicncn. Das war auch dic Aus-

sage dcr trrsprürrglichen Lclrrcrl der

Vedcn, die durcl-r c.ine lar-rgc Kette

vorr C)llcrrbarttllS( ll - artgc[,trtgen

von Vyasa, über Buddha, Shankara,

Rarn.rnuja und Madhva bis hin zu

Shri Clraitanya Mahaprabl.rr-r all-

mähl ich lvieder c:in5icfüh rt wurden

Es gab noch vielc' anderc grof3e achn-

ryns, wie zurn Bcispiel Ninrbarka,Vallabha und Vishnusvami, aber

die oben genanntcn sechs Lehrer

sind für ein Vcrstär-rdnis der Iristori-

schen llntfalttrng cles veclischen Wis-

serls äm wichtigstcn. Diese Entr,vick-

lung beflügelte dcn Vishnr-tismus dcs

Süder-rs und enr,cckte die rcichc Tra-

dition des Norclcns zu ueucm Leben.

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FRÜHGESCHIcHTE DES VISHNUISMUS

Page 19: vedisches-lexikon.pdf

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Page 20: vedisches-lexikon.pdf

Brahman-Erken n trr is nicht hinarrsgel;rngt'n können l)urch die Austibuncvotl qyiltn-l/ogo k'i 1 traditionclllrPfacl <lcs Intellekts) l<ann man umlassenck' Erkcnntnis tlcs Brahntans unclclarnit rlcr Er.vigkcit (.snl) erreir.hcr.rDie rncisten gängigcn Arten clcs ),ogalülrrt n irn tdt.,rll,rll ztr dicscr spiri-tr,rc'l It'n llcwusstst'i nscbcne. A n htin-gcr rli<'ses Pfads nCtrnt marn l\yftiloyorTis lhre Suche nach dcr Walrrheitbringt sie z-ur pers<inlicl'rcn Ausstrah-lrrng Cottes, clcrn brilnroj1,oli, irr clas

sic nach dem Torlc eingchcn kiinnen.Doch so manchcr ist schon in tlicsemBestn'[rcn gescht itcrt, clenn clic wcite

Lt'crt- der Urr pcrsönlicl'rkci t r-urd

Ervigkcit erwc<.kt das Verlangert nacl.r

pcrsö nlichen llczieh u ngcn. Cyana-

lrrris können also auclr r.r,iccler gcbo-rt'n r,r,crden uncl so e irc Mtiglichkcitcrhaltcn, derr spiritucllen I)ltrcl errrcuta rrlzu nehmen.

PARAInATTnÄ

it't gyuuu-yogi kann sich znrnächstt'n Stufe clcr Erkennt-nis t'rlrcLren uncl t'ir.r nsltntgr

l,ogi r.r,erden, inclcm er clt-n achtstrligcrr Yoga-Pf,rrl bcschreitct, wic e'r

in Patarrjalis Yoqo sulras nicclcrgclegl

ist. Wcnn einem solchen Yogi Irlolgbeschicden ist, erkt'nnt er dic lokali-sicrtc'lirrm Gottes, clic sich in jcclcm

IIerzc'n und auch irr jcdem Atombefintlt'1. l)iese Forrn des Herrrr yrircl

Paramatma genilnnt, die Uberscclc.Solchc Ilrkcnntnis go,r,ährt nicht ntrrUnsterblichkci[, sonclern a uclr <lic

Essenz spiritucllcn Wissens (rLil)

Dic Vaishna v.nuh aryns erklii rcndic Stcllung des Pararnatma fblgcrr-dcrrrolSr'n: So wit' siclr die Sonrrcin u nziihligerr Juwclcrr reflekticrt,kanrr auch der Herr als vielgcstaltigerscht'incn, obwohl Ir Ietz-tlich cinsist uncl ir.r cler spirittrellcn \,Vclt (in

Seincr u rsprünglichcn Form)existicrl

llinc Gclahr arrI rlicscm Placl ist

die f?ilsch I iche lclerr tifizicru ng rlcrindivi<lr.reilen Seclc rnit der Ubcr-scclc (l).rramatma) Zum Verstlirrcirrisdicst-s Sachverhalts gcben clic vccli-schc'n Schriften dir' [olpende Arralo-gic: l)ic LJberseelc trrrcl die inclividu-ellc Scclc gleichen zwci Vöselrr, clit-

auI t'incrn Baunr sitzcr.r. Die inclivi-duelle Sce le gcnicßt clie Frürlrtc des

lJattmc's, lr'ährcncl clie Ubersc'clc ihr

Paromotno,

der Har im Her4n

zrrschalrt und clarauI r.varlet, class

dtrs l-cbeweseu clas Trachten rrach

vergtinglicherr Irrcr.rden aufgibt. Das

karrrr zwar l,ielc I-cben d.llr('nr; abe rwcrrrr sich d.is [,cbcwesen schlicß-lich clcr Uberst'clc in Liebe r.rrrd Hin-galrt' zuwendt't, bietet clie Ubcrseelellrrt' Hilfe an urrtl flilrrt es zu cinernrci ncrr Gottgt'rvci lrten, dcr Ilhagavan-Erkcnntnis crr<'icht hat IIicr lreginntclic hrichste Stulc des Gottcsbcwusst-scilts

BtlIAGAVÄNr,

hagnvnn ist das Sanskritrt'ortfür,,Goll". \Vörtliclr lrederr

lcl bltngrvan,,dcr Urqtrellallcr lle rrlichlccit". Die Wciscrr cles

Ost<'rrs unlerst'l-rciden zn,isclren sechs

gruncllcgcndcrr Arten dcr llcrrlichkcit: Kr.rft, Scl-r<inhcit, Re ichtr,rrrr,

Ruhm, Wissen urrcl Entstigurrg Nurclcr I löclrste Tlcrr besitzt clicsc Eisen-schaftcn irr vollcrn Ausmaß lcmancl,dt'r Thn in VollkornmcnhciI verehrt,ern'ich t die llo,r,usstseinsstr-r[i' vonljr,r,i8l<cil urrd Wisst-n - wic lrei dcrErkcrrrrtnis von lJr.rhmarr un(l Pdram-atrna - uncl crrtwickelt clariibcr hin-aus cin starkc's lirnpfinclen transzen-rlcrr{aler Seligl<cit (tunnda) Äu I demPLrcl der Bhagavarr-Erkenntrris eröff:nct sich clenr D<'votee

cinc persönl icht', vertrtin-licht' Bcz-iel-rung zr-r Co1l,

clic lctztlich ir-r ticlc I-icbcmünclct. Nacl-r cJcr Lchrcdcs Vishnr-rismrrs bildctalso Bhagavan-llrkcnnt-nis clic Vollkonr rnenhci t

votl l1yant- un<l nshkuryu-

yogrr, j.r von allcrn spirittrcl lcn Trachten

Bhagouon K, ishno, die Höchste

Persönlichkeit Gottes

KTCn der indischen Theologie hatott drei Aspekte: Brahman,

ii;:.iarr-rai;:tr und Bhagavan _. Sein unpersönliches Wesen,Sein alldurchdringendes \ /esen und Sein Wesen als diehöchste Person. Die drei vorrangigen Attribute Gottes - sat(Sein, Ewigkeit), chit (allumfassendes Wissen) und ananda(unbegrenzte Glückseligkeit) - werden stufenweise in derErkenntnis dieser drei Aspekte offenbart: sat auf der Stufeder Brahman-Erkenntnis, saf ur'd chit auf der Stufe derParamatma-Erkenntnis, und sat, chit und ananda avf derStufe der Bhagavan-Erkenntnis. Bhagavan-Erkenntnis be-inhaltet somit die Schau aller Eigenschaften Gottes.:*'li \ {"1 ?11 :\"i'R Dos,,nhpr:;inti,h,B,"h^"^

ic Bralr rna rr-Erkennl-Iris (das VcrstehcnCotlcs als cine .rll-

dr-r rc hclringerrclc Kraft) ist ci nt'fr-r ncla rnentalc Gol lr'sscha rr.

Dit'st' 5it lrtrr r.ist' sprit ht spiri-tr,rcll gcneigtc Empiriker an, clit'allcrclings übcr cinc parlicllc

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Das u npersönlithe Brahnon

FORMEN GoTTES

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Page 21: vedisches-lexikon.pdf

Um die drei Stufen der Gotteserkenntnis greifbarer zumachen, haben moderne Vaishnava-Kommentatoren dasfolgende treffende Gleichnis gegeben: Drei einfacheDorfbewohner begeben sich unter der Führung des

Dorfältesten auf einen Bahnhof und warten dort gespanntauf die Ankunft des Zuges. Die drei haben noch nie einenZuggesehen. Als sich der Zugausder Ferne nähert, erblickteiner der Dorfbewohner den Scheinwerfer und fragt: ,,Wasist das Licht da hinten?" Der Alte antwortet: ,,Das ist derZug." In d", Üb"rz"r.rgnng, den Zug geseher- z! haben,verlässt der erste Dörfler zufriedenden Bahnhof.

Dorlbervohners steht llir die höchsteStufe der Gotteserkenntnis (Bhaga-

van), auf der man dem HöchstenHerrn, Krishna, persönlich begegnet

und eine Beziehung mit Ihm eingeht.Aus Sicht der Vaishnavas sind

Linlis' der

unpeßönliche AsPekt

Rechts, Shri Krkhna, die

Höchste Pe r s ö n I i.hketl

Goltes, inuller Procht

diese drei Erkenntnisse verschiedeneFacetten ein und derselben absolu-ten Wahrheit, und sie alle haben ihreGültigkeit. Man erkennt dle verschie-denen Aspekte Gottes entsprechendseinem spirituellen Fortschritt. Vaish-nava-Lehrer empfehlen die Medita-tion über die umfassendsle Wahrheit:den Bhagavan-Aspekt. Die anderenPfade sind vorbereitende Stufen, dieallmählich zu diesem Punkt hinflih-ren. Unter der Anleitung eines fort-geschrittenen Vaishnavas kann manjedoch unverzüglich den Pfad derBhagavan-Erkenntnis beschreitenund somit die Stufen von Brahmanund Paramatma hintersich lassen.

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hat die Ke tte der Waggons gesehen,die von dcr Lok gezogen werden -die Form, die sich hinter dem Schein-werfer verbirgt. Auch er ist nun über-zeugt, alles gesehen zu haben, undgeht von dannen.

Der Dritte jedoch wartet geduldig,bis der Zug hält, und so bekommter auch noch den Lokfuhrer und diePassagiere zu sehen.

Als die drei zu ihrem Dorf zurück-kommen, unterhalten sie sich überdas, was sie gesehen haben. Obwohljeder von ihnen unbestreitbar den-selben Zug gesehen hat, unterschei-den sich ihre Beschreibungen starkvoneinander, denn sie alle hatteneinen anderen Blickwinkel. Der dritteDorfliewohner hat zweifellos einevollständigere Erfahrung gemacht als

die anderen zwei. Es gelingt ihm, die

beiden anderen von seiner Versionzu überzeugen, denn er kann alles,

was seine Kameraden gesehen haben,auf vollkommene Weise beschreiben,und noch mehr.

Das helle Licht des Scheinwerferssteht in diesem Gleichnis für dengleißenden unpersönlichen Aspektdes Herrn (llrahman). Das Licht mitseinem bereits konkreteren Anhangsymbolisiert eine göttliche Substanz,eine Persönlichkeit, die das gesamteDasein durchdringt (Paramatma).

Und die Wahrnehmung des dritten

FORMEN GoTTES

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Page 25: vedisches-lexikon.pdf

ArrATAR,Die wohl undGestalt unter den Vishnu-auatars ist die Nrisimhadevas,des ,,Menschlöwen". Seine Geschichte ist nicht minderaufregend als Sein Aussehen.

gcncn Zeitalter, als

die Lr'lrt'r'vcsen einturglaublich l'rohes

Alter crla rrgten, lebteein lyra rr n ischer

I(rinig narncnsI lira u1,a kashipu,

cler si< lr rviinsc hte,

trnstcrlrlich zu

scin Urn clicses

Zicl zu crreichen,übtc' cr fiir nrchrals 56 ooo Jahrc Ent

sagLrrg ar-rs, in dcrHoffnrrrrg, clie Göt-ter würulc'n ihrn errigesLeben gcwiil'rren.

Schlit'ßlit h erschien clcrIlalbgott IJral'rma vor Hirurrya-kashipu urrcl teilte ihm rnit, class

er selbst, llrahrna, zwar Millioncnvorr Jahrt'n lebe, aber arn Enclc clen-noch stcrlrerr rnüssc. Wie also sollc crirgcncljcmand andcrs cwigcs Leben

cincr tlcn Menschcn [rckalrrrtcn W.rffr'. Auf3crclcrl so[[ ich

vveder auf clcrrr l-arrcl rrocl.r

auf dem Wosscr noch ir.r

der Luft gcLött't werdenkönnen, wccl<'r clrinncr.tnoch drar,rßt'rr, weclcrarn Tapc rroch in derNacht." Als I I ira ny.a-

kashiptr dicsc Scg-

nun€len von llrahnracrlangt hattc, war cr

sich sicher, cl,rss crBrahma übcrlistt't l'ratte

r.rnd auf diese Wcisc dochtrnstt'rblir h geworrlt'n war

Das einzigc Problcrnf ür I Iiranl,aft65hipt-t war ttrtt.t

rrotlr scin Spross Pral-rlatla, derfrömrnstc seiner vier Söhrrc' I Iirtrnva-kashipr.r licbte Prahlada, abt'r erkonrrlc clcssen Hang zur VcrchnurgVishntrs nit lrl eflr,rgerr. Sog.rr sei-

nen Klasscnkamcraden irr clcr Schuleerzäl'rItc Pral'rlada über hilrgcLru ngs

vollc I-icbc. Als Hiranya-kosl'riprr ihn einmtrl claraufh in crmahnte, elr tgcg,nclcl)rahlada, die Menschcn solltcn sich mehr ftir Cott intert ssiererr als [ür ilrrt' malc-ria listiscl-ren Bcstrebrrngcrr

Diese,,\u ßcruns brachtc Hi rar-rvakash ipu, denärgsterr .rllcr Atlreisten, in Ragc Scine Liebc zu Pra-

hlada lr,.rr-r<lcltc sich auf der Stcllc zr-r Hass, urrtl erversuchlc rrtrrr, ihn auf vcrschieclcrre Arte n tötenzu lasscn T)och bei all diescn Ge lcgenhcitt-n r.,vurcle

Prahlada clurclr einen götllichcn Eingrifl gcrettet.Vor;\rgcr Liber clie \rercitlung scincr Pläne

beschloss I liranyakashiptr, Prahlacla mit eigener-r

Här-rderr zrr ltitcn. Zr-rvor stellte cr ihm iedoch eineeinlache Fragc: ,,Wie ist es clir gclungen, den l\4ord-anschlägen zu r-ntkommen? Wol'rcr kommt deirrcr-r n c rk I ärlichc S tii rkc?" Prahltrcla a n I r,\,ortete, dass all cs

nach clem Willcn des Herrn gcsthche rmd dass clic

Quelle seincr Kralt nichts (rnclcrcs sci als clie Qucllcaller Kraft - Gott.

Ntrn kanntc lliranyakashipus Zorn kcirre Grenzenmehr Er v('rl(ngte, clen Gott, der scincrr Sohn so

sehr bcsch.illigte, encllich zu selrcr.r: ,,\A/o ist dieserGott, von clcrn cltr immcr sprichst?" [)rah]ada entgegnctc,der Hcrr sci alltlr.rrchclringScncl. ,,Wt'rrrr Er rvirklich ülrcrallist", entft-rhr cs clern wütcnclerr IIirarrl,akashipu, ,,ntrrr.rmclann nicht in clieser Säule?" Dabci wies er mit se inerrrSchwert auI cilrc rnassive Ste insiiulc, die in clcr Ntihcstancl. Zurr Nar hclruck schlr.rq cr lr-rit tlcr Farrst gcgcndie Säulc, <lot h zrr seinem Enlst'tzcrr barst clic Süule rnitlautem Krat lrt'n entzwei, uncl hcrvor trat clic gcwaltigt'Gestdlt N ris i m h adcvas, cles gir t t I i cht' rr Me nsch I ör,r'en,

Für eirrc Wcile liel3 sich Shri Nrisirnha Hiranyaka-shipus ar-rssichtslose Versnchc, nrit lhnr zr: kämpfen,gefallcn, cloclr <larrn packte lir clcn orrrraßenden Herr-sche r, lcgte ihn auI St-inen Schof3 und riss ihm clie Ein-gewciclc aus rlcrn Lcib. So erft)slc Nrisimhacleva dic lirrlcrni'rhclos vo n <lt'r Ty ra n nenherrscl'ra lt T Ii ranyakash i pus,

wobci Er sogar noch alle Segnr-rngcn, clie dieser vonl3rahma erhaI[cn hattc, respekticrtc: [ [irtrnvakashipuwurclc lr'eclcr vorr cinem Merrsclrcn lro< h von eincmTier getötct, sonclenr vom Hörhstt'rr Ilerrlr selbst, einerrriVlenscl'rlörrycn l:r wnrde auf rlcrn Schofi dcs Hcrrrr geLi)-

Let r,vedcr auf clem Lande noch ir.r tler Lul't Er rt,urdtirr cler Iingarrgslralle des P.rlasls gcti)tct - r.r,cdcr drin-nen noch clrau[3r'n. ]rr r,r'urdc irr rlt'r Drirnrncrung ge tiitct- r,r.eder arr 'l'ugc noch in clcr Ntrcht; tLncl e r wurdc nirhIvon einer lValfc gettitet, dic dcn N4<'nschcn bckanntwar, sonclem von dcn transzenclcrrtalen Klauen clcs

Hcrrn

Obe n, H io nlak o sh ip u gre iJi

Shri Nrisimhodem on

C eten übe rl iesen d e Sei le' Al s d e r Sch ö pfergott

Brohmo auf Hironlokoshipus Körper, der ein

Fro{ uon Insekten geroot tlen uor, l4losserspren

kelte, erhob sich det Ddnon mit Jrischen Krafen

und gestöhllen Clierlet n

Urten' 5lrr-Nrn,mlutloo lörel den Dömon

Hira2lokoshipu.

or vielcn Taust'rrrlcrt vor.r iclr wcrlcr von Mensch noch -l-it'r

Jtrhren, in einemIlingst vergan-

gc(ritct wcrdcn kann norh vorr

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gewiihrcrr krjnnen?l)araul [r.rt ihn

H i r,rrry,rl<,rshipt r I isl ig:

,,Wc-nrr ich schon nicl'rIunslcrlrlic[-r werclcnk,rrrrr, tl,rrrn rrfülle rnirbittc rlcn Wunsch, dass

FoRMEN CorrES

Page 26: vedisches-lexikon.pdf

Obwohl die indische Gesellschaft im Allgemeinen als patri-archalisch gilt, ist in ihr auch der Shaktismus, der Göt-tinnenkult, tief verwurzelt. Bereits in den alten Veden wer-den Göttinnen wie lJshas, Vak, Ratri, Aditi, Sarasvati undPrithivi beschrieben. Im Laufe der Geschichte des ,,Hin-duismus" wurden dann Göttinnen wie Parvati, Tara, Chin-namasta, die Mahavidyas und die Matrikas immer belieb-ter. Diese Strömungen weiblichen Kults mündeten in dieVerehrung einer Hauptgöttin, genannt Mahadevi oderauch Durga, Kali, lJma usw., je nach ihren verschiedenenFormen und dem Land, in dem sie verehrt wird. Sie ist diegöttliche shabti (Energie) des Universums.

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bunden Durch ihrt Hingtbe und ihren

Dienst nn Ktishna rvird sie zttr VermiilIe

rin seiner Gnadt (prasada, anugraha)und seiner Bamtherzigkeil (kripa). Sie isl

die persontf'uierte Liebe z:u Krislmt und d.er

Hauptkanal, durch den er seine Liebe zu

seinen Geweihten sendet Deshalb vird sitselbst zunr Objekt der Verehnmg. \Yie

Krishna im Brahma-vaivarta PuranaerklärL, gewährt er nur jarumd.em moksha[Erlösung], der Radha rchtet Er sagt sogar,

dass die Verehrung Rtdhas ilttn meln-

Freud.e berelle als seine eigene "'

Annretkungcn

t C Macken4ie Brown',,The Theolog of Rodha in the

Puronos'1 in, The Divine Consort: Radhaand the Goddesses of India, Houlg und

W"lJf (Hreg.), Be,kelg Re/gious Studies Series

1982, S. 69.

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us Sicht der Vaishnavas lässtdie Existenz dieser göttlichenweiblichen Energie (shakti)

auf einen göttlichen Energieursprung(shaktiman) schließen. Die Göttin hatalso ein männliches Gegenstück. Sitaist mit Rama verbunden; Lakshmigehört zu Narayana; Radha hat IhrenKrishna. So wie Krishna die Quellealler Formen Gottes ist, ist ShriRadha, Seine Gefährtin, die Quelle

aller weiblichen Formen kosmischerEnergie ßhaktis). Sie ist also die ur-sprüngliche Göttin.

Man kann den Vishnuismus als

eine Art Shaktismus betrachten, beider die purza-shakti, die umfassendsteForm göttlicher weiblicher Energie,

als vorherrschender Aspekt der Gott-heit verehrt wird, da sie in mancherHinsicht sogar den männlichen Gottübertrifft. Zum Beispiel gilt bei den

Ratlho, die Urgöttin, und Krishno

Shrivaishnavas Lakshmi (eine

der ersten ErweiterungenRadhas) als die göttliche Ver-mittlerin, ohne die niemandZugang zu Narayana findet. Undin der Gaudiya-Tradition ist diehöchste Gottheit eigentlich Radha,denn es heißt, dass Sie Krishnadurch Ihre Liebe beherrscht.

Uber die Oberhoheit der Urgöttinschreibt C Nlackenzie Brorvn, Pro-fessor für Religionswisser-rschaft undVorsitzender des Asien-Instituts ander Trinity Universitr,:

,,Rttllus . Rtrlle isf eng nril ihru SteL

Iung tls Kishnas Lieblingsf'reundin ver-

Durga, die

ursprüngliche

Cöttin der

materiellen

Welt

FoRMEN GoTTES

Page 27: vedisches-lexikon.pdf

Rulhas Name ßt d.er gröfte Schalz. Krishnaspiell diesen Namen auJ Seirer Flöte untlerinnert sich ständig an ihn Sie ist dsFaden in jedem Gewehe, ist jed.es Yanlra,jerles Mtntra, jeder Veda, jn jedts Tantra.

Kannte atrch Slwkadevn tlit:ses gröfteGeheimnis, so Ii$ cr es doch im Vtrltorg'nen

ruhn. Krishna selbst kornmt hinab, es zu

erkrnrden; dennoch: seine TieJe entzog sich

nuth Ihrn

n der traditionellen Vaishnava-Literatur wird l(rishna mit derSonne verglichen uncl Radha

mit dem Sonnenschcin. Bcide existieren gleichzeitig, doch cines kommtvom anderett Dcnnoth wäre es

falsch zu sagen, dic Sonne käme vomSonnenschein. Und was noch wichti-ger ist - die Sonnc verlöre ohne denSonnenschein, ohne Ijitz-e und Lichtihrc Bedeutung Andersherum könn-tcn Hitze und Licht ohne die Sonner-richt existieren. Folglich kann manr on cirrer Kocrislerrz der Sonneund des Sonnenscheins sprechen,wobci drc ExisLenz beider voneinan-dcr abhängig ist Man kann sagen,

sie sind bcidc eins und doch von-einancler vcrschieclen.

Verkörperung von Schönhe itl:nd rasa,

Inbegriff von Seligkeit und Mitgefuhl,Vollendung aller Anmut und allen Glanzes,

Juwel aller Schläue, graziös in der Liebe:Möge mein Geist Zufluchtnehmen zu Radha,Dem Inbegriff aller Vollendung.

Hairom Vvas

P rabodhananda S arastati

Genauso ist auch die Beziehungzwischen Radha und Krishna durchgleichzeitige Einheit und Verschie-denheit gekennzeichnet Im Kernsind Sie ein einziges Wesen - Gott,der zum Zwecke des persönlichenAustatrschs in zwei getrennten Indi-viduen erscheint. Mit den Wortendcr Tradition: ,,Shri Krishna betörtdie Welt, doch Shri Radha betörtsclbst Krishna. Deshalb ist Sie diehöchste aller Cöttinnen. Shri Raclha

ist die alluml'assende Energie, undKrishna ist clcr Besitzer allumfassen-der Energie. Dass beide nicht ve r-schieden voneinander sind, wirclvon den offenbarten Schril'tcn bcstii-ligl Sie sind in der lal eins. so wicMoschus und sein Duft untrcnlrbarmiteinander verbunden sind oclerwie Feuer und Hitze einc Einheil bil-den. Radha uncl Krishna sincl also

,,Shri Krishna betört dieWelt, doch Shri Radhabetört selbst Krishna.Deshalb ist Sie diehöchste aller Göttinnen, "Chaitanya charitamrita, Adi-lila 1.95

eins, obr.l'ohl Sie verschiecicnc For-

men dngenummen habcn, um cincBeziehung zu genießen. - Darinbesteht Ihre geheimnisvolle lila" (Shri

Chdtanya chnrilanrila, Atli IiIn 4.95 9ü.Um die Iireude lhrer Liebesbe-

zichung zu stcigcrn, erweitert sichRadlra in dic z,rhlrcit hen gopis vonBraj. In dcn l'rühen Vaishnava-Schriften, wic dcm Haivnmshn ttndden ältcrcn Puranas, werclen dieindividuellen gopis nicht nament-lich gcnannt, sondcrn treten nurals Gruppc auf. Es hcißt dort, dass

Krishna sich m.it vielen Hirtenmädchen auf einmal traf. Doch im ßha

govatoflt kann man beobachten, dass

eine bestimmte gopi unter den ande-ren herausragt, insbesondere in derEpisode des rasa Tanzes Shukadeva,der Sprer her des llhagovnl. verrätzwar nicht ihren Narncn, abe r dieGaudiya Tradition erklärL, dass diesegopi Radha isl (wörtlit h,,diclcnigc.die Krishna am meisten crfrcut") Sie

und die anderen gopis wcrdcn im

N arndiy a, Padn ra rrncl Brahrna-vnivarto

Prrarra sowie in späteren Schriltcneingehend beschrieben. Radhas Stellung in der Vaishnava-Geschichtewurde jedoch erst im zwölften nach-christlichen Jahrhundert umfassendoffenbart, als Iayadeva Gosvami undNimbarkacharya in ihren Gedichtenüber Sie schrieben In den Werkender sechs Gosvamis von Vrindavangibt es eine Fülle an Informationen

über die gopis, insbesondere überRadha

In seinem Stntavali (r5 r-ro)bcschreibt Raghunalh Das

Cosv.rmi, rlcr große mysli-schc Poct unter den sechs

Gosvamis von Vrindavan, Radha so, als stündeSie direkt vor ihm: ,,Radhabringt mit Ihrem Liebreizselhsl Lakshmi [die Clüt ks

göttinJ zur Verzweiflung.Radhas seidenes Untergewand ist Ihre Bescheiden-heit. Ihr Körpcr ist clcgantverziert mit dcm SalranIhrer Schönheit und dcmMost hus glühcndcn shrirr-

gara rasas lsinnlichcr I-iebe] IhreSchmuckstückc sind aus neun kost-baren Juwclcn gclcrtigt: Ihrem Zit-tern, Ihren Tränen, Ihrem Erbeben,Ihrer Erstarrung, Ihrem Schweiß,lhrem Slammeln, lhrem Errölen,Ihrer Tollheit und lhrer Verzückung.Ihre Girlande besteht aus den Blumen einer erlesenen Auswahl ästhetischer Eigenschaften, und Ihr Gewandist mit dem reinen, köstlichcn P.rr-

ftim Ihrer beispiclhaltcn Tuger-rden

besprengt. Ihre Lippcrr sind gerö-tet vun dem BctelblatI lhrcr intensi-ven Zuneigung, und die Tückc IhrerLiebe ist ]hr Mascara Thre Ohrcnsind erviglich von glorreichcnRingen vcrz-iert - dem Klang vonKrishnas Namen "

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FoRMEN CorrES

Page 28: vedisches-lexikon.pdf

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DI,C HTRTCNInADCI1CN\rON BRAJ

,,Die Energien fGefährtinnen] des Höchsten Herrnsind von dreierlei Art: die Lakshmis aus Vaikuntha, dieKöniginnen in Dvaraka und die gopis in Vrindavan. Diegopis sind die Besten von allen, denn ihnen ist es vergönnt,Shri Krishna, dem urersten Herrn und Sohn des Königsvon Braj, persönlich zu dienen."

Chaitanya - charitamrita, Adi-lila 1.7 9 80

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on allen gopis ist Shri Radhadie herausragendsle, da Sie

Krishna mit Ihrem bloßenBlick erfreuen kann Sic hat jedochdas Gefuhl, dass Ihre Liebe zuKrishna sich jederzeit zu noch grö-ßerer Höhe aufschwingen kann. Des-

halb erra,'eitert Sie sich in die zahlrei-chen gopis von Braj, um so KrishnasWunsch nach rasa (Beziehungen) bes-ser erflillen zu können-

Die gopis gelten als der kavya vyuha

Shri Radhas. Für diesen Ausdruckgibt es

keine direkte deutsche Ubersetzung,aber er lässt sich wie folgt erklären:Wenn eine Person gleichzeitig inmehr als einem Körper existierenkönnte, so könnte man diese Körperals kavya (,Körper'') vyuha (,,Vielfalt

von") bezeichnen. Mit anderen Wor-ten, diese Körperformen sind alle einund dieselbe Person, nehmen abereine unterschiedliche Position inRaum und Zei[ ein und haben unter-schiedliche Charaktere und Emotio-nen Da Radhas und Krishnas alleini-ges Ziel in Ihrer gegenseitigen Liebebesteht, existieren die gopis, um dieseLiebe zu fördern.

Die gopis sind in fünf Gruppenunterteilt, von denen die

wichtigste die der parama-

preshtha-s akhis (die achtHaupt,gopis) ist. Die gopis

dieser Gruppe heißenLälita, vishakhä, chi-

I oul derVoi'hno,o-ScÄrrf BhaJ<ti

ratnakara liebten die gopis KrrÄno

so sehr, doss sie ihrc Körper 7ur Form

eines Elefantenwreinten und lhm

gestotteten, oufihnen 4u rciten, um

Seinen Lotosfü$en die Berührung mit

den hei$en Sand in Bnj zu ersparen.

ckelt man allmählich prem4 Liebe zu

Krishna.Die Tradition sieht diä Liebe der

gopis eindeutig als transzenden-tale Liebe höchsten Ranges an undweist j egliche Anschuldigungenweltlicher Liebe zurück, wobei eine

klare Unterscheidung zwischen Lust

tra, Indulekha, Champakalata, Tun-gavidya, Rangadevi und Sudevi. Imesoterischen Schrifttum der Vaish-navas findet man viele Einzelhei-ten über ihr Leben und ihren Dienst,

wie zum Beispiel die Namen ihrerEltern und Gemahle, ihre Haut-farbe, ihr Alter, ihr Geburtsdatum,ihre CemülsstimmunS, ihr inneres

Wesen, ihre Lieblingsmelodie, ihreMusikinstrumente und ihre engs-

ten Freundinnen. Diese Elementebilden d jc Crundlage eincr innerenMeditation (sadhana), die den Devo-tee zum spirituellen Reich erhebensoll. Durch solche Meditation entwi-

und Liebe getrof-fen wird Die Liebe

der gopis ist theo-logisch untermau-ert und stellt diehöchste Entwick-lungsstufe spiritu-ellen Bewusstseins

dar, ähnlich wiedie ,,Braut Christi"in der christlichenTradition oder die

,,Göttin" in der kabbalistischen Mys-tik. Gopi-Liebe ist die reinste Liebe,

die eine Seele flir ihren göttlichenUrsprung haben kann. Die einzigeAhnüchkeit, die diese Liebe mit welt-licher Lust hat, ist rein äußerlich.

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DIC "fLANZC

DCR HI,NOABCIm allumfassenden theistischen Lehrgebäude des Vishnuismus haben sowohl apersonalistische, pantheistische,panentheistische wie auch monotheistische Vorstellungenihren Raum. Auch animistische Auffassungen trifft mandort an; so wird zum Beispiel Phänomenen der Natur eine

inhärente Gottlichkeit zugesprochen. Die Grundlage sol-cher Denkbilder ist die Bhagauad gita, wo Krishna sichselbst als den ursprünglichen Duft der Erde beschreibt, als

das Licht der Sonne und des Mondes, den bluhenden Früh-ling, den reinen Geschmack des Wassers, usw. In der Tat,das gesamte All gilt als die ,,kosmische Gestalt" Krishnas.

as rvolrl volkstiinrlit hste rlevi, cinc pflanzlit lrc Gest.rlt VrinclaI3cispicl fiir solr lrc Vcrki)r r]crris, rlt'r Collin <lcs l\Ialclcs vonpcrungcir Krishrras irn

Rci< h cler Natur ist Gov.rrrllrnn,eiu lclsigcs [[iigcllancl, cl.rs

einsl iron eint'nr stolzcn l]<'rg crlr,rllt'rr rnögt'n Ihregt'z-icrt r,r,urclt' I)it' l(ic-sel Lrncl Steinr' ,rn <len

LT.rl<l<'n (,ovar<lh,rns

sinti, iihnlich rvit'clic s< hwarzen Sha

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clcn \',rishrav,rs hcilig trnrl werclcn von ihnt'rrrrrit urnIangr<'it hcn Ritrralt'nnrintrziiis vcrt'lrrt l'ür clt'n

Vaishnava ist tlics cin ZcLrg-

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stclltrrg: Sic sc hrniickt clcn l\ralcl Vrintlava rrs nr i t cl u I ti'rtt lcn Bl ttnr<'ng,i rla rrcit'tr

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fiir <l<'rr TrelllrLrnkr R.rclhas Lrrrcl l(rislr-n as t'i lr<' z(rLrL)crh(l Itc Tclvl lt' zr-r gerlü h r-

lcislcn Alles - aut Ir Wc'tlt'r, lilora tttrtlFaLrna - lnlrss g( n(lLr R.r<llrtrs trncl T(rislt-

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r-rncl ihrc zahlrcit ht'n Dit'nt'rinren . ' ', -

st lr,rllt rt rlie \ rrtitttssclzrrrtgcrr litr'rlas \{olrlbehogt'n clcs giiltlir her Paars

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t TLr/t,si (Ocimunr sanctum L ) lcirörtzrrlieiclcrrItrnr/ie rre dos Borr/rcrtAr out

Krislrn.rs (,t'rlcihtc inl<,r r-

nicrt'n sich bisn,t'ilcn incxl('n)('n Objcl<lt'rr, urrr si< lr

Ihrn zLr nähcrrr l:in ßcispit'lhicrf ilr ist I Lrl,rsi I ulasi-

Vrinrlavan, konrnrl in cUesc Wclthcr,rl r,,rrrf r l,rss ilrl' 13lJl l,'r' r'i rrt rr

Platz,rn clcn I oloslilfieu l(rishrrtrs

Lila shakti, rlcr l:ncrgic rlt's TTernr,

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Page 30: vedisches-lexikon.pdf

ttALBqoTTeR

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,,Der Höchste Herr ist l(risl'ura, uncl clie TIalbgöttcr sind mitvcrschicclcncn Kräftcn ausgestattet, run die materielle Weltzu lenkcn Die Halbgötter sind feber'r,esen mit verschjcclc-

nen Graden materieller Macht Sie könncn nicmals clcm

Hiichsten llerm, cler Ntrrayana, Vishnr.r o(lcr .lLrch Krishnagenannt rvircl, gleichkommcn "

- His Divine Grace A C. Bhaktivec{anta Sr,r,ami Prabhupacla(BI mga vatl gil tr tvit sit isl I I 2, lirlärL tertr ng)

Page 31: vedisches-lexikon.pdf
Page 32: vedisches-lexikon.pdf

Shiva, der Asket im Aschekleid und der Fürst der Yogis,ist eine der meistverehrten Gottheiten Indiens. Um sei-

nen Hals trägt er eine Girlande aus Totenschädeln; in einerHand hält er eine Schlange, in der anderen einen Drei-zack. Unter den Namen Mahadeva (,,großer Gott")und Nataraja (,,Herr der Tänzer") wird Shivä (,,der

Gnädige") in heiligen Städten wie Benares angebetet, woseine Verehrer ihm ihr Leben weihen. Ein Vers aus den hei-ligen Schriften erklärt Shivas Beziehung zum Höchsten:

,,Der Ganges ist der beste aller Flüsse, Achyuta (Krishna)die höchste aller Gottheiten und Shambhu (Shiva) dergrößte Vaishnava. "

selbst. Diese Ansicht ist nicht ganzunbegründet, denn zum Beispiel

eins, denn sie alle sind avatars, ß,rwei-terungen des Höchsten zum Zweckeder Schöpfung, Erhaltung und Ver-nichtung In dieser Funktion werdensie als guna avatals bezeichnet, als

Beherrscher der Erscheinungsweisender Leidenschaft (verkörpert durchBrtrhma, dcn Schöpfer), der Tugend(verkörpert durch Vishnr.r, den

DIE HALBoöTTER

S hrimad Bh agau at am L 2, L3. 1 6

D as Xlahablnrata (Anuslnsana-ponro

r55) bestätigt ebenfalls, dass Vishnu

tionsgemäß Shivazugerechnet werden -in der Liste dereintauscnd Namen\rishnus aul Einc

solchc Gleichstel-lung Slrivas rnit

dem tIöchsten Ilerrn,Vishnu, hat in vielenclen Glauben erweckt,dass die Götter, vondenen in den vedischcnSchriften dic Rede ist,

letztlich eins seienBei genauerer Betrachtung der Schrilten

wird man iedoch feststeller-r, dass es sehr wohlauch Gründe gibt, zwischen Shiva und Vishnu zuunterscheiden Nach Aussage der Bhagavtd gitn,deren Autorität von praktisch allen Transzenden-talisten Indiens - Vaishnavas wie Shivaiten -anerkannt wird, ist Vishnu (Krishna) der urersteIlerr, dem sich sogar Shiva beugen muss. Krishnabezeichne t sicl'r selbst als den Ursprung allermateriellen und spirituellen Welten (ro.B). Arjunabestätigt cbenl'alls, dass Krishna der Höchste ist(ro.rz). Bereits im RigVerln wird Vishnus (unddamit Krishnas) Oberhoheit klar herausgestellt:

,,Die lotosfüf3e Vishnus sind das höchste Zicl allertlalbgötter Diese Lotosfüße des Ilerrn sind sostrahlend wie dic Sonne am Himmel.,, (Rig VedaSanlüta tzz zo)

In seinem Kommentar zum ShrinladBhagavalam(5 9 16) sagt Shrila Prabhupada: ,,Der Flerr erwei-lert sich in drei Formen - Vishnu, Brahma undShiva - zum Zwecke der Erhaltung, Schöpfungtrrrd Verni< hlung. Von diesen drei llauplgoilhei-tcn der Ersche inungsweisen der materiellen Naturist Vishnu der Allmächtige Obwohl Er zum Zwct ke der Erhaltung in die matcriellc Natur her-absteigt, bleibt Er von deren Gesetzen ungcbun-<lcn Die anclercn beiden, Brahma r_rnd Shiva, sinclzwar fast ebenso mächtig wie Vishnu, unterstehcnjcdoch der Herrschaft der mate riellen Energie clesllöchste n Hcrrn "

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größte Gottgeweihte, sondern Gott chen einen Gottheit

erklärt Vishnu selbst im ShimadBln und Shiva nicht verschiedengavatilnt(4z.Sd:,,Brahma, Shiva und voneinandersind, undlch sind der Urgrund der materiellen fuhrt sogar dieSchöpfung. In gewissem Sinnc sind Namen Shiva, g. . iwir eins, aber letztlich birr allein Ich Sharva, Sthanu, ^n \die Uberseele, der Ungeborene, der Ishana undZeuge allen Geschehcns." Mit ande- Rudra - dieren Worten, die drei Gottheiten sincl tradi-

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SHIVA LINGAMEine ungervöhnliche Ve rehmng Shivas istder Kult des so genanmen lingan, eines iko-nisches Bildnisses in Form von Sbivas Genita[. Die asketischen Lingayats, auch Vra-Shivas genannt, sind besonders in Südindienverbreitet. Sie tragen kleine shiua,lingams(Phallussymbole) an ihrem Körper Damitwollen sie sich an ihre eigene,,Shiva-Natur"erinnern, die nach ihrem Glauben d,rr.hstrenge Askese und Yoga,übungen erwecktwerden kann

Der shiua-lingam-Kulr har einen inre-ressanten Ursprung Eines Tages bekamShivas Gemahlin Parvati Mideid mit einerGruppe von Veisen, die in ihrer Valdbe-hausung srrenge Askese übten Sie bat Shiva,ihnen höhere Erkenntnis zu gewähren undsie von ihren Bußübungen zu erlösen Shivaaber weigerte sich, denn er war der Arsicht,die \Weisen seien noch nicht frei vot Zorn.Zum Beweis erschien er als gut aussehenderYogi in dem'{/ald und verführte die Frauender rüZeisen. Zornentbrannt griffen die lffei-sen Shiva an und kastrierten ihn Sobald siedies getan hatten, verschwand der Yogi, undder gesamte Kosmos erbebte. Da erkanntendie \Teisen ihren Fehler und baren Shiva, ermöge ihnen vergeben und die Velt verscho-nen. Shiva erklärte sich bereit, ihnen zu ver-geben, unter der Bedingung, dass die \Wei,

sen ihn von nun an in Form seines lingamverehrten

Heutige Shiva-Verehrer fertigen /ingamsmeist aus Stein, Marmor oder Metall an. Esgibt aber auch /ingams ats Sand oder Kies,und manchmal werden sogar /iryam" inForm von Ameisenhügeln verehrr Solchennatürlichen Formationen, wie etwa auchdem Amarnarh Lingam, einem nie schmel,zenden Eisgebilde, wird die höchsre Ach-tung erwlesen,

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Durga ist die Gottin der materiellen Schöpfung.Ob sie nun bei ihrem griechischen Namen (Gaia) genannt

wird, bei ihrem afrikanischen (Oshun), ihrem ägyptischen(Isis) oder einem der Hunderte anderer Namen, unterdenen sie auf der ganzenWelt bekannt ist es handelt sichimmer um die gleiche Gottin. Sie ist Mutter Erde, im Sans-

krit Bhu genannt. In der Brahma-samhita (5.43) wirderklärt, dass die materielleWelt der Schauplatz ihres Diens-tes ist. Es heißt dort weiterhin, dass es vier Ebenen der

Existenz gibt.

In dem soeben zitierten Vers wirddie Obergottheit Devi clhams mitNamen flenalrnt - Durga, eine Ciittirr,deren äußere Erschcinung sowohlfurchterregend a ls ar-rch symbolischist Oft wird sie mil zchn Armcn dar-gestellt, die zehn Artcn l<armischen

Handelns verkörpcrn. Sic rci[ct aufeinem wilden l-öwclr, dcr lür ihr Hel-dentum steht, und z-crtrampelt dabeiMahishasura - einen Büffelclämon,dcr die Laster symbolisiert, die vonihr ve rnichtet werden Durga ist dieGcm.rhlin Shivas Sie hat zr'vei Söhne,

Karttil<eya und Ganesh, rvelche Verl<örpcrr:ngen von Schönheit bzwErlolg sincl Aul3erclern hält sie inihren Hlinden einc Schlangc, ciic clen

nagenden Einfluss dcs Zahns clcr Zeitdarstellt, son.ic zwanzig vcrschiedeneWaffen - die zr.r,anziS Artcrr frommerHandlungJen, die in dcn Vcclcn zurBekärnpfurrg von Llntugcndcn e mp-fohlen werden

Durga inl<arniert sich in rnannigfa-chen Formcn Obr.r,ohl diese Formen,

DIE HALBGÖTTER

ie höchste Ebene ist Krish-nas heimatliches Ccfi ldc,rlas Ilerzstück des Cottcs-

rcichcs. Daruntcr bcfindet sich Hari-dham (V,riktrnlha) - nor h immerdic spiritucllc Wclt, aber nicht rnehr

I,anz so crh.rbcn wic Krishnas l{eichNoch wcitcr untclr licgt Mahesh-dham, der Aulentha]tsort Shivas undscincr Gen,cil.rten Schließlich gibtes dann noch Devi dham, die matc-rielle Welt, wo die Göttin (die N4ut-

ter des Universums) ihren Einflussauf die dortigen Lebewesen ausübt.Devi-dham ist in vierzehn Planctcn-s)/steme aufgeteilt Die Brnht t n-san-fiita rveil3 lrolgendes über die Göttin7-u sdScn: ,,Dic äußcre Energie Ldes

Hc-rrnJ, N'Iaya, dic vom Wcsen her eiuScl'rattcn dcr chit [Wisserrs-JEnergie ist,

wircl von allcn Menschen als Durgavcrch rt, dic crscl'raflcr-rde, erhaltendeunci vcrnichtcncle Macht dieserWelt. Ich vcrchrc dcn urersten Herrn,Govinda, nach dessen Willen Durgasich in ihrem Tun richtet "

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Page 34: vedisches-lexikon.pdf

azu schreibt Fritjof Capra in Das

Tao d.er Physik:

Maya bedeutet . nichl, dass die Welt

eine Illusion ßt, wie oJt JäIschlichervveisebehauptet wird Die lllusion liegt lediglich

in unserer Betrachtungsweise Mayt ist

die Il|usion, [unsere relalive Sichtweisel firdns Wirkliche zu hdlen, die Laudkarte mildem Land zu vent echseln."

Shrila Prabhupada definierte maya

als ,,das, was nicht ist", währendsein Lehrer, Shrila Bhaktisid-dhanta Sarasvati Thakur,sie als ,,das Messbare"definierte. Diese bei-den Definitionenscheinen wider-sprüchlich zu

sein Wie kannetwas mess-

bar sein, wasgar nicht exis-tiert?

Die Antwortlautet: Diematerielle Weltexistiert sehrwohl, ist aber ver-gänglich Sie gleichteinem Traum, der eine

Zeit lang Bestand hat, dann jedochdahinschwindet Wenn Prabhupadamaya als,,das Nichtexistente" bezeich-net, meint er damit das undauerhafteWesen der materiellen Existenz Sie

,,ist nicht", denn schon bald wird sie

sich in Schall und Rauch auflösenAuch Bhaktisiddhanta Sarasvatis

Definition mnyas bezieht sich auf diematerielle Existenz: Materielle Dingesind messbar, spirituelle hingegensind ohne Ende. Die materielle Ener-

gie ist per dcJinitionem vergänglich undbegrenzt (messbar), die spiri-

tuelle dagegen ewig undunbegrenzt (unmessbar)

Obwohl also Prabhu-pada und sein Leh-

rer bisr.r'eilenunterschiedlicheAusdrücke benut-zen und das

Thema von ver-schiedenen Sei-

ten her betrach-ten, beschreibenletztlich beide

maya auf die glei-che Weise, nämlich

als das Grundprin-zip der materiellen

Existenz.

Die Halbgöttin Nlay,a i1rr.h *utoder Durga genannt) ist die Ver-körperung der materieller-r ExistenzShaktas (ihre Verehrerl preiscn sieals die höchste Göttin, die A,,tutrer

der Schöpfung. Interessanterr,r,eisesind die Wörter ,,lVlutter" (sanskr.:

nala;lat: mater) und ,,Materie" ety-mologisch miteinander verwandt. Isbesteht also bereits ein sprachlicherZusammenhang zwischen der Göttinund der materiellen Natur.

,,Die Göttin Durga", schreibt Prabhu-pada, ,,ist die llihrende Gottheit dermateriellen Welt, welche aus mate-riellen Elementen besteht. Die Halb-götter sind als kosmische Ver-ra,ralter

fur bestimmte Aktionsbereiche dermateriellen Welt verantwortlich, undsie alle unterstehen dem Einfluss dermateriellen Energie, Maya."

Durga (Mayadevi) bedeckt die

Die ehrfurcht-gebietende Gottin

wird oft mitvielen Armen darge-

stellt. Sie reitet aufeinem wilden

Tier und beeinflusstdie Bewohner dermateriellen Welt.

Lebenesen mit ihrer mystischenKraft und ermöglicht ihnen somit,ihre lllusionen in der materiellenlVelt auszuleben trVenn sich jedochein Lebewesen wieder dem spiritu-ellen Bervusstse in zuwendet, wirdMayadevi sir h als Yogamal a zeigen,ihr eigenes spirituelles GegenstückYogamayas Aulgabe in der materiel-len Welt ist genau das Gegenteil vonMayas Aufgabe Während N,Iaya eineSituation erschafft, in der das Lebe-wescn ein illusorischcs Dasein inGottvergessenheit führen kann, sorgtYogamaya für eine Atmosphäre, inder das Lebewesen die Illusionen derWelt durchschauen und sich einervertraulichen Beziehung mit demUrgrund allen Daseins erfreuenkann

DLe rAU"SCH enDe eneRoleDie Grundbedeutung v on ma)) a. ist schlicht,, I llusion " . I-weiteren Sinne bezieht sich dieses Sanskritwort allgemeinauf die ,,materielle Existertz" . Das heißt jedoch nichtetwa, dass die gesamte materielle Existenz illusorisch sei.

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DIE HALBCÖTTER

Page 35: vedisches-lexikon.pdf

it seinem menschlichen Rumpf, seinemElefantenhaupt und

seinem runden Bauch ist er von allenIlalbgöttern wohl am leichtesten zu

erkennen llildliche Darstellung,envon ihm findet man an clen Wändenvon Tempeln, Geschäften und Woh-nungen in ganz Indien. Er wird imStehen, im Sitzen oder auch in Tän-zerpose abgebildet, wobei sein fröh-liches Elefantenantlitz stets gerade-

aus blicl<t. Als Vy.rsadevas Sekretär

schrieb er einen Teil der vedischenLiteratur niedcr, wobei ihm Vyasa

deva Vers liir Vers diktierte [olg-lich wird er manchmal mit Stift undPalmblatt dargcstcllt Ihm fehlt einStoßzahn, und auI manchen Abbildungen sieht man, wie Ganesh

e inen leil davon in einer seincrvier Hände hält. In eineranderen Hand hält er

ein Beil (parashu), dasnach Aussage eini-ger Schriften daflirbestimmt ist,,,IIlusio-nen unrl Trrlehren zu

zerhacken". Mit eirrer weiteren Handdrückt Ganesh Furchtlosigkeit undBeruhigung aus (v arada-hasta mrdra).

Außerdem hält er einen Stock (anku

sha) so wie ihn gewöhnlich Elefan-

tenbändiger tragen Dieser Stock

steht ftir Ganeshs Beharren auf guterSchulung (sadhma) und spirituellerDisziplin. Oft sieht man Ganesh miteiner Schlinge (pnshu) in der Hand,wie sie zum Abrichten wilder Tiere

benutzt wird; damit soll die Beherr-

schung von Lust und Leidenschaftangedeutet werden. Und marrch-

mal wird Ganesh auch mit Srißigkei-ten (modaka) in der IIand dargestellt,

dcnn daflir soll er eine übermäßigeVorliebe haben - was scinen wohlge-nährten Bauch erklärt.

Nach Aussage der vedischenSchriften ist Ganesh ein ,,Sohn"Shivas und Parvatis, wenn auch

nicht im herkömmli-chen Sinne In einer Ver-

sion seiner Gebr-rrts

g,eschichte kann manlesen, dass Shiva aus sei-

nem eigenen Leib cinen

Sohn ,,herworbringt" Das Kinclwächst zu einem stattlichen Knabenvon charmantem l,Vescn heran undwird schließlich ein Frauenheld. Par-vati ist von den Affären ihres Soh-nes nicht sonderlich begeistert undverflucht ihn schließlich clazu, scineSchönheit einzubüßen So bekommtGanesh clen Kopf eines Elefantenund einen dicken Bauch Ganesh istentsetzt, da das Ende seines Lieb-lingshobbys damit besiegelt schcint,Nach einiser Zeit aber findet er zlveiFrauen, die sich von seiner körperli-chen Unvollkomrnenheit nicht täu-schen lassen und seine Cemahlinnenwerdcn: Buddhi (,,Wcisheit") und Sid-dhi [,Erfolg") Im Lau[i: der Zeit wirdGanesh der Herr von Shivas GefolgeDa er sich einen Namen macht alsjemand, der Halbgörtcrn und Gottge-weihten Hindernisse aus dcm Wegeräumt und Dämonen Hindernisse inden Weg legt, wird er auch Vinayaka(,,der Bese itiger lvon Hindernissen]")und Vighneshvara (,,Herr dcr Flincler-nisse") genannt.

Nach eincr anderen, volkstüm-licheren Version vorr GaneshsGeschichte wünscht sich Parvatieinen Schutz vor ihrem leiden-schal'tlichen Gemahl, besondersbeim Bade Folglich erschafft sie aus

ihrem eigenen Scl-rrveiß einen Sohnund ernennt ihn z-u ihrem persönli-chen Kammenvächter Bald daraufnähert sich Shiva. um ParvaLis Privatgemächcr zu betreten Garrcsh,

der ihn nicht kennt, venvehrt ihmden Zutritt r-rnd stößt ihn gewalt-sam zurück. Shiva, der sich kcinerlei Beleidigungerr gefallen lässt, bebtvc>r Zorn und ru l't seine Diener (dic

ganns) herbei, dic diesen allzu ger,r,is-

senhaften lVächter aus dem l,,Vege

schaffen sollen Doch Ganesh besiegtsie alle, einen nach dcm anderenSchließlich erscheinl Vishnu amOrt des Geschehens A4it Tlilfe Sei-

ncr mystischen Kräftc (shnkti) ruft Erallgerneinc Venvirrung hervor undermöglicht cs somit Shiva, GancshsKopf abzuschlagen. Als Parwati sieht,was mit ihrem ,,Sohn" geschehcn ist,

gerät sie in Rage. Sie beschlicßt, einegroße Schar von Göt-tinnen auf die IIalbgöt-ter zu hetzen So machtParvati den erlauchtcnGöttern klar, dass sieihre Königin nur dannbesänftigten können,wenn sie ihren Sohnund Wächter r,viecler

zum Leben erweckcn.Notgcdrungen willigtShiva ein und befiehltden Cöttern, nach Nor-den zu gehen und demerstcn Leber.r,esen, demsie bcgegnen, den l(opfabzuschlagen. Dieser Kopl solle dannauf mystische We isc auf den Rumpfdes gerade enthaupteten Ganeshgesetzt werden, der dann r.r'ieder zu

Ber,vusstsein kämc. Wie es das Schick-sal so wollte, war das erste Lebewc-sen, das den Göttcrn über den Weglief, ein Elefant

Alle Religionen enthalten Ele-mente, die die Grenzen von logikund Vcrnr-Lnft überschrei tcn.

Wcm nun die Geschichte vonGanesh phantastisch oder unglar.rb-lich erscheint, der sollte sich nachdern Gruncl dafür fragen: Allesandere rvürdc dem l{resen Gancshsn'idersprechcnl

SDI,C OOTTHCI,T lnI,T DCInCLCfANTCNHAU"PT

Ganesh, die Gottheit mit dem Elefantenhaupt, wirdweltweit von einer Milliarde Hindus verehrt. Oft sieht

man sein Abbild an Pforten und Türen prangen, sozusa-

gen als Schutzpatron des Hauses; denn es heißt, er räume

Hindernisse aus dem Weg und wirke üblen Einflüssen ent-gegen. Außerdem wird er direkt vor Beginn religiöser Zere-

monien verehrt im privaten wie im öffentlichen Rahmen

und ist somit als der ,,Herr der Anfänge" bekannt.

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DIE HALBcÖTTER

Page 36: vedisches-lexikon.pdf

DAS CRSTC oescnöprNach Darstellung der Puranas beginnt die Schöpfung des

materiellen Kosmos mit Rrahma, einem vielkopligen Halb-gott, der den höchsten Planeten des Alls (Brahmaloka)bewohnt. Einer seiner Namen ist Pitamaha, der Groß-vater, denn er ist das ersterschaffene Lebewesen und derursprungliche Lehrer (Guru) der Weisen.

:ii " aishnavas achten Brahma Kals eine Erweiterung des d imHerrn (gunrwalar) zustän 5l hrieben.

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dig für die Erschei-nungsweisc dcrLeidenscha ft. Brahmas leidenschaItli-ches Wesen findctauch seine prakti-sche Anwendung,und zwar im Werkder Schöpfung Erist der Schöpfergottturd der Urahn derMenschheit, wäh-rend Vishnu als

Gott dcr Erhaltungdie Erschci nungsweise der Tugendbeherrsch t. ShivasAufg.rbe ist die Zerstörung, uncl er ist der Ilerr derErscheinungsweise der Un w isscrrheit.lm volkstümlichen Hinduism r-rs gcl-ten die Mitglieder dieser Triadc vonavatars (trimurti) als gle ichrangige Verkörperungen ein und dcssclbcn Got-tes. Bei aufmerksamem SLudium dcrSchriften zeigt sich jedoch, dass Halb-götlcr r'r,ie Shiva und Brahma demHöchsten Tlerrn (Vishnu bzw

DIE HALBcOTTER

Zu l3eginn dcr Schöp-fung wird er auf cincrLotosblumc gcbo-ren, die dem göttli-chen Nabel Vishnr-rs

entsprießt. Allein inder Fremde dieserneuen Welt, versuchter etüras über seineneigenerr Ursprungherauszufinclen, denner weiß weder, werer ist, rroch kennt erden Sirrn dcs Lebens.

So steigt cr anr Stängel des Lotos herab,firrdet aber kcincAntwort auf scine

Fragen Schließlich vernimmt crdie Stimme seines Herrn uncl Meis-ters, Vishnu, der zwei Silben aus-spricht: ,,la pa" (wörtlich ,,Askese" und,,Buße") Brahma, der die Bedeutungs-tiefe dieser Silben erkennt, ftigt sichder Stimme aus dem All und ver-senkt sich ftir eintausend himmli-sche )ah rc (d,rs cn lsprit ht ein igerr

Milliarden Erdcn jahrcn) jn A4edita

Page 37: vedisches-lexikon.pdf

DIC OOTTTN DCS LCRNCNSBereits in den ältesten vedischen Schriften wird Sarasvatials dieWeisheit in Person gepriesen. Ihr Ruhm hat auch aufdie buddhistische Tradition übergegriffen, in der sie als dieGemahlin Manjushris, des Gottes derWeisheit, bekanntist. Das Shrimad Bhagauatam (1,,2.a) verkündet, dass ihrName vor jedem Rezitieren dieser heiligen Schrift angeru-fen werden sollte. Damit wird ihr eindeutig eine Sonderstel-lung unter den Göttern eingeräumt wieder ein Hinweis,dass das Weibliche in der Vaishnava-tadition keine unter-geordnete Rolle spielt.

ach Aussage der Puranas

inkarnierte sich Sarasvatisowohl als Gemahlin Brah-

mas wie auch als der heilige Fluss

Sarasvali ln Brahmas Verwirrungüber seine Schöpfungsaufgaben wares Mutter Sarasvati, die ihm zu Hilfekam (ßrahma-samhiLa 5.24-25) Sie gabihm das Gayatri-Mantra und ver-sicherte ihm, dass allein durch dieMeditation über dieses Mantra allseine Wünsche in Erfullung gehen

würden Wie bereits erwähnt, folgteBrahma ihrem Rat, und so wurde dcrmaterielle Kosmos erschaffen.

Auf bildlichen Dars tellungen trägtSarasvati elegante weiße oder roteGen'änder und sitzl. meist auf einerLotosblume In ihren Händen hältsie ein Buch (als Symbol der Gelehrt-hett), japa Perlen (die, ähnlich wie einRosenkranz-, zum Zählen von Gebe-len bcnul/l werden) und eine vino(ein trad itionelles indisches Saiten-

DER FLUSSSARASVATIDie berühmte SarasvaLi fließrdurch den Norden Indiens,und laut dem Mababharata(Adi-parua ß.ry) wird jedea

der von ihrem \Tasser trinkt,von aller Sünde befreit. Lei-der ist der Fluss nicht so leichtausfindig zu machen. Vor Täu-senden von Jahren, währendder Zeit des RigWda, war dergenaue Verlauf der Sarasvati

offenkundig, doch heute istder Fluss de facto unsicht-bar. Jedenfalls wird man aufeiner Erkundungsreise durchNordindien vergeblich nachihm suchen. Allerdings heißtes, dass große Yogis ihn nochheute sehen können, wenn sie

nach Allahabad pilgern, demOrt des Zusammenfussesvon Sarasvati, Ganges undYamuna.

Geologischen Zeugnissennach zu urteilen ist die Sara-

svati (im geologischen Fachjar-gon Ghaggar-Hakra genannt)um rgoo v. Chr. ausgetrock-net. Mit Hilfe von Infrarot-aufnahmen aus dem All ist es

jedoch gelungen, den einst-maligen Verlauf des Flusses

zu rekonstruieren. Demnachsoll die Mündung der Sara-

svati nahe dem Golf vonKatsch gelegen haben, gleichneben der \7üste Tharr. Pil-ger können also immerhin dieGegend besichtigen, wo derheilige Fluss einst den Durstselbswerwirk] ichter Seelen

stillte.

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instrument) Im Rig Veda hat Sarasvatieine Beziehung zur Göttin des Klangs(Vak) und wird oft auch als Göttin derMusik bezeichnet Oft reitet sie aul'einem Schwan, manchmal aber auchaul'einem Widder, einer Eule, e inemPapagei oder einem Pfau Sie ist dieEssenz allen 'l,Vissens. Das Entstehenvon Gedanken, die sich zu ergötzli-chen, kunstvollerr Worten formen, istauf ihre Gnade zurückzufuhren

Page 38: vedisches-lexikon.pdf

anuman gehört zu denbel iebtesten hcil igen Per-

sönlichkeiten Indiens. Atrfbildlichen Darstellungcn sieht manihn oft mit gefalteten l{änden vorseinem llerrn (Ramachandra) knien,daneben Sita (Ramas Gemahlin) unclLakshmau (Ramas Bruder).

In Valmikis Ronrnynrrn tauchtHanuman zum ersten Mal im vier-ten Buch (Kishkindha-knnda) au{, docherst im fünften Buch (Srurdnrn-kandn)

rückt cr ins Rampcnlicht Dort erl^ah-

ren wir von seiner vorbildlichen IJin-gabe an Sita und Rama. Manchmalwird Ilanuman sogar dargestellt, wieer sich die Brust aufreißt, um Ramas

Bild in seincrn Ilerzen z-u offen-baren. Auf anderen Abbil-dungen sieht man ihrr , ,/imit einem Fclsen cles

Himalaya clurch dic .;'

Lüfte flicgen odermit seincr typi- ischen Handstel- :. "lung 0rrrrdrn) dieFurcl-rt vcrtrei-ben (abhnyn) undSegnr-rngelr geben(varada).

Im letztcn Buch des llomayant(Ultara kanda) berichtet der WeiseValmiki von Hanumans Geburtund Kindhcit. Als kleines Kind hieltHanuman cinst die Sonnc l'ür eineFrucht. Bei scinem Versrrch, nach dcrSonne zu grcilen, schmettcrte ihnder Halbgott Indra zrrr Erde hernic-der und brach ihm mit einem Dorr-nerkcil dcn Kiefer Hanr-rmans Vatcr,der Windgott, hattc Erbarmen mitseine m Solrn und vcranlasste andereGöttcr dazu, ihn mit Scgnungen z-u

übe rsch[itten. So erk]iircn sich Hanu-mans au ßcrgewöhnlichc Körperkraftund seine übernatürlichcn Fähigkei-ten. In seincm jugendlichcn Ubermut

zerstörtc Hantrman später die

. Ashrams von Waldasketen,dic ihn daztr vcrfluchten,

seine besonclcren Kräfteso langc zu vergesscn,bis er Ramachandra

begcgncte. Dannwiirclcersicheincs

Bessercn besinnenund scine Kräfte nur

noch zum Wohl allcreinsetzen.

sächlich ein Affe. Vtrlmiki beschreibl ihn mit dem\Norlvnnnra, rvas ursprünglich ,,dem Wald eigen" oder

,,Waldtier" bedeutete, doch später rvaren damit insbe-sondere Affen gemeint. Flanuman legte oft die typi-schen Eigenschaften seiner Nachfahren an den Tag.

Wie das Ronnyano (5.55.rrr) zu berichlen weiß, spranger gern von Baum zu Baum und war bisr,veilen einrechter Störenfried

In anderer Hinsicht aber gleichcn Hanuman undseine Affenbrüder mehr den Nlenschen. Daran kannes keinen Zweifel geben, denn Valmiki beschreibt ihreSprache, ihre Kleidung, ihre Bestattungen, Behausun-gen und rituellen Feste. Mit andercn Worten, Hanu-man und d.ie vanaras des Treta-yuga (einer Zeit vorHunderttausenden von Iahren) waren halb Menschund halb Affe. Doch gleichzeitig waren sie eindeutigauch halb-göttliche Wesen. Ausgestattet mit allenmystischen Vollkommenheiten, konnten sie jedebeliebige Gestalt annehmen und sich groß oder kleinmachen. Valmiki schreibt, dass Hanuman in die Luftspringen konnte wie ein Zauberwesen. Seine größteKraft jedoch, so Valmiki, war seine Hingabe an Rama.

tl-Rn RnDer Anblick von Affen ist in großen Teilen Indiens nichtsUngewöhnliches. De- Hulman, einem hoch gewachse-

nen Schlankaffen mit hellgrauem Fell, langem Schwanz undtiefschwarzem Gesicht, begegnet man sowohl in den Wäl-dern als auch in Ruinen und an Pilgerstätten. Es heißt, er sei

ein moderner Abkömmling des Affenhelden Hanuman, derals Diener des Gottes Rama berühmt ist.

HANUMAN: COTT

ODER DEVOTEE?Im mittelalterlichen Indienerschienen viele Dichtun-gen, wie zum Beispiel das

Hanuman-c h alis a, die Hanu-mal zu einem Gott erho-

ben. Vele Menschen inIndien sind so beeindrucktvon Hanumans erstaunlichen

Fähigkeiten, dass sie fün als

eigenständige Gottheit arrse-

hen, unabhängig von Rama.

Die vedischen Schriften wei-

sen jedoch deutlich daraufhin, dass Hanuman und die

uanaras G ottgeweihte sind,

nicht Gott selbst. Im gesam-

ren Sundara-handawirddie übergeordnete Stellung

Ramas klar herausgestellt. Inherrlichen Monologen hältHanuman dort von Hingabe

durchdrungene Lobreden aufRama. Folglich ist Hanumaneindeutig ein bhahta, elnDeYotee, und Rama ist Bha-

gavan, der Herr.

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I{anrrman war tat-

Ern Geueihter Honumons ols

Darsleller des heldenhoften Allen bei

einer Aufführung des Romolana

DI E HALBcÖTTER

Page 39: vedisches-lexikon.pdf
Page 40: vedisches-lexikon.pdf

F WCLTALTERIm Gegensatz zurn linearen Zertrnodell des Wes-tens beschreiben die heiligen Schriften Indiens ein zykli-sches System, das dieZeit in so genannte J ris (Weltal-ter) einteilt, die ineinander übergehen und sich periodischwiederholen. So ist auch unsere gegenwärtige Epoche nurTeil eines dieser endlosen ZykIen.In der Natur und imtäglichen Leben können wir die gleiche Gesetzmäßigkeitbeobachten: Die Jahreszeiten und die Tage derWoche etwakehren immer wieder zurück, und auch der Wechsel vonTag und Nacht vollzieht sich nach diesem Schema.

B r ah m as Le b e nstl au e r e nl

spr tchl: der des Lhruerrlms,

dos intmer urerJer erschaffen

und prslörl uird Mityder', Neuschöpfung des lJnier, sums uird auch ein neuer

', Brohno geboren. Wöhrend

,' Brohmos Lehen fndenregel mi;$ig uo I lstöndige un d

po rti elle Ve r ni chtu nge n statl

Brahmas legenuörtgerTog begonn w knapp 2

ltfilliorden Johren

5chöpfungI€llschöp1unq

Das Leben Brahmas

KALPA (Brahmas Tdg)

4,32 Milliarden Jahre (r4 manvantaras + t5 sandhyas)Brahmas Nacht hat die gleiche Länge

MANVÄNTARA

306,72 Mio Jahre (7r divya-yugas)

Vern ichtungTellv€rn chlung

iese Dinge sehen indischeWeise als einen Hinweisauf eine Systematik, die

alle Bereiche der Realität durch-dringt: .Auch das Leben endet für sie

nicht mit dem Tod; vielmehr wirddie Seele in einem neuen Körperwicdergeboren. So durchwandert sie

einen Kreislaufvon Geburt und Tod,ähnlich dem Zyklus der Weltalter

Diese großen kosmischen Z),klenwerden rlivya yugas genannt nnd set-

zen sich aus vier aufeinander folgen-den Weltaltern zusammcn, wobcisjt h die LJugc tlcr cinzt lncn yrryas imVerlauf eines Zyklus l<or-r tinrricrl ichverringert: So dauert das Satya-yug,a(manchmal arrch Krita-yuga genannt)rTzBooo Jahre, das Trcta-yugatz96ooo Jahre, das Dvapara-yugaBo4 ooo lahre und das Kali-yuga

4\2ooo Jahre Diese vier Periodenwerden auch das goldene, silberne,kupfbrne bzw. eiserne Zeitaltergenannt

Seit etwas mehr als 5ooo lahrenbefinden wir uns nun im Kali-yugaIn e twa 42looo Jal'rrelr wird eine teilvrcisc Vcrnir hlurrg des Univcrsums

stattfindcn, gefolgt von cincm ncucnSalya-yrtu' Ic kürzcr die yuga.s r,ver

dcn, dcsto mchr nchmcn auch Religiosität und andcrc Tugenden ab.

Allc vicr fllrd.s zusammengenommcn (das cnLspricht cincm divyrrl,uga)dauern 1320ooo irdischeJahre Ein-tausend solcher Zylden Q,5z Milliar-den Jahre) entsprechen einem Tag imLeben llrahmas. Jeclem solcher T.rge

folgt eine Nacht von gleicher LängeWährend der Nacht schläft Brahma,r.rnd die meisten Planeten n,erdenvon den Wassern cler Vernichtungüberflutet. Am Endc cler Nacht wachtBrahma aul', und cin neuer Tagbricht a n. Drcil'r r-r ndcrtsechzig solcl'rcr Tagc r-rnd Nächtc crgeben einIahr Brahmas. Brahmas Leben clauerteinhturdert solchcr Iahre.

Anrr erkungen

I In jeden Weltolter gibl es etne ontlere Methode der

Vrehrung, Im Solo1uga erreichte mon tlen Höchs

ten durch tie.fe Meditotion; im Tretolugo durch grofangelegte Opferrituale; im Dxoloro lugo durch die

Verehrung ron Bildgestolten (geueihte Skulpturen),

und die Methodefar dos Kolilugo isl dos Lobpreisen

des heiligen Namens des Herrn

+

rrr//rya (überqanq)

lt.tIchöpfunq)

+

sandh!a (rheeang)

(r€ikchöpluns)

IDIVYA-YUOA

4,32 Mio. Jahre (4 yugas)

( ,728 Mio Jahre) (t,296 Mio Jahre) (854 ooo Jahre) (lgzooo lahre)

lüdisch-christliches / modernes wissenschaftliches Zeitmodell(lineare Zeit - Anfang und Ende)z

oazNF

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D

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Ursprung des

Universums

Erscheinen

n ichtmensch I icher

Lebensformen

Erscheinen des

MenschenErlösung des

Menschen

Ende des

Un ive rs ums

3r,o4 Billionen lahre (35ooo kalpas Itage Brahmas] plus die gleiche Anzahl von trtächten)

ZEIT & RAUM

Page 41: vedisches-lexikon.pdf

ZeT,TIn der Vaishnava-tadition findet man bei fast jeder

Betrachtung des Zeitbegriffs zunächst eine lleschreibungder vier yugas. Der vedische l'-r:iibeqriff geht jedoch weituber den grundsätzlichen yuga-Zyklus hinaus. Der Son-

nenkalender teilt das Jahr in sechs Jahreszeiten ein: uasanta(Fruhling), grishma (heiße Jahreszeit) , uarsha (Regenzeit),

sharad (Herbst), hemanta (Winter) und shishira (kuhle Jah-reszeit) . Ferner ist j eder Tag in 30 muhurtas fi e 4 8 Minuten)eingeteilt. Ernmuhurta besteht aus 2 ghatis (1e 24 Minuten).Ein ghati hat 30 balas (je 48 Sekunden), ein h,ala 2 palas (je

24 Sekunden) und ern pala 6 pranas (je 4 Sekunden). Einpyana enthält 1.0 uipalas (je 0,4 Sekunden) und ein uipala 60

pratiuipala.s (je 0,00666 Sekunden). Die vedische Zeitskalahat also größte wie auch kleinste Einheiten.

lrt'oJogisch gcscht'n clt'[i n it'rcntlit' vcclischc'n Schrilicrr Zt'ilals cinc Encrgic Clottcs lrs

Ir('if(t, (lic Zcit sci Krishna sclbsl in

lirrrr Sci ncs allcl r: rchd ri ngc'nclcn

trnpt'rsiinlichcn Aspekts (lt'rnt'sst'rr

rvirrl tli<' Zt'iI alhatrc[ clt-r l]crlt'gLrng(r Ionr is( hc'r-

-fc'ilchen L)iesc a tonr i

s< Ir<'n 'i'r'ilc lrc'r (gerrannt arrrr) gclrii-

rcn zu c]r'n ILrnclament.rlcn l]aLr-

stcincn rlcr nrateliellen N,rtur l),rs

I)l t t r qt r v r r I tr r r t crklürt cl.rzLr, class r\ I r>nrc

rn,rtt'ricllt'rt l{alrrrr cinnchrncn trnrllirlgli< h tlcr Zcit r.rntcnvorfi'n sin<I(tlt'rrn Zt'it rt,ircl anl'r.rncl von lJcn,t'

gtrrtg, inr Ratrnr qc-mc'sscrr). l)a sovrolrlR,rLrnr als aLrch Zcit matc'ricll sintl,lrrirrgt rlas llhnqtvalntrt sic rrriI nrrrrrr,

clt'r lllLrsion, in Ycrbinclurg r\lit,l lr( l('r ('n \ \/orten, al J c' r\ n cJcrr-r ng,t'n,

<lit' ,rtrl tlcn.r 1;luss cler-Zcil [rc'ruht'rr,

sincJ vcrgänglir lr, rlit' t'in l'rarrnr Nr"rr

l(risl'rna urrcl Scinc rryrrlrrrs, tIit'clcrspirilrrr'llerr \Vt ll .rrrl, lriilt rr. t rrlzir'hcn sich clcrr-r Diktat <lt'r Zt'it

Tn gcrt isscnr Sirrnc jt'tlor h schcintZeiL ar.rch in clcr spirilLrt'llcrr \'Velt ztr

t'xistieren ln Scincrr Spit'lcn slehtl(rishn.r lrrorg,cns aLr[, rncll<L clie KLLhe,

issL clann l:riihstLlt k, gt'lrt nrit Sernen

l'relurclen r-rncl clc'n l(irlrcn ir clen

l\talcl, spielt clc'n 3,anzt'n lag uncl

kchrt abcncls rrictIr'r n,rt'lr Vrincl.rvanzr-rrücl<. IIierLrei ist allt'nlings zr-r

lx',rclrtclr, class all clicst' Slrit'lc glcich-zcilig aLrlarrfc'n Jcrlt'r Atrgt nblicl< isI

t'vligc Cegcrrrvart l).r rlit'sc Vorslcllr-rng rle r Zcit jcclo< h liir <lt'n \/crslancl r-rnbegreiflit lr ist, l<orrrrl clic'

vt'rliscLre LiteralLrr zrr tlcnr St Irltrss,

class Zcit (rvic rr ir sit' lit'rtrtcr) in clcrspiritLrcllcn l\/c'll nir Irt vorlrarrclcn ist

In cler spttiluellcn l,l'i'1t1rbi cr

Äe rne .!ri -.icdcn/irils nrr /rt ro

t,re iurr -qe /rier tcnnrn /n r/rr

natettellen l,ltll Ärnqrlcn 'inJolle Lebeiocsen r/cnr frr/i r..cler foit unleruorlin rtntl

müssen uricdcr Äoilc Crburlrn

undTode erleulen rVrrÄ r/rrenr

Erscheincn in dcr l{cll lutth.rcÄr eilen sir recÄs lcbcrrsll/rr

sen' Ceb u t, l'l{rcl,/rrrr, i?crfi,

fr:eu3urq ior ,\?c/r,r tt/1,Altet und Tod

Page 42: vedisches-lexikon.pdf

VeKosmologie ist die Wissenschaft vom Aufbau und der

Bedeutung des materiellen Universums. Man mag

sich daher fragen, warum sich Vaishnava-Texte, in denen

es um die Seele und ihre Beziehung zu Gott geht, auch mitdiesem Thema auseinandersetzen. Schließlich ist unser Alldoch eindeutig ein materielles Phänomen. Wer jedoch

dieVaishnava-Literatur näher kennt, weiß, dass darin nichtnur spirituelle Themen behandelt werden, sondern auch

die spirituelle Dimension aller materiellen Dinge. Vaish-

navas interessieren sich deshalb fur das Universum in allseinen Aspekten, weil sie verstehen möchten, wie sie damitam besten dem Herrn dienen können. Folglich findet man

in der vedischen Literatur ausführliche Beschreibungen der

verschiedenen Planetensysteme sowie ihrer Vorzüge undNachteile in Hinsicht auf den lltl,.i J-ri.:r '.j: : .: : i lrli

rsLaunl icherweise enthalten diese alten Texte dcr-art detaillierte Angabcn über

das All, wie man sie selbst in moder-nen wissenschaftlichen Studien nichtfindet. Ob man solche Informationennrrn akzeptiert oder zurückwcist,allein ihr Umfang wirft die Frag,e auf:

Woher bezogen diese antiken Auto-ren ihre umfasscndcn Angaben überden Kosmos, und warum erscheintihr kusmologisr hcs Wisscn so ein-heitlich und tiefgründig?

Die wichtigsten Tcxtc über vedi-sche I(osmologie sind wohl das Bhn

gavntam und das Vishnu Pumna; am

arrslührlichsten aber wird diese Thc-matjk irn Suryo sidtlhanta dargelegt,

eincm mystischen Text, cler vor last

zwci Millioncn Jahrt'n von cincmHalbgott von dcr Sonne offenbartwurde Laut jencm Werk ist dermaterielle Kosmos in unzählige Universen aufgetcilt, und jedes Universum isl irr eirrc Kugelst hale einge

bettet, die aus Schichten materiellerElemente bestehl Darinnen findetman jcwe ils vierzehn PIanetensl,s-

teme, angefangen vom höchsten bishin zum r-riedrigsten Interessantcr-weise ist das vedische Weltbild gco-zentrisch, denn die Erde und ähnli-che Plancten liegen in der Mitte dcrAchse jencr Planetensysteme. Es istjedoch nicht ethnozcn trisch, der-rn

Morrnt Meru, der irr dicsem St,stem

als die N.4rtte des Universums gilt, liegt u'eit außerhalbdes indischen Subkontinents Err.r,ähnensrverl istjedoch, dass in mystischem Sinne Vrindavan als das

Zentrum des Universums betrachtet wirdDie irdischen Planeten gelten als gemäßigte Zone

genan in der Mitte zwischen der-r beidcn Extremen des

Kosmos - dcn höheren Planeten mrt ihren himmli-schen Fre udcn und den niecleren Planeten mit ihrenschrecklichcn Qualen. Damit sind sie der ideale Bereicl-r,

um bestehcndcs Karma zu bereinigen. Die Halbgötte rder höheren Dimensionen beten um eine Geburt in derirdischen Rcgion, denn hier können sie die Sinnlichkeitlange genug vermeiden, um sich im Dienst des Herrnzu betätigen Auch die g,epcinig,ten Wesen der niede-ren Planeten hoffen auf einc Gcburt in der irdischenRegion, denn hier könrren sie larrge genug Schmerzenvermeiden, um höhere Ziclc anzustreben.

Die sieben Unterwclten werden in den vedischenSchriften alle namentlich genannt, und r,vas derenunglückselige Bewohncr durchmachen, wird aufansch.ruliche Weise gcschildert. Die irdische Mittebcstcht aus Svarloka, Bhurloka und Bhuvarloka (die

Erdc). Von hier aus kann man zu den vicr höherenPltrnctensystemen aufsteigen - NIaharloka, Janaloka,Tapolol<a und Satyaloka, den höchsten Planeten derHalbgötter , vorausgesetzt, man führl ein fromrnesLcben und sammelt gutes Karma an. Ansonsten fälltman zll den rriederen Planeten hinab

Die vedischc Literatur beschreibt ausllihrlich diegewaltige Lebcnsdauer und clie täglichen Belarrge

der ßertohner dcr höheren Planeten Und wieder istes erstaunlich, dass diese antiken Texte solch extremdetailliertes Wisscn über ein Thema clarbieten, das

man ihnen gar nicht zlrtrdLlen rvürde. Weitere lnfor-mationen zu dicsem Thema gibt es in My5lsyfus sf 71rr

SacredUniverse von Richard L Thompson (Govardhana

Hill Publishing, Alachua, Florida r999)

REISE IND IE MATERIELaut den vedischen SchriFten

kann man, wenn man sich zrLm

ersten Mal in de r materiellen\flelt inkarniert, als Brahma

geboren werden, ein höher-dimensionales lVe sen auf einenrder höchsten Planeten des

l]niversums. Da die Brahma-Inkarnation der Seele zu Beginn

noch keine Erfahrung vonder materiellen 'Velt hat undfolglich rein ist, besteht ihrKörper nicht aus grobstofflicherMaterie, sondern ausschließlichaus Feinstofflicher Materieaus reiner Intelligenz. Dannaber fällt diese Seele aufgrundder irrationalen Triebe ihresnichtspirituellen Körpers indie niedrigste Lebensformherab, die Indragopa genanntwird - ein Einzeller auf denniederen Planeten. Von dortsteigt sie durch die 8 4oo oooLebensformen allmählich aulbis sie wieder einen irdischen

Körper erhälr. Der menschlicheKörper ist der Scheidepunkt,von dem aus man sich weitererheben oder wieder herabfallen

kann.

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ZEIT & RAUM

Page 43: vedisches-lexikon.pdf

DIC

Auf den vorangegangenen Seiten haben wir kurz die vier-zehn Planetensysteme des materiellen Universums behan-delt, doch nun wollen wir uns dem multidimensionalenUniversum zuwenden, das im Allgemeinen die spiritu-elle Welt genannt wird. Obwohl der materielle Kosmos

unvorstellbar groß ist, erscheint er imVergleich zur spiritu-ellen Welt nicht viel größer als ein

emäß <lcr Vaishnava Literattrr ist Devi-cll-ram, diematcricl lc' Welt, cl ic niecl-

rigstc aller Wellcrr Mahesh-clham,

das Rcich Shivas, licgt etrvas ülrcrden marrnigfaltigcn Universcn, aus

denen l)cvi dharn bcsteht. Dic Wcl-ten, clic Devi-clharr r,urd Mahesh-dharn r.rmfässen, rcichen von clcn

grolr-rn,rlt'riellerr St Iröpfurrgt'rr. n it'jenen irr clen nie<lt-rcn uncl rnittle-ren Plarretensvstcmen, bis hin zu

dencrr, clie fast ausschließlicl-r aus

feinstolflicher Errcrgie (Gcist, ]ntelli-gcnz uncl Ego) bcstehen

Icnscits clicscr niederen Rcichelicgt I lari-dham, auch Vailcr.rnth.rgcnannt llies isI clie spirituclle Welt,r,vo es kcine matcricllen Unvollkom-menhcitcn gibt uncl das Lebcn cwigist Ubcr clen höchsten Gefildcn Hari-Dharns befindet sich Goloka, Krish-nas erhabenstes Rcich. Begrür-rclun-

gen, wicso Goloka tlas höcl'rslc spi-rituellc Reich ist, l'inclen sich in derBrahnrsnnilittt uncl in clen Werker.r

cler sechs Gosvamis von Vrirlcldvan

Ienseits der Arrßcrrschale clcs

materiellen Kosmos ist der Flr,rss

Virajtr, trr-rd lvieclcrurn jenseits davonbcfinclen sich dic Scelen, dic llefrei-Llrg vorn nrateriellt'n Dasein crlangthabe n Als Nächstcs kommt clcrPcrrnv/oma, wo zahllose avnlnrs, Tellervvcitcrungen Krishnas, zn Flauscsind ITicr findet man beispie lswcisedie Plancten Nrisinrhas, Vamanasrrnd Ramtrs, uncl Dcvotees dicscrCottlreitcrr rrrögcn ntrch dern

-l'ode

dorthin crhobcn wcrden Ubcr alldiesen Rcichcn licgI Iftishnas höchs-

ter Planct, Coloka, cler sich in clreiFormen cntlaltct: als Dvaraka, clie

Feste cler Pracht uncl des Rcichtr.rms,

als Mathr-rra, wo Reichttrm mit Lieb-lichkcit vermischt isL, und schlicßlichals Vrinclavan, wo alle göttlicl'rt' Herr-lichkcit von Liebe tiLrertroffen wird.

Erwciterungen clicser drei Rcichebel'indcn sich .rtrf lirclen, uncl dcre n

matcriclle Gegenstiicke gelten als

nichl vcrschieden von den en[sprechendcrr spirituellen Rcgionen.

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ZElr & RAUM

Page 44: vedisches-lexikon.pdf

Itnnme

r. lcdcs Lcbe wcscrr ist eine Seele in

cincm matcricllcrr Kiirpt'r Was dieGröf3e der Seele betrifft, so findetman in den vedischen Schriftenexakte Angaben: ,,Wcnn eine Haar-spitze in hundert Teile und jedes die-ser Teile wiederum in hundert Teile

gespalten r,vird, so hat arn Schlussjedes Teil die Grö[3e der spirituellenScclc'." (Shvelnsh volorn Upanislmd 5 g)

Dic Tradition lehrt, dass es unzähligcsolchcr spirituellcrr Atome (Seclcn)

im Universum gibt. Darüber hinausfir-rden sich auch Angaben, wie undan welcher Stelle dic Seele im Kör-pcr vcrweilt: ,,Die Sccle ist von atomi-schcr Größe und lässL sich mit Hilfevolll<ommener Intell igcn z wahrneh-

*li -E-: E- ir 'ir. . ::i..;8.):

Natur " CMundaka Upanishad :.t.9) DieSeele ist also im materiellen Körpergefangen, und vom Augenblick ihrerGeburt an identifiziert sie sich fälsch-licherweise mit dem Körper. Wäh-rend eines Lebenszyklus durchläuftdas Individuum verschiedenc Pha-

sen körperlicher Entwicklun5; - Säug-

lingszeit, Kindheit, Iugend, Erwach-senenalter usw. -, bleibt aber immerein und dieselbe Person. Es ist alsonicht die Seele, die sich verändert,sondern nur der Körper. In dcrBhagavad gita (2.r5) heißt es: ,,So

wie die verkörperle Seele in eincmLeben verschiedene Stufen körperli-chen Wandels durchläuft - Kindheit,Jugend und Alter -, so ist auch derTod nichts weiter als das Wandern ineine anderc Körperform."

z. Die H,rnt.llurrgen, die man ineinem Leben verrichtet, bestimmenden Körper, den man im nächstenLeben erhält. Die Schriften der Vaish-navas erklären, dass die Seelenwan-derung nicht willkürlich stattfindet.Die Reise der Seele richtet sich nachihren subtilen Wünschen und nachihrem Karma (die Handlungen, dieman in diesem und in vergange-ncn Leben ausgeführt haL). ZLr die-sem Zweck wurde eine enormeVielfalt von Lebensformerr erschaFfen, von denen jede mit bestimm-ten Fähigkeiten allsgestattet ist. DerKörper, den eine bestimmte Personbekomml, isl von ihren Neigungcnund Wünschcn abhängig. So magzum Beispiel für einen Menschen,der stark zu Trägheit und Schlafneigt, der Körper eines Bären (mit

monatelangem Schla0 angemessc-ner seln.

5. Die Seele kann der Wiederge-

burt entkommen, indem sie gottes

bewusst r.r,ird. Krishna sagt in derBhagovatl-gilt (8.r5): .,Wenn die gro-ßen Seelen aufdem Pfad der Hin-gabe Mich erreicht haben, werdensie niemals wieder geboren." Somitlehrt die Vaishnava-Tradition, dass

man auf dem Pfad des bhaktryoga(des Yogas der Hingabe) vom Kreis-

lauf der Geburten und Tode befreitwerden kann. In der Brahiln-ssnrhita(S Sq) heißt es: ,,Die höchste Stufe derHingabe erreicht man durch ständigeBemühung um Selbstverwirklichung.Die besten Wegbegleiter auf diesem

Pfad sind die Anleitungen der hei-ligen Schriften, ein gottcsbewussterLebenswandel und Beharrlichkeit inder praktischen Ausübung."

Krishna sagt: ,,Alle Planeten in dermaLeriellen Welt - vom höchslenbis zum niedrigsten - sind Orte des

Leids, wo sich Geburt und Tod wie-dcrholen. Wer aber in Mein Reich

gelangt, .. wird nie wieder geboren."(Bhaqavad-gita B:6)

Alle Wesen werden geboren, um im Laufe der Zeit zu

sterben. Und nach Auffassung der Vaishnavas werden sie

danach erneut geboren. Der Gedanke der Reinkarnationder wiederholten Geburten und Tode, die man durch-macht, ohne sich an sie erinnern zu können - und die damiteng verbundene Lehre des Karma (,,auf jede Aktion folgteine entsprechende Reaktion") sind seit Menschengeden-

ken untrennbar mit der indischen Kultur verwoben. So

heißt es inn Shatapatha Brahmana (1.0.4 .3.1 ), einer der ältes-

ten erhaltenen Schriften Indiens: ,,Wer die Wahrheit kennt,

überwindet das Rad der wiederholten Tode und erlangt das

wahre Leben." Der genaueWortlaut istpunar mrityu (,,wie-

derholter Tod"), und damit ist traditionsgemäß Reinkarna-tion gemeint (Geburt Tod - Geburt - Tod usw.). DieVaishnava-Äuffassung des Themenkomplexes Reinkarna-tion lässt sich in drei Grundideen gliedern:

mcn. Die atomische Seele ist von lünfArtcn de r Lul'l umhüllt (prnnn, npnnn,

vyatTa, santano unci udana). Sie befindetsich im Herzen, aber ihre Präsenz ist

über den ganzen Körper der Lebc-

wesen ausgebrc-:itet. Wenn die Sccle

von der Verunrcinigung durch dicfünf Arten matcrieller Lüfte geläu-tert ist, entfältet sich ihre spiritucllcz

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ZErr & RAUM

Page 45: vedisches-lexikon.pdf

DCR- BCZWING,ER InEINES I{E?"ZENS

Gegrirßct scist clu, o Chaitanva, Bezrvinger rnt-ir-tt's Herzens!

Der Rhl,thrnr.rs rlcincs T.rnzes, ach, welcl'r giittlir hc Verzückung!Dein hehrcs Ärrtlitz aber zeLrgI von my,stisrhcr Irrlrückung.

Trn Takt cl.rs 'l'amLrrrin erklingt, dic Zinrbclrr hell uncl klarJubilicrcnd [(lrzt Lrr(l singt im Chor cler Miirrncr Schar

Ein Tanzschritt lolgt clem anderen, Dr-r giinnst Dir keine Ruh

Dic Frcr.rcle Deincr Rascrei lässt es lvohl nit lrt zLr

O Ilerzensht'rr, wic sollte ich meint- I-icbt'zLr Dir rrrrr ar-rsdrückcn?

Ach hiittc docl'r S<hah Akbar bloI3, ztr scirrcnr cigrren Beghicken

Ein Tröpfthen l)cincr Liebe - groß r,viir in tlcr l'at sein Enlzückcn

- Ccclicht von Äkbar dcm Crol3cn

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Page 46: vedisches-lexikon.pdf

m Shrunad Bhagavatam (7.938)

wird Gott ,,Tri yuga" gcrlannt -,,derjenige, der nur in drei von

vier Weltaltern (Satya, Treta, Dva-para und l(ali) erscheint"; denr-r im

vierten Weltalter, dem Kali-yuga,kommt Er als clnrum walardie geheime, verborgene InkarnationVerborgen dcs-halb, n'eil Er imCegensatz zuanderen avalnrs

Seine Identität als Gottesin-karnation nichtoffen preisgibtVielmehr nimmtEr in Seinen Spie-len die Rolle Seines

eigenen Ger'veihten an, undnur Seinen vertrautesten Anhängcrnenthüllt Er Sein wahrcs göttlichesWesen. Wer allerdings die Schriftenstudiert, wird dennoch wissen, werEr ist.

In den Puranas heißt es, dass derIlerr im Satya-yuga mit weißer Haut-tönung erscheint; irn Treta ist Er röt-lich, im Drrapara schwarz und imKali golden. Shri Chaitanya ist für

Dlf GfHflML INKARNAIIoN

Seine goldene Hauttönung bekannt,und alle Seine Biographen haben aufdieses Merkmal h ingewiesen

In der vedischen Literatur wieauch in den spätercn heiligen SchriFten Incliens werden ovataß miI

bemerkenswerter Genauig-keit beschrieben: ihre

,,Eltern", der Ort ihresEischeinens, diegöttliche Mission, die sie zuver"rvirklichensuchen, undeinige ihrer mar-kantcn Wesens-

züge. DirekteBcstätigungen für

Shri Chaitanvas Gött-lichkcit linden sich im

Mahtblmrah uncl im ShirnadBhagavatnm, die beide vicle lahrhun-derte vor Shri Chaitanyas Geburt ver-fässt rvurdcn Die Chaitanya U panishad,

die dem Athnwa Vrda zugerechnetwird, enthält ausführliche Vorhersagen über Scine Herrlichkeit.

Im Krislma-yanrnla'rarie auch imßrahnn-vonmla werden der NameSeiner Mutter und Sein Geburtsort,Navadvip, prophezeit. Auch g,ibt es

dort Hinweise auf Seinc Mission: dieSankirtan-Bewegung, in der es umdas öffcntliche Lobpre iscn der heili-gen Gottesnamen geht.

ImVtyttPurana heißt es: ,,ImZeit-alter dcs Kali wird Krishna als dergöttliche Sohrr Sachidevis erschci-nen, um die Sankirtan-Bewegungins Leben zu rul'en." Das tshagwa-lanr bestätigt, dass Shri ChaitanyaMahaprabhu der ,,goldene" avatar'

des Kali-yuga ist, und offenbartweitere Details über die Sankirtan-Bewcgung: ,,Im Zeitalter des l(aliinkarniert sich der Herr als ein Gott-gewcihter, uncl Er singt ständig denhe iligen Namen - Hare Krishna,Harc Krishna, Krishna Krishna,Hare IIare/Hare Rama, Hare Rama,

Ram.r Rama, Hare Hare. Obwohl ErKrislrrra isl, isl Seinc llaullönungnicht schwärzlich wie die Krishnas,sondern golden (pita) Durch SeineSankirtan-Bewegung pred igt Er Liebezu Gott " (Shrilnad Blngavatnn t.5.52)I(urzum, Shri Chaitanya und Seine

Lehre der Gottesliebe sind der ver-borgene Schatz lndiens - Indienswahrer Stolz

e[nrünnunoShri Chaitanya Mahaprabhu (1486 1533) gilt als eine :r':..:' .

;:,r i,:.. Verkörperung Radhas und Krishnas. Diese eso-

terische Gottesinkarnation offenbarte der Welt einen spi-

rituellen Pfad, auf dem man in die tiefsten Bereiche der

Transzendenz vordringen kann.

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Page 47: vedisches-lexikon.pdf

ANYAhaitanya Maha-prabhu wurdeam r8. Februar

Se[n LeBen ,,Ich könnte nur an einen Gottglauben, der es versteht zutartzen." - Friedrich Nietzsche

das Leben eirtcs umherzie-henden Bettelmönchs zufuhren Dieses Ereignis hatteeinen tiefen Einfluss auf denjungen Mahaprabhu.

Vier Jahre darauf, imIahre r5oo, heiratete Er

Lakshmipriya, die iedoch injungen Iahren verstarb. So

geschah es, dass Er crtreutheiratete. Vishnupriya, diein der Vaishnva-Gemeindeein hohes Ansehen genoss,

r4B6 in Westbengalengeboren. Sein bürgerli-cher Name war Vishvam-bar Mishra, aber später

wurde Er als Nimai Panditbekannt, und als Er dannin den Lebensstand derEntsagung trat, wurde Er

Chaitanya Mahaprabhugenannt. Seine Geburts-stätte liegt in dem Pilgerort Nava-dvip, auch Mayapur genannt

Mahaprabhus Eltern - IagannathMishra und Sachidevi - hatten erle-ben müssen, wie ihre ersten acht

Kinder, die alle Mädchen waren, lrühverstarben. Die Geburt von Vishva-rupa, Mahaprabhus älterem Bruder,

bedeutete einen Wandel in ihremLebcn. Bald danach wurde Maha-prabhu geboren

Als Mahaprabhu etwa acht Jahrealt war, wurde Er eingeschult. Sein

Lehrer war Gangadas Pandit. Im

Iahre 1496 machle Er sich einenNamen als großer Gelehrter: Nach

nur zwei Schuljahren beherrschteEr mehrere Sprachen, und niemandkonnte Ihn in den Fächern Logik,I{ermeneutik und Philosophie über-treffen Im gleichen Jahr geschah es

auch, dass Sein Bruder, Vishvarup,in den Stand der Entsagung (sannyas)

trat und das Elternhaus verließ, um

wurde seine zweite Frau

Im Jahre r5o5 rciste Shri ChaitanyaMahaprabhu nach Gaya (im heuti-gen Bundesstaat Bihar gelegen), umdie Bestattur-rgsiiten l'ür Seinen Vaterzu vollziehen. Bei dieser Gelegenheitbegegnete Er dem großen HeiligenIshvara Puri und ließ sich von ihmeinweihcn. AIs Mahaprabhu nach

der Einwcihung die gerade erhal-tenen Mantren ausprobierte, fiel Er

sogleich in einen Rausch der Got-tesliebe. Den Vaishnava-Schriftenzufolge erwachen spirituelle Klang-schwingungen zum Leben, wennein Schüler von einem echten spi-rituellen Lehrer in sic eingeweihtwird. Durch das Chanten der hei-ligen Namen hat der Schüler dannGemeinschaft mit Gott und erfährtspirituelles Glück, das in ekstatischerGottesliebe gipfelt

So geriet auch Shri Chaitanyaunter dem Einfluss von Krishnas hei-

ligem Namen in einen Taumel derVerzückung. Völlig der Theomanieverfallen, sang und tanzte Er in Eks-

tase (divy onmad.a). Seine Biographenberichten, dass Er wie wild tanzteund dass Seine Anhänger es Ihmunter lautem Jubel nachmachten.Nach Seiner Einweihung vollbrachteShri Chaitanya außerdem viele Wun-der. So heilte Er beispielsweise Lepra-kranke, erweckte Tote zum Leben,erschien in göttlicher Gestalt oder anmehreren Orten gleichzeitig, usw. Alldiese übermenschlichen Taten sindvon Seinen Zeitgenossen bezeugt.Bereits zu Lebzeiten wurde ShriChaitanya von vollendeten bhakti-yogis in Seiner Göttlichkeit anerkannt,so wie zuvor Jesus von seinen Iün-Sern

Zu Beginn des Iahres r5ro, als

Chaitanya Mahaprabhu gerade das

vierundzwanzigste Lebensjahr voll-endet hatte, begab Er sich zum nahegelegenen Ort Katwa, wo Er in denLebensstand der Entsagung (xmnyns)

eingeweiht wurde. Die Weihe wurdevon Keshava Bharati abgehalten,einem bekannten Mönch der aperso-nalistischen Schule, der bald daraufvon Mahaprabhu persönlich bekehrtwerden sollte. Nach Seiner sannyas-

Einweihung pilgerte Mahaprabhunach Vrindavan und anschließendnach Puri, worauf Er eine zweijäh-

rige Reise nach Südindien unter-nahm. Untenvegs begegnete Ervielen bemerkenswerten Persönlich-keiten, unter anderem den sechs

Gosvamis von Vrindavan und Rama-nanda Raya, dem Er das M1,51s11um

Seiner göttlichen Identität offenbarte,der Vereinigung von Radha undKrishna in einer Person.

Nachdem Chaitanya Mahaprabhuden Subkontinent mit Seiner Bot-schafl der Gottesliebe überflutethatte, kehrte Er nach Jagannatha Purizurück. Während Er so Seine Tage inGemeinschaft Seiner Beigesellten undShri lagannaths verbrachte, r,r,urde Erimmer mehr von radha-bhava ü6er-wältigt, den eks-tatischen Ge{üh-lerr der Liebe,die Radha fürKrishna ver-spürt. In denletzten Jah-ren Seiner irdi-schen Gegen-wart offenbarteMahaprabhusogar die völ-lige KontraktionSeiner Gliedma-ßen. Das ist diezwölfte Stufedes mahabhava,

eine der höchs-ten Ebenen der bhakti-Mys-tik, die nur äußerst seltenerreicht wird. Seine letz-ten Tage verbrachte Chai-lanya Mahaprabhu im Bei-sein Seiner vertrautestenGefährten, an die Er SeinGeheimnis der Gottesliebeweitergab.

Choitonlo tanzt in Ekstase

uor dem Ratha laba -Wogen

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DIE cEHEIME INKARNATION

Page 48: vedisches-lexikon.pdf
Page 49: vedisches-lexikon.pdf

Als Verkörperung reiner Gottesliebe war Chaitanya Maha-

prabhu der Vertreter einer esoterischen Mystik höchsten

Ranges. Die Essenz Seiner gelebten Gottesschau teilte Er

Öffentlichkeit zugänglich zu machen. wie sonst hatte die

Nachwelt Mahaprabhus Empfindungen verstehen sollen,

ganzrutschweigen von demVersuch, sie selber praktisch zu

erfahren?^^, s waren die sechs

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\-/ u.lrlduvan, die

sich die schwierige Mis-

sion zu Herzen nahmen,Mahaprabhus innereErfahrungen weiterzuver-mitteln. Raghunath Das

Gosvami G495-r57r) warder erste unter ihnen,der Mahaprabhu begegnete. Geboren

wurde er in ChandPur (heute Shri

Krishnapur), eincr kleinen Ortschaft

in Westbengalen. Er stammte aus

äußerst wohlhabendem Ilause undwar der einzige der sechs Gosvamis,

der nicht aus einer brahmana-Familie

slammte. Aus dem Reichtum sei-

ner Familie machte er sich zum Ver-

druss seiner Verwandten gar nichts

Lieber verbrachte er seine Zeit unter

Mönchen und Yogis. So lernte er

den großen Heiligen Haridas Thakur

kennen, der ihm von ChaitanYa

Mahaprabhu erzählte. Von da ab

konnte es der junge Raghunath

kaum mehr €rwarten, eines Tages

Shri Chaitanya zu begegnen. Sein

Traum sollte sich schon bald efüllen,

Iund zwar im ]ahre r5ro, kurz nach-

dem Mahaprabht sannYas angenom-

men hatte. Raghunath hatte nämlichdavon gehört, dass MahaPrabhu sich

im nage gelegenen ShantiPur aulhielt, und war kurzerhand von zu

Hause fortgerannt.,,Das Gosvami",

wie Raghunath Das bald Senanntwerden sollte, wurde einer der her-

ausragenden Mystiker der Gaudiya-

Vaish nava-Tradition und verfasste

wunde rvolle Gedichte auf der

Grundlage seiner MeditationenKurz nach Seiner ersten Begeg-

nung mit Raghunath Das unternahmMahaprabhu eine Pilgerreise nach

Südindien, wo Er im Hause VYenkata

Bhattas einkehrte. Vyenkata hatte

einen Sohn namens GoPal Bhatta,

der zu jener Zeit sieben Jahre alt rvar.Später sollte er von Mahaprabhupersönlichen Unterricht erhaltenund unter dem Namen Gopal BhattaGosvami (r5o5-r5ZB) bekannt rver-den, einer der vorrangigen Theolo-gen in der Gaudiya-Vaishnava-Tradition Als südindischer brahmana

war Gopal Bhatta mit den Details des

Vaishnava-Brauchtums bestens ver-traut und konnte so bedeutende Bei-träge zur Mission der Gosvamis leis-ten. In Zusammenarbeit mit SanatanGosvami verfasste er das ,,Gesetz-buch" der Gaudiya-Vaishnavas, denHan-hhakti vilas. Dieses Werk gehtausilihrlich auf wichtige Teilaspekteder Tradition ein wie Bildgestalten-verehrnng, Tcmpelrituale und Vaish-nava-Umgangs l'ormen.

Rrrpa (r489-r564) und Sanatan(r488-r558), beide ebenfalls von süd-indischer Herkunft, bekleideten hoheAmter in der islamischen RegierungBengalcns. Beide waren große Ge-

lehrte und Politiker. Sie wurden ShriChaitanya vorgestellt, als dieser aufdem Wcge nach Vrindavan war, unclSeine Welle der Hingabe erfassteauch sie. Später begegnete Rupa demMeister in Prayag (dem heutigenAllahabad) und wurde von Ihm inder rcsn Theologie unterwiesen. Sana-

tan suchte Mahaprabhu in Benaresauf, wo er von Ihm die Wissenschaftder avatnrs erlernLe sowie das philo-sophisclre Versländnis davon, rvie

Gott in dieser l'Velt erscheint. Rupaund Sanatan waren sehr produktiveAutorcn, vor allem auf den Gebietendes Schauspiels, derDichtung und derPhilosophie.

Das Werk Rupasund Sanatans lr,urdevon ihrem Neffenfortgesetzt, dem jun-gen liva Cosvami(r5r5-1598), der nochheute zu zu dengrößten Philoso-phen Indiens zählt.Themen, die seinenamhaften Onkelin Angriff genom-men hatten, führte Jiva weiter aus,

wobci er bestimmte Nuancen ihrertheologischen Leitgedanken hervor-hob Marrchmal wird gesagt, Jiva, derjüngste der sechs Gosvamis, sei ShriChaitanya nur bei einer Gelegenheitbegegnet, als er noch ein Kind war.Wie dem auch sei, jedenfalls wardiese eine Begegnung - und die In-spiration durch Rupa und Sanatan -ausreichend, um Jiva während sei-ner langen schriftstellerischen Lauf-bahn zrr immer neuem Schal'fen zubeflügeln

Raghunath Bhatta Gosvami (r5o5-

1579) leistete zwar keinen litera-rischen Beitrag, machte sich abereinen Namen durch seinen vollende-ten Gesang und dr,rrch sein vortrefFliches Vortragen des Bhagavalnrrr. Inder Vaishnava-Thcologie dreht sichalles um kirlan, das ekstatische Singendes heiligen Namens, und somit gabRaghunatha Bhat[a Gosvami das per-fekte Beispiel, indem er den Ruhmdes Herrn rvie kein Zrveiter besang

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DIE GEHEIME INKARNATION

Page 50: vedisches-lexikon.pdf

orm.l l('rweise iedoch wirtlbhnkli von der Vcrbr,r'lrr-

zel blnj hergeleitet, was so

viel bedeuteL wit' ,,verehrcu", ,,sich

hingebcn", ,,licbcn" lm zweilcnVers seiner bcrüh rnten ßhakli-suhtts

definiert Shandilya bhakti als ,,ungc-teilte, starke Zurreigung zum Herrn".

Dcr Wt'ise Narorla erklJrl in seint'rn

Nnnrdn-hhnkti s utrn (ir9):,,llhnkti becle rr-

tet, jcdc Handlung dem Flerrn darzu

bringcn und sehr darutrtcr zu leiden,

solltc man den I lerrn vergessen."

Im crste n Canto des Blngavdarnwirrlbhakl i a ls p arant n zlhamm dcfi niert,

,,die hrichste trnd beglückcndste Funk-

tion rlt'r Seelc". lihakti ist also oberstes

Gebot der Vaish nava-Phi losophie.

In der Literatur taucht cler Bcg,riif

I;hakti bereits bci den südindischenAlvars aul dic dcr frühesten Vaislr-

nava-Gemeinde Indiens angehör-ten, dcn Shrivaishnavas Doch auch

im Nordcn wr.rrde bhakli itl reiclrem

Maf3c thcmatisicrt, so zum Beispiel in

cie n Werken Rupa Gosvamis, dcsscn

BhakLi-rasa-l-heologie trus der Ga u-

diya-Va ishnava-Tracl i t ion nicht wcg,-

zudcnkeu ist.

Dic,,bhnkti-Renaissatrce" des fürr1:

zehrrten und sechzchttten Jahr-

hurrderts lcistete dcr Tradition derHingabe enorrlen Vorschub. Zurgleichen Zcit erlebte die westlicheWclt ihre cigene Rcnaissance - aller-clings unter cinem anderen Vor-zeichen. Während in der indischer-r

Renaissance Ilingabe an Gott imN,Iittclpunkt stand, ging es im Wes-ten um Lerrrcn, Fortschritt, Wisserr-st hall und 'l'cchrrologit'. Kurzum, imWestcn musste die Spiritualität demEinfl r-rss des Materialismus weichen.

Man erirrrrt'rl sich arr die etrropä-ische Renaissance gern als eine Epochc des Wachstums, als cinen gro-

ßen Schritt zr,r Unabhtingig,keit undSelbstbewrrssLsein. Zu r Kennzeich-nung jenes Zcitalters prägte der I Iis-toril<cr Jules Michelet dcn Begril[

,,Wiedcrgebur[". Die Renaissancc giltals eine Zeit dt's Erwachcns, wo derMensch der Vcrtiefung in Religionund Aberglaubcn entkam und cch-terr Fortschrill machtc, irrdem crseinc Aufmcrksamkeit ar-rf die matcriellc Natur, den Körper und clie

Urnwelt lcrrkte. Der Mensch stürztcsich in den Fluss des matcriellenFortschritts, während Spiritualitä(rrnd eine natürlithe Lelrcrrsweisc irn

Sta r-rbe zu rückblicben.ln der bhnkti Renaissance hinge-

gen geschah cin Schritt hin zur Ver-

cinfachung, um esscnzielle spiritu-clle Wahrheiten zu crkenncrr Manwandte sich der Crrurddyntrrnik dcsrt'ligiösen lmprrlscs zu Ls girrg umdas innerc Bedürfnis des Merrschennach eincm liebevollen Austauschmit seinem Schöpfer, um das gene-rcllc Zuneigungsbecltirfiris dcs Men-schcn.

Allerdings gab es ar-rch Vcrtreterdcr ritualistischen l-raditiorr, die anihrcm gewohnten Ct'dankengut fest-hiclten turd sich gegcn die ,,rreuenldcen" dcr bhnkfi-Relormatorcrrsträubtcn, und das, obwohl dic bhakti-Bewegung sich auf diesclben Schrif:tcn stütz-te wie die Vertreter clcs Traclitionalis m trs.

Trotzdcm ist dcr große Einfluss,clerr dic bftnkti Bcwegrrrrg irr vt'ei-

ttl Teilen lndicns bis heute aus-irbt, nichl zu leugncn Viellcicht liegtdit's ja daran, dass llfiakti einc irrnerc,fundamentale Saite des 1\4crrschen

anschlägt und dass das Geger-rteil -cine Renaissance hin zum materiel-lcn Fortschritt - zr,var gewisst' Vor-lcile mit sich bringt, letztlich aberzu spirituellcr \zerödung und Seelen-losigkeit fuhrt.

BNAKTI,LI,CBC ZI.J-OOTT

tm Mittelpunkt der Lehren Shri Chaitanyas steht bhahti,

,,hingebungsvolle Liebe zu Krishna". Die Etymologie die-

ses Wortes ist nicht eindeutig geklärt; für die Herleitung

kommen zwei Sanskritwurzeln in Betracht. Die erste lau-

tet bhanj, was ,,Trennung" bedeutet - Trennung im Sinne

des dem Vishnuismus z1r Grunde liegenden Dualis-mus. Schließlich kann man ja nur einem Gott dienen, der

,,getrennt" vom Selbst existiert. Wäre die Seele in jeder

Hinsicht eins mit Gott, wie es von der Schule des Advaita-

vedanta gelehrt wird, dann ware bhahti gar nicht möglich,

denn dabei werden zwei Patteien benötigt: der Verehrer

und derVerehrte.

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DIE OEHEIME INKARNATION

Page 51: vedisches-lexikon.pdf

,,Pilgerorte sind für sensitive Menschen ein verblüffendes Phänomen .. .

In wichtigen Aspekten liegt ihre Existenz auf der Ebene des Mentalen,der Emotionen oder gar der höchsten Transzendenz."

- Norvin HeinEmertüertu P roJasor der Religionswusenschaft ,

YaIe University

Page 52: vedisches-lexikon.pdf

r-ifätl!E^ä

-ry-.TCInPCLWie die Kathedralen Frankreichs oder die Peterskirche inRom sind auch viele Vaishnava-Tempel von ehrfurchtgebie-tender Größe und Pracht. Gleichzeitig erwecken sie aber auchdas Gefühl inniger Verbundenheit zum Göttlichen.

er Religiorrshistoriker Mircea Eliade, dcr sich ein-gehend mit der Bauwcise

ind ischer Tem pel bclasstc, schrieb:

,,lSolchelTenrytl sind Nrchbildungen

dts Körpers Vor InongriJlnulune der Bau-

trbtilen wird an Oil und SIeIIe ein sflnbo-Iisclrcr Grundriss

dts Tentpels in den

Iloden geritzt, rlus

so gtnnnnle \tastupurusln MandalnDnnruJ sind die

HirunrcIsrichtun

gen wrzeichnet, die

Montlltäuser, dic

Plauüctr, die Göttar

und der trrcnsch|i

clrc Körper. Die Fontnt dieser Komltonenlen

wcrrlen dnbei synfuolisch nul tlen künt'ti-genTentptlbau [ibertrngu In tlen Lehr-

biiclrcrn der indischcn Arclilleklur wird d,er

Tatnpel attsdrücklich ntit tlen Körper ver-

glichen: Das Eingangslor ist der Mund, die

Kuppd des Tempellunns rfur Kop[. So niedcr nrcnscliliclrc Scltädel einc Nnhl aut'weist,

nus fur die Seele beinr Totfu nlv,eicht untlit dtn Hhnnrl u[steigl, isl nuch rlie Tent-

ptlkuppel mit einem kleinut Loch verselrctt

Dns Heiligtum im Tetnpel nlspriclil der

Seek fur menschlichen Körpcr. Dt der

Tentpel dn Abbild tfus ttrcnschlichen Körpers ist, trilerninnnt drt Pilgcr bd dnenr

Liegende Bildgestolt

Vshnus on der Aufenseite

e i n e s Vo ish now - Te mpe I s

T c n t pelbentch quasi eine Erkundturgsreise

irt sein irtneres SeIhsL Die ßegagnnry nritdcr Gotllrcit irtr Huzen tles'Icmpds gleicht

der llcgeEtmry nil dent eigerrctt götlliclrcn

Wescnskent "'

Mit dcr ,,Gottheit im Ilerzen dcs Tem-pels" ist ein besonderer Aspckt der

Vaishnava-Ver-ehrung gemeint:die persönlicheGcgcrrwart dcsHerrn auf dcmAltar in Formeincr Bilclgcstalt(archn-vigrahu).

Dicse Bildgc-stalt gilt als cineVerkörperung

Gottcs ur-rd ist somit eine Art ovnla4,

genannt m'cha-ovalu. Nach Aussagedes Shrirrrod Bhagavnlnnt (rr.z7.rz) kannsicl-r Gott in Form des nrcln-nvalu ineincm von acht materiellcn Stoffeninkarnieren: Stein, Ilolz, Mctall, Ilrde,Farbc, Sand, Edelstein oder Gcist. Beider Ilcrstcllung der Bildgestalt müs-sen präzise Richtlinie n der hciligenSchriften, zum Beispicl in Bezug aufdie Maße, beachtel wcrden. Uncrläss-lich is1 auch die Weihc der llildgc'stall durch einen besonders .rusgebil-clctcn Priestcr, wobei der Gcist Gottesirr dic matericllen Elernentc cingeht.

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Sobald die Bildgcstalt Ihren Platzim Tempel eingerrommen hat, lver-den auf dem Altar dic täglichen Akti-vitäten des lJerrn rrachgeahmt. Früham Morgen wecken die Priester dieBildgestalt auf r-rnd reiche n Ihr einl'-rühstück, wobei sic bcsonders dafurbestimmte Mantrc'n rcziticren. Späterservieren sie lhr ein opulcntes Mit-tagessen, worauf der Herr cin Sclrläf-chen macht. Darrach bringen sie Ihmdiverse Utensilicrr der Verehrungdar. Am Abend gibt es flir den Herrnein ähnlich umfangreiches F-estmahl

wie zur Mittagszcit, und schließlichlegen Ihn die Pricster zur Nachtruhc,wieder unter Bcglcitung von Man-tren.

lm Laufe des 1'agcs kommen vieleGläubige in den Tcmpcl, trm diegeschmückte Gestalt dcs Hcrrn zu

schen. Dies wird dorslnn genannt.Dabei singen sie Mantrcr.r, lobpreisendcn Hcrrn und bringen Ihm Gebetedar.

Vaishnava.Tempel biclcrr cineGclcgcnheit, die unpersönliche AufIassrrng Gottes hinter sich ztr lassenund in das Verständnis Sciner Per-

sönlichkeit einzudringeu. Irr welnveitl-auscndcn von Tcmpeln g,ewährtEr Millionen von Mcnscl-ren täglichScinen darshnn - ob nun als Rama,

Vishnu, Nrisiml-ra, laganr-rath, Krishnaoder in einer anderen Seiner zahlrci-chen Formen.

Anmetkungen

t Mirceo Eliode,,,Socred spoce', in The Encyclo-pedia of Religion , Mocnillon Publßhing Con

pon2, New Tork tg8/, Bond tz, S 5gz

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HEtLtcE STATTEN

Page 53: vedisches-lexikon.pdf

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Indiens :r1 ;:r'i1.leili i i'.liiie i,trrr hat eine :ehi',:];.',-

'i"r':trliiti:rr. Die Grundlagen dieser Tradi-tion finden sich in den i)irrait;'L:. sn6l anderenSchriften, wie vor allem d"- Shilp a-shastra(verfasst von Vishvakarma, dem Architekten derHalbgötter) und den Vastu-shastya. Nennens-wert sind außerdem dte Shulba-sutras, diegeometrische Details für die Errichtung vonOpferstellen enthalten. Man unterscheidetim Wesentlichen zwischen citei -{'crnoe.l-

::arll-srilcn

St:

n derr niir<llichcn und r,r,estli

chen Rcgiont'n ist der lnrToro-

, Baustil ,ur weitestelr vc-rbn'itct:Der Ternpclbau ist in Portal, Hallt',Vestibiil u ntl Sa nktum gegl icdt'rtLrber dcrn ;\llt'rheiligsten erhr-Lrt sit Irder m,r iskollrt'n fi)rrnigc Hau Jrtt u rrn(shikhnrz,). In sol< hcn Tcmpcln gibtes meist cin vcr.tuclaartigcs Arc.rl,clas als \/ersarrr rn I r-r ngshalle dierr t

runcl lo die Gliiubigc'n die Bilclgcstaltr-r mschreiten l<iin ncn

Ln östlichcn llar-rstil sieht nrantlre r kuppclliirrnigr'Tiirme son ilcinen Komplcx vorr Gebäuden,die derr S.irrgcrrr r-rnd Tärrzenr, clcrr

Stl'rauspielcrn un<l <lerr Verehrcrnvcrsch icclcncr (,ot thc-i tcn zr-rgcorcl-

ncl sincl.

Typisch lür <lt'n sirdlichen Stil sintlclic aulliilligcn 4oprrrn.s clcgantt',frohc Türrnc, rlit' illrcr cle n Torcrr rlt'sTcmpclkonrplt'xcs aulragcrr, miI t'int'rkunstvoll gcrlci [Scl tcn Fassadt'

Voishnato Tetnpel aerden strikt noch mothemoLxhen Berechnungen

er bout; Cruncllupe der fonslruliion rsl eine.-1rogrsciegeometriscÄe Fiur(dcs sogenonnie \/astu purusha Mondolo, stehe oben), die do<u drcnt,

das Geböude <u tethen

Page 54: vedisches-lexikon.pdf

Im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh, 140

Kilometer südlich von Delhi, liegt eine bukolische Gegendnamens Braj, auch Vraja genannt (wörtlich: Weideland).Ihre landliche Idylle übt auf die Besucher dieser heiligs-ten aller Vaishnava-Pilgerstätten einen unwiderstehli-chen Reiz aus.

in unserer Wclt darstellt, erfülltdicsc Sehnsucht all denen, dic dortZuflr-rcht suchen

Am besten lernt man Brai ken-nen, indem mtru einc Pilgerwandc-rung (pnrikrarrtn) unterni mmt, uncl

zwar miI jemandem, dcr sich in derGegcnd atrskenr.rI und auch mit dcrinnercn Bedeuttu-rg dcr heiligen St,lit-

tcn vertrallt ist. lls heißt, clcr Sand

im Braj, tiber clen einst Radha undKrishna schrittcn, sei von Liebe zu

Gott clurchdrurrgen Daher ist es kcinungewöhnlichcr Anblick, class einPilger sich dicscrr Sand chrfürchtigaufs l{aupt strcut.

Die Viellalt heiliger Ortt'auf unse-

rer Erde kommt, ähnlich wie diezahlrcichen Religionen der Welt,

der Mannigfaltigkeit der Suchermit ihren trntcrschiedlichen Nei-gungen entgegcn. Pilger bcsuchcrrWalllahrtsorte aus den vcrschic-denstcn Grtinclcn: um von ph1,-

sischcn und emotionalcn Lei-

den gehe ilt zr,r werden oderum Reichtum und matcri-ellen Wohlstancl zu erbit-

ten Manch einer kommt attch aus

Grürrden, dic nicht einmal ihm sc'lbst

bekannt sir-rcl Viele abt'r unterneh-men einc Pilgerreise, um clen innerenseelische n Fortschritt irr Gang ztr set-

zen ocler voranzutreibcrr. Egal mitwelcher Motivation nran nach Braj

kommt, man wird rricht enttäuschtwerden. Es gibt sielren traditionellePilgerorte .in lnclien, .rn denen allcScgnungen - von bhuk,i (matcricllerNr-rtzen) bisrnukti (Lrlö-

sung) - erhält-lich sein sol-len; trber nurBraj hätt bhdkri

uncl prenrn

bercit, hingebrrngsvollc Liebe

zum IIöchstenHcrrn.

ICH DENKE IMMER AN BRAJ

Nie, o Uddhava, kann Ich Braj vergessen,

Vrindavan, GokuL, die idyJJischen Välderund deLr Scharten cler dichten Hainc.

Sehe Ich Murter Yashoda und Nandain der Früh, erschaure Ich vor Glück.Frisches Brot bringcn sie Mir,noch warm, und Butter,geben zu essen Mir mir großer [,iebe.

Ich spiele mir dcn Hirrenknaben,so verbringe Ich jeden Tag in Heirerkejt

Nie, o Uddhava, kann Ich Braj vergessen,

die herrlichen UFer cler Yamrrrra

und die scharrigcn Haine.Hier sind die Vunschkühe,dort die Kälber,

die Srälle, wo sie gernoLken werdeo,und die Milchkannen.'Wenn die Hirrenknabenzusammenkamen,

gab o[t ein groß Spektakel es

aus Tanzen und Ringen.

Unser Marhura isc eine Stadt von Gold,

Edelsteinen urd Perlen

Ach, Freude überkomnrt Mich,wenn lch an Braj Mich erinnre,Das Herz lließt Mir über.

will in Meinem Leibe ni.ht Lleibcr.In unzählige Spiele war

lch srändig verriclt,Und Nanda und Yashoda

haben es still erduldetNach diesen'Worten verfieL

,,5urs LVlcßrer

volL Reue iLr Schweigen

Surdos, Dichter und HetLtger des 15 JohÄunderß(n Krishnos Worten)

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ie Dörfer im llraj erstreckcnsich über einc Fläche vonmchr als Sooo Quadrötkilo

mclcm. Fenrer liegen ar-rldiesem

Gcbiet die Stadt Mathura sowie diczwrilI Ilauptwälder (einer davon ist

Vrindavan, das spirituclle Zentrurndes Braj) r,rncl rz5 untergeordnett'rWtilcle r.

Ils wäre jedoch irreführend, nLrr

die geographische Lage des Braj zr.r

beschreiben, ohne seine spiritrrclleBedeutung zu erörtenr.

l.-ür Vaishrravas ist Braj ein he iligesLoncl Es ist von multidimensionalemWesen, das hcißt, es bcfindet sich

sowohl inncrlralb von Raum undZeit als aucl-r außerhalb davon Sl-rri

Krishnas ewige Spiele (lilas| dieursprünglich im spiritr.rcllen Reich

sLaltfinden, wcrden vorr Zeit zu Zcitirr trnscrer drcidimensionalen Weltoflcrrbart. Der Ort dieser Offenba-

rLrng ist Braj, so wic es vor 5oooJ,rhrcrr der l;all war Atts diescm

Grunde neunen Vaishnavas dicspirituelle Welt ar-rch Braj. Es gibtalso c'in spiritucllcs rrrrd ein irdisches

Braj: Vaishnavas mächen zwischendicscn lreirlen Orte rr keinen Unter-schied

Nach Aussage der Vaishnava-Schriften ist das spiritr-rclle Braj (und

die andercr.r spirituellen Welten, dievom Braj ar.rsgehen) dic Urheimataller Lebewcsen, von dcr sie seil. dcmAnfang der Schöpfurrg getrennt sind.Scil Anbeginn der Zciten sehnt sich

dcr Mensch nach cincr vollkornrne-ncu Heimat - ob nun Paradics, [ly-sium oder Sl-rangri I-a genann[ -,eincrn Ort, wo seirr r-rrsprünglicherZtrstand des l.-riedcns und dcs Glückswicdcrhergestellt wircl Das ircli-sche l3raj, das mit seincn Tempelnrrncl Heiligcn eine spiritrLelle liuk]ave

H EILIGE STATTEN

Page 55: vedisches-lexikon.pdf

derte vorr Orten, die mit Shri Chaitanya Mahaprabhus Spielen ver-bunder-r sind Am Yoga-pitha, derGeburlsstätte Mahaprabhus, findetman heute Bildgestalten von Ihmund Seinen Beigesellten, und tägUchbesucherr Pilger diese Gegend. In derNähe liegt Shrivas Angan, das IlausShrivas Thakurs, wo Shri Chaitanyaeinst die Sankirtan-Bcwegurrg insLeben rief, das heißt die religiöseBelr egung, die ouf der Lobpreisungvon Krishnas heiligem Namen durchSingen und Tanzen beruht.

Es hcißt, das heilige I-and umNavadvip bestehe aus neun (ttnva.)

Inseln (dvipa). Viele glauben, die

,,ncun lnseln" scien neun spütuclle

Inseln, die nur von jemand wahr-gcnommen werdcn, der die Stufe

höchstcr Erkenntr.ris erlangt hat.

Dcnn ansonsten kann rnan d<lrt

kcine ueurr Tnselr entdecken. Pil-

gcr durchwandern clas Gcbiet der

,,lrcun lllseln", die rcin ätrßerlichgcsehen lediglich neun benach-barte Orte sind, für gew<ihnlich inder Reihenfolge Antardvip, Siman-tadvip, Godrtr mdvi p, Madhyadvip,Koladvip, Ritudvip, Iahnudvip,Modad rumdvip und Rtrdradvip.Im esoterischcn Sinne entsprecheudic lnseln dcn netrn Vorgängendcs hingebr-rngsvol len Dicnstes:

über Gott l-rören, über Ihn spre-

chcn, sich an lhn erinnern, Sei-

rrcn Lotosfüßen dicnen, Ihn vcr-ehrcn, lhm Gebelc darlrringen,Il'rrn dicnen, Freundscl-ral't mitIhm schließeu und Ihm alles

hingebcn

DIE WIEDERENTDECKUNC VON

SHRI CHAITANYAS GEBURTSSTATTE

Im neunzehnren Jahrhunderc war die Bedeuung von Shri

Chaitanyas Lebe n und Seiner Mission fast völlig in Verges-

senheir geraten. Die moslemischen Eroberer und der Einfluss

der Zeit hatten Shri Chaitanya aus der Geschichte Bengalens

verdrängt Dass es jedoch nicht dabei bLieb, daftir sorgte

Bhakrivinod Thakur (r838-r914) Bhaktivinod war selbsr

ein begeisrerrer Arhänger der Lehren Chaitanyas, und so

machte er sich daran, die Geburrssrätte des Herrn wiedezu-entdecken.

Zu seinem Erstaunen änd Bhaktivinod heraus, dass das

Dorf, das seine Zeitgenossen unter dem Nanen Navadvipkannten, ersr einhunderr Jahre alt war; somit konnte es nichtdas gleiche Navadvip sein, in dem Shri Clraitanya erschie-

nen war, Es herrschren verschiedene Meinungen, und einige

sagren, die Geburrsscärte des Herrn befinde sicb unter dem

Ganges, der seit dem fünfzehnten Jahrhundert mehlmals sei-

nen Lauf geändert harre.

Aber Bhakrivinod gab nicht auf und hörte alsbald von

einem Dorf nordösrLich der Scadt Navadvip Der geheimnis-

umwirrerte, alre Ort stand damals unter moslemischer Herr-

schaFr. Bhaktivinod erkanntc binneLr kurzern, dass es sich bei

jenem Dorf um das wahre Navadvip (Mayapur) handelte,

und suchte nach Belegen, um seine Theorie zu et härten

Schließlich scieß er aufden schJüssigen Beweis: zrvei Land-

karten, die von britischen Pilocen erstellt worden waren, die

den Ganges mit Booten beiahren hatten'\flichtige Hinweise fand Bhaktivinod außerdeur in ben-

galio^chen heiligen Schriften. Zum Beispiel las er in Narahari

Chakravartis Bhahti-ratnahtra, dass der Hof Shrivas Pan-

dits, wo Shri Chairanya das gemeinsame Sirgen des maht-

mdntra eiiFÜ.latrc, einhtndert dhanur (knapp zoo rn) nörd-lich des ,,Hauses Gottes" gelegen war. Diese Textstelle halIBhaktivinod sehr bei seiner Entdeckung von Shri Chai-tanyas Geburtsstätre, denn den Hofvon Shrivas gibt es nochheute So fiel es Bhaktivinod relativ leicht, Shri Chaitanyas

Geburtsstätte zu lokalisieren. Die Beweise wurden weiterunrernauert durch geographische und archäologische Studien. die Bhaktivinod selbst vornahm.

Um auch eine spirituelle Bestätigung firr die Authenti-zität der Geburtsstätte zu bekomrnen,

brachte Bhakdvinod seinen alteu,

gebrechlichen Lehrer, Jagan nach

Das Babaji Maharaja, an Ortund Stelle. Obrvohl Babaji

Maharaja gehbehindertwar und iu einer SänFre

getragen werden musste,

führre er einen Freuden-

tanz aufund vergoss

Tiänen der Liebe zu

Gott Dieser Ausbruchgörrlicher Liebe über-

zeugce Bhakrivinod voll-ends, dass er trtsächlichShri Chairanyas Geburts

Navadvip liegt rund einhundert Kilometer nördlich vonKolkata (Kalkutta) und kann von dort aus per Auto, Bootoder Bahn erreicht werden. Diese bescheidene dörflicheGegend ist der berühmte Geburtsort Shri Chaitanyas(1486-1533), der auch unter dem Namen Gaura (die ,,gol-dene" Inkarnation) bekannt ist.

,a ist nicht ver-n Shri Krishna,gelten auch Navd-

AV

dvip und Vrindavan trotz ihrerunterschiedlichen geogra ph ischenLage als ein und dasselbe Reich,und die liln von Gaura (Chaitanya)

und die von Krishna sind auf mys-tische Weise miteinander verkn üpft.Vaishnavas nennen die Gegendum Navadvip/Mayapur (in eincmUmkreis von etwa z5 Kilometern)Gaura-mandala.

Im Jahre 1063 wurde Navadvipunter der Hinduregentschaft Laksh-mana Senas die Hauptstadt Benga-lens, doch nur kurze Zeit späler, imJahre tzoz, wurde es von Moham-med Bakhtiar Khil.ji erobert und zer-stöfi. Von da an stand Bengalenunter islamischer Herrschaft. Trotzgesellschaftlicher Spännungen undReibereien [ebten Hindus und Mos-lems Seite an Seite. Navadvip, das

sich bereits durch seine herausragen-den Sanskritschulen einen Namengemacht hatte, entwickelte sich inder Folge zu einer Hochburg des

orthodoxen Brahmanismus. Dannerschien Shri Chaitanya.

In und um Navadvip gibt es Hun-

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HEILIcE STATTEN stätte gefunden hatte

Page 56: vedisches-lexikon.pdf

mAyAPlrRfORTSCTZU"NO CTNCR TRADI,TI,ONShri Chaitanya ist für die Vaishnava-Tradition von un-schätzbarer Bedeutung. Nachdem Bhaktivinod Thakur denGeburtsort Shri Chaitanyas entdeckt hatte, wollte einer sei-

ner Nachfolger in der spirituellen Tradition, His DivineGrace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, die Bedeu-tung dieses Pilgerortes erhalten und noch hervorheben,indem er dort den Bau eines pfächtvollen Tempel-komplexes ins Werk setzte. Die Arbeit begann 1,972 undwird noch heute fortgeführt.

Sh ril o Probhupodo füh fte Bhoktiinods

Werk ueiter, indem er den internotionolen

Cebdudekom plex nan e ns Shri M alopu rChond rod o1 a Mandi r erb o u te,

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er Tempelkomplex ist jetztunter dem Namen Maya-pur Chandroclaya Mandir

bckannt und besteht aus einem Tern-pelgebäude, ciner Bibliotlrek, eincmMuseum und cinem Äuclitoriumsowie zahlreichen Gästchäusern, clic

Ilundcrte vorr Besuchcrn ftrssen DcrMandir ist clcr Brelrnpunkt der Vcr-herrlichung Shri Chaitanyas in dicscrRegiorr. Mit ihm geht BhaktivinodsTraum in Erliillung - eine Vision, dicer lratte, als Mayapur noch cin einfa-chc's Dorf war

Eines Abcnds saß Bhaktivinod inscirrern Har-rs in Mayapr.rr, Godrr,rm-clvip, und blickte über die grür'renclcnFclder am gcgenüberliegendcn Uferclt'r lalangi Da gewahrtc er in derI.'<'rnc einen lcuchtendcu Schimmcr,clcr aus einer bestimmtcn Richturrgzu kommen schien Als Bhaktivinoclgenauer hinsah, erkannte er, dass cs

sich um die Vision einer goldener.rStadl handeltc, einer spirituellenStaclt, dic in nahcr ZukunlL dort ent-stchen würde. Dic Stadt war der Ver-

herrl ichtrng Shri Chaitanyas ger.r'id-

met und von Mcnschen allc'r Rasser.r

und Rcligionen bcvölkert.

,,Schlicßlich", übcrlegte llhaktivi-nocl, ,,ist Shri Chaitanya lricl-rt crschie-nen, blof3 um cin paar Inder zu erlö-sen Sein Ziel war es, dic Lebewcsenallcr Llinde r, ja cles gesamten Univer-sLrms zrr belrcien r-urd ewige, r-richt

scklit'rerisrhc rcligiösc Prinzipicn zu

prccligen."Bhaktivinod clrückte seincn sehn-

licherr Wunsch aus, dass dics gesche-hen rnöge:

,,Ach, käme doch der Tag, wo Eng-läncler, Franzosen, Russen, Dcr-rtsche

und Arnerikarrer mit Fahnen, nrridau

gas ['l'rornmeln] uncl kartals [ZimbelnJglückstrahlend dr.rrch ihre Straßenzichen und gemeinsam kirlnrr [hingebu ngsvolle LiederJ singen!"

,,Dicse Zcit wird kommen", schriebBhaktivinod, ,,wenn im Lanrlc Navadvip, in der Gangesebcne, ein pracht-voller Tempcl entsteht, der tlcr.r

Ruhrn Shri Chaitanyas in trller Weltverktindet." Hr schrieb auch r.iber

Bhokl i uinod Thok u r, de r Wie de re nlde cke r Moypurs (' S. t t 3)

eine große Persönlichkeit, die baldgeboren werde, um diese Trlir-rmc zu

erfü llcrr.Etwa sechzig Iahre späler, im

Jahrc r97r, als Shrila Prabhupadamit cinigen Schr-ilcrn in cincr klei-nen Strohhütte ir-r Mayapur lebte,

sprach cr über Bhaktivinods Traumvorr eirrcr Pilgerstättc rrnd cirremMarmorpalast, der clor[ entstehenwerde. Er beschricb komfcrrtableRäumlichkeiten für Gäste uncl Devo-

tees,'l-hcmenparks mit Krihen, Ele-

fantcn, Rehen uncl Pfauen, ein Pro-

gramm znr Armcrrspeisung, Schulenund cinen prachtvollen Tempcl.Dies war seine Vision, und seincNachfolger bemtihen sich hetrtc,

sie in vollem Maße zu ver-wirkli-

chen. Ol'l'e nsichtlich war Prabhupadaselbst jcnc große Persönlichkeit, dieBhaktivi noda prophezci t hatte. lirinspiriertc seine Schülcr, beaußich-tigte persönlich die Intwicklung des

Projekts - bis hin zu den kleinstenDetails -, und noch zrr seinen Leb-

zeiten verwandclte cr ein paar lccre

Felcler in cin lebenssprühendcs spi-rituelles Zcntrum, sodass Nlayapr-rr

r.r,ieder .ru I dcr Lantlkarte auft auchte.llr brachlc Tausende von Englärrdern,Franzosen, Deutschen und Amcri l<a-

nern dorthin, die mit nridnryns, l'ah-nen und knrlnls singe rrcl ciurch clic

Straßcn zogen Und er unterwiesseine Schüler, mit der Erfüllung vonllhaktivi nods Vision [ortzufahren.

HEILIcE STATTEN

Page 57: vedisches-lexikon.pdf

Der GangeS, der wohl bekannteste Fluss der Welt,wird von glaubigen Hindus als besonders heilig erachtet.Anhänger der Vaishnava-Tradition betrachten nur einenFluss als heiliger als den Ganges: die Yamuna, die direktmit Krishnas Spielen zu tun hat.

er Ganges entspringt in denschneebedeckten Höhen des

Himalaya und fließt in ösl-

scher und anderer Schadstoffe aus-gesetzt ist, wird die Reinheit seines

Wassers immer wieder von Expertenbestätigt.

So sagte zum Beispiel Dr. JohnHoward Northrup, Nobelpreis trägerftir Chemie des Jahres tgq6: ,,Wir wis-sen, dass der Canges slark verunrci-nigt ist. Doch die indische Bevölke-rung trinkt sein Wasser und badet inihm, ohne dass es ihrren etwas auszu-machen scheint . Vielleicht haltenBakteriophagen lim Abfall hausendeViren, die Bakterien vernichtenlden Fluss keimfrei." Was immer derGrund sein mag, der Ganges ist undbleibt rein - und reinigend - fur alle,die in seinen Wassern baden.

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licher Richtung durch das Vindya-Gebirge. In Allahabad vereint er sichmit der Yamuna, strömt weiter ost-wärts und mündet schließlich, nachetwa 27oo Kilometern, in den Golfvon Bengalen

Seit Jahrtausenden baden Heiligeund Weise in den Fluten des Gan-ges, der fur seine Reinheit bekanntist. Daran ändert auch die Tatsachenichts, dass Millionen von Anwoh-nern den Fluss zum Waschen, als Toi-lette und zur Entsorgung von Abfäl-len benutzcn. Obwohl derGanges zurzeit einer Vielfalt chemi-

HEILIGE STATTEN

WIE DER CANCES ZUR ERDE KAMGemäß vedischer Kosmologie gibt es in unserem Universum dreiPlanetensysteme: die höheren, himmlischen Planeten (nichr zuverwechseln mit den Reich Gomes), die mittleren Planeten (zudenen auch die Erde zähft), und die niederen, höllischen Plane-ten. Das gesamte Universum ist in eine gigantische kosmischeSchale eingeschlossen, die Millionen von Kilometern dick ist.Dahinter liegt die spirituelle Welt. In alten Tiaditionen heißt es,

der Ganges habe seinen Ursprung jenseirs der Schale der mate-riellen 'üZelt

Im Shrimad Bhagaaatam beispielsweise wird berichtet, dass

vor langer Zeit ein König namens Bali alle drei Planerensys-teme erobert hatte. Er vertrieb die Halbgötter aus ihrem Reichund nahm selbst den Thron des Himmels ein. Aus Traue r umdie Niederlage ihrer Söhne nahm Aditi, die Murter der Halb,götter, ein zwöIftägiges Gelübde des Fastens aufsich und betetewährend dieser Zeit unablässig zu Krishna. Der Herr erhörte ihrGebe t und erklärte sich bereit, die Macht der Hajbgötter wieder-herzustellen, indem Er sich als Vamanadeva, ein bet,rclnder Zw erg- bra b m t n a, inkar niert e.

Shri Vamanadeva trat vor Bali Maharaja underbat von ihm weiter nichts als drei Schrirre Land.Kaum hatte Bali Ihm Seine Bitte gewährt, durchmaßVamana mit den ersten beiden Schritten das gesamteUniversum, womit Er das verlorene Eigentun derHalbgötter zurückgewonnen hatte. Bei Seinem zwei-ten Schritt stieß Vamanadeva nit Seinem Zeh einLoch in die Schale des Universums, sodass ein paarTropfen \Tasser aus dem Karana-Meer in das Univer-sum drangen. Dieses \Tasser wurde zum Ganges DerGanges gilt als heilig und läuternd, weil er aus derspirituellen \felt kommt und den Zeh Vamanadevmberührte.

Zuerst floss der Ganges nur aufden himmlischenPlaneten. Dann hatte ein großer irdischer König namens Bhagi-rath, ein Geweihter Shri Vishnus, den rü/unsch, dms der Gangesdie Erde reinige, und betete, der Fluss möge zur Erde herabkom-men. Der Ganges erschien vor König Bhagirath in Gesralr einerwunderschönen Frau und erklärre sich einverstanden, ihm seinen\(/unsch zu erfüllen. Aber sie stelke eine Bedingung.

,,\7enn ich vom Himnel falle", so sprach die himmlischeGanga, ,,wird das \}/asser eine große \7ucht haben. S?er soll das'Wasser

auffangen? \7enn mich niemand auffängt, werde ich dieErdoberfläche glatt durchschlagen und zu den höllischen Plane-ten hinabgleiten."

Ganga bat König Bhagirarh, jemanden zu 6nden, der sichbereit erklärte und auch in der Lage war, die'Jflucht ihres Auf-pralls zu mindern. Um Ganga zufrieden zu stellen, betete KönigBhagirath zum mächtigen Shiva und bat ihn, dm \flasser mitseinem KopfaufzuFangen Shiva kam der Bitte nach.

Seit jener Zeit fdngt Shiva den Ganges mit seinem Haupte aufund die heiligen Fluten des Ganges zieren das Antlitz der ErdeDer Berg im Himalaya und der Gle tscher, aus dem der Gangesentspringt, sind nach König Bhagirath benannt. Nach Aussageder vedischen Schriften wird jeder; der im Ganges badet, vonaller materiellen Verunreinigung geläutert und erlangt die Eig-nung, noch im gleichen Leben erlöst zu werden. Daraufhin kanner in die spirituelle rffelt zurückkehren, wo der Ursprung desGanges liegt.

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JnonnnATH PllRr.'\n der ()stkhstc Indicns, im llundesstaat ( )rissa, liegtinrnitten von Palmeri und id_vllischen Stränden die StadtI'uri. Ihre Umrisse habcn dic l-orm eir-res \luschelhorns,und sie ist bekar-rnt als die R-esidenz Jagannaths, oin",Inkarnatior-r Krishnas in Forn-r von hciligem Holz. I)ileeraus ganz lndien kommcn hicrher, uln dieser Clestalt des

Hcrrn in cinem von Indiens bcruhmtcsten'J'empeln ihreEbre zu erweisen.

cr lt'r'rrpel, rlt'r rn.rnrh-nr.rl ,,Shri \lanrlir" g('n,rrrIrlirtl, licgl arrl ciner clrt'

rrraligt'n Anlriihc' nanrt'ns Nilgiri,tlt tn .,lrl,tttctt I liigr'1" l)r'r !eg('n\\;irtigt' Ic'rrpcl rvrrrcle unlcr cler St hirnr-hcrrst haIt l(iinig ChatlrlalLga l)t'vasinr zwijlltcn J,rhrhrrrtrlt'r-l crbaul Scit-Irt'r rvLLrclt'r'r nrt'hr.rls t'in DLrtzcnrlrl,tl rt'novit'rl, a[rc'r cr stt'lrt rrot lr

irnnrt'r an rlt'r glcicht'n Stcllc w,it'tlt'rtrrspr iinglir lrc I t'rrrpr'l

l),rs zcnl r,rlt' llr-ili,ql Lrnr clcs'li'rrrp<'ls isl typisch liir tk'n Bau

slil ( )r-iss,rs I s lrt sltlrt ,rrrs tirrt rrr

\lini,rtr-rr Kiinigrcic lt in lornr vonvicr- (icLrürr<lt'n: r clt'nr so ge r)rrlr)-tcn 13hoga \,1,rrrclap, wo tligliclr 5.1

(,crit htc fiir tlic Bilclgt'staller zLrlrt'

rcilt'l rvcrclcn, r clem N,rta N'larrtl,rp,

ci nt'r gc'rtitrrn igt'rr 1 r nzhtr lle z-tr r

l;rt'trtlt' cle's I l<'rrn, 5 rlt'rn Nlr-rklr,r-

slr,rla, rvo <lcr I lt'rr all St'incn(it'n't'i hlcrr rlrrnlran (Sci nt',,ALrcl icnz")gt'vr'.ilrrt, untl -1 clcrn ll,rtl;r clcul,r,

clt'nr I l.r u p l lc nr pc l

r\1it scini'n linapp sit'lrzig Nlctt'rnFlirlrc ist <lcr Slrri NIan<lir tlcr hiit hstcIt'nr1lt'l in p,rnz Orissa l)ic'rcirlr vcrzicrlcn, kunsli.'oll gcrrcilicllcn I ort',clic tlt'n '['crrpt'l umg<'lrt'n, sinrl t'in-

zig.rrtig. l),rs'lirr an rlt'r Ostscilt' rlirrltl,ts,,Lörv<'nlot'' gcrt,rltnt, r-rntl rlit'Iort' trr tlt'r siiciliclrt'n, niircllit lrcrr

trntl rlcsllit'hcn Sc'ilc lrcißcn l)fcrtlc-lilt'Iantc'n- rrntl 'l i!lt'rlor l)urr h rlicsci orc stri)nrt'n tl ic,\ lt'rtschc'rr nrrrSS('n,

rrrt.t t'ir('n lliit htigt'rr,\nbliclt tlt's (krtIt's Jagarrn.rllr zrr crh,rst ltc'rr

Jag.urr,rtlr n.rissI in rlc'r lli)lrt' t'Lrva

r,6o N,'letcr Zrr Scincr l{cchlcn sl<'ht

S rr Irhaclra, St'i nt' Sclrr,r't'stcr (ci nt' \/cr-kiirpcrLurg St'iner n.r,stischt'rr l(rtrft),rrrrrl zu ilrrt'r Rc'chlcn ihr iiltt'rt'r llrtr-rlt'r llalarlt'v,r (lagarrn,rths urrnriLtcl-Lr,r-t' lrrrvcitt'rtrng) l)it'so Bilclgt'stalterrstt'llt'n Krishrt,r, Scint'n iillcrcn llruclcrll,rlar,tm Lrnrl Sc'int' S< ltrvc'stt'r SLrlrha

rlr.r r]ar l{it'sic'so.rul ihrcn prunltvolIcn Altirrt'rr throrrcrr, rracht'rr sic

t'incrr rrajcsliitischt'n, I lingalrc un<l

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Yiclc' Ilcrroltncr l)trris [rc'srr< lrcnjcrlcn l,rl rk tt letttpr'1, ttttt sir'zrrst'ht'n untl ctwtis lrrrlrrrprrrsad zLr

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Page 59: vedisches-lexikon.pdf

Abgesehen von der Kumbha Mela ist die jährliche Ratha-yatra-Parade (das ,,Wagenfest") die größte religiöse Veran-staltung Indiens. Zu diesem Anlass werden die Bildgestal-ten von Jagannath, Baladevä und Subhadra (siehe

vorige Seite) aus dem Jagannath-Tempel herausgetragenund auf drei gigantische Wagen gesetzt, die extra fur dieParade errichtet werden.

verslrms, bitte offenbare Dichmir!

z. In Seiner Linken hältlagannalh cine l:lötc. ln 5ei-ncm Haar stecken Pfauenfe-

dern, und Seine Ilül'tcn sincl ingelbe Seidengewri nder geh ü ll l.

Aus Scincn Augenwinkelnwirft Er liebevollc Seitenblickeauf Scine Gewcihten O Hcrrdes Universums, bitte offcn-barc Dich mir!

5. Wenn Jagannath auf Sci-nem Ratha-yatra-Wagen clr-rrch

d je Slr,rllen gc:/o8en w ird, sin-gen große Gruppcn von bnrfi-

manos auf Schritt uncl Trittlaute Lit'cier uncl Cc'bete zuSeincr Verherrl ich ung, unclwenn Jagann.rth ihre Hymut'nhört, ist Er ihner-r wohlgesinn(.Er ist cirr Meer dcr Gnade unclder w.rhre Freuncl arller WeltcnO Hcrr des Univcrsums, bitteoffenbare Dich mir!

Die tiefere Bedeutung des Ratha-yatraShri Krishna war ein mächtiger yatra-Fesres \fenn die Krishna-König, doch Seine Kindheir Gewcihrcn an deo Iangcu

harte Er im Dor fVrindavan ver- srarken SeiJen des Rarha-yatra-

brncht. Dort tollte Er mit den 'Vagens ziehen, ziehen sic eigent-

Kuhhirtenjungen und -mädchen lich Krishna zurück in ihr Herz,

zaazNF

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agannaths Wagen ragtmehr als r5 Meterin dic Ilöhe und

ist ro Meter breit.Er bewegt sich aul't6 großen Räderndurch die Straf3en

Seinem Geflihrtlolgen zwei wci-tcre, ctwas klcinereWagcn eiucr fürBaladeva und einer [ürSubhadra.

Mehrere hundert Prit:sterkümmern sir:h um die Vc'rehrung derIlildgestaltcn und die Überwachungdt'r W.rgen, wJhrcntl rlit's<' majes-tütisch drrrch clic gewaltigen Mer-r-

s<'henmengen rollen. -leclcr Wage n

hat vier starke Scile, dic im Laul'c des

l.'cstivals von insgesamt ctwa 5oooMenschen gezogen werclcn. In derGlr.rt der Sommerhitze folgcn Mil-lionen von Pilgern dcm Zug, undtler Lobgesang zu Ehren Jagannathsclurchdringt clen Athcr: ,,Jaya Jagan-nath! Gepriescn sei der Ilerr des Urri-versums!" Nach etwa drei Kilometerngclangt die Prozession schließlichzum Pavillon des Herrn, dem Gun-

dicha-Tcmpel. Sicben Tage

später findet cin weiteresFest statt: die Rück-

kehr des Herrn z-um

Iaganna th-Tempel,die mit dem glei-chen Clanz undElan gefcicrt wirdwie die arrflingli-

che Par.rclc.

Dichter undKünstler habcn immer

wieder versucht, dieHerrl ich kei t cler Prozcssion

und die Schönhcit fagarrnaths darzu-stellen. Es folgt eine ldeine Ar,rswahlvon volkstümlichcr-r Verscn, dic das

göttliche Wesen und die Sch<jnheit

Iag.rnrraths beschreibenr. Manchmal veranstaltet Jagan-

nath mit Seiner Flöte voller Frcr,rde

ein lar-rtes Konzert in den Ulcrhaincnder Yamuna. Wie cine honigtrunkeneHummel kostet [r die die schtinen,lotosgleichen Gesichter der I lirten-mädchen von Braj. O Herr clcs Uni-

umher, und von ihnen allenharte Shrimari Radharani dieengsre Beziehung zu Ihm

Als Krishna M indavan verlicflrLnd KönLg von Dvaraka wurde,ver6el Radharani in abgrund-riefeTrauer Sie gab jedoch nie

die Hoffnung auf, dass Krishnaeincs Täges zcL lhr zurücld<ehren

würde Diese cranszendentale

Sehnsucht nach Krishna, dieSie in Threm Herzen hegte, wirdu ip ra lam b h a- b h naa ge nannt,

,,Liebe in TienrtrLng".

Als Krishna König war, ver-

einbarren Er und Radharani

einst ein heimlichcs Tieffenrn einem abgcschiedenen OrtiLr der Nähe von Kurukhetra.cinem Pilgerorr im Norden Zen-rralirrdiens Doch els Radhereni

Krishna in Seinem prunJ<vollen

Gewand und mir Seioen könig-lichcn Insignien sah, sehnte Sie

sich nach dem einfachen Kuh-hirtenknaben, den Sie einstgekannr hatre Sie härre lhn gern

wicder nach Vrindavan mitge-nommen

Dieser Vunsch. Krishna wie-der in die verrrauliche Atmo-sphäre Vrindavans zu bringen, isc

die tiefere Thematil< des Ratha-

zurück nach Vrindavan.Radha und Krishna inkar-

nierten sich gemeinsam aLs Chai-

tanya Mahaprabhu, und in Sei-

nem Körper waren Sic wiedermiteinander vereint In Seinen

lezten Jahren offenbarte Shri

Chairanya in vollem Ausmaß

das Ernp6ndcn Radharanis undbeldagtc unabLässig die güttLiche

Tiagödie von Radhas uncl Krish-nas Trennung.

Jahr ftir Jahr leierrc Shri

Chaitanya das Ratha-yarra-Fesr

in der (lemiirsstimmung Radha

ranis, die Krishna wieder zur ein-

fachen, ländlichen Atmosp häre

V indavans zurückbringen wollteMahrpr abhu lehrte, dass dieses

Gefühl der Trennung tarsäcblich

Krishnas Cegenwarr hervorrultund letz-rlich zu höchster Selig-

keit führt Dies isr die esoreri-

sche Bedeutung des Rarha-yatra

HEILIc E STATTEN

Page 60: vedisches-lexikon.pdf

ür Gaudiya-Vaishnavas iedochsind die wichtigsten Wall-fahrtsstätten Braj (Vrinda-

van), Mayapur und Iagannath Puri.Wie bereits erwähnt, offenbarenheilige Pilgerorte sich uns letztlichnur durch unsere innere Medita-tion, doch man kann ja seine Reise

beginnen, indem man die äuf3erli-chen Aspektc des lreiligen Landes

erkundet. Deshalb möchten wir hicrein paar grundlegencle Reiseinforma-lionen anbielen: Landkarlen sowieInformationen über Zugverbindun-gen, Unterkunftsmögl ichkeiten undheilige Tempel.

Braj (Vrindavan)lm Braj gibr es über ftinftausend Tempel, von

denen die wichtigsten die folgenden sind:Madan-mohan (die meisren Tempel sind nachihren Bildgestalten benannt), Radha-Raman,Radha-Gokulananda, Radha-Gopinarh, Radha-Shyamasundar und Krishna-Balaram. Weiterewichtige Pilgerstätten sind Radha-kunda, derGovardhan-HügeI und Krishnas Geburtsstättein Marhura.

Neu-Delhi -Mathuta: Marhura, die kleineStadt, die mic Braj sehr eng verknüpft ist, liegrr4o Kilome rer südlicb von Delhi, und man

braucht für diese Srrecke mit de m Tui etwadrei Stunden. Mir dem Zug (zum Beispiel micdem 1a.j Express, der regelmäßig von der Bahn-

station Nizamuddin abfahrt und direkt an derStation Mathura Junction hälr, spart man etwaeine Stunde- Mathura liegt bloß rehn Kilo-meter südlich von Vrindavan, und die Fahrt

mit der Motor-rickscha dau-ert gewöhnlicheine gute halbeStunde (ecwas

weniger mit demToi).

Unterkunft:Das srattli-che ISKCON-Gäsrehaus inVrindavan bieterviele wesdicheAnnehmlichkei

ten. Preiswe rte und komfortable A-tternarivensind lai Singh Gera beim Radha-Raman-Tempel sowie der Maheshvari-Ashram. Emp-fehlenswert in Mathura sind die Hotels Agraund Radha-Ashok.

MayapurIn Mayapur finder man heilige Srärren, diesich aufdie Spiele Shri Chaitanyas und SeinerGefährten beziehen, insbesondere Shri Chai-tanyas Geburtsstäne. Einige Ruinen aus ShriChaitanyas Zeiren sind heute Tourisrenar-traktionen, und einige sind vom Archeologi-cal Suwey of Iodia renoviert worden. Beson-ders emähnenswert: Aufdem Parkplatz derISKCON Mayapur findec man täglich zehnbis zwanzig Luxus-Touristenbusse aus Kol-kata und Umgebung vor Die Hauptattraktionin Mayapur ist der ISKCON-Tempelkomplex.Auch Shri Chairanyas Geburtsstätte wird vielbesucht.

Kolkata-Navadvip/Mayapur: Maya-pur Iiegr rzo Kilometer nördlich von Kolkata.Obgleich das Tui wohl das beste Verkehrsmicrel zum heiligen dhan ist, nehmen viele Pilgereinen Zug von den Bahnsrationen Shealdahoder Howrah nacb Krishnanagar bzw. Nava-dvip. Von Navadvip nimmt man eine Rick-scha zur nahe gelegenen Fährstation, wo diePilger über den Ganges gebracht werden. Amanderen Ufer angekommen, befindet man sicham Stadrrand Mayapurs. Auch hier gibt es

wieder eine fuckschaverbindung ins Ortszen-trum. Eine Alternative ist de r Kamrup-Express;aber auch hier muss man mehrmals umstei-gen. Ansonsten gibt es eine frühmorgendlicheBuwerbindung von der Haltestelle Esplanadein Kolkarm GeschäFaviertel, aberdie Fahrt dauert relativ lange, dader Bus oft hält. Schließlich kannman auch den ISKCON-eigenen

,,Mayapur-Bus" nehmen, der täg-lich in beiden fuchtungen ver-kehrt.

Unterkunft: Zentral gele-gen ist das Hotel JanbhitirthaDie besren Zimmer gibt es

jedoch aufdem ISKCON-Gelände: preisgünstig im

,,Chakra", teurer, aber komfor-tabler im,,Lotos". ISKCONMayapur hat noch mehreremdere Gäsrehäuser (,,Cada",

,,Shankh" und ,,Vmsi") mit Hunderten vonexzellenten Zimmern.

Jagannath PuriJagannarh Puri isr die Residenz Shri Jagannarhsund der Ort, an dem Shri Chaitaoya die letz-ten achtrehn Jahre Seines irdischen Lebens ver-brachte. Somit ist Puri eine Zufuchrsstätte fürspirituelle Sucher, aber gleichermaßen ein See-

bad von tropiscber Schönheir.

Bhubaneswar-Puti: Der Puri am nächstengelegene Flugplatz ist Bhubaneswar. Die IndianAirlines fiegt von Delhi, Kolkata, Hyderabad,Chennai (Madrm) und Mumbai (Bombay)nach Bhubaneswar-

'!ü'enn man von Delhi nach Puri möchte,

kann mao den Neelachal-Express nehmen;damit ist man kntpp )z Srunden untevegs.Von Kolkara au ist mm mit dem Howrah-Puri-Express nach elfStunden am Ziel Etwaszeitsparender ist in beiden Fällen gewöhnlichder Bus. Von Bhubaneswar kommt man, perBus oder Bahn, in etwa zwei Srunden nachPuri.

Unterkunft: Puri wird das ganze Jahr übervon Touristen besucht; folglich gibt es dortviele Hotels, Jugendherbergen und Ashrams.Im Norden der Stadt, nahe der Chakra TirrhaRoad, gibt es eine Reihe kosrengünstigerHotels. Das beliebteste darunter ist do Puri-Hotel, nitren im Touristenviertel gelegenund nicht weit von der Beach Sea Road ent-fernt. Für höchste Ansprüche sind die HotelsNilachal Ashok und Mayfair Beach Resort zuempfehlen.

Rer,se-fnrosIn diesem Kapitel haben wir eine kleine Auswahld". Pilgerorte Indiens vorgestellt. Wichtig für diemeisten Inder sind die so genannten Saptapuris, ,,die Sieben

Städte", auch bekannt ds Mokshapuris (,,die Stadte, dieErlösung gewähren"). Hierbei handelt es sich um Ayodhya,Mathura, Haridwar, Benares, Kanchi, Ujjain und Dvaraka.In den heiligen Schriften ist auch von sieben besonders hei-ligen Flüssen die Rede: Ganges, Yamuna, Godavari, Sara-

svati, Narmada, Sindhu und Kaveri.

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HETLICE STATTEN

Page 61: vedisches-lexikon.pdf

,,In den Traditionen der Krishna-Verehrung ... ist die Verbindung vonAsthetik und Religion am stärksten ausgeprägt. Nirgendwo anders ..

kommt der Asthetik ein solcher Stellenwert zu wie in der Krishna-Vereh-rung, denn Krishna wird als der Allbetörende beschrieben, und in allenKünsten hat man immer wieder versucht, Seine Schönheit darzustellen."

Page 62: vedisches-lexikon.pdf

DI,C

Für Vaishnavas besteht zwischen Kunst und Yoga keinWiderspruch, ja sie ergänzen einander. Im Allgemei-nen geht es auf dem Pfade des Yoga um die Beherrschungder Sinne und das Abstandnehmen von sinnlicher Erfahrung. Vaishnavas hingegen beschreiten den Pfad des bhah.ti-joga, auf dem die Sinne fur die Suche nach dem Göttlichengebraucht werden. In diesem Zusammenhang erklärt derSchriftsteller Ananda Coomaraswamy (1 877-1,947), lang-jähriger Abteilungsleiter für Indische Kunst am Museum ofFine Arts in Boston, dass die künstlerische Inspiration inIndien ,,dem Geiste der Verehrung entspringt - der inni-gen, leidenschaftlichen Hingabe an eine persönliche Gott-heit". Er weist darauf hin, dass in Indien die Absicht ,,desLiebenden" (d.h. des Künstlers) darin besteht, ,,eine per-sönliche Beziehunq' mit den Objekt seiner Liebe [d. h.

mit Gott] herzustellen", und dass das ,,plastische Symbol"(d. h. das Kunstwerk) überhaupt erst zu diesem Zweck inAngriff genommen wird.

s ist also nicht erstar,rnlich, Krishnas, wie man vul

dtrss bildende Kunst in dcr Purnnn und in laya viutla

Vtrishnava-Wclt einc bedcr.r findet, haben im L schentendc Stelltrng einnimmt. Vaish- Geschichte den Schaffensdrang zahl-navas werden in der Tat manch- loser Bildhauer uncl Maler angercgt.

haben vor allem süclindische Bilcl-

hauer auch Metall, Terrakotta undIIolz vcrwendet.

Der Lredetrtendste Zeitraum incli-sclrer Plastik - und irrdisclrer Kunstirn Allgcmeine n - war dic klassische

Pcriode untcr der Ctrpta-Dynastie(4. bis (>. Iahrhundert n.Chr.) Dcrberühmte Indologe A. L. Basham

i 9r q-t986) schreibt:,,DieSkulptur der Gupta-Periodestrahlt Heiterkeit, Gebor-genheit und Gewissheit aus.

Dies war die Zeit, in derdie meisten von Indiensechten religiösen Kunst-werken entstanden."

Während der Mogul-Dynastie erlebteIndien cine Illütezeit der Malerei. Die

clamaligcrr mos-lcrnischcn FIerr-

scher fiirderten dicVaishna va-l(ünstcin grol3cm Stil. So

beauftragte Kaiser Akbar(r 556-16o5) za hlreiche Maler,Szenen von berühmten Klas-

sikern wie dem Rarnayana undtlem Molnbhnrnla darzustellen Die

indischcn Miniaturen dieser Epoche

wilren von äußerst anmutiger Schön-

hcit urrd erreichten cinen neuen

IIöchststand technischer Perfektion.In dcn achtzigcr Jahren des sicb-

zchnten Jahrhr,rnderts riel Raj KirpalPal, der König des Sttrates Basohli,

e in Fördcrprogramm flir Vaishnava-Künstler ins Lebelr. Darstcllungenvon Krishna als Butterdieb, Krishnaund den gr.rpis beirn fanzctr, Krishr-ra

arrf dem Schoß Mutter Yashodas

oder Krishna als Liebhaber Radhara-

nis brachten starke Emotioncn zumAr-rsdruck.

lrn r8. Jtrl-rrhuudert schufen dieMalcr des Staates Kangrtr Werke vonhinreißender Schönhei t. Das Hau pt-thema ihrer Bilder ist Krishna als

göttlicher Liebhaber, und die Quellen ihrer Inspirationwaren wiederumdas Bltngavol

Purann und clas

Gita govintla

Vorboten dermodernen KrishnaMalerei sind Jamini

Roy und George Key't,

die sich in der erstenHällte des zo. Jahrhun-derts einen Namenmachten. Auf Hunder-ten von Roys Gemäl-den sieht man Krishna als Flötenspie-ler und Tänzer, während Keyt aufseinen Ölgemälden und Strichzeich-

nungen Szenen aus dem Giln-

govinda festh ielt. Erwähnenswcrlsincl außerclem ll. G. Sharma, desscrr

Krishna-Gcmäldc wohl die populärs-len unscrcr Zeit sind, urrd ISKCONs

,,neovedische" Werke, trul denen tra-ditiorrcllc l'hemt'rr im Stil errropäi-scl-rcr MeisLer dargestcl I t sincl.

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mal als ,,asketischeAstheten" bczeich-nct - Yogis, die dieBccier-rtung der Schön-heit fi-irr dic Entvvick-lung einer lleziel'r ungzur Gottheit anerken-ncn. Die unglaublichlebhaften und clcbil-liertcn Geschicl-rten

Die ältestenKrishna-Skulpl u rensind einfache, mcistaus Stein g,ehaucnePlastiken und stam-men alls cler Kushana-Periode in l\4athura (2.

bis 5. nachchristl iches

Iahrhr-rndert). In spä-teren lahrhunderten

Page 63: vedisches-lexikon.pdf

D.,,Wie lieblich ist dieWohlgestah meines geliebten Herrn!

Lieblicher noch Sein Antlitz, mit Zügen gar so fein.

Am lieblichsten jedoch, so glaube es mir gern,

lst Sein sanftes Lächeln, wie Honig so süJ3 und rein." Bilvamangala

Einer von Krishnas vielen Namen ist Uttamashloka -,,jemand, der mit den erlesensten Worten gepriesen wird".So wird beispielsweise Krishnas Körpertönung mit einerdunklen Regenwolke verglichen, Seine Augen mit Lotos-blumen und die Ausstrahlung von Seinen Zehennägeln mitdem Schein des kühlenden Herbstmonds. Ohne poetische

Sprache und spirituelle Erkenntnis, so sagte Chaitanya, sei

es unmöglich, spirituelle Themen zu beschreiben.

in Beispiel solch spirituellenpoctischen Einblicl<s sind dieVcrsc la1'adevas, cin<'s wei-

serr Dichters aus dem rz. Iahrlrun-dert. layadeva s Gitn govinrln bestehtaus übersprr.rdelnden Ergüssen gött-licher Liebe zu Radha und KrishnaMirabai, eine blrnkti Dichterin des r6.

Jahrhunderts, preist,,derr Dtrnklen"

(Krishna) mit inbrünstiger spirituel-lcr Liebe. Weitere bcdcutende V.rish-nava Dichter sind Antal und Nam-rnalvar (9. bzw. ro. Iahrhundert),Bilvamangala (r r Jahrl-rtrrrdert), Cl-rarr-

didas (r+. Jal-rrhr.u-rdcrt), Strrdas, Rupa

Gosvami, Kavi Karnapura (r6. Iahr-hundert) und Narottam Das Thakur(r7. Iahrhundert).

Obwohl die meistcn cler oberr

Senannlen Dichter in Rcgionalspra-chen wic Braj-bhasha oder Ber-rgali

schriebcr-r, stützten sie sich alle ar.rl

Kavya, dic klassischc Lehre dcr Sans-

kritdichtkr-rnst Sie schöpften alsoaus ciner Fundgrr.rbc von Stilfigurerr,wic Alliteration (nnupras) und Reim(an Innup rn s), Metaphcrn, Verglci cl-re

uncl Doppelder-r-tigkeit - alles umKrishna zentricrt.

Die frühes-ten Vaishnava-Gcdichte, wie diedcs Shrirnad IJho

gnvolam, waren inSanskrit verl'asst.

Dic spätere Sans-

kritliterattrr brachtc cine ncue Dicht-form hervor, das so genannLe slolru(vort der Vt'rbwurzcl slrr, ,.prcisen,lobsingcn, rühmen") lleute sincl das

stolrn und zahlreichc arrderc literari-schc Gattr.rngen wic clie chanrpu (eine

Mischung aus Poesic r,rnd Prosa)

lvohletablierte Ausdrr-rcksfcrrmen cler

indischcu bhnkti-Dichtkunst Dochegal in w,clcher Sprachc trnd welchcrForm Va ishnava-Gecl ich tc verfasstsind, sic cleuten auf ein und diesclbeSchlussfol6Jerung, die sich am trcf-lendsterr irr den Wortcn cines unbc-kanntcn Vaishnava-Dichters zusam-menfassen lässt, der vor langer Zr:itschricb: ,,O Krishn.r, ohne Dich gibtes r-rur Dur-rkclheit!"

RASA-THE0LOCl E: Die Beziehungzu Gott in der Dichtkunst

Ein Schlüsselelement in der Vaishnava-Dichrkunsr isr derBegriff rasa In den Naturwissenschafien (zB. im Ayurveda)wird dieses \(/ort nicht immer gleich definierc, in der Poesie

und der Theologie hingegen beclerrter rasa im Allgemeinen

,,Geschmack", mir Nuancen wie ,,dramatisches EmpFnden"oder,,isthetischer Genuss".

Das Vort rara lässt sich bis zu Thittiril,a Upanishadzurüclwerfolgen, wo es heißt: raso uai sah Das bedeutet:

,,Die hOchste Vahrheit wird in der spirituellen ästhetischenErFahrung wahrgenommen " Um die Bedeutung dieser Aus-sage näher zu beleuchren, wollen wir einen Blick in Bharatas

Naryatbutra werfen, wo man eine frühe Form der rara-Theorie vorfinder. Seine Theorie beruhte aufeiner einfachenPrämisse: 'Wenn

e ine EmpGndung in bestimmten Umsränden und durch bestimmte G€sten und'\ü'orte he rvorge rufenwird, so kann eine Nachbildung

.je ner Umstände, Gesrenund Worte in einem feinfuhligen, kulrivierten Zuschauer(und natürlich auch in dem Schauspieler) eine ähnlicheEmpfi ndung hervorrufen Ein solcher kultivierter Zuschauerwurde rasilea genaLrnt, jemand, der de n wahren Geschmackoder die Emp6ndung einer Theatervorstellung zu kostenvermochre.

Im 9. Jalrbundert wurde Bhararas Idee von Ananda-vardhana aufPoesie und alle anderen ästherischen Erfahrun-gen ausgeweitet. Im rr. Jahrhundert entwickelte Abhinava-gupta dm Konzept seiner Vorgänger weiter, indem er diewichtige Verbindung zwischen ästherischer Erfahrung undreligiöser Tiansformarion herstelke. Im gleichen Jahrhundertwar es dann Bhoja, der noch einen Schrim weiter ging undden madhurya-rnsa, die Stimmung ehelicher Liebe, in denVordergrund rüc[<re. AIL diese Neuerungen wurden von denzeitgenössischen Vaish nava Theologen angenommen undumgeserzt, und seit dem rz. Jahrhundert erschienen Dich-tungen wie Jayadevas Gita-gotinda, in denen die Methodo-logie und die Terminologie von Asthetiktheorie und Poesie

zu voller Anwendung l<amen.

Die Enwicklung der rua--fheorie erreichte ihren Höhe-punkt in den rWerken der sechs Gosvamis von Vrindavan(16. Jahrhundert), besonders in den Werken Rupa Gosva-mis. Er ersetzt den ktrltivierren ruilza-Zuschater mit demra:iha-bbabta, dem reifen Geweihter Krishnas, und das

Thema seiner Stücke sind die ewigen Spiele Krishnas, nichtmehr 6ktive, menschengemachte Dramen. Liebe zu Krishna(brishna-rati) war jerzt die vorrangige Empindung (stha/-bhaua), erneEmpFndung, die aufeiner dauerhafien Bezie-hung beruht ansratt aufden vergängLichen Gefühler, diedas weltliche Schauspiel kennzeichnen. Abgesehen von die-sem bedeutenden Unterschied besteht zwischen dem rasa

der Liebe zu Krishna und dem der ästhetischen Theorieeine srarkeAlrnlichkeir Raa, so heißr es, werde durch einevieJschichtige Serie zueinander passender Reize (uibbauas),

GefÜ'hle (nnubhauar) und untergeordneter GeFlL.le (u1ab h i-chari-bhauas) erweckt. Venn aber der rasa der brishna-bhaktiin rechrer \ü7eise erweckt wird, wird er den Zuschauer aufeine'i/eise bewegen, wie es in gewöhnlichen Schauspielennichr nöglich ist. Ausbrüche hingebungsvoller Eksrase

6atniba-bbauas) wie \l/einen und Gänsehaut werden sichan seinem I(örper zeigen, und sein Herz wird vor Liebe zuGorr schmelzen.

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KUNST

Page 64: vedisches-lexikon.pdf

ScuAu-sP[eL,,Die Bedeutung der Vaishnava-Dramen ... geht weit überihre unbestrittene Funktion der Unterhaltung hinaus. IhreHandlung ist vielschichtig angelegt, sie haben einen

Er[,trl-rnurg ergrilft'rr wircl, die e incr-scits lehrreich, aber gleichz-citig aucl-r

emotional geprligt ist

lblglich habcn Vaishnavas ihreFreu<lc an drarnatischcr l-iteratur.M.rn sagt, Philosophic r.rncl Theologickämcn am besten in dcr Dichtungund in.r Schatrspiel zurn ,r\usdrltck.

lin cinziges Gcrlicht ocicr cin Thea-

tcrstiick sollcn cher religi<ise Gefthlcunrl Erkenntnisse hervorrr.rlen als

Tar-rscnde von Sciten logischer Argr.r-

mcnte. Wie jcrlc andere Lrlahrunglässt sich auch clie religiiisc Eriah-rurng mit bloßcrr Worterr nur unvoll-komrnen vermitteln. Werrn jcdoch

dic Sirrne vorr <lcr Wtrhrnt'hrnr,rngeincr Theatervo rstcll r-r ng gcfesselt

sincl, rückt die Realitä1, irr clie cler

Dich tcr das Publ ikr-rm hinciuverset-zen möchte, in grcifbarc Nlihe

So kommt cs, class Voishnava-Autorcn eine großc Vic'l[alt von Dra-meu vt'rfasst lralren Eincs cle r erstetr(ca. r. Jahrhr.rrr<lcrt n.Chr.) ist dcrFänlakter tsnlchuiln, der von denKi r-rcl heitsspiclcn Krishnas handcltr.rncl clem l)ichtcr Bhastr zr-rgeschric-

bcn wird Eirrigc lahrhunclcrte spätcrvcrfisste der []iihnenautor Shesha

Krishna ein clcm lJalcharitu nache mp-furrrlt'ncs Dr.rmo namcns Krishna

kavi. Manc.lrc clit'ser altcr.r Schauspielc

wenlcn noch hcute aulgclührt, zumBeispicl cinmal pro Jahr von cler Ras-

Lilaj[-hca tcrgrtrppe irr Bra j

Zwci lrühc' Gar.rdil,a-Va islrnavaDrtrmcn sind Ramananda Rays /agarr-tnllrvallabln tmkrkri.rt uncl Kavi Kar-n;rptrrs Clrnilrrrr yo clmndrodtyo ntrlnknnr

(bc'icle etwa r6. Jahrl-rurrclerl)Erslcres drcht sich r.rnr die Liebc

Radhas uncl Krishnas, währ<'nd letztcres das Lebcrr Shri

Chaitanl,as schilclert Rupa CosvamisVitlogtlhut ndhnvo, ein Scha r-rspiel

über Krishnas vcrtrauliche Spiele in

Vrinclavan, sowic scin Lnlil n-nr tdhavo,

das sich mit Krishrras splitercmLcben in Dv.rraka bcfasst, sincl diewohl lrekanntestcn Schauspiele c]es

Caurliva-Vaish nava-Kanor.ts.

ALrch Shri Chaitanl,a Mahaprabhtrführtt' mit Seint'rr Gellihrtt't.t -l'heater

slückc atrI Seirrc lSiographt'tt weisettinsbesonclere arrI Seine Rollc als

Rukmini hin, Krishnas Gcrnahlin inDvar.rka. Wenn Nltrl-ra prabhtr das

Kostiirr-r lür diesc Rolle anlcgte uncl

sich rlic Schminkc .ruftrr.rg, schlüpftelir pral<tisr h in Rrrkminis Harrt Seirr

Auftritt vvar so trr.rthentisch, class dicVaishn,tvas vcrg,tßr'n, ([d\\ ('s nur cirr

TheaLt'rstück war.

DAS ERHABENSTE DRAMAFür Rupa Cosvani und aldere Vaishnava-'l'hcologen ist das

einzigc Schauspicl, d:rs cchten rrtrz (Geschm:rck) heryorrulctrkann, das götrliche Spiel Krishnas, das als höchste Realität

angcsehen wird David Habcrnan, außerordenrlicher Pro-

fessor für Religionswissenschaften an dcr Indiana University,

schreibt: ,,Den größcen We rt lcgr Rupa io seincn Theaterstii-

cken nicht darauf, das Publikun aus der Alltrgsrvelt heraus-

zuhebcn; es gehr ihm vielnreht d:rrum, ein Mediurr ztt schrF-

fen, cltLrch das man in die Lage verseczt wird, ln dem einen,

wahrcn Dram:r ceilzunehmen. ... FüL Gaucliya-Vnishnavas ist

Er Lösung gleichbetleurend mit der ewigen'Ibilnahme an dic-sem irbsol uten l)r,rrna."

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breiten , j , vermitteln effektiv religiöseErfahrung und sind ein wichtiges Vlittel der Rildungin der Gesellschaft, in der wir sie vorfinden. "

Norvin HeinEmeT itiertey Pntfessor, YtLle Unitersity

chcn Ausclrucks; urgika - K<irper-haltung, Gesten uncl Mimik; nhoryn

und.ntputhynga Schminke uncl

Kostiirnc solvie Rccl u isiten urrcl

Bühncnschmr.rck; uncl sallvika - clie

AnpassurrS; des Bcwusstseins clcs

Schauspielers an st-inc Rolk. r.rnci dieGeftihlc, clie er vermitleln soll

Gewisse Elcmcrrte des Sarrskrit-dramas sind clcrr Veclen enllchnt. So

finclet man dic Rczittrtion in llig l/etln,

Lied trnd Gesarrg im Sarrra Valo, dieKtrnst rler Darstcllrurg im Ytjur Vedo

sowie limpfindr-rngen uncl Gcfühleim Alhnrvn Vetkr

So wie der Begrilf rnsn (w<irtlich:

der ,,Gt st hmat k", tlcn marr .rrt cirtcrbestirnmten Beziehr-rng ztrm I IcrrnfindeL) cin wesentlichcs religioscs Elc-

rnent clcr vedischt'rt Litcratr.rr <lar-

stellt, ist cr auch cin Kcrngcclankeder inrlischen Dramenthcoric l)as

trad itiorre[[e Zic] cines Vaishnavtr-Schatrspielers bcstcht d.rrin, rlclrZuhörcm clen rasa cines Stticks zuvcrmitt<'lrr uncl so tief empfirncleneRcaktiorren in ilrrrc'rr hervorzurufenDer Bühnendicl-rtcr trnd clic l)arstellerwollcn, class das Ptrblikum clic Vielschichtigkeit des rrso crf ühll trncl vcr-irrnerlit lrt, ja rlass jcrlcr vorr t'incr

as Strnskritwcrk Nnfya

shastrn des Wcist'n BharahrNltrni gilt als einc dcr

ältestcrr Abhandlungen tibcr Dramaturgie und Stückeschreribcn. Ineiner Ceschichlc clieses Buches werr-den sich ctie Halbgötter mit lolgenden Worten an clen SchöplcrSiottBrahma: ,,Wir wünschen uns Unterhalturrg, und zwar in eirrcr künst-lerischen Ausdrucksform, clie mitoptischen, musikalischen r-rnd dichlc-rischcn Mittcln inneren Ar.rltrieb vcr-schalft " Als Ar-rtwort auf il-rre Bitteerschuf Brahma clas Schar.rspiel, unde r sprach: ,,Das l)rama wirrl in diese r

lVelt cine Quellc clcr Be lehrrrng sein."lrn Nalya shnslra IepJt Bl'rarata Muni

nichL nur Richtlinicn ftir clas Schrei-ben von Bühnenstücken nit'clcr, son-dern gibt auch g,cnaue Arrlt'ittrngenzu ihrer Auffül'rrurrrg. Er teilt dic dra-m,rlrrrgisr he Wisscrrschah in vicrBcreiche auf: vaclika - dic Kunstdcr Artikulation trnd dcs sprtrchli-

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Page 65: vedisches-lexikon.pdf

,,ln der spiritu-ellenWelt", so sagenVaishnava-Dichter,,,ist jedes'Wort einLied und einTanz." Krishna tanzt auf den

Häuptern der Schlange Kaliya, und mit den gopis tanzteEr in der berühmten rasa-Iila. Oft begegnet man sogar derVorstellung, die gesamte materielle Schöpfung sei nichtsweiter als der kosmische Tanz Shivas. Als Erwide-rung auf den transzendenten Tanz Gottes tanzen SeineGeweihten für lhn.

l<slatisc n pcn) rrrd gali (kunstvolle lleinartrc'it)wcsc-r'rtl Es gibl vier Ilaupttraditionen clc-s

Shri Ch er inclischcn T;utzes, vorL denen jcclc-

kirlnns (killnr - Vt'rlrerrliclrr.rng cles sich rlurch ausaeprtigte stilistischcTlcrnr clurch Gcsang) Scit jcner Zeit uncl tcchrischc Eigcnl'rciten truszeich-(r6, Jahrhundert) isl lciclc-r'rschafili net: lJharat Natl,arn (ar,rs clem siicl-chcs T.rrrzen eir charahtcristischcs lirlten T,tmil Naclr-r); Kothakali (aus

Ntlcrkrnal cles Gar-rcliva-\raishnava l(er.rla); Kathak ((rus dcm rLörcllich

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Page 66: vedisches-lexikon.pdf

,,Musik ist der einzigeunverkörperte Eingang in eine höhereWelt desWissens." - Ludwig van Beethoven

,,Musik ist Verherrlichung Gottes. Musik preist Ihnbesser als das prunkvollste Kirchengebäude; Musik ist derKirche größte Zier." - Igor Strawinsky

WiT er.herrlichung Gottes innere Freudenerweckt werden, ist eine Art akusti-scher Theologie Durch solche Musikwird sowohl dem Künstler als auchdem Publikum das Göttliche in einerWeise zugänglich, wie es durch einanderes Medium kaum möglich istIm Vishnuismus, dessen mystischeTradition seit Jahrtausenden eng mitder Musik verwoben ist, tritt dieseTatsache deutlich zutage.

Gottheiten sind oft Musiker. DieCöllin Sarasvati spielt ihre vinrr(eine indische laute), der himmlische Weise Narada die seine, und soziehen beide singcnd und musizierend durch den materiellen Kosmos.Krishna betört die Welt mit dem lieblichen Klang Seiner magischen Flöte,

und Shiva tanzt den kosmischenTanz der Vernichtung, während er

seine dirdin Trommel schlägt.Die reiche Tradition nordindischer

Vaishnava-Musik hat eine Vielfaltvon ausgeprägten Stilrichtungen her-vorgebracht.

Die Musikstile der Gaudiya-Vaish-navas, wie Narottam Das' Garan-hati, Shrinivas' Manohar Shahi undShyamanandas Reneti, zeichnen sichdurch unterschiedliche Technikenaus Garan-hati fängt beispielsweiselangsam und melodisch an, miteinem einfachen Takt, steigert sichallmählich zu einer Vielfalt von Klän-gen und schließlich zu einem Cre-scendo mit ekstatischem Tanz- undGesang Im Gegensatz zu anderenFormen des kirlan hört man bei dieserArt der Vaishnava-Musik zunächstimmer einen Gaura-chantlika-Lobge-sang (Gebete, die Shri Chaitanyasldentität als Krishna besingen), bevorKrishna direkt gepriesen wird.

Alle Formen des nordindischen

kirlans haben jedoch gemeinsameGrundelemente: tonale und poly-tonale Rhyhmer. (tala), bewährtemelodische Muster (raga) Mimik(abhinnya) und Tanz (nat1'0m1.

Im Süden findet man eine ähnlichausgeprägte musikalische Traditionvor wie im Norden. Die so genannteTechnik des araiyar (,,sprechen", ,,ver-künden") wird meist mit den tan-zenden Sängern der bedeutendstenShrivaishnava-Tempel in Verbin-dung gebracht. Charakteristisch furden araiyar sind seine faszinierendenGesangstechniken und Tanzstile. Anbestimmten Feiertagen finden auchTheatervorstellungen statt Divya Pra

bnndlnm, das sakrale Dichnverk derAlvars, ist die Grundlage für diezahllosen Musikstile des Südens, also

auch fur den araiynr

Die südindische Vaishnava-Musikwurde von Devotee-Musikern wiePurandara Das und Tyagaraj ent-wickelt, die Vaishnava-Musik inI(arnataka populär machten. Diezahlreichen Formen der Vaishnava-Musik werden zurzeit von der Musik-akademie ir-r Madras dokumentarischfestgehalten Die Musikwissenschaft-ler dort haben offiziell den folgendenSpruch als ihr Motto gewählt: kanu

binr gita nahi:,,Ohne Krishna kann es

kein Lied geben "

TRADITION ELLE VAISH NAVA-MUSIKINSTRUMENTEIn der Vaishnava-Musik gibt es keineBeschränkung für die Wah[ der Musikinstru-mente, aber meist wird man den folgendenInstrumenren begegnen:

r. Mridanga (Khol): eine Doppeltrommelaus Ton. Ein ähnliches Instrumenr, diePakhawaj, wird aus Holz gefertigt undunterscheidet sich in Klang und Aussehenvon der traditionellen müdanga.

z. Kartals: Handzimbeln. mit denen der Taktangegeben wird und die auflast hypnoti-sche'Weise die Aufmerksamkeit der Zuhö-rer auf die Musik lenken.

3. Vishana (Horn): Gelege"tlich werdenwährend des kirtans Hörner verwendet,und zwar auf willkürliche Veise.

4. Harmonium: ein Tasteninstrument, beidem die Töne durch einen Luftstromerzeugt werden, der mit Hilfe eines Blase-

balgs durch Rohrblättchen gepumpt wird.

5- Vina: ein lautenartiges Instrument derZitherlamilie. Die ainahar sieben Saiten,

die auf einen birnenltirmigen Klangkörpermit Bundhals gespannt sind.

6. Tanpura: Saiteninstrument dhnlich derSirar, dessen l{angkörper meisr aus einemausgehöhlten Kürbis besteht Ihre viersummenden Saiten werden nache inandergezuplt Die tdnpuftl wird meist zur Beglei-tung anderer Instrumente verwendet.

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Page 67: vedisches-lexikon.pdf

,,Wer ist t'in Yogi? \'Ver isL ein Priester? Nicht nur ein paar Privilc.gierlcl<önnen clern Placl des Yoga folgcn odcr im'l-crrrpel Opli'r verrichten.

)cder, egtrl von welcher Kaste oclcr we lclrern Ccschle<ht, kdlrr (-in Yogi

clcr TTingabe sein oder kann eirlach clic Früchte scincr;\rbcit clen-t

I l errn cla rbrir.rgcn."

Diana L. Eck,lltkih r nq 5n t tskri I u nd I ruloloqi t,

Iluwrd Lhtitusill

Page 68: vedisches-lexikon.pdf

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Ein Devotee (bhahta) ist jemand, der dem

Pfad des bhahti-yoga, des hingebungs-vollen Dienstes am Höchsten (Krishnaoder Vishnu), folgt. Während man imharma-yoga mit dem Körper tätig istund im gyana-yoga mit dem Geist,

umfasst bhah,ti-yoga beide Pfade undbezieht darüber hinaus auch noch das

Herz ein, Nach Aussage der Vaish-

nava-schriften hat jemand, der alsbhahtatätig ist, bereits ineinem vorangegangenen Leben die Vollkommenheit der

anderen Yo ga - Pfade erreicht.

anspruchsvollsten Defi nition des

Begriffs bhakla angelangt wären. Als

reiner bhakta gilt jemand, in desse n

Herzen sich spontane Liebe zu Gottentwickelt hat. BevorStufe erreicht, verrichTätigkeiten im hhakti-yoga aus einem

Pflichtgefühl heraus, mag jedoch

von wahrer liebender Hingabe, demKennzeichen echter bhakti, weit ent-fernt sein. Die Gemeinschaft miteinem solchen reinen bhakta führtden

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T m weitesten SinneI braucht ein bhakra

Lsich noch nicht ein-mal einer Beziehung mitdem Höchsten bewusstzu sein. Jedes Lebewesen

ist einfach aufgrund sei-

ner Existenz als Teil Got-tes ein bhakta Folglichheißt es in den Vaish-nava-Schriften, dass jede

lebende Seele von Naturaus ein Diener Krishnasist. Nach dieser Definition ist jede

Pflanze, jedes Tier usw. ein Devotec.

Eine üblichere Definition findetman im Chnitonya chtritamritn,woShri Chaitanya selbst sagt, dass

jeder, der eine Wertschätzung ftirden heiligen Namen des Herrn hat,

als bhakla anzusehen sei. Auf die-sem Pfad ist also eine bloße Wert-

I)EVoTEES

schätzung erforder-Iich. Auch Angehörigeanderer Glaubensrich-tungen sind bhaktns -in dem Maße, wie sie

mit dem Wcsentlichenihrer Tradition vcrtrautsind und die Ve rherrli-chung Gottes zu würdi-gen wissen. Eine derar-tige nichtsektiererischeDefinition eines bhnkla

erkennt man zum Bei-

spiel in einer Aussage dcs großenVaish nava-Lehrers Bhaktivinod Tha-kur, der beim Betreten einer christ-lichen Kirche einst anerkennendbemerkte: ,,Wie vortrefflich meinHerr hier verehrt lvird!"

Auf der höchsten Ebene des bhakti-

Pfades befindet sich der so genanntereine Devotee - womit wir bei der

Page 69: vedisches-lexikon.pdf

:i! a$ jr'

Wenn Menschen die Begriffe ,,Guru" oder ,,spirituellerN4eister" hören, denken sie vielleicht an ehrbare Lehrervorbildliche Menschen, die sie selbst oder ihre Freundekennen. Dabei könnte es sich um einen Priester, einenRabbi oder einen Yoga-Lehrer handeln. Die Worter könn-ten aber auch Bilder von opportunistischen Hochstaplernhervorrufen, von kontroversen Swamis, die andere für ihrenpersönlichen Luxus und Reichtum sowie für ihre Machtge-lüste ausnutzen, Was ist eigentlich genau ein Guru, undwas haben die Schriften zu diesem Thema zu sagen?

unächst wollen wir nnserAugcnmerk auf zwei lraupt-säthliche Prrnkte rit lrtt'rr -

erslcrrs auf die Fragc der Notwcrrdigkeit: Braucht man [ür spiriLuelleDinge eir-ren Gtrru? Urrd zweitc'rrs:Wie karrrr man beurtcilen, ol-r

jemand, der behar-rptct, ein Curu zusein, dies zurecht tut?

Die vt'discherr Schrifter-r crklären,dass man im spiritr-rellen Bcreichgenauso cinen Lchrer brar-rcht wiein jedenr andererr Wissensbcreich.Obwohl der heiligc'Thomas vonAquin für seinen scharfen philoso-phischerr Verstand weithin bekanntwar, studierte er untcr Albertr-rsMagnus. z\ristoteles licß sich vonPlaton belehrcn, und Platon str-r-

dierte unter Sokrates. Als Krishnain diesc lVelt kam, nahm Er Sandi-pani Mr-rni als Seinen spirituellenMentor an Chaitanya Mahaprabhtrlernte von Ishvara Puri. Wic wir alsosehen, braucht man trotz spirituel-

ler Qualifikationcn c'inen spiri ttrel-len Lehrt'r. Die Schrifien bestlitigendiesen Ptrnkt: ,,Urn clic Wissenschaftder Transz,c'ndenz zu erlernen, mussman siclr an einen cchten spirituellenMeister lctrrul in clcr Schülernach-folge Ishnrlriynnrl w<'nden Der cchtespirituellc Meister ist in der Abso-luten Wahrheit verankert [bralnn-nishtln n r 1." (il4tm dtko U pn ni sh a d r.z : z)

Dicser Vers bctont nicl-rt rrtrr dieWichtigkeit der Annahme cirres spiri-tuelle n Meisters, sorrdern [ührt auchzu unscrcr zweilcn Frage: Worinlrerlehcn die Qualifikalioncrr t'inesechten spirituellcn Meisters? Das

\Nort shrotriyanr lveist daratrf hirr, dass

der Gunr ciner historischen Nach-lolge von Lehrern crngchören muss,

dem so gcnannten sunrpradayn.Indcn Ptrranas rverden vier solchc echtcn Traditionen erwähnt: der Shrisampradaya, der Rudra sampradaya,der Kumara-sampradava und derBrah m a-sampradal'a. Die Purarras

prophczeien auch die vier herausr.r-

gc n dcrr Vertrelcr dieser sn m prnday as :

Ra marrr-Lja, Vishnusvami, N imbarkaund i\{adhr.a. Ein Vaishnava-Curumrrss mil eincr clieser vier Traditio-nen vcrbundctr sc'in.

Außerdem muss das vom Gurugelelrrte Wissen in seinem Kern mitslrnslrn (den heiligen Schriftcn) uncl

sndhu (clen echten Heiligen aller Zci-ten) übereir-rstimmetr. Der Cttru muss

den Pfad der spirituellcrr lirleuchtunggegalrgen sein und ,,in dcr Trans-

zcndcnz verankert" sein (Dnrhma

nishlhmn). Dies wiederum muss vorrspirituellen Autoritäten einer Vaish-nav.r-Schülernachfolge utrd von deuSchril'ten besttitigt sein.

In den Vaishnava-Schrifteu lver-dcn drei Arten von Gurus beschrie-

bcn: der diksha guru, der sfiiftshn gunr

und der chaityo-quru. Dic crsten bei-den spenden spirituellcs l-icht vorraui3en, währe nd dcr drittc, der Hcrrirn Herzen, cle n Pfad von itrner hcrerleucl-rtet. Die Aufgabc dcs diksha-

guru l>esteht darin, der-r Schülcrin tl,rs lr.rnszendcnle Wisscrt cin-z,uwcihcn. Der crnsthafte Schülerbekornmt einen neuen Namen, derauf sc'inc Aultrahme in ciuen sanrprn-

dayn l-rinweist. De r Gurtt gibt seinem

Sclrülcr außerdcm eine heilige For-

mcl, c:in Mantra, über das er medi-ticrcrr soll. Der shikha gunr erIüllt dicFunktion eines Mentors, dcr die Lch-rerr des tlilsho-guru darlegt. Es katttr

entn,eder einen oder mchrere shiklrn-

4urus gcllcn, abcr jcwcils trltr cincttrlilshn-gunt

Der choilvn guru - GotL sclbst imHerzen - befähigt den ernsthafterr

Aspiranten, clic csoterischc Bcdeu-

tun6J der transzetrdentalen'l'hemenzu verstehen r,urd die Lehren des

diksho-guru und der shilsha-gurrc zuverstchen.

Der Guru gibt clem spirittrel-len Sucher eine neue Gebtrrt. Dabei

handclt es sich um eine spirituelleGeburt, bei der göttlichcs Wissenund transzendentale Erkcntrtuis(flivyn-gynnam) irn Herzen entsteherr.

Indem man dic Mantre n ann,endet,

die man vom Guru erhaltcrr hat,

wircl cirrcm .rllmJhlich Wisst'n vom

eigencn Selbst uncl von Gott zuteilsowic dic trkenrrtrtis dcr cigcncnBeziehung zu Ilrm.

Die Schriften crklären, dass dern

Guru die höchste lihre gebührt, dass

man rhn aber zurücklveisen sollte,

falls er die uach Aussage clcr

Schrilten erfordt:rl ichen Vor-allssetzLlngen flir einenspiritr-rcllen Lehrt'r nicht jerlüllt. Wenrr dcr spiri-tuelle Meisterjedoch echt ist unddie obcrr ern,ähntcn Qualifikationcrraufi.veist, ist er ein unerlässliches

Bindeglied zwische n dem Dcvo-tee rrurl dem Herrn.

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DEVOTEES

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Page 70: vedisches-lexikon.pdf

.nstl.RtLArR-oBttrtPoDof, ?l-t o{.sTeR .'}f se?leffi '[,qHis Divine Grace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupadagründete die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON) im Jahre 1966 in New York City.Er war in den Westen gekommen als ein Repräsentantdes Brahma-Madhva-Gaudiya-sampradaya, einer Schüler-nachfolge, die bis in die Antike zurückgeht.

lT\rabhrrpada wurde im JahrclPßr)d in Kalkulta pcbo-

I rcrr. Seirr Vatcr hifß ,4

clotsav war, der Tag nach KrishnasCcburtsfeier.

Prabhupadas frühc Kindheit warstark von der Krishna-Kultur geprägtBereits als kleir-rer Kntrbe hatte ereinc Vorliebe für Shri Krishna uncl

das Ratha-yatra, unclso veranstaltete erregelmäßig sein eige-nes Ratha-yatra-Fcstim Miniaturstil. Er

zog das Spiclenauf seiner kleirrenmridnrya (Tontrorn-

mel) dem Schul-besuch vor, dochauf Drängcn sei-

ner Mutter wurdcAbhay ein glän-zender Schüler

mit einem bt'sondcrcn lnteressc llirRedekunst und Diskussionen. Am

Scottish Churches' College in Kal-

Als .junger Nationalist gründele ereine Familic r-rnd haule eine cigencArzneimittelfirma auf.

Sein Lebcn nahm jedoch eineWcnde, als cr im Jahre rgzz seirremkünftigen Gun-r begcgnetc, ShrilaBhaktisiddhanta Sarasvati Thakur.llh.rktisiddhd n l.r Sa rosv.rti war cinerder großen VaishnavaJJeiligen des

modemen Irrdien, ein einzigartigerGelehrter, der hoch philosophischeSchriften übcrsetzte uncl überall imSubkontinen t Garrdir.a-Vaishnava-Klöster gründete Er solltc baldPrabhupadas Verbindung zumBrahma-Mad hva-Gaudi ya-sam pra-daya werden. Vor allem seine Rein-l-reit und Gelehrthei t beeindruck-ten Prabhupada. Nicht einmal zehniahre später hatte Shrila llhakti-

sicldhar-rta ihn nicht nur zum Schü-

ler gevveiht, sondern ihm atrch seine

Lcbensmission gegcben: die univer-sale Botschaft Shri Chaitarrl'a Äilaha-

prabhus in errglischcr Sprache ztr

verbreiten und de r Vvelt mit diesem

lA/issen zu helfen.Shrila Prabhupada begann Arti-

kel ztr scl-rreiben und gründete r944

ein Magazin, genannt Back Io Godhead.

Im Jahre 1959 trat er in in den Stand

des sanrryas (Entsagung) Von dd an

lvidmete sich Prabhupada völlig dcrlirfüllung dcs Auftrags, dcrr ihm sein

spiritueller N4cistcr gegeben hatteIm lahre 1965 unternahm Shrila

Prabhupada im AlLer von 69 lah-ren allein und mit r-rur 4o Rupien in

der Tasche eine Seereise. Sein Ziel:Amerika. In sich trug er den st.rrken

Wuns<:h, den Balsam des Gottesbe-

wusstscins einer material istischcrr

Welt zrr überbringen. Mit dieser

Hoffnung uucl Absicht grürrdcLc er

I SKCON, die I nternalionalt' Gcscllschaft lü r Krishn.r-llewusstsein.lm folgcnden iahrzchnt eröl[r-rcte

Prabhr-rpada ro8 Tempel in Groß-

städten aller Welt und gab Tausen-

den von Suchcrn jcder Rasse undjcden Alters die spirituelle Einn'ei-htrng. Darübcr hinar-rs eröffnete ervegetarische Resta Lt rants, gründeteFarmgcmeinschaftcn und etabliertereligiöse Schulen nach vedischemVorbild.

Vielc ehrerr Prabhupada als Indi-ens größLcn Gelehrten, Philosophen,Prophetcn r-rnd kultr-rrellen Botschaf-

ter Das Bfitanüca ßook oJ the Ysnr vonr976 schrcibt, dass er ,,die akademi-sche und litcrarische lVelt verblüffte,indem er 5z Büchcr über cUe alte

vedische Kulttrr vcrfasste .. im Zeit-

rdum vom Oktober tg66 bisNovember r975 "

Prabhupadas Bücher,

die bisher in über achtzigSprachen [ibersetzt r,vur-

den, werclcn in vielen nord-amerikan ischen Univer-sitätcn ur-rd in Taltsendenvon Bibliotheken weltweitbenrrtzt Scin Back to Godhead

erscheint rrach fast sechzig

Jahrt'n rveilerhin als zwci-

monatliches MagazinWas Prabhupada

in zwölf lahren leis-

lctc, isl sag,enhaft. AuI sci-

ncn Weltreisen Llmrull-detc er die Erde vierzehnM.rl und schrieb während-desscn Btrt her, übersetzte

Sanskritsch ril'ten, hielt Vor-lräge rrnd g,rb scinen Schii-lerrr persörrlichc Fiihrung.Im November ry77 verliellPrabhupada dicse l'Velt inVrindavan, dem heiligcrrLand Shri Krishnas.

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Page 71: vedisches-lexikon.pdf

ffiffiEin fester Bestandteil der indischen Kultur-landschaft sind die zahlreichen vishnuiti-schen und shivaitischen Mönche, die entweder im Dschungel meditieren oder ihr $

Wissen d in den Städten L-mitteilen. g und ihr.uligio- \\

1, I

ses Auftr net sie als ernst \\-\hafte Befolger eines enthaltsamen Lebenspfades. Shaktas,

Buddhisten und Jainas sieht man oft als Bettelmönche vonTür zu Tür ziehen. Yogis kann man ir-n 5]chatten vonBäumen oder ä1r heiiigen Fliissen finden, vertieft in]vleditation uber Clottheiten und,hei.iige antrerr. Alldiese tiefreligiösen Menschen sind sadhus.

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in snrlhri ist cin N'lt'nscl'r, <lc'r

r.'on n't'ltlit Irc'nr Sl rclrt'n .rlrgclassen lrat rrrtcl st,rtltlt'ssc'n

spir-itLrcllc Ziele vellrrlgl hr ilbl \rt'r'zichl Lnrl t'Lrtsagt rlcn l'rcr-rtlt'rr rlicser \,\/e'lt, unr sich aLrIclas l<otn

rnent[e Lcb<'rr vorzrrbcrcitt tr \/iele.sarlh trs s i n <l sn rl rfa.si.s ( A n gch irrigc clcs

Lclrensstanrlt's rlcr EntsalLrng), rvenn-gleich tlic l)t'lirrition clcs Bcgrilfssnd/trr vlt'itc'r g<'lasst ist Auclr Verlreitatete hiinncn niirrrlich .srrrl/rrrs sein,

vo r,r u secsr't21, rlrr- [1a Lr pl a nl icgcn i rrr

l-t'lrt'n ist clas rt'ligiosc llcslrctrc'n Llvrnologisth gc'sehen ist cin sarllrrr cin

fortgest lrriltcncr r\cJcpt spi ri ttrcl lcr'

L lrtLng,en (snilhoua)

Dcr Vollstiincligkc'iI Ir,rIlrt'r' soIItcnaLtclr rot h <lit' so g,cnanrrIt'n .srrlrrr

filrrs t'n,rühnt rverrlerr Urspriingliclrrlarc'rr nrit <li<'s<'nr Bcgriff bcstinrrntc(h cl cror loxc') [rLrclrl h is tisclrc or lt'r vis lr-

rr r.r i I isr ht' St'l< [t'n r.tcnr ci n [, .rLrcr- \'.tislt-n(r\,.rs l)('z('i( hnt'n clanrit hcrrtc SirnLr-

lartlcn, rlit'unr rlcs Anscht'ns rr'illeno<lcr,r r-r lg r-r-r n t I rrr,r ngcl nclen \,\' isscns

spi rit r-rcl lt'n l;orlsr hritt vorLtitrsr Ltcn

oclcr spiritrrcllt' Lbrurgcrr cr<lcnkc'n,clic nicht atLI clt'n of [i'nbarlc'n Sr hriflcn Lrcru ht'n

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['sgibleinebunfcVielftltronsadhus, undnrt mttt]em I44rscnderScfirrfienÄonnnunHerliqeronSclor/olonen unlerscheitlen

Page 72: vedisches-lexikon.pdf

In religiösen, ökonomischen undsozialen Belangen gilt die indi-sche Mentalitat im Allgemei-nen als patriarchalisch. Die

ältesten vedischen Texte jedochbetonen, dass den Frauen hoher

Respekt gebührt. Aus den Vedenerfahren wir sogar: ,,Wo Frauen geehrt

werden, dort frohlocken die Halbgötter." Die Frauen soll-ten geachtet werden für ihren Beitrag zu Familie undGesellschaft, und sie galten als Göttinnen des Haushalts.In bestimmter Hinsicht vertraten die alten Schriften jedochkonservative Ansichten. So erklärten sie zum Beispiel, dassFrauen immer von Männern abhängig sein (und von ihnenbeschützt werden) sollten, entweder vom Vater, dem Gat-ten oder dem ältesten Sohn. Einerseits werden Frauen inder indischen Tradition respektvoll als ,, utter" ange-sehen, andererseits aber gelten sie auch als Verfuhrerin-[en, die imstande sind, die Männer von der Verfolgungihrer spirituellen Ziele abzubringen.

terr AnteilhabenkönnenA,lehrerebedeu-tencle Per-

sönlichkeiten

der bhakfi-Bewcgung waren Frauen;damit entstanden neue Rollenmodelle fLir clie indischen Frauen.Bahinabai, einc spirituell fortgeschrit-tene Vaishnavi aus Mararashtra,erduldete die Drangsale ihrer Ehe,

doch schließlich gelang es ihr, ihrenMann zu einem religiösen Lebens-stil zu bekehren. Mirabhais Auffas-sung von stidhtmta,,,weiblicher Hin-gabe", unterschied sich völlig vonder Bahinabais Sie sah einzig undallc'in Krishna als ihren Ehemann,und in ihrer Dichtung spiegelt sich

ihre aufrichtige Hinl;abe rvider. AntalAlvar, einc dcr bcdeutendsten heili-gen Pcrsönlichkciten Südindiens, rvarein rvciblichcr hhnkta, und ihre eksta-tischcn Gcdichlc wcrclen noch heutevon clcn Shrivaishnavas verehrtund rezitiert

Diese undviele andereFrauen clienterrals einflrrssreichereligiöse Rollenmodelle, die die indi-schcn Frauen immer wieder ansporn-ten, ihre feineren Eigenschaften imDienste Gottes zu entwickeln Sie

werden fur ihre Tugenden in dergesamten Vaishnava-Welt geschätzt

Das wohl bedeutendste Beispieleiner Frau, die sich im vaishnava

dhnma hervortat, ist Iahnava Devi.Sie war ein vorbildlicher weiblicher

Devotee und wurde unterden Vaishnavas des spätenr6. Jahrhr-rnderts eine der fuhrendcn Pcrsönlichkeiten. Sic

wurde so sehr geachtet, dass

sogar grol3c Dcvotees wieNarottam Das Thakur undShrinivas Acharya sich vorihr verbeugten, ihr Dienstecnviesen und ihr in demü-tiger IJaltung Fragen stell-ten Sie wurde - und wirdnoch heute - von allen Gau-dil,a-Yu tnr,u.,as in höchstemMaße geachLet.

Anmerkungen

r Bhagavad gltato 94

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n erster Linie jedochist die Stellung derFrau in der vedi-

schen Tradition dadurchgeprägt, dass ihr tieferRespekt entgegengebrachtwird. In der Bhaguad gitawerden erhabene Eigen-schaften wie Weisheitdem Weiblichen zugeord-nct,' denn Krishna sagtdort: ,,Unter den Frauen

bin Ich Ruhm, Glück,Redegervandtheit, Erinne-rung, Intelligenz, Stand-haftigkeit und Geduld "

Als im 16. Jahrhulrderldie bhakti-Bewegung, inder Erlösung fur alle imVordergrund stand, denindischen Subkontinenterfasste, wurde es nochklarer, wie Frauen an diesen erhabenen Eigenschaf-

/r.

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DEVoTEES

Page 73: vedisches-lexikon.pdf

JOSUSrnDer Nachdruck, den Jesus in seinem Predigen a.tf Liebelegte, und seine Gleichgültigkeit gegenüber der sozialenRangordnung rücken seine Lehre in die Nahe der bhahti-Bewegungen Indiens. In der Tat weist die inhaltliche undweltanschauliche Ausprägung seiner Botschaft eine solche

Ahnlichkeit mit Vaishnava-bhahti auf, dass viele zu demSchluss gekommen sind, zwischen Jesus und Indien habeeine direkte Beziehung bestanden.

5'r I -

In olten Politeien gibt es Hinaetse

aufden Aufentholtlesu in diesen Regionen

l1c P.lli-Texte berichtcn voncincm Ileiligen narncns Issa

S ic bcschreiben unvcrkenrr-bar lesus und crwährren auch seirrerr

Aulenthalt im Lanrle des Canges.

Eurclpäischc rrrrcl russische Äsiclr-reiscrrde v('rga ngcner Jahrh u ndcr(chabcn äl-rnlicl'rc l3clege ftir Jesr-r Wan-derung na<:h lnclic'n zu Tage gefrir-dert Schriftstcllt'r solch unterschicclIi-cher Auspr.igurrg wie ReverendC R Pottcr und Eclgar Cayce, diebeidc aus ch ristlichcr Perspektivcschreiben, sowie Andreas FaberKaiser, cle r aus moslemischer Sichtsr ltrcilrt, lrcsl,iligerr, dass Jcsus irr

den fehlcnclcn achtzehn lal'rren sei

nes Le[rerrs r.rncl/oder nacl'r sei-

ner Kreuzigurrg in lndien war. (Die

Bibel berichtct vom Zeitraurn vorr

.lesrr Ccbrrrt [ris zu seinem dreizehn-ten Lcbcnsjahr sowie von den letz-ten drci Jahrcn scines Lebens. Ubcrdie dazwischcn licgenden achtzehniahrc fchlen jcglirhe Angaben) Bis

he utc' kanr.t allcrdings niemand milSichcrheit sagcn, ob clie Geschich(cnüber cle rr ALrlcntlrall Jcsu in Inclienwahr sincl

Wäh rcnd westliche'l'l'rcologenhinsichtlich des Besuchs Jcsr.r im Ori-cnt gctcilter Meinung sincl, prophe-zeit die Vaishnava Schrilt llfinvisftyal'urnrrn clie Reise lestr nacl-r Indien: Iiinwandcrrrder Asket rlirtl vorr einemangesehenen Maha raja lr(l mcnsShtrlevahin dartr m gebctcr-r, s ich

. ahi:adäbäc;!'

lri ' ir-

vorzustellen Dcr Askc't an[worlct,sein Name sei Issa (dic indischc Forrn

von lesus); cr sci clcr Sohn Cottes,der eruvartctc Mcssitrs st:int:s Volkes,

und seine Mutter sci eine JungfrauEr er-lvähnt auch clit' .Amalekiten,

ein antikes Volk, das mit cler bibli-schen Tradition dirckt verbtrndenist. Das .Bhavislryo Purnnfl sagt also das

Erscheinen Jesu voraus, uncl folglichanerkennen \/.rishnavas Jesus als den

Sohn Gottcs, cicnn so stellt er sich

sclbsl sowohl in rle r Bibel trls auch

in clcrr Puranas dar. Krishna rvirdals Cott betrachtet, der Vater Jcsu

Krishrra erklärt über sich selbst: ,,lchbin dcr Vtrter rles Kosmos, clie Nltrl-ter, clcr Erhalter und der Großvatcr.lch [rirr c]as Erkennbare, de r Lliutcrcrund dic Silbe Om Auch bin lch dicVerkörpcrr.rng der \reden " 0)g 9t7)Jestrs betet: ,,Vater unser, der Dtr bistim Himrnel " Könnte es folglichnit ht Krishnu sein, an den er scirr

Ge[)et richtet?

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DEVoTEES

Page 74: vedisches-lexikon.pdf

,,Die höchste I{ingabe erreicht man Schritt ftir Schritt durch dieMethode unablässiger Bemühung um Selbsterkenntnis. Hilfreichauf diesem Pfade sind die offenbarten Schriften, ein gottergebenerLebenswandel und Beharrlichkeit in der Ubung."

- Brahma-samhita S.Sg

Page 75: vedisches-lexikon.pdf

VnRnASHRAmADA S VCDI,SCLIC G-CSCLLSCLIAf TS SYSTCMBei der Integrierung des Individuums in die vedische Ge-sellschaftsordnung wird sein psychophysisches Wesen inBetracht gezogen. Dieses System, genannt VarnashramaDharma, ist leider immer wieder mit dem Kastensystemverwechselt worden.

SchematßcheDorstellungdugeselkchoflichenKörpers.Diebrahmanasbiiden denKopfderCesellschof,die

kshatriyas den Oberkarper, dre vaishyas den [Jnterleib und die s}rrdtas die Beine. (D iue Anologie geht ouf den

Rig Veda ;urüc[.) In P/otons Wer] D er Staar kommL die gleiche ldee zum Ausdruck. Platon erklaft doft, dos

die Cewlkchofsklosen einer Rangordnungoon Persönlichkeitstpen enl$rechen. Philosophischer Intellekt, schreihl

er, sei dos Kenn4eithen der höchsten Klosse; dorouffolgen Enolionen und sthließhch sinnliche Begehren. Aufdie

ideale Cesellschof. äberlrogen, so Ploton, stehe on der SpitTe des Stoales der Philosophenköntg, der die Herrechaf

innehot; darunter die,,Wachter" (Krieger) und Tuunterst die Kaulleuteund Arbetter, die bei Ploton in einer Klosv

4usommengefosst sind

BRAHMANAS li'#l(Priester, I eh,er, Ralgeber)

-

m Kastensystem werden dieMenschen nach ihrer Abstam-mung eingestuft: Wird man bei-

spielsweise in einer Familie von brah

manas (Priester oder Intellektuelle)geboren, so gilt man automatischaIs brahmana, selbst wenn man keineents prechenden Qualifi kationen auf-weist. Dieser Umstand hat zu vielenUnruhen und Kämpfen im moder-nen lndien geftihrt. Im Varnashrama-System hingegen sind ,,Eigenschaftund Handlungsweise" wichtigereKriterien als die Abstammung. Ent-scheidend für die Zugehörigkeitdes Individuums zu einer bestimm-ten sozialen Klasse sind also seine

Qualifikationen, nicht einfach dieKaste seines Vaters.

Dieses System wird in derßhagavad gita Q.r5) skizziert, und es

heißl dorl, dass es die Basis einerfunktionierenden Gesellschaft ist. Das

Varnashrama-System besteht aus viergrundlegenden vamas oder Berufs-ständen: t brahmanas (Intellektu-

elle und Priester), z. kshalriyas (Regie-

rungsbeamte und Militär), 3. vaishyas(Bauern und Händler) und 4. shudras(Arbeiter). Es gibt auch Mischungendieser Kategorien, doch die Neigungzu einem bestimmten dieser vierBerufsstände wird in jedem Indivi-duum vorherrschen.

Entsprechend gibt es im Varnash-rama-System auch vier spirituelleLebensstufen (ashramas): t bruhmacha-

rya (Schulzeit im Zöliba0, z. grihastha(Familienleben), S v ansprastha (Leben

in Zurückgezogenheit) und 4. santyts(Entsagung und völlige Ausrichtungauf Gott). Für jeden varna und ashram

gibt es bestimmte Regeln und Vor-schriften. Ein Verständnis des ur-sprünglichen Varnashrama-Systems(und nicht des späteren Kastensys-tems) ist Voraussetzung zum Ver-ständnis des Vishnuismus. Vaish-navas befolgen Daivi (,göttliches")

Varnashrama, d.h. das reguläre Var-nashrama-System mit besondererAusrichtung auf den Höchsten.

KSHATRIYAS( Sto o tsmd nn er, S ol d oten)

VAISHYAS(Bouern, Roufleute)

SFIUDRAS( H o ndue rke r, Arb eiter)

2H

trzNF

pzpo/oa&e

tao DieAusbildungdesbrahmachari geht bß aum 29. Izbensjohr, uorouJhin er eine Fanilie gründen und ols

grihastha leben lrann. Für dos Alter sind ein Leben in /yrückgezogenfreil (vanaprastha) und das Aufgeben

weltlicher Bindungen (.u.oy"") uorgesehen

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Page 76: vedisches-lexikon.pdf

JbooWenn ein Europäer an das traditionelle Indien denkt, fälltihm meist sofort eine Form von Yoga oder Meditation ein.Weil das Yoga-System aus acht Stufen besteht (siehe dieÜbersicht auf der folgenden Doppelseite), wird es manch-rnal ashtanga-yoga genannt, ,,der Pfad der acht Stufen",aber bekannter ist es unter der Bezeichntng hatha-yoga,Das Wort yoga kommt von der Sanskritwurzel yuj, ,,ver-binden". Es ähnelt demWort lateinischenWort religio, das

sich auf das Verb religare (,,sich rückverbinden") zurück-führen lässt. Religion undYoga haben also ein und dasselbe

Ziel : die V erbindung oder Vereini gun g mit G ott.

I

riellc Fähigkeiten tLnd sind auch ar'rf

dem Wcgc vou Wisseuschaft undTechnik erhältlich So kann man bci-spielsw,cisc das Ergebnis von lngftirrra

auch nrit Hilfe eincs llugzeuges oderBootes erlangen. Vnshila-siddhi, dieKraft, jcmanden unter scine Kou-

trolle zu bringen, katrtr man auclr

rnit den modernen Methoden derHypnose erreichen.

Im Gegensatz zu den obcnerrvähnten yogischerr Vollkommen-heiterr gibt es zum ltlrakti yoga, dem

Pfad zr-rr Erkenntnis cler Beziehungzrvischcn A4ensch r.rnd Gott, kcin

matcricllcs Gegenstück Dies bcstä-

tigt die llhagavad giln, dcssen scchs-

tes Kapltel damit endet, dass

Arjtrrra dcn konventionellenPfad cles meditativcn Yoga

ablehnt, da er zu schrvierigsei Krishna beruhig,t Arjunamit der lirklärung, Ariunasei bereits der bcstc allerYogis. Vor-r allen Yogis, so sagt

Krishna - halln-vogis, gvnnt'

1 ogis, llrytrrn-vogis, knrnn yogis

undltlrakti-yogis , sei der bhakti-

yogidcr bcsLe. Krishna erklärtauch, was das Elernent ist, das bhakli-

!/ogavotl den anderen Pfadeu unlt:r-scheidct: ,,Von allen Yogis ist derjc-nige clcr bestc, der s(lindig an Michdenkt r-rrrd über Mich in seincm Hcr-

zen mcditiert."

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siert, wo der Vorgangerklärt wird, Körperund Gcist lrehcrr-scherr zu lernen,um lctztliclr dic-ses sorg{ältig abgestimmte Wcrkzeugin den Dicust des

Herrn zu stcllenIm Yoga wird der

Körper als Tempel dcrSeele betrachtet. Durch Sitzstel-lungen (asnnns) und Atemübungerr(prnnayoruo) crlangt der Yogi kör-perl iche Gcsu ndheit urrcl mentalesWohlbefindcn, wodurch cler,,Tem-pel" gestärkt wird Im Wcsten ist derAspekt der physiscl-rerr Fitness zumSelbstzweck geworden Im traditio-nellen Yoga-System war clies jedochnur der clste Schritt auf dcm Pfadder Gottcserken ntnis.

LEHREN UND CEBRAUcHE

So wie die ticl'e spiritr-rclleGrr-rndlage dcs Yoga im

Westen im Allgemei-nen übcrsehen wircl,

könncu auch incii-

schc Yogis vornZicl des Pfads

abgclenkt wcr-dcn, rrämlichdann, wc'nn sie

ihr Augcnmerk.rr-rfdie Erlarrgung von

siddhiE,,rn),stischenVollkommenhci tcn", rich-

ten. Dicsc siddhis werdcn im drit-tcn Kapitel von Patanjalis Yoga sutrns

beschricbcn. Es gibi acht Arten dermystischcn Vollkom mcnheit, darun-ler dic Gabe, sich zu vcrkleincrn(anintn-sirklhi), die Fähigkeit, dcrrch dicLuft zr-r schweben oder arrf dem Was-ser zu laufen (laghitnmiddhi), urrd dieKraft, Gegenstände aus großer Entfer-nung herbc'izuholen (przpti siddhi)

All,e yogu siddhis sind lctztlich matc-

Page 77: vedisches-lexikon.pdf

DLe I sturen DesasHrAnqA-yoqo

lrrtlirt'litc Vrrrlrt'rcitrrngr. r,rrnrrr (Befolq,',, .'n,-, R,'g"1,, r.,,.,,1

. ul ri ntsa (Gcr,r'a I tlosiskci t)

. .satya (W.r h rho lt igl(eit)

. rr.slrlrr (Nich t-Stehlcn)

. h mlt nt ncl n r w (Enth.rl ts,r rnkeit)

. n pl vigrnl r n (t\l ii 13igung)

\/orsch riften)

z. niyurw (Strt'[rt'n r]aclr'l ur.lcnrlen)..srrirrhn (Rcinh< it). str u I osln (F rit't lfbrl igkci t).lrrpn.s (Disziplin). stu tlh y ay a (S t tr tl i r-r m, i r r s [rc,sonclt- r<'

von heilipcrr Schri llcn). isltwrnr prttirllwnn (Gotl<'r.qebcnhcit)

f . ilst t ut (Sitzstcl I rrngen)

4. p t1t tn y ann (;\ I crltib Lr ngcn)l. pnilvnlnrn (Ztrrilckzieh<'n cler Sirrnt')

l)i rch lt' \'orbcrt'i lrrng6. llrut attt (Konzcn tratiorr)7. tllrynnl (Mc'rli t,r t ion)8. suttnrllti (Trancc)

l:ortg(.s( hri ttcrrt. l)r.rxisD.rs l:rlerncn a rr l3crgewcih n l icher l(rti f tc uncl rl ic Praxis lirrl gcschri t t<'ncrFcrrnr<'rr cler rVlt'rlitation Lris hin z.u ktivnlya (völlige Verscnl<trng urrrlFrt'ilr<'it)

*

,,...undwennderYogi mit ernsthaftemIJemuhen nach weite-

rem Fortschritt strebt,wird er allmählich von

aller Verunreinigungbefreit und erreicht

schließlich, nach vielen,

vielen (ieburten, clas

höchste Zie\."

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Page 78: vedisches-lexikon.pdf

meDI,TATtonWas im Zeitalter des Satya durch Meditation über Vishnuerreicht wurde, im Treta durch aufwändrge Opferze-remonien und im Dvapara durch Bildgestaltenvereh-rung, ist imKah-Zeitalter durch das Singen der NamenKrishnas erhältlich.

editation und Yogagehen Hand in Hand.In den traditionellen

Yoga-Systemen werden komplexeMeditationstechniken ebenso häufigangewandt wie Sitzstellungen, dennbeide Methoden fördern die Gesund-heit des Körpers und des Geistes Umdem Geist einen Ruhepunkt zu ver-schaffen, konzentriert sich der YogiaufMantren, angefangen von Sans-kritsilben bis hin zu Namen Gottes.In den Vaishnava-Schriften werdenfür die heutige Zeit insbesondere die

Namen Gottes

e mpfohlen.Für Vaish-navas sindvor allemrlic fol-

Shrimad Bhagauatam 12.3.52

genden drei Meditatjonsarten vonBedeutung: jap a, kirlan und sankirlarr.Beim japa wiederholt der Devoteeleise ftir sich die Namen Gottes,wofär er eine so genannte japatnala(eine Art Rosenkranz) mit ro8 Per-len benutzt. Kirlan hingegen ist eine

,,öffentliche Meditation", bei der derName Gottes laut gesungen wird, oftin Begleitung von Musikinstrumelt-ten und Tanz. Der kirtan einer größe-rerr Cruppe von Devotees wird san-

kirtan genannt.ln der Meditationstechnik des liln-

sntarananr (,,Erinnerung an Spiele")wird das Bewusstsein auf die Namen(nmta), die Form (rupa), die Eigen-schaften (gnna) und die Spiele (lila)

Krishnas gerichtet. Solche Medita-tion über Krishna beginnt mit demregelmäßigen Beten Seines heiligenNamens unler der Anleilung einesspirituellen Meisters. Dem Novizenfällt es im Allgemeinen nicht leicht,sich zu konzentrieren, doch selbst indieser frühen Phase kann man sichan Krishna erinnern (snnrananr), vor-ausSesetzt, man studiert die Schriftenund bemüht sich aufrichtig Mit dem

inneren Wunsch steigt auchdie Fähigkeit, sich zu kon-zentrieren (dln rana). Größcre

Vertrautheit mit der krishrrn-

lila führL zur nächsten Stuk-',

auf der dcr Devotee lernt,auf direkLcre lVe ise zrr medi-tieren (dhyana) und sich dicSpiele des He rrn immer dcut-licher zu vcrgcgenrvärLigerr.Als Nächstes lernt er, unge-stört zu meditieren (dhruva-

nusntriti) und den ganzen Tag

über ohne größere Ablen-kung seiue Au{inerksamkeitauI das Ohje kl seiner tVledi-

tation zu richten Auf derhöchsten Stufe erreicht er völ-lige Versenkung (sarnndhi) undsieht die Gottheit von Arrgesicht

zu Angesicht in einer höheren,transzendenten Realität(kaivalya).

Der me<liticrende Yogi erhebt sein

Beuusstsei n d u rch d ie ursch iedene n

Ch akre n (E n e rgi e4 nlren) seines

Körp ers, o ngefo nge n uom

muladhara-chakra, dem

Wurzel Chokro Von dortous

durchla ult d i e Lebe nse nergi e

n och ei n o nd e r d te Chok re n

der Elenenle Erde, Wosser

Feuer, Lu.ft, Klong,

Licht und Ceist (siehe

Abbildung rechts)

Wenn mon den

Lebensodem aum

höchsten Chokro,

den Scheitel-

Chokro, erhebt,

erreichL mon die

Vollkomnenheil

Der Detolee Vishnus

jedoch öffnet dte gleichen

Chokren oul rlheklere

Weße, aas ihor eine schnelle

Reise au Coll ernöglicht

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Page 79: vedisches-lexikon.pdf

Mandalas sind magisch-symbolische Diagramme. Werüber sie meditiert, dem erschließen sich esoterische Ge-heimnisse. Sie können aus Holz oder Bronze bestehen wieeine Skulptur oder auf Stoff oder Papier gemalt sein. Es gibtauch gestickte Mandalas und solche, die mit bunten Far-ben auf den Boden gezeichnet werden. Mandalaist das Sans-

kritwort fur ,,Kreis", und meist sind es auch kreisförmigeGebilde, die den ,,sakralen Raum" oder einen ,,Mikrokos-mos der Realität" darstellen. In der Mitte des Mandalabefindet sich für gewöhnlich ein bindu, ein kleiner Punkt,der für das Zentrum des lJniversums steht. Das Ziel des-jenigen, der über ein Mandala meditiert, ist es, zu jenem

Zentrum zu reisen und dadurch Erleuchtung zu erlan-gen. Mandalas bestehen oft aus kompliziertenlabyrinthenvon Dreiecken und Quadraten, was die Reise zumZentntmschwierig gestalten kann.

fuhrr, oder von Rasa-man-

dala, der Stelle, wo Er Sei-

nen Kreistanz mil den goPis

abhält.Wenn ein Mandala als

optische Ausdrucksformeines Mantras betrachtetwird - ein sakraler Klang,

den man sehen kann -, wirdes Yantra genannt. Yantrenwerden im Allgemeinen imTantrismus verwandt, demPfad der Verehrung derMuttergöttin. Die Diagramme beste-

hen aus äußerst komplexen geo-

metrischen Mustern einander über-

schneidender Dreiecke, Quadrateund Kreise. Einsilbige Mantren wer-

den aufverschiedene Teile des Yan-

tras geschrieben und bilden zusam-

men die ,,Wortgestalt'' der Göttin. Der

bindu in der Mitle stellt das innere

Wesen der Göttin dar. Es gibt Väish-

nava-Yantren, bei denen man überLakshmi, die Gemahlin Vishnus als

die höchste Göttin des Universums,

meditiert. Auch gibt es ein Yantra, indessen lotosförmiger Mitte Radha-

Krishna dargestellt sind; die gopis,

Ihre vertrautesten Geweihten, umge-

ben sie aufdem innersten Ring aus

Blütenblättern.Die Yantra-Medital.ion soll dem

Devotee helfen, die Gottheit in Bezie-

hung zu sich selbst zu verstehen undsie als das Zentrum aller Dinge zu

erkennen.

er Psychologe C. G. Iung(u875-tg6t) schrieb ausfü hr-lich über Mandalas. Das

Thema begann ihn zu interessieren,als eine Reihe seiner Patienten ohneersichtlichen Grund lebhafte Träumevon geometrischen Figuren hattenund als Folge davon dazu neigten,mandalaartige Gebilde zu zeichnen.Nach mehreren Indienreisen kamIung zu dem Schluss, dass Mandalasim,,kollektiven Unbewusstsein" derMenschheit existieren. Er betrach-tete die alten vedischen Schriften, dieerstmalig über diese Figuren berich-ten, als bedeutendes Studiengebiet,das weitergehende Forschung erfor-derte.

Mandalas werden typischerweisevon Yogis und Apersonalisten be-nutzt. Wer in dieser Art der Medi-tation die Vollkommenheit erreicht,versucht, den Kosmos, auf den er sei-nen Geist richtet, zu verinnerlichenund mit ihm zu verschmelzen. Es

gibt aber auch Vaishnava-Mandalas,und zwar handelt es sich dabei umFiguren und Formen, die Krishnaund den inneren Kreis SeinerGeweihten repräsentieren. Das Ziel -

dieser Meditation besteht darin, inKrishnas lila in der spirituellen Welteinzugehen. So gibt es Darstellun-gen von Braj-mandala, dem heiligenLand Vrindavan, wo Krishna Seineunbegrenzten spirituellen Spiele voll-

Dos obere Mandola-Diagramm ßt

eine Dorstellung NaoodtiPs, des

$irituellen Reiches Shri Choitonlos.

Dos Mondalo zur Linken slellt

Shri Rama dar.

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LEHREN UND CEBRAUcHE

Page 80: vedisches-lexikon.pdf

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Wie in den meisten religiösen Traditionen kennt man auchim Vishnuismus sowohl transzendente als auch immanente Aspekte Gottes. Der Herr wohnt in Seinem spiritu-ellen Reich (tanszendenz) und ist gleichzeitig in den Her-zen aller Lebewesen anwesend (Immanenz). Ein andererAspekt der Immanenz Gottes, den man nur im Vishnuis-mus findet, ist der der sakralen Bildgestalt (murti). Gottoffenbart sich nicht nur in Seinen Inkarnationen, son-dern auch in Bildnissen. Die murti gilt imVishnuismus alsoals,,ikonische Inkarnation" des Herrn.

Handstellungen, ihre körperli-chen Proportionen usw., denndas Aussehen der Bildgestalt sollnicht einfach der Vorstellung des

Künstlers entsprechen. Die shilpins(die Künstler, die die murtis her-stellen) müssen die oben genann-ten Anweisungen der Schriftengenau kennen. Bevor sie sich ans

Werk machen, versenken sie sichin tiefe Meditation und sind dar-auf in der Lage, die Bildgestallenmit göttlicher Inspiration zumodellieren - aber nicht nachihrer Phantasie, sondern nach den

Vorschriften der shaslras. Danachfindet eine umfangreiche Weihe-zeremonie statt, in der der Herrgebeten wird, die Bildgestalt mitSeiner göttlichen Gegenwart zudurchdringen. Nun wird die murfiin den Tempel gebracht und kannauf dem Altar verehrt werden.Die Gläubigen können nun vordie Gottheit treten und ihrendtrshan (,,Anblick') bekommen -sie sehen die Gottheit, und dieGottheit sieht sie.

Det Kuhbid in Indienhohe '4chtunggezollt(siehe unten), aber sie uird weder ongebelel

noch ols Gottheit wrehrt. Die biblßcheTrodi'

tion sieht du ,,goldene KoIb' ak du Sinnbild

fir Catzendienst schlechthin und lehnt solche

Verehrung rundwq ob. Auch die Voishnaua-

todition nissbilligt Gö4enoerehrung, aber die

Verehrung der Bildgestolten Krßhnos und Seiner

direhlen Inkarnationen kt ein fester Beslandteil

des l/r/rnuismus.

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ährend der Kolonialisie-rung Indiens erschienden Briten, die stark

unter dem Einfluss der iüdisch-christ-lichen Traditionen standen, die Bild-gestaltenverehrung seltsam oder garabstoßend. Dies ging so weit, dass sie

lagannath,,den indischen Moloch"nannten und Ihn als ,,geschnitztenGötzen" betrachteten, womit sie Ihnaus biblischer Sicht eindeutig in das

Reich der Tabus verbannten.Die vedische Lite-

ratur selbst unter-scheidet deutlich zwi-schen einem Götzenund einer murti. Dazuschreibt Harvard-Professorin Diana Eckin ihrem BuchDarshan:Seeing the Divine Image inlndia:

,,So wie der BegrilJ Ikone

dit B edeutung Ähnlichkeit'

in sich trägt, d.euten auch die Sanskitwör-tsr pratikriti und pratima auf eine ,Ahn-lichkeit' des Bildnisses mit der Gottheit, die

sie dnrstelln, hin. Das gebräuchliche Sans-

kritwort fir diese Bildnisse jedoch isl murti,was bedeutet ,etwas, was eine bestimmte

Form und Begreraung hat' , ,Gestalt, Figur',

,Vukörpmtng, Inkamation'. Die murti ist

abo mehr als ein ähnliches Abbild; sie btdie Gottheit selbst, die ,Gestalt' angenommen

haL Der Gebrauch des Wortes murti inden Upanßhaden und der Bhagavad-gita

uigt, dass dasWort form'die Bedeutung von mufü am

besten lrifJt. So ßt etwa die

Flumme die murti des Feu-

ers, [usw.]

In den Shilpa shaslras

findet man genaueAnweisungen für dieModellierung von mur-tis. Es gibt Angaben fürdie richtige Körperhal-tung der murlig für ihre

Shilpins scfr niQo und bemolen Bildgutolten logonnaths,der murti Krishnu, wie man sie imTenpel if, Puti siehtLEHREN UND CEBRAUcHE

Page 81: vedisches-lexikon.pdf

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Letztlich ist die Bildgestalt eine göttliche Inkarnationmit der sich der Herr menschlicher Obhut anvertraut. Diemurti ist ein göttlicher Gast und muss auch als solcherbehandelt werden. Deshalb werden ihr Räucherwerk, Blu-men, Lichter, Lobeslieder, Nahrung usw. dargebracht -alles Dinge, die nicht nur die Sinne des Devotees, sondernauch die des Herrn erfreuen. Außerdem entwickelt sich

durch diese Wechselbeziehuns. ein liebender Aus-tausch zwischen Gott und Seinem Geweihten.

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,,[\'a ish n ava-]\'r'rchrur-rg", schrcibt lick,

,,isl garrz siclrt'rkeirc Celegt'n-heil zLrr ,vogischenZuriit kzieh Lrng clcr

Silrrt', sorrrlt'nrvielnrt'hr eint' Cele-

gcLrhcit, clie Sinnt' zr-r

crrveckcn Lrncl sic arrfci,rs llcilipc zu riclrtt'n.

Beinr lJetrc'lt'n clcs '[r'nr

pcls läLrlt'l cler Dcvotcc cinc'

grol3c (ilockc l)ic lincrgit rlcr Sirrrrc

rvircl aLrI clie Sclratr Cottt's lokrrssicrt l)urch clcn dnr.shnrr n'ird alsonicht ntrr cler St'lrsinn gcliiulert, sonclern auch clie ancleren Sinne rvt'rcler.r

irnmcr rrc'hr atrf (iott arrsgerichtt't "

l:ck sclrrciLrt wc'i[er: ,,1)ic Bilc]-gestai t, (i ic betra< h let, e(.baclet,gcschrriickt, bcriihrt r.rrtrl vcrchrlw'ircl, isl nicht ctrva ntrr t'in ßintl<'-gliccl, clos zrvisc Ircn cleur Gervcihtt'ntrncl clt'nr llcrrn stcht Nt'in, u'eil rlic.

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I löchstt'n llerrrr ist, ist cs rlic Biltlgcslalt sclbst, dic tlic engc llczichrrngzwischcn clem l)<'votcc rrrrcl (lolt liirrlcrt r-rn<l lrcrei< lrt rl urrl rlie tic'lslcnt'r.notiont'llcn Irgiisse in rlcr Vc'rt'lr-rLrng errrriiglichl"

N4an kiirrntc sagt'rr, class Gottes

llcrcitschall, sich in l'ortn <lcr Bilcl

gt'sLalI z-r-r irrkartrit'rt'tr, clcrt lrtjchstcrr

i\usclrucl< Scincr l.icltc zttr Nletrscll-

ht'it clarst<'llt I)icscr (ieclarrke tvltrclc

von Pillai l-ok,rcha11,,r, eitrcrn gro[3t'rr

L<'lr rer cler Rtrman ui.r-Tracl i tiorr, wit'

hrlgt fornrLrliert:

,,Dit grölilr (iradc dt.s Iltnt btsltltl dtritt,

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Page 82: vedisches-lexikon.pdf

PRACTI.CWegen der kulturellen Vielfalt Indiens findet man auf demSubkontinent zahlreiche Sprachen und Dialekte vor. Diemoderne indische Verfassung erkennt achtzehn Hauptspra-chen an. Nach einer unlängst erhobenenVolkszählung gibtes 1600 kleinere Sprachen und Mundarten. FürVaishnavassind die bedeutendsten indischen Sprachen Hindi, Berteali, Tamil, Oriya, Kannada und Sanskrit.

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Schrifen Devonogari ,

Bengoliund Orlosindin der Coudla-Voßh noua- Literotur

om gebröuchlichsten

Die Deoonogori -Schifl uird ouch

in Hindi benulzl.

ie Sprachcn Indiens sind inzwei Hauptgruppen gegliedert: dic indoarischcn Spra-

cher-r (2.8. llindi) im Nordcrr und diedravidischen Sprachen (2. Il. Tarnil,-l-elugu und Karrnada), dic im SüdenbcheimaLet sind Sanskrit, die ältestcdt'r indoarischcn Sprachcrr, ist dieGrundlage vicler indocuropäischerSprachen; clazu gehörcr-r Griechischund Latein sowie die romarrischen,gcrmanischcu r-rnd bal tosla wischenSprachen; aul3erdem zal-rlrciche Spra-chen des Iran und dcs Mittleren

OstensSanskrit gilt als

die altc Spracl're

der Schcr undWeist'n. Tho-mas FIopkins,

Prolcssor fiirRcligionswisse n-

schaft am'i l;ranklin

and Mar-Y shall College in

Lancastcr, Pennsyl-vania, schrcilrt:,,Sans-

kritwörter sind nichtbcl iebige lJczcichnun-

gcn; sie sincl dicKlangformcn vonObjekten, HandIungen undEigenschaltc'n,

die im glei-chen Vcrhält-r-ris zur en[-sprechcndt'rrReal ität stehenwie visuelle formcnund sich von ihne n nr-rr dadurchunterscheidcn, dass sie mil dcm Ohrwahrgenommen wcrdcn und nichtmit dem Auge " Folglich wird Sans-

krit auch Dcvanagari klwn - ,,Gott",nagtn -,,Stadt") genannt, clie Sprachcdc'r höherd i mensionalcrr Welt.

Sanskrit (wörtlich,,ausgefeilt",

,,veredelt", ,,vollendel") gilI in wei-ten Kreisen als eine der ältesten Spra-chcn der Wclt. Man weif3, class es

mehrere [r-r (wickl ungsstufcn durch-laulcn hat. Die älteste hrrm des Sans-

krits ist die Sprache der vcdischenHymnen, insbesondere dcs llig Verln.

Das daraul folgende klassische Sans-

krit nurde von dcm GrammatikerPanini r-rm 5oo v Cl-rr. gcnormt Dicrneisten Purarras uncl Epcn folgen

Paninis Regeln. Selbst als sich die

Sprache zu regionalen MundarLen

entwickelte, blieben ältere Formen

des Sanskrits die Sprache der Priester

und Gelehrten. Die meisten der hcili-gen Texte Indiens jedoch w-urden imLaufe der Zeit in die Regionalspra-chen übersetzt. Dadurch wurden sie

einer wesentlich breiteren Leserschaft

zugänglich. So ist beispielsweisedie Hindi-Fassung des Sanskritepos

Ramayana (gen annt Rnmcharitmuns)

in großen Teilen lndiens sehr beliebt.

Das Gleiche gilt für Ubersetzungenetlicher Puranas in Gujarati, Bengali,

Hindi usw.

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Page 83: vedisches-lexikon.pdf

T Hre?lWie überall auf der Welt, ist auch in Indiendie Kleidung ein wichtiges Kennzeichender gesellschaftlichen Zugehorigkeit. Die Menschen gebenihren sozialen Stand und ihren Glauben durch das Tragenbestimmter Kleidung zu erkennen, wobei man zwischenregionalen Stilen zu unterscheiden hat. Der traditionelle Stilbesteht für Männer wie Frauen im Allgemeinen darin, dass

verschiedenartige Tücher auf elegante Weise um den Körpergeschlungen und dabei durch lJmschiagen und Faltenzusammengehalten werden. Anstelle von Hosen (die heut-nftage üblicher werden) tragen die }v4änner den traditionel-Ien dhoti - ein leichtes, lockeres Hüfttuch. Die Art undWeise, wie der dhoti gefaltet ist, zeigt den Familienstandan sannyasi, grihastha oder brahmachari. Das lange, weiteHemd der Männer wird hurta genannt.

as gebräuchlichste Kleiclder Frau ist der sari, ein lan-ges, weites Tuch, das auch

den Oberkörper bcdeckt. Die Weise,wie der sari gefaltet und um den Kör-per gcschlungen wird, lässt auI dieRegion schließen, aus der eine Fraukommt

Auch an der Farbe der Kleidungerkennt man die soziale Stellung.Sannynsis tragen Safran (die Farbedes lebenslangen Zölibats), grihasthas(verheiratete Männer) W eiß. Brahma-

charis (Unverheiratete) tragen tradi-tionell einen einfachen weißen dhotiohne Zierborte und kunstvolle Fal-ten. Auch verwitwete Frauen sindin Weiß gekleidet, im Gegensatzzu verheirateten Frauen mit ihrenleuchtend-bunten snris.

Vaishnavas tragen außerdem

Halsketten aus Flolzperlen, nicht zurbloßen Zierde, sondern als Zeichenihrcr religiöscn Hingabe. Eine dreireihige Halskette aus lulnsi-Perlenbedeutet zum Beispiel, dass man voneinem spirituellen Lehrer (Curu) dieEinweihung empfangen hat.

Neben der Kleidung dienen auchdie Haartracht und symbolische Maleam Körper zur Kennzeichnung derreligiösen Zugehörigkeit. Vaishnava-Mönche und viele andere brahnra

nns scheren sich im Allgemeinen das

Haupthaar, wobei nur ein Haarbü-schel am Hinte rkopf (shikhn) übrigbleibt Dadurch unterscheider-r siesich von den Buddhisten und denAnhängern Shankaras, die völlig kahlgeschoren sind.

Die Art des Scheitels einer F-rau

kennzeichnet sie entrveder als

Verschiedene

Arten aon tilal(li"ks) und die

lroditionelle

Kleidung(rechts)

Prostituierte oder als achtbarc Person Stirnmale sind ein wei-

teres wichtiges Zeichen in de r Vaishnava-Kultur. Verheiratete

Frauen tragen einen bindi, eitren roten Punkt auf der Mitte der

Stirn. Mädchen und unverheiratete Frauen tragen heutzutage oft

ähnlichc, verschiedenfarbige üindis, die aber keine religiöse oder

soziale Bedeutung tragen.

Die tilak-Zeichen (auch lika-Zeichen Senannt) werdc'n in Form

von heiliger Tonerde oder chnndan (Sandelholzpaste) in vcrschie-

denen Stilarten aufuetragen, an denen man die Anhänger der

verschiedenen sanrpratlayas (sp i rituelle Traditionen) un te rscheiden

kann. Shiva-Verehrer tragen auf der Stirn drei horizontaleStreifen (tripuntlra), während Vaishnavas zwei vertikale Streifen(urdhvapundra) trtrgen, die nach unten hin in ein blattörmigesMal auslaufen (sichc Abbildung rechts).

Im Skandn Prrrnna wird erklärt, dass die U-Form (die vertikalenLinicrr) des urdhvapundra die Fußspuren Krishnas darstcllt und

das kleine dreieckigc Mal darunter ein lulasi Blatt, wic man es

immer auf Krishnas Füßen sehen kann. Außerdem he ißt es imPntlnnPurana, dass dcr lnnenraum des U nie ausgefüllt werden

solltc, da es das Reich Vishnus symbolisiere (die Linien zu bei-

den Seiten stchen für Brahma und Shiva). Da die Mittc des filnk-

Zeichens das Reich Vishnus ist, trägt man in einigen stmpradayrc

dort einen kleinen bindu (einen roten Punkt) auf, der die Göttin

Shri verkörpert.Zwar sind die Stirnmale am auffälligsten, aber Vaishnavas

markieren ihren Körper an insgesamt dreizehn Stellen (Energie-

zentren) mit tilak-Zeichen. Während sie den filak auftragen, rezi-

tieren sie bestimmte Namen des Herrn. Dicse Meditation soll das

Bewusstsein fördern, dass der Körper ein Tempel Vishnus ist und

dementsprechcnd benutzt werden sollte.

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TILAK-MANTRENDie Namen Gotles, die beim Aufragen der tilak Zgtchen rcitterl

uerden, und die do4u gehörigen Körperstellen

t Om keshaaalo nomoh

2 Om norolonolo nomoh

3 Om madhaaalo nomoh

4 Om goaindala nomah

5 Om uishnote namoh

6 O m mo dh u s ud a noi' a n a mah

I Omtritikramalo nomoh

8 Om tomonolo namoh

g Om shridharalo nomah

to Om hnshikeshalo nomoh

tt Om podmonobhala nanoh

t2 Om damodarolo nonah

t3 Om rosudeuoSo namohLEHREN UND CEBRAIIcHE

Page 84: vedisches-lexikon.pdf

fx-Eg.

H.er.L[oe

In der religiösenTradition Indiens wird der Kuh unter denKreaturen dieser Welt eine besondere Stellung eingeräumt:

,,Ich sage zu denen, die imWissen sind: Tut niemals derKuh etwas zuleide, denn dadurch schadet ihr der Erdeund der gesamten Menschheit." _ RigVeda s.101.15

er Kuh wird in lndicn hohcAchtung gczollt, aber c.s

gibt in Hindu-Tempelnkcine formale Verehrung einer Kuh-Göttin. Vielmehr wird die Kuh als

eine dcr sieben Mütter der Mensch-heit gcchrt, da sie dem Menschenihre Milch gibt, so wie eine Mutterihrem Kind. Gandhi pries die Kuhin höchsten Tönen: ,,Für mich ist die

Kuh die Verkörpcrung des gcsamlen menschli< herr lnncnu'esens; sieermöglicht dem Cläubigerr, seinelrinheit mit allem Seienden zu begrei-fen. . Sie zu beschüLzen bedeutet,alle hilflosen Kreaturen in GottesSchöpfung zu beschützen "

Die funf Produkte der Kuh (pancha-

gavya) Milch, loghurt, Butter, Urinund Dung - gelter-r alle als reinigend.

Die Kühe spielen einc bedeutendeRolle in der l'\rirtschaft Indiens. ZumBeispiel dient Kuhdung als kosten-günstiger Dünger. Manchmal wird er

auch in unterirdischen Bchältern zurF.rzcugung von Methan6ias gespei-

chert, das dann als llrennstofffiirÖfen und Heizungcn venvertet rvirdKuhdung eignct sich ar-Lch zur Des-

infektion und n,ird als medizinischeBreipacku ng u nd a ls Reinigungsmil-tel venvendet

Traditionsgcmäß gilt Krishnaals der Freund der Kühc. Krishnawird manchmal auch ,,Gopal" oder

,,Govinda" genannt, und diese Namenweisen insbesondere auf Seine Liebe

zu den Kühen hin. Auch die Namendes heiligen Landes Braj (,,Kuhstall")

und Seines spirituellen Reiches

Goloka (,,Kuhwelt") sind deutlicheZeichen Seiner innigen Beziehungzu den Kühen. Krishnas Liebe zuden Kühen wird ir-r der vcdischenLitcralur immer wicdcr gepriesen

Es ist daher kein Wundcr, dass dieVeden so großen Wcrt aul ohimsa

lcgen, Gewaltlosig-keit gegenüber allenempfindsame n

Wesen, und insbe-sondere auf Kuh-schutz.

Das vedischeNacl'rschlagcwerk

Nighantu er-rr'rähnt

ncu rr Sanskritnamenlür die Kuh, vondcncn drei aglrnya

und ahi (,,sollte nichtgctötet lverden")sovvie nditi (,,sollte

nicht verletz-t lvcr-den") insbesondcrc

ihr Schlachtcn verbieten. Im Mthablrnrula heißt es: ,,Bcreits der Nameder Kuh - aghnya - weist darauf hir-r,

dass sie nicht 6;cschlachtet werdensollle. Wer kiinnlc cs also wagen, sic

zu tötcn? Wer cinc Kuh oder einer.t

Sticr tötet, begeht das abscheulichstcVcrbrechen." (Shm li-p aw t 262.47)

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LEHREN UND CEBRAUcHE

Page 85: vedisches-lexikon.pdf

Dass der Vegetarismus in Indien schon immer wert ver-breitet war, ist bereits nach flüchtiger Betrachtung dertraditionellen religiösen Literatur Indiens klar ersicht-lich. In der Manu-smriti (5.49), einer vedischen Richtliniefür lnellSChliches Verhalten, heißt es: ,,Bedenkt mandie abscheuliche Herkunft von Fleisch und die Grausam-keit, mit der die Gefangenschaft und das Schlachten ver-körperter Wesen verbunden sind, dann sollte man sich des

Fleischessens völlig enthalten." Im gleichen Werk (6.12)wird gesagt, dass Fleischessen den Akt des Tötens mit sichbringt und folglich zu karmischer Bindung (bandha) führt.

m Mnlnbhrrata erkliirt dcr trrgenclhaft; sic stürkt dic Reinheitgroße Krieger Bhishma dcs lJewusstseins und vcrlän-dem ältestcr-r der gert dic Lebcnscltrucr."

Auch andc'rc Tcxtstellen in der vcclischen

Literattrr bcstätigcn, dass l:rüchtc, Gemüse,

Ge tre iclc, Nüssc r-rrrcl Mikl-rprodtrkte für denmenschlichen Vcrzehr gccignet sind. Anhlin-ger der Lchren dcr Gitn nchmetr Abstand von

l;leisch, Fisch, Geflügel rurd Eieru, cla diesc

Dinge von den Schriften r.trtd detr vcdiscllcnl)rophet<'n nicht gcbilligt werden.

Die ßhngavod giln crklärt lcrncr, class

jemand, der seinc Nahrung mit Licbc Gottclarbring,t, von aIlen sünclhaften Reaktioncr.t

und vorr der lVicdergeburt in der materiel-

lcn Wclt belleit ist: ,,Die Geweihterr des Hcrrusind vor.t aller Sünde beticit, weil sie Nahrurrg

cssen, dic zuerst trls Opfer dargebrtrcht wttrdeAndere, clie Nahrurrg für ihren eigcnen Sin-

ncngenuss zttberciten, essen wahrlich nttrSündc " (:.r;) Dic Uberrcstc solchcr spiritu-c I I en O p f c'run gctr werdc t-t prasada trt Senan 11 t(,,die Gnadc dcs llcrrn").

Dic mcisLen Tcmpel Incliens vcrteilen gra-

t is g,ewci l'r tc vcg,cta rischc S peisen (1s rasadu fizum Nutz,cn dcr Menscht't-ttrlassctt, clie tä3-

lich dorthin strömcn. Eincr der bcrühmtes-tcn vedischcn Weisen, Narada Mr-rni, ließ sich

allein cltrrch das Kosten solch geopferter Spci-

sen dazu iuspiriereu, den spirituellen Pfacl zu

beschreiten.Von dcn zahlrcichen zcitgeuössischen

Ilervegungen tLrrcl Gruppicrungen, die ar.lf

vedischer Philosophie urrd Religiorr berul-rcn,

ist insbesondere clic lntcrnationalc Gesell-

schait lirr Krishua-Belr,usstsein (ISKCON)

vvcg,en ihrcs Eit.ts.ttzes Iür clen Vcgctarismtrs

rr nd rrcgcn ihrcr prasadun-Vertei I rrng erwtih-

ncnsrvcrI In ihrcn vielerr -l-empelrr uud Rcs-

[.)urants wird dcn Gästert ttur prusntlun,

gcw'cih tc r.egeta rische Na hrung, st:rviert.

STIMMEN ZUMVECETARISMUS

,,Rein durch ihre physische Virkung auf das

menschlicbe Temperameo r lvü rde die vegcrariscLre

Lebensweise das Schiclaal der Menschlreit üußerst

positiv beeinflussetr können "

Albert EinsteLn

,,Solangc die Nlenschen Tiere schlachten, werden

sie sich auch gegenseirig töten WerTod und Leid

säc, karrn unmöglich Freude urrd Liebe erlten "

- Pythagoras

'\7enn de r Mensch den Tiger umbringen wiLl,

oennt Nan das Sport Venn der Tiger den Men-

schen unbrirrgen wjll, nennt man das Besrialität "

(ieor ge Bernrrd Shaw

,,Ein torcs Rind odcr Schaf auf clcr'Weide gilr als

Kadaver. DasseLbc Aas, zerlcgr rLnd beLm Fleischcr

hängend, wird als Nahrung bczeichnet "

J H l(elLogg

,,Der Verzchr von lllcisch rötct dcn Keirn dcr gro-

ßen Brrrrherzigkeit mit allen l,ebewesen "

- M u lt nP ar in ir u t u Su tra

(heilige Schrilc der Buddhisten)

,,Und das Flejsch det erschlagetren Tiere wird in

seinem Leibe zu scincrn eigcncn Grabe werden

Denn wahrlich sage ich euch, wer cötet, töret sich

selbsr, rrnd lver das Fleisch genrorderer-l'iere issr,

issr vonr l,eibe des lbdes "

- l)as fvi4taT6apangelium der Essener

,Jede Missachtung, jede VernachJässigung und Ver-

geudung des Lebcns ist eio Schrict zur'lbclesliebc

Diesc Vahl muss dcr Mensch in jeder Minute

rreffen Noch nie rvrren die Folgen der Falschen

\/ahl so umlasscnd turd unwidcrruflich, wic sie es

heute sind. Noch trie rvar die'Wrrnung dcr Bibel

so dringlich und aktuell: .Ich habe euch Lcben

und Tod, Segen und Fluch vorgelegtl so crirähle

nun dm Leben, aufciass dtL lcbcst, du rtrtcl dcirl

Sane'(; Mose 3o.19)"

- f-r ich l:r om m

,,Die Cröße und dctr moralisclrcn Llorlschtltt einet

Nacion kann mrn claran mcsse tr, nuie sic clic Tiere

behandelt "

N'lehaunr (iandhi

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l).r nclava-Prinzen,Yudhisl'rthir, dass

das Fleisch von Tie-rcn wie das Fle ischtlcr eigencn Söhncsei; Fleischesscn

sei .rbscher-rlich. Das

tllnhabhurnta beton t diesc'n Punl<t An einer anclercnStelle wircl gesagt, das Esscn

verurrreinigtcr Nal-rrung sci nicht so

schlimm wic Fleischessen (l'rierztr sci

bemerkt, class Rcinlichkcit für dichruhmntrc des altcn lndicn ein göttli-chcs Prinzip darstcllte)

Im tVluhablnroln heißt cs .rußer-clt'm: ,,I;lcischesscn befindct sich irldcr Erscheinungsweise clcr Dunl<cl-hcit uncl ftihrl zu Unlvisst:nheit rrndKrankheit." Und: ,,Eine geslLnde vcg,e-

tarische Irnährung ist s.rttvisch urrcl

LEHREN UND CEDRAUCHE

Das l'hema limäl-r-rtrng beschrtinkt sichin den veclischen

Schriften nicht ar,rf <las

Vcrmeidcn des TöLcr-rs

uncl die VorLcile eint'rvegetarrischen Diät [s

wircl da ra uf hinger.viesen,dass man allc Nahn-rng Gott

.rls Opfer clarbringcn sollte: ,,Ganzglcich w.rs du tust, was du isst, w.rsclu opfersl, was du verschcnkst, wasfür llußer-r dr-r dir arrferlcgst", sagt ShriKrishna, ,,tu es als Opfer [ür tVIich."(ßhngavad-gita 9 z7) Man sollte jcdochnicht fälschlich zu dem Schluss kom-mcn, mdn könnc alles op[<'rn: ,,We nnMir jemancl mit Licbe uncl llingabecin l]latt, eine Blr.rr.ne, einc ['-ruchtoder etr,r,as lly'asser darbringt, werclclch solchc Gaben annehmcn" (926)

Page 86: vedisches-lexikon.pdf

Indien wird oft das Land genannt, in dem ,,in zwölf Mona-ten dreizehn religiöse Festivals" stattfinden. ObwohlVaish-nava-Festivals mit ihren farbenfrohen Dekorationen, auf-wändigen Ritualen, Theatervorstellungen, eventuell sogar

festlich gekleideten Elefanten, dem Singen und Tanzen ündden großen Festmählern alles andere als weltfremd sindverfolgen sie in erster Linie spirituelle Zwecke.

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-lll-r.oeincn festlichcn Arrlass. Das Ausmaßdicscr Feste reicht vom rnalntsava(,,großes Festival") bis zur einfachenZusammernkunft im Fami lienkreise.Die Kumbha Mela, das größte reli-giöse l"est der Welt, zieht Millionenvon Askctcn und Pilgern an, wäh-rend die Zeremonie der crsten Aul:nahme fcster Nahrung cines Kirrcles(annoprash n n a) lediglich dic Gegen-wart des Vaters und der Muttererfordert.

Jedes Festival hat verschiedeneBedeutr-rngsschichten und erhebt aufviellältige Weisc das Bewusstsein dcrTeilnchrn<:r. Die Mcnschen veranstal-ten uncl bcsuchcn Festivals, um sichzu läutern, um dcn Segen der Weiscnund dercn rt'ligiöse Untcrweisung zuempfangcn und um einc erholsameRuhepatrsc vom Alltagslcben ei nzu-legen

Die Tcrmine fur die Festivals rich-ten sich rrach dem Vaishnava-Kalen-der, der im Gegensatz zu unseremgrcgorianischcn Sonnenkalendernach den Phascn des Mondes

berechnet wirdFolglich schei-nen die Festejedes lahr antrnderen Tagenstattzufinden.Es iolgt einekurz-e Uber-sicht der wich-tigsten Fest-

tage.

Im Monat Magh $anuar-liebruar)findet die Magh Mela, cirre Art Vaish-nava-Gegenstiick der vicl gröI3erenKumbha Mela, statt.

Ebenfalls im Magh, gerade vorBeginn des Monats Phalguna, wirdin ganz Indicn das gewaltigc MahaShivaratri gefcicrt, eir-res dcr größ-ten Festivals dcs Kontincr-rts. MahaShivaratri ist an sich kein VaishnavaFeiertag, doch vielc Vaishnavas ver-c'hren Shiva als Krishnas gröf3tenCcweihten und kommcn an diesemTag zusammen, um Shivl zu preisen

I m Phalguna (Feb rr.ra r-lV[ä rz)

finden zwei weitere Fcstivals statt:Gaura Purnima (der ErscheinungstagShri Chaitanya Mahaprabhus) undHoli (ein Fest zur Feier des Frühlings-

LEHREN UND CEBRAUcHE

Page 87: vedisches-lexikon.pdf

dfr%rGirrnASDie Lehre von den drei gunas (Erscheinungsweisen dermateriellen Natur) ist ein fester Bestandteil des Vaish-nava-Weltbilds. Nach dieser Auffassung kann man über-all in der materiellen Existenz drei grundsätzliche Wesens-züge finden: (Tugend, Reinheit, Klarheit), rajas(Leidenschaft, Anstrengung, Trieb) :und tamas (Tragheit,Unwissenheit, Dunkelheit).

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er Begriff ,,Erscheinungs-weise" ist eir-re freie Uber-setzung des Sanskritwortes

guna, das wörtlich ,,Strick" bedeutet (mit der Idee, dass snttra, rajas undlamas wie Stricke wirken, die das

Individuum an die materielle Weltbinden). Die drei primären gunas lie

5;en allem zugrunde, was wir schen,hören, schmecken, fuhlen und ric-chen, ja die gesamte Welt setzt sichaus den gil,ios zusdmmerr. Wic dicdrei Grundfarben Rot, BJatr undGelb können die gunas in r,rnzähligenMischformen auftreten,

Saftva ist gekennzeichnet durchTugenden und Eigenschaften wieWeisheit, Freude und Uneigennüt-zigkeit; ra_Jas durch Ehrgeiz, Gier,Frustration und Zorn; tarlas durchMüßiggang, Trägheit und lllusionZum l3eispiel werden im Varnash-rama System brahtnanns der Erschci-

nungsweise der Tugend zugcordnct,kshal.riyas der Leidenschaft, vnishyas

der vermischten LeidenschafL undUnwissenheit r"rncl shudrzs der Unwis-senheit.

Dir drei Frst heirrungsweiserr wcr-dcn olt mit Eigcnschaften beschrie-bcn wic klärcnd. vcrwirrcnd und

verd un kclncl; oder Ireruhigend,antrcibcnd und behindernd lnder Vaishnava-Tradition wird jede

Erscheinungsweise rnit einer Haupt-gottheit in Verbindung gebracht:Vishnu, dcr Höchste Herr, der dieSchöpfung crhält, waltet über dieErscheinungsweise der Tugend;Brahma, der Schöpfergott, ist derHerr der Tugend, und Shiva, d.er Zerstörer, ist für Unwissenheit zuständig.

Im Leben eines jeden Menschenist eine bestimmte Erscheinungsweise vorherrschend, die sein Verhalten prägt trnd beclingt, Wer clen

Einfluss der Ersche inungsweisen atrfsein Verhalten und Bewusstsein ver-steht, dem fdllt cs leichter, ausgegli-chen und glücklich zu sein Trotzdemsollte man letztlich dar-rach streben,dem Einfluss allcr drei gunas zLt

entkommen, auch dem der TugendObwohl Tugend erhabene mate

rielle Eigenschaften verkörpert, sindjene Eigenschaften noch immermateriell und können, wie es cler

Irrdologe A L Basham ausdrückte,

,,die letzte Schr,väche eines edlenHcrzcr.rs darstellen, die die Seele

dazn verleiten, sich an Wcishcitund ljreude zu klammern anstatt

direkt an Gottesbewusstsein"Die crste systematische Analysc der

lrrscheinungsweisen findet man in der Bhaga

vnd gita, von deren siebenhundert Vcrsen ein-hundert dicsem Thema gewidme t sind. Nachden Lehrcn der Gita steht Gott als Schöpfer derlirscheinungsweisen naturgemäß übcr clen

gunos, dlc gcwiihnliche Seele hingegcn nichtDas vierzehnte Kapitcl dcr Cila umreil3t dieallgemeinen Merkmale der Erscheinungsr,r,ei-scn uncl weist daraulhin, wie wichtig es ist,

dic gunas zu verstehcn und sich über sie zr-r

crlreben Das siebzehntc Kapitel beschreibt dicWi rl<ungsweise der gnnas inden Cebieten Verehrung,Opfer, Askese, Nahrung undSpenden lm Wesentlichenkonzentriert sich dic Cita

auI die Ieinhcitcn dcr drer

Erscheinungsl'r,eiscn undskizziert ausgeprägte Per-

sönlichkeitstvpen in derenLicht.

DIE DREI ERSCHEINUNGSWEISENIN ANDEREN TRADITIONEN

Auch andere Traditionen kennen eine Dreiteilung von Wesensarten, die grundlegen-den Persönlichkeitsqpen entsprechen.

Nach Platon gibt es drei,,Seelenteile": Ver-nunft, Mut und Begierde. Dieser Einteilungentsprechen der intellektuelle, kontempla-tive Typ, der kämpferisch veranlagte undvon Tatendrang geprägte Charakter sowie

der dünkelhafte Egoist. Platon lehrt, dass

alle drei Seelenteile in jedem Individuumvorhanden seien, dass aber zwangsläufigeiner der drei vorherrschend sei, ähnlichwie bei der Lehre von den drei gunas.

In gewissen Schulen der modernen Psy-

chologie uriterscheidet nan zwischen dreiKörperbautypen: ectomorph (schlank, Lep

tosom), mesomorph (muskulös, Athlet)und endomorph (untersetzt, Pykniker). Es

heißt, diesen drei physischen Konstitutio-nen entsprechen drei Temperamentstypen:cerebrotonisch (gehirnorientiert), somato-tonisch (muskelorientiert) und viscerotonisch (Magen Herz orientiert). Indologenwie A. L. Herman, Professor für Philosophie an der University of Wisconsin / Ste-

vens Point, haben darauf hingewiesen, dass

sich diese Klassifizierung zwar nicht genau

m it der Lehre der drei Erscheinungswei-sen decke, dass aber genügend Parallelen

rrcrhanden seien, um lveitere Forschungzu rechtfertigen. Femer bestätigt Herman,dass die Gita eine der tiefgehendsten Ara-lysen der Psyche des Menschen im Wechsel-

spiel mit der materiellen lVelt aufweist.LEHREN UND GEBRAUCHE

Page 88: vedisches-lexikon.pdf

Ayurueda (,,dieWissenschaft vom Leben") ist ein uraltesSystem der Naturheilkunde. Die Grundlagen der ayurve-dischen Wissenschaft wurden vor etwa fünftausend Jah-ren, also noch vor den Antängen der chinesischen Medizin,schriftlich niedergelegt (rm Atharua Wda), Die ayurvedi-sche Wissenschaft enthält hochdetaillierte Beschrei-bungen von ausgereiften Heilverfahren und soll von einerInkarnation Vishnus namens Dhanvantari in unsere

Welt gebracht worden sein.

LauI Aynntedt kann man seine

Gesundhe.it durch ein Ausbalancie-ren dcr doshns wiederhcrsLcllen. Stö-

runBCn im Gleichger,r.iclrt der doslras

lassen sich beheben durch indivi-duelle Korrekturen dcr Ernährung,durch ci nen geregelten Tagesablauf,

sorglältige Körperpfleg,c sowie durcheine positive Umgebung r.rnd lebens-

bejahende Gedankeumuster Die

medizinische t\nwenduug von Nah-rung und Kräutern spielt in dera),urved ischen Wissenscha [t eine

bedeutencle Rolle und richtct sich

indivicl-rcll nach der körpcrlichenKonstitu tion

Leider ist d.er Ayurveda aufgrundvon ein[allenden Erobereru undUnruherr im Landesinnern im Laufe

der Zeit stark in Vergessenheit

geraterr. In jüngster Zcit wird ihmaber wieder wachsende 13etrchtung

gescherrkt, nnd zwar sowohl vonholistischen als auch von allopathi-

Die olunedische

Behondlungberuht oufNoturhftutern und

holistischer Mediin

schen Schulen. Gegenrvärtig gibt cs

irr L-rdien Hturderte r.on Universitä-[err, an denen llyurveda gelehrt wird,r-urd in Amerika gibt es eine chirur-gische Lehranstalt namens Sushn-rta

Society. Fleute herrscht ein weltwci-les Interesse am Altnrusds

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or 25oo lahre n wurde dieWissenschaft von clen Wei-scrr Charak,r rrnd Sushruta,

die als Grirnderväter dcr Fleilkundegelten, sysLc'matisiert. Sushruta, derBegründer der ayurvedischen Chi-rurgic, führte so komplizicrte undheiklc Ope r.rtionen dur< h wicKaiserschnittc, Star- uncl Cchirn-o pcrationerr.

Die Werkc Charakas trncl Sushru-tas - die Chnraku-santhitn und dieSushrutn sanrhita gibt es noch heute.Diese detaillierten Hcilkurrdebüchergeniel3en hohes Ansehen, da dievedischen Arzte, die sie einstmalsniederschrieben, we ise Seher (rishis)

waren, dic' ihre Erkcnntnisse überdie inneren Funktionsweisen dcsmenschlichcn Körpers in der Medi-tation erlangten. Heute lassen sichdiese Erkeuntnisse bestätigen, indemman clie alte veclische Heilkunde mi1

modernen medizinischcn Entdeckun-gen vergleicl'rt (die vedischen Textebeschreiben beispielsweise ausflihr-lich dic schrittwe ise Entwicklung des

Föhrs).

Der Ayurvedo enthält cine Un-melrge an Wissen, und seine Themcrrreichen von Kindc'rheilkunde übcrGcburtshille, Cynäktrlogie, inncrcMedizin, HNO-Heill<unde bis hin zuNarkosenfachlehre, Prothetik uncl

plastischer Chi rurgic.Der Ayurvedn beschreibt den

psychophysischen Ztrstand eincsMenschen anhand von drei doshns

(,Säfte"): vntn (Luft/Wind), pilta (Ieuerl Galle) r-rnd knplo (Erdc,/ Schlei m).

Je nach der körperlichen Gesamtkorr-stitution eines Menschen dominierteiner dieser drei Slifte. Krankheit, so

erklären die ayurvedischen Texte, sei

auf eine Unausgewogenheit dcr dreiLcbensenergien zu rückzuftih ren.

Oben' In Seiner Inharnalion Mohini murLis uerteill

Vshnu Neklor, derun Kronkheit, AIter und Tod befteit

Rechß: Dhontantori, die Inkarnotion Vshnul die den 'Alturteda begründele

LEHREN UND CEBRAUcHE

Page 89: vedisches-lexikon.pdf

VeDI,scHeASTROLOOIC

Astrologie ist in Indien seit frühest erZeiteine ärierkannteWissenschaft. Neben den Hauptwerken des vedischenKanons gibt es sechs untergeordnete Zweige vedi-scher Weisheit, die so genannten angas. Einer von ihnen ist

Jyotish, Astronomie und Astrologie.

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yotish (wörtl ich,,Licht")beschreibt Pla neten, Sterneund andere Himmelskörper.

Fnihe indische Astronomen untcr-teilten den IIimmel, der die Erdeumgibt, in zwölf Teile, die rashis

(Konstella tionen) genannt wer-den. Jeder rashi erhielt einenNamen gemäf3 der Form,der seinc Konstellationin der Natur ähnelte.So vmrde das crsteSternzeichen, das derForm eines Widdcrsähnelt, Mesha (Wid-

der) genannt. Auchnach westlichcr Ter-minologic wird Mesha

,,Widder'' (Aries) genanntAndere Bcispiele: llaurus : Rishabha(Stier), Lco: Simha (Löwe). Wennein bestimmtes Tierkreiszeichen voneiner bestjmmten Gegend aus amHorizont des Himmels steht, sagt

man, dass jemand, der zu dieser Zeitdort geboren wird, in jenem Tier-kreiszeichen gcboren ist.

In der vedischcn Astrologie gibtes fünf Teilgebictc: jalaka (Geburts-

horoskope), praslma (Frageho ros-kope), varslnph ala (Prophezeiungen),

nuhurta (Wahl einer günstigen Zeitfür ein bestimmtes Vorhabcn) turd

yatra (weltliche Astrologic). Jcdes die-ser Teilgebiete hat seine eigcnenBcrcch nu ngsmethoden zur Inter-prctation der Gegebenheiten.

Dic Methoden der vedischenAstrologie unterscheiden sich vondenen ihres westlichen Gegen-

stücks, wenngleich es auch Übcr-einstimmungen und Parallelen

gibt. Auch dic Stärkerr bei-der Schulen sind ungleichvertcilt. Manche sagen,

dic wcstliche Astrologiezcichne klarere Persrin-lichkci tsbilder, währcnd

die vedische AsLrologie

gena uer zutreffcnde Vora us-

sagen mache.

Es heißt, dass ein guter vedi-scher Astrologe bestimmte Fakten

über das Karma (vorangegangene

Handlungen) eines Menschen crken-nen und folgtich dessen Schicksal

beschreiben kann. Zwei Dinge soll-ten aber in dicscm Zusammenhangerwähnt werden. Erstens gibt es

heutzutage kaum noch qualifiziertevedische Astrologen (ein jahrelan-ges Studium und intuitivc Weis-heit sind erlorderlich). Zweitensbetrachten Vaishnavas im Allgemei-nen astrologische Angaben als einenZusalz zu dem Wissen, das sie aus

den Vedcn erhalten. ,\strologie ist also höchstens ein willkom-menes Beiwcrk, keine absolute !{issensquelle. Vaishnavas rvis-

sen, dass letztlich Krishna der Lenker aller Geschicke ist, und

da Krishna den freien I'Villen des Lebewesens respcktiert, kann

sich das Schicksal des Einzelnen jederzeit.jndern.

Dip wdischen Cottherten

beherrschen ue rsch iede ne Pl on etent

Budh (Merkur), SuA.o (V"nus),

Chondro (NIond), Mongol (Mors),

Sugo (Son ne), G uru (J upiter),

Soni (Sot'urn), Kethu (südlichet

Mondknoten) und Rohu (nördlicher

Mondknoten)

LEHREN UND GEBRAUCHE

Page 90: vedisches-lexikon.pdf

D"s heilige Gayatri-Mantra wird seit Jahrtausendenan den Ufei'n der heiligen Flüsse Indiens rezitiert. Dazukann man sich einen indischen Heiligen im traditionellenLotossitz vorstellen, der seinen Blick über die Wellen desGanges schweifen lässt, so wie es byahmanas seit zahllosenGenerationen getan haben. [Jm seinen Daumen hat erdie heilige Schnur (upauita) gewickelt und murmelt hei-lige Klangschwingungen vor sich hin, die nur er und derHerr hören können. Das ist das brahma-gayatri-mantTa, das allen brahmanas und Vaishnavas bekannt ist.

leitendes Gebc't trn dcn Guru, das zlvcitc ein ähnlicheseinleitendes Gcbcl an N,lahaprabhu und das dritte das

Gopal-Mantra, das als eines der r,vichtigsten Mantren dcs

Gaudiya-Vaishrrava-sampradaya gilt, da in ihm die erha-bene Stellung clcr gopis und ihrer urrvcrgleicl-rlichen Licbcz,u Krishna begrürrdct n,ird. l-iefe tr4cditatiorr über alldiese Mantrcn crhebt den Devotcc auI die Ebene k]arenBeu'usstseins urrcl reiner Tugend r-rrrd verhilft ihm so zueiner verticftcrr Ausübung der Mcditation über das lrala-manlra:Ilarc Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishr-ra, HareHare/IIare Ram.r, Hare Rama, Rama Rama, I{are Hare.

,,lch bin die Silbe on inden vedischen Mantren. "

-Shri Krishna,Bhogotod-gito J .8

Laut Aussage der Upanishadenisr om die Klangverkörperungdes Höchsten, das unpersön-liche Brahman in Klangform.Zwar.agen viele. om (oder a-u-z) ließe sich nichr dirckc iiber-setzen, aber das tüfiort besreht

aus dem ersten und letz-ten

Vokal (a bzw. u) sou,ie dem [etz-tcn Konsonanten (nr) des Sans-

kritalphabets. Om gik aIs das

,,vollkommene 'ü7ort", das ,,alle\Wahrheit enthält, die Vorre ver-mitreln können". Ferner heißtes, ,,a" srehe für das Wachbe-wusstsein, ,,u" für das Tiaum-bewusstsein und 'm" für denTießchlal Folglich steft n-u-mdie Gesamtheit des Bewusst-seins dar.

ln lndiens spirirueller Tradi-tion gilt a-u-m als das pranaua(omkara), die mystische Silbe,und trägt folglich eine ganz

bestimmte Vaishnava-Bedeu-rung: Der Buchstabe ,,A"(a-kara) bezieht sich auf Krishna,den anfanglosen Anfang unddie Quelle aller Energie; derBuchstabe ,,U" (u-hatt) sceitfür Radharani, die Freudenener-gie des Herrn und die Verkörpe-rung aller götrlichen Encrgien;nnd ,,M" (ma-bara) bezieht sichaufalle Lebewesen (jiuas), diedafür bestjmmt sind, ihre Ener-gie in den Diensr des Herrn zu

stellen. Somit seber Vaishnavas

OM als die Essenz ellcr spiriru-ellen Energie trrrd.li. (icsernt-

he it des Daseins.

as Cayatri-Mantra ist ver- als Ca1,a1yl5 betrachtet, dorlr strcngtraulich. Dt r I-cl-r-

rer flüsterl cs ing,cnommelt ist das nicht dcr Fall

Um ein echtcr Gayatri zu sein,so[lte ein Mantra dic Wörter

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tlas rechte Ohr des Schülc'rs,dcrrn irr den Schriflcn Ircif3tt's, rlas Mantra sei nu{zlos,wiirtle es anders emplarr-gcn Wir wcrden es cltrhcrl-r icr n icht wiedcrgeben.Mit clcm M.rntra ra,ircl clcrSon rrc Achtung crwiescn,r,rrrd cs wird drcimal tiiglichgcbe tct: bei Sonnenar.rfgarrg,m iltags und bei Sonnertr.rtrlcrgangln dcr Vaishnava-Tradition gilt dieSonne als eine Verkörpcruns Gottes,da sie, wie Gott, allcs crletrchlet.

Garrdiva-Vaishnavas meditierennicht nur über eirr Cayatri-Mantra.Ncberr dcm bralnnt-qayalri richtcn siezwei Cebcle arr dcrr Ctrrtr, zwci anCl-raitarrya Mahaprabhu und zweian Krishna Alle siebcn clicser Man-Ircrr werden von derr Vaishrravas

vidlutahe (die AnrulLrng), dliinrnfti (dcn Pfad) und pracho

daynt (das Ziel) en(halten.Interessanterweisc dccktsich das Ga1,atrl-IY1on,ro ,"dicser Hinsicht mit dem Shri

nrutlBhagavnton r (die wich-tigstc aller Vaishnava-Schrif

tcn), dcssen drei grundlegendcTlre rnc n sanban dh o (vitln alrc), nlth i-

dayn (dhinnhi) und prayojnna (prnclrc-

tluyal) sind Folglich sind Bcclcutunguncl Ziel des Gay,;11i-il4antras urrddcs Slrrirrrnrl llhagavatanr eins - beidelührt n zum Plade der I3cf r<'itrng.

Vicr der sicben,,Gayatri-Mantren"dcr Vaishnava-Tradition sincl imstrcngsten Sinne echte Gayatris. Dieresllichcn drei sind trotzdem glcichwichtig, clenn eines darror.r ist cin ein-

Durch Meditotion übet dos Ctwlrt |r4onlru

(links in seiner personrfiricricn li,r nr rrL

Cg,ahi Deri obgebildet) erhidt rlat S,hi;p-

fergott Brohmo drc Krof, drc \/rcllält rles

mo!et iellen U niuersuns 4u arx hollön@ LEHREN UND CEBRAUCHE

Page 91: vedisches-lexikon.pdf

KnoBestimmte Teile der vedischen Schriften lesen sich fast wieLehrbücher über Klang, so sehr wird dort der Gebrauchvon Klang als spirituellem Hilfsmittel betont. Diegleiche Vorstellung findet man auch in anderen Kultu-ren. Aufzeichnungen aus so unterschiedlichen Ländernwie Agypten und Irland berichten von einer Zeit, als kun-dige Spiritualisten Klangschwingungen vom Grundeunseres Universums zum Nutzen der Menschheit ein-setzten. Bereits in der Bibel heißt ".' ,,Im Anfang wardas Wort." (Johannesevangelium 1.1) In denVaishnava-Schriften wird bestätigt, dass die gesamte kosmische Schöp-fung mit Klang begann: ,,Durch Seine Worte entstand derKosmos." (Brihad-ararryaha Upanishad I.2.4) Ferner heißtes in den Vedanta-sutras, dass auch die endgültige Erlösungauf Klang beruht (anaurittih shabdat).

pirrgnln r-Lncl sushwnna (tlie drei pra-nischen Kanlilc cles f instofflichenKörpers) reagieren attf Mautreur.rntl erhcbcrr tlas Bervttsslseitt,tttIl-riihcre Ebenen.

cr Urklang r,vird Sh.rbcla

Ilr.rhman gt'nannt, Gott inWortgest.rlt Lin ähnliclres

DenknroclclI ist clas cles Nada Brah-mtrn (Gott als Klang) Nndn, cin Sans-

kritwort mit der Bcrlcrrtung ,,Klang",ist mit clcrn Bergriil rrndi vervvandt,cltrs eincn Strom vorr Bewusstst:inbezeichnct Diesc Vorstell-rng gehtaul den llig Vetla zurück, den ältcstcn Teil dcr Veden. I)ic Verbinclungvon Klang und Bewusstsein ist alsost'it langer Zcit in Inclic'ns Literatr-rrlcstgehalterr. Die vecl ischen Schri 1:

lcn bezeichncn Klang als das clirck-tcste Mittcl, um höhcrcs, spiritucllesllewr-rsstst'i n zu erlangen.

Mantren, spi rituel le Klangschwin-

gungen, wcrdcr.t dazr.r benlrtzt, clie

nicderen Bcw'usstsei nsebencncler Sinnc, rles Geistcs undcles Intellckts zum Zwccke der Lür-rterung r.rr-rcl

cler spiritucllen l:rle ur h

tung zu clr,rrchdringcn.lls ist erwicsen, dass tlcrKlang bcsti rnmter l3trch-

staben, insbcsondert' Sanskrit-br.rchstabeu, clcn Geist, cle n Intcl-lckt uncl clic Gchörnerven ciert'rbccinflusst, clic sie artikrrlic-rcn und hiircr-r Die sie-bcn EnergiczcnIren(Chakren) tlcr Wir-belsär-rlc sowie dierrndis namens idn,

Page 92: vedisches-lexikon.pdf

(Krishna sagt:)

,,Weder bin lch im spirituellen Reichnoch in den Herzen derYogis;wo Meine Geweihten Mich lobpreisen,dort, o Narada, dort weile lch!" Padma Purana

nAme

n den Vaishnava-Schriftenfirrdet man folgende Analo-gie: So wie man einen Schla-

fenden aufiryecken kann, indem maneir-r Geräusch macht oder ihn beimNamen ruft, kann sicl-r der Menschaus seinem materiellenSchlummer erwecken,indem er den NamenGottes anruft. Diegroßen Religio-nen dieser Weltbestä tigcn, dass

man durch das

Lobpreiscn des

ColLcsnamcnsErleuchtung undFreiheit von dermateriellen Bcdingt-heit erlangt.

Mohammed lehrte:,,Preiseden Namen dcs Herrn, des Höchs-ten." (Koran 87.2) Paulus sprach:

,,Jcdem, der den Namen des Hcrrnanruft, wird das Heil geschenkt wer-den." (Rörrrer ro.rg) Buddha erklärte:

,,Alle, die aufrichtig meinen Namenanrufen, werden nach dem Tode zumir gelangen, und ich werde sie insParadies holen." (Gelübde des AntitlaButklha ß) König David predigte:

,,Vom Aulgang der Sonne bis zum

Niedergang sei gelobt der Name des

Herrnl" (Psnhnen rr5.5) Uncl die Schrilten der Vaishnavas bctorren: ,,Lobeden heiligen Namen, Iobe den hei-ligen Namen, lobe den heiligenNamen des Hcrrn! In diesem Zeit-

alter des Streits gibt es keinenandcrcn Wcg, keinen ande-

ren Weg, keinen anderen Weg zur spirituel

len Erleuchtung."(tsiltnn-narndiya

Purnnn 3.8.t26)Der Lobpreis des

heiligen Gottesna-mens ist ein Thema,

das in der l-iteraturder Vaishnavas immer

rvieder auft aucht:,,Wieglorreich sind diejenigen,

deren Zunge mit dern KlangDcincs heiligen Namens geschmücktsind! Selbst wenn sie aus der Familieeines niedrig geborenen Ilundeessersstammen, muss ihncn alle Ehre ent-gegengebracht werden. Um so weitzu kommen, den Namen des Herrnanzurufen, müssen sie Askese geübt,vedische Opfer ausgel'ührt und alleguten Eigenschafter-r de r nryns erlangthaben. Wenn sie Deinen heiligcnNamen lobpreisen, miisscrt sic in

allen heiligen Fltissen gcbadet, dieVeden studiert und alle vorgeschrie-benen Pflichten erlüllt haben." ßhn-nrlr'tl Bhag av n t nril 3.55.7)

,,Der heilige Namc Krishnas spen-det alles Glück und allcn spirituel-len Segen, denn er ist Krishna selbst,

der Urgrund aller Freude. KrishnasName ist in sich selbst vollkommen,und er birgt in sich alle spirituellenBeziehungen. Er ist unter keinenUmständen etwas Materielles, und erist nicht weniger mächtig als Krishnaselbst. Dieser Name wird überhauptnicht von der rnateriellen Naturberührt, denn cr ist mit Krishnaidentisch." (Pulnru Purana 3.zr)

Da das Lobpreiscn des Gottesna-mens in den Vaishnava-Schriften so

nachdrücklich bcLont wird, widmendie Vaishnavas ihm eincn Großteilihrer spirituellen Praxis. Folglichempfinden sie tiefc Ernotionen, obsie nun den heiligcrr Namcrr fürsich wiederholen (jnpa), ihn laut sin-gerr (kirlnntodcr ihrr irr Cruppcn sitt-gen (sankirtan) Äuf dcr fortgeschrit-tenen Stule führL solche Praxis zurBewusstheit des absoluten Wesens

Gottes, d.h., es gibt keinen Unter-schied mehr zwischen dem uarrri

(dem Besitzer des Namens) und demnarna (dem Namen). Vertiefung in dieabsolute Natur Krishnas und Seines

Namens ist das Ilerzstück des Vaish-nava-Mystizisrnus, dessen Ziel Liebezu Gott ist

Norvin Hein, eme ritierter Profes-

sor der Yale University, war Zeugevon enthusiastischcrr Vaish nava

kirtnns und schrcibt darüber:

,,Beint Singen von Versut wie diesen v,irtljede Zeile zuerst vont Vorsärtgtr gesungen,

tlann wiatlerlnlt die ganze VasamnrltngZtilc Jär Zcilt. Währnd tler Vers hnnvr von

neuent wiulerlrcIt u4rd, sleigerl der Vorsän-

ger allnrählich das Tempo. Wenn schli$Iichdas ltöchslnögliche Ternpo meichl 'st, singl

die gesnnle Gnrppe genrinsnnt ous Lai-

Iteskrälen die Zeilen undklatsclü doar inr

Rhylhntus der Instrumente in die Hände .

Die Sönger wiegen sich in Ektnse wtd las-

sen sich innrcr mehr gehen, wobei sic sich

in unbeherrschten Gebärden ergehen und

ihrt Ccsiclüer enöten. Aus tler Grup1te dcr

begldlentlen Musikanlen schwillt tler glo-ckcnälmlich e KIan g klein er Messitrgzinbeln

nril zunalnrcndtr Lsulslärke des Cesangs

innrrcr nrchr an rl,rtl überlönl noch dat

Stirtnr:nrchor. Schliel3lich gtdelt der kir-tan in einrnr atenrberaubend,en, explosiorts-

arligen Crescendo: Augen blilzen auJ, Mün-der öJJnen sich weit, ein Zittem durchläutt

ttie Versnrrnrlung: Die göttliche KraJt und

Gegenwnrt ist zutn GreiJen nahe!"'

Annrerkungen

t Noruin Hein, ,,Choitotl1o's Ecstosies ond the Theo

Iogt of the None", in Hinduism, New Essays

in the History of Religions, E.l. Bnll, Leiden

rozß I oo-oo

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taoE LEHREN UND CEBRAUcHE

Page 93: vedisches-lexikon.pdf

FmAH-A-monTRo

Das Hare-K rishna-TTlaha-mantra. der ,,große Gesang zurErlösung", wird von denVaishnava-schriften als das mäch-tigste aller Mantren betrachtet, da es die Kraft aller ande-ren Mantre" beinhaltet.

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as nnha ndnlra lalltet wiefolgt: Hare Krishna, llareKrishna, Krishna Krishna,

Harc Hare/Hare Rama, IIare Rama,

I{(rmd Rama, Hare Harc, In der verli-schcn Literatur wird es insbesonclereftir das gegenwärtige Zeitalter emp-fohlen. Dicsbezügliche Aussagcnfinclet nran im ßrahnnntla Purnnrr, cler

Knlisurllrtuut ltpanßlmd sowic in vir'-len anclcrcn vedischen und postvcdi-schen Scl'rriften

Das M.rrrtra besteht aus lolgcndcnlllemcntcn: Das Wort ,,H.rrc" bczichtsich ar-rl Shri IIari ein Namc Krish-nas, clcr ar,rf Seine Fähigkeit hinwcist,Hirrclcrnisse auf de m Pfad SeinerGcwt'ihlen ,rus dem Wege ztr r,iu-mcn. Irr einem höhcren Sinne ist das

Wort ,,llare" der Vokativ von ,,llara",was sich auf Mutter Hara, ShrimatiRarll-ra rani, bezicht, clie göttlicheweiblichc Energie

Dcr Name ,,Krishna" bedcutct ,,cler

Allar-rzichcnde" ur-rd bezeich nct Gottin Seincr r-rrsprünglichen Gcst.rlt lll.y-mologisch gesehen weist clas Wortkrislr atrl dcn attraktiven Aspcktcler lixistcnz des Herrn hin, trncl rrrr

bcclcutet spirituclle Freude Wennclas Vcrb krish mit dem Suffix rrn ver-

schen wird, entsteht das Wort krishna,

,,cler absolute Herr, dcr clurch Seine

allanziehenden liigcnschalien spiri-tuelle Freude spenclct". Ntrch seman-tischer Herleitung 0rirrrkti) ktrnn clie

Silbe na ar.rch atrf die Flihigkeit des

Herrn hinweisen, clic Wicclerho-lung von Geburt und Tocl zu beenden Fcrner ist krish ein Syrronvm llirsattn, ,,die Gesamtheit aIlcn Daseins"Eine weitere Art, das Wort krishna zuverslchen, ist also ,,cler Hcrr, der das

gesamte Dasein verk<irpcrt und derden Lcbewesen helfi'n kann, die wie-clerholtcn Lcidc'n von Gcburl undTod zu über-windcn"

,,Rama" kann sich sowohl ar,rf l]ala-ram (Krishnas ältercr Bruder) als

ar-rch auf Radha-Ramana-Rama bezie-hen, einen Namen Krishr-ras mit derBecleutung,,derjen igc, clerr Sl-rrimatiRad harani Freudc bcrci tet". l'olg-lich verkörpert das nlnlro-nranlrn, dasausschließlich aus dt:r.t vcrtraulichs-ten Namen des f]errrr rusclmm€nge-setzt ist, die Essenz allcs CöttlichenÄls Gebet verstanden, beclcr-rtet das

N4antra: ,,O Flerr, o göttlichc Energie

des Hcrrn! Bitte beschültigt mich inEtrrem Dienst "

Radho und Krishno, dos götlliche Poo\

das mit dem maha-manLra angerufen wird

E LEHREN UND CEBRAUCHE

Page 94: vedisches-lexikon.pdf

nACHwoRT\rISHNttI,S1nU"S TIn WCSTCNVor fünfhundert Jahren sagte Shri Chaitanya voraus, dass

eines Tages in jeder Stadt und jedem Dorf der Welt dieNamen Krishnas gesungen würden. Diese Prophezeiungwurde zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von ShrilaBhaktivinod Thakur wiederholt. Er sprach von einer Zeitinnaher Zukunft, wo Russen, E,r-rropäer, ,\merikaner, jaN,'Ienschetr aus allerWelt musizierend und Fahnen schwen-kend zurVerherrlichung Krishnas durch die Straßen ziehenund gemeinsam die Namen Haris singen würden.

s gibt etlichc l3eispiclc, die Siiule wurde cirrc Inschrift gcfunden,

Wcstcn klrrsier<'tt-

clcn Ausforrnun-gcn jcncr Rcligion('n um ge istigcSr-rrrogatc, vcrz('rrt durch Icleen cles

so g,cnannlcn,,Ncr,r, Age".,\rrerkarrrrtt Schriftste llcr n ic

Donalcl Lopez und IlusLorr Smi[hlrckl,rgen, dlss wcsllit ht' Zrtt'igcdes Buddhisntrs r.rnd IIirttltris-rntrs zahlreiclrc Lraditior-rcllc Werte

urrcl Bräuche zLrgllnstelr dtt,gcpass-

ter'ler lrnikcn ttttd eint r vt'rrr.isscr-tcn spiritucl lcrt l-cbcrrslvt'isc a r,rfgc

gcbcn habcn Dcrrrz-rrfolge solltenclcr Buddhisrnus r.rrrd der llinduis-mus cles Wcstcrrs nach ,,\tr[irssungvorr Religionswisscnsch.rl'tlcrrt als

trrrablrängigc. trt ttt' Rcligiottcn ein-gcstuli wcrdcrr Für die orthodoxenArrhlingcr dcr tradilionellen Pfade

h.rlrcn die r,vestlicheu Formctr des

HincltrYoga uncl der br"rcltihistischcrt

Gesiinge kaurn rroch etwas mit ihrcrttrrspriirrglicht'n Wttrzeltt gctneitt.

Obwohl clas wissenschaftlicheStuclium des Vishnuismtts hetttzu-l,rgc so verhrt'itt t isl wie ttic zttvor,kommt kar.rm cin Str-rclcrrt über eine

tlrt,orr,tis< ht. Bt,trachtrrrrqsn,t,ise

Irinaus, gan7, /,u scl'rr.r'eigctr clavon,

class jcmancl cin Ccwe ihter l(rish-nas würcle Zwar sind hin trrrd wie-clcr Vcrtrete r vcrschiedener Vaish-nava-Tradition<'rr in dcn Wt'stengel<rmmen, doch kaum einer die-ser venvegenen S.rdhus hat bleibencle Spuren hiuterlassett köunen.Slrrila Bhaktisirldhanta Sarasvati Tha-

kur, cler Gurtt votr His Divirre Crace

A. C. llh.rktiveclauta Swatni Prabhu-pada, hat in clt'n clreil3iger Jahrencin igc' seincr Sclrüler nach,\rncrik.rr-rnd Europa gcschickt, clot lr ar,rch e r

musstc crkc'nnen, class seine Anhiirl-ger übcrftrrclcr'I r.\'arctt t-tt1c] d.Iss (li('

Zeit nocl-r nicht reif n,ar

Diese Lage sollte sich auf eirtt'ttSchlag än<lcrn, als im Jalrre r965 tlicrvirkungsvollste ulrcl naclrhaltigstt'Präsenz clcs \/ishnttisrntts im'l&cstt'rtctabliert wr-rrde, ttntl zwar durch I lis

Divine Gra<'e A C. BlraktivedantaSrvami l)rabhupada. lhrn gclaneetwäs, w.ls Iriemancl zttrror gesclr,tfft

hatte: Er vcrpflanzte clic Vaishnava-Kultur in ihrer Ccsarntlrcit in ciic

Herzen rle r N'lenschcn clcr lvcstlit hcrr

Welt uncl verschalftc clcr Traditiorrsogar im Osten ncucrr Aultricb lir lat

clies, inclcn-r er sclbst rcinc Hingabcvcrkörpcrtt' r-urd eiuc beispiellose

Cclehrtheit an den'l'.rg legte Fe rncr

gestaLtctc ihrn sein ausgeprägtes Ntlit-

lcicl, Mcnschcn in .rllcr Welt ztt errei-chen: Nliirrncr, Frattetr wie .tttch Kitr-cler. Scinc iVlission bliiht nach r,r'ic

vor wcltwc'iL in Form von Tempeltt,tarmgemciuschaftcn, Sch r-rlen, Rcs

taurants tr rrc[ \/erIagshli r-rsern

Der lrinflr"rss vou Tlcliodorr.rs ttlttlähnlichen Bhaktas clcr Antikc ist

heute fasL völlig; vcrblasst Dic t)ich-tungen cle r lranszctttlctrtalislcn ttrtcl

ihrer Schiiler \.vdren uur cin schwa

ches Dcrivat cier n,ahrctr vedis< hcrt

Kultur, trtrtl ,rtrr h rlic lriilten mirsi'-narischctr Akti vitäterr vcreitrzi'l lt'rVaislrnavas zcigtetr katrnr \'Virktrrrg

Shrila PrabhupacJa hirrgcgcrt isl rl,rs

Unmöglichc gelr-rtrg,cn. lhr.t.t ist t's ztr

verdarrkt'tr, tloss Shri ('lr,ritattr'.rs l)trr

phczeiung cint' blcilrt rrtlc l{t',rlil,iIgcwor<lt'n ist

vishnuitiscl-res Ceclankcngut seinen ,,Bhagavat" bczcichnete, cl h als Ver-Weg in clcn Westen ftind. Besonders chrcr Bhagavarrs Mit anclcrcn Wor-envähnt'nswert untt'r den BoLschaf [(-n, er war ein Anhling;er dcr Vaish

tern cles Vishnuismus ist Bh.rktivinocl nava-Religion. -l'homas I{opkins,

zcigen, dass irn Larrfe clcrGcschichte im r.ner wieclt'r

selbst, clcr zur Venvirklichung sci-ner eige rrt'n Vision bciLrug, inclcrn cr

in den Wcsten sancitcZeitgcrrossen lSha kl ivinods

5;abeAuf eincr im zr'veitcn

v. Chr. in Zt-ntralinclicrr

in clcr Helioclorus, ein gricchischerBotschafter für Tnclien, sicl-r sclbst als

Religionsprofessor a m Frankl in arrcl

Marshall Collegc, kommt zu cle m

dern class es viclc andere wt.stlicheAnhlinger Krishnas gegeben haben

r-rmfangrciche Werkc in englischcr Schluss, dass H<'lioclorus kurrm cinSprachc vcrftrsste r.rncl einige darvon Einzcliall gel\/es('n sein kanrr, son

zatrzF

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warcn clit' so gen.rnnte n amerikar-ri- mr.rss. Folglich lrat die Weclrselbe-schcn Transzcndentalisten, clartrnter ziehung des Vishnuismtrs nrit clem

berühmtt' Schriftstellcr wic Emerson WcsLen eine lange, bemerl<crrsr'verte

und Thorctru Mit großem Interesse Ceschichtestießcn sie atrf die Sarrskritsprachc, Doch erst in unseren Tagcn rvurcledie Sprache de r Veclerr, r-rnd Gelehrte auch clas He rzstück der östlicheniibcrsetzten dic vorhcr unzugängli- Kr.rlttrr in de n Westen gebracht. Dies

chen Textc JrLdiens in westlichc Spra- geschah ganz allrrählich. Viclleichtchen Als Folge davorr erfasste cirrc als Folge der frirhcn ,,Transzt-nclenta-Woge ticfcn Respekts vor der östli- listcn" gilt seit Enclc des neur.tz-chn

chen Kultur alle L.inricr r,vestlich cles ten Jahrhunderts buddhistischcsGanges urrcl schtrf clic Voraussctzr-rn- trncl hinduistischt's Gedanl<cngr.rt

p;en 1ür cine Renaissarrce der Hirr- im gc'samten Abc'ndland als cxoti-st ht' Kuriosil,it urrd gehörl irt gcrvis'

Jahrhunrlcrt sen Krt-isen zlrm guten Ton Dochcrrichtetcn bis hcr-rtc hancle lt es sich bci den im

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