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xo. SEPTEMBtgR~ 9 2 9 KLINISCILE WOCHENSCHRIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 37 1719 KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. RADIUMVERSUCHE AN EUDORINA ELEGANS. scheint im Arch. Protistenkunde. (Aus dem Kaiser-Wilhelm- Von L. HALBERSTAEDTER und A. LUNTZ. Auf Ailregung yon Prof. HARTMANN wurde die grtine Volvocinee Eudorina elegans zu Versuchen mit Radium- bestrahlung verwendet. Die aus 32 gleichartigen Zellen bestehenden kugeliSrmigen Kolonien werden in einem gleich- mgf3ig hergestellten N~hrmedium (0,05 proz. t3ennecke- L6sung) an einer ktinstlichen Lichtquelle (t~glich i2stiindige t3elichtung) gezfichtet und zeigen unter diesen gleichmgBigen 13edingungen eine auffalleild regelm~13ige Teilungsrate von genau 5 Tagen. Als Strahlungsquelle dieilten 3 Mesothorium- pr~parate yon 4 qcm Fl~che, Pr~parat a und c mit einer Aktivit~t entsprechend I o mg Ra.EI., Pr~parat b entsprechend 5 mg Ra.EI., Filter 0,2 mm Silber. Die t3estrahlungen erfolg- ten stets in derselben Entfernung. Die Wirkuilg der 13e- strahlung ~uBert sich in zweierlei Art: entweder wird die bestrahlte IZolonie selbst abget6tet, ,,t6dliche Dosis", oder die Kolonie zeigt nach der Bestrahlung zun~chst keine Sch~- digung, sondern erst Ilach der Teilung Wird bei dell Nach- kommen durch Anftreten abnormer Individuen eine Sch~di- gung sichtbar, ,,sch~dliche Dosis". Niit dem Auftreteil der abnormen Formen geht eiile Abnahme der Zellenzahl nnd eine St6rung der Teilungsrate einher. Die t6dliche Dosis zeigt eine auBerordentliche Konstanz, indem sie ftir Pr~parat a I61/,, Ifir Pr~parat c i71/~--I8, ftir Pr/iparat d 4~ Stunden betrug. Diese Zeiten gelten nut bei gleichzeitiger Bestrahlung voil i oder 2 Kolonien. Bei Bestrahlung einer gr6Beren Anzahl zu gleicher Zeit wird die t6dliche Dosis herabgesetzt und betr~gt bei IO Kolonien Ilur den 5. Teil der oben angegebenen Werte. Dies beruht auf der Bilduilg yon giftigen Stoffwechselprodukten, die bei der Bestrahlung der Eudorina entstehen. Auch die uiltere Grenze der sch~dlichen Dosen ist kon- stant und betr~gt ftir Prgparat a 5~/v ffir Pr~parat c 5 Stun- den. Ktirzere Bestrahluilgen zeigten keinerlei Wirkung (Schwellenwert). t3ei Steigerung der Dosis bis zur t6dlichen Grenze konnte keine Parallelit~t zwischen t3estrahlungs- dauer und Wirkungsgrad festgestellt werden. Nur selten weisen alle Nachkonlmen einer bestrahlten Kolonie Sch~di- gungen auf, gewShnlich bleibt ein schwankender Prozent- satz der Nachkommen normal und vermehrt sich auch weiter in normaler Weise. (Regeneration der Kolonie.) Die Nach- kommen der gesch~digten Tochterkolonien gehen nach einigen Teilungen eiil. Bei Versuchen mit Verzettelung der t6dlichen Dosis mit Pr~tparat c ergab sich folgendes: wird am I. Tage weniger als 5 Stunden (sch~dliehe Dosis) bestrahlt, so muff am n~tchsten Tage I7~/~--I8 Stunden zur Erreichung der t6dlichen Dosis bestrahlt werden, d. h. die unterschwellige Dosis ist v611ig wirknngslos geblieben; dauert die erste Be- strahlung zwischen 5 und IO Stunden, so braucht am n~ehsten Tage nur so lange bestrahlt zu werden, bis die Summe der beiden 13estrahlungszeiten die normale Dauer yon i7x/~ bis 18 Stunden erreicht hat. Betr~gt die erste Bestrahlung mehr als IO Stuilden, so ist die Gesamtstrahlungsdauer mit der zweiten t3estrahlung geringer als die normale Dauer yon I7~/~-- 18 Stunden. DaB der TeilungsprozeB yon besonderer Bedeutung ist, geht aus der Wirkung der schgdlichen Dosen hervor, die sich erst nach der Teilung der bestrahlten Kolonien an den Tochterkolonien bemerkbar macht. Weiterhin zeigt sich, dab w~thrend der Teilung bestrahlte Kolonien dutch eine Dosis abget6tet werden, die nut ~/~ so grog ist wie die bei waehsenden Kolonien festgestellte. Ferner wurde nach- gewiesen, dab durch die Teilung die Wirkung einer Bestrah- lung auf normal gebliebene Nachkommen aufgehoben wird, man braucht, fails am Tage vor der Teilung eirle schXdliche Dosis gegebeil wordeil ist, am IlS~chsten Tage zur Abt6tung der normalen Nachkommen dieselbe t6dliche Dosis wie bei einer unbestrahlten Kolonie. Die ausfiihrliche Arbeit er- Institut ]i'tr Biologie [ Abt. M. Hartmann] und dem Universitdts- institut ]i~r Krebs]orschung, Berlin.) VEGETATIV-ENDOKRINES SYSTEM ALS REGULATOR DES INTERMEDI%REN STOFI:WECHSELS. Die Rolle des Adrenalins und der Sehilddrfise in der Regelung der Kohlehydrat- und Fettbestandteile des Blutes, Von D. AL~ER~, L. TVTK~WlTSCI~und W. BESlJGLOW] I. Im Zusammenhang mit friiheren Untersuchungen be- ziiglich der Einwirkung yon Adrenalin auf den Stickstoff-, Kohlehydrat- uild Fettgehalt des Blutes beim Hungern und bei der Avitaminose* unternahmen wir das Studium des Ein- flusses yon Adrenalin auf die Dynamik der Kurveil yon Zucker, Fett und ihren Abbauprodukten und auch auf den Charakter der Wechselbeziehungeil dieser Substanzeil bei normalen Hnnden und solchen, denen Kohlehydrate entzogeil worden waren. Die Versuche wurden an 22 Hundeil ausgeftihrt. Die Kohlehydratentziehung wurde auBer durch Hunger aueh durch gleichzeitige Einwirkung yon Phlorrhizin, Thyroxin und Thyroxin + Pepton erzielt. Zwecks Nachweises der Einwirkung yon Fett auf die Zuckerkurve nach Adrenalin untersuchten wir auBerdem die Tiere 4--5 Stunden, nachdem sie mit Acid. oleinic. (25,0) belastet worden waren. Die Dosis des eingeffihrten Suprarenin (Lucius uild BRf3NING) betrug 0,05--0,06 pro Kilo K6rpergewicht. Das Blur wurde auf Zucker (HAGEDORN-JENsEN), auf Gesamt- und Neutral- Iett, auf freies Cholesteriil (nach dem yon uils modifizierten Verfahren yon BANG), auf Milchsgure (DlSCH~; und LASZLO), auf Ketonk6rper (nactl ENGI~ELDT), Gesamt- und l~eststick- stoff (BA/cG-PREGL)untersucht, und zwar vor den Injektionen uild 5, 20 Minuten und I Stunde Ilach der Einspritzung. Die erzielten Ergebnisse waren: I. Bei normalen Hunden wurde nach Adrenalin eiile verschieden stark ausgewfigte Abnahme yon Gesamt- und Neutralfett beobachtet, das gegen Ende des Versuches zum Normalniveau zurtickkehrte. Dabei stieg die Menge der Ketonk6rper stets, aber mit verschieden starker Inteilsit~t, die mit dem Grade der Fettabnahme nicht framer parallel ging. Beim Hungern ~nderte sich alas Bild des Gesamt- fettes unter Adrenalineiilwirkung im Siilne einer Zunahme, wobei das Nentralfett entweder unbedeutend abnahm oder auch ailstieg. Die Ketoilk6rper bleiben beim Hungern an uild ftir sich auf einer Normalh6he oder sind in gesteigerter Menge vorhanden (wie es scheint je nach dem Ern~hruilgs- zustand des Tieres); nach Adrenalin nehmen sie ab, falls sie die Norm iiberstiegen. Unter Einwirkung yon Thyroxin und Hunger wird die Kurve des ]31utfettes unter EinfluB des Adrenalins meistens nicht schroff herabgedrtickt; dies ist an der Kurve des Neutralfettes besser ausgepr~gt. Die Ketoi1- k6rper steigen besonders stark bei gleichzeitiger t3elastung mit Acid. oleinic, an. Bei Phlorrhizilldiabetes wird all hungernden Hunden Lip~mie beobachtet, welche unter Eii1- flul3 des Adreilalins entweder abnimmt oder unveritndert bestehen bleibt. Die vorhandene Keton~mie wird geringer. 2. Der Charakter der hyperglyk~mischen Kurve wird durch Wirkung des Adrenalins in verschiedenen Versuchen vergndert; die Kohlehydratentziehung ftihrt im Orgailismus zu einer verschieden starken I-Ierabsetzung der hyper- glyk~mischen Steigerung; ein Parallelismus' zwischen dem Charakter der Ver~Lnderungen -con Fett und Ketonk0rpern einerseits und yon Zucker andererseits wurde nie (aul3erhalb eines Ilormalen Zustandes) beobachtet. Beim Ilungern und bei Darreichung yon Thyroxin wird die Kohlehydratent- * Z. exper Med. 35, H. 4/6 (1924).

Vegetativ-Endokrines System als Regulator des Intermediären Stoffwechsels

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xo. SEPTEMBtgR ~929 K L I N I S C I L E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr. 37 1719

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

RADIUMVERSUCHE AN EUDORINA ELEGANS. scheint im Arch. Protistenkunde. (Aus dem Kaiser-Wilhelm-

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L. HALBERSTAEDTER und A. LUNTZ.

Auf Ailregung yon Prof. HARTMANN wurde die grtine Volvocinee Eudorina elegans zu Versuchen mit Radium- bestrahlung verwendet. Die aus 32 gleichartigen Zellen bestehenden kugeliSrmigen Kolonien werden in einem gleich- mgf3ig hergestellten N~hrmedium (0,05 proz. t3ennecke- L6sung) an einer ktinstlichen Lichtquelle (t~glich i2stiindige t3elichtung) gezfichtet und zeigen unter diesen gleichmgBigen 13edingungen eine auffalleild regelm~13ige Teilungsrate von genau 5 Tagen. Als Strahlungsquelle dieilten 3 Mesothorium- pr~parate yon 4 qcm Fl~che, Pr~parat a und c mit einer Aktivit~t entsprechend I o mg Ra.EI., Pr~parat b entsprechend 5 mg Ra.EI., Filter 0,2 mm Silber. Die t3estrahlungen erfolg- ten stets in derselben Entfernung. Die Wirkuilg der 13e- strahlung ~uBert sich in zweierlei Art: entweder wird die bestrahlte IZolonie selbst abget6tet, ,,t6dliche Dosis", oder die Kolonie zeigt nach der Bestrahlung zun~chst keine Sch~- digung, sondern erst Ilach der Teilung Wird bei dell Nach- kommen durch Anftreten abnormer Individuen eine Sch~di- gung sichtbar, ,,sch~dliche Dosis". Niit dem Auftreteil der abnormen Formen geht eiile Abnahme der Zellenzahl nnd eine St6rung der Teilungsrate einher.

Die t6dliche Dosis zeigt eine auBerordentliche Konstanz, indem sie ftir Pr~parat a I61/,, Ifir Pr~parat c i71/~--I8, ftir Pr/iparat d 4 ~ Stunden betrug. Diese Zeiten gelten nu t bei gleichzeitiger Bestrahlung voil i oder 2 Kolonien. Bei Bestrahlung einer gr6Beren Anzahl zu gleicher Zeit wird die t6dliche Dosis herabgesetzt und betr~gt bei IO Kolonien Ilur den 5. Teil der oben angegebenen Werte. Dies beruht auf der Bilduilg yon giftigen Stoffwechselprodukten, die bei der Bestrahlung der Eudorina entstehen.

Auch die uiltere Grenze der sch~dlichen Dosen ist kon- s tant und betr~gt ftir Prgparat a 5~/v ffir Pr~parat c 5 Stun- den. Ktirzere Bestrahluilgen zeigten keinerlei Wirkung (Schwellenwert). t3ei Steigerung der Dosis bis zur t6dlichen Grenze konnte keine Parallelit~t zwischen t3estrahlungs- dauer und Wirkungsgrad festgestellt werden. Nur selten weisen alle Nachkonlmen einer bestrahlten Kolonie Sch~di- gungen auf, gewShnlich bleibt ein schwankender Prozent- satz der Nachkommen normal und vermehrt sich auch weiter in normaler Weise. (Regeneration der Kolonie.) Die Nach- kommen der gesch~digten Tochterkolonien gehen nach einigen Teilungen eiil. Bei Versuchen mit Verzettelung der t6dlichen Dosis mi t Pr~tparat c ergab sich folgendes: wird am I. Tage weniger als 5 Stunden (sch~dliehe Dosis) bestrahlt, so muff am n~tchsten Tage I7~/~--I8 Stunden zur Erreichung der t6dlichen Dosis bestrahlt werden, d. h. die unterschwellige Dosis ist v611ig wirknngslos geblieben; dauert die erste Be- strahlung zwischen 5 und IO Stunden, so braucht am n~ehsten Tage nur so lange bestrahlt zu werden, bis die Summe der beiden 13estrahlungszeiten die normale Dauer yon i7x/~ bis 18 Stunden erreicht hat. Betr~gt die erste Bestrahlung mehr als IO Stuilden, so ist die Gesamtstrahlungsdauer mit der zweiten t3estrahlung geringer als die normale Dauer yon I7~/~-- 18 Stunden.

DaB der TeilungsprozeB yon besonderer Bedeutung ist, geht aus der Wirkung der schgdlichen Dosen hervor, die sich erst nach der Teilung der bestrahlten Kolonien an den Tochterkolonien bemerkbar macht. Weiterhin zeigt sich, dab w~thrend der Teilung bestrahlte Kolonien dutch eine Dosis abget6tet werden, die nu t ~/~ so grog ist wie die bei waehsenden Kolonien festgestellte. Ferner wurde nach- gewiesen, dab durch die Teilung die Wirkung einer Bestrah- lung auf normal gebliebene Nachkommen aufgehoben wird, man braucht, fails am Tage vor der Teilung eirle schXdliche Dosis gegebeil wordeil ist, am IlS~chsten Tage zur Abt6tung der normalen Nachkommen dieselbe t6dliche Dosis wie bei einer unbestrahlten Kolonie. Die ausfiihrliche Arbeit er-

Institut ]i'tr Biologie [ Abt. M. Hartmann] und dem Universitdts- institut ]i~r Krebs]orschung, Berlin.)

VEGETATIV-ENDOKRINES SYSTEM ALS REGULATOR DES INTERMEDI%REN STOFI:WECHSELS.

Die Rolle des Adrenalins und der Sehilddrfise in der Regelung der Kohlehydrat- und Fettbestandteile des Blutes,

V o n

D. AL~ER~, L. TVTK~WlTSCI~ und W. BESlJGLOW]

I. Im Zusammenhang mit friiheren Untersuchungen be-

ziiglich der Einwirkung yon Adrenalin auf den Stickstoff-, Kohlehydrat- uild Fettgehalt des Blutes beim Hungern und bei der Avitaminose* unternahmen wir das Studium des Ein- flusses yon Adrenalin auf die Dynamik der Kurveil yon Zucker, Fet t und ihren Abbauprodukten und auch auf den Charakter der Wechselbeziehungeil dieser Substanzeil bei normalen Hnnden und solchen, denen Kohlehydrate entzogeil worden waren. Die Versuche wurden an 22 Hundeil ausgeftihrt. Die Kohlehydratentziehung wurde auBer durch Hunger aueh durch gleichzeitige Einwirkung yon Phlorrhizin, Thyroxin und Thyroxin + Pepton erzielt. Zwecks Nachweises der Einwirkung yon Fet t auf die Zuckerkurve nach Adrenalin untersuchten wir auBerdem die Tiere 4--5 Stunden, nachdem sie mit Acid. oleinic. (25,0) belastet worden waren. Die Dosis des eingeffihrten Suprarenin (Lucius uild BRf3NING) betrug 0,05--0,06 pro Kilo K6rpergewicht. Das Blur wurde auf Zucker (HAGEDORN-JENsEN), auf Gesamt- und Neutral- Iett, auf freies Cholesteriil (nach dem yon uils modifizierten Verfahren yon BANG), auf Milchsgure (DlSCH~; und LASZLO), auf Ketonk6rper (nactl ENGI~ELDT), Gesamt- und l~eststick- stoff (BA/cG-PREGL) untersucht, und zwar vor den Injektionen uild 5, 20 Minuten und I Stunde Ilach der Einspritzung.

Die erzielten Ergebnisse waren: I. Bei normalen Hunden wurde nach Adrenalin eiile

verschieden stark ausgewfigte Abnahme yon Gesamt- und Neutralfett beobachtet, das gegen Ende des Versuches zum Normalniveau zurtickkehrte. Dabei stieg die Menge der Ketonk6rper stets, aber mit verschieden starker Inteilsit~t, die mit dem Grade der Fet tabnahme nicht framer parallel ging. Beim Hungern ~nderte sich alas Bild des Gesamt- fettes unter Adrenalineiilwirkung im Siilne einer Zunahme, wobei das Nentralfett entweder unbedeutend abnahm oder auch ailstieg. Die Ketoilk6rper bleiben beim Hungern an uild ftir sich auf einer Normalh6he oder sind in gesteigerter Menge vorhanden (wie es scheint je nach dem Ern~hruilgs- zustand des Tieres); nach Adrenalin nehmen sie ab, falls sie die Norm iiberstiegen. Unter Einwirkung yon Thyroxin und Hunger wird die Kurve des ]31utfettes unter EinfluB des Adrenalins meistens nicht schroff herabgedrtickt; dies ist an der Kurve des Neutralfettes besser ausgepr~gt. Die Ketoi1- k6rper steigen besonders stark bei gleichzeitiger t3elastung mit Acid. oleinic, an. Bei Phlorrhizilldiabetes wird all hungernden Hunden Lip~mie beobachtet, welche unter Eii1- flul3 des Adreilalins entweder abnimmt oder unveritndert bestehen bleibt. Die vorhandene Keton~mie wird geringer.

2. Der Charakter der hyperglyk~mischen Kurve wird durch Wirkung des Adrenalins in verschiedenen Versuchen vergndert; die Kohlehydratentziehung ftihrt im Orgailismus zu einer verschieden starken I-Ierabsetzung der hyper- glyk~mischen Steigerung; ein Parallelismus' zwischen dem Charakter der Ver~Lnderungen -con Fe t t und Ketonk0rpern einerseits und yon Zucker andererseits wurde nie (aul3erhalb eines Ilormalen Zustandes) beobachtet. Beim I lungern und bei Darreichung yon Thyroxin wird die Kohlehydratent-

* Z. exper Med. 35, H. 4/6 (1924).

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ziehung rascher erzielt als beim Hungern allein. Bei hun- gernden Hunden und bei Phlorrhizinhunden ergab eine intra- venSse Adrenalininjektion keine Hyperglyk~mie.

3. Bei den Belastungen mit Oleins~Lure stieg die Zucker- kurve nach Adrenalin sowohl normalerweise als auch bei den erw~hnten pathologischen Zust~nden, mit Ausnahme des Diabetes (da offenbar eine vollst~Lndige Kohlehydratent- ziehung zustande kommt), die Steigerung ist betr~tchtlich und wird, trotz dabei fehlender Gleichartigkeit des Fett- nnd Ketongehaltes im Blute meist als ein Resultat des l~ber- ganges yon Fetts~uren in Kohlehydrate gedeutet, welch letzterer Vorgang dutch Adrenalin beschleunigt wird.

4. Eine Steigerung der Hyperglyk~mie wurde von uns abet auch in zahlreichen Versuchen beobachtet, in denen die Tiere start Fett ]colloidale Farbstof/e -- Kongorot und Trypanblau - - per os und intraven6s erhielten. Besonders augenf~llig sind in dieser Beziehung die Versuche mit Farb- stoifdarreichung per os. Krystalloide Farbstoffe lieferten keinen derartigen Effekt.

5. Wit nehmen daher an, dab die bei Fetteinftihrung ge- steigerte Adrenalinhyperglyk~Lmie nicht als Resultat einer chemischen Metamorphose gedeutet werden rout3, sondern durch Anderung des Zustandes der Kohlehydrate der Leber infolge Eindringen yon Substanzen yon kolloidalem Zustand (zu denen auch das emulgierte Fet t gehSrt) angesehen werden muB. Die Analogie zwischen Fet t und Kolloiden findet auch darin ihren Ausdruck, dab nach Einfiihrung derselben in den Organismus seine Gesamtreaktion auf Adrenalin gesteigert wird.

II. In einer anderen Gruppe yon Versuchen studierten

wir die IRolle der Schilddriise an der Regelung derselben Arten des Stoffwechsels, sowohl in der Norm als auch bei Belastungen mit Zucker und Fett. Es wurden die gleichen Substanzen des Blutes untersucht, augerdem nach Chole- sterin geforscht. Der Versuch mit Zuckerb~lastung dauerte

3 Stunden lang, das Blur wurde zur Untersuchung 5real entnommen. Die Versuche mit Fettbelastung dauerten 7 Stunden, wobei Blur zur Untersuchung 4real gewonnen wurde (n~mlich in der Norm, 3, 5 und 7 Stunden nach der Belastung). Die Belastung an normalen Tieren wurde ausgeftihrt nach vorangegangenen subcutanen Injektionen yon Thyroxin (G. HZNNING und B .D .H . , London): 4 bis 6 Tabletten im Laufe yon 1--2 dem Versnche vorangehenden Tagen; zuletzt wurde bei denselben Tieren eine Belastung nach Exstirpation der Schilddrtise vorgenomlnen. Dabei wurde nachgewiesen, dab Thyroxin, welches vor dem Ver- suche und w~hrend desselben eingeftihrt wird, die aliment~re LipXmie h~ufig (aber nicht immer) herabsetzt. Das Fe t t setzte in unseren Versuchen die KetonkSrper des Blutes an nnd ftir sich herab und machte den Sturz der Ketone bei Thyroxinhunden wenig dentlicher oder steigert sogar die Ketonk6rper. Ebenso herabgesetzt erwies sich auch die aliment~re Glykfimie, w~hrend der Wert der Milchs~ure im Blut etwas erhSht war. Die Tatsache der Abnahme der aliment~ren Lip~imie deckt sich sehr gut mit unseren Befunden, denen zufolge die Gallensekretion dutch Thyroxin in den meisten F~llen eine schroffe Abnahme erf~hrt, da Thyroxin damit zweifellos die Fettresorption beeinfluBt. Wird Thyroxin einen Tag vor den Belastungen eingefiihrt, so hat es bei weitem nich~c immer die erw~hnte Wirkung, ffihrt sogar bisweilen zu einem entgegengesetzten E//elct.

Die Entfernung der Schilddrtise bewirkt eine Herab- setzung der hyperglyk~imischen aliment~tren Kurve, ~ndert den Verlauf der aliment~tren Lip~mie und ~uBert sich be- sonders in einer Steigerung des Cholesterins der Galle, die sich im I. Monat nach der Operation nachweisen l~13t.

Vorliegende Untersuchnngen werden in ausfiihrlicher Weise in der Z. exper. Med. geschildert werden. (Aus der Abteilung f~r Pathophysiologie des Staatl. Psychoneurologisehen Institutes und aus der ~orschungsanstalt ]i~r Physiologie zu Gharkow.)

PRAKTISCHE LUNGENKREBS UND LUNGENSARKOM*.

V o n

Dr. med. E. HOMANN, Assistenzarzt an der Medizin. Univerzit~itsklinik ErMngen

(Direktor: Prof. Dr. L. R. Mi3LLER).

Die grol3e Zahl der vorliegenden, das Problem der bSsartigen Lungengeschwiilste behandelnden Ver6ffent- lichungen zeigt, dab der Lungenkrebs heute nicht mehr als eine Seltenheit aufzufassen ist, sondern dab es sich dabei um eine Krankheit handelt, mit der wir zu rechnen haben und die in der Diagnosestellung denselben Platz verdient wie Carcinome anderer Organe. Zahlreiche statistische und kasuistische Arbeiten ans der Vorkriegszeit zeugen hiervon. Welter in den Vordergrund des Interesses riickte aber das ganze Problem erst nach dem Weltkriege, als die grSgte Zahl der Forscher eine Vermehrung des Leidens, also eine Zunahme des Lungenkrebses feststelten zu k6nnen glaubte. Vielleicht hat hierzu auch die lebhafte Diskussion auf dem G6ttinger Pathologentag (1923) beigetragen.

In dem vorigen Jahrhundert galt, wie bekannt, der Lungen- krebs noch als eine Seltenheit. Wohl beschreibt MORGAGNI (1761) schon den ,,Markschwamm der Lunge", jedoch beginnt sich erst durch STOI~ES (1837) die Auffassung in der wissen- schaftlichen Literatur durchzusetzen, dal3 ein Lungenkrebs auch primer entstehen kann. Eine sch~riere Trennung bzw. Differenzierung des Unterschiedes zwischen prim~rer und seknnd~rer Entstehung des Lungenkrebses wird dann abet v o n R E I N H A R D T (1878) v o r g e n o m m e n , w X h r e n d P X s s L e a (1896)

den grSgten Tell der damals vorhandenen diesbeztiglichen Literatur in Form eines Referates der Nachwelt iibermittelte.

Abet auch hiernach bis zu Beginn des Weltkrieges ergeben die vorliegenden Untersuchungen mit mehr oder weniger

* Auf Veranlassung der Schriftleitung.

ERGEBNISSE. guten literarischen Unterlagen wohl eine gewisse Zunahme des Leidens, doch ist diese aus den betreffenden Berichten einwandfrei nnd eindeutig nicht nachweisbar. Dann folgen zahlreiche teilweise anf Zahlenmaterial gesttitzte Ver6ffent- lichungen, deren Verfasser grSBtenteils eine Zunahme des Lungenkrebses feststellten*. Fast alle der darunter befind- lichen Statistiken entbehren eines gr6Beren Zahlenmaterials, meistens liegt die Zahl der verSffentlichten F~tlle unter IOO, ja unter 5 ~ (gr613ere Station bei JUNGHA~NS 339 F/~lle). Was kann aber mit statistischen Ergebnissen angestellt werden, wenn sie nicht auf breiter Basis oder wenigstens alle nach einheitlichen Gesichtspunkten angelegt sind? Eine Gesamtstatistik des Leidens liegt leider -- soweit mir be- kannt -- bisher weder in Deutschland (PreuBen, Bayern, Wtirttemberg, Sachsen, Baden usw.) noch den anderen Staaten seit 19oo vor und, was mir als einer der wichtigsten Punkte erscheint, das verarbeitete Material war nicht bei allen Antoren pathologisch-anatomisch geklgrt. Wie wesent- lich aber gerade letzteres bei einem diagnostisch so schwierigen Krankheitsbilde ist, muB hier besonders hervorgehoben werden. K6nnen doch die Fragen, ob das Auftreten eines bSsartigen Leidens so hgufiger geworden ist, ob vor allen Dingen mehr oder weniger Menschen demselben jghrlich zum Opfer fallen, ob ein Geschlecht mehr davon befallen wird als das andere, welche Berufsarten bevorzugt sind usw., nicht gewissen- haft genug nachgeprfift werden, um auf Grund der Ergebnisse das therapeutische nnd prophylaktische Handeln zu bewirken.

Trotz der vielen und verschiedensten, zum Tell verdienst- vollen Arbeiten sowohl auf dem Gebiete des Lnngenkrebses wie auf deln des Lnngensarkoms fgllt es nicht leicht, die vor- handenen Ergebnisse yon dell obenangeftihrten Gesichts- punkten aus einheitlich zu verwerten. Dazu kommt, dab aueh * Siehe ausfiihrliche Darstellung bei: HOMANN, Lungenkrebs und Lungensarkom. Erg. inn. Med. u. Kinderhlk. 35, 206 (1929).