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Wachstumstyp und einige anthropometrische Parameter des Zahnbogens A. Masztalerz, Wroclaw/Breslau Lehrstuhlftir Kieferorthop~idie (Leiter: Prof. Dr. habil. A. Masztalerz) der Medizinischen Akademie in Wroclaw (Breslau),Polen Die Abhfingigkeit des Wachstumstyps des Gesichts und der Parameter, die mit dem Gebig in Beziehung stehen, verdienen das Interesse der Kieferorthopfiden. Die vorliegende Arbeit betfifft die Korrelation des Wachstumsmusters mit dem Zahnbo- genindex und dem Offnungswinkel des Zahnbogens. Diese beiden Werte informie- ren fiber die Proportionen des Zahnbogens, fiber das Verhaltnis der Breite zur Lfin- ge. Damit verbunden ist auch das in der Kieferortbopadie so wichtige Problem des Engstandes, und deshalb sind Untersuchungen der Korrelation des Wachstumstyps mit Zahnengstanden berechtigt. Unsere Pilotstudie erfaBte 20 Patienten mit bleibendem Gebil3, bei denen das Ver- haltnis der hinteren Gesichtsh6he zur vorderen nach Jarabak [1] berechnet wurde so- wie der Index beider Zahnb6gen und ihre Offnungswinkel [3] (Abb. i und 2). Auf- grund der Tatsache, dab bei einigen Fallen die zweiten Molaren noch im Durchbruch waren, wurden die ersten Molaren als distale MeBpunkte bestimmt. Der Zahneng- stand wurde mit Hilfe der Segmentanalyse bezeichnet [2]. Die Mittelwerte der unter- suchten Parameter sind in Tabelle I wiedergegeben (Tab. I). Wir stellten eine deutliche Korrelafion~ beider Messungen lest, die die Proportion des Zahnbogens betrafen, das heil3t den Index und den Offnungswinkel des oberen Zahnbogens (r = 0,86) und des unteren (r = 0,87) sowie auch eine Korrelation "des Zahnbogenindex im Ober- und Unterkiefer (r = 0,54) und des I)ffnungswinkels bei- der ZahnbOgen (r = 0,63). Dagegen ergaben die Korrelationsdiagramme des Wachstumstyps und der Seg- mentanalyse als auch der Parameter der Zahnb6gen eine diffuse Verteilung der 5 I 1 [, ^ ' X= A" 100 8 Abb. 1. Zahnbogenindex. Abb. 2. Offnungswinkel des Zahnbogens. 1 Korrelationstabellen beim Verfasser. FortschLKieferorthop, 49 (1988),321-323(Nr. 4) 321

Wachstumstyp und einige anthropometrische Parameter des Zahnbogens

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Wachstumstyp und einige anthropometrische Parameter des Zahnbogens

A. Masztalerz, Wroclaw/Breslau

Lehrstuhl ftir Kieferorthop~idie (Leiter: Prof. Dr. habil. A. Masztalerz) der Medizinischen Akademie in Wroclaw (Breslau), Polen

Die Abhfingigkeit des Wachstumstyps des Gesichts und der Parameter, die mit dem Gebig in Beziehung stehen, verdienen das Interesse der Kieferorthopfiden. Die vorliegende Arbeit betfifft die Korrelation des Wachstumsmusters mit dem Zahnbo- genindex und dem Offnungswinkel des Zahnbogens. Diese beiden Werte informie- ren fiber die Proportionen des Zahnbogens, fiber das Verhaltnis der Breite zur Lfin- ge. Damit verbunden ist auch das in der Kieferortbopadie so wichtige Problem des Engstandes, und deshalb sind Untersuchungen der Korrelation des Wachstumstyps mit Zahnengstanden berechtigt.

Unsere Pilotstudie erfaBte 20 Patienten mit bleibendem Gebil3, bei denen das Ver- haltnis der hinteren Gesichtsh6he zur vorderen nach Jarabak [1] berechnet wurde so- wie der Index beider Zahnb6gen und ihre Offnungswinkel [3] (Abb. i und 2). Auf- grund der Tatsache, dab bei einigen Fallen die zweiten Molaren noch im Durchbruch waren, wurden die ersten Molaren als distale MeBpunkte bestimmt. Der Zahneng- stand wurde mit Hilfe der Segmentanalyse bezeichnet [2]. Die Mittelwerte der unter- suchten Parameter sind in Tabelle I wiedergegeben (Tab. I).

Wir stellten eine deutliche Korrelafion ~ beider Messungen lest, die die Proportion des Zahnbogens betrafen, das heil3t den Index und den Offnungswinkel des oberen Zahnbogens (r = 0,86) und des unteren (r = 0,87) sowie auch eine Korrelation "des Zahnbogenindex im Ober- und Unterkiefer (r = 0,54) und des I)ffnungswinkels bei- der ZahnbOgen (r = 0,63).

Dagegen ergaben die Korrelationsdiagramme des Wachstumstyps und der Seg- mentanalyse als auch der Parameter der Zahnb6gen eine diffuse Verteilung der

5

I 1 [, ^ ' X = A" 1 0 0

8 Abb. 1. Zahnbogenindex. Abb. 2. Offnungswinkel des Zahnbogens.

1 Korrelationstabellen beim Verfasser.

FortschL Kieferorthop, 49 (1988), 321-323 (Nr. 4) 321

A. Masztalerz

S-Go Zahnbogenindex Offnungswinke l Segmentanalyse N-Me Oberkiefer Unterldefer Oberkiefer Unterkiefer Oberkiefer Unterkiefer

61,64 141,10 158,60 86,3 ~ 94,65 ~ -0,59 mm -0,79 mm s 5,61 8,68 I0,10 5,1 4,95 3,69 3,64

Tab. I. Mittelwerte der untersuchten Parameter (n = 20).

Punkte. Und der fast horizontale Verlauf der Regressionsgeraden beweist das Feh- len einer Korrelation. Lediglich in der Beziehung zum oberen Zahnbogen erschei- nen einzelne Punkte auf dem Koordinatensystem in einer mehr geordneten Form, und die Regressionsgeraden haben einen schrfigen Verlauf. Dies k6nnte darauf hin- weisen, dab sich verst/irkendes Counterclockwise-Wachstum mit einem Zuwachs der relativen Breite des Zahnbogens des Oberkiefers verbunden ist. Allerdings fehlt - wegen des niedrigen Wertes des Korrelat ionskoeffizienten-ft ir diese Auffassung die statistische Best/itigung.

Wenn es gelingen sollte, an einem gr613eren Material eine Best~tigung zu finden, so wfirde trotzdem - in (3bereinstimmung mit den Gesetzen der Biometrie - eine Verallgemeinerung nicht zul~issig sein, denn Patienten einer kieferorthop/idischen E!nrichtung stellen ein selektiertes Probandengut dar, das sich aus Tr/igern behand- lungsbedtirftiger Gebil3anomalien zusammensetzt. Um diesem Mangel zu begegnen, wurden weitere Untersuchungen bei einer Gruppe von 93 Stomatologie-Studenten des letzten Semesters durchgefiihrt. Aufgrund der Prinzipien der Durchffihrung yon Untersuchungen am Menschen, denen wit verpflichtet sind (Declaration of Helsinki - World Medical Association 1964, 1976) und der Vorschriften des Strahlenschutzes haben wir die Gesichtsrotation nicht nach Jarabak bestimmt, sondern auf der Grund- lage des Verhfiltnisses der Messungen Tragion-Gonion zu Nasion-Gnathion. Die von mir fr/iher festgestellte signifikante Korrelation dieser Messungen mit denen nach Jarabak ergab die Anwendbarkeit dieser Methode [4].

Der mittlere Verh/iltniswert, der auf diese Art gemessen wurde, betrug ffir das Verhfiltnis der hinteren zur vorderen Gesichtsh6he 49,83 + 5,20%. Der Engstand- index (die Segmentanalyse) ftir die Frontzfihne des Oberkiefers hatte einen Wert von - 0,745 + 1,17 ram, im Unterkiefer jedoch von - 1,54 + 2,28 mm. Ffir diese Merk- male ergaben die Korrelationskoeffizienten keine Abh~ngigkeit der Engst~nde vom Rotationstyp und best~itigen die Ergebnisse der Pilotstudie.

Um bezfiglich der oben getroffenen Aussagen sicher zu sein, haben wit die Pro- banden in zwei Gruppen geteilt, und zwar in Abhfingigkeit vom Verh~iltnis der hinte- ren zur vorderen Gesichtsh6he (T-Go : N-Gn). Zu der Gruppe mit dem zum Mittel-

T-Go n Segmentanalyse N-Gn Oberkiefer Unterkiefer

<49,83 46 -0,735 _+ 1,247 mm -1,461 _+ 2,4685 mm Clockwise >49,83 47 -0,755 + 1,112 mm -1,621 + 2,112 mm Counterclockwise

Tab. II. Mittelwerte der Segmentanalyse (n = 93).

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Wachstumstyp und Zahnbogen

wert niedrigeren Index, das heigt bis zu 49,83 - also beim Trend zum Clockwise- Wachstum -, geh6rten 46, wfihrend die Gruppe mit dem h6heren Index, das heiBt tiber 49,83, also bet einer Tendenz zum Counterclockwise-, 47 Probanden umfaBte. Danach haben wir den Mittelwert der Segmentanalyse in beiden Gruppen verglichen (Tab. III). Es zeigte sich, dab die Gr6gen fast gleich sind und ihr nut geringer Unter- schied natfirlich nicht signifikant ist.

Somit hat die Hypothese von der Beziehung des Engstandes zum Rotationstyp in allen Tests keine Bestfitigung gefunden. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersu- chungen zeigten, daB die Zahnengst~inde weder abh~ingig sind vom Wachstumstyp nocb vonder relativen Breite der Zahnb6gen.

Zusammenfassung

In einer Pilotstudie wurden bet 20 Patienten die Abh~ingigkeit des Wachstumstyps, des Indexes und des Offnungswinkels des Zahnbogens sowie der Engstandindex untersucht. Es wurde lediglich eine Korrelation der morphologischen Parameter der Zahnbrgen festgestellt. Die vorlfiufigen Resultate wurden anschlie- gend bet einer Gruppe von 93 Stomatologie-Studenten des letzten Semesters verifiziert. Es wurde weder eine Abh~ingigkeit der Engst~inde vom Wachstumsmuster noch vonder relativen Breite der Zahnb6gen fest- gestellt.

Summary

In a pilot study of 20 patients the following was studied: interrelation of growth pattern, index and divergence angle of lhe dental arch as well as the crowding-spacing index. The only correlation found was that of the morphologic parameters of the dental arches. The initial results were then verified on material of 93 final-year dental students. There was no co.elation between crowding growth pattm-a or relative w~d~'o~ the dental arches.

R~sum~

Dans un examen initial chez 20 patients, on a 6tudi6 les corr61ations entre le type de rotation de la face, l'indice et l'angle occlusal des arcades dentaires ainsi que l'indice d'endognathie. On a constat6 une corrrlation uniquement pour des paramrtres morphologiques des arcades dentaires. On a vrrifi6 ensuite ces rrsultats initiaux sur 93 6tudiants du dernier semestre des 6tudes de stomat01ogie, o n a montr6 qu'il n'y avait pas de corrrlation entre le type de rotation de la face etla largeur relative des arcades dentaires:

Schfifttum

1. Jarabak, J.R., J.A, FizzeI." Technique and treatment with light-wire edgewise appliances. 2nd ed. The C.V~ Mosby Comp., St. Louis 1972.

2. Lundstrrm, A.: Introduction to orthodontics. The Blakiston Division McGraw-Hill Book Company, Inc., New York - Toronlo - London 1960.

3. Masztalerz, A.: Der Zahnbogen des Unterkiefers beim Homo sapiens. Fortschr. Kieferorthop. 33 (I 972), 447-456.

4. Maszmlerz, A_: Pr6ba uproszczone j oceny typu wzrostowego twarzy. Wroclawska Stomatol, (1984), 123-134.

Anschr, d. Verf. : Prof. Dr. Adam Masztalerz, Kotlarska 35/36 m 8; 50-120 Wroclaw, Polen.

Fortsehr. Kieferorthop. 49 (1988), 32!-323 (Nr. 4) 323