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BTR 4/2011 48 GERBRAND BORGDORFF Vom Repertoiretheater zum Festspielhaus BüHNENTECHNISCHE EINRICHTUNGEN Im Zuge der Sanierung wurden die Bühnentechni- schen Einrichtungen des Hauses der Berliner Fest- spiele an die Erfordernisse des Festspielbetriebes angepasst. Auch die für Veranstaltungen genutzte Seitenbühne sowie das Foyer wurden von den pro- visorisch installierten Einrichtungen befreit. Zum ersten Mal erhielt das holländische Planungsbüro Theateradvies einen Auftrag in Deutschland. Der Projektleiter stellt das Projekt vor und berichtet über seine Erfahrungen mit deutschen Verfahrensweisen. ür uns war die Aufnahme in das Pla- nungsteam für das Haus der Berliner Festspiele eine unerwartete, aber er- freuliche überraschung. In Deutschland gibt es viele ausgezeichnete Kollegen, und so hatten wir wirklich nicht damit gerechnet, für ein Projekt, das alle deutschen, sowie einige ausländische Kollegen reizen würde, den Planungsauftrag zu bekommen. Aber wir wurden beauftragt, und für uns stellte es sich als großartiges Projekt heraus. Das Pla- nerteam bestand aus einem holländischen und zwei deutschen Büros: Theateradvies aus Amsterdam für die Planung der Ober- maschinerie, AMT aus Hannover für Audio-, Video- und Inspiziententechnik und Blue Node aus Berlin für die Untermaschinerie, das Licht und den Bühnenboden. Die Büros arbeiteten unter dem Namen ETEG (euro- päische Expertengruppe) als Arbeitsgemein- schaft zusammen. Die Renovierung war in mehr als einer Hin- sicht kompliziert. Das größte Problem war die Zeit. Die Termine waren sehr eng, und einige der Festivals, die normalerweise in diesem Theater stattfinden, sollten wäh- rend der Renovierung fortgeführt werden. Deshalb wurden die Planung und Ausschrei- bung in knapp einem halben Jahr durchge- führt, und die Sanierung musste in vier Pha- sen unterteilt werden. Knappe Planungszei- ten sind immer sehr riskant, aber wir hatten Glück mit unserem Kunden, vertreten durch den Technischen Direktor, Andreas Weid- mann, den Lichtchef, Carsten Meyer und den Tonmeister Manfred Tiesler. Sie wussten genau, was sie wollten und trafen schnelle Entscheidungen. Zudem verfügten wir auch über einige Erfahrungen mit der Planung neuer bühnentechnischer Anlagen in den Niederlanden. Als das holländische Gewerbeaufsichtsamt 2000 alle Handzüge im Theater verbot, wurde eine übergangszeit von sechs Jahren zugestanden. Manche Häuser machten sich in letzter Minute an den Umbau, um eine Schließung zu verhindern. So mussten wir in manchen Fällen Planung und Ausschreibung in drei Monaten fertigstellen. Da das euro- päische Ausschreibungsverfahren alleine schon zwei Monate dauert, blieb nur noch einer für die Planung. Gleichwohl ist die Planung in Deutschland etwas komplizierter als in den Niederlanden und erfordert mehr Zeit. Schnelles Arbeiten kann zu kleinen Fehlern führen und dazu, dass man etwas übersieht, was später dann zu ernsthaften Problemen führen kann; ins- besondere wenn die Planung mit den ande- ren Beteiligten abgestimmt werden muss. Vor der Renovierung Bei Planungsbeginn bestand das Theater aus einem Zuschauerraum mit 986 Sitzen, einer Hauptbühne, einer Hinterbühne sowie einer Seitenbühne, die ebenfalls als Veranstal- tungsraum genutzt wurde. Die Hauptbühne verfügte über eine Gegen- gewichts-Zuganlage mit 38 Zügen über der Bühne und sieben Vorbühnenzügen. In der Seitenbühne waren lediglich einige Schienen installiert, die zum Verfahren von Traversen genutzt werden konnten. Die Hinterbühne hatte überhaupt keine Hubeinrichtungen. Große Stahltore trennten die Hauptbühne von der Seiten- und Hinterbühne. Die Unter- maschinerie bestand aus einer Drehscheibe und drei Orchesterpodien. Im Zuschauer- raum waren eine große und eine kleine Be- leuchtungsbrücke sowie insgesamt fünf Elek- trozüge für die verschiedenen Beleuchtungs- positionen installiert. Der Schnürboden war nur teilweise begehbar, da die vertikal, hori- zontal und schräg gespannten Seile ihn blo- ckierten. Punkt- und Kettenzüge konnten nur mit persönlichem Risiko verwendet werden. F

Vom Repertoiretheater zum Festspielhaus

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Zum ersten Mal erhielt das holländische Planungsbüro theateradvies einen auftrag in deutschland. der Projektleiter stellt das Projekt vor und berichtet über seine erfahrungen mit deutschen Verfahrensweisen.

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BTR 4/201148

Gerbrand borGdorff

Vom Repertoiretheater zum Festspielhaus

bühnentechnischeeinrichtunGen

im Zuge der sanierung wurden die bühnentechni-

schen einrichtungen des hauses der berliner fest-

spiele an die erfordernisse des festspielbetriebes

angepasst. auch die für Veranstaltungen genutzte

seitenbühne sowie das foyer wurden von den pro-

visorisch installierten einrichtungen befreit. Zum

ersten Mal erhielt das holländische Planungsbüro

theateradvies einen auftrag in deutschland. der

Projektleiter stellt das Projekt vor und berichtet über

seine erfahrungen mit deutschen Verfahrensweisen.

ür uns war die aufnahme in das Pla-nungsteam für das haus der berliner festspiele eine unerwartete, aber er-

freuliche überraschung. in deutschland gibt es viele ausgezeichnete Kollegen, und so hatten wir wirklich nicht damit gerechnet, für ein Projekt, das alle deutschen, sowie einige ausländische Kollegen reizen würde, den Planungsauftrag zu bekommen. aber wir wurden beauftragt, und für uns stellte es sich als großartiges Projekt heraus. das Pla-nerteam bestand aus einem holländischen und zwei deutschen büros: theateradvies aus amsterdam für die Planung der ober-maschinerie, aMt aus hannover für audio-, Video- und inspiziententechnik und blue node aus berlin für die untermaschinerie, das Licht und den bühnenboden. die büros arbeiteten unter dem namen eteG (euro-päische expertengruppe) als arbeitsgemein-schaft zusammen.die renovierung war in mehr als einer hin-sicht kompliziert. das größte Problem war die Zeit. die termine waren sehr eng, und einige der festivals, die normalerweise in diesem theater stattfinden, sollten wäh-rend der renovierung fortgeführt werden. deshalb wurden die Planung und ausschrei-bung in knapp einem halben Jahr durchge-

führt, und die sanierung musste in vier Pha-sen unterteilt werden. Knappe Planungszei-ten sind immer sehr riskant, aber wir hatten Glück mit unserem Kunden, vertreten durch den technischen direktor, andreas Weid-mann, den Lichtchef, carsten Meyer und den tonmeister Manfred tiesler. sie wussten genau, was sie wollten und trafen schnelle entscheidungen. Zudem verfügten wir auch über einige erfahrungen mit der Planung neuer bühnentechnischer anlagen in den niederlanden. als das holländische Gewerbeaufsichtsamt 2000 alle handzüge im theater verbot, wurde eine übergangszeit von sechs Jahren zugestanden. Manche häuser machten sich in letzter Minute an den umbau, um eine schließung zu verhindern. so mussten wir in manchen fällen Planung und ausschreibung in drei Monaten fertigstellen. da das euro-päische ausschreibungsverfahren alleine schon zwei Monate dauert, blieb nur noch einer für die Planung.Gleichwohl ist die Planung in deutschland etwas komplizierter als in den niederlanden und erfordert mehr Zeit. schnelles arbeiten kann zu kleinen fehlern führen und dazu, dass man etwas übersieht, was später dann zu ernsthaften Problemen führen kann; ins-

besondere wenn die Planung mit den ande-ren beteiligten abgestimmt werden muss.

Vor der Renovierung

bei Planungsbeginn bestand das theater aus einem Zuschauerraum mit 986 sitzen, einer hauptbühne, einer hinterbühne sowie einer seitenbühne, die ebenfalls als Veranstal-tungsraum genutzt wurde.die hauptbühne verfügte über eine Gegen-gewichts-Zuganlage mit 38 Zügen über der bühne und sieben Vorbühnenzügen. in der seitenbühne waren lediglich einige schienen installiert, die zum Verfahren von traversen genutzt werden konnten. die hinterbühne hatte überhaupt keine hubeinrichtungen. Große stahltore trennten die hauptbühne von der seiten- und hinterbühne. die unter-maschinerie bestand aus einer drehscheibe und drei orchesterpodien. im Zuschauer-raum waren eine große und eine kleine be-leuchtungsbrücke sowie insgesamt fünf elek-trozüge für die verschiedenen beleuchtungs-positionen installiert. der schnürboden war nur teilweise begehbar, da die vertikal, hori-zontal und schräg gespannten seile ihn blo-ckierten. Punkt- und Kettenzüge konnten nur mit persönlichem risiko verwendet werden.

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Oberste Prioritäten: Flexibilität und Platz

die aufgabe war klar: das theater sollte für eine möglichst flexible nutzung eingerichtet werden. dies fing bereits in der seitenbüh-ne an, die für kleinere Vorstellungen genutzt wird. Zunächst wurden hier Galerien einge-baut. an der hinteren Wand der seitenbühne konnten diese Galerien im raum selbst ins-talliert werden, aber der vordere teil der sei-tenbühne ist schmaler. deshalb mussten die Galerien hier in den angrenzenden räumen untergebracht werden. ein teil der Wand wurde eingerissen, eine Galerie wurde einge-baut und die Wand dahinter errichtet. dies war eine einfache Maßnahme, die aber eine enorme Verbesserung für die beleuchtungs-positionen bringt. die Galerien wurden in der ersten bauphase eingebaut. in der zweiten bauphase wurden rohrwel-lenzüge in der seitenbühne eingebaut. damit ist dieser raum deutlich flexibler und nutzer-freundlicher geworden. die Hauptbühne des hauses der festspiele ist vergleichsweise klein. so wurden, um die lichte bühnenbreite zu vergrößern, die Ge-gengewichtszüge entfernt. dadurch konn-

Die Zugstangenkons-truktion mit Blick auf die Galerien

Eng platzierte Winden für einen Zugabstand von 20 cm

Das Portal wurde entfernt, Beleuchtungsbrücke und Portalelemente sind flexibel. Ziel: Größere Nähe zum Publikum

ten die seitengalerien an der Wand installiert werden. dies ermöglichte den einbau verlän-gerter Prospektstangen sowie von Panora-mazügen. Weiterer Platz konnte durch den ausbau der Gegengewichte des eisernen Vorhangs sowie durch die entfernung der Gegengewichte der großen tore gewonnen werden, die die hauptbühne von der seiten- und hinterbühne trennen. die wichtigste intervention betraf aber das Portal. die Portalbrücke, die Portaltürme sowie die beleuchtungspodeste wurden ent-fernt. diese elemente nahmen einen großen teil der bühne ein und verhinderten bei je-der inszenierung, dass das bühnenbild und die schauspieler näher am Publikum spielen konnten. ein weiterer Grund für die relativ große entfernung zwischen dem Publikum und den Zuschauern waren die orchesterpo-dien. in vielen holländischen theatern kön-nen die Podien für sitzreihen genutzt wer-den, wenn sie nicht als orchestergraben oder Vorbühne eingesetzt werden. dies war hier nicht möglich, weil eine betonwand um den orchestergraben gebaut war, die die bühne vom Zuschauerraum trennte. es wurde be-schlossen, die Wand zu entfernen, aber diese entscheidung hatte weitere Konsequenzen, denn der eiserne Vorhang setzte in seiner

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haus DER BERliNER FEsTsPiElE

From a Repertory to a Festival Theatre

in 2001, the theatre became the main venue of the „berliner festspiele“ , a national ins-titution that organises festivals, exhibitions, etc. now the theatre from 1963 was renova-ted, the technology adapted to the use as a festival theatre. Please find an English summary of the text under www.btronline.de/en_EN/magazine

unteren Position auf dieser Wand auf. dafür wurde eine Lösung gefunden, indem diese Wand durch ein fahrbares Gegenstück zum eV aus stahl ersetzt wurde. Wenn der eiserne Vorhang herunterfährt, wird die Wand he-rausgefahren, und der eiserne Vorhang kann darauf aufsetzen. der orchestergraben kann dann auf niveau des Zuschauerraums abge-fahren werden zur variablen nutzung, u. a. auch für eine bestuhlung mit zusätzlichen sitzreihen. die verfahrbare Wand und die

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bestuhlung auf der bühnenseite bedurften eines längeren austauschs mit der feuer-wehr und bauaufsicht.der bühnenboden wurde erneuert und seine tragfähigkeit auf eine belastung von 1000 kg /m² erhöht. dazu mussten die stahlkonstruktion der hauptbühne sowie die stahlbetondecken unter der seiten- und hinterbühne statisch ertüchtigt werden. bei der hinterbühne wurde zudem eine unter-stützung für das befahren von LKW’s einge-richtet. bei dem häufig nächtlichen abbau im schnell wechselnden festivalbetrieb soll das für die anwohner störende Verladen von der außenliegenden Ladezone auf die hinterbüh-ne verlagert werden. dafür musste eine zwölf Zentimeter dicke, teilweise gerissene stahlbe-tondecke quasi in ein brückentragwerk mit belastungen für 40-tonner verwandelt wer-den, was der statiker mit einem „einbau eines herzschrittmachers in eine Mumie“ verglich.

Die neue Obermaschinerie

die Planung konnte mit einem entkernten bühnenturm beginnen, eine gute Voraus-

raum ohne Portalbrücke gewünscht wird, kann die brücke leicht weggefahren und gelagert werden.der schnürboden war ein weiterer ort, der verbesserungswürdig war. das mittlerweile bekannte holländische Konzept des von sei-len befreiten schnürbodens wurde hier ein-geführt und weiterentwickelt. das thea ter war mit einem klar gegliederten und leeren schnürboden zufrieden und schlug dann vor, auch die hauptstromversorgung, die brems-widerstände sowie die usV zu entfernen. die stromversorgung und die bremswider-stände konnten auf der zweiten arbeitsgale-rie untergebracht werden. die usV wurde in der unterbühne eingebaut. die kleine beleuchtungsbrücke im Zuschau-erraum wurde in der Größe verdoppelt, weiterhin wurde noch ein Zug zu den fünf bestehenden hinzugefügt. die orchesterpodien mussten ausgetauscht werden, und weiterhin wünschte das thea-ter eine einheitliche steuerung für die Ma-schinerie, sogar inklusive der großen türen und die komplette untermaschinerie.

setzung für die renovierung der Maschi-nerie. Zunächst musste entschieden wer-den, welche elemente fest sein müssen. in diesem fall mussten lediglich der eiser-ne Vorhang, die arbeitsgalerien sowie die beleuchtungspodeste in festen Positionen sein. der eiserne Vorhang musste verstärkt werden, weil er keine Gegengewichte mehr hatte. die arbeitsgalerien und beleuch-tungspodeste mussten neu geplant werden und in ihrer Position verändert werden, um eine möglichst große bühnenfläche zu schaffen. der verbleibende Platz wurde mit Zugstan-gen im abstand von 20 cm mit 500 kg trag-last und einer Geschwindigkeit von 1,8 m/sec. ausgefüllt. damit war das Problem der Portalbrücke aber noch nicht gelöst. nur Zugstangen zu haben, mag eine große fle-xibilität beinhalten, aber das theater woll-te auch eine Portalbrücke zur Verfügung haben. hierfür wurde eine flexible brücke konstruiert, die an sechs Zügen eingebracht werden kann. Wenn ein regisseur eine Por-talbrücke benötigt, kann sie also zur Ver-fügung gestellt werden. Wenn ein offener

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Blick auf den schnürboden. Die seile verlaufen unterhalb, die Punktzüge sind frei platzierbar

Die Betonkonsole für den aufsatz des Eisernen Vor-hangs wird durch eine fahrbare stahlwand ersetzt.

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längsschnitt durchs Bühnenhaus mit flexibler Vorbühnenzone und Orchestergraben

Grundriss hauptbühne mit flexibler Vorbühnenzone

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Planung und Bauablauf aus holländischer sicht

diese Planung wurde nun europaweit aus-geschrieben. dahinzukommen, war nicht einfach, aber eine interessante erfahrung. Vor allem gibt es den sachverständigen ein Konzept, das es nirgendwo sonst in europa gibt. die idee ist natürlich gut, dass es je-manden gibt, der prüft, ob die installation sicher ist. obwohl dieses Konzept für uns ziemlich neu war, führte das Verfahren nicht

zu terminverzögerungen. die Planung war im Wesentlichen in ordnung. die Koordi-nation innerhalb des Planungsteams war anfangs allerdings nicht immer ganz einfach. bei Problemen suchen wir in holland im-mer nach einer möglichst schnellen Lösung, während hier viel Zeit damit verbracht wur-de, die „schuldfrage“ zu klären. eine weitere neue erfahrung war für uns die hinzuziehung eines weiteren Planers im auftrag des bundesamtes für bauwesen und raumordnung, der alle Planung- und aus-schreibungsunterlagen begutachten soll. an sich ist dies eine gute idee. da das ergebnis aber ein positives sein muss, damit die Pla-nung genehmigt wird, kann sich dieses Ver-fahren als blockade erweisen. „so machen wir das nicht in deutschland“ war eine erste reaktion auf unsere Planung, die einer wei-teren und teils zeitaufwändigen Präzisierung bedurfte. ein diskussionspunkt war dabei auch die tatsache, dass europäische ausschreibun-gen in holland funktionsausschreibungen sind. die Leistung einer einrichtung wird be-schrieben, und die bieterfirma ist relativ frei in ihrer entscheidung, wie sie die anforde-rungen erfüllen will. dies ist offensichtlich in

deutschland nicht gestattet. Man muss de-tailliert beschreiben, wie das system gebaut werden soll. damit bleibt meiner Meinung nach kein raum für industrielle innovatio-nen und die firmen erhalten viel Macht. Je-des Kilo stahl, das nicht korrekt ausgeschrie-ben ist, kann als Mehrkosten in rechnung gestellt werden. es folgte die angebotseinholung. hier tauchte für uns ein neues Problem auf. die ausschreibungsunterlagen waren ziem-lich präzise im hinblick auf die gewünschte funktionalität des steuerungssystems. eini-ge firmen legten Widerspruch ein, weil ihrer Meinung ein bestimmtes system mit dem namen „the new Machine“ oder tnM, ausgeschrieben war. tnM wurde für einen Markt mit sehr hohen und speziellen an-forderungen entwickelt. in dem Verfahren konnte aber nachgewiesen werden, dass die in der ausschreibung geforderten funktio-nen nicht firmenspezifisch formuliert waren. bereits seit 2001, bevor „tnM“ existierte, hat theateradvies eine maximale flexibilität in der nutzung gefordert und die anforde-rungen dazu immer weiter entwickelt. da das haus der berliner festspiele die anfor-derungen vieler verschiedener regisseure und ensembles erfüllen muss, war es für die betreiber logisch, die art von flexibilität und funktionalität zu fordern, die die niederlan-de in den letzten zehn Jahren erhalten ha-ben. Jetzt, wo die endabnahmen stattfinden und letzte detailarbeiten erfolgen, können wir sagen: „so machen wir das jetzt auch in deutschland.“

Der Autor: Gerbrand Borgdorff ist Co-Geschäftsführer von Theateradvies und hat die Modernisierung als Projekt-leiter betreut.

literaturtipp: anlässlich des Jubiläums der berliner fest-spiele hat das haus einen band zur Ge-schichte der berliner festspiele, aber auch des hauses, herausgebracht. es kann im buchladen oder im online-shop der berliner festspiele erworben werden: www.berlinerfestspiele.de

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Bauherr: Kulturveranstaltungen des bundes in berlin Gmbh (nutzer: berliner festspiele)Planung: arge eteGObermaschinerie: theateradvies, amster-damUntermaschinerie, Licht und Bühnenboden: blue node, berlin Ton: aMt, hannoverAusführende Firmen: bühnenmaschinerie und steuerung trekwerk Beleuchtungsanlage: LssTon: ascBühnenboden: bühnenbau Wertheim

P R O j e k t B e t e i l i g t e

Grundriss des schnürbodens mit den flexiblen Punktzügen

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REDakTiON: Karin WinKeLsesserlayOuT: detLef GroVe