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VERÄNDERUNG Weil man auch im Alter nie stillstehen sollte. JANUAR 2020 AUSGABE 10

VERÄNDERUNG - Wohnstift am Tiergarten€¦ · Große Emotionen und hochklassige Unterhaltung: Das Gypsy-Jazz-Festival gastierte auf dem Rathsberg. 22 / SENIORENFÜRSORGE IM WANDEL

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VERÄNDERUNGWeil man auch im Alter nie stillstehen sollte.

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4 / DIE WIEDER­ERÖFFNUNG DES KONZERTSAALSNÜRNBERGDer Konzertsaal Nürnberg erstrahlt in neuem Glanz: Modern, schmuckvoll und technisch auf dem neusten Stand.

8 / ES GEHT AUCH ANDERSMenschen, von denen es mehr bräuchte: Dietmar Hahlweg und Manfred Kirscher setzen sich für ein Umdenken ein.

20 /JAZZ MAL ANDERSGroße Emotionen und hochklassige Unterhaltung: Das Gypsy-Jazz-Festival gastierte auf dem Rathsberg.

22 /SENIORENFÜRSORGE IM WANDELEine historische Betrachtung der Institution „Altenheim“.

23 /KOLUMNE MIT KATZEEinfach machen!

23 /RÄTSELGewinnen Sie ein Probewohnen im Wohnstift Rathsberg.

12 /VERÄNDERUNG IN ZAHLENWeil sich auch Veränderung beziffern lässt.

13 /REISEN VERÄNDERTEsteban Cuya schafft mit seinen Bürgerreisen neue Sichtweisen.

16 / KEINE SCHEU VOR VERÄNDERUNG Techniksoziologe Dr. Julian Stubbe über die Chancen der Digitalisierung.

18 /DAS „DIGITALEFENSTER“Gefühlvolle High-End- Technik im Wohnstift Rathsberg.

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„I have a dream – ich habe einen Traum“ – vier Worte einer Rede, die sich tief in das kulturelle Gedächtnis der Welt gegraben haben. Einer Rede, die bis heute ein Symbol für das Aufbegehren einer Minderheit, den Kampf für Menschlichkeit und Gleichberechtigung geblieben ist. Eine Rede, die aufrüt-telte, die so vielen aus der Seele sprach und bei so vielen mehr ein Umdenken einleitete. Aber auch Hass schürte. Worte mit transformatorischer, mit bewegender Kraft. Martin Luther King, Pfarrer, Menschenrechtler, Aktivist, war kein Träumer. Er machte Notwendigkeiten sichtbar, entschleierte Wahr-heiten, prangerte Missstände an. Und wurde auch deshalb ermordet.

Am 23. September 2019 ist die Welt Zeuge einer weiteren großen Rede ge-worden. Verfasst und vorgetragen von der 16-jährigen Umweltaktivistin Greta Thunberg. „How dare you? – Wie könnt ihr es wagen“, klagt sie im Namen der nachfolgenden Generationen, im Angesicht ihrer schwindenden Zukunft sichtlich erschüttert die Mächtigsten unseres ins Wanken geratenen Planeten an. „Menschen leiden, Menschen sterben, ganze Ökosysteme kollabieren. Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und ihr redet nur über Geld und erzählt Märchen eines ewigen wirtschaftlichen Wachstums.“ Worte, die sitzen. Und doch Häme erzeugen. Längst ist Thunberg in den sozialen Medien Gallions- und Witzfigur zugleich. Ja, wie können wir es wagen?

Wir leben in einer Zeit der Herausforderungen. Nicht nur die drohende Klima-katastrophe zwingt uns, unseren Lebensstil zu hinterfragen. Auch Digitali-sierung und Globalisierung schreiten voran und sorgen dafür, dass sich die Welt schneller dreht als je zuvor. Veränderung ist nicht länger eine Option von vielen. Jeder Einzelne und jede Gemeinschaft muss sich mehr denn je fragen: Was wollen wir wagen?

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr Redaktions-Team.

Wohnstift Rathsberg & Wohnstift am Tiergarten – Leserbriefredaktion

per Post / Wohnstift Rathsberg, Rathsberger Straße 63, 91054 Erlangenper Fax / 09131 825 277

per E-Mail / [email protected]

INHALT

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WOLLEN WIR ES WAGEN?

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Selbstredend ist diese Wie-derbelebung ein Ereignis, das sich auch Nürnbergs politische Prominenz nicht entgehen lassen will. Mit Marcus Kö-nig, Fraktionsvorsitzender der CSU und Verantwortlicher im Ausschuss für Stadtplanung in Nürnberg, und Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, sind zwei begeisterte Unterstützer des neuen Konzertsaals anwesend.

Der Konzertsaal verspricht mit seinem besonderen Am-biente der Mittelpunkt der regionalen Künstlerszene zu werden: Seine hervorragende Akustik und technische Aus-stattung machen es möglich, kulturelle Hochgenüsse ganz neu zu erleben. Wolfgang Strittmatter, Vorstandsvor-sitzender des Wohnstift am Tiergarten e.V., bringt es in seiner Rede an die Stiftsdamen und -herren auf den Punkt: „Das ist Ihr neuer Konzertsaal: modern, von höchster Qualität und im neuen Glanz.“ Und bis ins kleinste Detail durchdacht: An den Wänden des ganz in Eichenfurnier gefassten Innen-raums befinden sich schmuck-voll inszenierte Schallabsorber, die störende Hintergrundge-räusche schlucken und dem Klang der Bühne somit Gele-genheit geben, sich klar und unverfälscht zu entfalten. In der schuppenartigen Anord-nung der Absorber konnte eine indirekte Beleuchtung inte-griert werden, mit derer man den Saal in unterschiedliche Lichtstimmungen versetzen kann. Hier wurden nur ener-

gieeffiziente LED-Leuchten eingesetzt, ebenso wie bei der direkten Beleuchtung und der Ausleuchtung der Bühne selbst. Die Lüftung funktio-niert mit einer Wärmerück-kopplung, was den Energie-verbrauch des Saals weiter senkt.

MODERNSTE TECHNIK VERSPRICHT KULTURELLEN HOCHGENUS

Zudem ist der Raum mit einer Beschallungsanlage mit 54 eingebauten Lautsprechern ausgestattet. Der 7.1 Surround Sound verspricht einen vol-len Klang bei Konzert- und Film übertragungen. Die Filme werden auf eine 13,5 m² große Bildleinwand projiziert. Am Abend der Eröffnung sendet der Bayerische Ministerpräsi-dent Markus Söder auf ihr eine persönliche Videobotschaft. Allein für die Medientechnik wurden ca. 4,5 km lange Lei-tungen, unabhängig von der Elektroinstallationen, verlegt.

Bei der Konzeption des neuen Konzertsaals war es dem Planungsteam ein An-liegen, jeder Stiftsdame und jedem Stiftsherrn die Mög-lichkeit zu geben, an den kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen. Deshalb ist die Videoübertragung der Veran-staltungen in Echtzeit in alle 575 Apartments des Wohnstift möglich. Unterhalb des Ei-chenparkettbodens des Saals ist zudem eine über 500 Meter lange Hörschleife eingebaut.

A U F M A C H E R A U F M A C H E R

IM NEUEN GLANZ

Die Lichter gehen aus. Eine erwartungsvolle Stille kehrt ein. Alle Aufmerksamkeit ist auf die große Bühne gerich-tet, die Bettina Hambach, Kulturreferentin des Wohnstift am Tiergarten, in diesem Augenblick betritt.

Es ist der Auftakt eines Abends, auf den Kulturreferenten beider Wohnstifte, Kommunalpolitiker und Stiftsdamen und -herren über ein Jahr lang hin gefiebert haben: Die Wiedereröffnung des neuen Konzertsaals im Wohnstift am Tiergarten in Nürnberg.

Die Wieder- eröffnung des Konzertsaals Nürnberg

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So können Hörgeräte an jedem Sitzplatz im Saal angeschlos-sen werden, um die kulturelle Darbietung auf der Bühne mit dem bewährten Flügel von Steinway & Sons uneinge-schränkt genießen zu können.

In vertrauensvoller Zu-sammenarbeit waren über 25 Gewerke und acht Planungs-büros an der Planung beteiligt, um das drei Millionen Projekt zu verwirklichen. „Wir wollten in Sachen technischer Ausstat-tung, Akustik und Ästhetik keine Kompromisse einge-hen“, betont Wolfgang Stritt-matter. Der Vorsitzende des Wohnstift-Vorstandes weiter: „Der kulturelle Aspekt ist die tragende Säule unserer Philo-sophie und deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal, selbst unter den gehobenen Senioren-residenzen.“ EIN SCHMUCKSTÜCK, DAS DIE MESSLATTE HOCH LEGT

Hinhören, Bedürfnisse er-kennen, Lösungen finden: Der Konzertsaal soll ein Ort der Teilhabe werden, in dem ein Miteinander möglich ist. Ein gemeinsames Sehen, Hören, Spüren und Erleben schafft

Berührungspunkte, die im All-tag oftmals gar nicht zustande kommen. Auch und vor allem zwischen den Generationen. „Kultur baut Brücken“, sagt auch Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner in ihrer Rede zur Widereröffnung. „Und wenn es nur der Austausch über das Gesehene am nächsten Morgen ist: Kultur erwärmt die Seele, gibt neue Impulse und knüpft Kontakte.“ Für Wolfgang Strittmatter steht das außer Frage. Mehr noch: „Wir haben mit diesem Schmuckstück die Messlatte für die Stadt Nürn-berg sehr hochgelegt, was deren Planungen für einen neuen Konzertsaal betrifft.“ Und noch etwas macht den Konzertsaal des Wohnstift am Tiergarten besonders: Die kulturellen Highlights werden für Bewoh-ner und Besucher von außen kostenlos angeboten.

Am Abend der Wiedereröff-nung erwärmen die Dresdner Kapellsolisten im Anschluss an die Eröffnungsreden als erstes Orchester überhaupt auf der neuen Bühne die Herzen der Besucher im vollbesetzen Konzertsaal. Die erstklassigen und mitreißenden Interpretati-onen der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart ziehen jeden in ihren Bann. Neben „Eine kleine Nachtmusik“ und „Di-vertimento“ geben die Dresd-ner Kapellsolisten auch „Se-renata notturna“ zum Besten.

Hochklassige Konzerte wie diese werden von nun an ein fester Bestandteil der kultu-rellen Veranstaltungen im

Konzertsaal sein. Eine Be-reicherung, nicht nur für die Stiftsdamen und -herren, son-dern für die gesamte kulturelle Szene der Region. Oder wie es Prof. Dr. Julia Lehner präzi-siert: „Mozart sagte mal: ‚Was wäre die Welt ohne Musik? Sie wäre nichts‘. Ich sage: Was wäre sie ohne diesen Kon-zertsaal? Sie wäre ärmer.“

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A U F M A C H E RA U F M A C H E R

„Wir wollten in Sachen technischer

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keine Kompromisse eingehen."

Ein gemeinsames Sehen, Hören, Spüren und Erleben schafft Berührungspunkte, die im Alltag oftmals gar nicht zustande kommen.

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Der Treffpunkt könnte nicht schöner, nicht passender sein. Am Südeingang des Erlanger Skulpturengartens am Fuße des Burgbergs federt Alt-Oberbürgermeister Dietmar Hahl-weg die Stufen hinauf. Eine Begrüßung im Blickfeld des „Wächters im Garten Eden“. Heinrich Kirchner hat diese deutlich über-lebensgroßen Figuren größtenteils in den 1970er- und 80er-Jahren geschaffen. Und über das Überleben wird Hahlweg heute auch sprechen. Über die Notwendigkeit und die Leidenschaft für Veränderung, um auch den nach folgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.

Dietmar Hahlweg ( 84 ) prägte als Oberbür-germeister fast ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke Erlangens. Von 1972 bis 1996. In dieser Zeit wurden die Weichen für Erlangen als Fahrradstadt, als Stadt der hohen Lebens-qualität und nicht zuletzt für ein farbenfrohes Miteinander der Kulturen gestellt. Verwal-tungsjurist im Landratsamt ist prinzipiell nicht die erwartbare Ausgangsposition für jemanden, der kommunalpolitisch für Aufsehen sorgen sollte, weil er die ihm und seinen Stadträten anvertraute Stadt im grünen Bereich halten wollte. Erlangen war schon zum Zeitpunkt seiner Wahl eine prosperierende, aufstrebende Stadt. Geprägt von Ingenieuren, Professoren und Studierenden. „Ich spürte aber, dass es mit dem ständigen Mehr, Schneller und Größer so nicht weitergehen kann“, sagt der Politiker in der Rückschau. Die daraus resultierenden Folgen in Form von Luftverschmutzung, dem Verlust an Freiflächen und Wald, all das empfindet der ehemalige Oberbürgermeister „auch körperlich“ als unangenehm. Veränderung, das wird schnell deutlich, hat viel mit Leiden und Leidenschaft zu tun. Und mit Leidensfähigkeit und unbän-diger Überzeugung, das Richtige zu tun.

Es braucht aber auch den richtigen Moment, erinnert sich Dietmar Hahlweg. „Die richtigen Menschen, den passenden Zeitgeist“, nennt er das. Und er hofft, dass es diesen Moment ganz aktuell in der Klimaschutz-Debatte wieder geben kann. Greta Thunberg hat ein paar

Stunden zuvor eine Rede vor der UN-Voll-versammlung gehalten, die vermutlich in die Geschichtsbücher eingehen wird. Die 16-Jähri-ge macht Hahlweg Hoffnung. Der Bericht des

„Club of Rome“ über die Grenzen des Wachs-tums war ein wichtiger Wegweiser für ihn.

„Das war 1961!“, sagt er. „1961!“, schiebt er hin-terher. Ein Jahr später verbrachte er ein Jahr in Pittsburgh (Pennsylvania), „wo man die Folgen der autogerechten Stadt- und Verkehrsplanung und mit extensiver Zersiedelung mit Händen greifen konnte“. Schon da wurde ihm klar, dass man diesen Weg für Deutschland und Europa nicht gehen dürfe. Schließlich ermu-tigte ihn Bundeskanzler Willy Brandt Anfang der 1970er-Jahre, der die Vision des „blauen Himmels über der Ruhr“ ebenso predigte wie den Begriff der „Lebensqualität“ prägte.

„Die Mehrheit der Erlanger hielt meine Forderung nach einem Umdenken für rich-tig“, erinnert er sich. Den Blick auf die in der Herbstsonne dösende Stadt genießt er eher bei-läufig, von „seiner“ Stadt will er nicht sprechen.

„Es ist unsere Stadt.“ Und doch ist sein Name nach 24 Jahren Amtszeit untrennbar mit dem Mut verbunden, aus einer starken Stadt eine noch stärkere zu machen, weil sie sich auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner besinnt. Die

Ist Veränderung tatsächlich ein Kraftakt? Verbraucht Tatendrang zu viel Energie – oder gibt er einem nicht vielmehr Zuversicht und Stärke zurück? In Manfred Kirscher und Dietmar Hahlweg hat die Veränderung zwei zugewandte Mitstreiter gefunden, die jeder für sich beweisen: Der Mut, etwas zu verändern, kennt kein Alter.

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ES GEHT AUCHANDERS

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Die drei Figuren, die das „Bild des Hoffens" darstellen, sind Dietmar Hahlwegs Lieblings-skulpturen. Im Vergleich zu den sonst epischen, oft dem Spirituellen entliehenen Figuren sind sie eher eine muntere Truppe, die tagein tagaus einen der schönsten Blicke auf die Stadt Erlangen vor sich hat.

Lebensqualität bedeutet für Dietmar Hahlweg, auch an morgen zu denken.

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Veränderungen in seiner Amtszeit waren so tief-greifend, dass sie Erlangen zur Marke gemacht haben: Hier geht was. Für Neues und Vorwärts-gewandtes ist diese Stadt „Offen aus Tradition“. Ein Slogan, der aus der Hahlweg-Ära stammt. Genauso die Stadt-Umland-Bahn.

Der Begriff wurde von Dietmar Hahlweg Anfang der 1980er-Jahre in die öffentliche Diskussion gebracht, das Projekt seithter vor-angetrieben. Er ist froh, dass die STUB nach nunmehr 25-jähriger Verzögerung doch noch eine echte Realisierungschance bekommen hat. Für Dietmar Hahlweg stehen Momente wie diese dennoch nicht ganz oben auf der Erinnerungsagenda. „Ich habe Hoffnung, weil die Jugend die Probleme unserer Welt erkannt hat“, sagt er und raschelt durch das Herbst-laub, vorbei an der „Sitzenden“, die in ihrer Sanftheit so gar nicht zu den raumgreifenden Skulpturen an anderer Stelle im Burgberg-garten passen will. Ein Frühwerk Heinrich Kirchners aus dem Jahr 1935. Auch hier hat sich in den vielen Jahrzehnten des Schaffens so manches verändert.

„GR ANDPARENTS FOR FUTURE“ Und auch seit Greta Thunberg mit ihrem ersten „Schulstreik für den Klimaschutz“ am 20. August 2018 vor dem schwedischen Parla-ment auf sich und ihre Positionen aufmerksam machte, ist viel passiert. Ihr Protest – Wozu in die Schule gehen und für eine Zukunft lernen, die es aufgrund der akuten Klimakrise viel-leicht nicht mehr geben wird? – fand schnell nicht nur mediale Aufmerksamkeit, sondern auch viele Nachahmer, die sich unter dem Hashtag #FridaysForFuture organisieren.

Etwa ein Jahr später und ungefähr 17 um-weltfreundliche Stunden Fahrt mit dem Zug oder dem Elektroauto, 83 Stunden mit dem Fahrrad und 278 Kilometer zu Fuß weiter südlich in Erlangen: Hier haben sich beim

„Globalen Klimastreik“ am 20. September etwa 5.000 Menschen auf dem Schlossplatz versam-melt, um gemeinsam für die Zukunft unseres Planeten zu demonstrieren. Längst sind es nicht mehr nur Jugendliche, die für ein Um-denken hinsichtlich Umweltschutz, Gesellschaft und Politik demonstrieren. Eltern gehen ge-meinsam mit ihren Kindern auf die Straße. Sie organisieren sich in einem eigenen Netzwerk,

„Parents For Future“. Sogar „Grandparents For Future“ gibt es. Zu ihnen gehört der 79-Jährige Manfred Kirscher. „Ja, es stimmt. Wir Älteren haben das Thema Umwelt verbockt! Ein Grund mehr, um jetzt aktiv zu werden“, liest man an diesem Tag auf seinem Schild.

Für ihn ist Umweltschutz nicht erst seit Greta ein Thema. Mit ihr teilt er aber ein Motiv: Eine bessere Welt für nachfolgenden Generati-onen schaffen. Die Geburt seines Sohnes 1980 und ein Stück Wald, das etwa zur gleichen Zeit in seiner Gemeinde Langenzenn abgeholzt werden sollte, setzten diesen Denkprozess bei ihm in Gang. Manfred Kirscher beginnt, sich für Dinge zu engagieren, die größer sind als er selbst. Gemeinsam mit anderen Bürgern der Stadt gründet er eine Initiative, die mit Un-terstützung von Naturschützern die Rodung erfolgreich verhindern kann und aus der eine Ortsgruppe des BUND entsteht, in der er sich

als Vorsitzender und Sprecher engagiert. Au-ßerdem ist er Mitglied der Friedensinitiative im Zenngrund, ist als friedenspolitischer Sprecher aktiv. 2011 bekommt er den Ehrenbrief der Stadt Erlangen für seinen Einsatz beim Aufbau der Städtepartnerschaft mit der italienischen Gemeinde Cumiana.

In Siebenbürgen unter dem Eindruck des Kommunismus groß geworden, war er bei seiner Umsiedelung nach Deutschland 1965 stark beeindruckt, dass so etwas wie Ge-werkschaften in einer Demokratie tatsächlich funktionieren. Heute versteht es der ehemalige Vermessungstechniker und Angestellte im öffentlichen Dienst als seine bürgerliche Pflicht

„die Möglichkeiten, die uns die Demokratie gibt, auch wahrzunehmen und gleichsam dafür zu sorgen, dass unsere Demokratie auch eine Demokratie bleibt“. Das sei auch eine Aufgabe der älteren Generationen: „Wir dürfen uns vom

GRÜN,GRÜN,GRÜNErlangen aktiv für den Klimaschutz: Erlangen widmet dem Klimaschutz im November eine ganze Woche. Unter dem Motto „Grün, grün, grün“ beteiligten sich zahlreiche Institutionen wie die Erlanger Stadtwerke oder die Stadtbibliothek an der Aktionswoche für Klima-schutz. Auch das Wohnstift Rathsberg war mit Vorträgen, Filmvorführungen und einem Abschlusskonzert für das Klima dabei.

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Schon Anfang der 1970er-Jahre plädierte man im Wahlkampf in der Stadt Erlangen für ein Umdenken in der Umweltpolitik.

Manfred Kirscher ist über-zeugt davon, dass gerade die ältere Generation in Sachen Klimaschutz ihre Stimme erheben muss.

R E P O R TA G E R E P O R TA G E

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Fortschritt nicht abnabeln. Wir müssen mit jüngeren Menschen in Kontakt bleiben.“ Das SeniorenNetz Erlangen ist in seinen Augen die ideale Institution, um diesen Austausch zu befeuern und sich zu engagieren. „Wir Älteren sollten uns bewusst machen, wie wertvoll unsere Erfahrungen sind. Die nach uns sollen nicht die gleichen Fehler machen. Und wir müssen ihnen dabei helfen.“

Trotz all des Engagements für Frieden und Umweltschutz, hält Kirscher es für ungesund, sich einer Sache völlig zu verschreiben. Er ver-folgt auch andere Hobbys, geht gerne Tanzen.

„Ich bin niemand, der auf alles verzichtet. Aber Ich verzichte auf alles, was verzichtbar ist.“ Sein SUV, den er vor zehn Jahren für seinen Wohn- Te

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wagen gekauft hat, steht also meistens in der Garage. Im Alltag sieht man ihn ausschließlich auf dem Rad. „Eine andere Lebenshaltung wäre frustrierend,“ erklärt er. Denn nicht jede Aktion führt zum Erfolg. Und oft sei es müßig zu beobachten, wie wenig sich bewegt. In Bezug auf den Umweltschutz scheint aber eben doch etwas in Bewegung zu geraten. So viele Menschen wie beim „Globalen Klimastreik“ in Erlangen hat er noch nie bei solch einem Ereignis versammelt gesehen. Veränderung, weiß Manfred Kirscher, kostet weniger Kraft, wenn man sie mit anderen teilt. Oder um es mit Greta Thunbergs Worten zu sagen: „Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles, was wir tun müssen, ist aufzuwachen und uns zu verändern.“

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BE WAHREN Für 78 % der 14- bis 19-Jährigen ist Umwelt- und Klimaschutz relevant und damit einer Studie des Um-weltbundesamtes zu Folge das wichtigste Thema für die Generation "Greta". Gleichzeitig ist die Generation ab 60 mit 22,4 % aber führend in der Unterstützung von Um-weltorganisationen. Übrigens: Was die Jugend kann, kann die Generation 50+ schon lange: 1994 wurde in Hamburg das erste "Team50plus" von Greenpeace gegründet.

REISEN Grenzüberschrei-tender Tourismus nimmt welt-weit stetig zu. Waren es im Jahr 1950 noch 25 Millionen Men-schen, bereisten 2015 bereits unglaubliche 1,18 Milliarden Menschen andere Länder. Einer Studie zufolge werden bis 2025 19 % aller Urlaubs-reisen von Senioren über 70 angetreten und 17 % von 60- bis 69-Jährigen. Großer Beliebtheit erfreuen sich weiterhin die nicht unumstrit-tenen Kreuzfahrtreisen. Von jährlich rund 24 Millionen Pass-gieren weltweit sind die Hälfte über 50 Jahre alt.

GESTALTEN Veränderungen lassen sich durch politische Teilhabe aktiv mitgestalten. 76 % der über 70-jährigen und sogar stolze 81 % der 60- bis 69-jähri-gen Wahlberechtigten nahmen bei der Bundestagswahl 2017 ihr Stimmrecht wahr. Dagegen schafften nur 67 % der 21- bis 24-Jährigen den Weg zur Wahlurne.

(ZUEINANDER) BEKENNEN Liebe kennt keine Altersbegrenzung. Von rund 400.000 Eheschließungen im Jahr 2015 wurden 83.060 zwischen Partnern über 50 geschlossen. Mittlerweile gehören diese „Silberhochzeiten“ in deutschen Standesämtern längst zum Traualltag.

Für Esteban Cuya (Amt für Internationale Beziehungen) ist die Freiheit zu reisen, sich artikulieren

und bilden zu können, essentiell.

R E P O R TA G ER E P O R TA G E

Mit den Bürgerreisen, die er und seine Kollegen im Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg

organisieren, sieht der gebürtige Peruaner für jeden Menschen, ob jung oder alt, die Chance, die eigene Sichtweise auf die Welt zu verändern.

Ebenso auf sich selbst.

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R U B R I K R E P O R TA G E

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Sich aus seiner Komfortzone herauswagen. Die Augen für das öffnen, was in der Welt ge-schieht: Esteban Cuya hat im Laufe seines bewegten Lebens verstanden, wie wichtig das ist. Das Erlebte hat ihn kritisch werden lassen, dem Gewohn-ten gegenüber, den Dingen, die man als gegeben annimmt. Es hat ihn aber auch neugierig gemacht. Die Bürgerreisen ins Ausland, die er aus Nürnberg mit auf den Weg bringt, sieht er deshalb immer auch als

Chance für alle Mitreisenden: „Es geht uns dabei um mehr als um bloße Völkerverständigung. Es geht darum, seine Vorurteile

abzubauen, sich in Toleranz zu üben und eine differenzierte Sichtweise auf weltpolitische Themen zu bekommen.“

Wie schwer das sein kann, erlebte Cuya am eignen Leib. Als junger Mann schreibt er in seinem Heimatland für die Tageszeitung „Ojo“, was über-setzt „Auge“ bedeutet. Er wirft in den frühen 1980er- Jahren einen kritischen Blick auf das von Bürgerkrieg und der Willkür einer Militärdiktatur gebeutelte Peru. Esteban Cuya spricht mit Opfern, beschreibt schonungslos die Missstände des Landes und muss deshalb fliehen. Zunächst arbeitet er in Bolivien als Gastprofessor, dann im Nürnberger Men-schenrechtszentrum, wo er weiterhin gegen lateinamerika-nische Diktaturen vorgeht.

Seither hat sich einiges verändert. Die Arbeit im

Amt für Internationale Bezie-hungen hat seinen Fokus seit zehn Jahren ein wenig ver-rückt. Esteban Cuya möchte heute mehr denn je aufklären, sensibilisieren und bilden. Gab

er bis dato seine Erlebnisse, Eindrücke und Recherchen auf Papier wieder, achtet er heute vermehrt auf das Erleben selbst: „Die Menschen, die mit mir auf die Bürgerreise gehen, sollen die andere Kultur nicht nur theoretisch kennenlernen, sondern erfahren.“

Sein Reiseziel ist Córdoba. Durch das Engagement des Vereins „Centro Español“

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wurde die spanische Stadt im Mai 2010 zur Partnerstadt von Nürnberg. Besonders in An-dalusien werde die einzigartige Vielfalt dieses Landes spürbar, findet Esteban Cuya, zeige sich hier doch eindrucksvoll die Symbiose morgen- und abend-ländischer Kultur. „Diese Gegend nimmt seine Besucher mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte. Hier lebten schon Römer, Christen, Juden und Araber. Und jeder hat einen Beitrag zu etwas Großem und Wunderschönem geleistet“, sagt er.

Und so bestaunen seine Mitreisenden in Córdoba die Mezquita-Kathedrale oder die Römische Brücke, besuchen aber auch soziale Einrich-tungen und Schulen, die die Stadt Nürnberg in Córdoba unterstützt. Auf ausgewählten Weingütern und in Speziali-tätenläden werden lokale Köst-lichkeiten probiert, natürlich im Tausch gegen Nürnberger Bratwürste und Lebkuchen. Zusammen mit dem Kultur-zentrum in Córdoba wird jedes Jahr ein Bürgerfest orga-nisiert, auf dem Deutsche und Spanier trotz Sprachbarriere und unterschiedlicher Tanz-kultur ausgelassen miteinander feiern können.

Diese niederschwellige Art, der anderen Kultur zu begegnen, lässt so manches negative Vorurteil schwinden. Man findet Gemeinsamkeiten, baut Vertrauen auf. Kulturelle Hürden werden überwunden oder mit einem Lachen zur

Kenntnis genommen. „Mit den Bürgerreisen schaffen wir Be-gegnungen, die sonst nicht zu-stande gekommen wären. Das verändert die Menschen“, sagt Esteban Cuya. „Auf beiden Seiten.“ Cuya ist überzeugt: Die Begegnungen halten den Reisenden den Spiegel vor, lehren sie Achtsamkeit, Ver-antwortungsbewusstsein und Dankbarkeit. „Viele meiner Mitreisenden sind überwältigt von der Liebe, die ihnen von den Spaniern entgegenkommt.“

Acht Monate lang plant Esteban Cuya jedes Jahr die Bürgerreise nach Córdoba. Obwohl er das schon lange macht, freut er sich auf jede neue Gruppe: „Ich habe durch die Reisen viel Neues gelernt. Über die Geschichte Europas, seine Völker und Kulturen. Genau wie meine Mitreisen-den musste ich Toleranz erst lernen und habe erkannt: Es geht nicht darum, etwas Unan-genehmes zuzulassen, sondern etwas Gutes anzunehmen.“

„Es geht darum, seine Vorurteile abzubauen, sich in Toleranz zu üben und eine differenzierte Sichtweise auf welt­politische Themen zu bekommen.“

Esteban Cuya hat viel erlebt. Gerade deshalb sieht er es als seine Aufgabe, den Menschen einen neuen Blick auf die Welt zu ermöglichen.

Auf den Bürgerreisen lassen sich die Reisen den von Córdobas Schönheit und Einzigartigkeit faszinieren.

Córdoba

SPANIEN

„Hier lebten schon Römer, Christen, Juden und Araber. Und jeder hat einen Beitrag zu etwas Großem und Wunder­schönem geleistet.“

„Mit den Bürgerreisen schaffen wir Begegnungen, die sonst nicht zustande gekommen wären. Das verändert die Menschen.“

Mehr Informationen zu den Bürgerreisen der Stadt Nürnberg finden Sie unter: www.nuernberg.de/

internet/international/

MENÜPUNKT "Bürgerreisen".

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flüsse? Ist Automatisierung Fluch oder Segen? Diese Fragen aufzuwerfen ist etwas, das ältere Menschen sehr gut zur Digitalisierung und ihrer gesellschaftlichen Einbettung beitragen können. Denn ältere Menschen sind oftmals mit einer gesunden Skepsis ausgestattet und mit der Lebenserfahrung, innezuhalten und nachzufragen.

Wie kann man den Dialog auf Augenhöhe fördern? Das ist eine große Herausforderung. Denn Projekte, die darauf abzielen, Seniorin-nen und Senioren als Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen, sind oft sehr methodisch. Statt die Menschen also der Digitalisierung an-zunähern, verschreckt man sie eher. Offene, ungezwungene Treffen, wie ich sie anfangs zwischen Start-ups und älteren Menschen beschrieben habe, sind da viel effektiver, um einen Dialog auf Augenhöhe zu gestalten. Ein anderer Weg ist, ältere Menschen von Anfang an in die Entwicklung neuer digitaler Anwen-dungen miteinzubeziehen, sodass sie aktiv mit-gestalten und eine digitale Souveränität, also einen kompetenten Umgang und ein Verständnis für Digitalisierung, entwickeln können.

Was versprechen Sie sich davon? Digitalisie-rung bietet Seniorinnen und Senioren Chancen in der Teilhabe am kulturellen und gesell-schaftlichen Leben. An der Art, Informationen zu empfangen und auch weiterzutragen, an den Wegen, ihre Meinung zu artikulieren und an den Möglichkeiten, gesellschaftliche Angebote wahrzunehmen. Das betrifft ganz wesentlich den Bereich der familiären, privaten Kommu-nikation, also den Kontakt zu Familien, Freun-den und Nachbarn. Aber auch die Abwicklung behördlicher Vorgänge. Nur, wenn man sich eingehend mit der Digitalisierung auseinander-setzt und keine Scheu davor hat, kann sie das Leben deutlich erleichtern.

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KEINE SCHEU KEINE SCHEU VORVOR VERÄNDERUNG

Der digitale Wandel in der Gesellschaft ist auch für die ältere Generation deutlich spürbar. Und das ist gut so, findet Dr. Julian Stubbe, Techniksoziologe und Berater des Instituts für Innovation und Technik in Berlin. Mit uns spricht er über die Chancen der Digitalisierung, die Not-wendigkeit einer digitalen Souveränität und den Aus-tausch der Generationen. In

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„Ältere Menschen sind oftmals mit einer gesunden Skepsis ausgestattet und mit der Lebenserfahrung, inne­zuhalten und nachzufragen.“

Herr Dr. Stubbe, wie würden Sie die Bezie­hung der älteren Generation zum digitalen Wandel beschreiben? In meiner Arbeit in der Innovationsförderung merke ich, dass in For-schung und Gesellschaft oftmals ein defizitäres Bild der älteren Generation gezeichnet wird. Man geht davon aus, dass Seniorinnen und Senioren kein Interesse an gesellschaftlichen Veränderungen haben. Doch das entspricht nicht der Realität. Oft sind die älteren Menschen von einem großen Tatendrang getrieben, sich in der Gesellschaft zu engagieren. Und ich bin der Meinung, dass Digitalisierung da helfen kann, diesen aktiven Lebensstil im Alter auch auszu-leben. Die Art und Weise, wie ältere Menschen mit der Digitalisierung konfrontiert werden, ist jedoch meistens ein großes Hindernis.

Gibt es Beispiele, die zeigen, wie das besser gelingen kann? Im Zuge einer Studie bin ich auf einen Verein gestoßen, der beispielsweise einen Dialog zwischen jungen Start-ups und älteren Menschen initiiert hat. Für viele wahr-scheinlich überraschend, hatten sich beide Seiten viel zu erzählen. Bei einem solchen Aufeinandertreffen entstehen auf ganz nieder-schwellige Art tolle und ergiebige Dialoge, die Seniorinnen und Senioren ganz nebenbei in die Welt der „Digitalisierung“ einführen.

Auf welche Weise profitiert die jüngere Ge­neration bei solchen Gesprächen? In Zukunft wird weniger das konkrete Bedienungswissen von digitalen Technologien gefragt sein. Denn die Technik wird immer intuitiver. Vielmehr gewinnt das Orientierungswissen an Rele-vanz. Orientierungswissen ist das Wissen um die Bedeutung digitaler Technologien für das eigene sowie das gesellschaftliche Leben. Also beispielsweise: Was passiert mit meinen Daten im Netz? Was bedeuten Algorithmen für unsere Demokratie, für unsere Informations-

„Orientierungswissen ist das Wissen um die Bedeutung digitaler Technologien für das eigene sowie das gesellschaft­liche Leben.“

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Eine Video-Wand ist definitiv mehr als ein großer Bildschirm. Genau genommen besteht sie aus vier in Reihe geschalteten 8K-Monitoren, die seit Juli 2019 nach einer nur zweiwö-chigen Testphase fest auf dem Rathsberg installiert wurden. Die Notwendigkeit dieses digitalen Fensters ergab sich, als ein Museumsbesuch für an Demenz erkrankte Stiftsdamen und Stiftsherren zu schei-tern drohte, erinnert sich der Geschäftsführer des Wohnstift Rathsberg, Benjamin Borstner. Seine einfache, wie geniale Idee:

„Und was ist, wenn das Museum einfach zu uns kommt?“.

Seither nimmt die Video- Wand ihre Betrachter mit auf eine digitale Reise und ermög-licht es allen Stifstdamen und Stiftsherren, die abgelegensten Orte und die schönsten Kon-zerte zu besuchen. Wenigstens zu sehen. Gezeigt werden 15-minütige, hochauflösende Filme, die speziell für diesen Bildschirm konzipiert und pro-duziert wurden. Neben interna-tionalen Städtereisen entführt die Wand ihr Publikum in atemberaubende Naturkulissen,

lässt sie Kunst bestaunen und in den Genuss renommierter Musikveranstaltungen kom-men. Eine Bergbesteigung, die vielleicht für viele Stiftsdamen und Stiftsherren nicht mehr möglich scheint, ist nun digital wieder erlebbar. Für Benjamin Borstner, ist klar: „Die Konstel-lation aus Monitoren und Inhalt macht dieses digitale Fenster für uns so interessant.“ Zudem werden die filmisch eingefang-enen Impressionen auch einen Hauch langsamer abgespielt, sodass sie eine beruhigende und intensive Wirkung haben und damit ein Eintauchen in die jeweiligen Welten erlauben.

Manchmal weckt der Blick in das digitale Fenster auch sehr Persönliches, erläutert Kornelia Wöhrl, im Wohnstift zuständig für Kultur und Marketing: „Ich

würde das nicht nur als Reise in die Zukunft sehen, son-dern für viele sind es Reisen in Erinnerungen und die eigene Vergangenheit.“ Die Resonanz der Bewohner ist sehr posi-tiv. „Vor allem die Qualität der Bilder, die Intensität und der Inhalt der Filme überzeugt“, weiß Benjamin Borstner. Die Video-Wand, genauer die dort gezeigten Filme, wecken Emotionen, Erinnerungen an vergangene Urlaube oder die alte Heimat. Und das erklärt ihre Anziehungskraft: Vor der Video-Wand versammeln sich regelmäßig Interessierte, die ge-meinsam auf Entdeckungsreise gehen und sich über das Ge-sehene austauschen. Auch bei Menschen mit Demenz zeigt das Projekt eine erstaunliche Wirkung: Einige beginnen, be-rührt von dem Gesehenen und Erlebten, wieder zu sprechen.

Mit der Installation dieses digitalen Fensters konnte im Wohnstift Rathsberg eine Weltpremiere gefeiert werden. Es ist die erste Seniorenresi-denz, in der ein solches System Anwendung findet. Eine Senio-renresidenz am Puls der Zeit.

A D V E R T O R I A L

DAS „DIGITALEFENSTER“

Eine Bildschirmdiagonale von drei Metern – was wie der Traum eines jeden determinierten Filmliebhabers und Heimkinofans klingt, ist die neue Video-Wand im Foyer des Wohnstift Rathsberg. High-End-Technik im Seniorenwohnstift, die echte Emotionen weckt.

Eine Reise in die Welt

Das digitale Fenster im Wohnstift Rathsberg ist das erste seiner Art in einer Seniorenresidenz. Einsatz findet eine solche Video-Wand bisher vor allem in gehobenen Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen. Auf vier 8K-Monitoren entführt das digitale Fenster seine Betrachter in brillanter Auflösung in ferne Länder und zu monumentalen Kunstwerken. Konzerte, Kunstausstellungen und Atelierbesuche inklusive.

„VOR ALLEM DIE QUALITÄT DER BILDER,

DIE INTENSITÄT UND DER INHALT DER

FILME ÜBERZEUGT.“„FÜR VIELE SIND

ES REISEN IN ERINNERUNGEN UND DIE EIGENE

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F E AT U R E

Sie sagen, Festivals sind eine Sache der Jugend? Ende Juni bewies das Wohnstift Rathsberg beim Gypsy-Jazz-Festival ein Wochenende lang: Auch Senioren lassen sich gerne von Musik mitreißen. Ein hochwertiges Konzertprogramm mit internationalen Künstlern, das die Besucher keinen Cent kostete. Ermöglicht wurde dieser krönende Abschluss der Jazzsaison 2018/19 durch den Kulturkreis e.V.

Zugegeben, die eine oder der andere auf dem Rathsberg dürfte dem Festival mit Skepsis, wenigstens mit Überraschung begegnet sein. Jürgen Bachmann, Kulturreferent des Wohnstift Rathsberg, ließ sich davon nicht be-irren: „Künstlerisches Programm heißt, immer auch neue emotionale künstlerische Impulse zu setzen.“ Die Idee für ein Festival hatte er bereits vor zwei Jahren. Sein Ziel: den Besu-chern, allen voran den Stiftsdamen und Stifts-herren, durch das Festival einen möglichst intensiven Musikgenuss bieten.

Intensiv – dieses Prädikat lässt sich dem Gypsy-Jazz mühelos ausstellen. Die Musik-richtung wurde maßgeblich beeinflusst durch den Gitarristen und Banjo-Spieler Django Rein-hardt, der hier verschiedenste Musikstile zuei-nanderfinden ließ – zum Beispiel Elemente des New-Orleans-Jazz der 1920er-Jahre und des französischen Walzers. In Verbindung mit der traditionellen Spielweise der Sinti ergibt sich der unverwechselbare Klang des Gypsy-Jazz. Klassischerweise besteht eine Gypsy-Jazz-Gruppe aus einem Rhythmusgitarristen, einem Sologitarristen und einem Kontrabassisten.

Ohne Gypsy-Jazz-Gitarre, dafür mit moder-nstem Jazz – eröffneten Giovanni Weiss alias Django Deluxe und der Jazzgeiger Sandro Roy das Festival auf dem Rathsberg. Am Samstag-abend ging es dann mit Stochelo Rosenberg, einem der führenden Vertreter des Gypsy-Jazz, und seinem Trio weiter. Sie gaben in traditio-neller Besetzung Klassiker von Django Rein-hardt und Eigenkompositionen zum Besten. Sonntagvormittag lauschte das Publikum im Café Panorama dem sehr individuellen Gypsy-Jazz-Stil des „Diknu Schneeberger Trios“. Sei-nen mitreißenden Abschluss fand das Festival im Auftritt des „Jermaine Landsberg Trios“,

das von Marcel Löffler auf dem Akkordeon begleitet wurde und Klassiker, Eigenkom-positionen und französische Swing Musettes aufspielte.

Euphorie und Begeisterung: Für Jürgen Bach-mann ist das Festival ein mutiger Schritt, der belohnt wurde. Und ein Ereignis, das nach einer Fortsetzung verlangt: „Zu sehen, dass wir in diesem Konzertsaal diesen Klangstandard hinbekommen, war für mich ein Aha-Erlebnis. Mit seinen knapp 400 Plätzen hat unser Saal die perfekte Größe für eine solche Veranstaltung.“ Welcher Musikrichtung Jürgen Bachmann im nächsten Jahr ein Festival-Wochenende wid-men wird, wollte der Kulturreferent noch nicht verraten. Bleiben Sie also gespannt!

Kostenfrei hochwertige Kultur-Veranstaltun-gen genießen – das ermöglicht der Kulturkreis des Wohnstift Rathsberg. Gegründet 1989 mit dem Anspruch, einmal im Monat ein Konzert im hauseigenen Konzertsaal zu veranstalten, finanziert er sich durch Spenden von begeis-terten Kulturförderern. Um Konzert-Highlights wie das Gypsy-Jazz-Festival auch in Zukunft noch realisieren zu können, ist der Kulturkreis heute ein eingetragener Verein und öffnete sich 2018 auch Mitgliedern, die nicht auf dem Rathsberg leben. Te

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„Künstlerisches Programm heißt, immer auch neue emotionale künstlerische Impulse zu setzen.“

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Giovanni Weiss (oben) alias Django Deluxe läutete zusammen mit Jazz-Geiger Sandro Roy (unten) das Gypsy-Jazz-Festival ein.

Das Trio rund um Jermaine Landsberger begeisterte mit Eigen-kompositionen und französischen Swing Musettes.

F E AT U R E

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Sie haben die richtige Lösung? Dann schicken Sie uns das Lösungswort post-alisch unter Angabe des Kennworts „Gewinnspiel“ und Ihrer Kontaktdaten zu. Einsendeschluss ist der 15.01.2020. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Mal ein Wochenende Probewohnen im Erlanger Wohnstift Rathsberg. Die Gewinner werden blind ausgelost und schriftlich benachrich-tigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Unsere Adresse: Wohnstift Rathsberg, Rathsberger Straße 63, 91054 Erlangen, Postfach „Gewinnspiel”

Sie sagen, Katzen können nicht sprechen und erst recht nicht schreiben? Nun, dieses Exemplar schon. Als mittlerweile feste Instanz meldet sich an dieser Stelle der wohnstifteigenen Stuben-tiger zu Wort. Süffisant bürstet er das Leitmotiv jeder Ausgabe gegen den Strich und spricht aus, was viele nur zu denken wagen. Frech, sicher auch ein wenig selbstgerecht, hoffentlich aber immer unterhaltsam. Leider ist Kater Leo am 02.11.2018 von uns gegangen. In dieser Kolumne lebt er ein kleines bisschen weiter.

Auflösung der letzten Ausgabe: Engagement

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Ist er nur eine Frage der richtigen Wort-wahl oder worauf gründet der heute eher schlechte Ruf des Altenheims? Zwischen

„Siechenhaus“ und Seniorenresidenz, Ab-stellgleis und Neuanfang: Wir gehen der historischen Evolution einer Institution auf den Grund, die so schlimm doch gar nicht sein kann.

In einen verdienten Ruhestand zu gehen, war für ältere Menschen Jahrtausende lang eher unüblich. Um die eigene Existenz abzusichern, wurde so lange als möglich geschuftet. War das nicht mehr möglich, kümmerte sich in vielen Kulturen die Familie um die Pflege der Älteren und Alten. Die ersten Vorläufer des „Alten-heims“ entstanden im Mittelalter. Basierend auf dem Prinzip der christlichen Nächstenliebe richteten Kirchen und Klöster Häuser ein, in denen alte, mittellose und kranke Menschen gepflegt wurden, sogenannte Spitäler, Armen- oder „Siechenhäuser“. Spätestens ab der frühen Neuzeit wurden diese Einrichtungen auch von Stiftungen oder Städten getragen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden auch Einrichtungen unter diakonischer Trägerschaft.

Industrialisierung und Urbanisierung verän-derten schließlich Familien- und Wohnstruk-turen so sehr, dass der Bedarf an Unterkünften fürs Alter in allen Gesellschaftsschichten stetig wuchs. In der jungen Bundesrepublik wurde die Altenfürsorge zu einem dringlichen Problem, das allerdings lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt wurde. Das Alter wurde schlicht als Gebrechen gewertet, weshalb die Pflege, nicht unbedingt die Gestaltung des Lebens im Fokus von Altenheimen stand. Von Selbstbestimmt-heit oder gar Selbstentfaltung keine Spur.

Mit dem Projekt Wohnstift Rathsberg in Erlangen sollte das anders werden. Seine deutschlandweit beachtete Gründung 1967 rückte die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt und definierte Ansprüche an das Leben im Alter neu. Aktivität, Selbstbe-stimmtheit und Teilhabe werden hier groß geschrieben. Das Altenheim hatte einen zeit-gemäßen, integrativen Ausdruck gefunden – und einen würdigen Ort, an dem es sich bis heute im Alter nicht nur wohnen, sondern leben lässt.

Auf Selbstständig-keit und Teilhabe im Alter ausgerichtet: Bereits beim Bau des Wohnstift Rathsberg in den 1960er-Jahren wurde das visionäre Konzept mitgedacht.

LÖWENHERZ – Chamäleon oder Gewohnheitstier – zu welcher Sorte zählen Sie? Adaptieren Sie schnell oder lieber gar nicht – oder eben nur dann, wenn es um Dinge geht, die Sie persönlich tangieren? Fakt ist: Dem Wandel entkommt keiner. Ein wahrlich lästiger Zeitgenosse, der auch noch Haltung einfordert, jeden von uns Position beziehen lässt und einen dabei auch mal betont unsanft aus der Komfortzone rüttelt. Es sei denn, wir stehen freiwillig auf. Klar, das geht nicht mehr so ohne weiteres. Und ja, früher wären wir nicht nur aufge-standen, sondern auf die Barrikaden gegangen... Aber heute? Ja, ja, die Zeit. Aus einem Stürmer und Dränger macht sie schon mal einen Vogelstrauß. Deshalb verlasse ich mich auf eine andere transformative Kraft. Der Mut weckt selbst in Stubentigern das Löwenherz.

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WOHNSTIFT R ATHSBERG Erlangen

Donnerstag, 09. Jan. 2020

19 Uhr, Konzertsaal

NEUJAHR SKONZERT – MITGLIEDER DER

STA ATSPHILHARMONIE NÜRNBERG

Donnerstag, 16. Jan. 202019 Uhr, Konzertsaal

KL AVIER­RECITAL VL ADIMIR MOGILE VSK Y

Dienstag, 21. Jan. 2020

19 Uhr, Konzertsaal

DUTCH SWING COLLEGE BAND

Donnerstag, 30. Jan. 202019 Uhr, Konzertsaal

VOR SPIEL ABEND DE S CHRISTIAN­ERNST­

GYMNA SIUMS ERL ANGEN

WIR LADEN SIE EINÖFFENTLICHE KONZERTE

WOHNSTIFT AM TIERGARTENNürnberg

Dienstag, 14. Jan. 202018.30 Uhr, Konzertsaal

TRIO AUREUM – NEUJAHR SKONZERT

Dienstag, 21. Jan. 202018.30 Uhr, Konzertsaal

TRIORIT YDas Jazz-Piano Trio Triority aus Würzburg

begeistert das Publikum auf Bühnen in ganz Deutschland mit seiner Spielfreude und

seiner charmanten und humorvollen Art.

Dienstag, 4. Feb. 202018.30 Uhr, Konzertsaal

ANDY KING – ELVIS INTERPRET „MADE IN GERMANY “

Donnerstag, 27. Feb. 202018.30 Uhr, Konzertsaal

GA ZPACHO – MUSIK ALISCHE DELIK ATE SSEN ODER: WA S HABEN

MOZ ART, FL AMENCO UND GEMÜSE SUPPE GEMEINSAM?

Foto Titel: Jan Kreusel

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Wohnstift Rathsberg e. V. REDAKTION Jürgen Bachmann ( V.i.S.d.P. ) Rathsberger Straße 63 | 91054 Erlangen | TELEFON 09131 825 0

HERAUSGEBER Wohnstift am Tiergarten e. V. | Bingstraße 30 | 90480 Nürnberg | TELEFON 0911 40 30 0 E­MAIL [email protected] und [email protected]

WEBSITE www.wohnstift-rathsberg.de und www.wohnstift-am-tiergarten.de KONZEPT UND UMSETZUNG nuts communication GmbH ART DIRECTOR Janina Rüsseler REDAKTION Birke und Partner GmbH FOTOS Fabian Birke, Jan Kreusel, Wohnstift Rathsberg, Esteban Cuya, Amt für Internationale Beziehungen, VDI/VDE-IT

ILLUSTRATION nuts communication GmbH, DRUCK WIRmachenDRUCK GmbH | Mühlbachstraße 7 | 71522 Backnang