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DIE NEUVERMESSUNG DER WELT: CHINAS EINFLUSS AUF DIE GLOBALE ENTWICKLUNG Prof. Dr. Helmut Reisen, WWZ Basel/ShiftingWealth Berlin Vortrag vor der Vereinigung Basler Ökonomen Do, 06.12.2012, 18:15 (CET) aal 001, Kollegiengebäude der Universität Basel rsplatz 1, CH 4051 Basel

Vereinigung Basler Ökonomen 6 Dez 2012

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DIE NEUVERMESSUNG DER WELT: CHINAS EINFLUSS AUF DIE GLOBALE ENTWICKLUNG

Prof. Dr. Helmut Reisen, WWZ Basel/ShiftingWealth BerlinVortrag vor der Vereinigung Basler Ökonomen

Do, 06.12.2012, 18:15 (CET)

Hörsaal 001, Kollegiengebäude der Universität BaselPetersplatz 1, CH 4051 Basel

CHINAS EINFLUSS AUF DIE GLOBALE ENTWICKLUNG

Befürchtungen und Perspektiven China und die Neuvermessung der Welt Auswirkungen auf Armut und Entwicklung Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Befürchtungen und PerspektivenReaktionen aus dem ´Westen´

Chinas Exportkredite => Überschuldung Ohne Konditionalität => Korruption

=> Verschwendung => Reformmüdigkeit

Soziale Implikationen bei den Empfängern Wachstum der falschen Art => Ressourcenfluch => Deindustrialisierung

Befürchtungen und Perspektiven

Afrika sieht das Engagement der aufstrebenden Länder differenzierter(Quelle: AEO 2011)

Infrastructure Innovation Exports Health Governance0%

20%

40%

60%

80%

100%

1 Emerging partners 2 Multilaterals 3 None of them 4 Not relevant5 Traditional partners

Befürchtungen und Perspektiven

Für den Süden, das Fazit vorab: Breitere Streuung von ´Gebern´, Instrumenten,

Handelspartnern und Finanzierungsquellen; Bessere Preise und Austauschraten; Bessere Wahl an Verbrauchs- und Kapitalgütern; Auswechslung der Wachstumslok seit ca 2000. Auflösung des westlichen Geberkartells und

Paradigmenmonopols. Aber Chinas Impact wird sich wandeln.

China und die Neuvermessung der Welt

SCHWERPUNKTVERSCHIEBUNG DER WELTWIRTSCHAFT, 1980 -2040

QUELLE: DANNY QUAH, 2011

CHINAS ANTEIL, % BIP1980 - 2010

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

Market Exchange Rate PPP Exchange Rate

China und die Neuvermessung der Welt

Nettogläubiger Asien(change in NIIP between 2005 - 2010,

as % of world GDP in 2010)

FX-Reserven; Wachstum

China und die Neuvermessung der Welt

Eintrittseffekte Arbeitsmarkt => Verdoppelung Arbeitskräfte und Lohngleichgewicht

Cobb-Douglas-Funktion: Y = (K = HK + SK) δK/L = -0,5; L/Y = 0,3 (MRW)

δw* = δY/L = 0,3(-0,5) = 0,15 => 15% Lohnreduktion, aber der Lewis – Markt ist in

China erschöpft.

China und die Neuvermessung der Welt Stolper-Samuelson-Effekte: Was China produziert(e),

wurde billiger: Exportpreise Industriegüter, 1986-2005

Industrialisierung, Urbanisierung => Preisanstieg fossile Energie und Industriemetalle (3. Superzyklus?)

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Vor 2000 wenig Konvergenz Ab 2000 Konvergenz

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Keine Beta-Konvergenz außerhalb der OECD, 1960 – 2000

Beta-Konvergenz außerhalb der OECD, 2000 - 2010

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Globaler Gini (0 – 100)

Quelle: Lengwiler/Kugler, 2012

Globale Armut

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Seit 2000, chinalastige EL 1% Wachstum in ChinaÞ 0,34% in armen LändernÞ 0,66% in Schwellenländern auch in ölimportierenden, weniger OECD-Einfluß .

Wachstum und Unterbewertung: Renminbi und die anderen EL

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Bedeutet chinalastig auch rohstofflastig?

Afrikanische Industriegüterexporte Bedeutet chinalastig auch rohstofflastig?

Direktinvestitionen nach Afrika, Anteil ölexportierender Länder: China 75%, OECD 85% (2000-2008)

Chinas subventionierte Kredite: Schwerpunkt Infrastruktur beseitigt Wachstumsengpaß Nr.1

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung China finanziert durch Exportkredite, aber HIPC-Staaten bleiben relativ schuldenfrei

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

´Sanfte´ und ´harte´ Infrastruktur, Afrika 2000sCountry Group

WORLD BANK GOVERNANCE INDICATORS, 2008 vs. 2005  

IFC Cost of Doing Business,2010 vs. 2006

  Regulatory quality

Government effectiveness

Rule of law Corruption control

Days to export

Days to import

Average variation China-heavy Africa

 0.11

 0.18

 0.10

 0.14

 -7.0

-12.0

Average variation all-Africa

 0.06

 0.03

 

 0.04

 0.06

 -5.4

 

 -7.9

a) Countries in which China dominated foreign investment in the mid-2000s (Benin, DR Congo, Ethiopia, Guinea, Libya, Niger, Rwanda, Sudan, Zambia) according to the Heritage Foundation investment tracker.Source: Heritage Foundation, China Investment Tracker; World Bank, World Governance Indicators; Doing Business Data

Auswirkungen auf Armut und Entwicklung

Chinas Kooperationsmodus (´Angola Mode´)

Rohstoffförderung gebündelt an Investitionszusage

Þ Tauschgeschäft erschwert Verbrauch der Rohstoffrente,

Þ mindert Bestechungsgelder bei mehreren Behörden,

Þ geringer Cash-Anteil reduziert Verteilungskonflikte,

Þ Starke chinesische Präsenz bei Projektdurchführung erleichtert die Überwachung.

Bleibt China die Wachstumslokomotive?Wenn ja, werden sich die globalen Entwicklungseffekte ändern

Wirkungskanal

Eintrittseffekt

EL-Wirkung Dauerhaftes Wachstum

EL-Wirkung

Wachstums-Lokomotive

Von G7 zu China

Wachstum EL, Öl und N-Öl

Rebalancing des Motors

Klientenportfolio steigt, Spezialisierung?

AggregierteNachfrage

Investitions-lastig

Importwachstum skills/Rohstoffe

Verbrauch steigt w/Mittelstand

Importwachstum Arbeit/skillsStruktureffekt Rohstoffnachfrage

RelativeFaktor-Ausstattung

Arbeit steigt relativ zu skills/Rohstoffe

ToT-Effekte:- Einfache

Industriegüter

+ Rohstoffe, + smarte Güter

Skills/Arbeit steigt;Rohstoff/Arbeit stagniert

ToT-Effekte:+ Einfache Industriegüter0 Rohstoffe (Öl+) - smarte Güter

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

China: 20 Jahre Fehlprognosen China: Wachstum/Jahr1983 – 2011, %• Young 92: A Tale of Two Cities

• Krugman 94: The Myth of East Asia’s Miracle

• => Ostasien endet wie die Sowjets, w/Überakkumulation

• Gordon H. Chang, 2001: ‘The Coming Collapse of China’

• The Economist 02: Out of Puff – A Survey of China:

• => soziale Revolten, Bankenchrashs• Roubini: 17 von 3 Krisen

prognostiziert• Rodrik 11: zu exportlastig• Eichengreen 11: middle-income trap

• => Chinas Wachstumspfad hat Prognosen der Volkswirte blamiert und ihre Paradigmen beschädigt.

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Exzessive Ersparnisse und Investitionen?

Hohe S und I sowie sektorale Shifts sind Vorbedingung für nachhaltiges Wachstum.

Gerschenkron, 1962: Preußen, France, Russland im 19. Jhdt.

Delong/Summers, 1991: Ausrüstungsinvestment als Vorläufer für mehr Produktivität.

Acemoglu, Aghion, Zilibotti, 2006: Distance to Frontier

Song, Storesletten, Zilibotti, ´Growing Like China´, AER 2011

SHH : Sohn Index, Vorsichtssparen Scorp: Dividenden, Steuern

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Produktivitätswachstum durch Entstaatlichung

und durch Sektorshifts 1990 -2005

Jobprivatisierung

-0.02 -0.01 0 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05

HI

ASIA

AFRICA

LAC

within

structural

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Auf dem Weg zum außenwirtschaftlichen GG

US Treasury: „Weder die Schweiz noch China manipulieren ihre Währung“.Balassa-Samuelson: „Weder Sfr noch RMB sind heute unterbewertet“. Snapshot 2007

Sn

Snapshot 2007

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Middle income trap (Eichengreen: 2016 at $ 17,000/cap_PPP)

Auf dem Weg zum Industriestaat M.I.T. ist kein Naturgesetz

1995 1994 2000 1988 1995 19881986

1993 1993 19991994 1997 1989 1998 1991

1987

2004

20042007 2000 2004

1996 1997 19982005

2005

20042008

19942005 2001 1998

13

15

17

19

21

23

25

27

Chin

ese

Ta

ipei

Cyp

rus

Cze

ch R

ep

ub

lic

Finla

nd

Gre

ece

Ho

ng

Ko

ng

, Chin

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Icela

nd

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nd

Isra

el

Ko

rea

New

Zea

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Po

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Slo

venia

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Swed

en

GD

P/c

ap

_PPP, a

t current

inte

rna

tiona

l d

olla

rs, t

ho

usa

nd

s

Transitions from Middle-Income to Advanced-Country Levels

Start of transition period End of transition period

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

Bertelsmann-Studie Nachhaltiges Wachstum in den BRICS

Ranking BRICS Economic and Labor Governance

Scores

Country

Economic S5

Labor S6

Enterprise S7

Tax S8

Budget S9

Average Score

Rank

China 8 7 7 6 6 6.8 1

Brazil 7 8 4 4 9 6.4 2

India 7 4 6 6 6 5.8 3

S Africa 6 3 3 7 8 5.6 4

Russia 2 4 2 6 8 4.4 5 Source: SGI country studies

Bleibt China die Wachstumslokomotive?

BRICS sind bei den Sozialindikatoren (S10 – S14) signifikant schwächer positioniert als bei den Wirtschaftsindikatoren (aber sie haben Mittel).

: Ranking BRICS Social Affairs Governance

Scores

Country

Health Care S10

Social Inclusion

S11

Family S12

Pension S13

Integration S14

Average Score

Rank

Brazil 4 6 5 5 9 5.8 1

China 4 5 6 5 4 4.8 2

Russia 4 3 6 6 4 4.6 3

S Africa 4 4 4 5 4 4.2 4.5

India 3 4 4 3 7 4.2 4.5

Source: SGI country studies 2012

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT

Mehr Infos unter: www.shiftingwealth.com www.shiftingwealth.blogspot.com