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65ER NACHRICHTEN VIERTELJAHRESZEITSCHRIFT FÜR DIE ÄLTEREN MITBÜRGER JAHRGANG 40 - SOMMER 2010 - HEFT 154

Vierteljahreszeitschrift für die ältereN MitbürgerErinnerungen an Essen und Trinken Originalausgabe. BAND 1 - Erinnerungen an Essen und Trinken, 192 Seiten mit vielen Abbildungen,

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Page 1: Vierteljahreszeitschrift für die ältereN MitbürgerErinnerungen an Essen und Trinken Originalausgabe. BAND 1 - Erinnerungen an Essen und Trinken, 192 Seiten mit vielen Abbildungen,

65er NachrichteNVierteljahreszeitschriftfür die ältereN Mitbürger

Jahrgang 38 - Weihnachten 2008 - heft 148Jahrgang 40 - Sommer 2010 - heft 154

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In dieser Ausgabe lesen Sie:

65er Nachrichten, Sommer 20104

AllgemeinesVeränderter Einsendeschluss/Mit frischem Windauf neuem Kurs/Matinee der VolkshochschuleRhein-Sieg mit dem Schubertbund Siegburg 5Mehr Bewegung im Alter - für ein selbständigesLeben 6Buchtipp „Gegessen wird immer”/Schön war die Zeit 7Sonne und Medikamente/Dank an die „65erNachrichten” 8Buchtipp „Von Köln nach Tokyo” 9/10Leserbrief zu dem Artikel „Wiedersehen im Alpenhäuschen” 10Galaball mit Tanzturnier um die SiegburgerSchnelle/Fakten zum Schlaf/Alzheimer: Infekte sind gefährlich 11Besuch in Buenos Aires/Spaziergang im Lohmarer Wald 12Zahlenrätsel 13Fotorätsel/Leserbrief zum Fotorätsel, Heft 153 14Vorsicht vor Zecken/Sieben Frühstückstipps, die gut für die Figur sind 15Sozialrechtsberatung für Menschen mit Behinde-rung/Nur ein Lächeln/Herzschwäche besser imGriff 16Platons Eignungsprüfung zur Philosophie .../Jede Minute zählt 17Unterwegs auf Nummer sicher 18Bekannte gesucht 19Kostenlose Vorträge und Kurse für Senioren inSiegburg 19/20/21Alzheimer Sprechstunde 21Kreislaufversagen durch Wespenstich 22 Veranstaltungen bis September 2010 23-24

BesinnlichesEin Lob der AWO/Sommerzeck 25Gartenfreuden/Nachdenkliches/Die ewige Lüge 26Freundinnen/Kein Verlass/Verlustiges 27Lied über das Johannistürmchen/Neujahr alsJungbrunnen/Betrachtung zum Alter 28

Die Rückkehr der Kölner Heinzelmännchen29/30Elegie auf einen gezogenen Zahn/Gedankenin der Sommernacht/Spätsommer 1945 31Die Sage vom wilden Mann 32/33Träume/Entschlusskraft/Stilblüten/Eine Einsicht 33Fünf Ratschläge für Senioren/Sommer 34Lachen/Mädchen auf dem Rad/Der Rhein/Die Postboten 35Der alte Sessel/Die Knoppkess/Möglichkeiten 36Die Duselphase/Der alte Brunnen/Kasachstan 37Wer hat die dreißigste Mark?/Gedächtnis-lücken/Nicht ernstzunehmende Bauern-weisheiten 38Glückwünsche 39/40

NostalgischesEngelbert Humperdinck und Usedom 41/42Leserbrief/Siegburger Postgeschichte 42„55 Jahre Mittlere Reife” 43/44Ehemalige Mitschüler der HumperdinckschuleSiegburg gesucht 44Kriegsbeginn im Sommerurlaub 1939 45/46Ausgewandert vor 140 Jahren 47/48Rückblick auf unsere Jugendzeit 48Erlebnisse und Erinnerungen mit dem Schubert-bund Siegburg Teil XII 49/50Außergewöhnliche Begegnungen und Maßnah-men bei Affen 51/52Bürokratie nach Ende des 2. Weltkrieges/Fotoerinnerung 53Jugendzeltlager 1946 54/55Rudersport, Schwimmen und Camping anund in der Agger 56/57Fotoerinnerung 57Romantik auf der Sieg 58/59Kinder der Wolsdorfer Straße 59Fotoerinnerung/Führers Scheitel 60Kolumbianisches Abenteuer 61/62Fotoerinnerung 62„Otto Schüler - Baustoffe” in SiegburgEin Rückblick Teil I 63Sensationeller Auftritt in Siegburg 64

Herausgeber: Kreisstadt Siegburg, 53721 Siegburg, Nogenter Platz 10, Finanzielle Unterstützung zur Herausgabe dieser Ausgabe gewährten:RMK Hausverwaltung, Siegburg; Sparda-Bank, Siegburg; Comp-/-S R. Ballensiefen, Siegburg; AOK Rheinland/Hamburg;Orthopädie Kurenbach, Siegburg; KreissparkasseKöln; Seniorenzentrum Siegburg GmbH; Dr. med. dent. Cato Ferrier, Siegburg; Optiker Hilbich, Siegburg

Redaktion:Heinz-Dieter Gessner, Tel: 02241/102-290 ([email protected])Marion Ulmke Tel: 02241/102-254 ([email protected]), Andrea Hermes, Tel: 02241/102-291 ([email protected])

Auflage: 8.000Titelbild: Strandbad an der Sieg mit Restaurant „Zum Alpenhaus” (Juli 1951)Redaktionsschluss: Um Beiträge für bestimmte Quartale zeitgemäß berücksichtigen zu können,

bitten wir, folgende Abgabetermine zu beachten:für die Frühlingsausgabe: 01.01. Sommerausgabe: 01.04.

Herbstausgabe: 01.07. Weihnachtsausgabe: 01.10.

Ein Bezugspreis für die Seniorenzeitung wird nicht erhoben. Jedoch freuen wir uns über Spendenüberwei-sungen an die Stadtkasse Siegburg unter Angabe 459101 00000400 315010101 auf Konto 200330013 bei derBrühler Bank eG, BLZ 37069991 (s. beiliegenden Zahlschein)oder Konto 1005958 bei der Kreissparkasse Köln,BLZ 370 502 99. Für Spenden bis zu 200,00 Euro gilt der Überweisungsträger als Spendenbeleg. Für höhereBeträge erhalten Sie eine gesonderte Spendenbescheinigung der Stadt Siegburg. Allen Spendern herzlichenDank!

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Allgemeines

65er Nachrichten, Sommer 2010 5

Veränderter Einsendeschluss

Liebe Leserinnen und Leser,aufgrund der Vielzahl der Einsendungen ist es er-forderlich, den jeweiligen Einsendeschluss für die65er Nachrichten vom 20. auf den jeweils 1. desMonats vorzuziehen.

Somit belaufen sich die Abgabetermine wiefolgt:Frühjahrsausgabe: 1. JanuarSommerausgabe: 1. AprilHerbstausgabe: 1. JuliWeihnachtsausgabe: 1. Oktober

Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.

Ihr Team der Redaktion „65er Nachrichten“

Mit frischem Wind auf neuem Kurs

Das Volkstheater Siegburg ist wieder da – mit neu-em Team und frischem Konzept

Nach einer längeren, kreativen Pause ist es endlichsoweit. Das Volkstheater Siegburg öffnet wieder sei-ne Pforten und wird mit einem neuen Team und ei-nem frischen Konzept seine Arbeit aufnehmen.

In diesem Jahr kann sich das Publikum auf das sprit-zige neue Volkstheaterstück „Gute Nachbarn, netteNachbarn“ freuen, das im Oktober seine Premierefeiert. Weiterhin ist im November mit „Sieburch singsich wärm“ eine musikalische Einstimmung auf dieKarnevalszeit geplant, wie auch ein fröhlicher Le-senachmittag mit Texten von Joachim Ringelnatzund Heinz Erhardt, der von einer namhaften Schau-spielerin interpretiert und mit Musik untermalt wird.Natürlich findet im Dezember auch die beliebte „Sie-burjer Weihnacht“ statt.

Die künstlerische Leitung des Volkstheaters liegt er-neut in den bewährten Händen von Hans Fischer,der als Postbote Kempf aus der TV-Serie „Die An-rheiner“ bekannt ist. Für die musikalische Unterstüt-zung konnten der beliebte Siegburger EntertainerSiggi Klein sowie Many Lohmer, der „Jung usm Vür-jebirch“, gewonnen werden.

Weitere Informationen gibt es per Email unter [email protected] oder Telefon und Fax un-ter 02241-2392827.

Matinee der VolkshochschuleRhein-Sieg mit dem Schubert-

bund Siegburg zum Auftakt desSemesters 2/2010

Die Welt des Franz Schubert in Texten und Lie-dern – ein Gesprächskonzert

Michael Stegemann, der Biograph GlennGoulds, sagt über Franz Schubert in seinemBuch „Ich bin zu Ende mit allen Träumen”: Zum Ersten: das früh vollendete, verkannte Ge-nie, die Wiener Biedermeier- und Ländlerselig-keit;Zum Zweiten: 31 Lebensjahre und 998 katalo-gisierte Werke;Zum Dritten: Säufer und Syphilitiker, verkrachteExistenz und Wirtshausgenie am Rockzipfelseiner Freunde. Wolfgang Weinrauch und der Schubertbund ge-hen in Texten und Liedern den Spuren des Le-bens eines der bedeutendsten Musikschaffen-den der Geschichte nach. Mit Auszügen ausseinen Briefen und überlieferten Begebenhei-ten, ergänzt um treffende Liedbeispiele, wirdder Versuch unternommen, Franz SchubertsWesen vom „Himmelhoch jauchzend zu Todebetrübt” den Gästen näher zu bringen.

Ort: Aula des Missionspriesterseminars St. Au-gustin Zeit: Sonntag, 05.09.2010, 11:00 UhrEintritt: 12,00 EUREintrittskarten erhältlich in der VHS-Geschäfts-stelle, Ringstraße 24, 53721 Siegburg

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Allgemeines

65er Nachrichten, Sommer 20106

Mehr Bewegung im Alter – für ein selbständiges Leben

Heute weiß jeder, dass Bewegung die Gesund-heit fördert, fit hält und sich positiv auf dasWohlbefinden auswirkt. Manche wissen es auseigener Erfahrung: Sie haben erlebt, dass Be-wegung das einzige Mittel ist, das gegen per-manente Rückenschmerzen hilft. Andere habengespürt, wie der Alltagsstress nach einer Stun-de Sport an der frischen Luft wie weggeblasenist. Oder sie haben die Erfahrung gemacht,dass Krafttraining nicht nur die Muskeln stärkt,sondern auch psychische Kraft verleiht.

Doch all diese Wirkungen klingen fast wie Ne-bensächlichkeiten im Vergleich zu dem, was eingezieltes Bewegungstraining im Alter vermag.Bewegung erhält die Selbständigkeit des altenMenschen, weil sie die körperlichen Kompeten-zen fördert, die man braucht, um den Alltagselbständig und ohne fremde Hilfe bewältigenzu können.

Klar ist: Die Pflegebedürftigkeit steigt ab dem75. Lebensjahr drastisch an, da ab diesem Alterverstärkt Krankheiten auftreten. Oft liegt derGrund jedoch darin, dass die Körperfunktionenim Laufe der Jahre immer weiter nachlassen.Zunächst werden die Muskeln schwächer unddas Treppensteigen wird schwieriger. DieStandfestigkeit lässt nach, man fühlt sich unsi-cher auf den Beinen. Die Bewegung wird ein-geschränkt, man schafft es nicht mehr, sich al-lein anzuziehen oder zu waschen. Schreitet die-ser Prozess immer weiter fort, führt das zum all-mählichen Verlust der Selbständigkeit und letzt-lich zur Pflegebedürftigkeit.

Erhalten bleibt nur, was benutzt wird!

Das Nachlassen der körperlichen Funktions-fähigkeit ist eine normale Alterserscheinung.Doch es ist heute eindeutig nachgewiesen,dass dieser Prozess nicht zwangsläufig in Pfle-gebedürftigkeit mündet, sondern ganz erheblichvom Training der körperlichen Fähigkeiten undFertigkeiten beeinflusst werden kann. UnserKörper funktioniert nach dem biologischen Ge-setz, dass nur die Funktionen aufrechterhaltenwerden, die auch gebraucht und benutzt wer-

den. Das bedeutet, der Körper muss all seineFähigkeiten ständig und regelmäßig üben, trai-nieren und einsetzen.

Wer die Treppe auf Dauer schaffen will,muss üben!

Dies gilt beispielsweise für die Fähigkeiten, eineTreppe hinaufzusteigen oder aus einem Sesselaufzustehen. Für beides braucht man Beinmus-kelkraft, um sich nach oben abdrücken zu kön-nen. Schwindet die Kraft der Beine im Alter, weildie Muskeln zu wenig gefordert werden, dannschafft man die Treppe oder das Aufstehennicht mehr allein und ist zunehmend auf Unter-stützung angewiesen. Das gilt auch für dieFähigkeit, auf rutschigem Untergrund sicher ge-hen zu können. Der Gleichgewichtssinn lässt imLaufe der Jahre nach. Nur wenn er regelmäßigtrainiert wird, bleibt er erhalten. Alte Menschen,die Kraft und Balance trainieren, können ohneviel Aufwand genauso fit sein wie 20 Jahre Jün-gere, die nur wenig körperlich aktiv sind.

Diese vier körperlichen Kernkompetenzenwerden für eine erfolgreiche eigenständigeAlltagsbewältigung benötigt:

1. Muskelkraft2. Standfestigkeit und Balance3. Beweglichkeit4. Gehfähigkeit und Ausdauer

Geringer Aufwand – hoher Ertrag

Die vier körperlichen Kernkompetenzen könnenohne großen Aufwand gezielt trainiert werden.Senioren müssen keinen Leistungssport betrei-ben, um diese Fähigkeiten zu erhalten. Wissen-schaftliche Untersuchungen zeigen, dass zweiTrainingseinheiten pro Woche ausreichen, umgute bis sehr gute Erfolge zu erzielen.

Petra ReglinDiplom-SportwissenschaftlerinDeutscher Turner-BundOtto-Fleck-Schneise 8, 60528 FrankfurtE-Mail: [email protected]

Quelle: BAGSO Nachrichten

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Allgemeines

65er Nachrichten, Sommer 2010 7

BuchtippGegessen wird immer

Gegessen wird immer in diesem Buch. Aberwie, wo, unter welchen Umständen? In Zeitender Not gilt: Hauptsache, es kommt überhauptetwas auf den Tisch. Phantasie und Witz sindallein dafür gefordert, das Allernötigste zu be-sorgen. Vom Schwarzschlachten ist die Rede;von Genüssen, die der Reiz des Verbotenennoch leckerer macht. An die Schulspeisung er-innert sich manches Kind von einst mit Dank-barkeit. Und es wird gehamstert, organisiertund auch stibitzt. Lebensmittel werden ge-streckt und Suppen verdünnt. Dabei träumt dasGehirn von Fett, Fleisch und Sahnetorten. Dochmit den Jahren kommen auch wieder bessereZeiten, in denen geschlemmt und getafelt wer-den kann und die Nahrungsaufnahme nun zurPassion gesteigert wird. Man trifft sich wiederzu ausgiebigen Essen.

Ernstes, Heiteres, Skurriles und Nachdenkli-ches aus mageren und fetten Jahren rund umsEssen stehen im Mittelpunkt. Das Leben selbst,kärglich oder prall, hat all diese Geschichtenhervorgebracht; keine einzige ist erfunden,auch wenn es mitunter schier unglaublichklingt. Lassen Sie sich einladen - es ist ange-richtet!

Gegessen wird immerErinnerungen an Essen und TrinkenOriginalausgabe.BAND 1 - Erinnerungen an Essen und Trinken,192 Seiten mit vielen Abbildungen, Ortsregister, Taschenbuch.Zeitgut Verlag, Berlin.ISBN: 3-86614-162-9, EURO 6,90

Schön war die Zeit!

Wie sich die Zeiten ändern, leider nicht immerzum Guten! Wir denken gerne an die Zeit zurück,als wir Wolsdorfer noch in aller Ruhe unserenSpaziergang vom Mühlenhofweg zur Alexianeral-lee, dann zum Johänniken und wieder zurückdurch den Wald nach Hause unternehmen konn-ten. Hier und da kam mal ein Auto vorbei, daswaren dann meistens Anlieger von Marienfriedoder Sommerfeld. Heute ist an einen ruhigen, er-holsamen Spaziergang nicht mehr zu denken.Jetzt müssen wir hintereinander den Mühlenhof-weg entlang gehen, und an eine Unterhaltung istnicht zu denken. Unser „Gehweg“ ist vielleicht 40cm breit und man muss sich ständig umschauen,ob nicht ein Auto kommt, denn auch die Zahl dervermeintlichen Anlieger nahm immer weiter zu.Kaum ein Autofahrer achtet auf das Schild, wel-ches den Beginn einer Dreißigerzone angibt.Nicht nur der Verkehr durch Pkw hat zugenom-men, sondern nun haben wir es auch vermehrtmit Lastwagen, Lieferwagen und Holztranspor-tern zu tun. Für ältere Mitbürger wie auch fürHeimbewohner des Altenheims ist die Gefahrgroß. Doch nicht allein das hat sich zum Negati-ven verändert: So sind die Seitenstreifen der Ale-xianerallee so ausgefahren, dass sich bei Re-genwetter oft große Pfützen bilden, denen manjedoch kaum ausweichen kann, wenn ein Autovorbei fährt. Erfreulicherweise werden die größ-ten Schlaglöcher immer wieder durch das Bau-betriebsamt der Stadt ausgebessert.

Auch etwas anderes ist mir schon länger aufge-fallen: Viele Hundehalter lassen ihre Hunde ohneLeine einfach auf die Wiese laufen, auf der siedann auch ihr Geschäft verrichten. Sie könnensich jedoch mit Sicherheit vorstellen, dass derar-tige Ausscheidungen sich in der Qualität derLebensmittel widerspiegeln. Denn das durch Kotverunreinigte Gras wird von Kühen gefressen,die später Fleisch und Milchprodukte ergebensollen, die wir dann im Supermarkt kaufen.So hoffen wir Spaziergänger auf eine Verände-rung dieser Zustände, die momentan für Tier undMensch nicht annehmbar sind. Und jeder solltesich nun einmal eine Frage stellen: Ist derMühlenhofweg ein Weg oder doch eine Straße?

Resi Wielpütz, Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 20108

Sonne und Medikamente

Der Sommer ist da und der Urlaub steht vor derTür - endlich mehr Zeit für Aktivitäten im Grü-nen, um sich von den Strapazen des Alltags zuerholen. Dass ausgiebige Sonnenbäder dabeiallerdings schädlich sind und das Hautkrebsrisi-ko deutlich erhöhen, hat sich längst herumge-sprochen. Auch dass die ultraviolette Strahlung(UV-Strahlung) des Sonnenlichts von verschie-denen Dingen reflektiert und damit verstärktwird (durch Wasser etwa zu 20 Prozent), ist vie-len inzwischen bekannt. Was die meisten Men-schen jedoch nicht wissen: Wer Medikamenteeinnehmen muss, ist besonders gefährdet,Hautschäden durch die UV-Strahlung davonzu-tragen. Bereits nach einem ungeschützten Son-nenbad von wenigen Minuten können dannstarke, sonnenbrandähnliche Symptome wieschmerzhafte Rötungen oder blasige Hautver-änderungen auftreten. Dies liegt daran, dassbestimmte Inhaltsstoffe einiger Medikamentedie Wirkung des Sonnenlichtes übermäßig ver-stärken.

Zwei Formen der HautschädigungHautärzte unterscheiden dabei zwei Formendes mitunter unheilvollen Bündnisses von Lichtund Arzneimittel: Bei der phototoxischen Reak-tion nehmen lichtsensible Moleküle im Medika-ment die Sonnenenergie auf, geben sie dannwieder ab und schädigen so umgehende Haut-zellen. Bei der photoallergischen Reaktion kanneine überschießende Immunantwort des Kör-pers Hautschäden verursachen.Doch um welche Medikamente handelt es sich,die in Verbindung mit Sonnenlicht im wahrstenSinne des Wortes brandgefährlich sein kön-nen? Es sind vor allem Antibiotika aus derGruppe der Tetracycline und der Gyrasehem-mer, die solche schädlichen Hautreaktionenhervorrufen. Auch Medikamente zur Behandlung von Diabe-tes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einigeSchmerzmittel, blutdrucksenkende Arzneiensowie stimmungsaufhellende Johanniskraut-präparate enthalten photosensibilisierendeSubstanzen. In den Leitlinien der Deutschen Dermatologi-schen Gesellschaft (DDG) sind alle Wirkstoff-gruppen aufgelistet, die phototoxische bzw. -al-

lergische Reaktionen hervorrufen können:www.uni-duesseldorf.de/awmf/II/013-035.htm

Auf wirksamen Sonnenschutz achtenWer Arzneimittel einnimmt, sollte vor einemSonnenbad den Beipackzettel genau durchle-sen und nach Hinweisen auf „phototoxischeReaktionen“ suchen – oder aber seinen Arztoder Apotheker um Rat fragen. In jedem Fallmuss die Haut durch Kleidung (dabei auch aneine Kopfbedeckung denken) und Sonnencre-me mit einem hohen Lichtschutzfaktor vor derUV-Strahlung geschützt werden.

Wenn Sie weitere Informationen hierzu wün-schen oder Fragen zu anderen Themen rundum Medizin und Gesundheit haben, dann nut-zen Sie bitte AOK Clarimedis, das ServiceCen-ter der AOK Rheinland/Hamburg. Sie erreichenunsere Medizin-Experten montags bis freitagsvon 7 bis 22 Uhr, am Wochenende und an Fei-ertagen von 9 bis 17 Uhr unter der kostenfreienRufnummer 0800 0 326 326oder unter www.aok.de/rh - Clarimedis.

Quelle: Vigo/AOK Rheinland/Hamburg

Dank an die „65er Nachrichten”

Nach 40 Jahren Ehe feiert man die Rubinhoch-zeit!Unsere „65er Nachrichten”, die in diesem Jahrin 40-jähriges Jubiläum feiern, sind auch einRubin.Vor 40 Jahren begann die Stadt, ihren älterenBürgern, fern und nah, Siegburger Geschichtenund Erlebnisse wieder in Erinnerung zu rufen.So ist es auch noch heute. Alle viertel Jahre erscheinen die „65er Nach-richten”, zur großen Freude unserer Leser.Mit Gesundheitstipps, Hinweisen der Kranken-kassen und wichtigen Informationen. Auch Hin-weise zum Internet sind zu finden. Mit Poesieund plattdeutschem Verzäll vergeht die Zeitsehr schnell. Wir freuen uns jedes Mal auf dieneue Ausgabe.

Rosemarie Proske, Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 2010 9

Buchtipp

Pater Mauritius Mittler OSB, hoch verdient undvielgeschätzt, im hohen Alter immer noch multi-präsent und lebhaft interessiert, hat uns vorJahren neben vielen anderen Publikationenauch seine Autobiographie geschenkt. In demschon in 3. Auflage erschienenen Buch „EinBuntes Leben in Schwarz“ ist mit rheinischemHumor, Mutterwitz und Realitätssinn ein reicherfülltes Leben ausgebreitet. Ein authentischerZeitzeuge erzählt hier selbst erlebte Heimatge-schichte aus fast einem Jahrhundert, in demunsere Region und die Menschen nie gekann-ten Umwälzungen ausgesetzt waren. Vor allemerfährt man viel Interessantes über den Le-bensweg des Autors ins Kloster, seine Arbeitdort, über Interna seines Klosterlebens und denBenediktinerorden insgesamt.Kürzlich ist nun die Autobiographie eines weite-ren rheinischen Ordensmannes erschienen. Essind die Lebenserinnerungen „Von Köln nachTokyo“ des Jesuitenpaters Klaus Luhmer: Einerstaunlicher Mann, ein schönes Buch, das zureizvollen Vergleichen mit dem Lebensweg vonPater Mauritius einlädt. Pater Luhmer, 1916 inPulheim geboren, hat, wie auch der etwas jün-gere, 1921 geborene Pater Mauritius, seineKindheit und Jugend in Oberkassel verlebt. Bei-de kommen aus fest im rheinisch-katholischenMilieu verankerten Familien. Sie wuchsenselbstverständlich in der Katholischen Jugendauf, mussten vorübergehend auch Kompromis-se mit dem Jungvolk der Nazis machen – fürdie Generation mit der Gnade der späten Ge-burt sicher etwas unkorrekt. Mit drei jüngeren

Geschwistern, einer Schwester und zwei Brü-dern, wuchs Klaus Luhmer auf. Sein Bruder-Hans war später Beigeordneter in St. Augustin.Der Bruder Kaspar ist vielen Pennälern nochals langjähriger Lehrer am Siegburger Gymna-sium bekannt. Nach dem Abitur am BonnerBeethoven Gymnasium trat Klaus Luhmer ge-gen anfänglichen Widerstand der Eltern in denJesuitenorden ein, wo er 1935 das Noviziat inder niederländischen Ordensniederlassungs´Heerenberg begann. 1937 wurde er vom Or-den für die Mission in Japan bestimmt, wo erseitdem lebt, heute mit über 93 Jahren hoch be-tagt aber geistig rüstig und noch immer mit rhei-nischem Humor gesegnet im ordenseigenenLoyola-Altersheim in Tokyo. Dazwischen liegteine Lebensleistung, die man im bürgerlichenLeben als einzigartige Karriere bezeichnenwürde. Wie bei Pater Mauritius zeigt sich beiPater Luhmer, welche Kraft ein Orden entfaltenkann, wenn er seinen Mitgliedern erlaubt, ihreindividuellen Fähigkeiten in Demut und Gehor-sam voll zur Geltung zu bringen. Ganz andersals der mehr kontemplativ ausgerichtete Bene-diktinerorden mit seinem Prinzip der Stabilitasloci kennt der stärker auf Tätigkeit angelegteOrden der Societas Jesu keine Klöster im en-geren Sinne. Er ist in Provinzen gegliedert, diePatres leben in Niederlassungen, ihre Kraft wid-men sie der Umsetzung des Missionsauftragsdes Papstes, den sie auch in auswärtigen undschwierigen Regionen erfüllen müssen. Ausdiesen Besonderheiten der beiden Orden folgt,dass sich die Lebensleistung bei Pater Mauriti-us mehr auf den regionalen Bereich bezieht mitz.B. großartiger Erforschung der Regionalge-schichte und der Geschichte seiner über 900Jahre alten Siegburger Abtei.Bei Pater Klaus Luhmer liegen sie in der Tradi-tion der seit jeher weltweit agierenden Jesuitenmit ihren in fernen Ländern erzielten spekta-kulären Ergebnissen. Es würde den Rahmendieses Beitrages sprengen auch nur annähernddas aufzuzählen, was das lange Wirken vonPater Luhmer als Japanmissionar ausmacht.Nur wenige Stichworte seien erlaubt: Mit derAussendung nach Japan kam Pater Luhmeraus der rheinischen Heimat relativ unvorberei-tet in eine andere Welt, ein unbekanntes Landmit fremder Sprache, Kultur, gänzlich anderenreligiösen Vorstellungen und Traditionen und ei-

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Allgemeines

65er Nachrichten, Sommer 201010

ner verschwindenden Minderheit von nur130.000 Katholiken. Die Anfänge waren daherausgefüllt mit umfassendem Lernen, einemPhilosophiestudium und der weiteren Vervoll-kommnung seiner theologischen Ausbildungbis zur Priesterweihe. Im Gegensatz zu PaterMauritius blieb er vom Kriegsdienst in Deutsch-land verschont. Nach dem Kriegseintritt Japansbekam er aber die Auswirkungen des Pazifi-schen Krieges durch zuletzt permanente Bom-benabwürfe immer stärker zu spüren. Am 8. Au-gust 1945 erlebte er beim Brevierbeten im Gar-ten der Jesuitenresidenz in Hiroshima nur vierKilometer vom Epizentrum entfernt den verhee-renden Atombombenabwurf auf Hiroshima, beidem weit über 120.000 Menschen umkamenund unzählige Weitere schwere Strahlenschä-den erlitten. Pater Luhmer wurde nur leicht ver-letzt, so dass er noch bei der Bergung von Ver-wundeten und Verschütteten helfen und Totendie Nottaufe spenden konnte. Seine nüchterneSchilderung der Katastrophe ist eindrucksvoll.Nach der japanischen Kapitulation und der sehrschwierigen ersten Nachkriegszeit setzte dasWirken des Ordens wieder voll ein. Auf PaterLuhmer kamen immer mehr Aufgaben zu. Erwurde Lehrer am Rokkó-Gymnasium in Kobe.Es folgten Aufenthalte in den USA mit einemPädagogikstudium an der Ordensuniversität inDetroit, eine Assistenzprofessur an der SophiaUniversität in Tokio, er wurde Rektor des Inter-diözesan Seminars, Vorstandvorsitzender derSophia-Schulkörperschaft, ordentlicher Profes-sor. Jahrelanges unermüdliches Engagementgalten dem Aufbau und Ausbau (technisch-na-turwissenschaftliche Fakultät) der Sophia Uni-versität, heute eine der führenden Bildungsein-richtungen Japans. Zweimal war er deren Rek-tor. Auf mehreren großen „Bettelreisen“ nachUSA, Deutschland und zu japanischen Sponso-ren brachte er enorme Gelder für Bildungsein-richtungen und Kirchenbau in Japan zusam-men. Er erlebte an der Universität in den 68erJahren die gewalttätigen Auseinandersetzun-gen mit der japanischen Studentenbewegung.Maßgeblich beteiligt war er am Aufbau der seit1954 bestehenden Partnerschaft der Erzdiöze-sen Köln und Tokyo. Zahlreiche Besucher ausPolitik (Bundeskanzler Adenauer, Erhard) Wirt-schaft und Kirche (Kardinäle Frings, Höffner,Meisner) machten sich vor Ort ein Bild von denAufbauleistungen der Jesuiten. Pater Luhmer

erhielt höchste japanische, deutsche und kirch-liche Auszeichnungen. Als Vorsitzender derMontessorigesellschaft sorgte er ganz beson-ders für die Verbreitung dieser von ihm sehr ge-schätzten Pädagogik in Japan mit einer Viel-zahl entsprechender Einrichtungen. Dass manaus dem Buch auch etwas über persönlicheLiebhabereien erfährt (Flöten- und Orgelspiel,Eistanzen, Skatspielen) ist selbstverständlich.Ein recht preiswertes, mit einem warmherzigenVorwort von Kardinal Meisner versehenesBuch, eine spannende Lektüre! Pater Luhmersteht durchaus in einer Reihe mit den großenGestalten einheimischer Jesuiten, auf die dasRheinland stolz sein kann: Mit Johann AdamSchall von Bell aus Lüftelberg, im 17. Jahrhun-dert der engste Berater des chinesischen Kai-sers. Mit Ignatius Pfefferkorn, im 18. Jahrhun-dert Missionar in Mexiko, der in Siegburg ge-storben und begraben ist, wo sein Vater gebo-ren wurde und sein Großvater Bürgermeisterwar und der uns die erste umfassende Landes-beschreibung von Mexiko hinterlassen hat, dieer in Siegburg geschrieben hat.

Hans Günther Rottland, Siegburg

Leserbrief zu dem Artikel „Wiedersehen im Alpenhäuschen“

Im Heft Nr. 153 stieß ich auf den Artikel der Her-ren Dieter und Wolfgang Weitermann. Schade,dass ich nichts von der Einladung gewusst ha-be. Ich bin Jahrgang 1945 und die Herren Gün-ter und Wolfgang Dechange sind mir gut be-kannt (sind sie doch die Brüder meiner damali-gen Freundin Brigitte). Auch Herr Werner Astorhat bei uns in der Kellerbar so manchen Abendmit seiner humorvollen Art zum vollen Erfolg ge-bracht. Ich bin zwar schon lange von Siegburgweg und kenne mittlerweile fast niemandenmehr, aber mein Herz hängt immer noch an„meiner Stadt“. Sollte es noch mal zu einer Zu-sammenkunft kommen, würde ich mich freuen,wenn ich auch eingeladen würde.

Gabi Girnth, Neuss

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65er Nachrichten, Sommer 2010 11

Galaball mit Tanzturnier um dieSiegburger Schnelle

Von 1972 bis 1988 zählte das Tanzturnier um dieSiegburger Schnelle zu den großen Tanzwettbe-werben der Region. Nach langjähriger Pausenahm die Tanzsportabteilung NOVA im Siegbur-ger TV ihr 25jähriges Bestehen im Mai 2009 zumAnlass, die einst erfolgreiche Turnierserie mit ei-nem Einladungsturnier der S-Klasse für 10 Tänze(5 Latein und 5 Standard) im Rahmen eines Ga-laballs wieder aufzunehmen.

Die Lokalpresse berichtete begeistert von der„Wiedergeburt einer Tradition“ und von „...einemgesellschaftlichen Ereignis ersten Ranges“ undlobte die Atmosphäre der Rhein-Sieg-Halle, diemit ihrem feinen Blumenschmuck und der ge-pflegten Anordnung der runden Tische durchausAnsprüchen internationaler Großveranstaltungengenügt hätte.“

Auch die 430 Besucher des Galaballs waren sicheinig, dass ein solch gesellschaftliches Ereignis inSiegburg gefehlt hat. Nun soll an das Erfolgser-lebnis angeknüpft werden mit einem

Galaball mit Tanzturnier um die Siegburger Schnelle 2010am Samstag, dem 18. Sep. 2010,

um 19.30 Uhr, in der Rhein-Sieg- Halle in Siegburg

Die Besucher erwartet zusätzlich ein unterhaltsa-mes Rahmenprogramm mit Vorträgen modernerTänze und einer tänzerischen Reise in die Bie-dermeierzeit. Daneben ist jeder Besucher desGalaballs aufgefordert, selbst das Tanzbein zuschwingen, zu alten und neuen Rhythmen, dievon einer Tanzband life gespielt werden.

Schon der große Kirchenlehrer Augustinus sagte:

„Liebe Schwestern und Brüder,lernet tanzen,

sonst wissen die Englein im Himmelnichts mit Euch anzufangen!“

Vorverkaufsstellen sind die Museumskasse amMarkt und die Rhein-Sieg-Halle. Die Karten sindab sofort erhältlich.

Fakten zum Schlaf

Menschen in den westlichen Ländern schlafen imDurchschnitt sieben bis siebeneinhalb Stunden,rund 90 Minuten weniger als noch vor 100 Jahren.Jede Nacht wachen wir durchschnittlich 28-malauf. Aber nur, wer länger als drei Minuten wachliegt, erinnert sich daran. Am meisten erholt sichder Körper in den ersten fünf Stunden desSchlafs. Ob man vor oder nach 24 Uhr schlafengeht, spielt dabei keine Rolle. Wer vor dem Zu-bettgehen entspannt, schläft allerdings besser:Zwischen Computerarbeit und Schlaf sollte min-destens eine Stunde liegen. Im Lauf des Lebensverändert sich der Schlaf: Kinder erleben wenigertiefe Schlafphasen. Erst mit etwa fünf Jahrengleicht sich ihr Schlafrhythmus dem Erwachseneran. Je älter wir werden, desto länger dauert es,bis wir im Bett wegdämmern. 80-Jährige brau-chen dafür im Durchschnitt zehn Minuten längerals 20-Jährige.

DAK MAGAZIN fit!

Alzheimer: Infekte sind gefährlich

Für Alzheimer-Patienten kann ein Schnupfen,eine Magen-Darm-Grippe oder eine Harnwegs-entzündung besonders folgenschwer sein. Lauteiner Studie der Universität Southampton (Eng-land) beschleunigen Infektionen und Entzün-dungen außerhalb des Gehirns den geistigenVerfall bei Menschen mit Alzheimer-Demenz.Nach Angaben der Wissenschaftler schreitetder Erinnerungsverlust bei ihnen doppelt soschnell voran wie bei Alzheimer-Kranken ohnesolche Infekte. Die Forscher vermuten, dassBotenstoffe, die an den Entzündungsreaktionenbeteiligt sind, den Gedächtnisverlust verschlim-mern.

Quelle: Apotheken Umschau

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65er Nachrichten, Sommer 201012

Besuch in Buenos Aires

In den „65er Nachrichten” (Weihnachten 2008)hatte ich den Beitrag „Meine Jugend in Sieg-burg“ von Hanna Gradwohl gelesen. Da ichselbst viele Jahre in Siegburg gewohnt habe,interessierte mich ihr Brief sehr. Auf meinerSüdamerikareise im März/April dieses Jahreskam ich u.a. auch nach Buenos Aires und be-schloss, Frau Gradwohl, der ich zuvor Ansichts-karten aus der Kreisstadt geschickt hatte, ein-mal zu besuchen.

Frau Gradwohl wuchs in der Kaiserstr. 46 auf,wo ihre Eltern eine Weinhandlung und Likörfa-brik hatten. Mit 18 Jahren musste sie mit ihrenEltern (als letzte Juden, die Siegburg noch ver-lassen konnten) von der geliebten Stadt amMichaelsberg Abschied nehmen. Auf einer drei-monatigen Reise, die sie über Russland, Korea,Japan, durch den Panamakanal über Brasilienbis nach Argentinien führte, erreichte sie end-lich ihr Ziel: Buenos Aires. Was wie eine inter-essante und wunderschöne Urlaubsreise klingt,war in Wirklichkeit eine strapaziöse Reise vollerEntbehrungen, Probleme und großen Schwie-rigkeiten.

Heute lebt sie in unmittelbarer Nähe einer Sy-nagoge in der Straße “Ciudad de la Paz“ (Frie-densstadt) im Stadtteil Belgramo der argentini-schen Hauptstadt, die mit Vororten 15 MillionenEinwohner zählt. Nun sind es genau 70 Jahre, die Frau Grad-wohl in Buenos Aires lebt (Am 20. Mai wurdesie 88 Jahre alt.) Sie hängt immer noch sehr anSiegburg, an das sie viele schöne Erinnerun-gen hat. Leider hat sich ihr Gesundheitszustandso verschlechtert, dass sie bettlägerig ist undauch die „65er Nachrichten”, die sie immer be-kommt, nicht mehr lesen kann. Diese „Brückezur Heimat“ wird ihr aber regelmäßig vorgele-sen und so verfolgt sie das Leben in der Kreis-stadt immer noch mit hohem Interesse.

Sie hat sich über meinen Besuch und meineBerichte sehr gefreut und grüßt auf diesem We-ge alle Siegburger und ihre geliebte Heimat-stadt.

Hanno Rheineck, Troisdorf

Spaziergang im Lohmarer Wald

Wenn man von der Barbarossastraße in Rich-tung Wald geht, wechselt man nach etwa 200 mauf die linke Seite der Bahnschienen. Nach ei-nigen Minuten passiert man den Tunnel der Au-tobahn. Weitere fünf bis zehn Minuten an derBahntrasse entlang biegt man links auf einenschmalen Weg ab. Mit etwas Aufmerksamkeitgelangt man an ein Kleinod mitten im Wald. Einschönes Denkmal überrascht den Spaziergän-ger. Dieses Denkmal wurde vor etwa 150 Jah-ren für die Verdienste des Staatlichen Oberför-sters Kleinschmiedt erstellt. Es ist in einem gu-ten Zustand und die Inschrift ist gut lesbar. Diegroßzügige Umzäunung besteht aus einemkunstvollen schwarzen Eisengitter mit goldenenSpitzen.

Der weitere Spaziergang in Richtung Aggerführt zur Kaldauer Wiese. Diese zwei Mal Fuß-ballfeld große Waldlichtung ist im Frühling undSommer mit ihren Blumen und Gräsern eineAugenweide. Teilweise wird die Wiese vonSchafen geweidet und im Herbst gemäht.

Ich möchte jedem empfehlen, die Schönheitund Stille der Oase im Wald aufzusuchen undzu genießen.

Käthe Thönes, Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 2010 13

Lösung: Seite 21

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65er Nachrichten, Sommer 201014

Fotorätsel

Um welches Gebäude handelt es sich bei diesembekannten Haus in Siegburg?eingereicht von Oswald Berwian, Siegburg

Unter den richtigen Einsendungen werden - unterAusschuss des Rechtsweges - verlost:

1 x Eine Ausflugsfahrt für 2 Personen zu einem Aus-flugsziel nach eigener Wahl; incl. Einladung zuKaffee und Kuchen. Der Fahrdienst der AktivenSenioren holt die Gewinner am vereinbarten Ter-min zu Hause ab und bringt sie wieder nachHause. Max. Entfernung: 50 km

3 x 1 Buch “Gegessen wird immer”2 x 1 Jahrbuch Rhein-Sieg-Kreis 20102 x 1 Katalog K.P. Kremer - Arbeiten 2001-20082 x 1 Buch “Was bleibt!” Erinnerungswerte Aufsätze

aus den Heimatblättern von 1925-1941

Ihre Lösung schicken Sie bitte an:Stadtverwaltung SiegburgPreisrätsel „65er Nachrichten”53719 Siegburg

Einsendeschluss ist der 02.08.2010

Teilnahmeberechtigt sind alle Leserinnen und Leserab 65 Jahren

Auflösung des Rätsels aus Heft 153:

Das Viadukt steht in Seligenthal.

Gewonnen haben:Herr Harald Fischer, SiegburgFrau Katharina Hirtsiefer, SiegburgHerr Josef Mahlberg, TroisdorfHerr Max Kümpel, TroisdorfHerr Karl Woda, SiegburgHerr Manfred Eckert, SiegburgHerr Horst Lehmann, DietzhölztalHerr Hans-Willi Müller, SiegburgHerr Hubert Raderschad, SiegburgHerr Georg Weiße, Siegburg

Allen Gewinnerinnen und Gewinnernherzlichen Glückwunsch!

Die einst formschöne Brücke über das Ummer-bachtal entstand in den Jahren 1925-1927 beim Bauder Wahnbachtalstraße und soll, zusammen mit derDerenbachtalbrücke, damals eine der größtenSpannbetonbrücken Europas gewesen sein.Von meinem Heimatort Wiescheid aus musste ich imMärz 1945 eine Fahrt mit dem Fahrrad nach Sieg-burg unternehmen und befuhr von Lüttersmühle ausbis Münchshecke die Wahnbachtalstraße und somitauch die beiden Brücken, die das Derenbachtal undUmmerbachtal überquerten.Auf beiden Brücken waren damals je vier schwereFliegerbomben deponiert, die wohl bei der vorgese-henen Sprengung Verwendung finden sollten. Aus welchem Grunde die zur Sprengung vorberei-tende Derenbachtalbrücke den Krieg unversehrtüberstanden hat, ist mir nicht bekannt. Vielleicht hat

einer der für diesen Wahnsinn Verantwortlichen imentscheidenden Moment so etwas wie Vernunft auf-gebracht und die geplante Zerstörung verhindert.Die Ummerbachtalbrücke wurde von deutschen Sol-daten am 08.04.1945, einem Sonntag, gegen 19.45Uhr gesprengt. Seitdem liegen die Brückentrümmerim Ummerbachtal und bezeugen eindrucksvoll denWahnsinn eines Krieges.

Der Heimat- und Geschichtsverein von Neunkir-chen-Seelscheid hat im Jahre 1996 eine von mir ver-fasste Bilddokumentation über das Wahnbachtal imTalsperrenbereich herausgegeben. Deshalb kannich Ihnen so umfangreich über die Ummerbachtal-brücke und den Bau der Wahnbachtalstraße berich-ten.

Paul Schmidt, Neunkrichen-Seelscheid

Leserbrief zum Fotorätsel, Heft 153Die gesprengte Brücke über das Ummerbachtal in Seligenthal

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65er Nachrichten, Sommer 2010 15

Sieben Frühstückstipps, die gut für die Figur sind

1. Eier nur in Größe S kaufen – das spart einDrittel der Kalorien.

2. Magerquark mit Mineralwasser aufschlagenund mit Sanddornsaft süßen.

3. Statt Butter fettarmen Frischkäse aufs Brotstreichen.

4. TV beim Frühstück lenkt ab. Die Folge: Manisst schnell mehr.

5. Stehimbiss lieber vermeiden, das verführtnur zum Schlingen.

6. Weißbrot sättigt kaum, dann ist Naschen amVormittag vorprogrammiert.

7. Frisch gepresster Saft: ja. Nektar undFruchtsaftgetränke: nein.

DAK MAGAZIN fit

Vorsicht vor Zecken!Das müssen Sie über Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wissen

Welche Beschwerden treten auf?Erreger der Lyme-Borreliose ist das Bakterium Bor-relia Burgdorferi. Einmal in die Blutbahn des Men-schen eingedrungen, wandert es vom Zeckenstichausgehend nach außen. Erste Reaktionen zeigensich meist zwischen ein bis zwei Wochen danach:„Rund um den Einstich bildet sich eine ringförmigeHautrötung, die sogenannte Wanderröte, auchErythema chronicum migrans genannt”, erklärt DAK-Ärztin Dr. Waltraud Pfarrer. „Später klagen Betroffe-ne über Kopfschmerzen, Fieber, Gelenk- und Mus-kelschmerzen und Lymphknotenschwellungen. Insehr seltenen Fällen kann im Frühstadium auch dasHerz betroffen sein.”Wer nach einem Zeckenstich eine solche Hautrö-tung an sich entdeckt, sollte sofort zum Arzt gehen.Das Erythema migrans ist ein eindeutiges Zeichenfür eine Borreliose. In der nächsten Phase kann eszu neurologischen Störungen kommen, beispiels-weise zu einer Lähmung der Gesichtsmuskeln. Indieser späten Phase spielt sich die Borreliosehauptsächlich an den Gelenken ab. Es kann zu ei-ner chronischen Gelenkentzündung kommen. Ty-pisch für das Spätstadium ist außerdem eine beson-dere Hautentzündung. Bei dieser Hauterkrankungbildet sich die Haut vor allem an den Fingern, Hän-den, Zehen, der Nase und am Kinn sowie an Ellen-bogen und Knie zurück. Sie wird dünn wie Zigaret-tenpapier und verfärbt sich violett. In sehr seltenenFällen ist auch eine Entzündung des Gehirns unddes Rückenmarks möglich, die zu bleibenden Schä-den wie beispielsweise Lähmungen führen kann.Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) be-ginnt oftmals wie eine leichte Sommergrippe. „ErsteSymptome bei der Frühsommer-Meningoenzephali-tis sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Erbre-chen und Schwindelgefühl”, erklärt die DAK-Exper-tin. „Nach einer beschwerdefreien Zeit von einigenTagen oder sogar Wochen entzünden sich bei rundzehn Prozent der Infizierten die Hirnhäute und dasGehirn. Bleibende Schäden wie Lähmungen oderlang anhaltende Kopfschmerzen können nach einerdurchmachten FSME auftreten.” Je älter der Patientist, desto schwerer verläuft in der Regel die Erkran-kung. Rund ein Prozent der Betroffenen sterben anFSME.Wie kann die Erkrankung behandelt werden?

Bei der FSME sind Antibiotika wirkungslos, da essich um eine Viruserkrankung handelt. Der Arzt kannnur versuchen, die Symptome zu lindern. Währendes gegen Borrelien bislang keinen Impfstoff gibt,kann man sich gegen FSME insbesondere in denRisikogebieten impfen lassen. „Möglich ist eine vor-beugende Aktiv-Immunisierung, die drei Jahre wirkt,oder eine passive Immunisierung.”, so Dr. WaltraudPfarrer. „Diese bietet allerdings nur einen 70-pro-zentigen Schutz.” Die beste Zeit für eine Impfungliegt zwischen April und Oktober.Die DAK-Ärztin rät allen Betroffenen beim ersten An-zeichen einer Borreliose sofort zum Arzt zu gehen:„Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephali-tis sollte die Borreliose sofort mit einem Antibiotikumbehandelt werden. Je früher die Therapie beginnt,desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie eben-so früh wieder vollständig ausheilt.” In der Schwan-gerschaft muss der Arzt eine Borreliose ebenfalls mitAntibiotika behandeln, denn eine unbehandelte Bor-reliose kann für das Kind gefährlich werden. Inzwi-schen gibt es eine Reihe von Antibiotika, die demKind nicht schaden.Kontakt: Dr. Michaela Freund-Widder, 040/2396-2335, [email protected]: DAK PresseService

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65er Nachrichten, Sommer 201016

Sozialrechtsberatung für Menschen mit Behinderung

Rechtsberatung in Fragen zum Sozialrecht bietetab sofort der Bundesverband Selbsthilfe Körperbe-hinderter e.V., BSK, im Rahmen einer Mitglied-schaft an. Die Beratung erstreckt sich auf Auskünf-te im Rahmen einer Erstberatung und das Wider-spruchsverfahren für den Bereich des Sozial-rechts, insbesondere die Sozialgesetzbücher II(Grundsicherung für Arbeitssuchende), V (Kran-kenversicherung), IX (Rehabilitation), XI (Pflege-versicherung) und XII (Grundsicherung für Er-werbsunfähige und Sozialhilfe) sowie das Verwal-tungsrecht. Eine Beratung ist in darüber hinausge-henden Rechtsgebieten nach Absprache ebenfallsmöglich. Die Kosten für die anwaltlichen Auskünf-te, sowie viele weiteren Vorteile für Menschen mitKörperbehinderung sind durch den Mitgliedsbei-trag im BSK e.V. (€ 28,-/Jahr) abgedeckt. Einegerichtliche Vertretung der einzelnen Mitgliederdes BSK ist darin nicht enthalten, kann aber nachVereinbarung mit der Fachanwältin auf eigene Ko-sten in Anspruch genommen werden. Der BSK isteine bundesweite Interessenvertretung für Men-schen mit Körperbehinderung und gemeinnützigtätig. Weitere Auskünfte beim BSK e.V. Tel.: 062944281-42 oder per E-Mail: [email protected])oder auf der Internetseite: www.bsk-ev.org/sozial-rechtsberatung

Nur ein Lächeln

Beim Spaziergang begegnen uns zuweilen Men-schen, die allein, traurig, unglücklich oder missge-launt unterwegs sind.

Wenn man diese Menschen anlächelt und freund-lich grüßt, geschieht oft ein kleines Wunder.

Sie lächeln zurück und fragen manchmal: Kennenwir uns?Nein, wir kennen uns nicht.Aber es macht einfach Freude, die Reaktion zu se-hen und mit ein wenig Freundlichkeit eine erstaun-liche Wirkung zu erzielen.

In diesem Sinne: Haben Sie heute schon gelacht?

Quelle: Alt? na und!

Herzschwäche besser im GriffHerztagebuch der Deutschen

Herzstiftung gibt es jetzt

„In Deutschland leiden Schätzungen zufolge1,8 Millionen Menschen an einer Herz-schwäche. Etwa 300.000 kommen jedes Jahrneu hinzu. Rund 50.000 Menschen sterbenjährlich an dieser Krankheit. Einer der Gründefür diese Zahlen ist die mangelnde Aufmerk-samkeit für die Symptome der chronischenHerzschwäche. Viele Patienten neigen dazu,krankheitstypische Anzeichen wie Atemnot, Lei-stungsschwäche und Knöchelödeme (Wasser-einlagerungen) nicht wahrzunehmen oder aufdas Alter zu schieben“, sagt Rainer Walter-scheid, der ehrenamtliche Beauftragte derDeutschen Herzstiftung e.V. hier im Rhein-Sieg-Kreis.„Ein spezielles Herztagebuch für Betroffene,das die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, kannIhnen helfen, einem lebensbedrohlichen Ver-lauf der Krankheit vorzubeugen. In das handli-che Buch können Sie täglich Werte zu Körper-gewicht, Blutdruck und Puls eintragen sowieden Verlauf ihrer Beschwerden dokumentieren,um diese Informationen dann zeitnah mit demArzt zu besprechen“, so Walterscheid weiter.

Engagierte Mitarbeit des Patienten ist bei derchronischen Herzschwäche besonders wichtig.Betroffene sollten deshalb ihre Beschwerdenlaufend beobachten und ihr Körpergewicht täg-lich kontrollieren. Auf diese Weise lassen sicheventuelle Wassereinlagerungen frühzeitig er-kennen, die auf eine Verschlechterung derHerzschwäche hindeuten können und einrechtzeitiges Gegensteuern erfordern. „DasHerztagebuch erleichtert dem Patienten dieSelbstkontrolle und ermöglicht dem Arzt eineexakte regelmäßige Beobachtung des Krank-heitszustands und somit eine gezielte Behand-lung seines Patienten“, legt Walterscheid dar.„Wenn Arzt und Patient gemeinsam den Verlaufder Herzschwäche verfolgen, lassen sich Kran-kenhausaufenthalte oft vermeiden.“

Das Herztagebuch ist gegen Einsendung desRückportos (1,45 EUR in Briefmarken) erhält-lich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Vogtstraße50, 60322 Frankfurt am Main.

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65er Nachrichten, Sommer 2010 17

Platons Eignungsprüfung zur Philosophie ...

Ein „Weg, der in ein Wunderland führt” zum „größ-ten Gut, das dem sterblichen Geschlecht von denGöttern verliehen ward und je verliehen werdenkann” (Timaios 47 b).(Übersetzung von Otto Apelt)

„Es gibt nun ein gewisses Verfahren, dies auszu-probieren, ob einer für die Philosophie geeignetist oder nicht, ein Verfahren, das nichts Unehren-haftes hat... Man muss nämlich solchen Leutendie (philosophische) Aufgabe in ihrem ganzenUmfang, muss das Eigentümliche des Gegen-standes, die zahlreichen Schwierigkeiten und diegroße dazu erforderliche Mühe deutlich zu erken-nen geben. Ist nämlich wer das hört ein wahrhaf-ter Freund der Weisheit, innerlich mit ihr verwandtund als Gottbegeisterter berufen, sich mit ihr zubefassen, so glaubt er Kunde erhalten zu habenvon einem Weg, der in ein Wunderland führt, daszu erreichen er fortab alle Kraft einsetzen müsse:lieber will er auf das Leben verzichten als auf die-ses Ziel. Und so mutet er denn sich und dem Füh-rer auf diesem Weg die äußerste Anstrengung zuund lässt nicht locker, bis er entweder das Ziel er-reicht oder die Fähigkeit erlangt hat, ohne denWegweiser sein eigener Führer zu sein. Von die-ser Anschauung durchdrungen und von diesemTrieb erfüllt geht ein solcher seinen Berufsge-schäften zwar nach, welcher Art sie auch sein mö-gen, bleibt aber vor allem immer der Philosophietreu ergeben und bedacht auf eine alltägliche Le-bensweise, die seine Fassungskraft, sein Ge-dächtnis und sein Denkvermögen bei innererNüchternheit bis zum denkbar höchsten Gradesteigert, während die dieser entgegengesetzteihm für immer aufs Tiefste verhasst ist. Ganz an-ders diejenigen, die mit der Philosophie nichtwahrhaft verwachsen sind, sondern sich in demnur äußerlichen Farbenschimmer bloßer Meinun-gen gefallen, gleichend den Leuten, deren Körpervon der Sonne gebräunt ist: Wenn sie des Um-fangs des Wissensgebietes und des hohenMaßes der erforderlichen Anstrengung gewahrwerden und sehen, dass die streng sittliche Le-bensweise die einzig für diese Aufgabe passendeist, so erscheint ihnen die Sache schwierig undüber ihre Kräfte hinaus liegend; sie versagen alsoim Dienst der Philosophie; einige von ihnen aber

betrügen sich selbst mit der Einbildung, sie hättendurch das Gehörte schon eine genügende Vor-stellung des Ganzen und könnten sich weitereBemühungen sparen. Das ist die klare und die si-cherste Art der Vergewisserung bei Genussmen-schen, die zu ausharrender Anstrengung unfähigsind. So geprüft können sie die Schuld nie auf denFührer schieben, sondern nur auf sich selbst, aufihre Unfähigkeit nämlich, alles für die Erfüllungder Aufgabe Erforderliche zu leisten“ (7. Brief 340b - 341 a).

Dr. Willi Maslankowski, Königswinter

Jede Minute zählt

Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede Mi-nute zählt: Im Jahr erleiden etwa 200.000 Men-schen in Deutschland einen Schlaganfall. DieNeurologische Klinik des UniversitätsklinikumsBonn betreibt für Patienten mit Schlaganfall rundum die Uhr eine Spezialstation. Diese ist jetzt vonder LGA InterCert nach dem Qualitätsstandardder Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und derStiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe als “überre-gionale stroke unit” zertifiziert worden.

Alarmzeichen, die keiner ignorieren darf: plötzli-che Seh- oder Sprachstörungen, Lähmung, Taub-heitsgefühl, Drehschwindel mit Gangunsicherheitoder schlagartig einsetzender, heftigster Kopf-schmerz. “Wann immer der Verdacht auf einenSchlaganfall besteht, ist dies ein lebensbedrohli-cher Notfall. Es sollte unbedingt der Notruf 112gewählt werden”, sagt Professor Dr. Ullrich Wüll-ner, stellvertretender Direktor der Klinik für Neuro-logie des Universitätsklinikums Bonn. Der Auslö-ser eines Schlaganfalls ist fast immer eine plötz-lich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn.Durch den Verschluss von Blutgefäßen wird eineHirnregion lokal nicht mehr ausreichend mit Sau-erstoff und Zucker versorgt. Die äußerst empfind-lichen Gehirnzellen beginnen nach kurzer Zeit ab-zusterben. “Die ersten Stunden nach einemSchlaganfall sind entscheidend. Denn nur ein ra-sches Handeln und ein früher Therapie-Beginnkönnen Gehirnzellen vor dem Absterben retten”,betont Professor Wüllner. Ein Spezialteam müssedaher rasch alle dringend erforderlichen Maßnah-men ergreifen.

Neurologische Universitätskliniken Bonn

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65er Nachrichten, Sommer 201018

Unterwegs auf Nummer sicher

Höhere Mobilität bringt größere Lebensfreu-deMobil zu sein ist ein Ausdruck von Lebensqualität.Sie können viele alltägliche Notwendigkeitenleichter erledigen und Annehmlichkeiten bessergenießen, wenn Sie zu Fuß, mit dem Rad, demKraftfahrzeug oder öffentlichen Verkehrsmittelnunterwegs sind.Ein höheres Maß an Mobilität ist jedoch auch mitRisiken verbunden: So können Sie zum Beispiel ineinen Verkehrsunfall verwickelt werden. Zudemwird die persönliche Sicherheit im Straßenverkehrmanchmal durch nachlassende Leistungsfähigkeitbeeinträchtigt.Lassen Sie sich von diesen Eventualitäten aberbitte nicht abschrecken und verzichten Sie des-halb nicht auf Ihre Mobilität! Wenn Sie sich dermöglichen Gefahren bewusst sind, gibt es vieleMöglichkeiten, diese zu vermeiden. Ganz ent-scheidend trägt das eigene Verhalten zur persön-lichen Sicherheit und zur Sicherheit anderer bei.

Tipps Ihrer Polizei- Hören, Sehen und eine körperliche Beweglich-

keit sind wichtige Voraussetzungen für die si-chere Teilnahme am Straßenverkehr. Durch re-gelmäßige Arztbesuche können Sie möglicheSchwächen rechtzeitig erkennen und ausglei-chen.

- Die regelmäßige Einnahme von ärztlich ver-schriebenen Medikamenten fördert zumeist dieim Straßenverkehr benötigten körperlichen undgeistigen Fähigkeiten. Es gibt aber auch Medi-kamente, die einen negativen Einfluss habenkönnen. Befolgen Sie deshalb bitte unbedingtden ärztlichen Rat und achten Sie auf möglicheNebenwirkungen der Medikamente. Lesen Siedie Packungsbeilage sehr aufmerksam.

Schritt für Schritt in die richtige RichtungVerkehrsunfälle, an denen Fußgänger beteiligtsind, haben fast immer folgende Ursachen:Fußgänger werden nicht gesehen oder Fußgän-ger sehen die anderen nicht.

Tipps Ihrer Polizei- Tragen Sie stets helle und gegebenenfalls reflek-

tierende Kleidung. Das Hauptrisiko für Fußgän-ger ist die Überquerung der Fahrbahn an unge-sicherten Stellen. Überqueren Sie deshalb die

Fahrbahn an einer Fußgängerampel oder an ei-nem Zebrastreifen. Sollte dies nicht möglichsein, achten Sie sehr genau auf den Fahrzeug-verkehr und nehmen Sie Blickkontakt mit denFahrzeugführern auf.

- Haben Sie begonnen, die Fahrbahn an einerAmpel bei Grün zu überqueren und diese schal-tet unerwartet auf Rot um, dürfen Sie trotzdemweitergehen, wenn kein Mittelstreifen vorhandenist. Gehen Sie niemals zurück, wenn Sie sichbereits auf der Fahrbahn befinden. Halten Siestets Blickkontakt mit herannahenden Fahrzeug-führern und machen Sie notfalls durch Hochhe-ben des Armes auf sich aufmerksam.

- Als Fußgänger teilen Sie sich den Gehweg mitanderen Verkehrsteilnehmern. Rechnen Siedeshalb zum Beispiel mit Radfahrern und Inline-Skatern, zudem können an Ein- und AusfahrtenKraftfahrzeuge den Gehweg queren.

Der Drahtesel bringt Spaß und hält fitDas Fahrrad ist das wohl vielseitigste Verkehrs-mittel. Es ist ideal für kurze Wege, auch zumTransport kleinerer Lasten gut geeignet, gleichzei-tig hält man sich fit. Verstauen Sie Ihre Einkäufe inPacktaschen am Gepäckträger und auf keinenFall am Lenker! Darüber hinaus bietet das Fahrradpuren Freizeitspaß bei entspannten Ausflügen.

Tipps Ihrer Polizei- Tragen Sie unterwegs immer einen Fahrradhelm:

Er schützt Sie vor schweren Verletzungen undkann Ihr Leben retten. Denken Sie auch daran:Sie sind hier das Vorbild für Ihre Kinder und En-kelkinder.

- Tragen Sie beim Radfahren helle und möglichstreflektierende Kleidung.

- Informieren Sie sich beim Fachhändler über spe-zielle seniorengerechte Fahrräder, die z. B.durch einen tieferen Einstieg ein sicheres Auf-und Absteigen ermöglichen.

- Benutzen Sie unbedingt baulich angelegte undbeschilderte oder auf der Fahrbahn markierteRadwege. Achten Sie an Kreuzungen und Ein-mündungen sowie an Grundstückseinfahrtenauf unaufmerksam abbiegende Fahrzeugführer.Wenn es beim Linksabbiegen, an Kreuzungen,Einmündungen oder im Kreisverkehr einmal zuunübersichtlich wird: Absteigen und das Radschieben!

Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg-Kreis, Kriminalprävention

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65er Nachrichten, Sommer 2010 19

Kostenlose Vorträge und Kursefür Senioren in Siegburg

VHS Rhein-Sieg in Zusammenarbeit mit derPaul-und-Helena-Schmitz-Stiftung

Von einem Vortrag zum Gemeinsamen Woh-nen bis hin zu Sandro Botticelli und sein Werkbietet die Volkshochschule Rhein-Sieg denSiegburger Seniorinnen und Senioren einebunte Veranstaltungsreihe an. Finanziert wer-den die Vorträge und Kurse aus der Paul-und-Helena-Schmitz-Stiftung, die zum Wohl der äl-teren Bürgerinnen und Bürger in Siegburg wirkt.Das Programm für die nächsten Monate findenSie unten. Die Kurse sind alle kostenlos. Bei ei-nigen Veranstaltungen bitten wir Sie um telefo-nische Anmeldung. Bei Fragen rufen Sie unsgerne an! VHS Rhein-Sieg, Marlies Hocke, Tel.:02241/3097-25.

Seniorenprogramm - Gemeinsam Wohnen

Die junge Familie mit kleinen Kindern, das Ehe-paar im (Un-)Ruhestand und der 50jährige

Single - alle in einer gemeinsamen Wohnanla-ge. Aufgaben teilen, nachbarschaftlich helfenund geholfen bekommen, gemeinsame Unter-nehmungen: So etwa sehen die Lebensvorstel-lungen aus von Vereinen wie „Gemeinsam Le-ben - Wohnen mit Jung und Alt e.V.” oder„Sonnenau - Mehrgenerationenwohnen an derSieg”.Mitglieder beider Vereine berichten über IhreBauvorhaben und über die Möglichkeit, mitzu-machen. Im Anschluss sind Sie zur Diskussioneingeladen.

Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 003Jürgen GrigoDo., 24.06.10, 18:30 - 20:00 Uhr

Seniorenprogramm - Internet für alle

Gemeinsam werden wir zunächst Begriffeklären und einen ersten Ausflug ins Internetmachen. Dann arbeiten Sie mit sogenanntenSuchmaschinen, die die riesige Informations-menge im Internet für Sie überschaubar ma-chen. Sie ermitteln Bus- und Zugverbindungen,wie sich das Wetter entwickelt, welche Angebo-te die Volkshochschule macht und, und, und …Ob Sie die Ergebnisse speichern oder aus-drucken, können Sie selbst entscheiden.Nach diesem Kurs bewegen Sie sich sicher imInternet. Vorkenntnisse werden nicht erwartet.

Bitte melden Sie sich zu diesem Computerkursvorher telefonisch an, da die Teilnehmerzahlauf 12 begrenzt ist: Tel.: 02241/3097-25.

Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 017Rolf MeiboomDi., 29.06., Do., 01.07., Di., 06.07., Do., 08.07.,Di., 13.07.10jeweils 14:00 - 16:15 Uhr

Seniorenprogramm - Französisch, Italie-nisch und Englisch? - Aber bitte mit Musik!

Beleben Sie mit Liedern wie „Sur le pontd’Avignon”, „Azzurro” und „Auld Lang Syne”singend Ihre Sprachkenntnisse wieder oderschnuppern Sie in eine neue Sprache hinein.Jenny Steger begleitet Sie auf der Gitarre und

Bekannte gesucht

Wer erinnert sich an Peter Balensiefen und sei-ne damalige Ehefrau Margot, geb. Engelmann?Sie wohnten u.a. An der Schlade 16 in Siegburgund Alte Poststraße 14. Die beiden heiratetenam 4. Oktober 1952 in Siegburg. Trauzeugenwaren der Metallarbeiter Karl Stinner, damalswohnhaft in der Zeithstraße 26 in Siegburg undder Werkzeugmacher Walter Scheidt, ebenfallswohnhaft in Siegburg, Zeithstraße 24.

Die Tochter Petra Bialinski, die in verschiede-nen Kinderheimen aufgewachsen ist, bittet drin-gend um Unterstützung. Die Eltern sind mittler-weile verstorben. Sie hat viele Fragen, die auchnach vielen vergangenen Jahren nach einerAntwort suchen.

Hinweise und Informationen an: Stadtverwal-tung Siegburg, Redaktion „65er Nachrichten“,Nogenter Platz 10, 53721 Siegburg, Telefon:02241/102-291.

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65er Nachrichten, Sommer 201020

gemeinsam sprechen Sie über die Texte undErinnerungen, die mit den Liedern verbundensind.

Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 003Jenny StegerMi., 30.06., 07.07., 14.07.10jeweils 09:30 - 11:45 Uhr

Seniorenprogramm - Latein zum Naschen -Schnupperkurs

An drei Nachmittagen erleben Sie, wie moder-ner Lateinunterricht für echte Anfängerschmecken kann. Sie begrüßen und verab-schieden sich auf Latein und als Kostprobeübersetzen Sie einen kleinen Text.Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 003Susanne CreetenDo., 01.07., 08.07., 15.07.10jeweils 14:30 - 16:00 Uhr

Seniorenprogramm - QigongMit dem Herzen lächeln

Haben auch Sie schon einmal die langsamfließenden Bewegungen eines Qigong oder TaiChi Meisters bewundert? Sie denken, so etwaslässt sich nur von klein auf erlernen? Weit ge-fehlt!Bereits einfachste Qigong-Übungen, behutsamangeleitet von der Physiotherapeutin FrauClausius, verbessern deutlich Ihr Wohlbefin-den.Bitte melden Sie sich vorher telefonisch an, dadie Teilnehmerzahl auf 14 begrenzt ist:Tel.: 02241/ 3097-25.

Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 004Ute ClausiusDo., ab 01.07.10, 14:45 - 16:00 Uhr2 Wochen

Seniorenprogramm - Der Schatz von SanktServatius

Der Kirchenschatz von Sankt Servatius gehörtzu den bedeutendsten überhaupt. Die erstenStücke stammen aus dem Jahr 1183. Die herr-

lichen Schreine, Tragaltäre, Reliquien, Kelcheund Monstranzen werden noch heute in derSchatzkammer von Sankt Servatius aufbe-wahrt.

Treffpunkt zur Führung ist um 14:30 Uhr vordem Haupteingang.

Bitte melden Sie sich zu dieser Führung telefo-nisch an, da die Teilnehmerzahl auf 15 begrenztist: Tel.: 02241/3097-25.

Siegburg, Treffpunkt Sankt Servatius Kirche;HaupteingangSimon BauerMo., 30.08.10, 14:30 - 15:30 Uhr

Seniorenprogramm - Socken, Schal undStulpenWarme Winterkleidung selbst gestrickt

Haben Sie früher oft gestrickt und würden IhrHobby gern wieder aufleben lassen? Oder woll-ten Sie das Stricken schon immer mal auspro-bieren, haben aber allein keine Lust dazu?Dann sind Sie bei Barbara Roßner richtig. Siezeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Warmesfür den Winter aus Wolle selbst fertigen kön-nen. Die Wolle kann selbst mitgebracht oder beider Kursleiterin erworben werden.

Zusätzliche Kosten: Material je nach Verbrauch

Bitte melden Sie sich vorher telefonisch an, dadie Teilnehmerzahl auf 8 begrenzt ist: Tel.: 0 22 41/30 97-25.Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 011Barbara RoßnerMi., ab 08.09.10, 15:15 - 17:30 Uhr8 Wochen

Seniorenprogramm - Internet und E-Mails

Kennen Sie das? Kinder, Enkelkinder, Ferien-bekanntschaften oder Vereinsmitglieder wollenIhnen eine E-Mail schicken. Dazu brauchen Sieeinen PC, Internetanschluss und eine eigeneAdresse.Im Kurs machen Sie zuerst einen Ausflug insInternet; dabei können Sie sich eine kostenlose

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Allgemeines

65er Nachrichten, Sommer 2010 21

Alzheimer Sprechstunde

Die nächsten Termine der Alzheimer Sprechstundesind:

Mittwoch, 14.07.2010,Mittwoch, 11.08.2010,Mittwoch, 08.09.2010,Mittwoch, 13.10.2010,

jeweils von 16:30 bis 18:00 Uhr im Seniorenzen-trum Siegburg GmbH, Friedrich-Ebert-Str. 16,Siegburg. Die Teilnahme - auch das Parken in derTiefgarage des Altenheims - ist kostenlos, eine An-meldung ist nicht erforderlich.

Die Probleme Angehöriger und Betroffener im Zu-sammenhang mit einer Demenzerkrankung kön-nen ausgiebig unter fachlicher Leitung besprochenwerden: Frau Krechel von der Caritas (Leucht-turm), Frau Cholewa vom Seniorenzentrum Sieg-burg und Herr Dr. Weber, Neurologe, sind bemüht,zu medizinischen, pflegerischen oder Umgangsfra-gen Stellung zu nehmen.

Weitere Informationen können über folgende An-sprechpartner eingeholt werden:Beratungsstelle Leuchtturm der Caritas, Siegburg,Frau Krechel oder Frau Fellmy, 02241/12090,Seniorenzentrum Siegburg, 02241/25040,Neurologische Praxis Dr. Weber/Dr. Klein, Sieg-burg, Herr Dr. Weber, Tel. 02241/51511,oder auch im Internet unter www.demenzhilfe-sieg-burg.de

Dr. Eckehard Weber, Siegburg

E-Mail Adresse einrichten. Danach schreibenund lesen, versenden und empfangen Sie E-Mails. Wenn das klappt, ergänzen Sie Ihre Postmit Anlagen. So können Sie ein Foto oder einDokument versenden.

Bitte melden Sie sich zu diesem Computerkursvorher telefonisch an, da die Teilnehmerzahlauf 12 begrenzt ist: Tel.: 02241/3097-25.

Siegburg, VHS-Studienhaus; Raum 017Rolf MeiboomDi., 07.09., Do., 09.09., Di., 14.09., Do.,16.09.10jeweils 14:00 - 16:15 Uhr

Seniorenprogramm - Sandro Botticelli undsein Werk

Wer kennt sie nicht, die “Geburt der Venus” vonSandro Botticelli (um 1445 - 1510), die in denUffizien in Florenz zahlreiche Besucher anlockt.Das Frankfurter Städel Museum präsentiertebis Ende Februar 2010 zum ersten Mal inDeutschland die Kunst des großen Re-naissance-Künstlers. Der Diavortrag ist eineNachlese zu dieser spektakulären Ausstellungund stellt die Künstlerpersönlichkeit und ausge-wählte Werke vor.

Siegburg, Seniorenzentrum Siegburg GmbHDr. Gudrun Pamme-VogelsangDo., 23.09.10, 15:00 - 16:30 Uhr

Lösung von Seite 13

A: 13 + 1 - 3 + 2 - 3 + 3 = 13

B: 16 + 3 + 2 + 3 + 2 + 3 = 29

C: 7 + 4 + 3 + 4 + 3 + 4 = 25

D: 2 x 2 + 1 x 2 + 1 x 2 = 22

E: 3 x 4 : 2 x 4 : 2 x 4 = 48

F: 16 + 3 + 6 + 9 + 12 + 15 = 61

G: 89 - 16 - 15 - 14 - 13 - 12 =19

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65er Nachrichten, Sommer 201022

Kreislaufversagen durch Wespenstich

Eine Insektengiftallergie kann tödlich sein

Wer ist nicht schon einmal von einer Biene oderWespe gestochen worden. In der Regel rötetsich die Einstichstelle, schwillt an und juckt.Diese Hautreaktion wird durch das Gift der In-sekten hervorgerufen. Doch für rund vier Pro-zent der Bevölkerung können Insektenstiche le-bensbedrohlich sein. Werden sie von einer Bie-ne, Wespe, Hornisse oder Hummel gestochen,reagieren sie am ganzen Körper und könnendurch den Stich einen lebensgefährlichen aller-gischen Schock erleiden, auch anaphylakti-scher Schock genannt. Und der kann fatale Fol-gen haben. Die ersten Anzeichen dafür tretenbereits wenige Minuten nach dem Stich auf:„Juckreiz und Schwellungen am ganzen Körpersind nur die ersten Symptome“, erklärt DAK-Ex-pertin und Ärztin Dr. Waltraud Pfarrer. Kreislauf-beschwerden und Herzversagen können für Be-troffene dann die Folgen sein. Ist der Einstichetwa im Mund oder Rachen und schwillt extreman, kann das sogar zum Ersticken führen.„Schon bei den ersten Anzeichen für eine sol-che allergische Reaktion sollte deshalb sofortder Notarzt gerufen werden“, rät Dr. Pfarrer.

Ob eine Insektengiftallergie vorliegt, kann derArzt, am besten ein Allergologe, testen. Dabeiprüft er zunächst, gegen welches Insektengiftder Betroffene allergisch ist. Während der Be-handlung, zum Beispiel einer Hyposensibilisie-rung, wird über einen längeren Zeitraum dannschrittweise die Überreaktion gegen Insekten-gifte abgebaut. Dabei spritzt der Arzt das Giftzunächst in kleinen Mengen, die von Mal zu Malgesteigert werden. Ziel ist, das Immunsystemlangfristig weniger empfindlich zu machen. „Dasist zwar eine über mehrere Jahre dauernde undrecht aufwändige Therapie, aber sie hilft in 90Prozent der Fälle“, so die DAK-Expertin. „Bisdie Allergie gegen das Insektengift abgebaut ist,sollte der Betroffene immer ein Notfallset mitTropfen, Tabletten und einer Spritze dabei ha-ben und nach einem Insektenstich sofort an-wenden.“

So schützen Sie sich vor den PlagegeisternTipps für einen stichfreien Sommer:- Achten Sie darauf, was Sie draußen trinken.

Ein Strohhalm bewahrt vor der vielzitiertenWespe in der Flasche oder Getränkedose.Kinder sollten ihr Getränk lieber aus dem Glastrinken, ebenfalls mit einem Strohhalm.

- Süße Kekse, Limonaden und Eis locken In-sekten an. Decken Sie die Speisen und Ge-tränke draußen immer ab, beispielsweise miteinem Bierdeckel oder Untersetzer.

- Waschen Sie sich nach dem Essen von Süßig-keiten den Mund und die Hände.

- Halten Sie Ihre Abfalleimer immer geschlos-sen. Müll lockt Insekten an.

- Laufen Sie möglichst nicht ohne Schuhe überWiesen. Wespen halten sich dort gern wegender Blüten und im Herbst wegen des Fallob-stes auf.

- Schützen Sie den Kinderwagen mit einemMückennetz und das Kinderzimmer mit einemFliegengitter.

- Vermeiden Sie stark duftende Parfums undDeodorants. Insekten lieben diese Gerüche.

- Weite Kleidung ist ungünstig, denn Insektenkönnen sich darin verfangen. Dunkle Kleidungmacht Wespen aggressiv und Blumenmusterziehen sie an. Tragen Sie lieber helle Klei-dung.

- Bleiben Sie ruhig, wenn Wespen im Anmarschsind. Schlagen Sie nicht nach ihnen, da diesesich bedroht fühlen und dann erst recht denStachel ausfahren.

- Außerdem sollten Sie Bienen und Wespennicht wegpusten. Atemluft kann die kleinenPlagegeister ebenfalls aggressiv machen.

Quelle: DAK Presseserver

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65er Nachrichten, Sommer 2010 23

bis Freitag, 27. August 2010, Pumpwerk, BonnerStraße 65Ausstellung Heike JeschonnekZeichnung/Wachsbilder

Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats, 16.00 Uhr,in der Sommerzeit 2010Führung durch die Klosteranlage SeligenthalTreffpunkt an der Rochus-Kapelle

Donnerstag, 1. Juli 2010, 18.00 Uhr, Marienka-pelle189. Musik zur Besinnung

Freitag, 2. Juli 2010, 19.30 Uhr, Stadtmuseum,Markt 46Konzert der Jungen Symphonie Siegburg

Freitag, 2. Juli 2010, 19.30 Uhr, St. Antonius Kir-che„Schwerpunkte Franziskanisches Leben im Jahr2010”Vortrag Sr. Christina Mülling OFM, Stuttgart

Samstag, 3. Juli 2010, 11.30 Uhr, Pfarrkirche St.ServatiusMusik zur Marktzeit

Samstag, 3. Juli 2010, 19.30, Stadtmuseum,Markt 46Buffetkonzert

Sonntag, 4. Juli 2010, 9.00 bis 18.00 UhrAutofreies Siegtal

Sonntag, 4. Juli 2010, 10.00 bis 18.00 UhrKeramikmarkt

Sonntag, 4. Juli 2010, 11.00 Uhr, Pumpwerk,Bonner Straße 65„Fuchs am Sonntag"Robert Musil: „Die Portugiesin”

Sonntag, 4. Juli 2010, 11.30 Uhr, Innenhof derAbtei St. MichaelAbteiserenade

Sonntag, 4. Juli 2010, 16.00 Uhr, Rosengartenam MichaelsbergSerenade im Rosengarten

Montag, 5. Juli 2010, 19.00 Uhr, MarienkapelleKonzert der Studienvorbereitenden Abteilung

Dienstag, 6. Juli 2010, 19.30 Uhr, MusikwerkstattManuskriptekonzert („Klingende Werkstatt”)

Mittwoch, 7. Juli 2010, 19.30 Uhr, MusikschuleSolistenkonzert

Freitag, 9. Juli 2010, 19.30 Uhr, MusikschuleLiederabend am Humperdinckflügel

Samstag, 10. Juli 2010, 15.00 Uhr, Kranz ParkHotelKomponistensalon mit Verleihung des Komposi-tionspreises

Samstag, 10. Juli bis Dienstag, 13. Juli 2010,Stadtmuseum, Markt 46Die Gute FormAustellung mit Gesellenstücken der Tischlerin-nung Bonn Rhein-SiegEröffnung/Lossprechung: Freitag, 9. Juli 2010,19.00 Uhr

Sonntag, 11. Juli 2010, 11.00 Uhr und 15.00 Uhr,StadthalleMusical „Tuishi Pomoya”Kooperation Hans-Alfred-Keller-Grundschuleund Engelbert-Humperdinck-Musikschule

Sonntag, 11. Juli bis Sonntag, 5. September2010, Stadtmuseum, Markt 46Amely Spötzl - Objektkunst -Eröffnung: Sonntag, 11. Juli 2010, 11.30 Uhr

Mittwoch, 14. und 28. Juli 2010, 19.00 Uhr, Ver-einslokal Kolpinghaus, Mühlenstraße 2-4Tauschtreffen der Siegburger Briefmarkenfreun-de e.V.www.siegburger-briefmarkenfreunde.de

Donnerstag, 15. Juli bis Sonntag, 5. September2010, Stadtmuseum, Markt 46newspaper art - 400 Jahre Zeitung in der KunstEröffnung: Donnerstag, 15. Juli 2010, 19.30 Uhr

Samstag, 17. Juli 2010Lange Einkaufsnacht

Veranstaltungen bis September 2010

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65er Nachrichten, Sommer 201024

Sonntag, 1. August 2010, 11.00 Uhr, Pumpwerk,Bonner Straße 65„Fuchs am Sonntag"Ivo Andric: „Mustafa Magyar” und „Die Brücke über die Zepa”

Mittwoch, 11. und 25. August 2010, 19.00 Uhr,Vereinslokal Kolpinghaus, Mühlenstraße 2-4Tauschtreffen der Siegburger Briefmarkenfreun-de e.V.www.siegburger-briefmarkenfreunde.de

Dienstag, 17. August bis Sonntag, 5. September2010, Stadtmuseum, Markt 46Ausstellung der GEDOK Bonn/Rhein-Sieg

Freitag, 27. August bis Sonntag, 29. August 2010Stadtfest

Samstag, 4. September 2010, 20.00 Uhr, Stadt-museum, Markt 46Junge Stimmen:„Frauenlust und Frauenfrust”

Sonntag, 5. September 2010, 11.00 Uhr, Pump-werk, Bonner Straße 65„Fuchs am Sonntag"F. Scott Fitzgerald: „Der seltsame Fall des Benja-min Button”

Dienstag, 7. September 2010, 16.00 Uhr, Seni-orenzentrum Siegburg GmbHLehrer-/Schülerkonzert

Mittwoch, 8. und 22. September 2010, 19.00 Uhr,Vereinslokal Kolpinghaus, Mühlenstr. 2-4Tauschtreffen der Siegburger Briefmarkenfreun-de e.V.www.siegburger-briefmarkenfreunde.de

Freitag, 10. September 2010, 20.00 Uhr, Rhein-Sieg-HalleKölner StunksitzungDie alternative kabarettistische Sitzung des Köl-ner Karnevals mit den Höhepunkten der letztenJahre - unplugged -Sitzungsleitung: Biggi Wanninger

Samstag, 11. September 2010, 19.30 Uhr, Stadt-museum, Markt 46Gitarrenkonzert:Joscho Stephan Trio

Samstag, 11. September bis Freitag, 29. Oktober2010, Pumpwerk, Bonner Straße 65Künstler aus Japan (o.T.)Vernissage: Samstag, 11. September 2010,16.00 Uhr

Sonntag, 12. September bis Montag, 1. Novem-ber 2010, Stadtmuseum, Markt 46Dieter Nuhr- Fotografie -Eröffnung: Sonntag, 12. Sept. 2010, 11.30 Uhr

Donnerstag, 16. September 2010, 18.00 Uhr,Marienkapelle190. Musik zur Besinnung

Sonntag, 19. September 2010, Stadtmuseum,Markt 46Internationales Jugendfest

Mittwoch, 22. September 2010, 20.00 Uhr,Rhein-Sieg-HalleMelvin Edmonson „Tribute to Nat King Cole”Beethovenfest 2010

Donnerstag, 23. September 2010, 16.00 Uhr, Se-niorenzentrum KleibergLehrer-/Schülerkonzert

Donnerstag, 23. September 2010, 20.00 Uhr,Stadtmuseum, Markt 46200. Siegburger Museumsgespräch:„Zwei Füße für ein Halleluja”Jochen Malmsheimer und Uwe Rössler

Freitag, 24. September 2010, 20.00 Uhr, Stu-diobühne Siegburg, Humperdinckstraße 27Philipp Scharri „Der Klügere gibt Nachhilfe”

Sonntag, 26. September 2010, 16.00 Uhr, Hauszur MühlenLehrer-/Schülerkonzert

Sonntag, 26. September 2010, 19.00 Uhr, Stadt-museum, Markt 46 Highlights aus Pop und Rockmit Schülern der Gesangsklassen der Musik-schule und Run4Cover

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65er Nachrichten, Sommer 2010 25

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65er Nachrichten, Frühjahr 200426

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65er Nachrichten, Frühjahr 2004 27

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Herzliche GlückwünscheWir veröffentlichen auf dieser Seite die Alters- und Ehejubiläen,

deren Veröffentlichung die Beteiligten ausdrücklich zugestimmt haben.

80 JahreSchmitz, Agnes - 02.07.Jägerstraße 62

Stenzel, Johannes - 17.07.Katharinenstraße 13

Hülse, Hilde - 05.08.Buchenweg 54

Spitzlei, Walter - 23.08.Zur alten Fähre 36

Feindt, Eleonore - 27.08. Ölbergstraße 2

81 JahreKaschke, Margaretha - 05.07.An der Schlade 13

Felber, Maria - 23.07.Seidenbergstraße 53

Bühnemann, Else - 03.08.Stresemannstraße 15, Troisdorf

Grützenbach, Hubert - 10.08.Freiheit 21 a

Grützenbach, Walter - 10.08.Freiheit 21

Bernards, Wilhelm - 13.08.Siegburger Straße 79, St. Augustin

Bigell, Rosemarie - 01.09.Feldzeugmeisterweg 2

Raschke, Gertrud - 05.09.Kningelbach 24

Schwederski, Eduard - 06.09.Auf dem Gerotten 15

Huhn, Peter - 09.09.Hauptstraße 104

82 JahreLudwig, Marianne - 26.07.Bismarckstraße 63

Krengel, Karola - 30.07.Humperdinckstraße 46

Ernst, Martin - 07.08.Haufeld 5

Huhn, Anneliese - 23.08.Zur alten Fähre 1 a

Müller, Johannes - 02.09.Von-Stephan-Straße 1

83 JahreBierther, Franz - 02.07.Friedrich-Ebert-Straße 16

True, Paul - 11.07.Barrie, Ontario/Canada

Kattwinkel, Maria - 29.07.Am Pfahlweiher 21

Bierther, Maria - 10.09.Frankfurter Straße 13 b, Hennef

Wischner, Elisabeth - 13.09.Hermann-Löns-Straße 16

Kattwinkel, Karl - 24.09.Am Pfahlweiher 21

84 JahreWolf, Gerhard - 18.08.1284 Lakeshore Rd,Sarnia/Ontario/Canada

Hasenritter, Edmund - 21.09.Gneisenaustraße 62

85 JahrePütz, Franz - 03.07.Braschosser Str. 65

Thimm, Richard - 02.08.Münchshecke 3

Schumacher, Therese - 29.08.In der Hühene 14, Lohmar

Rüßel, Christel - 21.09.Friedrich-Ebert-Straße 16

86 JahreHasenritter, Anna - 14.07.Gneisenaustraße 62

Wirth, Friedhelm - 22.07.Dörresbitze 38, Much

Krüger, Günter - 04.08.Jägerstraße 23

Danhausen, Paul - 15.08.Weidenweg 6

Sonntag, Gertrud - 05.09.Rothenbacher Straße 39

Schmitz, Elisabeth - 06.09.Gartenstraße 87

Weber, Sabine - 11.09.Am Stallberg 32

Kaiser, Maria - 24.09.Kningelbach 10

87 JahreKlucke, Magda - 15.07.In der Höhnerlaach 14

Unkrig, Maria - 24.08.Am Sonnenhang 53

88 Jahre

Bölingen, Margarethe - 29.07.Im Klausgarten 2

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65er Nachrichten, Sommer 201040

Herzliche GlückwünscheHaase, Helmut - 27.08.Am Grasgarten 20,Neunkirchen-Seelscheid

89 Jahre

Brzoza, Else - 10.07.Eichendorffstraße 16

Ilbertz, Anneliese - 25.07.Weierstraße 19

Franzke, Werner - 24.08.Freiheit 15

Breuch, Hildegard - 13.09.Mühlengasse 10, Pfaffen-Schwabenheim

90 Jahre

Mrzik, Berta - 04.07.Am Pfahlweiher 12a

91 Jahre

Palm, Olga - 04.08.Gartenstraße 74

Scheitzbach, Netty - 24.09.Auf dem Grend 7, Troisdorf

Triendl, Helene - 28.09.Auf der Papagei 82

94 Jahre

Becher, Therese - 14.08.Alte Lohmarer Straße 20

95 JahreFielenbach, Heinrich - 08.07.Wolsdorfer Straße 25

96 JahreStrauß, Edith - 06.08.Kningelbach 21

97 JahreWerner, Hedwig - 10.07.Jägerstraße 97

Vollmar, Margarete - 23.09.Kurhausstraße 45, Hennef

98 JahreSchade, Hildegard - 28.08.Friedrich-Ebert-Straße 16

101 JahreHoffmann, Margarete - 19.07.Kleiberg 1 b

Goldene Hochzeiten

Kettenuß, Gerhard u. Renate -16.07.Bismarckstraße 58

Kieß, Wolf-Dietrich u. Irene -19.07.Aulgasse 160

Böck, Franz u. Hannelore -13.08.Bitzer Weg 12

Büscher, Heinrich u. Gertrud -26.08.Zeithstraße 334

Inger, Rudolf u. Gertrud -27.08.Tönnisbergstraße 55

Meis, Karl u. Renate - 27.08.Am Kreuztor 2

Stahl, Heinrich u. Ingeburg -27.08.Junkersbusch 2 d

Wiest, Wilfried u. Brunhilde -27.08.Lendersbergstraße 42

Malcherek, Rudolf u. Barbara- 05.09.Bismarckstraße 57

Koschmieder, Johannes u.Ursula - 08.09.Am Sonnenhang 25

Ercken, Heinrich u. Renate - 30.09.Kapellenstraße 13

DiamanteneHochzeiten

Rechau, Edmund u. Gertrud -29.07.Am Brungshof 19

Peters, Johann u. Helene -08.08.Haydnstraße 7

Nücken, Wilhelm u. Anna -23.08.Chemie-Faser-Allee 21

Overath, Helmut u. Elisabeth -06.09.Am Tannenhof 8 a

Limbach, Josef u. Elisabeth -29.09.Alleestraße 25

Nachträglich

75 Jahre

Althausen, Hans-Leo - 15.02.Ludwigstraße 21 a

Klein, Heinz - 18.05.Uhlrather Straße 24

80 Jahre

Watty, Karl Peter - 22.05.Gartenstraße 2 b

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Nostalgisches

65er Nachrichten, Sommer 2010 41

Engelbert Humperdinck und Usedom

Usedom, etwa halb so groß wie die Insel Rügen,ist die zweitgrößte Insel Deutschlands. Schon umdie vorherige Jahrhundertwende trafen sichpreußischer Adel und namhafte Persönlichkeitenin den „Kaiserbädern” Ahlbeck, Heringsdorf undBansin, die heute im alten Glanz erstrahlen.Die Familie Engelbert Humperdinck machte in ih-rer „Berliner Zeit” häufig Urlaub auf der Insel Use-dom, so wie viele Berliner. Die Berliner nanntendie Ostsee vor Usedom liebevoll die “Badewanne”von Berlin.

Wir verlebten unseren letzten Sommerurlaub aufUsedom.Gewohnt haben wir in der kleinen Stadt Zinnowitz,die im ersten Drittel der Insel - kommend ausRichtung Wolgast - liegt. Von dort haben wir vieleschöne Wanderungen unternommen. Die Strändevon Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck oderKarlshagen sind in ihrer Art einzigartig.Bei Spaziergängen in der Boddenlandschaft ha-ben wir die kleinen Fischerdörfer am Achterwas-ser aufgesucht.Mit der Usedomer Inselbahn sind wir von Zinno-witz nach Heringsdorf gefahren. Wir gingen aufder Strandpromenade in Heringsdorf spazierenund kamen an einem Hotel vorbei, das sichStrandhotel nannte.

Dort entdeckten wir an der Einfriedungsmauer einSchild mit der Inschrift:

Der Komponist Engelbert Humperdinck (1854-1921) unterbrach am 9. September 1906

eine Kutschfahrt, um im Strandhotel mit seiner Familie Kaffee zu trinken.

Dieses Hinweisschild machte uns neugierig. Wirbetraten das Hotel, nahmen eine Kleinigkeit zuuns und führten mit dem dort bedienenden Kellnerein Gespräch über den Komponisten EngelbertHumperdinck. Der junge Mann war sehr aus-kunftsfreudig, aber er konnte uns in unserer Fra-gestellung nicht weiter helfen. Er war der Mei-nung, dass uns der Geschäftsführer hierüber Aus-kunft geben könne. Ein freundlicher Herr empfinguns. Nachdem wir uns vorgestellt hatten, erwähn-ten wir, dass wir in Siegburg wohnen, der Ge-burtsstadt von Engelbert Humperdinck. Wir er-zählten ihm, dass wir anlässlich des 50. Todesta-ges von Engelbert Humperdinck dem Sohn desKomponisten, Wolfram Humperdinck nebst Ehe-frau, eine von uns gestaltete Humperdinckmedail-

le in Gold in unserem Hause überreichen durften.Jetzt war der Herr der Fragende. Er wollte wissen,ob das Geburtshaus noch vorhanden sei und mu-sikalische Aufführungen und Konzerte stattfindenwürden und vieles, vieles mehr. Und natürlichmussten wir ihm von unserer Stadt Siegburg er-zählen. Die Fragen und Antworten füllten fast einenganzen Nachmittag. Am Ende des Gesprächs er-kundigten wir uns nach einem Foto aus der Zeitum 1900, als Humperdinck das Hotel aufsuchte.Nach kurzem Überlegen kam er mit einem Bildzurück, von dem er uns eine Kopie schenkte.

Tage später haben wir Ahlbeck besucht. Wirschauten uns die schönen, neu renovierten Villenan, die im Stil der klassizistischen „Bäderarchitek-tur” mit ihren herausstechenden Wandmedaillonswieder hergerichtet wurden. Wir kamen an einemHaus vorbei, welches früher einmal ein Hotel warund fanden dort eine Wandtafel mit dem Hinweis:

Der Komponist Engelbert Humperdinck (1854-1921)

logierte im September 1916 im damaligen “Kurhotel Quisisana”

Dieses Haus war in einem sehr guten Zustand,der darauf schließen lässt, dass das Haus nachder Wende wieder neu errichtet wurde, wobei sei-ne historische Bausubstanz erhalten blieb.Nach einigen sonnenreichen und erholsamenStrandtagen in einem der bequemen Strandkörbestand ein Besuch der Seebrücke Heringsdorf aufdem Programm. Die Seebrücke Heringsdorf ist mit 508 Metern dielängste Seebrücke Deutschlands. Von 1994 bis1995 wurde die ursprüngliche Kaiser-Wilhelm-Brücke wieder aufgebaut, nachdem sie durchBrandstiftungen in den Jahren 1953 und 1958 ver-nichtet worden war. Über einen mit Glaswand vor Regen und Sturmgeschützten Steg gelangten wir am Ende derBrücke in ein Restaurant und fanden einen Platz.Von dort aus hatte wir einen schönen Ausblick aufdas Meer, auf die Silhouette Heringsdorfs undkonnten den regen Schiffsverkehr an der Brücke

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Nostalgisches

65er Nachrichten, Sommer 201042

beobachten.Unser Rückweg führte uns zu malerischen Plät-zen mit mächtigen Kastanienbäumen. Hier ent-deckten wir an einer Strandmauer eine Tafel, aufder zu lesen war:

Engelbert Humperdinck komponierte im Jahr1906 die Musik zur Oper Shakespeares Sturm.Nach Information auf der Insel Usedom wurde Humperdinck sicher durch die Wellender Ostsee inspiriert.

Wir waren sehr erstaunt, dass nach all denKriegsereignissen, Zerstörungen und DDR- Zei-ten auf der Insel Usedom dem Komponisten En-gelbert Humperdinck soviel Anerkennung im öf-fentlichen Raum zuteil wurde.Dies kann nur aus tiefster Verehrung über dasWirken des großen Meisters sein.

Unser Urlaub ging zu Ende. Wir kehrten mit demGefühl, einen erlebnisreichen Aufenthalt auf derInsel Usedom gehabt zu haben, nach Siegburgzurück.

Fred Reuter Siegburg

Für 27,- DM „gekauft“!

Auf einigen Umwegen bekam ich eine der „65erNachrichten“ zu lesen. Es war eine ältere Aus-gabe (Frühjahr 2009). Der Artikel „Mailehen, einBrauch der Vergangenheit?“ war es, der michsehr beeindruckte und Erinnerungen an denMai 1951 wachrief. Ich war damals Lehrling inKaldauen und bis über beide Ohren verliebt ineinen Bäckergesellen, der auch in Kaldauensein Dasein bestritt. Bei der Mailehenversteige-rung wurde ich von ihm für 27,- DM gekauft(höchster Preis). Ich höre heute noch des öfte-ren von meinem heutigen Ehemann (seit 55Jahren), dass dieser Kauf sich gelohnt hat. Wirdenken oft an die Zeit und unterhalten jetztmanchmal unsere Enkel und Urenkel mit Er-zählungen aus der Zeit der jungen Liebe. Lang,lang ist’s her, die Liebe blieb.

Liesel Remers, Kanada

Siegburger Postgeschichte

„Großherzogliche Bergische Post“(15.5.1806 - 14.11.1813)

Der letzte Tätigkeitsnachweis des PosthaltersConrad Halm

Conrad Halm, der erste Postmeister und Post-halter in Siegburg, wirkte von 1761 bis 1806.Mit der Verlegung der kaiserlichen Reichspost-anstalt im Jahre 1761 von Spich nach Siegburgbeginnt das Wirken von C. Halm in der Bahn-hofstraße 2 als Postmeister.Im Jahre 1771 erwirbt er das Haus Markt 45(heute Färberei Schulz) und lässt es für seineZwecke als Postamt umbauen.

1773 leistet er seinen Amtseid und wird zumPosthalter ernannt. In der Franzosenzeit geräter durch Plünderungen in Finanznot. Zur Zeitder Thurn u. Taxisschen Post im Großherzog-tum Berg (23.3.1806 – 14.5.1806) ist C. Halmnoch im Dienst, seine Spur verliert sich zu Be-ginn der Großherzoglichen Post im Jahre 1806.

Den französischen Amtseid leistete er wohlnicht mehr, 1806 stirbt C. Halm 72-jährig in Ar-mut.

1806, 17.9.: Dienstbrief des Landrats Vetter vonSiegburg nach Düsseldorf an den Grafen vonSpée. Der Brief wird von Conrad Halm mit demhandschriftlichen Aufgabevermerk „de Sieg-bourg“ versehen. Dieser Vermerk ist der bisheute letzte amtliche Tätigkeitsnachweis von C.Halm als Posthalter der Großherzoglich Bergi-schen Postanstalt Siegburg.

Gottfried Kaufmann†eingereicht: Siegburger Briefmarkenfreunde e.V.

Leserbrief

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65er Nachrichten, Sommer 2010 43

„55 Jahre Mittlere Reife” - Erinnerungen, Reflexionen -

Teil 1Im März 1954 ging unsere Schulzeit an der Frau-enoberschule in Siegburg zu Ende. Das Verset-zungszeugnis in die Obersekunda bescheinigteuns die „Mittlere Reife”. Das Zeugnis war ein Ab-schlusszeugnis, denn die Siegburger Fraueno-berschule führte nicht zum Abitur.

Die vergangenen fünfundfünfzig Jahre gingennicht spurlos an uns vorüber. Höhen und Tiefenhaben wir durchlebt, eine jede von uns mit ihrempersönlichen Schicksal. Unsere Klassenkamera-din Ingrid Westerhausen, genannt Ingo, ist 1986verstorben. Im Juli 2002 verstarb Marese Decker,2004 Helga Kessler.

Zurück zum März 1948! Wir waren weit über vier-zig kleine Mädchen, die nach bestandener Auf-nahmeprüfung in die Sexta des StädtischenSiegburger Lyzeums aufgenommen wurden. Diemeisten mit Zöpfen oder einer Hahnenkammfri-sur.Erst vor drei Jahren war Kriegsende. Mit derWährungsreform und der Einführung der D-Markim Juni dieses Jahres wurde die Rationierung derLebensmittel und der meisten Konsumgüter auf-gehoben. Das Warenangebot war plötzlich viel-fältig, aber es fehlte das nötige Geld, um all die-se verlockenden Dinge kaufen zu können. Vieleder aus dem Krieg oder aus der Kriegsgefangen-schaft heimgekehrten Familienväter hatten keineArbeitsstelle oder mussten eine neue Existenzgründen. Vertriebene aus den ehemaligen deut-schen Ostgebieten fanden hier im Rheinland ei-ne neue Heimat. Noch im Dezember 1944 erleb-te Siegburg einen schweren Bombenangriff, beidem es viele Tote gab und einige hundert Häuserzerstört oder schwer beschädigt wurden. DieWohnungsnot war groß, und die Menschen leb-ten in bescheidenen engen Wohnverhältnissen.So fehlte auch für das Siegburger Lyzeum einGebäude. Bis Kriegsende befand sich die höhe-re Töchterschule in der Georgstraße. Aber in die-sem Gebäude war jetzt die Städtische Handels-schule untergebracht. Bis 1953 teilten sich dasStaatliche Jungengymnasium und das StädtischeLyzeum das Schulgebäude in der Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Humperdinckstraße. Die Fol-ge daraus war ein ständiger Schichtunterricht; ei-ne Woche vormittags, eine Woche nachmittags.Der Nachmittagsunterricht begann um kurz nach13 Uhr und endete gegen ca. 18 Uhr. Bei Nach-mittagsunterricht war samstags schulfrei. Die

meisten Schülerinnen unserer Klasse warenFahrschülerrinnen, die wenigsten wohnten inSiegburg. Viele von uns waren bei Nachmittags-unterricht erst gegen oder nach 19 Uhr zu Hau-se.

Unser Klassenlehrer in den ersten drei Jahrenwar Dr. Künster, unser „Kü”. Ich habe ihn als lie-bevollen und engagierten Pädagogen in Erinne-rung. Deutsch, Erdkunde und Geschichte unter-richtete er bei uns. Wir lernten Balladen und Ge-dichte auswendig und aufsagen. Wir machtenBildbeschreibungen, schrieben Diktate und Auf-sätze. Auch der Erdkundeunterricht war nichtlangweilig. Wir konnten perfekt die Nebenflüssedes Rheins und die europäischen Hauptstädtebenennen. Reden im Unterricht mit der Bank-nachbarin wurde bestraft. „Hundertmal schrei-ben, aber weil wir unter Brüdern sind, nur fünfzigMal - Ich darf im Unterricht nicht schwätzen. -”,war die dann erteilte Sonderaufgabe. Nie vergaßer, diese Aufgabe nachzusehen und nachzu-zählen. Zweimal ist Dr. Künster mit uns in die Ju-gendherberge gefahren. 1949 nach Darscheidbei Daun in der Eifel und 1951 nach Bad Kreuz-nach auf den Kuhberg. Er besuchte mit uns unteranderem eine Achatschleiferei in Idar-Obersteinund führte uns durch die Salinen. Immer mussteneinige über diese Exkursionen nachträglich in ei-nem Aufsatz berichten. Wir machten lange Wan-derungen, auf denen er gerne Steine sammelteund in seinen Hosentaschen unterbrachte (er be-kam dann Ärger mit seiner Frau). Abends sang ermit uns Volks- und Wanderlieder oder brachteuns neue Lieder bei. Unser „Kü” wohnte im Bröl-tal, fuhr mit dem Motorrad zur Schule und trugbraune Knickerbockerhosen.

Der erste Englischlehrer war Studienrat Becher.Die erste Englischlektion hieß „Peter, the rabbit.”Mathematik hatten wir bei Herrn Dr. Winter. Ihmhabe ich nie große pädagogische oder didakti-sche Fähigkeiten zugeschrieben.

Sport und Nadelarbeit erteilte Frau Gilles. Mit ihrfuhren wir zum Schwimmen nach Bonn ins Vikto-riabad und lernten auch Söckchen stricken. Spä-ter übernahm Frau Wolf den Sportunterricht.Zeichenunterricht gab Fräulein Köppen, MusikFräulein Döring. Warum wir ausgerechnet Fräu-lein Köppen ärgern wollten, weiß ich nicht. Wirhatten beschlossen, in den letzten zwei Unter-richtsstunden nach Hause zu gehen. In dieserZeit hätte der Zeichenunterricht stattgefunden.Dieser Streich hatte natürlich ein Nachspiel.Selbst Frau Lehmann, die Schulleiterin, stellte

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65er Nachrichten, Sommer 201044

uns zur Rede. Fräulein Köppen hat mit Sicher-heit viel vermittelt, denn wir haben zwei Malerin-nen unter uns, die noch heute praktizierendeKünstlerinnen sind. Unsere Musiklehrerin, Fräu-lein Döring, genannt Tante Paula, hatte es nichtleicht mit uns, wir mit ihr aber auch nicht. Sie gabmir einmal eine Ohrfeige und eine Vier in Musik.Meine Eltern kauften mir daraufhin eine Blockflö-te und schickten mich zum Konservatorium, undauf dem nächsten Zeugnis hatte ich eine Zwei.Bei aller Kritik, beigebracht hat sie uns eineganze Menge. Unser Repertoire an Liedern warund ist noch jetzt erstaunlich. Aber wie man Zen-suren in Musik objektiv vergeben kann, ist mir bisheute ein Rätsel.Ab Quarta lernten wir Französisch bei Frau Dr.Niewisch. Sie war ein kleines zierliches Persön-chen mit einem enormen Temperament und we-nig Geduld.

Biologie vermittelte Fräulein Niemann. Sie hatteden Auftrag, uns Aufklärungsunterricht zu ertei-len. Vermutlich war sie mit dieser Aufgabe über-fordert und wir mit dem Ergebnis unterfordert.Ganz bestimmt lag das nicht an ihrer Unfähig-keit, sondern an der Prüderie der fünfziger Jah-

Ehemalige Mitschüler der Humperdinckschule Siegburg gesucht

Nach über 40 Jahren wollen wir ein Klassentreffen organisieren und suchen ehemalige Mitschüler, die mituns 1968 entlassen wurden. Wer erkennt sich bzw. Familienmitglieder oder Freunde auf diesem Bild undkann uns Tel.-Nr., Anschrift oder E-Mail-Adressen geben?

Hier einige Namen, die wir schon ausfindig machen konnten und zur Erinnerung vielleicht beitragen: Cas-pers, Bianca; Hasenritter, Axel; Müller, Annegret; Niedergesäß, Brigitte; Ostrowski, Wolfgang; Saffrich, Ro-semarie; Schäfer, Heidi; Schmidt, Olaf; Spaniel, Wolfgang; Wörner, Leila; Zappe, Elke.

Bitte melden bei: Bianca Caspers per E-mail: [email protected] oder Elke Kugler, Tel. 0 26 45/ 97 39 03, E-mail: [email protected].

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und hoffen, viele „Ehemalige“ zu finden.

re. Über physiologische Abläufe im weiblichenoder männlichen Organismus sprach man nicht.Sexualität im weitesten Sinne war ein Tabuthe-ma. Unsere spätere Biologie- und Chemielehre-rin war Fräulein Nikola.

Nach der Versetzung in die Untertertia, die ersteKlasse der Mittelstufe, war Dr. Künster nichtmehr unser Klassenlehrer. Frau Remark trat anseine Stelle. Zunächst unterrichtete sie Deutschund Englisch, später auch Französisch.

In Französisch und Geschichte hatten wir HerrnStump. Es lag ihm viel daran, uns etwas beizu-bringen. “Du liegst auf dem Präsentierteller, passauf, dass Du nicht herunterfällst!” oder „Vogelfriss oder stirb”, waren Lieblingssätze von ihm. InFranzösisch wollte er den Unterschied von „ce-lui-ci” und” celui-là” erklären. Das tat er sehr bild-haft und sagte: “Derjenige bohrt sich in der Nase,dieser da schießt damit”. So etwas prägt sich ein.Er konnte gut durchgreifen und war ein um Ob-jektivität bemühter Lehrer.

Ingeborg Thiel, Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 2010 45

Kriegsbeginn im Sommerurlaub1939

Als am 1. September vergangenen Jahres in al-len Medien an den Überfall auf Polen am 1. Sep-tember 1939 und damit dem Ausbruch des ver-hängnisvollen Zweiten Weltkrieges gedacht wur-de, wurden in mir wieder die alten Erinnerungenwach, die sich mir von diesen Tagen als sieben-jähriger Junge im Gedächtnis festgesetzt hatten.Den Kriegsbeginn 1939 erlebte ich mit meinerFamilie auf der dänischen Insel Röm, nördlichvon Sylt, wo wir unseren Sommerurlaub verleb-ten. Trotz des wunderschönen Sommerwettersan der See fiel ein düsterer Schatten und ein Ge-fühl der Angst auf die deutschen Urlauber unddie Einheimischen.

Zum Ende der dreißiger Jahre verbrachten mei-ne Eltern mit ihren vier Kindern mehrfach ihrenSommerurlaub auf der dänischen Insel. Für mei-ne beiden älteren Schwestern und mich warRöm ein herrliches Urlaubsparadies. Selbst dieGeburt meines jüngeren Bruders im Juni 1938konnte meine Eltern in dem Jahr vor Kriegsbe-ginn nicht davon abhalten, mit dem Baby in ei-nem Bäckerkorb die Urlaubsreise anzutreten.Das Baby wurde in jenem Sommer in der altenSchifferkirche von Kirkeby von einem deutschenPfarrer, der dort mit seiner Familie auch Urlaubmachte, getauft. Meine Eltern hatten jedes Maleine Wohnung in einem alten, riedgedecktenBauernhaus, nicht weit von dem durch sandigeDünen getrennten Strand, für die Sommerferiengemietet. Mein Vater, der 1938 als preußischerBeamter von Kiel nach Siegburg versetzt wordenwar, musste sich mit dem kurzen vom Gesetzgeregelten Urlaub begnügen, während unsereMutter mit den Kindern fast die ganzen Sommer-ferien an der See verbringen konnte. Auch imSommer 1939 musste er uns vorzeitig verlassen

und fuhr allein mit der Eisenbahn nach Siegburgzurück. Da die offizielle Mobilmachung auf den25. August festgelegt war, hatte er sich sofort aufdem Wehrbezirkskommando zu melden. MeinVater hatte schon als junger Mann von 1912 bis1918 bei der Kaiserlichen Marine gedient undstrebte den Stand des Berufssoldaten an. Danach den Bestimmungen des Versailler Frie-densvertrages das Deutsche Reich weder eineKriegsmarine noch eine Luftwaffe unterhaltendurfte, verpflichtete er sich als sogenannter„Zwölfender“ beim 100.000-Mann-Heer, dasdem Deutschen Reich zugestanden war. AlsStabsfeldwebel schied er aus und wechselte alsBeamter in die Preußische Verwaltung über,nachdem er in Abendkursen noch das Abiturnachgemacht hatte. Mit dieser Ausbildung wurdeer sofort wieder zur Kriegsmarine eingezogenund in eine führende Position auf ein Vorposten-boot berufen. Diese Klasse kleiner Boote hattefür den Küstenschutz und die küstennahe Be-gleitung größerer Kriegsschiffe zu sorgen. Alsmein Vater seinen ersten Heimaturlaub zu Hau-se verlebte, wurde sein Boot durch ein Torpedoversenkt und nur der Kamerad, der seinen Po-sten innehatte, wurde ins Wasser geschleudertund überlebte. Nach diesem Ereignis wurdenkinderreiche Väter in Landverwendungen ver-setzt. Danach verlebte er die Zeit bis zumKriegsende in Norwegen (Oslo, Tromsö, Trond-heim, Kirkenes). Nach Kriegsende wurden diedeutschen Offiziere – mein Vater war in der Zwi-schenzeit zum Kapitänleutnant befördert worden– auf einer Insel in der Nordsee interniert undschon früh aus der Kriegsgefangenschaft entlas-sen.

Nach Kriegsausbruch hatte meine Mutter schonauf Röm all die Aufgaben zu übernehmen, diebisher mein Vater ausgeführt hatte. Wir ver-brachten noch eine Woche Sommerurlaub aufder Insel und fuhren dann mit der Eisenbahnnach Hause. Sofort fiel auf, dass sich in Sieg-burg einiges verändert hatte. Abends war dieStadt dunkel und menschenleer, da die Laternenausgeschaltet und die Fenster der Wohnhäuserverdunkelt waren. Die damals wenigen PKWsund LKWs hatten ihre Lampen so abgedunkelt,dass nur noch ein kleiner Schlitz für das Lichtübrig blieb. Ebenso war es bei den Fahrräderngeregelt. Es galt, von feindlichen Fliegern nichtgesehen zu werden und nur den Gegenverkehrund die Fußgänger durch das spärliche Licht zuwarnen. Es war vorgeschrieben, die Fenster der Woh-

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nungen – auch die Industriegebäude – abzu-dichten, damit kein Lichtschimmer nach außendringen konnte. Als wir nach unserer Reise ausden Sommerferien wieder in unserer Wohnungin Siegburg in der Weierstraße angekommenwaren, hatten wir noch keine Vorrichtungen fürdie Verdunklung der Zimmer.

Meine Mutter hängte zunächst Wolldecken vordie Fenster des Wohnzimmers und der Küche.Die Schlafräume blieben unverdunkelt und wirkrochen abends im Dunklen in unsere Betten.Sofort nach unserer Rückkehr bemühte sich un-sere Mutter um Rollos für die Verdunklung allerFenster. Sie wurde fündig bei der Firma Gardi-nen Wieser auf der Kaiserstraße und ließ an al-len Fenstern Rollos anbringen. Die Parteileitung schickte in der Dunkelheit aus-gebildete Luftschutzwarte durch die Straßen, dieüberprüften, ob auch alle Fenster regelgerechtabgedunkelt waren und warnten die Bewohner,wenn die Verdunklung nicht ausreichend war.Auch einige andere Vorrichtungen waren in derZwischenzeit in die Wege geleitet worden. JederHauswirt hatte für seine Mieter einen Luftschutz-keller einzurichten.Unser Hauswirt hatte dafür in dem dreistöckigenHaus den Mittelgang des Kellers ausgesucht,von dem aus die Kellerräume zu betreten waren.Über diesem Gang befanden sich die Flure dereinzelnen Wohnungen. Es war durch die Beton-decken ein relativ sicherer Kellerraum, da er nureine geringe Spannweite aufwies. Hätte derHauswirt einen der anliegenden Kellerräume ge-wählt, so hätte man diesen durch Balken undStützen zusätzlich absichern müssen. WennFliegeralarm durch den auf- und abschwellen-den Klang der Sirenen angekündigt wurde, zo-gen alle im Hause wohnenden Familien in denLuftschutzkeller, wo an den Wänden Bänke auf-gestellt waren, auf denen wir Platz nahmen. Ichfühlte mich mit dem Beton über dem Kopf sicher,obwohl die nach außen liegenden Kellerfensterso schmal waren, dass ein Erwachsener kaumdurchpasste. Von unserem Luftschutzkeller führ-

te noch ein Gang zu einer Außentür zum Hof,aber an diesem Gang befanden sich die Gas-rohre und Zähler der einzelnen Wohnungen.Diese Lage bereitete mir immer wieder Angst,denn bei einem Bombentreffer drohten die Gas-rohre beschädigt zu werden. Ich redete mir aberimmer wieder ein, warum sollten die Bombenausgerechnet unser Haus treffen. Die nächstenAbwurfstellen lagen nur etwa 200 Meter Luftlinievon unserem Haus entfernt, aber das Haus wur-de dennoch in seinen Grundfesten erschüttert.In solchen Fällen beteten die älteren Leute mitInbrunst den Rosenkranz und baten Gott um Hil-fe.Auch auf dem Speicher waren Vorkehrungen an-geordnet und getroffen worden, um bei einemAngriff auf das Haus schnell eingreifen zu kön-nen. Hier wurde ein Zinkeimer mit Wasser undein Eimer mit Sand bereitgehalten, um Brand-bomben, die nur das Dach, nicht aber die massi-ve Betondecke durchschlagen konnten,bekämpfen zu können. Neben dem Wasserei-mer stand eine kleine Spritze mit Schlauch be-reit. Außerdem sollte eine Feuerpatsche eineneventuellen Brand niederhalten. Zum Glück istes in all den Kriegsjahren bei uns nicht zum Ein-satz der Löschgeräte gekommen. Unser Hausblieb unbeschädigt. Erst im März/April 1945 trafeine Granate beim wochenlangen Artilleriebe-schuss der Amerikaner den Giebel des Hinter-hauses. Menschen kamen dabei aber nicht zuSchaden. Ich, wie auch meine Geschwister und unsereMutter haben oft heftige Angst ausgestanden.Gegen Ende des Krieges häuften sich nebenden Nachtangriffen auch die Zahl der Tagesan-griffe. 1944 war es nicht ungefährlich, sichdraußen weit von einem Luftschutzkeller aufzu-halten. Ab November 1944 schlossen alle Sieg-burger Schulen, da die Lage zu unsicher gewor-den war. Das war auch eine kluge Entscheidungder Behörden, denn die Volksschule InnereStadt wurde bei einem Bombenangriff total zer-stört und auf den Schulhof der Volksschule Hum-perdinckstraße sowie des Jungengymnasiums inder gleichen Straße, das auch ich damals be-suchte, trafen mehrere Bomben, die riesigeSprengtrichter hinterließen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir fast65 Jahre nach Kriegsende das Glück hatten,nicht von Kriegen heimgesucht worden zu seinund keine Angst mehr vor Fliegeralarm habenmussten.

Hans Warning, Lohmar

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65er Nachrichten, Sommer 2010 47

Ausgewandert vor 140 Jahren

Vor einigen Jahren erhielt meine Patentanteaus Missouri/USA von Nachkommen einer aus-gewanderten Großtante mehrere wunderbareDokumente, Briefe und Fotos aus vergangenerZeit. Eine Lebensgeschichte des 19. Jahrhun-derts. Meine Urgroßtante mütterlicherseits, Sy-billa Regina Stoßberg, geb. Weber, geboren1832 in Krahwinkel/Seelscheid, verheiratet mitGustav Stoßberg, Stellmacher, geboren 1832 inMeisenbach, Seelscheid, sind mit ihren Töch-tern Amalie, geboren 1861 und Bertha, geboren1864, nach Amerika ausgewandert. Der SohnWilhelm, geboren 1859, blieb bei Regina’s El-tern zurück.

In den Jahren 1857-1885 sind aus der Bürger-meisterei Wahlscheid, zu der damals wohlKrahwinkel und Meisenbach gehörten, mit Ge-nehmigung der Heimatbehörde 95 Personenausgewandert.Am 18. Juli 1869 erhielt die Familie Stoßberg ih-re Auswanderungserlaubnis. Die Beweggründe,Deutschland zu verlassen, sind nicht bekannt.Gustav Stoßberg hatte Verwandte „drüben“, dieihm wohl von den Reichtümern geschrieben ha-ben, die jenseits des Ozeans winkten. Am 3. August 1869 verließ die junge Familie diealte Heimat.

Der erste Brief, geschrieben aus Siyol PettisCounty, Missouri, im Oktober 1869, schildert dieÜberfahrt per Segelschiff nach Amerika.Für meine Kinder und Enkel habe ich den zumTeil unvollständigen Briefwechsel im OriginalAusdruck und Schreibweise in die heutigeSchrift gebracht. Da heißt es u.a. in Sütterlin-Schrift: „So sind wir denn mit Gottes Hilfe soweit gekommen, dass wir Euch mal schreiben,wo wir geblieben sind. Am 3. August fuhren wirvon Bremen aus und kamen wohlbehalten nacheiner Fahrt von 48 Tagen gesund in New Yorkan. Wir hatten keinen Sturm, aber die meistenTage entgegen gesetzten Wind. Am dritten Tagbekamen wir die Seekrankheit, erst meine Frau,dann ich. Zwei Tage dauerte das Erbrechenoder Kotzen, dass man meinte, wir müsstensterben. Aber als alles vorbei war, fühlten wiruns wieder recht gesund. Was die Kost anbe-traf, war diese sehr schlecht und zu wenig. Diemeisten Leute hatten sich tüchtig Fleisch mitge-nommen, das kam ihnen zu Gute. Der Kapitän war sehr auf die Reinlichkeit der

Gäste bedacht. Wenn sie auf dem Verdeck wa-ren, holte er sie, meistens Kinder, weg undbrachte sie in seine Kajüte und gab ihnen einButterstück und einige Stücke Zucker.

Hunderte von Schiffen bekamen wir zu sehen,besonders an der englischen Küste, wo wir vor-bei fuhren. Auf dem Schiff ist auch ein alterMann gestorben, er wurde in die See hinab ge-lassen. Am zweiten Tag war gerade schönesWetter, wir hatten keinen Wind und die See warspiegelglatt. Der Mann wurde in ein Tuch ein-genäht. An seinen Füßen wurden ein paar Stei-ne befestigt, oben am Kopf ein Seil. So wurdeer in die See hinab gelassen. Vor dem Einsen-ken hielt der Kapitän noch eine schöne langeRede, so wie bei uns die Pastoren in Deutsch-land. Nach dem Einsenken predigte er wiederund es wurde eine schwarze Fahne aufgestellt,ganz feierlich.

Am letzten Tag auf dem Wasser kam uns einDampfschiff entgegen und spannte sich voruns. So ging es dann mit Jubel New York ent-gegen. Im Wasser haben wir auch Dutzendevon Fischen gesehen, die 10-12 Fuß lang undwohl 2-3 Fuß dick waren. Sie spiehen auch 5-6Fuß hoch Wasser aus. Einige kamen ganz dichtam Schiff vorbei. Der Kapitän sagte, das wärenSchweinefische. Wir kamen um 17.00 Uhr wohlbehalten in NewYork an. Die Nacht über blieben wir noch bis8.00 Uhr morgens auf dem Schiff. Die ganzeNacht gab es auf dem Schiff einen Ball mit Mu-sik. Bis zum nächsten Morgen wurde auf demVordeck getanzt.

Am nächsten Morgen stiegen wir aus und gin-gen zum „Castelgarden“. Hier haben wir unsgewundert, wie normal alles ging. Es gab hierein Dutzend Beamte, die uns über alles Aus-kunft gaben. Von einem wurden wir gefragt, wowir hin wollten und man wies uns den Weg. Einanderer übergab angekommene Briefe undGeld an die Leute. Sie wurden mit Namen auf-gerufen. Wieder andere wechselten deutschesgegen amerikanisches Geld. Auch ich habeGeld gewechselt. Ich musste 18 Pfennig aufden Taler zurücklassen. Von einem dritten Be-amten bekamen wir die Fahrscheine, um mitder Eisenbahn weiterzufahren. Unsere Kofferwurden auch mitgenommen. Für das Gepäckmusste ich neun Taler zahlen. Wir kauften unswas Brot und Fleisch und am Abend ging es um

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20.00 Uhr mit der Eisenbahn weiter.

Vier Tage und vier Nächte haben wir bis St.Louis in dem Zug verbracht. Dort kamen wir amnächsten Morgen um 10.00 Uhr an. Es ist einesehr große Stadt, drei Stunden lang und breit.Eine so große Stadt habe ich in meinem Lebenbisher nicht gesehen.

Am Bahnhof holte uns ein Lohnkutscher ab undfuhr uns zu einem deutschen Wirtshaus. Da be-kamen wir Kaffee und haben zu Mittag geges-sen. Dafür musste ich für meine Familie drei Ta-ler zahlen.

Dann machten wir uns auf den Weg zu meinemVetter Frielingsdorf, ein Apotheker, der mit mei-ner Nichte verheiratet war.

- Fortsetzung folgt -

Edith Rumpf-Scheiwe, Neunkirchen-Seelscheid

Rückblick auf unsere Jugendzeit

„Schön war die Jugendzeit“. So ist der Anfangeines Liedes. Und wenn ich zurückblicke,stimmt dies: Trotz der 40er und 50er Jahre mitKrieg, Hunger und Angst, mit Hoffnung undBangen!

Wenn man das alles erlebt hat, ist es kaum zuglauben, dass man überlebt hat.Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheits-gurt und im Krieg saßen wir sogar zwischenVorderradblech und Lampe. Für den Fahrer be-ruhigend, da wir aufpassten und den Himmelnach „Jabos“ erkundeten. Unsere Kinderbettenstrahlten in schönen Farben mit Cadmium undBlei. Schranktüren waren eine ständige Bedro-hung für unsere Finger. Auf dem Fahrrad trugenwir keinen Helm. Wir tranken Wasser aus dem Wasserhahn undnicht aus Flaschen. Wir gingen morgens ausdem Haus in den nahen Wald, spielten Indianermit selbst gemachten Trapperhosen aus Bri-kett- und Kartoffelsäcken. Wenn wir Durst ver-spürten, schlürften wir das Wasser vom saube-ren Rothenbach. Wir spielten, bis es dunkelwurde. Niemand wusste, wo wir waren, und wir

hatten auch keine Handys. Wir haben uns geschnitten, brachen Knochenund Zähne und niemand wurde verklagt; es warunsere Schuld. Keiner fragte nach Aufsichts-pflicht. Es waren eben Unfälle.

Wir tranken mit unseren Freunden aus einerFlasche und niemand wurde krank. Wenn wirsie hamstern konnten, aßen wir Bauernbutterdick auf Kornnussbrot und trotzdem wurden wirnicht zu dick. Wir hatten keine Computer oderLaptops, aber wir hatten Freunde. Wir besuch-ten uns einfach gegenseitig und ohne Wissender Eltern. Keiner brachte uns und keiner holteuns. Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele nach Indianerart undKarl-May-Büchern aus und mit Blutsbrüder-schaft besiegelten wir die Freundschaft. Wirspielten Fußball auf Höfen und Straßen. Esdurfte nur mitmachen, wer gut war. Wer dasnicht konnte, hatte zweierlei Füße, stand ab-seits und musste lernen, mit der Enttäuschungklarzukommen.

Manche Freunde waren auch nicht so schlauwie andere. Sie fielen durch Prüfungen oderwurden nicht versetzt. Das führte nicht zu emo-tionalen Elternabenden oder Änderung der Lei-stungsbewertung. Unsere Taten hatten Konse-quenzen und keiner konnte sich verstecken. Im Krieg sammelten wir auf den Feldern Kartof-felkäfer, die als Schädlinge das Wachstum derKartoffeln zerstörten.Wir sammelten im Buchenwald die Bucheckernfür Öl, bis der Rücken weh tat vom ewigenBücken. Wir sammelten Pilze, schlugen Holzfür den Ofen. Man brauchte uns nicht anzutrei-ben. Es war selbstverständlich und man war einbisschen stolz, so etwas für die Familie beizu-tragen.

Unsere Generation hat viele risikobereiteGrößen, Erfinder und starke Handwerker her-vorgebracht. Mit Freiheit, Erfolg, Misserfolg undVerantwortung wussten wir umzugehen. Es hatsich ausgezahlt und rückblickend bin ich froh,dass ich dazu gehörte.

Hans Böckem, Siegburg

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Erlebnisse und Erinnerungenmit dem Schubertbund Siegburg

Teil XIISüdostasien und Ostasien 1981

Philippinen

Manila Manila liegt auf der Halbinsel Luzon. Wir warenuntergebracht im Luxushotel Philippin-Plaza.Unser erstes Konzert fand in der deutschenSchule statt, mit vollem Erfolg.22.04.: Fahrt zum Taal-Vulkansee und weiternach Las Pinhas, mit Gesangsvortrag in derKirche, in der die einzige Bambusorgel der Weltsteht.Sie ist seit 1794 in Gebrauch und wurde übri-gens vor Jahren von der Fa. Klais, Bonn, gene-ralüberholt.Die Stadt ist auch bekannt durch die weltbe-kannten bunten Jeepnys, deren Kühlerhaubenmit allerlei Tand, wie Spiegel, Blinker, Rösse,Kampfhähne und vieles mehr geschmückt sind.In Manila fahren davon immerhin 124 000 Ex-emplare als Taxis.

Wir besuchten die Stadt Tagatay mit herrlichemBlick auf den Taal-See, in dessen Mitte derkleinste Vulkan der Welt liegt, der aber Lavaausspuckt wie ein Großer. Der aktive Vulkansteht inmitten eines Kratersees eines alten er-loschenen Vulkans. Letzte Ausbrüche waren1966 und 1976.Gemeinsam mit der Botschafterin Dr. HildegundFeilner nahmen wir unser Mittagessen im Pla-za-Hotel ein.Sie sagte: „Die Philippinen sind das sanges-freudigste Volk Asiens, kennen jedoch nur deneinstimmigen Gesang.Abends großes öffentliches Chorkonzert imprunkvollen Cultural Center mit 1800 Sitzplät-

zen.Alle Erwartungen wurden übertroffen. Das Konzert war überwiegend von Philippinenbesucht (über 1.000 Karten wurden verkauft).Wir staunten über den hohen Preis (100 Pesos= 30 DM).Zuerst erklangen - wie in diesem Lande üblich -beide Nationalhymnen.Es wurde uns vorher erklärt, wenn die Darbie-tungen dem Publikum nicht gefallen, sei es Ge-pflogenheit, dies auch lautstark durch anhalten-des Geschnatter ohne Rücksicht auf den Fort-gang des Programms kund zu tun.Das Gegenteil war der Fall. Der Saal war mäus-chenstill.Der Beifall steigerte sich dann von Stück zuStück. Am Ende ließen uns die Besucher nichtvon der Bühne, und wir mussten Zugabe aufZugabe geben.Am nächsten Tag überschlugen sich die Zeitun-gen mit Lobeshymnen auf den “Chor from Ger-many“.Alle Besucher und auch wir Sänger wurden vordem Konzert, wie auf Flughäfen üblich, in mo-bilen Kabinen auf Waffen oder Sprengkörpernvon der Polizei untersucht.Helle Aufregung im Hotel!Der Generalschlüssel der scharf bewachtenSchließfachanlage war fort!Nur mit diesem Schlüssel konnte das Wertsa-chen-Depot der 1.200 Hotelgäste geöffnet wer-den.Der vermeintliche „Dieb“ konnte jedoch schnellgefasst werden!Es war unser Sangesbruder BankkaufmannKarl Heinz Schiel. Man hatte ihm den falschenSchlüssel ausgehändigt.Sein Schlüssel befand sich als einziger nocham Schlüsselbrett, und dadurch war er natürlichschnell „entlarvt“.

HongkongDonnerstag 23.04.: Von Manila aus - Ankunftauf dem Flughafen Kai Tak, der britischen Kron-kolonie Hongkong.Unterkunft war das Nobelhotel Furama Inter-Continental.Eine Statistik unseres Sängers Willy Weyel er-gab nachfolgende Zwischenbilanz:Auf dem Flug Manila – Hongkong hatten dieSänger Willi Kluth, Willi Weber, Willy Weyel undEdmund Heines 100.000 Flugkilometer seit Ab-

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65er Nachrichten, Sommer 201050

flug Irland 1961 zurück gelegt, und es war der63. Flug/Auslandsflug in der 35-jährigen Ge-schichte des Chores.Zunächst standen Besichtigungen auf dem Pro-gramm:Der Markt von Kowloon mit einem unvorstellba-ren Gedränge - die Stadt Victoria mit der City-Hall, in der unsere Konzerte stattfanden – derVergnügungspark Tiger Balm Garden - Man MoTempel - dann auf den 550 m hohen VictoriaPeak, der als schönster Ausblick der Welt aufeine große Stadt – Aberdeen, größtes und älte-stes Fischerdorf der Kronkolonie, gilt. Hier le-ben Zehntausende von Chinesen auf 5.000Dschunken und Sampans auf dem Wasser.Viele dieser Bewohner betreten jahrelang keinFestland.In früheren Zeiten war dies ein berüchtigter Pi-ratenschlupfwinkel.Mittagessen auf dem bekannten schwimmen-den Hotelschiff „Jumbo“.

Wir nahmen mit acht Personen an einem TischPlatz und bestellten gemeinsam ein traditionel-les Essen.Eine Riesenschüssel mit allerhand teils undefi-nierbaren Leckereien wurde aufgetragen.Unser Sänger Leo Boltem, bereits durch Erfah-rung in Mexico vorsichtig geworden, stochertedaher behutsam in seinem Teller herum, undausgerechnet er findet einen kompletten Hah-nenkopf einschließlich Schnabel und Kamm.Sein Kommentar: „Ech benn att satt, wer weeß,watt do söns noch all drenn ess.“Leo war es auch, der auf dem Markt eine Fraufilmte, die aus einem Behälter, in dem lebendeFrösche feilgeboten wurden, auf einen be-stimmten Frosch zeigte, den sie haben wollte.Der Verkäufer fasste den Frosch an den Hinter-beinen und riss ihn in zwei Teile.Eine ähnliche Grausamkeit sah ich, als ein Mo-pedfahrer auf dem Gepäckständer ca. ein Dut-zend Hühner an den Hinterbeinen zusammengebunden auf dem Markt ablieferte.Hunde, Katzen, Frösche, Meerschweinchenund lebende Schlangen sind auf jedem Markterhältlich.In Hongkong ist eben alles möglich. Preiswerteund gute Stoffe für Anzüge gibt es hier und eswird innerhalb von 3 Tagen geschneidert. EinSchneider stand bereits in der Flughalle, um füreinen bereits von Siegburg aus bestellten An-

zug Maß zu nehmen.24.04.: Festkonzert in der City-Hall:Die Besucher, interessanter Weise vorwiegendJugendliche, füllten die Halle bis auf den letztenPlatz.Wir waren gespannt auf die Reaktion der Gästeund erlebten einen unerwarteten Orkan der Be-geisterung.Es muss wohl die Musik gewesen sein, die siefaszinierte, denn unsere Sprache verstandensie ja nicht. Auch hier kamen wir ohne Zugaben nicht vonder Bühne. Der nächste Tag galt dem Besuch der New Ter-ritories, Kowloon, der 600 Jahre alten StadtKam Tin und der Grenzstadt zur VolksrepublikChina, Lac Ma Chau.Ein Abendkonzert der besonderen Art standuns bevor. Die Stadtverwaltung hatte für die är-mere Bevölkerung im Rahmen ihrer Kulturar-beit ein Freilichtkonzert arrangiert.Auf dem Vergnügungsplatz eines der vielenWohnwüsten der chinesischen Flüchtlingekonnten die Bewohner den Schubertbundhören. In einem Carré umgeben von Hochbauten hau-sen nicht weniger als 40.000 Menschen. DieZahl der Zuhörer konnte man nur erahnen, manschaute jedenfalls in voll besetzte Fenster.Ein einmaliges, aber auch erschütterndes Er-lebnis .Wir verbrachten noch zwei Tage mit Besichti-gungen in dieser faszinierenden 6-Millionen-Stadt Hongkong.

Unser treuer Begleiter Herr Dr. JohannesNöthen, der uns auf vielen Reisen als „Vereins-arzt“ immer zur Verfügung stand, konnte inHongkong seine Gattin begrüßen.Sie machte an Bord des russischen Kreuzfahrt-schiffes Maxim Gorki eine Pazifik-Überquerung.Nach Aufenthalten in Singapore, Borneo undManila legte das Schiff in Hongkong an.

Fortsetzung folgt!

Edmund Heines, Siegburg

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Außergewöhnliche Begegnungenund Maßnahmen bei Affen

Lebertransplantation

Das Transplantationszentrum der Uni Düssel-dorf hatte anrufen lassen, ob wir möglicherweiseeinen größeren Affen zur Verfügung stellenkönnten, dessen Leber für einige Tage die Funk-tion der kranken Leber einer jungen Frau über-nehmen solle.Wir hatten einen solchen Affen, nämlich denmittlerweile sehr gefährlich gewordenen Bossauf der Pavian-Insel. Da Affen, mit Ausnahmeder rotgesichtigen Japanmakaken, i.a. wasser-scheu sind, reicht ohne Einzäunung ein breiterWassergraben zwischen Affeninsel und Publi-kum. Aber der „Macho“ der mindestens 20-köp-figen Großfamilie hatte in letzter Zeit schon öfterAnstalten gemacht, mit einem mächtigen Sprungden Graben zu überqueren. Er wog 30-35 kgund hatte Eckzähne, die länger und spitzer wa-ren als die von Großkatzen. Es fehlte nur nochein Anlass, ihn richtig wütend und aggressiv zumachen.Am nächsten Tag zur verabredeten Zeit landeteauf dem Ruhrzoo-Vorplatz der Hubschrauberaus Düsseldorf mit zwei Assistenzärzten, dieden narkotisierten Patienten begleiten sollten.Aber so weit war es noch nicht!

Damals, Anfang der 70er Jahre, hatten wir nochnicht die weiter entwickelten und perfektionier-ten Blasrohre, so dass wir mit der Narkosepisto-le und Pulverdruck das Leichtmetallprojektil ver-schießen mussten. Die Distanz zwischen derRandmauer der Affeninsel und dem Zielobjektbetrug ca. 15 Meter. Wesentlich war, dass derSchütze direkt nach dem Schuss hinter der Mau-er verschwand (ganz schnell bücken), damit derPavian nicht ausmachen konnte, wer auf ihn ge-schossen hatte.Der erste Schuss ging daneben, das Projektilsaß in dem Baumstamm, auf dem sich der Affe(ich weiß seinen Namen nicht mehr) niederge-lassen hatte. Der Pavianmann hatte das offen-sichtlich überhaupt nicht registriert. Den zweiten Schuss habe ich von einer anderenStelle aus abgegeben. Diesmal saß er. Der Ge-troffene wollte sofort losstürmen und den Schüt-zen bestrafen, hatte aber niemanden zu Gesichtbekommen, weil ich hinter der Mauer lag.Nach einer Viertelstunde schlief er. Die verunsi-cherte und herrenlose Horde wurde mit Hilfe von

zwei Straßenbesen zurück ins Haus getrieben.Ihr Boss wurde direkt in den Hubschrauber ge-tragen. Zur Sicherheit wurde ein großer, ver-schließbarer Plastikbehälter als Transportkistebenutzt.Einer der humanmedizinischen Kollegen bekamvon mir noch eine mit dem Narkotikum gefüllteSpritze, die er anwenden sollte, wenn der Pati-ent wider Erwarten vor der Ankunft in Düsseldorfaufwachen würde. Das war eigentlich nicht not-wendig, aber sicher ist sicher. An Ort und Stellewurde er dann intubiert, d.h. an das Narkose-gerät angeschlossen und Prof. Güttjemannskonnte seinen Therapieversuch starten.

Napoleon

Der Recklinghäuser Tierpark, eine der wenigenEinrichtungen dieser Art ohne Eintrittsgeld, hatteu.a. ein sehenswertes Vogelhaus, eine schöneSammlung seltener Fasane, eine kleine Herdevon Kamerun-Schafen, die man auch nicht so oftsieht, und drei verschiedene Affenarten.Zahlenmäßig standen die Rhesusaffen an ersterStelle. Wegen der regelmäßigen Nachzucht gabes Platzmangel, und Streitereien waren an derTagesordnung. Die Familienplanung bestand inVerkauf oder Kastration männlicher Jungtiere.

Eine kleine Gruppe von Schweinsaffen, eineMakakenart aus Indien, die wegen ihrer Ringel-schwänzchen zu ihrem Namen kamen, war diezweite Affenart.

Die eindrucksvollste Gruppe stellten dieMandrills dar, jene pavianverwandten Primatenaus Afrika, die sich durch ihre grellbunten Kopf-farben auszeichnen. Der Chef dieser Gruppewar ein inzwischen in die Jahre gekommener„Macho“, ca. 25 kg schwer, der seinem kleinenHarem von fünf oder sechs Weibern vorstand,sich immer zuerst das Beste aus dem angebote-nen Futter heraussuchte, und durch Imponierge-habe in jeder Situation auffiel. Zudem hatte erein furchterregendes Gebiss. Er hieß „Napole-on“.Seit einigen Wochen beobachtete der verant-wortliche Pfleger, dass „Napoleon“ sich öfter ineine Ecke des Nachtkäfigs zurückzog, nichtmehr so aufmerksam wie gewohnt war, wenigerAppetit und vielleicht auch etwas an Gewichtverloren hatte. Jedoch bei Aufregung und An-sprache zeigte er immer noch drohend sein Ge-biss mit den vier großen Eckzähnen.Wir haben ihn narkotisiert, Blutproben für das

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Labor genommen und den schlaffen, jetzt sicht-bar abgemagerten Patienten gründlich unter-sucht, vor allem aber die tastbaren, inneren Or-gane palpiert. Dabei hat sich herausgestellt, dass seine Leberstark vergrößert und sehr verhärtet war und kei-ne scharfen Ränder mehr hatte. Mit anderenWorten: Er litt an einer fortgeschrittenen Leber-zirrhose. Wir haben ihn ohne Therapie wachwerden lassen.

Napoleon mit Tierpfleger

Den Verantwortlichen der Stadtverwaltung habeich klargemacht, dass eine Behandlung diesernicht heilbaren Erkrankung nicht sinnvoll wäre,denn selbst mit täglichen Infusionen und spezi-eller Lebertherapie hätten wir ein nicht mehr le-benswertes Leben nur kurzfristig verlängernkönnen. Zudem wären tägliche Immobilisierun-gen notwendig gewesen, wobei die Narkotika jaüber die stark veränderte Leber entgiftet werdenmüssten. Wir entschlossen uns also zurEuthanasie. Am nächsten Tag erzählte ich unse-rem Gelsenkirchener Zoodirektor, Herrn Dr.Ernst Rühmekorf, dass der 1,0 Mandrill ausRecklinghausen wegen einer unheilbarenLebererkrankung eingeschläfert werden müsse.Dr. Rühmekorf kannte den Affen, wie er fast alleTiere kannte, die in den Zoos und Tierparks inder Nähe von Gelsenkirchen zu Hause waren.Er war sehr daran interessiert, den 1,0 Mandrill-schädel zu präparieren, um ihn als Lehrmaterialbeim Unterricht für seine Azubis zu verwenden. Für diesen Zweck galt es, ein Hindernis aus demWeg zu räumen. Das Grünflächenamt der StadtRecklinghausen war einverstanden, als ich die

Gelsenkirchener Bitte vortrug. Die Schwierigkeitbestand aber darin, dass man aus einem Patho-logischen Institut, in dem eine Leiche seziertwird, nichts wieder entnehmen darf bzw. etwaszurückkriegt. Also habe ich vorgeschlagen, dieObduktion selbst vorzunehmen. Wir fandenaußer der Bestätigung des schon bekannten Le-berschadens überraschenderweise auch nochetliche Magengeschwüre, die nicht zwangsläufigzu einer chronischen Lebererkrankung gehören.

Am darauf folgenden Sonntag war ich in Bonn,wo mein älterer Sohn Achim für seinen Tennis-Club „Schwarz-Weiß“ ein wichtiges Match spie-len musste. Bei dieser Gelegenheit lernte ichauch seinen Chef, einen bekannten, ordentli-chen Professor für Neurologie, kennen. Dieserwar ein Schüler meines Sohnes, der nebenbeials A-Trainer auch noch Tennisunterricht gab.Der Professor war so begeistert von der Sport-art, vielleicht auch von seinem Lehrer, dass erdie drei oder vier im Frühjahr stattfindenden„Meden-Heimspiele“ am Sonntagmorgen auchbesuchte.Wir kamen ins Gespräch über diverse medizini-sche Themen, und er war sehr interessiert anmeinem Beruf als Zootierarzt. Schließlich lande-ten wir beim Thema „Stress“, das er augenblick-lich in seiner Vorlesung behandelte, und welcheKrankheiten damit ursächlich zusammenhängenkönnen. Es war ja erst ein paar Tage her, und soerzählte ich ihm, dass ich bei einem Mandrill miteiner schweren Leberzirrhose bei der Obduktionsozusagen als Nebenbefund oder auch Zufalls-befund mehrere Magengeschwüre gefundenhätte.

Der Mandrill war der absolute Chef im Ring. Esgab keine Widersacher, keine Konkurrenz. Erwurde immer und überall respektiert. Man konn-te sich kaum vorstellen, dass er unter Stress litt.Das fand auch der Neurologe.Am nächsten Morgen, montags, fuhr er in seinerVorlesung mit dem Thema Stress fort und er-zählte so nebenbei, er habe gestern einen Zoo-tierarzt kennengelernt, der ihm von dem interes-santen Magenbefund eines sicher nicht stress-geplagten Affen berichtete und stellte zur Dis-kussion, was einem dazu einfiel. Diese Mittei-lung erhielt ich von meiner heutigen Schwieger-tochter, die damals als höheres Semester dieVorlesung von Professor J. besuchte.

Dr. Heinz Gass, Siegburgaus dem Buch: „Hat er die alle gefressen?“

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Bürokratie nach Ende des 2. Weltkrieges

Kurz nach seiner Heirat mit Elisabeth Schmitzeröffnete mein Vater Heinrich Neifer am 21. No-vember 1925 im Siegburger Stadtteil Zange einKolonialwarengeschäft. Heute würde man esals Lebensmittelladen bezeichnen. Da mein Va-ter neben der Prüfung als Lebensmitteleinzel-händler auch die Drogistenprüfung besaß, wur-de eine Drogerieabteilung in das Geschäft inte-griert.Mein Großvater Adolf Schmitz besaß zudem ei-nen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb auf derZange und wohnte mit uns zusammen in einemHaus.

Nach dem 2. Weltkrieg, als Siegburg zur engli-schen Besatzungszone gehörte, erhielt unserBetrieb von der Militärregierung eine Registrier-nummer, um das Gewerbe weiterführen zu dür-fen.

Schon mit Beginn des 2. Weltkrieges wurdenan die Bevölkerung Lebensmittelkarten aus-

gehändigt, um die Versorgung sicherzustellen.Das Ernährungsamt befand sich in der Elisa-bethstraße. Heute ist dort das Büro des „Extra-Blatt“.In unserem landwirtschaftlichen Betrieb gab esca. 50 bis 60 Legehennen. Die Eier musstenzur Sammelstelle gebracht werden. Es wurdesogar ein schriftlicher Nachweis mit Siegel undUnterschrift ausgefüllt, wie viel Eier zu welchemZeitpunkt von wem abgegeben wurden. Büro-kratismus im Jahre 1948!

Dank der Besserung der Lage wurde dann Mit-te des Jahres 1948 die Bewirtschaftung aufge-hoben, so dass auch die „Eierablieferungs-nachweise“ ihre Schuldigkeit getan hatten.

Karl-Heinz Neifer, Siegburg

Fotoerinnerung

Siegburg - Hospital; Poststempel 17.09.1914eingereicht von Clemens Bruch, Siegburg

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Jugendzeltlager 1946

Nach dem Ende des Krieges, im Jahre 1945,begann sich in Siegburg das Leben in den ein-zelnen Jugendverbänden und Vereinen neu zuentwickeln. Auf Initiative des damaligen Ka-plans an St. Servatius, Thronbeerens, habe ichmich einer neu gegründeten Jugendgruppe derKatholischen Jugend angeschlossen. Wir wa-ren zunächst ein „Haufen“ von so um die 20 bis25 ganz wilder Burschen. Der uns als Gruppen-führer zugewiesene Manfred Sterzenbach ausder Nordstraße, ein Student der Theologie undspäterer Priester, hatte es unheimlich schwer,Ordnung und etwas Disziplin in diese Gruppezu bringen.

Unsere ersten Gruppenstunden fanden in ei-nem leerstehenden Raum am Kirchplatz, derfrüheren Schreinerei Krieger, statt. Nach einigen Wochen haben sich dann einigeJungen aus dieser Gruppe, es waren Hermann-Josef Salz, Karlfred Zkrazewsky, genanntKatsch, Heinz Kolzenburg und Werner Thelen,abgesondert und eine eigene Gruppe ins Lebengerufen. Zu diesen vier gesellten sich dannnoch Werner Ubben, Dieter Felsing, JohannesOdenthal und „Fluh“ Weber. Den wirklichenVornamen vom „Fluh“ habe ich nie erfahren, erhieß einfach nur „Fluh“. Als Gruppenführerkonnten wir Adolf Herkenrath, den späterenSiegburger Bürgermeister, gewinnen. Einmal inder Woche hielten wir unsere Gruppenstundenin einem Raum im Servatiushaus in der Elisa-bethstraße ab. Im Laufe der Zeit wurden wir ei-ne verschworene Gemeinschaft.

Neben unseren Gruppenstunden trafen wir unsfast an jedem Wochenende zu Radtouren undWanderungen. An Sonntagen wurde keineRadtour oder sonstige Aktivität durchgeführt,ohne vorher einen Gottesdienst zu besuchen,entweder in St. Servatius oder in einer Kirche,die am Wege unserer Touren lag. Für die Som-merferien des Jahres 1946 hatten wir uns mitunserer Gruppe zu einem Zeltlager in Schürenbei Meschede am Hennesee im Sauerland an-gemeldet. Für dieses Zeltlager musste jeder ei-nen Kostenbeitrag leisten. Da zu dieser Zeit noch eine Rationierung fürLebensmittel bestand, mussten auch für zwei

Wochen Lebensmittelmarken abgegeben wer-den. Am Morgen der Abfahrt wurden wir mit ei-nem Lastwagen der Möbelspedition Gilgennach Schüren gefahren. Auf der Ladefläche desLastwagens waren Holzbänke als Sitzgelegen-heit postiert. So ging es nun mit frohen Liedernin Richtung Schüren.

Auf dem Wagen befanden sich noch eine Grup-pe des ND (Neudeutsche) und eine Gruppe vonjüngeren Jahrgängen der katholischen Jugendvon St. Servatius. Das Zeltlager in Schüren be-fand sich auf einem ehemaligen Segelflieger-flugplatz der Flieger HJ (Fliegerhitlerjugend).Nach der Ankunft auf dem Lagerplatz began-nen wir sofort mit dem Aufbau unseres Zeltes.Wir hatten ein sehr großes 12-Mann-Zelt ausamerikanischen Heeresbeständen. Da wir beifrüheren Gelegenheiten schon des Öfteren einZelt aufgebaut hatten, fiel uns diese Arbeit auchnicht sehr schwer.

Da unser Gruppenführer Adolf Herkenrath auf-grund von Klausurarbeiten der Uni nicht an die-sem Zeltlager teilnehmen konnte, hatte er einenguten Freund von ihm, Heinz Zerwas, gebeten,während dieses Zeltlagers unsere Gruppe zuübernehmen.

Er hatte einen sehr guten Griff getan. HeinzZerwas war während dieser Zeit ein ganz her-vorragender Gruppenleiter. Wir hatten auch ei-nen Lagerpfarrer; es war Pater Rhabanus vonder Abtei St. Michael. Als alle Zelte aufgebautwaren und das Banner der katholischen Jugendaufgezogen war, wurde das Lager durch PaterRhabanus feierlich eingeweiht.

Der Tagesablauf gestaltete sich wie folgt: Um7.00 Uhr wecken, anschließend „Morgenwä-sche“ an einem am Lager vorbei fließendenBach, danach eine kurze Morgenandacht,anschließend Frühstück. Da aber der Lebens-mitteltransport noch nicht vollständig eingetrof-fen war, war die Verpflegung in den ersten vierTagen sehr mager. Es gab zum Frühstück zweiScheiben Brot mit Marmelade und einen Be-cher Tee. Zum Mittagessen eine dünne Was-sersuppe, wir nannten sie „Maria-Hilf-Süpp-chen“. Zum Abendbrot wieder zwei Scheiben Brot mit

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Marmelade und einen Becher Tee. Im Verlaufdes Tages wurden Geländespiele, Fußball- undHandballspiele, Gesprächs- und Gesangsrun-den veranstaltet. Ferner bestand die Möglich-keit, im nahe gelegenen Hennesee, ca. 5 Kilo-meter Entfernung vom Lager, zu baden.

Jeder Morgen begann mit einer Morgenandachtoder einer Messfeier. Da diese Art von Gottes-dienst für uns neu war, war es jedes Mal ein Er-lebnis, an einer solchen Feier in Gottes freierNatur teilzunehmen. Pater Rhabanus war einganz wunderbarer Lagerpfarrer. Er war jeder-zeit für persönliche Gespräche bereit.

Da diese Region wohl eine Diaspora war unddie Bewohner, vor allem die Bauern, nicht sehrgut auf uns Katholiken zu sprechen waren, wur-de von der Lagerleitung beschlossen, dass wiralle an einem Tag den Bauern bei der anste-henden Rapsernte helfen sollten. Dieser Be-schluss wurde auch in die Tat umgesetzt. Die Bauern waren natürlich sehr erfreut überdiese unvorhergesehene Hilfe und haben da-nach auch ihre negative Einstellung revidiert.

Nach fünf Tagen kam dann auch endlich dersehnlichst erwartete überfällige Lebensmittel-transport an. Nun mussten die eingetroffenenLebensmittel in den noch verbliebenen neunTagen aufgebraucht werden, so dass die Ta-gesportionen um mehr als die Hälfte erhöhtwerden konnten. Dies hatte nach einigen Tagenzur Folge, dass einige der Lagerinsassen überMagen- und Darmbeschwerden klagten und indem nun eingerichteten Krankenrevier betreutwerden mussten.

Innerhalb des Lagers hatte sich auch eineTheatergruppe gebildet, die an einem Abendein Theaterstück, wenn ich mich recht entsinnewar es der „Jedermann“, in einem in Lagernähebefindlichen ehemaligen Steinbruch aufführten.Das oben erwähnte Krankenrevier wurde in ei-ner der vom Krieg verschonten und gut erhalte-nen Baracke des Segelflughafens eingerichtet.In einer anderen Baracke befand sich dieKüche des Lagers, die von einigen ehrenamtli-chen Frauen aus Dortmund betrieben wurde. In einer weiteren Baracke waren einigeMädchengruppen, die in der Küche ausgehol-

fen haben, untergebracht. Am vorletzten Abenddes Zeltlagers wurden die Bauern und Bewoh-ner der umliegenden Ortschaften zu einem La-gerzirkus, der von einigen Jungen einstudiertwurde, eingeladen. Von dieser Einladung wur-de auch reger Gebrauch gemacht. Nach vier-zehn Tagen wurden wir wieder mit dem Last-wagen der Spedition der Firma Gilgen abgeholt.

Es waren erlebnisreiche Tage, die auch unserGemeinschaftsgefühl beflügelt hatten. Leidersind von den damaligen Gruppenmitgliedern ei-nige verstorben. Diese sind Adolf Herkenrath,Hermann-Josef Salz, Dieter Felsing und Wer-ner Ubben. Ob „Fluh“ Weber sich noch unterden Lebenden befindet, entzieht sich meinerKenntnis.

Auf dem Bild von links: Werner Ubben†, dahin-ter Adolf Herkenrath†, davor Hermann-JosefSalz†, davor Gerhard Herkenrath, Bruder vonAdolf Herkenrath, daneben Karlfred Zkarewsky,dahinter Werner Thelen, daneben JohannesOdenthal. Aufgenommen bei einer Radtourdurchs Wiedbachtal.

Werner Thelen, Siegburg

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Rudersport, Schwimmen undCamping an und in der Agger

Während es heute in Siegburg, Troisdorf und imUmkreis von Lohmar genügend Schwimmbädergibt, war es früher gang und gäbe, im Sommeran warmen Tagen in der Agger schwimmen zugehen. Beliebte Stelle war für die meist jugend-lichen Badegäste aus Siegburg die Kurve kurzhinter der Widdauer-Wiese, dort, wo der Ro-thenbach in die Agger mündet. Hier habe ichauch meine ersten Schwimmversuche Anfangder 50er Jahre gemacht.

Wir gingen sowohl in der Sieg als auch in derAgger schwimmen. Die Entfernung zu beidenBadestellen war fast gleich. Die linke Flussufer-seite der Agger in Fließrichtung, also die Sieg-burger Seite, war hier flacher, ungefähr 0,80 –1,00 m tief. Das rechte Ufer, die Troisdorfer Sei-te zwischen Röhrigsiefen und Rotterwiese, un-terhalb von „Engels Hellijehüsche“, wo durchdie Kurve ein leichter Prallhang entstand unddie Strömung dadurch schneller wurde, war et-wa 1,60 – 1,80 m tief. Die Strömungsdiversität,Breiten- und Tiefenvarianz sind durch Schnellenund Kolke (niederdeutsch für Wasserloch, z.T.bis zu 3 - 4 m tief) groß bis sehr groß.Später, als ich besser schwimmen konnte, gingich lieber zwischen Wehr und Aggerdeich- FWHund der Eisenbahnbrücke schwimmen. Für dieLohmarer Jugend waren die beliebtesten Bade-stellen, je nach Ortsteil und Alter, das Unterdorfam sogenannten „Kuttekülisch Stöck“, dort, woheute die Firma GKN-Walterscheid ihr Werkhat. Die Schulkinder gingen gegenüber demLohmarer Berg in die Bachwiesen, etwas unter-halb der Lohmarer Brücke und Burg schwim-men, die Kirchdorfer und die Oberdorfer Jugendhatten dagegen ihren angestammten Badeplatzan der linken Uferseite unterhalb des Scharfen-berges, dort, wo die Sülz in die Agger mündet.Die Altenrather Jugend blieb auf der rechtenUferseite, sie badeten nahe der Einmündungdes Witzenbaches und die Troisdorfer weiterflussabwärts.

Es gab allerdings auch Zeiten, da war dasSchwimmen in der Agger strikt untersagt. Sohatte der Leiter des Kreisbauamtes für Landes-kultur in einem Schreiben vom 26. Mai 1933,das an den Vorsteher der Aggerunterhaltungs-genossenschaft, Herrn KreisbeigeordnetenHerchenbach, gerichtet war und nachrichtlich

an die Herren Bürgermeister in Siegburg undLohmar ging, seine Bedenken bezüglich der ge-rade erst fertig gestellten Ufersicherungen imRahmen der Aggerregulierung geäußert:

„Bei der nunmehr beginnenden warmen Jah-reszeit ist es unbedingt erforderlich, dass um-fangreiche Schutzmaßnahmen für die Erhal-tung der Aggerregulierung getroffen werden.Täglich ziehen große Scharen Schüler und Er-wachsene an die Agger und richten an den Re-gulierungsanlagen empfindliche Schäden an.An vielen Stellen wird die schützende Stein-packung aus den Ufern herausgerissen undwahllos in den Flusslauf als Sprungturm unddergleichen aufgebaut. Aus den Vorländernwird die schützende Grasnarbe einfach abge-schält und für unnütz schädliche Anlagen imFlusslauf mit verwandt. Der Flusswärter, dernicht zu gleicher Zeit überall sein kann, stehtden meisten Sachen machtlos gegenüber. Erfindet nur Zeit, an einigen Stellen derartigen Un-fug zu verhindern, während indessen an denübrigen Flussstrecken der Schaden um sogrößer angerichtet wird. Ich halte es für unbe-dingt erforderlich, dass unverzüglich sämtlichePolizeibeamte – einschließlich der Hilfspolizi-sten auf diese unhaltbaren Zustände an der Ag-ger hingewiesen werden, und dass diesen Be-amten der Auftrag erteilt wird, mit aller Schärfegegen derartige Auswüchse einzuschreiten. Esdarf in Zukunft nur gestattet sein, an den öffent-lichen Badeplätzen die Agger zu benutzen,während alle Übertretungen dieser Anordnungunter schärfste Strafe genommen werden müs-sen. Ich bitte, bei dem Herrn Landrat dahin wir-ken zu wollen, dass die Polizeibeamten mit ent-sprechender Anweisung versehen werden.“gez. Höringklee(Kreisbaurat)

Der Landrat nahm dieses Schreiben zum An-lass, die Bürgermeister zu ersuchen, dass diePolizeibeamten durch besondere Streifen demUnfug entgegentreten und die Schuldigen un-nachsichtig zur Bestrafung bringen sollen.Auch heute haben die Aue und die Agger einenzunehmenden Freizeit- und Erholungswert. Inden Jahren 1910/11 richtete eine FamilieSchultheiss zunächst in der Nähe der altenFähre in Lohmar und später, weil die Agger dortstellenweise zu flach war, weiter flussabwärtsRichtung Siegburg, oberhalb des damaligenWaldlagers der Alliierten im Ziegelfeld, eine

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Kahnstation mit Bootsverleih ein. Die Neuein-richtung mit günstigeren Wasserverhältnissenbildete schnell einen Anziehungspunkt, beson-ders für Jugendliche, zumal sie gut erreichbarwar. Bei gerade mal 20 Pfennig/Stunde undBoot war in den ersten Jahren bei gutem Wet-ter die Station fast immer ausgelastet. Noch biszur ersten Flussregulierung 1926-1930 hatteder Bootsverleih geöffnet. Bis vor kurzem, An-fang der 80er Jahre, erinnerte noch der Nameder Gaststätte „Zum Rudersport“ an die ehema-lige Kahnstation.

Heute bietet die Agger den Wassersportlern,z.B. des Kanuclubs Delphin, unterhalb der Rui-ne Uhlrath, großen Freizeitnutzen. WeiteFlächen der Uferregion werden außerdem vonCampingfreunden für viele Freizeitaktivitätengenutzt. In der Hauptsache waren es Kölner,die ihre Zelte rechts und links entlang des Ufer-bereiches, von der Lohmarer Brücke bis nachSiegburg, aufstellten und dort ihre Wochenen-den verbrachten. Karl Berbuer persiflierte 1948die Campingerlebnisse in seinem Karnevals-Lied (Do laachs do dich kapott, dat nennt m’rCamping – „Beim Sülztal op ’ner Wiss …“).Bis die Campingplätze eingezäunt, an eine Auf-sicht verpachtet und von den CampinggästenGebühren erhoben wurden, dauerte esnochmals rund 30 Jahre. Heute möchte mandie Campingplätze/Wochenendhaussiedlungenaus der Aue rückverlegen. Sie reichen zum Teilbis unmittelbar ans Ufer der Agger heran undverhindern eine naturnahe Entwicklung des Ge-wässers und der Aue.

Kahnstation mit Bootsverleih „Zum Rudersport“ unweit derWiddauer Wiese. Das Foto ist Mitte der 1920er Jahre auf-genommen, die Agger hat noch unregelmäßige Uferlinienund fließt mit natürlicher Gewässerdynamik (Fotoarchiv:Wolfgang Mitschinski)

Lothar Fassbender, Lohmar

Fotoerinnerung

2. Schuljahr Nordschule 1929Sitzend in der vorderen Reihe von links:Rudi Pings, Fritz Bäuerle, Walter von Korz-fleisch, Heinz Pesch, Walter Löffel, Hans Was-ser, Willi Keiper

Dahinter von links:Andreas Herrmanns, Fritz Damm, Hans Fischer,Heinz Groß, Kurt Bremer, Franz Böckem, HeinzWuddel, Heinrich Neußer, Josef Walgenbach,Willi Eich

Stehend von links:?, Hans Sterzenbach, Gebr. Bröhl, ?, Josef Tho-mas, Bruno Heidmann, Mathias Heck, WalterKraus, Josef Kümpel, Johannes Hänseler, ToniLohr

Mittlere Reihe stehend von links:verdeckt: Heinz Höhner, Heinz Walterscheid,Heinz Petersohn, Ludwig Zimmermann, OttoSchorghöfer, Erich Engeländer, Franz Keller, Jo-hannes Brunken, Paul Dorschel, Walter Bülles-feld, Leo Fratz, Paul Linden, Heinrich Müßgen

Hintere Reihe stehend von links:Werner Lückerath, Hans Steglich, Willi Weißen-fels, Erwin Brüll, Valentin Junkersfeld, ?, HeinzKlucke, Albin Kubani, Hubert Böckem, Gert Aa-chen

Hinter allen steht der Klassenlehrer, Herr FranzRöttgen.

Wenn die Aufnahme auch schon 80 Jahre alt ist,so wird der ein oder andere Leser der 65er Nach-richten sicher seinen Vater, Opa oder Ur-Opa er-kennen.

Hans Fischer, Siegburg

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Romantik auf der Sieg

Angeregt durch die netten Geschichten in den65er Nachrichten möchte ich eine Geschichte er-zählen, die sich vor über 30 Jahren zugetragenhat.

Mein ältester Sohn Stefan hatte zu seinem 12.Geburtstag ein Gummiboot für vier Personen ge-schenkt bekommen, das möglichst bald auspro-biert werden sollte.Die Sache hatte nur einen Haken; es war Novem-ber, die Sieg, in deren Nähe wir wohnten, hatteHochwasser, und zudem war das Wasser viel zukalt.

Im Hallenbad ging es auch nicht, mit dem sperri-gen Boot hätten wir Ärger mit dem Bademeisterbekommen. Also hieß die Devise warten.Im Juni war es soweit, die Sonne hatte schon ei-nige Tage geschienen. Das schöne Wetter inspi-rierte uns zu einer Bootsfahrt auf der Sieg.Der Plan war folgender:Wir fahren mit dem Zug von Siegburg nach Eitorf,gehen dort zu Wasser. Gesagt, getan!Ich hatte kalkuliert, die Strecke ist ca. 20 km lang,das sollte in 5 Stunden zu schaffen sein. Mit Pro-viant, gut verpackt in einer Plastiktüte, und einerFlasche Wasser machten wir uns auf den Weg.Um 8.00 Uhr waren wir in Eitorf an der Sieg. DasAbenteuer begann!

Im Nachhinein frage ich mich, war es mutig odernaiv, denn Erfahrung hatten wir nicht. Das Bootwar schnell ausgebreitet, nun begann das Auf-pumpen mit dem Mund.

Die Pumpe hatten wir bewusst zu Hause gelas-sen; das ist ja nur Ballast und kann sogar verlorengehen.Schnell war das Boot aufgepumpt und konnte zuWasser gelassen werden.Wir stiegen ein und ließen uns treiben. Ein wun-derbares Panorama tat sich uns auf. Diese Stille;die Uferränder waren in zarten Nebel gehüllt,doch die Sonnenstrahlen versuchten mit allerMacht, den Nebel zu vertreiben.

Ich geriet ins Träumen und achtete nicht darauf,wohin unser Boot trieb. Ein jäher Ruck unseresBootes holte mich schnell in die Realität zurück.

Unser Boot stand quer zum Flusslauf und drohtezu kentern.In weiser Voraussicht hatten wir uns schon unse-rer Sandalen entledigt.

Mit dem Strick in der Hand, der am Bug befestigtwar, sprang ich ins Wasser.Ich Greenhorn wusste noch nicht, wie spitz undverkantet Steine im Wasser liegen konnten.Ich tat einen lauten Schrei und verfluchte das Bootmitsamt meiner dämlichen Idee.Ich tastete mich unter Mühen, bis ich einen siche-ren Stand erreicht hatte, hinter das Hindernis undzog das Boot vorsichtig über die Klippe. Denn ichwusste ja, Flickzeug war auch nicht dabei. Prima,geschafft.Die Romantik war der Realität gewichen.

Schnell hatten wir bemerkt, dass es dort, wo dasWasser eine Spitze bildete, am tiefsten war.

Zum Bedauern musste ich feststellen, dass dieSieg Niedrigwasser hatte und zwar an den Stel-len, wo der Fluss sich als Rinnsaal darstellte.Jetzt hieß es für beide Insassen aussteigen; dasBoot wurde bis zur nächsten beschiffbaren Tiefeins Schlepptau genommen.Das gab uns wiederum die Möglichkeit, die Naturzu beobachten. Eine Ente mit ihren Küken düm-pelte am Uferrand; ein Fischreiher stand ebenfallsmajestätisch am Ufer, wartete auf Beute; unddann die Sensation: mein Sohn hatte einendicken, fetten Biber entdeckt!Ich sagte, es gibt hier keine Biber, und nach ge-nauer Betrachtung des Schwanzes stellte er sichals eine Bisamratte heraus.Wir konnten besonders viele Blässhühner(Duckenten) beobachten. Aber das schönste Er-lebnis war der herrlich blau gefiederte Eisvogel,wie er jedes Mal wie ein Pfeil ins Wasser schossund die Fischbeute auf seinem Ansitz verzehrte.

Dann geschah etwas sehr Dummes. An einerStromschnelle glitt meinem Sohn das Paddel ausder Hand, weg war es!Das Wasser war in diesem Falle wesentlichschneller, wir konnten ihm nur hinterher schauen.Ich sagte zu meinem Sohn, dass wir eine berech-tigte Chance hätten, es beim nächsten Flachwas-ser zu erwischen, wir müssten nur aufmerksamgucken!

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Nostalgisches

65er Nachrichten, Sommer 2010 59

In der Zwischenzeit musste ein Stück Brett, dasich im Weidengestrüpp fand, als Paddel dienen.Mein Sohn meinte: „Papa, wann essen wir eigent-lich? Ich habe einen Mordshunger.“ Ich schauteauf die Uhr und stellte fest, dass es schon 10.30Uhr war. Wir ruderten das nächste ruhige Ufer an,banden das Boot an einen Weidenstamm, holtenden Plastikbeutel aus der Ecke des Bootes, pack-ten die gut beschmierten Butterbrote aus und be-gannen zu essen. Herrlich – wie gut so ein einfa-ches Brot schmecken kann. Die Lebensgeisterwurden geweckt, die gute Laune kehrte wieder.Der Sohnemann meinte: „Papa, wo sind wir?“Ich sagte kleinlaut: „Stefan, ich weiß es nicht. Baldmuss die Hängebrücke kommen und dann sind esnur noch ein paar Kilometer bis zum Wehr.“Die restlichen Brote wurden verstaut und wir leg-ten ab.Das nächste Flachwasser kam zum Vorscheinund ich musste das Boot verlassen, das Zugseilpacken und das Boot ziehen.Stefan machte einen Freudenschrei. „Schau Pa-pa, da liegt unser Paddel.“ Mir fiel ein Stein vomHerzen! Schnell hatten wir es geborgen. MeinHilfspaddel wurde nun zur Sitzgelegenheit um-funktioniert. Beruhigt, nachdem wir die Untiefeüberwunden hatten, paddelten wir munter drauflos bis zur nächsten Krümmung.Die Hängebrücke tauchte auf und das Wasserwurde tiefer. „Gott sei Dank“, sagte ich zu meinemSohn, „jetzt wird es besser!“Denkste – wir mussten uns mächtig in die Riemenlegen, um etwas Fahrt zu bekommen.In der Höhe von Ahrens und Sieberz kam dasWasser fast zum Stillstand. Wenn man dieStrecke mit dem Auto fährt, ist sie von Ahrens undSieberz bis zum Wehr ein Klacks. Wir benötigtenmit unserem sperrigen Schlauchboot eine Ewig-keit. Dort angekommen, musste das Boot vom lin-ken Ufer herausgezogen und unterhalb zu Was-ser gelassen werden. Ich schaute auf die Uhr, eswar 14.00 Uhr.Wieder begann dasselbe Dilemma. Flachstellenunterhalb der Brücke, Brocken kreuz und quer. Esblieb uns nichts erspart. Gegen 16.00 Uhr legten wir am Kinderspielplatzauf der Zange an. Nachdem wir die Luft heraus-gelassen hatten, wurde das Boot zusammenge-schnürt. Ich nahm es auf die Schulter und gingschnurstracks zu unserer Wohnung in die Carl-straße. Meine Frau schlug die Hände über demKopf zusammen. „Ist was passiert?“, war ihre er-

ste Frage. Unser Essen konnte nur aufgewärmtwerden, aber wir empfanden es königlich. Zu mir gewandt, meinte meine Frau: „Du mit Dei-nen verrückten Ideen.“„Ja“, sagte ich, „fürs Erste ist meine Abenteuerlustgänzlich gestillt.“Nachdem wir ausgiebig Bericht erstatteten, gingmein Sohn zu seinen Freunden spielen. Ich hattenur einen Wunsch; ab auf das Sofa und schlafen!

Manfred Züchner, Siegburg

Kinder der Wolsdorfer Straße

Die Welt ist doch soooo klein!Mit großer Freude haben ich und die „Kinder derWolsdorfer Straße“ aus der Nachkriegszeit den„Leserbrief“ von Herrn Wilbrand in den „65erNachrichten“ der Kreisstadt Siegburg gelesen.Wir, das sind die damals jugendlichen Bewohnerder „Kreishäuser“ Nr. 52-62 der WolsdorferStraße. Und dazu gehört auch Heinz JürgenHurtz, der Sohn des damaligen Leiters des Schul-und Kulturamtes der Stadt Siegburg, an dessenFamilie sich Herr Wilbrand, wie im Artikel ausge-führt, wohl erinnert. Familie Hurtz hat von 1932-1961 im Haus Nr. 60 gewohnt. Und Heinz Jürgenerinnert sich auch, dass seine Mutter Therese bis1929 Sekretärin des Vaters von Herrn Wilbrandbei der Kreissparkasse Siegburg war. Und er er-innert sich weiter, dass die Familie Hurtz die Fa-milie Wilbrand oft in Troisdorf besucht hat, nach-dem sein Vater 1938 aus der Kreissparkasse aus-scheiden musste, weil der nicht der Partei beitre-ten wollte.Das zur Ergänzung des Leserbriefes von HerrnWilbrand.Sie sehen, lieber Herr Wilbrand, Sie und Ihre Fa-milie mit insgesamt neun Kindern, darunter Sie,Willi, heute 88 Jahre alt, sind in der alten Heimatnicht vergessen. Wir, die „Kinder der WolsdorferStraße“, insbesondere die aus den „Kreishäu-sern“, heute auch schon alle 70 bis 80 Jahre alt,grüßen Sie herzlich und wünschen Ihnen nochviele Jahre bei guter Gesundheit im Kreise IhrerFamilie. Übrigens: Sollten Sie, Herr Wilbrand,evtl. einen Internet-Zugang haben, dann könnenSie täglich, kostenlos, „Interessantes“ aus derKreisstadt Siegburg über [email protected] erfahren.

gez. H. J. Fischenich †, Lohmar

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65er Nachrichten, Sommer 201060

Fotoerinnerung

Ich bin ein 43er Jahrgang und stelle mit den „65erNachrichten” fest, dass durch das „Studium“ docheiniges aus meiner Siegburger Zeit „im Hirn ge-speichert“ ist. Außerdem bekomme ich täglich dieSiegburger Nachrichten – dank Internet.Meine Eltern hatten in der Kaiserstraße 44 eineBäckerei. Das Elternhaus wurde im November1971 abgerissen und durch das heute noch exi-stierende Geschäftshaus ersetzt. Ich wohne seit1970 in Trostberg/Oberbayern. Ich habe weiterhinKontakte zu meiner Heimat und ich bin gebetenworden, das, was mir noch erinnerlich ist aus derguten alten Zeit, in den „65er Nachrichten” als Le-serbrief zu veröffentlichen. Dies soll nun der ersteSchritt sein und ich hoffe, dass als Nebeneffekt ei-ne Reaktion ausgelöst wird und bei manchem Le-ser selbst wieder Erinnerungen wach werden.

Es ist eine Erinnerung an die fünfte Klasse derVolksschule Humperdinckstraße im September1954. Nach Abschluss des Schuljahres im März1955 wechselten einige Schüler auf’s Gymnasiumin der Humperdinck- / Ecke Friedrich-Ebert-Straßeoder zur Realschule nach Troisdorf. Ich habe zum Glück damals die Schüler auf derRückseite des Fotos namentlich erfasst - jedochleider ohne Vornamen. Soweit ich die Vornamen inErinnerung habe sind sie mit angegeben, evtl. mitFragezeichen. Sollte sich jemand (mit Schmunzeln) wiedererken-nen und Interesse an dem Foto haben, sende ichihm gerne ein Erinnerungsfoto per Mail oder alsOriginalabzug zu.

Hier die Namen, beginnend in der ersten Reihevon rechts nach links :1. Reihe:Lehrer Trenk, Manfred Hausmann, Dieter (?) Vo-gel, Manfred (?) Grewe, Franz Schmandt, (?) Schmitz, (?) Kratz2. Reihe:Angelo Fain-Binda, Günter Mohr, (?) Müller, (?) Baier, (?) Stauf, Gerd Demmer 3. Reihe:Peter Haehn, Werner (?) Schache, (?) Baier, (?) Nürnberg, Wilfried Hallberg, Christian Kohr, (?) Schierenbeck 4. Reihe:Alfred Molle, (?) Miebach, (?) Wessler, (?) Brandt,(?) Voigt, Detlef Bous, Rolf Trimborn5. Reihe:(?) Neff, Wilfried Heimanns, (?) Schmitz, PeterRoeggener, Hans Peter Bertram, (?) Willms6. Reihe:Wolfgang Seifen, Hans Peter „Fifi“ (?) Klein, (?)Maier, Horst Schiffer, Manfred Wrede, Edgar Loh-rer7. Reihe:(?) Gebauer, Hans Peter Walterscheid, Karl-Lud-wig Elfgen, Dieter van de Beucken, (?) Rieder

Wenn Interesse besteht, Kontakt mit mir aufzu-nehmen, hier meine Mail-Adresse:[email protected]

Führers Scheitel

Den Kindergarten besuchte ich in Düren, wo wir bis1944 wohnten. Dort lernten wir „nützliche Dinge” wiez.B.: „Händchen falten, Köpfchen senken und anAdolf Hitler denken.“ Einmal beschwerte sich eineKindergärtnerin bei meiner Mutter, weil ich nicht„Heil Hitler“ sagen wollte; ich sei der Geist der Ver-neinung.

Eines Tages ging mein Vater mit mir zum Friseur, dernicht weit weg war, nämlich auf der anderenStraßenseite gegenüber. Als ich dran war, wurde ichin ein Kinderstühlchen gesetzt. Der Friseur beäugtemich, ihm missfiel mein Scheitel auf der linken Kopf-seite. „Der Führer hat den Scheitel rechts“, sagte erzu meinem Vater, der aber keine Änderung wollte.„Der Führer hat aber auch einen anderen Kopf alsmein Sohn“, erwiderte er. Das leuchtete dem Friseurein. ich durfte meinen Scheitel links behalten, wo ersich noch heute befindet.

Dr. Stefan Depiereux, Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 2010 61

Kolumbianisches Abenteuer

Nach der in der letzten Ausgabe wiedergegebe-nen Reisebeschreibung unseres Autors und Le-sers Willi Maslankowski folgt nun der zweiteTeil.

„Trotz aller Zweifel erreichten wir die Spitze derHalbinsel und saßen bzw. schwammen nun vordem Problem, in der stockdunklen Nacht, eswar Neumond, vor der undurchdringlichendunklen Mauer aus Mangroven, Palmen undallerlei tropischem Gewächs den Eingang zurHacienda zu finden. Die Schwarzen stakstenmit langen Stangen auf dem Grund umher undkamen doch nicht zum Ziel. Da entsann ichmich meiner Taschenlampe, die wir aus demKoffer herausholten, um die Baumwand abzu-leuchten, und kamen so zum Ziel. Mein Be-kannter, Hein Lüth, staunte nicht wenig überdas, was da über ihn hereinbrach. Wir stakstenzu seinem Haus, tranken erst einmal ein paarkühle Helle, gemischt mit feurigem Küstenrumund kamen mächtig in Stimmung. Das laute Ge-schrei der tropischen Nachtvögel und Affen wur-de bald von uns übertönt. Die Nacht verbrach-ten wir im angrenzenden Gästehaus aus Holzund Fliegendraht, in das die kühle Seebriseauch während der Nacht die notwendige Erfri-schung brachte. Das nie erlöschende vielstim-mige Gepiepse und Geschrei aus dem Buschlässt einen ebenso schnell einschlafen wie eintrommelnder Regen auf die Zeltwand inDeutschland.

Am anderen Morgen sahen wir erst, wie unsereUmgebung beschaffen war. Dieses Stück Erdewar zumindest der Rand des Paradieses. Diebis an den weißen Sandstrand heranreichen-den Palmen wuchsen im Inneren der Haciendain einer großen Dichte bis zu einer Höhe vonmanchmal ca. 20 m. Und darunter durchwuch-tete man mit der Machete manchmal dichtesGebüsch und hat auch weite Grasflächen, aufdenen die satten und sauberen Zeburinder wei-den. Auf oder neben diesen Tieren stolzierenvor allem die schlanken weißen Reiher undpicken zu beiderseitigem Vergnügen die Läuseaus dem Fell der Zebus. Es handelt sich um diekleinen afrikanischen Reiher, die sich vom Mis-souri bis nach Chile verbreitet haben. Mit dem

Jeep fährt oder zu Pferd reitet man vorbei anSüßwasserteichen bis hin zu jenen Sumpfge-bieten, die eben in der Regenzeit den Zugangzur Hacienda erschweren. Nachdem wir mit un-seren viel zu lauten Gesprächen die Affen stän-dig aus den Bäumen verscheuchten, wandtenwir uns dem Meer zu und fuhren mit dem Boot,die Hacienda verlassend, zwei Stunden zu denweit im Meer gelegenen Inseln, auf denen dieMangroven ihre schlangenförmigen Wurzelndurch die Luft in das Salzwasser stecken. Durchenge Durchfahrten zwangen wir uns in die in-nen gelegenen Lagunen, in denen besonderstausende Pelikane ihre Heimat haben, die sichimmer wieder wie abstürzende Flugzeuge insWasser fallen lassen, um sich Fische herauszu-holen. Damit mein Kollege Georges aber auchhier wieder auf seine Kosten kam, hatten wir aufbeiden Seiten des Bootes Blinker und Angelha-ken im Wasser, und es dauerte nicht lange, biswir zu unser aller Schrecken eine gierige langeBarracuda am Haken hatten. Da sie ein vorzüg-liches Fleisch hat, holten wir sie vorsichtig insBoot, um sie am Abend gebraten zu verspeisen.Die für diesen Abend beschlossene Abfahrtwurde auf das nächste Morgengrauen verscho-ben, da wir inzwischen herausbekommen hat-ten, dass es auf dem Gelände in den vielenSüßwasserteichen nur so von Krokodilen wim-melte. Weil diese auch schon in der Nacht man-chem Zeburind an die Beine wollten, gabenHein Lüth und sein Berliner Freund freienSchuss. Nachdem wir mit dem Jeep durch eini-ge Rinderherden hindurch waren, erreichten wirbald die ersten Wasserlöcher. Zu dem sonst üb-lichen in Meeresnähe herrschenden Vogelge-schrei kam hier das vielstimmige Gequake derverschiedensten Kröten hinzu. Während einerder drei Schwarzen erneut mit meiner Taschen-lampe die Ufer der Teiche ableuchtete, suchtenwir alle gespannt die zwei rosaroten Punkte, dieAugen der Krokodile. Eilig brachten wir die Ge-wehre in Anschlag, nachdem wir die ersten er-späht hatten, und wollten losballern. DieSchwarzen aber lehrten uns, dass das so nichtginge. Man muss das Krokodil von der Seitetreffen. Nachdem unser Gespräch längst ver-stummt war, klemmten sich die Schwarzen mitDaumen und Zeigefinger die Nasen zu undpressten aus den gewölbten Lippen einen kaumnachahmbaren Ton heraus, auf den die Kroko-

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65er Nachrichten, Sommer 201062

dile antworteten. Vollkommen lautlos bewegtensich dann im Schein meiner Taschenlampe dieaus dem Wasser herausragenden Augen aufuns zu. In günstiger Schussweite ballerten Ge-orges und ich los, und der Teich schien nachdiesen Treffern überkochen zu wollen, bis diebis zu zwei Meter langen Tiere ihre sterbendenKörper ausgetobt hatten. Die Schwarzen zogensich ihre Schuhe an, stiegen, wo das möglichwar, ins Wasser und zogen die noch frischen to-ten Tierkörper aus dem Wasser. Da wir keineZeit zum Enthäuten hatten, überließen wir dieTiere unseren schwarzen Begleitern zum Ver-speisen.

Die ansonsten ungezieferfreie Halbinsel kenntauch keine Schlangen, und nur selten verirrtsich ein karibischer Küstentiger dort hin. Derletzte, zwei Meter lange, wurde zwei Jahren zu-vor erschossen. Vogelspinnen, die ich zuvor amAmazonas kennengelernt hatte, gab es zumGlück auch nicht an der Karibischen See. Dafüraber verkriecht sich in Holzritzen der „Cien Pa-tas”, zu Deutsch Tausendfüßler, der hier giftigist und ca. 10 cm lang wird. Unsere beiden Be-kannten hatten uns davon erzählt, aber daraufhingewiesen, dass es nur wenige davon gäbe.Bei meiner Sternkonstellation (Zwilling) besagtdas gar nichts. Sobald es ihn gibt, kommt er ga-rantiert zu mir. In der zweiten Nacht wurde ichauch prompt wach durch Gezwacke an meinemrechten Oberschenkel. Unter meiner Matratzeentdeckte ich ein ausgewachsenes Exemplarder erwähnten Cien Patas. Sein Biss ist zwarnicht gefährlich, aber er kann zu einige Tageandauernder Lähmung des Beines oder Armesführen. Ich trommelte unsere Gruppe zusam-men, um dann mit meinem Schuh den nicht ge-betenen Beischläfer zu töten.

Es war nicht mehr lange bis zum Sonnenauf-gang, und wir stiegen bald in unser Boot, um inzweistündiger Fahrt über die diesmal spiegel-glatte Karibische See zurück zu unseren beidenFahrzeugen zu kommen. Fest entschlossen, indieses Stück Paradies zurückzukehren, hattenwir uns von unseren Bekannten verabschiedet.Nach 14-stündiger ununterbrochener Fahrtüber eine unglaublich schlechte Straße erreich-ten wir die 500 km entfernte Musterstadt Ko-lumbiens, Medellin. Diese Stadt ist das Orchi-

deenzentrum des Landes, also Zentrum derNationalblume Kolumbiens, und liegt in der ca.1.200 m hohen Kaffeelage, hier genannt „TierraTemplada”. Das Mustervolk (viele Juden)brachte die Industrie dieser Millionenstadt aufeuropäisch-amerikanische Höhe. Von dort ginges am nächsten Tag erneut in 14-stündigerFahrt über dieses Mal asphaltierte Straßennach Bogota. Auf diesem Teilstück überquertenwir die West- und Zentralkordilleren, vorbei anfast 6.000 m hohen Eisgipfeln und zweimal ab-steigend in die Flusstäler des Cauca und Mag-dalena bis zur Meereshöhe von 300 m. DieseHöhenunterschiede sind auch in Kolumbienumgekehrt proportional zu den Temperaturen,d. h wenn man sich hoch über dem Meer befin-det, sind die Temperaturen sehr tief und steigenunten in den Flusstälern leicht bis auf 35°C. Ab-gesehen von diesen Belastungen des Kreislau-fes genossen wir auch diese Fahrt durch einesehr schöne Landschaft, etwa einer Mischungaus Schweiz und Südseestrand. Der warmeRegen wäscht an freien Stellen die Kieselsäureaus dem Boden und legt Eisenoxyde frei, diedann dem Boden eine oft blutrote Färbung ge-ben. Zusammen mit dem saftigen Grün derBäume und dem Blau des Himmels mit denweißen Kumuluswolken bietet sich immer einherrliches Farbenspiel. So beendeten wir ohneZwischenfälle meine schönste Autoreise durchein südamerikanisches Land von unglaublicherVielfalt der Landschaften, Menschen, Tiere,Pflanzen und Temperaturen.”

Dr. Willi Maslankowski, Königswinter

Fotoerinnerung

Weihe der St. Anno Kirche (10. Juli 1910) nachknapp vierjähriger Bauzeit. Der Entwurf zur Kirchestammt vom Mainzer Dombaumeister LudwigBecker.

Foto: Stadtarchiv Siegburg

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65er Nachrichten, Sommer 2010 63

„Otto Schüler - Baustoffe” in Siegburg

Ein Rückblick-Teil I

Ein Jahrhundert lang belieferte die Firma OttoSchüler Bauunternehmer und Baustoff-Firmen imUmkreis von Siegburg mit Materialien aller Art fürden Baubedarf. Mein Großvater, Otto Schüler,aus Dornap im Bergischen stammend, wo seinVater zu den Begründern der dortigen Kaliwerke(später: Wülfrather Kalkwerke) gehörte, hatte1895 das Haus mit Grundstück Wilhelmstraße 24in Siegburg erworben und dort seine neue Firmaeröffnet. Er war damals gerade 29 Jahre alt undjung verheiratet, scheute aber nicht das Risiko,das mit einem solchen Neuanfang verbundenwar. Autos waren anfangs noch sehr rar, und sowurden die Waren mit Fuhrwerken vom Lager-platz auf dem Hof zu den Kunden gebracht.Die Umsätze waren zunächst bescheiden, zumalder erste Weltkrieg größere Bautätigkeit verhin-derte. Dennoch scheint das Geschäft erfolgreichgewesen zu sein, denn mein Großvater konntees sich leisten, in Menden nahe der Sieg sich mitzwei weiteren Siegburger Kaufleuten ein Geländefür sein Hobby, die Entenjagd, zu kaufen. Ich er-innere mich, dass meine Großmutter später im-mer noch von den lästigen Schrotkugeln sprach,die sie aus den erlegten Wildenten und Schnep-fen bei der Essenszubereitung entfernte.Leider starb Otto Schüler schon 1927, so dassein neuer Geschäftsführer die Geschicke in dieHände nehmen musste. Das war mein Vater KarlBecker, der die ältere der „Schüler-Töchter” Han-na geheiratet hatte. Er, der gelernte Architekt undDipl. Ing., brachte gute Voraussetzungen für denBaubereich mit und fand schnell Kontakt zu derFirmenkundschaft. Erschwert wurde sein Wirkenzunächst allerdings durch die Weltwirtschaftskri-se Ende der zwanziger Jahre. Dank eines Erbeskonnte mein Vater allerdings auf dem Geländeder ehemaligen Siegburger Geschossfabrik („Kö-nigliche Werke”) ein größeres Gebäude samt La-gerhalle und Freifläche erwerben, später allge-mein „Pionierpark” genannt. Dort wurden nebengrößeren Lagerbeständen auch die LKWs unter-gebracht, die inzwischen die von Pferden gezo-genen Wagen abgelöst hatten. Zu Beginn derdreißiger Jahre waren etwa dreißig Angestellteund andere Mitarbeiter in der Firma Schüler be-schäftigt. Auch einige Lehrlinge gehörten regel-

mäßig zum Firmenpersonal.Einen hinderlichen Einschnitt in die Entwicklungder Firma brachte der zweite Weltkrieg. Nicht nur,dass viele Männer durch ihre Einberufung zumKriegsdienst dem Personal entzogen und Fahr-zeuge requiriert wurden. Auch die Bedrohungdurch Bombenabwürfe nahm von Jahr zu Jahrzu, zumal beide Firmenkomplexe in der Nähe desEisenbahngeländes lagen, das bevorzugtes Zielfeindlicher Luftangriffe war. Besonders hart wur-de die Firma bei mehreren Angriffen Ende 1944getroffen. Zunächst zerstörte eine Bombe Fir-menbauten in der Wilhelmstraße 24, wobei aucheine Angestellte den Tod fand. Bald darauf wurdeder „Pionierpark” durch Bomben sehr in Mitlei-denschaft gezogen, so dass an ein Weiterarbei-ten nicht mehr zu denken war. Man half sich undjenen, die ihre Wohnungen verloren hatten, sogut es ging, und so fand meine Familie Aufnahmein Seelscheid bei den Eltern eines Angestellten,der selbst im Krieg war.Nachdem amerikanische Einheiten den Siegkreiserobert hatten und an eine Rückkehr gedachtwerden konnte, zogen wir zu Fuß die Zeithstraßezurück nach Siegburg, um von Notunterkünftenaus auf den beiden Firmengeländen einen Neu-anfang zu wagen. Ein Lagertrakt wurde zu einemWohnhaus umgebaut, und ab 1946 konnte imramponierten Vorderhaus an der Wilhelmstraßedie Bürotätigkeit und am „Pionierpark” der Bau-stoffhandel wieder allmählich aufgenommen wer-den. Materialien zum Wiederaufbau waren allent-halben gefragt, und so erforderte die Beschaffungviel Verhandlungsgeschick und Improvisations-vermögen. Es ging allmählich wieder aufwärts,der Personalbestand wuchs, und so gehörten1954 bereits mehr als vierzig Mitarbeiter zur Fir-ma Otto Schüler.

Wohn- und Firmentrakt Otto Schüler zwischen 1895 und1944

Dr. Ruth Grau, Bonn

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64 65er Nachrichten, Sommer 2010

NostalgischesSensationeller Auftritt in Siegburg

September 1960:Im Kaufhaus KASPAR am Markt, gleich nebendem ehemaligen UNION-Kino, wurde seit Wo-chen renoviert und umgebaut.Nach einer Kundenbefragung im Frühjahr wolltedie Familie Kaspar, gemeinsam mit den beidenDekorateuren Armin Haupt und Peter Gottwald,bequemere Laufwege und Verkaufseinrichtun-gen schaffen.

Zur Neueröffnung wollten wir eine Sensation,aber die sollte zunächst ein Geheimnis bleiben.Lediglich der riesige Schlüssel auf dem Dachdes Kaufhauses wies auf eine bevorstehendeNeueröffnung hin.

Doch bald kamen die verrücktesten Gerüchte inUmlauf. Die Heimat-Rundschau stelle in einemArtikel die Frage: „Wurde unserem Bürgermei-ster Heinrichs der symbolische Schlüssel ent-wendet?“

Viele Telefonate gingen bei der Geschäftsleitungdes Kaufhauses ein, und alle Fragen drehtensich um den Schlüssel auf dem Dach.Dann, am 27. September erschien in der Rund-schau eine Meldung mit folgender Überschrift:„Klettermaxe Armin Dahl kommt nach Siegburg!“

Am Donnerstag, dem 29. September 1960, wur-de somit das Geheimnis um den ominösenSchlüssel gelüftet.Am Vorabend lernte ich Armin Dahl persönlichkennen, als er plötzlich in der Tür unseres um23.00 Uhr noch betriebsamen Deko-Ateliersstand. „Hallo Jungs, hier bin ich. Kann ich mei-nen Koffer mit 12 Paar Schuhen bei euch ab-stellen?“, wollte er wissen.„Klar kannst du, aber warum gleich 12 Paar?“Seine Antwort: „Weißt du, wie morgen das Wet-ter da oben auf dem steilen Dach ist?“ Ich sagte:„Ich glaube, es soll nieseln.“„Wenn schon, dann soll es schütten, ist mir lie-ber als nieseln“, meinte er und kramte in seinemSchuhkoffer.Noch an diesem späten Abend machte er aufdem Dach eine Gehprobe.

Am frühen Donnerstagmorgen waren auf dem

Marktplatz Hunderte von Menschen erschienen,um die Kunststücke auf dem Dach des HausesKaspar zu sehen, die Armin Dahl zeigte.

Armin Dahl auf dem Weg zum Schlüssel

Zuschauer auf dem Marktplatz am 29.09.1960

Am Ende brachte Armin Dahl den großenSchlüssel nach unten und öffnete symbolisch dieTür des Geschäftshauses.

Bis zum Mittag hatte Armin Dahl, „Klettermaxeund Sensationsdarsteller“, 1.500 Autogrammegegeben und immer noch kam es zum Stau amEingang des Hauses Kaspar.

Mein Autogramm bekam ich gegen 15.00 Uhrbei einem Glas Kölsch.

Armin Dahls Autogrammkarte

Ja, das war damals schon eine Sensation.

Peter Gottwald, Siegburg (ehemaliger Mitarbeiter desKaufhauses Kaspar)

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