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LEBENSADERN FÜR OÖ: Infrastruktur für internationale Wettbewerbsfähigkeit VOLL-UNIVERSITÄT: Technik & Sprachen ausbauen ZUKUNFTSPROJEKTE FÜR OÖ & LINZ: Lösungen für morgen „Alles Wirtschaften beginnt mit einer Investition!“ Visionen #1: Wirtschaft

Visionen #1: Wirtschaft

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Page 1: Visionen #1: Wirtschaft

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LEBENSADERN FÜR OÖ: Infrastruktur für internationale Wettbewerbsfähigkeit VOLL-UNIVERSITÄT: Technik & Sprachen ausbauenZUKUNFTSPROJEKTE FÜR OÖ & LINZ: Lösungen für morgen

„Alles Wirtschaften beginnt mit einer Investition!“

Visionen#1: Wirtschaft

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Alles Wirtschaften beginnt mit einer InvestitionUnser Zentralraum ist das wirtschaftliche Herz Ös-terreichs. Eine starke Industrie sorgt für Tausende hochqualifizierte Arbeitsplätze, sichert gemeinsam mit einem bunten Branchen-Netzwerk an kleinen und mittleren Unternehmen Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung. Die oberösterreichische Wirt-schaft hat den stattgefundenen Strukturwandel gut gemeistert – im Gegensatz zu vielen anderen Re-gionen Europas. Doch welche Herausforderungen kommen auf unsere Wirtschaft zu, wohin soll sich Oberösterreich entwickeln?

Gemeinsam die Zukunft Oberösterreichs gestalten

Als BSA Oberösterreich haben wir versucht, Ant-worten auf diese Fragen zu finden. Gemeinsam mit prominenten Expertinnen und Experten aus Wirt-schaft, Politik und Wissenschaft wurde in den ver-gangenen Monaten darüber diskutiert. Das Ergebnis dieses Prozesses ist Inhalt des Magazins. Alles Wirtschaften beginnt mit einer Investition: Wir müssen bereit sein, eine Idee in die Tat umzu-setzen sowie Zeit, Geld und Herzblut zu investieren. Das gilt für Neues ebenso wie für Bestehendes, das sich weiterentwickeln will. Danke an alle, die in die-sem Sinn investieren. Diskutieren wir darüber, wie wir die oberösterreichische Wirtschaft stärken kön-nen, damit wir Arbeitsplätze und Wohlstand für die Menschen in Oberösterreich sichern können. Damit das wirtschaftliche Herz Österreichs noch stärker schlägt.

Mag. Christian ForsterleitnerVorsitzender BSA OÖ & Linzer Vizebürgermeister

INHALTSVERZEICHNIS

Gemeinsam in die Zukunft investierenWenn Stadt und Land an einem Strang ziehen 04

OÖ Wirtschaft in ZahlenZahlen, Daten & Fakten über OÖ 08

Linz: Das wirtschaftliche Herz von OÖLinzer Bürgermeister Klaus Luger im Interview 10

Herausforderungen für den Standort OÖKommentar von DI Helmut Fallmann 12

Brennpunkt SolarenergieInterview mit Solarzellen-Forscher Serdar Sariciftci 14

Zukunftsprojekte für OberösterreichSteyr 2030, Linzer Straßenbahn-Achse, Messe Wels 16

Wenn der Schwarm finanziertFinanzierungs-Alternative Crowdfunding & -investing 18

Masterplan HafencityDer Linzer Hafen setzt Impulse 20

Wirtschaftsfaktor WohnenWohnbauförderung sorgt für Wachstum 22

Wirtschaftsmotor Städte & GemeindenSchlüsselfunktion für den Standort 24

Welcome to ProtopiaDie Tabakfabrik Linz als Testgebiet neuer Industrien 26

Der Trend zur SelbstständigkeitEPUs fördern heißt Wirtschaft fördern 28

Lebensadern für OberösterreichOhne Infrastruktur kein Wirtschaftsmotor 30

Ein Wachstumsfonds für OberösterreichDen Unternehmen das Kapital für Wachstum geben 32

Schlummerndes Potenzial für die WirtschaftEmpowerment & Netzwerke für Frauen 34

Digitales Teilen für mehr GemeinwohlDigitale Güter ermöglichen kooperativen Wettbewerb 36

Investitionen schaffen WohlstandKommentar von LH-Stv. Reinhold Entholzer 38

Linz am Sprung zur Voll-UniversitätNach Medizin kommen Technik & Sprachen 40

Arbeitsmarkt OÖStatus Quo, Trends & Ableitungen 44

Neue Donaubrücke für Linz Sicherer, günstiger & eine Chance für Linz 46

ImpressumOffenlegung gem. § 25 Mediengesetz

MedieninhaberBund Sozialdemokratischer Akademiker und Akademikerinnen, Intellek- tueller, Künstler und Künstlerinnen in Oberösterreich, Landstraße 36, 4020 Linz, ZVR-Zahl 863087133, BSA Info, GZ 02Z030307S

RichtungSozialdemokratisch, Informationsorgan für progressiv denkende Wirt-schaftstreibende, AkademikerInnen und Intellektuelle

RedaktionEder Miriam, Ellmer Markus, Entholzer Reinhold, Etzelstorfer Dieter, Fallmann Helmut, Forsterleitner Christian, Gerstorfer Birgit, Hackl Gerald, Luger Klaus, Margreiter Doris, Müller Chris, Oberleitner Robert, Pawel Stefan,

„Wir müssen bereit sein, eine Idee in

die Tat umzusetzen – zu investieren.“

Stöger Alois, Walch Katrin Anna

Redaktionsadresse4020 Linz, Landstraße 36, Tel.: 05/77 26 11-39www.bsa-ooe.at, www.facebook.com/bsa.ooe

Layout / DruckDo it! Communications, 4040 Linz /Gutenberg.Werbering Gesellschaft m.b.H., 4021 Linz

FotonachweisArbeitsmarktservice Österreich, Bombardier, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Jagsich Michael, OPEN COMMONS LINZ, shutterstock, SPÖ Linz, Stadt Linz, Tabakfabrik Linz, Voggeneder Florian

Page 3: Visionen #1: Wirtschaft

RUBRIKBEZEICHNUNG

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„Die Industrie und mit ihr die Exportwirtschaft

sind das Rückgrat unserer Wirtschaft.“

„Ein gutes wirtschaft- liches Mikroklima braucht Freiräume und beherzte Taten“

Die öffentliche Hand kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, wie sich eine Region entwickelt. Sie muss Freiheiten ge-ben und gleichzeitig gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Menschen schaffen. Das bedeutet zum einen konkrete Handlungen, wie eine leistungsfähige Infrastruktur für Men-schen, Güter und Daten, gezieltes Investieren in Forschung & Entwicklung, Unterstützung durch effiziente Serviceleistungen und Förderungen als Schwunggeber sowie soziale und medizi-nische Einrichtungen, die Sicherheit und Hilfe geben. Und das bedeutet zum anderen ein Klima, das Unternehmergeist, Kre-ativität und Ideen fördert, das den Menschen Mut macht und in dem sie sich wohlfühlen. Dieses Mikroklima kann die Politik mitgestalten.

Unternehmen brauchen leistungsfähige Verkehrswege, innovative Bildungseinrichtungen und ein Klima, das Menschen, Betriebe, Vereine und Institutionen einlädt, ein gemeinsames Bild unserer Zukunft zu entwerfen. Vor allem aber auch eine Politik, die nicht ständig er-klärt, was wie und warum nicht geht. Ein Klima, das gezieltes Investieren in Forschung & Entwicklung er-möglicht und die Menschen zu Kreativität und Unter-nehmergeist anspornt.

Linzer Universitäten: Binnen 50 Jahren zur Hochschulstadt

Alle großen Entwicklungen in unserem Bundesland entspringen solcher Geisteshaltung. Ein gutes Beispiel ist die Linzer Uni-Landschaft. Heute hat sich Linz längst als fixer Hochschulstandort etabliert. Etwa 19.000 Stu-dierende zählt alleine die Johannes Kepler Universität. »

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Das Fundament für diese Entwicklung wurde 1962 durch die gemeinsame Einrichtung des Linzer Hoch-schulfonds seitens des Landes Oberösterreich und der Stadt Linz gelegt. Dieser von Land und Stadt paritätisch getragene Fonds diente als Triebfeder für die Gründung der JKU. Wer hätte sich 1950 gedacht, dass Linz zur Universitätsstadt aufsteigen würde? Heute haben wir eine lebendige Uni-Landschaft, die mit viel Eigenen-gagement die Entwicklung neuer Studienrichtungen und den Ausbau in Richtung Voll-Universität voran-treibt.

Die digitale Infrastruktur

2015 gilt Linz als die WLAN-Hotspot-Stadt in Öster-reich, braucht aber auch den europaweiten Vergleich nicht zu scheuen. Im Gegenteil: Im Verhältnis zur Ein-wohnerInnen-Zahl gibt es ein derartig flächendecken-des Angebot in keiner anderen europäischen Stadt. Dieses Projekt startete 2005 zu einem Zeitpunkt, als das Smartphone noch in den Kinderschuhen steckte und Hotels einen Internetzugang nur gegen Gebühr zur Verfügung stellten. Auch die laufende Breitband-Of-fensive von Infrastruktur-Minister Alois Stöger macht deutlich: Die öffentliche Hand investiert und schließt die Wirtschaftlichkeitslücke in Regi-onen, die kein privater Betreiber kos-tendeckend versorgen könnte. Durch diesen Zugang zum Daten-Highway wird vor allem in ländlichen Regionen die Basis für das Wachstum der Klein- und Mittelunternehmen gelegt.

Die Industrie, das starke Rückgrat

Im Linzer Zentralraum – einem international bedeu-tenden Produktionszentrum – stehen die Zentralen

von weltweit agierenden Konzernen, starken mittel-ständischen Betrieben und aufstrebenden, innovativen Unternehmen. Die Industrie ist zweifelsfrei das Rück-grat der Linzer Wirtschaft und der wichtigste Arbeits-platzgeber. Die Industrie soll deshalb auch in Zukunft in Linz eine ihr verbundene Heimat haben. Die Stärken unseres Standorts – die gut ausgebildeten Fachkräfte und die starke Infrastruktur – bilden das Fundament dafür. Oberösterreich ist hier in einem starken weltwei-ten Wettbewerb, in dem wir nur durch klare Akzente – wie dem Ausbau der Technik an der JKU, mehr Frauen in die Technik etc. bestehen können.

Die Kreativ-Wirtschaft: Das charmante I-Tüpfelchen

Die aufstrebenden Branchen der Kreativ-Wirtschaft stärken unsere Innovationskraft. GründerInnen und Start-ups brauchen aber nicht nur monetäre Förderun-gen, sondern vor allem auch Navigationshilfen für die stürmische Überfahrt zum Zielhafen Unternehmens-gründung. Sie brauchen Arbeitsstätten, die kostengüns-tig zu mieten sind und Finanzierungsinstrumente, die sie sicher durch den Flaschenhals Liquiditäts-Engpass tauchen lassen. Die Kreativ-Wirtschaft trägt ihre gro-ße Stärke schon im Namen. Dieser Kreativität muss

man Entfaltungsmöglichkeiten bieten, damit sie – oft interdisziplinär, im ko-operativen Wettbewerb, unkonventio-nell und unbürokratisch – die Region weiter bereichert. Wer diese jungen UnternehmerInnen fördert, bereichert damit die gesamte Region. Linz selbst hat durch den Erwerb der alten Ta-bakfabrik eine mutige Entscheidung getroffen: 20 Millionen Euro betrug der

Kaufpreis. Die Investition hat sich ausgezahlt. Heute arbeiten dort wieder über 300 Menschen am Gelände

Mag. Christian Forsterleitnerist Vorsitzender des BSA OÖ und Vizebürgermeister der Stadt Linz.

Industriestandort Nr. 1, Universi-tätsstadt und eine aufstrebende

Kreativ-Wirtschaft: Linz hat sich in den letzten 50 Jahren gut entwickelt.

„Linz steht am Sprung zur Voll-Universität. Wer hätte sich das

1950 gedacht?“

» – mehr als zum Zeitpunkt der Schließung des Werkes, Tendenz steigend. Über 70 Firmen sind bereits vor Ort, hunderte stehen auf der Warteliste. Wo früher Tabak-waren produziert wurden, rauchen nun die Köpfe kre-ativer Menschen.

Diese Beispiele ermutigen. Setzen wir gemeinsam weitere solcher Schritte. Und diskutieren darüber, wie Oberösterreich und seine Landeshauptstadt Linz auch in Zukunft das wirtschaftliche Herz Österreichs blei-ben. Nach der Idee braucht es die Investition, mit der Pläne zu Taten werden. Wenn wir beherzt an die Arbeit gehen, können wir ein gutes wirtschaftliches Mikrokli-ma dafür schaffen.

„Wenn Politik & Wirtschaft an einem Strang ziehen, geht in OÖ

viel weiter.“

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OÖ Wirtschaft in Zahlen BRUTTOREGIONAL-PRODUKT: LUFT NACH OBEN

OBERÖSTERREICH IST STARKER JOB-MOTOR

OBERÖSTERREICH IST STAATSMEISTER BEI PATENTEN

Beim Bruttoregional-Produkt lag Oberösterreich im Jahr 2013 nur im Mittelfeld auf Platz 5. Es braucht zusätzliche Anstrengun-gen, um die Wertschöpfung zu steigern und nicht den Anschluss zu verlieren.

Quelle: Statistik Austria

€ 47.200/EinwohnerInnen ................................Wien€ 45.000/EinwohnerInnen .......................... Salzburg€ 40.000/EinwohnerInnen ................................. Tirol€ 39.800/EinwohnerInnen ....................... Vorarlberg

€ 38.500/EinwohnerInnen ......Oberösterreich

Bei den Neugründungen von Unternehmen belegte Oberös-terreich 2014 Platz 3 und liegt damit vor der Steiermark.

Quelle: WKOÖ

8.150 ........................................................... Wien7.835 ..........................................Niederösterreich

5.263 .......................................... Oberösterreich5.552 .................................................. Steiermark

Oberösterreich hat eine gesunde Wirtschaft, die viele Arbeits-plätze schafft. Oberösterreichs Betriebe beschäftigen nach Wien die meisten MitarbeiterInnen.

Quelle: Statistik Austria

ca. 1.000.000 MitarbeiterInnen .................. Wien

740.000 MitarbeiterInnen ..... Oberösterreich

Im Wettkampf um Patent-Anmeldungen ist Oberösterreich die klare Nummer 1. Unser Land hat eine hohe Innovationskraft. Es braucht aber auch neue Finanzierungsinstrumente wie das Crowdfunding.

Quelle: WKOÖ

222 Patente/ 1 Mio. EinwohnerInnen .... Oberösterreich127 Patente/1 Mio. EinwohnerInnen ................. Österreich

Von A wie Arbeitslosigkeit über P wie Patente bis U wie Un-ternehmen. Diese wichtigen Kennzahlen geben einen ers-ten Überblick über den Wirtschaftsstandort Oberösterreich und zeigen: Die UnternehmerInnen leisten gute Arbeit. Wenn alle zusammenarbeiten, schlägt das wirtschaftliche Herz Österreichs weiter in unserer Region.

UNTERNEHMENS-NEUGRÜNDUNGEN IN OBERÖSTERREICH

OBERÖSTERREICH IST EIN UNTERNEHMERLAND

Jeder sechste Betrieb Österreichs hat sich in Oberösterreich angesiedelt. Das ist Platz 3 nach Wien und Niederösterreich.

Quelle: Statistik Austria

137.000 Betriebe .......................................... Wien134.000 Betriebe .........................Niederösterreich

112.000 Betriebe ................ Oberösterreich700.000 Betriebe ...................... Österreich gesamt

STEIGENDE ARBEITSLOSIGKEIT

Trotz guter wirtschaftlicher Voraussetzungen steigt auch in Oberösterreich die Arbeitslosigkeit. Wir brauchen mehr Inves-titionen in unsere Infrastruktur.

Quelle: AMS (Mai 2015)

36.017 Personen (5,4 %) sind in OÖ arbeitslos

20.142 .........................................................Männer15.875 .......................................................... Frauen

Linz

Page 6: Visionen #1: Wirtschaft

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Herr Bürgermeister, die Arbeitslosigkeit in Linz steigt – gleichzeitig gibt es einen Rekord an Beschäftigten. Wie erklären Sie sich diese paradoxe Situation?

Luger: Dieser Widerspruch sagt eini-ges über unsere Stadt aus. Linz lebt von seinen erfolgreichen und dyna-mischen Industrie- und Technolo-gie-Unternehmen. Es gab noch nie so viele Beschäftigte wie heute. Genau diese Qualität macht Linz aber auch für Arbeitssuchende so attraktiv. Wenn in einem Bezirk wie Vöckla- bruck mehr als 1.000 Industriear-beiter ihren Arbeitsplatz verlieren, ist klar, dass die Chancen auf eine Beschäftigung in Linz höher sind. Das überfordert derzeit unseren Arbeitsmarkt. Vor allem für ältere und gering qualifizierte Arbeitssu-chende ist es momentan unfassbar schwierig. Trotzdem bleibt uns anhaltende Massenarbeitslosig-keit wie in anderen Industriestädten erspart. Warum ist Linz hier besser aufgestellt?

Luger: Die Linzer Wirtschaft hat den Strukturwan-del außerordentlich gut gemeistert. Linz hat heu-te mehr Arbeitsplätze als Einwohner – das schafft außer Linz nur die Banken- und Flughafenmetro-

pole Frankfurt. Früher ist fast jeder zweite Linzer Arbeitsplatz an der damaligen Verstaatlichten gehan-gen. Heute ist Linz strukturell viel breiter aufgestellt. Nehmen wir die Tabakfabrik als Beispiel: hier arbei-ten bereits heute mehr Menschen als zur Schließung der Zigaretten-produktion. Das gilt auch für Linz als Ganzes: Vor allem im IT- und

Dienstleistungsbereich sind mehr Arbeitsplätze entstanden als in der Industrie verloren gingen. Gleichzeitig haben vor allem die Produktionsbe-triebe in moderne Anlagen und qualifiziertes Per-sonal investiert, sind heute extrem konkurrenz-fähig. Wien ist als Bundeshauptstadt mit vielen Konzernzentralen sicher der wirtschaftliche Kopf Österreichs. Aber das wirtschaftliche Herz ist Linz. Regelmäßig bestätigen mir Topmanager, dass Linz

Wie steht es eigentlich um die Wirtschaftsstadt Linz? Warum steigt die Arbeitslosigkeit, wo hat Linz noch Auf-holbedarf? Der Linzer Bürgermeister MMag. Klaus Luger im Gespräch.

„Die Region Linz ist das wirtschaftliche Herz Österreichs“

in einigen Sektoren tatsächlich in der Champions League der Wirtschaftsstädte spielt.

In welchen Bereichen ist Linz noch nicht so gut aufge-stellt, wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Luger: Ich konzentriere mich auf die Bereiche, die wir als Stadt positiv beeinflussen können. Erstens die noch konsequentere Förderung der Kinder aller Altersgruppen – hier wird der Grundstein gelegt. Zwei-tens die Lehrplätze – als Gesellschaft sollten wir je-dem Jugendlichen nach der Pflichtschule ein Ausbil-dungsangebot machen kön-nen. Wir brauchen mehr Facharbeiter und deshalb eine Attraktivierung der Leh-re. Und drittens braucht eine Industriestadt wie Linz das volle Programm an HTLs und technischen Studienrichtungen. Das „Linz Institute of Technology“ – unser LIT – wird

„Wir brauchen mehrFacharbeiter und deshalb

eine Attraktivierung der Lehre.“

„Linz hat heute mehr Arbeitsplätze als

Einwohner.“

Kindergärten, Lehre, tech-nische Studienrichtungen. Hier kann Linz selbstständig Akzente setzen.

mithelfen, die JKU als technische Universität besser zu positionieren. Zu den Aufgaben einer Stadt, die man nie als erledigt betrachten kann, zählen zum einen die notwendige Infrastruktur wie Verkehrsnetze, Strom, der Ausbau des Breit-bandnetzes und zum anderen eine schlanke, ser-viceorientierte Verwaltung.

Was kann eine Stadt wie Linz für die Wirtschaft tun?

Luger: Wir müssen den Un-ternehmen den besten Ser-vice bieten, zum Beispiel eine rasche Abwicklung von Anmeldungs- und Geneh-migungsverfahren. Ein wirt-schaftliches Herz kann ohne seine Lebensadern nicht funk-tionieren. Deshalb investieren wir in unsere Infrastruktur,

bauen gezielt die Kindergärten und Krabbelstu-ben aus, damit die Eltern mit einem guten Gewis-sen arbeiten gehen können.

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RUBRIKBEZEICHNUNG

Im Grunde könnten wir Oberösterreicher zufrieden sein. Die Wirtschaft funktioniert, die Bruttowert-schöpfung steigt, rund ein Viertel der Industriepro-duktion und der Exporte Österreichs stammen aus unserer Region. Damit steht Oberösterreich im Bun-desländer-Ranking sogar an der Spitze. Dieses Re-sultat leitet sich vom Innovationsgeist der Unterneh-men und ihrer Arbeitnehmer sowie der geografisch bevorzugten Lage ab. Diesen Wettbewerbsvorteil gilt es unbedingt zu erhalten, und dazu habe ich eine Wunschliste.

Die zentrale Herausforderung für die oberösterrei-chische Wirtschaft sehe ich insbesondere in der An-kurbelung der Beschäftigung, indem die Attraktivi-tät des Standortes sowie die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Im Zuge dessen soll die digitale Wirtschaft zu einer zentralen Stütze des Standortes Oberösterreich avancieren. Dazu braucht es Leucht-turmprojekte der digitalen Wirtschaft, die für mas-sive Signalwirkung sorgen und in Folge attraktive Arbeitsplätze schaffen. Unsere Bildungsmaßnahmen müssen daher verstärkt digitale Kompetenz und Entrepreneurship beinhalten, damit die jungen Men-schen arbeitsmarktfit werden. „Malen nach Zahlen“ gehört einfach zur Bildungswelt von gestern.

Die neue Medizinische Fakultät der Johannes Ke-pler Universität Linz soll in Zusammenarbeit mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät medizintechnische Impulse und damit ebenfalls Arbeitsplätze bringen. Das Synergiepotenzial mit

Herausforderungen für den Standort OÖ

der oberösterreichischen Spitalslandschaft und der medizinnahen Industrie und Wirtschaft ist enorm. Die geografische Lage des Wirtschaftsraumes Ober-österreich ist zwar ideal, die Verkehrsinfrastruktur gehört jedoch verbessert. Ich denke an einen massi-ven Ausbau des öffentlichen Verkehrs mit einer zwei-ten Schienenachse, S-Bahnen in die Regionen, eine stündliche direkte Bahnanbindung an den Flughafen Schwechat sowie zwei neue Donaubrücken. Das wären die besten Voraussetzungen, damit Linz organisch und durch Gemeindezusammenlegungen zu einer Stadt mit mindestens 500.000 Einwohnern wachsen kann. Schlanke Verwaltung inklusive.

DI Helmut Fallmann gründete ge-meinsam mit Leopold Bauernfeind vor über 25 Jahren den Softwarekonzern Fabasoft und ist heute Vorstandsmit-glied. Fabasoft hat sich zu einem füh-renden europäischen Softwareherstel-ler und Cloud-Anbieter mit Sitz inLinz etabliert.

„Die digitale Wirtschaft soll zu einer zentralen Stütze

des Standortes Oberösterreichavancieren.“

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Auf welchem Forschungsgebiet ist Ihr Institut an der Johannes Kepler Universität tätig?

Sariciftci: Wir haben uns auf organische Halbleiter und deren Anwendungsgebiete spezialisiert. Unser neuer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung chemischer Energieerzeugung. In diesem Fall produziert ein Solar-Panel keinen Strom, sondern direkt ein syn-thetisches Molekül, zum Beispiel künstliches Erdgas. Dieses For-schungsgebiet ist einerseits rela-tiv neu, aber seit 3,4 Milliarden Jahren führen Pflanzen tagtäglich diesen Prozess durch, bekannt als Fotosynthese. Wir können in Zukunft Treibstoffe mit Hilfe der Sonnenenergie herstellen?

Sariciftci: Ja, darauf müssen wir setzen. Alternative Energieformen wie Sonne oder Wind besitzen die Eigenheit, dann Strom zu produzieren, wenn sie wollen: am Tag oder bei günstigen Windverhält-nissen. Diese Energie muss irgendwie gespeichert werden. Wird sie vor Ort verwendet, genügt ein einfacher Speicher. Bei Überland-Transporten geht das nicht. Wir müssen daher ein Medium erzeugen, dass speicherbar und transportabel ist. Flüssige

Treibstoffe sind dafür gut geeignet. Ein Beispiel: Ein Liter Benzin enthält etwa 12 bis 15 Kilowattstunden Energie. Der modernste Tesla-Akku kann bei 100 Kilo Eigengewicht ungefähr 10 bis 12 Kilowattstun-den speichern. Aus meiner Sicht ist somit klar, wo die Präferenzen liegen sollten.

Die Vereinigten Staaten setzen aber gezielt auf Fracking und profitieren dadurch von günstigeren Energie-preisen als Europa.

Sariciftci: Die Fracking-Technolo-gie ist weit komplexer als oft dar-gestellt wird, über die Spätfolgen ist wenig bekannt. Unsere Me-dien sind fokusiert auf den Fra-cking-Boom. Was jedoch kaum

erwähnt wird ist die Tatsache, dass in Arizona, Ne-vada und Kalifornien ein Solar-Boom stattfindet. Zusammen mit China werden diese Bundesstaaten die Treiber in puncto Solar-Energie werden. Dort wird nicht wegen Subventionen investiert, sondern Investoren suchen direkt die Hausbesitzer auf und stellen ihre Anlagen auf die Dächer.

Dem Haushalt kostet das keinen müden Dollar. Er kann den produzierten Strom zu einem sehr günstigen Preis direkt verbrauchen, der Rest wird

„Gott schickt keine Rechnung für die

Solar-Energie. Das istein Unterschied zu Putin

und seinem Erdgas.“

Univ.-Prof. Serdar Sariciftci wurde im Jahr 2012 der Wittgenstein-Preis verliehen.

ins Netz gespeist. Dieser Solar-Boom ist also wirt-schafts- und investorengetrieben. Scheinbar ist das auch günstiger als Fracking in diesen Bundes-staaten.

Was kann eine Kommune machen, um Solar-Strom zu fördern? Sie haben einmal die Idee aufgeworfen, die Linzer Dächer verstärkt als kleine Kraftwerke zu nutzen.

Sariciftci: Man hört oft: In Griechenland oder der Sahara rentiert sich das, bei uns nicht. Das ist einfach nicht korrekt. Die Kosten der Photovol-taik fallen seit 20 Jahren kontinuierlich. Nicht auf Grund eines Spekulationstrends, sondern wegen dem technischen Fortschritt. Der Unterschied zu Südeuropa: Bei uns brauchen Solar-Investitionen noch länger, um sich zu amortisieren. Der Return on Investment liegt in Griechenland derzeit bei rund sechs Jahren, bei uns bei 12 bis 15 Jahren.

Ich würde deshalb empfehlen, Finanzinvestoren mit an Bord zu holen, wie es in Kalifornien längst der Fall ist. Für Linz würde das bedeuten: Private Investoren übernehmen die gesamten Investiti-onskosten. Sobald die Anlage ausbezahlt ist, ist der Strom im wahrsten Sinne des Wortes gratis. Gott schickt keine Rechnung für die Solar-Energie. Das ist ein Unterschied zu Putin und seinem Erdgas.

Der Photovoltaik werde großes Potential, aber mangelnde Wirtschaftlichkeit nachgesagt, so JKU-Solarzellenforscher Univ.-Prof. Serdar Sariciftci im Interview.

Brennpunkt Solarenergie

Page 9: Visionen #1: Wirtschaft

RUBRIKBEZEICHNUNG

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Zukunfts-Projekte für OÖ

Oberösterreich ist das wirtschaftliche Herz Österreichs - mit knapp einem Drittel aller industriellen Wertschöpfung und Exporte. Das soll auch so bleiben und den Menschen Arbeit und ein gutes Leben ermöglichen. Die öffentliche Hand leis-tet dazu ihren Beitrag. Durch Investitionen und strategische Planung.

51.000 OberösterreicherInnen sind derzeit auf Wohnungssuche. Gleichzeitig liegen Pläne für 1.700 neue Wohnungen startbereit in den Schubladen der gemeinnützigen Wohnbauträger. Rund 110 Millionen könnten innerhalb der nächsten drei Jahre in die Wirtschaft fließen. Jetzt müssen alle an einem Strang ziehen, um die Wohnbau-Offensive für Oberösterreich zu starten: Bund, Land, Gemeinden, Wohnbauträger und die Bauwirtschaft.

„Steyr 2030“ ist eine „Open Innovation“-Plattform, in die jeder und jede Ideen und Vorschläge für die Stadt und die Region einbringen, Ideen be-werten und kommentieren kann. Vier Themen sind entscheidend für die Zukunft der Stadt: Die Ausbildung und Verfügbarkeit von Fachkräften, neue Technologien sowie neue Geschäftsmodelle vor dem Hintergrund der Digitalisierung von Abläufen in der gesamten Wertschöpfungskette („Industrie 4.0“) und nicht zuletzt: die Attraktivität des Lebensraums.

PROJEKT „STEYR 2030“

Immer mehr Schulen in Oberösterreich sind sanierungsbedürftig oder müssen neu errichtet werden. Wer in der Champions League spielen will, muss auch die richtigen Trainingsplätze zur Verfügung stellen. Dafür brauchen wir 500 Millionen Euro für unsere Schulen. Das sind die Investi-tionen der Zukunft für unsere Kinder und unser Land.

SCHULEN: TRAININGSPLÄTZE DER ZUKUNFT

Der öffentliche Verkehr schafft eine Wertschöpfung von 775 Millionen Euro. Jeder investierte Euro löst wirtschaftliche Mehrleistungen von 1,36 Euro aus. Durch den schrittweisen Aufbau eines S-Bahn-Systems im Zent-ralraum werden die Menschen schneller und bequemer an ihr Ziel gelan-gen. Bereits ab Dezember 2016 könnten in einer ersten Ausbaustufe fünf Linien zur Verfügung stehen.

S-BAHN-SYSTEM: NEUE VERKEHRSADER FÜR DEN ZENTRALRAUM

Die Messe Wels ist mit einer Fläche von 18 Hektar mitten im Stadtzentrum ein Herzstück der Welser Wirtschaft. Dieses Gebiet erfährt künftig eine deut-liche Aufwertung: Das Messeareal wird um zwei neue Gebäude erweitert und die Stadt Richtung Grüngürtel Traunufer geöffnet. Diese Investitionen sichern den Messe- und Wirtschaftsstandort Wels mit Weitblick ab.

MASTERPLAN MESSEAREAL WELS

Das Land OÖ lockert die Investitionsbremse. Insgesamt sollen rund 500 Mil-lionen Euro in die Wirtschaft fließen, um tausende Arbeitsplätze zu sichern und der Wirtschaft den Rücken zu stärken. Mit dieser Wachstumsinitiative sichert das Land OÖ gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Jobs für die Menschen.

WACHSTUMSINITIATIVE FÜR OBERÖSTERREICH

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist die Lebensader für Wirtschaft und Menschen. Linz und das Land OÖ arbeiten Seite an Seite, um die Pend-lerInnen rasch an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Denn Stau kostet Lebenszeit und verzögert Produktionsprozesse. 350 bis 400 Millionen Euro nehmen Stadt und Land in die Hand, um den Job-Motor Linz noch besser für die ar-beitenden Menschen zu erschließen.

JAHRHUNDERTPROJEKT 2. STRASSENBAHNACHSE IN LINZ WOHNBAU-OFFENSIVE FÜR OBERÖSTERREICH

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Unter Crowdfunding – zu Deutsch „Schwarmfi-nanzierung“ – versteht man die Finanzierung vor-definierter Projekte oder Vorhaben. Dabei werden Kleinbeträge durch viele Menschen (crowd) zur Verfügung gestellt, die via Internet dazu aufgeru-fen werden (open call), sich an einem Vorhaben zu beteiligen. Crowdfunding nützt also das Prin-zip der kollektiven Finanzkraft. Wird die vorab festgelegte Summe erreicht, wird das Projekt um-gesetzt; wird der Betrag nicht zur Gänze ausfinan-ziert, erhalten alle GeldgeberInnen ihre Anteile in voller Höhe wieder zurück – es gilt das „All or nothing“-Prinzip.

Wie Crowdfunding funktioniert

Der Prozess der Schwarmfinanzie-rung kann in drei Phasen aufgeteilt werden. Zum Start des Crowdfun-ding-Prozesses wird das Projekt meist auf einer Web 2.0-Plattform veröffentlicht und dadurch der Crowdfunding-Community zugänglich gemacht. Wichtig dabei: Eine kompakt ausformulierte Pro-jektidee mit klar festgelegten Projektzielen, der Zielsumme sowie einem Zeitfenster, in dessen

Crowdfunding – Wennder Schwarm finanziert

Rahmen der gewünschte Betrag gesammelt wer-den soll. Ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung hat die Crowd nun die Möglichkeit, ihren Anteil zum Erreichen des Finanzierungsziels beizusteu-ern.

Ex ante-Crowdfunding

Alle Crowdfunding-Varianten enthalten das Prin-zip der Schwarmfinanzierung, des „Open Calls“ (Aufruf) an einen anonymen Personenkreis. Die

Unterschiede liegen primär in der Art und Weise der finanziellen Ge-genleistung für die überlassenen Geldmittel. Ex ante („im Vorhinein“) -Crowdfunding ist die am häufigsten vorkommende Variante. Wird die Zielsumme im Vorhinein erreicht, wird das Projekt umgesetzt und an-

schließend werden die versprochenen „Rewards“ an die Crowd ausgeliefert. Abhängig von diesen „Rewards“ leiten sich verschiedene Subvarian-ten ab: Neben Projekten von Privatpersonen oder Unternehmen kann hier gerade für EPUs auch Crowdinvesting interessant sein, wo der Reward

z.B. eine Gewinnbeteiligung darstellt. Eine weitere Variante sind Mikrokredite. Die Grundidee hier ist das Geldverleihen ohne zwischengeschaltetes Finanzinstitut. Bei Mikrokrediten setzt in Öster-reich allerdings der Gesetzgeber durch das Kre-ditvergabewesen-Gesetz (BWG) enge Schranken. Dieses erlaubt es nur einem deklarierten Kreditin-stitut, in diesem Sektor tätig zu werden.

Neue rechtliche Rahmenbedingungen

Das im Mai beschlossene Alternativ-Finanzie-rungsgesetz („Crowdfunding-Gesetz“) bietet ein zweites Standbein mit klaren Regeln bei der Geld-mittelbeschaffung. Künftig dürfen Crowdfun-ding-Plattformen nur noch mit einer Konzession der Finanzmarktaufsicht oder mit einer Gewer-beberechtigung für VermögensberaterInnen be-trieben werden. Mit dem Gesetz ist zudem erst ab einem Emissionsvolumen von 5 Mio. Euro ein vol-les Kapitalmarktprospekt notwendig. Für ein Vo-lumen zwischen 1,5 und 5 Mio. Euro nur noch ein vereinfachter Prospekt. In puncto Investment gibt es ebenfalls Änderungen: Pro InvestorIn kann in ein Projekt bis zu 5.000 Euro/Jahr investiert wer-

Das interaktive Web 2.0 macht‘s möglich: Crowdfunding, eine neuartige Alternative zur Kapitalbe-schaffung für Projektvorhaben. In unserem kurzen Themenüberblick rücken wir das Crowdfunding und seine rechtlichen Rahmenbedingungen in den Fokus, inklusive Begriffserklärung.

den. Eine Überschreitung ist möglich, sofern der/die InvestorIn ein durchschnittliches Netto-Ein-kommen von 2.500 Euro/Monat nachweisen kann. Ist dies der Fall, gilt die Regel: Veranlagt werden darf höchstens das Doppelte des jeweiligen Net-to-Einkommens pro Monat. Die dritte Variante: Sofern der/die InvestorIn über ein Finanzanlage-vermögen über 5.000 Euro verfügt, dürfen vom gesamten Finanzanlagevermögen 10 % investiert werden. Diese Einschränkungen dienen dem An-legerInnen-Schutz.

Markus Ellmer, BScist Mitarbeiter am Institut für Public und Nonprofit Management an der JKU.

CROW

DFUN

DING

Web 2.0Schwarm

FINANZIERUNGStart-ups

RewardPLATTFORM

GEW

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ETEI

LIGU

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Alternative

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teilig

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EPU

KAPITALBESCHAFFUNG

Menschen

Com

mun

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CROWDINVESTING

ProjektFRISCHES KAPITAL

UNTERNEHMENKLEINBETRÄGE

„Crowdfunding stellt frisches Kapital für Start-ups bereit.“

Page 11: Visionen #1: Wirtschaft

RUBRIKBEZEICHNUNG

Konjunktur-LokomotiveDer Hafen sichert Arbeitsplätze und stimuliert die Wirtschaft. Ab 2016 fließen insgesamt 273 Millionen Euro in die Entwicklung der neuen Hafencity Linz. Ein wichtiger Beitrag, um die 210.000 Arbeits-plätze in Linz auch in schwierigen Zeiten weiter zu halten.

Mehr Infos unter: www.linzag.at

Schmelztiegel vonIndustrie & MenschDas Hafenviertel ist ein besonders spannendes Entwicklungsareal von Linz. Freizeit, Kultur, Industrie und Wohnen werden eine Sym-biose bilden und dem Viertel neues Leben einhauchen. Mit Zugang für die Menschen zum Wasser und einer dynamischen Wirtschafts-entwicklung.

EuropäischerKnotenpunktDer Linzer Hafen liegt am Schnittpunkt europäischer Verkehrskor-ridore. Durch gezieltes Investieren ist er zu einem leistungsfähigen Dienstleistungszentrum aufgestiegen und mittlerweile zum größ-ten Binnenhafen in der gesamten oberen Donau-Region geworden.

„Die neue Hafencitywird einen ganzen Stadtteil

neu definieren.“Bürgermeister MMag. Klaus Luger

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Masterplan Hafencity

Page 12: Visionen #1: Wirtschaft

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Wirtschaftsgut Wohnen

Wohnen ist ein Grundbedürfnis, für die gesell-schaftliche Teilhabe notwendig und nicht substi-tuierbar. Die Herstellungskosten einer Wohnung sind höher als ein Vielfaches normaler Haus-haltseinkommen. Weitere Charakteristika des „Wirtschaftsguts Wohnen“ sind eine langfristige Produktionsdauer, die langfristige Nutzung sowie die Standortgebundenheit. Da kein globales Ver-sorgungsgleichgewicht möglich ist, kommt es in diesem Bereich zu einem Marktversagen. Das be-deutet: Qualitative und quantita-tive Versorgung mit ausreichen-dem und leistbarem Wohnraum kann durch den freien Markt nicht gewährleistet werden, ein staatliches Eingreifen ist daher legitimiert.

Wohnbau: Die unterschätzte Steuerentlastung

Neben dem Mietrechtsgesetz stellen die gemein-nützigen Bauvereinigungen gemeinsam mit der Wohnbauförderung zwei tragende wohnungspoli-tische Säulen für die Realisierung bedarfsgerech-ter Wohnraumversorgung dar.

Im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz als gesetz-liche Grundlage für die gemeinnützigen Wohn-bauträger ist unter anderem das Kostendeckungs-

prinzip mit der Regelung der Berechnung des jeweiligen Mietentgelts definiert.

Die Wohnbauförderung verfolgt neben qualita-tiven, quantitativen und ökologischen Zielen vor allem auch konjunkturelle und soziale Ziele, die Leistbarkeit des angebotenen Wohnraums steht im Vordergrund. Das dadurch generierte Entlas-

tungsvolumen für die österrei-chischen Haushalte ist beacht-lich: 1,5 Mrd. Euro pro Jahr. Was bedeutet: Ohne Wohnbauförde-rung wäre eine durchschnittlich geförderte Mietwohnung um 280 Euro teurer.

Um ein weiteres Beispiel zu nen-nen: 1,7 Mrd. Euro bauwirksam

eingesetzt, lösen ein Investitionsvolumen von 7,7 Milliarden Euro aus. Oder im Umkehrschluss aus-gedrückt: Eine Kürzung der Wohnbauförderung um 500 Mio. Euro bedeutet ein Minus von 5.400 Wohnungen.

Der Bund überweist jährlich ca. 1,78 Mrd. Euro an Ertragsanteilen für die Wohnbauförderung an die Länder, wobei seit einigen Jahren die Zweck-widmung aufgehoben wurde. Seitdem können die Länder über das Volumen frei verfügen und auch für andere Ausgabenbereiche verwenden.

Die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend leistbarem Wohnraum zählt zu den wichtigsten wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Der Markt kann allein dieser Aufgabe nicht gerecht werden.

Wirtschaftsfaktor Wohnen

Die Wohnbauförderung in Österreich baut auf zwei Säulen auf: Objektförderung (das Wohnob-jekt wird gefördert) sowie Subjektförderung, zum Beispiel die Wohnbeihilfe.

Die Zukunft des Wohnens in Oberösterreich

Derzeit fließen in Oberösterreich knapp 290 Mio. Euro pro Jahr in die Wohnbauförderung. Mit diesem Budget wird der Neubau von über 2.000 Wohnungen, die Sanierung von nahezu 12.000 Bestandswohnungen und die Errichtung von ca. 2.000 Eigenheimen gefördert. Außerdem wird an ca. 32.000 Haushalte Wohnbeihilfe gewährt.Der Schwerpunkt des Bedarfs liegt in Linz und dessen Speckgürtel. Über 50 % des Gesamtbe-darfs von Oberösterreich be-schränkt sich alleine auf diese Region.

Das Südtiroler Modell

Durch die Bodenknappheit – gerade im Zentralraum – wird jedoch die Grundstücksbeschaf-fung zu leistbaren Preisen für die gemeinnützigen Wohnbauträger zur besonderen Herausforderung. Südtirol hat hier ein Modell entwickelt, durch das die Leist-barkeit der Grundstücke gewährleistet bleibt.

„Ohne Wohnbauförderung wäre eine durchschnittlich geförderte Mietwohnung

um 280 Euro teurer.“

„Eine Kürzung der Wohn-bauförderung um 500 Mio.

Euro bedeutet ein Minus von 5.400 Wohnungen.“

Mag. Robert Oberleitnerist Geschäftsführer der Wohnungsge- nossenschaft Neue Heimat und stell-vertretender Vorsitzender des BSA OÖ.

Das „Südtiroler Modell“ zur Baulandsicherung für sozialen Wohnbau sieht vor, 55 bis 60 % des Grundstücks für den sozialen Wohnbau zu reser-vieren. Für diese Fläche darf der Eigentümer nur 75 % des Schätzwertes verrechnen. Außerdem ge-währt das Land Südtirol eine Förderung in Höhe von 50 % des reduzierten Verkaufswertes.

Wohnbauförderung braucht Zweckwidmung

Eines steht fest: Wir brauchen die Wiederein-führung der Zweckwidmung der Wohnbauför-derungsmittel. Sie ist das Fundament für die Erhaltung und den Ausbau einer effizienten Wohnbaupolitik in Oberösterreich und Öster-reich.

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Jeder fünfte Euro, den Gemeinden ausgeben, wird in „Wachstumsausgaben“ investiert: Kinder-betreuung, Infrastruktur, Bildung & Ausbildung sowie Wirtschaftsförderung. Überhaupt wird fast die Hälfte aller öffentlichen Investitionen von Ge-meinden getätigt.

Leistungsfähige Infrastruktur sichert Wirtschaftsstandort

Infrastrukturausgaben haben einen doppelten Effekt: Zum einen stimulieren sie das Wirtschaftswachstum und sorgen so für Beschäftigung. Zum anderen ge-währleisten sie eine leistungsfähige Infrastruktur am jeweiligen Standort. Ob sich Unternehmen in einer Gemeinde ansiedeln, hängt nicht zuletzt eng mit dem Angebot an Kommunikations-, Verkehrs- und Bildungseinrichtungen zusammen. Gleiches gilt für eine funktionierende Nahversorgung und Abfallent-sorgung sowie eine saubere Umwelt und Pflegehei-me.

Moderne Kinderbetreuung & zukunftsorientierte BildungFlächendeckend qualitativ hochwertige Kinderbe-treuung ist für einen Wirtschaftstandort besonders wichtig. Zum einen sind viele Menschen im Berufs-leben darauf angewiesen und zum anderen legen die dort vermittelten sprachlichen und sozialen Kompe-tenzen der Kinder den Grundstein für spätere Fähig-keiten in Schule, Beruf und Gesellschaft. Ebenso ist eine moderne schulische Ausbildung ein zentraler Faktor. Vorschulische Betreuung, Förderung und

WirtschaftsmotorStädte & GemeindenInfrastruktur, Ausbildung und Forschung sind die Wachstumsmotoren für die öster-reichische Wirtschaft. Die Gemeinden schaffen dafür wichtige Rahmenbedingungen und werden in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen.

eine zeitgemäße Bildungslandschaft entscheiden mit über die Attraktivität eines Standortes. Denn auch für internationale Spitzenkräfte ist für die Wahl ihres Arbeitsortes ein wichtiges Kriterium, dass für ihre familiären Bedürfnisse ein modernes Umfeld be-steht. Wenn all diese „soft factors“ stimmen, stärkt das einen Wirtschaftsstandort nachhaltig.

Gezielte Förderung von Wirtschaft, Forschung & Entwicklung

Das Ziel der kommunalen Wirtschafts- und For-schungsförderung liegt auch in der Betriebsansiede-lung. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs) und Start-ups rücken dabei immer mehr in den Fokus. Für eine positive Entwicklung braucht es dazu auch ein gezieltes Förderwesen, die Bereitstel-lung einer leistungsfähigen öffentlichen Infrastruk-tur und ein effizientes Gründerservice.

Gerald Hacklist Bürgermeister der Stadt Steyr.

Führungskräfte, ExpertInnen und politisch interessierte AkademikerIn-nen, KünstlerInnen und Intellektuelle haben sich im Netzwerk BSA OÖ zusammengeschlossen. Gemeinsam entwickeln sie Ideen und Konzepte, auch abseits der Tagespolitik.

BSA OÖ: Netzwerk der Ideen

Die Mitglieder sind der Kern der Organisation. Sie bringen ihre Kompe-tenz, ihr Fachwissen und ihre Freizeit in den BSA OÖ ein. Viele haben auch Schlüsselpositionen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik inne.

Die Diskussionsformate sollen den Diskurs befeuern: mit ForscherInnen, PolitikerInnen oder Top-ManagerInnen. An den Hochschulen, im Wis-sensturm oder direkt in Unternehmen. Weil Diskussionen das Wissen erweitern.

Die Rote Nacht ist das gesellschaftliche Highlight des BSA OÖ. Jedes Jahr erwartet die Gäste im Linzer Schloss eine spektakuläre Kulisse über den Dächern der Stadt. FreundInnen und interessante Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien genießen ein abwechslungsrei-ches Rahmenprogramm.

DER BSA OÖ MENSCHEN IM BSA OÖ

TOP-EVENT IN OBERÖSTERREICH: DIE ROTE NACHT ZUHÖREN. NACHDENKEN. MITDISKUTIEREN.

Der Bund sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller, Künstlerinnen und Künst-ler ist ein Netzwerk von engagierten OberösterreicherInnen, die Wirtschaft & Gesellschaft gemeinsam mit anderen weiterentwickeln wollen.

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Tabakfabrik Linz: Ein kollaborativer Konzern

Im Geist der legendären Bauhausschule definiert sich die Tabakfabrik Linz heute als kollaborativer Kon-zern, der Handwerk, Kunst, Forschung und Technik als Einheit begreift, um alte und neue Industrien zu einer krisenfesten Legierung zu verschmelzen. Nach den Prinzipien des „Supply Chain Manage-ments“ werden in der Tabakfa-brik Linz gezielt kreative Ge-schäftsbereiche im Sinne einer Produktionskette verzahnt: Kunst und Forschung fungieren als Impulsgeber für Innovati-onen, neuartige Produkte und Dienstleistungen, die von der Kreativ-Wirtschaft aufgegrif-fen und zu Prototypen entwi-ckelt werden. Prototypen, aus denen Handwerk und Industrie schließlich marktfähige Han-delsgüter erzeugen. Linz: Weltspitze bei digitaler Medienkunst

Als Standort des Studienzweigs „Fashion & Tech-nology“ und künftige Heimstätte des Valie Ex-port Centers spielte die Tabakfabrik auch eine ausschlaggebende Rolle für die Auszeichnung der Stadt Linz mit dem Titel „UNESCO City of Media Arts“ und die Aufnahme in das „UNESCO Creati-ve Cities Network“. Denn im internationalen Wett-

streit um die kreative Klasse braucht es Leucht-türme wie die Tabakfabrik, die das schöpferische Potential ihrer Stadt bündeln, fördern und sichtbar machen. Peter Behrens’ weltbekannte Architektur- ikone des industriellen Zeitalters wird zum Sinn-bild für Aufschwung durch Wandel und die Inno-

vationskraft kreativer Industrien.

Als Werkbank, Bühne, Technolo-gielabor, Missing Link und urbane Mine hat die Tabakfabrik die Auf-gabe, Visionen, Utopien oder Er-kenntnisse zu Tage zu fördern, um für die Stadt Linz und ihre Bewoh-nerInnen zukunftsweisende Roh-stoffe zu bergen.

Über 70 junge, innovative Unternehmen haben die Tabakfabrik für sich entdeckt.

Mag. Chris Müller ist Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstle-rische Agenden in der Tabak fabrik Linz.

Die Tabakfabrik Linz als Test- gebiet für neue Industrien

Dort, wo noch immer in goldenen Lettern das Wort Zigarettenfabrikation prangt, bestimmt nun der kreative Funkenflug von rund 70 Start-ups, Medienagenturen, Designbüros, Bildungseinrichtungen, Handwerksbetrieben und Ein-Personen-Unternehmen den Arbeitsalltag.

Mit der Neugestaltung des 80.000 Quadratmeter gro-ßen Areals trägt die Stadt Linz der fundamentalen Veränderung unserer Berufswelt – von der Industrie- gesellschaft zur Kreativ- und Wissensökonomie – Rechnung. Denn Maschinen optimieren Prozes-se, steigern Kapazitäten. Doch Kreativleistungen können sie – zumindest im Moment – noch nicht erbringen. Deshalb ist die menschliche Erfindungs-gabe ein steigender Wert in der Positionierung von

Städten, aber auch im Kräftemessen der Kontinente. Seit Ende der 80er Jahre entwickelt sich der Kreativ-sektor zur vielversprechendsten Wachstumsbranche der Weltwirtschaft. Die Bruttowertschöpfung ist in diesem Segment österreichweit zwischen 2010 und 2012 um mehr als 13 % gestiegen und beträgt aktuell über acht Milliarden Euro. Oberösterreich stellt nach Wien den umsatzstärksten und zweitwichtigsten Standort der österreichischen Kreativ-Wirtschaft dar.

„Der oberösterreichischen Kreativwirtschaft ist

ein Brückenschlag zur klassi-schen Industrie und

zu traditionellen Unterneh-men gelungen.“

Christian Gulas, FAS.research

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Hoher Arbeitseinsatz, geringes Einkommen

Die Einkommenssteuerdaten der Statistik Austria fördern die Schwierigkeiten für EPUs zu Tage. Herr P. aus Oberösterreich ist selbstständig erwerbstätig und erwirtschaftet keinerlei andere Einkünfte. Sei-ne wirtschaftliche Situation ist durchwachsen: Am Ende des Jahres verbleiben ihm weniger als 12.635 Euro netto. Damit geht es ihm allerdings noch immer deutlich besser als ein Viertel seiner Kol-leginnen und Kollegen, die auf ein Netto-Jahres- einkommen von unter 4.664 Euro angewiesen sind. Die Lage von Frau S. ist noch schlechter: Sie gehört zu jenen 25 % der selbstständig erwerbstä-tigen Frauen mit einem Einkommen unter 2.851 Euro netto – im Jahr.

Bloß nicht krank werden

Um im Wettbwerb bestehen zu können, verzichten viele EPUs auf Urlaub oder Freizeit. Auch Kinder-erziehung und andere familiäre Aktivitäten treten in den Hintergrund. Ein hoher Arbeitseinsatz mag sich in wirtschaftlicher Stabilität niederschlagen, mittel- und langfristig sicher jedoch auf die Ge-sundheit.

Während unselbstständig Erwerbstätige im Falle einer Erkrankung sinnvollerweise bereits ab dem ersten Tag Anspruch auf Krankengeld haben, müs-sen EPUs eine Frist von 43 Tagen abwarten. Erst ab der sechsten Woche wird Krankengeld ausbezahlt: 60 % der täglichen Beitragsgrundlage, mindestens

jedoch 28,88 Euro pro Tag. Eine längere Erkran-kung hat also gravierende Auswirkungen auf die unternehmerische Existenz. Einerseits werden Krankheiten verschleppt, um den persönlichen Lebensunterhalt weiter bestreiten zu können. Sind diese schlussendlich nicht mehr zu ignorieren, kann das über kurz oder lang zu Auftrags- und Umsatzrückgängen führen. Auch das Aufsuchen eines Arztes beziehungsweise einer Ärztin kann schnell teuer werden: bei jedem Besuch werden 20 % Selbstbehalt fällig; die Hemmschwelle, me-dizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, steigt. Selbstbehalte sind aus medizinisch-öko-nomischer Sicht generell kontraproduktiv, da sie den Eindruck vermitteln, krank sein indirekt zu bestrafen.

Sinnvoller und vor allem fairer wäre es, im Krank-heitsfall bereits ab dem 4. Tag Anspruch auf Kran-kengeld zu erhalten. Dieses Modell wird zwar bereits angeboten, allerdings als kostenpflichtige, freiwillige Zusatzversicherung. Die Kosten betra-gen dabei zwischen 29,35 und 135,63 Euro im Mo-nat.

SVA behindert Planungssicherheit

Gerade Kleinstunternehmerinnen und Kleinstun-ternehmer brauchen Planungssicherheit. Während zahlreiche fixe Betriebsausgaben monatlich anfal-len, zum Beispiel Miete, Rechnungen & Co, erfolgt

die Vorschreibung der Sozialversicherungsbeiträ-ge quartalsweise. In ungünstigen Fällen führt das zu einer falschen Bemessung der Beitragsgrundla-ge. Am Jahresende ist mitunter mit hohen Nach-zahlungen zu rechnen, die nur beschränkt planbar sind. Diese Problematik wäre durch eine monat-liche Beitragseinstufung zu vermeiden, da sie der wirtschaftlichen Dynamik von Unternehmen bes-ser Rechnung trägt. Ebenfalls finanziell belastend ist die so genannte „Mindestbeitragsgrundlage“. Egal wie bescheiden der Verdienst von Unterneh-merinnen und Unternehmern ausfällt: sie müssen einen Mindestbetrag für die Krankenversicherung zahlen. Bei Freiberuflerinnen und Freiberuflern (ohne weitere Erwerbstätigkeit) sind zum Beispiel jeden Monat mindestens 537,78 Euro zu zahlen. Eine schrittweise Absenkung ist erst ab 2018 be-schlossen. Für EPUs mit schlechter Auftragslage im Jahr 2015 nicht einmal ein schwacher Trost.

Doris Margreiter ist Ein-Personen-Un-ternehmerin im Bereich Bürohandel und Vorsitzende des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Oberösterreich.

EPUs fördernheißt Wirtschaft stärken

Selbstständigkeit liegt im Trend. Bereits über 40.000 Menschen in Oberösterreich arbeiten als so genannte „Ein-Personen-Unternehmen“ (EPUs). Das bedeutet: Sie verfügen über keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Österreichweit existieren bereits mehr als 250.000 EPUs.

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Ohne funktionierende Infrastruktur wandern Betrie-be ab, es fehlt an Aufträgen und Arbeitsplätzen. Des-halb werden jährlich etwa eine Milliarde Euro über die ASFINAG in das hochrangige Straßennetz investiert, dazu kommen zwei Milliarden Euro über die ÖBB in den Ausbau der Schiene und rund 500 Millionen Euro in Technologieförderungen.

Alleine die ÖBB investieren in Oberösterreich zwi-schen 2013 und 2018 1,4 Milliarden Euro. Auch ab-seits der Landeshauptstadt ist Oberösterreich das Schwerpunktland beim Bahnausbau: Die Erweiterung

des Güterterminals Wels, Elektrifizierung der Strecke Steindorf bei Strasswalchen – Friedburg und der vier-gleisige Ausbau der Strecke Wels – Linz. Zum Stra-ßenverkehr nur so viel: 2015 investiert die ASFINAG 225 Millionen Euro in das hochrangige Straßennetz in Oberösterreich. So viel wie in keinem anderen Bun-desland.

Daten-Highway: Top-Speed für Oberösterreich

Alle zwei Jahre verdoppelt sich die Datenmenge, die in Österreich abgerufen wird. Auch Oberösterreichs In-

Infrastruktur ist die Lebensader für Regionen und Länder. Ohne gut ausgebaute und leistungsfähige Infrastruktur verliert eine Region nicht nur an Lebensqualität, sie hat auch im internationalen Wettbewerb keine Chance.

Breitband-Ausbau: Wir schaffen die Lebensadern für OÖ

dustrie befindet sich mitten in der vierten industriellen Revolution („Industrie 4.0“). Dafür und für die vielen Klein- und Mittelunternehmen und die Menschen im Land braucht es ultraschnellen Zugang zum Internet. Knapp ein Drittel der Bevölkerung – vor allem in den ländlichen Regionen – hat keinen Anschluss an den Daten-Highway.

Die Breitband-Offensive schließt genau diese digitale Kluft zwischen Stadt und Land. Insgesamt werden bis 2020 eine Milliarde Euro österreichweit dafür aufge-wendet.

Zielgerichtete Förderung: Die öffentliche Hand fördert nur so viel, wie zum Abdecken der Wirtschaftlichkeitslücke notwendig ist. Zusätzlich werden Investitionen der Indus-trie für den Ausbau induziert.

Evolutionärer Förderansatz: Das Förder-programm sieht eine schrittweise Aufrüs-tung und Erweiterung der bestehenden Netze hinsichtlich Qualität in Richtung 100 Mbit/s und in die Fläche vor.

Nutzung vorhandener Infrastruktur: Bei den öffentlichen Ausschreibungen können sich alle Infrastruktureigentü-merInnen bewerben.

Technologie-Neutralität: Die Versorgung der definierten Gebiete kann sowohl durch Mobilfunk, als auch durch Festnetzlösungen erreicht werden.

Diskriminierungsfreier Zugang: Allen MarktteilnehmerInnen muss die geförderte Infrastruktur zur Verfügung gestellt wer-den. Das heißt mit der Förderung wird die Infrastruktur geöffnet und steht allen An-bieterInnen zur Verfügung.

Das Flächenprogramm für eine rasche Versorgung hat folgende Grundsätze:

„Infrastruktur ist dieLebensader für Regionen

und Länder.“

Alois Stöger, diplomé ist Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie.

Page 17: Visionen #1: Wirtschaft

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Aktive Wirtschaftspolitik: Wozu?

Kapitalgesellschaften orientieren sich gewöhnlich an einem Ziel: Gewinn-Maximierung. Das ist vor allem gut für AktionärInnen – Aspekte der Nach-haltigkeit können dabei aber in den Hintergrund rücken. Im Rennen um den größten Shareholder Value besteht die Gefahr, dass Niedriglöhne im asiatischen Raum und billiges, aus Fracking ge-wonnenes Erdgas in den USA für Unternehmen kurzfristig lukrativer scheinen, als der österreichi-sche Wirtschaftsstandort mit seiner hervorragen-den Infrastruktur. Dass nur mehr rund die Hälfte der größten ober-österreichischen Industriebetrie-be in österreichischem Eigentum sind, darf als Warnsignal gewertet werden. Genau hier muss aktive Wirtschaftspolitik ansetzen, um ein gutes, zukunftsorientiertes Umfeld für Industrie und jun-ge, wachsende Unternehmen zu schaffen.

Nachhaltige Entwicklung in Oberösterreich

Die Stärke unserer Region fußt auf zwei Fakto-ren: einer starken Industrie und einer vielseiti-gen Landschaft von Klein- und Mittelbetrieben. Damit diese Stärken weiter ausgebaut werden, ist es Aufgabe der öffentlichen Hand, zukunftsorien-

Den Unternehmen das Kapital für Wachstum gebenKonjunkturpakete können bei wirtschaftlicher Schieflage kurzfristig Abhilfe schaffen. Als Instrument zur lang-fristigen Entwicklung eines Wirtschaftsstandortes sind sie alleine zu wenig. Es muss im Sinne der Politik sein, mit ihren Maßnahmen auch private Investitionen zu stimulieren. Ein Wachstumsfonds für Oberösterreich er-möglicht beides: Nachhaltige Wirtschaftspolitik und die Stimulation.

Frisches Kapital: Das benötigen die Unternehmen in OÖ.

tierte Investitionen in den Standort zu tätigen. Wir müssen ein Umfeld schaffen, das für Unterneh-men mittelfristig interessanter ist, als Gebiete mit bedenklichen Dumpinglöhnen oder ökologisch fragwürdiger Energiegewinnung. Aggregation von Fachwissen, beispielsweise durch eine vollwertige technische Universität, Investitionen in Forschung oder die Stärkung der Innovationskraft kleiner Unternehmen durch Zugang zu Risikokapital sind nur einige Beispiele dafür, wie eine solche Zukunft

aussehen kann.

Wachstumsfonds für Oberösterreich

Die Tatsache, dass nur 3 % der ÖsterreicherInnen direkt in Ak-tien investieren, zeigt, wie gering das Vertrauen in diese Märkte ist. Gleichzeitig ist vor allem für junge, innovative und wachsen-de Unternehmen der Zugang zu

Kapital überlebenswichtig. Ein Dilemma, dem das Land OÖ durch die Schaffung eines Wachs-tumsfonds entgegenwirken kann. Das Ziel: Eine attraktive Anlageform für institutionelle und pri-vate AnlegerInnen mit Interesse an einem starken Industriestandort. Eine Beteiligungsgesellschaft im Eigentum des Landes Oberösterreich legt einen Fonds auf, in welchen – neben dem Land OÖ selbst – eine

Vielzahl oberösterreichischer Stakeholder (Unter-nehmen, Banken, Kommunen, Privatpersonen) investieren kann. Die Beteiligungsgesellschaft soll als stabile Eigentümerin fungieren, die sich bei langfristigen Entscheidungsfindungen beteiligt, ohne das operative Geschäft zu beeinflussen oder die betriebswirtschaftliche Effizienz zu beein-trächtigen.

Das Besondere an dieser hybriden Lösung: Den Unternehmen wird der Zugang zu privatem Ka-pital durch das Land OÖ als Mittler erleichtert und die oberösterreichische Bevölkerung kann zugleich am wirtschaftlichen Erfolg dieser Unter-nehmen teilhaben.

„Gerade junge undinnovative Unternehmen

brauchen Zugang zu Kapital, um investieren

zu können.“

MMag. Klaus Luger ist Bürgermeis-ter der Stadt Linz.

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Frauen: SchlummerndesPotenzial für die Wirtschaft

„Empowerment“ statt stereotyper Berufswege

8 von 10 jungen Frauen entscheiden sich für so-zial- und wirtschaftsberufliche bzw. pädagogische Schulen, während die jungen Männer mit 74 Pro-zent die technisch-gewerblichen Ausbildungszwei-ge dominieren. Ein Teufelskreis, denn: die klas-sisch weiblichen Berufsgruppen sind genau jene mit der niedrigsten Durchschnittsentlohnung.

Gemeinsame Schulen für 10- bis 14-jährige Mäd-chen und Burschen und neue Ansätze in der Kin-dergarten- und Schul-Pädagogik sind ein ent-scheidender Schritt in Richtung individueller Talentförderung abseits traditioneller Rollenbil-der. Nicht nur die Gesellschaft würde davon profitieren, son-dern auch der Wirtschaftsstand-ort. Vor allem im technischen und naturwissenschaftlichen Be-reich sehen sich die Unterneh-men mit einem massiven Man-gel an (weiblichen) Fachkräften konfrontiert. Hier gilt es – unter Einbindung von Eltern und Lehrkräften – vorhandene Potenziale zu heben, das heißt frühzeitig das Interesse der Mädchen zu wecken und Talente zu fördern.

Oberösterreich braucht die besten Köpfe, um international mitzuhalten. Wer dabei auf die Hälfte der Ressourcen „vergisst“, muss gesellschaftliche und ökonomische Nachteile in Kauf nehmen. Es ist an der Zeit, dieses versteckte Potenzial zu nutzen und zu fördern.

Gemischte Führungsteams statt Monokultur

59 der 200 umsatzstärksten österreichischen Un-ternehmen können weder in der Geschäftsführung noch im Aufsichtsrat eine Frau vorweisen. Insgesamt beträgt der Frauenanteil in den Geschäftsführun-gen aktuell 5,9 Prozent, in den Aufsichtsräten 16,2 Prozent. Damit liegt Österreich deutlich unter dem EU-Schnitt. Die meisten Frauen in den obersten Lei-tungsorganen findet man in Island (45 Prozent) und Norwegen (38 Prozent).

Der Anteil der erwerbstätigen Frauen muss sich adäquat in den Top-Positionen der Unternehmen widerspiegeln. Wer Frauen in Top-Positionen för-

dert, soll auch belohnt werden. Zum Beispiel durch das Bestbie-ter-Prinzip bei der Ausschreibung öffentlicher Aufträge. Die 2011 für staatsnahe Betriebe eingeführte Quotenregelung hat bereits ge-griffen: Jedes dritte Aufsichtsrats-mitglied ist mittlerweile weiblich.

Parallel dazu müssen Politik und Unternehmen für optimale Rahmenbedingungen sorgen, die es Frauen und Männern ermöglichen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen.

Dr.in Miriam Eder ist Controllerin in der BBRZ-Gruppe und Aufsichts rätin der Energie AG.

Von Europa lernenIn Österreich liegt der Frauenanteil in Geschäftsführung & Aufsichtsrat bei 22,1 %. Andere Länder sind da schon deutlich weiter:

Island: 45 % Frankreich: 32 %

Norwegen: 38 % Deutschland: 24 %

INFOBOX

Mehr Frauen in die Technik? Der Grundstein dafür muss bereits in der Schule gelegt werden.

Karrierenetzwerke als Wegbereiter

Karrierenetzwerke sind die soziale Infrastruktur des Erfolgs und ein essenzieller Bestandteil kluger Karriereplanung. Im Vergleich zu Frauen investie-ren Männer deutlich weniger Zeit in Sacharbeit und mehr in Networking. Frauen sollten die Bedeutung von Netzwerkarbeit nicht unterbewerten und mög-lichst frühzeitig beginnen, sich über Netzwerke Zu-gang zu Information, Wissen und sozialen Beziehun-gen zu verschaffen.

„Wer Frauen in Top- Positionen fördert, soll dafür

auch belohnt werden.“

Page 19: Visionen #1: Wirtschaft

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Mit Open Commons sind digitale Gemeingüter ge-meint. Das sind jene digitalen Inhalte, die einer Ge-meinschaft frei und offen zugänglich sind und des-wegen von allen ohne große Hindernisse genützt werden können. Konkret sind damit unterschied-liche Inhalte gemeint: Digitalisierte Musik, Bilder, Fotos, Videos, Daten, Literatur, Hörspiele oder Soft-ware. Solche digitalen Güter können unendlich oft geteilt werden. Indem BenutzerIn-nen Fehler finden und ausbes-sern, Inhalte hinzufügen oder für neue Projekte verwenden, können diese durch die vielfa-che Nutzung sogar verbessert werden.

Besonderheit: Grenzkosten gegen Null

Eine wichtige Eigenschaft von digitalen Gütern ist, dass sie unendlich oft teilbar sind, dabei nicht ver-braucht oder abgenützt werden. Nach der tausends-ten Kopie steht das Original noch immer im gleichen Zustand zur Verfügung. Beim Konsum von digitalen Gütern gibt es auch keine Rivalität; Millionen Men-schen können gleichzeitig Information und Wissen

von einer Homepage nutzen. Bei der Betrachtung der Grenzkosten ergeben sich auch für die Wirt-schaft neue Aspekte. Damit weitere LeserInnen er-reicht werden können, kostet die Produktion einer weiteren gedruckten Zeitung einen bestimmten Preis. Wenn jedoch auf einer Homepage mehr Leser- Innen erreicht werden, gehen die Grenzkosten hier

gegen Null. Alles offen und frei Über Rahmenbedingungen und Regeln wie zum Beispiel die Creative Commons-Li-zenz entsteht Sicherheit bei

der Nutzung von digitalen Inhalten. Den Interessen der BürgerInnen, der Kreativen, der Informations- und Consulting-Branche, der gesamten Wirtschaft und der Wissenschaft wird Rechnung getragen. Open Commons sollen zum Vorteil aller sein und ei-nen Nutzen für alle Beteiligten stiften. Nicht alle In-formationen sind dazu bestimmt, offen und frei im Internet zu zirkulieren. Viele unserer Daten sollen nur uns selbst zugänglich bleiben. Es muss immer wieder von neuem und von jeder Person selbst ent-schieden werden, welche Daten für eine Gesellschaft

Die Creative Commons-Lizenz fördert den kooperativen

Wettbewerb.

am besten öffentlich als Gemeingüter nützlich sind und welche besser privat bleiben.

Kooperativer Wettbewerb als Chance

Kooperativer Wettbewerb meint, dass durch interdis-ziplinäre Zusammenarbeit Neues entsteht und dabei gleichzeitig der Wettbewerb um die besten Ideen an-geregt wird. Open Source Business Modelle können hier als neue Wege gegangen werden. Im Bereich der Software-Entwicklung haben sich hier bereits zahl-reiche erfolgreiche Systeme etabliert. Am bekann-testen ist sicher das offene Betriebssystem Linux. Aber auch im Bereich von Redaktionssystemen für Homepages (Typo3, Wordpress, Joomla etc.) oder Server-Infrastruktur (Apache, MySQL etc.) haben sich zahlreiche Open Source Systeme in der Wirt-schaft durchgesetzt. ProgrammiererInnen arbeiten über Firmengrenzen hinweg bei der Entwicklung zusammen. Geld kann jeder und jede mit der Anpas-sung für bestimmte KundInnen verdienen. Diese Art des kooperativen Wettbewerbs bringt für die Firmen selbst und für ihre KundInnen einen finanziellen Vorteil, alle können vom Wissen und den Erfahrun-gen der anderen profitieren.

Mag. Stefan Pawel ist Leiter der „OPEN COMMONS LINZ“ und Mitglied im Executive Board der Open Knowled-ge Foundation Austria

„… you should think of free as in free speech, not as in free beer.“

Richard Stallman

Digitale Güter ermöglichen kooperativen WettbewerbUnter der Initiative „OPEN COMMONS LINZ“ setzt die Stadt Linz seit mehreren Jahren zahlreiche Impulse im Bereich der digitalen Gemeingüter. Die Ideen und Konzepte können in allen Lebensbereichen angewendet werden.

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RUBRIKBEZEICHNUNG

Gut für die Menschen, gut für die Wirtschaft.

Gerade der Öffentliche Verkehr kann seinen Bei-trag leisten. Jeder investierte Euro löst wirtschaftli-che Mehrleistungen von 1,36 Euro aus. Bereits jetzt ist Oberösterreich Spitzenreiter bei der Umsetzung zukunftsweisender Verkehrslösungen. Das neue S-Bahn-System wird den Zentralraum besser er-schließen und dafür sorgen, dass die Menschen kom-fortabler an ihre Arbeitsplätze kommen. Gleichzeitig wirkt ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz wie eine tägliche Steuer-Entlastung für die Pend- lerinnen und Pendler. Je besser Bus, Straßenbahn und Zug auf die Menschen abgestimmt sind, desto weniger Kosten fallen für das eigene Auto an. We-niger Stau heißt auch: Die Menschen kommen aus-geruhter an ihren Arbeitsplatz, anstatt ihre Zeit im Stop and go-Verkehr zu verschwenden. Das fördert die Produktivität.

Jetzt müssen wir auch unseren Gemeinden den Rü-cken stärken: Durch eine faire Neuordnung der Sub-ventions-Zahlungen an das Land. Damit auch sie das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen kön-nen, um Wachstum vor Ort bei den Menschen in den Regionen zu schaffen.

570 Millionen Euro werden pro Jahr in das öffentliche Verkehrsnetz in Oberösterreich investiert. Insgesamt bewirkt das eine Wertschöpfung von 775 Millionen Euro. Das sichert mehr als 10.000 Arbeitsplätze im Land und stärkt der Wirtschaft in Oberöster-reich den Rücken. Weil wir wissen: Jeder investierte Euro belebt die Wirtschaft.

Investitionen schaffen Wohlstand

Ing. Reinhold Entholzerist SPOÖ-Vorsitzender, Landeshaupt-mann-Stellvertreter und Verkehrs- landesrat von Oberösterreich.

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Das neue Universitätsklinikum besteht aus dem AKh Linz, der Landesnervenklinik Wagner Jau-regg sowie der Landes-Frauen- und Kinderkli-nik. Eine zentrale Rolle spielt dabei das AKh: Das städtische Krankenhaus liefert in vielen Bereichen medizinische Exzellenz und sichert bereits jetzt den Zugang zu medizinischen Top-Leistungen für alle OberösterreicherInnen. Künftig wird das neue Uni-Klinikum zwei zentrale Aufgaben sicherstel-len: Zum einen als Versorgungskrankenhaus für Oberösterreich. Zum anderen als neuer Ort der Lehre und Forschung. Träger des neuen Universi-

Linz am Sprung zur VolluniversitätIn Linz entsteht gerade mit der Medizinischen Fakultät ein beachtliches medizinisches Zentrum. Das nächste Ziel: Linz muss zur Volluniversität werden. Mit mehr technischen Studienrichtungen und Geisteswissen-schaften mit Sprachschwerpunkt.

tätsklinikums sind das Land OÖ (74,9 %) und die Stadt Linz (25,1 %).

Am neuesten Stand der Technik?

„Bist du am neusten Stand der Technik?“ So wirbt die Johannes Kepler Universität in ihrer Image-Kampa-gne für technische Studienrichtungen. Das hat ei-nen guten Grund: Seit Jahren wird der Ausbau der technischen Studienrichtungen gefordert. Bereits jetzt verfügt die Johannes Kepler Universität (JKU) mit ihrer Technisch- und Naturwissenschaftlichen

Fakultät (TNF) über ein brei-tes Studienangebot mit exzel-lenten Forschungsleistungen. Jedoch fehlen zentrale Bau-steine, die derzeit vor allem von anderen Universitäten in Österreich – wie etwa der Technischen Universität Graz oder Wien sowie diversen Fachhochschulen – bedient werden. Hier sticht vor allem das fehlende Maschinenbau-Studi-um hervor. Dieses wäre ein essentieller Beitrag für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Politik, Wirtschaft und die JKU selbst ziehen bei diesem Projekt an einem Strang.

Baustein Maschinenbau-Studium

Die Forderung nach einem Maschinenbau-Studi-um an der Johannes Kepler Universität ist gerade

„Die Medizinische Fakultät wertet den Standort Linz auf.

Das Ziel ist klar: Wir brauchen eine Volluniversität mit Geistes-

wissenschaften und Sprachen.“

am Industriestandort Nr. 1 sinnvoll. Besonders die be-reits vorhandenen Koopera-tionsmöglichkeiten zwischen der Universität und ansässi-

gen Unternehmen würden sich als außerordent-lich fruchtbar erweisen und zentrale Impulse für die gesamte Region beisteuern. Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung und Technologi-sierung der Arbeitswelt ist es ein „must have“, am Puls der Zeit zu bleiben und in technisches Know-how sowie FacharbeiterInnen zu investieren. Es

Der Science Park am Campus der Johannes Kepler Universität ist bereits jetzt ein wichtiger Motor für die Entwicklung der technisch-naturwissenschaftlichen Studienrichtungen.

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wird Zeit, das Angebot bei technischen Studien-richtungen zu erweitern.

Fremdsprachen sichern Wettbewerbsfähigkeit

Oberösterreichs Betriebe betreuen KundInnen und AbnehmerInnen auf der ganzen Welt. Das erfordert neben technischem Know-how weitere Kompetenz-Bündel und Fähigkeiten. Um diese Anforderungen und Wünsche bestmöglich erfül-len zu können, ist ein Ausbau der Sprachstudien mehr als angebracht. Diese Idee knüpft an bereits bestehender Infrastruktur an. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften beispielsweise ermög-licht die Absolvierung eines separaten Sprachen-schwerpunktes.

Dafür existiert am JKU-Campus das Zentrum für Sprachwissenschaften und Interkulturelle Kom-munikation. Das Fundament ist gelegt. Jetzt geht es darum, darauf auch aufzubauen. Für diese kon-krete Vision müssen alle Hochschulen in Oberös-terreich an einem Strang ziehen. Die „Pädagog- Innen-Ausbildung Neu“ kann dafür einen ersten Impuls liefern: durch eine enge Kooperation mit der JKU. Dies würde nicht nur Synergie-Effekte heben, sondern auch eine optimale Auslastung ga-rantieren.

Das Ziel ist klar: Die Etablierung klassischer Sprachstudien oder eine deutliche Aufwertung und fixe Implementierung der Fremdsprachen in den bestehenden Curricula.

Katrin Anna Walch, BSc hat Soziolo-gie an der JKU Linz studiert.

Drei Top-Krankenhäuser unter einem Dach: Das neue Kepler Universitätsklinikum (KUK) vereint das Allgemeine Kranken-haus, die Landes-Frauen- und -Kinderklinik sowie die Wagner Jauregg Nervenklinik.

5.000 MitarbeiterInnen: ÄrztInnen, Pflegepersonal & Verwaltung

300 zusätzliche hochwertige Arbeits plätze für Oberösterreich

DIE NEUE UNI-KLINIK IN ZAHLEN

Fächerübergreifende Kooperation: Der Blick über den Tellerrand

Gesellschaftliche Entwicklung muss immer ganzheit-lich betrachtet werden. Unsere postmoderne Gesell-schaft zeichnet sich durch neue Formen von Arbeit und Kommunikation aus. Die zunehmende Digita-lisierung und Technologisierung des gesellschaftli-chen Handelns greift massiv in das menschliche Zu-sammenleben ein. Auch wenn kein Ad-hoc-Output verwertbar ist: Im Interesse von Wirtschaft und Ge-sellschaft ist es zentral, derartige Fragestellungen im Rahmen universitärer Studien zu erforschen bezie-hungsweise zu lösen. Geisteswissenschaftliche Studi-en befassen sich genau mit diesen Tatbeständen. Sie haben ihren Platz und ihre Berechtigung im Hoch-schulsektor verdient. Das bedeutet: Wir sollten auch an der Schaffung neuer geisteswissenschaftlicher Stu-dienrichtungen arbeiten.

1.800 Studierende werden im Endausbau ihre Ausbildung in OÖ absolvieren

60 Studierende haben im Oktober 2014 mit ihrer Ausbildung begonnen

1.900 Betten wird die neue Uni-Klinik anbieten. Das ist Platz 2 hinter Wien.

»In Linz entsteht das neue medizische Herz von Ober-österreich: das Kepler Universitätsklinikum

Page 23: Visionen #1: Wirtschaft

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Der Trend am Arbeitsmarkt geht eindeutig in Rich-tung Qualifikation. Gut ein Viertel der Job-Angebote setzen einen Lehrabschluss voraus, 22 % mittlerwei-le eine Matura beziehungsweise ein Studium. 2014 wurden mehr Personen für Führungspositionen ge-sucht als in Handwerksberufen.

Kurzfristige Trends

MitarbeiterInnen im Dienstleistungssektor sowie TechnikerInnen verzeichnen aktuell die stärkste Nachfrage, wobei nur der Dienstleistungsbereich das Potential aufweist, steigende Beschäftigungszahlen zu lukrieren. Die Situation für gering Qualifizierte wird sich weiter verschärfen. Gute Karte haben hin-gegen gut ausgebildete SpezialistInnen, beispielswei-se im Gesundheitsbereich oder der IT-Branche.

Mittelfristige Trends

Folgende Trends zeichnen sich ab: Ende 2014 hatte Oberösterreich einen Fachkräfte-Überschuss – Lehr-abschluss und Mittelschulabschluss – von insgesamt 4.000 Personen. Die Nachfrage nach Hochschul-Ab-solventInnen übersteigt bereits jetzt das Angebot um 6.100. Die steigende Nachfrage nach Fachkräften trifft bis 2020 auf eine stagnierende Zahl von Absol-ventInnen einer Lehre. Die Zahl der Schul-Absol-ventInnen wird sogar rückläufig sein. Lediglich der

Arbeitsmarkt OÖ:Status Quo, Trends & Ableitungen

Der Arbeitsmarkt in Oberösterreich wird maßgeblich durch die Dominanz des industriellen Sektors mit starkem Fokus auf den Export geprägt. Das führt einerseits zu hohen Beschäftigungs-raten, ist in Krisenzeiten aber gleichzeitig eine Achillesferse.

Hochschulsektor kann mit der steigenden Nachfra-ge mithalten. Bis 2020 könnten in Oberösterreich 38.000 Fachkräfte fehlen, alleine der Zentralraum wird mit einem Fachkräfte-Defizit von 12.000 Per-sonen rechnen müssen. Hier sticht vor allem der Dienstleistungsbereich mit einem Minus von 21.000 heraus.

Langfristige Unsicherheit

Die Spaltung des Arbeitsmarktes wird sich auf lange Sicht verfestigen. Einerseits ein Überangebot gering Qualifizierter, andererseits eine steigende Nachfrage nach exzellent ausgebildeten Arbeitskräften. Erschwe-rend kommt hinzu: Selbst ein Konjunkturaufschwung könnte diese Situation nicht grundlegend ändern.

Seit 2012 geht das Angebot an offenen Stellen stetig zu-rück. Die Zahlen aus dem Jahr 2014 weisen einen Rück-gang gegenüber 2013 von 4 % auf. Ebenfalls abnehmend: Der Anteil der Vollzeitstellen von 80 % auf 75 %.

Trotz hoher Quoten bei der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit war 2014 die Altersgruppe 50+ die einzige, welche in abso-luten Zahlen einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen konnte: + 7.000.

Von 100 Jugendlichen können 15 keinen Bildungsabschluss vorweisen, weil sie in der Ausbildung gescheitert sind, oder nie damit begonnen haben.

Fertig ausgebildete Arbeitskräfte – darauf sind zahlreiche Wirt-schaftsbranchen angewiesen. Das erfordert kreative Denkan-sätze: Arbeitsplatznahe Qualifizierung oder vorausschauende Personalplanung mit aktivem Wissenstransfer könnten Abhilfe schaffen. Zudem müssen Ausbildungseinrichtungen besser ko-operieren, die Implementierung der Ausbildungsverpflichtung für Jugendliche muss weitergeführt werden.

Arbeitsmarkt inOberösterreich

Demographie, Jugendliche ohne Abschluss und arbeitsplatz-nahe Qualifizierung. Das sind die drei Herausforderungen für den Arbeitsmarkt in OÖ. Bei allen drei Punkten kommt der Politik eine wichtige Steuerungskomponente zu.

Birgit Gerstorfer, PMML ist Landes- geschäftsführerin des AMS OÖ.

OFFENE STELLEN SCHWINDEN

ALTERNDE GESELLSCHAFT

15 % DER JUGENDLICHEN OHNE ABSCHLUSS

FERTIG AUSGEBILDETE ARBEITSKRÄFTE ALS CHANCE

„2020 könnten in Oberösterreich 38.000

Fachkräfte fehlen.“

Page 24: Visionen #1: Wirtschaft

Neue Eisen-bahnbrücke für LinzDie Brückenfrage entscheidet über die Zukunft von Linz. Die alte Eisen-bahnbrücke ist eng, unsicher und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Verkehrsader mitten in der Landeshauptstadt. Auch wenn man der alten Brücke mit Respekt gegenübersteht - bei rationaler und wirtschaftlicher Betrachtung ist klar: Die neue Eisen-bahnbrücke bringt mehr Platz für alle VerkehrsteilnehmerInnen. Und sie ist weit günstiger.

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Die Wirtschaft muss sich auf starke Verkehrsadern verlassen können

Ein dichtes Öffi-Netz ist die Lebensader jedes Standortes. Linz ent-wickelt sich rapide: vom Kreativ-Zentrum Tabakfabrik bis hin zum Linzer Hafen steht eine dynamische Entwicklung bevor. Jede Ver-zögerung beim Brückenbau bremst die Zweite Straßenbahnachse durch Linz.

Viele Befürworter aus der Wirtschaft

Gerade aus der Wirtschaft kommt ein JA zur neuen Donaubrücke, weil hier die Sachargumente im Vordergrund stehen. Der Tenor: „Es ist scha-de um die Alte. Aber die Fakten sprechen für eine Neue.“ Sogar eine Bürgerinitiative macht sich für eine neue Brücke stark: Der Verein „Brü-cke für Linz“ will mit sachlichen Argumenten die Vorteile einer neuen Brücke zeigen.

Mehr Infos unter: http://www.bruecke-fuer-linz.at

40 Mio. Mehrkosten bei Erhalt der alten Brücke

Eine Sanierung der alten Brücke kann nur in Verbindung mit einer Extra-Brücke einhergehen. Diese teure Doppel-Lösung verursacht 40 Mio. Mehrkosten. Finanzielle Mittel, die in eine Verkehrsruine statt in Wirtschaftsförderung und Bildung fließen.

Neue Eisenbahnbrücke: Platz für alleEine neue Eisenbahnbrücke bietet ausreichend Platz für alle Verkehrs- teilnehmerInnen: PKWs, FußgängerInnen, RadfahrerInnen und die Straßenbahn. Die bestehende Brücke hingegen platzt schon jetzt aus allen Nähten und benötigt eine Extra-Brücke für PKWs und Stra-ßenbahn.

Page 25: Visionen #1: Wirtschaft

RUBRIKBEZEICHNUNG

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WACHSTUMSFONDS FÜR OÖ

LEBENSADERN DER WIRTSCHAFT AUSBAUEN

LAPTOPS: DAS SCHULBUCH DES 21. JAHRHUNDERTS

Unsere Visionen für Linz & Oberösterreich Die Region um Linz ist der Wirtschaftsmotor Österreichs. Damit das auch in Zukunft so bleibt, gibt es noch viel zu tun. Unsere Ideen sollen dazu beitragen, Linz und Oberösterreich weiterzu-entwickeln.

Wir wollen den Betrieben leichter Zugang zu privatem Kapital ermöglichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen, Banken, Gemeinden und Privatpersonen: Jeder und jede soll sich beteiligen und gemeinsam profitieren können.

Wir wollen den Verkehr im Zentralraum best-möglich managen. Dazu braucht es die vier-te Donaubrücke und den Westring. Für die Wirtschaft, die arbeitenden Menschen und die Linzer Bevölkerung. Deshalb beteiligt sich die Stadt Linz an den Baukosten.

Unsere Kinder wachsen mit digitalen Techno-logien auf. Kompetente Nutzung und sicherer Umgang sind die Schlüsselfaktoren der Zu-kunft. Unser Ziel sollte es sein, jedem Schul-kind den Zugang zu einem kostengünstigen Laptop zu ermöglichen.

VOLL-UNIVERSITÄT FÜR LINZ

Mit der neuen Medizinischen Fakultät steht Linz am Sprung zur Voll-Universität. Der nächste Baustein: Ein vollwertiges Maschinen-bau-Studium und die Einrichtung einer Geis-teswissenschaftlichen Fakultät mit Fremdspra-chen-Schwerpunkt.

VERKEHRSADER BREITBAND-INTERNET

3 von 10 ÖsterreicherInnen haben noch immer keinen Anschluss an den Daten-Highway, be-sonders in ländlichen Gebieten. Ein zügiger Ausbau hilft nicht nur den Menschen, er si-chert auch die Klein- und Mittelbetriebe in den Regionen und damit Arbeitsplätze.

ONE-STOP-SHOP IN DER WIRTSCHAFTSKAMMER

Unternehmen kämpfen mit vielen bürokrati-schen Hürden. Die Idee: Ein „One-Stop-Shop“ in der WK OÖ. Stadt und Land könnten ihre ExpertInnen temporär für die rasche Abwick-lung von Anmeldungs- und Genehmigungs-verfahren zur Verfügung stellen.