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G42089 74 Ausgabe www.visier.de Euro 9,50 Schweiz CHF 14,80 Österreich: 10,40 Niederlande: 11,20 Luxemburg: 11,20 Belgien: 11,20 Infanteriewaffen & Ausrüstung MGs, MPis & Spezialwaffen Panzer, Flugzeuge & Artillerie Die Waffen des Zweiten Weltkriegs

VISIER-Special 74 Leseprobe

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VISIER-Special 74 Leseprobe

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74Ausgabe

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■ Infanteriewaffen & Ausrüstung■ MGs, MPis & Spezialwaffen■ Panzer, Flugzeuge & Artillerie

Die Waffen des Zweiten Weltkriegs

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Page 2: VISIER-Special 74 Leseprobe

Antike WaffenMilitärgeschichteAntiquitäten29. bis 31. Mai 2015Messe UlmFreitag und Samstag 09.30 bis 18.00 UhrSonntag 09.30 bis 15.30 Uhr bzw. 18.00 Uhr

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der US-Armee. Unangefochten an der Spitze der späteren US-Schauspieler steht aber Audie Murphy: Nach Pearl Harbor trat er in die Army ein und diente bei der 3rd Infantry Division von Nordafrika über Italien und Frank-reich bis nach Deutschland. Noch vor seinem 20. Geburtstag hatte er be-reits jede einzelne Tapferkeitsaus-zeichnung erworben, die das US-Heer zu vergeben hatte. Darunter auch die Medal of Honor, die höchste militäri-sche Auszeichnung der USA. Schon 1945 brachte Produzent und Filmstar James Cagney den Texaner nach Holly-wood, brachte ihm Schauspiel und Tanz bei. 1948 spielte Murphy in „Texas, Brooklyn and Heaven“ seine erste Rolle und etablierte sich als be-kannter Western-Darsteller. Ab den 1960ern versuchte er sich auch erfolg-reich im Musikgeschäft. Es gab solche Karrieren auch oft in Deutschland: Bei Hardy Krüger begannen Filmkarriere und seine kritische Sicht aufs Regime noch zur NS-Zeit, gefolgt von Militär-dienst und internationalem Film- Erfolg. Der Exzentriker Klaus Kinski war ab 1944 Fallschirmjäger und ge-riet in Holland in britische Gefangen-schaft. Vicco von Bülow alias Loriot war als Offizier an der Ostfront und wurde mit beiden Eisernen Kreuzen dekoriert. Auch der als „Soldat Schwejk“ berühmte Österreicher Fritz Muliar hätte seine spätere Paraderolle nicht passender „vorbereiten“ kön-nen: Er saß 1942 wegen Wehrkraftzer-setzung in Haft und wurde sogar von einem Kriegsgericht zum Tode verur-teilt. Freilich wurde die Strafe in „Frontbewährung“ abgemildert: Er kam in ein Strafbataillon an die Ost-front. Ja, und dann war da noch die eine Hollywood-Größe, die auf Seiten der Deutschen diente, ohne dass es ih-rer Karriere irgendwie geschadet hät-te: Donald Duck als mangelversorgter und überarbeiteter deutscher Fabrik-arbeiter in „The Fuehrer‘s Face“. TQ

Clark Gable während der Ausbildung zum Bordschützen. Hier neben der Heck-kanzel einer B 17 mit zwillingslafettierten M 2-Maschinengewehren.

James Stewart bekommt ein französisches Croix de Guerre verliehen.

ANHANG & ADRESSEN

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INTRO

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IMPRESSUM

VISIER - DAS INTERNATIONALE WAFFEN-MAGAZINVERLAGS-/REDAKTIONSANSCHRIFT: WIPSCH 1, 56130 BAD EMSE-MAIL-ADRESSE: [email protected]: 02603-5060-0, FAX: 5060 -100INTERNET: WWW.VISIER.DE

VERLEGER: Peter Grieder

GESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Christian Müller, Dirk Schönfeld

CHEFREDAKTEUR: Matthias S. Recktenwald (MSR), verantwortlich gemäß rheinland-pfälzischem Pressegesetz

STELLVERTETENDER CHEFREDAKTEUR: Andreas Wilhelmus (AW)

REDAKTION: Alexander Losert (AL), Thomas Quirin (TQ),Claudia Mullins (CM), Redaktionsassistenz, Durchwahl -201

FREIE AUTOREN DIESER AUSGABE: Wolfgang Finze (WF) Michael Heidler (MH), Stephan Rudloff (SR)

FOTOGRAFIE: Wolfgang Dicke, Matthias S. Recktenwald, Michael Schippers, Wolfgang Finze, Thomas Jason Wieger, Jochen Frießner LAYOUT & PRODUKTION: Marc Bauer, Marianne Lawen,Thomas Jason Wieger

ANZEIGENVERKAUF: Leitung Karola Göth (02603/5060-106), E-Mail: [email protected]

ANZEIGENABWICKLUNG: Hildburg Wagener-Schipp (02603/5060-105, Fax: -107),E-Mail: [email protected]

ANZEIGENSATZ: Sapro GmbH, Gutenacker

TECHNISCHE HERSTELLUNG: VS Medien GmbH

DRUCK: ADV SCHODER, Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17-19, D-86167 Augsburg,Tel.: + 49 (0)821/7904-251

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 18 

LESERSERVICE: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: 02603/5060-101 oder -102, Fax: 02603/5060-103, E-Mail: [email protected]

LESERSERVICE SCHWEIZ: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: +4144 586 97 94,Fax: +49 2603/50 60-103, E-Mail: [email protected]

VERTRIEB ZUM HANDEL: VU Verlagsunion KG, Zeitschriftenvertrieb, Postfach 57 07, D-65047 Wiesbaden.

VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 5,50 Euro inkl. 7 % MwSt.

VISIER-SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,50 Euro inkl. 7 % MwSt. Im Festbezug: 9,50 Euro bei kostenfreier Anlieferung.ISBN: 978-3-944196-10-7, ISSN: 0948-0528

BANKVERBINDUNG: (im Ausland kein Bankeinzug möglich).Commerzbank AG, Koblenz, BLZ 570 800 70, Konto 06 036 284 00. IBAN DE 61 5708 0070 0603 6284 00, BIC DRESDEFF570

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.

Copyright VS Medien GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge wird keine Haftung übernommen. Mit Überlassung des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild/Text) dem Verlag das Recht der urheberrechtlichen Nutzung.

ERSCHEINUNGSTERMIN: 2014

TITELFOTOS: Michael Schippers, VISIER-Archiv

Der Vater aller Dinge

Über 50 Millionen Tote, entwurzelte Menschen und weite Teile Europas

und Asiens lagen in Schutt und Asche. Das stand am Ende des Zweiten Weltkrieges, als 1945 die Waffen wieder schwiegen. Den Ausgangspunkt markiert dabei der Erste Weltkrieg, der durch eine Kausalkette direkt in den zweiten Weltenbrand führte. Dass die Opferzahl im Vergleich zum Völkerringen von 1914 bis 1918 noch einmal so exorbitant anstieg, lag auch am Innovationsreichtum der Menschen, wenn es darum geht, sich gegenseitig umzu-bringen. Bomber, die ganze Landstriche in Wüste verwan-delten, weitreichende Raketen, leicht zu transportierende Schnellfeuerwaffen, hochmo-bile Panzer und andere techni-sche Neuerungen machten die-sen Krieg erst zu dem, was er war. Eine totale Mobilisierung

aller Lebensbereiche sorgte zu-dem dafür, dass alle Menschen der kriegführenden Nationen zumindest indirekt betroffen waren. Das VISIER-Team muss-te sich der wahrhaft herkuli-schen Aufgabe stellen, bei dem gezeigten Material eine Aus-wahl zu treffen, um den ge-neigten Leser auf dem begrenz-ten Platz so umfassend wie möglich zu informieren. Denn dieses Special soll vor allem ei-nen generellen Überblick liefern über die wichtigsten beteiligten Nationen, ihre Verflechtung un-tereinander, ihre Bewaffnung im infanteristischen Bereich. Auch will das Heft Auskunft ge-ben über modernisierte Waffen, etwa Panzer, Flugzeuge und Ra-keten. Denn der Krieg endete mit einem „großen Knall“, der die Menschheit blitzartig in das Atomzeitalter katapultierte und die Tür für den Kalten Krieg weit aufstieß.

Alexander Losert Thomas Quirin

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INHALT

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Hoch durch die LuftDer Zweite Weltkrieg veränderte den Luftkrieg. Bomber, Jäger und andere Typen kämpften in den Höhen und verbreiteten Angst und Schrecken.

Geburt einer WeltmachtQuantität und Qualität: Mit ihrer materiellen Überlegenheit sicherten sich die Amerikaner den Sieg im Zweiten Weltkrieg.

DauerfeuerFast alle kriegsführenden Länder entwickelten Maschinenpistolen oder hatten sie in ihren Beständen. Ihren Ursprung hatten diese Waffen im Ersten Weltkrieg, aber ihren absoluten Höhepunkt erreichten sie im zweiten Völkerringen von 1939 bis 1945.

Wie mit dem BrecheisenKaum ein anderes Waffensystem symbolisiert so sehr den modernen Bewegungskrieg wie der Kampfpanzer. Ab Seite 84 lesen Sie, wie sehr sich bei den kriegsführenden Mächten sowohl Einsatzphilosophien als auch Bauweisen voneinander unterschieden.

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INHALT

Einführung

Der zweite Weltenbrand 6Welche Ursachen der Zweite Weltkrieg hatte und wie er sich auf die Entwicklung der Waffentechnik auswirkte.

Maschinengewehre

Der rasende Tod 20Wie das vollautomatische Unterstützungs-feuer die Kampftaktik beeinfl usste und worin sich die Waffen unterschieden.

Maschinenpistolen

Dauerfeuer 30Warum der Zweite Weltkrieg den Höhepunkt der Maschinenpistolen darstellte und warum sich fast alle Konstruktionen von der Funktionsweise her ähnelten.

Deutschland

Mauser, Luger & Co. 38Das unsterbliche 98er System, legendäre Pistolen und das erste Sturmgewehr: Die Waffen des Deutschen Reichs.

Sowjetunion

Russlands Waffen 46Krude Gewehre und grobe Faustfeuer-waffen? Die Bewaffnung der Muschiks sorgt immer noch für Diskussionen. Doch wie war es wirklich um die Rote Armee bestellt?

Ein herzliches Dankeschön!Für die beteiligten Redakteure ist ein Special immer wieder ein echter Kraftakt,

der sich ohne jede Menge Helfer niemals stemmen ließe. Unser besonderer Dank

gilt daher: Wolfgang Dicke, Wolfgang Finze, Stephan Rudloff, Michael Heidler,

Ralf Raths und Marco Gazaneo von Sniper-Airsoft. Ihnen und allen weiteren

Helfern, die wir eventuell vergessen haben, ein herzliches Dankeschön!

USA

Geburt einer Weltmacht 54Qualität – aber in schier unglaublichen Massen. Die Truppen der USA schöpften aus der gewaltigen Wirtschaftskraft ihres Landes.

Großbritannien

England und das Empire 62Aus wenig das Maximum herausholen – und dabei noch weltweit kämpfen. Hier kommen die Truppen des britischen Weltreichs.

Polen, Frankreich, Italien

Erfolg und Niederlage 70Gute und schlechte Waffen bildeten bei diesen Ländern einen buntgefächerten Mix in den jeweiligen Armeen.

Japan

Streben nach Perfektion 76Nippon ignorierte lange Zeit wegweisende Waffenentwicklungen – nicht zuletzt dies trug zu einem Ende mit großem Knall bei.

Panzer

Wie mit dem Brecheisen 84Kein Konfl ikt beschleunigte die Panzer-Entwicklung so sehr wie der zweite Weltenbrand. Hier kommen die Tanks.

Flugzeuge

Hoch durch die Luft 94Vom propellergetriebenen Doppeldecker bis zum Düsenjäger. Der Zweite Weltkrieg revolutionierte auch die Luftfahrt.

Artillerie

Kanonendonner überall 98Ohne sie ging an keiner Front etwas: Die „Krone der Waffen“. Dabei unterschied sich die Ausstattung der Nationen immens.

Neue Waffen

Spezialwaffen 102Raketen am Rande des Weltalls, U-Boote in großer Tiefe orten und in fi nsterster Nacht sehen. In Sachen Spezialtechnik übertraf der Krieg alles bisher Dagewesene.

Anhang

Erinnerungskultur 108Adressen von Händlern, Herstellern und Museen mit WKII-Bezug.

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Der zweite Weltenbrand

Spuren der Vernichtung: London nach einem schweren deutschen Luftangriff. Der umfassende Bombenkrieg war eine Folge der technischen Möglichkeiten.

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Der größte Kon� ikt in der Mensch-heitsgeschichte, so ist der Zweite Weltkrieg in die Annalen einge-

gangen. Europa und weite Teile Asiens lagen an seinem Ende 1945 in Schutt und Asche, über Japan waren die ersten Atombomben in einem Krieg explodiert, Millionen Flüchtlinge waren entwurzelt und über 50 Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren. Viele fragen sich noch heute, wie es soweit kommen konnte. Dabei war der Zweite Weltkrieg in vielerlei Hinsicht eine direkte Folge

des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 (siehe VISIER-Special 72), der als Aus-gangspunkt für den nächsten 30-jährigen Krieg (nach dem von 1618 bis 1648) gilt. Und seine Auswirkungen reichen bis in unsere heutigen Tage.

Der lange Arm:Am 11. November 1918 unterzeichnete Matthias Erzberger im Wald von Compièg-ne als Bevollmächtigter der deutschen Regierung den Waffenstillstand und ge-stand damit de facto die Niederlage des

deutschen Kaiserreichs ein. Schon vor-her, Ende Oktober, griff, von der Kaiserli-chen Marine aus, die Revolution um sich, welche die deutsche Monarchie hinweg-fegen sollte. An ihre Stelle trat die Demo-kratie, die aber von Anfang an auf wacke-ligen Beinen stand. Das lag daran, dass man die monarchietreuen Eliten weiter in Amt und Würden ließ und dass es ein Ver-tragswerk gab, das wie ein Damokles-schwert über der jungen Republik hing. Gemeint ist der Versailler Vertrag. Darin verp� ichtete sich das neue Deutschland

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Der rasende TodMGs weltweit:

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Deutschland begann nach der Machtübernahme der NSDAP mit der massiven Aufrüstung, die

schon in den Jahren der Weimarer Repu-blik von den konservativen Militärs for-ciert worden war. Der Austritt des Deut-schen Reiches aus dem Völkerbund 1933, die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpfl icht im März 1935, die Wiederbe-setzung des Rheinlandes 1936 und die danach einsetzende Expansion waren nur einige Stationen auf dem Weg in ei-nen neuen Krieg. Doch war dieses Vorge-hen nicht allein auf Deutschland be-schränkt: Im Jahr 1935 überfi el Italien Abessinien, Japan stieß nach Nordchina vor, und in Spanien mündeten die jahre-langen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Kräften von rechts und links 1936 in der Militärrevolte unter Führung des Generals Francisco Franco gegen die sozialistische Regierung.

Deutsche Maschinengewehre: All diese Entwicklungen sorgten dafür, dass die Waffenproduktion stieg – auch

bei den Maschinengewehren (MG). In Deutschland geschah das aber wegen der alles Militärische beschränkenden Bedingungen des Versailler Friedensver-trages von 1919 zuerst einmal über Um-wege: Bereits seit dem Jahr 1930 diente die ehemalige Fertigungsanlage des Düsseldorfer Rheinmetall-Konzerns als Basis der schweizerischen Waffenfabrik Solothurn. Dank dieser „Swiss Connec-tion“ stand Rheinmetall auch mit den österreichischen Steyr-Werken in Kon-takt, also mit der Steyr-Solothurn-Waf-fen AG. Anfang 1933 erwarb Rheinmetall zudem den Berliner Lokomotiv-Herstel-ler Borsig, was 1936 zum neuen Namen Rheinmetall-Borsig führte. Hier startete im selben Jahr der Bau des MG 34, die Mauserwerke Borsigwalde folgten 1938.

Die Folgen dieser Wirtschaftspolitik zeigten sich unter anderem in der Solo-thurner Entwicklung der 20-mm-Maschi-nenkanonen aus den 1920er Jahren, aus denen dann die deutsche Flak und Kampfwagenkanone 30 hervorgingen.

Diese 2-cm-Waffen bildeten gleichsam die deutsche Antwort auf die bei Russen, Briten und Amerikanern eingesetzten, überschweren MG im Kaliberbereich 12 bis 13 Millimeter. Parallel dazu entstan-den aber aus den Solothurner Vorhaben der Bauserie S2-100 und S2-200 im 8-mm-Infanteriekaliber via Steyr die leichten MG M 30 für Österreich und 31 M und 35 M für Ungarn. Auch die deutsche Luftwaffe entschied sich dafür. Aus der Solothurner Baureihe T6-200 entstand das fest ins Flugzeug als „Starrwaffe” montierbare 7,92er-MG-Modell 17 mit einer Feuerrate von 1200 Schuss pro Minute (sch/min). Aus der Reihe T6-220 ging das fl exibel in Flugzeugkanzeln einsetzbare MG 15 her-vor (Kadenz: 1000 sch/min). Kurz: Bei Kriegsbeginn verfügte die Wehrmacht über einige der zukunftsweisenden MG-Typen überhaupt.

Das galt auch für das MG 34, das ab 1936 an die Truppe ging. Die Fachwelt ist sich darüber einig, dass essich hierbei um das ers-

Deutsche Maschinengewehre: All diese Entwicklungen sorgten dafür, dass die Waffenproduktion stieg – auch

nenkanonen aus den 1920er Jahren, aus denen dann die deutsche Flak und Kampfwagenkanone 30 hervorgingen.

an die Truppe ging. Die Fachwelt ist sich darüber einig, dass essich hierbei um das ers-

Der rasende Tod

Trümmer-Schütze: In den Ruinen des Klosters Monte Cassino nimmt ein britischer lMG-Schütze den Feind ins Visier. Seine Waffe ist ein Bren-

Maschinengewehr mit oben aufgestecktem Magazin.

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MASCHINENGEWEHRE

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DauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuer

Die US-Fallschirmjäger Clarence Ware (links) und Charles Plaudo von der Demolition Section der Headquarters Company des 506. PIR (auch bekannt als „Filthy Thirteen“) bereiten sich auf den Absprung in die Nor-mandie vor – mit Irokesenschnitt und Kriegs-bemalung. In Plaudos Arm: Eine M 1 A1, die letzte Version der legendären Thompson. Die Abzeichen der 101. Airborne Division auf seiner Schulter wurden damals von der Zensur mehr schlecht als recht geschwärzt.

DauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerDauerfeuerMaschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:Maschinenpistolen im II. Weltkrieg:

MASCHINENPISTOLEN

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Die Maschinenpistole kam in der Endphase des ersten Weltenbran-des auf. Als leichter Vollautomat,

der Pistolenpatronen verfeuert, sollte sie auf die kurze Distanz des Graben-krieges dem einzelnen Soldaten enorme Feuerkraft verleihen – was Modelle wie die deutsche MP 18 auch hervorragend taten. In der Zwischenkriegszeit entwi-ckelten fast alle großen Nationen das Konzept weiter. Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Maschinenpistole dann ihre ganz große Stunde. Auf keinem Schlachtfeld fehlte sie, und besonders beim Wald- sowie Orts- und Häuser-kampf konnten die millionenfach produ-zierten Modelle ihre Stärken voll aus-spielen. Allerdings zeigte sich auch der große Nachteil der limitierten Reich-weite der verwendeten Pistolenpatro-nen. Bemerkenswert ist dabei vor allem der bei allen Nationen relativ gleiche innere Aufbau der Waffen, aber dazu später mehr.

Deutschland:Im Deutschen Reich führte man schon beim Polenfeldzug geringe Mengen der MP 38. Diese Waffe im Kaliber 9 mm Para mit dem charakteristischen, nach unten abklappenden Schaft bildete, zusammen mit der äußerlich ähnlichen Weiterent-wicklung MP 40, das Rückgrat der deut-schen Truppen in Sachen Maschinenpis-tole von Warschau ‘39 bis Berlin ‘45. Dabei war die MP 38 eigentlich nur das gelungene Ergebnis einer Evolutionsli-nie: Ab 1922 bemühte sich Heinrich Voll-mer, Gründer der Vollmer-Werke und spä-ter Chefkonstrukteur beim Waffenher-steller Erma, die MP 18 aus dem Ersten Weltkrieg leichter und führiger zu ge-stalten. Über mehrere Varianten, die aus dem einen oder anderen Grund nicht die Gnade der Reichswehr fanden, entstand die EMP-36. Hier brach Vollmer zum ers-ten Mal mit den bisher verwendeten star-ren Holzschäften, die einer nach unten anklappenden Schulterstütze wichen. Bei der Weiterentwicklung zur MP 38 ent� elen dann unter anderem Details wie die Feuerwahleinrichtung. Mit die-

ser zuschießenden MPi hatten die Deut-schen Truppen eine kompakte (einge-klappt nur 625 mm) Bewaffnung für die neue Truppengattung der Panzergrena-diere, aber auch für engste Verhältnisse in Schützengräben. (Zuschießend = Der gespannte Verschluss wird in hinterer, offener Position vom Abzug gehalten. Sobald man den betätigt, schnellt der Verschluss nach vorne, nimmt eine Pat-rone aus dem Magazin mit, führt sie zu und zündet sie.) Jedoch bildete die feu-erstarke MPi auch den Grundstock für die schon im Ersten Weltkrieg entwi-ckelte Sturmtrupptaktik der Infanterie: in kleinen Trupps vorrücken und den Gegner mit MPi-Dauerfeuer und Hand-granatenwürfen in Deckung zwingen, so dass keine effektive Gegenwehr möglich ist. Im ersten Kriegsjahr erreichten nur 5360 Exemplare der MP 38 die Armee. Doch schon 1940 explodierte die Pro-duktion geradezu: Al-lein das Heer bekam schon fast 100 000 Stück, und das charak-teristische Äußere der Maschinenpistole bil-dete bald das Symbol für den erfolgreichen deutschen Blitzkrieg.

Im Juli 1940 startete bei Erma, Haenel und Steyr die Produktion des Nachfolgemodells MP 40. Die unter-schied sich im wesent-lichen von der MP 38 dadurch, dass Gehäu-se und Griffstück nicht mehr aus einem

“Lang lebe unsere siegreiche Rote Armee! Tod den deutschen Invasoren“ – das

sowjetische Plakat aus dem Jahr 1945 zeigt neben dem Aufruf zu einem

nicht gerade zimperlichen Umgang mit den Deutschen auch eine PPS-43.

Kreta im Mai 1941: Der vordere deutsche Fallschirmjäger trägt

eine MP 38 mit aus-geklapptem Schaft. In

der Tasche seines ausgebeulten Knochen-

sacks steckt zudem noch eine Pistole 08. Fo

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mauser, luger & co.Waffen aus Deutschland:

mauser, luger & co.

KRIEGSFÜHRENDE NATIONEN

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Allerdings entwickelte Mauser aus den Kriegserfahrungen und auf Grundlage belgischer und tschechischer Entwürfe eine verbesserte, weltweit verkaufte Ver-sion namens Standard-Modell: Mit sei-nem 60-cm-Lauf sah es aus wie ein um 14 cm gestauchtes Gewehr 98, das zu-dem einen abgewinkelten Kammergriff erhalten hatte. Die Umrüstung darauf scheiterte am Geld. Erst mit der Macht-übernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der damit einhergehen-den Aufrüstung konnte man sich dieses Projektes erneut annehmen. Bereits 1934 lief die Fertigung des neuen, vom Standard-Modell abgeleiteten Karabi-ner 98k bei Mauser und bei Sauer & Sohn in Suhl an. Wegen der immer noch beste-henden Aufl agen des Versailler Vertra-ges ersetzten die Hersteller ihren Na-men durch codierte Produktionszeichen.

Als offi ziellen Termin der Einführung des Gewehrs nennt Richard D. Law den 21. Juni 1935, als in den Allgemeinen Heeresmitteilungen unter Punkt „275. Karabiner 98k“ hieß: „Als Ersatz für das Gewehr 98 und den Karabiner 98b wird der Karabiner 98k (K 98k) eingeführt. (…).“ Die neue Standardwaffe hatte ein Ge-wicht von 3,8 Kilogramm und eine Län-ge von 111 Zentimetern. Wichtigstes technisches Detail: Der Zubringer sperrt nun den Verschluss – das sollte verhindern, dass man den Verschluss bei leerer Waffe versehentlich nach vorne drückte. Der Nussbaumschaft kam mit abgewinkeltem Kammergriff, Griffmulde und Schaftdurchbruch für den Tragegurt. Das Gewehr hatte ein Schiebevisier und ein Dreieckskorn (ab 1940 mit Korntunnel). Bei Beginn des Krieges kam es zu einem Wettrennen

Der Karabiner 98k. Mehr muss man eigentlich nicht sagen, schon weiß der Interessierte, dass es um den

deutschen Klassiker geht, der im Zweiten Weltkrieg zur Standardbewaffnung der deutschen Infanterie zählte. Dabei kam der große Durchbruch dieses Repetierer-typs bereits im vorletzten Jahrhundert, präziser gesagt: Am 4. April 1898 mit der „allerhöchsten Kabinettsorder“ von Kai-ser Wilhelm II., die das „Muster des ver-besserten Gewehrs 88/97“ genehmigte – als Gewehr 98. Wie genau sich allerdings die Arbeitsweise bei Mauser am Neckar darstellte, lässt sich nicht mehr rekonst-ruieren. Dr. Dieter Storz, Autor des fun-dierten Werkes „Gewehr und Karabiner 98“, beschreibt es so: „Die schriftlichen Quellen zur Entstehung des Gewehrs 98 fl ießen nur spärlich. Das Firmenarchiv von Mauser ist ebenso verloren wie die preußi-schen Militärakten.“

Fest steht jedoch, dass ab Mitte der 1890er Jahre erste offi zielle Tests stattfanden. 1895 ließ sich Mauser das verbesserte Schloss patentieren: Nun gab es am Zylin-derverschluss eine dritte Riegelwarze un-ter der Hülsenbrücke als Sicherheitsreser-ve. Bei Zündhütchendurchschlägern oder gerissenen Hülsen schützten Gasabzugs-öffnungen, ein Gasschild und das Dau-menloch am Rahmen; es konnte die Gase aus der Führungsnut ableiten. 1903 rich-tete man die Langwaffe für die Patrone 8 x 57 mm IS ein. Das Gewehr und die da-von abgeleiteten Karabiner ließen sich bald außer bei der Infanterie auch bei anderen Waffengattungen antreffen. So trugen die Feldgrauen ihre 98er in den Ersten Weltkrieg, und auch nach Kriegs-ende waren sie in den Arsenalen der Reichswehr zu fi nden.

mauser, luger & co.sion namens Standard-Modell: Mit sei-Weltkrieg zur Standardbewaffnung der

deutschen Infanterie zählte. Dabei kam mauser, luger & co.Allerdings entwickelte Mauser aus den Kriegserfahrungen und auf Grundlage belgischer und tschechischer Entwürfe eine verbesserte, weltweit verkaufte Ver-sion namens Standard-Modell: Mit sei-eine verbesserte, weltweit verkaufte Ver-sion namens Standard-Modell: Mit sei-

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Allerdings entwickelte Mauser aus den Kriegserfahrungen und auf Grundlage belgischer und tschechischer Entwürfe eine verbesserte, weltweit verkaufte Ver-

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Im Reich des Roten Zaren:

Russlands unterschätzte Waffen

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Ein Koloss auf tönernen Füßen.“ So sa-hen viele deutsche Generäle das so-wjetische Russland. In maßloser

Selbstüberschätzung glaubten sie, dass die Rote Armee gegen die Schlagkraft der Wehrmacht nicht bestehen könnte. Zu groß war ihrer Ansicht nach die Füh-rungsschwäche (bedingt durch die stali-nistischen Säuberungen in den 1930er Jahren) innerhalb der Truppe und zu rückständig die Waffen. Selbst mit dem kleinen Finnland hatten die Sowjets große Probleme im Winterkrieg 1939/40. Und auch bei der Infanteriebewaffnung vertrat man häu� g diese Ansicht. Das aber entsprach nicht der Realität, ob-wohl die sowjetischen Waffen zunächst noch aus der Zeit nach dem Ersten Welt-krieg stammten.

Bereits kurz nach dem Ende des Bürger-kriegs in den 1920er Jahren hatte die Führung der Roten Armee beschlossen, ein Einheitsgewehr zu entwickeln, das das Gewehr M.1891, das Dragonerge-wehr M.1891 und das Kosakengewehr M.1891 ersetzen sollte. Bis dahin sollte das Dragonergewehr (mit Bajonett) als Einheitswaffe dienen. Folglich wurde 1924 die Fertigung des Gewehrs M.1891 eingestellt. Ab 1924 befasste sich dann eine Kommission damit, wie das zukünf-tige Einheitsgewehr beschaffen sein sollte. Unstrittig war, das Bajonett und die Abmessungen des Dragonergewehrs beizubehalten. Erste Versuche mit der neuen Waffe gab es schon 1927. Ihre Auswertung führte zu weiteren Ände-rungen. Die Einführung erfolgte am 28. April 1930 als Gewehr M.1891/30. Etwa zur selben Zeit wurde auch die Auf-nahme der Serienfertigung vorbereitet und 1931 die Herstellung des Dragoner-gewehrs beendet. Zwischen 1922 und 1931 entstanden wahrscheinlich etwa 1,18 Millionen Dragonergewehre, davon 220 000 in Tula, der Rest in den Fabriken von Ischewsk.

Fertigungsmodi� kationen:Während der Serienfertigung der Ge-wehr-Variante M.1891/30 veränderten Fo

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Soldatenschicksal: Gräber gefallener deutscher Landser in der Nähe des russischen Flugplatzes Orscha aus dem Jahr 1941.

Die Legende: Zwei Gewehre vom Typ Mosin-Nagant. Dasobere trägt ein ZF mit PU-Optik. Als Scharfschützenwaffe war dieser Repetierer auch beiden Deutschen als Beutewaffeäußerst beliebt.

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Eine Weltma cht entstehtEine Weltma cht entstehtDie USA im II. Weltkrieg:

Bei seiner Einführung war der M 1 Garand das modernste Infanteriegewehr der Welt – und auch bei Kriegseintritt der USA japanischen Arisakas und deutschen 98ern überlegen.

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Eine Weltma cht entstehtAls die USA am 8. Dezember 1941

dem japanischen Kaiserreich den Krieg erklärten und drei Tage spä-

ter eine ebensolche Erklärung von Deutschland und Italien erhielten, tob-te der Krieg jenseits von Atlantik und Pazi� k bereits mehr als zwei Jahre. Im Ersten Weltkrieg hatte der selbstaufer-legte Isolationismus die USA davon ab-gehalten, sich früh in die Kämpfe einzu-mischen. Als US-Präsident Franklin D. Roosevelt aber in den Tagen nach Pearl Harbor (7. Dezember 1941) mit seinem Kabinett das weitere Vorgehen beriet, war klar, dass es diesmal mit einem meh-rere tausend Mann starken Expeditions-heer nicht getan sein würde. Faktisch mussten die USA zwei vollkommen von-einander isolierte große Kriege führen: sowohl in Europa als auch im Pazi� k.

Eine solche Aufgabe allein schon wirt-schaftlich zu stemmen, dazu waren in den 40ern kaum eine Handvoll Nationen in der Lage. Die USA schafften es, bin-nen weniger Monate ihre komplette In-dustrie von Friedens- auf Kriegsproduk-tion umzusatteln. Und konnten so mit wenigen Schwierigkeiten Waffe um Waf-fe, Panzer um Panzer produzieren, um nicht nur die eigenen Truppen, sondern auch noch einen Teil der britischen und sowjetischen Armeen sowie weiterer Verbündeter auszurüsten. Daneben ge-lang es einheimischen und aus Europa ge-� üchteten Forschern, gewaltige „Brain Power“ an einem Ort zu konzentrieren – und so zum Beispiel höchstkomplizierte Projekte wie die Atombombe zu verwirk-lichen. Die Kriegsjahre machten aus den USA eine Weltmacht, mit allen daraus resultierenden Vor- und Nachteilen. Al-lerdings auch ein teuer erkaufter Sta- Fo

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Streben nach Perfektion

Das Kaiserliche Japan:

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Japan, das geheimnisvolle Land im Fernen Osten. Jahrhundertelang schottete sich der Tenno mit sei-

nem Volk von allen äußeren Einflüssen ab. Aber andere Nationen sahen in Nip-pon einen wichtigen Markt für ihre Wa-ren, den es zu erschließen galt. Wenn nötig mit Gewalt. Angesichts der mate-riellen Unterlegenheit öffnete sich Ja-pan den Ausländern in der Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst widerwillig. Doch bereits knapp 15 Jahre später än-derte sich dies unter Kaiser Mutsuhito, der später als Kaiser Meiji bekannt wur-

de. Die nach ihm benannte Meiji-Res-tauration gilt als einer der zentralen Wendepunkte in der Geschichte Japans (meiji = aufgeklärte Herrschaft).

Diese Restauration beendete nicht nur das Tokugawa-Shogunat, die Vorherr-schaft der Samurai und die alte feudale Ordnung, sondern öffnete das Land auch gleichzeitig für moderne Einflüsse. Zwar gab es dagegen auch Widerstand, vor-nehmlich aus den Reihen der alten Ober-schicht, bestehend aus den Samurai, die sich nicht anpassen wollten und um ihre

Privilegien fürchteten, doch hatte ihre Auflehnung schließlich keinen Erfolg. Mit atemberaubender Geschwindigkeit vollführte nun eine Nation einen Sprung nach vorne, der die Jahrhunderte andau-ernde Isolation bald vergessen ließ – auch, was Handfeuerwaffen anging.

Technische Zeitenwende:Schon seit den 1850er Jahren impor-tierte Japan Waffen aus Europa, aber immer nur in kleinen Mengen. Doch auch diese reichten aus, um die Rückständig-keit Nippons zu offenbaren. Dem musste

Hoch zu Roß: Der Tenno Hirohito (1901-1989) bei einer Militärparade. Unter seiner Herrschaft überzog das japanische Kaiserreich den Fernen Osten mit Krieg – Ironie: Seine Regierung stand unter der Devise „Weg des Friedens“.

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