16
Beiträge zur Politischen Wissenschaft Band 175 Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne in Theorie und Praxis Festschrift für Karsten Ruppert zum 65. Geburtstag Herausgegeben von Markus Raasch und Tobias Hirschmüller Duncker & Humblot · Berlin

Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Beiträge zur Politischen Wissenschaft

Band 175

Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und

Gesellschaft der Moderne in Theorie und Praxis

Festschrift für Karsten Ruppert

zum 65. Geburtstag

Herausgegeben von

Markus Raasch und Tobias Hirschmüller

Duncker & Humblot · Berlin

Page 2: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

MARKUS RAASCH/TOBIAS HIRSCHMÜLLER (Hg.)

Festschrift für Karsten Ruppert zum 65. Geburtstag

Page 3: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Beiträge zur Politischen Wissenschaft

Band 175

Page 4: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Duncker & Humblot · Berlin

Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und

Gesellschaft der Moderne in Theorie und Praxis

Festschrift für Karsten Ruppert

zum 65. Geburtstag

Herausgegeben von

Markus Raasch und Tobias Hirschmüller

Page 5: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischenWiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten

© 2013 Duncker & Humblot GmbH, BerlinFremddatenübernahme: Klaus-Dieter Voigt, Berlin

Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, BerlinPrinted in Germany

ISSN 0582-0421ISBN 978-3-428-13806-7 (Print)

ISBN 978-3-428-53806-5 (E-Book)ISBN 978-3-428-83806-6 (Print & E-Book)

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papierentsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Page 6: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Vorwort

Karsten Ruppert beging im Dezember 2011 seinen 65. Geburtstag und wirdnunmehr nach 17 Jahren als Eichstätter Ordinarius für Neuere und Neueste Ge-schichte seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Aus diesem Anlass erscheintdiese Festschrift. Es ist uns ein besonderes Anliegen, Dank zu sagen. Zugleichmöchten wir unsere Verbundenheit und unseren Respekt zum Ausdruck bringen.

Bei der Konzeption der Festschrift, die auf einem Geburtstagskolloquium vom15.–17. Dezember 2011 gründet, versuchten wir vor allem zwei GesichtspunktenRechnung zu tragen:

1. Karsten Ruppert ist ein akribischer Historiker im besten Sinne. Seine Arbeitensetzen wider den Zeitgeist nicht auf leichte Konsumierbarkeit, sondern be-stechen durch Quellennähe, präzise Argumentation, theoretisch-methodischeSchärfe und inhaltliche Tiefe. Konsequenterweise konnte er sich wiederholtdurch wichtige Editionsprojekte profilieren. Zuletzt gelang es ihm, ein DFG-Projekt zur Edition der Akten der Provisorischen Zentralgewalt in der Revolu-tion von 1848/49 nach Eichstätt zu holen. Sein notorisches Bemühen um Subs-tanz hat Karsten Ruppert freilich nicht davon abgehalten, seine Interessen breitzu fächern. Er gehört beispielsweise zu den immer weniger werdenden Histo-rikern, die durch Forschungen von der Frühen Neuzeit bis zur Zeitgeschichteausgewiesen sind. Lange bevor der Mainstream der Forschung es zum Credoerhoben hat, ging sein Blick über die deutschen Grenzen – insbesondere inRichtung USA – hinaus. Ohne seine Verpflichtung gegenüber der klassischenhistorisch-kritischen Methode zu verleugnen, hat er sich zudem immer wiederoffen für neuere Trends der Geschichtswissenschaft gezeigt.

2. Karsten Ruppert ist – vermutlich weit mehr, als er es selbst wahrhaben mag –ein hochanerkannter Kollege, Vorgesetzter und Lehrer. Dies manifestiert sichetwa in seinen Kontakten, die von der Görres-Gesellschaft bis nach Kalifor-nien reichen. Die Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wird, beruht aufverschiedenen Komponenten: Zweifelsohne haben die Studierenden die in sei-nen Seminaren obligatorisch ausführliche Quellenlektüre ebenso gefürchtetwie seine (vermeintliche) Strenge. Sie wussten aber Vorbereitung, Klarheitund Weitsicht seiner Veranstaltungen genauso zu schätzen wie seine Empathiefür studentische Belange. Die Förderung von Talenten lag ihm immer beson-ders am Herzen. Sicherlich irritierte es manchen Kollegen mitunter, dass esbessere Vermarkter ihrer selbst gibt als Karsten Ruppert und dass er Univer-sitätspolitik nicht als derart essentiell ansah wie andere. Doch wer wollte, er-

Page 7: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

lebte ihn gerade im Bereich der akademischen Selbstverwaltung als stets ziel-orientiert, kompromissbreit, beruhigend und vermittelnd. Darüber hinaus zeig-te er sich immer wieder als vielseitig interessierter, weitgereister, kulturbeflis-sener und zugleich leutseliger Mensch, der sich dankenswerterweise selbst zurelativieren weiß und dem wirklich jeder Standesdünkel fern liegt.

Vor diesem Hintergrund haben wir diese Festschrift mit „Freiheit, Solidaritätund Subsidiarität“ überschrieben. Wir halten dies im doppelten Sinne für einenadäquaten Titel: Er verweist zum einen auf wesentliche Forschungsgebiete desJubilars, mithin die Ideen- und Parteiengeschichte der Neuzeit sowie insbeson-dere die Geschichte des politischen und sozialen Katholizismus im 19. und20. Jahrhundert. Zum anderen umschreibt er prägnant Karsten Rupperts Haltunggegenüber seinen Mitarbeitern, die er nicht mit Lob überhäuft, denen er aberstets großes Vertrauen entgegengebracht, mannigfaltige Freiräume gegeben und –bei Bedarf – tatkräftige Unterstützung gewährt hat.

Die Festschrift versammelt Lehrer, Kollegen und Schüler von Karsten Ruppertaus Deutschland und den USA. Sinnfälligerweise liegt die Altersspanne zwischendem ältesten und dem jüngsten Beiträger bei über 60 Jahren. RenommiertesteWissenschaftler stehen neben einer beträchtlichen Anzahl von Nachwuchskräf-ten. Historiker treffen auf Politikwissenschaftler und Germanisten. Der Band istin vier Teile gegliedert (I. Identität und kulturelle Praxis; II. Außenpolitik in in-ternationaler Perspektive; III. Verfassungs- und Geistesgeschichte der Moderne;IV. Politisch-soziale Bewegungen und Parteiengeschichte). Er sucht auf dieseWeise sowohl die sachlichen Schwerpunkte in Karsten Rupperts Werk als auchsein Interesse für unterschiedliche Perspektiven aus Politik-, Wirtschafts-, Sozial-und Kommunikationsgeschichte weitgehend abzudecken.

Mehrere Institutionen und Personen haben sich um das Zustandekommen die-ser Festschrift verdient gemacht: Das ihr zugrunde liegende Geburtstagskollo-quium konnte lediglich dank der finanziellen Unterstützung der Eichstätter Hoch-schulleitung, der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät, derhiesigen Geschichtsstudierenden sowie der Eichstätter Universitätsgesellschaft e.V.stattfinden. Ihnen sei ebenso herzlich gedankt wie dem Verlag Duncker & Hum-blot, der sich ohne Umschweife bereit erklärt hat, eine Festschrift für KarstenRuppert herauszubringen. Letzthin gebühren Matthias Hirsch und Karin Schlei-binger höchste Anerkennung. Denn ohne ihre redaktionelle Arbeit wäre dieserBand nie erschienen.

Dem Jubilar wünschen wir von Herzen auch im Ruhestand wissenschaftlicheProduktivität und privates Glück. Wir ziehen den Hut und sagen Danke.

Eichstätt, im Sommer 2012 Markus Raasch und Tobias Hirschmüller

6 Vorwort

Page 8: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Inhaltsverzeichnis

Sektion I

Identität und kulturelle Praxis 11

Waltraud SchreiberGedenkstätten und historische Ausstellungen lesen (lernen).Das Beispiel Gedenkstätte Berliner Mauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Margaret Lavinia AndersonAnatomy of an Election. Anti-Catholicism, Antisemitism, and Social Conflictin the Era of Reichsgründung and Kulturkampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Thomas PittrofTheatergeschichte in der Weimarer Republik, davor und danach:Der Fall Wilhelm Carl Gerst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Stephanie von Göwels und Markus RaaschBetriebliche Identität und Ausländerbeschäftigung.Das Beispiel der Firma Bayer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

Mathias PfaffelMöglichkeiten und Grenzen politischer Einflussnahme auf unternehmerischeEntscheidungen. Das Beispiel der Fusion der NSU Motorenwerke AGund der Auto Union GmbH im Jahr 1969 mit ihren Auswirkungenauf die Anliegergemeinde Neckarsulm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Florian BaselZum Problem von Traditionserzählung und Moderne im deutschen Fußball.Ein allgemeiner Blick unter besonderer Berücksichtigung derRhein-Neckar-Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

Sektion II

Außenpolitik in internationaler Perspektive 207

Sabine ThielitzGroßbritannien in der Außenpolitik Otto von Bismarcks nach derReichsgründung bis zum Berliner Kongress 1871–1878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

Thomas FischerBrasilien und der Völkerbund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

Hans-Christof KrausFriedrich Thimme. Ein Historiker und Akteneditor im „Krieg der Dokumente“1920–1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

Page 9: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Marc Christian TheurerKontinuität und Diskontinuität. Entspannungspolitik der BundesrepublikDeutschland am Beispiel Jugoslawiens 1957–1968 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301

Gert KrellDer Nahost-Konflikt zwischen Geschichte und nationalen Narrativen . . . . . . . 317

Sektion III

Verfassungs- und Geistesgeschichte der Moderne 329

Hans Fenske„Die Freyheit ist der Menschen Eigenthum“. Zur Frühgeschichte desdeutschen Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

Markus RaaschDie politische Ideenwelt des Adels. Das Beispiel der Zentrumsparteiin der Bismarckära . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357

Leonid LuksDie Auseinandersetzung Sergej Bulgakovs mit den totalitären Versuchungenvon links und rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383

Gerhard Wenzl„Das Reich und Europa“. Der Reichsgedanke der Schutzstaffel . . . . . . . . . . . . 403

Stefan GerberVom Barnabasbrief zum „Mythus des 20. Jahrhunderts“.Philipp Haeuser (1876–1960) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427

Tobias HirschmüllerNicht die „volkstümlich vereinfachte Rolandsfigur“. Die Bismarckideebei Theodor Heuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449

Winfried BeckerDie Abendlandidee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499

Klaus StüweStaatszweck Sicherheit: Reichweite und Grenzen. Risiken, Gefahren undder Wunsch nach Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531

Sektion IV

Politisch-soziale Bewegungen und Parteiengeschichte 547

Larry Eugene JonesAdolf Hitler and the 1932 Presidential Elections. A Study in Nazi Strategyand Tactics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549

Rudolf MorseyWar Fritz Gerlich für seinen „Geraden Weg“ 1932/33 auf Informationendes Nachrichtenhändlers Georg Bell angewiesen? Ein Beitrag zur Gerlich-Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575

8 Inhaltsverzeichnis

Page 10: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Markus Herbert SchmidParadigmenwechsel oder Ausdruck nationalsozialistischer Polykratie?„ZIEL UND WEG“ der Protagonisten des NSDÄB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625

Michael F. FeldkampDer Zwischenruf „Der Bundeskanzler der Alliierten!“ und dieparlamentarische Beilegung des Konfliktes zwischen Konrad Adenauerund Kurt Schumacher im Herbst 1949 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665

Michael KitzingDer „Manager der Heusteigstrasse“. Der Beitrag Alex Möllers zur Entstehungund Konsolidierung des Südweststaates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 709

Wilfried LothDer Katholizismus und die Durchsetzung der modernen Demokratie . . . . . . . . 737

Heinz Hürten50 Jahre Kommission für Zeitgeschichte. Überlegungen zu Problemender Katholizismusforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 753

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761

Lebenslauf Prof. Dr. Karsten Ruppert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763

Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Prof. Dr. KarstenRuppert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 765

Von Prof. Dr. Karsten Ruppert als Erst- und Zweitprüfer am Lehrstuhl fürNeuere und Neueste Geschichte in Eichstätt betreute wissenschaftlicheLegitimationsarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 781

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785

Inhaltsverzeichnis 9

Page 11: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne
Page 12: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Sektion I:Identität und kulturelle Praxis

Page 13: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne
Page 14: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

Gedenkstätten und historische Ausstellungen lesen (lernen)

Das Beispiel Gedenkstätte Berliner Mauer

Waltraud Schreiber

I. Zur Einordnung: Warum diese Fragestellung,warum das Beispiel „Berliner Mauer“?

Gedenkstätten sind geschichtspolitische Orte der Erinnerungskultur, die durchErinnerung an die Vergangenheit Orientierung für Gegenwart und Zukunft gebensollen. Gedenkstätten in Demokratien tun das mit der Absicht, die Besucher aufeine reflektierte und (selbst-)reflexive Weise zu historischer Orientierung zu be-fähigen. ,Historische Orientierung‘ steht dafür, Vergangenheit, Gegenwart undZukunft in Beziehung zu setzen, ,reflektiert‘ bedeutet, dabei die sachlich-fach-liche Korrektheit als Bezugspunkt ernst zu nehmen und ,(selbst-)reflexiv‘ meint,nach der Bedeutung für sich selbst als Individuum zu fragen.

Ausstellungen spielen an Gedenkstätten eine wichtige Rolle. Bei Ausstellun-gen handelt es sich um historische Narrationen, die leitenden Fragestellungenfolgen. Sie ,erzählen‘ Geschichte mit (ausstellungs-)spezifischen Mitteln undwenden sich dabei, die Intentionen der jeweiligen Institution berücksichtigend, andie Besucher. An den meisten Gedenkstätten werden den Besuchern Außen- undInnenausstellungen angeboten. In der Regel bemühen sich Innenausstellungenverstärkt um Einordnung, indem sie weiter greifende historische Kontexte dar-stellen, während die Außenausstellungen unmittelbar den historischen Ort zu er-schließen trachten.

Neben den Ausstellungen nutzen Gedenkstätten weitere Möglichkeiten, umihre Besucher zu historischer Orientierung anzuregen. Sie reichen von Denkmä-lern, die an gezielt gewählten Stellen die Aussage auf einen Punkt zu bringenversuchen, über Filmangebote, die eine eigene Dramaturgie mit (bewegten) Bil-dern, Ton und Sprache schaffen, Homepages, die das world wide web nutzenwollen, um auf die Anliegen der Gedenkstätte aufmerksam zu machen, zu Rah-menprogrammen, die immer neue Impulse zur Auseinandersetzung mit dem derGedenkstätte zugrunde liegenden Thema geben. Gemeinsam ist all diesen Mög-lichkeiten, dass den Besuchern dabei konkrete Orientierungsangebote gemachtwerden.

Der nachfolgende Beitrag ist ein Plädoyer dafür, dass Besucher durch gezielteBildungsarbeit in die Lage versetzt werden sollten, die Orientierungsangebote an

Page 15: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

den Gedenkstätten (und darüber hinaus) mündig und individuell zu nutzen. Dasheißt u. a., dass Besucher lernen sollten, eine Gedenkstätte, insbesondere auchderen Ausstellungen, möglichst eigenständig zu lesen und dass sie fähig werdensollten, das Angebot in eigenen Denkprozessen zu verarbeiten.

Den Weg zu einem mündigen, selbständigen Besucher zu begleiten, der letzt-lich aktiv an der Zivilgesellschaft teilnimmt und sie mitgestaltet, ist eine Heraus-forderung für die Bildungsinstitutionen, nicht zuletzt für die Gedenkstättenselbst. Die These ist, dass dabei klare Konzepte hilfreich sind. Diese müssen zu-erst entwickelt und zur Diskussion gestellt werden (zum Beispiel in Publikatio-nen wie der vorliegenden). Sodann können sie in der Vermittlungsarbeit in Schu-len, Universitäten aufgegriffen und vor Ort, in der Gedenkstätten- und Museums-arbeit, genutzt werden.

Im Folgenden werden zwei Konzepte kurz skizziert: Zum einen das KonzeptGedenkstätte (Kapitel 1, die Dimensionen des ,Infomierens‘, des ,Ermöglichensvon Sich-Erinnern‘ sowie des ,Gedenkens/Mahnens‘), zum anderen das Konzeptder Kompetenzorientierung1 (Kapitel 2, Kompetenzstrukturmodell der FUER-Gruppe). Kapitel 3 zeigt, wie diese Ansätze dafür genutzt werden können, umdas Lesen-Lernen von Gedenkstätten zu fördern. Das Ziel, das dabei langfristigverfolgt wird ist, dass der Besucher den Gedenkstättenbesuch dazu nutzt, sich dieWelt und den eigenen Platz in dieser Welt besser zu erschließen. Die Auseinan-dersetzung mit einer Diktatur und ihrer Überwindung kann dazu beitragen. Des-halb habe ich als Beispiel die Gedenkstätte Berliner Mauer gewählt.

II. Zum Konzept historischer Gedenkstätten und zur Rollevon Ausstellungen in diesem Konzept2

Egal, ob es sich um Gedenkstätten handelt, die an Leid und Unrecht erinnernwollen (wie zum Beispiel Holocaustgedenkstätten, Gedenkstätten an kommu-

14 Waltraud Schreiber

1 Teile des Beitrags lehnen sich an einen Aufsatz an, der demnächst unter dem Titel„Kraft der Freiheit – Geist der Diktatur“. Über die Herausforderung, Besucherinnen undBesucher an Gedenkstätten in der Entwicklung ihrer historischen Kompetenz zu för-dern, erscheint. (Brovelli, Dorothee/Fuchs, Karin/Niederhäusern, Raffael von/Rempfler,Armin (Hrsg.): Kompetenzentwicklung an Ausserschulischen Lernorten. Tagungsbandzur 2. Tagung Ausserschulische Lernorte der PHZ Luzern vom 24. September 2011,Münster, Wien u. Zürich 2012).

2 Hierzu die breit anerkannte Kompetenzdefinition Weinerts Franz: Kompetenzensind „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeitenund Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen moti-vationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problem-lösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu kön-nen.“ Weinert, Franz E.: Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstritteneSelbstverständlichkeit, in: Weinert, Franz E. (Hrsg.): Leistungsmessung in Schulen,Weinheim u. Basel 2001, S. 17–31, hier S. 2 f.

Page 16: Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und ... fileDuncker & Humblot · Berlin Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne

nistische beziehungsweise sozialistische Gewaltherrschaft, Gedenkstätte an den11. September) oder um ,positive‘ Gedenkstätten, die Persönlichkeiten ins Zen-trum rücken und an deren eine Gesellschaft prägendes Lebenswerk erinnern wol-len, immer gilt:

Gedenkstätten sind geschichtspolitische Orte der Erinnerungskultur, die durchErinnerung an die Vergangenheit Orientierung für Gegenwart und Zukunft gebensollen.3 ,Erinnerung‘ hat dabei drei Dimensionen:

Gedenkstätten und historische Ausstellungen lesen (lernen) 15

Abbildung 1: Gedenkstätten als Erinnerungsorte: Dimensionen des Erinnernsan Gedenkstätten.

3 Hierzu auch die Anmerkung von Michael Zimmermann bereits aus dem Jahre1997: „Eine auf das Forschen und Lernen und die offene Diskussion zielende Auseinan-dersetzung sowie wissenschaftlich und gestalterisch überzeugende, hohen musealenStandards entsprechende Ausstellungen gewinnen deshalb in den Gedenkstätten an Be-deutung. (. . .) Der unzeitgemäße Begriff der ,Gedenkstätte‘ wäre dann vielleicht durch,Gedächtnisort‘ oder ,Ort des Erinnerns‘ zu ersetzen.“ Zimmermann, Michael: „Ge-denkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“ in der Bundesrepublik Deutschland,in: Bergmann, Klaus/Assmann, Aleida (Hrsg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik.Seelze-Velber 19975, S. 752–757, hier S. 757. Zusammen mit der Anmerkung von An-dreas Körber/Oliver Baeck aus dem Jahr 2006 ergibt sich eine Definition des Begriffs„Gedenkstätten“: „Sie alle haben gemeinsam [gemeint sind Gedenkstätten und Gedenk-tage, Anm. W. S.], dass sie historischen Charakter besitzen, also die Struktur von Nar-rationen annehmen, insofern sie mindestens die beiden Zeitpunkte (des erinnerten Ge-schehens und der erinnernden Gegenwart) in einer Form der Sinnbildung zueinander inBeziehung setzen – oftmals auch weitere davor – oder dazwischenliegende Zeitpunktemiteinbeziehen.“ Körber, Andreas/Baeck, Oliver: Vorwort, in: Körber, Andreas/Baeck,Oliver (Hrsg.): Der Umgang mit Geschichte an Gedenkstätten. Anregungen zur De-Konstruktion, Neuried 2006, S. 4–10, hier S. 6.