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632 VIII. Vorkiujge Notiz iiber eitie Atninsaure; voti W. Heintz. 111 dew 109. Baude dieser Auualeii (S. 456) habe ich der Eutdcckuug eiiier uiit der Apfelsaure gleich zusammenpe- setzteu Saure Erwiihnuug gethan, die bald darauf auch von Wur tz ') aufgefuudeu uud Uiglycolsaure geuanut wordeo ist uiid dereu Metallderivate ich in ciuer spatereu Abhaud- luug ') beschriebeu habe. Uuter dieseu ist das saure Am- inouinksalz uur ueuerdiugs VOII bcsondereiii Iuteresse ge- word en. In ineiuer Arbeit 8) uber dcin Aininouiaktypus augchdrige orgauisclie Slurcu 3, ist niiinlich eiiic Siiure beschriebeu, wclcbe die Zusainineiisetzuiig der bis jetzt uoch iiicht be- linuntco Diglycolaininsaure hat, sie aber nicht seyu knun, weil diesc Saure einbasisch segli muk, sie nber zweibasisch ist. tch hoffte uun durch trockue Destillatioii ode? geliudes Erhilzeu des saureu diglycolsauren Amuiouiaks die Digly- colylniniusaure gewiuueii zu kdnueu. Der Versuch hat allerdings zu der Entdeckung einer iieuen Ainiiisaure gefiihrt, die aber uicht die Zusamineu- setzuug der Diglycolylainiiisaure hat. Erhitzt mau saures diglgcolsaures Ammouiak geliude in eiiier Retorte, so schmilzt es unter Blaseuwerfeu uud eiii weiiig ammouiakalisches Wasser geht iiber. Eodlich wird der Ketorteuiuhalt flussig uud uun folgt eiu sofort krystal- linisch erstarreudcs I)estillat. Dids knnn durch Umkry- stallisireu aus Alkohol leicht gcreioigt werdeu. Es scheidet sich in schdueu, oft uichrere Zoll laogeu, farblosen Nadeln atis. Beim freiwilligen Verduusteu der alkoholischen Ld- sung erhielt ich diese Substaiiz einmal in Form kurzer pris- I) Ann. der Clrem. und Pbarm. Bd. 117 S. 136* 2) Diase Ann. Bd. 115 S. 280 ud 45'L*. 3) Uiesc Ann Bd. 115 S. 165.. 5. 257. Ann. dar Cbrm. uod Pharm. Bd. 12'2

Vorläufige Notiz über eine Aminsäure

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VIII. Vorkiujge Notiz iiber eitie Atninsaure; voti W. Hein t z .

111 dew 109. Baude dieser Auualeii (S. 456) habe ich der Eutdcckuug eiiier uiit der Apfelsaure gleich zusammenpe- setzteu Saure Erwiihnuug gethan, die bald darauf auch von W u r tz ') aufgefuudeu uud Uiglycolsaure geuanut wordeo ist uiid dereu Metallderivate ich in ciuer spatereu Abhaud- luug ') beschriebeu habe. Uuter dieseu ist das saure Am- inouinksalz uur ueuerdiugs VOII bcsondereiii Iuteresse ge- word en.

In ineiuer Arbeit 8 ) uber dcin Aininouiaktypus augchdrige orgauisclie Slurcu 3, ist niiinlich eiiic Siiure beschriebeu, wclcbe die Zusainineiisetzuiig der bis jetzt uoch iiicht be- linuntco Diglycolaininsaure hat , sie aber nicht seyu knun, weil diesc Saure einbasisch segli muk, sie nber zweibasisch ist. tch hoffte u u n durch trockue Destillatioii ode? geliudes Erhilzeu des saureu diglycolsauren Amuiouiaks die Digly- colylniniusaure gewiuueii zu kdnueu.

Der Versuch hat allerdings zu der Entdeckung einer iieuen Ainiiisaure gefiihrt, die aber uicht die Zusamineu- setzuug der Diglycolylainiiisaure hat.

Erhitzt mau saures diglgcolsaures Ammouiak geliude in eiiier Retorte, so schmilzt es unter Blaseuwerfeu uud eiii weiiig ammouiakalisches Wasser geht iiber. Eodlich wird der Ketorteuiuhalt flussig uud uun folgt eiu sofort krystal- linisch erstarreudcs I)estillat. Dids knnn durch Umkry- stallisireu aus Alkohol leicht gcreioigt werdeu. Es scheidet sich in schdueu, oft uichrere Zoll laogeu, farblosen Nadeln atis. Beim freiwilligen Verduusteu der alkoholischen Ld- sung erhielt ich diese Substaiiz einmal in Form kurzer pris-

I ) Ann. der Clrem. und Pbarm. Bd. 117 S. 136* 2) Diase Ann. Bd. 115 S. 280 u d 45'L*. 3) Uiesc Ann Bd. 115 S . 165.. 5. 257.

Ann. dar Cbrm. uod Pharm. Bd. 12'2

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matischer Krystalle, welche aus Coinbiuatioueu zweier rhom- bischen Prismeu mit Winkelu vou uud 65;" be- standen. Die Eudflachen wareu in reicher Anzahl vorhaii- den, spiegelteu aucb ineist gut, waren aber zu klein, als dafs es hatte geliogen konuen, ihre Lage genau zu bestim- men. Oft ist eine derselben stark vorwalteod. Sie ist auf den Winkel vou 10-l+o wie es sclieiut gerade aufgesetzt, und bildet mit der Kailte dieses Wiukels eineu Wiukel von etwa I; Rechten.

Diese Krystalle entlialteu Stickstoff, aber Platinchlorid giebt i u ihrcr allioholischeu Losung keineu Niederschlag. Sie eiitlialteu also deu Stickstoff uicht als Ammoniak. Aber kalte couceutrirte Kalilauge eutwickelt daraus sofort Am- uioniilk, iu der Warme auch schou verduuute.

In kaltem .Qlkohol ist diese Siibstanz schwer, iu kocheu- den1 ziemlich leicht l6slich. Auch in kocheridem Aether liist sie sich auf, aber schwieriger. Beiin freiwilligeii Ver- duiisteii diescr I,dsuiig bildeu sich dieselbeu laiigeii Nadeln, die sicb aus der erkaltenden alkoliolischeu Lilsung absetzeu.

Wasser benetzt die Krystalle schwierig. , Docb lost es sie naineutlich in der Warine auf uud beim Erkalteu der Liieung oder beim Verdunsteu derselbeu krystallisirt der Kiirper wieder uuveriindert in langen Nadeln heraus. Die wasserige Lilsung reagirt deutlich sauer. Xu der That ist dieser Korper eine Saure. Uebersattigt inau i h u iiamlich init Barylwasser , leitet Kohlensaure durch die Rlischuug uud dampft sie zur Trockne eiu, so zieht warmes Wasser aus dem Riickstaude ein Barytsalz aus, das im Wasserbade zu einer gummiartigeu Masse eintrocknet, beiin freiwilligeu Verduusten seiner Lbsuug aber in grofsen farblosen Kry- stallen auschierst. Alnhioniakeutwicklung ist bei Bilduug dieses Salzes nicht zu bemerkeu. Demgemafs euthalt es reichlich Stickstoff.

Hiernach ist dieser KOrper eine hrninsaure, aber nicht die Aminslure der Diglycolslure. Deun daoo Iniifste sie der Forinel C ' H' NC)' gemafs zusamnengesctzt scyn. Die Analyse 'der bei 100" C. getrockneten Substauz, welche

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aber bei dieser Temperatur nicht zu constantem Gewicht gebracht merden kann, weil sie sich dabei langsam verfliich- tigt, ftihrte dagegen ZII der Fortnel C’HS NO3. Die Bil- dung derselben kann doher durch die Gleichiing:

C * H 5 ( R ’ H ’ ) 0 5 = C ’ H 5 N Q 3 + 2 H 7 0 anschaulich gemaclit werden.

Die Zusalnmensetzung C4 H NO” mufs die noch nicht be- kannte Fomaraiiiinshre sowie die Maleglaminsaure besilzen. Ich bin im Begriff zu ontersnchen, ob die durch die De- stillatiou des sauren diglycolsaureii Amnioniaks erhaltene Substnnz niit diesen S%uren identisch ist oder nicht.

Die von W u r t z durch Destillntion der Diglycolsaure erhaltene Pyrosaure kaon mbgliclier Weise mit dieser Amin- siiure in irgend eipein Zusammenhange stehen. W u r t z hat dieselbe noch nicht untersucht, iiiir aber es freundlichst uber- Inssen, die Natur derselben iiaher zu erforschen, uin iiber das Bestehen eiues solchen Zusanimenhangs zur Gewifsheit zii kommeii.

Halle d. 31. Juli 1862.