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1 Arbeitsfassung vom 14.04.2016 vollständiger Text In einer Fassung von U. Mirdita für die Schulbühne des RGL ©Mirdita Gemeinschaftsprojekt von Theater-AG und Chor des RGL Kostüme: Dorothy : längerer bunter Second-Hand-Rock, Bluse/Shirt Toto : weißes T-Shirt (u.U. mit Dalmatinerfellapplikationen) und Jogginghose (schwarz oder grau); weiße Schirmmütze mit Dalmatinerfellschlappohren Hahn : schwarzes T-Shirt , weiß-schwarze Federboa, Hahnmütze Vogelscheuche : Gartenlatzhose, kariertes weites Hemd, Strohhut Löwe : Löwenmähne (lieblich duftendes Langhaarziegenfell, von Frau Mirdita mühsam und leidvoll mit der Hand genäht, also unerlässlich und nicht verhandelbar!), Lederjacke oder weste, Jeans; Stil: Rocker Blechmann : „Scharniere“ aus Skater-Ellbogen- und Knieschützern; wenn möglich grauer Overall oder graue Arbeitshose (kann silbrig angesprüht werden); Brustpanzer aus Weißblechkonservendose; Irgendein Schrottteil auf dem Kopf; Stil: Schrott aus dem Wald Onkel Henry: Cowboyhut; weites Männerfreizeithemd; blaue Arbeitshose oder Jeans Tante Em: Kittelschürze, Kopftuch; Gießkanne

vollständiger Text · 2016-04-17 · 1 Arbeitsfassung vom 14.04.2016 vollständiger Text In einer Fassung von U. Mirdita für die Schulbühne des RGL ©Mirdita Gemeinschaftsprojekt

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Arbeitsfassung vom 14.04.2016 vollständiger Text

In einer Fassung von U. Mirdita für die Schulbühne des RGL ©Mirdita

Gemeinschaftsprojekt von Theater-AG und Chor des RGL

Kostüme:

Dorothy: längerer bunter Second-Hand-Rock, Bluse/Shirt

Toto: weißes T-Shirt (u.U. mit Dalmatinerfellapplikationen) und

Jogginghose (schwarz oder grau); weiße Schirmmütze mit

Dalmatinerfellschlappohren

Hahn: schwarzes T-Shirt , weiß-schwarze Federboa, Hahnmütze

Vogelscheuche: Gartenlatzhose, kariertes weites Hemd, Strohhut

Löwe: Löwenmähne (lieblich duftendes Langhaarziegenfell, von Frau Mirdita mühsam und

leidvoll mit der Hand genäht, also unerlässlich und nicht verhandelbar!), Lederjacke oder –

weste, Jeans; Stil: Rocker

Blechmann: „Scharniere“ aus Skater-Ellbogen- und Knieschützern;

wenn möglich grauer Overall oder graue Arbeitshose (kann silbrig

angesprüht werden); Brustpanzer aus Weißblechkonservendose;

Irgendein Schrottteil auf dem Kopf;

Stil: Schrott aus dem Wald

Onkel Henry: Cowboyhut; weites Männerfreizeithemd; blaue

Arbeitshose oder Jeans

Tante Em: Kittelschürze, Kopftuch; Gießkanne

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Munchkins: unterschiedlich gefärbte bunte Latzhosen, aber gleiches

Modell (Stil Clown); freche Frisur; Als Ozzerer: grüne Schürze über die

Latzhose; als Nord-Himmelsrichtungen: weißes Schleierzeug

(Gardinen) über die Latzhose, um die Nordhexe zu täuschen (die

scheint etwas kurzsichtig zu sein)

Bewohner von Ozz: Grundausstattung: schwarze Leggins, schwarzes

T-Shirt; Darüber können grüne T-Shirts oder neonfarbige Tüllröcke,

Stulpen etc angezogen werden; grüne Perücken bzw grüne Hüte;

Wichtig: die „Affen“ und die „Wetterhexlein“ müssen sich schnell

verwandeln können!

Nordhexe: langes weißes Tüllkleid, weiße Perücke, weißes

Pelzjäckchen

Nordhimmelsrichtungen: Das sind die Munchkins, die auf Nordhexes

Aufforderung hin, zu kommen, schnell Gardinen über ihre Latzhosen

drapieren und sich als „Nordlichter“ ausgeben, ohne dass die

Nordhexe das richtig spitzkriegt. Sie parodieren sozusagen das

Gehabe der Nordhexe. Wie gesagt: Diese ist kurzsichtig! Latzhosen

bleiben jedenfalls an!

Westhexe: Stil: Punker, sehr abgerissen und verlaust! Schwarzgrüne

Perücke und Hexenhut; Augenklappe; schwarzer Rock, schwarzes

Oberteil, zerrissene Strumpfhose, Krallenhandschuhe

Westhimmelsrichtungen: schwarze Leggins und schwarzes T-Shirt

(Grundausstattung), darüber möglichst farbenkräftige Regenjacke/

Regencape, wenn möglich Kapuze über die grüne Ozzererperücke

ziehen

Wächter: neongrüner Morphsuit, darüber schwarze Anzugjacke;

schwarzer Zylinder

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Zauberer: schwarzes T-Shirt, schwarze (dunkle) Hose. Neonfarbige

Krawatte, neonfarbiger Hut, fluoreszierende Gesichtsbemalung: Man

sieht im Schwarzlicht den Körper nicht, nur Hut, Krawatte, Schminke!

Regenbogenfarben: Grundausstattung mit fluoreszierenden

Accessoires; In der Handfläche, die geöffnet wird: entsprechende

Neonfarbe

Affen: über schwarzes T-Shirt/ schwarze Leggins wird Oberteil aus

Zottelplüsch gezogen. Grüne Perücke runter, Haare schnell zerzausen

vor dem Auftritt; Schminke geht aus Zeitgründen nur beim Oberaffen

1

Auf der Bühne rechts, halb schräg, ein Bett, darin die schlafende Dorothy, mit den Füßen zu den

Zuschauern gewendet. Man sieht ihre nackten Füße unter einer sehr leichten Bettdecke

herausschauen, sie bewegen sich manchmal im Schlaf. Die Füße sind ziemlich schmutzig.

Unter dem Bett liegt der schlafende Toto. Mit dem Kopf zu den Zuschauern gewendet. Man sieht sein

Gesicht gut. (Ein junger Schüler; Mütze mit Schlappohren; Schminke)

In der Bühnenmitte hockt ein junger Schüler, als Hahn maskiert, auf etwas Stroh; Der Hahn schläft

auch. (Es könnten auch noch ein paar Hühnchen beim Hahn liegen.)

Der Hahn erwacht; plustert sich; öffnet erst ein Auge, dann das andere, dann beide; schaut groß in

die Runde; schüttelt sein Gefieder; versucht zu krähen; Er kriegt das Krähen nicht richtig heraus;

versucht es mehrmals; greift sich schließlich eine Whiskeyflasche, die in seiner Strohunterlage steckt,

zeigt sie den Zuschauern, gurgelt: jetzt funktioniert das Krähen perfekt; Er erschrickt selbst vor seinem

lauten Krähen, schaut zu Dorothy.

Dorothy fährt aus dem Schlaf. Der Hahn schleicht sich wie ein Dieb, der nicht erwischt werden will,

davon; Vergisst erst die Whiskeyflasche, kommt schnell zurück, um sie sich zu schnappen.(Die

Hühnchen, falls vorhanden, wachen ganz süß auf und trippeln schnell hinter ihrem Hahn her)

Dorothy ist sofort munter. In lustiger Verrenkung schaut sie hinten aus dem Bett, unter das Bett, ruft:

Dorothy: Toto!

Toto wacht auf, dreht sich unter dem Bett um mit dem Gesicht zu Dorothy hin, doch die schaut

inzwischen schon vom vorderen Bettende aus unter das Bett, ruft wieder:

Dorothy: Toto!

Das kann noch einmal so hin- und hergehen. Dann steht Dorothy im Bett auf und springt mit einem

Satz heraus.Nun kommt auch ganz schnell Toto heraus und springt an ihr hoch; Dorothy zerzaust ihm

die Mütze, lacht

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Dorothy: Ach, Toto, schau dich nur an, wie staubig du wieder bist! Toto, ich habe so einen

schönen Traum gehabt! Ich habe von einem riesigen Regenbogen über der Prärie

geträumt! Und darüber sind ganz viele geflügelte Affen herumgeflogen! War das

schön und lustig! Das muss ich Tante Em erzählen!

Sie geht dorthin, wo das Bett von Tante Em und Onkel Henry steht.

Dorothy: Tante Em? Onkel Henry?... Oh! Die sind schon aufgestanden! Sie sind schon wieder

bei der Arbeit. So früh? Naja, wahrscheinlich wollen sie die Morgenfrische ausnutzen.

Es ist ja jetzt schon wieder ganz schön warm!... Toto, möchtest du etwas trinken?

Schau, Tante Em hat schon Wasser vom Brunnen geholt!

Sie schaut in eine große Milchkanne; spricht hinein, dass es dumpf klingt

Dorothy: Da ist aber nicht viel drin!

Jeden Tag gibt es weniger Wasser! Wir müssen sparsam damit umgehen, Toto, wer

weiß, wie lange die Dürre noch anhält.

Toto trinkt. Dorothy schaut ihm zu.

Dorothy: Toto, du verstehst meinen Traum nicht, du dummer kleiner Hund. Aber ich kann dir

etwas vorsingen! Pass auf!

Sie singt den Cup-Song, die Becher auf dem Fußboden. Sie unterbricht immer wieder und sucht eine

Stelle mit guter Resonanz.

Dorothy: Hier, Toto! Hier klingt es schön laut! Horch! (Sie singt)

(Geheimnisvoll) : Weißt du, warum es an dieser Stelle so laut klingt? Weißt du das,

Toto? Das dröhnt hier so, weil das die Falltür ist! Da darfst du nie hineinfallen, Toto,

sonst bist du futsch! Soll ich mal versuchen, ob ich sie schon alleine aufmachen kann?

Als kleines Kind habe ich das nicht gekonnt. Aber jetzt bin ich ja nicht mehr ganz so

klein. Es ist eigentlich wichtig, dass man die Falltür allein aufmachen kann! Denn

wenn einmal ein Twister kommt, dann muss man ganz schnell sein und sich ganz

schnell da unten im Keller verstecken!

Toto winselt erschrocken.

Dorothy: Keine Angst, ich hab noch nie einen Twister gesehen. Aber lass uns einmal versuchen,

ob wir die Falltür ohne Onkel Henry aufmachen könnten!

Sie versucht es und schafft es. Sie schauen mit Gruseln hinunter in den dunklen Keller.

Dorothy: Oh Toto! Ist das finster! Dass du mir da nie hinunterfällst! Ich will da aber auch nicht

hinuntermüssen. Lass uns hinausgehen!

Sie lässt die Falltür mit einem lauten Knall zufallen.

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Außerhalb des Hauses. Dorothy blinzelt in die grelle Sonne. Schaut sich um.

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Dorothy: Tante Em? Onkel Henry? Wo stecken sie nur schon wieder!

Dorothy steigt auf eine Leiter, hält Ausschau. Ruft zu Toto hinunter:

Dorothy: Onkel Henry ist drüben beim großen Windrad. Ich glaube, es ist schon wieder

kaputt. Es steht ganz still.

Tante Em kommt mit einer Gießkanne .Dorothy ruft von oben herunter:

Dorothy: Guten Morgen, Tante Em! Schon so früh fleißig?

Tante Em: Diese Hitze! Sie vernichtet mein ganzes Gemüse! Meine schönen Kürbisse sind schon

ganz verschrumpelt! Kind, ich muss weitergießen, solange es noch einigermaßen kühl

ist! Und den Hühnern muss ich Wasser bringen. Der Hahn ist schon ganz heiser , so

trocken ist sein Hals geworden! Hoffentlich trocknet der Brunnen nicht ganz aus! So

eine Hitze gab’s noch nie! (geht ab)

Onkel Henry kommt vorbei mit verschiedenen Blechteilen und Werkzeug. Er schimpft vor sich hin:

Onkel Henry: So ein verdammtes Glump! Wer hat mir jetzt wieder meine Blechschere verzogen!

Fliegt mir dieser blöde Mäusebussard gegen das Windrad und verbiegt mir die

Flügel! Ist der in Whiskey gefallen, oder was? Kann nicht gradaus fliegen, nein!

Gradewegs in mein schönes Windrad rein! Verdammter Präriegeier! Nur, weil er

immer den hübschen Hühnchen nachschaut! Und dann kommt ein Wind und wir

merken’s nicht, weil sich das verdammte Windrad nicht dreht! Nichts als Plackerei

und Schufterei! Bald wandere ich aus und geh nach Bayern! Da gibt’s noch grüne

Wiesen, nicht wie hier in Kansas: alles grau hier! Nix wie Grau, Plackerei und

Schufterei! (geht grummelnd ab)

Dorothy: Ohoh! Der ist aber schlecht aufgelegt. (Sie steigt von der Leiter)

Dann gehen wir halt in die Prärie, wenn hier keiner Zeit für uns hat! Besuchen wir

unsere Freunde!

(Leiter wegräumen)

3

Am Rand eines Maisfeldes (Mais, legal vom Feld besorgt, z.B. an einen Zaun montiert, der auf einem

liegenden Brett steht und seitlich von der Bühne gezogen werden kann).

Vögel fliegen auf (An Fäden aufgehängt, mit langen Drähten wie Marionetten bewegt)

Dorothy: Hallo, liebe Stare! Fresst uns nicht das ganze Korn weg! Ist eh nicht viel dran bei der

Dürre! Nur ein bisschen knabbern! Dafür müsst ihr mir aber erzählen, wie die Welt

von oben aussieht! Wie sieht es hinter den Kornfeldern aus? Gibt es da noch ein

Haus? Seht ihr irgendwo Menschen? Gibt es vielleicht irgendwo noch ein Mädchen?

Ach, ihr frechen Stare! Nur fressen, aber nichts erzählen! Ihr habt’s gut, fliegt einfach

los!...

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Sie schaut lange sehnsüchtig den fliegenden Staren nach.

Toto bellt sie an und stupst gegen ihr Bein. Aus einem Erdhügel sind Präriehunde aufgetaucht.

Mehrere Spieler stecken unter einem Hügel aus Hasendraht/Pappmaché. Löcher darin, durch die sie

ihre Arme stecken können. Über die Hände und Oberarme sind strumpfartige Handfiguren gezogen,

die Gesichter mit Nagezähnen haben. Die Figuren können auftauchen und verschwinden. Die Spieler

machen die Rufe der Präriehunde nach.

Dorothy: Schau, Toto! Unsere Freunde, die Präriehunde sind da!

Hallo, Präriehunde! Tipsi! Topsi! Tabsi!

Könnt ihr noch, was ich euch gestern beigebracht habe? Wollen mal sehen! Zuerst

brauche ich eine gute Unterlage!

Dorothy sucht und findet eine Kiste, Kanister, Tonne oder dergleichen. Sie beginnt, darauf den Cup-

Song zu spielen.

Dorothy: So, jetzt tanzt dazu!

Die Präriehunde tanzen im Takt. Dorothy lacht sich schief.

Auf einmal lassen die Präriehunde laute Warnrufe erschallen. In kurzer Zeit sind alle verschwunden.

Dorothy: Nanu? Was haben die denn? Siehst du etwas Toto? Ein Bussard? Ein Kojote?

Toto schüttelt den Kopf

Dorothy: Merkwürdig! Sie haben vor irgendetwas gewarnt! Was hat sie nur so beunruhigt? Mir

ist mit einem Mal so seltsam zumute! Als ob etwas in der Luft liegen würde…

Toto bellt aufgeregt.

Dorothy: Ich glaube fast, es kommt ein Gewitter. Schau mal, wie dunkel es am Horizont ist.

Toto winselt angsterfüllt.

Dorothy: Ich glaube, es ist besser, wenn wir wieder zurück zum Haus gehen! Komm, Toto!

Sie gehen hinter die Kulissen ab.

Nach kurzer Zeit rennt Tante Em auf die Bühne. Sie hält ihren Strohhut fest, der sonst vom Wind

weggeweht würde. Sie muss sich schon etwas gegen den Wind stemmen.

Tante Em: Dorothy! Dorothy! Wo steckst du nur! Komm schnell ins Haus! Ein Tornado ist im

Anzug!

Onkel Henry stürzt auf die Bühne; Auch er muss sich seinen Cowboyhut festhalten.

Onkel Henry: Verdammt, wo ist das Kind? Ein verdammter Twister kommt näher!

Tante Em: Ich weiß nicht wo sie ist! Sie hat den Hund dabei! Der Hund muss es doch merken!

Dorothy! Dorothy!

Onkel Henry: Wir müssen sofort in den Sturmkeller! Kann sein, dass uns das ganze Haus gleich um

die Ohren fliegt! Wir müssen die Tiere losbinden!

Tante Em: Um Himmels Willen! Das Kind wird umkommen!

Onkel Henry: Da! Schau! (Er deutet in den Zuschauerraum. Em erstarrt, blickt mit größtem

Entsetzen in die gezeigte Richtung)

Tante Em: Der Twister! Oh mein Gott!

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Onkel Henry: So einen großen habe ich noch nie gesehen! Siehst du den schwarzen Rüssel, der bis

zur Erde herunterkommt!

Tante Em: Es schaut fast so aus, als ob es zwei Rüssel wären!

Onkel Henry: Ja! Wie zwei Tornados, die zusammengewachsen sind!

Tante Em: Gott im Himmel!

Onkel Henry: Sofort in den Schutzkeller! Der bringt uns sonst um! (Er packt Em am Arm und zieht

sie fort)

Dorothy taucht im Saal auf. Sie muss schon sehr gegen den heftigen Wind ankämpfen. Sie schafft es,

sich bis zu Totos Hundehütte vorzukämpfen, die vor der Bühne vor dem Vorhang steht. Es ist ein

kleiner Bretterverschlag.

Dorothy: Toto! Wir schaffen es nicht mehr bis zur Falltür! Wir müssen uns in deiner

Hundehütte verkriechen!

Toto bellt zustimmend.

Dorothy: Komm schnell, kriechen wir hinein! Da drin ist es schön warm und gemütlich und der

Twister kann uns nichts anhaben! Hauptsache, wir bleiben zusammen!

Sie kriechen in die Hütte. Von hinten können sie unbemerkt hinter den Vorhang schlüpfen und auf die

Bühne verschwinden. Die Vorhänge bewegen sich heftig im Sturm (viele Spieler stehen hinter den

Vorhängen und schütteln sie). Dann wird die Hütte hochgerissen. Mit Lichteffekten kaschieren.

Tornadogeräusche aus der Anlage. Schließlich „Stromausfall“: Es wird dunkel, nur die

Tornadogeräusche sind zu hören. Umbau! Man hört Dorothys Stimme

Dorothy: Wir fliegen

Toto bellt.

Dorothy: Der Sturm hat uns in die Luft hochgerissen! Er trägt die Hütte ganz hoch hinauf in den

Himmel! Schau nicht aus der Tür, Toto! Zieh den Kopf ein!

4 Man hört einen dumpfen Aufprall. Die Hütte ist gelandet. Licht. Dorothy und Toto kriechen aus der

Hütte. Die Landschaft ist verändert .Eine märchenhafte, farbenprächtige Landschaft.

Dorothy: Toto, schau dir das an! Mir scheint, wir sind nicht mehr in Kansas!

Toto: Den Eindruck habe ich auch!

(Erst nach einigen Sekunden fällt Dorothy auf, dass Toto gesprochen hat. Sie starrt ihn

an. Er starrt sie an.)

Dorothy: Toto!?

Toto: Dorothy?

Dorothy: Du kannst ein fehlerloses Ti Äidsch sprechen?

Toto (beweist es mit feuchter Aussprache): Do-ro-thy

Dorothy wischt sich über die Backe, schaut entgeistert.

Dorothy: Es wird ja wohl irgendeinen Grund haben, dass du das jetzt erst gelernt hast…

Auf einmal bemerkt sie, dass mehrere Personen lautlos aufgetaucht sind. Diese sind in respektvollem

Abstand stehengeblieben. Die Munchkins haben Fantasieklamotten und –kopfbedeckungen an.

Die Nordhexe ist ganz in Weiß gekleidet (Eis; Schnee), weiße Perücke.

Nordhexe: Sei uns gegrüßt, ehrwürdige große Zauberin! Hab Dank, dass du uns befreit hast von

der Osthexe! Nun ist sie endlich plattgemacht!

Munchkins: plattgemacht!

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Toto geht von einem zum anderen und betrachtet sie misstrauisch. Schnüffelt. Sie weichen scheu vor

ihm zurück. Nur die Nordhexe gibt ihm einen energischen Klaps mit ihrem Stab, dass er sich

erschrocken hinter Dorothy verzieht.

1. Munchkin: Du hast sie totgemacht!

2. Munchkin: Endlich ist sie hin!

3. Munchkin: Platt wie ein Sandwich!

1. Munchkin: die Witch

2. Munchkin: die wickete

Nordhexe (pathetisch): Ja, oh große Zauberin, dir ist gelungen, was noch niemandem gelang! Du

hast die verdammte Osthexe getötet!

Dorothy (empört): Was redet ihr da! Ich habe niemanden getötet beziehungsweise plattgemacht!

Ich habe noch nie jemanden getötet und habe auch nicht vor, das jemals zu tun!

Nordhexe (ungerührt): Na gut. Dann war es eben dein Haus!

(Sie weist auf zwei Beine hin, die unter der Hundehütte herausstehen, daran rote Schuhe. Dorothy

gerät außer sich. Sie versucht, die Person, die unter der Hütte begraben liegt, zu befreien. Es geht

nicht. Sie fordert die Umstehenden auf, zu helfen. Die rühren keinen Finger, lächeln nur milde.)

Dorothy: Was seid ihr denn für Typen! Da liegt eine Frau unter der Hütte, und ihr grinst nur!

Ihr freut euch wohl sogar!

Die Munchkins fangen an, auf der Bühne herumzutanzen. Der Chor kann nach Belieben auch weitere

Munchkins stellen. Die Nordhexe bleibt würdevoll stehen.

Munchkins singen übermütig beim Herumhopsen „Ding Dong the witch is dead“

Dorothy: Von welcher Hexe ist hier die Rede?

Toto: Darf ich erläutern: Ich vermute, es handelt sich dabei um die entzückende Person, die

unter meiner Hütte liegt. Platt.

Nordhexe: Hunde und Narren sprechen die Wahrheit. In der Tat. Dabei (sie deutet auf die Beine)

handelte es sich um die Osthexe, von der wir nun endlich unsere Ruhe haben.

Dorothy (entsetzt): Oh Gott! Die Beine sind verschwunden!

Nordhexe: Nun ja. Sie war schon alt. Ist gleich in der Sonne verschrumpelt. Aber ihre Schuhe

sind noch da. (gönnerhaft) Die gehören jetzt dir, mein liebes Kind.

2. Munchkin: Sie war auf die roten Schuhe sehr stolz. Sie haben irgendeinen Zauber. Ich weiß nur

nicht, welchen. Los, zieh sie an!

Dorothy zieht die Schuhe an. Toto pfeift bewundernd. Die Nordhexe schaut etwas pikiert.

Nordhexe: Ich habe 100 Paar Schuhe, da kann ich auf die gerne verzichten. Obwohl sie mir auch

stehen würden…

Dorothy: Wie heißt eigentlich du?

Nordhexe Ich bin die Nordhexe. Wie man ja unschwer an meinem Outfit erkennen kann.

Dorothy: Noch eine Hexe! Ich dachte immer, alle Hexen wären…hässlich

Nordhexe: Siehst du? So kann man sich täuschen.

Dorothy: Ich dachte auch immer, alle Hexen wären…böse?

Nordhexe: Das trifft nur auf die Osthexe und die Westhexe zu. Ich und die Südhexe, wir sind

gute Hexen, wie du ja siehst. Und eine böse Hexe haben wir ja jetzt zum Glück los.

Dorothy: Aber Tante Em hat gesagt, dass es gar keine Hexen mehr gibt!

Nordhexe: Wer ist Tante Em?

Dorothy: Meine Tante! Und sie wohnt in Kansas, wo ich herkomme!

1. Munchkin: Kansas? Ich habe noch nie von Kansas gehört!

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2. Munchkin: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das gibt!

3. Munchkin: Ist es ein zivilisiertes Land?

Toto: Allerdings! Mit sehr gutem Hundefutter!

Nordhexe: Das erklärt alles! Soviel ich weiß, gibt es in zivilisierten Ländern keine Hexen mehr.

Aber im Land von Oz ist das anders. Das wurde nie zivilisiert, denn wir liegen

abgeschnitten vom Rest der Welt. Hier gibt es Hexen und Zauberer.

Dorothy: Zauberer auch noch? Auch für jede Himmelrichtung einen?

1. Munchkin (senkt die Stimme): Der große Zauberer von Oz hat Macht für vier!

2. Munchkin: Er lebt in der smaragdenen Stadt.

3. Munchkin: Dort ist alles grün, wie der Name schon sagt.

Dorothy (betrachtet lächelnd die roten Schuhe): Diese Stadt könnte ja einen schönen

modischen Kontrast zu meinen neuen Schuhen abgeben! Nanu!

(Sie hält einen Schuh an ihr Ohr und lauscht. Der Schuh spricht unhörbar zu ihr.)

Dorothy: Ich soll in die smaragdene Stadt kommen? Ich will aber nach Kansas, nach Hause!

1. Munchkin: Der große Zauberer hat zu dir gesprochen!

2. Munchkin: Hör auf die Stimme des großen Zauberers von Oz!

3. Munchkin: Gehorche ihr! Folge den Schuhen!

Dorothy hält sich beide Schuhe wie Kopfhörer an die Ohren. Dann lässt sie Toto auch lauschen.

Toto: Tja! Unüberhörbar! Sogar Stereo! (Er schnüffelt abfällig, weil die Schuhe nicht so gut

riechen)

Nordhexe: Vielleicht kann der große Zauberer dir helfen! Folge nur dem gelb gepflasterten Weg!

1. Munchkin: Leb wohl!

2. Munchkin: Leb wohl!

3. Munchkin: Lebwohl! Und viel Glück auf der Reise!

Alle drei Munchkins: Viel Glück, oh große Zauberin!

( alle ab)

5 Licht aus. Vogelscheuche stellt sich in der Bühnenmitte hinten auf. >Licht

Dorothy und Toto treten auf. Sie gehen langsam an der Vogelscheuche vorbei, ohne sie zu beachten.

Plötzlich spuckt die Vogelscheuche etwas heftig mit einem lauten Geräusch des Abscheus aus.

Vogelscheuche: Bäh! Mäusedreck!

Vogelscheuches Kopf verharrt nun in einer vorgeneigten Stellung.

Dorothy stutzt. Kehrt um. Betrachtet eingehend die Vogelscheuche von allen Seiten. Sie richtet den

Kopf der Vogelscheuche gerade. Der Spieler der Vogelscheuche muss ihren Handgriffen mit dem Kopf

nachgeben wie eine Puppe! Wenn Dorothy kurz wegschaut, kippt der Kopf wieder zur Seite oder auch

nach vorne oder hinten. Dorothy wundert sich und richtet immer wieder, zeigt es dann Toto, fragt

diesen, ob es jetzt passt. Toto schaut gespannt zu und bellt immer aufgeregt, wenn sich

Vogelscheuche hinter Dorothys Rücken bewegt. Schließlich fängt Vogelscheuche an, auch die Hände

zu bewegen.

Dorothy verwundert: Sag mal – hat sich die Vogelscheuche bewegt?

Vogelscheuche: schüttelt den Kopf.

Toto bellt aufgeregt. Vogelscheuche hinter Dorothys Rücken:

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Vogelscheuche: Schmeckt dir Mäusedreck?

Dorothy entgeistert: Mäusedreck?? (starrt der Vogelscheuche ins Gesicht. Diese starrt zurück)

Vogelscheuche: Mäusedreck! Mäusekack!

Dorothy: … Das hier ist eindeutig nicht Kansas!

Vogelscheuche: Wie auch immer du es nennst – es schmeckt - bäh!!!

Dorothy: Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll!

Vogelscheuche: Diese verdammten Mäuse haben ihr Wohnzimmer in meinem Bauch

eingerichtet und das Kinderzimmer in meinem Kopf! Jetzt rappelt es noch

mehr in meinem Kopf und ich kann mich nicht einmal kratzen! Ich muss

meine Arme frei kriegen! Hilf mir bitte von dieser verdammten Stange

herunter!

Dorothy: Ich fürchte, dazu muss ich dich erst umlegen!

Sie kippt die Vogelscheuche vorsichtig nach vorne, legt sie auf den Boden, zieht dann die Stangen

heraus. Vogelscheuche rappelt sich auf, streckt sich. Nimmt den Hut ab und kratzt sich sehr ausgiebig,

mit behaglichen Lauten. Dabei fällt viel Stroh vom Kopf herunter. Dorothy sammelt das Stroh auf.

Dorothy: Brauchst du das noch?

Vogelscheuche: Unbedingt! Ich habe eh so wenig im Kopf!

Vogelscheuche nimmt das Stroh und stopft es unter den Hut. Dann bückt sie sich, um weiteres Stroh

vom Boden aufzuheben, das sie sich unter das Hemd stopft. Dabei fällt eine Maus aus ihrem Ärmel.

Sie hält sie am Schwanz hoch

Vogelscheuche: Siehst du das! Das sind meine Untermieter! (Steckt die Maus auch unter das

Hemd) Sollen sie halt im Wohnzimmer bleiben! Nur das Kinderzimmer im

Kopf stört mich! Ich hab eh nur Stroh im Kopf, das sollen sie mir nicht auch

noch zamfressen! Sonst bin ich ja nicht nur dumm, sondern ganz dumm!

Dorothy: Bist du das?

Vogelscheuche: … Nein, ich bin hochbegabt!

Dorothy: Lass hören! Was weißt du alles?

Vogelscheuche: Hmmm… Es gibt viele Vögel. Es gibt große Vögel und kleine Vögel…

Dorothy: Und? Weiter?

Vogelscheuche: Moment. (Kramt in seinem Hemd. Zieht eine Whiskeyflasche heraus.)

Die hat der Farmer da versteckt. Dass seine Frau sie nicht findet. Magst du

einen Schluck? (trinkt) Ja.. dann gibt es noch schwarze Vögel und weiße

Vögel… und Vögel mit gelben Schnäbeln und Vögel mit schwarzen

Schnäbeln… und Vögel mit weißer Vogelscheiße und…

Dorothy: Danke… das genügt!

Vogelscheuche: Danke dir, dass du meine Begabung zu schätzen weißt…(plötzlich betrübt)

Trotzdem glaube ich, dass ich ein bisschen einseitig begabt bin… Ich glaube,

es wäre alles besser, wenn ich ein Hirn hätte, statt Stroh!

Dorothy: Weißt du vielleicht wenigstens, wo’s zum Zauberer von Oz lang geht?

Vogelscheuche: Das weiß ich….leider nicht.

Dorothy: Dann frag ich die Schuhe.

Sie will sich die Schuhe der Hexe an die Ohren halten, zögert dann aber wegen des Geruchs und hält

sie dann der Vogelscheuche an die Ohren. Deren Miene hellt sich auf, als sie horcht.

Dorothy: Was sagen sie?

Vogelscheuche: Sie sagen: Kein Anschluss unter dieser Nummer….kein Anschluss unter

dieser Nummer…kein Anschluss…

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Dorothy nimmt ihm ärgerlich die Schuhe wieder ab.

Dorothy: Dann verlasse ich mich einfach darauf, dass mich die Schuhe schon in die

richtige Richtung tragen werden! Und du komm mal mit. Vielleicht kann dir

der Zauberer bei deinen Hirnproblemen helfen!

Vogelscheuche hüpft beim Abgehen aufgeregt hinter Dorothy und Toto her.

Vogelscheuche: Du meinst, er kann mir Hirn geben? Denkst du das? Meinst du, er kann mich

klug machen? Sag? Glaubst du, der Zauberer kann mir niedliche intelligente

Gedanken in die Birne geben, sag? (bevor er von der Bühne geht, begeistert

zum Publikum) Das wäre ja wunderbaaaar! (Er rennt noch einmal zurück auf

die Bühne, hebt eine verloren gegangene Maus auf und steckt sie sich ins

Hemd. Ab)

6 (Die Munchkins trippeln auf die Bühne.Sehen sich verwundert um.)

1. Munchkin: Hoppla! Die Vogelscheuche ist ja weg!

2. Munchkin: Oh ,oh, ja, die Vogelscheuche ist weg!

3. Munchkin: Dann ist auch der Whiskey weg!

Alle drei: (empört) Der Whiskey ist weg!

1. Munchkin: Unsere Bar ist einfach abgehaun!

2. Munchkin: Abgezwitschert!

3. Munchkin: Durchgebrannt!

1. Munchkin (geheimnisvoll): Vielleicht steckt da die böse Westhexe dahinter! Sie treibt sich auch

manchmal hier herum!

Alle drei (flüstern erschrocken, spähen vorsichtig nach allen Seiten): Die böse Westhexe!...

vielleicht ist sie wieder in der Nähe!...

2. Munchkin: Schnell weg hier! Hier ist es nicht geheuer!...(Sie verschwinden)

(Der hintere Vorhang fliegt auf, heraus tritt die böse Westhexe. Sie hat wirres Haar, ist auch sonst

sehr zerrupft anzusehen. Sie trägt eine Augenklappe und hält vor das andere ein Fernrohr. Damit

mustert sie das Publikum.)

Westhexe: (wild) Ha! Da sind sie wieder, die verwünschten Munchkins!

(Sie tritt vor an die Rampe, lässt den Blick durch das Fernrohr durch das Publikum schweifen)

Dieses Gesindel, das mir mit seinem albernen Herumgehopse meine

geflügelten Affen scheu macht, und das über tausende von Meilen hinweg!

Na wartet, wenn ich euch mal in die Finger kriege! (droht in Richtung

Publikum) Das Gehopse wird euch schon noch vergehen!

(Sie blickt sich suchend um)

Nanu – Wo ist denn die Vogelscheuche, die hier gestanden hat? Sie ist weg!

Und die Flasche? … Auch weg! (wütend) Gift und Galle! Dabei müsste ich mir

wirklich einmal wieder den Hals waschen. (Sie kratzt sich wie wild am Hals,

weil es schon juckt vom Dreck.

Dann, zum Publikum, wie eine Werbesprecherin) An meine Haut lasse ich nur

Whiskey und Brandy.

(Dann im Ausdruck tiefsten Abscheus:) Nur ja kein Wasser! Ja kein Waaasser!

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(Sie geht verärgert ab. Hinter dem Vorhang stößt sie mit dem Fuß an den Blechmann, der dort liegt

aber nicht zu sehen ist. Es scheppert.)

Westhexe: (laut) Au!

7 (Nach kurzer Zeit hört man aus der gleichen Richtung hinter dem Vorhang erneut das Scheppern und

dann laut Dorothys Stimme)

Dorothy: Au! Passt auf, da liegt was im Weg!

(erneutes Scheppern)

Vogelscheuche: Au! Da liegt was im Weg!

Dorothy: Das habe ich doch gerade gesagt, du Dummkopf! Hilf mir aufheben!

(Man sieht, wie sie den Blechmann ein Stück hereinschieben. Sie müssen immer Schritt für Schritt

seine Beine bewegen und die Füße aufsetzen wie bei einer Marionette. Die Schritte des Blechmanns

sind sehr steif. Außer den Beinen bewegt sich nichts. Einen Arm reckt er nach oben und hält eine Axt

hoch. Als sie den Blechmann auf die Bühne bewegt haben, betrachten sie ihn.

Dorothy: Was ist das?

Vogelscheuche (schmollend): Ich weiß es, aber ich sag’s nicht!

Dorothy: Warum sagst du’s nicht?

Vogelscheuche: Du hast Dummkopf zu mir gesagt!

Toto: Ein Blechmann!

Vogelscheuche (schmollend beiseite) Ich bin kein Dummkopf und ein Blechmann bin ich auch nicht!

Blechmann (mit geschlossenem Mund, verzweifelt): Hmhmhm!

Dorothy: Horch! Er sagt was!

(Dorothy und Toto treten hinter den Blechmann, von beiden Seiten legen sie ein Ohr an den Kopf des

Blechmanns, lauschen)

Blechmann (mit geschlossenem Mund, verzweifelt): Hmh! Hmh!

Dorothy: Was sagt er?

Toto: Schmieröl! Schmieröl!

Vogelscheuche: Schmieröl?

Dorothy: Warte! Schmieröl haben wir nicht, aber.. (geht entschlossen auf die

Vogelscheuche zu, greift dieser ins Hemd. Die Vogelscheuche bricht in hysterisches Gekicher aus, weil

es kitzelt. Dorothy holt die Whiskeyflasche, geht zurück zum Blechmann)

Dorothy: Das hier hilft auch, wenn was eingerostet ist! Wo sollen wir dich schmieren?

Na, vielleicht lösen wir mal dein Mundwerk!

(Sie träufeln den Whiskey auf die Kieferscharniere. Der Blechmann probiert…kann schließlich

sprechen)

Blechmann: Oh, wie ich euch danke! Euch schickt der Himmel! Seit Jahren stehe ich hier

eingerostet rum und niemand hat mich bemerkt! (leckt sich die Lippen) Mmh!

Lecker! Jetzt löst mir auch die anderen Glieder!

(Sie schmieren seine Gelenke. Er kann sich zunehmend besser bewegen. Er stöhnt erleichtert)

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Blechmann: Aaah! Endlich! Was für eine Erlösung! Seit Jahren halte ich diese Axt in die

Höhe! Mich hat beim Holzhacken ein Platzregen erwischt, da bin ich

eingerostet.

Toto (vertraulich zum Publikum): Wie ich den Laden hier kenne, fehlt ihm auch etwas, was er vom

großen Oz haben möchte!

Blechmann (erstaunt): Woher weißt du das? Stimmt, ich habe kein Herz und hätte so gerne ein Herz!

Toto (vertraulich zum Publikum): Sehen Sie! Aber aller guten Dinge sind drei! Da kommt also noch

was auf uns zu!

Vogelscheuche (begeistert): Wie schön! Dann bin ich ja nicht allein mit meinem Leid! Ich hätte

nämlich gerne Verstand!

Blechmann: Herz ist wichtiger!

Vogelscheuche (empört): Na hör mal! Verstand ist doch am wichtigsten! Sonst bist du ja dumm!

Toto: Ich schlage vor, dass ihr das unterwegs ausdiskutiert. Jetzt sollten wir lieber mal

weitergehen in Richtung Smaragdstadt!

Blechmann: Kann ich noch etwas Schmiere auf die Lippen bekommen, dass ich besser diskutieren

kann?

Dorothy: Nichts da! Wer weiß, wozu wir den Whiskey noch brauchen!

8 Während sie losgehen:

Blechmann: Herz ist wichtiger!

Vogelscheuche: Verstand!

Blechmann: Herz!

Vogelscheuche: Verstand!

Blechmann: Herz!

Vogelscheuche: Verstand! Damit man besser denken kann!

Blechmann: Herz! Damit man besser…

(Er wird unterbrochen vom schrecklichen Gebrüll des Löwen, der ihnen in den Weg springt)

Toto (zum Publikum): Wie sieht der denn aus!

(Zum Löwen): Warum hast du so ein großes … Maul?

Löwe: Damit ich dich besser fressen kann!

Toto: Ungebildet ist er schon mal nicht!

Löwe: Komm her, du Pinscher, damit ich dich zermalmen kann! (Hält die Fäuste wie

ein Boxer, tänzelt wie ein Boxer)

Dorothy: Wie nennst du meinen Hund? Da hast du’s! (Sie knallt dem Löwen die Faust

auf die Schnauze, dass dieser winselnd in die Knie geht und jammernd in

Kauerstellung verharrt)

Toto: Sauberer Kinnhaken! Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

Dorothy betrachtet erst triumphierend den besiegten Löwen. Dann allmählich, als dieser nicht

aufsteht, kommt ihr das komisch vor.

Dorothy: Hab ich dir wehgetan?

(Der Löwe bricht in lautes Weinen aus! Alle schauen bestürzt.)

Löwe: Alle gehen auf mich los! Immer werde ich geschlagen! Buuhuuhuuuu!

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Dorothy: Na hör mal, das kann man aber jetzt echt nicht so sagen!

Löwe: Buuhuuhuu!

Toto: Kombiniere: Was er vom großen Oz haben will, ist Realitätssinn!

Löwe (widerspricht ergimmt): Nein!!

Toto: Nein?

Löwe: Ich wünsche mir Mut! Ich bin nämlich eigentlich ein Feigling!

Toto: Was es nicht alles gibt! Aber sich anderen Leuten in den Weg stellen und

rumbrüllen!

Löwe: Das ist eben nur meine raue Schale! Aber in mir drin ist ein sehr weicher

Kern! Sehr weich!

Blechmann Immerhin hast du was da drin, im Unterschied zu mir!

Vogelscheuche: Dann komm doch mit uns mit! Wir sind unterwegs in die Smaragdstadt zum

Großen Oz und jeder von uns hat einen Wunsch an ihn. (trocknet dem Löwen

die Tränen mit einem Mäuschen ab)

Alle sind schließlich abgetreten

9 Umbaulicht

Viele jüngere SpielerInnen legen sich, auf dem Rücken liegend, auf die Bühne. Sie haben an den

Händen ausklappbare rote Mohnblüten (z.B. aus Papier). Auftritt von Dorothy mit ihren Freunden. Sie

wandern durch das grüne Gelände. Steigen gelegentlich über eine der liegenden Spielerinnen.

Dorothy: Hört nur, wie die Vögel zwitschern!

Die am Boden liegenden SpielerInnen pfeifen zwitschernd wie Vögel.

Vogelscheuche: Das sind mit Sicherheit andere Vögel, als die, mit denen ich früher

Bekanntschaft gemacht habe. Die haben nicht gesungen, sondern nur

gekrächzt.

Toto: Es riecht fremd!

Dorothy: Es duftet! Ganz betörend duftet es!

Blechmann: Wenn ich ein Herz hätte, dann würde ich jetzt romantisch werden!

Vogelscheuche: Pass lieber auf, dass du nicht über diese Grashügel hier stolperst! Wir haben

kein Werkzeug, um dich wieder auszubeulen!

Löwe (ganz schwärmerisch) Ich weiß nicht, wie mir geschieht! Mir ist auf einmal so seltsam zumute!

Dieser betörende Blumenduft macht mir ein ganz unsägliches Gefühl hier

drin! (Hält seine Hände aufs Herz). So etwas habe ich noch nie gefühlt! Ich

fühle mich so, als müsste ich dahinschmelzen!

Toto: Wie schmalzig!

Blechmann verteidigend: Er hat eben ein echtes Herz unter seiner rauen Schale!

Dorothy: Mal im Ernst: Ich glaube, hier stimmt was nicht! Da geht’s nicht nur dem Leo

so! Ich fühl mich ganz benebelt. Sie taumelt leicht

Die am Boden liegenden SpielerInnen flüstern jetzt in einem unregelmäßigen Rhythmus

„Poppy poppy poppy“ (engl. = Mohnblume) Es soll so klingen wie aufplatzende Knospen.

Einzelne SpielerInnen setzen sich auf. Dann die restlichen auch. Nacheinander entfalten sie ihre

Blüten. Sie stehen auf. Sie wiegen sich wie Blumen und umgarnen mit ihren Blüten die Wanderer.

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Sie wechseln von ihrem „Poppy-Rhythmus“ zu: Tief und hörbar einatmen und beim langsamen

Ausatmen langgezogen, seufzend sagen: „Mohn“. Dazu passend wiegende Körperbewegung. Es soll

an Wind erinnern, der durch ein Feld streicht.

Löwe wie im Rausch: Ich habe Blumen schon immer geliebt! Ich liiiebe diese

wunderschönen scharlachroten Blumen! Sie schauen aus wie lauter

zarte Mädchen! Sie wirken so hilflos und zerbrechlich. Ich beschütze

euch, ihr Blumen, ich will euer Held sein, für immer und ewig!

Er kippt um und liegt ohnmächtig da.

Vogelscheuche: Komisch! Whiskey kann hier nicht im Spiel sein. Aber er wirkt wie im

Vollrausch!

Dorothy benommen: Der Duft ist so intensiv, ich kann kaum atmen! Vor meinen Augen

dreht sich alles! Sind wir schon in der Smaragdstadt? Der Himmel

schaut so grün aus! Nur die Mohnblumen sind rot, so rot, so

scharlachrot! Ich fühle mich so unendlich müde! Zauberer von Oz,

sprich lauter, ich kann dich nicht hören…

Sie sinkt um, liegt ebenfalls wie ohnmächtig da.

Toto aufgeregt Sie müssen Drogen genommen haben!

Vogelscheuche: Wie? Was? Drogen? Was denn für Drogen!

Toto Haschisch, Cannabis, Opium Auch er sinkt um.

Blechmann und Vogelscheuche schauen sich entgeistert an.

Vogelscheuche: Bei dir wirkts scheints nicht, weil du kein Herz hast!

Blechmann: Und bei dir ist zu wenig im Kopf, um durchzudrehen!

Vogelscheuche: Aber eins ist sicher

Beide gleichzeitig Es muss an den Mohnblumen liegen!

Vogelscheuche: Wir müssen sie retten!

Blechmann: Sonst schlafen sie in alle Ewigkeit!

Vogelscheuche versucht, Leo hochzuziehen.

Löwe mit geschlossenen Augen: Lass mich! Ich habe so einen wunderschönen Traum! Oh du liebliche

Löwin! Ich werde die nie mehr verlassen! (Er umarmt und küsst im

Schlaf Vogelscheuches Knie)

Vogelscheuche: Verdammt! Wach auf! Ich bin keine liebliche Löwin! Das ist mein

Knie mit Stroh darin!

Blechmann zieht an Dorothy

Blechmann: Dorothy! Wach auf! Der Mohnblumenduft hat euch betäubt! Ihr

müsst so schnell wie möglich hier weg!

Dorothy im Schlaf Wie grün alles ist! Die Smaragdstadt! Ich sehe sie! Zauber er von Oz,

ich will immer hier bleiben! Dein Bett aus Moos ist so weich! Ich will

nur noch schlafen!

Alle Mohnblumen im Atemrhythmus : Schlaf!...Schlaf!...Schlaf!

Blechmann schreit: Nein! Nein! Sie dürfen nicht schlafen! Los! Tragen wir sie hier heraus!

Sie müssen an die frische Luft!

Vogelscheuche: Ja, pack an! Ziehen wir sie aus dem Mohnblumenfeld heraus!

Die Mohnblumen weichen unmerklich nach einer Seite zurück, die beiden ziehen ihre Freunde an den

Bühnenrand und legen sie dort ab. Sie setzen sich zu ihnen und halten Wache über sie.

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Blechmann: Es ist fast, als ob ich ein Herz hätte, so weh tut das da drinnen, wenn

ich unsere Freunde so sehe!

Vogelscheuche: Wir lassen sie nicht im Stich. Wir halten Wache, bis sie wieder zu sich

kommen!

Blechmann: Wie unsinnig sind die schönsten Träume, wenn du dabei einfach auf

der Strecke bleibst und nicht an dein Ziel kommst!

Vogelscheuche: Wir werden schon dafür sorgen, dass sie an ihr Ziel kommen. Wir

wollen alle gemeinsam an unser Ziel kommen.

Blechmann: Wir müssen abwechselnd Wache halten. Komm, lehn dich an. Dann

kannst du dich ein bisschen ausruhen. Ich passe einstweilen auf euch

alle auf!

Vogelscheuche und Blechmann lehnen sich Rücken an Rücken aneinander. Vogelscheuche schläft bald

auch erschöpft ein. Blechmann bewacht seine Freunde. Er wedelt manchmal Fliegen von ihren

Gesichtern. Man muss ihm ansehen, wie gern er seine Freunde mag.

Licht aus

10 Licht, grünlich

Volk von Oz, grün gekleidet, schrill (z.B. grüne Perücken, grüne Strumpfhosen usw; Neon-Grün dabei

für Szene Erscheinung des Zauberers mit UV-Licht)

Die Spieler füllen die Bühne aus. Jeder Spieler/Spielerin übt pantomimisch eine Tätigkeit aus, die ein

Bürger praktizieren könnte, z.B. die Tätigkeit eines Gärtners, Kochs, Schreibers, Maurers,

Schneiders;Wäsche aufhängen; Fenster putzen; Kehren; Pflücken; Graben; Verkaufen usw.. Die

Tätigkeit wird in charakteristischen Handgriffen in Endlosschleife ausgeführt, markant stilisiert. Zu

passender, lauter Musik)

Wenn der Löwe auftritt, halten alle schlagartig inne, Musik bricht ab, wenden sich gleichzeitig zum

Löwen hin, reißen eine erschrockene Grimasse und rufen gleichzeitig:

Bewohner von Oz: Ein Löwe! Ein Löwe! (theatralisch)

Sie springen alle erschrocken auf die entgegengesetzte Bühnenseite und starren von dort aus den

Löwen entsetzt an. Dorothy, Toto, Vogelscheuche und Blechmann treten auf. Die beiden Parteien

stehen sich gegenüber und starren sich an.

Löwe: Peace, ey, Leute! Ich bin ein pazifistischer Löwe!

Toto: (zu den Freunden) Schaut euch die mal an!

Vogelscheuche: Welche Farbe haben sie, eurer Meinung nach?

Toto: Ich meine, Grün dominiert.

Blechmann: Grüne Haare

Löwe: Grüne Schuhe

Dorothy: Grüne Kleider

Toto: Grüner Geruch

Die Bewohner von Oz fangen aufgeregt an zu tuscheln. Man hört:

Bewohner von Oz: Sie haben keine grünen Brillen…(durcheinander)

Erster Bewohner von Oz: Sehr verehrte Tiere! Dürfen wir euch ergebenst darauf hinweisen,

dass ihr keine grünen Brillen aufhabt!

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Zweiter Bewohner von Oz: Welches sehr verhängnisvoll ist! Denn das tut euren Augen gar nicht

gut!

Dritter Bewohner von Oz: Tiere können nämlich das Smaragdlicht von Oz gar nicht gut

vertragen

Vierter Bewohner von Oz: An den Augen

Fünfter Bewohner von Oz (ein kleines Kind): Da könnten die Augen PLATZEN!

Vierter Bewohner von Oz (weist das Kind zurecht): Blinden, heißt das, nicht platzen!

Dorothy: Er-blinden. Darf ich ergebenst fragen, ob sich dies auch auf

Menschen bezieht?

Alle Bewohner von Oz (aufgeregt): Erst recht!

Sie wuseln eilig davon und kommen mit grünen Brillen zurück, die etwas chaotisch durch die Gruppe

gereicht und dann den fünf Freunden aufgesetzt werden. Als das geschehen ist, breitet sich

zufriedenes Murmeln in der Gruppe aus. Die Bewohner betrachten die Freunde mit Wohlgefallen.

Erster Bewohner von Oz: Nun seid ihr gesichert.

Zweiter Bewohner von Oz: Darf ich ergebenst fragen, wohin euch euer Weg führt?

Alle 5 Freunde, unmittelbar nacheinander: Zur Smaragdstadt

Dritter Bewohner von Oz: Das habt ihr aber schön gesagt!

Vierter Bewohner von Oz: Und was wollt ihr da?

Dorothy: Wir wollen zum großen Zauberer von Oz!

Alle Bewohner (in schneller Folge): O-oo! O-oo!... Die Freunde neigen sich dabei gespannt vor

Fünfter Bewohner von Oz: (erklärend): Den kann man gar nicht sehen!

Erster Bewohner von Oz: Genauer gesagt: Den bekommt niemand zu Gesicht!

Zweiter Bewohner von Oz: Ich war schon oft in der smaragdenen Stadt, aber den Großen Oz

durfte ich nie sehen.

Dritter Bewohner von Oz: Ich kenne auch kein sterbliches Wesen, das ihn je zu Gesicht

bekommen hätte.

Vierter Bewohner von Oz: Man kann nicht einmal sagen, wie er aussieht.

Fünfter Bewohner von Oz: Weil er ein grooooßer Zauberer ist…

Erster Bewohner von Oz: … deswegen kann er jede erdenkliche Gestalt annehmen!

Zweiter Bewohner von Oz: Mal ist er eine Maus

Dritter Bewohner von Oz: Mal ist er ein Elefant

Vierter Bewohner von Oz: Mal ein Bein

Fünfter Bewohner von Oz: Mal ein Ohr

Erster Bewohner von Oz: Mal ein Tisch

Zweiter Bewohner von Oz: Mal ein Stuhl

Dritter Bewohner von Oz: Mal Schall

Vierter Bewohner von Oz: Mal Rauch

Alle Bewohner fangen lauthals an zu lachen. Beruhigen sich allmählich wieder. Trocknen sich die

Lachtränen ab. Außer Atem…Alle schauen sich nun ratlos an.

Dorothy: Das ist sehr merkwürdig. Wir müssen aber trotzdem zum Gro0en

Oz, sonst war unsere Reise ganz umsonst.

Fünfter Bewohner von Oz: Was wollt ihr denn bei ihm?

Dorothy: Wir brauchen alle etwas, was uns noch fehlt, damit wir uns ganz

fühlen. Es ist also ziemlich wichtig, dass wir ans Ziel kommen.

Zwei Wächter, ganz grün, marschieren aus dem Zuschauerraum auf. Klopfen mit ihren Speeren auf

den Boden, damit Ruhe eintritt. Die Bewohner von Oz machen ehrfürchtig raunend Platz.

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18

Erster Wächter: Der Große Oz lässt niemanden vor, der mit einem unsinnigen

Anliegen kommt.

Zweiter Wächter: Unsinnig ist es aber nicht, ganz sein zu wollen, wenn einem noch

etwas fehlt von sich.

Erster Wächter: Dies hat der Große Oz entschieden.

Zweiter Wächter: Deshalb ist es euch bestimmt, zum Großen Zauberer vorgelassen zu

werden.

Erster Wächter: Es gibt viele Türen zu ihm, und jeder von euch hat seine eigene.

Ihr werdet nacheinander jeder durch seine eigene Tür eintreten.

Zweiter Wächter: Er gewährt euch nur einzeln Audienz.

Erster Wächter: Wir sind die Wächter der Tore und werden euch einlassen.

Die Bewohner von Oz fallen sich vor Begeisterung in die Arme.

Die Wächter verbinden den 5 Freunden die Augen. Sie führen Vogelscheuche, Blechmann und Löwe

hinter die Bühne. Nur Dorothy bleibt. Die Wächter kehren zurück.

Zweiter Wächter: Der große Zauberer von Oz wird dir jetzt erscheinen.

Der Erste Wächter nimmt Dorothy die Augenbinde ab. Sie dreht sich nach hinten um.

Beleuchtung: Mit Schwarzlicht.

Im Bühnenhintergrund erscheint oben im Vorhang ein neonfarbener Kopf, der aus zwei

übereinanderliegenden Gesichtern besteht, die mit Leuchtfarben so geschminkt sind, dass die

Gesichter wie eine Einheit wirken. Sie sprechen stellenweise so, dass sie jeweils Wort für Wort

abwechseln. Diese Erscheinung könnte auch noch gedoppelt werden, also vier Gesichter über- und

nebeneinander. Oder eine zentrale Gestalt mit „Ablegern“ an den Seiten.

Zauberer von Oz: ICH / BIN / EINS / UND / ZWEI / UND / DREI / UND / VIER

Was dein Begehren sei / Sag jetzt und hier

Dorothy:plötzlich laut und jämmerlich Ich will heim nach Kansas!

Zauberer von Oz Zentralgestalt (nach langer Pause) Woher hast du die roten Schuhe?

Dorothy: Von der bösen Osthexe. Ich habe sie bekommen, als unsere

Hundehütte auf sie draufgestürzt ist nach dem Tornado.

Zauberer von Oz: GUT / GEMACHT / KLEINES / MÄDCHEN! Nun musst du noch die böse

Westhexe erledigen, dann darfst du zurück nach Kansas. Nur eine

böse Hexe ist noch über, DIE / SCHAFFST / DU / AUCH / NOCH!

Dorothy: Aber ich habe die Osthexe ja gar nicht absichtlich platt gemacht! Ich

kann das gar nicht, Hexen erledigen!

Zauberer von Oz: OHNE / SIEG / ÜBER / DIE / HEXE / KEIN / KANSAS!

Dorothy (weinerlich, wie ein kleines Kind) Ich kann das nicht!

Zauberer von Oz (herrscht sie zornig an; alle Stimmen gemeinsam): DER GROSSE OZ LÄSST

NIEMANDEN VOR ,DER MIT EINEM UNSINNIGEN ANLIEGEN KOMMT!!

WAS / IST / ES / DAS / DIR / NOCH / FEHLT / UM / GANZ / ZU / SEIN?

Dorothy (kläglich weinend): Kansas!

Zauberer von Oz (sanfter): Wieso sollte sich ein Mädchen wünschen, dort zu bleiben, wo es

ausgekrochen ist?

HAST / DU / KEINE / SINNVOLLEN / TRÄUME?

Dorothy (weinend, flehentlich, kindlich): Kansas!

Zauberer von Oz (sanft einwendend): Kansas ist grau!

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Dorothy (schluchzend): Ich mache es bunt!

Zauberer von Oz (wie ein Feuerwerk): ROT! / GELB! / GRÜN! / BLAU!

(alle) Ein guuter Traum! Lass den Regenbogen leuchten!

(Zentralgestalt, trocken) Dann mach die Westhexe platt!

Die Erscheinung des Zauberers verschwindet, das geheimnisvolle Licht erlischt.

Dorothy setzt sich kläglich an die Rampe.

Dorothy: Ich werde Tante Em und Onkel Henry nie wiedersehen! Und meine

Freunde sind auch weg! Jetzt bin ich ganz allein in diesem

schrecklichen fremden Land! Wieso soll ausgerechnet ich alle Hexen,

die es hier in allen Himmelrichtungen gibt, erledigen?

11

Dorothy sitzt vorne im Dunklen, unbewegt. Licht auf die Nordhexe, die geziert hereinschwebt.

Nordhexe: Der alte Zauberer ist ganz schön zersplittert! Persönlichkeitsspaltung scheint in Mode

zu kommen! Nun denn, da kann ich schon mithalten! Los, Mädels! (Sie nimmt eine

sehr gezierte Haltung ein. Vielleicht feilt oder lackiert sie sich die Nägel etc)

Die Munchkins, die in der Nähe herumstehen, schauen sich fragend an (meint

sie etwa uns? Wen sonst?); Dann holen sie sich schnell weiße Gardinen, werfen

sie sich über, und spielen „wie Nordhexe gehen und reden“ usw; sie parodieren

die Nordhexe ohne dass die das merkt; Die schaut auch gar nicht richtig zu

ihnen hin sondern nur auf Dorothy und die roten Schuhe Im Ton des Nachäffens: Nordost: Nordost!

Nordwest: Nordwest!

Nordsüd: Nordsüd!

Nordnord: Nordnord!

Nordhexe: Sehr distinguiert! Wenn wir auch keinen Regenbogen leuchten lassen können, so

doch immerhin ein Nordlicht!

Da sitzt sie immer noch herum, mit den schönen roten Schuhen der Osthexe!

(betrachtet Dorothy sehr von oben herab) Ich hätte sie dieser Landpomeranze doch

nicht lassen sollen. Sie kann sie gar nicht würdigen, geschweige denn nutzen!

(Sie spricht zu Dorothy, die wie versteinert da sitzt, in sehr anzüglichem Tonfall:)

Hast du schon einmal daran gedacht, dass du die roten Schuhe nicht einfach so ohne

Grund geerbt hast? Aaaach, das Schätzchen denkt, das hat sich halt so ergeben!

Weil zufällig eine Hundehütte auf eine Hexe draufgefallen ist! So was passiert halt

mal! Und dann latscht man mit hübschen roten Hexenschuhen durch die Gegend, als

wäre es die normalste Sache der Welt! Und das einzige, was man will, ist, nach

Kansas zurückzukommen!

Nordost: Sie will wahrscheinlich in Hexenschuhen Hühner füttern!

Nordwest: Oder für Onkel Henry Socken stopfen!

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Nordsüd: Oder in roten Schuhen einmal in der Woche in die Sonntagschule gehen!

Nordnord: Sie denkt, keiner in Kansas würde was davon merken!

Nordhexe: Ich fürchte, sie ist einfach hoffnungslos naiv!

Die vier Damen verziehen sich, werfen immer wieder etwas eifersüchtige Blicke zurück auf die roten

Schuhe. Vielleicht haben sie vorher sogar versucht, an den Schuhen herumzupolieren, sie unauffällig

von Dorothys Füßen zu ziehen….

12 Dorothy erwacht wie aus Trance. Sie betrachtet lange ihre Schuhe.

Dorothy: Hexenschuhe…. Hexenschuhe…. Ruckedigu… wem passt der Schuh?

Sie erhebt sich, versonnen, sie probiert ein paar Schritte, vor und zurück, dann zierlich tänzerisch,

dabei setzt sie die Füße sehr bewusst auf. Dann probiert sie mit dem Fuß einen Karatestoß in die Luft.

Sie wiederholt ihn energischer und überzeugter, nach verschiedenen Himmelrichtungen…

Dorothy: Da stecken eigentlich ziemlich viele Möglichkeiten drin! Man kann sich reindenken!

Karatestöße: Ost!

Nord!

(nach kurzem Zögern) West!...

Ein schreckliches Gekreische ertönt, dass Dorothy zusammenfährt. Es klingt nach Affen. Dorothy

versteckt sich erschrocken.

Auftreten die Westhexe, flankiert von 4 Mädchen, an einer verzweigten Hundeleine wild tobende

geflügelte Affen.

Westhexe: Westost, nimm die Leine! Halte die Affen zurück!

Westnord, gib mir einen Schluck Whiskey!

Westsüd, das Fernglas!

Westwest: Was siehst du da? (Sie reicht Westwest das Fernglas)

Westwest: Eine Vogelscheuche, ein Hund, ein komischer Blechmann und ein noch komischerer

Löwe sind im Anmarsch!

Westost: Vielleicht führen sich deshalb die geflügelten Affen so auf!

Westsüd: Aber die Göre mit den Hexenschuhen ist spurlos verschwunden!

Westhexe (herrscht sie an): Dumme Gans! Natürlich ist sie verschwunden! Hat ja auch die

Hexenschuhe an! (verächtlich, genervt) Oach!!!

Die Affen reißen an der Leine und drängen an die Rampe auf das Publikum zu

Westhexe: Lass die verdammten Affen von der Leine! Sie werden die Göre schon schnappen!

Und vielleicht noch ein paar verdammte Munchkins dazu zum Frühstück!

Westnord, noch einen Schluck Whiskey!

Westnord (kleinlaut): Leer!

Westhexe (legt einen Tobsuchtsanfall hin, der sich gewaschen hat) Gift und Galle! Dir werd ichs

zeigen! Du sollst mich kennenlernen! Leer, sagt sie! Kein Whiskey mehr! Soll das ein

Witz sein?? Whiskey ist hier der Running Gag, du dummes Ding!!

Die Affen sind ausgeschwärmt. Hinter der Bühne hört man Dorothy schreien. Dann bringen die Affen

Dorothy auf die Bühne.

Dorothy: Lasst mich sofort los, ihr blöden Viecher!

Westhexe (zuckersüß:) Och, wen haben wir denn da? Wer wird sich denn so aufregen, Schätzchen?

Wolltest du mir nicht gerade einen Tritt mit deinen niedlichen Schühchen geben?

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Mädchen, bringt die Affen in den Stall! Die Kleine kommt gleich nach!

13 Plötzlich geht das Licht aus. Finster auf der Bühne und im Saal.

Hinter der Bühne: flackerndes Taschenlampenlicht. Rufe hinter den Kulissen. Leute irren durch die

Kulissen.

1. Stimme: Hey, verdammt! Was ist jetzt passiert?

2. Stimme: Macht das Licht an!

3. Stimme: Hat jemand den Stecker rausgezogen?

4. Stimme: Wo ist der Sicherungskasten?

5. Stimme: Stromausfall!

6. Stimme: Mist!

7. Stimme: Blitzeinschlag im Kraftwerk von Kansas City

Munchkinstimmen: Kansas? Ich glaube nicht, dass es das gibt!

8. Stimme: Elektrostatische Aufladungen nach Tornado!

9. Stimme: Atmosphärische Störungen aus Westost!

10. Stimme: Westwest!

Stimme Henry: Verdammtes Glump! Wo ist meine Blechschere?

Stimme Em: Meine Gießkanne glüht!

Herein wankt der Blechmann. In seinem Brustpanzer blinkt ein rotes Herz.

Blechmann: Ich glühe! Ich brenne! Ich expodiere!

Stimmen 1,2,3: Er hat ein Herz!

Stimme 5: Und was für eins!

Stimme 6: Vorsicht! Es schaut ein bisschen gefährlich aus!

Stimme 10: Sein Herz hat die Saalsicherung rausgehaut! Bringt Lampen!

Blechmann: Oh! Oh! Oh! Ich fühle! Endlich habe ich ein Herz!

Westost, Westwest, Westsüd, Westnord kommen zögernd und schüchtern herein. Sie betrachten den

Blechmann, fangen an, ihm flirtend zu winken.

Blechmann: Hey, ihr kleinen Wetterhexen! Kommt doch näher! Ihr dürft euch gern mein neues

Herz anschauen!

Westwest: Bist du auch geerdet? Sonst blitzt es, wenn wir dir zu nahe kommen!

Westost: Wir dürfen leider nicht, wir müssen zu unserer Chefin

Westsüd: Der Westhexe

Westnord: Wir müssen neuen Whiskey herbeischaffen.

Sie gehen ab.

Blechmann: Wartet, ich komme mit! Ab

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14 Das Licht geht wieder an

In einer Ecke hinten auf einer Leiter sitzt der Hahn. Er wirkt sehr verdattert. Steigt zögernd von der

Leiter, schaut sich verwirrt um, kratzt sich am Kopf, kräht schüchtern.

Die Munchkins schauen durch den Vorhang.

1. Munchkin: Da hats wohl wirklich einen Kurzschluss gegeben!

2. Munchkin: Was tut der Hahn hier?

3. Munchkin: Den hat der Tornado raufgewirbelt!

Alle drei: A-ha! Gute Erklärung!

1. Munchkin: Hey! Hahn!

2. Munchkin: Hats dir die Federn verpustet?

3. Munchkin: Hats dir den Schnabel verbogen?

1. Munchkin: Hats dir das Krähen verschlagen?

Munchkins stecken aufgeregt die Köpfe zusammen.

2. Munchkin: Er kann nicht krähen ohne Whiskey!

3. Munchkin: Das ist ein Notfall!

Alle 3: Whiskey muss her!

Hahn, sehr verdattert, sperrt seinen Schnabel auf, deutet hinein, deutet Trinken an.

Hahn (etwas krächzend, unsicher): Whis –key!

Darauf ist er selbst so überrascht, dass er sprechen kann, dass er sehr verdutzt schaut. Das muss sehr

clownesk gespielt werden. Kratzt sich verdattert an seiner Hahnmütze, streckt die Zunge raus, sagt

ein paar Mal vorsichtig „Whis – key“. Dann zieht er auf einmal zufrieden eine Whiskeyflasche aus

seinen Federn.

Munchkins, alle 3: Er hat Whiskey dabei!

Plötzlich erschrocken, Finger an den Lippen, warnen sich gegenseitig:

1. Munchkin: Leise! Nicht so laut Whiskey sagen!

2. Munchkin: Wenn das die Westhexe hört, gibt’s Grillhähnchen!

3. Munchkin: Wir dürfen ihn nicht aus den Augen lassen. Den Whiskey kriegen wir schon!

Währenddessen hat der Hahn in einem Zug fast die ganze Flasche ausgetrunken. Ein kleiner Rest ist

noch darin. Er schaut danach sehr zufrieden und natürlich sehr benebelt. Die Munchkins haken ihn

unter und gehen scheinbar fürsorglich mit ihm ab.

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15 Die Vogelscheuche erscheint. Sie trägt das Buch „Der Zauberer von Oz“. Liest daraus vor, wie die

Westhexe durch einen Wasserguss erledigt wird. Die wörtliche Rede wird von den Darstellern der

jeweiligen Rolle gesprochen, aus dem Off

Vogelscheuche:

Wie äußerst absurd mir diese literarische Idee erscheint! Die böse Westhexe

ist die Protagonistin, die den Antagonismus zwischen der

Identitätssuchenden und den numinosen Mächten des Widerstands

verkörpert, und dann soll ihre Überwindung, die eigentlich die höchste Form

der Selbsterkenntnis und Ich-Werdung erfordern sollte, in höchst banaler

Weise durch einen Guss Wasser bewerkstelligt werden. Sehr plausibel

erscheint mir dies wahrlich nicht und wäre das Werk nicht so bekannt, würde

ich dazu tendieren, es umzudichten. Dank meines überragenden Geistes und

meiner unbestechlichen Imaginationskraft wäre mir dies ein Leichtes. Freilich

wäre ein akzeptabler Deutungsansatz vielleicht die These, dass man den

Teufel mit dem Beelzebub austreibt, also die Wetterhexe mit ihren eigenen

Waffen schlägt, wie man ebenfalls zu sagen pflegt. Dennoch kann ich mich

der Kritik an diesem literarischen Werk nicht enthalten.

Liebe/r Vogelscheuchendarsteller/in, das kommt natürlich nur dann gut, wenn du nicht der

Versuchung erliegst, den Text in das Zauberer-von-Oz-Buch reinzulegen und heimlich abzulesen! Du

musst ins Publikum schauen und deinen klugen Text auswendig runterspulen und mit bedeutsamen

Gesten unterlegen! Viel Spaß beim Memorieren (Vorher hast du ja eh nur dummes Zeug zu sagen

gehabt, jetzt kannst du endlich beweisen, was in deinem Strohkopf steckt!)

1. Munchkin, aus dem Vorhang: Uiiiii! Die Vogelscheuche kann gescheit daherreden wie ein

Lehrer!

2. Munchkin: Vorher hat man sie zwar besser verstanden…

3. Munchkin: …aber man kann jetzt besser mit ihr angeben.

2. Munchkin: Genau! „Das Orakel im Maisfeld“, oder so!

Alle 3: Perfekte Geschäftsidee!

16 Auftritt: Onkel Henry. Er schaut sehr zerzaust aus und schwankt etwas. Er betrachtet die

Vogelscheuche. Diese hält sich sofort ganz reglos, schaut ihn an.

Henry ( kratzt sich am Kopf, spricht breites Bayrisch): Mei, is mir schwindlig! Der verdammte

Tornado hat mich ganz schon rumgewirbelt (Ich weiß, dass unsere

Henry-Darsteller in der Lage sind, dies in astreines Bayrisch

umzuwandeln!)

Aber jetzt kenn ich mich wieder aus! Da ist ja unsere Vogelscheuche!

Steht nicht mehr ganz grad! Ja mei, der Wind, der verreckte!

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Aber meine Flasche hab ich ja fest reingesteckt ins Stroh, die wird’s

scho überstanden haben. Mal schaun! A gscheiter Schluck Whiskey

wär jetzt scho recht nach dem Schreck!

Er nähert sich der Vogelscheuche, um die Whiskeyflasche aus ihr herauszuholen. Als er handgreiflich

wird, knallt ihm die Vogelscheuche das Buch auf den Kopf.

Vogelscheuche: Ich muss Sie bitten, mein Herr! Unterstehen Sie sich nicht,

handgreiflich zu werden!

Henry völlig perplex: Hä? Was war denn jetzt das? Ich hab doch noch gar keinen Whiskey

getrunken!

Die Munchkins kichern aus den Vorhängen heraus. Als Henry sich zu ihnen umdreht, haut die

Vogelscheuche schnell ab und streckt Henry im Abgehen noch die Zunge heraus.

Jetzt trippelt der Hahn auf die Bühne. Er torkelt ziemlich und nimmt von Henry gar keine Notiz. Er

stellt sich vorn an die Rampe, schaut frech ins Publikum, zieht die Whiskeyflasche hervor, zeigt sie

dem Publikum, setzt an, zu trinken.

Henry: Des is doch mei Gockel! (bayrischen Fluch einfügen, bitte)

Und der hat meine Whiskeyflasche! Na wart, gleich gibt’s

ChickenMcNuggets!

Auf einmal hört man hinter der Bühne die Affen kreischen. Henry erschrickt. Beliebig viele Affen

stürmen auf die Bühne. Ein Affe schnappt dem Hahn die Whiskeyflasche weg. Die Affen toben wieder

von der Bühne. Der Hahn wackelt hinterher.

Henry: Ja spinn ich jetzt! Das waren doch Affen! Aber ich bin doch ganz

nüchtern! Keinen einzigen Schluck hab ich erwischt!

Die Westhexe tritt auf.

Westhexe: Jemand hat hier Whiskey gesagt! Wo ist die Flasche? Heraus damit!

Henry: ….Em…? Bist du’s…? Dich hat der Tornado aber sauber zugerichtet!

Aber… so gefälltst du mir fast besser als mit Kopftuch!

Westhexe: Bist du ein Zauberer? Deine Sprache klingt so magisch.

Henry: Ja freili, mei Emmy, des woast ja, dass i a Zauberer bin (Henry

zwinkert kumpelhaft ins Publikum. Er fasst die Hexe fest um die

Taille) Geh nur mit, mei Emmy, wennst grad amal zum Scherzen

aufgelegt bist! Des kann glei wieder vorbei sein, des muss ich

ausnützen! Da brauch i jetz grad net amal an Whiskey dazu, so fesch

wie’sd grad ausschaust! (Er schiebt die Westhexe hinter die Kulissen)

17 Die Munchkin trauen sich aus den Vorhängen heraus, kommen auf die Bühne, schauen sich kichernd

um.

1. Munchkin: Was war denn das für ein Kerl?

2. Munchkin: Vielleicht einer aus Kansas.

3. Munchkin: Ich glaube nicht, dass es das gibt.

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1. Munchkin: Nach dem Tornado kann man sich da nicht mehr so sicher sein.

2. Munchkin: Es ist ein ziemliches Drunter und Drüber

3. Munchkin: Das hast du aber schön gesagt!

1. Munchkin: Wo sind eigentlich die Affen hin?

Sie schauen suchend herum. Ein Munchkin schaut nach hinten durch den hinteren Vorhang. Man sieht

also nur seinen Rücken. Auf einmal dreht er sich nach vorne. Die anderen genauso.

Nun folgt die versprochene Teichoskopie! = Mauerschau. dramaturgischer Fachausdruck!

2. Munchkin: Oh nein! Was machen die Affen da!

3. Munchkin: Das können sie doch nicht tun!

1. Munchkin: Das ist doch einfach bodenlos!

2. Munchkin: Eine tierische Schweinerei!

3. Munchkin: Iiiiiiiih! Nie wieder lang ich diese Flasche an!

1. Munchkin: Ich auch nicht!

2. Munchkin: Was sind das nur für blöde Viecher!

3. Munchkin: Wäääh!

Man hört die Affen kreischen

Der Hahn erscheint torkelnd. Er hat die Whiskeyflasche in der Hand. Sie ist randvoll. Gelbe Flüssigkeit,

wie Whiskey. Sofort verziehen sich die Munchkins mit einer Miene des Abscheus.

Der Hahn torkelt.

Er tritt vor an die Rampe. schwankt. Präsentiert die Flasche. Schwankt. (Spannung!!!!!)

Er setzt an zum Trinken. Verzieht, bevor sein Mund nur die Flasche berührt hat, angewidert das

Gesicht. Riecht. Verzieht noch angewiderter das Gesicht….. Stellt schließlich die Flasche vorne in die

Bühnenmitte und torkelt davon.

18 Der Löwe springt auf die Bühne. Er faucht wild und droht mit den Pranken in alle Richtungen.

Dorothy erscheint mit der Vogelscheuche und dem Blechmann.

Dorothy: Ich danke euch so, dass ihr mich befreit habt! Diese widerlichen Affen!

Blechmann: Das hat Leo gemacht! Er ist sooo mutig auf sie zugestürmt, dass sie sofort

abgehauen sind!

Vogelscheuche: Ein echter Held!

Leo präsentiert sich stolz, wie der Sieger nach einem Boxkampf.

Löwe: Die sollen sich ja nicht wieder hertrauen, diese windigen Affen! Sonst ist

Schluss mit Pazifismus!

Aus den Kulissen erscheinen jetzt von allen Seiten Munchkins und Ozzerer. Bewundernd betrachten sie

den Löwen aus respektvoller Entfernung.

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Vorne an der Rampe steht immer noch die ominöse Whiskeyflasche. Gelbes Scheinwerferlicht richtet

sich auf einmal (Spot) auf die Flasche. Die Augen aller Anwesenden richten sich auf die Flasche.

Vogelscheuche: Sieh mal einer an! Da ist ja unsere Whiskeyflasche!

Blechmann (mit beim Sprechen zusammengekniffenen Lippen): Oh, herrlich! Ich brauche

wieder Schmieröl in den Mundwinkeln, ich bin schon wieder etwas

eingerostet!

Die Vogelscheuche will schon nach der Flasche greifen, doch da schreien alle Munchkins entsetzt auf.

Munchkins: Nein! Nicht berühren!

1. Munchkin: Kommt ihr nicht zu nahe!

2. Munchkin: Haltet Sicherheitsabstand!

3. Munchkin: Ja nicht anfassen!

Die Munchkins flüstern den Ozzerern ins Ohr. Diese machen ganz entsetzte Mienen und geben

entsetzte Laute von sich. Alle „Eingeweihten“ starren voller Grauen die Flasche an. Die Zuschauer

müssen den Eindruck haben, dass es etwas ganz Schreckliches mit der Flasche auf sich hat.

1. Ozzerer: Grausig!

2. Ozzerer: Gruselig!

3. Ozzerer: Fürchterlich!

4. Ozzerer: Ich fürchte mich!

5. Ozzerer: Ich hab Angst!

Löwe: Angst? (Er tritt vor, wirft sich in die Brust, stolziert siegessicher usw)

Wovor denn Angst? Doch nicht vor so einem mickrigen Fläschchen! Ich kenne

keine Angst!

Umrundet die Flasche mit herausfordernden Blicken und Gesten wie einen Feind.

Er nähert sich etwas prahlerisch der Flasche und man merkt, dass er im Begriff ist, sie zu ergreifen.

Munchkins und Ozzerer spielen Entsetzen.

1. Munchkin: Nicht!

2. Munchkin: Bleib weg da!

3. Munchkin: Ich kann nicht hinschauen!

2. Munchkin: Er ist lebensmüde!

3. Munchkin: Er stürzt sich ins Verderben!

1. Munchkin: Das hat nichts mehr mit Mut zu tun! Das ist Wahnsinn!

Löwe: Oh doch, das hat etwas mit Mut zu tun! Ich bin muuuutig! Jawohl! Seeeehr

mutig! Ich fürchte mich vor nix! Das werdet ihr gleich sehen!

2. Munchkin (tritt vor an die Rampe, richtet sich an das Publikum. Wenn er spricht => alle anderen

auf der Bühne freeze!)):

Kinder! Sagts ihr ihm! Warnt ihn! Rettet ihn vor der Selbstzerstörung!

Vielleicht hört er auf euch! Kinder! Soll Leo die Flasche nehmen? Schreit laut!

Die Munchkins animieren die Kinder im Publikum durch Gesten, laut zu rufen, um Leo zu warnen, so

ähnlich, wie das im Kasperltheater üblich ist. Hoffentlich entsteht auf diese Weise ein rechter Tumult

im Saal.

Egal, was die Kinder schreien: Leo geht grinsend und herausfordernd zur Flasche, er macht es

spannend, er greift nach der Flasche und lacht dabei herausfordernd ins Publikum. Er schraubt

langsam den Verschluss auf.

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19 Auf einmal tritt die Westhexe hinten aus dem Vorhang, diesmal aber nicht stürmisch wie sonst,

sondern ganz langsam und leise. Alle Umstehenden außer Leo bemerken sie und weichen

erschrocken, aber leise zurück. Sie versuchen nur, den Löwen durch Gesten auf die Hexe aufmerksam

zu machen.

Die Westhexe tritt langsam hinter den Löwen. Dieser kokettiert immer noch mit dem Publikum.

Leo schraubt die Flasche auf. Man sieht an seiner Miene, wie ihm plötzlich der entsetzliche Geruch in

die Nase steigt. Er verzieht entsetzt das Gesicht und hält die Flasche weit von sich, in Richtung

Publikum.

Die Westhexe tritt sachte neben ihn und sagt leise, mit bedrohlichem Unterton:

Westhexe: Ausgespielt, Löwe! Gib mir die Flasche!

Der Löwe dreht sich langsam zur Hexe um und versteckt die Flasche hinter seinem Rücken. Beide

stehen sich an der Rampe frontal gegenüber. Leo weicht keinen Schritt zurück.

Löwe: Ich bin kein Löwe! Ich bin Aladdin und das ist meine Wunderlampe.

Ozzerer (alle; schreien): Genau! Da ist ein Dschinn drin!

Henry taucht auf.

Henry: Des is koa Gin, des is Whiskey! Geh, Emmerl, i hol dir dei Flaschn, wart!

Die Westhexe fährt herum wie von der Tarantel gestochen, streckt ihre Kralle gegen Henry aus und

schleudert ihm einen Zauber entgegen, dass er wie vom Schlag getroffen zusammenfährt,

niederstürzt und sich nur langsam und sehr eingeschüchtert wieder hochrappelt. Er bleibt aber am

Boden sitzen.

Westhexe: Komm mir ja nicht noch einmal zu nahe, Elender!

Alle schauen ganz entsetzt.

Dorothy tritt nach vorn, stellt sich vor Leo, also zwischen diesen und die Westhexe. Sie steht also sehr

nah Auge in Auge mit der Hexe.

Dorothy: Ich finde, Sie sollten auf meinen Freund hören, Sie Tussi! Wenn Leo sagt, er

ist Aladdin, dann ist das auch eine Wunderlampe!

Sie schnappt sich die Flasche und hält sie der Hexe hin.

Vielleicht wollen Sie es selbst testen und einmal an der Wunderlampe

reiben?

Nun drängt sich Leo zwischen Dorothy und die Westhexe, tauscht also mit Dorothy Platz.

Herausfordernd schaut er die Hexe an, die versucht, nach der Flasche in Dorothys Hand zu greifen.

Löwe: Sie sollten jedenfalls unter gar keinem Umständen versuchen, aus einer

Wunderlampe zu trinken!

Die Hexe angelt immer nach der Flasche, kommt aber nicht an dem Löwen vorbei. Nun stellt sich auch

noch Toto hinter Dorothy und nimmt die Flasche an sich. Er wechselt immer die Hände, hält die

Flasche einmal in der rechten, dann wieder in der linken Hand. Leo stößt die Hexe immer wieder

zurück, wenn sie versucht, nach der Flasche zu greifen. Auf diese Weise foppen sie die Hexe, die

sichtlich immer gereizter wird.

Die Nordhexe erscheint. Bei ihrem Anblick fällt Henry wieder in Ohnmacht.

Nordhexe: Was höre ich? Ihr habt Aladdins Wunderlampe mit dem Dschinn? Mir ist seit

Tausenden von Jahren ein Dschinn versprochen! Endlich erfüllt sich mein

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Schicksal und ich finde meinen Geliebten! Oh, lasst ihn mich befreien, lasst

mich an der Wunderlampe reiben!

Die Freunde stutzen kurz.

Löwe: Man sollte einem solchen Schicksal nicht im Wege stehen!

Toto stellt die Flasche vorne an die Rampe und die Freunde treten zurück.

Toto: Bitte schön, die Damen! Möge die Bessere gewinnen!

Nun stürzen die beiden Hexen auf die Flasche zu und liefern sich einen haarsträubenden Kampf um

die Flasche. Zunächst gelingt es der Nordhexe, die Flasche zu ergreifen. Sie drückt sie ans Herz und

reibt sie ganz heftig, macht dann schnell den Verschluss auf… und man sieht, wie sie von den

Dämpfen betäubt taumelt und umsinkt. Diesen Moment nutzt die Westhexe, die Flasche zu ergreifen.

Triumphierend hält sie die Flasche hoch. Dann benetzt sie mit dem Inhalt ihre Hand wie man das mit

Rasierwasser macht und tupft sich die Flüssigkeit auf den Hals wie Parfüm. Sie findet offensichtlich

den Geruch angenehm. Vielleicht auch ans Handgelenk und daran riechen wie bei Duftprobe. Dann

setzt sie die Flasche an den Mund und trinkt sie in einem Zug aus. Allmählich verändert sich ihre

Miene. Man sieht, dass die Wirkung einsetzt. Sie ringt nach Luft. Stößt ihre letzten Worte hervor:

Westhexe: Verwünscht!...Das ist kein Whiskey!...Was ist das für ein Wasser?... Verwünschte

Munchkins! …Freches Gör mit den roten Schuhen! … Hetzt die Affen auf sie!

Sie bricht zusammen. Ozzerer und Munchkins umringen sie und tanzen um sie herum, dabei singen sie

„Ding Dong the witch is dead!“ Dann schleppen sie gemeinsam die Westhexe hinaus.

Zurück bleiben: Dorothy, Löwe, Blechmann, Vogelscheuche, Toto

Ohnmächtig am Boden liegend: Henry und die Nordhexe. Sie liegen fast nebeneinander.

20 Auftritt Tante Em

Dorothy (begeistert): Tante Em! Oh, liebe Tante Em! Wo kommst du denn auf einmal her!

Em: Kind! Um Himmels willen, da bist du ja! (Sie fallen sich in die Arme). Ich habe

überall nach dir gesucht! Im Sturmkeller, im Hühnerstall, in der Prärie, in der

Sonntagsschule! Der Pastor hat gesagt, ich soll mich in den Willen des Herrn

ergeben, du wärest sicher im Himmel!

Toto: Womit der Pastor ausnahmsweise einmal fast recht hat!

Em betrachtet den sprechenden Hund etwas verwirrt und verständnislos, dann schaut sie die drei

Freunde noch verwirrter an

Em: Das …ist!...Ist …das…?...

Toto (weist auf den Löwen): Der neue Pastor, ein sehr ökologisch orientierter Herr, wie Sie an seiner

Barttracht sehen. Vegetarier. Und pazifistisch obendrein. (weist auf den

Blechmann): Der Monteur des neuen Blitzableiters, (weist auf die

Vogelscheuche) und dieser Herr/Dame will im Maisfeld eine Popcorn-Drive-

in-Bude eröffnen, damit in Kansasauch endlich ein bisschen moderne

Zivilisation Einkehr hält. Ich steige vielleicht später mit einer Dönerbude in

das Geschäft ein.

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Em gibt allen Genannten brav und völlig verdattert die Hand, die sie sich vorher an ihrer Kittelschürze

abwischt. Sie streicht sich ihre Kittelschürze glatt und richtet sich das Kopftuch..

Em: Sehr erfreut… Meine Gießkanne ist leider verglüht, da nützt auch kein

Blitzableiter mehr… Leider sind meine Kürbisse völlig verschrumpelt, sonst

würde ich mich an dem Drive-in-Geschäft beteiligen… Sehr erfreut…

Willkommen in Kansas… Dorothy, wir müssen Onkel Henrys Socken stopfen,

die hat der Tornado durch das Windrad gejagt… völlig zerfetzt…

Dorothy (liebevoll, aber ein bisschen kopfschüttelnd): Oh, Tante Em!

In diesem Moment fällt Ems Blick auf den neben der Nordhexe am Boden liegenden Onkel Henry. Sie

schnappt nach Luft. Sie deutet empört und sprachlos auf die beiden, schaut anklagend zum neuen

Pastor, dann wieder vorwurfsvoll auf Henry.

Em: Henry!!!

Henry kommt zu sich, richtet sich auf, kratzt sich verdattert am Kopf. Fährt erschrocken zusammen,

als er Em wahrnimmt, steht schnell auf, richtet seine Kleider, Haare, macht entschuldigende Gesten,

kriegt aber kein Wort heraus vor Schreck

Nun richtet sich die Nordhexe auf, rappelt sich auf, richtet sich ihr Kleid, schaut suchend herum

Nordhexe: Wo sind denn alle hin? (schaut zu Henry) Ach ja… mein Dschinn! …Den hatte

ich mir aber anders vorgestellt!

Toto: Sehen Sie? So sind Sie auf dem Boden der Tatsachen angekommen wie so

einige der hier Anwesenden. (Die deutende Geste, die er macht, bezieht auch

die Zuschauer mit ein)

Blechmann: Aber die Liebe bleibt!

Em (macht verscheuchende Gesten und hakt sich dann bei Henry unter. Die Nordhexe weicht der

energischen Em und verzieht sich)

Löwe: Wie schön, dass das friedlich zu lösen war!

Vogelscheuche: Dann richten wir uns doch mal in der Realität ein!

Em hakt sich auch bei Dorothy ein. Em und Henry nehmen Dorothy in die Mitte.

Em: Jetzt musst du mir erzählen, Kind, wo du dich verkrochen hast beim Tornado!

Dorothy (lacht).: Das wirst du kaum verstehen, gute Tante Em! Aber schau nur, was ich für

schöne neue Schuhe habe!

Em: Oh, wie hübsch! Aber etwas auffällig. Aber sie stehen dir ! Die kannst du ja

gleich in der Sonntagsschule anziehen!

Dorothy (lacht): Da muss ich erst den neuen Pastor fragen, ob er damit einverstanden

ist (sie zwinkert dem Löwen zu. Die drei gehen einträchtig zusammen mit dem

Löwen ab)

21 Im Folgenden wird die Bühnenillusion nicht mehr aufrechterhalten. Ozzerer, die sich auf der Bühne die

Perücken ausziehen, und Munchkins, die sich abschminken, Schweiß abwischend, erschöpft aber

glücklich, schieben noch einmal den Hügel der Präriehunde herein. Die Puppenspieler ziehen sich offen

vor dem Publikum die Präriehundhandpuppen an. Ozzerer bewegen, offen zu sehen, die Stare.

Auch der Zaun mit dem Mais wird hereingeschoben. Toto sitzt in der Nähe der Präriehunde am Boden

(oder liegt gemütlich). Die Vogelscheuche baut einen Poppcornstand auf und verteilt an den

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Blechmann und die auf der Bühne befindlichen Leute Popcorn. Die Präriehunde werden gefüttert, die

Stare auch. Toto bevorzugt einen Knochen.

Blechmann: Und, was würdest du sagen, ist nun der tiefere Sinn dieser Geschichte?

Hä, kluge Vogelscheuche? Außer, dass dein Popcorn wirklich eine echte

Bereicherung ist?

Die Vogelscheuche verteilt ungerührt ihr Popcorn. Herumstehende, Popcorn

essende Ozzerer und Munchkins mischen sich ein.

Ozzerer: Bei einem Tornado in eine Hundehütte zu kriechen mit dem besten Freund,

ist eine gute Idee. Aber erwarte nicht, an dem Ort wieder zu landen, wo du

abgehoben hast!

Ozzerer: Wenn du auch mal sehr zersplittert bist wie der Zauberer von Oz, so kannst

du trotzdem das noch finden, was dir fehlt, um ganz zu sein.

Munchkin: Lass dich von keiner Hexe herumkommandieren, egal, aus welcher

Himmelsrichtung sie auf dich zukommt.

Toto: Und denke daran: Frechheit siegt!

Blechmann: Man kann zwar nicht das Ende des Regenbogens erreichen, aber man kann

über den Regenbogen oben drüber fliegen!

Munchkin: Wenn man nun schon mal rote Hexenschuhe anhat, sollte man auch zu ihnen

stehen und was draus machen.

Ozzerer: … und den Regenbogen leuchten lassen

Ozzerer: Betrifft das nur Mädchen?

Munchkin: Jungen mindestens genauso wenn nicht noch mehr

Blechmann: Und auch die, die weder das eine noch das andere sind

Mehrere Ozzerer: Erst recht!!!

Vogelscheuche: Darüber muss ich nachdenken.

Blechmann: Tu das mal. Hauptsache, Herz ist wichtiger!

Vogelscheuche: Auf alle Fälle!

Man sieht sie noch eine Weile nachdenklich Popcorn essen und Popcorn teilen.

Em kommt mit einem Besen vorbei, kehrt heruntergefallenes Popcorn auf, geht wieder ab.

Dorothy tanzt über die Bühne, barfuß, die roten Schuhe in der Hand, dreht sich glücklich im Kreis, ab.

Dann geht das Licht aus.

Das Licht geht wieder an.

Auftritt: Der Hahn. Er tritt an die Rampe, kräht ganz laut und kräftig und

übermütig. Er hebt die Whiskeyflasche hoch und dreht sie um, dass man sieht,

dass sie leer ist und kein Tropfen mehr darin. Ab.

Das Licht geht aus.

ENDE