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Vergleichende interferometrische Serumuntersuchungen bei Nerv~sen und psychisch Kranken. Von Dr. reed. Walter Jacobi, Assistenzarzt an der psychiatrischen Universit~tsklinik Jena (Direktor: Prof. Dr. Hans Berger). (Eingegangen am 30. Mai 1922.) Wir besitzen im L6we-Zei/3schen Fliissigkeitsinterferometer ein In- strument, das gestattet, Konzentrationsi~nderungen bzw. J~nderungen des RcffaktionsvermSgens mit grSBter Genauigkeit zu bestimmen. Die Messungen beruhen darauf, dab durch den Unterschied der Licht- brechung bzw. Konzentration einer zu untersuchenden LSsung und einer Vergleichsprobe Interferenzstreifen wandern. Die Haupteigen- tiimlichkeit des Zei[dschen Instrumentes besteht darin, wie Hirsch in seinen vcrschiedentlichen VerSffentlichungen dargetan hat, dab durch besondere Einrichtungen eine Interferenzerscheinung, und zwar eine unver/~nderliche normale Interferenzerscheinung, die als Nullage dient, hervorgerufen wird. Gegentiber dieser Nullage li~Bt sich die oben erw~hnte Verschiebung der Ir~terferenzerscheinung sehr leicht beob- achten und durch einen Kompensator zum Ausgleich bringerL. Da- durch, dab ich die Sera bestimmter Versuchspersonen in der 1 mm- Kammer gegen dest. Wasser als Vergleichsfliissigkeit interferometrisch ausmaB, suchte ich die Methode zur Bestimmung des SerumeiweiB- gehaltes unter normalen und pathologischen Verhi~ltnissen heranzu- ziehen. Es lag mir daran festzustellen, ob die Sera verschiedener psy- chopathologischer Zustiinde Konzentrationsunterschiede zeigten, die durch Unterschiede im LichtbrechungsvermSgen der verschiedenen gegen dest. Wasser ausgemessenen Sera in Erscheinung treten wiirden. War die Eiweillkonzentration, vonder wenigstens bei fettarmen Sera der Brechungsexponent im wesentlichen abh~ngig ist, verschieden, d. h. hatte das eine Serum eine andere Lichtbrechung als das zweite, so war die optische Wegli~nge jeweilig eine verschiedene und beide Inter- ferenzfiguren muBten ein verschiedenes Aussehen besitzen. Unter- schiede im Lichtbrechungsverm6gen der verschiedenen verglichenen

Vergleichende interferometrische serumuntersuchungen bei nervösen und psychisch kranken

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Vergleichende interferometrische Serumuntersuchungen bei Nerv~sen und psychisch Kranken.

Von Dr. reed. Walter Jacobi,

Assistenzarzt an der psychiatrischen Universit~tsklinik Jena (Direktor: Prof. Dr. Hans Berger).

(Eingegangen am 30. Mai 1922.)

Wir besitzen im L6we-Zei/3schen Fliissigkeitsinterferometer ein In- strument, das gestattet, Konzentrationsi~nderungen bzw. J~nderungen des RcffaktionsvermSgens mit grSBter Genauigkeit zu bestimmen. Die Messungen beruhen darauf, dab durch den Unterschied der Licht- brechung bzw. Konzentration einer zu untersuchenden LSsung und einer Vergleichsprobe Interferenzstreifen wandern. Die Haupteigen- tiimlichkeit des Zei[dschen Instrumentes besteht darin, wie Hirsch in seinen vcrschiedentlichen VerSffentlichungen dargetan hat, dab durch

besondere Einrichtungen eine Interferenzerscheinung, und zwar eine unver/~nderliche normale Interferenzerscheinung, die als Nullage dient, hervorgerufen wird. Gegentiber dieser Nullage li~Bt sich die oben erw~hnte Verschiebung der Ir~terferenzerscheinung sehr leicht beob- achten und durch einen Kompensator zum Ausgleich bringerL. Da- durch, dab ich die Sera bestimmter Versuchspersonen in der 1 mm- Kammer gegen dest. Wasser als Vergleichsfliissigkeit interferometrisch ausmaB, suchte ich die Methode zur Bestimmung des SerumeiweiB- gehaltes unter normalen und pathologischen Verhi~ltnissen heranzu- ziehen. Es lag mir daran festzustellen, ob die Sera verschiedener psy- chopathologischer Zustiinde Konzentrationsunterschiede zeigten, die durch Unterschiede im LichtbrechungsvermSgen der verschiedenen gegen dest. Wasser ausgemessenen Sera in Erscheinung treten wiirden. War die Eiweillkonzentration, vonder wenigstens bei fettarmen Sera der Brechungsexponent im wesentlichen abh~ngig ist, verschieden, d. h. hatte das eine Serum eine andere Lichtbrechung als das zweite, so war die optische Wegli~nge jeweilig eine verschiedene und beide Inter- ferenzfiguren muBten ein verschiedenes Aussehen besitzen. Unter- schiede im Lichtbrechungsverm6gen der verschiedenen verglichenen

W. Jacobi: Serumuntersuchungen bei Nerv(isen und psychisch Kranken. 211

Sera konnten durch Ablesung der Trommelumdrehung, die notwendig war, um den Untersehied der optisehen Wegli~nge wieder auszugleichen, festgestellt werden. Schwankungen der Serumkonzentration muBten also in der wechselnden Anzahl der Trommelteile, die als Ausschlag abgelesen wurden, in den wechselnden Trommeltefldifferenzen ihren Ausdruck finden.

Die Konstruktion der 1 mm-Kammer, die yon Hirsch und L6we angegeben ist, ermSglichte es, mit sehr kleinen Serummengen bei den Untersuchungen auszukommen.

Der Serumeiweil3gehalt bei psychopathischen Zusti~nden ist ja un- l~ngst, wie ich nach Beginn meiner Untersuchungen feststellte, von de Crinls einer refraktometrischen Priifung unterzogen worden. Er land, dab beim melancholischen Symptomkomplex der EiweiBgehaR erhSht ist, der mit Abklingen der Krankheit wieder niedrigere Werte annimmt. Alle die Fi~lle mit nicht erhShten EiweiBwerten waren durch eine Erkrankung kompliziert, die zur Kachexie neigte. Bei den fibrigen untersuchten Erkrankungen und Symptomkomplexen konnte keine Ge- setzmi~i3igkeit festgestellt werden (de Crinis, l~ber die/~nderungen des SerumeiweiBgehaltes unter normalen und pathologischen Verhi~ltnissen. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 42, Heft 2, S. 69). Nur bei der Epi- lepsie ergaben sich weitgehende Schwankungen des Serumeiwei{3gehal- tes, die mit solchen des Blutdrucks parallel gingen. Nicht jede Stei- gerung des Eiweil3gehaltes ffihrte zum Anfall, trat aber ein solcher auf, war er yon einem auffallenden Sinken der Serumeiweil3kurve, die der des Blutdrucks parallel ging, gefolgt (de Crinis, Die Beteiligung der humoralen Lebensvorg~nge des menschlichen Organismus am epilep. tischen Anfall, Springer 1920). Die bei Melancholie beobaehtete Er- hShung der Eiweil3werte konnte durch die von Pilcz und Weber fest- gestellte Steigerung des Blutdruckes bei depressiven Zusti~nden ihre Erkli~rung linden. So hat B~ihme ja besonders darauf hingewiesen, dal3 im allgemeinen Ver~nderungen der Serumkonzentration und des arteriellen Blutdrucks parallel gehen, eine Beobachtung, durch die er die Zunahme der Serumkonzentration nach Muskelarbeit erkli~rt wissen wollte (A. B6hme, l~ber die Sehwankungen der Serumkonzentration beim gesunden Menschen. Deutsches Arehiv f. klin. Medizin 103, 22).

Bei den yon mir angestellten Versuchen ging ich so vor, dal~ ich Einzel- und Reihenuntersuchungen bei verschiedenen psychopathologi- schen Zusti~nden anstellte. Ich griff wahllos einige Fi~lle bestimmter Krankheitsbilder heraus, entnahm durch Venenpunktion Blur und untersuchte das Serum unter Ausmessung gegen dest. Wasser inter- ferometrisch. Die Blutentnahmen fanden morgens in niiehternem Zu- stand nach dem Naehtsehlaf in bequemer horizontaler Lage start. Da- mit wurde ein EinfluB der Nahrungs- und Fliissigkeitsaufnahme ver-

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212 W. Jacobi: Vergleichende interferometrische

mieden, der allerdings nach Martin Schwankungen in den Werten kaum bedingen dtiffte (Karl Martin, Vergleiehende Untersuehungen tiber den Wassergehalt des Gesamtblutes und des Blutserums. Diss. med. Berlin 1906).

Nicht zu vermeiden waren Fehlerquellen, die durch Str~uben und sich zur Wehrsetzen der Geisteskranken entstehen konnten. Jede Mus- kelti~tigkeit, ja schon jede Bewegung des ti~glichen Lebens steigert, wie B6hme in einwandfreier Weise festgestellt hat, die Konzentration des Blutserums (A. B6hme, ]~ber den EinfluB der Muskelarbeit auf die Konzentration des Blutserums. 27. KongreB f. inhere Medizin. Wiesbaden 1910, S. 488--491).

Die Forderung, daB die Blutentnahme zur interferometrischen Un- tersuchung beztiglich der Muskelti~tigkeit unter gleichen Bedingungen erfolgen sollte, war kaum so durehftihrbar.

Bedenkt man weiterhin, daB der Blutdruck bei nervSsen und psy chisch Kranken oft erhebliche Schwankungen zeigt, die keineswegs immer klar versti~ndlich sind, dab das KSrpergewieht derselben oft in wechselnden Kurven verli~uft, kann man wohl verstehen, dab die Versuchsbedingungen, unter denen ich arbeitete, auSerordentlich er- schwert und keineswegs einheitlieh waren.

Nattirlich verwendete ich zu meinen Untersuchungen nur vSllig hamoglobinfreies Serum. Hatte dieses einen rStlichen Farbton, der auf Hi~moglobinaustritt schlieBen liel~, land es keine Verwendung. Da die Temperatur ebenfalls einen EinfluB auf den Refraktionswert hat, wurden die Untersuchungen stets bei 17,5 ~ C ausgeftihrt.

Sch]ieBlich sei bemerkt, daI~ meine Versuche in der Zeit von An- fang Januar bis Ende Mi~rz stattfanden, da die Jahreszeit u. U. einen Einflu{~ auf die Konzentration des Serums austiben kSnnte.

Die Ergebnisse meiner Feststellungen zeigen nachfolgende l~ber- siehten. Sie berichten tiber Einzel- und Reihenuntersuehungen, die bei versehiedenen Krankheitsbildern vorgenommen wurden. Bei er- steren entsprieht jede einzelne Zahl einer bestimmten Versuchsperson, bei letzteren wurden fortlaufende vierzehntiigige Untersuchungen unter gleichzeitiger Bestimmung des KSrpergewichtes vorgenommen. Bei der Epilepsie ist Zeit und Stunde des Anfalles besonders hervor- gehoben.

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Serumuntersachungen bei NervOsen und psychiseh Kranken. 21~

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214 W. Jacobi: Vergleichende interferometrische

Tabelle II.

Reihenuntersuchungen bei

Hysterie 28Jahre alt, weibl.

Ge- wicht

143 1505 144 ]588 142 1483 145 1512 146 1641 144 1498 146 1314 144 1562 143 1517

Interfer. Wert

108 1471 108 1615 107 1677 105 1598 107 1514 105 1498 107 1698 106 1607 101 1575

Hebephrenie Hebephrente 18 Jahre alt, weibfl. ~ Jahre alt, weibl.

Ge- Interfer. | G e - I Inteffer. wicht Wert ] wicht ] Wert

--77 i544 78 1568 79 1509 80 1423 81 1507 81 1526 80 1553 81 1398 83 1498

Katatonie 21 Jahre alt, weibl.

Ge- Interfer. Ge- wicht Wert wicht

101 1503 117 101 1478 120 99 1553 120 96 1615 119

100 1551 121 100 1704 118 99 1706 121 97 1416 122 98 1551 123

Katatonle 82 Jahre alt, weibl.

Interfer. Weft

1426 1523 1404 1555 1426 1523 1466 1488 1432

Tabdle I I I .

Reihenuntersuchungen bei

Dementia para- ] Manisch-depressives Irresein noides ] Manische Phas~]~ M e l a n c h o l i ~ ~ - Melancholie

28Jahre alt, weibL I 25Jahre alt, weibl. I 28 Jahre air, welbl. I 42 Jahre alt, weibl.

G e - i interfer. I[ G e - I Interfer. [I G e - I Interfer. |[ G e - I Interfer. wiehtL wont Iwiehtl we~ [wtohti Wm Iwi~htl We~t

95 95 93 91 92 91 92 88 88

1498 1602 1523 1498 1596 1378 1481 1524 1511

85

86 87 87 89 89 86 86

1503 1617 1483 1523 1423 1398 1417 1503 1474

82 80 79 80 73 72 73 75

' 119 1462 1278 120 1398 1304 119 1483 1512 118 1517 1378 119 1426 1401 118 1343 1317 118 1502 1405 122 1336 1516 120 1447

Serumuntersuchungen bei l~erviisen und psychisch Krankeu.

TabeUe IF. Reihenuntersuchungen bei Epilepsie.

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Datum II Gewicht I Interferom.Wert Anfiille

28 Jahre alt, weiblich.

1. Januar i 129 8. Januar 129

15. Januar 129 23. Januar 130

1. Februar 130 8. Februar 132

15. Februar 129 23. Februar 125

1. M~rz 128 8. Marz . 127 F

15. Marz 129 23. Marz . 127

1. April . 126

36 Jahre alt~ weiblich.

1518 1622 1523 1608 1526 1615 1577 1418 1492 1612 1516 1612 1423

20. Februar 3 h nachts Anfall.

29. Marz nachts Anfall.

1. Februar 8. Februar 102

15. Februar 95 24. Februar 101 26. Februar 27. Februar 28. Februar .:l - -

1. Marz . .I 101 8. M~rz . .il 97

15. Marz . . 100 24. Marz . 100

1495 1378 1518 1324 1412 1512 1396 1465 1404 1576 1576

23. Februar nachts Anfall 25. , ,, ,~ 26. 27. tagstiber

Tabelle V. Es ergaben sich also folgende Durchschnit tswerte:

Hysterie . . . . . . . . Neurasthenie . . . . . . Hebephrenie . . . . . . Katatonie . . . . . . . Dem. paranoides . . . . Paranoia . . . . . . . . Manisch.-depress. Irresein

(Manisehe P h a s e ) . . . Depressive Phase . . . . Progressive Paralyse . . Arteriosclerosis cerebri . Angeboren. Schwachsinn Epilepsie . . . . . . .

Daher folgende BeiEinzelunter- Bei Reihen- allgem. Durch- suchungen untersuchungen schnittswerte

1462 1537 1516 1504 1515 1530

1519 1485 1448 1470 1473 1468

1513

1542 1517 1512

1482 1412

1507

1487 1537 1529 1510 1513 1530

1500 1448 1448 1470 1473 1487

216 W. Jacobi: Vergleichende intefferometrische

Ich fasse also zusammen: 1. Es wurde festzustellen versucht, ob die Sera verschiedener psy-

chopathologischer Zust~nde Konzentrationsunterschiede zeigten, die dutch Unterschiede im LichtbrechungsvermSgen der verschiedenen Sera, die gegen dest. Wasser ausgemessen wurden, i~terferometrisch in Erscheinung traten.

2. Die Messungen wurden vorgenommen in der yon Hirsch und L6we angegebenen 1 mm-Kammer.

3. Es wurden Reihen- und Einzeluntersuchungen bei den ver- schiedensten psychischen Krankheitsbildern vorgenommen.

4. Die dabei gewonnenen Ergebnisse ergaben interferometrische Durchschnittswerte, die zwischen 1448 und 1537 lagen.

5. Bestimmte Krankheitsbilder waren nicht durch bestimmte in- terferometrische Werte charakterisiert.

6. Beim melancholischen Symptomkomplex wurden keine Zahlen gewonnen, die fiir eine ErhShung des Serumeiweil3gehaltes sprachen.

7. Auch ergab sich hierbei kein Parallelismus zwischen klinischem Verlauf und Interferometerwerten.

8. Meine Ergebnisse stehen im Widerspruch zur Feststellung yon de Crinis, der beobachtete, dal~ der Eiweil3gehalt bei melancholischen Symptomkomplexen verschiedenster Herkunft sich an der obersten Grenze der normalen Werte hi~lt und dieselben meist zu iiberschreiten pflegt.

9. Bei den yon mir untersuchten FMlen von melancholischen Sym- ptomkomplexen lag keine Kachexie vor, ebenso lieBen sich meine Er- gebnisse nicht dadurch erkl~ren, dab bei ihnen eine konstante Ge- wichtsabnahme zu verzeichnen war.

10. Die yon mir gewonnenen interferometrischen Kurven ergaben keine Anhaltspunkte dafiir, dab bei psychisch Kranken eirt Parallelis- mus zwischen Gewichtsverlauf und Xnderung des Eiweil3gehaltes be- steht.

11. Meine geringen Erfahrungen bei Epilepsie stehen im Einklang mit den Feststellungen vo~ de Crinis, der beobachtete, dab der Serum- eiweil~gehalt bei Epilepsie nach den AnfMlen absinkt.

12. Jedenfalls lassen sich aus den yon mir gewonnenen Werten keinerlei diagnostische oder gar prognostische Anhaltspunkte ffir psy- chische Krankheitsbilder gewinnen.

Diese Ergebnisse stehen keineswegs in Widerspruch zu den beson- ders auf internistischem Gebiet gewonnenen Resultaten. Zweifelsohne sind die Versuchsbedingungen, wie bereits dargetan, bei NervSsen und psychisch Kranken besonders erschwerte. So weist Schwenker u. a. darauf hin, dab zu refraktometrischen Serumuntersuchungen nut Per- sonen herangezogen werden sollten, die ruhig sind und durch die Vor-

Serumuntersuchungen bei Nerv0sen und psychisch Kranken. 217

bereitung zur Untersuchung nicht gei~ngstigt und aufgeregt werden. NervSse Menschen zeigten selbst nach einer Ruhezeit von 30 Minuten keine, auch nut anni~hernd konstante Werte (Georg Schwenker, Metho- dische Untersuchungen zur Refraktometrie des Blutes. Inaug.-Diss. 1911. Kiel).

Und Reifl zieht mit vollem Recht in Erwi~gung, ob bei derartigen Menschen neben der besonders beanspruchten Muskelti~tigkeit nicht auch vasomotorische Einfliisse eine Rolle spielen (Emil Reifl, Die re- fraktometrische Blutuntersuchung und ihre ErgebrSsse fiir die Physio- logie und Pathologie des Menschen. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- heilk. 10. 1913).

Auch Grawitz hat bereits gezeigt, dab psychische Erregungen die Serumkonzentration beeinflussen (Grawitz, Klinisch-experim. Blutunter- suchungen. Zeitschr. f. klin. Med. 63, 21), und BShme weist in der bereits angefiihrten Arbeit darauf hin, dab Personen, die lediglich durch die Zurichtungen des Versuches beunruhigt werden, nicht geeignet sind, und dab bei nervSsen Personen besonders bei li~ngerer Beobachtung oft starke Divergenzen zwischen dem Verhalten des Blutdruckes und der Serumkonzentration hervorgerufen werden. So ging in einigen yon ihm angeftihrten Versuchen der Blutdruck durch die Arbeit am Ergo- staten stark herab, wi~hrend die Serumkonzentration in der fiblichen Weise anstieg.

SchlieBlich muB bei meinen Ergebnissen in Rechnung gesetzt werden, dab das zur Untersuchung gewonnene Blur durch Venenpunktion ent- nommen wurde. So hat B6hme u. a. darauf hingewiesen, dab bereits geringe Schwankungen des venSsen Druckes, wie sie z. B. durch Sen- ken und Heben des Armes bewirkt werden, Konzentrationsveri~nderun- gen des Venenserums hervorrufen kSnnen. Reifl berechnet die ErhShung des refraktometrisch festgestellten EiweiBgehaltes bei der fiblichen Art der Blutentnahme durch Venenpunktion auf durchschnittlich 0,15% beim Vergleich mit dem Capillarblut einer ungestauten Extremiti~t. Werm so auch die Refraktionswerte des AderlaBblutes nicht ohne wei- teres mit denen des Capillarblutes, das fiir die Bestimmungen des Brech- wertes des Blutes meist verwendet wird, verglichen werden diirfen, so werden die yon mir gewonnenen interferometrischen Ergebnisse, die mit den von de Crinis erzielten Refraktometerwerten z. T. in Wider- spruch stehen, dutch die Tatsache der Untersuchung des Venenblutes jedoch keineswegs erkli~rt.