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Vorschläge zur Nomenklatur der Glyceride

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Page 1: Vorschläge zur Nomenklatur der Glyceride

zur Citronensaure-Synthese off enbar nicht befahigt ist, sondern daf3 sich aus den P-Ketofettsauren eine besonders reaktionsfahige Form der Essigsaure abspalten mui3, die dann sofort die Kondensations-Reaktion mit Oxalessig- saure zu Citronensaure eingeht.

Wir wissen heute, daf3 dies so streng allerdings nicht zutrifft; insbesondere durch Experimente rnit durch C- Isotope ,,markierter" Essigsaure ist mit Sicherheit be- wiesen worden, daf3 auch gewohnliche Essigsaure zur Citronensaure-Bildung befahigt ist. Nur ist es in diesem Falle notig, noch Energie in einer geeigneten Form zuzu- fuhren, um die Essigsaure reaktionsfahiger zu machen, sie zu ,,aktivieren". Aber auch die sich aus Ketosauren abspaltende Essigsaure bedarf noch einer zusatzlichen ,,Aktivierung", die hier nur offenbar leichter erfolgt.

Wie erfolgt nun diese ,,Aktivierung" und wie haben wir uns eine ,,aktivierte" Essigsaure vorzustellen? Dieses Problem wird heute von vielen Seiten bearbeitet. Es darf als sicher gelten, dai3 es Oxydations-Prozesse sind, die die zunachst benotigte ,,Aktivierungs-Energie" liefern mu+ sen. Bei dieser Energie-Obertragung spielt die Phosphor- saure, der j a im intermediaren Stoffwechselgeschehen eine 5 0 wichtige Rolle zukommt, mit. Es gilt als ziemlich sicher, dal3 ,,aktivierte" Essigsaure irgendeine, wahrscheinlich anhydrid-artige, energiereiche Verbindung der Essig- saure mit Phosphorsaure darstellt. Um das einfache Acetylphosphat CH,-C-0-P=O (OH),, das schon lan-

ger bekannt ist und auch aus biologischem Material iso- liert wurde, kann es sich dabei allerdings nicht handeln, da diese Verbindung sich als inaktiv erwiesen hat. Es werden Formeln wie die eines Anhydrids zwischen Essig- saure und Metaphospbrsaure (I) oder die zum Keten i r

0

/O\ Y O CH,-C-O-P=O I I I I CH2==C P-OH 0 0 \O/

I I1

Beziehung stehende (11) diskutiert und mogen jedenfalls einen Begriff davon geben, in welcher Richtung die Lo-

sung diesee Problems, die wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen durfte, zu suchen sein wird.

Wie auch die endgultige, gesicherte Formel aussehen mag, eines steht fest: Diese aktive Essigsaure spielt im Stoffwechselgeschehen eine ungeheuer groi3e Rolle; denn sie tritt nicht nur beim Abbau der Fettsauren auf, sie entsteht zweifellos auch intermediar aus der Brenztrau- bensaure bei deren Obergang in Citronensaure, wobei Sauerstoff aufgenommen und CO, abgegeben wird. Die in diesem Falle besonders glatte Bildung von Citronen- saure erklart sich durch die sehr leicht erfolgende Bil- dung der aktiven Essigsaure, die hier ohne besondere Energie-Zufuhr moglich ist. CH3-CO-COOHS 0 t H: IPOJ-~ [CH~-COO-POZ] SCO. +

(aktivierte . Essigsiure) L-2 HnO Diese stellt iiberhaupt das Bindeglied zwischen Fetten

und Kohlenhydraten dar; denn Versuche verschiedener Art, insbesondere solche mit Isotopen, haben gezeigt, dai3 nicht nur Acetessigsaure leicht in zwei Molekule ,,akti- vierte" Essigsaure iibergehen kann, sondern dai3 letztere auch wieder zu Acetessigsaure eusammentreten konnen. Damit ist ein Hinweis gegeben, wie wir uns die Syn- these von Fettsauren in der Zelle vorzustellen haben: Durch fortgesetzte Aneinanderlagerung aktivierter Essig- saure-Reste, die ihrerseits uber Brenztraubensaure aus Zuckern gebildet werden, und anschliei3ende bzw. gleich- zeitige Reduktion der zunachst entstehenden Ketofett- sauren. (CH:j-COOX), +

CHs-CO-CH2-CO-CH2- . . . . CO-CHr-COOH + nX Reduktion

~ ~ ~~ --t CHy--CHZ--CH2--CH~-CH2. . . . . COOH

Eine weitere wichtige Rolle durfte der ,,aktivierten" Essigsaure bei der Synthese der Sterine und verwandter Stoffe zukommen, die, wie ebenfalls mittels isotop mar- kierter Essigsaure nachgewiesen worden ist, im Tierkor- per aus ihr gebildet werden. Schliefilich moge no& er- wahnt werden, dai3 auch die Bildung von Acetoin und des als Butteraroma bekannten Diacetyls aus Acetal- dehyd untl ,,aktivierter" Essigsaure erfolgen kann.

Vorschlage zur Nomenklatur der Glyceride Von Prof . Dr. H , P. Kaufmann, Munster (Westf.)

Die chemische Bezeichnung der Glyceride im in- und auslandischen Schrifttum ist derart unterschiedlich und widerspruchsvoll, dai3 eine Vereinheitlichung dringend notwendig erscheint.

Da die Fette Ester des Glycerins sind, kann man auf die Nennung des letzteren bei der Nomenklatur der G 1 y c e r i d e verzichten: Tristearin fur das Tristearat des Glycerins. Auch die chemische Bezeichnung der Sauren lafit sich heranziehen. Triolein als Glycerid der Ulsaure ist also Tri-9.10-octadecenin. Entsprechend heifit es bei den Triglyceriden der Linolsaure und Lino- Iensaure ,,Linolin" und ,,Linolenin". Wird also der Name des Triglycerids einer Saure, die am Stammwort die Endung ,,-in" tragt, gebildet, so bleibt diese Endung erhalten. Wenn aber die Fettsauren andere Endungen haben, so wird ,,-in" a n g e h a n g t : ,,Capronin" aus Capronsaure, ,,Behenin" aus Behensaure, ,,Parinarin" aus Parinarsaure, ,,Arachidonin" aus Arachidonsaureusw.

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Mono- und gleichsaurige Di- und Triglyceride werden durch Verwendung der Vorsilben Mono-, Di- und Tri- gekennzeichnet, also z. B. Monostearin, Distearin und Tristearin. Bei mehrsaurigen Glyceriden kann nur eine Saure zur Kennzeichnung der Glycerid-Natur am Ende des Wortes erscheinen. Die anderen Sauren gemischter Di- und Triglyceride werden als Acyle vorangestellt. Daher mui3 zum Zweck der Vereinheitlichung einmal eine Einigung uber die B e z e i c h n u n g der Saurereste, zum anderen uber die R e i h e n f o l g e der Sauren im Glycerid erzielt werden.

Bei den Namen der Fettsauren handelt es sich urn Be- zeichnungen, die von den Entdeckern meist im Hinblick auf die Herkunft des jeweiligen Fettes gewahlt wurden. Kommen diese Fettsauren in gemischten Glyceriden vor, so wird - sofern das Stammwort die Endung ,,-in" tragt - gewohnheitsmai3ig letztere im Saurerest durch ,,-0'' ersetzt. So schreibt man bei Stearinsaure, die h

FETTE U N D S E I F E N 52. Jahrg Vr.4 1950

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einem gemischten Glycerid vorhanden ist, ,,Stearo-". Entsprechend miii3te es bei der Petroselinsaure heii3en ,.Petroselo-". statt des im Schrifttum zu findenden ,,Pe- ti.oselino-". Olsaure (= Oleinssure) liefert den Rest .,Oleo-". Auch bei Fettsauren, deren Stammworte die Endung ..-a" oder ,,-us" tragen, wird man zweckmai3ig i n gleicher Weise verfahren. Der Rest der Chaulmoo- grasilure heilit also .,Chaulmoogro-", der der Hydno- carpussiiure ,.Hydnocarpo-". Bei Fettsauren, dereri Stammwort mit anderen Endungen verbunden ist (-01. -cm. -on, yl , -ar usw.), kann man zur Vereinheitlichung den Buchstaben .?-o" a n h a n g e n. Linolsaure liefert also d e n Rest ,,Linolo-". nicht ,,Linoleo-", wie teilweise im Schrifttuni auf Grund der veralteten Bezeichnung ,. 12inoleinsaui-e" statt Linolsaure iiblich.

Eine Ausnahme von vorstehender Vereinheitlichung ist zur Vermeidung von Verwechselungen aber zu ma- (hen: Wenn man den Rest von Caprinsaure mit .,Capro-" t)rnennt, ist cine Verwechselung mit Capronsaure miig- lich. deren Rest im Schrifttuni haufig gleichfalls init (k ipro bezeichnet ist. Daher sollte man zwischen ,,Ca- i)rino-" utitl ..Caprono-" unterscheiden.

1 t i nnchstehender l'abelle sind die haufig gebrauchten gesiittigten und ungesattigten Sauren mit den Abkiir- zungen ihrer Acyl-Reste sowie die Rezeichnungen ihrer 'l'riglyceride zusammengestellt.

S i i u r c

Essigsiiure 13 t i t t ersiiurc Capronsiiure (:apryIsiiiirc (:aprinsiiure 1,aurinsiiure M yristinsiurc I'almitinsiiure Stearinsiure .4 rach i nsii 11 re Behensiure 1.ignocerinsiiirc Cerotinsaure 1)otlecensiiure I'etroseliiisiiure (fi.i.-Octatlrceii- siiure)

1 I I s i u re ( < I . I 0-Octatlecrn- siiure)

1,inolsiu re (0.1 I)-. 12. I :j-Oc(,a

I~inolensiiiire llacostearinsiiure I'.winnrsiiure A rach i d o nsiiur e ( : l u ~ ~ ~ i i i o ~ l r ~ n s i i ~ i r ~

decadiensiure)

R e s t

Ace t o - 13 u ty ro - Caprono- Caprylo- ( h p r i n o - 1,auro- M yi.isto- Palinito- Stcaro- 12 ra ch o - Ikheno- I> ig noce r o - Ceroto- Dodeceno- l 'etroselo- (ti.i.-Octadeceiio-)

Oleo- (9. I 0-Octatleceno-)

1,inolo- ( ! l . l O - . 12.1?POcla-

tlecadieno-) I> inoleno- Elaeostearo- I'arinaro- Arachidono- (~ lupanodono-

G I y c e r i t i e

Acetin Butyrin Capronin

h p r y 1 I i i

Capri11 Laurin Myriatin Palmitin Stearin A rach in Be henin Ligiiocei in Ckrotin Dodecenin Petroselin (6.7. - Octadecen i n)

Olein (9. I 0-Octadecenin)

L. i no1 in ( 9. I 0- , 1 2.1 X - Oci a -

decadienin) 1, i nolen in Elamstear in Par inar in Arachidonin (:lupanodonin.

I k i den g e i n i s c h t e t i G 1 y c e r i d e n kommt es [I.. c . ~ d ~ t l -. lichcti. Hier hesteht im Schrifttum ein viilliges Durch- einander. Teils wird die niedriger molekulare S5ure r'i,rangeslellt. teils die hiiher niolekulare, so dalS z. H. tler gleiche Stoff teils mit Palmito-distearin, teile mil Dictearo-f)aliiiitiii benannt wird. I h s gleiche gilt fiir

. ;in, (lie Reihenfolge der Sauren zu vereinheit-

die Reihenfolge gesattigter und ungesattigter Sauren, z. B.: Distearo-olein, gleichbedeutend mit Oleo-distearin.

Es sind zu beriicksichtigen: die Kettenlange der Fett- sauren, gesattigte und ungesattigte Sauren, verzweigt- kettige Sauren, Stellungsisomerie, geometrische und 01)- tixhe Isomerie der Sauren, substituierte Saureri (Oxy- sauren, Ketosauren, gebromte Sauren usw.) und cykli- sche Sauren.

1. Als u b e r g e o r d n e t e s P r i n z i p sol1 die Ket-. tenlange dienen, und zwar stehen die niedrigeren vot' den hiiheren Sauren:

Palmito-distearin (nicht Distearr)-palmititi!) Hutyro-myristo-stearin.

Diese Anordnung wird auch dann gewihlt. wenn ttigte und ungesattigte Sauren vergesellschaftet s i n d :

Palmito-diolein (nicht Dioleo-palmitin).

:1. Haben gesattigte und ungesattigte Fettsauren g 1 e i- c h e K e t t e n 1 a n g e , so wird die gesattigte Fettsaure v o r a n g e s t e 1 1 t : Distearo-olein (nicht Oleo-distea- vin). Niedriger molekulare Siuren werden jedoch den Itnheren Sauren stets vorangestellt:

Palmito-stearo-olein (nicht Oleo-palmito-rteariti oder Stearo-oleo-palmitin).

-1. Sind ungesattigte Sauren gleicher Kettenlingc. nber verschiedenen Sattigungsgrades vorhanden, so wirtl die gesattigtere Saure vorangestellt:

Dioleo-linolin Oleo - 1 i no I o - 1 i nole nin Oleo-linoleno-clupanodoriin Dioleo-parinari t i ,

aber Linolo-dierucin, da Erucasiiure die liingere Kettr hat.

5. Uei verzweigten 1;ettsiuren wild die Iiingste geratle Kette zugrundegelegt.

(i. lsoniere Sauren: a) Stellungsisomerie bei gleicher Kette und gleichem

Sittigungsgrad: Die Ssure, deren Doppelbindung %her an der Carboxylgruppe steht, wird vorangestellt:

Pet roselo-diolein ( - z ( j . 7 . Octadeceno-di-9.10-octadecenin).

b) Bei cis-trans-Isomeren wird die cis-l;orin vot L L I I -

gestell t : Oleo-dielaidin.

c) Bei optisch-aktiven Sauren steht die I-Form voran. Im iibrigen Gruppierung nach Kettenlange und Sitti- gungsgrad.

7. Substituierte Sauren: die nicht substituierten S5u- ].en stehen bci gleicher Kettenlinge und gleichen Sitti- pungsgraden voran :

Ricinolsiure hinter Wsiiure Dioleo-ricinolin Distearo-9. I 0-dibromstearin.

8. Cyklische Sauren werden stet9 n a c h gestellt: Steam-oleo-hydnocarpin I,inolo-dichaulnloogrin.

F E T T E U N D S E I F E N 5 3 . J a h i k . Nr .4 191iO '109