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pedro-moncada
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6 etn]-eLTunG"8 SPIRITl.tel,]-eS tl]Dtel]ro ,,lIlnDLlLSmtlS((
I{CILIG"C SC}{RIfTCN: T
t4 Die vedischen Schriften16 Das Shrimad Bhagavatamr8 Die Themen des Bhagavatam20 Das Mahabharata22 Die Bhagavad-gita24 Kommentare zur Gitaz6 Das RamayanazB Rama-Nacherzählungen
f Rü}TG-e SC]l{IC}{Te De S
v[stlnulsmu-s: 232 Die südliche Tiadition34 Die nördliche Tiadition56 Buddha und Shankara
5B Acharyas
foRmen G"oTTes: 542 Drei Aspekte Gottes44 Drei Aspekte: Ein Gleichnis46 Shri Krishna48 ErweiterungenKrishnas50 Vishnus AYatars
52 Der Nrisimha-Avatar54 Die Urgöttin56 Radha
58 Die Gopis6o Tulasi Devi
Dre Ho"LBqöTTeR: 464 Halbgötter66 Shiva68 Durga
70 Maya
I2 Ganesh
74 Brahma
76 Sarasvati
78 Flanuman
ZCIT & RATTM: 58z Die vier \)Teltalter84 Zeit86 Vedische Kosmologie88 Die spirituelle ITeltgo Karma und Reinkarnation
Dte G-eHelmernKo-RnoTron: 6
94 Shri Chaitanya: Einführung
96 Shri Chaitanya: Sein Leben
98 Shri Chaitanya: Seine Lehrenroo Die sechs Gosvamisroz Bhakti: Liebe zu Gott
}ICILI,G-C STATTCN: 7ro6 TempelroB Heilige Architekturrro Vrindavanrrz Navadviprr4 Mayapur116 Der Gangesr r8 Jagannath Purirzo Das
-Wagenfest
rzz Reise-Infos
lttlNST: 8rz6 Die schönen KünsterzB Dichtungr5o Schauspielt1z Tatzr54 Musik
DevoTees:9r5B NTas ist ein DeYotee?
t4o Das Guru-PrinziPr4z Shrila Prabhupadar44 Sadhus
146 Frauenr48 Jesus in Indien?
LettRell U-nDqeBRÄucHe: lo
r5z Varnashrama
b4 Yoga156 Das Yoga-System:
Die acht Stufen des
Ashtanga-yogar5B Meditation16o Mandalas und Yantren16z Götzenkult und Gottes-
dienst: Der Unterschied164 Murti-Verehrung166 Sprachen168 Tiachtenr7o Die heilige Kuhr7z Vegetarismusr74 Festivals176 Die drei Gunasr7B Ayurvedar8o Vedische Astrologier8z Das Gayatri-MantrarB4 Klang186 Der heilige Name
r88 Das Maha-Mantra
rgo TIACIIWORTrg2 ?RODL'l ltTl0ll ssToß
l11l'D L'I.'Ill-IelJeR-ReclH'le
OtnLetru-nG-In den fünfziger Jahren schrieb der östeireichische GelehrteWalther Eidlitzein Buch mit dem TrtelUnknown India (Eineindische Odyssee). Darin geht es um seine Suche nach derWahrheit und die Beziehung zu seinem Guru, Shri Maharaja,dem er in den dreißiger Jahren im Himalaya begegnete.
nD e!.
und bekennt sich zu einer östlichenspirituellen Tradition. Aber damitist die Geschichte nicht zu Ende. DieJahre gehen dahin, und währenddes Zweiten Weltkriegs gerät Eidlitzin ein indisches Gefungenenlager,in dem er für fast sechs Jahre fest-sitzt. Während der Haft lernt er Sada-nanda kennen, einen deutschen Mit-gefangenen in indischer Kleidung.Die beiden werden Freunde, undSadananda macht Eidlitz mit demVishnuismus bekannt, der Ver-ehrung Vishnus oder Krishnas.Sadananda war von ShrilaBhaktisiddhanta Sarasvati Tha-kur, einem gelehrten Sadhuaus Bengalen, in diese esoteri-sche Tradition eingeweiht wor-den und hatle den Drang, seinWissen anderen, insbesondereWalther Eidlitz, mitzuteilen.Eidlilz nannte diesen Missions-geist später ,,aggressive grace"(,,Gnade im Angriff, kämpferi-sche Gnade").
nanda zu seinem neuen Guru erkor.Interessanterweise meint Eidlitz mitdem,,unbekannten Indien" wederdas exotische Land selbst noch dieLehren, die man normalcrweise mitdem Begriff Hinduismus assoziiert;nein, für ihn liegt der verborgeneSchatz Indiens im Vishnuismus.
Man mag sich allerdings fragen,warum der Vishnuismus überhauptals etwas Unbekanntes, Verborgenesbezeichnet wird. Laut dem Bntannica
Book of the Year von 1996 gibt es welt-weit über Boo Mio. Hindus. Davonsind 7oolo Vaishnavas, 250/o Shivaiten(Shiva-Verehrer), zolo Neohindus oder
reformierte Hindus unter-schiedlicher Färbung, undder Rest gehört ande-ren Glaubensrichtungen
an. Somit machendie Vaishnavas diemit Abstand größteGlaubensgruppeinnerhalb des Hindu-ismus aus. Trotzdemwissen die meistenvon uns im Wes-ten mit dem Begriff,,Vishnuismus" unddessen Traditionnicht viel anzu-fangen.
Diese Unbe-kanntheit des
S h rila B h o k ti s i d dh o nto Sorosuoti
Thokur, Sodanondos Curu
Vishnuismus ist teilweise auf dieKonferenz des lVeltparlaments derReligionen (Chicago rB95) zurück-zuführen, bei der Swami Viveka-nanda von der Ramakrishna Missionals Indiens Vertreter des Hinduis-mus fungierte. Bei jener Gelegenheitstellte Vivekananda der westlichenWelt nämlich e inen Hinduismusvor, in dem eine Unzahl von Göt-tern angebetet rryird und der letztlichdem Advaita Vedanta (einer unper-sönlichen weltsicht) zuzuordnen ist.
Wäre damals anstatt Vivekanandaein Vaishnava zu diesem Treffen reli-giöser Repräsentanten eingeladenworden, hätten wir im Westen heutewohl ein recht unterschiedliches Ver-ständnis vom Hinduismus
Im Gegensatz zum ,,Hinduismus"Vivekanandas ist der Vishnuismusmonotheistisch ausgerichtet und ver-tritt ein ausgesprochen persönlichesGottesbild. Krishna hat zwar Erwei-terungen und Inkarnationen, aberEr ist und bleibt der eine Höchste
Herr, der Vater allen Lebens und derSchöpfer des Kosmos.
Obgleich also der Vishnuismusnicht die bekannteste Form des Hin-duismus darstellt, ist er eine derbedeutendsten religiösen Traditi o-
nen Indiens Im Gegensatz zu vielenanderen Büchern, die sich mit Indienund östlicher Spiritualität befassen,werden wir in diesem Buch unserHauptaugenmerk auf die Vaishnava-Tradition und ihre verschiedenenAusrichtungen lenken, unter ande-
rem auch auf die im Westen wohlbekannteste Gruppierung, die Inter-nationale Gesellschafl für Krishna-Bewusstsein (ISKCON), dre ry66von His Divine Grace A.C. Bhakti-
vedanta Srvami Prabhupada (von sei-
nen Anhängern Shrila Prabhupadagenannt) gegründet wurde Ubrigenswurde Prabhupada ebenfalls vonSadanandas Guru, Shrila Bhaktisid-dhanta Sarasvati Cosvami, einge-weiht.
Die Leser dieses Buches habenwahrscheinlich schon öIlers Bildervon Krishna, Shiva, Ganesh, Brahmausw. gesehen, aber diese Bilderbekommen jetzt eine neue Bedeu-
tung. Sie werden aus der Sicht derVaishnavas beschrieben werden.
Die Anhänger des Vishnuismusverstehen ihre eigene Religion als
eine universale, nichtsektiererische,theistische Tradition.
Die ursprüngliche Bezeichnungfur die Vaishnava-Tradition ist sana-
lan-tlharma,,,die ewige Religion" oder
,,die ewige Funktion der Seele". FürVaishnavas ist sannlan-dhanna eine
universelle Wahrheit, die sowohl imOsten als auch im Westen zutrifft.Krishna wird zum Beispiel nichtals ,,indischer'' Gott betrachtet, son-dern als der gleiche Gott, der in derjüdisch-christlichen Tradition vereh rtwird. Brahma, Shiva, Ganesh und dieanderen Gottheiten können mit erha-benen Wesen wie den Engeln ver-glichen werden. Es ist diese allum-fassende Vaishnava-Spiritualität, diedieses Buch vermitteln soll. Dabeiwollen wir uns insbesondere mitder Tradition der Gaudiya-Vaishnavas befassen, der Lehre,
die von Shri ChaitanvaMahaprabhu (1486-
verkündet wurde,als InkarnationKrishnas gilt -,"F
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Sadanandas Wissen undWeisheit beeindruckten Eid-litz, und er fuhlte sich in demWissen, das er einst von ShriMaharaja erhalten hatte, so
sehr bestärkt, dass er Sada-
EIN LEITUNc Shri C hailory a M oho! rob h u
SptRLTu-eLLes,,Vor mindestens Zweieinhalb Jahrtausenden hatte es
[Indien] sich bereits einen Namen gemacht. Als Babylon mitNinive rivalisierte; als Tyrus seine Kolonien gründete; alsAthen an Einfluss gewann; noch bevor Rom bekannt wurde;bevor sich Griechenland mit Persien maß; bevor Kyros derpersischen Monarchie Glanz verlieh und bevor Nebukadne-zar Jerusalem eroberte, ... erblühte dort eine hochrangige,wenn nicht gar ruhmreiche Zivilisatiot\." - M. A. sherring(868)
piritu.r I itä t d r,rrchdrirrgt alleAspcktc tlt'r irrdis< hen Kul-tur: vom Familienleben über
gesellschaltliche Sitten und Struk-turen bis hin zu zahlreichen bedeu-tenclen pol itischcn Bewegurrgcn.Für den Durchschnitlsinder is1 Reli-gion ein Ausdruck universaler Wahr-heit, dcr dem tiefen limpfinder-r dcrSeele entspringt [ndischc Rcligion istso allumlassend, dass ihre Anhlingersich stljrker damit beschäftigen uncliderrtifizicren als clie Anhänger wcst-licher Religionen mit ihrer jcr,vciligen'fradition. Petcr Occhiogrosso, Best-
seller-Autor trnd vergleiche nder Reli-gionswissenschaftler, schrei bt dazu:
.,ltt krincr Strulir iibff WLltn'liqio-
rten solhr ebrc gesontlerk Behantl- ,ltImg lndiens lehlen. Laut ehcru nlä ngsl erht>bene n G nllup -Un{ragt gibl es kein Lawl niteitrcr lülrcru Prozenlzalil vou
fuIenschen, dic dit Bctleulut'rg
von lleligion Jiir ifuLrben als Selv wich
lig' tirrsluJar. (Än
zn,eitcr SIelfu Iie-
gen die USA.)Von Indiens rurü 8oo MiIIionen Eitvtolnenr sind 68o illilliorlrar (über
8o Prozenl) Hindus Die llistonktr sind. sich
cinig, tlnss tlie äIlestu uns bekannten Zivi-Iisnlionen, die schriJtliche Zeugnisse hin-lerlassen lmben, eLwn gleichzeitig in Ateso-
potanüen wul in nortlindischn lndustaluislierterr Dn v,ir aber kcine Belege Jür eint
nryslische lleligion irr Surrrer Inben, wie sie
Jär lie Inlusrgion vttrliegen, rliissrrr n'irduvttn ausgelrcn, tlass tlie äl\eslen schriJtlich
niefurgelegten mystischen Lelven dcr WeIt
nus lrulien konurrcn "'
Indiens zeitlose spirituelle Lcl-rren
haberr auf iV{illionen von N,lenscher.r
immcr wiedt'r ihrerr Rciz- ,ruspe-
iibt: angeftrngen von spiritu-e ilen Sr-rchern, die durch den
:jl st hnecLrcdecktcn Himal.ryaziehen, bis hin zu besitzloserrt\skcten, die am id/lischen
Ga ngcsu fer mccli ticren.
Anntetkungen
1 Peter Occhioprosso, TheJoy of Secrs'
A Spirired Cuide to the World'sReligious Tladitions, Doubledol,
-N'er )'or[, S I
tnDten
nung; siehc folgerrcle Doppelseite).Der Hinduismus lvircl manchmal ein
,,Ä,{rrseum cler Religionen" gendnnt.Das ist eine Anspielrng aul die vie-lcn lr nterschiedlichen Traditionenir-rnerhalb des Hindrrismus: die Ver-ehrtrng Vishnus (Vishnuismus), dieVerchrung der Nluttcrgöttin (Shak-
lismus) r-rnd die Verchrr:ng Shivas(Shivaismtrs) sowie zahlreiche unte r-
geordnete Kulte und regionaleSekten.
All diesc Religionerr haben ihrenUrsprung in Indicn, was auch fürdie folgenden, jüngeren Traclitionengilt: den Btrddhismus, den Jainismtrsrrnd den Sil<hismr-rs (clie beiden crst-gendnnlcn sind :5oo Jahre alt, wäh-rcncl der Sikhismus im r5 Iahrhun-dert cntstand). lm Btrddhismus r.rncl
im Jainismus gcht cs hatrpts2ich-
lich r-rm moralischc urrd ethischeCrundsätze, insbesondere um ilümsl,CewaltlosigkeiL gcgenüber a ilenl-ebewesen. Dcr Sikhismr-rs ist eineirrteressan Ie Mischung hi rrdr-risti-
schen rrnd islamischen Glaubensguts,Ir-r Ir-rdicr-r gibt es runcl sechs Millio-nen Btrddhisterr, drei Millioncn Jai-rras uncl sechzchn Millionen Sikhs
Ir-rdiens,,Adoplivreligionen" -Zoroastrismus, lslarn, Christcr-rtumrund Judc'ntr-rm - tragen ebenfalls
Nachtliche religiase Feier am UJbr der Monosi-gongo
in Coaordhon, Uttat Pradesh
zum reliitiöscn Klima clcs Lan-
des bci Der Zoroastrismus, dieReligion cler Parsen, u'lrrde vorr-r
altiraniscl-rcn Prophe ten Zarr-lhustra gcgründct Ein \.vesent-
liches Element seirrer Lehren istclcr Kampf zrvisclrcn Gut und
Bösc Hcr-rte gibt es in Inclien rr,rr-rd
85 ooo ParscnIm zwölften Jahrhundert fielen
islamische Eroberer in Indien cir-r
und verbreitetcn ilrren Einfltrss. Für
langc Zcit beherrschten sic den Sub-konLinent. iletrLe machen die N4trs-
lime rro/o der indischen Bevölkerungaus und sind damit die stlirkste lVtin-
dcrhcitsrcligion des Landcs.Früher glaubtc man, das Christen-
tum sei im lahre 5z mit dem Apos-tcl Thomas r-rach lndien gekommen.ln akademischen Kreisen haL sichjedoch mitLlerweilc die Arrsichtclurchgesetzt, dass der syrische Kauf-rnann Thomas von Cana clie christli-chc Religion im vicrte rr Jahrhundertnach Inclien brachte Er siedelte sich
damals mit 4oo Familien in Kerala
an und gründete dort die S)'risch
C)rthodoxe Kirche Indicns . Zurzeitgibt cs in Indien etwa rB MillionenChristen, von clcnen dic meisten denSüden des Lancles bewohncn. Die
itidischen Gcmeindcn machen mitinsgesamt et\.^'a 25 ooo Ntitgliederneinen weniger bedeutenden Anteilder Bcvöll<emng Indiens aus Sie
verteilen sich hauptsächlich auf die
Gcbiete, in dencn Nlartrthi und trlala-yalam gesprochen wird
i , '-' til .! ;'- '; ,
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zoodotr
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SPTRITUELLES INDIEN F+l
) Dttl,smust'Es ist bemerkenswert, dass das Wort ,,Hindu" in d",gesamten klassischen Literatur Indiens nicht ein einzigesMal vorkommt. Sein Ursprung ist weder in den alten Spra-chen Indiens, wie Sanskrit oder Tamil, noch sonst irgendwoin Indien selbst zu belegen. Dennoch wird es imrner wiederbenutzt, und Traditionen von so unterschiedlicher Ausprä-gung wie Shivaismus, Jainismus, Shaktismus undVishnuis-mus werden unter dem Sammelbegriff ,,Hinduismus"zusammengefasst. Dieser Begriff ist aber stark vereinfa-chend und letztlich unzutreffend.
is Divine Grace A. C.
Bhaktivedanta SwamiPrabhupada, Gründer und
spiritueller Lehrer der Hare-Krishna-Bewegung, schreibt dazu:
,,Das Wort ,Hintlu' ist wed.er itr drr GitaanzulrfiJen noch sonsl irgendwo in dt vedi-
schen Literalur. Es wurtle von rlen Moslems
geprägt, die in Nachbarländem Intlims vwe
AJ gh a nß t an, B elu ts chist an un d P ercien leb -ten. Die Nordv,estgrtnze lndiens wird. von
einent Fluss gebiklel, denr Sindhu. Weil die
dort ansässigen Moslems dasWort Sindhu'nicht richtig aussprechen konnten, nann
ten sie den Fluss staildessen l{indu'. Die
Bewohner d.es jenseitigen UJers waren Jürsie Jolglich,Hind.us""
Mit dieser Erklärung des Wortes,,Hindu" steht Prabhupada nichtallein da; sie ist in akademischenKreisen durchaus üblich. So schreibtzum Beispiel Pandit Rajmani Tigunaitin Sevm Systems oJ Indian Philosophy:
,,Der heute gängige Gebrauch fus BegilJs
H i n d uisrnus en lspricht nir h t seiner
ursprünglichen Bedeulung. AIs Alexantler
der GroSe unr das Jahr jz5 v. Chr. in den
indßchen Subkontinent vordrang, über
querle er den Fluss Sindhu und gab ihmeinen neuen Namen - Indus. Dieses WorI
war Jür tlie griechische Zunge leichter auszu
sprechtn. Demzufolge nannten Alexanders
makedonischeTruppn das Land östlich d.es
Flusses fortan Indien SpäIer nannlen die
moslembchen Eroberu den gleichen Fluss
,Hindu', dmn in ihrer Sprache (Persisch)
wandelt sich der Sanskritkonsorutnt s zuh.So wurde fir die Invasoren tler Sintlhu zumHintlu, und das Land ösllich drs Flusses
n an n I en sie H industan."'
Diese Auffassung teilt auch derGeschichtswissenschaftler C. J. Fuller,der erklärt, dass das Wort ,,Hindu"ursprünglich eine geographische undnicht eine kulturelle oder religiöseBedeutung trug. Außerdem weister darauf hin, dass dieser Begriff es
leichter machte, die Moslems vomRest der indischen Bevölkerung zuunterscheiden:
,Das persische Wort ,Hintlu' leitet sich von
gindhu'her,
dem Sanskri!-
namen des Flusses
Indus (int heutiqen Ptkis-tan). Ursprünglich war damit ein
g ebürtig er Einw ohner Indiens gemeint,
des Landes jenseits rles Indus. Auch bei (lcr
EinJührung des Worles ,Hindu' (bzw.
,Hindoo') in die englische Sprache (im
siebzehnlen J ahrhundert) bezeichnete es
zunächsl einen gebürtig en Einwohner
Hindust ans (Indiens), do ch allmählich
wurd.en all diejenigen flindus' genannl,
die ihre angestantmte Religiott beibehal-
ten und sich nicht zum Islam bekehrt
hattat Der BegriJJ llinduismus' bürgerte sich dann im Englischen zu
Beginn des neunzehnten lahrhun-derts alskolkktive Bueichnung Jür die
einheimische n Religionn I n di ens ein.
Damit wurde ein ,[smus' geboren, der
teilweße ein geistiges Kind westlicher Oien-
talisten war. Ihr (Fehl=)Konslrukl flinduis-mui' war den abendländischen Religionen,
insb esondere denr Christenturn, nachemp-
t'unden. Mit and.eren Worten, der Hindu-
isntus wurtle als ein geschlossenes System
religiöser D oklnn en, Glaub ensinhalte und
Übungen konzipiert, wie wir es vom Chrß-
tentum her kennen, und das Wort ,Hindu'bueichnete künt'tig eindeutig tlie religiöse
Zug ehöigknl eints In dtrs." s
Der Gebrauch des 5am-melbegriffs,,Hinduismus"
für die Vielfalt der Religio-nen Indiens kommt einersprachlichen Gleich-schaltung der zahlrei-chen religiösen Rich-
tungen innerhalb derwestlichen Traditio-
nen gleich - etwaals wollte man
mit dem Begriff ,,Semitis-mus" (der wie das l{ort
,,Hinduismus" lediglicheine geographischeBedeutung hat) Iuden-
tum, Christentum,lslam etc. unter einenHut bringen. Genausowie der Begriff Semi-
tismus zu grob und zu
verallgemeinernd ist,
um damit die vielschich-tigen religiösen Richtun-
gen der großen abendländi-schen Traditionen treffend
zusammenzufassen, und wiees falsch wäre, all diese Tradi-tionen als eine einzige Religion
zu bezeichnen, so ist auch derBegriff Hinduismus unangemes-
sen und irrefuhrend.Folglich bringt das Wort ,,Hinduis-
mus" noch mehr Probleme mit sich
als ,,Hindu", weil dabei die Existenz
einer indischen Einheitsreligion vor-ausgesetzt wird, deren Ausformun-gen sich bequem auf einen Nennerbringen lassen. Angesichts der religiö-sen Vielfalt, die man heute in lndienvorfindet, wie z.B. Vishnuismus undShivaismus, ist ein solcher Sammel-begriff schwerlich angebracht.
Anmerkungen
t. A. C Bhaktiuedonto Suoni Probhupodo' ,,Krishno-
Beuussßein: Hind u -Kult oder göltliche Kultw ? "
in Die Schönheit des Selbst, Stockholm, The
Bhoktipedonta Book hust, 1 g g 8, S I 3 2-1 3 3.
2 PonditRojmoniTigunoit; Seven Systems ofIndian Philosophy, Honesdole, Pen ngluo -nio, The Himalolan Inlernotionol Institute ofToga,
19q, s. 4-5.g C l. Fuller,Tlne Canphor Flame, Popular
Hinduism and Society i.n ltdia, Pilnceton
Unitersilt Press, tggZ, S to
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ozNF
zpootrdp
üpö
,,HINDUISMUs"
,,Eine bcsonclere Funktiorr hciliger Sch ri ftt.nist ihre Irrspirationskraft Das Lesen religiiiscrBücher ist cine ätrßerst lvlrks.rme Ubrng, rlenncs machl trns nicht nr-rr ztr gcbildeterelt uncl
bcsseren Mcnschen, sorr<lt'rn erweckt .rtrr h
rrnscrc spiriluclle Inbrunsl Die Schriften cnt-fäcl.ren irr trns clas Feuer tlt'r IIingabc, crrntr-tiser.r trrrs, rrnsere BcmiihLrrgcn zlr vertit'fi'rr,r-rnd verlcilrcn trns hin trnrl wiccler ein Ccliihlgöttlichcr (ie'genwart Ubcr clie Taten l(rislrrraszu leseu kann spiritr-rcll so erlrischencl scin,
class nr.rn rlas'l'or zrrr ßclrcirrng sich bercits
öffnen sicht. l,Vcr über t-irrc fexlstellc in tlcnUpan isl.ra<Jcr.r 1ie[ gcnrrg n ir chsinnt, wi rtl s p iiren, r,uie tlic Brahman-lirkcrrntnis in grt'ifbareNühc riickl Flciliee Schrif tcn sincl cin Arrtricbsmittel, tlas tLnsere spirituellc Rcise arrIslt'tcrnKrrrs häll "
-lJarbara PowcllU ntue ß tt, af Chicago D irrnrty Schoo/
I/
a
vdörscrlenSCTI.RI,fTCN
In der indischen tadition wird die esoterischeWeisheit des
Universum. Veda genannt. DiesesWort geht auf die Sans-
kritwurzel uid zurick, zu Deutsch ,,wissen". Das deutscheWort Weisheit ist auch mit dieser Wurzel verwandt. Wei-tere Ableitungen findet man beispielsweise im Englischen(wit), tm Russischen (uid), im Griechischen (idea) und imLateinischen (uidere; denn ein Wissender ist jemand, derdie Wahrheit ,,gesehen" hat). Die heiligen SchriftenIndiens, die die Essenz des vedischen Wissens enthalten,werden Veden genannt.
e mäß der Vaishnava-Tradition gchen dic Vedenvom llöchsten Herrn sc'lbst
aus. Das vedischc Wissen wird sorg-sam von Meister zu Schüler weiter-gereicht. Dieses Systcm nennt manpnrantpara,Schülcrnachfolge. Die ein-zelnen Schulcr-r, von denen das vedi-sche Wissen übermittelt wird, heißensornprndayas. Auf cliese Weisc gedach-ten die vcdischen Prophcten diemündliche Tradition intakt zr.r haltenDas ordnungsgemäße Weiterreichender Botschaft in dcr Schülernachfolgcsollte dic Veden vor Unvollkommen-heite n und Verfälschtrrrgen bcwah-ren Problemen, die weltlichcr Lite-ratur unweigerlich anhaftcn.
Das vedische Wissen wurde vomHöchsten Herrn an den Schöpfer-gott Brahma r-ibermittelt, der es sei-
nem Geweihten und Schüler Naradamitteilte. Von Narada kam das Wis-sen ztr Vyasa, der es, vor etwa 5ooolahren, zum Nutzen cies modernenMenschen schriftl ich niederlegte
(Lar,rt den vedischcn Schriften warendie Menschen davor mit eincm her-vorragenden Gedächtnis ausgestattet,was <'inc schriftli< hc l'radition unnö-tig machte.)
Dit' Urlassung dcr Vcden war eintrngeteiltes Werk vorr gcwaltigemUmlang. Um dicses Wissen zugäng-licher ztr macherr, te ilte Vyasa es
in vier Bücher ar-rf die so Sellann-ten Samhitas. Dies sind cler llig Verla
(die frühesten heiligen H),mnen derVeden), der Snrnc Veda k).er Vcda derMelodien), der Ynjur feda (der Vedader Rituale) r-rnd der Athnwa Vedn (der
Veda der Beschwörungen). Zur vcdi-schen Literatr-rr zlihlen wciterhin dieBrahmanas (Abhancllungcn, clie sichmit den Förmlichkeiten von C)pfe-
rLlngen befassen) und dic Aranya-kas (Schriften für Asketen, die sich indie Wildnis begeben, um Gelübde ztrerfüllen).
Hinzu kommt der beträchtlicheWisscnsschatz der Upanishaden -philosophische Texte, die vedische
Begri e uncl lclcen t'rläutcrn. Dannr'vären cla noch die zahlreichen Sutren(V\tissen in konzentrielter Form), wicdie Jhrarrla sulras, dte Dlnnnt-sutrns, die Gril4,o-sulrns rrrrd clie
Shulbn suhas. Die Vrdangas(ergänzende Schriften, die sichrnit veclischcn Wisst'nschaftenbefassen) sind cben[al]s bemer-kcnsrvert: shikira (Phonctik).
charrdns (Versm a [3), v y aka rnnn(Grammatik), rrinrkfa ([tvmo]ogie)
r-rnd,jrolish (Ast rono mie/Astro-logie); nicht zu vergcssen dicUpaveclas (lVisscnschafl cn, rl ienur dffl Rande mit dcm Stu-
dium der Veden zu tun haben): Avurvedn(gan zhe i t liche M cdiz i n), C an tlharv n -V e da (Musi k r.r nd Tanz),
Dlnn u r V e da (Kriegsku nst) und 5 t h ap a t y t-Veda (;\rc lritc k-tur). Von großer theologischer Beder,ttung sind die Pura-
nas (rvie das Bhngavnl Purnna) sowie clie Epen Malnblmratt(r,r'orin clie Bhryavnd-gita enthalten isL) und Ramayann
Auch die umfangreicherr Wcrke tler uchnryss (,,erleuchtete
Lehrer") sollten cler vedischeu Literatur ztrgercclrnet wcr-clen, denn sic vcrder.rtlichen die Essenz clcr vorangegan-gerren vedischen Schrifl cn
Die Vc'rsc in allen cliesen vedische n Schriften rich-ten sich nach strengcrr Regelrr flir Poesie und Versma{3r.rnd enthaltcn Informationen übcr clie vcrschiedcnstenl-hemen: vorr Mcdizin und Landwirtschaft r-rber cinelleschreibung der Zeitrecl-rnung auf clen höheren undniederen Planeten bis hirr zu Yoga- ur-rd MeclitationsLech-
rriken, praktischen Tipps für de n Hatrshalt und vege-
tarischen Rezepterr. Es gibt dort ausführlichc Beschrei-
bungcn dcs staatlichen Verwahr,rngsapparals sowiemeistcrhalte Richtlinie n ffir den Bar.r uncl das Schmückenvon TempeLr und Wohnlräusern. Au[3erdem geht es in
clen Vedcn um Sch.rr.rspic'lkunst, Geschichte r,rnd Philo-sophie, um soziale r,rnd militärische Etikette und um der-t
Gebrauch von M r-rsikins trlrmente n. Am bemerken swer-(csten aber ist, dass irr der vedischen Literatur sowohlrnsa (,,die Beziehung zu Gott" oder auch ,,die ir-rtensivel;reude, die aus der Bc'ziehung mit dem Höchstencrn'ächst") als auch bhakti (,hingebungsr..olle Liebc") arrftlctaillierte, r.vissenschaftliche Weise beschricben werclen
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HErLroE ScHRtFTEN
üsrRsrcFrT üBERDIE VEDISCHENSCHRIFTEN
r. Shruti (offenbarte Schri[ten; ,,das,
was gehört wurde"):. die vier vedischen Samhirasr Rrg.
Sama, Yajur und Arharua. Brahmanas. Aranyakas
'Upanishaden
z. Smriti (Tradition;,,Erinnerung"). ltihasa (Epen), zB das Rama-
lana und du Mababharatatworin die Bbagat ad-gira enrhal-ren isr)
. Puranas, z.B. die achrzehn
Mahapuranu:Sechs sattvische Puano:Vishnu Parana
Naradlta PurauaBhagauat Purana
Gatuda Purana
Padma Purana
Varaha PuranaSechs rajasische Puruo:Braltma Purana
Brahmandn Puranaßrahma-raiuarm Purana
Marlzaxdeya Purana
Bhao*hya Purana
Vamana PuranaSechs tmoische Purmro:Matsya PuraxaKurma PuranaLinga Purana
Shiua PuraxaSkanda PrraxaAgni Purana
. Achrzehn Upapuranas undzaiheic}'e s tb a la (region ale)
Puranas. Yersfassrnget der Dharma-n ffu: M anu-s mri ti, W t bnu-tmrtt, eL
3. Sutro (Aphorismen). S h rau ta-sutru, G ri bya tuna,
D h am t-sttr6, Sha lbarutrc,Wdanta-wtrm tsw.
4. Veirere Iirerarische Gattungensind die Vedangas, die Upa-vedas sowie die Schriften undKommenrare, die im Laufe der
Geschichte von den großenac b arla vet fassr w urdcn,
.rch d('n Lehrerr dt'r Vaish-navas wurde dic tießinnigcOflcrrbarung des ßhagava
lanr zu Beginn dcr Schöpfung vonGott alr Brahma, das erste Gcschöpf
dicscr Well, übcrmittelt Brahma gab
dic llssenz dicscs Wissens an Naradaweitcr, und Naracla lehrte es Vyasa,
den Vcrfasser dcr vedischen Schrillten. V,vasas Stellung in dieser histori-schclr Kette des Urwissens ist bcder.rt-sam. Es heißt, er habe die cwigcWeishcit des Vcda vierfach untcrteilt.Darar-rI fasste er clic Essenz clcs vedischen Wissens in den knappen Lehr-sätzen des Vedt n ln-sutra zLrsammen
HETLIcE ScHRIFIEN
Dennoch rvar Vl,asn nicht zulrie-den - bei all seinem Aufteilen turclZusammcnlassen des vcdischen Wis-scns h.rtte er es vcrstiumt, derr p<:r-
sönlichen Aspekl dcr AbsolutcnWahrhcit zn beler,rchten Diescr Man-gcl wurtlt' von N,rr.rdo, Vl as,rs spi-ritucllcm Meister, bcstlitiS, dcr ilrndaraul l-rinwies, dass cr (Vyasa) rrr-rr
dann z-trfiieden scin könne, wcr-rrr
er direkt dcn Nameu, dic Gestaltund die l-atcrr Krishnas, des llöchs-ten Herrrr, trcschreibc. V),asa bciblStediesen Rat seines Gurus und schricbdas Shrirrrnd Bhagtvnlanr nieder -die ,,reifc trr,rcht am Ilaum des v<'di-schen Wisscns", das ,,crlcsenste allcrBüchcr", clas ,,makcllose Puranir" - als
cincn natürliche n Kommentar zurnVcdatila-sulrn
Es gab drei aulcinander fo)gcncle
Gclcgenheiten, bci dcnen das Blmga
vnlnrt nacherzihlt wurde, w.rs st'irrt'Köstlichkeit jedes Mal noch slci-gerte Das crste Mal gcschah diesin Badarikashram.r, Iroch oben im
ll i rrralava. \'1 as.r lvtrrcicr Sprechcr und sein
Sohn Sl-rukadcr.,a cler
Zrrl-rorer Bcim zu'ei-lcn l\4al rvar Shtrka-dcva der Sprcclrer lirIrug seine ervvciterteFassung A,lalrarajaParikshit vor, cincmgrof3cn König, clcraufgrund eines Fluchcs ntrr noch sic
berr Tage zu lebcnhattc. Das driLtc N,{al
schlicf3lich rvr.rrclt'
das ßlngnvolmt irnWalde von Naimi-sha ranya vorgctragen(am Ufer dcs Gomati, nahc der heu-tigcn Stadt Nimsar in Uttar Pradesh).
Dort hattcrr sich unter der liührungvorr Shaunaka Rishi 6oooo Weiseversammelt, urr das Wisscrr des
ßltngnvatant aus dem Mundc Suta
Gosvamis ztr hören, eines Wcisen,cler clabei gewcscn u'ar, als Shuka-dev,r das BlmEn'nlnnr Malrar,riaParikshit offenbart hatte Dic Fas-
strrrg cles Blngavnlam, die wir heuteke nnen, ist die Sr-rmmc cler oben
8cllar nnten clrei OffenbarungenKein anderes Purana ist in so vie-
lcn Versionen z-lrsammengt'fasst undso ar-rsgiebig kommentiert worden.
Ncben Shrid haraSwami, eincmdc'r lvichtigstc'nKommentalorcn,sclrrieb arrclr Viraraghal.a Slr,.rmicirrcrr bedeutt'rr-dcn Kommerrlar
Sanatan Go-svami, ciner cler
hera r.rsragencls-
ten AnhängerChaitanyas, solltlas Bhagavalun
str-rdicrL haben.
bcvor er seincmMcister begc13-
nt'te. Nachdcmer jedoch in dem l-rciligen Text pcr-sönlich von Mahaprabhu untcrwie-sen wordcn war, sclrriclr cr eint s
seiner bemerkenswcrtesten Wcrke:das Brilrad lrhngovnlnnriln, eine
Zusammenfassung dcs gesamtenBhagtvalnn in Form ciuer Geschichtc.Rupa Gosvarni und Jiva Gosvami,Sanatarrs bcrühmte Nachfolger, vcrfassten weitere Werkc über das IJha-
gavüam. In jüngster Vcrgangenhci t
hat A.C. lJlraklivcdanla Sr,rrmiPrabhupada durch s<'inen ausführli-chen Kommenlar das ßhtgavolonr dermodernen Welt zuglingl.ich gcmacht
Dos Shrinad Bhogouaton
Das Shrimad Bhagauatam (atch Bhagauat Purana oder ein-fach Bhagauat genannt) wird oft als die Bibel der Vaishna-vas bezeichnet. Es ist ein umfassendes enzyklopädi-sches Werk mit einem weiten Wissensspektrum, das vonGeschichte und Psychologie uber Kosmologie und Meta-physik bis hin zu Theologie reicht. Ralph Waldo Emerson,der bekannte amerikanische Transzendentalist des neun-zehntenJahrhunderts, pries das Bhagauatam ernmal als einBuch, das man ,,auf den ltniel:" lesen müsse.
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Gleich zu Beginn des Bhagauatam wird dessen einzigarti-ges Wesen hervorgehoben. Dharma projjhita-haitauo 'tra:
,,Jegliche mit selbstischen Motiven vermischte Religiositätwird hierin zurückgewiesen." (1.1,.2),,Selbstische Motive"sind nach Aussage der Kommentatoren das Streben nachh.ama (grob- und feinstoffliche Sinnenbefriedigung), artha(Reichtum), dharma (weltliche Religiosität) und mohsha
(Befreiung). Somit erklärt das Bhagauatam, dass wahreReligion, die sich
"mbhahtf (Hingabe zu Krishna) dreht,
über weltliche Ziele hinausgeht. Das Bhagauatam befasst
sich ausschließlich mit dem höchsten Ziel des Lebens:Liebe zu Gott.
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ie grundlegenden Themendes Bhagavaltm sind sam-
bontlht (die Beziehung des
Menschen zu Gott), abhideya (der Vor-gang, die Vollkommenheit dieserBeziehung zu erwecken) undprayo-jana (das Ziel dieser Beziehung). Das
Bhagnvolam beleuchtet diese Themendurch eine komplexe Offenbarung,die eng mit den zehn Themen des
Bhagavntam verwoben ist: t sarga,
die Urschöpfung, bei der Erde, Was-ser, Feuer, Luft und Ather sowie dieGesamtheit der materiellen Energie(die kosmische Gestalt Gottes) insDasein treten; z. visargn, die sekun-däre Schöpfung, das Werk Brahmas,des ersterschaffenen Lebewesens;g, sthana, die Ar1 und Weise, wie derHerr das Universum mit Seinen vielfältigen Energien erhält; 4. poshana,
die wechselseitige Beziehung zwi-schen Gott und Seinem Geweihtensowie Ubungen, die diese Beziehung
fcirdern; 5. ufi, eine Beschreibung derVerlangen der bedingten Seele nachmateriellen Handlungen; 6. man-vanlnra, die Richtlinien der offenbar-ten Schriften für die Lebewesen die-ser Welt; 7, ishanukatha, worin unteranderem ausfu hrliche Informatio-nen über Gott und Seine verschie-denen Formen cnthalten sind; B.
nirodha, die Auflösung aller Energienin der Schöpfung (Gottes Kräfte wer-den mit besonderem Augenmerkauf die Zerstörung des materiellenUniversums beschricben); 9. mukti,die verschiedenen Artcn der Erlö-sung, angefangen von dem Nacl-rlas-
sen aller materiellen Leiden bis hinzur Vollkommenheit der Liebe GoL-
tes ro, ashraya, das höchste Zie[ des
Wissens, die Transzendenz; beinhal-tet eine vollständige BeschreibungGottes, wobei die Taten Krishnas denabsoluten I'Iöhepunkt des Bhagnvatnnt
bilden
HErLrcE ScHRTFTEN
7ttt i#FTIIAHABTI.ARArA
Das Mahabharata ist ein Epos enormen Umfangs. Es ist inIndien zur Grundlage von Mythos, Religion und Philoso-phie geworden. Mit seinen 110 000, ,:l; L.:l.L i i,: r. L i.iii+.:r':,i,ist es siebenmal so lang wie dre llias und die Odyssee zusam-mengenommen oder dreimal so lang wie die jüdisch-christ-liche Bibel. Viele räumen dem Mahabharata die gleicheAutorität wie den Veden ein, und in der Tat ist es als der
,,fünfte Veda" bekannt. Für Vaishnavas ist es itihasa,
,, G eschichtsschreibung".
Lrl tlt rr Scilctt tlcs ll,ilt,rlrltirnrla honrnrt cine LInnrt'ng<'von l'henrcn zLrr Spla-
< he, ,rLrer clie Ilaupth,rrrcllLrrrerlrehl siclr trnr eirrcn I,u'rp-
r,r, ier-igen Zr,r' is I zrv i-
schcn dt'n Panclai'asLrnci tlcn l(arrr,rvas, zwt'i (,ru1r
[)cn \'on lJrilrlt'rn,rIic zLrc'in,rnclt'r
in \/t'tlcrnvcr-rvanrltsclr,rlt str'
lrcn Schliclili< h
t'skalicrl <lcr Zrvislzrr ei ner.r.r alrsgerr,rclr-scncn Biirgerkricg, inrlcn (iötlt'r trrrcl Nlc'nst'hen.,\s kct<'n nr it nr.rgist h t'n Krii ftcn, (l,r tr-
ncr, lJ r.rlr nr.r nt'rr sorv it' l;ti rsterr tLn c I
l(irnigc vt'rwi< kcll wc'rrlc'n Arl l:n<lt'rlrohl clc'r Llnl('rg.rrg rlt's gt'sanrtcnt l rt ivt'rs u nr s
Es gibt clrli lrarlitioncll< Artt'n, <l,rs
,\ I nlmltlru t r tl n zu i n I t'rprt'l icr-t'n,\ r-r ßt'rlith gcsclrcn ist cs clic' (lcst hiclrtc<'irtcr lrcslim nrlcn l(iin igslarrilit', inrlt'r sith t'in Irltrtigt'r l]rtrclt'rkricg c'nt-
spirrrrL St'lbst aul tliescr sr lrein[rär
oIrcrfl iit Ir] ic herr LJt-lrach I rr ngscb<'nc
crliltirl clas hlnlnhhtt llu t'rhabcnt'Eigcrs< l'raficn vvie T Iclrlcntr.rnr,
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Elrt'r'rc stt-l'rt clcrKric'g fiir clen
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es irn ,lIolrrrfi/ln,rrld Llnr clt'rr K,rnrltlzn,isclrt'n clt'rn hiihcrcn trnd tlenr nic-clert'n St'lbst, zn ischt'n spirilLrcl)t'rBerr.rltrng rrncl clt'rn l)iklatvon Kiir-
per, Ccist rrrrcl Sinncn N,rch tlcr\/aishn,rva l'raclilion rrnrl,rssl rl.rs
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Shri Krishnc, dergöLtlicheWurynleLtler' urleriocr-rlsernen Schülerund CetrihlenAriuno
königl ichen Krieger Arjr-rna,das direkt vor Beginn dervernichtcnden ;l4nha-bharata-Schlacht
stattfindet.Ariuna
beschließt,nicht amKampf teil-zunehmen,womit crseine Pflichtals kshntriya(Krieger) atrßerAcht lässt. DieseErrtscheidungberuht auf persörrli-chen Motiven: Scine Ver-wandtcn und Lehrer stehcr-r ihm inder feindlichen Armee gegenüber.
Krishna, der sich bereit erldärt hat,Arjunas Streitwagcn zu lenken, siehtSeinen Freund und Geweihten plötz-Iich der Illusion vcrfällen, gelähmtvor Entsetzen durch die Aussicht,seine Vcrwandten und Freundelöten zu müssen. Aus Mitlcid erin-rrert Krishna ihn mit beredten Wor-ten an seine unmittelbarc sozi-
HETLICE SCHRIFTEN
ale Pflicht (varna tllnnna) als Krieger,auf den sich die Menschen verlas-sen, und vor allem an seinc rcligiöse
P fl i cht (san at o n -dllr.rn o) alsewiges spirituelles Lebe-
wesen in Beziehungzu Cott Dic tiefe
Bedeutung unddie Allgemein-gültigkeitvon Krish-nas Lehrenerhebcn sie
übcr denurrrnittelba-
ren histori-scherr Zusam-
menhang derSchlachtfeldszene.Im Verlauf des
Dialogs, dcr aus cinerSerie vor.r Fragcn und Antwor-
terr besteht, werden metaphysischeDenkmodelle und Zusammenhängeerklärt, rvie zum Beispiel der Unter-schicd zwischen Körper und Seele(spirituelle und matcrielle Energie),Handeln ohne Anhal'tung, die Vor-zügc von Selbstdisziplin (yoga) undMeditation sowie dic Bedeutungvon Wissen (gyana) und I{ingabe(bhakti). Krishna erklärt, dass Voll-
kommenheit nicht in Loslösung von dcr trVelt
I icgt, sondern in selbstbeherrschtem I{andeln(karma-yoga), und zwar ohne Anhaftung an
tlas Ergebnis (kam ta-plnla-tyago).
Krishna offenbart Ariuna Seine allumfas-
scnde kosmische Gestalt, darauf Seiue m1's-
lische vierarmige Gestalt und schließlich
Seine ursprüngliche zweiarmige Gestalt Er
bcschreibt Seine zahlreichen Formen und
Aspekte, r.tie Brahman, Paramatma und Bha-
gnvan (siehe S. 4z-45), wobei Er darauf hin-
wcist, dass Sein persönlicher Aspekt dem
u npersönlichen übergeordnet ist'
Außerdem stellt Krishna die so genann-
len gunas dar, die drei Erscheinungsweisen
cler materiellen Natur - Tugend, Leidenschaft
und Unwissenheit - und erklärt, wie ein Ver-
stehen dieser drei Prinzipien sowie das Wis-
sen vom göttlichen und dämonischen Wesen
zu Erleuchtung führen kann. Er beschreibt
dic verschiedenen Arten der Erlösung und die
Bedeutsamkeit der liebenden Hingabe zu Ihm.
WAS IST DHARMA?
Obwohl die Bedeutung ,,Pfichi' für
das Sanskritwo n dharma sptach-
wissenschaftlich allgemein aner-
kannt ist, lässt es sich oft gar nicht
leicht übersetzen; denn mit dharma
kann auch Religion gemeint sein
oder heilige Pflicht, Tügend, kos-
mische Ordnun g usw' Dharnn lei-
tet sich von derYerbalwvzel dhri
her was allgemein ,,halten" bedeu-
tet, dann aber auch ,,das, was allös
zusammenhäIt". Ein Ding wird von
seinen wesentlichen Eigenschaften
zusammengehalten. Folglich ist
d ha rm a,,das inhärente'Wesen ei ner
bestimmten Sache". So ist beispiels-
weise der dharma von \Wasser seine
Nässe oder der dharma von Honigseine Süße- Und nach Aussage der
Bhagauad-gita ist der dharma der
Seele der Dienst an Krishna in Liebe
und Hingabe.
Gita bedeutet ,,Lied", und bhagauad. bezieht sich auf,,Gott, den Besitzer (uat)allen Reichtums (bhaga)". Folglichist die Bhagauad-gita ,,das Lied des Besitzers allen Reich-tums"; sie verkörpert die Lehren Shri Krishnas.
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ttommenronezuB"ftToObwohl die Bhagauad-gita meist als eigenständigerText veröffentlicht und gelesen wird, bildet sie rlrsprü.rgtit,eine Episode im sechsten Buch d,es Mahabharata^6lr;ilr*o-p(nua, Kapitel 23-40). Sie besteht aus 700 versen in acht_ze$ K.a.giteln (ashtadashadayinL/ und wird oft ,,Gitopa_nishad"genannt, da sie demstii und den philosophi..i".,Schlussfolgerungen der Upanishaden folgt.
ie tiefgründige Weisheit der ten und achten nachchristlichenGila hat zu zahl-reichen Kom-
]ahrhundert haben Vertreterder Unpersönlichkeitsleh re,mentaren angeregt.
Die Gita gilt als dasmeistkommen-tierte Buch inder Religions-geschichte desMenschen. InIndien hat seitder Ant.ike fast
.jeder bedeutendespirituelle Lehrer einenCitn-Kommen tar geschriebenAuch das Mahabharnta selbst beinhal_tet eine eigene Erläute rung zur Gita,denn das vierzehnte Buch (dic so
wie Bhaskara und Shan-kara, Kommc.ntarezur Cila verfasst, dieheute als Klassikergelten, wenngleiches solchcn Werken
am persönlichen Ver-ständnis der Vaishna-
vas mangelt.Von größerer Bedeu-
tung sind die später ver-fassten theistischen Kommenta re,
insbesondere der von Shrila A.C.Bhaktivedanta Swami prabhupada.
zaazNF
aozpaIoaü
ta
genännte Anugita) ist im Wesent_I ichen eine Zusammenfassungdes Inhalts der Gitn.
Traditionelle Vaishnava_Schriften wie das Varaln purana
urrd das pnrhna purnna enthalteneine Citnnahatrnfa (eine Lobprei_sung der Cita), und diese Textewerden in allen indischen Geis_tesrichtungen gelesen. Im sieb_
HEILIGE SCHRIFTEN
DAS.7^\
J4l\
+ l/ Das andere große Sanskritepos die Ge_schichte von Rama ist uralt. Nach der überlieferung gehtdiese Erzählung bis auf das Treta-yuga zurück , eine Zeitvor etwa zwei Millionen Jahren, Der Weise Valmiki warder erste, der sie niederschrieb. Seine Fassung, das Rama_yana (,,der Pfad Ramas") gilt noch heute als eines der bei_
er indischen GeDas Ramayana
, ' (adi-hauya) d,eliteratur bezeichnet.
as Ratrutyano wird oft wegenseiner unvergleichlichenSchönheit geschätzt: Schön-
heit sowohl, was dic Sanskritpoesiebetrifft, als auch die anschauliche Bil-dersprache und die Tieigründig-
Sita, Ramas Gefährtin, ist eberr-falls tugcndhaft. Sic ist ein Mustcr anKeuschheit ur-rd allcm, rras gut lrndwahrhaftig ist. Lakshman, Ramasedler Bruder, dient dem göttlicher.r
l)iror in allenilrrcr-r Bedürfnis-st'n. Und auchllanuman, die
wohl außer-gcwöhnlichstel'igr-rr des Ranra
yuua Gr ist halbMcnsch undlralb Affe) istt'irr Sinnbild fürl(raft, Ileldenmut,'l'ugend, Treuerrnd l{ingabe.
Das crstclluch in Valmi-l<is llamtyana(llala-kanfut) han-tlclt von der gött-lichen Geburt Ramas, Seiner Kind-Ircit und Seincr Hochzeit mit Sita.
Irn zweiten Buch (Ayodhya kanda)
t'rzählt Valmiki von den Vorberei-Irrngen 1ür die Krönung Ramas undvon der lntrige, die zu Ramas Wald-cxil fuhrt Das dritte Buch (Arnnya-
lirrrrdn) beschreibt das Leben vonl{ama, Sita r.rnd Lakshman ir-r derwäldlichen Einsiedelei, die Personen,rnit denen sie dort zu tun haben,
urrd die Entfuhrung Sitas Im vier-I t'n Buch (Kishkmdrkanila) begeg-ttcl Rama Ilanuman und Sugriva,s<'hließt ein lestcs Bündnis mit ihnentrrrd krönl 5rrgriva zum König vonl(ishkinda. Unterdessen wird Sugri-vas älterer Bruder Valin getötet, undrlit' Suche nach Sita beginnt. Das
Itirrfte Buch (Sundara kanda) handeltvorr Hanuman trnd seiner abenteuerlit hcn Reise nach Lanka, wo es ihmgt'lingt, Sita zu finden und ihr einelkrtschaft r,on Rama zu übergebensowic' Ramas Ring als Zciche n ihres
ll ii n dnisses. 7m \l uddh a-ku rdn filrdet
die lang errvartete Schlachtzr.r'ischen denArmeen Ramas
und Ravanasstatt. Ramaerringt den Sieg
und führt Rama
Rajya ein, das
Reich Cottes aufErden. Das siebteBuch (L/ttara
kanda) gilt imAllgemcinen als
cinc ArL Anhang.Nachdem Rama
Gerüchte überSitas Untreue zu
Ohren gekom-meir sind, verbannt Er sie in denWald. Dort, in der Einsiedelei Val-mikis, werdcn Sita zwei Söhne gebo-ren, Kusha nnd Lava, die schließlichauf den Thron Ayodhyas erhobenwcrden. Ihrer Mutter jedoch brichtdie Verbannung das Herz, und sie
geht in die Erde ein, woraufhin derreumütige Rama in Sein himmlischcs Reich auffährt
keit der Dialoge; Schönheit inBezug auf dlnrnra (die Bedeut-samkeit der eigenen pflicht);Sr hönheil in Bezug aul dicdargcstellten Emotionen undnicht zuletzt in Bezug auf diebeschriebenen Personen
Der Held der Geschichte istRama selbst. Er wird eindeutigals ein avatar (,,Gott auf Erden,,)beschrieben und ist groß, starkund rcr htsr haffen f r ist dieTugend in Person, ein wahrerIIeld, der sich nicht scheut,auch seinc,,menschlicheren,,Züge zu zeigen: Empfindungenwie Liebe oder den Schmerzder Trennung, wenn Ihm dieFrau Seines Hcrzens genom-men wird
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Valmikis Ramayana gilt als die fruheste und authentischste Fassung der Geschichte Ramas. Das Nacherzäh-len des C)riginals in den verschieden"t-r Mundarten undLandessprachen Indiens führte dazu, dass bald neue
Versionen entstanden.
S t'lren rlenr Tert \',rlrnihis inclit'n, rlo inr c'lftcnJahrhrrnricrt t'inlinclt'l rl,rn einc friihc lVciscr n,trncns l(,rrnparr cinc Neul,rs-
SaLrskrit[,rssrrnq clt'r R,rnra srrn! clcs /tarrrrtrrrrrrt in [,rnril sr lrricb.(,t'sclrirhlt' im ,l'luhtltltotukr, r,v<t l)icst's 1,!t'rl<, tlas als <las <'rstc' vollis-\ Lr<ll'rishthir r.'on eincr.r'r V\k'iscn ilbcr sprar hli< lrc l(rtrlalnrrrr lill, isl- rrntc'rrlit' rr it lrtiestcn l-(rl('n R(ur(rs Lrrtcr-- rlenr Iilr'l Itnttlt'rtlnrrtttt bt-liarrnlrit htct n irtl Dicsc l)ass,rgc, rl.rs so l(crrllans N,rt herziihltrrrg tlc's ltanrrr
Lr('n(rrrl(' Iünnopnkhvrtttrr, lrt'linclt't sir lr 1,nrrr lblglt'n t'it'tc' l;itsstrnp in lt'ltrgLrinr ,lllrrrrrr lrrrrlrr, rlcrr clrittcn llr-rrlr irl rlrc'izt'lrntctt sortit'r'ir.rc in llcng,rlirlcs ,l'lttltdtltnrulrr l:irrt' rvt'itc'rt l'riiltc' irn vit'rzt'hnlt'n J,rhrJrtrnclcrt5,rnskrillassung ist inr llrrrivrrrlslrr cnl- Dic nritte'l,rlterlic[rt'hlrn/iti l{r'n.ris-lr,rllcn, r'int'r- .\rt Anhanq clcs ,llrrirrr sanr r' [rr,rthtc eirrr' \\'r'lle ncrrcr
Iiltnrilu,it't tlenr clas l.eLrt'n l(rishn,rs llnrrnyarrrs rnit siclr, allt'rr voran cl.rs
[rt'sclrrieLrt'rr rvircl r\rr<'lr inr ncrrntc'rr sanshritspra< lrigt' ,lrllrlrrlrrrrr rflt]nyunn
lf 'ncurrlI wirrl l)ie [rcc[c'Lrtetltlste
u rl l<stiirnl it'he Naclrcrz,i lrlu rrg isl
jr',l,rt lr I rtl'itl,rs,ts l(rlrrlr/lrliilllr/lll\.rl,rs irrr sc< lrzcltrttctt Jallrhtrrrtlcrl irl
I I i ncl i n ictlt'rgt'sc h rit'lrt'rl tlttrllc-Is st'i claratrl hirrgclvit'sc'rl, c],rss all
rlicsc populiirt'tt Fassultucn rlichl cirr-
l,rr lr Iibcrst'tzLrttQCtl voll \/alrlriliislltnt,n'ulu sirrcl Nlc'ist harrclt'll cs sich
,l,rlrci tttr virllig rtcttc, t'igcrrstiirrtliSt'\\ r.rl<.r., ,lic zrr,rr rrrr.ltr,,rlt r trlttiricr .rtrl Valrlikis l{alttal'ttttn,tltlllotteLl,, l,rlrc i ir[rer rietr c lt i rl lrlit lie pt'wti Il rert
r, rrv it' citrht itr ischt' l-egt'ntlt'rl r.l rltl
\,r!.cn rnil t'irtarbeitt'n l)ocll obrvolrl
, tit' nrt'istt'n Ltr lcr tlic Gt'sclr ichtt'
li,rnras von eitrcr clt'r volkstiirnlit'herr
L)lrerl iefcrtrngt'tt ltt'r kt'ttttt' tt, u't'ttlcn tlie \/crsc Valrlrikis volr tlll( ll als
lrt'sonclet-s hci I ig t'raclr let
l)trs Rtttttnt'rtttn isl aLrcr lrithl rlur irl
lnriit'n vt'rlrrt'ilct So halrcrl Ircispit'ls
ri'c'isc cl it' -fha i I iintlt'r i lr r- llrrrrrakirrr, t I ic
Incloncsi<'r ihr Srrrrl l(attrn, itl Bltrtn,t
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kr rnr vott i\'ltr s ik Lr rrtl NI irr ot'lra tnt'rt,
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trrrcl \/iclt'os, ('omit stri;ls trrlcl t'1li-
st hcn LrziilllLrtrst'tl Dit' ('t'scllit lltcrl
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Siiclinclit'n enlslantlcn scin soll l)it'scs \,\/crlt bit'lt'l cinc nrvstisr hr' \'c'r
.r rrsgt'lil iigt'l ten Svnr bol istr Lrs
,/rrr i rreilIre rrrrlrligc l,rs-
nuu(untm rrntl c[,rs IJlrrtslurntli
nuntt,iim Lclzter('s isl clenr
.Slrrirrrad Illruqtvtrlutrt so starlrn,rt ht rnp[inrcJt'n,
l-i, class c-s o1[ aLrch
I|rtrru bltutluvtrl
Lrz.ih lLngn.rcl.r Silcl-
Rumu lötet Llcn Dtirnon RuanLr
IIF]I ICF SCHR IFTIN
,,.\Lrlgrr-rrxl ck'r grc(icn Bcliebtheit von lrrrllrnyoqa im Weslt'n sintl anrlcre bcwährte Formcnclcs Yoe,r in tlcrr llintcrr.rrr-rrrcl gcclr,ingt rvor(l('nDazu ziilrlt du(h (l('r P[,rcl dcs hhttkti y1tqa, 11ay
Lrci rveitcm iilter ist als tlcr Yoga dcr ,,;\nstrcn-gtrng" (lrrrlhn) Der l)facl rlcr Ilinga[x'(hhakli)rvrrrz('ll irn rrystis< helr RitrralismLrs clcr Vcden,rrntl ci.rs AIter cliest'r ar< haisclrcn Sanskritst lrrillcrr wir<l auf n,eit iiber vierlatrscnrl [ahrcsc's( h(itzt "
Ceorg l;etrc'rstt'inCtiirtdu nnl I ciltt lrs \ orlr ]ltsurnh tttul lilrirrliorr Crllrr (I'/ljr(')
äi SüuLrcH.eTRADI,TI,ON
Jahrhunderte nachder.r Vyasa die vedischen Schrif-ten niedergelegt hatte, trugen einige große Lehrer dazubei,die Vaishnava-Tradition zu systematisieren. Dies geschah
sowohl im Süden als auch im Norden Indiens, und zwarjeweils mit eigenen, charakteristischen Merkmalen.
,,Es gibl eitrc Reilrc r,on slmslrischen,
Iite raisclrc tr, uclri I ckl o n i sclrcn un d
nrclüologischen Belcgtn, dit Jür ein
hohes Alter der ßlmkt;-l'ra(lition(Vishnuisttttrs) sltrtclm W enrwir abcr rlir inlisclrc lkligiotrs-geschichte der lrlzltn zwd bis
fueitatrsend Jalvc hdrachlen, isles deutlich, rlass dfu BhaktiTradition anr stärkslut iur
M itt eI alt er w rh rci I d w a rsagen nir einnn| angeJungcn inelflen lalrrltunderl nil dun Ersclvinen tler
groSen ll aisfut nv n- Ach nry o s (spu'itu ellc
Lehru) v,ieRtntatrujn und tVladhvt lticltäIlere Bllakl rströnnmgn vcrdnigt en sich
zu r n il|elall erlich e n ßh akli - Br: w cgung "
- Shrivolst Gosv,anti,
Gi.irufur und Leiltr des Sfuee ClnilanyaIt ru n n Sa rslln r ra, V rindav an
J n cincr lr,rdilioncllt'rr Ge-
I s< hi< htc rrimrnl blralili, die hirr.L g.b,,,,grrrollc Lit'bt, ciie Geslalt
einer wundcrschörre n Frau an Bhaktiwird im Süden lndiens geboren undwächst im Dekkan auf. lm Laufe dermetaphorischen Erzählung reist sie
quer durch Inclien, docl-r es ist imNorden, wo sie zur Rcilc gelangt Inder Tat finclen sich dic ältesten Spu-ren der Vaishnav.r-Kultur im Süden,wohingcgcn Chtiitanyas Vishnuismus,zumindcst rrrsprür-rglich, hauptsäch-
lich cin n<ircllichcs Phänomen istDer Vishnuismus des Südensnahm vorrangig durch die
Wcrkc dcr Alvars, bedeu-
\lllfifffi tendcr Vertreter der frühenblrnkti-Lchre, Gestalt an
Alvar lredeutet ,,vertieft inMt'd ita t ion" oder,,versr r rr-
ken in Gott" Das ist tat-stichl ich eine passendeBc'schreibrrng ftir die geis-
tigc Einstcllurrg der Weisenund IIciligcn dcr mittelalterlichenbhokti-Bcwcgung inr Süden. Es gibtzr,r,öll Alvars Dic wichtigsten unterihncn sincl Namnralvar, Kulashe-kharalvar r-rrrd Antal(die Tochter des
Pcriyalvar) Ihrc Lcbcnsgeschichteund ihre Dichtkunst sind bis heutelebendig geblicbcn und erfreuen sicl.r
bei derr südir-rdischen Vaishnavas,
insbesonderc dcn Anhängem derRam.rnuja-Sch rr lc, großer Beliebtheit
Die Tradition spricht den Alvarsgewöhnlich prril-ristorische Lebensda-
lcn zu und ordrrct sie in die Zeit vorctwa [ürr[- odcr scchstausend Jahrcn cin Nach Arrsicl'rt der meistenFachlt-utc lür irrclische Religionjcdoch sind clic AIvars etwazwisclrcn dcm achtcn undncu n [cn nachchristlicherrJahrhunderL anzusiedeln
Die Alvars vcrlassten das
[rn Shrrrcr-.Änoao sadhu in
der Schülernochfolge der Ahors
D iv yn Prnbandlnur, ein e Sa rn rn I Lr n g vo n vicfi au-scnd hingebungsvollen Licclcrn in clcr Tamilspra-clrc. Sr-rdindische Vaishnavas vcrc'hrcn d.as Div1,a
I'ruburdhatn als heilige, clen Vcclc'rr glcichrangigeSchri[t. Es ist unter ihnen sogar a]s ,,\''aishnavaVc'cla" bekannt
Das Besonclcrc an clcr blrrrkli-Religion der AIvarsn'trr ihre Offenhcit C)b vorr hriherer ocler niede-rer Kaste, N'larrn oclcr Frau, arm ocler reicl-r, eebil-det oder unl,t,isscncl, frornrn oclt'r unfromm, nie-mand rtar ausgcschlossen. Das galt auch für dieAlvars selbst. Antal vvar beispiclsr,,eise eine Frar-r;
Kulashekhara cin König, (K<)nigen r.r'urde oft nacl-rgcsagt,
dass sie ar,rfgrnnd zu starkcr Vcrstrickungen in materielleAngelegenheiten die Vaislrnirva-Rcligion nicht aufrichtig.rr,rsüben konnten); uncl l-orrdar.rclippodi war ein bekehr-tcr Krirnineller r\usschlaggcbcrrcl l'ür den lrfolg auf demspirituellen Pfad war nach ArrsichL cler Alvars einzig rrndallein prnpatfi, die Hinpabc cics I [crzcns an Gott
Die Ilyrnnen der Alvars sincl scit jehe r eine
Qrrelle großer lnspiration ftir tlit' Vaishnavas Sücl-
inclicns ger^/esen. Ein Lirrfltrss rlicscr I-ictlcr anf denVishnr,rismns des Norderrs ist clrcnlalls rricht auszuscl'rlicßen, da sie ja clen gleicl'rcn C,rr.rndsatz des rusa
(Bczit-hr-rnp; zu Gott) lelrrten, rlcr cinigc ]al'rrhunclcrtt' später von den .Anhüngcrn Shri Cl'raitanyasz u c i n cr regel rechten Wisscrrsch a lt a r.rsgca rbeitetwu rclc.
Die rasns, die von cicn Alvars irr clen Mittelpunktgestellt wnrden, warcn rlasya klic Liebe eines Die-ners zlr seinem Me istcr), snkltyu (ficrrrrdsch.rftliche
Liebe) uncl r,alsalyn (cltcrlichc t-icbe) Die r\lrars befasstcr.r
siclr zrvar ebenfalls rnit clc-m tnndhuryn msa, aber eieent-lich rn'.rr es Shri Chaitany,a, clcr st'irrcrr besonderen Ncktarerschloss. Die höhcrcn rrsos kanrcrr bei den Alvars kaumzum Ausdruck.
Vr/ährcncl im Süden lnclio'rs dic I{ingabc cler Alvarscrblühtc, geriet im Norden clas g,cis(igc Erbc cles
Vislrnr,rismus unter clenr Druck dcr moslcrlischenFrcrnclhcrrschaft mehr turcl mt'lrr in VcrgcssenheitDas sollte sich jecloclr ents<:hcidcntl tinclcrn, unclzwar mi1 dem Erscheinen eincr Schülc'rnach-f<rlge, die im fünfzehnten Jahrhr-rnclert in ShriChaitanl'.r lVlahaprabhr.r giplcl tc.
Südindßcher hmpel.
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der Alvot -Tenpel
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FRÜHcEScHIcHTE DES VISHNUISMUS
Billl i:
harlal, Delhi t967) un<1R.P. Chan-das Archcology and lheVaishnava
Traditiort (erschienen als Band 5 derReihe .Mernoirs ol Ihe Arclrcological Sur
vey oJ lntlia, rgzo) haben überzeu-gend nachgewiesen, dass der Vishnu-ismus auch im Norden cinc langeGeschichte hat.
Dennoch dauene es bis zumzwölften Jahrhunderr, dass die bhakti
Bewegung in Nord- und Zcntralindien richtig Fuß fasstc: von Kashmirund Gujarat bis nach Bengalcnund Orissa. Zu dieser Zeit verfassteeine begabte Generation von bhaktiAnhängern Gedichte, die die Vaish-nava-Tracli ti on entscheidend formensollten. Darin behandelten sie The-men aus traditionellen Schriften wiedem Shrimad Bhagavatam und derBhagnvad gita in ihrer jcweiligen Landessprache Richard Davis von derYale University schrcibt über dieTiefe und Hingabe der nordindischenbhakti Dichtung:
,,hn Gegensatz zur tralitionellen intlischuI IoJdichtturg sangen tlie Dichter Heiligen
Nordindirns in volkstüm[ichen Sprachen
wtd bedienlen sich in ihrer t\4taphorikalltägliclrcr Thcmen Sie nachten sich eircausg esprochetr p ersönlich e poelische Aus
drucksu,eise zu Eigen, urn t'on d,en Freuden
und Leiden rles hingtbuugsvollen Lebens
zu erzählen. Die Dichlung d.er nüttelalterlichen Bhakti - in Hii,uli, Btngali, Marathiund anderen Volkssprachtn Indiens bildel
das vtohl reichhaltigste hingeb un gs
Ctsänge Indiens sind. bis zum luutigen Tag
äuftrst Lebendig geblieben Knum jemandbei
uns inWesten karut igendeinen Autor so
un {an greich zitiercn wie der thtrchschnittliche
Hindu Kahir, Surdas od.er tlLirabai"'
Drei nordi ndischen SchriftstellernVidyapati, la1,64"rru und Chandidasgebührt auftrund jhrer formvollende-ten, tief.gründigen Cedichte besondereEnvähnung. Dicse heiligen Poetenbetonten die intensive Liebe zu Gottin Trennung eine Form spirituellerSehnsucht, wie sie nur selten erlangtwird. Die tieferen Empfindungen derVaishnava-Mystik, die sich in ihrenWerken niederschlagcn, haben diespäteren Lehrer stark beeinflusst. Füreine systematische Formulierung dcrGedankenwelt nordindischer Vaish-navas sorgten später berühmte Lehrerwie Vallabha, Chaitanl,a und die sechs
Gosvamis von Vrindavan.
Antnetkungen
t Donold S. Lopea(Hsrg.)' Religions of India inPractice, Princeton Unitersilt Pres,1995, S 40,
TloTRADI,TI,ON
Nach der bereits erwähnten Legende wurde Bhakti i-Süden geboren. Es gibt jedoch eine ganze Reihe archäologi-scher Funde, die darauf hinweisen, dass Bhakti eine ,-' , ',,
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volle Schrifttum der Weltli
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FRÜHCESCHICHTE DES VISHNUISMUS
Nach vishnuitischer Geschichtsauffassung folgte der Groß-teil Indiens bis zur Zeit Buddhas (500 v. Chr.) der vedischentadition. Damals grassierten allerdings bereits grobe Fehl-interpretationen der vedischen Schriften. Als Folge davonfuhrte man längst veraltete Opferrituale aus, bei de-
nen Tiere geschlachtet wurden.
Schriften r,vieder ein, jedoch in leichtabgewandelter Form Shankara lehrte,die Veden seien göttlich inspirierteSchriften, müssten aber auf meta-phorische, Ietztlich unpersönlicheWeise interpretiert werden. Mit ande-
ren Worten, fur Shankara war Gotteine abstrakte Kraft, und nach sei-
ner Lehre war jegliche persönlichanmutende Textstelle in den heili-gen Schriften über das Wesen Gottes
entweder symbolisch zu deuten oderals Hinweis auf Gottes untergeord-nete Stellung zu verstehen Hiermit[and er großen Anklang bei seinerhauptsächlich buddhistischen Zuhö-rerschaft, deren Denken auf abstraktePhilosophie untJ Psychologie einge-
stellt w'ar und nicht auf die Erkennt-nis eines höchsten Wesens.
Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass Buddhas Erscheinen in dieserWelt dem Zrveck diente, die Men-schen von den vedischen Textenabzubringen, rveil sie sie missbrauch-ten. Shankara aber sollte die Vedenwieder einführen, und zwar so, dass
sie fur die Buddhisten akzeptabel
waren. Nach Ansicht der Vaishnavaswar dies Teil des göttlichen Plans,
die vedische Kultur wieder auflebenzu lassen Dieser Plan begann sich
im elften Jahrhundert zu entfalten,und zn'ar mit demErscheinen Rama-
nujacharyas
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m dieser Misslage Abhilfezu verschaffen, sah Buddhasich gezwungen, die Veden
rundweg abzulehnen. Anstatt sichmit den metaphysischen Dimensio-nen der Realität auseinanderzusetzen,wie es die Veden getan hatten, rich-te te er sein Augenmerk auf Moral,Ethik, die Stärkung von Psyche undGeist, das Wesen des Leids und Wegezur Beendigurrg dcs Lcids. Er lehrtedas Gesetz der Vergänglichkeit, das
sich mit dem unbestäncligen Wesenaller materiellen Dir-rge befasst, unddas Gesetz der Kausalität nichtsgeschieht durch Zufall. Nach Buddhabesteht dic besle Arl, in dieserWelt zu leben, in dem so genann-ten Pfad der Mitte. Dieser fuhre zueiner ausgegljr henen, harmoni-schen Lebenseinstellung,bei der die beiden Pole
des S.innengcnussesund der strengenAskese vermiedenwerden Die vieredlen Wahrhei-ten, die die Grund-lage der buddhisti-schen Lehre bilden,sagen aus: r. Leiden
universal. z. Leidcn wcrden durchWünsche und gierige Verlangen vcr-ursacht. 5. I-eiden können verhin-dert oder über-r,vunden werden. 4. DieMaximen des Buddhismus verl<ör-
pern den Weg, Leid zu beseitigen.Diese Maximen lassen sich in dcm
achtfältigen P[ad zusammenlassen:rechtes Benehmen, rechte Gesinnung,rechte Entschlossenheit, rechtes Spre-chen, rechter Lebensunterhalt, rechteAufmerksamkeit, rechtes Bemühenund rechte Meditation über ein gutesVerhalten
Die Botschaft des Buddhismuskönnte man also als eine Vorstufezum Theismus bezeichnen: ,,Läu-tere deinen Geist und sei ein guterMensch; so wirst du dem materiellenLeid entkommen." Gott oder andere
esoterische Gehalte der frü-heren vedischen Lehren
werden im Buddhis-mus folglich nichtthematisiert
Im achten nach-christlichen Jahr-hundert erschien
dann Shankara, eineInkarnation Shivas.
Er führte die vedischen
Oben' Bucldha in
Meditation
-Rechts, SÄonkora,
der Lehrer der
U np e r s ö illi chkeitsl eh re
SIDDHARTHACAUTAMAVaishnavas erkennen Buddha (dessen
Geburtsname Siddharta Gautanalautete) als eine Inkarnation Vishnus
at Im Shrimad Bhdgdudtam (t3.24),
wo Buddhas Erscheinen z5oo Jahre
vor seiner Geburt vorausgesagt wird,
heißt es, dass er in Gaya geboren
werden und dass der Name seiner
Mutrer Anjana sein werde. Rein his-
torisch gesehen srimmt das eigent-
lich nicht, denn Siddharta Gautama
wurde in Nepal geboren und nicht
in Caya. Aber Caya war der Orr sei-
ner Erleuchrung Mir rnderen Vor-cen, Siddharta wurde zwar in Nepal
geboren, Buddha jedoch in Gaya
Gleichermaßen hieß seine Murternach der Überlieferung Mayadevi,
nichc Anjana Es war aber Buddhas
Großmurer Arjana. die ihn auFzog -
von dem Augenblick m, als seine
Mutter starb, das heißr sechs Täge
nach seiner Geburt. Praktisch gese-
hen wu also Aljana seine Mutter.
Die Beschreibung des uatam
von Buddhas Leben ist folglich
auf esoterische \(/eise zu verstehen
Nach Änsicht des Dichters Jayadeva
bestmd Buddhro wahre Mission
nicht nur darin, den Buddhismus zu
gründen; vieJmehr wollte er in erster
Linie der unnöcigen Gervalt und den
Tieropfern ein Ende bereiten.
sind
FRUHGESCHICHTE DES VISHNUISMUS
AcLIARyASDie Lehren Shankaras wurden durch das wirksame hinge-bungsvolle Predigen der Alvars angefochten, das durch das
Erscheinen Ramanujas (1017-1137) seinen Höhepunktfand. Ramanuja ging in der Wiederherstellung des vedi-schen Gedankenguts einen Schritt weiter. Buddha hatte dieSchriften rigoros abgelehnt; Shankara hatte sie zwar wie-der eingeführt, aber mit einem unpersönlichen Verständnis;Ramanuja nun näherte sich mit seiner Vishishtadvaita-Philosophie, einer Art eingeschränktem Monismus, wei-ter dem ursprünglichen Monotheismus der Veden. ,,Wirsind wie Gott", lehrte Ramanuja, ,,doch gleichzeitig sindwir auch verschieden von Ihm." Vielen Anhängern Shanka-ras erschien es, als betonte Ramanuja mehr die Gleichheitals den Unterschied, und so konnte sein Predigen Früchtetragen, obwohl die damalige Gesellschaft stark von Shanka-ras Lehren geprägt war.
arnanujas Lehrcrr sind eincArt Dlimmerung dcs wah-rer-r vishnuitischcn siddhnrrln
(Scl'rl ussfolgerr-rng). Weder Iluddhanoch Shankara kommt cler Wal'rrheitso ntrhc wie Ramanuja, clenn dieseranerkannte letztlich den Untcrschieclzwischen dem Lcbcwesen und Cott.Währcnd Shankara diesen UnLcr-schiecl ablehnte, cntdeckte Ramanuja ihn Es war Madhva, der noc}reincn Schritt wciter ging, irrdem erden Unterschicd zwischcrr lrns uncl
Gott betontc.Etwa einhr.rndert Jahrc nach der
Ze it Rtimanujas predigtc MadhvaOz39-r3t) scirrc Doktrin clcs Dvaita,in dcr das dualistische Wcscn derRealität deutlich zr-rtage tritt - es gibl
Gott urrd es gibt das Lebewcst'n, undzwischcn ihnen gibt es nie cinc Ein-heit. Dic philosophische LitcraLurIndiens befasst sich größtcrr teilsmit eincr Gegcr-ri.iberstellung vonMadhvas Schulc des reincn Dualis-mus, Ramanujas cingeschri nktemMonismus und dur monistischenSchule Shanka ras. Madhvacharyavertrat eine kompromisslosc Ansichl.lir rvollte nichts von einer Ahrrlich-keit Gottes und dcr begrenztc'n Seele
r,visscrr Sein Vishnuismus ist nochheutc cine laute Stimme dcs Protestsgegcrr clen Atheismus Budcllras undden Monismus Shankaras.
Wir fassen noch einmal rLrsdm-men: Shankara vt'rncinte d<'n Untcr-schied zwischerr Gotl unr'l rlcm Lcber-
Romonuja
(totZ tryZ)
weseu; Ramanuja crkannte ilrn, urrcl
Madhva betorrte ihn Das llrscl-rei-
nen Shri Chaitanyas, so sagcn die
Gaudiya-Vaishrtavas, leiLcte die
letztc Phase dcr Wiederl-rcrstcllur-rg
der veclischcn Philosophic ein: Shri
Chaitanya br.rchte die EinheiL urrd
den Unterschicd von Gott und dern
Lebcwesen mitc'inandcr irt Ein-
klarrg. Seine Lehre ist als Achintya-bhcdabhedatattva bekann t,,,das
unbcgreifl iche gleichzei tigc Eins-
und Verschied<'usein votr Gott nncl
den Lcbewesen". QualiLativ sind wircins mit Gott, so lehfte Shri Chai-tanya, aber nichL quantitativ Zra"i-
schen einem Troplen Wasser ttncl
dem ges.rmtcrt Mccr gilrt es, rein
chemisch gesehen, kcitren Unter-
schied. Das Mcer ist.iedoch unencl-
lich gröI3er als cler TropfenGleichermaßen isL Gott der
Urquell aller Füllc und Pracht. Seinc
Schönheit, Scin Re ichturn, Sein
Shri Choitago
A+86-tiss)
Modhw(t4g-t3rg)
Ruhrn, Sein Wisscrt, Seine Kraft undSeine Entsagung l<ennen keiue Cren-
zen Als Teil Gottcs besitzt auch
das Lebewesen clicse Eigenscl'rafterr,
jedoch in winzigem Ausmaß. Das
ist dcr Unterschied zwischcrr Gott
und urrs. Aufgrund seiner uttte rge-
ordnctcn Stelltrrtg ist das l-clrcwe-
sen daz,u bestimrrt, dem TIöchsten
zu dicncn. Das war auch dic Aus-
sage dcr trrsprürrglichen Lclrrcrl der
Vedcn, die durcl-r c.ine lar-rgc Kette
vorr C)llcrrbarttllS( ll - artgc[,trtgen
von Vyasa, über Buddha, Shankara,
Rarn.rnuja und Madhva bis hin zu
Shri Clraitanya Mahaprabl.rr-r all-
mähl ich lvieder c:in5icfüh rt wurden
Es gab noch vielc' anderc grof3e achn-
ryns, wie zurn Bcispiel Ninrbarka,Vallabha und Vishnusvami, aber
die oben genanntcn sechs Lehrer
sind für ein Vcrstär-rdnis der Iristori-
schen llntfalttrng cles veclischen Wis-
serls äm wichtigstcn. Diese Entr,vick-
lung beflügelte dcn Vishnr-tismus dcs
Süder-rs und enr,cckte die rcichc Tra-
dition des Norclcns zu ueucm Leben.
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Brahman-Erken n trr is nicht hinarrsgel;rngt'n können l)urch die Austibuncvotl qyiltn-l/ogo k'i 1 traditionclllrPfacl <lcs Intellekts) l<ann man umlassenck' Erkcnntnis tlcs Brahntans unclclarnit rlcr Er.vigkcit (.snl) erreir.hcr.rDie rncisten gängigcn Arten clcs ),ogalülrrt n irn tdt.,rll,rll ztr dicscr spiri-tr,rc'l It'n llcwusstst'i nscbcne. A n htin-gcr rli<'ses Pfads nCtrnt marn l\yftiloyorTis lhre Suche nach dcr Walrrheitbringt sie z-ur pers<inlicl'rcn Ausstrah-lrrng Cottes, clcrn brilnroj1,oli, irr clas
sic nach dem Torlc eingchcn kiinnen.Doch so manchcr ist schon in tlicsemBestn'[rcn gescht itcrt, clenn clic wcite
Lt'crt- der Urr pcrsönlicl'rkci t r-urd
Ervigkcit erwc<.kt das Verlangert nacl.r
pcrsö nlichen llczieh u ngcn. Cyana-
lrrris können also auclr r.r,iccler gcbo-rt'n r,r,crden uncl so e irc Mtiglichkcitcrhaltcn, derr spiritucllen I)ltrcl errrcuta rrlzu nehmen.
PARAInATTnÄ
it't gyuuu-yogi kann sich znrnächstt'n Stufe clcr Erkennt-nis t'rlrcLren uncl t'ir.r nsltntgr
l,ogi r.r,erden, inclcm er clt-n achtstrligcrr Yoga-Pf,rrl bcschreitct, wic e'r
in Patarrjalis Yoqo sulras nicclcrgclegl
ist. Wcnn einem solchen Yogi Irlolgbeschicden ist, erkt'nnt er dic lokali-sicrtc'lirrm Gottes, clic sich in jcclcm
IIerzc'n und auch irr jcdem Atombefintlt'1. l)iese Forrn des Herrrr yrircl
Paramatma genilnnt, die Uberscclc.Solchc Ilrkcnntnis go,r,ährt nicht ntrrUnsterblichkci[, sonclern a uclr <lic
Essenz spiritucllcn Wissens (rLil)
Dic Vaishna v.nuh aryns erklii rcndic Stcllung des Pararnatma fblgcrr-dcrrrolSr'n: So wit' siclr die Sonrrcin u nziihligerr Juwclcrr reflekticrt,kanrr auch der Herr als vielgcstaltigerscht'incn, obwohl Ir Ietz-tlich cinsist uncl ir.r cler spirittrellcn \,Vclt (in
Seincr u rsprünglichcn Form)existicrl
llinc Gclahr arrI rlicscm Placl ist
die f?ilsch I iche lclerr tifizicru ng rlcrindivi<lr.reilen Seclc rnit der Ubcr-scclc (l).rramatma) Zum Verstlirrcirrisdicst-s Sachverhalts gcben clic vccli-schc'n Schriften dir' [olpende Arralo-gic: l)ic LJberseelc trrrcl die inclividu-ellc Scclc gleichen zwci Vöselrr, clit-
auI t'incrn Baunr sitzcr.r. Die inclivi-duelle Sce le gcnicßt clie Frürlrtc des
lJattmc's, lr'ährcncl clie Ubersc'clc ihr
Paromotno,
der Har im Her4n
zrrschalrt und clarauI r.varlet, class
dtrs l-cbeweseu clas Trachten rrach
vergtinglicherr Irrcr.rden aufgibt. Das
karrrr zwar l,ielc I-cben d.llr('nr; abe rwcrrrr sich d.is [,cbcwesen schlicß-lich clcr Uberst'clc in Liebe r.rrrd Hin-galrt' zuwendt't, bietet clie Ubcrseelellrrt' Hilfe an urrtl flilrrt es zu cinernrci ncrr Gottgt'rvci lrten, dcr Ilhagavan-Erkcnntnis crr<'icht hat IIicr lreginntclic hrichste Stulc des Gottcsbcwusst-scilts
BtlIAGAVÄNr,
hagnvnn ist das Sanskritrt'ortfür,,Goll". \Vörtliclr lrederr
lcl bltngrvan,,dcr Urqtrellallcr lle rrlichlccit". Die Wciscrr cles
Ost<'rrs unlerst'l-rciden zn,isclren sechs
gruncllcgcndcrr Arten dcr llcrrlichkcit: Kr.rft, Scl-r<inhcit, Re ichtr,rrrr,
Ruhm, Wissen urrcl Entstigurrg Nurclcr I löclrste Tlcrr besitzt clicsc Eisen-schaftcn irr vollcrn Ausmaß lcmancl,dt'r Thn in VollkornmcnhciI verehrt,ern'ich t die llo,r,usstseinsstr-r[i' vonljr,r,i8l<cil urrd Wisst-n - wic lrei dcrErkcrrrrtnis von lJr.rhmarr un(l Pdram-atrna - uncl crrtwickelt clariibcr hin-aus cin starkc's lirnpfinclen transzen-rlcrr{aler Seligl<cit (tunnda) Äu I demPLrcl der Bhagavarr-Erkenntrris eröff:nct sich clenr D<'votee
cinc persönl icht', vertrtin-licht' Bcz-iel-rung zr-r Co1l,
clic lctztlich ir-r ticlc I-icbcmünclct. Nacl-r cJcr Lchrcdcs Vishnr-rismrrs bildctalso Bhagavan-llrkcnnt-nis clic Vollkonr rnenhci t
votl l1yant- un<l nshkuryu-
yogrr, j.r von allcrn spirittrcl lcn Trachten
Bhagouon K, ishno, die Höchste
Persönlichkeit Gottes
KTCn der indischen Theologie hatott drei Aspekte: Brahman,
ii;:.iarr-rai;:tr und Bhagavan _. Sein unpersönliches Wesen,Sein alldurchdringendes \ /esen und Sein Wesen als diehöchste Person. Die drei vorrangigen Attribute Gottes - sat(Sein, Ewigkeit), chit (allumfassendes Wissen) und ananda(unbegrenzte Glückseligkeit) - werden stufenweise in derErkenntnis dieser drei Aspekte offenbart: sat auf der Stufeder Brahman-Erkenntnis, saf ur'd chit auf der Stufe derParamatma-Erkenntnis, und sat, chit und ananda avf derStufe der Bhagavan-Erkenntnis. Bhagavan-Erkenntnis be-inhaltet somit die Schau aller Eigenschaften Gottes.:*'li \ {"1 ?11 :\"i'R Dos,,nhpr:;inti,h,B,"h^"^
ic Bralr rna rr-Erkennl-Iris (das VcrstehcnCotlcs als cine .rll-
dr-r rc hclringerrclc Kraft) ist ci nt'fr-r ncla rnentalc Gol lr'sscha rr.
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Um die drei Stufen der Gotteserkenntnis greifbarer zumachen, haben moderne Vaishnava-Kommentatoren dasfolgende treffende Gleichnis gegeben: Drei einfacheDorfbewohner begeben sich unter der Führung des
Dorfältesten auf einen Bahnhof und warten dort gespanntauf die Ankunft des Zuges. Die drei haben noch nie einenZuggesehen. Als sich der Zugausder Ferne nähert, erblickteiner der Dorfbewohner den Scheinwerfer und fragt: ,,Wasist das Licht da hinten?" Der Alte antwortet: ,,Das ist derZug." In d", Üb"rz"r.rgnng, den Zug geseher- z! haben,verlässt der erste Dörfler zufriedenden Bahnhof.
Dorlbervohners steht llir die höchsteStufe der Gotteserkenntnis (Bhaga-
van), auf der man dem HöchstenHerrn, Krishna, persönlich begegnet
und eine Beziehung mit Ihm eingeht.Aus Sicht der Vaishnavas sind
Linlis' der
unpeßönliche AsPekt
Rechts, Shri Krkhna, die
Höchste Pe r s ö n I i.hketl
Goltes, inuller Procht
diese drei Erkenntnisse verschiedeneFacetten ein und derselben absolu-ten Wahrheit, und sie alle haben ihreGültigkeit. Man erkennt dle verschie-denen Aspekte Gottes entsprechendseinem spirituellen Fortschritt. Vaish-nava-Lehrer empfehlen die Medita-tion über die umfassendsle Wahrheit:den Bhagavan-Aspekt. Die anderenPfade sind vorbereitende Stufen, dieallmählich zu diesem Punkt hinflih-ren. Unter der Anleitung eines fort-geschrittenen Vaishnavas kann manjedoch unverzüglich den Pfad derBhagavan-Erkenntnis beschreitenund somit die Stufen von Brahmanund Paramatma hintersich lassen.
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hat die Ke tte der Waggons gesehen,die von dcr Lok gezogen werden -die Form, die sich hinter dem Schein-werfer verbirgt. Auch er ist nun über-zeugt, alles gesehen zu haben, undgeht von dannen.
Der Dritte jedoch wartet geduldig,bis der Zug hält, und so bekommter auch noch den Lokfuhrer und diePassagiere zu sehen.
Als die drei zu ihrem Dorf zurück-kommen, unterhalten sie sich überdas, was sie gesehen haben. Obwohljeder von ihnen unbestreitbar den-selben Zug gesehen hat, unterschei-den sich ihre Beschreibungen starkvoneinander, denn sie alle hatteneinen anderen Blickwinkel. Der dritteDorfliewohner hat zweifellos einevollständigere Erfahrung gemacht als
die anderen zwei. Es gelingt ihm, die
beiden anderen von seiner Versionzu überzeugen, denn er kann alles,
was seine Kameraden gesehen haben,auf vollkommene Weise beschreiben,und noch mehr.
Das helle Licht des Scheinwerferssteht in diesem Gleichnis für dengleißenden unpersönlichen Aspektdes Herrn (llrahman). Das Licht mitseinem bereits konkreteren Anhangsymbolisiert eine göttliche Substanz,eine Persönlichkeit, die das gesamteDasein durchdringt (Paramatma).
Und die Wahrnehmung des dritten
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I LrL i '',r',r r,: !it il i(' l('li' il{'!r r)l,r-i' LrncJ gt'lln r-ill rlls '(a I .,'- i..; ll,:li r r lll r;r ,ll',' 'i';rirlrii,rli rJL:r-rh ltuLrrrTr)oij;aJr,,,'n) -r:l l rrJ- r tr:)ii'rrlr,iir{rriiir,r:r,',rl..sir,r,risirlri li.ali;icisihi'incn I- -i'1ri,1r'151;l(.,'1ri
:,i l',rr'i"",r -r'iLi'l'lr,-:lt'inlr- r-r'ini'ir tirl' ;i'i'-,crrti lir rg rlL'i ,r,til;ll'ilr',ri,r.'irt'ilrll'rr rr,rlrl,rrl,r, i'incir liitiirt':r l,\'r'ii rrr rlic ". ,:' i I liL
-lLtrt.:r'lr, 'il-i it,ti('ir 1lr()r.r-(rrrrli'llt f it11.'i trr rit't ,tt'il ' I ;; I i 'i-
,\nrlr r,rlrir I - llil'i lii,rlI r'int's lt'n irtili']i'ir L:::rl nrii I I 1i'i:t :',,igts,i,rIi'1 i;, rril!irr;tri ,irrrr('rr1 l,r:r'i,r'r't ,ll, i{r'irlt Ir'trlli't it,]l] il:l' '',t:.rlr,t.-,ttll'-ilir,-llr ' ,r'irr;t'r'i,rir':r jrit'| r'lmrr trl filicit rr:tl:l;l't ilt'- lt';l tii'ti:,:rgl-l,iltl,.i't-lltnit: rlrr I li';tsi i:.tit iri-.i'r i,r't-rilltii;ls z,tltijltrl. j,r'i i' t
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ArrATAR,Die wohl undGestalt unter den Vishnu-auatars ist die Nrisimhadevas,des ,,Menschlöwen". Seine Geschichte ist nicht minderaufregend als Sein Aussehen.
gcncn Zeitalter, als
die Lr'lrt'r'vcsen einturglaublich l'rohes
Alter crla rrgten, lebteein lyra rr n ischer
I(rinig narncnsI lira u1,a kashipu,
cler si< lr rviinsc hte,
trnstcrlrlich zu
scin Urn clicses
Zicl zu crreichen,übtc' cr fiir nrchrals 56 ooo Jahrc Ent
sagLrrg ar-rs, in dcrHoffnrrrrg, clie Göt-ter würulc'n ihrn errigesLeben gcwiil'rren.
Schlit'ßlit h erschien clcrIlalbgott IJral'rma vor Hirurrya-kashipu urrcl teilte ihm rnit, class
er selbst, llrahrna, zwar Millioncnvorr Jahrt'n lebe, aber arn Enclc clen-noch stcrlrerr rnüssc. Wie also sollc crirgcncljcmand andcrs cwigcs Leben
cincr tlcn Menschcn [rckalrrrtcn W.rffr'. Auf3crclcrl so[[ ich
vveder auf clcrrr l-arrcl rrocl.r
auf dem Wosscr noch ir.r
der Luft gcLött't werdenkönnen, wccl<'r clrinncr.tnoch drar,rßt'rr, weclcrarn Tapc rroch in derNacht." Als I I ira ny.a-
kashiptr dicsc Scg-
nun€len von llrahnracrlangt hattc, war cr
sich sicher, cl,rss crBrahma übcrlistt't l'ratte
r.rnd auf diese Wcisc dochtrnstt'rblir h geworrlt'n war
Das einzigc Problcrnf ür I Iiranl,aft65hipt-t war ttrtt.t
rrotlr scin Spross Pral-rlatla, derfrömrnstc seiner vier Söhrrc' I Iirtrnva-kashipr.r licbte Prahlada, abt'r erkonrrlc clcssen Hang zur VcrchnurgVishntrs nit lrl eflr,rgerr. Sog.rr sei-
nen Klasscnkamcraden irr clcr Schuleerzäl'rItc Pral'rlada über hilrgcLru ngs
vollc I-icbc. Als Hiranya-kosl'riprr ihn einmtrl claraufh in crmahnte, elr tgcg,nclcl)rahlada, die Menschcn solltcn sich mehr ftir Cott intert ssiererr als [ür ilrrt' malc-ria listiscl-ren Bcstrebrrngcrr
Diese,,\u ßcruns brachtc Hi rar-rvakash ipu, denärgsterr .rllcr Atlreisten, in Ragc Scine Liebc zu Pra-
hlada lr,.rr-r<lcltc sich auf der Stcllc zr-r Hass, urrtl erversuchlc rrtrrr, ihn auf vcrschieclcrre Arte n tötenzu lasscn T)och bei all diescn Ge lcgenhcitt-n r.,vurcle
Prahlada clurclr einen götllichcn Eingrifl gcrettet.Vor;\rgcr Liber clie \rercitlung scincr Pläne
beschloss I liranyakashiptr, Prahlacla mit eigener-r
Här-rderr zrr ltitcn. Zr-rvor stellte cr ihm iedoch eineeinlache Fragc: ,,Wie ist es clir gclungen, den l\4ord-anschlägen zu r-ntkommen? Wol'rcr kommt deirrcr-r n c rk I ärlichc S tii rkc?" Prahltrcla a n I r,\,ortete, dass all cs
nach clem Willcn des Herrn gcsthche rmd dass clic
Quelle seincr Kralt nichts (rnclcrcs sci als clie Qucllcaller Kraft - Gott.
Ntrn kanntc lliranyakashipus Zorn kcirre Grenzenmehr Er v('rl(ngte, clen Gott, der scincrr Sohn so
sehr bcsch.illigte, encllich zu selrcr.r: ,,\A/o ist dieserGott, von clcrn cltr immcr sprichst?" [)rah]ada entgegnctc,der Hcrr sci alltlr.rrchclringScncl. ,,Wt'rrrr Er rvirklich ülrcrallist", entft-rhr cs clern wütcnclerr IIirarrl,akashipu, ,,ntrrr.rmclann nicht in clieser Säule?" Dabci wies er mit se inerrrSchwert auI cilrc rnassive Ste insiiulc, die in clcr Ntihcstancl. Zurr Nar hclruck schlr.rq cr lr-rit tlcr Farrst gcgcndie Säulc, <lot h zrr seinem Enlst'tzcrr barst clic Süule rnitlautem Krat lrt'n entzwei, uncl hcrvor trat clic gcwaltigt'Gestdlt N ris i m h adcvas, cles gir t t I i cht' rr Me nsch I ör,r'en,
Für eirrc Wcile liel3 sich Shri Nrisirnha Hiranyaka-shipus ar-rssichtslose Versnchc, nrit lhnr zr: kämpfen,gefallcn, cloclr <larrn packte lir clcn orrrraßenden Herr-sche r, lcgte ihn auI St-inen Schof3 und riss ihm clie Ein-gewciclc aus rlcrn Lcib. So erft)slc Nrisimhacleva dic lirrlcrni'rhclos vo n <lt'r Ty ra n nenherrscl'ra lt T Ii ranyakash i pus,
wobci Er sogar noch alle Segnr-rngcn, clie dieser vonl3rahma erhaI[cn hattc, respekticrtc: [ [irtrnvakashipuwurclc lr'eclcr vorr cinem Merrsclrcn lro< h von eincmTier getötct, sonclenr vom Hörhstt'rr Ilerrlr selbst, einerrriVlenscl'rlörrycn l:r wnrde auf rlcrn Schofi dcs Hcrrrr geLi)-
Let r,vedcr auf clem Lande noch ir.r tler Lul't Er rt,urdtirr cler Iingarrgslralle des P.rlasls gcti)tct - r.r,cdcr drin-nen noch clrau[3r'n. ]rr r,r'urdc irr rlt'r Drirnrncrung ge tiitct- r,r.eder arr 'l'ugc noch in clcr Ntrcht; tLncl e r wurdc nirhIvon einer lValfc gettitet, dic dcn N4<'nschcn bckanntwar, sonclem von dcn transzenclcrrtalen Klauen clcs
Hcrrn
Obe n, H io nlak o sh ip u gre iJi
Shri Nrisimhodem on
C eten übe rl iesen d e Sei le' Al s d e r Sch ö pfergott
Brohmo auf Hironlokoshipus Körper, der ein
Fro{ uon Insekten geroot tlen uor, l4losserspren
kelte, erhob sich det Ddnon mit Jrischen Krafen
und gestöhllen Clierlet n
Urten' 5lrr-Nrn,mlutloo lörel den Dömon
Hira2lokoshipu.
or vielcn Taust'rrrlcrt vor.r iclr wcrlcr von Mensch noch -l-it'r
Jtrhren, in einemIlingst vergan-
gc(ritct wcrdcn kann norh vorr
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gewiihrcrr krjnnen?l)araul [r.rt ihn
H i r,rrry,rl<,rshipt r I isl ig:
,,Wc-nrr ich schon nicl'rIunslcrlrlic[-r werclcnk,rrrrr, tl,rrrn rrfülle rnirbittc rlcn Wunsch, dass
FoRMEN CorrES
Obwohl die indische Gesellschaft im Allgemeinen als patri-archalisch gilt, ist in ihr auch der Shaktismus, der Göt-tinnenkult, tief verwurzelt. Bereits in den alten Veden wer-den Göttinnen wie lJshas, Vak, Ratri, Aditi, Sarasvati undPrithivi beschrieben. Im Laufe der Geschichte des ,,Hin-duismus" wurden dann Göttinnen wie Parvati, Tara, Chin-namasta, die Mahavidyas und die Matrikas immer belieb-ter. Diese Strömungen weiblichen Kults mündeten in dieVerehrung einer Hauptgöttin, genannt Mahadevi oderauch Durga, Kali, lJma usw., je nach ihren verschiedenenFormen und dem Land, in dem sie verehrt wird. Sie ist diegöttliche shabti (Energie) des Universums.
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bunden Durch ihrt Hingtbe und ihren
Dienst nn Ktishna rvird sie zttr VermiilIe
rin seiner Gnadt (prasada, anugraha)und seiner Bamtherzigkeil (kripa). Sie isl
die persontf'uierte Liebe z:u Krislmt und d.er
Hauptkanal, durch den er seine Liebe zu
seinen Geweihten sendet Deshalb vird sitselbst zunr Objekt der Verehnmg. \Yie
Krishna im Brahma-vaivarta PuranaerklärL, gewährt er nur jarumd.em moksha[Erlösung], der Radha rchtet Er sagt sogar,
dass die Verehrung Rtdhas ilttn meln-
Freud.e berelle als seine eigene "'
Annretkungcn
t C Macken4ie Brown',,The Theolog of Rodha in the
Puronos'1 in, The Divine Consort: Radhaand the Goddesses of India, Houlg und
W"lJf (Hreg.), Be,kelg Re/gious Studies Series
1982, S. 69.
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us Sicht der Vaishnavas lässtdie Existenz dieser göttlichenweiblichen Energie (shakti)
auf einen göttlichen Energieursprung(shaktiman) schließen. Die Göttin hatalso ein männliches Gegenstück. Sitaist mit Rama verbunden; Lakshmigehört zu Narayana; Radha hat IhrenKrishna. So wie Krishna die Quellealler Formen Gottes ist, ist ShriRadha, Seine Gefährtin, die Quelle
aller weiblichen Formen kosmischerEnergie ßhaktis). Sie ist also die ur-sprüngliche Göttin.
Man kann den Vishnuismus als
eine Art Shaktismus betrachten, beider die purza-shakti, die umfassendsteForm göttlicher weiblicher Energie,
als vorherrschender Aspekt der Gott-heit verehrt wird, da sie in mancherHinsicht sogar den männlichen Gottübertrifft. Zum Beispiel gilt bei den
Ratlho, die Urgöttin, und Krishno
Shrivaishnavas Lakshmi (eine
der ersten ErweiterungenRadhas) als die göttliche Ver-mittlerin, ohne die niemandZugang zu Narayana findet. Undin der Gaudiya-Tradition ist diehöchste Gottheit eigentlich Radha,denn es heißt, dass Sie Krishnadurch Ihre Liebe beherrscht.
Uber die Oberhoheit der Urgöttinschreibt C Nlackenzie Brorvn, Pro-fessor für Religionswisser-rschaft undVorsitzender des Asien-Instituts ander Trinity Universitr,:
,,Rttllus . Rtrlle isf eng nril ihru SteL
Iung tls Kishnas Lieblingsf'reundin ver-
Durga, die
ursprüngliche
Cöttin der
materiellen
Welt
FoRMEN GoTTES
Rulhas Name ßt d.er gröfte Schalz. Krishnaspiell diesen Namen auJ Seirer Flöte untlerinnert sich ständig an ihn Sie ist dsFaden in jedem Gewehe, ist jed.es Yanlra,jerles Mtntra, jeder Veda, jn jedts Tantra.
Kannte atrch Slwkadevn tlit:ses gröfteGeheimnis, so Ii$ cr es doch im Vtrltorg'nen
ruhn. Krishna selbst kornmt hinab, es zu
erkrnrden; dennoch: seine TieJe entzog sich
nuth Ihrn
n der traditionellen Vaishnava-Literatur wird l(rishna mit derSonne verglichen uncl Radha
mit dem Sonnenschcin. Bcide existieren gleichzeitig, doch cines kommtvom anderett Dcnnoth wäre es
falsch zu sagen, dic Sonne käme vomSonnenschein. Und was noch wichti-ger ist - die Sonnc verlöre ohne denSonnenschein, ohne Ijitz-e und Lichtihrc Bedeutung Andersherum könn-tcn Hitze und Licht ohne die Sonner-richt existieren. Folglich kann manr on cirrer Kocrislerrz der Sonneund des Sonnenscheins sprechen,wobci drc ExisLenz beider voneinan-dcr abhängig ist Man kann sagen,
sie sind bcidc eins und doch von-einancler vcrschieclen.
Verkörperung von Schönhe itl:nd rasa,
Inbegriff von Seligkeit und Mitgefuhl,Vollendung aller Anmut und allen Glanzes,
Juwel aller Schläue, graziös in der Liebe:Möge mein Geist Zufluchtnehmen zu Radha,Dem Inbegriff aller Vollendung.
Hairom Vvas
P rabodhananda S arastati
Genauso ist auch die Beziehungzwischen Radha und Krishna durchgleichzeitige Einheit und Verschie-denheit gekennzeichnet Im Kernsind Sie ein einziges Wesen - Gott,der zum Zwecke des persönlichenAustatrschs in zwei getrennten Indi-viduen erscheint. Mit den Wortendcr Tradition: ,,Shri Krishna betörtdie Welt, doch Shri Radha betörtsclbst Krishna. Deshalb ist Sie diehöchste aller Cöttinnen. Shri Raclha
ist die alluml'assende Energie, undKrishna ist clcr Besitzer allumfassen-der Energie. Dass beide nicht ve r-schieden voneinander sind, wirclvon den offenbarten Schril'tcn bcstii-ligl Sie sind in der lal eins. so wicMoschus und sein Duft untrcnlrbarmiteinander verbunden sind oclerwie Feuer und Hitze einc Einheil bil-den. Radha uncl Krishna sincl also
,,Shri Krishna betört dieWelt, doch Shri Radhabetört selbst Krishna.Deshalb ist Sie diehöchste aller Göttinnen, "Chaitanya charitamrita, Adi-lila 1.95
eins, obr.l'ohl Sie verschiecicnc For-
men dngenummen habcn, um cincBeziehung zu genießen. - Darinbesteht Ihre geheimnisvolle lila" (Shri
Chdtanya chnrilanrila, Atli IiIn 4.95 9ü.Um die Iireude lhrer Liebesbe-
zichung zu stcigcrn, erweitert sichRadlra in dic z,rhlrcit hen gopis vonBraj. In dcn l'rühen Vaishnava-Schriften, wic dcm Haivnmshn ttndden ältcrcn Puranas, werclen dieindividuellen gopis nicht nament-lich gcnannt, sondcrn treten nurals Gruppc auf. Es hcißt dort, dass
Krishna sich m.it vielen Hirtenmädchen auf einmal traf. Doch im ßha
govatoflt kann man beobachten, dass
eine bestimmte gopi unter den ande-ren herausragt, insbesondere in derEpisode des rasa Tanzes Shukadeva,der Sprer her des llhagovnl. verrätzwar nicht ihren Narncn, abe r dieGaudiya Tradition erklärL, dass diesegopi Radha isl (wörtlit h,,diclcnigc.die Krishna am meisten crfrcut") Sie
und die anderen gopis wcrdcn im
N arndiy a, Padn ra rrncl Brahrna-vnivarto
Prrarra sowie in späteren Schriltcneingehend beschrieben. Radhas Stellung in der Vaishnava-Geschichtewurde jedoch erst im zwölften nach-christlichen Jahrhundert umfassendoffenbart, als Iayadeva Gosvami undNimbarkacharya in ihren Gedichtenüber Sie schrieben In den Werkender sechs Gosvamis von Vrindavangibt es eine Fülle an Informationen
über die gopis, insbesondere überRadha
In seinem Stntavali (r5 r-ro)bcschreibt Raghunalh Das
Cosv.rmi, rlcr große mysli-schc Poct unter den sechs
Gosvamis von Vrindavan, Radha so, als stündeSie direkt vor ihm: ,,Radhabringt mit Ihrem Liebreizselhsl Lakshmi [die Clüt ks
göttinJ zur Verzweiflung.Radhas seidenes Untergewand ist Ihre Bescheiden-heit. Ihr Körpcr ist clcgantverziert mit dcm SalranIhrer Schönheit und dcmMost hus glühcndcn shrirr-
gara rasas lsinnlichcr I-iebe] IhreSchmuckstückc sind aus neun kost-baren Juwclcn gclcrtigt: Ihrem Zit-tern, Ihren Tränen, Ihrem Erbeben,Ihrer Erstarrung, Ihrem Schweiß,lhrem Slammeln, lhrem Errölen,Ihrer Tollheit und lhrer Verzückung.Ihre Girlande besteht aus den Blumen einer erlesenen Auswahl ästhetischer Eigenschaften, und Ihr Gewandist mit dem reinen, köstlichcn P.rr-
ftim Ihrer beispiclhaltcn Tuger-rden
besprengt. Ihre Lippcrr sind gerö-tet vun dem BctelblatI lhrcr intensi-ven Zuneigung, und die Tückc IhrerLiebe ist ]hr Mascara Thre Ohrcnsind erviglich von glorreichcnRingen vcrz-iert - dem Klang vonKrishnas Namen "
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FoRMEN CorrES
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DI,C HTRTCNInADCI1CN\rON BRAJ
,,Die Energien fGefährtinnen] des Höchsten Herrnsind von dreierlei Art: die Lakshmis aus Vaikuntha, dieKöniginnen in Dvaraka und die gopis in Vrindavan. Diegopis sind die Besten von allen, denn ihnen ist es vergönnt,Shri Krishna, dem urersten Herrn und Sohn des Königsvon Braj, persönlich zu dienen."
Chaitanya - charitamrita, Adi-lila 1.7 9 80
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on allen gopis ist Shri Radhadie herausragendsle, da Sie
Krishna mit Ihrem bloßenBlick erfreuen kann Sic hat jedochdas Gefuhl, dass Ihre Liebe zuKrishna sich jederzeit zu noch grö-ßerer Höhe aufschwingen kann. Des-
halb erra,'eitert Sie sich in die zahlrei-chen gopis von Braj, um so KrishnasWunsch nach rasa (Beziehungen) bes-ser erflillen zu können-
Die gopis gelten als der kavya vyuha
Shri Radhas. Für diesen Ausdruckgibt es
keine direkte deutsche Ubersetzung,aber er lässt sich wie folgt erklären:Wenn eine Person gleichzeitig inmehr als einem Körper existierenkönnte, so könnte man diese Körperals kavya (,Körper'') vyuha (,,Vielfalt
von") bezeichnen. Mit anderen Wor-ten, diese Körperformen sind alle einund dieselbe Person, nehmen abereine unterschiedliche Position inRaum und Zei[ ein und haben unter-schiedliche Charaktere und Emotio-nen Da Radhas und Krishnas alleini-ges Ziel in Ihrer gegenseitigen Liebebesteht, existieren die gopis, um dieseLiebe zu fördern.
Die gopis sind in fünf Gruppenunterteilt, von denen die
wichtigste die der parama-
preshtha-s akhis (die achtHaupt,gopis) ist. Die gopis
dieser Gruppe heißenLälita, vishakhä, chi-
I oul derVoi'hno,o-ScÄrrf BhaJ<ti
ratnakara liebten die gopis KrrÄno
so sehr, doss sie ihrc Körper 7ur Form
eines Elefantenwreinten und lhm
gestotteten, oufihnen 4u rciten, um
Seinen Lotosfü$en die Berührung mit
den hei$en Sand in Bnj zu ersparen.
ckelt man allmählich prem4 Liebe zu
Krishna.Die Tradition sieht diä Liebe der
gopis eindeutig als transzenden-tale Liebe höchsten Ranges an undweist j egliche Anschuldigungenweltlicher Liebe zurück, wobei eine
klare Unterscheidung zwischen Lust
tra, Indulekha, Champakalata, Tun-gavidya, Rangadevi und Sudevi. Imesoterischen Schrifttum der Vaish-navas findet man viele Einzelhei-ten über ihr Leben und ihren Dienst,
wie zum Beispiel die Namen ihrerEltern und Gemahle, ihre Haut-farbe, ihr Alter, ihr Geburtsdatum,ihre CemülsstimmunS, ihr inneres
Wesen, ihre Lieblingsmelodie, ihreMusikinstrumente und ihre engs-
ten Freundinnen. Diese Elementebilden d jc Crundlage eincr innerenMeditation (sadhana), die den Devo-tee zum spirituellen Reich erhebensoll. Durch solche Meditation entwi-
und Liebe getrof-fen wird Die Liebe
der gopis ist theo-logisch untermau-ert und stellt diehöchste Entwick-lungsstufe spiritu-ellen Bewusstseins
dar, ähnlich wiedie ,,Braut Christi"in der christlichenTradition oder die
,,Göttin" in der kabbalistischen Mys-tik. Gopi-Liebe ist die reinste Liebe,
die eine Seele flir ihren göttlichenUrsprung haben kann. Die einzigeAhnüchkeit, die diese Liebe mit welt-licher Lust hat, ist rein äußerlich.
DIC "fLANZC
DCR HI,NOABCIm allumfassenden theistischen Lehrgebäude des Vishnuismus haben sowohl apersonalistische, pantheistische,panentheistische wie auch monotheistische Vorstellungenihren Raum. Auch animistische Auffassungen trifft mandort an; so wird zum Beispiel Phänomenen der Natur eine
inhärente Gottlichkeit zugesprochen. Die Grundlage sol-cher Denkbilder ist die Bhagauad gita, wo Krishna sichselbst als den ursprünglichen Duft der Erde beschreibt, als
das Licht der Sonne und des Mondes, den bluhenden Früh-ling, den reinen Geschmack des Wassers, usw. In der Tat,das gesamte All gilt als die ,,kosmische Gestalt" Krishnas.
as rvolrl volkstiinrlit hste rlevi, cinc pflanzlit lrc Gest.rlt VrinclaI3cispicl fiir solr lrc Vcrki)r r]crris, rlt'r Collin <lcs l\Ialclcs vonpcrungcir Krishrras irn
Rci< h cler Natur ist Gov.rrrllrnn,eiu lclsigcs [[iigcllancl, cl.rs
einsl iron eint'nr stolzcn l]<'rg crlr,rllt'rr rnögt'n Ihregt'z-icrt r,r,urclt' I)it' l(ic-sel Lrncl Steinr' ,rn <len
LT.rl<l<'n (,ovar<lh,rns
sinti, iihnlich rvit'clic s< hwarzen Sha
lagr,r rr-sh i la Sl<'inc',
clcn \',rishrav,rs hcilig trnrl werclcn von ihnt'rrrrrit urnIangr<'it hcn Ritrralt'nnrintrziiis vcrt'lrrt l'ür clt'n
Vaishnava ist tlics cin ZcLrg-
ris fiir clie ZLrgiinglichkci(
stclltrrg: Sic sc hrniickt clcn l\ralcl Vrintlava rrs nr i t cl u I ti'rtt lcn Bl ttnr<'ng,i rla rrcit'tr
rrntl sorgI lür nrcloclischt'l(liirrge, Lrnr
fiir <l<'rr TrelllrLrnkr R.rclhas Lrrrcl l(rislr-n as t'i lr<' z(rLrL)crh(l Itc Tclvl lt' zr-r gerlü h r-
lcislcn Alles - aut Ir Wc'tlt'r, lilora tttrtlFaLrna - lnlrss g( n(lLr R.r<llrtrs trncl T(rislt-
n as (it'st hurtrck t'n I s Jrrcc ht' tr \/rirrcla<lt'r' i
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,,Der Höchste Herr ist l(risl'ura, uncl clie TIalbgöttcr sind mitvcrschicclcncn Kräftcn ausgestattet, run die materielle Weltzu lenkcn Die Halbgötter sind feber'r,esen mit verschjcclc-
nen Graden materieller Macht Sie könncn nicmals clcm
Hiichsten llerm, cler Ntrrayana, Vishnr.r o(lcr .lLrch Krishnagenannt rvircl, gleichkommcn "
- His Divine Grace A C. Bhaktivec{anta Sr,r,ami Prabhupacla(BI mga vatl gil tr tvit sit isl I I 2, lirlärL tertr ng)
Shiva, der Asket im Aschekleid und der Fürst der Yogis,ist eine der meistverehrten Gottheiten Indiens. Um sei-
nen Hals trägt er eine Girlande aus Totenschädeln; in einerHand hält er eine Schlange, in der anderen einen Drei-zack. Unter den Namen Mahadeva (,,großer Gott")und Nataraja (,,Herr der Tänzer") wird Shivä (,,der
Gnädige") in heiligen Städten wie Benares angebetet, woseine Verehrer ihm ihr Leben weihen. Ein Vers aus den hei-ligen Schriften erklärt Shivas Beziehung zum Höchsten:
,,Der Ganges ist der beste aller Flüsse, Achyuta (Krishna)die höchste aller Gottheiten und Shambhu (Shiva) dergrößte Vaishnava. "
selbst. Diese Ansicht ist nicht ganzunbegründet, denn zum Beispiel
eins, denn sie alle sind avatars, ß,rwei-terungen des Höchsten zum Zweckeder Schöpfung, Erhaltung und Ver-nichtung In dieser Funktion werdensie als guna avatals bezeichnet, als
Beherrscher der Erscheinungsweisender Leidenschaft (verkörpert durchBrtrhma, dcn Schöpfer), der Tugend(verkörpert durch Vishnr.r, den
DIE HALBoöTTER
S hrimad Bh agau at am L 2, L3. 1 6
D as Xlahablnrata (Anuslnsana-ponro
r55) bestätigt ebenfalls, dass Vishnu
tionsgemäß Shivazugerechnet werden -in der Liste dereintauscnd Namen\rishnus aul Einc
solchc Gleichstel-lung Slrivas rnit
dem tIöchsten Ilerrn,Vishnu, hat in vielenclen Glauben erweckt,dass die Götter, vondenen in den vedischcnSchriften dic Rede ist,
letztlich eins seienBei genauerer Betrachtung der Schrilten
wird man iedoch feststeller-r, dass es sehr wohlauch Gründe gibt, zwischen Shiva und Vishnu zuunterscheiden Nach Aussage der Bhagavtd gitn,deren Autorität von praktisch allen Transzenden-talisten Indiens - Vaishnavas wie Shivaiten -anerkannt wird, ist Vishnu (Krishna) der urersteIlerr, dem sich sogar Shiva beugen muss. Krishnabezeichne t sicl'r selbst als den Ursprung allermateriellen und spirituellen Welten (ro.B). Arjunabestätigt cbenl'alls, dass Krishna der Höchste ist(ro.rz). Bereits im RigVerln wird Vishnus (unddamit Krishnas) Oberhoheit klar herausgestellt:
,,Die lotosfüf3e Vishnus sind das höchste Zicl allertlalbgötter Diese Lotosfüße des Ilerrn sind sostrahlend wie dic Sonne am Himmel.,, (Rig VedaSanlüta tzz zo)
In seinem Kommentar zum ShrinladBhagavalam(5 9 16) sagt Shrila Prabhupada: ,,Der Flerr erwei-lert sich in drei Formen - Vishnu, Brahma undShiva - zum Zwecke der Erhaltung, Schöpfungtrrrd Verni< hlung. Von diesen drei llauplgoilhei-tcn der Ersche inungsweisen der materiellen Naturist Vishnu der Allmächtige Obwohl Er zum Zwct ke der Erhaltung in die matcriellc Natur her-absteigt, bleibt Er von deren Gesetzen ungcbun-<lcn Die anclercn beiden, Brahma r_rnd Shiva, sinclzwar fast ebenso mächtig wie Vishnu, unterstehcnjcdoch der Herrschaft der mate riellen Energie clesllöchste n Hcrrn "
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größte Gottgeweihte, sondern Gott chen einen Gottheit
erklärt Vishnu selbst im ShimadBln und Shiva nicht verschiedengavatilnt(4z.Sd:,,Brahma, Shiva und voneinandersind, undlch sind der Urgrund der materiellen fuhrt sogar dieSchöpfung. In gewissem Sinnc sind Namen Shiva, g. . iwir eins, aber letztlich birr allein Ich Sharva, Sthanu, ^n \die Uberseele, der Ungeborene, der Ishana undZeuge allen Geschehcns." Mit ande- Rudra - dieren Worten, die drei Gottheiten sincl tradi-
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SHIVA LINGAMEine ungervöhnliche Ve rehmng Shivas istder Kult des so genanmen lingan, eines iko-nisches Bildnisses in Form von Sbivas Genita[. Die asketischen Lingayats, auch Vra-Shivas genannt, sind besonders in Südindienverbreitet. Sie tragen kleine shiua,lingams(Phallussymbole) an ihrem Körper Damitwollen sie sich an ihre eigene,,Shiva-Natur"erinnern, die nach ihrem Glauben d,rr.hstrenge Askese und Yoga,übungen erwecktwerden kann
Der shiua-lingam-Kulr har einen inre-ressanten Ursprung Eines Tages bekamShivas Gemahlin Parvati Mideid mit einerGruppe von Veisen, die in ihrer Valdbe-hausung srrenge Askese übten Sie bat Shiva,ihnen höhere Erkenntnis zu gewähren undsie von ihren Bußübungen zu erlösen Shivaaber weigerte sich, denn er war der Arsicht,die \Weisen seien noch nicht frei vot Zorn.Zum Beweis erschien er als gut aussehenderYogi in dem'{/ald und verführte die Frauender rüZeisen. Zornentbrannt griffen die lffei-sen Shiva an und kastrierten ihn Sobald siedies getan hatten, verschwand der Yogi, undder gesamte Kosmos erbebte. Da erkanntendie \Teisen ihren Fehler und baren Shiva, ermöge ihnen vergeben und die Velt verscho-nen. Shiva erklärte sich bereit, ihnen zu ver-geben, unter der Bedingung, dass die \Wei,
sen ihn von nun an in Form seines lingamverehrten
Heutige Shiva-Verehrer fertigen /ingamsmeist aus Stein, Marmor oder Metall an. Esgibt aber auch /ingams ats Sand oder Kies,und manchmal werden sogar /iryam" inForm von Ameisenhügeln verehrr Solchennatürlichen Formationen, wie etwa auchdem Amarnarh Lingam, einem nie schmel,zenden Eisgebilde, wird die höchsre Ach-tung erwlesen,
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Durga ist die Gottin der materiellen Schöpfung.Ob sie nun bei ihrem griechischen Namen (Gaia) genannt
wird, bei ihrem afrikanischen (Oshun), ihrem ägyptischen(Isis) oder einem der Hunderte anderer Namen, unterdenen sie auf der ganzenWelt bekannt ist es handelt sichimmer um die gleiche Gottin. Sie ist Mutter Erde, im Sans-
krit Bhu genannt. In der Brahma-samhita (5.43) wirderklärt, dass die materielleWelt der Schauplatz ihres Diens-tes ist. Es heißt dort weiterhin, dass es vier Ebenen der
Existenz gibt.
In dem soeben zitierten Vers wirddie Obergottheit Devi clhams mitNamen flenalrnt - Durga, eine Ciittirr,deren äußere Erschcinung sowohlfurchterregend a ls ar-rch symbolischist Oft wird sie mil zchn Armcn dar-gestellt, die zehn Artcn l<armischen
Handelns verkörpcrn. Sic rci[ct aufeinem wilden l-öwclr, dcr lür ihr Hel-dentum steht, und z-crtrampelt dabeiMahishasura - einen Büffelclämon,dcr die Laster symbolisiert, die vonihr ve rnichtet werden Durga ist dieGcm.rhlin Shivas Sie hat zr'vei Söhne,
Karttil<eya und Ganesh, rvelche Verl<örpcrr:ngen von Schönheit bzwErlolg sincl Aul3erclern hält sie inihren Hlinden einc Schlangc, ciic clen
nagenden Einfluss dcs Zahns clcr Zeitdarstellt, son.ic zwanzig vcrschiedeneWaffen - die zr.r,anziS Artcrr frommerHandlungJen, die in dcn Vcclcn zurBekärnpfurrg von Llntugcndcn e mp-fohlen werden
Durga inl<arniert sich in rnannigfa-chen Formcn Obr.r,ohl diese Formen,
DIE HALBGÖTTER
ie höchste Ebene ist Krish-nas heimatliches Ccfi ldc,rlas Ilerzstück des Cottcs-
rcichcs. Daruntcr bcfindet sich Hari-dham (V,riktrnlha) - nor h immerdic spiritucllc Wclt, aber nicht rnehr
I,anz so crh.rbcn wic Krishnas l{eichNoch wcitcr untclr licgt Mahesh-dham, der Aulentha]tsort Shivas undscincr Gen,cil.rten Schließlich gibtes dann noch Devi dham, die matc-rielle Welt, wo die Göttin (die N4ut-
ter des Universums) ihren Einflussauf die dortigen Lebewesen ausübt.Devi-dham ist in vierzehn Planctcn-s)/steme aufgeteilt Die Brnht t n-san-fiita rveil3 lrolgendes über die Göttin7-u sdScn: ,,Dic äußcre Energie Ldes
Hc-rrnJ, N'Iaya, dic vom Wcsen her eiuScl'rattcn dcr chit [Wisserrs-JEnergie ist,
wircl von allcn Menschen als Durgavcrch rt, dic crscl'raflcr-rde, erhaltendeunci vcrnichtcncle Macht dieserWelt. Ich vcrchrc dcn urersten Herrn,Govinda, nach dessen Willen Durgasich in ihrem Tun richtet "
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azu schreibt Fritjof Capra in Das
Tao d.er Physik:
Maya bedeutet . nichl, dass die Welt
eine Illusion ßt, wie oJt JäIschlichervveisebehauptet wird Die lllusion liegt lediglich
in unserer Betrachtungsweise Mayt ist
die Il|usion, [unsere relalive Sichtweisel firdns Wirkliche zu hdlen, die Laudkarte mildem Land zu vent echseln."
Shrila Prabhupada definierte maya
als ,,das, was nicht ist", währendsein Lehrer, Shrila Bhaktisid-dhanta Sarasvati Thakur,sie als ,,das Messbare"definierte. Diese bei-den Definitionenscheinen wider-sprüchlich zu
sein Wie kannetwas mess-
bar sein, wasgar nicht exis-tiert?
Die Antwortlautet: Diematerielle Weltexistiert sehrwohl, ist aber ver-gänglich Sie gleichteinem Traum, der eine
Zeit lang Bestand hat, dann jedochdahinschwindet Wenn Prabhupadamaya als,,das Nichtexistente" bezeich-net, meint er damit das undauerhafteWesen der materiellen Existenz Sie
,,ist nicht", denn schon bald wird sie
sich in Schall und Rauch auflösenAuch Bhaktisiddhanta Sarasvatis
Definition mnyas bezieht sich auf diematerielle Existenz: Materielle Dingesind messbar, spirituelle hingegensind ohne Ende. Die materielle Ener-
gie ist per dcJinitionem vergänglich undbegrenzt (messbar), die spiri-
tuelle dagegen ewig undunbegrenzt (unmessbar)
Obwohl also Prabhu-pada und sein Leh-
rer bisr.r'eilenunterschiedlicheAusdrücke benut-zen und das
Thema von ver-schiedenen Sei-
ten her betrach-ten, beschreibenletztlich beide
maya auf die glei-che Weise, nämlich
als das Grundprin-zip der materiellen
Existenz.
Die Halbgöttin Nlay,a i1rr.h *utoder Durga genannt) ist die Ver-körperung der materieller-r ExistenzShaktas (ihre Verehrerl preiscn sieals die höchste Göttin, die A,,tutrer
der Schöpfung. Interessanterr,r,eisesind die Wörter ,,lVlutter" (sanskr.:
nala;lat: mater) und ,,Materie" ety-mologisch miteinander verwandt. Isbesteht also bereits ein sprachlicherZusammenhang zwischen der Göttinund der materiellen Natur.
,,Die Göttin Durga", schreibt Prabhu-pada, ,,ist die llihrende Gottheit dermateriellen Welt, welche aus mate-riellen Elementen besteht. Die Halb-götter sind als kosmische Ver-ra,ralter
fur bestimmte Aktionsbereiche dermateriellen Welt verantwortlich, undsie alle unterstehen dem Einfluss dermateriellen Energie, Maya."
Durga (Mayadevi) bedeckt die
Die ehrfurcht-gebietende Gottin
wird oft mitvielen Armen darge-
stellt. Sie reitet aufeinem wilden
Tier und beeinflusstdie Bewohner dermateriellen Welt.
Lebenesen mit ihrer mystischenKraft und ermöglicht ihnen somit,ihre lllusionen in der materiellenlVelt auszuleben trVenn sich jedochein Lebewesen wieder dem spiritu-ellen Bervusstse in zuwendet, wirdMayadevi sir h als Yogamal a zeigen,ihr eigenes spirituelles GegenstückYogamayas Aulgabe in der materiel-len Welt ist genau das Gegenteil vonMayas Aufgabe Während N,Iaya eineSituation erschafft, in der das Lebe-wescn ein illusorischcs Dasein inGottvergessenheit führen kann, sorgtYogamaya für eine Atmosphäre, inder das Lebewesen die Illusionen derWelt durchschauen und sich einervertraulichen Beziehung mit demUrgrund allen Daseins erfreuenkann
DLe rAU"SCH enDe eneRoleDie Grundbedeutung v on ma)) a. ist schlicht,, I llusion " . I-weiteren Sinne bezieht sich dieses Sanskritwort allgemeinauf die ,,materielle Existertz" . Das heißt jedoch nichtetwa, dass die gesamte materielle Existenz illusorisch sei.
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DIE HALBCÖTTER
it seinem menschlichen Rumpf, seinemElefantenhaupt und
seinem runden Bauch ist er von allenIlalbgöttern wohl am leichtesten zu
erkennen llildliche Darstellung,envon ihm findet man an clen Wändenvon Tempeln, Geschäften und Woh-nungen in ganz Indien. Er wird imStehen, im Sitzen oder auch in Tän-zerpose abgebildet, wobei sein fröh-liches Elefantenantlitz stets gerade-
aus blicl<t. Als Vy.rsadevas Sekretär
schrieb er einen Teil der vedischenLiteratur niedcr, wobei ihm Vyasa
deva Vers liir Vers diktierte [olg-lich wird er manchmal mit Stift undPalmblatt dargcstcllt Ihm fehlt einStoßzahn, und auI manchen Abbildungen sieht man, wie Ganesh
e inen leil davon in einer seincrvier Hände hält. In eineranderen Hand hält er
ein Beil (parashu), dasnach Aussage eini-ger Schriften daflirbestimmt ist,,,IIlusio-nen unrl Trrlehren zu
zerhacken". Mit eirrer weiteren Handdrückt Ganesh Furchtlosigkeit undBeruhigung aus (v arada-hasta mrdra).
Außerdem hält er einen Stock (anku
sha) so wie ihn gewöhnlich Elefan-
tenbändiger tragen Dieser Stock
steht ftir Ganeshs Beharren auf guterSchulung (sadhma) und spirituellerDisziplin. Oft sieht man Ganesh miteiner Schlinge (pnshu) in der Hand,wie sie zum Abrichten wilder Tiere
benutzt wird; damit soll die Beherr-
schung von Lust und Leidenschaftangedeutet werden. Und marrch-
mal wird Ganesh auch mit Srißigkei-ten (modaka) in der IIand dargestellt,
dcnn daflir soll er eine übermäßigeVorliebe haben - was scinen wohlge-nährten Bauch erklärt.
Nach Aussage der vedischenSchriften ist Ganesh ein ,,Sohn"Shivas und Parvatis, wenn auch
nicht im herkömmli-chen Sinne In einer Ver-
sion seiner Gebr-rrts
g,eschichte kann manlesen, dass Shiva aus sei-
nem eigenen Leib cinen
Sohn ,,herworbringt" Das Kinclwächst zu einem stattlichen Knabenvon charmantem l,Vescn heran undwird schließlich ein Frauenheld. Par-vati ist von den Affären ihres Soh-nes nicht sonderlich begeistert undverflucht ihn schließlich clazu, scineSchönheit einzubüßen So bekommtGanesh clen Kopf eines Elefantenund einen dicken Bauch Ganesh istentsetzt, da das Ende seines Lieb-lingshobbys damit besiegelt schcint,Nach einiser Zeit aber findet er zlveiFrauen, die sich von seiner körperli-chen Unvollkomrnenheit nicht täu-schen lassen und seine Cemahlinnenwerdcn: Buddhi (,,Wcisheit") und Sid-dhi [,Erfolg") Im Lau[i: der Zeit wirdGanesh der Herr von Shivas GefolgeDa er sich einen Namen macht alsjemand, der Halbgörtcrn und Gottge-weihten Hindernisse aus dcm Wegeräumt und Dämonen Hindernisse inden Weg legt, wird er auch Vinayaka(,,der Bese itiger lvon Hindernissen]")und Vighneshvara (,,Herr dcr Flincler-nisse") genannt.
Nach eincr anderen, volkstüm-licheren Version vorr GaneshsGeschichte wünscht sich Parvatieinen Schutz vor ihrem leiden-schal'tlichen Gemahl, besondersbeim Bade Folglich erschafft sie aus
ihrem eigenen Scl-rrveiß einen Sohnund ernennt ihn z-u ihrem persönli-chen Kammenvächter Bald daraufnähert sich Shiva. um ParvaLis Privatgemächcr zu betreten Garrcsh,
der ihn nicht kennt, venvehrt ihmden Zutritt r-rnd stößt ihn gewalt-sam zurück. Shiva, der sich kcinerlei Beleidigungerr gefallen lässt, bebtvc>r Zorn und ru l't seine Diener (dic
ganns) herbei, dic diesen allzu ger,r,is-
senhaften lVächter aus dem l,,Vege
schaffen sollen Doch Ganesh besiegtsie alle, einen nach dcm anderenSchließlich erscheinl Vishnu amOrt des Geschehens A4it Tlilfe Sei-
ncr mystischen Kräftc (shnkti) ruft Erallgerneinc Venvirrung hervor undermöglicht cs somit Shiva, GancshsKopf abzuschlagen. Als Parwati sieht,was mit ihrem ,,Sohn" geschehcn ist,
gerät sie in Rage. Sie beschlicßt, einegroße Schar von Göt-tinnen auf die IIalbgöt-ter zu hetzen So machtParvati den erlauchtcnGöttern klar, dass sieihre Königin nur dannbesänftigten können,wenn sie ihren Sohnund Wächter r,viecler
zum Leben erweckcn.Notgcdrungen willigtShiva ein und befiehltden Cöttern, nach Nor-den zu gehen und demerstcn Leber.r,esen, demsie bcgegnen, den l(opfabzuschlagen. Dieser Kopl solle dannauf mystische We isc auf den Rumpfdes gerade enthaupteten Ganeshgesetzt werden, der dann r.r'ieder zu
Ber,vusstsein kämc. Wie es das Schick-sal so wollte, war das erste Lebewc-sen, das den Göttcrn über den Weglief, ein Elefant
Alle Religionen enthalten Ele-mente, die die Grenzen von logikund Vcrnr-Lnft überschrei tcn.
Wcm nun die Geschichte vonGanesh phantastisch oder unglar.rb-lich erscheint, der sollte sich nachdern Gruncl dafür fragen: Allesandere rvürdc dem l{resen Gancshsn'idersprechcnl
SDI,C OOTTHCI,T lnI,T DCInCLCfANTCNHAU"PT
Ganesh, die Gottheit mit dem Elefantenhaupt, wirdweltweit von einer Milliarde Hindus verehrt. Oft sieht
man sein Abbild an Pforten und Türen prangen, sozusa-
gen als Schutzpatron des Hauses; denn es heißt, er räume
Hindernisse aus dem Weg und wirke üblen Einflüssen ent-gegen. Außerdem wird er direkt vor Beginn religiöser Zere-
monien verehrt im privaten wie im öffentlichen Rahmen
und ist somit als der ,,Herr der Anfänge" bekannt.
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DIE HALBcÖTTER
DAS CRSTC oescnöprNach Darstellung der Puranas beginnt die Schöpfung des
materiellen Kosmos mit Rrahma, einem vielkopligen Halb-gott, der den höchsten Planeten des Alls (Brahmaloka)bewohnt. Einer seiner Namen ist Pitamaha, der Groß-vater, denn er ist das ersterschaffene Lebewesen und derursprungliche Lehrer (Guru) der Weisen.
:ii " aishnavas achten Brahma Kals eine Erweiterung des d imHerrn (gunrwalar) zustän 5l hrieben.
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dig für die Erschei-nungsweisc dcrLeidenscha ft. Brahmas leidenschaItli-ches Wesen findctauch seine prakti-sche Anwendung,und zwar im Werkder Schöpfung Erist der Schöpfergottturd der Urahn derMenschheit, wäh-rend Vishnu als
Gott dcr Erhaltungdie Erschci nungsweise der Tugendbeherrsch t. ShivasAufg.rbe ist die Zerstörung, uncl er ist der Ilerr derErscheinungsweise der Un w isscrrheit.lm volkstümlichen Hinduism r-rs gcl-ten die Mitglieder dieser Triadc vonavatars (trimurti) als gle ichrangige Verkörperungen ein und dcssclbcn Got-tes. Bei aufmerksamem SLudium dcrSchriften zeigt sich jedoch, dass Halb-götlcr r'r,ie Shiva und Brahma demHöchsten Tlerrn (Vishnu bzw
DIE HALBcOTTER
Zu l3eginn dcr Schöp-fung wird er auf cincrLotosblumc gcbo-ren, die dem göttli-chen Nabel Vishnr-rs
entsprießt. Allein inder Fremde dieserneuen Welt, versuchter etüras über seineneigenerr Ursprungherauszufinclen, denner weiß weder, werer ist, rroch kennt erden Sirrn dcs Lebens.
So steigt cr anr Stängel des Lotos herab,firrdet aber kcincAntwort auf scine
Fragen Schließlich vernimmt crdie Stimme seines Herrn uncl Meis-ters, Vishnu, der zwei Silben aus-spricht: ,,la pa" (wörtlich ,,Askese" und,,Buße") Brahma, der die Bedeutungs-tiefe dieser Silben erkennt, ftigt sichder Stimme aus dem All und ver-senkt sich ftir eintausend himmli-sche )ah rc (d,rs cn lsprit ht ein igerr
Milliarden Erdcn jahrcn) jn A4edita
DIC OOTTTN DCS LCRNCNSBereits in den ältesten vedischen Schriften wird Sarasvatials dieWeisheit in Person gepriesen. Ihr Ruhm hat auch aufdie buddhistische Tradition übergegriffen, in der sie als dieGemahlin Manjushris, des Gottes derWeisheit, bekanntist. Das Shrimad Bhagauatam (1,,2.a) verkündet, dass ihrName vor jedem Rezitieren dieser heiligen Schrift angeru-fen werden sollte. Damit wird ihr eindeutig eine Sonderstel-lung unter den Göttern eingeräumt wieder ein Hinweis,dass das Weibliche in der Vaishnava-tadition keine unter-geordnete Rolle spielt.
ach Aussage der Puranas
inkarnierte sich Sarasvatisowohl als Gemahlin Brah-
mas wie auch als der heilige Fluss
Sarasvali ln Brahmas Verwirrungüber seine Schöpfungsaufgaben wares Mutter Sarasvati, die ihm zu Hilfekam (ßrahma-samhiLa 5.24-25) Sie gabihm das Gayatri-Mantra und ver-sicherte ihm, dass allein durch dieMeditation über dieses Mantra allseine Wünsche in Erfullung gehen
würden Wie bereits erwähnt, folgteBrahma ihrem Rat, und so wurde dcrmaterielle Kosmos erschaffen.
Auf bildlichen Dars tellungen trägtSarasvati elegante weiße oder roteGen'änder und sitzl. meist auf einerLotosblume In ihren Händen hältsie ein Buch (als Symbol der Gelehrt-hett), japa Perlen (die, ähnlich wie einRosenkranz-, zum Zählen von Gebe-len bcnul/l werden) und eine vino(ein trad itionelles indisches Saiten-
DER FLUSSSARASVATIDie berühmte SarasvaLi fließrdurch den Norden Indiens,und laut dem Mababharata(Adi-parua ß.ry) wird jedea
der von ihrem \Tasser trinkt,von aller Sünde befreit. Lei-der ist der Fluss nicht so leichtausfindig zu machen. Vor Täu-senden von Jahren, währendder Zeit des RigWda, war dergenaue Verlauf der Sarasvati
offenkundig, doch heute istder Fluss de facto unsicht-bar. Jedenfalls wird man aufeiner Erkundungsreise durchNordindien vergeblich nachihm suchen. Allerdings heißtes, dass große Yogis ihn nochheute sehen können, wenn sie
nach Allahabad pilgern, demOrt des Zusammenfussesvon Sarasvati, Ganges undYamuna.
Geologischen Zeugnissennach zu urteilen ist die Sara-
svati (im geologischen Fachjar-gon Ghaggar-Hakra genannt)um rgoo v. Chr. ausgetrock-net. Mit Hilfe von Infrarot-aufnahmen aus dem All ist es
jedoch gelungen, den einst-maligen Verlauf des Flusses
zu rekonstruieren. Demnachsoll die Mündung der Sara-
svati nahe dem Golf vonKatsch gelegen haben, gleichneben der \7üste Tharr. Pil-ger können also immerhin dieGegend besichtigen, wo derheilige Fluss einst den Durstselbswerwirk] ichter Seelen
stillte.
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instrument) Im Rig Veda hat Sarasvatieine Beziehung zur Göttin des Klangs(Vak) und wird oft auch als Göttin derMusik bezeichnet Oft reitet sie aul'einem Schwan, manchmal aber auchaul'einem Widder, einer Eule, e inemPapagei oder einem Pfau Sie ist dieEssenz allen 'l,Vissens. Das Entstehenvon Gedanken, die sich zu ergötzli-chen, kunstvollerr Worten formen, istauf ihre Gnade zurückzufuhren
anuman gehört zu denbel iebtesten hcil igen Per-
sönlichkeiten Indiens. Atrfbildlichen Darstellungcn sieht manihn oft mit gefalteten l{änden vorseinem llerrn (Ramachandra) knien,daneben Sita (Ramas Gemahlin) unclLakshmau (Ramas Bruder).
In Valmikis Ronrnynrrn tauchtHanuman zum ersten Mal im vier-ten Buch (Kishkindha-knnda) au{, docherst im fünften Buch (Srurdnrn-kandn)
rückt cr ins Rampcnlicht Dort erl^ah-
ren wir von seiner vorbildlichen IJin-gabe an Sita und Rama. Manchmalwird Ilanuman sogar dargestellt, wieer sich die Brust aufreißt, um Ramas
Bild in seincrn Ilerzen z-u offen-baren. Auf anderen Abbil-dungen sieht man ihrr , ,/imit einem Fclsen cles
Himalaya clurch dic .;'
Lüfte flicgen odermit seincr typi- ischen Handstel- :. "lung 0rrrrdrn) dieFurcl-rt vcrtrei-ben (abhnyn) undSegnr-rngelr geben(varada).
Im letztcn Buch des llomayant(Ultara kanda) berichtet der WeiseValmiki von Hanumans Geburtund Kindhcit. Als kleines Kind hieltHanuman cinst die Sonnc l'ür eineFrucht. Bei scinem Versrrch, nach dcrSonne zu grcilen, schmettcrte ihnder Halbgott Indra zrrr Erde hernic-der und brach ihm mit einem Dorr-nerkcil dcn Kiefer Hanr-rmans Vatcr,der Windgott, hattc Erbarmen mitseine m Solrn und vcranlasste andereGöttcr dazu, ihn mit Scgnungen z-u
übe rsch[itten. So erk]iircn sich Hanu-mans au ßcrgewöhnlichc Körperkraftund seine übernatürlichcn Fähigkei-ten. In seincm jugendlichcn Ubermut
zerstörtc Hantrman später die
. Ashrams von Waldasketen,dic ihn daztr vcrfluchten,
seine besonclcren Kräfteso langc zu vergesscn,bis er Ramachandra
begcgncte. Dannwiirclcersicheincs
Bessercn besinnenund scine Kräfte nur
noch zum Wohl allcreinsetzen.
sächlich ein Affe. Vtrlmiki beschreibl ihn mit dem\Norlvnnnra, rvas ursprünglich ,,dem Wald eigen" oder
,,Waldtier" bedeutete, doch später rvaren damit insbe-sondere Affen gemeint. Flanuman legte oft die typi-schen Eigenschaften seiner Nachfahren an den Tag.
Wie das Ronnyano (5.55.rrr) zu berichlen weiß, spranger gern von Baum zu Baum und war bisr,veilen einrechter Störenfried
In anderer Hinsicht aber gleichcn Hanuman undseine Affenbrüder mehr den Nlenschen. Daran kannes keinen Zweifel geben, denn Valmiki beschreibt ihreSprache, ihre Kleidung, ihre Bestattungen, Behausun-gen und rituellen Feste. Mit andercn Worten, Hanu-man und d.ie vanaras des Treta-yuga (einer Zeit vorHunderttausenden von Iahren) waren halb Menschund halb Affe. Doch gleichzeitig waren sie eindeutigauch halb-göttliche Wesen. Ausgestattet mit allenmystischen Vollkommenheiten, konnten sie jedebeliebige Gestalt annehmen und sich groß oder kleinmachen. Valmiki schreibt, dass Hanuman in die Luftspringen konnte wie ein Zauberwesen. Seine größteKraft jedoch, so Valmiki, war seine Hingabe an Rama.
tl-Rn RnDer Anblick von Affen ist in großen Teilen Indiens nichtsUngewöhnliches. De- Hulman, einem hoch gewachse-
nen Schlankaffen mit hellgrauem Fell, langem Schwanz undtiefschwarzem Gesicht, begegnet man sowohl in den Wäl-dern als auch in Ruinen und an Pilgerstätten. Es heißt, er sei
ein moderner Abkömmling des Affenhelden Hanuman, derals Diener des Gottes Rama berühmt ist.
HANUMAN: COTT
ODER DEVOTEE?Im mittelalterlichen Indienerschienen viele Dichtun-gen, wie zum Beispiel das
Hanuman-c h alis a, die Hanu-mal zu einem Gott erho-
ben. Vele Menschen inIndien sind so beeindrucktvon Hanumans erstaunlichen
Fähigkeiten, dass sie fün als
eigenständige Gottheit arrse-
hen, unabhängig von Rama.
Die vedischen Schriften wei-
sen jedoch deutlich daraufhin, dass Hanuman und die
uanaras G ottgeweihte sind,
nicht Gott selbst. Im gesam-
ren Sundara-handawirddie übergeordnete Stellung
Ramas klar herausgestellt. Inherrlichen Monologen hältHanuman dort von Hingabe
durchdrungene Lobreden aufRama. Folglich ist Hanumaneindeutig ein bhahta, elnDeYotee, und Rama ist Bha-
gavan, der Herr.
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einer Aufführung des Romolana
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F WCLTALTERIm Gegensatz zurn linearen Zertrnodell des Wes-tens beschreiben die heiligen Schriften Indiens ein zykli-sches System, das dieZeit in so genannte J ris (Weltal-ter) einteilt, die ineinander übergehen und sich periodischwiederholen. So ist auch unsere gegenwärtige Epoche nurTeil eines dieser endlosen ZykIen.In der Natur und imtäglichen Leben können wir die gleiche Gesetzmäßigkeitbeobachten: Die Jahreszeiten und die Tage derWoche etwakehren immer wieder zurück, und auch der Wechsel vonTag und Nacht vollzieht sich nach diesem Schema.
B r ah m as Le b e nstl au e r e nl
spr tchl: der des Lhruerrlms,
dos intmer urerJer erschaffen
und prslörl uird Mityder', Neuschöpfung des lJnier, sums uird auch ein neuer
', Brohno geboren. Wöhrend
,' Brohmos Lehen fndenregel mi;$ig uo I lstöndige un d
po rti elle Ve r ni chtu nge n statl
Brahmas legenuörtgerTog begonn w knapp 2
ltfilliorden Johren
5chöpfungI€llschöp1unq
Das Leben Brahmas
KALPA (Brahmas Tdg)
4,32 Milliarden Jahre (r4 manvantaras + t5 sandhyas)Brahmas Nacht hat die gleiche Länge
MANVÄNTARA
306,72 Mio Jahre (7r divya-yugas)
Vern ichtungTellv€rn chlung
iese Dinge sehen indischeWeise als einen Hinweisauf eine Systematik, die
alle Bereiche der Realität durch-dringt: .Auch das Leben endet für sie
nicht mit dem Tod; vielmehr wirddie Seele in einem neuen Körperwicdergeboren. So durchwandert sie
einen Kreislaufvon Geburt und Tod,ähnlich dem Zyklus der Weltalter
Diese großen kosmischen Z),klenwerden rlivya yugas genannt nnd set-
zen sich aus vier aufeinander folgen-den Weltaltern zusammcn, wobcisjt h die LJugc tlcr cinzt lncn yrryas imVerlauf eines Zyklus l<or-r tinrricrl ichverringert: So dauert das Satya-yug,a(manchmal arrch Krita-yuga genannt)rTzBooo Jahre, das Trcta-yugatz96ooo Jahre, das Dvapara-yugaBo4 ooo lahre und das Kali-yuga
4\2ooo Jahre Diese vier Periodenwerden auch das goldene, silberne,kupfbrne bzw. eiserne Zeitaltergenannt
Seit etwas mehr als 5ooo lahrenbefinden wir uns nun im Kali-yugaIn e twa 42looo Jal'rrelr wird eine teilvrcisc Vcrnir hlurrg des Univcrsums
stattfindcn, gefolgt von cincm ncucnSalya-yrtu' Ic kürzcr die yuga.s r,ver
dcn, dcsto mchr nchmcn auch Religiosität und andcrc Tugenden ab.
Allc vicr fllrd.s zusammengenommcn (das cnLspricht cincm divyrrl,uga)dauern 1320ooo irdischeJahre Ein-tausend solcher Zylden Q,5z Milliar-den Jahre) entsprechen einem Tag imLeben llrahmas. Jeclem solcher T.rge
folgt eine Nacht von gleicher LängeWährend der Nacht schläft Brahma,r.rnd die meisten Planeten n,erdenvon den Wassern cler Vernichtungüberflutet. Am Endc cler Nacht wachtBrahma aul', und cin neuer Tagbricht a n. Drcil'r r-r ndcrtsechzig solcl'rcr Tagc r-rnd Nächtc crgeben einIahr Brahmas. Brahmas Leben clauerteinhturdert solchcr Iahre.
Anrr erkungen
I In jeden Weltolter gibl es etne ontlere Methode der
Vrehrung, Im Solo1uga erreichte mon tlen Höchs
ten durch tie.fe Meditotion; im Tretolugo durch grofangelegte Opferrituale; im Dxoloro lugo durch die
Verehrung ron Bildgestolten (geueihte Skulpturen),
und die Methodefar dos Kolilugo isl dos Lobpreisen
des heiligen Namens des Herrn
+
rrr//rya (überqanq)
lt.tIchöpfunq)
+
sandh!a (rheeang)
(r€ikchöpluns)
IDIVYA-YUOA
4,32 Mio. Jahre (4 yugas)
( ,728 Mio Jahre) (t,296 Mio Jahre) (854 ooo Jahre) (lgzooo lahre)
lüdisch-christliches / modernes wissenschaftliches Zeitmodell(lineare Zeit - Anfang und Ende)z
oazNF
zo
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D
o
Ursprung des
Universums
Erscheinen
n ichtmensch I icher
Lebensformen
Erscheinen des
MenschenErlösung des
Menschen
Ende des
Un ive rs ums
3r,o4 Billionen lahre (35ooo kalpas Itage Brahmas] plus die gleiche Anzahl von trtächten)
ZEIT & RAUM
ZeT,TIn der Vaishnava-tadition findet man bei fast jeder
Betrachtung des Zeitbegriffs zunächst eine lleschreibungder vier yugas. Der vedische l'-r:iibeqriff geht jedoch weituber den grundsätzlichen yuga-Zyklus hinaus. Der Son-
nenkalender teilt das Jahr in sechs Jahreszeiten ein: uasanta(Fruhling), grishma (heiße Jahreszeit) , uarsha (Regenzeit),
sharad (Herbst), hemanta (Winter) und shishira (kuhle Jah-reszeit) . Ferner ist j eder Tag in 30 muhurtas fi e 4 8 Minuten)eingeteilt. Ernmuhurta besteht aus 2 ghatis (1e 24 Minuten).Ein ghati hat 30 balas (je 48 Sekunden), ein h,ala 2 palas (je
24 Sekunden) und ern pala 6 pranas (je 4 Sekunden). Einpyana enthält 1.0 uipalas (je 0,4 Sekunden) und ein uipala 60
pratiuipala.s (je 0,00666 Sekunden). Die vedische Zeitskalahat also größte wie auch kleinste Einheiten.
lrt'oJogisch gcscht'n clt'[i n it'rcntlit' vcclischc'n Schrilicrr Zt'ilals cinc Encrgic Clottcs lrs
Ir('if(t, (lic Zcit sci Krishna sclbsl in
lirrrr Sci ncs allcl r: rchd ri ngc'nclcn
trnpt'rsiinlichcn Aspekts (lt'rnt'sst'rr
rvirrl tli<' Zt'iI alhatrc[ clt-r l]crlt'gLrng(r Ionr is( hc'r-
-fc'ilchen L)iesc a tonr i
s< Ir<'n 'i'r'ilc lrc'r (gerrannt arrrr) gclrii-
rcn zu c]r'n ILrnclament.rlcn l]aLr-
stcincn rlcr nrateliellen N,rtur l),rs
I)l t t r qt r v r r I tr r r t crklürt cl.rzLr, class r\ I r>nrc
rn,rtt'ricllt'rt l{alrrrr cinnchrncn trnrllirlgli< h tlcr Zcit r.rntcnvorfi'n sin<I(tlt'rrn Zt'it rt,ircl anl'r.rncl von lJcn,t'
gtrrtg, inr Ratrnr qc-mc'sscrr). l)a sovrolrlR,rLrnr als aLrch Zcit matc'ricll sintl,lrrirrgt rlas llhnqtvalntrt sic rrriI nrrrrrr,
clt'r lllLrsion, in Ycrbinclurg r\lit,l lr( l('r ('n \ \/orten, al J c' r\ n cJcrr-r ng,t'n,
<lit' ,rtrl tlcn.r 1;luss cler-Zcil [rc'ruht'rr,
sincJ vcrgänglir lr, rlit' t'in l'rarrnr Nr"rr
l(risl'rna urrcl Scinc rryrrlrrrs, tIit'clcrspirilrrr'llerr \Vt ll .rrrl, lriilt rr. t rrlzir'hcn sich clcrr-r Diktat <lt'r Zt'it
Tn gcrt isscnr Sirrnc jt'tlor h schcintZeiL ar.rch in clcr spirilLrt'llcrr \'Velt ztr
t'xistieren ln Scincrr Spit'lcn slehtl(rishn.r lrrorg,cns aLr[, rncll<L clie KLLhe,
issL clann l:riihstLlt k, gt'lrt nrit Sernen
l'relurclen r-rncl clc'n l(irlrcn ir clen
l\talcl, spielt clc'n 3,anzt'n lag uncl
kchrt abcncls rrictIr'r n,rt'lr Vrincl.rvanzr-rrücl<. IIierLrei ist allt'nlings zr-r
lx',rclrtclr, class all clicst' Slrit'lc glcich-zcilig aLrlarrfc'n Jcrlt'r Atrgt nblicl< isI
t'vligc Cegcrrrvart l).r rlit'sc Vorslcllr-rng rle r Zcit jcclo< h liir <lt'n \/crslancl r-rnbegreiflit lr ist, l<orrrrl clic'
vt'rliscLre LiteralLrr zrr tlcnr St Irltrss,
class Zcit (rvic rr ir sit' lit'rtrtcr) in clcrspiritLrcllcn l\/c'll nir Irt vorlrarrclcn ist
In cler spttiluellcn l,l'i'1t1rbi cr
Äe rne .!ri -.icdcn/irils nrr /rt ro
t,re iurr -qe /rier tcnnrn /n r/rr
natettellen l,ltll Ärnqrlcn 'inJolle Lebeiocsen r/cnr frr/i r..cler foit unleruorlin rtntl
müssen uricdcr Äoilc Crburlrn
undTode erleulen rVrrÄ r/rrenr
Erscheincn in dcr l{cll lutth.rcÄr eilen sir recÄs lcbcrrsll/rr
sen' Ceb u t, l'l{rcl,/rrrr, i?crfi,
fr:eu3urq ior ,\?c/r,r tt/1,Altet und Tod
VeKosmologie ist die Wissenschaft vom Aufbau und der
Bedeutung des materiellen Universums. Man mag
sich daher fragen, warum sich Vaishnava-Texte, in denen
es um die Seele und ihre Beziehung zu Gott geht, auch mitdiesem Thema auseinandersetzen. Schließlich ist unser Alldoch eindeutig ein materielles Phänomen. Wer jedoch
dieVaishnava-Literatur näher kennt, weiß, dass darin nichtnur spirituelle Themen behandelt werden, sondern auch
die spirituelle Dimension aller materiellen Dinge. Vaish-
navas interessieren sich deshalb fur das Universum in allseinen Aspekten, weil sie verstehen möchten, wie sie damitam besten dem Herrn dienen können. Folglich findet man
in der vedischen Literatur ausführliche Beschreibungen der
verschiedenen Planetensysteme sowie ihrer Vorzüge undNachteile in Hinsicht auf den lltl,.i J-ri.:r '.j: : .: : i lrli
rsLaunl icherweise enthalten diese alten Texte dcr-art detaillierte Angabcn über
das All, wie man sie selbst in moder-nen wissenschaftlichen Studien nichtfindet. Ob man solche Informationennrrn akzeptiert oder zurückwcist,allein ihr Umfang wirft die Frag,e auf:
Woher bezogen diese antiken Auto-ren ihre umfasscndcn Angaben überden Kosmos, und warum erscheintihr kusmologisr hcs Wisscn so ein-heitlich und tiefgründig?
Die wichtigsten Tcxtc über vedi-sche I(osmologie sind wohl das Bhn
gavntam und das Vishnu Pumna; am
arrslührlichsten aber wird diese Thc-matjk irn Suryo sidtlhanta dargelegt,
eincm mystischen Text, cler vor last
zwci Millioncn Jahrt'n von cincmHalbgott von dcr Sonne offenbartwurde Laut jencm Werk ist dermaterielle Kosmos in unzählige Universen aufgetcilt, und jedes Universum isl irr eirrc Kugelst hale einge
bettet, die aus Schichten materiellerElemente bestehl Darinnen findetman jcwe ils vierzehn PIanetensl,s-
teme, angefangen vom höchsten bishin zum r-riedrigsten Interessantcr-weise ist das vedische Weltbild gco-zentrisch, denn die Erde und ähnli-che Plancten liegen in der Mitte dcrAchse jencr Planetensysteme. Es istjedoch nicht ethnozcn trisch, der-rn
Morrnt Meru, der irr dicsem St,stem
als die N.4rtte des Universums gilt, liegt u'eit außerhalbdes indischen Subkontinents Err.r,ähnensrverl istjedoch, dass in mystischem Sinne Vrindavan als das
Zentrum des Universums betrachtet wirdDie irdischen Planeten gelten als gemäßigte Zone
genan in der Mitte zwischen der-r beidcn Extremen des
Kosmos - dcn höheren Planeten mrt ihren himmli-schen Fre udcn und den niecleren Planeten mit ihrenschrecklichcn Qualen. Damit sind sie der ideale Bereicl-r,
um bestehcndcs Karma zu bereinigen. Die Halbgötte rder höheren Dimensionen beten um eine Geburt in derirdischen Rcgion, denn hier können sie die Sinnlichkeitlange genug vermeiden, um sich im Dienst des Herrnzu betätigen Auch die g,epcinig,ten Wesen der niede-ren Planeten hoffen auf einc Gcburt in der irdischenRegion, denn hier könrren sie larrge genug Schmerzenvermeiden, um höhere Ziclc anzustreben.
Die sieben Unterwclten werden in den vedischenSchriften alle namentlich genannt, und r,vas derenunglückselige Bewohncr durchmachen, wird aufansch.ruliche Weise gcschildert. Die irdische Mittebcstcht aus Svarloka, Bhurloka und Bhuvarloka (die
Erdc). Von hier aus kann man zu den vicr höherenPltrnctensystemen aufsteigen - NIaharloka, Janaloka,Tapolol<a und Satyaloka, den höchsten Planeten derHalbgötter , vorausgesetzt, man führl ein fromrnesLcben und sammelt gutes Karma an. Ansonsten fälltman zll den rriederen Planeten hinab
Die vedischc Literatur beschreibt ausllihrlich diegewaltige Lebcnsdauer und clie täglichen Belarrge
der ßertohner dcr höheren Planeten Und wieder istes erstaunlich, dass diese antiken Texte solch extremdetailliertes Wisscn über ein Thema clarbieten, das
man ihnen gar nicht zlrtrdLlen rvürde. Weitere lnfor-mationen zu dicsem Thema gibt es in My5lsyfus sf 71rr
SacredUniverse von Richard L Thompson (Govardhana
Hill Publishing, Alachua, Florida r999)
REISE IND IE MATERIELaut den vedischen SchriFten
kann man, wenn man sich zrLm
ersten Mal in de r materiellen\flelt inkarniert, als Brahma
geboren werden, ein höher-dimensionales lVe sen auf einenrder höchsten Planeten des
l]niversums. Da die Brahma-Inkarnation der Seele zu Beginn
noch keine Erfahrung vonder materiellen 'Velt hat undfolglich rein ist, besteht ihrKörper nicht aus grobstofflicherMaterie, sondern ausschließlichaus Feinstofflicher Materieaus reiner Intelligenz. Dannaber fällt diese Seele aufgrundder irrationalen Triebe ihresnichtspirituellen Körpers indie niedrigste Lebensformherab, die Indragopa genanntwird - ein Einzeller auf denniederen Planeten. Von dortsteigt sie durch die 8 4oo oooLebensformen allmählich aulbis sie wieder einen irdischen
Körper erhälr. Der menschlicheKörper ist der Scheidepunkt,von dem aus man sich weitererheben oder wieder herabfallen
kann.
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ZEIT & RAUM
DIC
Auf den vorangegangenen Seiten haben wir kurz die vier-zehn Planetensysteme des materiellen Universums behan-delt, doch nun wollen wir uns dem multidimensionalenUniversum zuwenden, das im Allgemeinen die spiritu-elle Welt genannt wird. Obwohl der materielle Kosmos
unvorstellbar groß ist, erscheint er imVergleich zur spiritu-ellen Welt nicht viel größer als ein
emäß <lcr Vaishnava Literattrr ist Devi-cll-ram, diematcricl lc' Welt, cl ic niecl-
rigstc aller Wellcrr Mahesh-clham,
das Rcich Shivas, licgt etrvas ülrcrden marrnigfaltigcn Universcn, aus
denen l)cvi dharn bcsteht. Dic Wcl-ten, clic Devi-clharr r,urd Mahesh-dharn r.rmfässen, rcichen von clcn
grolr-rn,rlt'riellerr St Iröpfurrgt'rr. n it'jenen irr clen nie<lt-rcn uncl rnittle-ren Plarretensvstcmen, bis hin zu
dencrr, clie fast ausschließlicl-r aus
feinstolflicher Errcrgie (Gcist, ]ntelli-gcnz uncl Ego) bcstehen
Icnscits clicscr niederen Rcichelicgt I lari-dham, auch Vailcr.rnth.rgcnannt llies isI clie spirituclle Welt,r,vo es kcine matcricllen Unvollkom-menhcitcn gibt uncl das Lebcn cwigist Ubcr clen höchsten Gefildcn Hari-Dharns befindet sich Goloka, Krish-nas erhabenstes Rcich. Begrür-rclun-
gen, wicso Goloka tlas höcl'rslc spi-rituellc Reich ist, l'inclen sich in derBrahnrsnnilittt uncl in clen Werker.r
cler sechs Gosvamis von Vrirlcldvan
Ienseits der Arrßcrrschale clcs
materiellen Kosmos ist der Flr,rss
Virajtr, trr-rd lvieclcrurn jenseits davonbcfinclen sich dic Scelen, dic llefrei-Llrg vorn nrateriellt'n Dasein crlangthabe n Als Nächstcs kommt clcrPcrrnv/oma, wo zahllose avnlnrs, Tellervvcitcrungen Krishnas, zn Flauscsind ITicr findet man beispie lswcisedie Plancten Nrisinrhas, Vamanasrrnd Ramtrs, uncl Dcvotees dicscrCottlreitcrr rrrögcn ntrch dern
-l'ode
dorthin crhobcn wcrden Ubcr alldiesen Rcichcn licgI Iftishnas höchs-
ter Planct, Coloka, cler sich in clreiFormen cntlaltct: als Dvaraka, clie
Feste cler Pracht uncl des Rcichtr.rms,
als Mathr-rra, wo Reichttrm mit Lieb-lichkcit vermischt isL, und schlicßlichals Vrinclavan, wo alle göttlicl'rt' Herr-lichkcit von Liebe tiLrertroffen wird.
Erwciterungen clicser drei Rcichebel'indcn sich .rtrf lirclen, uncl dcre n
matcriclle Gegenstiicke gelten als
nichl vcrschieden von den en[sprechendcrr spirituellen Rcgionen.
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ZElr & RAUM
Itnnme
r. lcdcs Lcbe wcscrr ist eine Seele in
cincm matcricllcrr Kiirpt'r Was dieGröf3e der Seele betrifft, so findetman in den vedischen Schriftenexakte Angaben: ,,Wcnn eine Haar-spitze in hundert Teile und jedes die-ser Teile wiederum in hundert Teile
gespalten r,vird, so hat arn Schlussjedes Teil die Grö[3e der spirituellenScclc'." (Shvelnsh volorn Upanislmd 5 g)
Dic Tradition lehrt, dass es unzähligcsolchcr spirituellcrr Atome (Seclcn)
im Universum gibt. Darüber hinausfir-rden sich auch Angaben, wie undan welcher Stelle dic Seele im Kör-pcr vcrweilt: ,,Die Sccle ist von atomi-schcr Größe und lässL sich mit Hilfevolll<ommener Intell igcn z wahrneh-
*li -E-: E- ir 'ir. . ::i..;8.):
Natur " CMundaka Upanishad :.t.9) DieSeele ist also im materiellen Körpergefangen, und vom Augenblick ihrerGeburt an identifiziert sie sich fälsch-licherweise mit dem Körper. Wäh-rend eines Lebenszyklus durchläuftdas Individuum verschiedenc Pha-
sen körperlicher Entwicklun5; - Säug-
lingszeit, Kindheit, Iugend, Erwach-senenalter usw. -, bleibt aber immerein und dieselbe Person. Es ist alsonicht die Seele, die sich verändert,sondern nur der Körper. In dcrBhagavad gita (2.r5) heißt es: ,,So
wie die verkörperle Seele in eincmLeben verschiedene Stufen körperli-chen Wandels durchläuft - Kindheit,Jugend und Alter -, so ist auch derTod nichts weiter als das Wandern ineine anderc Körperform."
z. Die H,rnt.llurrgen, die man ineinem Leben verrichtet, bestimmenden Körper, den man im nächstenLeben erhält. Die Schriften der Vaish-navas erklären, dass die Seelenwan-derung nicht willkürlich stattfindet.Die Reise der Seele richtet sich nachihren subtilen Wünschen und nachihrem Karma (die Handlungen, dieman in diesem und in vergange-ncn Leben ausgeführt haL). ZLr die-sem Zweck wurde eine enormeVielfalt von Lebensformerr erschaFfen, von denen jede mit bestimm-ten Fähigkeiten allsgestattet ist. DerKörper, den eine bestimmte Personbekomml, isl von ihren Neigungcnund Wünschcn abhängig. So magzum Beispiel für einen Menschen,der stark zu Trägheit und Schlafneigt, der Körper eines Bären (mit
monatelangem Schla0 angemessc-ner seln.
5. Die Seele kann der Wiederge-
burt entkommen, indem sie gottes
bewusst r.r,ird. Krishna sagt in derBhagovatl-gilt (8.r5): .,Wenn die gro-ßen Seelen aufdem Pfad der Hin-gabe Mich erreicht haben, werdensie niemals wieder geboren." Somitlehrt die Vaishnava-Tradition, dass
man auf dem Pfad des bhaktryoga(des Yogas der Hingabe) vom Kreis-
lauf der Geburten und Tode befreitwerden kann. In der Brahiln-ssnrhita(S Sq) heißt es: ,,Die höchste Stufe derHingabe erreicht man durch ständigeBemühung um Selbstverwirklichung.Die besten Wegbegleiter auf diesem
Pfad sind die Anleitungen der hei-ligen Schriften, ein gottcsbewussterLebenswandel und Beharrlichkeit inder praktischen Ausübung."
Krishna sagt: ,,Alle Planeten in dermaLeriellen Welt - vom höchslenbis zum niedrigsten - sind Orte des
Leids, wo sich Geburt und Tod wie-dcrholen. Wer aber in Mein Reich
gelangt, .. wird nie wieder geboren."(Bhaqavad-gita B:6)
Alle Wesen werden geboren, um im Laufe der Zeit zu
sterben. Und nach Auffassung der Vaishnavas werden sie
danach erneut geboren. Der Gedanke der Reinkarnationder wiederholten Geburten und Tode, die man durch-macht, ohne sich an sie erinnern zu können - und die damiteng verbundene Lehre des Karma (,,auf jede Aktion folgteine entsprechende Reaktion") sind seit Menschengeden-
ken untrennbar mit der indischen Kultur verwoben. So
heißt es inn Shatapatha Brahmana (1.0.4 .3.1 ), einer der ältes-
ten erhaltenen Schriften Indiens: ,,Wer die Wahrheit kennt,
überwindet das Rad der wiederholten Tode und erlangt das
wahre Leben." Der genaueWortlaut istpunar mrityu (,,wie-
derholter Tod"), und damit ist traditionsgemäß Reinkarna-tion gemeint (Geburt Tod - Geburt - Tod usw.). DieVaishnava-Äuffassung des Themenkomplexes Reinkarna-tion lässt sich in drei Grundideen gliedern:
mcn. Die atomische Seele ist von lünfArtcn de r Lul'l umhüllt (prnnn, npnnn,
vyatTa, santano unci udana). Sie befindetsich im Herzen, aber ihre Präsenz ist
über den ganzen Körper der Lebc-
wesen ausgebrc-:itet. Wenn die Sccle
von der Verunrcinigung durch dicfünf Arten matcrieller Lüfte geläu-tert ist, entfältet sich ihre spiritucllcz
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ZErr & RAUM
DCR- BCZWING,ER InEINES I{E?"ZENS
Gegrirßct scist clu, o Chaitanva, Bezrvinger rnt-ir-tt's Herzens!
Der Rhl,thrnr.rs rlcincs T.rnzes, ach, welcl'r giittlir hc Verzückung!Dein hehrcs Ärrtlitz aber zeLrgI von my,stisrhcr Irrlrückung.
Trn Takt cl.rs 'l'amLrrrin erklingt, dic Zinrbclrr hell uncl klarJubilicrcnd [(lrzt Lrr(l singt im Chor cler Miirrncr Schar
Ein Tanzschritt lolgt clem anderen, Dr-r giinnst Dir keine Ruh
Dic Frcr.rcle Deincr Rascrei lässt es lvohl nit lrt zLr
O Ilerzensht'rr, wic sollte ich meint- I-icbt'zLr Dir rrrrr ar-rsdrückcn?
Ach hiittc docl'r S<hah Akbar bloI3, ztr scirrcnr cigrren Beghicken
Ein Tröpfthen l)cincr Liebe - groß r,viir in tlcr l'at sein Enlzückcn
- Ccclicht von Äkbar dcm Crol3cn
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m Shrunad Bhagavatam (7.938)
wird Gott ,,Tri yuga" gcrlannt -,,derjenige, der nur in drei von
vier Weltaltern (Satya, Treta, Dva-para und l(ali) erscheint"; denr-r im
vierten Weltalter, dem Kali-yuga,kommt Er als clnrum walardie geheime, verborgene InkarnationVerborgen dcs-halb, n'eil Er imCegensatz zuanderen avalnrs
Seine Identität als Gottesin-karnation nichtoffen preisgibtVielmehr nimmtEr in Seinen Spie-len die Rolle Seines
eigenen Ger'veihten an, undnur Seinen vertrautesten Anhängcrnenthüllt Er Sein wahrcs göttlichesWesen. Wer allerdings die Schriftenstudiert, wird dennoch wissen, werEr ist.
In den Puranas heißt es, dass derIlerr im Satya-yuga mit weißer Haut-tönung erscheint; irn Treta ist Er röt-lich, im Drrapara schwarz und imKali golden. Shri Chaitanya ist für
Dlf GfHflML INKARNAIIoN
Seine goldene Hauttönung bekannt,und alle Seine Biographen haben aufdieses Merkmal h ingewiesen
In der vedischen Literatur wieauch in den spätercn heiligen SchriFten Incliens werden ovataß miI
bemerkenswerter Genauig-keit beschrieben: ihre
,,Eltern", der Ort ihresEischeinens, diegöttliche Mission, die sie zuver"rvirklichensuchen, undeinige ihrer mar-kantcn Wesens-
züge. DirekteBcstätigungen für
Shri Chaitanvas Gött-lichkcit linden sich im
Mahtblmrah uncl im ShirnadBhagavatnm, die beide vicle lahrhun-derte vor Shri Chaitanyas Geburt ver-fässt rvurdcn Die Chaitanya U panishad,
die dem Athnwa Vrda zugerechnetwird, enthält ausführliche Vorhersagen über Scine Herrlichkeit.
Im Krislma-yanrnla'rarie auch imßrahnn-vonmla werden der NameSeiner Mutter und Sein Geburtsort,Navadvip, prophezeit. Auch g,ibt es
dort Hinweise auf Seinc Mission: dieSankirtan-Bewegung, in der es umdas öffcntliche Lobpre iscn der heili-gen Gottesnamen geht.
ImVtyttPurana heißt es: ,,ImZeit-alter dcs Kali wird Krishna als dergöttliche Sohrr Sachidevis erschci-nen, um die Sankirtan-Bewegungins Leben zu rul'en." Das tshagwa-lanr bestätigt, dass Shri ChaitanyaMahaprabhu der ,,goldene" avatar'
des Kali-yuga ist, und offenbartweitere Details über die Sankirtan-Bewcgung: ,,Im Zeitalter des l(aliinkarniert sich der Herr als ein Gott-gewcihter, uncl Er singt ständig denhe iligen Namen - Hare Krishna,Harc Krishna, Krishna Krishna,Hare IIare/Hare Rama, Hare Rama,
Ram.r Rama, Hare Hare. Obwohl ErKrislrrra isl, isl Seinc llaullönungnicht schwärzlich wie die Krishnas,sondern golden (pita) Durch SeineSankirtan-Bewegung pred igt Er Liebezu Gott " (Shrilnad Blngavatnn t.5.52)I(urzum, Shri Chaitanya und Seine
Lehre der Gottesliebe sind der ver-borgene Schatz lndiens - Indienswahrer Stolz
e[nrünnunoShri Chaitanya Mahaprabhu (1486 1533) gilt als eine :r':..:' .
;:,r i,:.. Verkörperung Radhas und Krishnas. Diese eso-
terische Gottesinkarnation offenbarte der Welt einen spi-
rituellen Pfad, auf dem man in die tiefsten Bereiche der
Transzendenz vordringen kann.
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ANYAhaitanya Maha-prabhu wurdeam r8. Februar
Se[n LeBen ,,Ich könnte nur an einen Gottglauben, der es versteht zutartzen." - Friedrich Nietzsche
das Leben eirtcs umherzie-henden Bettelmönchs zufuhren Dieses Ereignis hatteeinen tiefen Einfluss auf denjungen Mahaprabhu.
Vier Jahre darauf, imIahre r5oo, heiratete Er
Lakshmipriya, die iedoch injungen Iahren verstarb. So
geschah es, dass Er crtreutheiratete. Vishnupriya, diein der Vaishnva-Gemeindeein hohes Ansehen genoss,
r4B6 in Westbengalengeboren. Sein bürgerli-cher Name war Vishvam-bar Mishra, aber später
wurde Er als Nimai Panditbekannt, und als Er dannin den Lebensstand derEntsagung trat, wurde Er
Chaitanya Mahaprabhugenannt. Seine Geburts-stätte liegt in dem Pilgerort Nava-dvip, auch Mayapur genannt
Mahaprabhus Eltern - IagannathMishra und Sachidevi - hatten erle-ben müssen, wie ihre ersten acht
Kinder, die alle Mädchen waren, lrühverstarben. Die Geburt von Vishva-rupa, Mahaprabhus älterem Bruder,
bedeutete einen Wandel in ihremLebcn. Bald danach wurde Maha-prabhu geboren
Als Mahaprabhu etwa acht Jahrealt war, wurde Er eingeschult. Sein
Lehrer war Gangadas Pandit. Im
Iahre 1496 machle Er sich einenNamen als großer Gelehrter: Nach
nur zwei Schuljahren beherrschteEr mehrere Sprachen, und niemandkonnte Ihn in den Fächern Logik,I{ermeneutik und Philosophie über-treffen Im gleichen Jahr geschah es
auch, dass Sein Bruder, Vishvarup,in den Stand der Entsagung (sannyas)
trat und das Elternhaus verließ, um
wurde seine zweite Frau
Im Jahre r5o5 rciste Shri ChaitanyaMahaprabhu nach Gaya (im heuti-gen Bundesstaat Bihar gelegen), umdie Bestattur-rgsiiten l'ür Seinen Vaterzu vollziehen. Bei dieser Gelegenheitbegegnete Er dem großen HeiligenIshvara Puri und ließ sich von ihmeinweihcn. AIs Mahaprabhu nach
der Einwcihung die gerade erhal-tenen Mantren ausprobierte, fiel Er
sogleich in einen Rausch der Got-tesliebe. Den Vaishnava-Schriftenzufolge erwachen spirituelle Klang-schwingungen zum Leben, wennein Schüler von einem echten spi-rituellen Lehrer in sic eingeweihtwird. Durch das Chanten der hei-ligen Namen hat der Schüler dannGemeinschaft mit Gott und erfährtspirituelles Glück, das in ekstatischerGottesliebe gipfelt
So geriet auch Shri Chaitanyaunter dem Einfluss von Krishnas hei-
ligem Namen in einen Taumel derVerzückung. Völlig der Theomanieverfallen, sang und tanzte Er in Eks-
tase (divy onmad.a). Seine Biographenberichten, dass Er wie wild tanzteund dass Seine Anhänger es Ihmunter lautem Jubel nachmachten.Nach Seiner Einweihung vollbrachteShri Chaitanya außerdem viele Wun-der. So heilte Er beispielsweise Lepra-kranke, erweckte Tote zum Leben,erschien in göttlicher Gestalt oder anmehreren Orten gleichzeitig, usw. Alldiese übermenschlichen Taten sindvon Seinen Zeitgenossen bezeugt.Bereits zu Lebzeiten wurde ShriChaitanya von vollendeten bhakti-yogis in Seiner Göttlichkeit anerkannt,so wie zuvor Jesus von seinen Iün-Sern
Zu Beginn des Iahres r5ro, als
Chaitanya Mahaprabhu gerade das
vierundzwanzigste Lebensjahr voll-endet hatte, begab Er sich zum nahegelegenen Ort Katwa, wo Er in denLebensstand der Entsagung (xmnyns)
eingeweiht wurde. Die Weihe wurdevon Keshava Bharati abgehalten,einem bekannten Mönch der aperso-nalistischen Schule, der bald daraufvon Mahaprabhu persönlich bekehrtwerden sollte. Nach Seiner sannyas-
Einweihung pilgerte Mahaprabhunach Vrindavan und anschließendnach Puri, worauf Er eine zweijäh-
rige Reise nach Südindien unter-nahm. Untenvegs begegnete Ervielen bemerkenswerten Persönlich-keiten, unter anderem den sechs
Gosvamis von Vrindavan und Rama-nanda Raya, dem Er das M1,51s11um
Seiner göttlichen Identität offenbarte,der Vereinigung von Radha undKrishna in einer Person.
Nachdem Chaitanya Mahaprabhuden Subkontinent mit Seiner Bot-schafl der Gottesliebe überflutethatte, kehrte Er nach Jagannatha Purizurück. Während Er so Seine Tage inGemeinschaft Seiner Beigesellten undShri lagannaths verbrachte, r,r,urde Erimmer mehr von radha-bhava ü6er-wältigt, den eks-tatischen Ge{üh-lerr der Liebe,die Radha fürKrishna ver-spürt. In denletzten Jah-ren Seiner irdi-schen Gegen-wart offenbarteMahaprabhusogar die völ-lige KontraktionSeiner Gliedma-ßen. Das ist diezwölfte Stufedes mahabhava,
eine der höchs-ten Ebenen der bhakti-Mys-tik, die nur äußerst seltenerreicht wird. Seine letz-ten Tage verbrachte Chai-lanya Mahaprabhu im Bei-sein Seiner vertrautestenGefährten, an die Er SeinGeheimnis der Gottesliebeweitergab.
Choitonlo tanzt in Ekstase
uor dem Ratha laba -Wogen
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DIE cEHEIME INKARNATION
Als Verkörperung reiner Gottesliebe war Chaitanya Maha-
prabhu der Vertreter einer esoterischen Mystik höchsten
Ranges. Die Essenz Seiner gelebten Gottesschau teilte Er
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. wie sonst hatte die
Nachwelt Mahaprabhus Empfindungen verstehen sollen,
ganzrutschweigen von demVersuch, sie selber praktisch zu
erfahren?^^, s waren die sechs
H G..r"-i, ',ror-t
\-/ u.lrlduvan, die
sich die schwierige Mis-
sion zu Herzen nahmen,Mahaprabhus innereErfahrungen weiterzuver-mitteln. Raghunath Das
Gosvami G495-r57r) warder erste unter ihnen,der Mahaprabhu begegnete. Geboren
wurde er in ChandPur (heute Shri
Krishnapur), eincr kleinen Ortschaft
in Westbengalen. Er stammte aus
äußerst wohlhabendem Ilause undwar der einzige der sechs Gosvamis,
der nicht aus einer brahmana-Familie
slammte. Aus dem Reichtum sei-
ner Familie machte er sich zum Ver-
druss seiner Verwandten gar nichts
Lieber verbrachte er seine Zeit unter
Mönchen und Yogis. So lernte er
den großen Heiligen Haridas Thakur
kennen, der ihm von ChaitanYa
Mahaprabhu erzählte. Von da ab
konnte es der junge Raghunath
kaum mehr €rwarten, eines Tages
Shri Chaitanya zu begegnen. Sein
Traum sollte sich schon bald efüllen,
Iund zwar im ]ahre r5ro, kurz nach-
dem Mahaprabht sannYas angenom-
men hatte. Raghunath hatte nämlichdavon gehört, dass MahaPrabhu sich
im nage gelegenen ShantiPur aulhielt, und war kurzerhand von zu
Hause fortgerannt.,,Das Gosvami",
wie Raghunath Das bald Senanntwerden sollte, wurde einer der her-
ausragenden Mystiker der Gaudiya-
Vaish nava-Tradition und verfasste
wunde rvolle Gedichte auf der
Grundlage seiner MeditationenKurz nach Seiner ersten Begeg-
nung mit Raghunath Das unternahmMahaprabhu eine Pilgerreise nach
Südindien, wo Er im Hause VYenkata
Bhattas einkehrte. Vyenkata hatte
einen Sohn namens GoPal Bhatta,
der zu jener Zeit sieben Jahre alt rvar.Später sollte er von Mahaprabhupersönlichen Unterricht erhaltenund unter dem Namen Gopal BhattaGosvami (r5o5-r5ZB) bekannt rver-den, einer der vorrangigen Theolo-gen in der Gaudiya-Vaishnava-Tradition Als südindischer brahmana
war Gopal Bhatta mit den Details des
Vaishnava-Brauchtums bestens ver-traut und konnte so bedeutende Bei-träge zur Mission der Gosvamis leis-ten. In Zusammenarbeit mit SanatanGosvami verfasste er das ,,Gesetz-buch" der Gaudiya-Vaishnavas, denHan-hhakti vilas. Dieses Werk gehtausilihrlich auf wichtige Teilaspekteder Tradition ein wie Bildgestalten-verehrnng, Tcmpelrituale und Vaish-nava-Umgangs l'ormen.
Rrrpa (r489-r564) und Sanatan(r488-r558), beide ebenfalls von süd-indischer Herkunft, bekleideten hoheAmter in der islamischen RegierungBengalcns. Beide waren große Ge-
lehrte und Politiker. Sie wurden ShriChaitanya vorgestellt, als dieser aufdem Wcge nach Vrindavan war, unclSeine Welle der Hingabe erfassteauch sie. Später begegnete Rupa demMeister in Prayag (dem heutigenAllahabad) und wurde von Ihm inder rcsn Theologie unterwiesen. Sana-
tan suchte Mahaprabhu in Benaresauf, wo er von Ihm die Wissenschaftder avatnrs erlernLe sowie das philo-sophisclre Versländnis davon, rvie
Gott in dieser l'Velt erscheint. Rupaund Sanatan waren sehr produktiveAutorcn, vor allem auf den Gebietendes Schauspiels, derDichtung und derPhilosophie.
Das Werk Rupasund Sanatans lr,urdevon ihrem Neffenfortgesetzt, dem jun-gen liva Cosvami(r5r5-1598), der nochheute zu zu dengrößten Philoso-phen Indiens zählt.Themen, die seinenamhaften Onkelin Angriff genom-men hatten, führte Jiva weiter aus,
wobci er bestimmte Nuancen ihrertheologischen Leitgedanken hervor-hob Marrchmal wird gesagt, Jiva, derjüngste der sechs Gosvamis, sei ShriChaitanya nur bei einer Gelegenheitbegegnet, als er noch ein Kind war.Wie dem auch sei, jedenfalls wardiese eine Begegnung - und die In-spiration durch Rupa und Sanatan -ausreichend, um Jiva während sei-ner langen schriftstellerischen Lauf-bahn zrr immer neuem Schal'fen zubeflügeln
Raghunath Bhatta Gosvami (r5o5-
1579) leistete zwar keinen litera-rischen Beitrag, machte sich abereinen Namen durch seinen vollende-ten Gesang und dr,rrch sein vortrefFliches Vortragen des Bhagavalnrrr. Inder Vaishnava-Thcologie dreht sichalles um kirlan, das ekstatische Singendes heiligen Namens, und somit gabRaghunatha Bhat[a Gosvami das per-fekte Beispiel, indem er den Ruhmdes Herrn rvie kein Zrveiter besang
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DIE GEHEIME INKARNATION
orm.l l('rweise iedoch wirtlbhnkli von der Vcrbr,r'lrr-
zel blnj hergeleitet, was so
viel bedeuteL wit' ,,verehrcu", ,,sich
hingebcn", ,,licbcn" lm zweilcnVers seiner bcrüh rnten ßhakli-suhtts
definiert Shandilya bhakti als ,,ungc-teilte, starke Zurreigung zum Herrn".
Dcr Wt'ise Narorla erklJrl in seint'rn
Nnnrdn-hhnkti s utrn (ir9):,,llhnkti becle rr-
tet, jcdc Handlung dem Flerrn darzu
bringcn und sehr darutrtcr zu leiden,
solltc man den I lerrn vergessen."
Im crste n Canto des Blngavdarnwirrlbhakl i a ls p arant n zlhamm dcfi niert,
,,die hrichste trnd beglückcndste Funk-
tion rlt'r Seelc". lihakti ist also oberstes
Gebot der Vaish nava-Phi losophie.
In der Literatur taucht cler Bcg,riif
I;hakti bereits bci den südindischenAlvars aul dic dcr frühesten Vaislr-
nava-Gemeinde Indiens angehör-ten, dcn Shrivaishnavas Doch auch
im Nordcn wr.rrde bhakli itl reiclrem
Maf3c thcmatisicrt, so zum Beispiel in
cie n Werken Rupa Gosvamis, dcsscn
BhakLi-rasa-l-heologie trus der Ga u-
diya-Va ishnava-Tracl i t ion nicht wcg,-
zudcnkeu ist.
Dic,,bhnkti-Renaissatrce" des fürr1:
zehrrten und sechzchttten Jahr-
hurrderts lcistete dcr Tradition derHingabe enorrlen Vorschub. Zurgleichen Zcit erlebte die westlicheWclt ihre cigene Rcnaissance - aller-clings unter cinem anderen Vor-zeichen. Während in der indischer-r
Renaissance Ilingabe an Gott imN,Iittclpunkt stand, ging es im Wes-ten um Lerrrcn, Fortschritt, Wisserr-st hall und 'l'cchrrologit'. Kurzum, imWestcn musste die Spiritualität demEinfl r-rss des Materialismus weichen.
Man erirrrrt'rl sich arr die etrropä-ische Renaissance gern als eine Epochc des Wachstums, als cinen gro-
ßen Schritt zr,r Unabhtingig,keit undSelbstbewrrssLsein. Zu r Kennzeich-nung jenes Zcitalters prägte der I Iis-toril<cr Jules Michelet dcn Begril[
,,Wiedcrgebur[". Die Renaissancc giltals eine Zeit dt's Erwachcns, wo derMensch der Vcrtiefung in Religionund Aberglaubcn entkam und cch-terr Fortschrill machtc, irrdem crseinc Aufmcrksamkeit ar-rf die matcriellc Natur, den Körper und clie
Urnwelt lcrrkte. Der Mensch stürztcsich in den Fluss des matcriellenFortschritts, während Spiritualitä(rrnd eine natürlithe Lelrcrrsweisc irn
Sta r-rbe zu rückblicben.ln der bhnkti Renaissance hinge-
gen geschah cin Schritt hin zur Ver-
cinfachung, um esscnzielle spiritu-clle Wahrheiten zu crkenncrr Manwandte sich der Crrurddyntrrnik dcsrt'ligiösen lmprrlscs zu Ls girrg umdas innerc Bedürfnis des Merrschennach eincm liebevollen Austauschmit seinem Schöpfer, um das gene-rcllc Zuneigungsbecltirfiris dcs Men-schcn.
Allerdings gab es ar-rch Vcrtreterdcr ritualistischen l-raditiorr, die anihrcm gewohnten Ct'dankengut fest-hiclten turd sich gegcn die ,,rreuenldcen" dcr bhnkfi-Relormatorcrrsträubtcn, und das, obwohl dic bhakti-Bewegung sich auf diesclben Schrif:tcn stütz-te wie die Vertreter clcs Traclitionalis m trs.
Trotzdcm ist dcr große Einfluss,clerr dic bftnkti Bcwegrrrrg irr vt'ei-
ttl Teilen lndicns bis heute aus-irbt, nichl zu leugncn Viellcicht liegtdit's ja daran, dass llfiakti einc irrnerc,fundamentale Saite des 1\4crrschen
anschlägt und dass das Geger-rteil -cine Renaissance hin zum materiel-lcn Fortschritt - zr,var gewisst' Vor-lcile mit sich bringt, letztlich aberzu spirituellcr \zerödung und Seelen-losigkeit fuhrt.
BNAKTI,LI,CBC ZI.J-OOTT
tm Mittelpunkt der Lehren Shri Chaitanyas steht bhahti,
,,hingebungsvolle Liebe zu Krishna". Die Etymologie die-
ses Wortes ist nicht eindeutig geklärt; für die Herleitung
kommen zwei Sanskritwurzeln in Betracht. Die erste lau-
tet bhanj, was ,,Trennung" bedeutet - Trennung im Sinne
des dem Vishnuismus z1r Grunde liegenden Dualis-mus. Schließlich kann man ja nur einem Gott dienen, der
,,getrennt" vom Selbst existiert. Wäre die Seele in jeder
Hinsicht eins mit Gott, wie es von der Schule des Advaita-
vedanta gelehrt wird, dann ware bhahti gar nicht möglich,
denn dabei werden zwei Patteien benötigt: der Verehrer
und derVerehrte.
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DIE OEHEIME INKARNATION
,,Pilgerorte sind für sensitive Menschen ein verblüffendes Phänomen .. .
In wichtigen Aspekten liegt ihre Existenz auf der Ebene des Mentalen,der Emotionen oder gar der höchsten Transzendenz."
- Norvin HeinEmertüertu P roJasor der Religionswusenschaft ,
YaIe University
r-ifätl!E^ä
-ry-.TCInPCLWie die Kathedralen Frankreichs oder die Peterskirche inRom sind auch viele Vaishnava-Tempel von ehrfurchtgebie-tender Größe und Pracht. Gleichzeitig erwecken sie aber auchdas Gefühl inniger Verbundenheit zum Göttlichen.
er Religiorrshistoriker Mircea Eliade, dcr sich ein-gehend mit der Bauwcise
ind ischer Tem pel bclasstc, schrieb:
,,lSolchelTenrytl sind Nrchbildungen
dts Körpers Vor InongriJlnulune der Bau-
trbtilen wird an Oil und SIeIIe ein sflnbo-Iisclrcr Grundriss
dts Tentpels in den
Iloden geritzt, rlus
so gtnnnnle \tastupurusln MandalnDnnruJ sind die
HirunrcIsrichtun
gen wrzeichnet, die
Montlltäuser, dic
Plauüctr, die Göttar
und der trrcnsch|i
clrc Körper. Die Fontnt dieser Komltonenlen
wcrrlen dnbei synfuolisch nul tlen künt'ti-genTentptlbau [ibertrngu In tlen Lehr-
biiclrcrn der indischcn Arclilleklur wird d,er
Tatnpel attsdrücklich ntit tlen Körper ver-
glichen: Das Eingangslor ist der Mund, die
Kuppd des Tempellunns rfur Kop[. So niedcr nrcnscliliclrc Scltädel einc Nnhl aut'weist,
nus fur die Seele beinr Totfu nlv,eicht untlit dtn Hhnnrl u[steigl, isl nuch rlie Tent-
ptlkuppel mit einem kleinut Loch verselrctt
Dns Heiligtum im Tetnpel nlspriclil der
Seek fur menschlichen Körpcr. Dt der
Tentpel dn Abbild tfus ttrcnschlichen Körpers ist, trilerninnnt drt Pilgcr bd dnenr
Liegende Bildgestolt
Vshnus on der Aufenseite
e i n e s Vo ish now - Te mpe I s
T c n t pelbentch quasi eine Erkundturgsreise
irt sein irtneres SeIhsL Die ßegagnnry nritdcr Gotllrcit irtr Huzen tles'Icmpds gleicht
der llcgeEtmry nil dent eigerrctt götlliclrcn
Wescnskent "'
Mit dcr ,,Gottheit im Ilerzen dcs Tem-pels" ist ein besonderer Aspckt der
Vaishnava-Ver-ehrung gemeint:die persönlicheGcgcrrwart dcsHerrn auf dcmAltar in Formeincr Bilclgcstalt(archn-vigrahu).
Dicse Bildgc-stalt gilt als cineVerkörperung
Gottcs ur-rd ist somit eine Art ovnla4,
genannt m'cha-ovalu. Nach Aussagedes Shrirrrod Bhagavnlnnt (rr.z7.rz) kannsicl-r Gott in Form des nrcln-nvalu ineincm von acht materiellcn Stoffeninkarnieren: Stein, Ilolz, Mctall, Ilrde,Farbc, Sand, Edelstein oder Gcist. Beider Ilcrstcllung der Bildgestalt müs-sen präzise Richtlinie n der hciligenSchriften, zum Beispicl in Bezug aufdie Maße, beachtel wcrden. Uncrläss-lich is1 auch die Weihc der llildgc'stall durch einen besonders .rusgebil-clctcn Priestcr, wobei der Gcist Gottesirr dic matericllen Elernentc cingeht.
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Sobald die Bildgcstalt Ihren Platzim Tempel eingerrommen hat, lver-den auf dem Altar dic täglichen Akti-vitäten des lJerrn rrachgeahmt. Früham Morgen wecken die Priester dieBildgestalt auf r-rnd reiche n Ihr einl'-rühstück, wobei sic bcsonders dafurbestimmte Mantrc'n rcziticren. Späterservieren sie lhr ein opulcntes Mit-tagessen, worauf der Herr cin Sclrläf-chen macht. Darrach bringen sie Ihmdiverse Utensilicrr der Verehrungdar. Am Abend gibt es flir den Herrnein ähnlich umfangreiches F-estmahl
wie zur Mittagszcit, und schließlichlegen Ihn die Pricster zur Nachtruhc,wieder unter Bcglcitung von Man-tren.
lm Laufe des 1'agcs kommen vieleGläubige in den Tcmpcl, trm diegeschmückte Gestalt dcs Hcrrn zu
schen. Dies wird dorslnn genannt.Dabei singen sie Mantrcr.r, lobpreisendcn Hcrrn und bringen Ihm Gebetedar.
Vaishnava.Tempel biclcrr cineGclcgcnheit, die unpersönliche AufIassrrng Gottes hinter sich ztr lassenund in das Verständnis Sciner Per-
sönlichkeit einzudringeu. Irr welnveitl-auscndcn von Tcmpeln g,ewährtEr Millionen von Mcnscl-ren täglichScinen darshnn - ob nun als Rama,
Vishnu, Nrisiml-ra, laganr-rath, Krishnaoder in einer anderen Seiner zahlrci-chen Formen.
Anmetkungen
t Mirceo Eliode,,,Socred spoce', in The Encyclo-pedia of Religion , Mocnillon Publßhing Con
pon2, New Tork tg8/, Bond tz, S 5gz
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HEtLtcE STATTEN
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Indiens :r1 ;:r'i1.leili i i'.liiie i,trrr hat eine :ehi',:];.',-
'i"r':trliiti:rr. Die Grundlagen dieser Tradi-tion finden sich in den i)irrait;'L:. sn6l anderenSchriften, wie vor allem d"- Shilp a-shastra(verfasst von Vishvakarma, dem Architekten derHalbgötter) und den Vastu-shastya. Nennens-wert sind außerdem dte Shulba-sutras, diegeometrische Details für die Errichtung vonOpferstellen enthalten. Man unterscheidetim Wesentlichen zwischen citei -{'crnoe.l-
::arll-srilcn
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n derr niir<llichcn und r,r,estli
chen Rcgiont'n ist der lnrToro-
, Baustil ,ur weitestelr vc-rbn'itct:Der Ternpclbau ist in Portal, Hallt',Vestibiil u ntl Sa nktum gegl icdt'rtLrber dcrn ;\llt'rheiligsten erhr-Lrt sit Irder m,r iskollrt'n fi)rrnigc Hau Jrtt u rrn(shikhnrz,). In sol< hcn Tcmpcln gibtes meist cin vcr.tuclaartigcs Arc.rl,clas als \/ersarrr rn I r-r ngshalle dierr t
runcl lo die Gliiubigc'n die Bilclgcstaltr-r mschreiten l<iin ncn
Ln östlichcn llar-rstil sieht nrantlre r kuppclliirrnigr'Tiirme son ilcinen Komplcx vorr Gebäuden,die derr S.irrgcrrr r-rnd Tärrzenr, clcrr
Stl'rauspielcrn un<l <lerr Verehrcrnvcrsch icclcncr (,ot thc-i tcn zr-rgcorcl-
ncl sincl.
Typisch lür <lt'n sirdlichen Stil sintlclic aulliilligcn 4oprrrn.s clcgantt',frohc Türrnc, rlit' illrcr cle n Torcrr rlt'sTcmpclkonrplt'xcs aulragcrr, miI t'int'rkunstvoll gcrlci [Scl tcn Fassadt'
Voishnato Tetnpel aerden strikt noch mothemoLxhen Berechnungen
er bout; Cruncllupe der fonslruliion rsl eine.-1rogrsciegeometriscÄe Fiur(dcs sogenonnie \/astu purusha Mondolo, stehe oben), die do<u drcnt,
das Geböude <u tethen
Im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh, 140
Kilometer südlich von Delhi, liegt eine bukolische Gegendnamens Braj, auch Vraja genannt (wörtlich: Weideland).Ihre landliche Idylle übt auf die Besucher dieser heiligs-ten aller Vaishnava-Pilgerstätten einen unwiderstehli-chen Reiz aus.
in unserer Wclt darstellt, erfülltdicsc Sehnsucht all denen, dic dortZuflr-rcht suchen
Am besten lernt man Brai ken-nen, indem mtru einc Pilgerwandc-rung (pnrikrarrtn) unterni mmt, uncl
zwar miI jemandem, dcr sich in derGegcnd atrskenr.rI und auch mit dcrinnercn Bedeuttu-rg dcr heiligen St,lit-
tcn vertrallt ist. lls heißt, clcr Sand
im Braj, tiber clen einst Radha undKrishna schrittcn, sei von Liebe zu
Gott clurchdrurrgen Daher ist es kcinungewöhnlichcr Anblick, class einPilger sich dicscrr Sand chrfürchtigaufs l{aupt strcut.
Die Viellalt heiliger Ortt'auf unse-
rer Erde kommt, ähnlich wie diezahlrcichen Religionen der Welt,
der Mannigfaltigkeit der Suchermit ihren trntcrschiedlichen Nei-gungen entgegcn. Pilger bcsuchcrrWalllahrtsorte aus den vcrschic-denstcn Grtinclcn: um von ph1,-
sischcn und emotionalcn Lei-
den gehe ilt zr,r werden oderum Reichtum und matcri-ellen Wohlstancl zu erbit-
ten Manch einer kommt attch aus
Grürrden, dic nicht einmal ihm sc'lbst
bekannt sir-rcl Viele abt'r unterneh-men einc Pilgerreise, um clen innerenseelische n Fortschritt irr Gang ztr set-
zen ocler voranzutreibcrr. Egal mitwelcher Motivation nran nach Braj
kommt, man wird rricht enttäuschtwerden. Es gibt sielren traditionellePilgerorte .in lnclien, .rn denen allcScgnungen - von bhuk,i (matcricllerNr-rtzen) bisrnukti (Lrlö-
sung) - erhält-lich sein sol-len; trber nurBraj hätt bhdkri
uncl prenrn
bercit, hingebrrngsvollc Liebe
zum IIöchstenHcrrn.
ICH DENKE IMMER AN BRAJ
Nie, o Uddhava, kann Ich Braj vergessen,
Vrindavan, GokuL, die idyJJischen Välderund deLr Scharten cler dichten Hainc.
Sehe Ich Murter Yashoda und Nandain der Früh, erschaure Ich vor Glück.Frisches Brot bringcn sie Mir,noch warm, und Butter,geben zu essen Mir mir großer [,iebe.
Ich spiele mir dcn Hirrenknaben,so verbringe Ich jeden Tag in Heirerkejt
Nie, o Uddhava, kann Ich Braj vergessen,
die herrlichen UFer cler Yamrrrra
und die scharrigcn Haine.Hier sind die Vunschkühe,dort die Kälber,
die Srälle, wo sie gernoLken werdeo,und die Milchkannen.'Wenn die Hirrenknabenzusammenkamen,
gab o[t ein groß Spektakel es
aus Tanzen und Ringen.
Unser Marhura isc eine Stadt von Gold,
Edelsteinen urd Perlen
Ach, Freude überkomnrt Mich,wenn lch an Braj Mich erinnre,Das Herz lließt Mir über.
will in Meinem Leibe ni.ht Lleibcr.In unzählige Spiele war
lch srändig verriclt,Und Nanda und Yashoda
haben es still erduldetNach diesen'Worten verfieL
,,5urs LVlcßrer
volL Reue iLr Schweigen
Surdos, Dichter und HetLtger des 15 JohÄunderß(n Krishnos Worten)
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ie Dörfer im llraj erstreckcnsich über einc Fläche vonmchr als Sooo Quadrötkilo
mclcm. Fenrer liegen ar-rldiesem
Gcbiet die Stadt Mathura sowie diczwrilI Ilauptwälder (einer davon ist
Vrindavan, das spirituclle Zentrurndes Braj) r,rncl rz5 untergeordnett'rWtilcle r.
Ils wäre jedoch irreführend, nLrr
die geographische Lage des Braj zr.r
beschreiben, ohne seine spiritrrclleBedeutung zu erörtenr.
l.-ür Vaishrravas ist Braj ein he iligesLoncl Es ist von multidimensionalemWesen, das hcißt, es bcfindet sich
sowohl inncrlralb von Raum undZeit als aucl-r außerhalb davon Sl-rri
Krishnas ewige Spiele (lilas| dieursprünglich im spiritr.rcllen Reich
sLaltfinden, wcrden vorr Zeit zu Zcitirr trnscrer drcidimensionalen Weltoflcrrbart. Der Ort dieser Offenba-
rLrng ist Braj, so wic es vor 5oooJ,rhrcrr der l;all war Atts diescm
Grunde neunen Vaishnavas dicspirituelle Welt ar-rch Braj. Es gibtalso c'in spiritucllcs rrrrd ein irdisches
Braj: Vaishnavas mächen zwischendicscn lreirlen Orte rr keinen Unter-schied
Nach Aussage der Vaishnava-Schriften ist das spiritr-rclle Braj (und
die andercr.r spirituellen Welten, dievom Braj ar.rsgehen) dic Urheimataller Lebewcsen, von dcr sie seil. dcmAnfang der Schöpfurrg getrennt sind.Scil Anbeginn der Zciten sehnt sich
dcr Mensch nach cincr vollkornrne-ncu Heimat - ob nun Paradics, [ly-sium oder Sl-rangri I-a genann[ -,eincrn Ort, wo seirr r-rrsprünglicherZtrstand des l.-riedcns und dcs Glückswicdcrhergestellt wircl Das ircli-sche l3raj, das mit seincn Tempelnrrncl Heiligcn eine spiritrLelle liuk]ave
H EILIGE STATTEN
derte vorr Orten, die mit Shri Chaitanya Mahaprabhus Spielen ver-bunder-r sind Am Yoga-pitha, derGeburlsstätte Mahaprabhus, findetman heute Bildgestalten von Ihmund Seinen Beigesellten, und tägUchbesucherr Pilger diese Gegend. In derNähe liegt Shrivas Angan, das IlausShrivas Thakurs, wo Shri Chaitanyaeinst die Sankirtan-Bcwegurrg insLeben rief, das heißt die religiöseBelr egung, die ouf der Lobpreisungvon Krishnas heiligem Namen durchSingen und Tanzen beruht.
Es hcißt, das heilige I-and umNavadvip bestehe aus neun (ttnva.)
Inseln (dvipa). Viele glauben, die
,,ncun lnseln" scien neun spütuclle
Inseln, die nur von jemand wahr-gcnommen werdcn, der die Stufe
höchstcr Erkenntr.ris erlangt hat.
Dcnn ansonsten kann rnan d<lrt
kcine ueurr Tnselr entdecken. Pil-
gcr durchwandern clas Gcbiet der
,,lrcun lllseln", die rcin ätrßerlichgcsehen lediglich neun benach-barte Orte sind, für gew<ihnlich inder Reihenfolge Antardvip, Siman-tadvip, Godrtr mdvi p, Madhyadvip,Koladvip, Ritudvip, Iahnudvip,Modad rumdvip und Rtrdradvip.Im esoterischcn Sinne entsprecheudic lnseln dcn netrn Vorgängendcs hingebr-rngsvol len Dicnstes:
über Gott l-rören, über Ihn spre-
chcn, sich an lhn erinnern, Sei-
rrcn Lotosfüßen dicnen, Ihn vcr-ehrcn, lhm Gebelc darlrringen,Il'rrn dicnen, Freundscl-ral't mitIhm schließeu und Ihm alles
hingebcn
DIE WIEDERENTDECKUNC VON
SHRI CHAITANYAS GEBURTSSTATTE
Im neunzehnren Jahrhunderc war die Bedeuung von Shri
Chaitanyas Lebe n und Seiner Mission fast völlig in Verges-
senheir geraten. Die moslemischen Eroberer und der Einfluss
der Zeit hatten Shri Chaitanya aus der Geschichte Bengalens
verdrängt Dass es jedoch nicht dabei bLieb, daftir sorgte
Bhakrivinod Thakur (r838-r914) Bhaktivinod war selbsr
ein begeisrerrer Arhänger der Lehren Chaitanyas, und so
machte er sich daran, die Geburrssrätte des Herrn wiedezu-entdecken.
Zu seinem Erstaunen änd Bhaktivinod heraus, dass das
Dorf, das seine Zeitgenossen unter dem Nanen Navadvipkannten, ersr einhunderr Jahre alt war; somit konnte es nichtdas gleiche Navadvip sein, in dem Shri Clraitanya erschie-
nen war, Es herrschren verschiedene Meinungen, und einige
sagren, die Geburrsscärte des Herrn befinde sicb unter dem
Ganges, der seit dem fünfzehnten Jahrhundert mehlmals sei-
nen Lauf geändert harre.
Aber Bhakrivinod gab nicht auf und hörte alsbald von
einem Dorf nordösrLich der Scadt Navadvip Der geheimnis-
umwirrerte, alre Ort stand damals unter moslemischer Herr-
schaFr. Bhaktivinod erkanntc binneLr kurzern, dass es sich bei
jenem Dorf um das wahre Navadvip (Mayapur) handelte,
und suchte nach Belegen, um seine Theorie zu et härten
Schließlich scieß er aufden schJüssigen Beweis: zrvei Land-
karten, die von britischen Pilocen erstellt worden waren, die
den Ganges mit Booten beiahren hatten'\flichtige Hinweise fand Bhaktivinod außerdeur in ben-
galio^chen heiligen Schriften. Zum Beispiel las er in Narahari
Chakravartis Bhahti-ratnahtra, dass der Hof Shrivas Pan-
dits, wo Shri Chairanya das gemeinsame Sirgen des maht-
mdntra eiiFÜ.latrc, einhtndert dhanur (knapp zoo rn) nörd-lich des ,,Hauses Gottes" gelegen war. Diese Textstelle halIBhaktivinod sehr bei seiner Entdeckung von Shri Chai-tanyas Geburtsstätre, denn den Hofvon Shrivas gibt es nochheute So fiel es Bhaktivinod relativ leicht, Shri Chaitanyas
Geburtsstätte zu lokalisieren. Die Beweise wurden weiterunrernauert durch geographische und archäologische Studien. die Bhaktivinod selbst vornahm.
Um auch eine spirituelle Bestätigung firr die Authenti-zität der Geburtsstätte zu bekomrnen,
brachte Bhakdvinod seinen alteu,
gebrechlichen Lehrer, Jagan nach
Das Babaji Maharaja, an Ortund Stelle. Obrvohl Babaji
Maharaja gehbehindertwar und iu einer SänFre
getragen werden musste,
führre er einen Freuden-
tanz aufund vergoss
Tiänen der Liebe zu
Gott Dieser Ausbruchgörrlicher Liebe über-
zeugce Bhakrivinod voll-ends, dass er trtsächlichShri Chairanyas Geburts
Navadvip liegt rund einhundert Kilometer nördlich vonKolkata (Kalkutta) und kann von dort aus per Auto, Bootoder Bahn erreicht werden. Diese bescheidene dörflicheGegend ist der berühmte Geburtsort Shri Chaitanyas(1486-1533), der auch unter dem Namen Gaura (die ,,gol-dene" Inkarnation) bekannt ist.
,a ist nicht ver-n Shri Krishna,gelten auch Navd-
AV
dvip und Vrindavan trotz ihrerunterschiedlichen geogra ph ischenLage als ein und dasselbe Reich,und die liln von Gaura (Chaitanya)
und die von Krishna sind auf mys-tische Weise miteinander verkn üpft.Vaishnavas nennen die Gegendum Navadvip/Mayapur (in eincmUmkreis von etwa z5 Kilometern)Gaura-mandala.
Im Jahre 1063 wurde Navadvipunter der Hinduregentschaft Laksh-mana Senas die Hauptstadt Benga-lens, doch nur kurze Zeit späler, imJahre tzoz, wurde es von Moham-med Bakhtiar Khil.ji erobert und zer-stöfi. Von da an stand Bengalenunter islamischer Herrschaft. Trotzgesellschaftlicher Spännungen undReibereien [ebten Hindus und Mos-lems Seite an Seite. Navadvip, das
sich bereits durch seine herausragen-den Sanskritschulen einen Namengemacht hatte, entwickelte sich inder Folge zu einer Hochburg des
orthodoxen Brahmanismus. Dannerschien Shri Chaitanya.
In und um Navadvip gibt es Hun-
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HEILIcE STATTEN stätte gefunden hatte
mAyAPlrRfORTSCTZU"NO CTNCR TRADI,TI,ONShri Chaitanya ist für die Vaishnava-Tradition von un-schätzbarer Bedeutung. Nachdem Bhaktivinod Thakur denGeburtsort Shri Chaitanyas entdeckt hatte, wollte einer sei-
ner Nachfolger in der spirituellen Tradition, His DivineGrace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, die Bedeu-tung dieses Pilgerortes erhalten und noch hervorheben,indem er dort den Bau eines pfächtvollen Tempel-komplexes ins Werk setzte. Die Arbeit begann 1,972 undwird noch heute fortgeführt.
Sh ril o Probhupodo füh fte Bhoktiinods
Werk ueiter, indem er den internotionolen
Cebdudekom plex nan e ns Shri M alopu rChond rod o1 a Mandi r erb o u te,
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er Tempelkomplex ist jetztunter dem Namen Maya-pur Chandroclaya Mandir
bckannt und besteht aus einem Tern-pelgebäude, ciner Bibliotlrek, eincmMuseum und cinem Äuclitoriumsowie zahlreichen Gästchäusern, clic
Ilundcrte vorr Besuchcrn ftrssen DcrMandir ist clcr Brelrnpunkt der Vcr-herrlichung Shri Chaitanyas in dicscrRegiorr. Mit ihm geht BhaktivinodsTraum in Erliillung - eine Vision, dicer lratte, als Mayapur noch cin einfa-chc's Dorf war
Eines Abcnds saß Bhaktivinod inscirrern Har-rs in Mayapr.rr, Godrr,rm-clvip, und blickte über die grür'renclcnFclder am gcgenüberliegendcn Uferclt'r lalangi Da gewahrtc er in derI.'<'rnc einen lcuchtendcu Schimmcr,clcr aus einer bestimmtcn Richturrgzu kommen schien Als Bhaktivinoclgenauer hinsah, erkannte er, dass cs
sich um die Vision einer goldener.rStadl handeltc, einer spirituellenStaclt, dic in nahcr ZukunlL dort ent-stchen würde. Dic Stadt war der Ver-
herrl ichtrng Shri Chaitanyas ger.r'id-
met und von Mcnschen allc'r Rasser.r
und Rcligionen bcvölkert.
,,Schlicßlich", übcrlegte llhaktivi-nocl, ,,ist Shri Chaitanya lricl-rt crschie-nen, blof3 um cin paar Inder zu erlö-sen Sein Ziel war es, dic Lebewcsenallcr Llinde r, ja cles gesamten Univer-sLrms zrr belrcien r-urd ewige, r-richt
scklit'rerisrhc rcligiösc Prinzipicn zu
prccligen."Bhaktivinod clrückte seincn sehn-
licherr Wunsch aus, dass dics gesche-hen rnöge:
,,Ach, käme doch der Tag, wo Eng-läncler, Franzosen, Russen, Dcr-rtsche
und Arnerikarrer mit Fahnen, nrridau
gas ['l'rornmeln] uncl kartals [ZimbelnJglückstrahlend dr.rrch ihre Straßenzichen und gemeinsam kirlnrr [hingebu ngsvolle LiederJ singen!"
,,Dicse Zcit wird kommen", schriebBhaktivinod, ,,wenn im Lanrlc Navadvip, in der Gangesebcne, ein pracht-voller Tempcl entsteht, der tlcr.r
Ruhrn Shri Chaitanyas in trller Weltverktindet." Hr schrieb auch r.iber
Bhokl i uinod Thok u r, de r Wie de re nlde cke r Moypurs (' S. t t 3)
eine große Persönlichkeit, die baldgeboren werde, um diese Trlir-rmc zu
erfü llcrr.Etwa sechzig Iahre späler, im
Jahrc r97r, als Shrila Prabhupadamit cinigen Schr-ilcrn in cincr klei-nen Strohhütte ir-r Mayapur lebte,
sprach cr über Bhaktivinods Traumvorr eirrcr Pilgerstättc rrnd cirremMarmorpalast, der clor[ entstehenwerde. Er beschricb komfcrrtableRäumlichkeiten für Gäste uncl Devo-
tees,'l-hcmenparks mit Krihen, Ele-
fantcn, Rehen uncl Pfauen, ein Pro-
gramm znr Armcrrspeisung, Schulenund cinen prachtvollen Tempcl.Dies war seine Vision, und seincNachfolger bemtihen sich hetrtc,
sie in vollem Maße zu ver-wirkli-
chen. Ol'l'e nsichtlich war Prabhupadaselbst jcnc große Persönlichkeit, dieBhaktivi noda prophezci t hatte. lirinspiriertc seine Schülcr, beaußich-tigte persönlich die Intwicklung des
Projekts - bis hin zu den kleinstenDetails -, und noch zrr seinen Leb-
zeiten verwandclte cr ein paar lccre
Felcler in cin lebenssprühendcs spi-rituelles Zcntrum, sodass Nlayapr-rr
r.r,ieder .ru I dcr Lantlkarte auft auchte.llr brachlc Tausende von Englärrdern,Franzosen, Deutschen und Amcri l<a-
nern dorthin, die mit nridnryns, l'ah-nen und knrlnls singe rrcl ciurch clic
Straßcn zogen Und er unterwiesseine Schüler, mit der Erfüllung vonllhaktivi nods Vision [ortzufahren.
HEILIcE STATTEN
Der GangeS, der wohl bekannteste Fluss der Welt,wird von glaubigen Hindus als besonders heilig erachtet.Anhänger der Vaishnava-Tradition betrachten nur einenFluss als heiliger als den Ganges: die Yamuna, die direktmit Krishnas Spielen zu tun hat.
er Ganges entspringt in denschneebedeckten Höhen des
Himalaya und fließt in ösl-
scher und anderer Schadstoffe aus-gesetzt ist, wird die Reinheit seines
Wassers immer wieder von Expertenbestätigt.
So sagte zum Beispiel Dr. JohnHoward Northrup, Nobelpreis trägerftir Chemie des Jahres tgq6: ,,Wir wis-sen, dass der Canges slark verunrci-nigt ist. Doch die indische Bevölke-rung trinkt sein Wasser und badet inihm, ohne dass es ihrren etwas auszu-machen scheint . Vielleicht haltenBakteriophagen lim Abfall hausendeViren, die Bakterien vernichtenlden Fluss keimfrei." Was immer derGrund sein mag, der Ganges ist undbleibt rein - und reinigend - fur alle,die in seinen Wassern baden.
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licher Richtung durch das Vindya-Gebirge. In Allahabad vereint er sichmit der Yamuna, strömt weiter ost-wärts und mündet schließlich, nachetwa 27oo Kilometern, in den Golfvon Bengalen
Seit Jahrtausenden baden Heiligeund Weise in den Fluten des Gan-ges, der fur seine Reinheit bekanntist. Daran ändert auch die Tatsachenichts, dass Millionen von Anwoh-nern den Fluss zum Waschen, als Toi-lette und zur Entsorgung von Abfäl-len benutzcn. Obwohl derGanges zurzeit einer Vielfalt chemi-
HEILIGE STATTEN
WIE DER CANCES ZUR ERDE KAMGemäß vedischer Kosmologie gibt es in unserem Universum dreiPlanetensysteme: die höheren, himmlischen Planeten (nichr zuverwechseln mit den Reich Gomes), die mittleren Planeten (zudenen auch die Erde zähft), und die niederen, höllischen Plane-ten. Das gesamte Universum ist in eine gigantische kosmischeSchale eingeschlossen, die Millionen von Kilometern dick ist.Dahinter liegt die spirituelle Welt. In alten Tiaditionen heißt es,
der Ganges habe seinen Ursprung jenseirs der Schale der mate-riellen 'üZelt
Im Shrimad Bhagaaatam beispielsweise wird berichtet, dass
vor langer Zeit ein König namens Bali alle drei Planerensys-teme erobert hatte. Er vertrieb die Halbgötter aus ihrem Reichund nahm selbst den Thron des Himmels ein. Aus Traue r umdie Niederlage ihrer Söhne nahm Aditi, die Murter der Halb,götter, ein zwöIftägiges Gelübde des Fastens aufsich und betetewährend dieser Zeit unablässig zu Krishna. Der Herr erhörte ihrGebe t und erklärte sich bereit, die Macht der Hajbgötter wieder-herzustellen, indem Er sich als Vamanadeva, ein bet,rclnder Zw erg- bra b m t n a, inkar niert e.
Shri Vamanadeva trat vor Bali Maharaja underbat von ihm weiter nichts als drei Schrirre Land.Kaum hatte Bali Ihm Seine Bitte gewährt, durchmaßVamana mit den ersten beiden Schritten das gesamteUniversum, womit Er das verlorene Eigentun derHalbgötter zurückgewonnen hatte. Bei Seinem zwei-ten Schritt stieß Vamanadeva nit Seinem Zeh einLoch in die Schale des Universums, sodass ein paarTropfen \Tasser aus dem Karana-Meer in das Univer-sum drangen. Dieses \Tasser wurde zum Ganges DerGanges gilt als heilig und läuternd, weil er aus derspirituellen \felt kommt und den Zeh Vamanadevmberührte.
Zuerst floss der Ganges nur aufden himmlischenPlaneten. Dann hatte ein großer irdischer König namens Bhagi-rath, ein Geweihter Shri Vishnus, den rü/unsch, dms der Gangesdie Erde reinige, und betete, der Fluss möge zur Erde herabkom-men. Der Ganges erschien vor König Bhagirath in Gesralr einerwunderschönen Frau und erklärre sich einverstanden, ihm seinen\(/unsch zu erfüllen. Aber sie stelke eine Bedingung.
,,\7enn ich vom Himnel falle", so sprach die himmlischeGanga, ,,wird das \}/asser eine große \7ucht haben. S?er soll das'Wasser
auffangen? \7enn mich niemand auffängt, werde ich dieErdoberfläche glatt durchschlagen und zu den höllischen Plane-ten hinabgleiten."
Ganga bat König Bhagirarh, jemanden zu 6nden, der sichbereit erklärte und auch in der Lage war, die'Jflucht ihres Auf-pralls zu mindern. Um Ganga zufrieden zu stellen, betete KönigBhagirath zum mächtigen Shiva und bat ihn, dm \flasser mitseinem KopfaufzuFangen Shiva kam der Bitte nach.
Seit jener Zeit fdngt Shiva den Ganges mit seinem Haupte aufund die heiligen Fluten des Ganges zieren das Antlitz der ErdeDer Berg im Himalaya und der Gle tscher, aus dem der Gangesentspringt, sind nach König Bhagirath benannt. Nach Aussageder vedischen Schriften wird jeder; der im Ganges badet, vonaller materiellen Verunreinigung geläutert und erlangt die Eig-nung, noch im gleichen Leben erlöst zu werden. Daraufhin kanner in die spirituelle rffelt zurückkehren, wo der Ursprung desGanges liegt.
JnonnnATH PllRr.'\n der ()stkhstc Indicns, im llundesstaat ( )rissa, liegtinrnitten von Palmeri und id_vllischen Stränden die StadtI'uri. Ihre Umrisse habcn dic l-orm eir-res \luschelhorns,und sie ist bekar-rnt als die R-esidenz Jagannaths, oin",Inkarnatior-r Krishnas in Forn-r von hciligem Holz. I)ileeraus ganz lndien kommcn hicrher, uln dieser Clestalt des
Hcrrn in cinem von Indiens bcruhmtcsten'J'empeln ihreEbre zu erweisen.
cr lt'r'rrpel, rlt'r rn.rnrh-nr.rl ,,Shri \lanrlir" g('n,rrrIrlirtl, licgl arrl ciner clrt'
rrraligt'n Anlriihc' nanrt'ns Nilgiri,tlt tn .,lrl,tttctt I liigr'1" l)r'r !eg('n\\;irtigt' Ic'rrpcl rvrrrcle unlcr cler St hirnr-hcrrst haIt l(iinig ChatlrlalLga l)t'vasinr zwijlltcn J,rhrhrrrtrlt'r-l crbaul Scit-Irt'r rvLLrclt'r'r nrt'hr.rls t'in DLrtzcnrlrl,tl rt'novit'rl, a[rc'r cr stt'lrt rrot lr
irnnrt'r an rlt'r glcicht'n Stcllc w,it'tlt'rtrrspr iinglir lrc I t'rrrpr'l
l),rs zcnl r,rlt' llr-ili,ql Lrnr clcs'li'rrrp<'ls isl typisch liir tk'n Bau
slil ( )r-iss,rs I s lrt sltlrt ,rrrs tirrt rrr
\lini,rtr-rr Kiinigrcic lt in lornr vonvicr- (icLrürr<lt'n: r clt'nr so ge r)rrlr)-tcn 13hoga \,1,rrrclap, wo tligliclr 5.1
(,crit htc fiir tlic Bilclgt'staller zLrlrt'
rcilt'l rvcrclcn, r clem N,rta N'larrtl,rp,
ci nt'r gc'rtitrrn igt'rr 1 r nzhtr lle z-tr r
l;rt'trtlt' cle's I l<'rrn, 5 rlt'rn Nlr-rklr,r-
slr,rla, rvo <lcr I lt'rr all St'incn(it'n't'i hlcrr rlrrnlran (Sci nt',,ALrcl icnz")gt'vr'.ilrrt, untl -1 clcrn ll,rtl;r clcul,r,
clt'nr I l.r u p l lc nr pc l
r\1it scini'n linapp sit'lrzig Nlctt'rnFlirlrc ist <lcr Slrri NIan<lir tlcr hiit hstcIt'nr1lt'l in p,rnz Orissa l)ic'rcirlr vcrzicrlcn, kunsli.'oll gcrrcilicllcn I ort',clic tlt'n '['crrpt'l umg<'lrt'n, sinrl t'in-
zig.rrtig. l),rs'lirr an rlt'r Ostscilt' rlirrltl,ts,,Lörv<'nlot'' gcrt,rltnt, r-rntl rlit'Iort' trr tlt'r siiciliclrt'n, niircllit lrcrr
trntl rlcsllit'hcn Sc'ilc lrcißcn l)fcrtlc-lilt'Iantc'n- rrntl 'l i!lt'rlor l)urr h rlicsci orc stri)nrt'n tl ic,\ lt'rtschc'rr nrrrSS('n,
rrrt.t t'ir('n lliit htigt'rr,\nbliclt tlt's (krtIt's Jagarrn.rllr zrr crh,rst ltc'rr
Jag.urr,rtlr n.rissI in rlc'r lli)lrt' t'Lrva
r,6o N,'letcr Zrr Scincr l{cchlcn sl<'ht
S rr Irhaclra, St'i nt' Sclrr,r't'stcr (ci nt' \/cr-kiirpcrLurg St'iner n.r,stischt'rr l(rtrft),rrrrrl zu ilrrt'r Rc'chlcn ihr iiltt'rt'r llrtr-rlt'r llalarlt'v,r (lagarrn,rths urrnriLtcl-Lr,r-t' lrrrvcitt'rtrng) l)it'so Bilclgt'stalterrstt'llt'n Krishrt,r, Scint'n iillcrcn llruclcrll,rlar,tm Lrnrl Sc'int' S< ltrvc'stt'r SLrlrha
rlr.r r]ar l{it'sic'so.rul ihrcn prunltvolIcn Altirrt'rr throrrcrr, rracht'rr sic
t'incrr rrajcsliitischt'n, I lingalrc un<l
lllr r[rrrc]'r t gt'[riclcnclcrt Iintl rLrt lr
Yiclc' Ilcrroltncr l)trris [rc'srr< lrcnjcrlcn l,rl rk tt letttpr'1, ttttt sir'zrrst'ht'n untl ctwtis lrrrlrrrprrrsad zLr
lrt'l<ommt'rr Ntrlrrrrng, clie clcrr I]ild-gcstalter tl,rrgcbraclrt rvrrrclt' rrrrlvon cler ttiglir lr l'.rLrst'ntlt' von llcstr-t lrt'rn gespt'ist vvertlt'rr l)ie w,rirrcN,rhrrurs in l)trri jetlotlr ist sJriritur'l-Icr Natr-rr, rlcrrn jcrlcr tlorl r,r,inl tlrrrchclit' Iincrgic J,rg,rnnaths crhtiltcrr
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Abgesehen von der Kumbha Mela ist die jährliche Ratha-yatra-Parade (das ,,Wagenfest") die größte religiöse Veran-staltung Indiens. Zu diesem Anlass werden die Bildgestal-ten von Jagannath, Baladevä und Subhadra (siehe
vorige Seite) aus dem Jagannath-Tempel herausgetragenund auf drei gigantische Wagen gesetzt, die extra fur dieParade errichtet werden.
verslrms, bitte offenbare Dichmir!
z. In Seiner Linken hältlagannalh cine l:lötc. ln 5ei-ncm Haar stecken Pfauenfe-
dern, und Seine Ilül'tcn sincl ingelbe Seidengewri nder geh ü ll l.
Aus Scincn Augenwinkelnwirft Er liebevollc Seitenblickeauf Scine Gewcihten O Hcrrdes Universums, bitte offcn-barc Dich mir!
5. Wenn Jagannath auf Sci-nem Ratha-yatra-Wagen clr-rrch
d je Slr,rllen gc:/o8en w ird, sin-gen große Gruppcn von bnrfi-
manos auf Schritt uncl Trittlaute Lit'cier uncl Cc'bete zuSeincr Verherrl ich ung, unclwenn Jagann.rth ihre Hymut'nhört, ist Er ihner-r wohlgesinn(.Er ist cirr Meer dcr Gnade unclder w.rhre Freuncl arller WeltcnO Hcrr des Univcrsums, bitteoffenbare Dich mir!
Die tiefere Bedeutung des Ratha-yatraShri Krishna war ein mächtiger yatra-Fesres \fenn die Krishna-König, doch Seine Kindheir Gewcihrcn an deo Iangcu
harte Er im Dor fVrindavan ver- srarken SeiJen des Rarha-yatra-
brncht. Dort tollte Er mit den 'Vagens ziehen, ziehen sic eigent-
Kuhhirtenjungen und -mädchen lich Krishna zurück in ihr Herz,
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agannaths Wagen ragtmehr als r5 Meterin dic Ilöhe und
ist ro Meter breit.Er bewegt sich aul't6 großen Räderndurch die Straf3en
Seinem Geflihrtlolgen zwei wci-tcre, ctwas klcinereWagcn eiucr fürBaladeva und einer [ürSubhadra.
Mehrere hundert Prit:sterkümmern sir:h um die Vc'rehrung derIlildgestaltcn und die Überwachungdt'r W.rgen, wJhrcntl rlit's<' majes-tütisch drrrch clic gewaltigen Mer-r-
s<'henmengen rollen. -leclcr Wage n
hat vier starke Scile, dic im Laul'c des
l.'cstivals von insgesamt ctwa 5oooMenschen gezogen werclcn. In derGlr.rt der Sommerhitze folgcn Mil-lionen von Pilgern dcm Zug, undtler Lobgesang zu Ehren Jagannathsclurchdringt clen Athcr: ,,Jaya Jagan-nath! Gepriescn sei der Ilerr des Urri-versums!" Nach etwa drei Kilometerngclangt die Prozession schließlichzum Pavillon des Herrn, dem Gun-
dicha-Tcmpel. Sicben Tage
später findet cin weiteresFest statt: die Rück-
kehr des Herrn z-um
Iaganna th-Tempel,die mit dem glei-chen Clanz undElan gefcicrt wirdwie die arrflingli-
che Par.rclc.
Dichter undKünstler habcn immer
wieder versucht, dieHerrl ich kei t cler Prozcssion
und die Schönhcit fagarrnaths darzu-stellen. Es folgt eine ldeine Ar,rswahlvon volkstümlichcr-r Verscn, dic das
göttliche Wesen und die Sch<jnheit
Iag.rnrraths beschreibenr. Manchmal veranstaltet Jagan-
nath mit Seiner Flöte voller Frcr,rde
ein lar-rtes Konzert in den Ulcrhaincnder Yamuna. Wie cine honigtrunkeneHummel kostet [r die die schtinen,lotosgleichen Gesichter der I lirten-mädchen von Braj. O Herr clcs Uni-
umher, und von ihnen allenharte Shrimari Radharani dieengsre Beziehung zu Ihm
Als Krishna M indavan verlicflrLnd KönLg von Dvaraka wurde,ver6el Radharani in abgrund-riefeTrauer Sie gab jedoch nie
die Hoffnung auf, dass Krishnaeincs Täges zcL lhr zurücld<ehren
würde Diese cranszendentale
Sehnsucht nach Krishna, dieSie in Threm Herzen hegte, wirdu ip ra lam b h a- b h naa ge nannt,
,,Liebe in TienrtrLng".
Als Krishna König war, ver-
einbarren Er und Radharani
einst ein heimlichcs Tieffenrn einem abgcschiedenen OrtiLr der Nähe von Kurukhetra.cinem Pilgerorr im Norden Zen-rralirrdiens Doch els Radhereni
Krishna in Seinem prunJ<vollen
Gewand und mir Seioen könig-lichcn Insignien sah, sehnte Sie
sich nach dem einfachen Kuh-hirtenknaben, den Sie einstgekannr hatre Sie härre lhn gern
wicder nach Vrindavan mitge-nommen
Dieser Vunsch. Krishna wie-der in die verrrauliche Atmo-sphäre Vrindavans zu bringen, isc
die tiefere Thematil< des Ratha-
zurück nach Vrindavan.Radha und Krishna inkar-
nierten sich gemeinsam aLs Chai-
tanya Mahaprabhu, und in Sei-
nem Körper waren Sic wiedermiteinander vereint In Seinen
lezten Jahren offenbarte Shri
Chairanya in vollem Ausmaß
das Ernp6ndcn Radharanis undbeldagtc unabLässig die güttLiche
Tiagödie von Radhas uncl Krish-nas Trennung.
Jahr ftir Jahr leierrc Shri
Chaitanya das Ratha-yarra-Fesr
in der (lemiirsstimmung Radha
ranis, die Krishna wieder zur ein-
fachen, ländlichen Atmosp häre
V indavans zurückbringen wollteMahrpr abhu lehrte, dass dieses
Gefühl der Trennung tarsäcblich
Krishnas Cegenwarr hervorrultund letz-rlich zu höchster Selig-
keit führt Dies isr die esoreri-
sche Bedeutung des Rarha-yatra
HEILIc E STATTEN
ür Gaudiya-Vaishnavas iedochsind die wichtigsten Wall-fahrtsstätten Braj (Vrinda-
van), Mayapur und Iagannath Puri.Wie bereits erwähnt, offenbarenheilige Pilgerorte sich uns letztlichnur durch unsere innere Medita-tion, doch man kann ja seine Reise
beginnen, indem man die äuf3erli-chen Aspektc des lreiligen Landes
erkundet. Deshalb möchten wir hicrein paar grundlegencle Reiseinforma-lionen anbielen: Landkarlen sowieInformationen über Zugverbindun-gen, Unterkunftsmögl ichkeiten undheilige Tempel.
Braj (Vrindavan)lm Braj gibr es über ftinftausend Tempel, von
denen die wichtigsten die folgenden sind:Madan-mohan (die meisren Tempel sind nachihren Bildgestalten benannt), Radha-Raman,Radha-Gokulananda, Radha-Gopinarh, Radha-Shyamasundar und Krishna-Balaram. Weiterewichtige Pilgerstätten sind Radha-kunda, derGovardhan-HügeI und Krishnas Geburtsstättein Marhura.
Neu-Delhi -Mathuta: Marhura, die kleineStadt, die mic Braj sehr eng verknüpft ist, liegrr4o Kilome rer südlicb von Delhi, und man
braucht für diese Srrecke mit de m Tui etwadrei Stunden. Mir dem Zug (zum Beispiel micdem 1a.j Express, der regelmäßig von der Bahn-
station Nizamuddin abfahrt und direkt an derStation Mathura Junction hälr, spart man etwaeine Stunde- Mathura liegt bloß rehn Kilo-meter südlich von Vrindavan, und die Fahrt
mit der Motor-rickscha dau-ert gewöhnlicheine gute halbeStunde (ecwas
weniger mit demToi).
Unterkunft:Das srattli-che ISKCON-Gäsrehaus inVrindavan bieterviele wesdicheAnnehmlichkei
ten. Preiswe rte und komfortable A-tternarivensind lai Singh Gera beim Radha-Raman-Tempel sowie der Maheshvari-Ashram. Emp-fehlenswert in Mathura sind die Hotels Agraund Radha-Ashok.
MayapurIn Mayapur finder man heilige Srärren, diesich aufdie Spiele Shri Chaitanyas und SeinerGefährten beziehen, insbesondere Shri Chai-tanyas Geburtsstäne. Einige Ruinen aus ShriChaitanyas Zeiren sind heute Tourisrenar-traktionen, und einige sind vom Archeologi-cal Suwey of Iodia renoviert worden. Beson-ders emähnenswert: Aufdem Parkplatz derISKCON Mayapur findec man täglich zehnbis zwanzig Luxus-Touristenbusse aus Kol-kata und Umgebung vor Die Hauptattraktionin Mayapur ist der ISKCON-Tempelkomplex.Auch Shri Chairanyas Geburtsstätte wird vielbesucht.
Kolkata-Navadvip/Mayapur: Maya-pur Iiegr rzo Kilometer nördlich von Kolkata.Obgleich das Tui wohl das beste Verkehrsmicrel zum heiligen dhan ist, nehmen viele Pilgereinen Zug von den Bahnsrationen Shealdahoder Howrah nacb Krishnanagar bzw. Nava-dvip. Von Navadvip nimmt man eine Rick-scha zur nahe gelegenen Fährstation, wo diePilger über den Ganges gebracht werden. Amanderen Ufer angekommen, befindet man sicham Stadrrand Mayapurs. Auch hier gibt es
wieder eine fuckschaverbindung ins Ortszen-trum. Eine Alternative ist de r Kamrup-Express;aber auch hier muss man mehrmals umstei-gen. Ansonsten gibt es eine frühmorgendlicheBuwerbindung von der Haltestelle Esplanadein Kolkarm GeschäFaviertel, aberdie Fahrt dauert relativ lange, dader Bus oft hält. Schließlich kannman auch den ISKCON-eigenen
,,Mayapur-Bus" nehmen, der täg-lich in beiden fuchtungen ver-kehrt.
Unterkunft: Zentral gele-gen ist das Hotel JanbhitirthaDie besren Zimmer gibt es
jedoch aufdem ISKCON-Gelände: preisgünstig im
,,Chakra", teurer, aber komfor-tabler im,,Lotos". ISKCONMayapur hat noch mehreremdere Gäsrehäuser (,,Cada",
,,Shankh" und ,,Vmsi") mit Hunderten vonexzellenten Zimmern.
Jagannath PuriJagannarh Puri isr die Residenz Shri Jagannarhsund der Ort, an dem Shri Chaitaoya die letz-ten achtrehn Jahre Seines irdischen Lebens ver-brachte. Somit ist Puri eine Zufuchrsstätte fürspirituelle Sucher, aber gleichermaßen ein See-
bad von tropiscber Schönheir.
Bhubaneswar-Puti: Der Puri am nächstengelegene Flugplatz ist Bhubaneswar. Die IndianAirlines fiegt von Delhi, Kolkata, Hyderabad,Chennai (Madrm) und Mumbai (Bombay)nach Bhubaneswar-
'!ü'enn man von Delhi nach Puri möchte,
kann mao den Neelachal-Express nehmen;damit ist man kntpp )z Srunden untevegs.Von Kolkara au ist mm mit dem Howrah-Puri-Express nach elfStunden am Ziel Etwaszeitsparender ist in beiden Fällen gewöhnlichder Bus. Von Bhubaneswar kommt man, perBus oder Bahn, in etwa zwei Srunden nachPuri.
Unterkunft: Puri wird das ganze Jahr übervon Touristen besucht; folglich gibt es dortviele Hotels, Jugendherbergen und Ashrams.Im Norden der Stadt, nahe der Chakra TirrhaRoad, gibt es eine Reihe kosrengünstigerHotels. Das beliebteste darunter ist do Puri-Hotel, nitren im Touristenviertel gelegenund nicht weit von der Beach Sea Road ent-fernt. Für höchste Ansprüche sind die HotelsNilachal Ashok und Mayfair Beach Resort zuempfehlen.
Rer,se-fnrosIn diesem Kapitel haben wir eine kleine Auswahld". Pilgerorte Indiens vorgestellt. Wichtig für diemeisten Inder sind die so genannten Saptapuris, ,,die Sieben
Städte", auch bekannt ds Mokshapuris (,,die Stadte, dieErlösung gewähren"). Hierbei handelt es sich um Ayodhya,Mathura, Haridwar, Benares, Kanchi, Ujjain und Dvaraka.In den heiligen Schriften ist auch von sieben besonders hei-ligen Flüssen die Rede: Ganges, Yamuna, Godavari, Sara-
svati, Narmada, Sindhu und Kaveri.
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HETLICE STATTEN
,,In den Traditionen der Krishna-Verehrung ... ist die Verbindung vonAsthetik und Religion am stärksten ausgeprägt. Nirgendwo anders ..
kommt der Asthetik ein solcher Stellenwert zu wie in der Krishna-Vereh-rung, denn Krishna wird als der Allbetörende beschrieben, und in allenKünsten hat man immer wieder versucht, Seine Schönheit darzustellen."
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Für Vaishnavas besteht zwischen Kunst und Yoga keinWiderspruch, ja sie ergänzen einander. Im Allgemei-nen geht es auf dem Pfade des Yoga um die Beherrschungder Sinne und das Abstandnehmen von sinnlicher Erfahrung. Vaishnavas hingegen beschreiten den Pfad des bhah.ti-joga, auf dem die Sinne fur die Suche nach dem Göttlichengebraucht werden. In diesem Zusammenhang erklärt derSchriftsteller Ananda Coomaraswamy (1 877-1,947), lang-jähriger Abteilungsleiter für Indische Kunst am Museum ofFine Arts in Boston, dass die künstlerische Inspiration inIndien ,,dem Geiste der Verehrung entspringt - der inni-gen, leidenschaftlichen Hingabe an eine persönliche Gott-heit". Er weist darauf hin, dass in Indien die Absicht ,,desLiebenden" (d.h. des Künstlers) darin besteht, ,,eine per-sönliche Beziehunq' mit den Objekt seiner Liebe [d. h.
mit Gott] herzustellen", und dass das ,,plastische Symbol"(d. h. das Kunstwerk) überhaupt erst zu diesem Zweck inAngriff genommen wird.
s ist also nicht erstar,rnlich, Krishnas, wie man vul
dtrss bildende Kunst in dcr Purnnn und in laya viutla
Vtrishnava-Wclt einc bedcr.r findet, haben im L schentendc Stelltrng einnimmt. Vaish- Geschichte den Schaffensdrang zahl-navas werden in der Tat manch- loser Bildhauer uncl Maler angercgt.
haben vor allem süclindische Bilcl-
hauer auch Metall, Terrakotta undIIolz vcrwendet.
Der Lredetrtendste Zeitraum incli-sclrer Plastik - und irrdisclrer Kunstirn Allgcmeine n - war dic klassische
Pcriode untcr der Ctrpta-Dynastie(4. bis (>. Iahrhundert n.Chr.) Dcrberühmte Indologe A. L. Basham
i 9r q-t986) schreibt:,,DieSkulptur der Gupta-Periodestrahlt Heiterkeit, Gebor-genheit und Gewissheit aus.
Dies war die Zeit, in derdie meisten von Indiensechten religiösen Kunst-werken entstanden."
Während der Mogul-Dynastie erlebteIndien cine Illütezeit der Malerei. Die
clamaligcrr mos-lcrnischcn FIerr-
scher fiirderten dicVaishna va-l(ünstcin grol3cm Stil. So
beauftragte Kaiser Akbar(r 556-16o5) za hlreiche Maler,Szenen von berühmten Klas-
sikern wie dem Rarnayana undtlem Molnbhnrnla darzustellen Die
indischcn Miniaturen dieser Epoche
wilren von äußerst anmutiger Schön-
hcit urrd erreichten cinen neuen
IIöchststand technischer Perfektion.In dcn achtzigcr Jahren des sicb-
zchnten Jahrhr,rnderts riel Raj KirpalPal, der König des Sttrates Basohli,
e in Fördcrprogramm flir Vaishnava-Künstler ins Lebelr. Darstcllungenvon Krishna als Butterdieb, Krishnaund den gr.rpis beirn fanzctr, Krishr-ra
arrf dem Schoß Mutter Yashodas
oder Krishna als Liebhaber Radhara-
nis brachten starke Emotioncn zumAr-rsdruck.
lrn r8. Jtrl-rrhuudert schufen dieMalcr des Staates Kangrtr Werke vonhinreißender Schönhei t. Das Hau pt-thema ihrer Bilder ist Krishna als
göttlicher Liebhaber, und die Quellen ihrer Inspirationwaren wiederumdas Bltngavol
Purann und clas
Gita govintla
Vorboten dermodernen KrishnaMalerei sind Jamini
Roy und George Key't,
die sich in der erstenHällte des zo. Jahrhun-derts einen Namenmachten. Auf Hunder-ten von Roys Gemäl-den sieht man Krishna als Flötenspie-ler und Tänzer, während Keyt aufseinen Ölgemälden und Strichzeich-
nungen Szenen aus dem Giln-
govinda festh ielt. Erwähnenswcrlsincl außerclem ll. G. Sharma, desscrr
Krishna-Gcmäldc wohl die populärs-len unscrcr Zeit sind, urrd ISKCONs
,,neovedische" Werke, trul denen tra-ditiorrcllc l'hemt'rr im Stil errropäi-scl-rcr MeisLer dargestcl I t sincl.
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mal als ,,asketischeAstheten" bczeich-nct - Yogis, die dieBccier-rtung der Schön-heit fi-irr dic Entvvick-lung einer lleziel'r ungzur Gottheit anerken-ncn. Die unglaublichlebhaften und clcbil-liertcn Geschicl-rten
Die ältestenKrishna-Skulpl u rensind einfache, mcistaus Stein g,ehaucnePlastiken und stam-men alls cler Kushana-Periode in l\4athura (2.
bis 5. nachchristl iches
Iahrhr-rndert). In spä-teren lahrhunderten
D.,,Wie lieblich ist dieWohlgestah meines geliebten Herrn!
Lieblicher noch Sein Antlitz, mit Zügen gar so fein.
Am lieblichsten jedoch, so glaube es mir gern,
lst Sein sanftes Lächeln, wie Honig so süJ3 und rein." Bilvamangala
Einer von Krishnas vielen Namen ist Uttamashloka -,,jemand, der mit den erlesensten Worten gepriesen wird".So wird beispielsweise Krishnas Körpertönung mit einerdunklen Regenwolke verglichen, Seine Augen mit Lotos-blumen und die Ausstrahlung von Seinen Zehennägeln mitdem Schein des kühlenden Herbstmonds. Ohne poetische
Sprache und spirituelle Erkenntnis, so sagte Chaitanya, sei
es unmöglich, spirituelle Themen zu beschreiben.
in Beispiel solch spirituellenpoctischen Einblicl<s sind dieVcrsc la1'adevas, cin<'s wei-
serr Dichters aus dem rz. Iahrlrun-dert. layadeva s Gitn govinrln bestehtaus übersprr.rdelnden Ergüssen gött-licher Liebe zu Radha und KrishnaMirabai, eine blrnkti Dichterin des r6.
Jahrhunderts, preist,,derr Dtrnklen"
(Krishna) mit inbrünstiger spirituel-lcr Liebe. Weitere bcdcutende V.rish-nava Dichter sind Antal und Nam-rnalvar (9. bzw. ro. Iahrhundert),Bilvamangala (r r Jahrl-rtrrrdert), Cl-rarr-
didas (r+. Jal-rrhr.u-rdcrt), Strrdas, Rupa
Gosvami, Kavi Karnapura (r6. Iahr-hundert) und Narottam Das Thakur(r7. Iahrhundert).
Obwohl die meistcn cler oberr
Senannlen Dichter in Rcgionalspra-chen wic Braj-bhasha oder Ber-rgali
schriebcr-r, stützten sie sich alle ar.rl
Kavya, dic klassischc Lehre dcr Sans-
kritdichtkr-rnst Sie schöpften alsoaus ciner Fundgrr.rbc von Stilfigurerr,wic Alliteration (nnupras) und Reim(an Innup rn s), Metaphcrn, Verglci cl-re
uncl Doppelder-r-tigkeit - alles umKrishna zentricrt.
Die frühes-ten Vaishnava-Gcdichte, wie diedcs Shrirnad IJho
gnvolam, waren inSanskrit verl'asst.
Dic spätere Sans-
kritliterattrr brachtc cine ncue Dicht-form hervor, das so genannLe slolru(vort der Vt'rbwurzcl slrr, ,.prcisen,lobsingcn, rühmen") lleute sincl das
stolrn und zahlreichc arrderc literari-schc Gattr.rngen wic clie chanrpu (eine
Mischung aus Poesic r,rnd Prosa)
lvohletablierte Ausdrr-rcksfcrrmen cler
indischcu bhnkti-Dichtkunst Dochegal in w,clcher Sprachc trnd welchcrForm Va ishnava-Gecl ich tc verfasstsind, sic cleuten auf ein und diesclbeSchlussfol6Jerung, die sich am trcf-lendsterr irr den Wortcn cines unbc-kanntcn Vaishnava-Dichters zusam-menfassen lässt, der vor langer Zr:itschricb: ,,O Krishn.r, ohne Dich gibtes r-rur Dur-rkclheit!"
RASA-THE0LOCl E: Die Beziehungzu Gott in der Dichtkunst
Ein Schlüsselelement in der Vaishnava-Dichrkunsr isr derBegriff rasa In den Naturwissenschafien (zB. im Ayurveda)wird dieses \(/ort nicht immer gleich definierc, in der Poesie
und der Theologie hingegen beclerrter rasa im Allgemeinen
,,Geschmack", mir Nuancen wie ,,dramatisches EmpFnden"oder,,isthetischer Genuss".
Das Vort rara lässt sich bis zu Thittiril,a Upanishadzurüclwerfolgen, wo es heißt: raso uai sah Das bedeutet:
,,Die hOchste Vahrheit wird in der spirituellen ästhetischenErFahrung wahrgenommen " Um die Bedeutung dieser Aus-sage näher zu beleuchren, wollen wir einen Blick in Bharatas
Naryatbutra werfen, wo man eine frühe Form der rara-Theorie vorfinder. Seine Theorie beruhte aufeiner einfachenPrämisse: 'Wenn
e ine EmpGndung in bestimmten Umsränden und durch bestimmte G€sten und'\ü'orte he rvorge rufenwird, so kann eine Nachbildung
.je ner Umstände, Gesrenund Worte in einem feinfuhligen, kulrivierten Zuschauer(und natürlich auch in dem Schauspieler) eine ähnlicheEmpfi ndung hervorrufen Ein solcher kultivierter Zuschauerwurde rasilea genaLrnt, jemand, der de n wahren Geschmackoder die Emp6ndung einer Theatervorstellung zu kostenvermochre.
Im 9. Jalrbundert wurde Bhararas Idee von Ananda-vardhana aufPoesie und alle anderen ästherischen Erfahrun-gen ausgeweitet. Im rr. Jahrhundert entwickelte Abhinava-gupta dm Konzept seiner Vorgänger weiter, indem er diewichtige Verbindung zwischen ästherischer Erfahrung undreligiöser Tiansformarion herstelke. Im gleichen Jahrhundertwar es dann Bhoja, der noch einen Schrim weiter ging undden madhurya-rnsa, die Stimmung ehelicher Liebe, in denVordergrund rüc[<re. AIL diese Neuerungen wurden von denzeitgenössischen Vaish nava Theologen angenommen undumgeserzt, und seit dem rz. Jahrhundert erschienen Dich-tungen wie Jayadevas Gita-gotinda, in denen die Methodo-logie und die Terminologie von Asthetiktheorie und Poesie
zu voller Anwendung l<amen.
Die Enwicklung der rua--fheorie erreichte ihren Höhe-punkt in den rWerken der sechs Gosvamis von Vrindavan(16. Jahrhundert), besonders in den Werken Rupa Gosva-mis. Er ersetzt den ktrltivierren ruilza-Zuschater mit demra:iha-bbabta, dem reifen Geweihter Krishnas, und das
Thema seiner Stücke sind die ewigen Spiele Krishnas, nichtmehr 6ktive, menschengemachte Dramen. Liebe zu Krishna(brishna-rati) war jerzt die vorrangige Empindung (stha/-bhaua), erneEmpFndung, die aufeiner dauerhafien Bezie-hung beruht ansratt aufden vergängLichen Gefühler, diedas weltliche Schauspiel kennzeichnen. Abgesehen von die-sem bedeutenden Unterschied besteht zwischen dem rasa
der Liebe zu Krishna und dem der ästhetischen Theorieeine srarkeAlrnlichkeir Raa, so heißr es, werde durch einevieJschichtige Serie zueinander passender Reize (uibbauas),
GefÜ'hle (nnubhauar) und untergeordneter GeFlL.le (u1ab h i-chari-bhauas) erweckt. Venn aber der rasa der brishna-bhaktiin rechrer \ü7eise erweckt wird, wird er den Zuschauer aufeine'i/eise bewegen, wie es in gewöhnlichen Schauspielennichr nöglich ist. Ausbrüche hingebungsvoller Eksrase
6atniba-bbauas) wie \l/einen und Gänsehaut werden sichan seinem I(örper zeigen, und sein Herz wird vor Liebe zuGorr schmelzen.
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KUNST
ScuAu-sP[eL,,Die Bedeutung der Vaishnava-Dramen ... geht weit überihre unbestrittene Funktion der Unterhaltung hinaus. IhreHandlung ist vielschichtig angelegt, sie haben einen
Er[,trl-rnurg ergrilft'rr wircl, die e incr-scits lehrreich, aber gleichz-citig aucl-r
emotional geprligt ist
lblglich habcn Vaishnavas ihreFreu<lc an drarnatischcr l-iteratur.M.rn sagt, Philosophic r.rncl Theologickämcn am besten in dcr Dichtungund in.r Schatrspiel zurn ,r\usdrltck.
lin cinziges Gcrlicht ocicr cin Thea-
tcrstiick sollcn cher religi<ise Gefthlcunrl Erkenntnisse hervorrr.rlen als
Tar-rscnde von Sciten logischer Argr.r-
mcnte. Wie jcrlc andere Lrlahrunglässt sich auch clie religiiisc Eriah-rurng mit bloßcrr Worterr nur unvoll-komrnen vermitteln. Werrn jcdoch
dic Sirrne vorr <lcr Wtrhrnt'hrnr,rngeincr Theatervo rstcll r-r ng gcfesselt
sincl, rückt die Realitä1, irr clie cler
Dich tcr das Publ ikr-rm hinciuverset-zen möchte, in grcifbarc Nlihe
So kommt cs, class Voishnava-Autorcn eine großc Vic'l[alt von Dra-meu vt'rfasst lralren Eincs cle r erstetr(ca. r. Jahrhr.rrr<lcrt n.Chr.) ist dcrFänlakter tsnlchuiln, der von denKi r-rcl heitsspiclcn Krishnas handcltr.rncl clem l)ichtcr Bhastr zr-rgeschric-
bcn wird Eirrigc lahrhunclcrte spätcrvcrfisste der []iihnenautor Shesha
Krishna ein clcm lJalcharitu nache mp-furrrlt'ncs Dr.rmo namcns Krishna
kavi. Manc.lrc clit'ser altcr.r Schauspielc
wenlcn noch hcute aulgclührt, zumBeispicl cinmal pro Jahr von cler Ras-
Lilaj[-hca tcrgrtrppe irr Bra j
Zwci lrühc' Gar.rdil,a-Va islrnavaDrtrmcn sind Ramananda Rays /agarr-tnllrvallabln tmkrkri.rt uncl Kavi Kar-n;rptrrs Clrnilrrrr yo clmndrodtyo ntrlnknnr
(bc'icle etwa r6. Jahrl-rurrclerl)Erslcres drcht sich r.rnr die Liebc
Radhas uncl Krishnas, währ<'nd letztcres das Lebcrr Shri
Chaitanl,as schilclert Rupa CosvamisVitlogtlhut ndhnvo, ein Scha r-rspiel
über Krishnas vcrtrauliche Spiele in
Vrinclavan, sowic scin Lnlil n-nr tdhavo,
das sich mit Krishrras splitercmLcben in Dv.rraka bcfasst, sincl diewohl lrekanntestcn Schauspiele c]es
Caurliva-Vaish nava-Kanor.ts.
ALrch Shri Chaitanl,a Mahaprabhtrführtt' mit Seint'rr Gellihrtt't.t -l'heater
slückc atrI Seirrc lSiographt'tt weisettinsbesonclere arrI Seine Rollc als
Rukmini hin, Krishnas Gcrnahlin inDvar.rka. Wenn Nltrl-ra prabhtr das
Kostiirr-r lür diesc Rolle anlcgte uncl
sich rlic Schminkc .ruftrr.rg, schlüpftelir pral<tisr h in Rrrkminis Harrt Seirr
Auftritt vvar so trr.rthentisch, class dicVaishn,tvas vcrg,tßr'n, ([d\\ ('s nur cirr
TheaLt'rstück war.
DAS ERHABENSTE DRAMAFür Rupa Cosvani und aldere Vaishnava-'l'hcologen ist das
einzigc Schauspicl, d:rs cchten rrtrz (Geschm:rck) heryorrulctrkann, das götrliche Spiel Krishnas, das als höchste Realität
angcsehen wird David Habcrnan, außerordenrlicher Pro-
fessor für Religionswissenschaften an dcr Indiana University,
schreibt: ,,Den größcen We rt lcgr Rupa io seincn Theaterstii-
cken nicht darauf, das Publikun aus der Alltrgsrvelt heraus-
zuhebcn; es gehr ihm vielnreht d:rrum, ein Mediurr ztt schrF-
fen, cltLrch das man in die Lage verseczt wird, ln dem einen,
wahrcn Dram:r ceilzunehmen. ... FüL Gaucliya-Vnishnavas ist
Er Lösung gleichbetleurend mit der ewigen'Ibilnahme an dic-sem irbsol uten l)r,rrna."
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breiten , j , vermitteln effektiv religiöseErfahrung und sind ein wichtiges Vlittel der Rildungin der Gesellschaft, in der wir sie vorfinden. "
Norvin HeinEmeT itiertey Pntfessor, YtLle Unitersity
chcn Ausclrucks; urgika - K<irper-haltung, Gesten uncl Mimik; nhoryn
und.ntputhynga Schminke uncl
Kostiirnc solvie Rccl u isiten urrcl
Bühncnschmr.rck; uncl sallvika - clie
AnpassurrS; des Bcwusstseins clcs
Schauspielers an st-inc Rolk. r.rnci dieGeftihlc, clie er vermitleln soll
Gewisse Elcmcrrte des Sarrskrit-dramas sind clcrr Veclen enllchnt. So
finclet man dic Rczittrtion in llig l/etln,
Lied trnd Gesarrg im Sarrra Valo, dieKtrnst rler Darstcllrurg im Ytjur Vedo
sowie limpfindr-rngen uncl Gcfühleim Alhnrvn Vetkr
So wie der Begrilf rnsn (w<irtlich:
der ,,Gt st hmat k", tlcn marr .rrt cirtcrbestirnmten Beziehr-rng ztrm I IcrrnfindeL) cin wesentlichcs religioscs Elc-
rnent clcr vedischt'rt Litcratr.rr <lar-
stellt, ist cr auch cin Kcrngcclankeder inrlischen Dramenthcoric l)as
trad itiorre[[e Zic] cines Vaishnavtr-Schatrspielers bcstcht d.rrin, rlclrZuhörcm clen rasa cines Stticks zuvcrmitt<'lrr uncl so tief empfirncleneRcaktiorren in ilrrrc'rr hervorzurufenDer Bühnendicl-rtcr trnd clic l)arstellerwollcn, class das Ptrblikum clic Vielschichtigkeit des rrso crf ühll trncl vcr-irrnerlit lrt, ja rlass jcrlcr vorr t'incr
as Strnskritwcrk Nnfya
shastrn des Wcist'n BharahrNltrni gilt als einc dcr
ältestcrr Abhandlungen tibcr Dramaturgie und Stückeschreribcn. Ineiner Ceschichlc clieses Buches werr-den sich ctie Halbgötter mit lolgenden Worten an clen SchöplcrSiottBrahma: ,,Wir wünschen uns Unterhalturrg, und zwar in eirrcr künst-lerischen Ausdrucksform, clie mitoptischen, musikalischen r-rnd dichlc-rischcn Mittcln inneren Ar.rltrieb vcr-schalft " Als Ar-rtwort auf il-rre Bitteerschuf Brahma clas Schar.rspiel, unde r sprach: ,,Das l)rama wirrl in diese r
lVelt cine Quellc clcr Be lehrrrng sein."lrn Nalya shnslra IepJt Bl'rarata Muni
nichL nur Richtlinicn ftir clas Schrei-ben von Bühnenstücken nit'clcr, son-dern gibt auch g,cnaue Arrlt'ittrngenzu ihrer Auffül'rrurrrg. Er teilt dic dra-m,rlrrrgisr he Wisscrrschah in vicrBcreiche auf: vaclika - dic Kunstdcr Artikulation trnd dcs sprtrchli-
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,,ln der spiritu-ellenWelt", so sagenVaishnava-Dichter,,,ist jedes'Wort einLied und einTanz." Krishna tanzt auf den
Häuptern der Schlange Kaliya, und mit den gopis tanzteEr in der berühmten rasa-Iila. Oft begegnet man sogar derVorstellung, die gesamte materielle Schöpfung sei nichtsweiter als der kosmische Tanz Shivas. Als Erwide-rung auf den transzendenten Tanz Gottes tanzen SeineGeweihten für lhn.
l<slatisc n pcn) rrrd gali (kunstvolle lleinartrc'it)wcsc-r'rtl Es gibl vier Ilaupttraditionen clc-s
Shri Ch er inclischcn T;utzes, vorL denen jcclc-
kirlnns (killnr - Vt'rlrerrliclrr.rng cles sich rlurch ausaeprtigte stilistischcTlcrnr clurch Gcsang) Scit jcner Zeit uncl tcchrischc Eigcnl'rciten truszeich-(r6, Jahrhundert) isl lciclc-r'rschafili net: lJharat Natl,arn (ar,rs clem siicl-chcs T.rrrzen eir charahtcristischcs lirlten T,tmil Naclr-r); Kothakali (aus
Ntlcrkrnal cles Gar-rcliva-\raishnava l(er.rla); Kathak ((rus dcm rLörcllich
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Der b adttionelle
indßche Ton< slnicht nur eine schöne
ErlährunpfarAuge und
Ohr, sondern ailht ouch
onregend oufden Geist
Inhalllich rcht es Llobei
meist um etne Cesthichte
ous tlem Leben Krishnas
und onderer göttlicher
Pe rsönl ichke ile n Ton<e n
ist ein ,4uic/ruck dzr
impulsiaen Hingobe
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EINICE MI.JDRAS
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anderen lllcrncnlc sischen uncl.l^, T...|;+i,.,. i.1 \,Oll(. rii-l;..1.-ll
- Tanzcin clcr cl
I racliticr
bcr.t r-rtzl,
rc'ill, bcstehencl aus rnudms - r.,-€ l(rishnas rrncl Sciner(llanc)gcsten), abltinü,nntts zahlrcichcn Tnl<trrrra(Gesichtsar-rsclrücke'turcl tionen clarzuslcllcn.krirpcrlichc Bcw,egun
,,Musik ist der einzigeunverkörperte Eingang in eine höhereWelt desWissens." - Ludwig van Beethoven
,,Musik ist Verherrlichung Gottes. Musik preist Ihnbesser als das prunkvollste Kirchengebäude; Musik ist derKirche größte Zier." - Igor Strawinsky
WiT er.herrlichung Gottes innere Freudenerweckt werden, ist eine Art akusti-scher Theologie Durch solche Musikwird sowohl dem Künstler als auchdem Publikum das Göttliche in einerWeise zugänglich, wie es durch einanderes Medium kaum möglich istIm Vishnuismus, dessen mystischeTradition seit Jahrtausenden eng mitder Musik verwoben ist, tritt dieseTatsache deutlich zutage.
Gottheiten sind oft Musiker. DieCöllin Sarasvati spielt ihre vinrr(eine indische laute), der himmlische Weise Narada die seine, und soziehen beide singcnd und musizierend durch den materiellen Kosmos.Krishna betört die Welt mit dem lieblichen Klang Seiner magischen Flöte,
und Shiva tanzt den kosmischenTanz der Vernichtung, während er
seine dirdin Trommel schlägt.Die reiche Tradition nordindischer
Vaishnava-Musik hat eine Vielfaltvon ausgeprägten Stilrichtungen her-vorgebracht.
Die Musikstile der Gaudiya-Vaish-navas, wie Narottam Das' Garan-hati, Shrinivas' Manohar Shahi undShyamanandas Reneti, zeichnen sichdurch unterschiedliche Technikenaus Garan-hati fängt beispielsweiselangsam und melodisch an, miteinem einfachen Takt, steigert sichallmählich zu einer Vielfalt von Klän-gen und schließlich zu einem Cre-scendo mit ekstatischem Tanz- undGesang Im Gegensatz zu anderenFormen des kirlan hört man bei dieserArt der Vaishnava-Musik zunächstimmer einen Gaura-chantlika-Lobge-sang (Gebete, die Shri Chaitanyasldentität als Krishna besingen), bevorKrishna direkt gepriesen wird.
Alle Formen des nordindischen
kirlans haben jedoch gemeinsameGrundelemente: tonale und poly-tonale Rhyhmer. (tala), bewährtemelodische Muster (raga) Mimik(abhinnya) und Tanz (nat1'0m1.
Im Süden findet man eine ähnlichausgeprägte musikalische Traditionvor wie im Norden. Die so genannteTechnik des araiyar (,,sprechen", ,,ver-künden") wird meist mit den tan-zenden Sängern der bedeutendstenShrivaishnava-Tempel in Verbin-dung gebracht. Charakteristisch furden araiyar sind seine faszinierendenGesangstechniken und Tanzstile. Anbestimmten Feiertagen finden auchTheatervorstellungen statt Divya Pra
bnndlnm, das sakrale Dichnverk derAlvars, ist die Grundlage für diezahllosen Musikstile des Südens, also
auch fur den araiynr
Die südindische Vaishnava-Musikwurde von Devotee-Musikern wiePurandara Das und Tyagaraj ent-wickelt, die Vaishnava-Musik inI(arnataka populär machten. Diezahlreichen Formen der Vaishnava-Musik werden zurzeit von der Musik-akademie ir-r Madras dokumentarischfestgehalten Die Musikwissenschaft-ler dort haben offiziell den folgendenSpruch als ihr Motto gewählt: kanu
binr gita nahi:,,Ohne Krishna kann es
kein Lied geben "
TRADITION ELLE VAISH NAVA-MUSIKINSTRUMENTEIn der Vaishnava-Musik gibt es keineBeschränkung für die Wah[ der Musikinstru-mente, aber meist wird man den folgendenInstrumenren begegnen:
r. Mridanga (Khol): eine Doppeltrommelaus Ton. Ein ähnliches Instrumenr, diePakhawaj, wird aus Holz gefertigt undunterscheidet sich in Klang und Aussehenvon der traditionellen müdanga.
z. Kartals: Handzimbeln. mit denen der Taktangegeben wird und die auflast hypnoti-sche'Weise die Aufmerksamkeit der Zuhö-rer auf die Musik lenken.
3. Vishana (Horn): Gelege"tlich werdenwährend des kirtans Hörner verwendet,und zwar auf willkürliche Veise.
4. Harmonium: ein Tasteninstrument, beidem die Töne durch einen Luftstromerzeugt werden, der mit Hilfe eines Blase-
balgs durch Rohrblättchen gepumpt wird.
5- Vina: ein lautenartiges Instrument derZitherlamilie. Die ainahar sieben Saiten,
die auf einen birnenltirmigen Klangkörpermit Bundhals gespannt sind.
6. Tanpura: Saiteninstrument dhnlich derSirar, dessen l{angkörper meisr aus einemausgehöhlten Kürbis besteht Ihre viersummenden Saiten werden nache inandergezuplt Die tdnpuftl wird meist zur Beglei-tung anderer Instrumente verwendet.
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KU N S T
,,Wer ist t'in Yogi? \'Ver isL ein Priester? Nicht nur ein paar Privilc.gierlcl<önnen clern Placl des Yoga folgcn odcr im'l-crrrpel Opli'r verrichten.
)cder, egtrl von welcher Kaste oclcr we lclrern Ccschle<ht, kdlrr (-in Yogi
clcr TTingabe sein oder kann eirlach clic Früchte scincr;\rbcit clen-t
I l errn cla rbrir.rgcn."
Diana L. Eck,lltkih r nq 5n t tskri I u nd I ruloloqi t,
Iluwrd Lhtitusill
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Ein Devotee (bhahta) ist jemand, der dem
Pfad des bhahti-yoga, des hingebungs-vollen Dienstes am Höchsten (Krishnaoder Vishnu), folgt. Während man imharma-yoga mit dem Körper tätig istund im gyana-yoga mit dem Geist,
umfasst bhah,ti-yoga beide Pfade undbezieht darüber hinaus auch noch das
Herz ein, Nach Aussage der Vaish-
nava-schriften hat jemand, der alsbhahtatätig ist, bereits ineinem vorangegangenen Leben die Vollkommenheit der
anderen Yo ga - Pfade erreicht.
anspruchsvollsten Defi nition des
Begriffs bhakla angelangt wären. Als
reiner bhakta gilt jemand, in desse n
Herzen sich spontane Liebe zu Gottentwickelt hat. BevorStufe erreicht, verrichTätigkeiten im hhakti-yoga aus einem
Pflichtgefühl heraus, mag jedoch
von wahrer liebender Hingabe, demKennzeichen echter bhakti, weit ent-fernt sein. Die Gemeinschaft miteinem solchen reinen bhakta führtden
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T m weitesten SinneI braucht ein bhakra
Lsich noch nicht ein-mal einer Beziehung mitdem Höchsten bewusstzu sein. Jedes Lebewesen
ist einfach aufgrund sei-
ner Existenz als Teil Got-tes ein bhakta Folglichheißt es in den Vaish-nava-Schriften, dass jede
lebende Seele von Naturaus ein Diener Krishnasist. Nach dieser Definition ist jede
Pflanze, jedes Tier usw. ein Devotec.
Eine üblichere Definition findetman im Chnitonya chtritamritn,woShri Chaitanya selbst sagt, dass
jeder, der eine Wertschätzung ftirden heiligen Namen des Herrn hat,
als bhakla anzusehen sei. Auf die-sem Pfad ist also eine bloße Wert-
I)EVoTEES
schätzung erforder-Iich. Auch Angehörigeanderer Glaubensrich-tungen sind bhaktns -in dem Maße, wie sie
mit dem Wcsentlichenihrer Tradition vcrtrautsind und die Ve rherrli-chung Gottes zu würdi-gen wissen. Eine derar-tige nichtsektiererischeDefinition eines bhnkla
erkennt man zum Bei-
spiel in einer Aussage dcs großenVaish nava-Lehrers Bhaktivinod Tha-kur, der beim Betreten einer christ-lichen Kirche einst anerkennendbemerkte: ,,Wie vortrefflich meinHerr hier verehrt lvird!"
Auf der höchsten Ebene des bhakti-
Pfades befindet sich der so genanntereine Devotee - womit wir bei der
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Wenn Menschen die Begriffe ,,Guru" oder ,,spirituellerN4eister" hören, denken sie vielleicht an ehrbare Lehrervorbildliche Menschen, die sie selbst oder ihre Freundekennen. Dabei könnte es sich um einen Priester, einenRabbi oder einen Yoga-Lehrer handeln. Die Worter könn-ten aber auch Bilder von opportunistischen Hochstaplernhervorrufen, von kontroversen Swamis, die andere für ihrenpersönlichen Luxus und Reichtum sowie für ihre Machtge-lüste ausnutzen, Was ist eigentlich genau ein Guru, undwas haben die Schriften zu diesem Thema zu sagen?
unächst wollen wir nnserAugcnmerk auf zwei lraupt-säthliche Prrnkte rit lrtt'rr -
erslcrrs auf die Fragc der Notwcrrdigkeit: Braucht man [ür spiriLuelleDinge eir-ren Gtrru? Urrd zweitc'rrs:Wie karrrr man beurtcilen, ol-r
jemand, der behar-rptct, ein Curu zusein, dies zurecht tut?
Die vt'discherr Schrifter-r crklären,dass man im spiritr-rellen Bcreichgenauso cinen Lchrer brar-rcht wiein jedenr andererr Wissensbcreich.Obwohl der heiligc'Thomas vonAquin für seinen scharfen philoso-phischerr Verstand weithin bekanntwar, studierte er untcr Albertr-rsMagnus. z\ristoteles licß sich vonPlaton belehrcn, und Platon str-r-
dierte unter Sokrates. Als Krishnain diesc lVelt kam, nahm Er Sandi-pani Mr-rni als Seinen spirituellenMentor an Chaitanya Mahaprabhtrlernte von Ishvara Puri. Wic wir alsosehen, braucht man trotz spirituel-
ler Qualifikationcn c'inen spiri ttrel-len Lehrt'r. Die Schrifien bestlitigendiesen Ptrnkt: ,,Urn clic Wissenschaftder Transz,c'ndenz zu erlernen, mussman siclr an einen cchten spirituellenMeister lctrrul in clcr Schülernach-folge Ishnrlriynnrl w<'nden Der cchtespirituellc Meister ist in der Abso-luten Wahrheit verankert [bralnn-nishtln n r 1." (il4tm dtko U pn ni sh a d r.z : z)
Dicser Vers bctont nicl-rt rrtrr dieWichtigkeit der Annahme cirres spiri-tuelle n Meisters, sorrdern [ührt auchzu unscrcr zweilcn Frage: Worinlrerlehcn die Qualifikalioncrr t'inesechten spirituellcn Meisters? Das
\Nort shrotriyanr lveist daratrf hirr, dass
der Gunr ciner historischen Nach-lolge von Lehrern crngchören muss,
dem so gcnannten sunrpradayn.Indcn Ptrranas rverden vier solchc echtcn Traditionen erwähnt: der Shrisampradaya, der Rudra sampradaya,der Kumara-sampradava und derBrah m a-sampradal'a. Die Purarras
prophczeien auch die vier herausr.r-
gc n dcrr Vertrelcr dieser sn m prnday as :
Ra marrr-Lja, Vishnusvami, N imbarkaund i\{adhr.a. Ein Vaishnava-Curumrrss mil eincr clieser vier Traditio-nen vcrbundctr sc'in.
Außerdem muss das vom Gurugelelrrte Wissen in seinem Kern mitslrnslrn (den heiligen Schriftcn) uncl
sndhu (clen echten Heiligen aller Zci-ten) übereir-rstimmetr. Der Cttru muss
den Pfad der spirituellcrr lirleuchtunggegalrgen sein und ,,in dcr Trans-
zcndcnz verankert" sein (Dnrhma
nishlhmn). Dies wiederum muss vorrspirituellen Autoritäten einer Vaish-nav.r-Schülernachfolge utrd von deuSchril'ten besttitigt sein.
In den Vaishnava-Schrifteu lver-dcn drei Arten von Gurus beschrie-
bcn: der diksha guru, der sfiiftshn gunr
und der chaityo-quru. Dic crsten bei-den spenden spirituellcs l-icht vorraui3en, währe nd dcr drittc, der Hcrrirn Herzen, cle n Pfad von itrner hcrerleucl-rtet. Die Aufgabc dcs diksha-
guru l>esteht darin, der-r Schülcrin tl,rs lr.rnszendcnle Wisscrt cin-z,uwcihcn. Der crnsthafte Schülerbekornmt einen neuen Namen, derauf sc'inc Aultrahme in ciuen sanrprn-
dayn l-rinweist. De r Gurtt gibt seinem
Sclrülcr außerdcm eine heilige For-
mcl, c:in Mantra, über das er medi-ticrcrr soll. Der shikha gunr erIüllt dicFunktion eines Mentors, dcr die Lch-rerr des tlilsho-guru darlegt. Es katttr
entn,eder einen oder mchrere shiklrn-
4urus gcllcn, abcr jcwcils trltr cincttrlilshn-gunt
Der choilvn guru - GotL sclbst imHerzen - befähigt den ernsthafterr
Aspiranten, clic csoterischc Bcdeu-
tun6J der transzetrdentalen'l'hemenzu verstehen r,urd die Lehren des
diksho-guru und der shilsha-gurrc zuverstchen.
Der Guru gibt clem spirittrel-len Sucher eine neue Gebtrrt. Dabei
handclt es sich um eine spirituelleGeburt, bei der göttlichcs Wissenund transzendentale Erkcntrtuis(flivyn-gynnam) irn Herzen entsteherr.
Indem man dic Mantre n ann,endet,
die man vom Guru erhaltcrr hat,
wircl cirrcm .rllmJhlich Wisst'n vom
eigencn Selbst uncl von Gott zuteilsowic dic trkenrrtrtis dcr cigcncnBeziehung zu Ilrm.
Die Schriften crklären, dass dern
Guru die höchste lihre gebührt, dass
man rhn aber zurücklveisen sollte,
falls er die uach Aussage clcr
Schrilten erfordt:rl ichen Vor-allssetzLlngen flir einenspiritr-rcllen Lehrt'r nicht jerlüllt. Wenrr dcr spiri-tuelle Meisterjedoch echt ist unddie obcrr ern,ähntcn Qualifikationcrraufi.veist, ist er ein unerlässliches
Bindeglied zwische n dem Dcvo-tee rrurl dem Herrn.
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DEVOTEES
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.nstl.RtLArR-oBttrtPoDof, ?l-t o{.sTeR .'}f se?leffi '[,qHis Divine Grace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupadagründete die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON) im Jahre 1966 in New York City.Er war in den Westen gekommen als ein Repräsentantdes Brahma-Madhva-Gaudiya-sampradaya, einer Schüler-nachfolge, die bis in die Antike zurückgeht.
lT\rabhrrpada wurde im JahrclPßr)d in Kalkulta pcbo-
I rcrr. Seirr Vatcr hifß ,4
clotsav war, der Tag nach KrishnasCcburtsfeier.
Prabhupadas frühc Kindheit warstark von der Krishna-Kultur geprägtBereits als kleir-rer Kntrbe hatte ereinc Vorliebe für Shri Krishna uncl
das Ratha-yatra, unclso veranstaltete erregelmäßig sein eige-nes Ratha-yatra-Fcstim Miniaturstil. Er
zog das Spiclenauf seiner kleirrenmridnrya (Tontrorn-
mel) dem Schul-besuch vor, dochauf Drängcn sei-
ner Mutter wurdcAbhay ein glän-zender Schüler
mit einem bt'sondcrcn lnteressc llirRedekunst und Diskussionen. Am
Scottish Churches' College in Kal-
Als .junger Nationalist gründele ereine Familic r-rnd haule eine cigencArzneimittelfirma auf.
Sein Lebcn nahm jedoch eineWcnde, als cr im Jahre rgzz seirremkünftigen Gun-r begcgnetc, ShrilaBhaktisiddhanta Sarasvati Thakur.llh.rktisiddhd n l.r Sa rosv.rti war cinerder großen VaishnavaJJeiligen des
modemen Irrdien, ein einzigartigerGelehrter, der hoch philosophischeSchriften übcrsetzte uncl überall imSubkontinen t Garrdir.a-Vaishnava-Klöster gründete Er solltc baldPrabhupadas Verbindung zumBrahma-Mad hva-Gaudi ya-sam pra-daya werden. Vor allem seine Rein-l-reit und Gelehrthei t beeindruck-ten Prabhupada. Nicht einmal zehniahre später hatte Shrila llhakti-
sicldhar-rta ihn nicht nur zum Schü-
ler gevveiht, sondern ihm atrch seine
Lcbensmission gegcben: die univer-sale Botschaft Shri Chaitarrl'a Äilaha-
prabhus in errglischcr Sprache ztr
verbreiten und de r Vvelt mit diesem
lA/issen zu helfen.Shrila Prabhupada begann Arti-
kel ztr scl-rreiben und gründete r944
ein Magazin, genannt Back Io Godhead.
Im Jahre 1959 trat er in in den Stand
des sanrryas (Entsagung) Von dd an
lvidmete sich Prabhupada völlig dcrlirfüllung dcs Auftrags, dcrr ihm sein
spiritueller N4cistcr gegeben hatteIm lahre 1965 unternahm Shrila
Prabhupada im AlLer von 69 lah-ren allein und mit r-rur 4o Rupien in
der Tasche eine Seereise. Sein Ziel:Amerika. In sich trug er den st.rrken
Wuns<:h, den Balsam des Gottesbe-
wusstscins einer material istischcrr
Welt zrr überbringen. Mit dieser
Hoffnung uucl Absicht grürrdcLc er
I SKCON, die I nternalionalt' Gcscllschaft lü r Krishn.r-llewusstsein.lm folgcnden iahrzchnt eröl[r-rcte
Prabhr-rpada ro8 Tempel in Groß-
städten aller Welt und gab Tausen-
den von Suchcrn jcder Rasse undjcden Alters die spirituelle Einn'ei-htrng. Darübcr hinar-rs eröffnete ervegetarische Resta Lt rants, gründeteFarmgcmeinschaftcn und etabliertereligiöse Schulen nach vedischemVorbild.
Vielc ehrerr Prabhupada als Indi-ens größLcn Gelehrten, Philosophen,Prophetcn r-rnd kultr-rrellen Botschaf-
ter Das Bfitanüca ßook oJ the Ysnr vonr976 schrcibt, dass er ,,die akademi-sche und litcrarische lVelt verblüffte,indem er 5z Büchcr über cUe alte
vedische Kulttrr vcrfasste .. im Zeit-
rdum vom Oktober tg66 bisNovember r975 "
Prabhupadas Bücher,
die bisher in über achtzigSprachen [ibersetzt r,vur-
den, werclcn in vielen nord-amerikan ischen Univer-sitätcn ur-rd in Taltsendenvon Bibliotheken weltweitbenrrtzt Scin Back to Godhead
erscheint rrach fast sechzig
Jahrt'n rveilerhin als zwci-
monatliches MagazinWas Prabhupada
in zwölf lahren leis-
lctc, isl sag,enhaft. AuI sci-
ncn Weltreisen Llmrull-detc er die Erde vierzehnM.rl und schrieb während-desscn Btrt her, übersetzte
Sanskritsch ril'ten, hielt Vor-lräge rrnd g,rb scinen Schii-lerrr persörrlichc Fiihrung.Im November ry77 verliellPrabhupada dicse l'Velt inVrindavan, dem heiligcrrLand Shri Krishnas.
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ffiffiEin fester Bestandteil der indischen Kultur-landschaft sind die zahlreichen vishnuiti-schen und shivaitischen Mönche, die entweder im Dschungel meditieren oder ihr $
Wissen d in den Städten L-mitteilen. g und ihr.uligio- \\
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ses Auftr net sie als ernst \\-\hafte Befolger eines enthaltsamen Lebenspfades. Shaktas,
Buddhisten und Jainas sieht man oft als Bettelmönche vonTür zu Tür ziehen. Yogis kann man ir-n 5]chatten vonBäumen oder ä1r heiiigen Fliissen finden, vertieft in]vleditation uber Clottheiten und,hei.iige antrerr. Alldiese tiefreligiösen Menschen sind sadhus.
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in snrlhri ist cin N'lt'nscl'r, <lc'r
r.'on n't'ltlit Irc'nr Sl rclrt'n .rlrgclassen lrat rrrtcl st,rtltlt'ssc'n
spir-itLrcllc Ziele vellrrlgl hr ilbl \rt'r'zichl Lnrl t'Lrtsagt rlcn l'rcr-rtlt'rr rlicser \,\/e'lt, unr sich aLrIclas l<otn
rnent[e Lcb<'rr vorzrrbcrcitt tr \/iele.sarlh trs s i n <l sn rl rfa.si.s ( A n gch irrigc clcs
Lclrensstanrlt's rlcr EntsalLrng), rvenn-gleich tlic l)t'lirrition clcs Bcgrilfssnd/trr vlt'itc'r g<'lasst ist Auclr Verlreitatete hiinncn niirrrlich .srrrl/rrrs sein,
vo r,r u secsr't21, rlrr- [1a Lr pl a nl icgcn i rrr
l-t'lrt'n ist clas rt'ligiosc llcslrctrc'n Llvrnologisth gc'sehen ist cin sarllrrr cin
fortgest lrriltcncr r\cJcpt spi ri ttrcl lcr'
L lrtLng,en (snilhoua)
Dcr Vollstiincligkc'iI Ir,rIlrt'r' soIItcnaLtclr rot h <lit' so g,cnanrrIt'n .srrlrrr
filrrs t'n,rühnt rverrlerr Urspriingliclrrlarc'rr nrit <li<'s<'nr Bcgriff bcstinrrntc(h cl cror loxc') [rLrclrl h is tisclrc or lt'r vis lr-
rr r.r i I isr ht' St'l< [t'n r.tcnr ci n [, .rLrcr- \'.tislt-n(r\,.rs l)('z('i( hnt'n clanrit hcrrtc SirnLr-
lartlcn, rlit'unr rlcs Anscht'ns rr'illeno<lcr,r r-r lg r-r-r n t I rrr,r ngcl nclen \,\' isscns
spi rit r-rcl lt'n l;orlsr hritt vorLtitrsr Ltcn
oclcr spiritrrcllt' Lbrurgcrr cr<lcnkc'n,clic nicht atLI clt'n of [i'nbarlc'n Sr hriflcn Lrcru ht'n
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['sgibleinebunfcVielftltronsadhus, undnrt mttt]em I44rscnderScfirrfienÄonnnunHerliqeronSclor/olonen unlerscheitlen
In religiösen, ökonomischen undsozialen Belangen gilt die indi-sche Mentalitat im Allgemei-nen als patriarchalisch. Die
ältesten vedischen Texte jedochbetonen, dass den Frauen hoher
Respekt gebührt. Aus den Vedenerfahren wir sogar: ,,Wo Frauen geehrt
werden, dort frohlocken die Halbgötter." Die Frauen soll-ten geachtet werden für ihren Beitrag zu Familie undGesellschaft, und sie galten als Göttinnen des Haushalts.In bestimmter Hinsicht vertraten die alten Schriften jedochkonservative Ansichten. So erklärten sie zum Beispiel, dassFrauen immer von Männern abhängig sein (und von ihnenbeschützt werden) sollten, entweder vom Vater, dem Gat-ten oder dem ältesten Sohn. Einerseits werden Frauen inder indischen Tradition respektvoll als ,, utter" ange-sehen, andererseits aber gelten sie auch als Verfuhrerin-[en, die imstande sind, die Männer von der Verfolgungihrer spirituellen Ziele abzubringen.
terr AnteilhabenkönnenA,lehrerebedeu-tencle Per-
sönlichkeiten
der bhakfi-Bewcgung waren Frauen;damit entstanden neue Rollenmodelle fLir clie indischen Frauen.Bahinabai, einc spirituell fortgeschrit-tene Vaishnavi aus Mararashtra,erduldete die Drangsale ihrer Ehe,
doch schließlich gelang es ihr, ihrenMann zu einem religiösen Lebens-stil zu bekehren. Mirabhais Auffas-sung von stidhtmta,,,weiblicher Hin-gabe", unterschied sich völlig vonder Bahinabais Sie sah einzig undallc'in Krishna als ihren Ehemann,und in ihrer Dichtung spiegelt sich
ihre aufrichtige Hinl;abe rvider. AntalAlvar, einc dcr bcdeutendsten heili-gen Pcrsönlichkciten Südindiens, rvarein rvciblichcr hhnkta, und ihre eksta-tischcn Gcdichlc wcrclen noch heutevon clcn Shrivaishnavas verehrtund rezitiert
Diese undviele andereFrauen clienterrals einflrrssreichereligiöse Rollenmodelle, die die indi-schcn Frauen immer wieder ansporn-ten, ihre feineren Eigenschaften imDienste Gottes zu entwickeln Sie
werden fur ihre Tugenden in dergesamten Vaishnava-Welt geschätzt
Das wohl bedeutendste Beispieleiner Frau, die sich im vaishnava
dhnma hervortat, ist Iahnava Devi.Sie war ein vorbildlicher weiblicher
Devotee und wurde unterden Vaishnavas des spätenr6. Jahrhr-rnderts eine der fuhrendcn Pcrsönlichkeiten. Sic
wurde so sehr geachtet, dass
sogar grol3c Dcvotees wieNarottam Das Thakur undShrinivas Acharya sich vorihr verbeugten, ihr Dienstecnviesen und ihr in demü-tiger IJaltung Fragen stell-ten Sie wurde - und wirdnoch heute - von allen Gau-dil,a-Yu tnr,u.,as in höchstemMaße geachLet.
Anmerkungen
r Bhagavad gltato 94
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n erster Linie jedochist die Stellung derFrau in der vedi-
schen Tradition dadurchgeprägt, dass ihr tieferRespekt entgegengebrachtwird. In der Bhaguad gitawerden erhabene Eigen-schaften wie Weisheitdem Weiblichen zugeord-nct,' denn Krishna sagtdort: ,,Unter den Frauen
bin Ich Ruhm, Glück,Redegervandtheit, Erinne-rung, Intelligenz, Stand-haftigkeit und Geduld "
Als im 16. Jahrhulrderldie bhakti-Bewegung, inder Erlösung fur alle imVordergrund stand, denindischen Subkontinenterfasste, wurde es nochklarer, wie Frauen an diesen erhabenen Eigenschaf-
/r.
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DEVoTEES
JOSUSrnDer Nachdruck, den Jesus in seinem Predigen a.tf Liebelegte, und seine Gleichgültigkeit gegenüber der sozialenRangordnung rücken seine Lehre in die Nahe der bhahti-Bewegungen Indiens. In der Tat weist die inhaltliche undweltanschauliche Ausprägung seiner Botschaft eine solche
Ahnlichkeit mit Vaishnava-bhahti auf, dass viele zu demSchluss gekommen sind, zwischen Jesus und Indien habeeine direkte Beziehung bestanden.
5'r I -
In olten Politeien gibt es Hinaetse
aufden Aufentholtlesu in diesen Regionen
l1c P.lli-Texte berichtcn voncincm Ileiligen narncns Issa
S ic bcschreiben unvcrkenrr-bar lesus und crwährren auch seirrerr
Aulenthalt im Lanrle des Canges.
Eurclpäischc rrrrcl russische Äsiclr-reiscrrde v('rga ngcner Jahrh u ndcr(chabcn äl-rnlicl'rc l3clege ftir Jesr-r Wan-derung na<:h lnclic'n zu Tage gefrir-dert Schriftstcllt'r solch unterschicclIi-cher Auspr.igurrg wie ReverendC R Pottcr und Eclgar Cayce, diebeidc aus ch ristlichcr Perspektivcschreiben, sowie Andreas FaberKaiser, cle r aus moslemischer Sichtsr ltrcilrt, lrcsl,iligerr, dass Jcsus irr
den fehlcnclcn achtzehn lal'rren sei
nes Le[rerrs r.rncl/oder nacl'r sei-
ner Kreuzigurrg in lndien war. (Die
Bibel berichtct vom Zeitraurn vorr
.lesrr Ccbrrrt [ris zu seinem dreizehn-ten Lcbcnsjahr sowie von den letz-ten drci Jahrcn scines Lebens. Ubcrdie dazwischcn licgenden achtzehniahrc fchlen jcglirhe Angaben) Bis
he utc' kanr.t allcrdings niemand milSichcrheit sagcn, ob clie Geschich(cnüber cle rr ALrlcntlrall Jcsu in Inclienwahr sincl
Wäh rcnd westliche'l'l'rcologenhinsichtlich des Besuchs Jcsr.r im Ori-cnt gctcilter Meinung sincl, prophe-zeit die Vaishnava Schrilt llfinvisftyal'urnrrn clie Reise lestr nacl-r Indien: Iiinwandcrrrder Asket rlirtl vorr einemangesehenen Maha raja lr(l mcnsShtrlevahin dartr m gebctcr-r, s ich
. ahi:adäbäc;!'
lri ' ir-
vorzustellen Dcr Askc't an[worlct,sein Name sei Issa (dic indischc Forrn
von lesus); cr sci clcr Sohn Cottes,der eruvartctc Mcssitrs st:int:s Volkes,
und seine Mutter sci eine JungfrauEr er-lvähnt auch clit' .Amalekiten,
ein antikes Volk, das mit cler bibli-schen Tradition dirckt verbtrndenist. Das .Bhavislryo Purnnfl sagt also das
Erscheinen Jesu voraus, uncl folglichanerkennen \/.rishnavas Jesus als den
Sohn Gottcs, cicnn so stellt er sich
sclbsl sowohl in rle r Bibel trls auch
in clcrr Puranas dar. Krishna rvirdals Cott betrachtet, der Vater Jcsu
Krishrra erklärt über sich selbst: ,,lchbin dcr Vtrter rles Kosmos, clie Nltrl-ter, clcr Erhalter und der Großvatcr.lch [rirr c]as Erkennbare, de r Lliutcrcrund dic Silbe Om Auch bin lch dicVerkörpcrr.rng der \reden " 0)g 9t7)Jestrs betet: ,,Vater unser, der Dtr bistim Himrnel " Könnte es folglichnit ht Krishnu sein, an den er scirr
Ge[)et richtet?
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DEVoTEES
,,Die höchste I{ingabe erreicht man Schritt ftir Schritt durch dieMethode unablässiger Bemühung um Selbsterkenntnis. Hilfreichauf diesem Pfade sind die offenbarten Schriften, ein gottergebenerLebenswandel und Beharrlichkeit in der Ubung."
- Brahma-samhita S.Sg
VnRnASHRAmADA S VCDI,SCLIC G-CSCLLSCLIAf TS SYSTCMBei der Integrierung des Individuums in die vedische Ge-sellschaftsordnung wird sein psychophysisches Wesen inBetracht gezogen. Dieses System, genannt VarnashramaDharma, ist leider immer wieder mit dem Kastensystemverwechselt worden.
SchematßcheDorstellungdugeselkchoflichenKörpers.Diebrahmanasbiiden denKopfderCesellschof,die
kshatriyas den Oberkarper, dre vaishyas den [Jnterleib und die s}rrdtas die Beine. (D iue Anologie geht ouf den
Rig Veda ;urüc[.) In P/otons Wer] D er Staar kommL die gleiche ldee zum Ausdruck. Platon erklaft doft, dos
die Cewlkchofsklosen einer Rangordnungoon Persönlichkeitstpen enl$rechen. Philosophischer Intellekt, schreihl
er, sei dos Kenn4eithen der höchsten Klosse; dorouffolgen Enolionen und sthließhch sinnliche Begehren. Aufdie
ideale Cesellschof. äberlrogen, so Ploton, stehe on der SpitTe des Stoales der Philosophenköntg, der die Herrechaf
innehot; darunter die,,Wachter" (Krieger) und Tuunterst die Kaulleuteund Arbetter, die bei Ploton in einer Klosv
4usommengefosst sind
BRAHMANAS li'#l(Priester, I eh,er, Ralgeber)
-
m Kastensystem werden dieMenschen nach ihrer Abstam-mung eingestuft: Wird man bei-
spielsweise in einer Familie von brah
manas (Priester oder Intellektuelle)geboren, so gilt man automatischaIs brahmana, selbst wenn man keineents prechenden Qualifi kationen auf-weist. Dieser Umstand hat zu vielenUnruhen und Kämpfen im moder-nen lndien geftihrt. Im Varnashrama-System hingegen sind ,,Eigenschaftund Handlungsweise" wichtigereKriterien als die Abstammung. Ent-scheidend für die Zugehörigkeitdes Individuums zu einer bestimm-ten sozialen Klasse sind also seine
Qualifikationen, nicht einfach dieKaste seines Vaters.
Dieses System wird in derßhagavad gita Q.r5) skizziert, und es
heißl dorl, dass es die Basis einerfunktionierenden Gesellschaft ist. Das
Varnashrama-System besteht aus viergrundlegenden vamas oder Berufs-ständen: t brahmanas (Intellektu-
elle und Priester), z. kshalriyas (Regie-
rungsbeamte und Militär), 3. vaishyas(Bauern und Händler) und 4. shudras(Arbeiter). Es gibt auch Mischungendieser Kategorien, doch die Neigungzu einem bestimmten dieser vierBerufsstände wird in jedem Indivi-duum vorherrschen.
Entsprechend gibt es im Varnash-rama-System auch vier spirituelleLebensstufen (ashramas): t bruhmacha-
rya (Schulzeit im Zöliba0, z. grihastha(Familienleben), S v ansprastha (Leben
in Zurückgezogenheit) und 4. santyts(Entsagung und völlige Ausrichtungauf Gott). Für jeden varna und ashram
gibt es bestimmte Regeln und Vor-schriften. Ein Verständnis des ur-sprünglichen Varnashrama-Systems(und nicht des späteren Kastensys-tems) ist Voraussetzung zum Ver-ständnis des Vishnuismus. Vaish-navas befolgen Daivi (,göttliches")
Varnashrama, d.h. das reguläre Var-nashrama-System mit besondererAusrichtung auf den Höchsten.
KSHATRIYAS( Sto o tsmd nn er, S ol d oten)
VAISHYAS(Bouern, Roufleute)
SFIUDRAS( H o ndue rke r, Arb eiter)
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tao DieAusbildungdesbrahmachari geht bß aum 29. Izbensjohr, uorouJhin er eine Fanilie gründen und ols
grihastha leben lrann. Für dos Alter sind ein Leben in /yrückgezogenfreil (vanaprastha) und das Aufgeben
weltlicher Bindungen (.u.oy"") uorgesehen
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JbooWenn ein Europäer an das traditionelle Indien denkt, fälltihm meist sofort eine Form von Yoga oder Meditation ein.Weil das Yoga-System aus acht Stufen besteht (siehe dieÜbersicht auf der folgenden Doppelseite), wird es manch-rnal ashtanga-yoga genannt, ,,der Pfad der acht Stufen",aber bekannter ist es unter der Bezeichntng hatha-yoga,Das Wort yoga kommt von der Sanskritwurzel yuj, ,,ver-binden". Es ähnelt demWort lateinischenWort religio, das
sich auf das Verb religare (,,sich rückverbinden") zurück-führen lässt. Religion undYoga haben also ein und dasselbe
Ziel : die V erbindung oder Vereini gun g mit G ott.
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riellc Fähigkeiten tLnd sind auch ar'rf
dem Wcgc vou Wisseuschaft undTechnik erhältlich So kann man bci-spielsw,cisc das Ergebnis von lngftirrra
auch nrit Hilfe eincs llugzeuges oderBootes erlangen. Vnshila-siddhi, dieKraft, jcmanden unter scine Kou-
trolle zu bringen, katrtr man auclr
rnit den modernen Methoden derHypnose erreichen.
Im Gegensatz zu den obcnerrvähnten yogischerr Vollkommen-heiterr gibt es zum ltlrakti yoga, dem
Pfad zr-rr Erkenntnis cler Beziehungzrvischcn A4ensch r.rnd Gott, kcin
matcricllcs Gegenstück Dies bcstä-
tigt die llhagavad giln, dcssen scchs-
tes Kapltel damit endet, dass
Arjtrrra dcn konventionellenPfad cles meditativcn Yoga
ablehnt, da er zu schrvierigsei Krishna beruhig,t Arjunamit der lirklärung, Ariunasei bereits der bcstc allerYogis. Vor-r allen Yogis, so sagt
Krishna - halln-vogis, gvnnt'
1 ogis, llrytrrn-vogis, knrnn yogis
undltlrakti-yogis , sei der bhakti-
yogidcr bcsLe. Krishna erklärtauch, was das Elernent ist, das bhakli-
!/ogavotl den anderen Pfadeu unlt:r-scheidct: ,,Von allen Yogis ist derjc-nige clcr bestc, der s(lindig an Michdenkt r-rrrd über Mich in seincm Hcr-
zen mcditiert."
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siert, wo der Vorgangerklärt wird, Körperund Gcist lrehcrr-scherr zu lernen,um lctztliclr dic-ses sorg{ältig abgestimmte Wcrkzeugin den Dicust des
Herrn zu stcllenIm Yoga wird der
Körper als Tempel dcrSeele betrachtet. Durch Sitzstel-lungen (asnnns) und Atemübungerr(prnnayoruo) crlangt der Yogi kör-perl iche Gcsu ndheit urrcl mentalesWohlbefindcn, wodurch cler,,Tem-pel" gestärkt wird Im Wcsten ist derAspekt der physiscl-rerr Fitness zumSelbstzweck geworden Im traditio-nellen Yoga-System war clies jedochnur der clste Schritt auf dcm Pfadder Gottcserken ntnis.
LEHREN UND CEBRAUcHE
So wie die ticl'e spiritr-rclleGrr-rndlage dcs Yoga im
Westen im Allgemei-nen übcrsehen wircl,
könncu auch incii-
schc Yogis vornZicl des Pfads
abgclenkt wcr-dcn, rrämlichdann, wc'nn sie
ihr Augcnmerk.rr-rfdie Erlarrgung von
siddhiE,,rn),stischenVollkommenhci tcn", rich-
ten. Dicsc siddhis werdcn im drit-tcn Kapitel von Patanjalis Yoga sutrns
beschricbcn. Es gibi acht Arten dermystischcn Vollkom mcnheit, darun-ler dic Gabe, sich zu vcrkleincrn(anintn-sirklhi), die Fähigkeit, dcrrch dicLuft zr-r schweben oder arrf dem Was-ser zu laufen (laghitnmiddhi), urrd dieKraft, Gegenstände aus großer Entfer-nung herbc'izuholen (przpti siddhi)
All,e yogu siddhis sind lctztlich matc-
DLe I sturen DesasHrAnqA-yoqo
lrrtlirt'litc Vrrrlrt'rcitrrngr. r,rrnrrr (Befolq,',, .'n,-, R,'g"1,, r.,,.,,1
. ul ri ntsa (Gcr,r'a I tlosiskci t)
. .satya (W.r h rho lt igl(eit)
. rr.slrlrr (Nich t-Stehlcn)
. h mlt nt ncl n r w (Enth.rl ts,r rnkeit)
. n pl vigrnl r n (t\l ii 13igung)
\/orsch riften)
z. niyurw (Strt'[rt'n r]aclr'l ur.lcnrlen)..srrirrhn (Rcinh< it). str u I osln (F rit't lfbrl igkci t).lrrpn.s (Disziplin). stu tlh y ay a (S t tr tl i r-r m, i r r s [rc,sonclt- r<'
von heilipcrr Schri llcn). isltwrnr prttirllwnn (Gotl<'r.qebcnhcit)
f . ilst t ut (Sitzstcl I rrngen)
4. p t1t tn y ann (;\ I crltib Lr ngcn)l. pnilvnlnrn (Ztrrilckzieh<'n cler Sirrnt')
l)i rch lt' \'orbcrt'i lrrng6. llrut attt (Konzcn tratiorr)7. tllrynnl (Mc'rli t,r t ion)8. suttnrllti (Trancc)
l:ortg(.s( hri ttcrrt. l)r.rxisD.rs l:rlerncn a rr l3crgewcih n l icher l(rti f tc uncl rl ic Praxis lirrl gcschri t t<'ncrFcrrnr<'rr cler rVlt'rlitation Lris hin z.u ktivnlya (völlige Verscnl<trng urrrlFrt'ilr<'it)
*
,,...undwennderYogi mit ernsthaftemIJemuhen nach weite-
rem Fortschritt strebt,wird er allmählich von
aller Verunreinigungbefreit und erreicht
schließlich, nach vielen,
vielen (ieburten, clas
höchste Zie\."
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meDI,TATtonWas im Zeitalter des Satya durch Meditation über Vishnuerreicht wurde, im Treta durch aufwändrge Opferze-remonien und im Dvapara durch Bildgestaltenvereh-rung, ist imKah-Zeitalter durch das Singen der NamenKrishnas erhältlich.
editation und Yogagehen Hand in Hand.In den traditionellen
Yoga-Systemen werden komplexeMeditationstechniken ebenso häufigangewandt wie Sitzstellungen, dennbeide Methoden fördern die Gesund-heit des Körpers und des Geistes Umdem Geist einen Ruhepunkt zu ver-schaffen, konzentriert sich der YogiaufMantren, angefangen von Sans-kritsilben bis hin zu Namen Gottes.In den Vaishnava-Schriften werdenfür die heutige Zeit insbesondere die
Namen Gottes
e mpfohlen.Für Vaish-navas sindvor allemrlic fol-
Shrimad Bhagauatam 12.3.52
genden drei Meditatjonsarten vonBedeutung: jap a, kirlan und sankirlarr.Beim japa wiederholt der Devoteeleise ftir sich die Namen Gottes,wofär er eine so genannte japatnala(eine Art Rosenkranz) mit ro8 Per-len benutzt. Kirlan hingegen ist eine
,,öffentliche Meditation", bei der derName Gottes laut gesungen wird, oftin Begleitung von Musikinstrumelt-ten und Tanz. Der kirtan einer größe-rerr Cruppe von Devotees wird san-
kirtan genannt.ln der Meditationstechnik des liln-
sntarananr (,,Erinnerung an Spiele")wird das Bewusstsein auf die Namen(nmta), die Form (rupa), die Eigen-schaften (gnna) und die Spiele (lila)
Krishnas gerichtet. Solche Medita-tion über Krishna beginnt mit demregelmäßigen Beten Seines heiligenNamens unler der Anleilung einesspirituellen Meisters. Dem Novizenfällt es im Allgemeinen nicht leicht,sich zu konzentrieren, doch selbst indieser frühen Phase kann man sichan Krishna erinnern (snnrananr), vor-ausSesetzt, man studiert die Schriftenund bemüht sich aufrichtig Mit dem
inneren Wunsch steigt auchdie Fähigkeit, sich zu kon-zentrieren (dln rana). Größcre
Vertrautheit mit der krishrrn-
lila führL zur nächsten Stuk-',
auf der dcr Devotee lernt,auf direkLcre lVe ise zrr medi-tieren (dhyana) und sich dicSpiele des He rrn immer dcut-licher zu vcrgcgenrvärLigerr.Als Nächstes lernt er, unge-stört zu meditieren (dhruva-
nusntriti) und den ganzen Tag
über ohne größere Ablen-kung seiue Au{inerksamkeitauI das Ohje kl seiner tVledi-
tation zu richten Auf derhöchsten Stufe erreicht er völ-lige Versenkung (sarnndhi) undsieht die Gottheit von Arrgesicht
zu Angesicht in einer höheren,transzendenten Realität(kaivalya).
Der me<liticrende Yogi erhebt sein
Beuusstsei n d u rch d ie ursch iedene n
Ch akre n (E n e rgi e4 nlren) seines
Körp ers, o ngefo nge n uom
muladhara-chakra, dem
Wurzel Chokro Von dortous
durchla ult d i e Lebe nse nergi e
n och ei n o nd e r d te Chok re n
der Elenenle Erde, Wosser
Feuer, Lu.ft, Klong,
Licht und Ceist (siehe
Abbildung rechts)
Wenn mon den
Lebensodem aum
höchsten Chokro,
den Scheitel-
Chokro, erhebt,
erreichL mon die
Vollkomnenheil
Der Detolee Vishnus
jedoch öffnet dte gleichen
Chokren oul rlheklere
Weße, aas ihor eine schnelle
Reise au Coll ernöglicht
zpozNF
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z@öo4d
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Mandalas sind magisch-symbolische Diagramme. Werüber sie meditiert, dem erschließen sich esoterische Ge-heimnisse. Sie können aus Holz oder Bronze bestehen wieeine Skulptur oder auf Stoff oder Papier gemalt sein. Es gibtauch gestickte Mandalas und solche, die mit bunten Far-ben auf den Boden gezeichnet werden. Mandalaist das Sans-
kritwort fur ,,Kreis", und meist sind es auch kreisförmigeGebilde, die den ,,sakralen Raum" oder einen ,,Mikrokos-mos der Realität" darstellen. In der Mitte des Mandalabefindet sich für gewöhnlich ein bindu, ein kleiner Punkt,der für das Zentrum des lJniversums steht. Das Ziel des-jenigen, der über ein Mandala meditiert, ist es, zu jenem
Zentrum zu reisen und dadurch Erleuchtung zu erlan-gen. Mandalas bestehen oft aus kompliziertenlabyrinthenvon Dreiecken und Quadraten, was die Reise zumZentntmschwierig gestalten kann.
fuhrr, oder von Rasa-man-
dala, der Stelle, wo Er Sei-
nen Kreistanz mil den goPis
abhält.Wenn ein Mandala als
optische Ausdrucksformeines Mantras betrachtetwird - ein sakraler Klang,
den man sehen kann -, wirdes Yantra genannt. Yantrenwerden im Allgemeinen imTantrismus verwandt, demPfad der Verehrung derMuttergöttin. Die Diagramme beste-
hen aus äußerst komplexen geo-
metrischen Mustern einander über-
schneidender Dreiecke, Quadrateund Kreise. Einsilbige Mantren wer-
den aufverschiedene Teile des Yan-
tras geschrieben und bilden zusam-
men die ,,Wortgestalt'' der Göttin. Der
bindu in der Mitle stellt das innere
Wesen der Göttin dar. Es gibt Väish-
nava-Yantren, bei denen man überLakshmi, die Gemahlin Vishnus als
die höchste Göttin des Universums,
meditiert. Auch gibt es ein Yantra, indessen lotosförmiger Mitte Radha-
Krishna dargestellt sind; die gopis,
Ihre vertrautesten Geweihten, umge-
ben sie aufdem innersten Ring aus
Blütenblättern.Die Yantra-Medital.ion soll dem
Devotee helfen, die Gottheit in Bezie-
hung zu sich selbst zu verstehen undsie als das Zentrum aller Dinge zu
erkennen.
er Psychologe C. G. Iung(u875-tg6t) schrieb ausfü hr-lich über Mandalas. Das
Thema begann ihn zu interessieren,als eine Reihe seiner Patienten ohneersichtlichen Grund lebhafte Träumevon geometrischen Figuren hattenund als Folge davon dazu neigten,mandalaartige Gebilde zu zeichnen.Nach mehreren Indienreisen kamIung zu dem Schluss, dass Mandalasim,,kollektiven Unbewusstsein" derMenschheit existieren. Er betrach-tete die alten vedischen Schriften, dieerstmalig über diese Figuren berich-ten, als bedeutendes Studiengebiet,das weitergehende Forschung erfor-derte.
Mandalas werden typischerweisevon Yogis und Apersonalisten be-nutzt. Wer in dieser Art der Medi-tation die Vollkommenheit erreicht,versucht, den Kosmos, auf den er sei-nen Geist richtet, zu verinnerlichenund mit ihm zu verschmelzen. Es
gibt aber auch Vaishnava-Mandalas,und zwar handelt es sich dabei umFiguren und Formen, die Krishnaund den inneren Kreis SeinerGeweihten repräsentieren. Das Ziel -
dieser Meditation besteht darin, inKrishnas lila in der spirituellen Welteinzugehen. So gibt es Darstellun-gen von Braj-mandala, dem heiligenLand Vrindavan, wo Krishna Seineunbegrenzten spirituellen Spiele voll-
Dos obere Mandola-Diagramm ßt
eine Dorstellung NaoodtiPs, des
$irituellen Reiches Shri Choitonlos.
Dos Mondalo zur Linken slellt
Shri Rama dar.
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LEHREN UND CEBRAUcHE
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Wie in den meisten religiösen Traditionen kennt man auchim Vishnuismus sowohl transzendente als auch immanente Aspekte Gottes. Der Herr wohnt in Seinem spiritu-ellen Reich (tanszendenz) und ist gleichzeitig in den Her-zen aller Lebewesen anwesend (Immanenz). Ein andererAspekt der Immanenz Gottes, den man nur im Vishnuis-mus findet, ist der der sakralen Bildgestalt (murti). Gottoffenbart sich nicht nur in Seinen Inkarnationen, son-dern auch in Bildnissen. Die murti gilt imVishnuismus alsoals,,ikonische Inkarnation" des Herrn.
Handstellungen, ihre körperli-chen Proportionen usw., denndas Aussehen der Bildgestalt sollnicht einfach der Vorstellung des
Künstlers entsprechen. Die shilpins(die Künstler, die die murtis her-stellen) müssen die oben genann-ten Anweisungen der Schriftengenau kennen. Bevor sie sich ans
Werk machen, versenken sie sichin tiefe Meditation und sind dar-auf in der Lage, die Bildgestallenmit göttlicher Inspiration zumodellieren - aber nicht nachihrer Phantasie, sondern nach den
Vorschriften der shaslras. Danachfindet eine umfangreiche Weihe-zeremonie statt, in der der Herrgebeten wird, die Bildgestalt mitSeiner göttlichen Gegenwart zudurchdringen. Nun wird die murfiin den Tempel gebracht und kannauf dem Altar verehrt werden.Die Gläubigen können nun vordie Gottheit treten und ihrendtrshan (,,Anblick') bekommen -sie sehen die Gottheit, und dieGottheit sieht sie.
Det Kuhbid in Indienhohe '4chtunggezollt(siehe unten), aber sie uird weder ongebelel
noch ols Gottheit wrehrt. Die biblßcheTrodi'
tion sieht du ,,goldene KoIb' ak du Sinnbild
fir Catzendienst schlechthin und lehnt solche
Verehrung rundwq ob. Auch die Voishnaua-
todition nissbilligt Gö4enoerehrung, aber die
Verehrung der Bildgestolten Krßhnos und Seiner
direhlen Inkarnationen kt ein fester Beslandteil
des l/r/rnuismus.
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ährend der Kolonialisie-rung Indiens erschienden Briten, die stark
unter dem Einfluss der iüdisch-christ-lichen Traditionen standen, die Bild-gestaltenverehrung seltsam oder garabstoßend. Dies ging so weit, dass sie
lagannath,,den indischen Moloch"nannten und Ihn als ,,geschnitztenGötzen" betrachteten, womit sie Ihnaus biblischer Sicht eindeutig in das
Reich der Tabus verbannten.Die vedische Lite-
ratur selbst unter-scheidet deutlich zwi-schen einem Götzenund einer murti. Dazuschreibt Harvard-Professorin Diana Eckin ihrem BuchDarshan:Seeing the Divine Image inlndia:
,,So wie der BegrilJ Ikone
dit B edeutung Ähnlichkeit'
in sich trägt, d.euten auch die Sanskitwör-tsr pratikriti und pratima auf eine ,Ahn-lichkeit' des Bildnisses mit der Gottheit, die
sie dnrstelln, hin. Das gebräuchliche Sans-
kritwort fir diese Bildnisse jedoch isl murti,was bedeutet ,etwas, was eine bestimmte
Form und Begreraung hat' , ,Gestalt, Figur',
,Vukörpmtng, Inkamation'. Die murti ist
abo mehr als ein ähnliches Abbild; sie btdie Gottheit selbst, die ,Gestalt' angenommen
haL Der Gebrauch des Wortes murti inden Upanßhaden und der Bhagavad-gita
uigt, dass dasWort form'die Bedeutung von mufü am
besten lrifJt. So ßt etwa die
Flumme die murti des Feu-
ers, [usw.]
In den Shilpa shaslras
findet man genaueAnweisungen für dieModellierung von mur-tis. Es gibt Angaben fürdie richtige Körperhal-tung der murlig für ihre
Shilpins scfr niQo und bemolen Bildgutolten logonnaths,der murti Krishnu, wie man sie imTenpel if, Puti siehtLEHREN UND CEBRAUcHE
#'
Letztlich ist die Bildgestalt eine göttliche Inkarnationmit der sich der Herr menschlicher Obhut anvertraut. Diemurti ist ein göttlicher Gast und muss auch als solcherbehandelt werden. Deshalb werden ihr Räucherwerk, Blu-men, Lichter, Lobeslieder, Nahrung usw. dargebracht -alles Dinge, die nicht nur die Sinne des Devotees, sondernauch die des Herrn erfreuen. Außerdem entwickelt sich
durch diese Wechselbeziehuns. ein liebender Aus-tausch zwischen Gott und Seinem Geweihten.
Tlfun'ur-
,,[\'a ish n ava-]\'r'rchrur-rg", schrcibt lick,
,,isl garrz siclrt'rkeirc Celegt'n-heil zLrr ,vogischenZuriit kzieh Lrng clcr
Silrrt', sorrrlt'nrvielnrt'hr eint' Cele-
gcLrhcit, clie Sinnt' zr-r
crrveckcn Lrncl sic arrfci,rs llcilipc zu riclrtt'n.
Beinr lJetrc'lt'n clcs '[r'nr
pcls läLrlt'l cler Dcvotcc cinc'
grol3c (ilockc l)ic lincrgit rlcr Sirrrrc
rvircl aLrI clie Sclratr Cottt's lokrrssicrt l)urch clcn dnr.shnrr n'ird alsonicht ntrr cler St'lrsinn gcliiulert, sonclern auch clie ancleren Sinne rvt'rcler.r
irnmcr rrc'hr atrf (iott arrsgerichtt't "
l:ck sclrrciLrt wc'i[er: ,,1)ic Bilc]-gestai t, (i ic betra< h let, e(.baclet,gcschrriickt, bcriihrt r.rrtrl vcrchrlw'ircl, isl nicht ctrva ntrr t'in ßintl<'-gliccl, clos zrvisc Ircn cleur Gervcihtt'ntrncl clt'nr llcrrn stcht Nt'in, u'eil rlic.
llildgcsta I t ei ni' rlirc-ktr, l;orrn clcs
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; .,, s'!,l., .= lil'j*.i.\ a ::
I löchstt'n llerrrr ist, ist cs rlic Biltlgcslalt sclbst, dic tlic engc llczichrrngzwischcn clem l)<'votcc rrrrcl (lolt liirrlcrt r-rn<l lrcrei< lrt rl urrl rlie tic'lslcnt'r.notiont'llcn Irgiisse in rlcr Vc'rt'lr-rLrng errrriiglichl"
N4an kiirrntc sagt'rr, class Gottes
llcrcitschall, sich in l'ortn <lcr Bilcl
gt'sLalI z-r-r irrkartrit'rt'tr, clcrt lrtjchstcrr
i\usclrucl< Scincr l.icltc zttr Nletrscll-
ht'it clarst<'llt I)icscr (ieclarrke tvltrclc
von Pillai l-ok,rcha11,,r, eitrcrn gro[3t'rr
L<'lr rer cler Rtrman ui.r-Tracl i tiorr, wit'
hrlgt fornrLrliert:
,,Dit grölilr (iradc dt.s Iltnt btsltltl dtritt,
llrss Lr lrd isl rrrrd sitir tloch ltitttlcn lüssl,
lrcs Lr völliq nuüliinqig isl rrrtl .sich
doth vonr Diust Stiws Gtweihk:rt nltltiitr
giq ntachl In tmlurtt lontrut drr Ytrrtlr
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PRACTI.CWegen der kulturellen Vielfalt Indiens findet man auf demSubkontinent zahlreiche Sprachen und Dialekte vor. Diemoderne indische Verfassung erkennt achtzehn Hauptspra-chen an. Nach einer unlängst erhobenenVolkszählung gibtes 1600 kleinere Sprachen und Mundarten. FürVaishnavassind die bedeutendsten indischen Sprachen Hindi, Berteali, Tamil, Oriya, Kannada und Sanskrit.
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Schrifen Devonogari ,
Bengoliund Orlosindin der Coudla-Voßh noua- Literotur
om gebröuchlichsten
Die Deoonogori -Schifl uird ouch
in Hindi benulzl.
ie Sprachcn Indiens sind inzwei Hauptgruppen gegliedert: dic indoarischcn Spra-
cher-r (2.8. llindi) im Nordcrr und diedravidischen Sprachen (2. Il. Tarnil,-l-elugu und Karrnada), dic im SüdenbcheimaLet sind Sanskrit, die ältestcdt'r indoarischcn Sprachcrr, ist dieGrundlage vicler indocuropäischerSprachen; clazu gehörcr-r Griechischund Latein sowie die romarrischen,gcrmanischcu r-rnd bal tosla wischenSprachen; aul3erdem zal-rlrciche Spra-chen des Iran und dcs Mittleren
OstensSanskrit gilt als
die altc Spracl're
der Schcr undWeist'n. Tho-mas FIopkins,
Prolcssor fiirRcligionswisse n-
schaft am'i l;ranklin
and Mar-Y shall College in
Lancastcr, Pennsyl-vania, schrcilrt:,,Sans-
kritwörter sind nichtbcl iebige lJczcichnun-
gcn; sie sincl dicKlangformcn vonObjekten, HandIungen undEigenschaltc'n,
die im glei-chen Vcrhält-r-ris zur en[-sprechcndt'rrReal ität stehenwie visuelle formcnund sich von ihne n nr-rr dadurchunterscheidcn, dass sie mil dcm Ohrwahrgenommen wcrdcn und nichtmit dem Auge " Folglich wird Sans-
krit auch Dcvanagari klwn - ,,Gott",nagtn -,,Stadt") genannt, clie Sprachcdc'r höherd i mensionalcrr Welt.
Sanskrit (wörtlich,,ausgefeilt",
,,veredelt", ,,vollendel") gilI in wei-ten Kreisen als eine der ältesten Spra-chcn der Wclt. Man weif3, class es
mehrere [r-r (wickl ungsstufcn durch-laulcn hat. Die älteste hrrm des Sans-
krits ist die Sprache der vcdischenHymnen, insbesondere dcs llig Verln.
Das daraul folgende klassische Sans-
krit nurde von dcm GrammatikerPanini r-rm 5oo v Cl-rr. gcnormt Dicrneisten Purarras uncl Epcn folgen
Paninis Regeln. Selbst als sich die
Sprache zu regionalen MundarLen
entwickelte, blieben ältere Formen
des Sanskrits die Sprache der Priester
und Gelehrten. Die meisten der hcili-gen Texte Indiens jedoch w-urden imLaufe der Zeit in die Regionalspra-chen übersetzt. Dadurch wurden sie
einer wesentlich breiteren Leserschaft
zugänglich. So ist beispielsweisedie Hindi-Fassung des Sanskritepos
Ramayana (gen annt Rnmcharitmuns)
in großen Teilen lndiens sehr beliebt.
Das Gleiche gilt für Ubersetzungenetlicher Puranas in Gujarati, Bengali,
Hindi usw.
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kau
ka
kha
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gha
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T Hre?lWie überall auf der Welt, ist auch in Indiendie Kleidung ein wichtiges Kennzeichender gesellschaftlichen Zugehorigkeit. Die Menschen gebenihren sozialen Stand und ihren Glauben durch das Tragenbestimmter Kleidung zu erkennen, wobei man zwischenregionalen Stilen zu unterscheiden hat. Der traditionelle Stilbesteht für Männer wie Frauen im Allgemeinen darin, dass
verschiedenartige Tücher auf elegante Weise um den Körpergeschlungen und dabei durch lJmschiagen und Faltenzusammengehalten werden. Anstelle von Hosen (die heut-nftage üblicher werden) tragen die }v4änner den traditionel-Ien dhoti - ein leichtes, lockeres Hüfttuch. Die Art undWeise, wie der dhoti gefaltet ist, zeigt den Familienstandan sannyasi, grihastha oder brahmachari. Das lange, weiteHemd der Männer wird hurta genannt.
as gebräuchlichste Kleiclder Frau ist der sari, ein lan-ges, weites Tuch, das auch
den Oberkörper bcdeckt. Die Weise,wie der sari gefaltet und um den Kör-per gcschlungen wird, lässt auI dieRegion schließen, aus der eine Fraukommt
Auch an der Farbe der Kleidungerkennt man die soziale Stellung.Sannynsis tragen Safran (die Farbedes lebenslangen Zölibats), grihasthas(verheiratete Männer) W eiß. Brahma-
charis (Unverheiratete) tragen tradi-tionell einen einfachen weißen dhotiohne Zierborte und kunstvolle Fal-ten. Auch verwitwete Frauen sindin Weiß gekleidet, im Gegensatzzu verheirateten Frauen mit ihrenleuchtend-bunten snris.
Vaishnavas tragen außerdem
Halsketten aus Flolzperlen, nicht zurbloßen Zierde, sondern als Zeichenihrcr religiöscn Hingabe. Eine dreireihige Halskette aus lulnsi-Perlenbedeutet zum Beispiel, dass man voneinem spirituellen Lehrer (Curu) dieEinweihung empfangen hat.
Neben der Kleidung dienen auchdie Haartracht und symbolische Maleam Körper zur Kennzeichnung derreligiösen Zugehörigkeit. Vaishnava-Mönche und viele andere brahnra
nns scheren sich im Allgemeinen das
Haupthaar, wobei nur ein Haarbü-schel am Hinte rkopf (shikhn) übrigbleibt Dadurch unterscheider-r siesich von den Buddhisten und denAnhängern Shankaras, die völlig kahlgeschoren sind.
Die Art des Scheitels einer F-rau
kennzeichnet sie entrveder als
Verschiedene
Arten aon tilal(li"ks) und die
lroditionelle
Kleidung(rechts)
Prostituierte oder als achtbarc Person Stirnmale sind ein wei-
teres wichtiges Zeichen in de r Vaishnava-Kultur. Verheiratete
Frauen tragen einen bindi, eitren roten Punkt auf der Mitte der
Stirn. Mädchen und unverheiratete Frauen tragen heutzutage oft
ähnlichc, verschiedenfarbige üindis, die aber keine religiöse oder
soziale Bedeutung tragen.
Die tilak-Zeichen (auch lika-Zeichen Senannt) werdc'n in Form
von heiliger Tonerde oder chnndan (Sandelholzpaste) in vcrschie-
denen Stilarten aufuetragen, an denen man die Anhänger der
verschiedenen sanrpratlayas (sp i rituelle Traditionen) un te rscheiden
kann. Shiva-Verehrer tragen auf der Stirn drei horizontaleStreifen (tripuntlra), während Vaishnavas zwei vertikale Streifen(urdhvapundra) trtrgen, die nach unten hin in ein blattörmigesMal auslaufen (sichc Abbildung rechts).
Im Skandn Prrrnna wird erklärt, dass die U-Form (die vertikalenLinicrr) des urdhvapundra die Fußspuren Krishnas darstcllt und
das kleine dreieckigc Mal darunter ein lulasi Blatt, wic man es
immer auf Krishnas Füßen sehen kann. Außerdem he ißt es imPntlnnPurana, dass dcr lnnenraum des U nie ausgefüllt werden
solltc, da es das Reich Vishnus symbolisiere (die Linien zu bei-
den Seiten stchen für Brahma und Shiva). Da die Mittc des filnk-
Zeichens das Reich Vishnus ist, trägt man in einigen stmpradayrc
dort einen kleinen bindu (einen roten Punkt) auf, der die Göttin
Shri verkörpert.Zwar sind die Stirnmale am auffälligsten, aber Vaishnavas
markieren ihren Körper an insgesamt dreizehn Stellen (Energie-
zentren) mit tilak-Zeichen. Während sie den filak auftragen, rezi-
tieren sie bestimmte Namen des Herrn. Dicse Meditation soll das
Bewusstsein fördern, dass der Körper ein Tempel Vishnus ist und
dementsprechcnd benutzt werden sollte.
nffiffi
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azaöüoado
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TILAK-MANTRENDie Namen Gotles, die beim Aufragen der tilak Zgtchen rcitterl
uerden, und die do4u gehörigen Körperstellen
t Om keshaaalo nomoh
2 Om norolonolo nomoh
3 Om madhaaalo nomoh
4 Om goaindala nomah
5 Om uishnote namoh
6 O m mo dh u s ud a noi' a n a mah
I Omtritikramalo nomoh
8 Om tomonolo namoh
g Om shridharalo nomah
to Om hnshikeshalo nomoh
tt Om podmonobhala nanoh
t2 Om damodarolo nonah
t3 Om rosudeuoSo namohLEHREN UND CEBRAIIcHE
fx-Eg.
H.er.L[oe
In der religiösenTradition Indiens wird der Kuh unter denKreaturen dieser Welt eine besondere Stellung eingeräumt:
,,Ich sage zu denen, die imWissen sind: Tut niemals derKuh etwas zuleide, denn dadurch schadet ihr der Erdeund der gesamten Menschheit." _ RigVeda s.101.15
er Kuh wird in lndicn hohcAchtung gczollt, aber c.s
gibt in Hindu-Tempelnkcine formale Verehrung einer Kuh-Göttin. Vielmehr wird die Kuh als
eine dcr sieben Mütter der Mensch-heit gcchrt, da sie dem Menschenihre Milch gibt, so wie eine Mutterihrem Kind. Gandhi pries die Kuhin höchsten Tönen: ,,Für mich ist die
Kuh die Verkörpcrung des gcsamlen menschli< herr lnncnu'esens; sieermöglicht dem Cläubigerr, seinelrinheit mit allem Seienden zu begrei-fen. . Sie zu beschüLzen bedeutet,alle hilflosen Kreaturen in GottesSchöpfung zu beschützen "
Die funf Produkte der Kuh (pancha-
gavya) Milch, loghurt, Butter, Urinund Dung - gelter-r alle als reinigend.
Die Kühe spielen einc bedeutendeRolle in der l'\rirtschaft Indiens. ZumBeispiel dient Kuhdung als kosten-günstiger Dünger. Manchmal wird er
auch in unterirdischen Bchältern zurF.rzcugung von Methan6ias gespei-
chert, das dann als llrennstofffiirÖfen und Heizungcn venvertet rvirdKuhdung eignct sich ar-Lch zur Des-
infektion und n,ird als medizinischeBreipacku ng u nd a ls Reinigungsmil-tel venvendet
Traditionsgcmäß gilt Krishnaals der Freund der Kühc. Krishnawird manchmal auch ,,Gopal" oder
,,Govinda" genannt, und diese Namenweisen insbesondere auf Seine Liebe
zu den Kühen hin. Auch die Namendes heiligen Landes Braj (,,Kuhstall")
und Seines spirituellen Reiches
Goloka (,,Kuhwelt") sind deutlicheZeichen Seiner innigen Beziehungzu den Kühen. Krishnas Liebe zuden Kühen wird ir-r der vcdischenLitcralur immer wicdcr gepriesen
Es ist daher kein Wundcr, dass dieVeden so großen Wcrt aul ohimsa
lcgen, Gewaltlosig-keit gegenüber allenempfindsame n
Wesen, und insbe-sondere auf Kuh-schutz.
Das vedischeNacl'rschlagcwerk
Nighantu er-rr'rähnt
ncu rr Sanskritnamenlür die Kuh, vondcncn drei aglrnya
und ahi (,,sollte nichtgctötet lverden")sovvie nditi (,,sollte
nicht verletz-t lvcr-den") insbesondcrc
ihr Schlachtcn verbieten. Im Mthablrnrula heißt es: ,,Bcreits der Nameder Kuh - aghnya - weist darauf hir-r,
dass sie nicht 6;cschlachtet werdensollle. Wer kiinnlc cs also wagen, sic
zu tötcn? Wer cinc Kuh oder einer.t
Sticr tötet, begeht das abscheulichstcVcrbrechen." (Shm li-p aw t 262.47)
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LEHREN UND CEBRAUcHE
Dass der Vegetarismus in Indien schon immer wert ver-breitet war, ist bereits nach flüchtiger Betrachtung dertraditionellen religiösen Literatur Indiens klar ersicht-lich. In der Manu-smriti (5.49), einer vedischen Richtliniefür lnellSChliches Verhalten, heißt es: ,,Bedenkt mandie abscheuliche Herkunft von Fleisch und die Grausam-keit, mit der die Gefangenschaft und das Schlachten ver-körperter Wesen verbunden sind, dann sollte man sich des
Fleischessens völlig enthalten." Im gleichen Werk (6.12)wird gesagt, dass Fleischessen den Akt des Tötens mit sichbringt und folglich zu karmischer Bindung (bandha) führt.
m Mnlnbhrrata erkliirt dcr trrgenclhaft; sic stürkt dic Reinheitgroße Krieger Bhishma dcs lJewusstseins und vcrlän-dem ältestcr-r der gert dic Lebcnscltrucr."
Auch andc'rc Tcxtstellen in der vcclischen
Literattrr bcstätigcn, dass l:rüchtc, Gemüse,
Ge tre iclc, Nüssc r-rrrcl Mikl-rprodtrkte für denmenschlichen Vcrzehr gccignet sind. Anhlin-ger der Lchren dcr Gitn nchmetr Abstand von
l;leisch, Fisch, Geflügel rurd Eieru, cla diesc
Dinge von den Schriften r.trtd detr vcdiscllcnl)rophet<'n nicht gcbilligt werden.
Die ßhngavod giln crklärt lcrncr, class
jemand, der seinc Nahrung mit Licbc Gottclarbring,t, von aIlen sünclhaften Reaktioncr.t
und vorr der lVicdergeburt in der materiel-
lcn Wclt belleit ist: ,,Die Geweihterr des Hcrrusind vor.t aller Sünde beticit, weil sie Nahrurrg
cssen, dic zuerst trls Opfer dargebrtrcht wttrdeAndere, clie Nahrurrg für ihren eigcnen Sin-
ncngenuss zttberciten, essen wahrlich nttrSündc " (:.r;) Dic Uberrcstc solchcr spiritu-c I I en O p f c'run gctr werdc t-t prasada trt Senan 11 t(,,die Gnadc dcs llcrrn").
Dic mcisLen Tcmpel Incliens vcrteilen gra-
t is g,ewci l'r tc vcg,cta rischc S peisen (1s rasadu fizum Nutz,cn dcr Menscht't-ttrlassctt, clie tä3-
lich dorthin strömcn. Eincr der bcrühmtes-tcn vedischcn Weisen, Narada Mr-rni, ließ sich
allein cltrrch das Kosten solch geopferter Spci-
sen dazu iuspiriereu, den spirituellen Pfacl zu
beschreiten.Von dcn zahlrcichen zcitgeuössischen
Ilervegungen tLrrcl Gruppicrungen, die ar.lf
vedischer Philosophie urrd Religiorr berul-rcn,
ist insbesondere clic lntcrnationalc Gesell-
schait lirr Krishua-Belr,usstsein (ISKCON)
vvcg,en ihrcs Eit.ts.ttzes Iür clen Vcgctarismtrs
rr nd rrcgcn ihrcr prasadun-Vertei I rrng erwtih-
ncnsrvcrI In ihrcn vielerr -l-empelrr uud Rcs-
[.)urants wird dcn Gästert ttur prusntlun,
gcw'cih tc r.egeta rische Na hrung, st:rviert.
STIMMEN ZUMVECETARISMUS
,,Rein durch ihre physische Virkung auf das
menschlicbe Temperameo r lvü rde die vegcrariscLre
Lebensweise das Schiclaal der Menschlreit üußerst
positiv beeinflussetr können "
Albert EinsteLn
,,Solangc die Nlenschen Tiere schlachten, werden
sie sich auch gegenseirig töten WerTod und Leid
säc, karrn unmöglich Freude urrd Liebe erlten "
- Pythagoras
'\7enn de r Mensch den Tiger umbringen wiLl,
oennt Nan das Sport Venn der Tiger den Men-
schen unbrirrgen wjll, nennt man das Besrialität "
(ieor ge Bernrrd Shaw
,,Ein torcs Rind odcr Schaf auf clcr'Weide gilr als
Kadaver. DasseLbc Aas, zerlcgr rLnd beLm Fleischcr
hängend, wird als Nahrung bczeichnet "
J H l(elLogg
,,Der Verzchr von lllcisch rötct dcn Keirn dcr gro-
ßen Brrrrherzigkeit mit allen l,ebewesen "
- M u lt nP ar in ir u t u Su tra
(heilige Schrilc der Buddhisten)
,,Und das Flejsch det erschlagetren Tiere wird in
seinem Leibe zu scincrn eigcncn Grabe werden
Denn wahrlich sage ich euch, wer cötet, töret sich
selbsr, rrnd lver das Fleisch genrorderer-l'iere issr,
issr vonr l,eibe des lbdes "
- l)as fvi4taT6apangelium der Essener
,Jede Missachtung, jede VernachJässigung und Ver-
geudung des Lebcns ist eio Schrict zur'lbclesliebc
Diesc Vahl muss dcr Mensch in jeder Minute
rreffen Noch nie rvrren die Folgen der Falschen
\/ahl so umlasscnd turd unwidcrruflich, wic sie es
heute sind. Noch trie rvar die'Wrrnung dcr Bibel
so dringlich und aktuell: .Ich habe euch Lcben
und Tod, Segen und Fluch vorgelegtl so crirähle
nun dm Leben, aufciass dtL lcbcst, du rtrtcl dcirl
Sane'(; Mose 3o.19)"
- f-r ich l:r om m
,,Die Cröße und dctr moralisclrcn Llorlschtltt einet
Nacion kann mrn claran mcsse tr, nuie sic clic Tiere
behandelt "
N'lehaunr (iandhi
23azN
zodo@
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l).r nclava-Prinzen,Yudhisl'rthir, dass
das Fleisch von Tie-rcn wie das Fle ischtlcr eigencn Söhncsei; Fleischesscn
sei .rbscher-rlich. Das
tllnhabhurnta beton t diesc'n Punl<t An einer anclercnStelle wircl gesagt, das Esscn
verurrreinigtcr Nal-rrung sci nicht so
schlimm wic Fleischessen (l'rierztr sci
bemerkt, class Rcinlichkcit für dichruhmntrc des altcn lndicn ein göttli-chcs Prinzip darstcllte)
Im tVluhablnroln heißt cs .rußer-clt'm: ,,I;lcischesscn befindct sich irldcr Erscheinungsweise clcr Dunl<cl-hcit uncl ftihrl zu Unlvisst:nheit rrndKrankheit." Und: ,,Eine geslLnde vcg,e-
tarische Irnährung ist s.rttvisch urrcl
LEHREN UND CEDRAUCHE
Das l'hema limäl-r-rtrng beschrtinkt sichin den veclischen
Schriften nicht ar,rf <las
Vcrmeidcn des TöLcr-rs
uncl die VorLcile eint'rvegetarrischen Diät [s
wircl da ra uf hinger.viesen,dass man allc Nahn-rng Gott
.rls Opfer clarbringcn sollte: ,,Ganzglcich w.rs du tust, was du isst, w.rsclu opfersl, was du verschcnkst, wasfür llußer-r dr-r dir arrferlcgst", sagt ShriKrishna, ,,tu es als Opfer [ür tVIich."(ßhngavad-gita 9 z7) Man sollte jcdochnicht fälschlich zu dem Schluss kom-mcn, mdn könnc alles op[<'rn: ,,We nnMir jemancl mit Licbe uncl llingabecin l]latt, eine Blr.rr.ne, einc ['-ruchtoder etr,r,as lly'asser darbringt, werclclch solchc Gaben annehmcn" (926)
Indien wird oft das Land genannt, in dem ,,in zwölf Mona-ten dreizehn religiöse Festivals" stattfinden. ObwohlVaish-nava-Festivals mit ihren farbenfrohen Dekorationen, auf-wändigen Ritualen, Theatervorstellungen, eventuell sogar
festlich gekleideten Elefanten, dem Singen und Tanzen ündden großen Festmählern alles andere als weltfremd sindverfolgen sie in erster Linie spirituelle Zwecke.
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-lll-r.oeincn festlichcn Arrlass. Das Ausmaßdicscr Feste reicht vom rnalntsava(,,großes Festival") bis zur einfachenZusammernkunft im Fami lienkreise.Die Kumbha Mela, das größte reli-giöse l"est der Welt, zieht Millionenvon Askctcn und Pilgern an, wäh-rend die Zeremonie der crsten Aul:nahme fcster Nahrung cines Kirrcles(annoprash n n a) lediglich dic Gegen-wart des Vaters und der Muttererfordert.
Jedes Festival hat verschiedeneBedeutr-rngsschichten und erhebt aufviellältige Weisc das Bewusstsein dcrTeilnchrn<:r. Die Mcnschen veranstal-ten uncl bcsuchcn Festivals, um sichzu läutern, um dcn Segen der Weiscnund dercn rt'ligiöse Untcrweisung zuempfangcn und um einc erholsameRuhepatrsc vom Alltagslcben ei nzu-legen
Die Tcrmine fur die Festivals rich-ten sich rrach dem Vaishnava-Kalen-der, der im Gegensatz zu unseremgrcgorianischcn Sonnenkalendernach den Phascn des Mondes
berechnet wirdFolglich schei-nen die Festejedes lahr antrnderen Tagenstattzufinden.Es iolgt einekurz-e Uber-sicht der wich-tigsten Fest-
tage.
Im Monat Magh $anuar-liebruar)findet die Magh Mela, cirre Art Vaish-nava-Gegenstiick der vicl gröI3erenKumbha Mela, statt.
Ebenfalls im Magh, gerade vorBeginn des Monats Phalguna, wirdin ganz Indicn das gewaltigc MahaShivaratri gefcicrt, eir-res dcr größ-ten Festivals dcs Kontincr-rts. MahaShivaratri ist an sich kein VaishnavaFeiertag, doch vielc Vaishnavas ver-c'hren Shiva als Krishnas gröf3tenCcweihten und kommcn an diesemTag zusammen, um Shivl zu preisen
I m Phalguna (Feb rr.ra r-lV[ä rz)
finden zwei weitere Fcstivals statt:Gaura Purnima (der ErscheinungstagShri Chaitanya Mahaprabhus) undHoli (ein Fest zur Feier des Frühlings-
LEHREN UND CEBRAUcHE
dfr%rGirrnASDie Lehre von den drei gunas (Erscheinungsweisen dermateriellen Natur) ist ein fester Bestandteil des Vaish-nava-Weltbilds. Nach dieser Auffassung kann man über-all in der materiellen Existenz drei grundsätzliche Wesens-züge finden: (Tugend, Reinheit, Klarheit), rajas(Leidenschaft, Anstrengung, Trieb) :und tamas (Tragheit,Unwissenheit, Dunkelheit).
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er Begriff ,,Erscheinungs-weise" ist eir-re freie Uber-setzung des Sanskritwortes
guna, das wörtlich ,,Strick" bedeutet (mit der Idee, dass snttra, rajas undlamas wie Stricke wirken, die das
Individuum an die materielle Weltbinden). Die drei primären gunas lie
5;en allem zugrunde, was wir schen,hören, schmecken, fuhlen und ric-chen, ja die gesamte Welt setzt sichaus den gil,ios zusdmmerr. Wic dicdrei Grundfarben Rot, BJatr undGelb können die gunas in r,rnzähligenMischformen auftreten,
Saftva ist gekennzeichnet durchTugenden und Eigenschaften wieWeisheit, Freude und Uneigennüt-zigkeit; ra_Jas durch Ehrgeiz, Gier,Frustration und Zorn; tarlas durchMüßiggang, Trägheit und lllusionZum l3eispiel werden im Varnash-rama System brahtnanns der Erschci-
nungsweise der Tugend zugcordnct,kshal.riyas der Leidenschaft, vnishyas
der vermischten LeidenschafL undUnwissenheit r"rncl shudrzs der Unwis-senheit.
Dir drei Frst heirrungsweiserr wcr-dcn olt mit Eigcnschaften beschrie-bcn wic klärcnd. vcrwirrcnd und
verd un kclncl; oder Ireruhigend,antrcibcnd und behindernd lnder Vaishnava-Tradition wird jede
Erscheinungsweise rnit einer Haupt-gottheit in Verbindung gebracht:Vishnu, dcr Höchste Herr, der dieSchöpfung crhält, waltet über dieErscheinungsweise der Tugend;Brahma, der Schöpfergott, ist derHerr der Tugend, und Shiva, d.er Zerstörer, ist für Unwissenheit zuständig.
Im Leben eines jeden Menschenist eine bestimmte Erscheinungsweise vorherrschend, die sein Verhalten prägt trnd beclingt, Wer clen
Einfluss der Ersche inungsweisen atrfsein Verhalten und Bewusstsein ver-steht, dem fdllt cs leichter, ausgegli-chen und glücklich zu sein Trotzdemsollte man letztlich dar-rach streben,dem Einfluss allcr drei gunas zLt
entkommen, auch dem der TugendObwohl Tugend erhabene mate
rielle Eigenschaften verkörpert, sindjene Eigenschaften noch immermateriell und können, wie es cler
Irrdologe A L Basham ausdrückte,
,,die letzte Schr,väche eines edlenHcrzcr.rs darstellen, die die Seele
dazn verleiten, sich an Wcishcitund ljreude zu klammern anstatt
direkt an Gottesbewusstsein"Die crste systematische Analysc der
lrrscheinungsweisen findet man in der Bhaga
vnd gita, von deren siebenhundert Vcrsen ein-hundert dicsem Thema gewidme t sind. Nachden Lehrcn der Gita steht Gott als Schöpfer derlirscheinungsweisen naturgemäß übcr clen
gunos, dlc gcwiihnliche Seele hingegcn nichtDas vierzehnte Kapitcl dcr Cila umreil3t dieallgemeinen Merkmale der Erscheinungsr,r,ei-scn uncl weist daraulhin, wie wichtig es ist,
dic gunas zu verstehcn und sich über sie zr-r
crlreben Das siebzehntc Kapitel beschreibt dicWi rl<ungsweise der gnnas inden Cebieten Verehrung,Opfer, Askese, Nahrung undSpenden lm Wesentlichenkonzentriert sich dic Cita
auI die Ieinhcitcn dcr drer
Erscheinungsl'r,eiscn undskizziert ausgeprägte Per-
sönlichkeitstvpen in derenLicht.
DIE DREI ERSCHEINUNGSWEISENIN ANDEREN TRADITIONEN
Auch andere Traditionen kennen eine Dreiteilung von Wesensarten, die grundlegen-den Persönlichkeitsqpen entsprechen.
Nach Platon gibt es drei,,Seelenteile": Ver-nunft, Mut und Begierde. Dieser Einteilungentsprechen der intellektuelle, kontempla-tive Typ, der kämpferisch veranlagte undvon Tatendrang geprägte Charakter sowie
der dünkelhafte Egoist. Platon lehrt, dass
alle drei Seelenteile in jedem Individuumvorhanden seien, dass aber zwangsläufigeiner der drei vorherrschend sei, ähnlichwie bei der Lehre von den drei gunas.
In gewissen Schulen der modernen Psy-
chologie uriterscheidet nan zwischen dreiKörperbautypen: ectomorph (schlank, Lep
tosom), mesomorph (muskulös, Athlet)und endomorph (untersetzt, Pykniker). Es
heißt, diesen drei physischen Konstitutio-nen entsprechen drei Temperamentstypen:cerebrotonisch (gehirnorientiert), somato-tonisch (muskelorientiert) und viscerotonisch (Magen Herz orientiert). Indologenwie A. L. Herman, Professor für Philosophie an der University of Wisconsin / Ste-
vens Point, haben darauf hingewiesen, dass
sich diese Klassifizierung zwar nicht genau
m it der Lehre der drei Erscheinungswei-sen decke, dass aber genügend Parallelen
rrcrhanden seien, um lveitere Forschungzu rechtfertigen. Femer bestätigt Herman,dass die Gita eine der tiefgehendsten Ara-lysen der Psyche des Menschen im Wechsel-
spiel mit der materiellen lVelt aufweist.LEHREN UND GEBRAUCHE
Ayurueda (,,dieWissenschaft vom Leben") ist ein uraltesSystem der Naturheilkunde. Die Grundlagen der ayurve-dischen Wissenschaft wurden vor etwa fünftausend Jah-ren, also noch vor den Antängen der chinesischen Medizin,schriftlich niedergelegt (rm Atharua Wda), Die ayurvedi-sche Wissenschaft enthält hochdetaillierte Beschrei-bungen von ausgereiften Heilverfahren und soll von einerInkarnation Vishnus namens Dhanvantari in unsere
Welt gebracht worden sein.
LauI Aynntedt kann man seine
Gesundhe.it durch ein Ausbalancie-ren dcr doshns wiederhcrsLcllen. Stö-
runBCn im Gleichger,r.iclrt der doslras
lassen sich beheben durch indivi-duelle Korrekturen dcr Ernährung,durch ci nen geregelten Tagesablauf,
sorglältige Körperpfleg,c sowie durcheine positive Umgebung r.rnd lebens-
bejahende Gedankeumuster Die
medizinische t\nwenduug von Nah-rung und Kräutern spielt in dera),urved ischen Wissenscha [t eine
bedeutencle Rolle und richtct sich
indivicl-rcll nach der körpcrlichenKonstitu tion
Leider ist d.er Ayurveda aufgrundvon ein[allenden Erobereru undUnruherr im Landesinnern im Laufe
der Zeit stark in Vergessenheit
geraterr. In jüngster Zcit wird ihmaber wieder wachsende 13etrchtung
gescherrkt, nnd zwar sowohl vonholistischen als auch von allopathi-
Die olunedische
Behondlungberuht oufNoturhftutern und
holistischer Mediin
schen Schulen. Gegenrvärtig gibt cs
irr L-rdien Hturderte r.on Universitä-[err, an denen llyurveda gelehrt wird,r-urd in Amerika gibt es eine chirur-gische Lehranstalt namens Sushn-rta
Society. Fleute herrscht ein weltwci-les Interesse am Altnrusds
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or 25oo lahre n wurde dieWissenschaft von clen Wei-scrr Charak,r rrnd Sushruta,
die als Grirnderväter dcr Fleilkundegelten, sysLc'matisiert. Sushruta, derBegründer der ayurvedischen Chi-rurgic, führte so komplizicrte undheiklc Ope r.rtionen dur< h wicKaiserschnittc, Star- uncl Cchirn-o pcrationerr.
Die Werkc Charakas trncl Sushru-tas - die Chnraku-santhitn und dieSushrutn sanrhita gibt es noch heute.Diese detaillierten Hcilkurrdebüchergeniel3en hohes Ansehen, da dievedischen Arzte, die sie einstmalsniederschrieben, we ise Seher (rishis)
waren, dic' ihre Erkcnntnisse überdie inneren Funktionsweisen dcsmenschlichcn Körpers in der Medi-tation erlangten. Heute lassen sichdiese Erkeuntnisse bestätigen, indemman clie alte veclische Heilkunde mi1
modernen medizinischcn Entdeckun-gen vergleicl'rt (die vedischen Textebeschreiben beispielsweise ausflihr-lich dic schrittwe ise Entwicklung des
Föhrs).
Der Ayurvedo enthält cine Un-melrge an Wissen, und seine Themcrrreichen von Kindc'rheilkunde übcrGcburtshille, Cynäktrlogie, inncrcMedizin, HNO-Heill<unde bis hin zuNarkosenfachlehre, Prothetik uncl
plastischer Chi rurgic.Der Ayurvedn beschreibt den
psychophysischen Ztrstand eincsMenschen anhand von drei doshns
(,Säfte"): vntn (Luft/Wind), pilta (Ieuerl Galle) r-rnd knplo (Erdc,/ Schlei m).
Je nach der körperlichen Gesamtkorr-stitution eines Menschen dominierteiner dieser drei Slifte. Krankheit, so
erklären die ayurvedischen Texte, sei
auf eine Unausgewogenheit dcr dreiLcbensenergien zu rückzuftih ren.
Oben' In Seiner Inharnalion Mohini murLis uerteill
Vshnu Neklor, derun Kronkheit, AIter und Tod befteit
Rechß: Dhontantori, die Inkarnotion Vshnul die den 'Alturteda begründele
LEHREN UND CEBRAUcHE
VeDI,scHeASTROLOOIC
Astrologie ist in Indien seit frühest erZeiteine ärierkannteWissenschaft. Neben den Hauptwerken des vedischenKanons gibt es sechs untergeordnete Zweige vedi-scher Weisheit, die so genannten angas. Einer von ihnen ist
Jyotish, Astronomie und Astrologie.
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yotish (wörtl ich,,Licht")beschreibt Pla neten, Sterneund andere Himmelskörper.
Fnihe indische Astronomen untcr-teilten den IIimmel, der die Erdeumgibt, in zwölf Teile, die rashis
(Konstella tionen) genannt wer-den. Jeder rashi erhielt einenNamen gemäf3 der Form,der seinc Konstellationin der Natur ähnelte.So vmrde das crsteSternzeichen, das derForm eines Widdcrsähnelt, Mesha (Wid-
der) genannt. Auchnach westlichcr Ter-minologic wird Mesha
,,Widder'' (Aries) genanntAndere Bcispiele: llaurus : Rishabha(Stier), Lco: Simha (Löwe). Wennein bestimmtes Tierkreiszeichen voneiner bestjmmten Gegend aus amHorizont des Himmels steht, sagt
man, dass jemand, der zu dieser Zeitdort geboren wird, in jenem Tier-kreiszeichen gcboren ist.
In der vedischcn Astrologie gibtes fünf Teilgebictc: jalaka (Geburts-
horoskope), praslma (Frageho ros-kope), varslnph ala (Prophezeiungen),
nuhurta (Wahl einer günstigen Zeitfür ein bestimmtes Vorhabcn) turd
yatra (weltliche Astrologic). Jcdes die-ser Teilgebiete hat seine eigcnenBcrcch nu ngsmethoden zur Inter-prctation der Gegebenheiten.
Dic Methoden der vedischenAstrologie unterscheiden sich vondenen ihres westlichen Gegen-
stücks, wenngleich es auch Übcr-einstimmungen und Parallelen
gibt. Auch dic Stärkerr bei-der Schulen sind ungleichvertcilt. Manche sagen,
dic wcstliche Astrologiezcichne klarere Persrin-lichkci tsbilder, währcnd
die vedische AsLrologie
gena uer zutreffcnde Vora us-
sagen mache.
Es heißt, dass ein guter vedi-scher Astrologe bestimmte Fakten
über das Karma (vorangegangene
Handlungen) eines Menschen crken-nen und folgtich dessen Schicksal
beschreiben kann. Zwei Dinge soll-ten aber in dicscm Zusammenhangerwähnt werden. Erstens gibt es
heutzutage kaum noch qualifiziertevedische Astrologen (ein jahrelan-ges Studium und intuitivc Weis-heit sind erlorderlich). Zweitensbetrachten Vaishnavas im Allgemei-nen astrologische Angaben als einenZusalz zu dem Wissen, das sie aus
den Vedcn erhalten. ,\strologie ist also höchstens ein willkom-menes Beiwcrk, keine absolute !{issensquelle. Vaishnavas rvis-
sen, dass letztlich Krishna der Lenker aller Geschicke ist, und
da Krishna den freien I'Villen des Lebewesens respcktiert, kann
sich das Schicksal des Einzelnen jederzeit.jndern.
Dip wdischen Cottherten
beherrschen ue rsch iede ne Pl on etent
Budh (Merkur), SuA.o (V"nus),
Chondro (NIond), Mongol (Mors),
Sugo (Son ne), G uru (J upiter),
Soni (Sot'urn), Kethu (südlichet
Mondknoten) und Rohu (nördlicher
Mondknoten)
LEHREN UND GEBRAUCHE
D"s heilige Gayatri-Mantra wird seit Jahrtausendenan den Ufei'n der heiligen Flüsse Indiens rezitiert. Dazukann man sich einen indischen Heiligen im traditionellenLotossitz vorstellen, der seinen Blick über die Wellen desGanges schweifen lässt, so wie es byahmanas seit zahllosenGenerationen getan haben. [Jm seinen Daumen hat erdie heilige Schnur (upauita) gewickelt und murmelt hei-lige Klangschwingungen vor sich hin, die nur er und derHerr hören können. Das ist das brahma-gayatri-mantTa, das allen brahmanas und Vaishnavas bekannt ist.
leitendes Gebc't trn dcn Guru, das zlvcitc ein ähnlicheseinleitendes Gcbcl an N,lahaprabhu und das dritte das
Gopal-Mantra, das als eines der r,vichtigsten Mantren dcs
Gaudiya-Vaishrrava-sampradaya gilt, da in ihm die erha-bene Stellung clcr gopis und ihrer urrvcrgleicl-rlichen Licbcz,u Krishna begrürrdct n,ird. l-iefe tr4cditatiorr über alldiese Mantrcn crhebt den Devotcc auI die Ebene k]arenBeu'usstseins urrcl reiner Tugend r-rrrd verhilft ihm so zueiner verticftcrr Ausübung der Mcditation über das lrala-manlra:Ilarc Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishr-ra, HareHare/IIare Ram.r, Hare Rama, Rama Rama, I{are Hare.
,,lch bin die Silbe on inden vedischen Mantren. "
-Shri Krishna,Bhogotod-gito J .8
Laut Aussage der Upanishadenisr om die Klangverkörperungdes Höchsten, das unpersön-liche Brahman in Klangform.Zwar.agen viele. om (oder a-u-z) ließe sich nichr dirckc iiber-setzen, aber das tüfiort besreht
aus dem ersten und letz-ten
Vokal (a bzw. u) sou,ie dem [etz-tcn Konsonanten (nr) des Sans-
kritalphabets. Om gik aIs das
,,vollkommene 'ü7ort", das ,,alle\Wahrheit enthält, die Vorre ver-mitreln können". Ferner heißtes, ,,a" srehe für das Wachbe-wusstsein, ,,u" für das Tiaum-bewusstsein und 'm" für denTießchlal Folglich steft n-u-mdie Gesamtheit des Bewusst-seins dar.
ln lndiens spirirueller Tradi-tion gilt a-u-m als das pranaua(omkara), die mystische Silbe,und trägt folglich eine ganz
bestimmte Vaishnava-Bedeu-rung: Der Buchstabe ,,A"(a-kara) bezieht sich auf Krishna,den anfanglosen Anfang unddie Quelle aller Energie; derBuchstabe ,,U" (u-hatt) sceitfür Radharani, die Freudenener-gie des Herrn und die Verkörpe-rung aller götrlichen Encrgien;nnd ,,M" (ma-bara) bezieht sichaufalle Lebewesen (jiuas), diedafür bestjmmt sind, ihre Ener-gie in den Diensr des Herrn zu
stellen. Somit seber Vaishnavas
OM als die Essenz ellcr spiriru-ellen Energie trrrd.li. (icsernt-
he it des Daseins.
as Cayatri-Mantra ist ver- als Ca1,a1yl5 betrachtet, dorlr strcngtraulich. Dt r I-cl-r-
rer flüsterl cs ing,cnommelt ist das nicht dcr Fall
Um ein echtcr Gayatri zu sein,so[lte ein Mantra dic Wörter
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tlas rechte Ohr des Schülc'rs,dcrrn irr den Schriflcn Ircif3tt's, rlas Mantra sei nu{zlos,wiirtle es anders emplarr-gcn Wir wcrden es cltrhcrl-r icr n icht wiedcrgeben.Mit clcm M.rntra ra,ircl clcrSon rrc Achtung crwiescn,r,rrrd cs wird drcimal tiiglichgcbe tct: bei Sonnenar.rfgarrg,m iltags und bei Sonnertr.rtrlcrgangln dcr Vaishnava-Tradition gilt dieSonne als eine Verkörpcruns Gottes,da sie, wie Gott, allcs crletrchlet.
Garrdiva-Vaishnavas meditierennicht nur über eirr Cayatri-Mantra.Ncberr dcm bralnnt-qayalri richtcn siezwei Cebcle arr dcrr Ctrrtr, zwci anCl-raitarrya Mahaprabhu und zweian Krishna Alle siebcn clicser Man-Ircrr werden von derr Vaishrravas
vidlutahe (die AnrulLrng), dliinrnfti (dcn Pfad) und pracho
daynt (das Ziel) en(halten.Interessanterweisc dccktsich das Ga1,atrl-IY1on,ro ,"dicser Hinsicht mit dem Shri
nrutlBhagavnton r (die wich-tigstc aller Vaishnava-Schrif
tcn), dcssen drei grundlegendcTlre rnc n sanban dh o (vitln alrc), nlth i-
dayn (dhinnhi) und prayojnna (prnclrc-
tluyal) sind Folglich sind Bcclcutunguncl Ziel des Gay,;11i-il4antras urrddcs Slrrirrrnrl llhagavatanr eins - beidelührt n zum Plade der I3cf r<'itrng.
Vicr der sicben,,Gayatri-Mantren"dcr Vaishnava-Tradition sincl imstrcngsten Sinne echte Gayatris. Dieresllichcn drei sind trotzdem glcichwichtig, clenn eines darror.r ist cin ein-
Durch Meditotion übet dos Ctwlrt |r4onlru
(links in seiner personrfiricricn li,r nr rrL
Cg,ahi Deri obgebildet) erhidt rlat S,hi;p-
fergott Brohmo drc Krof, drc \/rcllält rles
mo!et iellen U niuersuns 4u arx hollön@ LEHREN UND CEBRAUCHE
KnoBestimmte Teile der vedischen Schriften lesen sich fast wieLehrbücher über Klang, so sehr wird dort der Gebrauchvon Klang als spirituellem Hilfsmittel betont. Diegleiche Vorstellung findet man auch in anderen Kultu-ren. Aufzeichnungen aus so unterschiedlichen Ländernwie Agypten und Irland berichten von einer Zeit, als kun-dige Spiritualisten Klangschwingungen vom Grundeunseres Universums zum Nutzen der Menschheit ein-setzten. Bereits in der Bibel heißt ".' ,,Im Anfang wardas Wort." (Johannesevangelium 1.1) In denVaishnava-Schriften wird bestätigt, dass die gesamte kosmische Schöp-fung mit Klang begann: ,,Durch Seine Worte entstand derKosmos." (Brihad-ararryaha Upanishad I.2.4) Ferner heißtes in den Vedanta-sutras, dass auch die endgültige Erlösungauf Klang beruht (anaurittih shabdat).
pirrgnln r-Lncl sushwnna (tlie drei pra-nischen Kanlilc cles f instofflichenKörpers) reagieren attf Mautreur.rntl erhcbcrr tlas Bervttsslseitt,tttIl-riihcre Ebenen.
cr Urklang r,vird Sh.rbcla
Ilr.rhman gt'nannt, Gott inWortgest.rlt Lin ähnliclres
DenknroclclI ist clas cles Nada Brah-mtrn (Gott als Klang) Nndn, cin Sans-
kritwort mit der Bcrlcrrtung ,,Klang",ist mit clcrn Bergriil rrndi vervvandt,cltrs eincn Strom vorr Bewusstst:inbezeichnct Diesc Vorstell-rng gehtaul den llig Vetla zurück, den ältcstcn Teil dcr Veden. I)ic Verbinclungvon Klang und Bewusstsein ist alsost'it langer Zcit in Inclic'ns Literatr-rrlcstgehalterr. Die vecl ischen Schri 1:
lcn bezeichncn Klang als das clirck-tcste Mittcl, um höhcrcs, spiritucllesllewr-rsstst'i n zu erlangen.
Mantren, spi rituel le Klangschwin-
gungen, wcrdcr.t dazr.r benlrtzt, clie
nicderen Bcw'usstsei nsebencncler Sinnc, rles Geistcs undcles Intellckts zum Zwccke der Lür-rterung r.rr-rcl
cler spiritucllen l:rle ur h
tung zu clr,rrchdringcn.lls ist erwicsen, dass tlcrKlang bcsti rnmter l3trch-
staben, insbcsondert' Sanskrit-br.rchstabeu, clcn Geist, cle n Intcl-lckt uncl clic Gchörnerven ciert'rbccinflusst, clic sie artikrrlic-rcn und hiircr-r Die sie-bcn EnergiczcnIren(Chakren) tlcr Wir-belsär-rlc sowie dierrndis namens idn,
(Krishna sagt:)
,,Weder bin lch im spirituellen Reichnoch in den Herzen derYogis;wo Meine Geweihten Mich lobpreisen,dort, o Narada, dort weile lch!" Padma Purana
nAme
n den Vaishnava-Schriftenfirrdet man folgende Analo-gie: So wie man einen Schla-
fenden aufiryecken kann, indem maneir-r Geräusch macht oder ihn beimNamen ruft, kann sicl-r der Menschaus seinem materiellenSchlummer erwecken,indem er den NamenGottes anruft. Diegroßen Religio-nen dieser Weltbestä tigcn, dass
man durch das
Lobpreiscn des
ColLcsnamcnsErleuchtung undFreiheit von dermateriellen Bcdingt-heit erlangt.
Mohammed lehrte:,,Preiseden Namen dcs Herrn, des Höchs-ten." (Koran 87.2) Paulus sprach:
,,Jcdem, der den Namen des Hcrrnanruft, wird das Heil geschenkt wer-den." (Rörrrer ro.rg) Buddha erklärte:
,,Alle, die aufrichtig meinen Namenanrufen, werden nach dem Tode zumir gelangen, und ich werde sie insParadies holen." (Gelübde des AntitlaButklha ß) König David predigte:
,,Vom Aulgang der Sonne bis zum
Niedergang sei gelobt der Name des
Herrnl" (Psnhnen rr5.5) Uncl die Schrilten der Vaishnavas bctorren: ,,Lobeden heiligen Namen, Iobe den hei-ligen Namen, lobe den heiligenNamen des Hcrrn! In diesem Zeit-
alter des Streits gibt es keinenandcrcn Wcg, keinen ande-
ren Weg, keinen anderen Weg zur spirituel
len Erleuchtung."(tsiltnn-narndiya
Purnnn 3.8.t26)Der Lobpreis des
heiligen Gottesna-mens ist ein Thema,
das in der l-iteraturder Vaishnavas immer
rvieder auft aucht:,,Wieglorreich sind diejenigen,
deren Zunge mit dern KlangDcincs heiligen Namens geschmücktsind! Selbst wenn sie aus der Familieeines niedrig geborenen Ilundeessersstammen, muss ihncn alle Ehre ent-gegengebracht werden. Um so weitzu kommen, den Namen des Herrnanzurufen, müssen sie Askese geübt,vedische Opfer ausgel'ührt und alleguten Eigenschafter-r de r nryns erlangthaben. Wenn sie Deinen heiligcnNamen lobpreisen, miisscrt sic in
allen heiligen Fltissen gcbadet, dieVeden studiert und alle vorgeschrie-benen Pflichten erlüllt haben." ßhn-nrlr'tl Bhag av n t nril 3.55.7)
,,Der heilige Namc Krishnas spen-det alles Glück und allcn spirituel-len Segen, denn er ist Krishna selbst,
der Urgrund aller Freude. KrishnasName ist in sich selbst vollkommen,und er birgt in sich alle spirituellenBeziehungen. Er ist unter keinenUmständen etwas Materielles, und erist nicht weniger mächtig als Krishnaselbst. Dieser Name wird überhauptnicht von der rnateriellen Naturberührt, denn cr ist mit Krishnaidentisch." (Pulnru Purana 3.zr)
Da das Lobpreiscn des Gottesna-mens in den Vaishnava-Schriften so
nachdrücklich bcLont wird, widmendie Vaishnavas ihm eincn Großteilihrer spirituellen Praxis. Folglichempfinden sie tiefc Ernotionen, obsie nun den heiligcrr Namcrr fürsich wiederholen (jnpa), ihn laut sin-gerr (kirlnntodcr ihrr irr Cruppcn sitt-gen (sankirtan) Äuf dcr fortgeschrit-tenen Stule führL solche Praxis zurBewusstheit des absoluten Wesens
Gottes, d.h., es gibt keinen Unter-schied mehr zwischen dem uarrri
(dem Besitzer des Namens) und demnarna (dem Namen). Vertiefung in dieabsolute Natur Krishnas und Seines
Namens ist das Ilerzstück des Vaish-nava-Mystizisrnus, dessen Ziel Liebezu Gott ist
Norvin Hein, eme ritierter Profes-
sor der Yale University, war Zeugevon enthusiastischcrr Vaish nava
kirtnns und schrcibt darüber:
,,Beint Singen von Versut wie diesen v,irtljede Zeile zuerst vont Vorsärtgtr gesungen,
tlann wiatlerlnlt die ganze VasamnrltngZtilc Jär Zcilt. Währnd tler Vers hnnvr von
neuent wiulerlrcIt u4rd, sleigerl der Vorsän-
ger allnrählich das Tempo. Wenn schli$Iichdas ltöchslnögliche Ternpo meichl 'st, singl
die gesnnle Gnrppe genrinsnnt ous Lai-
Iteskrälen die Zeilen undklatsclü doar inr
Rhylhntus der Instrumente in die Hände .
Die Sönger wiegen sich in Ektnse wtd las-
sen sich innrcr mehr gehen, wobei sic sich
in unbeherrschten Gebärden ergehen und
ihrt Ccsiclüer enöten. Aus tler Grup1te dcr
begldlentlen Musikanlen schwillt tler glo-ckcnälmlich e KIan g klein er Messitrgzinbeln
nril zunalnrcndtr Lsulslärke des Cesangs
innrrcr nrchr an rl,rtl überlönl noch dat
Stirtnr:nrchor. Schliel3lich gtdelt der kir-tan in einrnr atenrberaubend,en, explosiorts-
arligen Crescendo: Augen blilzen auJ, Mün-der öJJnen sich weit, ein Zittem durchläutt
ttie Versnrrnrlung: Die göttliche KraJt und
Gegenwnrt ist zutn GreiJen nahe!"'
Annrerkungen
t Noruin Hein, ,,Choitotl1o's Ecstosies ond the Theo
Iogt of the None", in Hinduism, New Essays
in the History of Religions, E.l. Bnll, Leiden
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taoE LEHREN UND CEBRAUcHE
FmAH-A-monTRo
Das Hare-K rishna-TTlaha-mantra. der ,,große Gesang zurErlösung", wird von denVaishnava-schriften als das mäch-tigste aller Mantren betrachtet, da es die Kraft aller ande-ren Mantre" beinhaltet.
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as nnha ndnlra lalltet wiefolgt: Hare Krishna, llareKrishna, Krishna Krishna,
Harc Hare/Hare Rama, IIare Rama,
I{(rmd Rama, Hare Harc, In der verli-schcn Literatur wird es insbesonclereftir das gegenwärtige Zeitalter emp-fohlen. Dicsbezügliche Aussagcnfinclet nran im ßrahnnntla Purnnrr, cler
Knlisurllrtuut ltpanßlmd sowic in vir'-len anclcrcn vedischen und postvcdi-schen Scl'rriften
Das M.rrrtra besteht aus lolgcndcnlllemcntcn: Das Wort ,,H.rrc" bczichtsich ar-rl Shri IIari ein Namc Krish-nas, clcr ar,rf Seine Fähigkeit hinwcist,Hirrclcrnisse auf de m Pfad SeinerGcwt'ihlen ,rus dem Wege ztr r,iu-mcn. Irr einem höhcren Sinne ist das
Wort ,,llare" der Vokativ von ,,llara",was sich auf Mutter Hara, ShrimatiRarll-ra rani, bezicht, clie göttlicheweiblichc Energie
Dcr Name ,,Krishna" bedcutct ,,cler
Allar-rzichcnde" ur-rd bezeich nct Gottin Seincr r-rrsprünglichen Gcst.rlt lll.y-mologisch gesehen weist clas Wortkrislr atrl dcn attraktiven Aspcktcler lixistcnz des Herrn hin, trncl rrrr
bcclcutet spirituclle Freude Wennclas Vcrb krish mit dem Suffix rrn ver-
schen wird, entsteht das Wort krishna,
,,cler absolute Herr, dcr clurch Seine
allanziehenden liigcnschalien spiri-tuelle Freude spenclct". Ntrch seman-tischer Herleitung 0rirrrkti) ktrnn clie
Silbe na ar.rch atrf die Flihigkeit des
Herrn hinweisen, clic Wicclerho-lung von Geburt und Tocl zu beenden Fcrner ist krish ein Syrronvm llirsattn, ,,die Gesamtheit aIlcn Daseins"Eine weitere Art, das Wort krishna zuverslchen, ist also ,,cler Hcrr, der das
gesamte Dasein verk<irpcrt und derden Lcbewesen helfi'n kann, die wie-clerholtcn Lcidc'n von Gcburl undTod zu über-windcn"
,,Rama" kann sich sowohl ar,rf l]ala-ram (Krishnas ältercr Bruder) als
ar-rch auf Radha-Ramana-Rama bezie-hen, einen Namen Krishr-ras mit derBecleutung,,derjen igc, clerr Sl-rrimatiRad harani Freudc bcrci tet". l'olg-lich verkörpert das nlnlro-nranlrn, dasausschließlich aus dt:r.t vcrtraulichs-ten Namen des f]errrr rusclmm€nge-setzt ist, die Essenz allcs CöttlichenÄls Gebet verstanden, beclcr-rtet das
N4antra: ,,O Flerr, o göttlichc Energie
des Hcrrn! Bitte beschültigt mich inEtrrem Dienst "
Radho und Krishno, dos götlliche Poo\
das mit dem maha-manLra angerufen wird
E LEHREN UND CEBRAUCHE
nACHwoRT\rISHNttI,S1nU"S TIn WCSTCNVor fünfhundert Jahren sagte Shri Chaitanya voraus, dass
eines Tages in jeder Stadt und jedem Dorf der Welt dieNamen Krishnas gesungen würden. Diese Prophezeiungwurde zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von ShrilaBhaktivinod Thakur wiederholt. Er sprach von einer Zeitinnaher Zukunft, wo Russen, E,r-rropäer, ,\merikaner, jaN,'Ienschetr aus allerWelt musizierend und Fahnen schwen-kend zurVerherrlichung Krishnas durch die Straßen ziehenund gemeinsam die Namen Haris singen würden.
s gibt etlichc l3eispiclc, die Siiule wurde cirrc Inschrift gcfunden,
Wcstcn klrrsier<'tt-
clcn Ausforrnun-gcn jcncr Rcligion('n um ge istigcSr-rrrogatc, vcrz('rrt durch Icleen cles
so g,cnannlcn,,Ncr,r, Age".,\rrerkarrrrtt Schriftste llcr n ic
Donalcl Lopez und IlusLorr Smi[hlrckl,rgen, dlss wcsllit ht' Zrtt'igcdes Buddhisntrs r.rnd IIirttltris-rntrs zahlreiclrc Lraditior-rcllc Werte
urrcl Bräuche zLrgllnstelr dtt,gcpass-
ter'ler lrnikcn ttttd eint r vt'rrr.isscr-tcn spiritucl lcrt l-cbcrrslvt'isc a r,rfgc
gcbcn habcn Dcrrrz-rrfolge solltenclcr Buddhisrnus r.rrrd der llinduis-mus cles Wcstcrrs nach ,,\tr[irssungvorr Religionswisscnsch.rl'tlcrrt als
trrrablrängigc. trt ttt' Rcligiottcn ein-gcstuli wcrdcrr Für die orthodoxenArrhlingcr dcr tradilionellen Pfade
h.rlrcn die r,vestlicheu Formctr des
HincltrYoga uncl der br"rcltihistischcrt
Gesiinge kaurn rroch etwas mit ihrcrttrrspriirrglicht'n Wttrzeltt gctneitt.
Obwohl clas wissenschaftlicheStuclium des Vishnuismtts hetttzu-l,rgc so verhrt'itt t isl wie ttic zttvor,kommt kar.rm cin Str-rclcrrt über eine
tlrt,orr,tis< ht. Bt,trachtrrrrqsn,t,ise
Irinaus, gan7, /,u scl'rr.r'eigctr clavon,
class jcmancl cin Ccwe ihter l(rish-nas würcle Zwar sind hin trrrd wie-clcr Vcrtrete r vcrschiedener Vaish-nava-Tradition<'rr in dcn Wt'stengel<rmmen, doch kaum einer die-ser venvegenen S.rdhus hat bleibencle Spuren hiuterlassett köunen.Slrrila Bhaktisirldhanta Sarasvati Tha-
kur, cler Gurtt votr His Divirre Crace
A. C. llh.rktiveclauta Swatni Prabhu-pada, hat in clt'n clreil3iger Jahrencin igc' seincr Sclrüler nach,\rncrik.rr-rnd Europa gcschickt, clot lr ar,rch e r
musstc crkc'nnen, class seine Anhiirl-ger übcrftrrclcr'I r.\'arctt t-tt1c] d.Iss (li('
Zeit nocl-r nicht reif n,ar
Diese Lage sollte sich auf eirtt'ttSchlag än<lcrn, als im Jalrre r965 tlicrvirkungsvollste ulrcl naclrhaltigstt'Präsenz clcs \/ishnttisrntts im'l&cstt'rtctabliert wr-rrde, ttntl zwar durch I lis
Divine Gra<'e A C. BlraktivedantaSrvami l)rabhupada. lhrn gclaneetwäs, w.ls Iriemancl zttrror gesclr,tfft
hatte: Er vcrpflanzte clic Vaishnava-Kultur in ihrer Ccsarntlrcit in ciic
Herzen rle r N'lenschcn clcr lvcstlit hcrr
Welt uncl verschalftc clcr Traditiorrsogar im Osten ncucrr Aultricb lir lat
clies, inclcn-r er sclbst rcinc Hingabcvcrkörpcrtt' r-urd eiuc beispiellose
Cclehrtheit an den'l'.rg legte Fe rncr
gestaLtctc ihrn sein ausgeprägtes Ntlit-
lcicl, Mcnschcn in .rllcr Welt ztt errei-chen: Nliirrncr, Frattetr wie .tttch Kitr-cler. Scinc iVlission bliiht nach r,r'ic
vor wcltwc'iL in Form von Tempeltt,tarmgemciuschaftcn, Sch r-rlen, Rcs
taurants tr rrc[ \/erIagshli r-rsern
Der lrinflr"rss vou Tlcliodorr.rs ttlttlähnlichen Bhaktas clcr Antikc ist
heute fasL völlig; vcrblasst Dic t)ich-tungen cle r lranszctttlctrtalislcn ttrtcl
ihrer Schiiler \.vdren uur cin schwa
ches Dcrivat cier n,ahrctr vedis< hcrt
Kultur, trtrtl ,rtrr h rlic lriilten mirsi'-narischctr Akti vitäterr vcreitrzi'l lt'rVaislrnavas zcigtetr katrnr \'Virktrrrg
Shrila PrabhupacJa hirrgcgcrt isl rl,rs
Unmöglichc gelr-rtrg,cn. lhr.t.t ist t's ztr
verdarrkt'tr, tloss Shri ('lr,ritattr'.rs l)trr
phczeiung cint' blcilrt rrtlc l{t',rlil,iIgcwor<lt'n ist
vishnuitiscl-res Ceclankcngut seinen ,,Bhagavat" bczcichnete, cl h als Ver-Weg in clcn Westen ftind. Besonders chrcr Bhagavarrs Mit anclcrcn Wor-envähnt'nswert untt'r den BoLschaf [(-n, er war ein Anhling;er dcr Vaish
tern cles Vishnuismus ist Bh.rktivinocl nava-Religion. -l'homas I{opkins,
zcigen, dass irn Larrfe clcrGcschichte im r.ner wieclt'r
selbst, clcr zur Venvirklichung sci-ner eige rrt'n Vision bciLrug, inclcrn cr
in den Wcsten sancitcZeitgcrrossen lSha kl ivinods
5;abeAuf eincr im zr'veitcn
v. Chr. in Zt-ntralinclicrr
in clcr Helioclorus, ein gricchischerBotschafter für Tnclien, sicl-r sclbst als
Religionsprofessor a m Frankl in arrcl
Marshall Collegc, kommt zu cle m
dern class es viclc andere wt.stlicheAnhlinger Krishnas gegeben haben
r-rmfangrciche Werkc in englischcr Schluss, dass H<'lioclorus kurrm cinSprachc vcrftrsste r.rncl einige darvon Einzcliall gel\/es('n sein kanrr, son
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warcn clit' so gen.rnnte n amerikar-ri- mr.rss. Folglich lrat die Weclrselbe-schcn Transzcndentalisten, clartrnter ziehung des Vishnuismtrs nrit clem
berühmtt' Schriftstellcr wic Emerson WcsLen eine lange, bemerl<crrsr'verte
und Thorctru Mit großem Interesse Ceschichtestießcn sie atrf die Sarrskritsprachc, Doch erst in unseren Tagcn rvurcledie Sprache de r Veclerr, r-rnd Gelehrte auch clas He rzstück der östlicheniibcrsetzten dic vorhcr unzugängli- Kr.rlttrr in de n Westen gebracht. Dies
chen Textc JrLdiens in westlichc Spra- geschah ganz allrrählich. Viclleichtchen Als Folge davorr erfasste cirrc als Folge der frirhcn ,,Transzt-nclenta-Woge ticfcn Respekts vor der östli- listcn" gilt seit Enclc des neur.tz-chn
chen Kultur alle L.inricr r,vestlich cles ten Jahrhunderts buddhistischcsGanges urrcl schtrf clic Voraussctzr-rn- trncl hinduistischt's Gedanl<cngr.rt
p;en 1ür cine Renaissarrce der Hirr- im gc'samten Abc'ndland als cxoti-st ht' Kuriosil,it urrd gehörl irt gcrvis'
Jahrhunrlcrt sen Krt-isen zlrm guten Ton Dochcrrichtetcn bis hcr-rtc hancle lt es sich bci den im
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