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„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
1
Matthias Perner Stefanie Reich
RITTERGESCHICHTEN Vorlesespaß für furchtlose Drachenbezwinger
Ritter Runulfs Riesenknall
Runulf war gerne Ritter. Er wohnte zusammen mit seinem Pferd vor dem Ortstor in
einer 8-Zimmer-Burg und trug einen glänzenden Helm mit einer riesenlangen Feder
dran. Am liebsten saß er den ganzen Tag auf seinem Balkon und aß Brot mit Bohnen
und Apfelsaft. Weißt du, was passiert, wenn man viel Brot und Bohnen isst und dazu
Apfelsaft trinkt? Nein? Man muss pupsen! Und zwar ziemlich laut.
Zum Vorlesen für Kinder
ab 4 Jahren!
„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
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Ritter Runulfs armes Pferd wusste das schon. Mitten im schönsten Ausritt pupste der
Ritter ständig, sodass sein Pferd vor Schreck völlig aus dem Trab kam! Zum Trost
bekam daher auch das Pferd ab und zu eine Portion Brot mit Bohnen und Apfelsaft.
Danach pupsten beide zusammen.
Eines Tages aber passierte etwas sehr Schlimmes: Der böse Ritter Haubart wollte in
das Dorf von Runulf kommen. In anderen Dörfern war er schon gewesen und hatte
ein großes Durcheinander angerichtet: Alten Opas hatte er ein Bein gestellt und
überall die Äpfel auf den Marktplätzen aufgegessen. Manchmal war er so lange im
Kreis geritten, bis allen Leuten vom Zusehen ganz schwindelig wurde und sie
umfielen.
Nein, den bösen Ritter Haubart mochte niemand. Aber keiner war mutig genug,
etwas gegen ihn zu tun. Stattdessen brachten die Bauern ihre Äpfel in Sicherheit und
die alten Leute setzten sich schnell irgendwo hin, damit Haubart ihnen kein Bein
stellen konnte.
„So kann das nicht weitergehen!“, sprachen die Leute. „Haubart kommt einfach und
ärgert uns. Das wollen wir nicht.“
„Ja, aber was sollen wir tun?“, fragte ein kleiner Junge. Eine Frau antwortete:
„Ich weiß es. Wir hängen ein Schild auf. Darauf steht: ,Sind alle im Urlaub. Keiner
da.‘ Dann wird Haubart wieder wegreiten.“ Aber die meisten glaubten nicht, dass das
funktionieren würde.
Hast du eine Idee, wie man das Dorf retten könnte? Nein? Schade, dann ist die
Geschichte jetzt wohl zu Ende.
Oder kann Runulf vielleicht helfen? Schließlich ist er ja selber ein Ritter. Aber ein
guter.
Die Leute gingen also zu Runulfs Burg und baten, dass er den bösen Ritter Haubart
vertreiben sollte.
„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
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Runulf und sein Pferd hatten gerade Brot mit Bohnen
gegessen. Beide fühlten sich nach dem Essen
mächtig schlapp und hatten überhaupt keine Lust,
gegen Haubart anzutreten. Aber die Leute feuerten
Runulf an: „Vertreib ihn!“ und „Los jetzt!“ und auch
„Runulf vor, ab durch's Tor!“
Da musste Runulf wohl oder übel losreiten. Mit seiner
engen Rüstung und dem schweren Helm mit der
langen Feder trabten sein Pferd und er träge von der
Burg durch das Tor auf den Markplatz.
Dort saß der böse Ritter Haubart schon auf
seinem Pferd an einem Obststand und aß
einen Apfel nach dem anderen auf. Die
hatte wohl jemand vergessen, vor ihm zu
verstecken.
Runulf ritt tapfer auf Haubart zu und rief mit
lauter Stimme:
„He, du böser Ritter Haubart, verschwindel ...“
Nanu, was ist denn das für ein Wort? Eigentlich wollte Runulf sagen ‚Verschwinde
endlich‘. Aber plötzlich war ihm das Visier vom Helm heruntergerutscht und ihm vor
den Mund gefallen. Der böse Ritter Haubart drehte sich langsam um. „Was hast du
gesagt?“, fragte er mit seiner tiefen, drohenden Stimme. „Verschwindel? Was soll
das heißen? Trägst du noch Windeln? Oder schwindelst du? Was will denn so ein
alberner Ritter von mir, dem bösen Ritter Haubart?“ Drohend und mit böse
funkelnden Augen schaute er Runulf an.
„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
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Runulf griff zu seinem Schwert und hielt es drohend in die Luft: „Hu ub au unnerem
Durf!“, rief er. Noch immer war der Helm zu und man konnte ihn nur schlecht
verstehen. Weißt du, was er sagen wollte? ,Hau ab aus unserem Dorf‘ sollte das
heißen.
Haubart aber holte mit seinem starken Arm aus und warf Ritter Runulf einen
riesengroßen Apfel an den Helm. Boing, schepperte es. Haubart lachte und warf
noch einen Apfel.
Aber diesmal war Runulf vorbereitet: Er holte mit dem Schwert aus und schlug mit
der breiten Seite gegen den Apfel. Dieser flog nun wieder zurück, direkt auf Haubart
zu. Der staunte nicht schlecht, als er seinen eigenen Apfel an den Kopf bekam.
„Au! Blödmann!“, schrie er.
Dafür lachte Runulf jetzt, und zwar so doll, dass ihm aus Versehen ein riesengroßer
Pups rauszwitscherte. Das Pferd kannte das schon – aber Haubart nicht! Durch die
schwere Rüstung hörte sich der Pups wie ein Donnerschlag an. So, wie wenn man
einen Fußball ganz doll gegen ein Garagentor schießt.
Haubart wusste nicht, was da knallte. Er dachte, es wäre eine Kanone. Na, wenn das
Dorf mit Kanonen auf ihn schoss, sollte er doch wohl besser aufgeben.
„Ich ergebe mich!“, rief er ganz laut und hob die Hände hoch. „Bitte, schießt nicht
mehr auf mich – und du, hör auf zu lachen, das mag ich nicht!“ Na so was? Ein böser
Ritter, der dazu noch empfindlich ist?
Runulf nahm den Helm ab. Noch immer lachend reichte er Haubart die Hand und
sagte: „Na, vor dir hat hier doch keiner mehr Angst. Komm mit, ich spendiere dir eine
Portion Brot mit Bohnen. Aber du darfst keinem ein Bein stellen!“
Haubart versprach es. Dann gingen die beiden in Runulfs 8-Zimmer-Burg und
feierten mit den Dorfbewohnern eine Brot-Bohnen-und-Apfelsaft-Party.
Und vor Haubart hatte niemand jemals mehr Angst.
„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
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„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“
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Matthias Perner Stefanie Reich
RITTERGESCHICHTEN Vorlesespaß für furchtlose Drachenbezwinger
Esslinger Verlag J. F. Schreiber GmbH ISBN: 978-3-480-23066-2
Gebundene Ausgabe: 68 Seiten
Eine gut erzählte Geschichte macht aus den Ohren Augen.
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