18
Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof. Dr. Traugott Roser, WWU Münster Gemeinsam auf dem Weg Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen in NRW

Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution?Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen

Prof. Dr. Traugott Roser, WWU Münster

Gemeinsam auf dem Weg

Hospizkultur und Palliativversorgungin Pflegeeinrichtungen in NRW

Page 2: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Standorte von Seniorenresidenzen in NRW

• Detmold

• Dortmund

• Essen

• Bonn

• (Bad Neuenahr)• (Kassel

Page 3: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Leitsatz: „Sie entscheiden“

• 23 Seniorenresidenzen

• Ambulante Versorgungsstruktur in vermieteten Appartements unter Vorhaltung aller notwendigen Versorgungseinrichtungen innerhalb des Wohnstifts

• Multiprofessionelle Versorgung

• Implementierungsprojekt Palliative Care seit 2010 durch WWU 2013-2017

Hintergrund

Page 4: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Ambulantes Pflegekonzept im Haus

• Ziel: Lebensqualität und Selbstbestimmung trotz Einschränkungen

• Wenn tägliche Pflege erforderlich ist, ist ein vertrautes Umfeld entscheidender Faktor für den Erhalt der Lebensqualität

Pflege im Appartement!

• Im Bedarfsfall kein Umzug auf eine Pflegestation, sondern Betreuung und pflegerische Versorgung der Bewohner_innen im eigenen Appartement.

• Finanzierung: Pflegeversicherung, PflegekostenErgänzungsRegelung(PER – für alle pflegenotwendigen Maßnahmen) und Eigenanteil (gedeckelt)

Page 5: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Durchschnittsalter der Bewohner über alle WSA

84,684,484,284,183,9

83,783,4

83,283,182,9

82,0

82,5

83,0

83,5

84,0

84,5

85,0

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Jahr

Alte

r

• Durchschnittliche Dauer des Lebens in einem WSA: +/- 10 Jahre• Sterbefälle pro Jahr: +/- 10% der Bewohnerschaft

Page 6: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Wann beginnt die Palliativversorgung? Ausgangspunkt

Palliative Verlaufskurven in Palliativ- und Hospizversorgung orientieren sich in der Regelan

• Onkologischen• Kardiologischen / Organfunktions-

bezogenen• Demenziellen / Frailty-

bezogenen

Verläufen Diese gelten für ein Wohnstiftnicht unbedingt

(Folie: © Katja Goudinoudis)

Page 7: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Wann beginnt die Palliativversorgung?

Befragung der Wohnstifte durch die Projektleitung (Roser)

• Bewohner-bezogenAnhand von Fallgeschichten wird ein „typischer Verlauf“ vom Einzug bis nach dem Versterben eines Stiftsbewohners aus der Perspektive von Hospizarbeit und Palliative Care konstruiert.

• Mitarbeiter-bezogenAlle Beteiligten der verschiedenen Gesellschaften und Berufsgruppen ordnen ihre Bewohnerkontakte den unterschiedlichen Phasen zu.

Page 8: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Umfassender Ansatz von Palliative Care

Palliative Care dient der Verbesserung der

Lebensqualität von Patienten und ihren

Familien, die mit einer lebensbedrohlichen

Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht

durch Vorbeugung und Linderung von Leiden

mittels frühzeitiger Erkennung,

hochqualifizierter Beurteilung und Behandlung

von Schmerzen und anderen Problemen

physischer, psychosozialer und spiritueller

Natur.

WHO 2002

psychisch

sozial

physisch spirituell

Page 9: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Fallgeschichte 1: Frau X. (anonymisiert)

Geb. 1938, verw.2000 Diagnose Sigma-Ca., Anal-Ca.2006 Einzug (68J) (Verwandtschaft im Haus)Ab 2009 Betreuungs- und Besuchsangebote. Vorsorge-Verfügung 2010 Klinikaufenthalt, anschl. pflegerische Versorgung

(vorübergehend)2011 Klinikaufenthalt, anschl. Betreuung, emotionale Zuwendung,

Gesundheitl. Verschlechterung; religiöse Ressourcen; Angst2012 Palliativstation; Sept. Pflegestufenantrag; pfleger. Versorgung;

Veränderte Ernährung2013 Schmerzen; geschwollene Beine; Bew. bleibt mobil; Ablehnung

medizinischer Maßnahmen, aber Zuwendung und Gespräche; Fragen nach Tod/Sterben; Seelsorge und Psychosoz. Dienste

März 2013: Verabschiedet sich von Kindern; stirbt friedlich

Page 10: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Fallgeschichte 1: Frau X. und ihre BetreuerGeb. 1938, verw.; 2000: Diagnose

2006 Einzug (68J) Ab 2009 Angebote / Vorsorge2010 Klinikaufenthalt, Pflege 2011 Klinikaufenthalt, Betreuung

Ges. Verschlechterung; Angstreligiöse Ressourcen;

2012 Palliativstation; Pflege Veränderte Ernährung

2013 Symptom-Zunahme, Gespräche

März 2013 Tod

---

2006 Vertrieb; EinzugskoordinationKüche, Raumreinigung, Kultur etc.

2009 Bewohner-Service2010 Pflege 2011 Medizin, Pflege,

Bew.-Service, Seelsorge

2012 Palliativstation; Pflege Küche

2013 Pflege, Bew.-Service, Seelsorge, Physiotherapie

März 2013 Bew.-Service, SeelsorgeVertrieb

Page 11: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Fallgeschichte 2: Frau Y. (anonymisiert)1982 70J., 5 Kinder, Einzug n. Tod d. Ehemanns; Diab Mellitus T22001 Klinikaufenthalt nach Nasenbluten, anschl. pfleger. Versorgung2005 Sturz, anschl. pfleger. Versorgung2010 Zunahme Vergesslichkeit; kommt nicht ins Restaurant, vergisst

zu essen und Medikamente zu nehmen; Hyperglämie; Aufnahme in ambulante Behandlungspflege

2011/2012 Körperpflege (1 – 2 x wöchentl., später täglich 2 x)März 2012 „Kleines Restaurant“ mit Assistenz bei NahrungsaufnahmeAb Mai 2012 Schwäche, weniger Appetit / Durst

Einstellung von Medikamenten und Blutzuckerkontrolle (Arzt) Angebot von Mundpflege, Viel Schlaf, geschl. Augen, Kontaktfähig, ruhige Atmung, stabiler KreislaufBew. feiert 100. Geburtstag

Sept. 2012 Bettlägrig (5 Tage), lehnt Nahrung/Flüssigkeit ab, Angeh. 24h anwesend, keine Gespräche, Rasselatmung, stirbt friedlich

Page 12: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Beteiligte Berufsgruppen

Vertrieb, Küche, Technik, Reinigung, Arzt, KulturBewohner-ServicePflege, Seelsorge

„Kleines Restaurant“

Pflege, Bewohner-Serv., Reinigung, Seelsorge, Küche, IndividualbetreuungSeelsorgeArztPflege

Page 13: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

0Einzug

ᴓ 10 JahreTod

Abs

chie

d vo

m a

lten

Lebe

n

Kra

nkhe

it / U

nfal

l / T

od d

es P

artn

ers

Gen

esun

g / S

tabi

lisie

rung

Erk

rank

ung

/ Geb

rech

lichk

eit

Reh

abilit

atio

nsph

ase

(Mon

ate,

Jah

re)

Prä

term

inal

phas

e (W

oche

n, M

onat

e)

Vers

chle

chte

rung

der

Situ

atio

n

Fina

lpha

se(S

tund

en, e

in T

ag)

Term

inal

phas

e (T

age,

ein

e W

oche

)

kurativ

palliativ

© T. Roser, M. Gratzhoch

gering

Funk

tion

Zeit

Page 14: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Zentrale Aufgabenstellung:• Genaue Bestimmung der gesundheitlichen Situation, des

Betreuungsbedarfs und der Bewohnerwünsche• Nutzung aller eigenen Ressourcen• bei Aufrechterhaltung des Ziels: Bewohner bleibt im Appartement

(sofern nicht anders gewünscht)

Klärung durch eine palliative Fallbesprechung© T. Roser, M. Gratz

Page 15: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Multidiszip-linäres Netz nach innenund außen

Bewohner mitPalliativsituation

Hausärzte

Apotheke

Spe-zialisierte ambulante Palliativver-

sorgung Stiftsarzt

Physio-therapie

Externer Partner

Amb.Hospiz- & Palliativ-

beratungs-dienst

Reini-gung

Bewohner-service

Seelsorge

Küche

Kultur

Empfang

Stifts-direktionLeitung

Augusti-num

Haus-technik

Pflege

Service

Vertrieb

Page 16: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Projektentwicklung: Projektgruppe Palliativ (1 / WSA)

Page 17: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof

Traugott.Roser(at)uni-muenster.de

Säule 2 Basiskurs Palliative Care für Pflegende

Nach Kern/Aurnhammer 160h; Facharbeiten

Säule 3Multiprofessionelle Fortbildungen mit Mitarbeitern aus allen Bereichen

Säule 4Inhouse-Schulungen / Wohnstiftbedarfsorientiert mono- oder multiprofessionell

Auftaktveranstaltung, Mitarbeiter-VersammlungGanztägiger Workshop mit Leitern aller Gruppen

Säule 1

Notwendige Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende aller Berufsgruppen

Page 18: Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? · Wann beginnt die Palliativversorgung in der Institution? Implementierung von Palliative Care in Seniorenresidenzen Prof