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47 tion eingewirkt, so musste in dem protoplasmatischen Inhalt eine Con- traction durch Wasserentziehung eingetreten sein, jedenfalls aber keine Quellung, unter deren Druck die aussere Mernbran etwa geplatzt ware. Wir haben also guten Grund anzunehmen, dass die Schwarmer eine Zeit lang in der Form von lebendern, unbeeinflussten, freien Proto- plasma existirt haben, alles Eigenschaften, welche nach der T r a u b e’- schen Hypothese die Gahrung hiitten einleiten miissen, nach der das Protoplasma ein Ferment ist oder ein solches enthiilt. Dies ist aber nicht der Fall gewesen, der Mange1 an Kohlensaureentwicklung und das Fehlen des Alkohols in der Fliissigkeit sind Beweis dafiir; folg- lich ist die Traube’sche Ansicht falsch und es gewinnt die, welche die Botaniker heut vertreten nach vitalistisch -physiologischer Auffas- sung, durch diese Negation an Wahrscheinlichkeit. 12. W. Lo s s en: Vorlaufige Mittheilung. Das vor Kurzem erchienene 18. Heft des VII. Jahrgangs dieser Berichte enthalt (S. 1747 ff.) die Mittheilung, dass die HH. V. Meyer und M. L e c c o die Absicht haben, Ammoniumverbindungen von glei- cher Zusammensetzung aber verschiedener Darstellungsweise zu unter- suchen, um aus deren Identitat oder Isomerie einen Schluss auf die molekulare Natur des Salmiaks und ahnlicher Verbindungen, sowie auf die Werthigkeit des Stickstoffs zu ziehen. Seit Beginn dieses Semesters sind in meinem Laboratorium Ver- suche in Angriff genommen, welche ein ahnliches Ziel, wenn auch in etwas ausgedehnterem Maassstabe, verfolgen. Ich war gerade mit der Losung der narnlichen Frage, welche Meyer und Lecco sich gestellt haben , beschaftigt, babe auch den narnlichen Weg eingeschlagen rnit der unwesentlichen Abanderung , dass ich die einerseits aus Triathyl- amin uud Jodmethyl, andererseits aus Diathylmethylamin und Jodathyl entstehenden Verbindungen zum Vergleich benutzen wollte. Mit der Ausfuhrung dieser Versuche bin ich nicht weiter gekommen als Mey e r und L e c c o ; icli hahe einstweilen nur die mit der Hauptfrage in keinem directen Zusammenhang Ytehende Beobachtung gemacht, dass bei Be- handlung yon Diathylamin mit Jodmethyl nicht glatt jodwasserstoff- saures Diathylmethylamin entsteht, sondern unverandertes Diathylamin neben einem durch Kalilauge nicht zerlegbaren Ammoniumjodid. Dieses Ergebniss bestiitigt die von Meyer und Lecco gemachten Erfahrungen; den Hauptversuch werde ich nicht weiter fortsetzen, da Meyer und Lecc o ihre Absicht, denselben auszufiihren, zuerst publicirt haben. Durch nachstehende Bemerkungen will ich mir das Recht wahren, weitere Vereuche anzustellen oder zu veranlassen auf demjenigen Theil (Eingegangen am 12. Januar..)

Vorläufige Mittheilung

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tion eingewirkt, so musste in dem protoplasmatischen Inhalt eine Con- traction durch Wasserentziehung eingetreten sein, jedenfalls aber keine Quellung, unter deren Druck die aussere Mernbran etwa geplatzt ware. Wir haben also guten Grund anzunehmen, dass die Schwarmer eine Zeit lang in der Form von lebendern, unbeeinflussten, freien Proto- plasma existirt haben, alles Eigenschaften, welche nach der T r a u b e’- schen Hypothese die Gahrung hiitten einleiten miissen, nach der das Protoplasma ein Ferment ist oder ein solches enthiilt. Dies ist aber nicht der Fall gewesen, der Mange1 an Kohlensaureentwicklung und das Fehlen des Alkohols in der Fliissigkeit sind Beweis dafiir; folg- lich ist die T r a u b e ’ s c h e Ansicht falsch und es gewinnt die, welche die Botaniker heut vertreten nach vitalistisch -physiologischer Auffas- sung, durch diese Negation a n Wahrscheinlichkeit.

12. W. Lo s s en: Vorlaufige Mittheilung.

Das vor Kurzem erchienene 18. Heft des VII. Jahrgangs dieser Berichte enthalt (S. 1747 ff.) die Mittheilung, dass die HH. V. M e y e r und M. L e c c o die Absicht haben, Ammoniumverbindungen von glei- cher Zusammensetzung aber verschiedener Darstellungsweise zu unter- suchen, um aus deren Identitat oder Isomerie einen Schluss auf die molekulare Natur des Salmiaks und ahnlicher Verbindungen, sowie auf die Werthigkeit des Stickstoffs zu ziehen.

Seit Beginn dieses Semesters sind in meinem Laboratorium Ver- suche in Angriff genommen, welche ein ahnliches Ziel, wenn auch in etwas ausgedehnterem Maassstabe, verfolgen. Ich war gerade mit der Losung der narnlichen Frage, welche M e y e r und L e c c o sich gestellt haben , beschaftigt, babe auch den narnlichen Weg eingeschlagen rnit der unwesentlichen Abanderung , dass ich die einerseits aus Triathyl- amin uud Jodmethyl, andererseits aus Diathylmethylamin und Jodathyl entstehenden Verbindungen zum Vergleich benutzen wollte. Mit der Ausfuhrung dieser Versuche bin ich nicht weiter gekommen als M e y e r und L e c c o ; icli hahe einstweilen nur die mit der Hauptfrage in keinem directen Zusammenhang Ytehende Beobachtung gemacht, dass bei Be- handlung yon Diathylamin mit Jodmethyl nicht glatt jodwasserstoff- saures Diathylmethylamin entsteht, sondern unverandertes Diathylamin neben einem durch Kalilauge nicht zerlegbaren Ammoniumjodid. Dieses Ergebniss bestiitigt die von M e y e r und L e c c o gemachten Erfahrungen; den Hauptversuch werde ich nicht weiter fortsetzen, da M e y e r und L e c c o ihre Absicht, denselben auszufiihren, zuerst publicirt haben.

Durch nachstehende Bemerkungen will ich mir das Recht wahren, weitere Vereuche anzustellen oder zu veranlassen auf demjenigen Theil

(Eingegangen am 12. Januar..)

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des von mir urspriinglich ins Auge gefassten Gebietes, welcher von M e y e r und L e c c o noch nicht betreten worden ist. -

Hr. Th. S a c h s hat auf meine Veranlassung die Untersuchung der aus Triathylphosphin nnd Jodmethyl entstehenden Triiithylmethyl- phosphoniumverbindungen unternommen und eine Anzahl von Salzen dieser Base dargestellt, urn zu ermitteln, welche von diesen sich zur Vergleichung rnit den glcich zusammengesetzten , aus Diiithylmethyl- phosphin und Jodiithyl entstehenden Verbindungen eignen. Man wird dazu benutzen konnen das Jodiir und Chlorplatinat, welche bereits von C a h o u r s und H o f m a n n l ) dargestellt worden sind, das pikrin- saure Salz, welches in schiinen, gelben Prismen erhalten wird, das gleichfalls ziemlich gut krystallisirende Sulfat und das saure chrom- saure Salz, welches grosse scharlachrothe OktaGder bildet; bei Ver- suchen zur Darstellung von Oxalat, Rioxalat und Bitartrat erhielt Hr. S a c h s nur syrupartige oder undeutlich krystallinische Massen. - Die Darstellung des sauren chromsauren Salzes wurde wesentlich auch deshalb unternommen, um das Verhalten einer Phosphoniumbase gegen starke Oxydationsmittel kennen zu lernen. Triathylmethylphosphonium- hydrat, von vielen als eine Verbindung von eineni Molekiil Triathyl- phosphin und einem Molekiil Methylalkohol betrachtet, kann mit Chrom- saure zusammengebracht werden , ohne dieselbe zu reduciren; selbst beim Eindampfen seiner LBsung in der Warme zersetzt das Salz sich nicht. Trocken erhitzt schmilzt es, und erfahrt bei gesteigerter Tem- peratur eine lebhafte, zuweilen von Entflarnmung begleitete Zerlegung

Ausser Ammonium-, Phosphonium- und Sulfinverbindungen waren aber auch solche gleichzussmmengesetzte Kiirper auf ihre Identitat oder Isomerie zu unteruuchen, welche ziemlich allgemein als Molekular- verbindungen gelten. Entstehen identische oder isomere Verbindungen, wenn man einerseits Bromkalium mit Platinchlorid (2K Br + PtCI,), andererseits Chlorkalium rnit I’latinchlorobromid (2 KCI + Pt C1, Br,) verbindet? 1st das Doppelsalz aus schwefelsaurem Kalium und selen- saurem Kupfer identisch niit demjenigen aus selensaurem Kalium und schwefelsaurem Kupfer? Auch diese und ahnliche Fragen scheinen mir einer experimentellen Beantwortung werth zu sein.

W a s endlich die Schlussfolgerung betrifft, welche M e y e r und L e c c o aus dem eventuellen Ergebniss ihres Versuch? ziehen, so ist dieselbe nach meinem Ermessen nur unter gewissen Einschrankungen gijltig. Erweisen sich die fraglichen Ammoniumverbindungen als iso- mer, so ist eine Entscheidung gegeben; man kann dann dem Stick- stoff nur 3, oder wenigstens nur 3 unter einander gleiche Affinitateu zuschreiben. Erweisen sich dagegen jene Verbindungen als identiscb, so ist dadurch die monomolekulere Natur derselben noch nicht be-

1) Anh. Chem. Pherm. 104, 2 7 .

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wiesen. Denn die Mijglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass die eine dieser Verbindungen nicht direct durch Vereinigung der angewandten Nitrilbase und des angewandten Jodiirs entsteht, dass vielmehr eine doppelte Umsetzung vorausgeht. Dimethylathylamin kijnnte sich z. B. mit Jodmethyl zunachst umsetzen in Trimethylamin und Jodathyl:

so dass die nachfolgende Bildung des Ammoniumjodiirs aus den nLm- lichen Korpern wie bei urspriinglicher Anwendung ron Trimethylamin und Jodat hyi folgte. Bei Sulfinverbindungen sind analoge Umsetzungen mehrfach beobachtet; Henzylsulfid rerbindet sich nicht direct ntit Jod- methyl zu Dibenzylmethylsulfinjodid, sondern zuerst erfolgt Urnsetzung in Benzyljodid und Methylsulfid, dann erst Sulfinbildung ') ; Aethylamyl- sulfid setzt sich mit Jodmethyl zu Methylsulfid, Jodathyl und Jodamyl urn*); Aethylenbromid und Aethylsulfid geben Aethylensulfid und Aethyl- bromid 3). A. W. I3 o f m a n n's Beobachtungen a n Stickstoffbasen eut- halten manches, was daf i r spricht, dass bei diesen ein ahnlicher Aus- tausch der Alkoholradicale stattfindeu kann.

Die Isomeriefrage entscheidet demnach nicht alles; sollte man aber auch auf Grund von Versuchen, welche neben dieser Frage das Ge- sammtrerhalten des Ammoniums und ahnlicher Verbindungen beriick- sichtigen, diese Verbindungen a19 atomistische betrachten , so ist die Frage nach der Werthigkeit des Stickstoffs nur so weit gefijrdert, dass man ihn als mindestens fiinfwerthig bezeichnen kann. Aber die Fiinf- werthigkeit des Sticlistoffs reicht nicht ails zur Erklarung der hekannten Superjodide der Amrnoniumbasen, des zweidrittel-salzsauren Hydroxyl- amins, 3NH, 0, 211C1, und der dem letzteren analogen Verbindung 3NH, , 2 AgCI. Es hiesse auf halbem Wege stehen bleiben, wollte man nicht auch solche Hijrper in den Kreis theoretischer Betrachtung und experimenteller Untersuchung ziehen.

H e i d e l b e r g , 10. Januar 1875.

N (CH,), C, H , + CH3 J = N (CH3)3 + Cz H, J,

13. K a r l L i e b e r : Ueber Sodafabrikation. (Eingegangen am 13. Januar 1S75.)

I n diesen Rerichten VII, No. 19 werden unter dem Titel ,,Zum Ka- pitel Sodafabrikation" Vorschlage gemacht zur Sodabereituug unter gleichzeitiger Gewinnung von Salpetersaare durch Zusammenschmel- Zen von phosphorsaureni und salpetersaurem Natron. Ganz abgesehen aber von der mit Recht erwahnten Schwierigkeit der leichten Zer-

1 ) C I s a r S c h o l l e r , diese Berichte VII, 1274. 9 ) A. S a y t z e f f , Ann. Chem. Pharm. CXXXXIV, 145. a) F. D e h n , Ann. Chem. Pharm. IV. Suppl. 83.

Rerichte d . D Ctiem. Gcsellscbaft Jahrc. YIII 4