3
(Aus dem Institut ]iir Angewandte Biologische Freilanduntersuchungen [I. T. B. o. N.], Arnbeim, Niederlande) Verhiitung yon Wildsch iden mittels TierSl Von J. A. EYCrIVRAA~a, Arnheim Nachfolgend wird eine vorl~iufige Mitteilung fiber eine Methode zur Verhfitung yon Wildsch~iden in Land- und Forstwirtscha~ bekanntgegeben (EYorNRAA~a 1957). In den Niederlanden konnten Fl~ichen auf die Dauer yon 1-2 Monaten dadurch ge- schfitzt werden, dag sie mit einem in TierSl (Oleum animale foetidum) getr~inkten Bindfaden yon 5 mm Durchmesser urnspannt wurden. Der Bindfaden wurde in HShe des Windfanges angebracht, also far Rotwild 120 cm, ffir Rehwild 70 cm, far Hasen und Kaninchen 20 cm fiber der Erde. Tabelle 1 Probefl~iche Hase Probefliiche Rehwild Probefl~iche Rotwild Probefl~iche Kaninchen Nr. Hare Nr. Roedeer Nr. Reddeer Nr. Rabbit 1 + 4 + 2 + 5 + 3 + 6 + 5 + 8 + 6 + 16 + 13 + 17 + 14 + 18 + 15 + 20 + 21 + 27 + 22 + 30 -- ~ 23 + 31 + 24 + 33 + 25 + 135 + 26 + 36 __2 27 + 37 __ 2 41 + 43 --~ 50 + 44 + 52 + 45 + 53 + 48 + 54 + 49 + 55 + 56 + 80 % 57 + 58 + 59 + 100 % * Zahmer Rehbock. - 2 Nur Fegeschaden. 1 Tame roebu&. - = Rubbing damage only. 5 + 9 + 6 + 10 -- 7 + 11 -- 8 + 12 + 27 + 19a + 38 + 19b + 39 + 28 + 40 + 29 + 42 + 32 -- 44 + 34 + 45 + 35 -- 60 -- 41 + 51 92 ~ 62,5 ~ Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaflt. Das Zeichen + heit~t, datg inner- halb eines Monats keine Besch~idigung auftrat; - bezeichnet, dalg der Schutz weniger als einen Monat dauerte. Die Methode hat sich also am besten ffir Rotwild und Hasen bewiihrt. Die Materialkosten betragen etwa H.F1. 5,-- (ca. 5,50 DM) pro 100 m fiir die erste Anwendung. Tats~ichlich ist es billiger, well das Material mehrmals gebraucht werden kann.

Verhütung von Wildschäden mittels Tieröl

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Verhütung von Wildschäden mittels Tieröl

(Aus dem Institut ]iir Angewandte Biologische Freilanduntersuchungen [I. T. B. o. N.], Arnbeim, Niederlande)

Verhiitung yon Wildsch iden mittels TierSl

Von J. A. EYCrIVRAA~a, Arnhe im

Nachfo lgend wi rd eine vorl~iufige Mi t te i lung fiber eine Methode zur Verhfi tung yon Wildsch~iden in Land- und Fors twir tscha~ bekanntgegeben (EYorNRAA~a 1957).

In den Niede r l anden konnten Fl~ichen auf die Daue r yon 1 - 2 Monaten dadurch ge- schfitzt werden, dag sie mi t einem in TierSl (Oleum animale foet idum) getr~inkten Bindfaden yon 5 mm Durchmesser urnspannt wurden. Der Bindfaden wurde in H S h e des Windfanges angebracht, also fa r R o t w i l d 120 cm, ffir R e h w i l d 70 cm, fa r Hasen und Kaninchen 20 cm fiber der Erde.

Tabelle 1

Probefl~iche H a s e Probefliiche Rehwild Probefl~iche Rotwild Probefl~iche Kaninchen Nr. Hare Nr. Roedeer Nr. Reddeer Nr. Rabbit

1 + 4 + 2 + 5 + 3 + 6 + 5 + 8 + 6 + 16 +

13 + 17 + 14 + 18 + 15 + 20 + 21 + 27 + 22 + 30 - - ~ 23 + 31 + 24 + 33 + 25 + 135 + 26 + 36 __2

27 + 37 __ 2

41 + 43 --~

50 + 44 + 52 + 45 + 53 + 48 + 54 + 49 + 55 + 56 + 80 % 57 + 58 + 59 +

100 %

* Zahmer Rehbock. - 2 Nur Fegeschaden. 1 Tame roebu&. - = Rubbing damage only.

5 + 9 + 6 + 10 - - 7 + 11 - - 8 + 12 +

27 + 19a + 38 + 19b + 39 + 28 + 40 + 29 + 42 + 32 - - 44 + 34 + 45 + 35 - - 60 -- 41 +

51 92 ~

62,5 ~

Die Ergebnisse sind in Tabel le 1 zusammengefafl t . Das Zeichen + heit~t, datg inner- halb eines Monats keine Besch~idigung auf t ra t ; - bezeichnet, dalg der Schutz weniger als einen Mona t dauerte. Die Methode hat sich also am besten ffir R o t w i l d und Hasen bewiihrt .

Die Mater ia lkos ten betragen e twa H.F1. 5,-- (ca. 5,50 DM) pro 100 m fiir die erste Anwendung . Tats~ichlich ist es billiger, well das Mater ia l mehrmals gebraucht werden kann.

Page 2: Verhütung von Wildschäden mittels Tieröl

Z. ]agdwiss. 212 J. A. Eygenraam 13d. 4(1958), H. 4

Aus unseren Angaben kann die Folgerung gezogen werden, dag die Anwesenheit des impr~ignierten Bindfadens nahezu iiberall einen gewissen Einflug auf das Verhal- ten des Wildes aus~ibte.

In den meisten FHlen wurde das gesch[itzte Terrain ganz gemieden. In anderen F~illen hatte die Anbringung nicht den Erfolg, dag das Wild unmittelbar wegblieb, sondern erst nach einigen Tagen. Auch umgekehrt kam es vor, niimlich, dag das Wild w~ihrend einer Woche oder l~inger nicht erschien und nachher den Bindfaden passierte, doch ohne wahrnehmbaren Verbig zu verursachen. In einigen Hillen wurde beobachtet, dag nach dem Anbringen des Bindfadens der i~brigens geringe Schaden nahezu unver- mindert weiterging.

In diesem Vortrag wird versucht, das Wesen der Wirksamkeit zu durchleuchten. Die verschiedenen Reaktionen des Wildes k6nnen fast ausnahmslos erkl~irt werden

durch die Annahme der folgenden Hypothese: Innerhalb des Wirkungskreises des Pr~iparates verliert das Tier sein Gefi~hl yon

Sicherheit, well es yon seiner Umwelt abgeschnitten ist, mit der es haupts~ichlich durch seinen Geruchssinn in Verbindung steht.

Es ist bekannt, dag die Si&erheit der Nachttiere yon Geh~Sr- und Geruchreizen ab- hiingig ist. Von ihren Sinnesorganen ist der Geruchssinn weitaus der wichtigste. Wenn der Du~ yon TierS51 die Empfindlichkeit fiir andere Geruchsreize vermindert, wi~rde hierdurch ein Gefiihl yon Unsicherheit entstehen k6nnen, das die Tiere dazu bewegt, das gesch~itzte Terrain und die niichste Umgebung zu verlassen.

Lassen wir jetzt yon diesem Gesichtspunkt aus die Reaktionen der Tiere analysierem Folgende Reaktionen wurden beobachtet: 1. Das geschikzte Feld und dessen Umgebung wird gemieden. An den Fiihrten konnte

festgestellt werden, dag das Wild sich im ersten Monat mit dem Winde bis auf einige Meter gen~ihert hatte und gegen den Wind schon auf 30-50 m umgekehrt war. Dieses durchaus giinstige Ergebnis kann uns abet nicht helfen, das Wesen der Wirkung zu ermitteln.

2. Nach der Anbringung bleibt das Wild eine oder zwei Wochen weg, um nachher das gesch[itzte Feld aufs neue zu besuchen. Anf~inglich wurden solche F~ille als Fehlschl~ige angerechnet. Bald stellte es sich jedoch heraus, dag keine Schiiden fest- gestellt werden konnten, und darum mugte der Versuch dennoch als gelungen an- gesehen werden. Die Anzahl der F~hrten innerhalb der Abgrenzung war immer geringer als augerhalb der Bindfiiden.

Diese sehr merkwtirdige Reaktion hat zu der Aufstellung der genannten Hypo- these gefi~hrt. Neben der erw~ihnten Erkl~rung k~Snnte an einen geschmackverder- benden Einflug auf das Futter gedacht werden. Geruch und Geschmack wirken so sehr zusammen, dag Geruchsreize den Geschmack yon angenehm in unangenehm ~indern k/Snnen. Die unter 3 zu diskutierende Reaktion steht aber mit dieser Ver- mutung in Widerspruch.

3. Das Wild tiberschreitet die Abgrenzung und verursacht weitere Verbig- oder Fege- sch~den an den Gew~.chsen.

In diesen Fiillen hat das Mittel also versagt. Bei n~iherer Betrachtung stellte sich aber heraus, dag die Fehlschl~ige in drei Gruppen eingeteilt werden konnten. a. Die F~hrten zeigten, dag es sich um sehr junge Tiere handelte, die keine Er- fahrung hatten und sich dadurch einer Gefahr nicht bewugt waren, wenn sie mit ihrer Umwelt mittels des Geruchssinnes liingere Zeit nicht in Kontakt standen. b. Die Tiere waren sehr zahm, hatten also wenig Furcht vor Gefahr. Sie haben gelernt, dag sie es sich leisten k6nnen, ohne Sorge zu leben. c. MehrmaIs konnte festgestellt werden, dag, w~ihrend ein Tier sich innerhalb der Abgrenzung aufhielt und gesch~itzte Gew~i&se verbissen hatte, ein Trupp yon Tieren derselben Art - z.B. ein Rudel Rotwild -- augerhalb des Bindfadens ge-

Page 3: Verhütung von Wildschäden mittels Tieröl

Verhiitung yon Wildschliden mittels TierSl 213

wesen war. Unter De&ung (Schutz) des Rudels hatte sich ein Individium, oflc ein Kalb, in der Dut~zone aufgehalten.

Die unter 3 a, b, c genannten Mit~erfolge sind also nicht mit der Hypothese im Widerspruch 1. Es ist allerdings auch m6gli&, daf~ ein Mit~erfolg auf psy&ologische oder phy-

siologis&e Fehler zurii&zufiihren ist, wie z. B. das Fehlen des Geruchsinnes. Wenn diese Arbeitshypothese richtig sein wiirde, so ist es wahrs&einlich, daf~ eine

Methode, wie die hier erw~ihnte, wel&e in einigen F~illen keinen Erfolg hat, mit er- g~inzenden Mat~nahmen wirksam gemacht werden kann. Dafi i r ist es abet notwendig, dal~ wir das Wesen der Abwehrwirkung besser durchs&auen.

Zusammenfassung In den Niederlanden find zum Schutz yon Feldgew~,chsen gegen Wildsch~iden befriedigende Ergebnisse durch eine Abgrenzung mit in TierS1 (Oleum animale foetidum) getr~inktem Bind- laden erzielt worden. Drei Reaktionstypen konnten beobachtet werden: I. Vollst~indiger Schutz w~ihrend ein bis zwei Monaten, in denen das Wild nicht auf das geschlitzte Fetd wechselte, 2. vollst~indiger Schutz w~ihrend eines ebenso langen Zeitabschnittes, obwohl einige Stii&e iiber das Feld wechselten, 3. unvolistSndiger Schutz, well einige Stiicke fortfuhren, die Feld- friichte zu scNidigen. Der Verfasser vermutet, dag die Wirkung auf Geruchsiiberlagerung be- ruht. Die Tiere wiirden innerhalb der DuPczone nicht in ,,Fregstimmung" kommen, well sie sich yon ihrer Umwelt abgeschnitten fiihlen.

In F~illen yon Migerfolg waren die Tiere entweder sehr jung oder sehr zahm oder sie ver- bissen unter Schutz yon Artgenossen augerhalb der Abgrenzung.

Summary In the Netherlands good results have been attained with the protection of field crops against game damage by putting a cord impregnated with hone tar oil (Olenm ar~imale foetidum) round the fields concerned. Three types of reaction could be observed: 1. Complete protection during one to two months because the animals did not enter the protected field. 2. Complete protection during an as long period, although some animals entered the field. 3. Incomplete protection because some individuals continued to damage the crops.

The remarkable behaviour of the animals in the second case can be explained by adopting the hypothesis that the odour of bone oil causes more or less ,,smellmasking", so that the animals are not able to detect dangers by their sense of smell. They feel unquiet and leave the odour-zone.

In cases of failure the animals proved to be either very young, or abnormally tame, or they .had acted under the protection of a number of individuals of the same species in the vlcmlty.

R&um4 Dans les Pays Bas des results satisfaisants sont atteindu par la protection de produits agricoles contre des d4gat de giblet. Le methode consistait de tendre une corde imbib4 de goudron animal (Oleum animale foetidum) autonr des champs. Nous pouvions observer trois types de reactions differents: 1. Une protection complete pendant une off deux tools, parceque le gibier ne pas entrait les champs protdg&. 2. Une protection compl&te pendant une periode aussi Iongue, quoique plusieurs animaux visitaient les champs. 3. Pas de protection parceque le gibier con- tinuait d'endommager les v~g&aux.

La conduite remarquable des individus dans Ies cas, mentionn~ sous 2 pouvait ~tre expliqu" par adopter l'hypoth~se que l'odeur du goudron animal prdvent l'olfaction des autres odeurs, de sorte que le giblet ne peut pas sentir ses ennemis naturels. I1 ne se ressentit pas calme et c'est pourquoi iI abandonne le z6ne odorant.

En cas d'insucc~s il parait que les individus etaient tr~s jeunes, tr~s domestiques, ou ils avaient ages sous Ia protection d'une nomhre d'animaux de la m~me esp~ce dans l'entourage imm~diat.

Literatnr E~G~NtAAM, J. A.: Het gebruik van dierlijke teer als repellent tegen Wildschade, Landbouw- kundig Tijdschrifk 69 No. t0, Oktoher 1957.

1 Bei sp~teren Versuchen hat si& herausgestellt, dat~ Tiere, die in solchen F~illen erschre&t werden, l~ingere Zeit nicht mehr in die N~ihe des Bindfadens kommen.