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NOVEMBER 2008 KOSTENLOS 31 NO. das ganze Interview Online Dr. mark Benecke DEIN LOKALMAGAZIN

Vertical November - Mark Benecke Interiew

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Interview mit Mark Benecke. Reine Onlineversion, da für den Print zu lang

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das ganze Interview online

Dr. mark Benecke

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Mark Benecke

Du bist heute in der Kufa – zum ersten Mal.

Was erwartet das Publikum bei deinem

Infotainment-Abend?

Mark Benecke: Ich bin gar nicht zum ersten Mal

in der Kufa. Ich war schon öfter hier – als Gast, z.

B. beim legendären „Welle Erdball“-Konzert, als

die Band versucht hat, eine Animation von hin-

ter der Bühne auf ein Betttuch zu projizieren. Hat

aber zuerst nicht so gut geklappt. Was die Leute

heute erwartet, kann ich noch nicht sagen. Die

können sich das bei mir immer aussuchen und

über das Thema abstimmen.

In den Medien hast du immer etwas gruse-

lige Titel. Du bist der Herr der Maden, Herr

der Fliegen, der Madendoktor… Welchen

Titel würdest du dir selber geben?

Mark Benecke: Icke (lacht, Anmerkung d.

Redaktion: „icke“ = berlinerisch für „ich“).

Welche Eigenschaften muss jemand mitbrin

gen, der Kriminalbiologe werden möchte?

Mark Benecke: Man muss Details mögen, also

eine größere Vorliebe für das Spezielle haben als

für das Allgemeine. Aber mögen reicht da nicht,

man muss auch ein Auge dafür haben.

Kann man das lernen?

Mark Benecke: Ich glaube nicht! So wie ich das

bisher beobachtet habe – bei Kollegen, Studen-

ten und bei mir – ist das eher so: Entweder man

kann das von vornherein oder eben nicht. Ent-

weder findet man Details langweilig oder interes-

sant, dazwischen gibt es nix. Das ist so wie bei

einer Schwangerschaft. Ein bisschen schwanger

InTErVIEW

Mord ist in Mode. Zumindest wenn man einen Blick auf die aktuellen Bestellerlisten und Kinocharts wirft. Auch auf den Primetime-Plätzen der Privatsender tummeln sich dreimal die Woche fleißige CSI-Ermittler und finden auf eine durchaus spannende, aber unrealistische Weise immer den Täter. Wir haben jemanden getroffen, dessen Berufsalltag Leichen jeglicher Couleur sind: Dipl.-Biol. Dr. rer. medic. Mark Benecke ist sein Name inklusive aller Titel. Der Kriminalbiologe ist weltweit renommiert, in den Medien durchaus präsent und Spezialist für forensische Entomologie, die Insekten-kunde im Dienste der Rechtsmedizin. Und ein überaus sympathischer, offener und unterhaltsamer Zeitgenosse.

„Icke“

geht nicht…

Wie sieht denn dein Traumstudent aus?

Mark Benecke: Die sind alle traumhaft. Also die,

die jetzt zum echten Training kommen, also zum

großen Training, sind eigentlich alle cool, auch

in den anderen Ländern. Hauptsache, sie wis-

sen, was sie wollen – das reicht eigentlich. Ich

kann ja schließlich eh nichts an deren Einstellung

tun. Ich bin ja nur wie Professor Xavier (Anmer-

kung d. redaktion: aus den X-Men-Comics), der

die ganzen Mutanten um sich sammelt. Und was

sie dann den ganzen Tag lang machen, kann ich

auch nicht steuern. Ich kann halt nur ab und zu

mal auf sie einwirken mit meiner großen Gedan-

kenmaschine da oben.

Aber ich kann mich nicht die ganze Zeit um sie

kümmern.

Du bist ja ein weit gereister Mann, hast quasi

die ganze Welt gesehen…

Mark Benecke: … nein, Krefeld habe ich nur

zwischen Bahnhof und Kufa gesehen. Das wird

heute auch wieder so sein, weil ich nach meinem

Auftritt schnell zurück laufen muss, um den letz-

ten Zug um 23.35 Uhr zu kriegen. Danach fährt

nämlich nichts mehr. Meine einzige Alternative

wäre, mit der Straßenbahn nach Düsseldorf zu

fahren. Und da will ich auf keinen Fall hin (lacht).

Um zur Frage zurück zu kommen. Was

ist denn für dich der schönste Ort auf der

Welt?

Mark Benecke: (überlegt) Meine Küche. Ist

immer schön da, kannst immer lecker frühstü-

cken. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich so

selten da bin. Für mich ist meine Küche wie ein

Phantasieland, wo ich immer hin will. Die Ein-

richtung ist richtig alt, von der Oma einer Ex,

und die Kacheln sind auch aus den 50er Jah-

ren. Das versprüht so einen urigen Charme. Ich

muss zwar zwischendurch immer die Fugen aus-

kratzen, weil sonst alles vergammelt. Aber das

geht jetzt wahrscheinlich doch etwas zu sehr ins

Detail, oder ? (lacht)

Ja, deswegen wechseln wir jetzt das Thema.

In der „Neon“ wurdest du mal zum Thema

Fernbeziehungen befragt. Lebst du immer

noch in einer Fernbeziehung?

Mark Benecke: Alle meine Beziehungen, auch

die freundschaftlichen, müssen immer auch aus

der Ferne funktionieren. Ich fahre jetzt zum Bei-

spiel wieder nach Kolumbien, dann habe ich

dort wieder Freunde. Das könntest du auch Udo

Jürgens fragen. Der würde dir dasselbe erzäh-

len: Wenn du die ganze Zeit durch die Gegend

gurkst, um wie er Konzerte zu geben oder wie

ich irgendwo in der Welt zu arbeiten, dann ist

das total normal. Der Begriff Fernbeziehung

trifft es dann noch nicht einmal mehr. Es ist ein

normalzustand.

Könntest du dir denn auch vorstellen, so

ein richtig „spießiges“ Leben zu führen mit

Haus, Frau, drei Kindern, einem Hund und

einer Katze?

Mark Benecke: Lieber wären mir drei Häuser,

vier Frauen… (lacht). Also, ich habe da kein Pro-

blem mit. Steht nur eben überhaupt nicht zur Dis-

kussion. Freiberufliche Kriminalbiologen sind ja

quasi Subsistenzwirtschaftler, die vom reisen

leben. Viele Freunde von mir, die Künstler sind

oder ebenfalls so einen komischen Job haben

wie ich, die leben auch so, für die ist das abso-

lut normal. Im Endeffekt ist das so, als würde

ich dich fragen: Könntest du dir vorstellen 2,20

Meter groß zu sein? Irgendwie geht das, aber

dann auch wieder nicht.

Du hast viele Tattoos. Welches war dein

erstes?

Mark Benecke: Mit 18 Jahren eine Echse auf

dem rücken.

Sind Tätowierungen für dich nur Kör-

perschmuck oder haben sie eine tiefere

Bedeutung?

Mark Benecke: Och, Schmuck würde ich nicht

sagen. Ich finde Tattoos normal. Ich kann nicht

verstehen, wie man sich nicht tätowieren lassen

kann.

Aber die Menschen machen sich doch

Gedanken, bevor sie ins Tattoo-Studio

gehen: Welches Motiv soll ich wählen? Will

ich das wirklich? Schließlich muss ich doch

damit mein ganzes Leben lang rumlaufen…

Mark Benecke: Sobald du dich fragst, was du

dir tätowieren lassen sollst, willst du das eigent-

lich gar nicht. Viele Tätowierer sagen, dass sie

nur das sichtbar machen, was sowieso schon

an dieser Stelle, beziehungsweise in der Person

drin ist. Das klingt jetzt ein bisschen nach Scha-

manen-Blabla, aber da ist wirklich etwas dran.

Wenn mich jemand fragt: „Was denkst du, wel-

ches Motiv oder Piercing passt zu mir?“, dann

beantworte ich das grundsätzlich nicht. Schließ-

lich muss das jeder für sich entscheiden, das

ist ganz und gar eine individuelle Frage. Meine

Tätowierungen sind aus ganz unterschiedlichen

Gegenden. Oft bekommen sie auch erst hinter-

her eine Bedeutung. Ich entscheide mich immer

spontan für ein Tattoo.

Was hast du dir zuletzt stechen lassen?

Mark Benecke: Hier am Handgelenk, das ist

noch ganz frisch, deswegen ist da noch der

Verband drauf. Was da steht, ist finnisch. Eine

Freundin hat mir das mal aufgeschrieben. Es ist

ein Schimpfwort, das ihr jemand in einem Blog

an den Kopf geworfen hat: Pinkimeikipillu. Das

fand ich so totenlustig. Erstens, wie es sich

anhört, und dann auch, dass das so ein krasses

Schimpfwort ist.

Was bedeutet es?

Mark Benecke: rosa Kosmetik-Fotze. Meine

Freundin hat dazu nur gesagt: „Pöh, davon lasse

InTErVIEW

ich mich nicht beleidigen. rosa finde ich geil,

ich bin Kosmetikerin und eine rosa Pussy habe

ich auch. Ja also, da gibt es keine Beleidigung.“

Ich finde so eine Einstellung super, so cool muss

man erst einmal sein.

Du stehst ja eher auf „dunkle“ Musik, Dark

Wave und EBM…

Mark Benecke: … meine Schwester übrigens

auch. Das muss irgendwie genetisch sein, denn

wir haben uns bestimmt zehn Jahre lang nicht

gesehen. Und dann habe ich sie gefragt: „na, was

legst du denn so für Sachen auf?“ Und wir hatten

einen identischen Musikgeschmack. Aber jetzt

habe ich dich unterbrochen. Entschuldige…

Macht gar nichts. Worauf ich hinauswollte:

Die Leute denken bei deinem Beruf: Den

kann garantiert nichts schocken, der sieht

nur Leichen, Maden, Dinge, die für die meis-

ten ekelhaft und abstoßend sind… Hast du

vor irgendwas Angst, vielleicht sogar eine

Phobie?

Mark Benecke: Also erstmal: Das Problem sind

InTErVIEW

eigentlich nicht die Leichen, meiner Meinung

nach. Jetzt vor kurzem wurde ja auch in Bonn

eine zerstückelte Leiche gefunden. Da kamen

Studenten auf mich zu und sagten: „Bäh, voll

ekelig.“ Aber ich konnte nur antworten: „Hä?

raff’ ich nicht.“ Was ist denn an verwesenden

Leichen, zum Beispiel an verwesenden Schwei-

nen, mit denen wir oft experimentieren, ekelig?

Das kann ich nicht nachvollziehen.

Aber verwesende Schweine oder Menschen

sind doch kein schöner Anblick…

Mark Benecke: Hm. Ich glaube, wenn du das

ekelhaft findest, dann denkst du immer noch zu

sehr an den Menschen, der dahinter steckt. Das

ist ein Berufsfehler. Wenn ich solche Gedanken

hätte, könnte ich nicht arbeiten. Du darfst einfach

nicht darüber nachdenken, was mit dem Men-

schen passiert ist. Es ist auch kein Unterschied,

ob nur der Arm abgehackt oder die gesamte Lei-

che in 20 Zentimeter dicke Stücke zerlegt ist.

Das ist vollkommen schnuppe.

Hattest du diese Gelassenheit von Anfang an

InTErVIEW

oder hast du sie dir antrainiert?

Mark Benecke: nein, das kannst du nicht. Das

ist wie mit den Details: Entweder du magst sie

oder eben nicht. Es ist doch ganz normal, Men-

schen geben ihren neigungen nach. Leute, die

sich für Emotionen interessieren, werden Pries-

ter, Sozialarbeiter, Psychologen oder weiß der

Henker was. Die landen nicht in meinem Job.

Und was ist mit der Phobie?

Mark Benecke: Ich hatte eigentlich immer

vor Spinnen Angst, aber das hat sich in letzter

Zeit irgendwie gelegt. Komisch. Gestern Abend

haben meine Mitarbeiterin Saskia und ich eine

große Kreuzspinne angepustet, die ist dann

auch runtergefallen und wir sind zwar noch einen

Meter zurückgewichen, aber nicht mehr so wie

früher (Anmerkung d. Redaktion: Mark kreischt

zur anschaulichen Beschreibung).

Tötest du Spinnen?

Mark Benecke: nee, nee. Umbringen würde ich

die nicht. Um Gottes Willen. Ich töte keine Lebe-

wesen. Wozu? Die dürfen ruhig da sein, ich will

nur nichts mit denen zu tun haben.

Würdest du auch keine Mücke umbringen?

So eine, die dich nachts wach hält, weil sie

ständig an dir vorbeifliegt.

Mark Benecke: nein, auf keinen Fall. In solchen

Situationen lege ich mir ein Kissen auf den Kopf.

Ich lege mich seitlich hin – dann geht das eine

Ohr in richtung Kissen und das andere rich-

tung Matratze. Und Stiche stören mich nicht.

Aber eigentlich habe ich auch immer verschie-

dene Sorten Öhrstöpsel dabei – speziell ange-

passte. Welche, wenn es zu laut ist. Zum Beispiel

auf Konzerten – passiert aber nur ganz, ganz,

ganz selten, höchstens einmal im Jahr. Da sind

Lautstärkefilter drin. Und welche mit Totaldäm-

mung. Im Zug sind sie super, weil die Leute da

oft schnarchen.

Du hast keinen Fernseher und kein Radio…

Seit wann?

Mark Benecke: noch nie gehabt. Obwohl doch,

als Kind. Klar! Mein Vater, so voll aus den Siebzi-

gern, Koteletten und dicke Stereoanlage, natür-

lich. „Fasst meine Platten nicht an, Leute!“ Klar

hatten meine Eltern einen Fernseher.

Und das war also ein Trauma und du hast

InTErVIEW

dich dagegen entschieden…

Mark Benecke: nee, nee, nee. Musik finde ich

super. Aber Fernsehgucken und radiohören –

das ist doch anachronistisch. Da wird dir etwas

vorserviert. Was soll die Scheiße?

Guckst du keine Nachrichten?

Mark Benecke: Ach was! Die sind doch total

beliebig und wahllos. Wie soll eine Sendung das

ermitteln, was für die Menschen im Durchschnitt

in Deutschland interessant ist? Das ist per se ein

total hirnverbranntes Konzept. Auf der Welt pas-

sieren pro Millisekunde hunderttausend Ereig-

nisse. Und eine redaktion soll entscheiden, was

für mich interessant ist? Beknackt.

Bist du politisch interessiert?

Mark Benecke: nö.

Gehst du wählen?

Mark Benecke: Ja, aus Prinzip. Da schimpfe

ich auch meine Studenten, weil die ja nicht mehr

wählen gehen. Ich halte dann immer einen gro-

ßen Vortrag, dann schnarchen alle. Aber ich sage:

„nee, Leute, nee!“ Das raffen die nicht! Und ich

krieg dann nur zu hören: „Ach, komm hau ab,

alter Mann!“ (lacht)

Man muss schon wählen gehen. Wenn du dein

Wahlrecht nicht in Anspruch nimmst, dann hast du

hinterher auch rechtfertigungsprobleme. Außer-

dem kannst du von Grundrechten wie dem Wahl-

recht meiner Meinung nach nicht zurücktreten:

Du kannst zum Beispiel auch nicht unterschrei-

ben, dass du menschenunwürdig behandelt wer-

den sollst. Das kannst du nur privat machen bei

irgendeiner SM-Session oder so. Aber du kannst

hinterher nicht vor Gericht sagen: „Ja, ja, das

war ein Vertrag.“ Solche Fälle haben wir. Aber die

Verträge sind nicht wirksam.

Und wie war das beim Kannibalen von

Rothenburg?

Mark Benecke: Da hatte der richter echte Pro-

bleme mit. Armin Meiwes, der Kannibale, wurde

ja auch erst in der zweiten Instanz wegen Mor-

des eingebuchtet. Die Begründung des ersten

richters war: „Täter und Opfer hatten zwar beide

dasselbe Ziel, aber unabhängig voneinander: Der

Meiwes hat’s nicht gemacht, um dem Brandes

einen Gefallen zu tun. Das war keine Tötung auf

Verlangen.“ Deswegen urteilte der erste richter

auf Totschlag, weil Meiwes ein Eigeninteresse

hatte, das unabhängig von Brandes’ Wunsch

war. Das alles kam Armin Meiwes nur gelegen.

Welches Verhältnis hast du denn zum Tod?

Mark Benecke: Gar keins. Tot ist tot. Bin ich

Christ oder was?

Bist du?

Mark Benecke: nein, ich stehe nicht auf dop-

pelte Buchführung. Entweder du führst dein

Leben oder du machst das wie mein protestan-

tischer Vater: „naja, könnt ja sein, dass da doch

was ist. Glaube ich zwar nicht, aber man muss

auf nummer sicher gehen.“ Das kannst du natür-

lich machen, aber ich kann das nicht. Wenn du

jetzt einen anderen kulturellen Background hast,

speziell wie ich ursprünglich einen katholischen,

dann ist das irgendwie was anderes. Protestan-

ten fragen sich eher: Warum sollte ich auf Gott

verzichten, wenn es was nützt? Das ist eher eine

nutzenüberlegung. Der Katholik hat Angst, dass

er für seine Sünden bestraft wird. Das hat eine

ganz andere Schwere. Ist mir aber egal, weil es

sich um eine Märchenwelt handelt.

Präzisieren…

Mark Benecke: Die Protestanten haben zwar

auch Angst, klar. Aber anders. Das siehst du zum

Beispiel auch an den Vampirleichen. nicht ver-

wesende Leichen wie Johannes XXIII. gibt es nur

bei Katholiken. In den protestantischen Gegen-

den gibt es keine unzersetzten heiligen Leichen.

Die toten Menschen waren dort gotteslästerlich –

der fliegende Holländer zum Beispiel, der sagte:

„Ich segle, wie ich will, Gott! Ist mir egal, was du

denkst…“ Die orthodoxe Variante ist, dass die

Vampirleichen auf der Erde noch etwas zu erle-

digen haben. Das sind dann eher Geister. Die

haben noch etwas offen, meistens in der Liebe.

Wir in Deutschland denken eher, dass Geister

dann noch eine rechnung mit dem Mörder offen

haben. Aber im christlich-orthodoxen raum kön-

nen die Toten nicht gehen, weil sie ihre Familie

InTErVIEW

zu sehr lieben. Dann können sie nicht verwesen.

Und müssen dann auch manchmal die Familie ins

Grab nachziehen.

Gibt es das wirklich?

Mark Benecke: Ja, in kleinen Gebieten im heu-

tigen rumänien, da gibt es die so genannten

Strigoj. Eigentlich sind das Hexer. Die können

manchmal als Untote die Familie nachziehen. Ja

ja…

Das klingt alles ziemlich gruselig. Glaubst

du daran: an Geister, Untote, Vampire?

Mark Benecke: Eigentlich nicht. natürlich ist

alles möglich. Klar kann es Aliens geben, das

kannst du nicht widerlegen, unmöglich. Das ist

wie bei den Primzahlen. Ein Mathematiker würde

nie behaupten, dass es unendlich viele gibt. Du

kannst es nicht beweisen.

Ich sehe solche Vorkommnisse aber als Einzel-

fälle. Als Kriminalist machst du kein naturwissen-

schaftliches Statement, sondern eine kritische

Einzelfallbetrachtung. Ob eine katholische reli-

quie oder ein BH von Madonna, den du auf Ebay

ersteigerst – du kannst ein Zertifikat haben, die

Echtheit mit allen möglichen Mitteln prüfen, aber

du kommst irgendwann an einen Punkt, da sagst

du: Ich glaub’ das jetzt. Bei religion geht es um

InTErVIEW

Alles über den Doc gibt es auf:www.benecke.com

Info

Glauben, nicht um Wissen. Das sehen auch die

Zeugen Jehovas so. Wenn du wirklich mal mit

ihnen zu Ende diskutierst und sagst: „Ihr könnt

mich nicht überzeugen“, dann sagen sie: „Wir

wollen Sie ja auch gar nicht überzeugen, wir wol-

len Sie überreden“ (lacht).

Ergänze bitte: Lieber tot, als…

Mark Benecke: … untot.

Willst du nicht auf Ewig auf der Erde

wandeln?

Mark Benecke: Weiß nicht, müsste man mal

ausprobieren. Wir müssten ein Experiment

machen. Hast du ein Angebot? Willst du mir

deine Seele verkaufen? Zwei habe ich schon.

Aller guten Dinge sind drei.

Wer hat sie dir gegeben?

Mark Benecke: Leichtfertige Mädchen…

Noch ein kleiner Tipp an unsere Leser: Du

als Experte, wie würdest du einen Mord

begehen?

Mark Benecke: Gar nicht. Aber es gibt den per-

fekten Mord: Auftragskiller anheuern, Profi. nicht

unbedingt das günstigste Angebot wählen – wie

beim Klempner. Und es dann am helllichten Tage

über die Bühne bringen lassen…

Text: Agnes Absalon

Titelbild: Sedath Mehder www.sedatmehder.com

Fotos: 1.Mark Benecke, 2.Manfred Breber, 3.www.benecke.com