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DIE WELLE - „WIR WISSEN ES (JETZT) DOCH BESSER.“ „HAUS ÜBER GRENZEN“ LOMMEL VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE E. V. UNTERRICHTSIDEEN & MATERIALIEN ERGÄNZENDE ARBEITSMAPPE ZUM BESUCH DER DEUTSCHEN KRIEGSGRÄBERSTÄTTE LOMMEL (SEKUNDARSTUFE 1 UND 2)

VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE E. V ... · Die Schüler begreifen, welche Macht, sowohl positiv als auch negativ, eine Gruppe ausüben kann und die Macht eines Führers

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DIE WELLE - „WIR WISSEN ES (JETZT) DOCH BESSER.“

„HAUS ÜBER GRENZEN“ LOMMEL

VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE E. V.

UNTERRICHTSIDEEN & MATERIALIEN

ERGÄNZENDE ARBEITSMAPPE ZUM BESUCH DER DEUTSCHEN KRIEGSGRÄBERSTÄTTE LOMMEL (SEKUNDARSTUFE 1 UND 2)

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Hans Eerdekens, Geschichtslehrer und Dries Majewski, Lehrer fürReligion, Ethik und Weltanschauung am WICO Campus Mater Dei in Overpelt und Rik Blervacq, Geschichts lehrer am WICO Campus Sint-Jozef in Lommel, für ihre kritischen und konstruktiven Anregungen bezüglich dieser Mappe. Jan Kuipers, für das Berichten wahrer Propaganda beispiele, diesich gegen das NS-Regime richteten.

DANKESWORTE:

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Konzept: Karsten Conaert, Helena Burdzy, Myriam Koonings Ausarbeitung der Arbeitsmappe: Karsten Conaert Layout: Janine Tobi-CredéCoverfotos: Filmplakat „Die Welle“mit Dank an MOOOV – films facing the world,

Bild der deutschen Kriesgräberstätte Lommel: © Monique Bogaerts

IMPRESSUM

Einleitung:

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. 4Die deutsche Kriegsgräberstätte Lommel 4Das „Haus über Grenzen“ in Lommel 4Unsere Pädagogische Vision 5Die Zielgruppe 5Die Lernziele 5

Übersicht Arbeitsmappe „Die Welle“: 6Teil 1: Einleitung „Die Welle“, Aufgaben zum Film & Gruppenarbeit 7

Infomaterial für Lehrerinnen und Lehrer 8Aufgaben für Schülerinnen und Schüler 13

Teil 2: Ausarbeitung, Ergebnis und Erweiterung: 16Aufgaben für Schülerinnen und Schüler

Begriffserklärungen 19Lösungsbeispiele 20Bildquellennachweis 22Literaturangaben 22

INHALT

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VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE E.V.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist einehumanitäre Organisation, die im Auftrag des deutschen Staa-tes die Aufgabe übernommen hat, die Gräber deutscherKriegstoter im In- und Ausland zu erhalten und zu pflegen.Derzeit ist der Volksbund für rund 832 Kriegsgräberstätten in45 Staaten mit etwa 2,75 Millionen Kriegstoten zuständig. Außerdem unterstützt die Organisation Hinterbliebene beiihren Fragen und Problemen, sie berät öffentliche und privateEinrichtungen auf der Grundlage ihrer Kenntnisse und ihresSachverstands, und er unterstützt internationale Zusammen-arbeit im Bereich der Erhaltung und der Anlage von Kriegsgrä-bern. Schließlich fördert der Volksbund die Begegnungzwischen jungen Menschen an den Ruhestätten der Toten.

DIE KRIEGSGRÄBERSTÄTTE LOMMEL

Neben den zahlreichen Soldatenfriedhöfe in West-Flandernund Wallonien mit Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg, be-finden sich in der Provinz Limburg in der Nähe der Stadt Lommel neben belgischen, britischen und polnischen auchdeutsche Kriegsgräber. Insgesamt befinden sich auf einer Fläche von 16 Hektar 39.108 Gefallener, zumeist aus demZweiten Weltkrieg. In Hinblick auf die Zahl der Gräber ist siedie größte ihrer Art in Westeuropa. Trotzdem gibt es hier, fastunsichtbar inmitten der Vielzahl grauer Grabkreuze auch 483 identifizierte Tote aus dem Ersten Weltkrieg. Die Kriegs-gräberstätte von Lommel erzählt einen großen Teil der Kriegsgeschichte in Belgien und Westeuropa. Unter denKriegsgräbern befinden sich Opfer des achtzehntägigen Feld-zugs aus dem Jahre 1940, aus der Zeit der Besetzung und derBefreiung Belgiens, aus der Ardennenoffensive, der Schlachtim Hürtgenwald, der Schlacht um Aachen und bei Remagen.Ebenso vielfältig wie die militärische Karriere der Toten istderen Hintergrund. So gibt es in Lommel auch Kranken-schwestern des Deutschen Roten Kreuzes, die dort begrabensind und auch Opfer des „Letzten Aufgebots“, Kindersoldatenund ältere Menschen sowie europäische Freiwillige in den deutschen Streitkräften und Kriegsgefangene haben dort ihreletzte Ruhestätte gefunden.

DAS „HAUS ÜBER GRENZEN“ LOMMEL

Das „Haus über Grenzen“ liegt unmittelbar neben die Kriegs-gräberstätte von Lommel und ist eine Einrichtung des Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Das „Haus überGrenzen“ wurde nicht zur Pflege der Kriegsgräber gegründet,sondern es hat insbesondere eine pädagogische Verantwor-tung und Aufgabe. So werden in Lommel das ganze Jahr übersowohl für inländische als auch ausländische Schulklassenoder Jugendgruppen und für Erwachsene Projekte, Workshopsund internationale Begegnungen organisiert. Diese Begeg-nungen stehen im Zeichen der Friedensbildung und könnenvon einem Tagesbesuch bis zu einem mehrtägigen Aufenthalt reichen.

EINLEITUNG

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UNSERE PÄDAGOGISCHE VISION

Die friedenspädagogische Arbeit der Einrichtung wählt alsAusgangspunkt den historischen Hintergrund der deutschenKriegsgräberstätte sowie Einzelschicksale einiger dort begra-bener Personen. „Haus Über Grenzen“ will der Kriegsgräber-stätte sowie den Gefallenen auf diesem Weg einen Platz imkollektiven Gedächtnis von 1940 – 1945 verschaffen.Darüber hinaus untersucht man im „Haus Über Grenzen“ dieGeschichte als Ausgangspunkt für heutige Konflikte. Durch diefriedenspädagogische Arbeit sollen Jung und Alt auf die Fol-gen extremer Ideologien, wie z.B. die des Nationalsozialismus,für eine Gesellschaft hingewiesen werden. Zudem dient dieKriegsgräberstätte als Mahnmal und Gedenkstätte für dieOpfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

DIE ZIELGRUPPE

Diese wurden speziell für Lehrer und Schüler der Sekundar-stufen I und II entwickelt. Mit dem Unterrichtsmaterial könnenSie zum Beispiel als Geschichts- oder Religionslehrer/in oderals Lehrer/in für Ethik dieses Unterrichtspaket nutzen.

DIE LERNZIELE

Diese Arbeitsmappe wurde durch „Haus Über Grenzen“ fürSchulklassen erstellt und dient als Ergänzung zum Besuch derdeutschen Kriegsgräberstätte in Lommel. Die Mappe hat vierbedeutende Hauptziele:

1. Verständnis über das Entstehen und Instandhalten autori-tärer Systeme.

2. Entwicklung eines kritischen Blicks auf aktuelle Ereignisse unter Berücksichtigung der Vergangenheit.

3. Erlangen einer eigenen inneren Haltung, insbesondere Empathievermögen, sodass das Verständnis in Bezug auf bestimmte Aspekte diktatorischer Mächte in der Vergangenheit sowie Gegenwart gefördert wird.

4. Politisch neutrale und pädagogisch verantwortungsvolle Erweiterung des kollektiven Bewusstseins auf regionaler und (inter)nationaler Ebene in Bezug auf die deutsche Kriegsgräberstätte Lommel sowie Kriegsgräberstätten an sich einen dauerhaften Platz in der Erinnerung an den Zwei ten Weltkrieg zukommen lassen.

Da bestimmte Aspekte des Nationalsozialismus in Deutsch-land in dieser Mapper nur sehr allgemein besprochen werden,können die Aufgaben bei Bedarf mit eigenem Unterrichtsma-terial ergänzt werden, um die Schülerinnen und Schüler be-reits vor dem Besuch der Kriegsgräberstätte ausreichend zuinformieren.

Diese Arbeitsmappe stellt Lehrern verschiedene Materialienzur Verfügung, die im Unterricht gebraucht werden können.Sämtliches Material kann im Ermessen des Lehrers eingesetztwerden und individuell für die jeweilige Unterrichtseinheitangepasst werden. Schüler sollten vor Beginn mit dieserMappe bereits über ein solides Grundwissen über den Zwei-ten Weltkrieg verfügen.

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ÜBERSICHT ARBEITSMAPPE: „DIE WELLE“

TEIL 1: (UNTERRICHTSSTUNDE 1, 2, 3)EINLEITUNG 25 MINUTEN„DIE WELLE“: AUFGABEN ZUM FILM + GRUPPENARBEIT 100 MINUTEN

TEIL 2: (UNTERRICHTSSTUNDE 3, 4)AUSARBEITUNG + ERWEITERUNG: (NON)KONFORMISMUS IM DRITTEN REICH 100 MINUTEN

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BESCHREIBUNGDie Arbeitsmappe „Die Welle“ vertieft die bereits im gleich-namigen Film (2008) von Dennis Gansel behandelte Thematik.Das Filmzitat eines Schülers „Auf keinen Fall ist eine Diktaturheutzutage möglich. Dazu sind wir viel zu aufgeklärt!“ spiegeltdie Gelassenheit und Naivität einiger Jugendlicher hinsichtlichThemen wie dem Nationalsozialismus wider. Diese Arbeits-mappe will Jugendliche zum Nachdenken darüber anregen, obeine Diktatur in Europa heutzutage wirklich so unmöglich ist.Was haben wir genau aus der Vergangenheit gelernt? Sind wirwirklich kritisch genug gegenüber autoritärem und radikalemGedankengut eingestellt? Und in wie weit lassen wir uns durchGruppen und die Taten anderer beeinflussen? In vier Unter-richtsstunden behandelt diese Arbeitsmappe die Themen Dik-tatur und Gruppenzwang. Nachdem Ihre Gruppe/Klassezusammen den Film „Die Welle“ geschaut hat, folgen eine Be-sprechung des Filmes und die Ausarbeitung einiger zugehörigerAufgaben.

ZIELDas vorrangige Ziel dieser Arbeitsmappe ist es, den Schülern,die alle in einer Demokratie leben, zu verdeutlichen, wie eineautoritäre Gesellschaft entstehen kann. Während dieses Lern-prozesses sollen die Schüler Begriffe, wie z.B. Indoktrination,Manipulation und Propaganda, genauer kennen lernen. Zudemsollen die Schüler erfahren, welche Macht, sowohl positiv alsauch negativ, eine Gruppe auf Menschen ausüben kann.

Sie als Lehrer können diese Arbeitsmappe anschließend beiIhren Besuch der deutschen Kriegsgräberstätte in Lommel ein-setzen. Einmal vor Ort können Sie mit Ihrer Klasse im „Haus ÜberGrenzen“ verschiedene Aktivtäten rundum das Thema „ZweiterWeltkrieg“ und die Kriegsgräberstätte durchführen. Einige Auf-gaben aus dieser Arbeitsmappe können auch bereits währenddes Besuches auf der Kriegsgräberstätte mit Ihrer Klasse durch-geführt werden.

ARBEITSMAPPE „DIE WELLE“

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ZIELEZIELE

a. Die Schüler durchschauen Methoden, die Gruppen nutzen, um Menschen für sich zu gewinnen (peer pressure).b. Die Schüler begreifen, welche Macht, sowohl positiv als auch negativ, eine Gruppe ausüben kann und die Macht

eines Führers auf einen Einzelnen. c. Die Schüler denken über sich selbst nach und lernen einen kritischen Blick für Gruppen in ihrem eigenen

Umfeld zu entwickeln. d. Die Schüler lernen wichtige Bausteine einer Diktatur kennen, wie z.B. Propaganda, Indoktrination und

Manipulation.

ARBEITSWEISE ARBEITSWEISE

a. Anschauen des Films „Die Welle“ (Dauer: 110 Minuten).b. Ausarbeitung der Aufgaben zum Film und Diskussion.

MATERIALIENMATERIALIEN

a. Der Film „Die Welle“ muss für diesen Teil erworben werden. Der Trailer steht kostenlos bei YouTube zur Verfügung.

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INFOMATERIAL LEHRER

THE WAVE

1967: THE THIRD WAVE„A mirror is a deadly weapon“ – Ron Jones

Ron Jones, Geschichtslehrer an der Cubberley High School in Palo Alto in den USA, den VereinigtenStaaten von Amerika, versucht in einer seiner Unterrichtsstunden seinen Schülern zu erklären, wie derNationalsozialismus damals in Deutschland entstehen konnte. Er beschreibt, wie die Deutschen derMachtübernahme der Nazipartei mit all ihren Folgen, wie Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, Völkermord und Krieg, gegenüberstanden. Die meisten Schüler können sich dies nur schwer vorstellen.

Als Folge der Reaktion seiner Schüler beschließt Jones kurz entschlossen, diese selbst spüren zu lassen, was Faschismus wirklichbedeutet und wie leicht es ist, jemandes Meinung zu manipulieren. Ohne deren Wissen verwickelt Jones seine Schüler in eine ArtRollenspiel, ein Experiment das er „Die Dritte Welle“ (The Third Wave) tauft. Die Inspiration für seinen Namen erhält Jones vonSurfern, die berichten, dass in einer Reihe von Wellen die dritte Welle die stärkste und kräftigste sei.

Um aus seiner Klasse eine starke, einheitliche Gruppe zu formen, startet er eine Bewegung, die denselben Namen wie sein Experiment trägt: „Die Dritte Welle“. Durch strenge Disziplin und vorgegebene Verhaltensnormen löscht Jones jede Art von Individualität aus. Nur noch das Gemeinschaftsgefühl zählt. Die Gruppe schart sich um ihren Anführer: Ron Jones selbst. Zu Beginnplant Jones noch fünf Tage für sein Experiment. Alles beginnt harmlos. Die Schüler begrüßen sich mit einem eigens für die Bewegung kreierten Gruß: „a cupped hand“, einer holen, im rechten Winkel nach oben gestreckten Hand. Jones führt auch eineneue Sitzhaltung ein, die jeder Schüler befolgen muss.

Von diesem Punkt an entwickelt das Experiment ein Eigenleben. Bereits am dritten Tagschließen sich Schüler außerhalb der Klasse der Bewegung an. Die Schüler sind moti-viert, diszipliniert und nehmen auffallend gut am Unterricht teil. Diejenigen, die sichweigern, am Experiment teilzunehmen, werden zur Strafe in die Bibliothek geschicktund erhalten schlechte Noten. Jones zeigt seinen Schülern, wie sie noch mehr Schülerfür „Die Dritte Welle“ begeistern können. Schon am Ende des dritten Tages haben sichmehr als 200 Schüler der Bewegung angeschlossen. Zu Jones Überraschung beginnendie Schüler, sich gegenseitig auszuspionieren, und jegliches Fehlverhalt an Jones zu melden. Am vierten Tag droht die Lage zu eskalieren. Jones verkündet, dass die Bewegung Teil einer landesweiten Bewegung sei, und sie am nächsten Tag in einer Fernseh-übertragung endlich ihren Anführer kennenlernen werden.

Am fünften Tag treffen sich alle Mitglieder der Bewegung. Doch statt den begeisterten Anhängern ihren neuen Anführer vorzu-stellen, klärt Jones seine Schülern über das Experiment auf und zeigt ihnen die Parallelen der „Dritten Welle“ zu Jugend-organisationen im NS-Zeit in Deutschland. Die Schüler sind verwirrt und verängstigt zu gleich über ihr eigenes Verhalten und wieschnell sie selbst in den Bann der Bewegung gezogen wurden.

„It was strange how quickly the students took to this uniform code of behavior. I began to wonder just how far they could be pushed.Was this display of obedience a momentary game we were all playing, or was it something else? Was the desire for discipline anduniformity a natural need?“

1976 fasste Jones seine Erfahrungen über „Die Dritte Welle“ in dem Buch „No Substitute for Madness!“ zusammen. JonesExperiment bildete die Basis für viele Bücher, darunter auch das bekannte Buch „Die Dritte Welle“ von Todd Strasser (Morton Rhue), welches 1981 veröffentlicht wurde.“

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ARBEITSMAPPE „DIE WELLE“

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FILM: „DIE WELLE“

„Ihr seid also der Meinung, dass die Diktatur in Deutschlandnicht mehr möglich wäre?” – Rainer Wenger

Diese Frage stellt Lehrer Rainer Wenger seinen Schülern zu Beginn einer Projektwoche über Staatsformen. In Wengers Kurssoll Autokratie im Vordergrund stehen. Die Schüler haben nichtbesonders großes Lust, dieses Thema erneut durchzukauen, dasie eine Diktatur heutzutage sowieso für unmöglich halten: Aufkeinen Fall. Dazu sind wir viel zu aufgeklärt.” Angestachelt durchdie Arroganz seiner Schüler beschließt Wegner spontan, seineSchüler in einem Selbstversuch am eigenen Leib spüren zu lassen, was Autokratie bedeutet. Er will seinen Schülern zeigen,wie einfach Menschen zu beeinflussen sind und wie leicht auchheutzutage noch eine Diktatur entstehen kann. Er tauft die Bewegung „Die Welle“ und führt genau wie Jones neue Verhal-tensregeln ein.

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Basierend auf Jones Erfahrungen und Strassers Buch entsteht 1981 unter der Regie von Alexander Grasshoff der Film „DieWelle“. 2008 bringt Dennis Gansel in Deutschland erneut eine Verfilmung der Ereignisse von 1967 mit dem gleichen Titel indie Kinos. Während der erste Film noch an einer weiterführenden amerikanischen Schule spielt, verlegt Gansel die Handlungnach Deutschland. Auch das Ende des Films, der Tod von Tim, weicht von den originalen Ereignissen in Palo Alto, Kalifornien,ab. Gansels Film wird ein internationaler Erfolg. Während des Europäischen Filmpreises 2008 wird der Film in der Kategorie„Bester Darsteller“ nominiert und gewinnt bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2008 den Preis für die „Beste männ-liche Nebenrolle“.

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AUFBAU DER UNTERRICHTSSTUNDE

Im Folgenden finden Sie eine Beschreibung, wie Sie die Unterrichtsstunde gestalten können. Die Beschreibung versteht sich alsVorschlag, den Sie beliebig anpassen können. Natürlich können Sie auch nur einzelne Teile in Ihrem Unterricht verwenden.

1. EINLEITUNG UND VORBESPRECHUNG

Als Vorbereitung auf den Film bietet sich eine Aufgabe rund umdas Thema „Gruppen“ an. Die Schüler sollen zusammen eineneue und einzigartige Gruppe kreieren und darüber nachden-ken, wie sie Mitglieder für diese gewinnen können. Hierbei kannman meist schnell sehen, wie sehr die Schüler in ihrer neuenGruppe aufleben und welche Rolle sie innerhalb dieser Gruppeeinnehmen. Begriffe, wie z.B. Konformismus und Propaganda,können während dieser Übung gut verdeutlicht werden.

Anschließend können Sie den Trailer zu dem Film „Die Welle“zeigen (z.b. via YouTube). Die Schüler können überlegen, wovonder Film handelt und welche Personen eine wichtige Rolle spie-len. Durch die vorherige Aufgabe werden die Schüler bereitsnach dem Trailer erahnen können, welche Folgen die Machteiner Gruppe haben kann.

2. ANSCHAUEN DES FILMS

Für diesen Teil schlagen wir vor, wie folgt zu arbeiten: Teilen Siedie Schüler vorab in Gruppen à 3 - 4 Personen ein. Alle Gruppenerhalten eine Reihe identischer, allgemeiner Fragen, die während des Films beantwortet werden können. Zudem erhältjede Gruppe einen weiteren Aufgabenzettel mit Fragen zueinem der vier Hauptcharaktere des Films: Marco, Karo, Tim undRainer. Die Fragen beziehen sich größtenteils auf die Rolle derjeweiligen Person innerhalb der Bewegung „Die Welle“ und aufdie persönlichen Folgen, die die Bewegung für die Person hat.Abhängig von der Größe Ihrer Klasse arbeiten ggf. mehrereGruppen Fragen zu derselben Person aus.

ZIEL:

• Die Schüler begreifen, dass die Anziehungskraft einer Gruppe und das Zugehörigkeitsgefühl inner-halb einer Gruppe einen großen Einfluss, sowohl negativ als auch positiv, auf den Einzelnen ausübenkönnen.

ZIEL:

• Die Schüler untersuchen den Einfluss der „Welle“ auf ausgewählte Personen des Films.

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Zuletzt kann nach Parallelen zwischen dem Entscheidungspro-zess der Schüler (im Film) und Deutschland im Nationalsozialis-mus gesucht werden.

3. AUSARBEITUNG DER AUFGABEN:

Nach dem Film sollten die Schüler einige Minuten Zeit bekommen, um ihre Gedanken zu dem Film notieren zu können. Diese könnenanschließend mit der Gruppe geteilt werden.

Danach können zuerst die allgemeinen Fragen besprochen werden. Anschließend beschreiben die Schüler ihre zugewiesene Personanhand der verschiedenen Inhaltsfragen.

Im Folgenden kann mithilfe einiger Aussagen (s. unten) eine Diskussion entfacht werden. Während der Diskussion bietet es sich an,noch einmal auf die Fragen zu den Hauptcharakteren zurückzukommen.

Die Aussagen können in der Klasse besprochen werden. Die folgende Spielmethode kann ebenfalls genutzt werden, um die Schülerzu einer Diskussion anzuregen:

⇨ Schaffen Sie eine freie Fläche in der Klasse (evtl. Bänke und Tische zur Seite schieben). Erklären Sie den Schülern, dass Sienun Aussagen vorlesen werden, denen die Schüler zu- oder nicht zustimmen können.

⇨ Bei jeder Aussage begeben die Schüler sich an ein Ende des Klassenzimmers, welches entweder „Zustimmung“ oder „Ablehnung“ zur jeweiligen Aussage bedeutet. Natürlich kann auch mit verschiedenen Farbkarten etc. gearbeitet werden,die an die Tafel geklebt werden und auf diesem Weg „Zustimmung“ oder „Ablehnung“ symbolisieren. Indem die Schüler die ganze Länge des Raumes nutzen, das heißt, dass sie sich an jedem Punkt hinstellen können, können sie auch den Grad ihrer „Zustimmung“ oder „Ablehnung“verdeutlichen. Schaffen Sie auf jeden Fall immer Platz für Schüler, die zweifeln oder keine Meinung haben. Diese können dann z.B. in der Mitte stehen.

⇨ Sie können eine Stoppuhr gebrauchen und den Schülern jedes Mal 30 Sekunden geben, um sich für einen Standpunkt zu entscheiden.

⇨ Sobald alle Schüler einen Platz eingenommen haben, können Sie einzelne Schüler bitten, ihre Haltung zu erläutern. Jede Aussage sollte besprochen werden. Die Schüler können auch nach Situationen in ihrem Leben oder aus dem Film befragt werden, die sie zu dieser Meinung gebracht haben.

⇨ Hiernach haben die Schüler die Möglichkeit, ihren Standpunkt noch einmal zu überdenken und ggf. zu ändern. Dieses Spiel kann sehr zeitintensiv sein. Entscheiden Sie selbst, wie schnell Sie jede Aussage besprechen und wie viele Schüler Sie zu Wort kommen lassen.

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ZIEL:

• Die Schüler erfahren, wie Menschenmassen manipuliert werden können. Sie lernen u.a. die Begriffe Propaganda, Indoktrination und Manipula-tion kennen.

• Die Schüler überlegen, wie man kritisch eingestellt bleiben kann und wie man sich selbst davor bewahren kann, von einer Gruppe mitgerissen zu werden.

• Die Schüler spannen einen Bogen zwischen Gegen-wart und Vergangenheit und begreifen, welche Kraft, sowohl positiv als auch negativ, eine Gruppe und eine charismatische Führungsperson auf einen Einzelnen ausüben kann.

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4. ERWEITERUNG:

Während der folgenden Aufgabe lernen die Schüler zweiwahre Geschichten kennen, die Geschichte von Sophie Scholl,einer deutschen Studentin, die sich dem NS-Regime wider-setzte, und die von Günther Bellmann, einem deutschen Jungen, der Mitglied der Hitlerjugend war. Die Schüler suchennach Parallelen zu Personen aus dem Film „Die Welle“. Außer-dem reflektieren sie, wie man sich von einer Gruppe distanzie-ren kann, wenn diese einen mitzureißen droht, und in wie weitdies noch möglich ist, wenn man bereits fest zur Gruppe dazu-gehört.

ZIEL:

• Die Schüler ziehen Parallelen zwischen Personen aus dem Film und wahren Begebenheiten im Dritten Reich.

• Die Schüler reflektieren über die Rolle des Einzelnen und in wie weit ein Einzelner Verantwortung für die Taten einer Gruppe übernehmen kann.

• Die Schüler überlegen, wie man kritisch eingestellt bleiben kann und wie man sich selbst davor bewah-ren kann, von einer Gruppe mitgerissen zu werden.

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1. EINLEITUNG

a. Stell dir vor: Du gründest deine eigene Gruppe.• Denk dir einen Namen für deine Gruppe aus.• Deine Gruppe soll sich von anderen abheben. Welchen eigenen Stil (z.B. Kleidung, Accessoires) und welche Ideen,

Anschauungen, Werte und Normen findest du hierfür wichtig?• Du willst mehr Mitglieder für deine Gruppe gewinnen und alle Schüler deiner Schule überzeugen, dass deine Gruppe von

Nutzen für sie ist. Was denkst du, wie du andere überzeugen kannst, Mitglied in deiner Gruppe zu werden?

b. Schau dir den Trailer zu „Die Welle“ an. • Was denkst du, wovon der Film handelt?• Wo und wann spielt der Film?

2. ‘‘DIE WELLE’: AUFGABEN ZUM FILM

ALLGEMEINE FRAGEN:a. Wie lange dauert das Experiment? _________________

b. Die Gruppe „Die Welle“ erlangt stets mehr Einfluss u.a. durch ihre Kernaussagen: Macht durch Disziplin (das Befolgen von Regeln), Macht durch Gemeinschaft (alle sind gleich) und Macht durch Handeln. Im Film siehst du Beispiele für jede Aussage. Wähle drei Beispiele (s. unten) für jeden Begriff.

• DISZIPLIN: ……………………………………………………………………………………………………………………………….

• GEMEINSCHAFT: ………………………………………………………………………………………………………………………..

• HANDELN: ……………………………………………………………………………………………………………………………….

c. Was geschieht mit den Schülern, die nicht an „Die Welle“ teilnehmen wollen?

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eigene Website – spezieller Gruß – aufzeigen bevor man spricht – „Uniform“ tragen – grade sitzen – eigenes Logo – den Lehrersiezen – im Gleichschritt marschieren – Graffitis

AUFGABEN UND MATERIALIEN

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Name: ______________________________________________

a. Beschreibung: (z.B. sozialer Hintergrund, Charaktereigenschaften …)

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b. Mitglied bei „Die Welle“: ja/nein (einkreisen)

Mitglied bei „Die Welle“, weil…

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c. Aufgaben innerhalb der Gruppe:

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d. Persönliche Bedeutung der Gruppe „Die Welle“ für die Person:

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______________________________________________________________________________________________________________

e. Positive/negative Folgen der (Nicht-)Teilnahme bei „Die Welle“ für die Person:

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Name: ______________________________________________

a. Beschreibung: (z.B. sozialer Hintergrund, Charaktereigenschaften …)

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b. In wie weit unterscheidet sich seine Beziehung zu den Schülern von der eines „normalen“ Lehrers?

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c. In wie weit unterscheidet er sich im Umgang mit seinen Kollegen von einem „normalen“ Lehrer

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d. Positive/negative Folgen der Gruppe „Die Welle“ für die Person:

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Name: ______________________________________________

a. Beschreibung: (z.B. sozialer Hintergrund, Charaktereigenschaften …)

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b. Mitglied bei „Die Welle“: ja/nein (einkreisen)

Mitglied bei „Die Welle“, weil…

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c. Aufgaben innerhalb der Gruppe:

______________________________________________________________________________________________________________

d. Persönliche Bedeutung der Gruppe „Die Welle“ für die Person:

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e. Positive/negative Folgen der (Nicht-)Teilnahme bei „Die Welle“ für die Person:

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Name: ______________________________________________

a. Beschreibung: (z.B. sozialer Hintergrund, Charaktereigenschaften …)

________________________________________________________________________________

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b. Mitglied bei „Die Welle“: ja/nein (einkreisen)

Mitglied bei „Die Welle“, weil…

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c. Aufgaben innerhalb der Gruppe:

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d. Persönliche Bedeutung der Gruppe „Die Welle“ für die Person:

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______________________________________________________________________________________________________________

e. Positive/negative Folgen der (Nicht-)Teilnahme bei „Die Welle“ für die Person:

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_________________________________________________ AUFGABE 1 __________________________________________________

Beantworte die folgenden Fragen mit Hilfe des Aufgabenzettels, den du während des Films ausgefüllt hast.

1. Warum sind die Personen der Gruppe bei-/nicht beigetreten? Welche Vorteile hatte es?

2. Welche Rolle spielte die Gruppe im Leben der Person?

3. Was war die letztendliche Folge der Gruppe „Die Welle“ für die jeweilige Person? Was hat die Gruppe aus ihnen gemacht?

4. Warum war das Ende von „Die Welle“ besonders für Tim so schwierig?

5. Hätte das dramatische Ende vermieden werden können? Was denkst du?

_________________________________________________ AUFGABE 2 __________________________________________________

Stimmst du den folgenden Aussagen zu?

• Wer nicht mitläuft, wird oft nicht als „cool“ angesehen.

• Radikale Gruppierungen bestehen meistens aus Leuten, die sich ausgeschlossen oder einsam fühlen.

• Gemeinsam mit anderen fühlt man sich stärker und besser als auf sich allein gestellt.

• Radikale Gruppierungen haben eine besonders große Anziehungskraft auf Menschen aus einer sozial schwachen Gegend.

• Unter Druck von außen macht man schneller Dinge, die man normalerweise nicht tun würde.

• Radikale Gruppierungen haben eine größere Anziehungskraft auf Menschen mit niedrigerer Schulausbildung.

3. AUSARBEITUNG DER AUFGABEN

• Was ist dir aus dem Film am besten in Erinnerung geblieben?

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• Gibt es Personen im Film, die dir ähneln? Wenn ja, erkläre warum.

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• Hast du dich selbst schon einmal dem Willen einer Gruppe widersetzt? Was waren die Folgen? Nenne ein Beispiel.

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ERGEBNIS:

Kannst du jetzt, nach dem Schauen des Films „Die Welle“, bessernachvollziehen, wie die Nazis damals an die Macht kommenkonnten?

Auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Lommel haben ca. 39.000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden. Die meisten vonihnen fielen während des 2. Weltkrieges. Aufgrund der hohen Anzahl hier bestatteter Kriegsopfer ist Lommel der größte Solda-tenfriedhof in Westeuropa.

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4. ERWEITERUNG: (NON)KONFORMISMUS IM DRITTEN REICH:

„Freiheit!“ Den Namen Sophie Scholl verbindet ein Großteil der Menschen im heutigen Deutschland mit Freiheit und Toleranz. Als die 21-jährige Sophie 1942 in München ihr Studium beginnt, schließtsie sich dem Freundeskreis ihres Bruders Hans an, der dort Medizin studiert. Während eines Ein-satzes als Arzt an der Ostfront in Russland, erlebt Hans monatelang die Gräueltaten des Krieges.Er erkennt schnell, dass der Krieg bereits verloren ist. Auch Sophie sammelt ihre Erfahrungen mitder totalitären Hitlerdiktatur. Als sie und ihr Bruder während ihrer Jugend Mitglieder der Hitler-jugend, bzw. dem Bund Deutscher Mädels (BDM), sind, können sie sich nur schwer mit der Ein-schränkung ihrer persönlichen Freiheit abfinden. Aus diesem Grunde beschließen beide gemein-sam mit einigen Kommilitonen, sich dem NS-Regime zu widersetzen. Sie gründen dieUntergrundbewegung „Die Weiße Rose“, die sich für mehr Freiheit und Gerechtigkeit einsetztensoll. Friedlich setzen sie Zeichen gegen den Krieg und protestieren gegen das NS-Regime. Mit Flug-blättern probieren sie unerkannt die Bevölkerung aufzuklären und zu motivieren, um sich gegen

das Regime zu stellen. Schnell findet die Bewegung viele Anhänger in ganz Deutschland. Doch der Aufstieg der Widerstands-bewegung findet ein jähes Ende, als die Geschwister am 18. Februar 1943 beim Austeilen von Flugblättern beobachtet werden.Die Geschwister werden durch die Gestapo, der geheimen deutschen Staatspolizei, festgenommen. Vier Tage später werden Sophieund Hans zum Tode verurteilt.

„Der Einzelne zählt nichts, Volk und Vaterland sind alles.“ Günther Bellmann wird im Alter von 10 Jahren Mitglied der Hitlerjugend. Seit der MachtergreifungHitlers 1933 setzt Hitler alles daran, so viele Jugendliche wie nur möglich für seine Jugendbe-wegung zu gewinnen. Versteckt hinter Spiel und Spaß steht die Hitlerjugend (HJ) vollkommen imZeichen der NS-Ideologie. Systematisch werden die Jungen einer Gehirnwäsche unterzogen, sodasssie bald nur noch ein Ziel vor Augen haben: ihr Leben dem Nationalsozialismus zu widmen. Nebendem Politikunterricht erhalten die Jungen auch Sportunterricht, um sie beiläufig zu Soldaten aus-zubilden. Alle Jungen erhalten eine Uniform der HJ, so auch Günther. „Damals war ich ein andererMensch. Zuhause konnte ich durchdrehen, wenn meine Eltern etwas Abwertendes über den Führersagten. Ich fand es einfach schade, dass sie anscheinend bei Weitem nicht so viel von unseremFührer hielten wie ich. Auch wenn mir die strenge Disziplin in der HJ oft schwerfiel, gewöhnte ichmich nach einiger Zeit daran. Im Großen und Ganzen erlebte ich eine tolle Zeit in der HJ, in der ichauch gute Freunde fand. Da ich nicht nur Sport sondern auch Technik mochte, fand ich es toll, dass

ich hier den Morsecode und das Kartenlesen lernte. Auch das Kommunizieren mit dem Radio wurde uns beigebracht. Ich lerntemarschieren und lief sogar in Paraden mit. Außerdem erhielt ich Militär- und Schießunterricht. Was mich heute oft erschreckt, ist,mit welcher Selbstverständlichkeit ich damals die Nazi-Ideologien hinnahm. Als ich nach dem Krieg zum ersten Mal über den Holocaust und die Konzentrationslager hörte, änderte sich mein Blick auf damals radikal. Ich merkte schmerzhaft, dass wir Kinderjahrelang belogen und manipuliert worden waren...“

a. Erkennst du Ähnlichkeiten zwischen den Geschichten von Sophie Scholl und Günther Bellmann mit Personen oder Szenen aus dem Film „Die Welle“? Erläutere deine Antwort!

b. Hätte die deutsche Bevölkerung mehr gegen die NS-Diktatur unternehmen können? Denkst du, dass Widerstand selbst-verständlich war? Wie genau lief der Widerstand in dem Film „Die Welle“ ab?

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BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

KONFORMISMUSVerhalten, das eine (übermäßige) Anpassung an die geltendenNormen und Werte innerhalb einer Gruppe anstrebt. Gegenteil:Nonkonformismus (bzw. Widerstand).

DEMOKRATIEEine politische Staatsform, in der das Volk durch freie Wahlenan der Machtausübung im Staat teilhat.

DIKTATURHerrschaftsform, die sich durch eine einzelne Person, den Dik-tator, oder eine regierende Gruppe mit uneingeschränkterMacht auszeichnet. Ein ähnlicher Begriff ist Autokratie.

HITLER, ADOLF (1889 - 1945)Österreichischer Abstammung, Parteivorsitzender der NSDAPund von 1933 – 45 Diktator des Dritten Reiches. Wurde meistmit „Führer“ angesprochen.

HOLOCAUSTBezeichnung für den Völkermord an ca. 6 Millionen Judenwährend des Zweiten Weltkrieges.

IDEOLOGIEGesamtheit der Ideen, Vorstellungen und Theorien über denMenschen und wie eine Gesellschaft aussehen sollte.

INDOKTRINATIONBesonders vehemente, keinen Widerspruch und Diskussion zu-lassendes Aufdrängen von Ideen und Meinungen.

MANIPULATIONAbsichtliche Einflussnahme auf das Denken oder die Meinunganderer. Häufig mit schlechten Absichten.

NATIONALSOZIALISMUS Gesamtheit aller Ideen Adolf Hitlers und seiner Partei, derNSDAP, darüber, wie die deutsche Gesellschaft aussehen soll.Basis der Diktatur in Deutschland von 1933 – 1945. Einige Merk-male sind extremer Nationalismus und Rassismus.

NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; politische Parteiunter der Führung von Adolf Hitler.

PROPAGANDADie vielfältige Beeinflussung der öffentlichen Meinung, z.B.durch Radio, TV oder Internet Propaganda wird häufig zur Ver-breitung politischer Ideen gebraucht, die nicht immer unbefan-gen und objektiv sind.

REGIMERegierung, die nicht demokratisch gewählt wurde.

REPRESSIONUnterdrückung eines Volkes oder einer Bevölkerungsgruppedurch eine Regierung oder eines Machthabers.

TOTALITARISMUSSystem, in dem alles durch den Staat geregelt und beherrschtwird. Alles und jeder unterliegt dem System.

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1. EINLEITUNG

a. Eigene Antworten und Beispiele der Schüler.b. Lehrer Rainer Wenger versucht in einer Unterrichtsstunde seinen Schülern den Begriff „Autokratie“ näher zu bringen.

Er verwickelt seine Schüler in ein riskantes Experiment und nennt die Gruppe „Die Welle“. Allerdings läuft die Sache schnell aus dem Ruder. Die Geschichte spielt in der Gegenwart in Deutschland.

2. AUFGABEN ZUM FILM

______________________________________________ ALLGEMEINE FRAGEN __________________________________________

a. Eine Woche.b. Disziplin: grade sitzen, den Lehrer siezen, aufzeigen bevor man spricht / Gemeinschaft: spezieller Gruß, „Uniform“ tragen,

im Gleichschritt marschieren/ Handeln: eigene Website, eigens Logo, Graffitis.c. Sie werden ausgeschlossen. Mit „Verrätern“ geht man unliebsam um.

AUFGABENZETTEL:

1. MARCOa. Sportlich, schlau, schwierige Familiensituation (Mutter = häufig abwesend, kein Vater?).b. Marco tritt der Bewegung bei, da er sich immer nach einer Gemeinschaft wie dieser gesehnt hat. Er fühlt sich einsam, da er

zuhause keine Liebe und Zuneigung erfahren hat.c. Marco hat keine besondere Rolle in der Gruppe. Allerdings schlägt er den Namen „Die Welle“ vor.d. Gemeinschaftsgefühl, Familie.e. Positiv: Geborgenheit und bessere Zusammenarbeit beim Sport mit Sinan. Negativ: Da Karo sich nicht der Gruppe anschließt,

steht die Beziehung zu ihr auf der Kippe. Es kommt zum Streit und Marco schlägt Karo.

2. RAINER WENGERa. Intelligent, entschlossen, sportlich, kompetent, sozial, sympathisch, hat seine Klasse unter Kontrolle, hat ein Jahr lang ein Haus

besetzt und an anarchistischen Demonstrationen teilgenommen.b. Familiäre Beziehung zu seinen Schülern, lässt sich duzen, gewährt den Schülern (während der Projektwoche) Zutritt in sein

Privatleben.c. Charismatisch, ungezwungen, alternative Art des Unterrichts, trägt sein weißes Hemd auch im Lehrerzimmer.d. Wird zum „Anführer“ in der Klasse, verliert die Kontrolle über das Experiment. Kurzzeitig sieht er sich als besserer Lehrer, da er

in der Projektwoche viel Zuspruch erfährt. „Die Welle“ wirkt sich auch negativ auf die Beziehung zu seiner Frau Anke aus. Nach dem tragischen Ende seines Experiments wird Wenger verhaftet.

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LÖSUNGSBEISPIELE ZUR ARBEITSMAPPE „DIE WELLE“

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3. KAROa. Pünktlich, ernst, antiautoritäre Erziehung zuhause, ehrgeizig, unbeirrt, eigenwillig.b. Kein Mitglied der Gruppe.d. Sie sieht „Die Welle“ als eine Bedrohung für die persönliche Freiheit und Meinungsäußerung und den respektvollen Umgang

untereinander. Zusammen mit Mona kämpft sie gegen die Bewegung.e. Da sie keine Uniform trägt, wird sie unmittelbar ausgeschlossen. Ihre Beziehung zu Marco wird durch seine Mitgliedschaft stets

schwieriger.

4. TIMa. Keine Freunde vor der „Die Welle“-Zeit, will cool sein und wahrgenommen werden, gestörte Beziehung zu seinem Vater, fanatisch,

unerschrocken, kreativ, geht weit um sich zu behaupten.b. Tim will wahrgenommen und akzeptiert werden, fühlt sich einsam.c. Gestaltet die Website.d. „Die Welle“ wird zu Tims „Leben“. Sie gibt seinem Leben einen Sinn.e. Positiv: Tim wird wahrgenommen und nicht länger gehänselt. Er hat eine feste Rolle in der Gruppe. Negativ: Tim schießt auf

einen Mitschüler, bevor er sich selbst das Leben nimmt, da mit dem Ende der Bewegung seine Welt zusammenbricht.

3. AUSARBEITUNG DER AUFGABEN

_________________________________________________ AUFGABE 1 _________________________________________________

1. Zu Beginn bedeutete „Die Welle“ für ihre Mitglieder das Wegfallen sozialer Schichten, akzeptiert zu werden, Geborgenheit, Profit, höheres Ansehen und die Umsetzung von Idealen. Diejenigen, die sich fernhielten, taten dies aus Angst um ihre persönliche Freiheit.

2. Für jedes Mitglied wuchs die Bedeutung der Gruppe im Laufe der Zeit. Sie entwickelten gemeinsame Werte und fühlten sich glücklich dazuzugehören.

3. Am Ende zeigte „Die Welle“ den Schülern, wie einfach es ist, Menschen zu beeinflussen, zu manipulieren und zu Taten zu veran-lassen, die sie sonst nie tun würden. Sie erkannten, wozu Gruppendruck führen kann. Auf der einen Seite kräftigte „Die Welle“ einige Beziehungen, aber auf der anderen Seite entfremdeten sich Menschen durch die Gruppe voneinander. „Die Welle“ verursachte Angst, Wut und Diskriminierung.

4. Für Tim wird „Die Welle“ zu seinem Leben. Zum ersten Mal in seinem Leben wird er wahrgenommen und akzeptiert. Dieses Gefühl will er nie wieder missen.

5. Eigene Antworten der Schüler.

_________________________________________________ AUFGABE 2. _________________________________________________

AUSSAGEN: Eigene Antworten der Schüler.

_________________________________________________ ERGEBNIS _________________________________________________

a. Ein charismatischer Anführer (Adolf Hitler, Rainer Wenger) spricht zu einer uniformierten, gehorsamen Menschenmenge. Die Menge lauscht ihm gespannt und reagiert voller Bewunderung.

b. Eigene Antworten der Schüler.

4. ERWEITERUNG:

a. Sophie Scholl & Karo. Genau wie Sophie Scholl sich dem NS-Regime widersetzte, so protestiert auch Karo gegen „Die Welle“. Zusammen mit ihrer Freundin Mona verteilen sie, wie Sophie Scholl, Flugblätter, um die Menschen davon abzuhalten, sich der Gruppe anzuschließen. Günther Bellmann & Marco. Genauso wie Günther Bellmann Mitglied der Hitlerjugend war, war Marco Mitglied bei „Die Welle“. Auch Marco merkt erst zu Ende, genau wie Günther, dass er die ganze Zeit über manipuliert wurde.

b. Eigene Antworten der Schüler.

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BILDQUELLENNACHWEIS

• Ron Jones 1967. (2013). Abgerufen am 11. Dezember 2014, von http://thirdwave67.tumblr.com/page/3

• http://theredphoenixapl.org/2014/01/04/review-of-lesson-plan-the-story-of-the-third-wave-2011/. (2014). Geraadpleegd op 11 december 2014

• http://www.kuleuven.be/thomas/page/die-welle/. (2008). Abgerufen am 11. Dezember 2014.

• http://www.moviepilot.de/movies/triumph-des-willens/images/6460685. Abgerufen am 23. April 2015h

• Jugend dient dem Führer. Alle Zehnjährigen in die HJ. Abgerufen am 23. April 2015, vonhttp://pressechronik1933.dpmu.de/2013/03/10/pressechronik-10-3-1933/

• http://cia.media.pl/. Abgerufen am 23. April 2015.

LITERATURANGABEN

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• The Red Phoenix. (2014). Review of „Lesson Plan: The Story of the Third Wave“. Abgerufen am 11. Dezember 2014, vonhttp://theredphoenixapl.org/2014/01/04/review-of-lesson-plan-the-story-of-the-third-wave-2011/

• Kaufmann U. (2012). Die Weiße Rose. Abgerufen am 23. April 2015, von http://www.weisse-rose-stiftung.de/

• Lewis B.R. (2002). Het verhaal van de Hitlerjugend. Aartselaar: Deltas

• Lommel, Archiv Deutsche Kriegsgräberstätte, Geschichte Günther Bellmann, (2013).

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