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vermessungen margit m. greinöcker

vermessungen - margitgreinoecker.at · Margit Greinöcker *Oberösterreich, AT, absolvierte eine Lehre als Technische Zeichnerin (Maschinenbau) und studierte Architektur an der Kunstuniversität

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vermessungen margit m. greinöcker

Margit Greinöcker

*Oberösterreich, AT, absolvierte eine Lehre als Technische Zeichnerin (Maschinenbau) und studierte Architektur an der Kunstuniversität Linz. Während des Studiums begründete sie ihre interdisziplinäre Zugangsweise zwischen Architektur und Kunst, zwischen Theorie und Praxis. So spannt ihre Arbeit einen Bogen von temporären Bauten oder ortsspezifischen performativen Handlungen bis hin zu experimentellen und dokumentarischen Videoproduktionen.

Zuletzt entstand die „Tote Stadt“ – ein Modell von Cesky Krumlov und Referenz auf Schieles gleichnamige Bilderserie. Die performative Arbeit “Ruling Deformances” entstammt einer Resi-dency im Vorjahr in Japan. Das partizipative Stadtmodell “New Town” war Ausstellungsbeitrag in der Landesgalerie Linz. Mit der Arbeit “Konservatorien” dekonstruierte sie die ehemalige Bruckner Universität in Linz und erstellte ein architektonisch-archäologisches Archiv der Bauteile aus den 1970er-Jahren. Das Video “Im Rahmen dessen” ergab sich aus dem künstlerischen Dialog mit der Künstlerin Margit Palme und sie produzierte mit E. Kramer den Dokumentarfilm „Out of Dörfl”, der Leben und Arbeiten von KünstlerInnen aus sechs Jahrzehnten im Egon-Hofmann-Atelierhaus in Linz beschreibt. Seit 2014 leitet sie dieses Haus ehrenamtlich. 2013 erhielt sie den Gabriele-Heidecker-Frauenkunstpreis.

*Upper Austria, AT, completed an apprenticeship as a technical draftsman (mechanical engineering) and studied architecture at the Art University Linz.

During her studies, she established her interdisciplinary approach between architecture and art, between theory and practice. Her work ranges from temporary buildings or site-specific performative acts to experimen-tal and documentary video productions.

Most recently she accomplished the “Dead City” - a model by Cesky Krumlov and a reference to Schiele’s picture series of the same name. The performative work “Ruling Deformances” comes from a residency last year in Japan. The participatory city model “New Town” was an exhibition contribution at Landesgalerie Linz. With the work “Conservatories”, she deconstructed the former Bruckner University in Linz and created an architectural-archaeological archive of components from the 1970s. The video “Im Rahmen dessen” resulted from the artistic dialogue with the artist Margit Palme and with E. Kramer she produced the documentary “Out of Dörfl”, which describes life and work of artists from six decades in the Egon-Hofmann-Atelierhaus in Linz. Since 2014 she runs this house on a voluntary basis. In 2013 she received the Gabriele Heidecker Women’s Art Award.

Artist Statementvermessungen

Die gelebte und gebaute Umwelt interessiert mich in ihrer gesamten Vielfalt und ist Motor meiner künstlerischen Handlungen. Ich verstehe mein Tun als Vermessung von Um-Welt. An welchem Ort ich mich dabei befinde, ist egal. Aber der Ort selbst ist nie egal. Die Orte, also Landschaften und architektonische Räume, formen wir selbst – durch eigenes Tun oder Nichttun. Was daraus entsteht, formt wiederum uns. So schließt sich der Kreis.

Ich versuche mit künstlerischen Interventionen unerwartete Verformungen in die Welt zu setzen und eine andere Sicht auf Orte, Dinge und Gesellschaft zu erzeugen. Gelegentlich erlaube ich mir die Eroberung des Nutzlosen, denn das macht auch Sinn!

The lived and built environment interests me in all its diversity and is the motor of my artistic actions. I understand my doings as measuring the surrounding world, my “Um-Welt”. It doesn’t matter at which place I am. The place itself matters. It is us ourselves, who shape the places, landscapes and architectural spaces - by our own doing or not-doing. What emerges, thereafter, is shaping us. That’s how the wheel has come full circle.

I try to use artistic interventions to create unexpected deformations and a different view of places, things and society.Occasionally, I allow myself the conquest of the useless, because that also makes sense!

[work in progress]

TOTE STADTČeský Krumlov, 2018240x180x70 cm, Altmaterial aus Krumlov, lackiert

Vor etwa hundert Jahren entstanden in Český Krumlov Egon Schieles expressionistische Gemälde mit dem Titel “Tote Stadt”. Was hat Český Krumlov seither an Verwandlungen und Ereignissen erfahren? Wie veränderte sich die Sicht auf diese Stadt? Schon immer beliebt als Tourismusgebiet und spätestens seit der Ernennung zum UNESCO Weltkulturerbe um tausende jährliche Gäste “bereichert”, veränderten die BewohnerInnen ihre beruflichen sowie privaten Aktivitäten und den Alltag. Die Architekturen der Stadt werden allerdings nun weitgehend konserviert und bauli¬che Erneuerungen den UNESCO - Richtlinien untergeordnet. Diese Entwicklung ist nicht bei allen NutzerInnen beliebt. Aber was wäre, wenn...?Das Modell TOTE STADT zeigt eine Stadt Český Krumlov, in der sich die Künstlerin wenig um das Vorhandene der Stadt schert, sondern höher, dichter und kühner als angemessen baut. Die Baumaterialien sind unge¬brauchte Werkstoffe aus Werkstätten, von Baustellen und weggeworfener Müll aus Krumlov. Die Patina der jeweiligen Bausteine ist stark überweißelt, das Alte wenig erkennbar. Das Stadtmodell zeigt eine bereinigte, schicke und für Investoren aus der Baubranche höchst interessante Zukunftsvision und stellt diese Behauptung zugleich in Frage.

About a hundred years ago, Egon Schiele’s Expressionist painting titled “Dead City” was accomplished in Český Krumlov. What has Český Krumlov since then experienced in transformations and events? How did the view of this city change?Always popular as a tourist area and finally as a UNESCO World Heritage Site “enriched” by thousands of an-nual guests, the inhabitants changed their professional and private lives, activities and everyday life. However, the architectures of the city are now largely preserved and structural renewal subordinated to the UNESCO guidelines. This development is not popular with all users. But what if ...?The model TOTE STADT shows a town Český Krumlov, in which the artist does not care about the existence of the city, she builds higher, denser and bolder than adequate. The building materials are unused materials from workshops, construction sites and discarded trash from Krumlov. The patina of the respective building blocks is heavily whitewashed, covering the old. The city model shows an adjusted, chic vision of the future, highly inter-esting for investors from the construction industry, and at the same time calls this statement into question.

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Foto: Rainer IglerFoto: Alexandra Bruckböck

NEW TOWNLandesgalerie Linz, 2017Partizipatives Stadtmodell, Knetmasse.Tischkonstruktion MARCH GUT.

New Town - eine Planstadt, entworfen für die Ausstellung „Spielraum. Kunst, die sich verändern lässt“ in der Landesgalerie Linz.New Town ist nach streng geometrischen Mustern entworfen, wie in Planstädten im Gegensatz zu langsam gewachsenen Städten üblich, und aus Plastilin geformt. Die BesucherInnen der Ausstellung waren aufgefordert diese Planstadt abzubauen und nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen. Da Plastilin ein denkbar ungeeignetes Material ist für das Formen von geometrisch strengen Architekturen, war der Verwandlungsprozess unglaublich intensiv, spannend und phantastisch.Dokumentiert wurde die mehrmonatige Transformationsphase von zwei Videokameras.

New Town - a planned city, designed for the exhibition “Spielraum. Art that can be changed” atLandesgalerie Linz.New Town is designed according to strictly geometrical patterns, as usual in planned cities, as opposed to slowly growing cities, and sculpted out of plasticine. Visitors to the exhibition were invited to dismantle this planned city and rebuild it according to their own ideas. Since plasticine is an unsuitable material for shaping geometrically rigorous architectures, the transformation process was incredibly intense, exciting and fantastic.The multi-month transformation phase was documented by two video cameras.

Ausstellungsansicht Landesgalerie Linz, 2009 Fotos Philippe Ger-lach

Die Arbeit ENTPUPPT besteht aus vielen unterschiedlich großen, weiß lackierten Holzplatten, die als Bau-Module zum Errichten eines Puppenhauses dienen. Die daraus entstehenden Konstruktionen unterscheiden sich insofern stark von den handelsüblichen Puppenhäusern aus dem Spielwarengeschäft, als sich diese für gewöhnlich durch eine sehr traditionelle Bauweise auszeichnen.Aus den Teilen von ENTPUPPT dagegen bringt man vielleicht nicht einmal eine wind- und wetterresistente Behausung zustande (die für das Puppenspiel ja auch nicht unbedingt notwendig ist). Was man jedoch damit hervorragend anstellen kann ist, ungewöhnliche Phantasiehäuser zu erbauen, die rein gar nichts mit dem sat-telbedachten EigenheimKlischee zu tun haben. Aus dem speziellen Blickwinkel des/der Kunstbetrachtenden mag man einen Beitrag zur abstrakten Skulptur an der Schnittstelle zur konstruktivistischen Architektur darin vermuten, oder aber ein alternatives Design-Puppenhaus. Nichts davon war jedoch die primäre Absicht Gre-inöckers bei dieser Arbeit. Ihr Ausgangspunkt lag vielmehr in der Beschäftigung mit dem Traum vom Eigen-heim, mit der Kluft zwischen dem gängigen „Fertighaus-Traum“ und anspruchsvollen Architekten-Entwürfen ebenso wie der zwischen den luxuriösen, hypertrophen und von stilistischem Eklektizismus geprägten Villen der „Stars“, die uns in unscharfen Aufnahmen in Illustrierten begegnen, und den bescheidenen leistbaren Einfamilienhäusern, die neu angelegte Wohnsiedlungen zieren.

Diesen und anderen „Traumhaus“-Bildern stellt Margit Greinöcker das Experimentierfeld des Puppenhauses gegenüber, das vor allem die Möglichkeit bietet, ohne Sachzwänge und funktionelle Einschränkungen zu bauen. Die Arbeit ENTPUPPT sich also als etwas Neues und Anderes, als vielschichtig, originell und partizipativ-anregend. Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz

ENTPUPPT_76 FRAGMENTE EINES PUPPENHAUSES2008, Sperrholz lackiert

The work ENTPUPPT consists of many differently sized, white painted wooden panels, which are used as building modules for building a dollhouse. The resulting constructions are so far different from the usual doll houses from the toy store, as they are usually characterized by a very traditional design.From the modules of ENTPUPPT on the other hand, you may not even be able to achieve a wind and weather-resistant dwelling (which is not absolutely necessary for puppetry). However, what you can do so excellently is to build unusual fantasy houses that have absolutely nothing to do with the saddle-roofed private-home-cliché. From the special point of view of the art-viewing one may suppose a contribution to abstract sculpture at the interface to constructivist architecture or an alternative design dollhouse. None of this was Greinöcker’s primary intention in this work. Rather her starting point was dealing with the dream of a home, with the gap between the popular “prefabricated house dream” and sophisticated architect designs, as well as between the luxurious, hypertrophic and stylistically eclectic villas of the “stars”, which we see in blurry photographs in magazines, and the modest affordable single-family homes that adorn newly built housing estates.Margit Greinöcker juxtaposes these and other “dream house” images with the experimental field of the dollhouse, which above all offers the opportunity to build without constraints and functional limitations. So the work ENTPUPPT turns out to be as something new and different, as complex, original and participatory-stimulating. Gabriele Spindler, Director Landesgalerie Linz

STADTMODELLEseit 2012Fotografie, Alu Dibond

Die STADTMODELLE sind eine Weiterführung mit den Elementen des Projekts ENTPUPPT. Ich spiele weiter.Das Konstrukt wird immer und immer wieder anders aufgebaut und mit Elementen, die im urbanen Realraum erlebbar sind, bestückt und fotografiert. Das maßstäbliche Erfassen des Stadtmodells variiert je nach Art des beigefügten Objekts. Schlussendlich entstehen Erzählungen in den Köpfen der BetrachterInnen, z. B.: wenn ein Auto an der Kante einer Plattform parkt, wenn Miniaturfiguren eine Gruppe bilden, wenn Teile zu einem Flugzeug aneinander gefügt werden...

The CITY MODELS are a continuation with the elements of the project ENTPUPPT. I keep playing.The construct is arranged differently over and over again and equipped and photographed with elements, which are to be experienced in the urban real space. Scaling the city model varies depending on the type of object attached.Finally, narratives are created in the minds of the observers. For example, when a car is parked at the edge of a platform, when miniature figures form a group, when parts are joined to form a plane ...

Ausstellungsansicht, Konservatorien, 2017Fotos: Jürgen Grünwald, Margit Greinöcker

KONSERVATORIEN dekonstruiert und konserviert Materialien des in den 70er Jahren von Architekt Karl Heinz Hattinger „komponierten“ Bruckner Konservatoriums. Kurz vor dem Abbruch des Gebäudes werden diese Materialien aus dem bestehenden Ensemble gerissen, untersucht, umgeformt und erhalten.KONSERVATORIEN ist ein “architektonisch-archäologisches Archiv” mit Materialen der 1970er Jahre: Kork, Aluminium, Bronzegriffe, Tanzstange, Akustikpanele, Vorhangleisten, Spiegel, Pressspanplatten mit Furnier, Haken, Türschilder, Travertin, Beton- und Ziegelteile, Dämmplatten, Gipsreliefs von Wänden und anderen Elementen.

KONSERVATORIEN2017, 7 Wandreliefs aus Beton (je 30 x 30 cm), 56 Bauelemente auf Betonsockel

CONSERVATORIES deconstructs and conserves materials from the 1970s Bruckner Conservatory building “com-posed” by architect Karl HeinzHattinger. Just before the demolition of the building, these materials were torn out of the existing ensemble, they were examined, reshaped and preserved.CONSERVATORIES is an “architectonic-archaeological archive” with materials from the 1970s: cork,Aluminum, bronze handles, dance pole, acoustic panels, curtain rails, mirrors, chipboard with veneer, hooks,door signs, travertine, concrete and brick parts, insulating boards, plaster reliefs of wallsand other elements.

Fotos: Katharina Gruzei

BLICKLICHTUNGSkulpturenpark WestautobahnAT, 2016, Installation, Kalkanstrich auf Vegetation, Holzrahmen

Lärmschutzwände und Asphalt. Dahinter verstecktes Land. Der Landschaft ist es anzumerken, dass sie kaum gesehen wird. Ein unbeachtetes Stück Natur.Geplant, um es mit dem Auto zu umfahren, den Fahrenden aus dem Blick genommen. Von einem Punkt aus erschließe ich das Land. Der Blick der Entdeckerin schlägt eine helle Schneise ins Dunkel. Die Perspektive macht den Raum und erzeugt das Bild. Im Grün rahmt der Blick das Portrait einer „Landschaft“, die im selben Moment nicht mehr ist, was sie war. Sie verschwindet fast.

Noise barriers and asphalt. Behind them, hidden land. A piece of landscape that is clearly ignored, neglected. An unnoticed bit of nature, planned to be bypassed by motor vehicles, beyond the boundaries of the car driver´s view. Choosing a starting-point, I seize the land. The explorer´s gaze cuts a swathe of brightness through the dark. It is the perspective that creates space and generates the image. Set amidst the green, the gaze frames the portrait of a “Landscape” that at this very moment ceases to be what ist was; it almost disappears.

Mit „Im Rahmen dessen“ reagiert Margit Greinöcker auf die Arbeit „Aus dem Rahmen fallen“ von Margit Palme. Der Aqua Tinta Print von Palme zeigt eine Frau, die sich rücklings über einen Bilderrahmen beugt. Im Fenster ihres Ateliers im ersten Stock begibt sich nun Greinöcker in Pose: Die Künstlerin droht ebenfalls aus dem Rahmen zu fallen.

IM RAHMEN DESSEN2017, Video HD, 3 min 30 sec

Margit Greinöcker’s “Im Rahmen dessen” reacts to the work “Aus dem Rahmen fallen” by Margit Palme, both works dealing with german idioms based on the word “frame” / “Rahmen”.The Aqua Tinta Print by Palme shows a woman leaning backwards over a picture frame, depicting someone who “falls out of the frame” (who “gets out of line”). In the window frame of her studio on the first floor, Greinöcker somehow differently does the same.

Margit Greinöcker widmet sich mit Ruling Deformances den Gesetzmäßigkeiten der Stadt, den Normierungen, Regeln und Dos and Don’ts im öffentlichen Raum. Regeln und Gesetze tragen zum erträglichen Miteinander bei. Das bringt zugleich Deformierungen des öffentlichen Lebens mit sich.Mit Ruling Deformances stellt Margit Greinöcker Gültigkeit und Sinnhaftigkeit der Normen und Vorgaben auf die Probe. Sie sucht nach ihrer eigenen Art, den städtischen Alltag neu zu regeln und erforscht mit performa¬tiven Tests am urbanen Inventar die Grenze des Erlaubten.

URL: http://vimeo.com/223300740

RULING DEFORMANCESTokio, 2017Performance, VideoVideo HD, 9 Min 22 sec

With Ruling Deformances Margit Greinöcker devotes herself to the regularities of the city, the norms and rules, the dos and don’ts in public space. Rules and laws contribute to tolerable coexistence. At the same time this implies deformations of public life.With Ruling Deformances Margit Greinöcker is testing the validity and meaningfulness of regularities. She seeks for her own way to regulate the city’s everyday life. With her performative tests on the urban inventory she explores the border of the permitted.

In „traditionell“ österreichischer Bekleidung unterwegs im Stadtteil Fatih in Istanbul.In einer früheren Zeit erzählten Kleider, welchem Stand oder welcher Zunft wir angehörten – teils unum-stößlich. 2013, im Zeitalter des textilen Überflusses, sind die Schränke gefüllt mit tausend tollen Sachen. Doch bei aller Freiheit der Kleiderwahl erzählen die Hüllen dennoch über unsere Zugehörigkeit oder Herkunft.Bei den Leuten auf der Straße, im Menschengetümmel, kategorisieren wir anhand der Kleidung: Wir lesen, wer die Menschen sind mit all ihren unterschiedlichen Konzepten und Normen vom Leben oder von sich selbst. Die Kleider zeigen religiöse, manchmal auch politische Haltungen, sie machen eine zeitliche oder geografische Zuordnung ihrer TrägerInnen möglich, sie unterstreichen Charakterzüge oder Eigenarten und: sie sind zumeist geschlechtsspezifisch.Je nach Kontext bewirken sie gesellschaftliche Akzeptanz und Anerkennung oder aber Desinteresse oder gar Verachtung. Meine Großmutter trug immer Kopftuch. Ich nicht. Als ein Überbleibsel dieser bäuerlich-tradi¬tionellen Klei-dungskultur ist aber ein Dirndl mit passendem Kopftuch in meinen Besitz übergegangen. Wenn ich es zuhause schon nicht anziehe (nicht zuletzt aus oben genannten Gründen), dann könnte ich es wenigstens in der Ferne einmal ausführen, dachte ich, und packte die Sachen kurzerhand in den Koffer für eine Reise nach Istanbul. So fand ich mich im traditionell-österreichischen Gewand in Fatih wieder, einem eher konservativ-religiös ge-prägten Stadtteil Istanbuls, und war neugierig, was wohl passieren würde...Das Ergebnis ist eine Untersuchung in zwei Bildgeschwindigkeiten, Video und Stills.

KOPFTÜCHERTR, 2010/2013Video HD, 11 min 55 sec

In “traditional” Austrian clothing on the road in Fatih district in Istanbul.In earlier times, clothes told us which status or guild we belonged to, partly unbreakable. In 2013, in the age of textile abundance, the wardrobes are filled with a thousand great things. But despite all the freedom of choos-ing clothes, the covers still tell us about our affiliation or origin.We still categorize people on the basis of clothing: We read who they are with their different concepts and norms of life or of themselves. Clothes show religious, sometimes political attitudes, they make it possible to temporally or geographically allocate their wearers, they underline traits or characteristics and: they are mostly gender specific.Depending on the context, they bring social acceptance and credit but also indifference or even contempt. My grandmother always wore a headscarf. Not me. But as a remnant of this rural-traditional clothing culture, a “Dirndl” with a matching headscarf has passed into my possession. If I do not wear it at home (not least for the reasons mentioned above), then at least I could do it abroad, I thought, and put the things in the suitcase for a trip to Istanbul. So I found myself in the traditional Austrian dress in Fatih, a rather conservative-religious district of Istanbul, and was curious what would happen ...The result is an investigation at two frame rates, video and stills.

Ein landwirtschaftliches Nutzgebäude in Kleinstroheim. Juliane und Mathias Greinöcker errichteten es vor langer Zeit. Eine Stiege, die nicht so alt wurde wie die beiden. Eine Enkelin im heiratsfähigen Alter. Ein Weg in den Himmel. Und ein Herzchen, das aus dem Leib hüpft.

URL: http://vimeo.com/223286282

Architektur im ländlichen Raum

STAIRWAY TO HEAVENAT, 2002, Video DV Pal, 1 min 36 sec

An agricultural utility building in Kleinstroheim. Juliane and Mathias Greinöcker built it a long time ago. A stair-case that didn’t become as old as the two. A granddaughter of marriageable age. A way to the sky. And a heart that jumps out of the body

Im Stadtteil Kesklinn liegt das Wirtschafts- und Finanzzentrum der estnischen Hauptstadt Tallinn. Seit der Un¬abhängigkeit Anfang der 1990er Jahre wachsen gläserne Bürotürme und Shoppingmalls dicht neben Holz- und Backsteingebäuden in den Himmel. Das dynamische Spiel gesellschaftlicher Kräfte, der Wettstreit politischer Ideale im Lauf der Zeit, spiegelt sich im bunten Durcheinander an Fassaden. Zur Musik des estnischen Kom¬ponisten Erkki-Sven Tüür verdichtet Margit Greinöcker die Architekturen Tallins und arrangiert sie in neuer Perspektive, komponiert sie neu.

URL: https://vimeo.com/223288002

KESKLINN INTERFACEEE, 2011, Video HD, 11 min 47 sec Video: Margit GreinöckerKomposition: „Sympioses“ von Erkki-Sven TüürEnsemble: NYYD (Dirigent: Olari Elts)

The district Kesklinn houses the economic and financial center of the Estonian capital Tallinn. Since independ-ence in the early 1990s, glass-fronted office towers and shopping malls have been growing in the sky close to wooden and brick buildings. The dynamic play of social forces, the competition of political ideals over time, is reflected in the colorful confusion of facades. To the music of the Estonian composer Erkki-Sven Tüür, Margit Greinöcker condenses the architectures of Tallinn and arranges them in a new perspective, composes them anew.

Kontakt | margit greinöcker | mag.a | Atelier im Egon-Hofmann-Haus | Im Dörfl 3 | 4020 Linz | [email protected] | 0043-650-3330323 | www.margitgreinoecker.at (under construction)