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22.05.2019AUSGABE 7
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ÖSTERREICH
SCHWEIZ
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DAS INSIDER-MAGAZIN: NEWS • FAKTEN • HINTERGRÜNDE
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NEUREGELUNG IN KRAFT
GeschAfts-geheimnisse schUtzenWARUM SIE JETZT AKTIV WERDEN MÜSSEN
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BASELAYERDIE TOP-TRENDSFÜR DRUNTER S. 14
VOSWINKELLETZTE RETTUNG INSOLVENZNicht zukunftsfähig: Wie die Millionenverluste das Traditionshaus in die Knie zwangen
Was moderne Power-Frauen von Industrie und Handel erwarten
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Deutschland sucht den Superhändler
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Wie macht Fach-handel (noch) Sinn?
Egal, wie man die Insolvenz von Voswinkel jetzt offi ziell nennen mag: Fest steht, dass der Traditionsfi lialist –so wie es sich schon seit Jahren angedeutet hat – nicht (mehr) funktioniert.
Warum sollte ein Kunde einen Voswinkel-Laden besuchen? Was bietet ein Voswinkel-Laden, das andere nicht haben?
Der Standort? Vielleicht. Das Sortiment? Sicher nicht.Das Shoppingerlebnis?
Mein Sohn ist 16, ein „Digital Native“ also. Für ihn ist der Computer oder das Handy die Einkaufsstraße – rund um die Uhr geöff net, ein Preisvergleich ist schnell und bequem vom Sofa oder vom Bett aus möglich, geliefert wird bis zum nächsten Morgen und was nicht gefällt, wird mittlerweile sogar an der eigenen Haustür wieder abgeholt.
Anprobieren? Anfassen? Direkt mitnehmen? Die Vorteile des stationären Handels?
Ihm egal! Am ehestens wirkte noch das Thema Umweltbilanz, mit dem ich es tatsächlich schaff te, ihm den Gang in ein Fachgeschäft schmackhaft zu machen. Der Anlass: Ein paar neue Handschuhe. „Und dort können sie dich auch noch richtig gut beraten …“, sagte ich noch!
Leider – muss man sagen – fi el meine Wahl (aus Standortgründen) auf eine Voswinkel-Filiale. Und ja, es war ein Samstag. Die Handschuhwand: Ein Chaos. Nichts schien an seinem Platz. Eine große, fast durchgängig schwarze, Handschuhmasse.
Hilfe? Fehlanzeige! Nach zehn Minuten selbst ausprobieren brach ich das Experiment ab.
So macht Handel, und erst recht Fachhandel, keinen Sinn!
Ihr,
Andreas MayerChefredakteur
PS: Wie Fachhandel Sinn macht, zeigen aktuell viele andere Shops, die in den vergangenen Jahren die Zeichen der Zeit erkannt haben. Die besten möchten wir prämieren! Ab sofort sind Bewerbungen und Nominierungen möglich für den Retail-Award 2019. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 28.
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TITELSTORY
ZIELGRUPPE FRAUEN
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SportbandagenRaus aus der Nische 18
RechtGeschäftsgeheimnis 22
FACHHANDELRetail Award 28
HIGHLIGHTS
BaselayerTrendreport 14
FACHHANDELVoswinkel 27
EDITORIAL | INHALT | 57.2019
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6 | IM FOKUS 07.2019
515€ Azubi-Mindestlohn plant die
Bundesregierung bereits ab dem kommenden Jahr für Betriebe einzuführen, die nicht
nach Tarif bezahlen. Outdoor-Branche trauert um Star-KlettererNach einem Lawinenunglück in den kanadischen Rocky
Mountains konnten die drei bekannten Extremkletterer
David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley nur noch tot
geborgen werden. Mit dem Tod der drei Weltklassesportler
verliert die internationale Kletterszene drei ihrer bekanntesten
Protagonisten auf einen Schlag. Lama, Auer und Roskelly
waren zudem auch bei Ausrüstern als Produktentwickler,
Testimonials und Werbeträger sehr beliebt.
Jess Roskelley David Lama
Hansjörg Auer
VF tritt der UN-Klimaschutz-Charta beiDie Fashion Industry Charter for Climate Action, die anlässlich
der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz im vergangenen
Dezember von 43 Unternehmen der Textilbranche unterzeichnet
wurde, gilt vielen als Meilenstein. Mit der VF Corporation tritt nun
das erste US-Unternehmen der Charta bei. Die Unterzeichner der
Fashion Industry Charter for Climate Action verpfl ichten sich, ihre
CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Zudem
enthält die Charta das Fernziel, bis 2050 Netto-Nullemissionen
zu erreichen. Zu den Erstunterzeichnern gehörten anlässlich
der Klimakonferenz in Kattowitz beispielsweise Adidas, Arcteryx,
Esprit, H&M Group, Inditex, Mammut, Otto Group, Puma,
Schoeller, Peak Performance, Salomon, Sympatex oder die
Outdoor Industry Association (OIA) sowie die Sustainable Apparel
Coalition (SAC).
Klättermusen startet neuDer Bergsportexperte aus Schweden startet mit
seiner Frühjahr-/Sommerkollektion 2019 in der
DACH-Region seinen Relaunch. Startschuss
sind die sogenannten “Verkstad Pop-Ups“, die
im Juni exklusiv bei Globetrotter aufgebaut
werden. Die Produkte zeigen einen Einblick in
die Welt von Klättermusen. Außerdem werden
die Kunden ausgewählte Produkte aus der
Frühjahr-/Sommerkollektion von Klättermusen
auf der Internetseite von Globetrotter
fi nden. In der „Klättermusen Verkstad“ sollen
Endverbraucher einen tiefen Einblick in
die Entstehung der Produkte bekommen.
Angefangen von der Stoff entwicklung über
die Mustererstellung bis hin zum Test der
Prototypen in der rauen nordischen Wildnis.
„Ich bin sehr stolz, unsere bisher mutigste
Kollektion in unserem Verkstad-Konzept
vorzustellen“, erklärt Gonz Ferrero, CEO von
Klättermusen. „Unser Ziel war es, unser Erbe
zu würdigen, und da passen die Globetrotter-
Stores mit ihren Bemühungen für Schulung und
Nachhaltigkeit einfach perfekt.“
Wintersteiger wächst weiterDie Wintersteiger Gruppe hat 2018
zum ersten Mal in der 65jährigen
Unternehmensgeschichte einen
Umsatz von mehr als 160 Mio. Euro
erreicht. Wesentlich zum Wachstum
beigetragen hat die Sparte „Sports“,
die mittlerweile auch das größte
Geschäftsfeld der Gruppe ist. Bereits
zum vierten Mal in Folge konnte
Wintersteiger hier ein deutlich
über Markt liegendes Wachstum
verbuchen: Mit fast 70 Mio. Euro
setzte „Sports“ zehn Prozent mehr
um als im Vorjahr.
Auch für den Gesamtkonzern konnten
die Rieder (Innkreis) mit einem
Umsatzplus von knapp 6 Prozent
positive Zahlen berichten. Zudem
sei die Belegschaft bei Wintersteiger
2018 stark gewachsen. Anfang des
Jahres 2019 hat Wintersteiger die
1.000er-Marke bei der Mitarbeiterzahl
überschritten.
„Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze”
Spielerinnen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen in einem Werbefi lm für den Sponsor Commerzbank
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2018
IM FOKUS | 707.201907.2019
Sneaker
Sandalen
Sportschuhe
Ballerinas
Stiefeletten
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29,1 %
32,3 %
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KURZ&KNAPPVÖLKL VERGIBT SOCKENLIZENZ
Der Strumpfanbieter Atair aus
Steinfurt will zukünftig unter dem
Markennamen Völkl Sportsocken
vertreiben. Die erste Kollektion
umfasst 13 Sportsocken aus den
Bereichen Ski, Running, Hiking und
Active. Das Sortiment solle permanent
ergänzt werden, beispielsweise um
Outdoor, Cycling und Fußball.
QUIKSILVER SPRINGT IN EOG Die
Boardsport-Marke Quiksilver wird das
insgesamt 104. Mitglied des Out-
door-Interessenverbands EOG. Das
im Wasser- und Schneesport aktive
Unternehmen habe bereits die Nach-
haltigkeitscharta der EOG unterschrie-
ben und möchte insbesondere bei den
Themen Microfi bres und Einwegplastik
eine aktive Rolle übernehmen.
PUMA BOOTET NIKE AUS Nachdem
Puma bereits beim englischen Fußball-
Meister Manchaster City als Ausrüster
auf Nike folgt, lösen die Herzogen-
auracher den Branchenprimus auch
als Ball-Partner der spanischen LaLiga
ab. Mit jährlich 2,7 Mrd. Zuschauern
und mehr als 80 Mio. Followern auf
sozialen Medien ist LaLiga eine der
wichtigsten Fußball-Ligen der Welt.
DERBY STAR VERLÄNGERT IN
HOLLAND Bevor am 17. Mai in der
Hamburger Filiale von 11 Teamsports
der Spielball für die nächste Bundes-
ligasaison präsentiert wurde, konnte
Derbystar eine weitere Partner schaft
verlängern. Seit 2006 stellt man den
Spielball der höchsten Niederländi-
schen Fußball-Ligen. Das wird auch
bis zur Saison 2021/22 so bleiben.
Frauen wollen SneakerLaut einer aktuellen Studie gaben die deutschen
Konsumenten im Jahr 2018 knapp 600 Millionen
Euro für Sneaker aus. Vor allem bei den Damen sind
sie beliebt. Weit über die Hälfte der befragten Frauen
plant, in diesem Jahr neue Sneaker anzuschaff en.
Alles Gute, Hans Ruprecht!
Hart in der Sache, aber immer geradlinig, fair und auf Ausgleich zwischen Fachhandel und
Adidas bedacht, hat Hans Ruprecht (vorne Mitte) in seinen 32 Jahren bei den Herzogen-
aurachern die Geschicke der Branche maßgeblich mitbestimmt. Am 10. Mai hat das Vertriebs-
Urgestein mit langjährigen Weggefährten seinen Abschied in den Ruhestand gefeiert.
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8 | TITELSTORY | Zielgruppe FrauenZielgruppe Frauen 7.2019
ATTRAKTIV UND LUKRATIV!
Irgendwo zwischen Venus und Mars
Das Frauen mittlerweile eine eigene und boomende
Zielgruppe für jeden Sportfachhändler darstellen, ist nichts
Neues. Neu sind aber viele Studien, die dabei helfen,
das nicht immer einfache Geschlecht auch erfolgreich
und zielgruppengerecht anzusprechen. Nach wie vor
haben aber auch die Marken – und hier insbesondere die
Chefetagen – ihre Hausaufgaben zu machen!
Text: Andreas Mayer
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7.2019 Zielgruppe Frauen Zielgruppe Frauen | TITELSTORY | 9
Wie leicht selbst ein gut gemeinter Schuss nach hinten losgehen kann, sah man(n) wieder am 6. März. Glückwünsche zum
Weltrauentag kamen gleich mehrfach dort, wo sie eigentlich ankommen sollten, gar nicht gut an: Ein Twitter-Post des Hamburger Immobilienmaklers Engel & Völkers zum Beispiel zeigte das Manage-ment, das leider ausschließlich aus Männern be-stand, die sich dann auch noch zum Teil breitbeinig und mit den Händen in den Hosentaschen cool und selbstbewusst über den Dächern der Elbmetropole fotografi eren ließen. Die Supermarktkette „Penny“ wählte das andere Extrem und gratulierte unter der Überschrift „Alles, was Frau braucht“ mit einem Angebot von Blumen, Sekt, Süßigkeiten sowie einen Damenrasierer! Und irgendwo dazwischen stand plötzlich auch das Unternehmen Gilette in der Kritik, weil es seinen Damenrasierer „Venus“ mit Plus- (und Super-Plus) Models bewarb. So weit dürfe es dann ja wohl auch nicht gehen, hieß es – und dies auch aus der Damenwelt!
„Was Frauen wollen und was Männer denken, was Frauen wollen, dazwischen liegen Welten“, erklärt die Publizistin Ulrike Luckmann, die bereits 2014 eine erste Marktbetrachtung des deutsch-sprachigen Sportbereichs aus rein weiblicher Sicht veröff entlichte. „Welcher Mann weiß das nicht, schon allein aus seinem privaten Bereich? Die holde Weiblichkeit hat so ihren eigenen Kopf“, lacht sie. „Frauen denken und fühlen anders und meistens versteht man(n) einfach nicht!“Erfolgreiche Frauen von heute, vor allem jüngere Generationen, lassen sich in kein Korsett mehr zwän-gen. Sie haben in ihrer Erziehung ein bemerkens-wertes Selbstverständnis als Frau mitbekommen. Ihre Mütter haben sich, dank Alice Schwarzer & Co, den nicht immer einfachen Weg der Emanzipation hart erarbeitet und es ist ihnen ein Bedürfnis, das an ihre Töchter weiterzugeben. So sind im letzten Jahrzehnt völlig neue Rollenbilder von Frauen und Männern entstanden, die den alten kaum noch ähneln. Kein Wunder, dass Werbespots wie von Dr. Oetker zur Fußball-WM in Russland für Aufschreie sorgen: Zu sehen war eine Frau, die ihrem Ehemann einen Kuchen in Form eines Fußballs gebacken hat. Sie trug eine Schürze und hielt einen
Schon fast ein Klassiker:
Deuter-Rucksäcke, speziell
designt für die Bedürfnisse
von Frauen, tragen traditionell
eine Blume.
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10 | TITELSTORY | Zielgruppe FrauenZielgruppe Frauen 7.2019 10 | TITELSTORY | Zielgruppe Frauen 7.2019
verzierten Kuchen in die Kamera. Und garniert wurde dieses antiquierte Frauenbild mit dem Spruch: „Back deinen Mann glücklich – auch wenn er eine zweite Liebe hat.“
Frauen haben hervorragende Ausbildungen, teilweise bessere Abschlüsse, sind ehrgeizig und wollen alles: wirkliche Gleichberechtigung, Arbeitsteilung in der Familie, gute Jobs zu gleicher Bezahlung. Sie verdienen ihr eigenes Geld, wenn auch immer noch wesentlich weniger als ihre männ-lichen Kollegen in den gleichen Positionen, und sie verfügen darüber, wie es ihren gefällt. Sie wählen Marken, die ihnen gefallen und von denen sie sich inspiriert fühlen. Sie kaufen in Geschäften, in denen sie sich wohl fühlen und reagieren auf Werbung und Marketing, von denen sie sich verstanden fühlen.
Hier liegt allerdings nach wie vor eines der Probleme: Sieht man von den aktuellen Boom-Sportarten Yoga, Fitness und mit Abstrichen Running ab, wo tatsächlich schon viel passiert ist und wo es mittlerweile sogar im Handel immer öfter einen fl ächenmäßigen Gender-Split gibt, könnte man sonst mitunter nach wie vor glauben, es gäbe gar keine Frauen, die sich für Sport interessierten. Die Konsequenz: Sie fühlen sich auch nicht ange-sprochen, nicht wichtig und folgern daher: keine Marke für mich! Zum Glück stehen da andere in den Startlöchern: Die H&M’s dieser Welt sind längst dabei, Sportkollektionen aus dem Boden zu stampfen und in ihren, von Frauen frequentierten Läden, anzubieten. Denn Sport ist nunmal längst keine Männer-Domäne mehr. Frauen haben viele Sportarten ebenfalls längst für sich erobert.
In welchem Maße Outdoor-Sport das seelische Wohlbefi nden von Frauen fördert, hat kürzlich das unabhängige, britische Forschungsprojekt Woman in Adventure herausgefunden. Basierend auf den Antworten der Teilnehmerinnen erstellte die Studie sogar ein Zufriedenheits-Ranking nach Sportart: Das größte seelische Wohlbefi nden haben demnach Kajak-Sportlerinnen vor Skifahrerinnen, Kanutinnen und Schwimmerinnen. Am Ende rangiert das Klettern. Wer als Mann jetzt frohlockt und sich diese Hitliste an die Pinnwand hängt, zeigt allerdings erneut, dass er die Vielschichtigkeit der modernen Frau nicht versteht. Denn das Ranking des „Wohlbefi nden“ setzt sich zusammen aus Gefühlen wie „lohnt sich“, „Befriedigung“, „Glück-lich sein“ sowie „Ängstlichkeit“ – mit durchaus sehr verschiedenen Ergebnissen ...
„Wer das erkennt und reagiert, kann ihre Herzen erobern“, sagt Ulrike Luckmann. „Das bedarf aller-dings einem Umdenken, denn wer als Marke oder Laden Frauen für sich gewinnen will, muss einiges dafür tun.“ Ein Anfang ist zumindest auf Seiten der Industrie gemacht. „Aber auch wenn inzwischen meistens Frauen das Design der frauenspezifi schen Produkte entwickeln und sie für das Marketing und die Kommunikation verantwortlich zeichnen, gibt es immer noch diese gläserne Decke, an der sie sich auf dem Weg in die Unternehmensführung ihren Kopf stoßen“, weiß Luckmann. „Nach wie vor gibt es zu wenig weibliche Führungskräfte in der Sportartikelindustrie. Außerdem nimmt diese die zielgruppenspezifi sche Ansprache von Frauen noch nicht ausreichend wahr“, weiß auch Kim Scholze, Community Managerin bei der ISPO Munich und verantwortlich für die ISPO-Initiative „Frauen im Sport-Business“. „Wichtiger als der Look sei es für viele Kundinnen, dass das Equipment zu den eige-nen Anforderungen passt. Frauen sind meist beim Familien-Budget die Entscheider. Umso wichtiger ist es, ihren Anforderungen nachzukommen. Sie er-warten beispielsweise ein gewisses Einkaufserlebnis, zu dem fachliche Kompetenz und die Empathie im Beratungsgespräch gehören. Und sie wünschen sich genderspezifi sche Produkte, die ihren anatomischen und ergonomischen Ansprüchen entsprechen.“
Eine Umfrage „Frauen im Sport-Business“ unter Ausstellern und Besuchern kurz vor der ISPO im Januar zeigte zwar: Zwei Drittel der Hersteller haben Produkte für Frauen im Sortiment. 46 Prozent geben an, dass die Bedeutung der weiblichen Zielgruppe für das Unternehmen in den letzten zwei
Modisch, farbenfroh, aber
trotzdem funktionell – und auf
die speziellen Bedürfnisse von
Frauen abgestimmt. So wirbt
unter anderem Kari Traa.
Frauen lieben Outdoor-Sport:
Welche Sportarten ganz
besonders, hat die britische
Forschungsgruppe „Woman
in Adventure“ analysiert.
Hier Sportarten sortiert nach
den Auswirkungen auf das
seelische Wohlbefi nden.
Frauen
erwarten ein
Einkaufserlebnis, zu
dem fachliche
Kompetenz und
Empathie im
Beratungsgespräch
gehören.«
Kim Scholze, ISPO Munich
schlechter Seelisches
Wohlbefi nden
besser
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