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Galerie Schlichtenmaier GS Von Hölzel zum Bauhaus Stuttgart, Kleiner Schlossplatz Jahre 1969 – 2019

Von Hölzel zum Bauhaus - adolf-hoelzel.de · Zur Eröffnung der Ausstellung Von Hölzel zum Bauhaus Eine Ausstellung zum 100-jährigen Bauhausjubiläum laden wir Sie und Ihre Freunde

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Galerie Schlichtenmaier GS

Von Hölzel zum Bauhaus

Stuttgart, Kleiner Schlossplatz

Jahre

1969 – 2019

Jahre

1969 – 2019

Adolf Hölzel (1853–1934)

Komposition, 1925–1930Pastell auf Papier, 33 × 43 cm

Künstler der Ausstellung

Max Ackermann, Anni Albers, Josef Albers, Willi Baumeister,

Max Bill, Adolf Fleischmann, Gottfried Graf, Adolf Hölzel,

Wilhelm Imkamp, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Ida Kerkovius,

Edmund Daniel Kinzinger, Paul Klee, Jean Leppien, Gerhard Marcks,

Albert Mueller, Oskar Schlemmer, Fritz Winter

Zur Eröffnung der Ausstellung

Von Hölzel zum Bauhaus

Eine Ausstellung zum 100-jährigen Bauhausjubiläum

laden wir Sie und Ihre Freunde sehr herzlicham Donnerstag, dem 17. Januar 2019, um 19.30 Uhr

in die Stuttgarter Galerie ein.

Es spricht Dr. Kuno Schlichtenmaier.

Die Galerie ist am 17. Januar bis 21.30 Uhr geöffnet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 3 10,–.

SALONAm Freitag, dem 8. Februar, findet um 19 Uhr ein Kunstgespräch

zum 130. Geburtstag von Willi Baumeister statt.

Die Werke der Ausstellung finden Sie ab 12. Januar als OnlineAUSStELLUNG auf www.schlichtenmaier.de

titelbildAdolf Hölzel (1853–1934)

Komposition für ein Glasfenster der Pelikan-Werke, 1932Pastell auf Velourspapier, 47,6 × 28,4 cm

Von Hölzel zum Bauhaus

»… die Fülle des Lebens in jedem Betracht, das Unbewusste mitinbegriffen, und dann die Ahnung der Phantasie, die neuen, schönen und auch kühnen Mög-

lichkeiten: sind sie nicht Inhalt genug, für den nur die Form zu suchen ist …?«(Oskar Schlemmer, 17.2.1937)

Der Stuttgarter Kreis um Adolf Hölzel gehört nicht zur Vorgeschichte des Bau-hauses, sondern bildet eine talentschmiede für Künstler, die – wie ›De Stijl‹ in den Niederlanden oder der ›Blaue Reiter‹ in München – Visionen für eine neue

Willi Baumeister (1889–1955)

Sterbender Schwan (Schwarz über Weiß) auch »Eidos mit den schwarzen Formen, genannt Sterbender Schwan«, 1940

Öl auf Karton, 65,5 × 54 cm

Willi Baumeister (1889–1955)

Lyrik mit weißen Formen (Gelb-Orange), 1949Öl und Kunstharz auf Karton, 31,9 × 50 cm

Welt, wenn nicht des neuen Menschen erdachten. Mit dieser Utopie vermochte zwar allein das Bauhaus über einen längeren Zeitraum zwischen seiner Grün-dung 1919 und dem endgültigen Aus im Jahr 1932 all die kreativen Kräfte in einem Sammelbecken zu bündeln, die am nachhaltigsten in der Architektur wirk-ten. Wohl aber konnte Hölzel in seinen Schülern, die er auf Augenhöhe »Freun-de« nannte, ein Feuer zu entfachen, das seine Spuren in Stuttgart hinterließ, genauso wie im Bauhaus oder auch parallel dazu sowie darüber hinaus in ande-ren Konstellationen des schöpferischen Geistes. Die letzte Eintragung des auf den tod hin erkrankten Oskar Schlemmers in seinem tagebuch am 1. April 1943 gilt Rainer Maria Rilke: »Die Kunst nicht für eine Auswahl aus der Welt zu halten, sondern für deren restlose Verwandlung ins Herrliche hinein.« (R. M. Rilke, aus einem Brief an Jakob von Uexküll, 19. August 1909.) Die Kreise, die sich um Höl-zel zogen, und die Kreise, die das Bauhaus zog, überschnitten sich in vielerlei Hinsicht, nahezu symbolhaft verbunden in den Geschehnissen des Jahres 1919.

1919 ist nicht nur im Hinblick auf das Bauhaus ein denkwürdiges Jahr, das wir vor der Folie der Novemberrevolution 2018 sehen müssen. Adolf Hölzel ließ sich, verär-gert über die reaktionären Verhältnisse an der Akademie, in den Ruhestand verset-zen. Er bereute diesen Schritt, den das Kollegium aber nicht bereit war zurückzunehmen, was zu tumulthaften Zuständen in der Stuttgarter Künstlerszene führte. Walter Gropius, selbst mit der Etablierung des Weimarer Bauhauses

Oskar Schlemmer (1888–1943)

Studie zum Pinselprüfenden, 1941Öl auf Karton, 25,5 × 20 cm

beschäftigt, versuchte aus der Ferne zu intervenieren, um die Reformpläne der Schwaben zu stärken. Studierende der Akademie – federführend Oskar Schlemmer und Willi Baumeister – dazu »viele Künstler und Kunstfreunde Stuttgarts« veröf-fentlichten einen Appell zur Berufung Paul Klees in der Nachfolge von Hölzel, den erklärten »Visionär der Farbe, Systematiker der Form, Pionier alles Neuen«. Wir wissen, dass es nicht dazu kam. Die Sogwirkung des Bauhauses war stärker. Johannes Itten, der 1916 schon nach Wien abgewandert war, ging als erster Hölzel-Schüler 1919 nach Weimar, 1920 folgten – aus der Schweiz – Klee und aus Stuttgart Schlemmer. Dabei hatte dieser mit Gottfried Graf und Lydia Schäfer nach Kriegsende einen »Rat geistiger Arbeiter« gegründet, aus dem die soge-nannte ›Üecht-Gruppe‹ als Ortsglied der Berliner Novembergruppe (1918) her-vorging: neben Schlemmer und Baumeister gehörten dazu Gottfried Graf,

Johannes Itten (1888–1967)

Unwirkliches, 1962Aquarell, tusche, 27 × 34,7 cm

Edmund D. Kinzinger, Albert Mueller, Hans Spiegel – allesamt Hölzel-Schüler und teilnehmer der Stuttgarter Künstlerbundausstellung 1919. Für ihre »Erste Herbst-schau Neuer Kunst« im November holte die Gruppe europäische Größen nach Stuttgart: Mitglieder des ›Blauen Reiters‹ und des ›Sturm‹-Kreises, Kubisten, Orphisten, Symbolisten, Futuristen – es werden über 150 Arbeiten ausgestellt.

Max Ackermann ist Gast bei der zweiten »Üecht«-Ausstellung 1920. Er passt wunderbar in die Phalanx der Apologeten einer neuen Kunst, obwohl er immer nur am Rande dazu gehört: lange vor dem Bauhaus war er in Weimar Schüler bei Henry van de Velde, 1912 verkehrte er im Stuttgarter Hölzel-Kreis, war aber nie in dessen Klasse, und nach 1921 richtete er dort eine »Lehrwerkstätte für Neue Kunst« ein, in der er Hölzels Lehre mit seiner eigenen theorie verknüpfte – nichts anderes machte Johannes Itten am Bauhaus und nach seiner Kündigung 1922 auch im Züricher Raum, mit zunehmend theosophischer Einstellung. Die Kunst zeigte sich allerorten, Bauhaus inklusive, revolutionär und zugleich werte-orien-tiert, abstrakt und zugleich einfühlsam, »radikal aus innerer Not«, wie Schlemmer schrieb, und zugleich visionär. Mehr noch als im Hölzel-Kreis suchten die ›Üecht‹-Künstler – parallel – zum Bauhaus nach Wegen, um die Kunst zu didaktisieren und ins Volk zu bringen, auch spannen Einzelne an der Idee des Gesamtkunstwerks,

das für die Weimarer zum programmatischen Ziel wurde. Die Künstler irgendwie festzulegen, lässt weder die Verbindung zum Hölzel-Kreis noch die zum Bauhaus zu. Schlemmer schrieb noch Anfang 1937: »Ist es der Begriff Hölzelschule, der einem anhaftet, da man von Hölzel weiß, dass er ein leidenschaftlicher theoreti-ker und Konstrukteur war? … Ich bekenne, dass ich so gut wie nie nach vorgefas-sten Prinzipien und ausgeklügelten Methoden arbeite, sondern jeweils ›aus dem Vollen‹ einer inneren Vorstellung, ›einer Ahnung von und zu etwas Schönem‹ …«

Viele Künstler des Hölzel-Kreises nähern sich den Idealen des Bauhauses an, ohne die vielschichtige Eigendynamik ihres je einzelnen Œuvres zu vernachlässi-gen, das sich diesseits und jenseits des Bauhauses entfaltet. Es gehört zum Selbst-

Gottfried Graf (1881–1938)

Granate I, 1916Holzschnitt, 30 × 20 cm

verständnis Hölzels, dass die Schüler seiner theorie, insbesondere auch seiner Farbenlehre folgten – oder auch nicht, was auch für ihn selbst galt. So konnten sich seine berühmtesten Studenten, Baumeister und Schlemmer, bestens auf den »Meister« berufen, wenn es um das Primat der Mittel ging und die Emanzipation der Formen und Farben vom Naturvorbild, und sich ausdrücklich von seiner Kunst abgrenzen. Waren sie im frühen Werk so dicht beieinander, dass man die Arbei-ten zuweilen verwechseln konnte, entwickelte sich Baumeisters unbändig phan-stasiestrotzendes Schaffen zu einer Art individuellem Gegenentwurf der Bauhaus-Kunst, während Oskar Schlemmer zum vielseitigsten Hauptmeister des Bauhauses wurde – beide aus dem Gedankten der Freiheit der Kunst heraus, die

Albert Mueller (1884–1963)

Ohne titel (kristallin grün-rot-blau), um 1917Pastell auf Pergamin, 27 × 20 cm

sie bei Hölzel vermittelt bekamen. Immerhin berichtet Schlemmer 1930 von dem Gerücht, Baumeister würde ans Bauhaus berufen, das wohl auch davon genährt wurde, dass er ab 1924 mit Ludwig Mies van der Rohe die Idee zur späteren Weißenhofsiedlung ausheckte und für die Corporate Identity des Projekts mitver-antwortlich zeichnete.

Die Strahlkraft des Bauhauses war enorm. Ida Kerkovius, in Stuttgart Hölzels Assistentin, ging selbst als Lernende ans Bauhaus, wo sie auf den Lehrer Itten traf, den sie einst unterrichtet hatte und der Hölzels Farbenlehre auch über das Bauhaus hinaus weiterentwickelte. Andere Künstler des Hölzel-Kreises gingen ganz andere Wege. So blieben Gottfried Graf und Albert Mueller dem Expressio-nismus näher, mit einer futuristischen tendenz, die sie für die revolutionäre Grundhaltung der ›Üecht‹-Bewegung empfahl. Weder hier noch im Bauhaus fin-det sich Adolf Fleischmann, einer der jüngsten Schüler Hölzels. Das verwundert insofern, als er als »einer der wenigen legitimen Fortsetzer Mondrians« (Kurt Leonhard) und im Vergleich zu Kandinsky (K.O. Götz) gesehen wurde. Als Pionier der »Op Art« ante rem wird er nach dem Krieg ein Erneuerer, auf andere Weise

Ida Kerkovius (1879–1970)

Liebespaar, 1938Öl auf Hartfaserplatte, 29,6 × 36,2 cm

wie zeitgleich die Bauhaus-Lehrer Josef und Anni Albers. Diese waren wiederum nicht direkt mit dem Hölzel-Kreis verbunden, aber wie die Bauhaus-Schüler Max Bill, Wilhelm Imkamp oder Fritz Winter durchaus mit den Ideen des Kreises ver-traut, meist über Baumeister oder Schlemmer, die in der Zeit der Nazi-Diktatur auch eine Schicksalsgemeinschaft mit dem einstigen Bauhaus-Kollegen Gerhard Marcks verband, den als Keramik-Lehrer ein ähnlich puppenhaftes Figurenbild beschäftigte wie den Bühnen- und tanzkünstler Schlemmer. Günter Baumann

Adolf Fleischmann (1892–1968)

Composition # 109, 1958Öl auf Leinwand, 130 × 104 cm

Oskar Schlemmer (1888–1943)

Zwiegespräch (Anklage), um 1924/25Aquarell und Bleistift auf Pergamin, 14 × 22 cm

Galerie Schlichtenmaier

Kleiner Schlossplatz 11 70173 Stuttgarttelefon 0711 / 120 41 51 telefax 120 42 80

www.schlichtenmaier.de

Von Hölzel zum Bauhaus

Eine Ausstellung zum 100-jährigen Bauhausjubiläum

Ausstellungsdauer17. Januar bis 9. März 2019

ÖffnungszeitenDienstag bis Freitag 11–19 Uhr

Samstag 11–17 Uhr und nach Vereinbarung.Sonn- und Feiertag geschlossen.