4
Spektrum Augenheilkd (1994) 8/3: 124-127 A jK kt Um e1. - Akunde ell © Springer-Verlag 1994 Printed in Austria Vergroliernde Sehhilfen. Moglichkeiten and Grenzen A. Langmann, S. Lindner, K. Mullner, F. Daniel and E. Kollegger Universitats-Augenklinik Graz (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. J. Faulborn) Zusammenfassung. In dieser retrospektiven Studie von 371 Patienten werden die Ergebnisse, die in unserer Spezial- sprechstunde fur ,Vergr6Bernde Sehhilfen" in den letzten 2 Jahren erzielt wurden, dargestelit. 265 der Patienten waren Pensionisten, 106mal wurde die vergr6Bernde Sehhilfe zur Weiterfuhrung des Berufes bzw. fur die weitere Berufsaus- bildung benotigt. Die Ergebnisse wurden entsprechend dieser Unterteilung in 2 Gruppen aufgelistet and untereinander ver- glichen, wobei folgende Punkte diskutiert werden: 1. das Sehvermogen des besseren Auges and die zur Er- zielung der Lesefahigkeit benotigten Vergr6Berungen, 2. die Ursachen, die zu der Visusabnahme gefuhrt hatten, 3. die verordneten Systeme and 4. die Verwendungshaufigkeit dieser Systeme. Die seit einem Jahr regelmaBige Nachbetreuung der Pa- tienten durch eine ,Sehbehindertentrainerin" bzw. der Schu- ler durch Sehbehinderten-Integrationslehrer and die com- putergestiitzte Erfassung der Daten dieser Patienten (Apple MacIntosh System) ermoglichten eine genaue Auswertung. Schlusselworter: VergroBernde Sehhilfe, Sehbehinderung. Low vision aids. Possibilities and limits Summary. In a retrospective study we reviewed the results of 371 patients with low vision aids. 265 patients were 65 years or older, in 106 cases the magnifying system was prescribed for working capability or education. The results of these two groupes were compared and the visual acuity, the causes for visual impairment, the magnification needed to achieve read- ing vision, the prefered magnifying system and the use of the low vision aid were discussed. Key words: Low vision aids, visual impairment. Einleitung Vergr6Bernde Sehhilfen dienen sehbehinderten Patienten der Erkennung des „Normal- bzw. Zeitungsdruckes" durch Schriftvergr6Berung. Systeme fur die Ferree ermoglichen vor allem ein verbessertes Fernsehbild, das Ablesen von Haus- und Busnummern oder sie werden in Theater, Kino and Schule benutzt. Spatestens ab einer 10fachen Vergr6Berung finden elektronische Lesehilfen, wie Leselupen oder Fern- sehlesegerate Anwendung. Ziel dieser Studie war der Vergleich von alteren Patienten (alter als 65 Jahre) mit jungeren, noch im Berufsleben ste- henden Sehbehinderten hinsichtlich der zur Sehbehinderung fuhrenden Erkrankung, dem Sehvermogen des besseren Au- ges, dem fur Zeitungsdruck benotigten Vergr6Berungsfaktor, der Wahl des VergroBerungssystems sowie ihrer Anwen- dungshaufigkeit. Methode Die Studie umfaBt 371 Patienten, von denen 265 uber 65 Jahre alt waren and der Gruppe 1 zugeordnet wurden. Die 2. Gruppe umfaBt 106 Sehbehinderte, die sich entweder noch in der Berufsausbildung befanden oder schon im Berufsleben standen. Bei alien Patienten wurde das bestmogliche Seh- vermogen fur die Ferne and Nahe bestimmt and nach der WHO-Klassifikation in 4 Visusgruppen untergliedert (< 1/ 50; 1/35-0,1; 0,125 — 0,3; > 0,3). Die weitere Untersuchung bestand in einer Spaltlampenuntersuchung, indirekten Oph- thalmoskopie and Tonometrie. Nach Oberprufung der mo- nokularen oder binokularen ,Lesefdhigkeit" (Zeiss-Tafeln fur Sehbehinderte) and des fur Zeitungsdruck notwendigen Vergr6Berungsfaktors, wurde entsprechend den Anforderun- gen an die Sehhilfe das geeignete Vergr6Berungssystem aus- gewahlt. Alle erhobenen Daten wurden in einer Datenbank unseres Apple Computers eingegeben and standen so zur Auswertung zur Verfugung. Im AnschluB an die Anpassung der vergroBernden Sehhilfe ubernahme unsere Low-Vision- Trainerin die Betreuung der Patienten, sodaB weitere Hilfs- mittel wie Lesepult, Lichtquellen, Zeilenabdeckung bei Be- darf noch verordnet werden konnten. Andererseits ermog- lichte uns diese Betreuung eine Aussage fiber die Verwen- dungshaufigkeit der verschriebenen Systeme. Ergebnisse Gruppe 1 (Patienten fiber 65 Jahre, Durchschnittsalter 69 Jahre, W: M = 3:1). Von 265 Patienten konnten 26 (10%) der Visusgruppe 1, 101 der Visusgruppe2 (38%), 93 (35%) der Visusgruppe3 and 45 (17%) der Visusgruppe4 zugeordnet werden. In 62% wurde eine 5fache, in 29% eine 5-9fache and in 9% eine mehr als 9fache VergroBerung benotigt, um das Lesen der Zeitung zu ermoglichen. Als Ursache der Sehbehinderung (Abb. 1) lag in dieser Gruppe in 69% eine senile Makuladegeneration, in 21% eine diabetische Retinopathie, and in 4% eine glaukomatose Op-

Vergrößernde Sehhilfen. Möglichkeiten und Grenzen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Vergrößernde Sehhilfen. Möglichkeiten und Grenzen

Spektrum Augenheilkd (1994) 8/3: 124-127 A jK kt Ume1.

-

Akunde ell© Springer-Verlag 1994Printed in Austria

Vergroliernde Sehhilfen. Moglichkeiten and Grenzen

A. Langmann, S. Lindner, K. Mullner, F. Daniel and E. Kollegger

Universitats-Augenklinik Graz (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. J. Faulborn)

Zusammenfassung. In dieser retrospektiven Studie von 371Patienten werden die Ergebnisse, die in unserer Spezial-sprechstunde fur ,Vergr6Bernde Sehhilfen" in den letzten 2Jahren erzielt wurden, dargestelit. 265 der Patienten warenPensionisten, 106mal wurde die vergr6Bernde Sehhilfe zurWeiterfuhrung des Berufes bzw. fur die weitere Berufsaus-bildung benotigt. Die Ergebnisse wurden entsprechend dieserUnterteilung in 2 Gruppen aufgelistet and untereinander ver-glichen, wobei folgende Punkte diskutiert werden:

1. das Sehvermogen des besseren Auges and die zur Er-zielung der Lesefahigkeit benotigten Vergr6Berungen,

2. die Ursachen, die zu der Visusabnahme gefuhrt hatten,3. die verordneten Systeme and4. die Verwendungshaufigkeit dieser Systeme.Die seit einem Jahr regelmaBige Nachbetreuung der Pa-

tienten durch eine ,Sehbehindertentrainerin" bzw. der Schu-ler durch Sehbehinderten-Integrationslehrer and die com-putergestiitzte Erfassung der Daten dieser Patienten (AppleMacIntosh System) ermoglichten eine genaue Auswertung.

Schlusselworter: VergroBernde Sehhilfe, Sehbehinderung.

Low vision aids. Possibilities and limits

Summary. In a retrospective study we reviewed the results of371 patients with low vision aids. 265 patients were 65 yearsor older, in 106 cases the magnifying system was prescribedfor working capability or education. The results of these twogroupes were compared and the visual acuity, the causes forvisual impairment, the magnification needed to achieve read-ing vision, the prefered magnifying system and the use of thelow vision aid were discussed.

Key words: Low vision aids, visual impairment.

Einleitung

Vergr6Bernde Sehhilfen dienen sehbehinderten Patienten derErkennung des „Normal- bzw. Zeitungsdruckes" durchSchriftvergr6Berung. Systeme fur die Ferree ermoglichen vorallem ein verbessertes Fernsehbild, das Ablesen von Haus-und Busnummern oder sie werden in Theater, Kino andSchule benutzt. Spatestens ab einer 10fachen Vergr6Berungfinden elektronische Lesehilfen, wie Leselupen oder Fern-sehlesegerate Anwendung.

Ziel dieser Studie war der Vergleich von alteren Patienten

(alter als 65 Jahre) mit jungeren, noch im Berufsleben ste-henden Sehbehinderten hinsichtlich der zur Sehbehinderungfuhrenden Erkrankung, dem Sehvermogen des besseren Au-ges, dem fur Zeitungsdruck benotigten Vergr6Berungsfaktor,der Wahl des VergroBerungssystems sowie ihrer Anwen-dungshaufigkeit.

Methode

Die Studie umfaBt 371 Patienten, von denen 265 uber 65Jahre alt waren and der Gruppe 1 zugeordnet wurden. Die2. Gruppe umfaBt 106 Sehbehinderte, die sich entweder nochin der Berufsausbildung befanden oder schon im Berufslebenstanden. Bei alien Patienten wurde das bestmogliche Seh-vermogen fur die Ferne and Nahe bestimmt and nach derWHO-Klassifikation in 4 Visusgruppen untergliedert (< 1/50; 1/35-0,1; 0,125 — 0,3; > 0,3). Die weitere Untersuchungbestand in einer Spaltlampenuntersuchung, indirekten Oph-thalmoskopie and Tonometrie. Nach Oberprufung der mo-nokularen oder binokularen ,Lesefdhigkeit" (Zeiss-Tafelnfur Sehbehinderte) and des fur Zeitungsdruck notwendigenVergr6Berungsfaktors, wurde entsprechend den Anforderun-gen an die Sehhilfe das geeignete Vergr6Berungssystem aus-gewahlt. Alle erhobenen Daten wurden in einer Datenbankunseres Apple Computers eingegeben and standen so zurAuswertung zur Verfugung. Im AnschluB an die Anpassungder vergroBernden Sehhilfe ubernahme unsere Low-Vision-Trainerin die Betreuung der Patienten, sodaB weitere Hilfs-mittel wie Lesepult, Lichtquellen, Zeilenabdeckung bei Be-darf noch verordnet werden konnten. Andererseits ermog-lichte uns diese Betreuung eine Aussage fiber die Verwen-dungshaufigkeit der verschriebenen Systeme.

Ergebnisse

Gruppe 1 (Patienten fiber 65 Jahre, Durchschnittsalter 69Jahre, W: M = 3:1).

Von 265 Patienten konnten 26 (10%) der Visusgruppe 1,101 der Visusgruppe2 (38%), 93 (35%) der Visusgruppe3and 45 (17%) der Visusgruppe4 zugeordnet werden.

In 62% wurde eine 5fache, in 29% eine 5-9fache andin 9% eine mehr als 9fache VergroBerung benotigt, um dasLesen der Zeitung zu ermoglichen.

Als Ursache der Sehbehinderung (Abb. 1) lag in dieserGruppe in 69% eine senile Makuladegeneration, in 21% einediabetische Retinopathie, and in 4% eine glaukomatose Op-

Page 2: Vergrößernde Sehhilfen. Möglichkeiten und Grenzen

125

Abb. 1. Ursache der Sehbehinderung (Gruppe 1)

tikusatrophie vor. In den restlichen 6% verteilten sich dieErkrankungen auf die unterschiedlichsten Diagnosen (wiez. B. Zustand nach Ablatiooperation, Myopie, Katarakt, Re-tinopathia pigmentosa usw.).

Verstarkte Nahzusatze, Lupenbrillen and Handleucht-lupen ermoglichten in 72% (n = 264) ein flief3endes and furden Patienten einfaches Lesen. In 19% (n = 69) fanden Fern-rohrsysteme mit Nahzusatz Anwendung, um sowohl Fern-sehen als auch Lesen zu ermoglichen. Lediglich in 9%(n = 33) fiel die Wahl auf elektronische Lesehilfen, wie elek-tronische Leselupen and Fernsehlesegerate.

Einer vorausgegangenen Studie zufolge betrug die Ratean nicht benutzten vergrol3ernden Sehhilfen vor 2 Jahrennoch 22%. Die meisten Patienten waren am inkorrekten Le-seabstand and der fehlenden Lichtquelle gescheitert, lediglichin 5% war eine neuerliche Sehverschlechterung fur das Ver-sagen der Sehhilfe verantwortlich gewesen. Durch die Be-treuung der Patienten durch unsere Low-Vision-Trainerinkonnte dieser Prozentsatz auf 3% herabgesetzt werden.

Gruppe 2 (Patienten unter 65, Sehbehinderte in Ausbil-dung oder berufstatige Patienten, Durchschnittsalter 31Jahre, M : W = 1: 1). Von insgesamt 106 Patienten waren 26(24%) der Visusgruppe 1, 46 (44%) der Visusgruppe 2, 27(25%) der Visusgruppe 3 and 7 (7%) der Visusgruppe 4 zu-zuordnen.

In 51% war emn Vergr6Berungsfaktor bis 5fach, in 31%

zwischen 5- bis 9fach, and in 18% fiber 9fach zur Erzielungeiner fur Zeitungsdruck ausreichenden Lesefahigkeit not-wendig.

29 Patienten (27%) litten an einer Makuladystrophie, 27(26%) an Optikusatrophie bzw. Papillenanomalien, 9 (8%)an Retinopathia pigmentosa, 6 (6%) an Albinismus, and 5an praseniler Makuladegeneration. Bei 30 Patienten (28%)verteilten sich die Erkrankungen zu gleichen Teilen auf Myo-pie, Aphakie, Anomalien des vorderen and/oder hinterenAbschnittes, Glaukom, Retinopathia pramaturorum, kon-genitalen idiopathischen Nystagmus, Zustand nach beidsei-tigem Retinoblastom and postentzundliche Makulopathie(Toxoplasmose) (Abb. 2).

67 Patienten (47,4%) konnten mit Fernrohr bzw. Pris-menfernrohrsystemen and Monokularen fur die Ferne andmit Nahzusatz auch fur die Nahe versorgt werden. In 40,9%(n = 58) der Falle waren Lesehilfen allein zielfuhrend. Hierbeifanden Lese- and Lupenbrillen, Visolettlupen, Hand- andStandleuchtlupen, sowie Taschenleuchtlupen Anwendung.Elektronische Lesehilfen (elektronische Leselupe, Fernseh-lesegerat) wurden in 12% verordnet (11 Patienten). Bei Pa-tienten, deren Sehvermogen unter 1/50 lag, erfolgte in 5 Fallendie Umstellung des Lern- bzw. Arbeitsplatzes auf einen Com-puterarbeitsplatz. Haufig ist die Kombination mehrerer Sy-steme notwendig. Ein Beispiel hierzu: Ein Berufsschuler mitStargardt'scher Maculadystrophie wurde mit Prismenlupen-brille mit 2 unterschiedlichen vorklappbaren Nahzusatzen furdie Schule, Monokular fur den Gebrauch auf der StraBe(Hausnummern, Busnummer, ...) and eine batteriebetriebeneHandleuchtlupe, um von der Lichtquelle unabhangig zu seinversorgt. Dank der Mitarbeit der Sehbehinderten-Integra-tionslehrer and der Low-Vision-Trainerin lag auch in dieserGruppe die Rate an nicht benutzten Sehhilfen nicht hoherals in der ersten Gruppe (3%).

DiskussionSeit uber 300 Jahren werden Versuche unternommen, seh-behinderten Patienten mit vergroBernden Sehhilfen zu ver-besserter Sehleistung zu verhelfen [7 — 9]. Neben dem Vorteil,Sehbehinderten wieder Lesen zu ermoglichen and das Sehenin der Ferne zu verbessern (Fernsehen, Kino, Ablesen vonHausnummem, .. .), bringen diese Systeme zahlreiche Nach-teile mit sich, wie ungewohnt kleiner Arbeitsabstand, geringeScharfentiefe and eingeengtes Sehfeld [1]. Das manchmal

Abb. 2. Ursache der Sehbehinderung (Gruppe 2)

Page 3: Vergrößernde Sehhilfen. Möglichkeiten und Grenzen

Y-rol

Abb. 3. Verteilung des Visus (WHO-Klassifikation)(VG = Visusgruppe)

Abb. 5. Verordnete ,VergrHBernde Systeme"

Abb. 4. Zeitungsdruck notwendiger VergroBerungsfaktor

hohe Gewicht and die ungewohnte Handhabung der Sehhilfemachen eine neue Lesetechnik notwendig and erfordern ei-nige manuelle Geschicklichkeit [1, 2]. Voraussetzung fur eineerfolgreiche Anpassung der Sehhilfe sind personlicher Einsatzvon Anpasser and Patient, sowie korperliche and geistigeMobilitat.

In beiden Gruppen war bei der Verteilung des Sehver-mogens (Abb.3) der Gipfel in Visusgruppe2 (Visus 1-35-0,1) zu beobachten. In der Gruppe 1 wurde ein hohererProzentsatz an Patienten in Visusgruppe 4 (Visus > 0,3) andein niedrigerer in Visusgruppe 1 (Visus < 1/50) gefunden als

in der Gruppe der jungeren Sehbehinderten, bei welchen sicheine Verschiebung zu schlechteren Visusgruppen ergab. Diebevorzugte VergroBerung (Abb. 4) bis 5fach war in beidenGruppen gleich, mit leichter Bevorzugung der hoheren Ver-groBerungsfaktoren in Gruppe 2, wie anhand des in dieserGruppe etwas schlechteren Sehvermogens zu erwarten war.Deutliche Unterschiede bestanden bei der Wahl des vergro-Bernden Systems. Wahrend sich in der Gruppe 1 der GroBteilder Patienten (72%) fur Lupensysteme im engeren Sinn (ver-starkte Lesebrillen, Lupenbrillen, Handleuchtlupen, Stand-leuchtlupen, Hyperokulare) entschied, ergab die Untersu-chung der 2. Gruppe eine deutliche Pravalenz zu Fernrohr-Systemen (Gallilei- and Kepler-Systeme) mit Nahzusatz(Abb. 5). Dieser Unterschied ergibt sich einerseits aus der sichmit dem Alter verandernden Anforderung an das System,andererseits aus ihrer unterschiedlich schwierigen Handha-bung. Wahrend Jugendliche den Nachteil des geringen Seh-feldes and der geringen Scharfentiefe der Fernrohrsystemeakzeptieren, urn den Vorteil der gleichzeitigen Sehverbesse-rung fur die Ferne and Nahe bei optimaler Auflosungsqua-litat ausniitzen zu konnen, benotigen altere Patienten einemoglichst handliche Lesehilfe mit integrierter Lichtquelle.Korperliche Handikaps wie Tremor, vertebrogene Erkran-kungen oder motorische Storungen mussen bei der Anpas-sung dieser Lesehilfen berucksichtigt werden. Als vorteilhafterwiesen sich Lesepulte (ermoglichen eine entspanntere Kor-perhaltung), Zeilenabdeckung and Verbesserung der Be-leuchtung. Konvexe Linsen zur besseren Auflosung des Fern-sehbildes helfen dem alten Menschen semen Alltag interes-santer zu gestalten.

Besonders bei Jugendlichen hat es sich als notwendigerwiesen, mehrere Systeme zu kombinieren um den verschie-denen Bedurfnissen gerecht zu werden. Elektronische Seh-hilfen liegen im Feld der VergroBerungssysteme ganz hinten.Ein Grund hierfur ist die Abhangigkeit vom ortsgebundenenGerat, ein anderer liegt in der schlechten Finanzierungs-moglichkeit, welche in der Steiermark auffallend ist (beson-

Page 4: Vergrößernde Sehhilfen. Möglichkeiten und Grenzen

127

ders nach der Ausgliederung aus dem Arbeitsbereich).Computerarbeitsplatze waren der Integration Sehbehinderterin den Arbeitsbereich bzw. in die hoheren bildenden Schulenvorbehalten.

Die beste Sehhilfe aber verliert ihre Bedeutung, wenn dieMotivation des Patienten zur Anwendung fehlt [2, 4, 6]. AlleSehbehinderten werden daher in der Schule von Sehbehin-derten-Integrationslehrern and im Berufsleben bzw. im Altervon Sehbehindertentrainerin nachbetreut. Die Rate an nichtbenutzten Sehhilfen betragt daher in beiden Gruppen ledig-lich 3% [3-5], was verglichen mit der Literatur mit 16% [3]sehr gering erscheint.

Literatur1. Blankennagel A (1981) Sehbehinderte and deren Versorgung mit

vergrol3ernden Sehhilfen in den verschiedenen Lebensaltern. Op-tometrie, Heidelberg, Heft 5

2. Elliott AJ (1989) Poor vision and the elderly - a domiciliary study.Eye 3: 365-369

3. Krause K, Rudolph A (1985) VergrNernde Sehhilfen and ihre

Benutzung durch sehbehinderte Patienten. Klin Monatsbl Au-genheilkd 186: 61-65

4. Langmann A, Lindner S, Kollegger E (1993) Low vision trainingzur besseren Nutzung vergrol3ernder Sehhilfen. Ophthalmologica(im Druck)

5. Langmann A, Lindner S, Berger G (1994) IntegrationsbetreuungSehgeschadigter and Blinder in Schulen der Steiermark. (VortragOOG 1993) Spektrum Augenheilkd 8/2: 93-95

6. Pekka Virtanen, Leila Laatikainen (1991) Primary sucsess withlow vision aids in age related macular degeneration. Acta Oph-thalmologica 69: 484-490

7. Rohr M (1910) Zur Theorie der Fernrohrbrille. v. Graefes ArchAugenheilkd 75: 561-585

8. Rohr M (1915) Die Entwicklung der Fernrohrbrille. Zeitschriftfur ophthalmologische Optik 16, 3, 1, 2, 5, 6: 1-17, 33-41, 161-163

9. Schmitz EH (1975) Vom Lavaglas zum Laserstrahl. Der Augen-optiker 10: 1-7

Korrespondenz: Dr. Andrea Langmann, Universitatsklinik, Auen-bruggerplatz 4, A-8036 Graz.