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Luise Loué VERGISS DIE LIEBE NICHT LIEBESOBJEKTE * & IHRE GESCHICHTEN MICHAEL IMHOF VERLAG

VERGISS DIE LIEBE NICHT€¦ · luise loué vergiss die liebe nicht liebesobjekte * & ihre geschichten michael imhof verlag

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Luise Loué

V E R G I S S D I E L I E B E N I C H TL I E B E S O B J E K T E * & I H R E G E S C H I C H T E N

MICHAEL IMHOF VERLAG

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AUF D IE FE INHE IT !DAS SCHÖNE S ICHTBAR MACHEN

Luise Loué, Sammlerin

»SCHULD AN ALLEM WAR DER FENCHEL . . . « ODER E IN VERSUCH , DAS MUSEUM DER

L IEBESOBJEKTE ZU VERSTEHEN Mathis Kleinitz und Janina Raub, LWL-Freilichtmuseum Detmold

1 . L I EBE VON K INDERN , GESCHWISTERN , ELTERN , GROSSELTERN

2 . FREUNDSCHAFTL ICHE L IEBE 3 . D IE ERSTE L IEBE

4 . L I EBE AUF DEN ERSTEN BL ICK5 . VERL IEBTHE IT

6 . EROT ISCHE L IEBE7 . OBSESS IVE L IEBE

8 . ON-OFF-L IEBE 9 . L I EBE IN LANGEN BEZ IEHUNGEN

10 . D IE L I EBE UND DER ALLTAG1 1 . L I EBE , D IE FRE I LÄSST

12 . L I EBE IM ALTER13 . L I EBE IN KR IEGSZE ITEN

14 . DAS ENDE E INER L IEBE UND WAS BLE IBT15 . SELBSTL IEBE

16 . D IE L I EBE ZUM HAUST IER

DANKSAGUNGB ILDNACHWE IS

INHALT

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AUF D IE FE INHE IT !DAS SCHÖNE S ICHTBAR MACHEN

Luise Loué,Sammlerin

das auf einen stein gemalte »ich hab’ dich lieb«oder das buch mit dem titel »Wir«, 16-jährig fürdie »immer allerbeste Freundin« geschrieben:Zuneigung zeigten wir Freundinnen und Freundeuns in den 1980er Jahren durch selbst hergestellteAufmerksamkeiten. Und in meinem allererstenLiebesbrief, den ich mit zwölf Jahren erhaltenhabe, heißt es in fast erwachsener Weitsicht: »Ps:du bist bis jetzt meine größte Liebe«. im Laufemeines Lebens wurde ich reich beschenkt – undhabe alles »archiviert«: Objekte, an denen so vielLiebe haftet, einfach wegwerfen? das konnte ichnicht. Freundschaftsbekundungen ebenso wie»Reliquien« Verflossener landeten, sorgsam ver-staut, in meinem Keller: Für jeden wichtigenMenschen eine Kiste, je nach intensität und Längeder beziehung unterschiedlich groß. bei jedemUm zug entschied ich erneut, die Kisten mit»Andenken« müssten mit.

dass sich aus meiner persönlichen Leidenschaft2007 eine sammlung zu entwickeln begann, hängtzum einen mit einem rätselhaften Weihnachtsge-schenk zusammen, das eine Freundin von ihremPartner bekam (und das der wankenden bezie-hung den Rest gab): er schenkte ihr einen Restau-rantgutschein – »einzulösen am« geburtstagzwei Monate später. Und zum anderen mit nicolassarkozy, damals französischer Präsident, der carlabruni den gleichen Ring kaufte wie seiner erstenFrau. elektrisiert ob der symbolkraft von dingenund ihren emotionalen Wirkkräften, fielen mirmeine eigenen schätze wieder ein. ich holte sieaus dem Keller, um mit ihnen über Wochen tief indie Vergangenheit einzutauchen und das erlebte

aufzuschreiben. Mir wurde dabei klar, dass dieerinnerungsstücke mein Leben ausmachten: Jedernoch so banale gegenstand, den ich über Jahr-zehnte aufbewahrt hatte, verkörperte eine Liebes-geschichte. Wiedergefunden habe ich auch eineschmiedearbeit, die ich einst anfertigen ließ: einenAmorpfeil. durch einen Fenchel gebohrt, der inder Form einem anatomischen Herz gleicht, hatteich ihn als Liebesbeweis verschenkt. der Fenchelkam retour, die geschichte ging nicht gut aus. dasemotionale drama wurde schlagartig wiederlebendig – und zu einer Art initialzündung. Meineneugier war geweckt: ich traf Freunde, Familien-mitglieder und Fremde, die mir anhand ihres wich-tigsten gegenstandes eine Liebesgeschichte ausihrem Leben erzählten: schöne, berührende,traurige, skurrile und lustige ge schichten; epi-soden mit positivem Ausgang – und solche ohneHappy end. etwas später schaltete ich eine Annon-ce in der Süddeutschen Zeitung mit dem Aufruf, mirLiebesobjekte und die dazugehörigen erlebnisseanzuvertrauen. die daraus resultierenden persön-lichen treffen haben mich sehr bewegt und in mirden Wunsch geweckt, den privaten Raum, dem dieObjekte entstammen, in die Öffentlichkeit zuerweitern. so entstand in einem kleinen galerie-raum in München-Haidhausen das Museum derLiebesobjekte, das von April bis Oktober 2016bestand. die (mediale) Aufmerksamkeit führte zuweiteren begegnungen, Objekten und entwick-lungen – bis hin zu der wunderbaren Ausstellung»Vergiss die #liebe nicht!« , in die das LWL-Freilicht-museum Detmold 2019 die Sammlung der Liebesob-jekte überführt hat. in diesem Kontext wird nunauch dieses buch, das als entwurf bereits in der

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AndenkenkistenKarton110 x 45 x 29 cm1980 bis 2006

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»schublade« lag, veröffentlicht. »schuld« an alldem hat in gewisser Weise der Fenchel, der nun dasbuch-cover ziert und zu meinem geliebten Logowurde. Plädoyer dafür, dass sich auch aus einer»negativen« geschichte etwas Herrliches ent -wickeln kann. sinnbild für inbrunst und Kreativität– und eine Hymne auf die eigene Liebes fähigkeit.

Heute ist viel von der Ökonomisierung von Liebe,gefühlen und beziehungen, ihrer Anpassung anMarktprinzipien die Rede. das mag sicher zutref-fen, etwa für das dating-Verhalten auf internet-plattformen. doch die Liebe an sich – das gefühlvon Liebe – hat sich nicht verändert. es ist die Liebe,die zu all den aufwendigen und kreativen Kunst-werken, bar jeder »Wirtschaftlichkeit« beflügelt,früher wie heute. Auch wenn ihre Medien sich teil-weise verändern – vor 25 Jahren ein handgeschrie-bener, 30 seiten langer brief, heute »100 Wünschean dich« , digital verschickt oder in Form zahlloserKurznachrichten ins Handy getippt. es ist dasintime, einzigartige gefühl, das die empfängerinoder den empfänger über Worte und geschenkeerreichen soll.

Mich berührt immer wieder aufs neue, was alles ausLiebe hergestellt, verschenkt und verwahrt wird.Unglaublich aufwendig produziert oder eine kleine,vollendete geste, ungelenk oder meisterhaft-geschickt, skurril oder romantisch-»kitschig«. Unzäh-lige gehütete schätze der Liebe in ihren vielen Facet-ten und in wahren begebenheiten sind in diesembuch versammelt: die erste Liebe, die heftig auf-flammende Liebe auf den ersten blick, die langeLiebe, die neue Liebe im hohen Alter, die Liebe inKriegszeiten, auch die Liebe, die sich in geschenkenvon Kindern und eltern ausdrückt, die freundschaft-liche Liebe oder die Liebe zum Haustier. immerwieder verstärkt sich meine erkenntnis, dass es –neben der romantischen Liebe – auch die anderenAusdrucksformen verdienen, erzählt und etabliertzu werden. nichts ist spannender als die Realität!

Und du? Wie gehst du mit den dingen um, diedir geschenkt, geschickt, überreicht werden?schenkst du selbst? Wie bewahrst du deine erin-nerungen an wichtige Menschen auf – oder bistdu eher »Wegschmeißerin«? einige, die ich getrof-fen habe, wollten ihre Liebesobjekte nicht aus derHand geben – ein Foto musste genügen! ManchesObjekt ist eine Leihgabe, andere wurden dauerhaftüberlassen. Alle befanden, dass ihr Objekt perfektaufgehoben sei in einer Sammlung der Liebesobjekteals einem Ort der Wertschätzung und des Wahr-genommenwerdens. dieser Ort , sichtbar in derAusstellung und im buch, lässt tief-Menschlichesin uns lebendig werden, weckt erinnerungen undzaubert ein Lächeln in gesichter. gerade heute,wo wir nicht abreißenden, belastenden negativ-meldungen ausgesetzt sind, sehe ich meinesammlung und die geschichten als bescheidenenbeitrag, etwas in die Welt zu bringen, das das schö-ne gleichberechtigt erlebbar macht, fördert unddie Menschen untereinander verbindet. etwas,das anregt, über eigene erlebnisse nachzudenken,selbst tätig zu werden, zu gestalten und gefühlenund der Feinheit mehr Raum zu geben. in diesem sinne möchte ich allen danken: jenen,die beigetragen haben ebenso wie jenen, die sichberühren lassen. ich freue mich sehr, diesenLiebesobjekten und geschichten einen würdigenRahmen zu geben.

die »Formate der Liebe« sind mannigfaltig – diesesammlung ist daher weder vollständig noch abge-schlossen. Viele Möglichkeiten, Liebe zu leben,kommen nicht vor, verbergen sich noch im Priva-ten – weil sie mir bis jetzt nicht erzählt wurden.Vielleicht kannst du ein weiteres Puzzlestückbeitragen? Möchtest du dein Objekt und seinebegebenheit erzählen – melde dich!

Vergiss die Liebe nicht!Luise

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1.L IEBE VON

K INDERN , GESCHWISTERN ,

ELTERN , GROSSELTERN

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CollageGucki, Liebesperlen 30 x 50 x 8 cm2016

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ich lief früh, sang, plapperte und hatte einengrässlichen weißen Plastikpudel mit gummi-schnürchen als Leine, den ich trotzdem sehr liebte.Außerdem besaß ich einen roten ball mit weißenPunkten, immer ausreichend Knete und Papierzum Malen und ich erinnere mich an den Apfel-garten meiner großmutter. Ab drei Jahren durfteich im katholischen Kindergarten beten, am tischspielen, schnittdeckchen schneiden, mit bastflechten und lauthals Lieder singen.

Meine Oma Anni war meine Heldin, meine erzäh-lerin, Köchin meiner Leibspeisen, meine Welter-klärerin. Für mich, in meiner kleinen Kinderwelt,gab es zu der Zeit keinen wichtigeren Menschen.ich muss wohl tageweise bei ihr gewesen sein,meine Mutter erinnert sich nicht warum. Omalässt sich schon lange nicht mehr fragen.

Oma Anni erkannte früh, dass man mich fütternmuss: mit geschichten, Musbrot und wichtigenHaushaltsaufgaben. ganz dringende gartenhilfeforderte sie von mir ein, lobte mich und ich spürte,sie liebte mich auch dafür und einfach so. sie lebteselbst gezwungenermaßen sehr bescheiden, ließihren in Russland verschollenen Mann nicht fürtot erklären, lebte von dieser knappen Kriegsent-schädigung. Aber sie war kreativ und gläubig undtief im Herzen versöhnt, beseelt von der Hoff-nung, ihren geliebten Mathias irgendwann wieder -zusehen. sie hatte gute Menschen zu Kriegszeitengetroffen. Menschen, die brot, Holz und Wollemit ihr geteilt hatten, und einer seinen namen.

sie hatte als Hotelköchin erst nur sich und später,gleich nach Kriegsende, ihre beiden Mädchendurchgebracht.

Während der wichtigen Omajahre lernte ich Roll-schuh laufen, häkeln, nähen an der Handkurbel-maschine, in töpfe gucken und umrühren, Knöpfeannähen, Herbst riechen, schnee schieben, Knet-männchenfamilien formen und zuhören.

ich liebte ihren Zeigefinger, wie man ein grüb-chen, schöne blaue Augen oder den nackenspeckeines babys lieben kann.

sie griff ins bücherregal, setzte ihre leicht schiefebrille auf und dann kam dieser heilige Moment:dieses zarte streicheln übers Papier und dann lassie los. sie hatte dicke bücher mit bunten Rücken,Werke mit Flatterseiten, die nach bratfett undVanillezucker rochen, Märchenbücher, schriftenmit wunderschön gezeichneten Rosen und som-merblumen. sie hat mich zum Lesen und schrei-ben gebracht, nicht wissend, dass dies einmal teilmeines broterwerbs sein würde.

die rote Fotocollage zeigt Lieblingsdinge, wenigeoriginal erhaltene dinge, einige habe ich mir inspäteren erwachsenenjahren nachgekauft. sachen,die man eben als Kind liebt und 50 Jahre späterauch noch, wie Liebesperlen im babyfläschchenvom Rummel und guckis mit schönen bildern.

Petra-Marlene gölz, 53 Jahre

1 . L I EBE VON K INDERN , GESCHWISTERN , ELTERN , GROSSELTERN

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OMA ANN I , D IE HELD IN ME INER

K INDHE IT

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3.

DIE ERSTE L IEBE

2.FREUND-

SCHAFTL ICHEL IEBE

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ErinnerungsbuchTinte auf Papier17 x 25,5 x 1 cm2010

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Als Mädchen hatte ich sehr enge Freundschaften,mit Mädchen und Jungs. Zu meinem siebtengeburtstag posierten wir alle für ein Foto – ichmit zwei Freundinnen und fünf Freunden. Als Kind ganz normal. erst später wurde es kom-plizierter, als unmöglich abgetan, nicht geglaubt– aber warum denn?! Zugegeben: Oft funktioniertdas mit der Freundschaft zwischen Mann und Frauüberhaupt nicht. Und es kann mühsam werden,wenn einer sich körperlich angezogen fühlt undmehr will, der andere ständig abwehren muss, esignoriert, es nicht zu ändern ist. Aber manchmal klappt es eben doch!

ich habe einen besten Freund seit zehn Jahren.Als wir beide single waren, sind wir zusammen inden Urlaub gefahren. Wir waren in Frankreich,bulgarien, haben skandinavien bereist. nach einerunserer Fahrten habe ich ihm das buch »neue

Abenteuer der Rumtreiber« mit selbst gezeichne-ten comics, Anekdoten unserer erlebnisse undFotos als Andenken geschenkt. irgendwann habeich meinen Mann kennengelernt und geheiratet.An unserer Freundschaft hat sich überhauptnichts geändert. Wir sagen beide voneinander,dass wir seelenverwandt sind. er ist mein männ-liches Pendant, er denkt und fühlt sehr oft wie ich.ich hätte seelenverwandtschaft auch in einer Fraufinden können, er ist aber nun mal ein Mann. Undso genieße ich ganz unbeschwert das gefühl voneinheit, die von geistig-emotionaler nähe getra-gen ist, nicht von körperlicher.

L‘amitié franco-allemande pour toujours! Je t‘adore!Auf die deutsch-französische Freundschaft! – für immer!

La Ka, 38 Jahre

2 . FREUNDSCHAFTL ICHE L IEBE

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MANIFEST ÜBER E INE FREUNDSCHAFT

ZWISCHEN MANN UND FRAU

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3.DIE ERSTE L IEBE

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LiebesbriefFüller auf Briefpapier 18 x 13,5 cm1988

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»Hallo silke!

ich bedanke mich für deinen brief. ich glaube wirkönnten uns am samstag sehen, wenn du vominternat heim kommst. ich würde mich sooo (!!!)freuen. Wir gehen dann irgendwo hin, wo es ruhigist, und reden, reden, reden. genauso, wie beimneubau, dort bei der spielhalle. ich bring dir eineblume mit (vielleicht mehrere) und werde dichsanft küssen, ach, ich träum ja schon wieder. Aberich werde sonst immer so traurig. ich hocke auchmeistens vorm Fernseher. ich habe mir auch dein

Passfoto vergrößern lassen. ich hoffe du bist nichtböse, dass ich dir so ein »blödes Foto« geschickthabe, aber auf die schnelle konnte ich kein ande-res auftreiben. Also ciao, Markus

i love you soooo

Ps: du bist bis jetzt meine größte Liebe. ich habedich wirklich sehr sehr lieb. ich könnte mich vier-teilen, dass ich dich nicht am Anfang gefragthabe. ich liebe dich!«

silke, 43 Jahre

3 . D IE ERSTE L IEBE

53

DER ERSTE L IEBESBR IEF

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5.VERL IEBTHE IT

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Frösche, Holzschachtel, Zettel Kunststoff, Sperrholz, Papier 7,9 x 7,1 x 2,5 cm2009

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dieses kleine Kästchen mit den sechs Fröschenkam als Päckchen per Post zu mir. Auf dem Zettelsteht: »es heißt, man muss viele Frösche küssen,bis der Prinz erscheint. Hier mal sechs stück –danach kannst du’s ja noch mal mit mir probie-ren.« ich hatte gerade eine anstrengende trennunghinter mir – nach einer sehr bewegenden undextremen Liebe. Mein interesse an einer neuenbeziehung ging gleich null.

»Mr. t.« war der nachbar einer sehr guten Freun-din und ich kannte ihn schon seit ein paar Jahrenflüchtig. Wir trafen uns wieder auf einem Fest undverstanden uns auf Anhieb. er wollte für mich ein»Wiedereingliederungsprogramm« starten undlud mich auf die Abschlussparty einer Kunstaka-demie ein. es wurde ein großartiger Abend. Allesstimmte: die Musik war grandios, wir tanzten undlachten bis in den Morgen. ich erzählte ihm vonmeinem anstehenden London-trip. Wenige tagedarauf kam sein Anruf: »du, ich hab’ mir aucheinen Flug gebucht.« normalerweise hätte ichdies als übergriffig und unangenehm empfunden,aber hier freute es mich einfach. Wir verbrachten vier durch und durch tolle tagein London.

ein Zufallsglück, das einem manchmal im Lebenwiderfährt: Man trifft einen Menschen und weißso viel miteinander anzufangen, dass die gesprä-che, die gegenseitige Anregung und der gemein-same spaß nicht enden. Man befindet sich ineinem Flow, fühlt sich verstanden und gesehen,findet die bestätigung des eigenen selbst – »esgibt ja noch so jemanden! ich bin nicht allein!«Wie heilsam. Aber ich verliebte mich nicht in ihn. Anschließend hatten wir einen sehr humorvollenAustausch per e-Mail und Post. es kamen immerwieder kleine briefe und geschenke von ihm,unter anderem diese kleine schachtel. die darinenthaltene Aufforderung habe ich komplett ver-drängt und ignoriert, ich wollte nur Freundschaft.ein paar Monate später kollidierten die unterschied-lichen erwartungen. Vorbei war das Wohlgefühlund wir brachen den Kontakt ab.

Luise Loué, 39 Jahre

5 . VERL IEBTHE IT

73

WIE V IELE FRÖSCHEMUSS MAN KÜSSEN?

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8 . ON-OFF-L IEBE

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9.L IEBE

IN LANGEN BEZ IEHUNGEN

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Filz-HerzenFilz, Pappe, Holz, Papier27 x 23 x 22,5 cm1993

50 GRÜNDE , D ICH ZU MÖGEN

UND ZU L IEBEN

Weil du lieb bistWeil ich deine kaputten strümpfe stopfen darfWeil kaum einer so schnarcht wie duWeil du treu bistWeil du streiten kannstWeil du immer für mich sorgstWeil du mit mir ein tolles zu Hause geschaffen hastWeil du auch in schlechten Zeiten zu mir hältstWeil wir ein gutes team sindWeil du mich öfter anrufstWeil du sonntags das Frühstück machst

Weil ich dich fast jeden Abend vorm Fernseherwecken darf

Weil du die richtige essenz für mein Leben bistWeil du du bistWeil du gepflegt bistWeil du kein Obrigkeitsdenken hastWeil ich dich liebeWeil du so hilfsbereit bistWeil du deine eifersucht nicht mehr zeigstWeil du ein guter Partner bistWeil diese 50 gründe maßgeblich sind, dich noch

einmal zu heiratenWeil ich dich immer noch verwöhnen kannWeil du verlieren kannst

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1993 wurde mein Mann 50. ich wollte ihm etwasindividuelles schenken. schließlich kam ich auf50 Herzen: »50 gründe, dich zu mögen und zulieben«.

die ersten 30 gründe waren sehr einfach. dochdann ging es nur in etappen weiter. bei 42 war icham Verzagen und fragte im bekannten- undFreundeskreis, ich hatte alles schon. Letztendlichist es mir gelungen und mein Mann hat sie bisheute verwahrt. nun ist er 73 und wir möchtennicht, dass sie im Müll landen. (Mein Mann hatsich zu einer Abgabe durchgerungen.)

Wenn ich mich nicht irre, hat Johannes Mariosimmel das buch geschrieben: »Liebe ist nur einWort«. das war für mich immer so, denn: Zu einerguten ehe gehören nicht nur die schmetterlingeim bauch, sondern auch Verständnis, Zusammen-halt, gegenseitiges Kümmern, sorgen, zusammenlachen, weinen, füreinander da sein, sich streiten,sich gegenseitig Zeit geben, gut kochen, somitgut essen und vieles mehr.Wir sind seit Januar 1971 verheiratet und haben vie-le Höhen und tiefen erlebt. das macht uns stark.

Also was bedeutet das Wort »Liebe«? ich denke,wenn man jeden tag einen glücklichen Momenterlebt!

gisela Michaelsen

9 . L I EBE IN LANGEN BEZ IEHUNGEN

125

»50 GRÜNDE , D ICH ZU MÖGEN UND

ZU L IEBEN«

Weil du auch traurig sein kannstWeil du mich vermissen kannstWeil du sehr gut grillen kannstWeil du für mich da bistWeil du tüchtig bistWeil du einen guten charakter hastWeil du manchmal mit mir tanzen gehstWeil du dich für mich einsetztWeil du verständnisvoll bistWeil du einsiehst, wenn du ein spießer bistWeil dumme Menschen nicht dein Fall sindWeil ich deine verknautschten Anzüge bügeln darfWeil du vergeben kannstWeil du die Übersicht hast

Weil du meine Arbeit anerkennstWeil du manchmal meinst, dir sei keiner

gewachsenWeil du so rücksichtsvoll sein kannstWeil ich auf dunkelhaarige steheWeil du gut aussiehstWeil man mit dir Pferde stehlen kannWeil ich mit dir alt werden möchteWeil du großzügig bist (zweimal)Weil ich große Männer magWeil du erfolgreich bist

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14.DAS ENDE E INER L IEBE

UND WAS BLE IBT

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Fenchel und PfeilFenchelknolle, Metall20 x 15 x 5 cm2007

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es war ein zweiwöchiger Urlaub in den tirolerbergen, ende April. Wir hatten Pech: es regnetein strömen, tagelang. Wir schliefen unglaublichviel – doch nicht miteinander. Wir rätselten, worandies so plötzlich liegen konnte, und kamenschließlich auf Folgendes:

schuld war der Fenchel! er musste libidosenkendeinhaltsstoffe enthalten! Wir hatten enorm viel zu uns genommen: gebra-ten, roh, als salat, etc. nach unserem Urlaub ließ ich einen Amorpfeilschmieden, durchbohrte damit einen Fenchel, derwie ein anatomisches Herz aussieht, und schenktedas kleine Kunstwerk meinem Freund.es sollte unsere letzte gemeinsame Reise sein. Wirwaren noch ein halbes Jahr zusammen. Wahr-scheinlich hatte er mich schon vor dem Urlaubbetrogen. drei Jahre meines Lebens hat mich die

Verarbeitung gekostet. drei Jahre waren Männer– mal abgesehen von den Männern in meinerFamilie und meinem besten Freund – inexistentfür mich. drei Jahre, in denen ich in einem 100 Jah-re alten Jugendstil-einzelbett schlief – 80 cm breit.Jawohl. Kein Platz!

so ging es weiter: die drei Jahre »ohne Mann« sehe ich heute alseine der besten Zeiten meines Lebens: Freiheit,Reisen, viel nähe in Freundschaften.irgendwann schlief ich mit einem Mann in 80 cmbreite ein, ersetzte nach Jahren mein geliebteseinzelbett durch ein doppelbett. er wurde meinehemann.so spielt das Leben … schuld war der Fenchel –und das ist gut so!

Luise Loué, 39 Jahre

14 . DAS ENDE E INER L IEBE UND WAS BLE IBT

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SCHULD WAR DER FENCHEL

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Besitzen Sie noch Ihren allerersten Liebesbrief? Haben

Sie schon einmal ein ganz besonderes Geschenk von

einer geliebten Person erhalten - und jahrzehntelang

aufgehoben? Sind Sie gar selbst leidenschaftlicher

Bastler oder begeisterte Schenkerin? Luise Loue ist

beides - und passionierte Sammlerin dazu. Ihre Samm­

lung der Liebesobjekte, über viele Jahre gewachsen,

archiviert emotionale Erinnerungsstücke von 1915

bis heute.

Die Geschichten erzählen von der Liebe einer ?-Jährigen

zu ihrem Kuscheltier bis zum 88-Jährigen, der für seine

zweite große Liebe 132 Gedichte verfasst hat, und

alles »dazwischen«. Unendlich aufwendig produzierte

Geschenke oder eine kleine, perfekte Geste, meister­

haft-geschickt oder ungelenk, skurril oder romantisch­

»kitschig«, unzählige gehütete Schätze der Liebe in

ihren vielen Facetten und in wahren Begebenheiten

sind in diesem Buch versammelt: die erste Liebe, die

kurz und heftig aufflammende Liebe auf den ersten

Blick, die lange Liebe, die letzte im hohen Alter, in

Kriegszeiten und auch die Liebe, die sich in Geschenken

von Kindern ausdrückt, tiefe Freundschaften und die

Liebe zum Haustier.

Das Buch erzählt die authentische Liebesgeschichte

zu jedem abgebildeten Objekt - und lässt garantiert

niemanden unberührt!

MICHAEL IMHOF VERLAG 111111111111111111111111 9 783731 908364