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w. Keck und G. Mulch: Elektro-Nystagmogramm 601 79. S. Bockenheimer, C. L. Schmidt (Freibnrg i. Br.): Neurootologische Befunde beim Kleinhirnbriickenwinkeltumor Neuro-otological Findings in Patients with Cerebello-pontine Angle Tumors Summary. The most reliable method for diagnosis of small, and particularly intrameatal acoustic neuromas is CT-gascisternography (Sortland 1979). Nevertheless, carefully performed clinical examinations have to preceed any other diagnostic procedure. The neuro-otological findings in 18 patients with small tumors are described, among which the most common were short-lasting vertigo after rapid head movements, short-lasting positioning vertigo, and nystagmus, and a unilateral caloric deficit. The origin of these symptoms and their values for the diagnosis of small tumors will be discussed. Die Diagnose kleiner, insbesondere intrameataler Akustikusneurinome wird heute durch CT-Gascisternographie gestellt (Sortland 1979). Gleichwohl stellt die Lumbalpunktion mit Luftinsuffiation einen Eingriff dar, der einer bestimmten Indikation bedarf. Weiter ist die Computertomographie eine teure Methode; dieser Punkt findet selbst in der heutigen Zeit des vermehrten Nachdenkens fiber Kosten-Nutzen-Verhfiltnisse noch zu wenig Beachtung. Im Vorfeld der Untersuchung sollte man sich also vermehrt wieder auf klinische Befunde st~tzen. Anhand der Untersuchungen von 18 Patienten mit nachgewiesenem kleinem Brfickenwinkeltumor werden die hfiufigsten neuro-otologischen Befunde dar- gestellt, in ihrer Wertigkeit beurteilt und die Ursachen diskutiert. E. Lelmhardt(Hannover): Die Luftmeatozisternographie ist tats/ichlich eine invasive Untersu- chungstechnikund verursachteventuellerheblicheBeschwerden.Wir sahen dies insbesonderebei einem Patienten mit fr/iheremSchfideltrauma. Die yon Herrn Bornemann(Vortrag38) beschrie- bene Szintigraphie zur DarsteUungvon Tumorenim inneren Geh6rgangstelltdeshalbeine - nicht invasive - Methode dar, die vor dem Luft-CTstehen sollte. 80. W. Keck (a. G.), G. Mulch (Berlin): Vergleich automatisch und manuell ermittelter Parameter des Elektro-Nystagmogramms Comparison Between Automatic and Manual Evaluation of Electronystagmograms Summary, Before we could use our program for automatic on-line analysis of nystagmus in clinical routine we had to make sure correspondence of results from computer and manual evaluation. Therefore we compared maximal values of the slow phase velocity (SPV) and the number of beats in 10 s from thermal tests in 100 patients. Correlation coefficients of 0.96 for the SPV-values and of 0.87 for the number of beats were found. For the relation of responses between left and right ear stimulation the correlation is very high too. All correlation values are significant at 0.1%. These results

Vergleich automatisch und manuell ermittelter Parameter des Elektro-Nystagmogramms

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w. Keck und G. Mulch: Elektro-Nystagmogramm 601

79. S. Bockenheimer, C. L. Schmidt (Freibnrg i. Br.): Neurootologische Befunde beim Kleinhirnbriickenwinkeltumor

Neuro-otological Findings in Patients with Cerebello-pontine Angle Tumors

Summary. The most reliable method for diagnosis of small, and particularly intrameatal acoustic neuromas is CT-gascisternography (Sortland 1979). Nevertheless, carefully performed clinical examinations have to preceed any other diagnostic procedure. The neuro-otological findings in 18 patients with small tumors are described, among which the most common were short-lasting vertigo after rapid head movements, short-lasting positioning vertigo, and nystagmus, and a unilateral caloric deficit. The origin of these symptoms and their values for the diagnosis of small tumors will be discussed.

Die Diagnose kleiner, insbesondere intrameataler Akustikusneurinome wird heute durch CT-Gascisternographie gestellt (Sortland 1979). Gleichwohl stellt die Lumbalpunktion mit Luftinsuffiation einen Eingriff dar, der einer bestimmten Indikation bedarf. Weiter ist die Computertomographie eine teure Methode; dieser Punkt findet selbst in der heutigen Zeit des vermehrten Nachdenkens fiber Kosten-Nutzen-Verhfiltnisse noch zu wenig Beachtung. Im Vorfeld der Untersuchung sollte man sich also vermehrt wieder auf klinische Befunde st~tzen.

Anhand der Untersuchungen von 18 Patienten mit nachgewiesenem kleinem Brfickenwinkeltumor werden die hfiufigsten neuro-otologischen Befunde dar- gestellt, in ihrer Wertigkeit beurteilt und die Ursachen diskutiert.

E. Lelmhardt (Hannover): Die Luftmeatozisternographie ist tats/ichlich eine invasive Untersu- chungstechnik und verursacht eventuell erhebliche Beschwerden. Wir sahen dies insbesondere bei einem Patienten mit fr/iherem Schfideltrauma. Die yon Herrn Bornemann (Vortrag 38) beschrie- bene Szintigraphie zur DarsteUung von Tumoren im inneren Geh6rgang stellt deshalb eine - nicht invasive - Methode dar, die v o r dem Luft-CT stehen sollte.

80. W. Keck (a. G.), G. Mulch (Berlin): Vergleich automatisch und manuell ermittelter Parameter des Elektro-Nystagmogramms

Comparison Between Automatic and Manual Evaluation of Electronystagmograms

Summary, Before we could use our program for automatic on-line analysis of nystagmus in clinical routine we had to make sure correspondence of results from computer and manual evaluation. Therefore we compared maximal values of the slow phase velocity (SPV) and the number of beats in 10 s from thermal tests in 100 patients. Correlation coefficients of 0.96 for the SPV-values and of 0.87 for the number of beats were found. For the relation of responses between left and right ear stimulation the correlation is very high too. All correlation values are significant at 0.1%. These results

602 W. Keck und G. Mulch

show, that our automatic analysis of nystagmus can replace the laborious manual evaluation of electronystagmograms, if records are fairly well done. In addition the computer determines the temporal course of SPV as a good

a i d for the judgement of nystagmus.

Um eine umfassendere quantitative Auswertung von Elektro-Nystagmogram- men zu erm6glichen, wurde an unserer Klinik ein Programm ffir die On-line Analyse von Nystagmus entwickelt. Der Aufbau und die Funktionsweise dieses Programms sind bereits verOffentlicht [1], weshalb bier nut kurz darauf eingegangen wird. Die Analyse berechnet nach einer Blickwinkel-Eichung on-line, d .h. wfihrend der Nystagmus-Reaktion, den zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit der langsamen Phase und bestimmt danach die maximale Schlagzahl und den Maximalwert der Geschwindigkeit der langsamen Phase wfihrend 10 s. Die Ergebnisse k6nnen abgespeichert und anschliegend in iibersichtlicher Form fiber einen Plotter ausgegeben werden.

Um vor dem klinischen Einsatz die Genauigkeit und Zuverlfissigkeit des Programms zu pr/ifen, wurden die Elektro-Nystagmogramme yon 100 ther- mischen Prfifungen bei Patienten manuell und automatisch ausgewertet mit dem Ziel, die Obereinstimmung der Werte zu ermitteln. Die thermischen Prfifungen wurden mit Spiilungen mit 50 ml Wasser wfihrend 30 s durchgeftihrt. Die Aufzeichnung des Nystagmus erfolgt mit ge6ffneten Augen im Dunkeln, wobei die Patienten zur Aufrechterhaltung eines gleichmfil3ig hohen Vigilanzniveaus Kopfrechenaufgaben 16sen. Der Nystagmus wird bitemporal mit Silberchlo- rid-Elektroden mit einer Zeitkonstante von 5 s und einer oberen Grenzfrequenz von 30 Hz abgeleitet.

In Abb. 1 sind die Ergebnisse einer thermischen Prfifung bei einer Patientin mit einer Untererregbarkeit links zu sehen. In jedem Quadranten des Achsenkreuzes sind die Ergebnisse der automatischen Analyse des Nystagmus f~r eine Spfilung dargestellt. Die Kurvenzfige zeigen die Verlfiufe der Geschwindigkeit der langsamen Phase fiber der Zeit nach den Spfilungen rechts und links. Als Zahlenwerte sind zu jeder Kurve die maximale Schlagzahl und der Maximalwert der Geschwindigkeit der langsamen Phase mit dem Zeitpunkt ihres Auftretens angegeben. Darfiber und darunter sind 20 s lange Ausschnitte aus dem dazugeh6renden Elektro-Nystagmogramm dargestellt. Die manuelle Ermittlung der Schlagzahl erfolgt durch einfaches Ausz~hlen der Schlfige in 10 s Intervallen. Ffir die Berechnung der Geschwindigkeit der langsamen Phase werden an drei m6glichst charakteristische Schlgge innerhalb jedes 10 s-Inter- valls Tangenten angelegt. Der Mittelwert der Steigungen dieser Tangenten wird als mittlere Geschwindigkeit der langsamen Phase in diesem Intervall ange- geben.

Verglichen wurden die vom Analyse-Programm berechneten Maxi- mal-Werte fiir die Geschwindigkeit der langsamen Phase und die Schlagzahl mit den entsprechenden manuell ermittelten Werten. Ffir die Untersuchung wurden 100 vollstfindige thermische Prfifungen bei Patienten ausgewertet, so daf3 jeweils 400 Werte ffir den Vergleich zur Verffigung standen.

Die Berechnung der Differenzen zwischen den manuell und automatisch ermittelten Werten ergab ffir beide Parameter, dab die Differenz von 0, d. h.

Elektro-Nystagmogramm 603

Abb. 1. Ergebnisse der automatischen Nystagmus-Analyse nach einer thermischen Prtifung bei einer Patientin mit einer Untererregbarkeit links. Dargestellt sind die zeitlichen Verl/iufe der Geschwindigkeit der langsamen Phase nach den vier Spfilungen und die Maximal-Werte fttr die Geschwindigkeit der langsamen Phase und der Schlagzahl/10 s. Dariiber und darunter sind Ausztige aus den entsprechenden Elektro-Nystagmogrammen mit den Ergebnissen der manuellen Auswer- tung abgebildet

604 W. Keck und G. Mulch: Elektro-Nystagmogramm

Abb. 2. Darstellung der manueU und automatisch ermittelten Verhfiltnisse der Reizantworten zwischen rechts und links. Auf der Y-Achse ist die Summe der Maximal-Werte ffir die Nystagmus-Reaktionen nach den Spiilungen rechts fiber den entsprechenden Werten ffir die Spfilungen links aufgetragen. In dem linken Diagramm sind die Werte fiir die Geschwindigkeit der langsamen Phase und in dem rechten die der Schlagzahl/10 s dargestellt

Identit/it zwischen den mit den beiden Verfahren ermittel ten Zahlen, am hfiufigsten auftritt. Die Korrelat ion zwischen den Werten betrfigt 0,97 ffir die Geschwindigkeit der langsamen Phase und 0,87 ftir die Schlagzahl/10 s.

U m den Einflug systematischer Fehler einschfitzen zu k6nnen und um die Genauigkei t der Analyse bezfiglich der korrekten Best immung des Verh~ilt- nisses der Reizantworten zwischen rechts und links zu fiberpr/ifen, werden die Werte f~r die vier Spfilungen bei jedem Patienten zusammengefagt . Das

B. Hofferberth und M. Lorrain: Cortical evozierte Potentiale 605

Ergebnis ist in den beiden Diagrammen der Abb. 2 zu sehen, die an unserer Klinik for die Beurteilung des Verhfiltnisses der Reizantworten verwandt werden. Jeder Pfeil steUt die Ergebnisse einer thermischen Prfifung dar. Die Pfeile beginnen an den Punkten, die sich auf Grund der manuell ermittelten Werte ergeben und enden an den entsprechenden Punkten der Werte der automatischen Analyse. Die Lfinge und die Richtung jedes Pfeils ist ein Mag ffir den Betrag und die Richtung der Differenz zwischen den manuell und automatisch ermittelten Parametern des Nystagmus ffir jeweils eine thermische Pr~fung. Aus der Abbildung ist zu erkennen, dab insbesondere bei den Werten f~r die Geschwindigkeit der langsamen Phase in keinem Fall ein wesentlicher Fehler bei der Bestimmung des Verhfiltnisses der Reizantworten zwischen rechts und links auftritt.

Nach diesen Ergebnissen steht dem klinischen Einsatz des Analyse-Pro- gramms nichts mehr im Wege. Die mtihevolle Handauswertung der Elek- tro-Nystagmogramme kann in den meisten Ffillen durch die automatische Analyse ersetzt werden, wobei als zusfitzliche Information auch der zeitliche Verlauf der Geschwindigkeit der langsamen Phase f~r die Beurteilung zur Verf0gung steht. Auf eine Aufzeichnung des ENG's sollte jedoch nicht verzichtet werden, um durch Artefakte erheblich gest6rte Ableitungen erkennen zu k6nnen; in einem solchen Fall kann, wie auch bei sehr unregelmfigigen Nystagmus-Reaktionen, die Aufzeichnung zur Beurteilung mit herangezogen werden.

Literatur

Gerull G, Giesen M, Keck W, Mrowinski D (1979) Automatische On-line Analyse des Nystagmus. Biomed Tech (Berlin) 24:270

81. B. Hofferberth, M. Lorrain (a. G.) (Essen): Cortical evozierte Potentiale mit Hilfe eines rotatorischen Stimulus - erste Ergebnisse bei gesunden Probanden

Vestibular Evoked Potentials with Rotatory Stimulations- Preliminary Results in Normal Persons

Summary. A system for stimulation and averaging of vestibular cortical evoked responses was constructed with the aid of a microcomputer. White noise was given to the test persons by ear phones sitting blindfolded on a rotation chair. With 64 sweeps an angular velocity of 2.5, 5, 7.5 or 10 degrees/s 2 was given to the chair each time for 1 s. After 1 s the chair stopped and at this point the sampling of EEG (Cz-A1 or Cz-A2) was done for 500 ms.

With this experimental arrangement a cortical response was found regular in 30 healthy persons 200 ms after stopping of the chair.

The clinical consequence of this method of investigation may be a new possibility of testing the vestibular function including the cortical repre- sentation.