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Vorlesungen zur Theoretischen Physik Methode der Finiten Elemente Peter Hertel Universit¨ at Osnabr¨ uck Partielle Differentialgleichungen spielen eine ¨ uberragende Rolle in Physik und Technik. Nur in hochsymmetrischen F¨ allen gibt es analytische L¨ osungen, fast immer ist man auf numerische Verfahren angewiesen. In letzter Zeit setzt sich die Methode der Finiten Elemente (FEM, finite element method ) immer mehr durch. Wir leiten die Methode her, indem die partielle Differentialgleichung in ihre schwache Form ¨ uberf¨ uhrt wird. Man ersetzt den vollen Hilbertraum durch einen endlichdimensionalen Teilraum aus handhabbaren Entwicklungsfunk- tionen (Galerkin-Methode), und aus der partiellen Differentialgleichung wird ein endliches System linearer Gleichungen. ¨ Uberzieht man das Grundgebiet, auf dem die partielle Differentialgleichung zu l¨ osen ist, mit einer Triangulation, dann bieten sich so genannte Zelt- funktionen an. Solche Entwicklungsfunktionen haben den Wert 1 an einem Knoten, sind linear in jedem angrenzenden Simplex und verschwinden außer- halb. Das Integral ¨ uber das Grundgebiet wird zu einer Summe ¨ uber solche Simplizes, oder finite Elemente. Der Koeffizient vor jeder Zeltfunktion ist zugleich der Funktionswert an dem betreffenden Knoten. Wir demonstrieren die Methode der Finiten Elemente mithilfe eines Software- Paketes, das auf MATLAB aufsetzt. 15.01.2005

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Vorlesungen zur Theoretischen Physik

Methode der Finiten Elemente

Peter Hertel

Universitat Osnabruck

Partielle Differentialgleichungen spielen eine uberragende Rolle in Physikund Technik. Nur in hochsymmetrischen Fallen gibt es analytische Losungen,fast immer ist man auf numerische Verfahren angewiesen. In letzter Zeit setztsich die Methode der Finiten Elemente (FEM, finite element method) immermehr durch.

Wir leiten die Methode her, indem die partielle Differentialgleichung in ihreschwache Form uberfuhrt wird. Man ersetzt den vollen Hilbertraum durcheinen endlichdimensionalen Teilraum aus handhabbaren Entwicklungsfunk-tionen (Galerkin-Methode), und aus der partiellen Differentialgleichung wirdein endliches System linearer Gleichungen.

Uberzieht man das Grundgebiet, auf dem die partielle Differentialgleichungzu losen ist, mit einer Triangulation, dann bieten sich so genannte Zelt-funktionen an. Solche Entwicklungsfunktionen haben den Wert 1 an einemKnoten, sind linear in jedem angrenzenden Simplex und verschwinden außer-halb. Das Integral uber das Grundgebiet wird zu einer Summe uber solcheSimplizes, oder finite Elemente. Der Koeffizient vor jeder Zeltfunktion istzugleich der Funktionswert an dem betreffenden Knoten.

Wir demonstrieren die Methode der Finiten Elemente mithilfe eines Software-Paketes, das auf MATLAB aufsetzt.

15.01.2005

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1 Uberblick 3

2 Grundlagen 4

2.1 Die Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2.2 Schwache Form des Problems . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2.3 Galerkin-Naherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.4 Finite Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.5 Auswertung der Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3 Einfache Beispiele 9

3.1 Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

3.2 Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

3.3 Gleichstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

4 Erweiterungen 11

4.1 Elliptisches System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

4.2 Parabolische und hyperbolische Gleichung . . . . . . . . . . . 11

4.3 Eigenwertproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

4.4 Nichtlineare Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

5 Mehr Beispiele 15

5.1 Elastizitatstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

5.2 Warmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

5.3 Eigenschwingungen einer Membran . . . . . . . . . . . . . . . 18

5.4 Minimale Flachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

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1 Uberblick

Die mathematisch gepragten Naturwissenschaften formulieren Gesetzmaßig-keiten als Regeln fur Veranderungen. Wenn der Zugewinn pro Zeiteinheitproportional zum Vorhandenen ist, dann fuhrt das auf eine Differentialglei-chung

u = αu . (1)

Das ist eine gewohnliche Differentialgleichung fur eine Funktion u = u(t).

In der Physik und in benachbarten Naturwissenschaften hat man es oft mitFeldern u = u(t, x) zu tun.Die Feldwerte hangen nicht nur von der Zeit t ab,sondern von der Position x im Raum ab. Die von Ort zu Ort veranderlicheTemperatur T = T (t, x) ist ein gutes Beispiel.

Die Gesetzmaßigkeiten fur Felder sind ebenfalls Differentialgleichungen. Al-lerdings sind nun die partiellen Ableitungen nach mehreren Variablen imSpiel, daher hat man es mit partiellen Differentialgleichungen zu tun. Bei-spielsweise wird die Warmeleitung recht gut durch

∂tT = κ ∆T (2)

beschrieben. ∆ = ∂j∂j steht fur den Laplace-Operator, also ∂21 + ∂2

2 + ∂23 .

κ ist die vom Material abhange Temperaturleitfahigkeit. Dort wo das Tem-peraturfeld eine positive Krummung hat, muß die Temperatur steigen. Undweil alle Richtungen des Raumes gleich gut sind, kann die Krummung nurmit ∆ bewertet werden.

Solche und ahnliche partielle Differentialgleichung erortern wir hier.

Seit geraumer Zeit verdrangt die Methode der finiten Elemente fast alle an-deren Losungsverfahren. Das liegt vor allem daran, daß es leistungsfahigeund benutzerfreundliche Programmpakete gibt, die dem Anwender die Pro-grammierung im kleinen abnehmen. Wir erklaren hier die Methode der fini-ten Elemente anhand der PDE-Toolbox fur MATLABr. Das Paket ist auf zwarauf zweidimensionale Probleme beschrankt1, aber einfach zu handhaben.

1mehr konnen Rechner der Workstation-Klasse ohnehin nicht bewaltigen

3

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2 Grundlagen

Wir beschreiben in diesem Abschnitt, wie man mit Hilfe der Methode derfiniten Elemente eine partielle Differentialgleichung aus einer bestimmtenKlasse lost. Dafur wird zuerst das Problem formuliert und in eine ande-re Form uberfuhrt. Indem man einen undendlich-dimensionalen Raum vonmoglichen Losungen und Testfunktionen durch einen endlichdimensionalenersetzt, entsteht ein lineares Gleichungssystem. Die Methode der finiten Ele-mente arbeitet mit einer Basis aus lokalisierten Funktionen.

Dieser Text lehnt sich eng an das Handbuch zur PDE-Toolbox fur MATLABan.

2.1 Die Aufgabe

Wir behandeln die Klasse

−∇c∇u + a u = f (3)

von elliptischen partiellen Differentialgleichungen.

u = u(x, y) ist die gesuchte Funktion. Die Gleichung ist im Inneren einesbeschrankten Gebietes Ω der x, y-Ebene zu losen. ∇ = (∂x, ∂y) ist der Nabla-Operator in zwei Dimensionen. c, a und f sind komplexwertige FunktionenΩ → C, ebenso wie u.

Auf dem Rand ∂Ω soll die Bedingung

n c∇u + qu = g (4)

erfullt werden. n ist der nach außen zeigende Normalenvektor. Die Funktio-nen q und g sind auf dem Rand vorgegeben.

Laßt man den ersten Term in (4) weg, dann spricht man von einer Dirichlet-Randbedingung. Im Falle q = 0 ist die Bezeichnung von Neumann-Randbe-dingung gebrauchlich.

2.2 Schwache Form des Problems

Wir wahlen irgendeine Testfunktion v : Ω → C. Mit dΩ = dxdy formen wir(3) um in

−∫Ω

dΩ v∇c∇u +∫Ω

dΩ vau =∫Ω

dΩ vf . (5)

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Durch partielle Integration wird daraus

−∫∂Ω

ds nvc∇u +∫Ω

dΩ (∇v)c(∇u) +∫Ω

dΩ vau =∫Ω

dΩ vf . (6)

In das Integral uber den Rand setzen wir die Bedingung (4) ein:∫Ω

dΩ (∇v)c(∇u) +∫Ω

dΩ vau +∫∂Ω

ds vqu =∫∂Ω

ds vg +∫Ω

dΩ vf . (7)

Die ursprungliche Aufgabe heißt nun: finde eine Funktion u so daß (7) furalle Testfunktionen v gilt.

2.3 Galerkin-Naherung

Auf Galerkin2 geht die folgende Naherung zuruck. Anstatt alle moglichenpotentiellen Losungen u und alle Testfunktion v in Betracht zu ziehen, be-schranke man sich auf einen n-dimensionalen linearen Raum Ln. Es laßt sichzeigen, daß die Losung der Aufgabe (7) fur u, v ∈ Ln der wirklichen Losungdes Problems (7) am nachsten kommt, in einer bestimmten Norm, auf diewir spater zu sprechen kommen.

Wir wahlen eine Basis φ1, φ2, . . . , φn fur Ln. (7) ist fur v = φ1, φ2, . . . , φn zuerfullen. Mit

u(x, y) =n∑

j=1

Ujφj(x, y) (8)

erhalten wir das folgende lineare Gleichungssystem:

n∑j=1

KijUj = Fi . (9)

Dabei ist die Matrix K durch

Kij =∫Ω

dΩ (∇φi)c(∇φj) +∫Ω

dΩ φiaφj +∫∂Ω

ds φiqφj (10)

definiert und der Vektor F auf der rechten Seite als

Fi =∫∂Ω

ds φig +∫Ω

dΩ φif . (11)

2russischer Mathematiker, sprich: Galjorkin

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Haufig gilt c > 0, a ≥ 0 und q ≥ 0. In diesem Falle ist K eine positiveMatrix, und

||w||2 =∫Ω

dΩ c|∇w|2 + a|w|2+∫∂Ω

ds q|w|2 (12)

ist eine Norm. In dieser Norm ist die Galerkin-Naherung optimal.

2.4 Finite Elemente

Wir zerlegen das Gebiet Ω in endliche Stucke, die man deswegen finite Ele-mente nennt. Im folgenden wird die einfachste von vielen Moglichkeiten vor-gestellt: Dreiecke und lineare Funktionen.

Die Eckpunkte der Dreiecke heißen Knoten. Die meisten Knoten sind anmehreren Dreiecken beteiligt.

−1 −0.8 −0.6 −0.4 −0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Abbildung 1: Maschennetz fur ein kreisformiges Gebiet. Das Netz bestehtaus 254 Dreiecken mit 144 Knoten, der Rand aus 32 Kanten.

Die Knoten pi = (xi, yi) numerieren wir mit i = 1, 2, . . . , n durch. Zu jedemKnoten gehort eine Basisfunktion φi, die wir folgendermaßen konstruieren:φi soll stetig und stuckweise linear sein, an allen Knoten bis auf pi verschwin-den, wo sie den Wert 1 hat (Zeltfunktion).

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Wegen φj(xi, yi) = δji gilt

u(xi, yi) =∑

j

Ujφj(xi, yi) = Ui . (13)

Die Koeffizienten Ui sind also die Werte der Funktion u an den entsprechen-den Knoten.

Die Gebietsintegrale sind Summen uber die Dreiecke der Triangulation, unddie Randintegrale Summen uber die Kanten des Randes.

2.5 Auswertung der Integrale

Wir betrachten ein typisches Dreieck A mit den Knoten p1, p2 und p3. DerWeg von p1 nach p2 nach p3 nach p1 soll rechtshandig orientiert sein.

p1

p2

p3

p4

p5

p6 A

BC

D

E

Abbildung 2: Ausschnitt aus einem Maschennetz

Die Flache dieses Dreieckes betragt ∆, mit

2∆ = x1y2 + x2y3 + x3y1 − x1y3 − x2y1 − x3y2 . (14)

Das kommt heraus, wenn man (x2 − x1)(y3 − y1)− (x3 − x1)(y2 − y1) aus-multipliziert, oder eine Permutation 1 → 2 → 3 → 1 davon.

Wir schreiben

s1(x, y) =(y2 − y3)(x− x3) + (x3 − x2)(y − y3)

2∆. (15)

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s1 hat den Wert 1 bei p1 und verschwindet bei p2 und p3. Da die Funktion zu-dem linear in x und y ist, stellt sie die Zeltfunktion φ1(x, y) im betrachtetenDreieck A dar. Man beachte, daß die Zeltfunktion φ1 auch in den Drei-ecken C, D und E positive Werte hat. Im Dreieck B jedoch und anderswoverschwindet φ1.

Die entsprechenden Permutationen der Indizes ergeben die Zeltfunktionenφ2 und φ3 in A. Alle anderen Zeltfunktionen verschwinden im Dreieck A.

Im Dreieck A hat φ1 die (ortlich konstanten) partiellen Ableitungen

∂xφ1 =y2 − y3

2∆(16)

und

∂yφ1 =x3 − x2

2∆. (17)

Die entsprechenden Ausdrucke fur φ2 und φ3 gewinnt man durch zyklischesVertauschen der Indizes.

Zu K11 tragt damit das Integral∫

dΩ φ1cφ1 uber A mit

c (y2 − y3

2∆)2 + (

x3 − x2

2∆)2∆ (18)

bei. Dabei ist c der Wert der Funktion c = c(x, y) am Mittelpunkt (Schwer-punkt) des Dreieckes. Der Beitrag zu K12 ist

c y2 − y3

2∆y3 − y1

2∆+

x3 − x2

2∆x1 − x3

2∆∆ . (19)

Damit sollte klar sein, wie die ubrigen Integrale auszuwerten sind:

• Die Funktionen c, a, f werden im Mittelpunkt des aktuellen Dreiecksausgewertet

• Die Funktionen q und g werden im Mittelpunkt der aktuellen Kanteausgewertet

• Die partiellen Ableitungen sind in (16) und (17) beschrieben

Das Dreieck A mit den Knoten p1, p2 und p3 liefert Beitrage zu K11,K12,K13,K21,K22,K23, K31,K32,K33, F1,F2 und F3. Beitrage zu K11 beispielsweisekommen auch von den Dreiecken C, D und E.

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3 Einfache Beispiele

Wir werden in diesem Abschnitt einige Probleme aus der Physik behandeln,die in die vorher erorterte Klasse passen.

3.1 Elektrostatik

Zu losen sind die Maxwell-Gleichungen ∇D = ρ und ∇ × E = 0 zusam-men mit der Materialgleichung D = εE. E ist das elektrische Feld, Ddas Verschiebungsfeld. ρ, die Ladungdichte, beschreibt die Verteilung derelektrischen Ladung. ε ist die Dielektrizitatskonstante (Permittivitat) desMediums.

Bekanntlich kann man das rotationsfreie elektrische Feld durch E = −∇φdarstellen. Fur das Potential φ ergibt sich damit die Gleichung

−∇ε∇φ = ρ . (20)

Sind die Ladungsverteilung, die Dielektrizitatskonstante und damit das Po-tential von z unabhangig, dann liegt ein Problem (3) vor mit u = φ, c = ε,a = 0 und f = ρ.

3.2 Magnetostatik

Zu losen sind die Maxwell-Gleichungen ∇B = 0 und ∇ × H = j zusam-men mit der Materialgleichung B = µH. B ist die Induktion und H diemagnetische Feldstarke. Die Stromdichte j beschreibt die Stromverteilung.µ heißt Permeabilitat.

Das divergenzfreie Induktionsfeld kann man bekanntlich als die Rotationeines Vektorpotentials A darstellen. Damit gilt

∇× (1µ

∇×A) = j . (21)

Wenn der Strom in z-Richtung fließt, j = (0, 0, j), dann hat auch dasVektorpotential nur eine z-Komponente A. Das Induktionsfeld ist B =(∂yA,−∂xA, 0). Die x- und y-Komponenten der Rotation des Magnetfeldesverschwinden, und die Gleichung fur die z-Komponente ist

−∂x1µ

∂xA− ∂y1µ

∂yA = j . (22)

Wieder haben wir ein Problem (3) mit u = A, c = 1/µ, a = 0 und f = j.

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3.3 Gleichstrom

In einem leitenden Medium gilt das Ohmsche Gesetz j = σE. Mit E = −∇φund der Kontinuitatsgleichung ρ+∇j = 0 bedeutet das im stationaren Fall

−∇σ∇φ = 0 . (23)

Fur eine dunne Platte oder in anderen Situationen, bei denen die z-Abhan-gigkeit verschwindet, haben wir schon wieder ein Problem der Klasse (3).

Wir betrachten eine dunne rechteckige Erdungsplatte mit zwei kreisformigenKontakten, auf derem Rand φ = 1 bzw. φ = −1 gilt (Dirichlet). Senk-recht zum Rand der Platte fließt kein Strom, daher verschwindet dort dieNormalkomponente der elektrischen Feldstarke, und es gilt n∇φ = 0 (vonNeumann).

Die Losung ist in Abbildung 3 dargestellt.

−1.5 −1 −0.5 0 0.5 1 1.5

−0.5

0

0.5

1

1.5

Contour: u Vector field: −grad(u)

−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Abbildung 3: Elektrische Feldstarke (Pfeile) bzw. Aquipotentiallinien furzwei Kontakte auf einer leitenden Platte.

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4 Erweiterungen

Die in (3) eingefuhrte Klasse partieller Differentialgleichung laßt sich be-trachtlich erweitern, so daß man im Kern noch immer die Methode derFiniten Elemente anwenden kann. Wir gehen nun allerdings nicht mehrausfuhrlich darauf ein, wie die Matrizen K und Vektoren F in (9) und inanalogen Gleichungen auszurechnen sind. Wir stellen die Erweiterungen ein-zeln vor, sie lassen sich dann kombinieren.

4.1 Elliptisches System

Wir lassen jetzt mehrere unbekannte Funktionen u1, u2, . . . , uN auf dem Ge-biet Ω zu. Außerdem wird ∇c∇ zu ∂xcxx∂x + ∂yc

yx∂x + ∂xcxy∂y + ∂ycyy∂y

erweitert. Das bedeutet

N∑s=1

−∂xcxxrs ∂x − ∂yc

yxrs ∂x − ∂xcxy

rs ∂y − ∂ycyyrs∂y + arsus = fr . (24)

4.2 Parabolische und hyperbolische Gleichung

Die Felder konnen noch von der Zeit abhangen, u = u(t, x, y). Wenn dieZeitableitung ∂t in erster Ordnung vorkommt, hat man es mit

∂tu−∇c∇u + au = f (25)

zu tun. Neben den Randbedingungen auf ∂Ω braucht man noch die Anfangs-bedingung

u(0, x, y) = u0(x, y) auf Ω . (26)

Die Entwicklungskoeffizienten Ui in

u(t, x, y) =n∑

i=1

Ui(t)φi(x, y) (27)

bilden einen Vektor, der von der Zeit abhangt. Er genugt der Bewegungs-gleichung

U + KU = F mit U(0) = U0 . (28)

K und F sind wie im Abschnitt 2 erklart.

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Kommt die Zeitableitung in zweiter Ordnung vor,

∂2t u−∇c∇u + au = f , (29)

dann benotigt man neben den Randwerten die Anfangswerte

u(0, x, y) = u0(x, y) und u(0, x, y) = v0(x, y) auf Ω . (30)

Das fuhrt dann auf die Bewegungsgleichung

U + KU = F mit U(0) = U0 und U(0) = V 0 , (31)

in naheliegender Bezeichnung.

Fur das parabolische Problem skizzieren wir das Losungsverfahren. Einfach-heitshalber nehmen wir an, daß K und F nicht von der Zeit t abhangen.

Man setzt V = U−K−1F . Dafur gilt V = −KV , und die AnfangsbedingungV 0 = U0 − K−1F ist auch bekannt. Es genugt daher, (28) mit F = 0 zubehandeln.

Die formale Losung ist

U(t) = e−tK

U0 . (32)

Die Berechnung der Exponentialfunktion durch Diagonalisieren ist bei dunnbesetzten Matrizen meist nicht moglich.

Man spricht von ’explizit’, wenn gemaß

U(t + h) ≈ (I − hK)U(t) (33)

genahert wird. Das geht schnell, ist aber instabil in dem Sinne, daß die Fehlerexponentiell anwachsen.

Man spricht von ’implizit’, wenn gemaß

U(t) ≈ (I + hK)U(t + h) (34)

approximiert wird. Das ist langsam, weil ein lineares Gleichungssystem gelostwerden muß. Dafur ist das Verfahren aber stabil.

Integriert man in N Schritten von 0 bis t, dann ist in beiden Fallen derFehler zu 1/N proportional.

Das als nachstes beschriebene Crank-Nicholson-Verfahren ist stabil und lang-sam, konvergiert jedoch eine Ordnung besser, namlich mit 1/N2.

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Man rechnet bis zur Mitte sowohl explizit vorwarts als auch explizit ruck-warts:

U(t +h

2) ≈ (I − h

2K)U(t) ≈ (I +

h

2K)U(t + h) (35)

an, und das bedeutet

U(t + h) ≈ (I +h

2K)−1 (I − h

2K) U(t) . (36)

Mit anderen Worten: das lineare Gleichungssystem

(I +h

2K) U(t + h) = (I − h

2K) U(t) (37)

ist nach U(t + h) aufzulosen.

Fur die hyperbolisch Gleichung lassen sich ahnliche Uberlegungen anstellen.

4.3 Eigenwertproblem

Gesucht ist eine Funktion u = u(x, y) auf Ω, die der partiellen Differential-gleichung

−∇c∇ + au = λd u (38)

genugt. Dabei ist λ, der Eigenwert, eine noch unbekannte Zahl und d eineFunktion auf Ω.

Mit der Matrix

Dij =∫Ω

dΩ φidφj (39)

wird daraus

KU = λDU . (40)

Fur dieses verallgemeinerte Eigenwertproblem gibt es ausgefuchste Algorith-men und entsprechende Fortran-Programme, die in MATLAB integriert sindund von der PDE-Toolbox benutzt werden. Hat man dunn besetzte Matrizen,dann lassen sich nicht alle, sondern nur einige Eigenwerte und Eigenvektorenberechnen.

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4.4 Nichtlineare Probleme

Wir lassen nun zu, daß die Funktionen c, a und f in (3) auch noch vonder gesuchten Losung abhangen. Beispielsweise wird bei einem ferromagne-tischen Material die Permeabilitat µ in (22) von der Induktion abhangen,also von |∇u|2. Die PDE-Toolbox halt Werkzeuge bereit, wie man solchenichtlinearen Probleme iterativ lost. Fur eine Naherungslosung uk wird inlinearer Naherung eine Verbesserung δu ermittelt, so daß uk+1 = uk +δu dienachste Naherung ist. Das wird so nur funktionieren, wenn man genugendnahe an der Losung ist. Die Autoren der PDE-Toolbox haben sich viel Muhemit allen moglichen Verbesserungen gemacht.

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5 Mehr Beispiele

In diesem Abschnitt fuhren wir Beispiele fur die Erweiterungen an: Systemeelliptischer Gleichungen, parabolische und hyperbolische Gleichungen, ellip-tische Eigenwertprobleme sowie nichtlineare partielle Differentialgleichun-gen.

5.1 Elastizitatstheorie

Jede Bilanzgleichung hat die Form

∂tρ(Y ) + ∂iji(Y ) = π(Y ) . (41)

Dabei ist Y eine addier- und transportierbare Große, wie Masse, elektrischeLadung, Impuls, Energie und Entropie. ρ(Y ) ist die Dichte der entsprechen-den Große und ji(Y ) die Stromdichte. π(Y ), die Quellstarke, gibt an, wievielY pro Zeit- und Volumeneinheit produziert wird.

Mit ρ(M) = ρ als Massendichte und ji(M) = ρvi als Massenstromdichtemuß man

∂tρ + ∂iρvi = 0 (42)

schreiben (Massenerhaltung).

Jede Stromdichte spalten man auf in den Stromungsanteil3 ρ(Y ) vi und denRest Ji(Y ), den Leitungsanteil4. Die Massenstromdichte hat keinen Lei-tungsanteil.

Wir behandeln jetz die drei Impulskomponenten, Y = Pk. Die drei Impuls-dichten sind ρvk, die drei Impulsstromdichten schreiben wir als

ji(Pk) = ρvkvi − Tki . (43)

Tki, der Leitungsanteil zu den Impulsstromdichten, heißt auch Spannungs-tensor5.

Mit fk als außere Kraft auf die Volumeneinheit schreibt sich die Impuls-Bi-lanzgleichung als

∂tρvk + ∂i ρvkvi − Tki = fk . (44)3convection4conduction5engl. stress

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Bei einem ruhenden Medium vereinfacht sich das zu

∂iTki + fk = 0 . (45)

Die Bilanzgleichung fur den Drehimpuls lauft auf die Feststellung hinaus,daß der Spannungstensor unter Vertauschung der Indizes symmetrisch ist.

Bei einem elastischen Medium vergleichen wir das unbelastete System mitdem belasteten. Durch die Belastung wird ein materieller Punkt von x andie Stelle x + u verschoben. u = u(x) ist das Verschiebungsfeld. Die Bela-stung, oder Verzerrung des Systems, wird nicht durch das Verschiebungsfeld,sondern durch den Verzerrungstensor6 beschrieben,

Ski =∂kui + ∂iuk

2. (46)

In der Tat verschwindet der Verzerrungstensor bei einer starren Verschie-bung oder Drehung.

Im unbelasteten Zustand verschwinden sowohl der Verzerrungs- als auchder Spannungstensor. Im nicht allzu stark belasteten Zustand sollten daherS und T proportional zueinander sein. Genau das besagt das HookescheGesetz:

Tki =E

1 + ν

Ski +

ν

1− 2νδki Sjj

. (47)

Dieser Ausdruck gilt fur ein isotropes Medium. E heißt Elastizitatsmodul,und ν ist die Poissonsche Querkontraktionszahl, die Werte nur zwischen 0und 1/2 annehmen kann.

Setzt man das alles ineinander ein, so ergeben sich drei gekoppelte partielleDifferentialgleichungen fur die drei Verschiebungsfelder:

∆uk +1

1− 2ν∂k∂juj

=

2(1 + ν)E

fk . (48)

Im planaren Falle f3 = 0, u3 = 0, u1 = u1(x1, x2) und u2 = u2(x1, x2) ergibtsich

− 2(1− ν)

1− 2ν∂1∂1 + ∂2∂2

u1 −

11− 2ν

∂1∂2

u2 =

2(1 + ν)E

f1 .(49)

Die zweite Gleichung erhalt man durch Vertauschen der Indizes 1 und 2.6engl. strain

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Das paßt in das Schema (24). Hier sind zwei Funktionen gesucht, und estreten gemischte partielle Ableitungen auf.

Wir verfolgen das Thema hier nicht weiter. Es genugt, wenn klar gewor-den ist, daß die Probleme der Elastizitatstheorie (Festigkeitslehre, struc-tural mechanics) auf Systeme elliptischer partieller Differentialgleichungenfuhren. Und daß man solche Probleme mit der Methode der finiten Elementebehandeln sollte. Laßt sich die Aufgabe nicht auf ein zweidimensionales Pro-blem zuruckfuhren, dann braucht man bessere Werkzeuge – und erheblichschnellere Rechner.

5.2 Warmeleitung

Die Bilanzgleichung fur die innere Energie U ist

∂tu + ∂i uvi + Jwi = u∗ , (50)

mit u als Dichte der inneren Energie, Jwi als Warmestromdichte und u∗ als

Quellstarke der inneren Energie. Das kann Joulsche Warme sein (Indukti-onsheizung, Lichtabsorption), aber auch durch radioaktive Zerfalle entstehtinnere Energie.

Wir spezialisieren auf reine Warmeleitung, setzen also vi = 0.

Die innere Energie hangt von der Temperatur ab, die sich zeitlich andernkann. Fur die Warmestromdichte setzen wir an, daß sie zum Gradienten derTemperatur proportional ist. Das fuhrt auf

ρC∂tT − ∂iλ∂iT = u∗ . (51)

λ ist die Warmeleitfahigkeit und C die spezifische Warme7. (51) paßt in dasSchema (25).

Fur die Konzentration c von Teilchen, die sich in einer Flussigkeit oder ineinem Festkorper durch massenweise Brownsche Bewegung ausbreiten, giltganz analog dazu die Diffusionsgleichung

∂tc− ∂iD∂ic = c∗ . (52)

D ist die Diffusionskonstante. Anlaß zu einer Quellstarke c∗ von Teilchensind meist chemische Reaktionen.

7Warmekapazitat pro Masseneinheit

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5.3 Eigenschwingungen einer Membran

Wir betrachten eine ebene Membran, die im Ruhezusand in der x, y-Ebeneliegt. Der Rand werde festgehalten. Die Auslenkung z = t(t, x, y) genugt derWellengleichung

z = c2∆z , (53)

einer Wellengleichung. Das ist eine hyperbolische Differentialgleichung, diein das Schema (27) paßt.

Wir suchen hier nach Eigenschwingungensmoden, also nach Losungen derGestalt

z(t, x, y) = e−iωt

u(x, y) . (54)

Fur die Modenfunktion u ergibt sich die Eigenwertgleichung

−∆u =ω2

c2u . (55)

Das paßt in das allgemeine Schema

−∇c∇u + au = λdu . (56)

In den sechziger Jahren war die Berechnung der Eigenmoden auf einem L-formigen Gebiet aus drei gleichen Quadraten ein beliebter benchmark test.MATLAB hat die Darstellung der Grundmode sogar zu seinem Logo gemacht,weil das entsprechende Programm so kurz war.

Mit den Werkzeugen der PDE-Toolbox formulieren wir das Problem so:

1 % this file is lshape.m23 % use the geometry file lshapeg.m4 % [p,e,t] describes the mesh: points, edges, triangles5 % init mesh, refine twice67 [p,e,t]=initmesh(’lshapeg’);8 [p,e,t]=refinemesh(’lshapeg’,p,e,t);9 [p,e,t]=refinemesh(’lshapeg’,p,e,t);

1011 % use the boundary condition file lshapeb.m12 % u=0 on \partial\Omega

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13 % -\nabla c \nabla u + a u = \lambda d u14 % c=1, a=0, d=115 % eigenvalue solver pdeeig(boundary,p,e,t,c,a,d,r)16 % r is interval where eigenvalues are searched for1718 [v,l]=pdeeig(’lshapeb’,p,e,t,1,0,1,[0 100]);1920 % u=v(:,n) is eigenmode field n=1,2,...

Vier Zeilen und die beiden Dateien lshapeg.m und lshapeb.m, um die Geo-metrie des Problems und die Randbedingungen (hier: u = 0 auf ∂Ω) zubeschreiben.

Die Angaben uber die Geometrie braucht man, um eine Triangulation zuerzeugen. Diese besteht aus Matrizen p,e,t, die Stutzstellen, Kanten undDreiecke beschreiben. Das anfangliche Maschennetz wird zweimal verfeinert.

Mit den Randbedingungen, dem Maschennetz, c = 1, a = 0, d = 1 suchtman nun nach den Eigenlosungen im Bereich 0 ≤ λ ≤ 100. pdeeig gibt eineMatrix v von Eigenvektoren und einen Vektor l von Eigenwerten λ zuruck.

Mit

>> lshape;>> u = v(:,1);>> pdecont(p,t,u);>> hold on;>> pdegplot(’lshapeg’);>> print -deps ’lshape.eps’

kann man die Grundmode in einer Hohenliniendarstellung veranschaulichen(Abbildung 4).

Das Maschennetz besteht aus 2145 Knoten und 4128 Dreiecken. Im angege-benen Bereich fur die Eigenwerte wurden 19 Moden gefunden.

Wenn Sie die Grundmode als 3D-Bild in Farbe bewundern wollen, dannschauen Sie sich das MATLAB-Logo beim Laden des Programmes an.

5.4 Minimale Flachen

Wir betrachten ein Gebiet Ω in der x, y-Ebene. z = u(x, y) beschreibt eineFlache. Auf dem Rand ∂Ω ist u vorgegeben. Wie sieht die Flache mit demkleinsten Flacheninhalt aus?

Nun, man uberzeugt sich leicht davon, daß der Flacheninhalt durch das

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−1 −0.8 −0.6 −0.4 −0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1−1

−0.8

−0.6

−0.4

−0.2

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

Abbildung 4: Die Grundmode einer L-formigen Membran

Integral

F(u) =∫

Ωdxdy

√1 + (∂xu)2 + (∂yu)2 (57)

gegeben ist. Wir betrachten eine mit den Randbedinungen vertragliche Va-riation v, v(x, y)=0 fur (x, y) ∈ ∂Ω. Am Minimum muß die Frechet-Ableitung

dF(u + αv)dα

∣∣∣∣∣α=0

= −∫

Ωdxdy

∇ 1√

1 + |∇u|2∇u

v (58)

verschwinden, und das bedeutet

−∇ 1√1 + |∇u|2

∇u = 0 . (59)

Diese partielle Differentialgleichung fur die minimale Flache ist im Prinzipvom Typ (3) mit a = 0 und f = 0. Allerdings ist die Funktion c = c(x, y)nicht direkt vom Ort abhangig, sondern indirekt uber die Losung u. Dieelliptische Differentialgleichung (59) ist nichtlinear.

Die PDE-Toolbox illustriert diese Aufgabe. Untersucht wird der Einheits-kreis, und die Flache soll den Wert u = x2 auf dem Rand x2 +y2 = 1 haben.

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Die Geometrie sowie die Randbedingungen werden in Dateien circleg.mund circleb.m bereitgestellt.

Das folgende kurze MATLAB-Programm lost die Aufgabe:

1 % this file is minarea.m23 g=’circleg’;4 b=’circleb’;5 c=’1./sqrt(1+ux.^2+uy.^2)’;6 rtol=1e-3;78 [p,e,t]=initmesh(g);9 [p,e,t]=refinemesh(g,p,e,t);

1011 u=pdenonlin(b,p,e,t,c,0,0);1213 pdesurf(p,t,u);

Das Ergebnis entspricht vollstandig den Erwartungen.

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