12
Vergleichstest Naked Bikes Aprilia RSV mille Tuono Honda Hornet 900 Kawasaki Z 1000 Yamaha FZS 1000 Fazer test + technik 18 test + technik 5/2003 MOTORRAD

Vergleichstest Naked Bikes 2003

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Vergleichstest Naked Bikes 2003

Vergleichstest Naked Bikes� Aprilia RSV mille Tuono � Honda Hornet 900 � Kawasaki Z 1000 � Yamaha FZS 1000 Fazer

t e s t + t e c h n i k

18 test + technik 5/2003MOTORRAD

Page 2: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de test + technik 19MOTORRAD

Seit Millionen Jahren rennt der Mensch erhobenen Hauptes durch die Gegend, warum alsoauf dem Motorrad buckeln? Vier Nakeds locken zum Umsteigen.

DER AUFRECHTE GANG

Von Jörn Thomas; Fotos: Markus Jahn

Page 3: Vergleichstest Naked Bikes 2003

20 test + technik 5/2003MOTORRAD

W arum laufen wir nicht wie diemeisten unserer felltragenden

Erdenkollegen tief geduckt auf allen Vieren? Ganz klar: Wegen des besserenÜberblicks, der sich bei der Hatz durchSteppe und Savanne über Jahrmillionenals evolutionärer Vorteil herausgestellthat. Bis heute. Seit einiger Zeit hat sich sogar rumgesprochen, dass Biker

Kawasaki Z 1000

abseits der Rennstrecke ebenfalls primamit der aufrechten Haltung fahren. Mitentsprechender Reaktion der Motorrad-industrie: Gefielen sich rohrbelenkerteNaked Bikes früher als nette, komfor-torientierte Gesellen, schließen die kon-sequent gemachten aktuellen Jahrgängeimmer dichter zu ihren sportlichen Stum-mellenker-Geschwistern auf.

Jüngstes Beispiel dafür ist KawasakisZ 1000. Sie trägt zwar einen traditions-

schwangeren Namen, bricht aber an-sonsten knallhart mit nostalgischem Ge-plänkel. Überlieferte Kawasakis bisherigeRohrlenker-Königin ZRX 1200 R nochdas Vermächtnis der achtziger Jahre inForm von Brotkasten-Verkleidung, ecki-gem Tank, unterzugverstärkter Schwingemit Exzenter sowie Stufensitzbank, sagtdie Z 1000 als sportliches Naked Bike mitdezentem Hauch von Streetfighter radikaltschüs zu dem, was war. Mit 54 cm3 mehr

Vergleichstest Naked Bikes

Der 953-cm3-Vierzylinder ist starrmit dem Rahmen verschraubt

LCD-Instrument und Aluminium-lenker als Erkennungsmerkmal

Einspritzanlage mit Doppeldrossel-klappen für berechenbare Power

Page 4: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de test + technik 21MOTORRAD

Schwarz, stark und leise geht dasmodifizierte R1-Aggregat ans Werk

Die Exup-Walze im Auspuff modu-liert die ausströmenden Gase

Fein dosierbare, kräftige Stopperund voll einstellbare Gabel

Yamaha FZS 1000 Fazer

Hubraum und einem horizontal angeord-neten Einlasstrakt versehen, lauert derbewährte ZX-9R-Sportsfreund im Stahl-rohr-Rückgratrahmen. Wer jetzt aller-dings streng arithmetisch 143 PS plus xerwartet, sieht sich enttäuscht angesichtsgemessener 129 PS, immerhin zwei mehrals angegeben. Der Grund: Das histo-risch anmutende Z 1000-Auspuffquartettsieht zwar lecker aus, ist in Sachen leis-tungsfördernder Strömungsverhältnissejedoch zweite Wahl. Egal, mit einemherzhaften Dreh am Gasgriff katapultiertdie vollgetankt 224 Kilogramm schwere Z

1000 ihren Piloten voran und bläst heiserschreiend letzte Zweifel weg. Gut festhal-ten, der Sprint von 0 auf 200 km/h dauertgerade mal knapp zehn Sekunden.

Noch rigoroser beamt sich die Yama-ha FZS 1000 Fazer vom Fleck. Der Fünf-ventiler, von keinem geringeren als demR1-Motor abstammend und mit Exup-Auslasssteuerung im Auspuff, begeistertmit ebenso linearer wie gewaltiger Kraft-entfaltung. Ein modifizierter Zylinderkopfsamt kleineren Vergasern sowie eineschwerere Kurbelwelle domestizieren das manchmal allzu überschwängliche

R1-Aggregat. Übrig bleiben immer nochstolze 139 PS und 106 NewtonmeterDrehmoment an der Kupplung, zwischen4000 und 11000 Umdrehungen stehen jederzeit mehr als 90 Newtonmeter parat.Ganz nebenbei hält das mattschwarz lackierte, stets leise säuselnde Kraftpaketnoch ein Plädoyer für eine aussterbendeSpezies: den Vergaser. Gasannahmeund Dosierbarkeit sind bei der Fazernämlich fein ausgeprägt, lediglich auf provoziertes Gas-auf-Gas-zu reagierenmoderne Doppeldrosselklappen-Einsprit-zer etwas gelassener.

Page 5: Vergleichstest Naked Bikes 2003

Der klassischen Gemischzubereitungmittels Schiebern und Nadeln hat Hondabei der Hornet 900 Lebewohl gesagt, alsder 1998er-Fireblade-Antrieb ins Zentral-rohr-Chassis einzog. Die Einspritzung mitmoderatem 36er-Drosselklappendurch-messer plus geändertem Zylinderkopf sowie etwas geringere Verdichtung redu-zieren die Leistung von 130 auf gemesse-ne 106 PS. Damit steht die Hornet zwaretwas im Schatten der Stärkeren, dochspritziges Ansprechverhalten und rauchi-ger Sound aus den beiden hochgeleg-ten Schalldämpfern versöhnen. Zumal diekurz gewählte Endübersetzung das Leis-tungsmanko des 919-cm3-Vierzylindersvon bis zu 33 PS gegenüber den anderen

Vergleichstest Naked Bikes

22 test + technik 5/2003MOTORRAD

drei gut kaschiert. Die Unterschiede beiBeschleunigung und Durchzug bleiben im Rahmen. Wer das präzise agieren-de Sechsganggetriebe fleißig bemüht,kann der stärkeren Konkurrenz jedenfallsmühelos auf den Fersen bleiben.

Etwa der Aprilia Tuono, konsequen-teste Vertreterin des aufrechten Gangs:Sie entspricht technisch ziemlich genauihrer supersportlichen Schwester RSVmille. Allerdings gab diese ihr Kunststoff-kleid an der Garderobe ab und verhülltdie nackten Flanken lediglich mit eini-gen Plastik-Feigenblättern. Sodann gabes einen hoch montierten Rohrlenker plus lenkerfester Verkleidung. Irgendwiehemdsärmelig, aber durchaus passendzum rauen Auftritt des 60-Grad-V2 vonRotax. Vor allem in unteren Drehzahlen

spielt der gern Rumpelstilzchen, stampft,trampelt, will einfach höher gedreht wer-den. Obwohl zwei Ausgleichswellen ver-suchen, den konzeptbedingten Schwin-gungen entgegenzutreten, vibriert dermächtige Twin obenraus munter weiter,bietet dafür urwüchsig pulsierendenSound sowie feinnervige Dosierbarkeit.Gut so, denn der Horizont klappt beim rasanten Start zwar verzögert, dann aber umso vehementer nach unten. Warum? Nun, die lange Endübersetzung sowie eine Leistungsentfaltung, die nacheinem Hänger um 6000/min geradezu ins Furiose tendiert, wirken erhebend auf die Frontpartie. Sogar in höherenGängen hebt das Vorderrad – nach entsprechenden Kommandos – willig ab.Der serienmäßige und gegen Aufpreis

Newcomer vor historischer Kulisse

Page 6: Vergleichstest Naked Bikes 2003

einstellbare Lenkungsdämpfer tritt dabeiKickback wirksam entgegen. Trotz desluftigen Wesens schafft es der 120 PSstarke V2 in Sachen Beschleunigung auf200 die Bestmarke des Vergleichs zu set-zen. Neunkommafünf Sekunden. EinenLidschlag schneller als das rasende Kraft-werk Fazer und Wildfang Z 1000.

Zeit für die Kurvenhatz. Auf toskani-schen Nebenstraßen, die außer griffigenAsphaltpassagen mit feinem Staub über-

Vergleichstest Naked Bikes

24 test + technik 5/2003MOTORRAD

zogene Strecken bereithalten, auf denenhin und wieder akkurat gelegte Diesel-spuren die Ideallinie in Beschlag nehmen.Optimale Bedingungen, die Vorteile desaufrechten Wesens auszuspielen.

Hondas Hornet kokettiert mit derKunst des Weglassens und buhlt um denTitel des schnellsten Fahrschulmotorradsder Welt. Guter Knieschluss, moderateRastenposition, schmaler Lenker, über-sichtliches Cockpit. Selbst weniger Ver-sierte fühlen sich sofort wohl – unabhän-gig von der Körpergröße. Der Soziusplatz

gefällt ebenfalls mit entspannender Ergo-nomie. Und so einfach, wie sie erscheint,fährt die Hornet auch. Extrem handlichausgelegt, wieselt sie am liebsten ganz innen am Kurvenradius entlang, wozu dieBridgestone BT 56 in Sonderspezifikationihren Teil beitragen. Mit ihrem 180er-Hinterreifen marschiert die Hornet nochschwereloser ums Eck als breiter besohlteKonkurrentinnen. Pluspunkte kassiertaußerdem der nicht zu aggressiv agieren-de Motor. Obwohl spontan ansprechend,gestattet er feines Herausbeschleunigen,

Rundenzähler als Reminiszenz an die Sportschwester RSV mille

Öltank der Trockensumpf-schmierung mit Kontrollröhrchen

Fein gefräste, hohe Aluminiumböckenehmen den konischen Lenker auf

Aprilia RSV mille Tuono

Page 7: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de test + technik 25MOTORRAD

während die wirksamen Bremsen – eben-falls Spenden aus der Fireblade – für kon-trollierte Verzögerung sorgen.

Lediglich beim Reinbremsen in Kurvenist Vorsicht geboten, hier neigt die Hornetzum Aufstellen. Wenn jetzt noch Uneben-heiten auftauchen, ist die gute Laune endgültig beim Teufel. Ging die softe Abstimmung zuvor noch als einsteiger-freundlich-komfortabel durch, stiftet sieauf anspruchsvollen Passagen Unruhe.Eine deutlich überdämpfte Zugstufe hin-

ten plus weicher Federrate vorn bildenden Straßenzustand ungenau ab und versauen ein ums andere Mal die einge-schlagene Linie. Also Bordwerkzeug rausund einstellen. Pustekuchen, lediglich dieFederbasis des direkt an der Schwingeangelenkten Federbeins lässt sich beein-flussen, der günstige Preis von 8790 Eurofordert seinen Tribut. Immerhin sorgt derüppige Negativfederweg der nicht einstell-baren Gabel dafür, dass das Vorderradbei Attacken des kurz übersetzten Motors

weitgehend auf dem Boden bleibt. Mit einer straffer abgestimmten Gabel gäbees im Verbund mit der handlichen Fahr-werksgeometrie beim harten Beschleuni-gen mehr Unruhe vorn, zumal Honda aufeinen Lenkungsdämpfer verzichtet.

Genau wie Kawasaki bei der Z 1000.Nicht verzichtet hat die Mannschaft ausAkashi auf eine sorgfältige Fahrwerks-abstimmung. So macht die fein anspre-chende, steife Upside-down-Gabel nichtnur auf ebener Piste eine gute Figur, son-

Einfache Gabelklemmungen dokumentieren Kostendruck

Offenherzig präsentiert die Hornet ihren 919-cm3-Motor

Übersichtliche Analoginstrumenteund Zündschloss mit Wegfahrsperre

Honda Hornet 900

Page 8: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de test + technik 27MOTORRAD

dern bei Bedarf auch tückischen Boden-wellen und Absätzen den Garaus. Folge:Die Fuhre hält stets Kurs, ganz gleich, obdieser durch Nadelöhr-Spitzkehren odergroßzügig ausholenden Kurvenswingführt. Nachlässig gepflegte Nebenstraßensind kein Sperrgebiet. Die fein austarierteZ 1000 beweist stets aufs Neue, dass

Vergleichstest Naked Bikes

TECHNISCHE DATEN

MotorWassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-60-Grad-V-Motor, Kurbelwelle querlie-gend, zwei Ausgleichswellen, je zweiobenliegende, über Zahnräder und Kettegetriebene Nockenwellen, vier Ventile proZylinder, Tassenstößel, Trockensumpf-schmierung, elektronische Saugrohrein-spritzung, Ø 51 mm, Motormanagement,Doppelzündung, ungeregelter Katalysa-tor, E-Starter.Bohrung x Hub 97,0 x 67,5 mmHubraum 998 cm3

Nennleistung92 kW (125 PS) bei 9500/min

Max. Drehmoment101 Nm (10,3 kpm) bei 7300/min

Schadstoffwerte (Homologation) CO 1,43 g/km, HC 0,24 g/km, NOx 0,05 g/km

KraftübertragungHydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

FahrwerkBrückenrahmen aus Aluprofilen, ge-schraubtes Rahmenheck, Upside-down-Gabel, Gleitrohrdurchmesser 43 mm,verstellbare Federbasis, Zug- und Druck-stufendämpfung, Zweiarmschwinge ausAluprofilen, Zentralfederbein mit Hebel-system, verstellbare Federbasis, Zug-und Druckstufendämpfung, Doppelschei-benbremse vorn, schwimmend gelagerteBremsscheiben, Ø 320 mm, Vierkolben-sättel, Scheibenbremse hinten, Ø 220mm, Zweikolbensattel.Reifen 120/70 ZR 17; 190/50 ZR 17Bereifung im Test Metzeler Sportec M-1FahrwerksdatenLenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 99mm, Radstand 1415 mm, Federweg v/h120/135 mm.

Maße und GewichteSitzhöhe* 820 mm, Gewicht vollgetankt*215 kg, Zuladung* 186 kg, Tankinhalt/Reserve 18/4 Liter.

Garantie zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Farben Rot, GrauPreis inkl. MwSt. und Nebenkosten 11999 Euro

ApriliaRSV mille Tuono

HondaHornet 900

MotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, ketten-getriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpf-schmierung, elektronische Saugrohrein-spritzung, Ø 36 mm, Motormanagement,ungeregelter Katalysator mit Sekundär-luftsystem, E-Starter.Bohrung x Hub 71,0 x 58,0 mmHubraum 919 cm3

Nennleistung80 kW (109 PS) bei 9000/min

Max. Drehmoment91 Nm (9,3 kpm) bei 6500/min

Schadstoffwerte (Homologation) CO 2,57 g/km, HC 0,82 g/km, NOx 0,10 g/km

KraftübertragungMechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

FahrwerkZentralrohrrahmen aus Stahlprofilen,Motor mittragend, Telegabel, Standrohr-durchmesser 43 mm, Zweiarmschwingeaus Aluprofilen, Zentralfederbein, direktangelenkt, verstellbare Federbasis, Dop-pelscheibenbremse vorn, schwimmendgelagerte Bremsscheiben, Ø 296 mm,Vierkolbensättel, Scheibenbremse hinten,Ø 240 mm, Einkolbensattel.Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17Bereifung im Test

Bridgestone BT 56 N/GFahrwerksdatenLenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 98mm, Radstand 1460 mm, Federweg v/h120/128 mm.

Maße und GewichteSitzhöhe* 790 mm, Gewicht vollgetankt*219 kg, Zuladung* 187 kg, Tankinhalt 19 Liter.

Garantie zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Farben Schwarz, Silbermetallic, BlauPreis inkl. MwSt. 8790 EuroNebenkosten zirka 180 Euro

MotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, ketten-getriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpf-schmierung, elektronische Saugrohrein-spritzung, Ø 38 mm, Motormanagement,ungeregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, E-Starter.Bohrung x Hub 77,2 x 50,9 mmHubraum 953 cm3

Nennleistung93 kW (127 PS) bei 10 000/min

Max. Drehmoment96 Nm (9,8 kpm) bei 8000/min

Schadstoffwerte (Homologation) CO 3,09 g/km, HC 0,57 g/km, NOx 0,10 g/km

KraftübertragungMechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

FahrwerkRückgratrahmen aus Stahlrohr, Motormittragend, Upside-down-Gabel, Gleit-rohrdurchmesser 41 mm, verstellbareFederbasis und Zugstufendämpfung,Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zen-tralfederbein mit Hebelsystem, ver-stellbare Federbasis und Zugstufen-dämpfung, Doppelscheibenbremse vorn,schwimmend gelagerte Bremsschei-ben, Ø 300 mm, Vierkolbensättel, Schei-benbremse hinten, Ø 220 mm, Einkol-bensattel.Reifen 120/70 ZR 17; 190/50 ZR 17Bereifung im Test

Bridgestone BT 019/BT 012FahrwerksdatenLenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 101mm, Radstand 1420 mm, Federweg v/h120/138 mm.

Maße und GewichteSitzhöhe* 820 mm, Gewicht vollgetankt*224 kg, Zuladung* 177 kg, Tankinhalt/Reserve 18/3 Liter.

Garantie zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Farben Orange, Grün, SchwarzLeistungsvariante 72 kW (98 PS)Preis inkl. MwSt. 9990 EuroNebenkosten 150 Euro

MotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, ketten-getriebene Nockenwellen, fünf Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpf-schmierung, Mikuni-Gleichdruckverga-ser, Ø 37 mm, Transistorzündung, Se-kundärluftsystem, E-Starter.Bohrung x Hub 74,0 x 58,0 mmHubraum 998 cm3

Nennleistung105 kW (143 PS) bei 10 000/min

Max. Drehmoment106 Nm (10,8 kpm) bei 7500/min

Schadstoffwerte (Homologation) CO 9,11 g/km, HC 2,14 g/km, NOx 0,09 g/km

KraftübertragungMechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

FahrwerkDoppelschleifenrahmen aus Stahlrohr,geschraubte Unterzüge, Telegabel,Standrohrdurchmesser 43 mm, verstell-bare Federbasis, Zug- und Druckstu-fendämpfung, Zweiarmschwinge ausAluprofilen, Zentralfederbein mit Hebel-system, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheiben-bremse vorn, schwimmend gelagerteBremsscheiben, Ø 298 mm, Vierkolben-sättel, Scheibenbremse hinten, Ø 267mm, Zweikolbensattel.Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17Bereifung im Test Metzeler ME Z4 YFahrwerksdatenLenkkopfwinkel 64 Grad, Nachlauf 104mm, Radstand 1450 mm, Federweg v/h140/135 mm.

Maße und GewichteSitzhöhe* 820 mm, Gewicht vollgetankt*233 kg, Zuladung* 187 kg, Tankinhalt/Reserve 21/4,1 Liter.

Garantie zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Farben Schwarz, Blau, RotPreis inkl. MwSt. 9820 EuroNebenkosten 175 Euro

KawasakiZ 1000

YamahaFZS 1000 Fazer

*MOTORRAD-Messungen

Stabilität und Handlichkeit sich nichtzwangsläufig widersprechen – selbstwenn keine prunkenden Edelteile an Bordsind. Zudem übt sich Kawa angesichtsdes Kostendrucks ebenfalls in Beschrän-kung. So ist die Zugstufendämpfung derGabel nur im rechten Holm justierbar.Hinten laden Federbasis und Zugstufezum Spielen ein, was wenig daran ändert,dass das Federbein auf kurze Absätze

etwas trocken reagiert. Im Zusammen-spiel mit dem 190er-Hinterreifen führt das beim Überfahren von Unebenheitenin Schräglage manchmal zu harmlosemAufstellen. Ansonsten kann sich der Pilotuneingeschränkt an der aktiven, vorder-radorientierten Sitzposition erfreuen undbeim Griff zum feinen Alurohrlenker dem kräftigen, allerdings recht durstigenAggregat freien Lauf lassen. Besonders

Page 9: Vergleichstest Naked Bikes 2003

jenseits der 8000er-Marke erinnert derstarr mit dem Rahmen verschraubte Vierzylinder an seine supersportlichenWurzeln, wobei eine ordentliche PortionVibrationen nicht fehlen darf. Drehzahlenbis 4000/min absolviert er pflichtbewusst,fast ein wenig phlegmatisch, abrupte Voll-gasbefehle setzt die Einspritzung mit zweiDrosselklappen pro Zylinder stets einenTick verzögert in Leistung um. Dafür abergut verwertbar, harte Lastwechsel sind

Vergleichstest Naked Bikes

28 test + technik 5/2003MOTORRAD

kein Thema. Glitschige Strecken, bei de-nen mancher Supersportler-Treiber denHintern derart zusammenkneift, dass auseinem Stück Kohle ein Diamant würde,meistert der Z-Pilot mit einem Lächeln.Hier passt sogar die recht stumpf agie-rende vordere Bremse. Und wenn’s pres-siert, hechtet die Japanerin blitzschnelldurch die exakt rastenden Gangstufenund ohne zu zicken von Kehre zu Kehre.Notfalls mit Passagier, von dem die hochpostierten Rasten und das knubbeligePolster jedoch Nachsicht verlangen.

Zu Beifahrers Liebling avanciert ein-deutig die Yamaha Fazer. Auf ihrem vergleichsweise kuscheligen Sitzpolsterlassen sich längere Etappen ebenso komfortabel absolvieren wie auf dem Fah-rerplatz, bei dem der ungünstig ausge-beulte 21-Liter-Tank intimen Knieschlussvereitelt. Während der kräftige Motor sich von Zuladung kaum beeindruckenlässt, gerät das Federbein bei Zuladungan seine Grenzen. Komplett vorgespanntund mit geschlossener Zugstufe federtdas Heck tief ein und kann Unebenheiten

Obenraus langt der Kawa-Vierer zu

Page 10: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de

nicht mehr ausreichend absorbieren. Sologeht die Abstimmung zwar als rundwegkomfortabel durch, die Rückmeldung dermit Metzeler ME Z4 in Y-Spezifikation be-reiften Fazer könnte jedoch präziser aus-fallen. Ihre auf Stabilität geeichten Reifentragen andererseits dazu bei, dass aufholpriger Piste ohne Angst vor Kickbackkräftig am Kabel gezogen werden darf.Das Ganze unter Mithilfe der voll einstell-baren 43er-Gabel, die sauber ansprichtund dem knackigen Biss der traumhaft dosierbaren Ex-R1-Zangen trotzdem ge-

Page 11: Vergleichstest Naked Bikes 2003

30 test + technik 5/2003MOTORRAD

GEMESSEN UND BEWERTET

303030

203010

10201010

200

304030304030

200

30301030

2010201010

2010

200

1020203020

100

40202020

100

800

20303030203040

200

1000

222418

1118

7

815

75

135

233125253123

158

2624

80

207

1887

148

140

514

9151154

26659

46

533

16151718

82816

118

651

ANTRIEB FahrleistungenHöchstgeschwindigkeit

BeschleunigungDurchzug

MotorAnsprech-/Lastwechselverhalten

LeistungsentfaltungStarten

KraftübertragungKupplungSchaltung

GetriebeabstufungGesamtübersetzung

Summe

FAHRWERKGeradeauslaufstabilität

Stabilität in KurvenLenkpräzision

HandlichkeitFahrwerksabstimmung solo

Fahrverhalten mit SoziusSumme

SICHERHEIT BremsenVerzögerung/Betätigungskraft

BremsdosierungBremsen mit Sozius/Fading

ABS/Verbundbremse

FahrwerkSchräglagenfreiheit

BodenfreiheitLenkerschlagen/Shimmy

BremsstabilitätAufstellmoment beim Bremsen

Licht/SichtFern-/Abblendlicht

Sicht nach vorn/hintenSumme

ALLTAGSTAUGLICHKEITWartungsfreundlichkeit

Theoretische ReichweiteZuladung

AusstattungHandhabung

Summe

KOMFORTSitzkomfort FahrerSitzkomfort Sozius

WindschutzLaufruhe Motor/Antrieb

Summe

EIGENSCHAFTSWERTUNG

WIRTSCHAFTLICHKEITUND UMWELT

VerarbeitungGarantie

Verbrauch (Landstraße)InspektionskostenUnterhaltskosten

AbgaswertePreis-Leistungs-Verhältnis

Summe

GESAMTWERTUNG

Max

imal

e Pu

nktz

ahl

April

iaRS

V m

ille

Tuon

o

245

3,14,99,5

5,04,76,8

50/100

Super5,2/5,7

5,5

327

230

2,95,0

11,5

4,04,25,0

45/93

Normal5,1/5,6

5,3

359

245

3,14,89,9

4,24,34,8

48/96

Normal5,4/6,1

6,0

300

250

2,94,79,6

3,93,64,1

48/96

Normal5,0/5,8

5,2

404

Messungen Punktewertung

Leistungsdiagramm2

Höchstgeschwindigkeit*solo km/h

Beschleunigung solo0–100 km/h sek

0–140 km/h sek

0–200 km/h sek

Durchzug solo60–100 km/h sek

100–140 km/h sek

140–180 km/h sek

TachometerabweichungAnzeige/effektiv 50/100 km/h

KraftstoffverbrauchKraftstoffart

bei 100/130 km/h Liter/100 km

Landstraße Liter/100 km

Theoretische ReichweiteLandstraße km

Fahrleistungen1

1Messbedingungen: Temperatur 10 Grad, Messort Magione/I; *Herstellerangabe

Hond

aHo

rnet

900

Hond

aHo

rnet

900

192325

1323

8

814

98

150

192722252621

140

2424

70

165

1266

138

121

416

9111555

2812

01353

519

15151823

92222

124

643

Kaw

asak

iZ

1000

Kaw

asak

iZ

1000

222424

1423

9

914

89

156

223024233023

152

2323

80

177

1487

148

129

512

6161352

3082

1252

541

15151511

82319

106

647

Yam

aha

FZS

1000

Faz

er

Yam

aha

FZS

1000

Faz

er

232527

1424

6

714

98

157

252920202814

136

2627

70

157

1477

168

134

519

9211367

3012

91465

559

14151925

71421

115

674

Angesichts der überragenden Yamaha-Kurven wirkt der Rest fastschmächtig. Honda sorgt für einen Achtungserfolg zwischen 5000 und6500/min, während die Kawasaki die Aprilia obenraus distanziert.

2Leistung an der Kupplung. Messung auf Dynojet-Rollenprüfstand 150, korrigiert nach ECE, maximal mögliche Abweichung ± 5%

April

iaRS

V m

ille

Tuon

o

Page 12: Vergleichstest Naked Bikes 2003

www.motorradonl ine.de test + technik 31MOTORRAD

nug Reserven entgegensetzt. Wegen derHecklastigkeit der Fazer kann sogar derhintere Stopper effektiv mitverzögern.

Im Gegensatz zur 215 Kilogrammleichten Aprilia Tuono, deren Bremsleis-tung hinten bei forcierten Stopps gegennull geht, da sich das Heck lupft. Das liegt zum einen an den famos zupacken-den vorderen Brembos, zum anderen am relativ hohen Schwerpunkt. Überhauptverführt die Aprilia zum Herumtollen.

Vergleichstest Naked Bikes

FAZIT1. PlatzYamaha FZS 1000 Fazer

Er ist ein richtiger Schlingel, dieserFazer-Motor. Säuselt flüsterleisevor sich hin und fährt der Konkur-renz trotzdem ganz fürchterlich um die Ohren. Wegen des konse-quent auf Komfort und Stabilitätausgelegten Fahrwerks ist das fürjedermann problemlos möglich.Dass dabei das allerletzte Fitzel-chen Agilität auf der Strecke bleibt,lässt sich verschmerzen, denn diespitzenmäßigen Bremsen und dieBequemlichkeit an Bord versüßenkurze wie lange Trips. Sogar mitzwei Personen.

2. PlatzAprilia RSV mille Tuono

Donnerwetter! Die Tuono fährt ge-nauso radikal und wild, wie sieaussieht. Wobei wild nicht un-kontrolliert bedeutet, weil ein Len-kungsdämpfer die Front im Zaumhält, und die voll einstellbaren Federelemente garantieren stets für Bodenhaftung. Gut so. Wennder rassige V2 nämlich erst malsein Leistungstief bei 6000/mindurchquert hat, gibt es kein Haltenmehr, wie die exzellenten Fahrleis-tungen beweisen. Und in SachenJuxfaktor ist die Italienerin ohnehinKlassenprimus.

3. PlatzKawasaki Z 1000

Kawasaki is back! Und weist mitder pfiffig gestylten Z 1000 denWeg in die Zukunft. Sie verbindetunerhörten Fahrspaß mit der not-wendigen Alltagstauglichkeit. Novi-zen finden sich sofort zurecht,während es Ambitionierte dank derKombination aus kräftigem Motor,handlichem, stabilen Fahrwerk undeiner höchst aktiven Sitzpositionauch mal richtig brennen lassenkönnen. Ganz Eilige wünschen sich vielleicht eine etwas bissigereBremse, Spritknauserer einen ge-ringeren Verbrauch.

4. PlatzHonda Hornet 900

Hondas Hornisse sticht nur im Kapitel Wirtschaftlichkeit zu. In denanderen Bereichen hält sie zwarbrav mit, richtig begeistern kannsie im Testfeld jedoch nicht. Wasunter anderem an der zu softenFahrwerksabstimmung liegt. Einstrafferes Set-up würde ihre frap-pierende Handlichkeit noch stärkerzur Geltung bringen, denn motor-seitig bietet die 900er der stärkerenKonkurrenz mittels ihrer kurz ge-wählten Übersetzung tapfer Paroli.Und schön einfach zu fahren ist sie obendrein.

Ihre komplett einstellbaren Federelemen-te offerieren unmissverständliche Rück-meldung bei ausreichendem Komfort,während die Metzeler Sportec M-1 Agilitätund unbedingte Haftung garantieren. ImZusammenspiel mit schier unendlicherSchräglagenfreiheit ist klar, wohin dieReise geht: schnell fahren, Spaß haben.Während Supersportler-Piloten mit ver-krampftem Nacken mühsam die nächsteKurve scannen, visiert der Tuono-Treiberauf seinem Hochsitz bereits die folgen-den Ecken an und legt sich die passen-

de Linie zurecht. Der hoch aufragende,breite Lenker erinnert an Supermoto, diebärige Leistung und das Auspuffgrollen an Superbikes. Sogar eine pneumatischgesteuerte Anti-Hopping-Kupplung ist anBord. Spätbremsen bei gleichzeitigemHerunterschalten im leichtgängigen Ge-triebe gelingt problemlos.

Wie fast alles mit der schnellen Nack-ten. Wer weiß, wenn es so weitergeht, gibtes die buckelnde Stummellenker-Spezieseines Tages vielleicht nur noch im Renn-strecken-Reservat zu besichtigen.

Nakeds werfen ihre Schatten voraus