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GRAND ACOUSTICS 36 grand gtrs Walden Bariton Gitarre, B1 Westerngitarre Neue Sounds, neue Herausforderung, neue Sicht- bzw. Hörweise, welcher aufgeschlossene Saiten-Dompteur würde da nicht hellhörig wer- den? So war auch ich gespannt, als mein geliebter Chefredak- teur mir eine akus- tische Bariton- Gitarre zum Test avisierte. Von Helmut Steffan

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GRAND ACOUSTICS

36 grand gtrs

Walden Bariton Gitarre, B1

Westerngitarre

Neue Sounds, neue Herausforderung, neue Sicht- bzw. Hörweise, welcher aufgeschlossene Saiten-Dompteur würde da nicht hellhörig wer-den? So war auch ich

gespannt, als mein geliebter Chefredak-teur mir eine akus-tische Bariton-Gitarre zum Testavisierte.Von Helmut Steffan

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Bariton-Gitarren sind ja nichts wirklich Neues, vorallem in der tief gestimmten Metallfraktion greift manheutzutage gerne darauf zurück, tonal jedoch mit or-dentlich Gain angereichert. Akustische Steelstrings mitverlängerter Mensur sind dagegen schon deutlich sel-tener, und wenn, dann werden sie eher in der Oberligavon Firmen wie Santa Cruz, Taylor oder Lakewood an-geboten. Diese, zumeist eine Quinte tiefer auf A-D-G-C-E-A gestimmten Gerätschaften befinden sichallerdings auf einem Preisniveau, das einen leichtferti-gen Kauf, zwecks Ausprobierens, relativ unwahrschein-lich macht. Ganz anders die vorliegende Walden B1Bariton, die mit ihrem Preis unter 1.000 Euro auf sichaufmerksam macht. Eine akustische Baritongitarre istrein konstruktionsseitig schon eine Herausforderung,denn der längere Hals, der höhere Saitenzug und dietrotzdem nötige Sensibilität erfordern eine gute Ba-lance zwischen Stabilität und Klangverhalten.

U-BootSchält man die B1 aus ihrem im Lieferumfang enthalte-nen Koffer, wird umgehend klar, dass man schon einetwas voluminöseres Gerät am Start hat. Ihr Erschei-nungsbild wirkt erfreulich modern, schlicht und trotz-dem wertig. Ein mit Perlmutt umrandetesOffset-Soundhole ziert die Decke, und im Palisander-Zar-gen, direkt darüber, findet man ein kleines Loch als wei-teren Soundport. Einen Cutaway sucht man vergebens,ich persönlich halte den bei Akustikgitarren auch fürstark überbewertet. Viele erstklassige Musiker kommen

ohne ihn zurecht und ich kenne kaum einen, der diehohen Lagen derartig penetriert, dass dieser Ausschnittunbedingt vonnöten ist. Außerdem erhält man so eingrößeres Korpusvolumen, das gerade bei einer Baritonsinnvoll erscheint. Ein feines seidenmattes Finish, gol-dene Mechaniken und die blitzsaubere Verarbeitung run-den den positiven Eindruck ab. Der spürbar längere Halsüberzeugt mit einem bequemen, nicht zu kräftigen C-Profil und alle Lagen sind, auch ohne Cut, gut zu errei-chen. Schon bei den üblichen Spielpatterns, die jederGitarrist, so auch ich, erst mal ins Rennen schickt,checkt er eine neue Gitarre, zeigt sich, dass man es hiermit einer völlig anderen Klangkanone zu tun hat. Die-selben guten alten Akkordverbindungen wirken plötzlichvöllig anders und man ist schnell dabei, sich Neues aus-zudenken. Dies ist, wie ich finde, einer der größten Plus-punkte der Walden B1, sie inspiriert den Spieler, inunerforschte Weiten vorzustoßen.

TiefseebebenFür meinen Geschmack zeigt sich frühzeitig, dass die B1für reines Fingerpicking, erwartet man ein profundesKlangergebnis, nicht sonderlich geeignet scheint. Manbenötigt zumindest Fingerpicks, um das gesamte Instru-ment in ausreichend Schwingung zu versetzen. Gehtman, wie ich, mit einem harten, scharfkantigen Plek-trum zu Werk, bebt die Erde. Aus der B1 strömen tiefe,runde, bassige Sounds, die mich sofort in ihren Bann zie-hen. Reichert man damit ein Gitarrenduo oder -trio an,ist eine grandiose Klangbreite garantiert. Im Soloeinsatz

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verliere ich mich in hypnotischen Soundteppichen, ent-decke frische Akkordverbindungen und fühle michwegen der geringen spieltechnischen Unterschiede zueiner normalen Gitarre umgehend zu Hause. Strum-ming mit Plektrum ist ebenfalls keine Stärke von ihr, daswird jedoch auch bei deutlich kostspieligeren Bolidendieser Gattung der Fall sein, denn eine Bariton bietet einviel zu fülliges, tiefes Spektrum, um dabei klare und dif-ferenzierte Ergebnisse zu erzielen. Stimmt man das In-strument dagegen lediglich um insgesamt einenGanzton höher, was völlig unproblematisch ist, entstehtein wesentlich klareres, präsenteres Bild. So lässt sich dieWalden verschiedenen Erfordernissen durchaus gut an-passen. Die Intonation der B1 ist blitzsauber, selbst inhohen Lagen funktioniert dieses Instrument perfekt, alleTöne bleiben fleischig und offen. Als Bass-Ersatz machtsie eine ebenso gute Figur wie als Solo-Single-Note-Lie-ferant oder als Akkord-Teppichleger. Da diese Granateebenfalls als B1E Version mit eingebautem Fishman Pre-fix Pro Preamp System lieferbar ist, steht einem Einsatzauf den Bühnen dieser Welt nichts im Wege.

TaucherlebnisAls ich, nach einem ausgiebigen Test der Walden B1,ihren Preis erfuhr, war ich extrem angenehm überrascht,denn so wird einem wesentlich größeren Kreisvon Musikern die Möglichkeit gegeben, sichdiese legale, bewusstseinserweiterndeDroge reinzuziehen. Durch eine Bari-ton-Gitarre eröffnen sich dem Spielerohnehin neue Sphären, wenn sichdann das Objekt der Begierde so aus-gewogen, profund, hochwertig undtrotzdem erschwinglich darstellt,bleibt nur eins: zugreifen! ■

GRAND ACOUSTICS

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DETAILSHersteller: Walden Guitars

Modell: B1 Bariton

Herkunftsland: China

Gitarrentyp: Steelstring

Korpusformat: Mini Jumbo

Decke: Sitka Fichte massiv

Korpus: Palisander laminiert

Hals: Mahagoni

Halsprofil: Medium C

Griffbrett: Palisander

Griffbretteinlagen: keine

Bünde: 22 Medium

Mensur: 680 mm

Halsbreite Sattel: 46 mm

Steg: Palisander

Stegeinlage: Knochen, kompensiert

Sattel: Knochen

Mechaniken: Ping, gekapselt, gold

Listenpreis: 649 Euro

Zubehör: Koffer

Vertrieb: Musik und Technik

www.waldenguitars.dewww.musicstore.de