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Das Ostpreußenblatt Nr. 17 – 29. April 2006 U NABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt E s hat immer einen faden Bei- geschmack, wenn Menschen ein Amt, ein Mandat oder einen Arbeitsplatz verlieren und ganz „zufällig“ bei dieser Gelegen- heit entdecken, wofür und wo- gegen sie eigentlich schon im- mer waren. Das klingt nach Re- tourkutsche und persönlichem Rachefeldzug. So hatte sich auch der vormalige Hamburger Justizsenator Roger Kusch den denkbar ungünstigsten Zeit- punkt ausgesucht, als er – weni- ge Tage nach seiner Amtsent- hebung durch Bürgermeister Ole von Beust – ein Interview im „Hamburger Abendblatt“ zur Fundamentalkritik an der CDU nutzte. Immerhin hatte er 30 Jahre lang Zeit und Gelegenheit gehabt, darüber nachzuden- ken, ob er in dieser Partei seine politische Heimat finden kann. Die Antwort fand er wenige Stunden nach der Entlassung aus dem Senat: Noch am selben Tag gab er sein Parteibuch zu- rück. Dennoch lohnt es sich, über seine Begründung nachzuden- ken. Er habe sich vor über drei Jahrzehnten aufgrund seiner konservativen Grundüberzeu- gungen der CDU angeschlossen. Seit einigen Jahren aber beob- achte er, wie die Partei sich „in kräftigen Schritten nach links bewegt“. Kusch meint damit nicht nur die Hamburger, sondern die Bundes-CDU insgesamt. Und insbesondere deren Vorsitzen- de: Angela Merkel führe Deutschland „spürbar in eine sozialdemokratische Gesell- schaft“. Daher bereue er es in- zwischen, ihr als Kanzlerkandi- datin seine Stimme gegeben zu haben. Beispiele gefällig? Was Mer- kels Generalsekretär Kauder neuerdings zur Gesundheitsre- form vorschlage, sei „links von der SPD“, nämlich „DDR light“. Und was heute als christdemo- kratische Familienpolitik daher- komme, erinnere ihn an „Voll- versorgung nach DDR-Vorbild“. Der Ex-Senator stellt in Frage, ob staatliche Kinderbetreuung wirklich der individuellen über- legen ist (so die heute übliche, politisch korrekte Sichtweise). Stattdessen laute die angemes- senere Frage, „wie wir Eltern besser bei der Erziehung ihrer Kinder unterstützen können“. Natürlich handelt Kusch sich damit den Vorwurf eines „rück- wärtsgewandten Familienbil- des“ ein. Das geht in unserem Lande inzwischen jedem so, der es noch für richtig hält, daß Kin- der zuvorderst von ihren Eltern erzogen werden sollen – und daß dafür ein Elternteil zeit- weise sein berufliches Fortkom- men hintanstellen muß. Wer so denkt, wird in den Medien als ewiggestrig („Heim- und Herd“, „Kinder, Küche, Kir- che“) verspottet und ist – man nennt dies „Kampf gegen rechts“ – zum Abschuß freige- geben. Die CDU hat sich dieser unseligen Entwicklung nie kon- sequent entgegengestellt. Im Gegenteil: Sie hat Wertkonser- vative und Patrioten – einst ihre Stammwählerschaft – im Stich gelassen, sich dem Zeitgeist an- gepaßt und ihren Standort zu- nächst in der Mitte, dann auch immer weiter links davon ge- sucht. Und gefunden; ihre Sozi- aldemokratisierung ist bereits weit fortgeschritten. Für Menschen aber, die sich rechts der Mitte einordnen (oh- ne deshalb radikal oder extre- mistisch zu sein!), biete die CDU keine politische Heimat mehr, so der geschaßte Hamburger Ex-Senator. Diesem bitteren Fa- zit ist nichts hinzuzufügen. HANS-JÜRGEN MAHLITZ: Der lange Marsch in die »linke Mitte« Prügel-Knabe boxt sich durch Polen: Mit Deutschenhaß wird Andrzej Lepper salonfähig – und Vizepremier? Die Falschen eingeladen Was fehlt: »Mit-Christen mit muslimischem Hintergrund« W as bedeutet eigentlich das „C“ in den Namen der Uni- onsparteien? Richtig: Es bedeutet „christlich“. Zu den immer rarer werdenden Politikern, die sich dessen noch bewußt sind, zählt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Folglich lud sie zur ersten Gesprächsrunde ihres „Bündnisses für Erziehung“ Ver- treter der beiden großen christ- lichen Kirchen ein. Sonst nieman- den, und das war offenbar falsch. Prompt meldeten sich die „üb- lichen Verdächtigen“ zu Wort. „Der Spiegel“, Leitblatt aller Alt- Linken, gab den Ton an, sprach von „Kreuzzug“, „Kulturkampf“, „Rolle rückwärts“, „Geheimwaffe der Konservativen“ und kam zu dem Fazit: „Diese Frau nervt.“ In- direkt wurde sie sogar mit dem französischen Rechtsextremisten Le Pen verglichen. Folgsam schlossen sich die Nicht-Konservativen, also die selbsternannten „Anständigen“ und Gutmenschen, der Kritik an der Ministerin an. SPD-Spreche- rinnen forderten, religiöse Werte nicht auf die christlichen Kirchen zu beschränken. Der DGB erinner- te an gewerkschaftliche Werte. Die Grünen wetterten gegen das „christliche Erziehungsdogma“. Aus der FDP, dem Lager des Orga- nisierten Liberalismus, verlautete, man wolle keinen „Gottesstaat“. Ausgegrenzt fühlten sich – in sel- tener Eintracht – auch das Bündnis der Islamischen Gemeinden und der Zentralrat der Juden. Eine voll- ständige Liste aller wegen Nicht- einladung Beleidigten – bis hin zu politisch korrekten „Mit-Christen mit muslimischem Hintergrund“ – liegt noch nicht vor; sie dürfte aber auf eine stattliche Länge kommen. Der Gedanke, daß Deutschland ein seit Jahrhunderten christlich geprägtes Land war, leider nicht mehr ist, aber wieder werden soll- te, wird verdrängt. Oder, schlim- mer noch, als bedrohlicher Rück- fall ins finsterste Mittelalter miß- deutet. Da wird dann auch der Mi- nisterin einer Partei mit dem „C“ das Recht abgesprochen, selbst zu bestimmen, wen sie einlädt. Und die inhaltliche Auseinanderset- zung bleibt erst recht auf der Strecke. M.S. (S. auch Beitrag auf Seite 5.) I n Polen braut sich Bedenkliches zusammen: Auf der Suche nach einer halbwegs stabilen Parla- mentsmehrheit ist Jaroslaw Kac- zynski, Chef der Regierungspartei PIS und Bruder des Staatspräsi- denten, nicht gerade zimperlich. So hat er sich als Koalitionspart- ner Andrzej Lepper, den im wört- lichen Sinne „starken Mann“ der Bauernpartei „Samoobrona“ (Selbstverteidigung), ausgeguckt, den die „Pommersche Zeitung“ folgendermaßen charakterisiert: „Bauernrebell, Schwarzer Peter, Ritter der blauen Veilchen, Revol- verheld – nun schickt sich Lepper an, dieser Liste einen weiteren, ei- nen seriösen Titel hinzuzufügen. Der 52jährige Landwirt und ehe- malige Boxer will Vizepremier in Polen werden.“ Er sei ein „einzig- artiges Enfant terrible“ der polni- schen Politik: Aufgewachsen in der Nähe von Stolp, übernahm er 1980 einen Hof im pommerschen Sellen bei Rügenwalde. Als ihm der Konkurs drohte, praktizierte er erstmals seine Variante von „Selbstverteidigung“: Er prügelte sich mit dem Gerichtsvollzieher, organisierte Straßenblockaden und eine Besetzung des Landwirt- schaftsministeriums, wurde mehr- fach verurteilt. Dennoch gelang es dem Prügel- Knaben, seine Protestbewegung „Selbstverteidigung“ zur politi- schen Partei zu veredeln, die bei den letzten Wahlen auf 11,4 Pro- zent kam. Auf der Suche nach ei- nem „dritten Weg“ zwischen Kom- munismus und Kapitalismus suchte und fand er Vorbilder in West und Ost: Hitler, Lukaschen- ko, Schirinowski, Le Pen. Markt- wirtschaft und EU mag er nicht, die Deutschen als solche noch viel weniger: „Für uns sind nicht die Juden das gefährlichste Volk, son- dern die Deutschen“, zitiert ihn die „Pommersche Zeitung“. Eine Begründung fand er ausgerechnet im Vokabular der ansonsten ver- haßten Kommunisten: Den „deut- schen Junkern“ sei der Drang nach Osten nicht auszutreiben. Keine guten Aussichten also für die Fortentwicklung der deutsch- polnischen Beziehungen – zumal Kaczynski als weiteren Koalitions- partner den Nationalisten Roman Giertych im Visier hat. EB Was man in Deutschland (nicht mehr) sagen darf Die Betroffenheit der Gutmenschen überlagert die Meinungsfreiheit S chweigespirale – mit die- sem Begriff hat Elisabeth Noelle-Neumann, die Alt- meisterin der seriösen Meinungs- forschung, schon Ende der 70er Jahre die Mechanismen der Mei- nungsmanipulation beschrieben. Wie sie wirken, können wir in die- sen Tagen wieder einmal hautnah erleben. Noch weiß niemand, ob wir es an jenem frühen Oster- sonntagmorgen in Potsdam mit ei- nem Akt rassistischer Fremden- feindlichkeit oder doch nur mit ei- ner wilden Prügelei zwischen hochgradig Betrunkenen zu tun hatten. Doch allein schon diesen Gedanken, diese Warnung vor voreiligen Schlüssen und Vorver- urteilungen, sollte man besser ver- schweigen. So etwas ist politisch unerwünscht, stört den „Kampf gegen rechts“, paßt nicht in die unverzüglich inszenierten Betrof- fenheitsrituale. „Wir als Deutsche“ haben die ewige Pflicht, nicht be- sonnen und normal zu sein, son- dern schuldbewußt und stets be- dacht, „den Anfängen zu wehren“. Was sollen diese gebetsmühlen- artig wiederholten Verlautbarun- gen, wir seien „empört“, „betrof- fen“, „erschüttert“. Kein normal denkender und empfindender Mensch ist etwas anderes als em- pört und erschüttert, wenn ein Mensch von einem anderen Men- schen krankenhausreif oder gar le- bensbedrohlich zusammenge- schlagen wird. Das Leid des Opfers wird nicht je nach Motivation des Täters größer oder kleiner; auch unser Mit-Leid darf nicht davon abhängen. Lichterketten für die – tatsächlichen oder vermeintlichen – Opfer „rechter“ Gewalt, aber Teil- nahmslosigkeit bis zur „klamm- heimlichen Schadenfreude“ bei anderen – das ist unmenschlich. Im aktuellen Falle haben zwei prominente Politiker es gewagt, sich der Schweigespirale ent- gegenzustellen: die Innenminister Wolfgang Schäuble (Bund) und Jörg Schönbohm (Brandenburg). Schäuble, selbst Opfer einer Ge- walttat, erinnerte daran, daß in diesem Lande auch Menschen oh- ne „Migrationshintergrund“ und ohne auffällige äußere Merkmale (wozu auch die Hautfarbe zählt) Verbrechen zum Opfer fallen. Sei- ne Wortwahl war vielleicht nicht ganz geschickt – aber wäre das, was er sagen wollte, sonst über- haupt wahrgenommen worden? Schönbohm fiel gleich zweimal „unangenehm“ auf. Erst legte er sich mit dem Generalbundes- anwalt an, dem er zu Recht vor- warf, das Potsdamer Verfahren voreilig und unnötig an sich geris- sen zu haben – nach dem Motto „Ich lasse mir doch durch Fakten nicht mein antifaschistisches Feindbild zerstören“. Dann ver- stieß er in einer Rede im ehemali- gen KZ Sachsenhausen erneut ge- gen die Regeln der Schweigespira- le, indem er „ausdrücklich“ auch der Opfer kommunistischer Ge- walt an dieser von zwei Diktaturen genutzten Stätte des Grauens ge- dachte. Diese „ideologisch gepräg- te Gleichsetzung“ sei eine „Unver- schämtheit“, ereiferten sich einige Überlebende der ersten, der natio- nalsozialistischen Gewalt. Wie sagt man doch: Alle Opfer sind gleich! Einige, so scheint es, sind wohl doch etwas gleicher. H.J.M. Tatort Potsdam: Mit Blumen, Lichtern und Transparenten bringen Bürger der brandenburgischen Hauptstadt Betroffen- heit und Empörung zum Ausdruck. Mitleid mit den Opfern von Gewalt – jeder Form von Gewalt! – ist für jeden normalen Men- schen selbstverständ- lich. Wo aber Trauer ideologisch motiviert, manipuliert und instru- mentalisiert wird, er- starrt sie zum bloßen Ritual. Und wo jede Mahnung zur Beson- nenheit und jede War- nung vor Vorurteilen und Vorverurteilungen gleich als Verharmlo- sung und Relativierung verteufelt werden, droht dem Gemeinwe- sen Gefahr – von ganz anderer Seite, als wild- gewordene Antifaschi- sten uns glauben ma- chen wollen. Foto: pa

Was man in Deutschland (nicht mehr) sagen darfarchiv.preussische-allgemeine.de/2006/paz1706.pdf · 2011-12-23 · ... wenn Menschen ein Amt, ein Mandat oder einen ... Natürlich handelt

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Das OstpreußenblattNr. 17 – 29. April 2006 U N A B H Ä N G I G E WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U TS C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Es hat immer einen faden Bei-geschmack, wenn Menschen

ein Amt, ein Mandat oder einenArbeitsplatz verlieren und ganz„zufällig“ bei dieser Gelegen-heit entdecken, wofür und wo-gegen sie eigentlich schon im-mer waren. Das klingt nach Re-tourkutsche und persönlichemRachefeldzug. So hatte sichauch der vormalige HamburgerJustizsenator Roger Kusch dendenkbar ungünstigsten Zeit-punkt ausgesucht, als er – weni-ge Tage nach seiner Amtsent-hebung durch BürgermeisterOle von Beust – ein Interview im„Hamburger Abendblatt“ zurFundamentalkritik an der CDUnutzte. Immerhin hatte er 30Jahre lang Zeit und Gelegenheitgehabt, darüber nachzuden-ken, ob er in dieser Partei seinepolitische Heimat finden kann.Die Antwort fand er wenigeStunden nach der Entlassungaus dem Senat: Noch am selbenTag gab er sein Parteibuch zu-rück.

Dennoch lohnt es sich, überseine Begründung nachzuden-ken. Er habe sich vor über dreiJahrzehnten aufgrund seinerkonservativen Grundüberzeu-gungen der CDU angeschlossen.Seit einigen Jahren aber beob-achte er, wie die Partei sich „inkräftigen Schritten nach linksbewegt“.

Kusch meint damit nicht nurdie Hamburger, sondern dieBundes-CDU insgesamt. Undinsbesondere deren Vorsitzen-de: Angela Merkel führeDeutschland „spürbar in einesozialdemokratische Gesell-schaft“. Daher bereue er es in-zwischen, ihr als Kanzlerkandi-datin seine Stimme gegeben zuhaben.

Beispiele gefällig? Was Mer-kels Generalsekretär Kauderneuerdings zur Gesundheitsre-

form vorschlage, sei „links vonder SPD“, nämlich „DDR light“.Und was heute als christdemo-kratische Familienpolitik daher-komme, erinnere ihn an „Voll-versorgung nach DDR-Vorbild“.Der Ex-Senator stellt in Frage,ob staatliche Kinderbetreuungwirklich der individuellen über-legen ist (so die heute übliche,politisch korrekte Sichtweise).Stattdessen laute die angemes-senere Frage, „wie wir Elternbesser bei der Erziehung ihrerKinder unterstützen können“.

Natürlich handelt Kusch sichdamit den Vorwurf eines „rück-wärtsgewandten Familienbil-des“ ein. Das geht in unseremLande inzwischen jedem so, deres noch für richtig hält, daß Kin-der zuvorderst von ihren Elternerzogen werden sollen – unddaß dafür ein Elternteil zeit-weise sein berufliches Fortkom-men hintanstellen muß.

Wer so denkt, wird in denMedien als ewiggestrig („Heim-und Herd“, „Kinder, Küche, Kir-che“) verspottet und ist – mannennt dies „Kampf gegenrechts“ – zum Abschuß freige-geben. Die CDU hat sich dieserunseligen Entwicklung nie kon-sequent entgegengestellt. ImGegenteil: Sie hat Wertkonser-vative und Patrioten – einst ihreStammwählerschaft – im Stichgelassen, sich dem Zeitgeist an-gepaßt und ihren Standort zu-nächst in der Mitte, dann auchimmer weiter links davon ge-sucht. Und gefunden; ihre Sozi-aldemokratisierung ist bereitsweit fortgeschritten.

Für Menschen aber, die sichrechts der Mitte einordnen (oh-ne deshalb radikal oder extre-mistisch zu sein!), biete die CDUkeine politische Heimat mehr,so der geschaßte HamburgerEx-Senator. Diesem bitteren Fa-zit ist nichts hinzuzufügen.

HANS-JÜRGEN MAHLITZ:

Der lange Marschin die »linke Mitte«

Prügel-Knabe boxt sich durchPolen: Mit Deutschenhaß wird Andrzej Lepper salonfähig – und Vizepremier?

Die Falschen eingeladenWas fehlt: »Mit-Christen mit muslimischem Hintergrund«

Was bedeutet eigentlich das„C“ in den Namen der Uni-

onsparteien? Richtig: Es bedeutet„christlich“. Zu den immer rarerwerdenden Politikern, die sichdessen noch bewußt sind, zähltBundesfamilienministerin Ursulavon der Leyen. Folglich lud sie zurersten Gesprächsrunde ihres„Bündnisses für Erziehung“ Ver-treter der beiden großen christ-lichen Kirchen ein. Sonst nieman-den, und das war offenbar falsch.

Prompt meldeten sich die „üb-lichen Verdächtigen“ zu Wort.„Der Spiegel“, Leitblatt aller Alt-Linken, gab den Ton an, sprachvon „Kreuzzug“, „Kulturkampf“,„Rolle rückwärts“, „Geheimwaffeder Konservativen“ und kam zudem Fazit: „Diese Frau nervt.“ In-

direkt wurde sie sogar mit demfranzösischen RechtsextremistenLe Pen verglichen.

Folgsam schlossen sich dieNicht-Konservativen, also dieselbsternannten „Anständigen“und Gutmenschen, der Kritik ander Ministerin an. SPD-Spreche-rinnen forderten, religiöse Wertenicht auf die christlichen Kirchenzu beschränken. Der DGB erinner-te an gewerkschaftliche Werte. DieGrünen wetterten gegen das„christliche Erziehungsdogma“.Aus der FDP, dem Lager des Orga-nisierten Liberalismus, verlautete,man wolle keinen „Gottesstaat“.

Ausgegrenzt fühlten sich – in sel-tener Eintracht – auch das Bündnisder Islamischen Gemeinden undder Zentralrat der Juden. Eine voll-

ständige Liste aller wegen Nicht-einladung Beleidigten – bis hin zupolitisch korrekten „Mit-Christenmit muslimischem Hintergrund“ –liegt noch nicht vor; sie dürfte aberauf eine stattliche Länge kommen.

Der Gedanke, daß Deutschlandein seit Jahrhunderten christlichgeprägtes Land war, leider nichtmehr ist, aber wieder werden soll-te, wird verdrängt. Oder, schlim-mer noch, als bedrohlicher Rück-fall ins finsterste Mittelalter miß-deutet. Da wird dann auch der Mi-nisterin einer Partei mit dem „C“das Recht abgesprochen, selbst zubestimmen, wen sie einlädt. Unddie inhaltliche Auseinanderset-zung bleibt erst recht auf derStrecke. M.S.(S. auch Beitrag auf Seite 5.)

In Polen braut sich Bedenklicheszusammen: Auf der Suche nach

einer halbwegs stabilen Parla-mentsmehrheit ist Jaroslaw Kac-zynski, Chef der RegierungsparteiPIS und Bruder des Staatspräsi-denten, nicht gerade zimperlich.So hat er sich als Koalitionspart-ner Andrzej Lepper, den im wört-lichen Sinne „starken Mann“ derBauernpartei „Samoobrona“(Selbstverteidigung), ausgeguckt,den die „Pommersche Zeitung“folgendermaßen charakterisiert:

„Bauernrebell, Schwarzer Peter,Ritter der blauen Veilchen, Revol-verheld – nun schickt sich Lepperan, dieser Liste einen weiteren, ei-nen seriösen Titel hinzuzufügen.Der 52jährige Landwirt und ehe-malige Boxer will Vizepremier in

Polen werden.“ Er sei ein „einzig-artiges Enfant terrible“ der polni-schen Politik: Aufgewachsen inder Nähe von Stolp, übernahm er1980 einen Hof im pommerschenSellen bei Rügenwalde. Als ihmder Konkurs drohte, praktizierteer erstmals seine Variante von„Selbstverteidigung“: Er prügeltesich mit dem Gerichtsvollzieher,organisierte Straßenblockadenund eine Besetzung des Landwirt-schaftsministeriums, wurde mehr-fach verurteilt.

Dennoch gelang es dem Prügel-Knaben, seine Protestbewegung„Selbstverteidigung“ zur politi-schen Partei zu veredeln, die beiden letzten Wahlen auf 11,4 Pro-zent kam. Auf der Suche nach ei-nem „dritten Weg“ zwischen Kom-

munismus und Kapitalismussuchte und fand er Vorbilder inWest und Ost: Hitler, Lukaschen-ko, Schirinowski, Le Pen. Markt-wirtschaft und EU mag er nicht,die Deutschen als solche noch vielweniger: „Für uns sind nicht dieJuden das gefährlichste Volk, son-dern die Deutschen“, zitiert ihndie „Pommersche Zeitung“. EineBegründung fand er ausgerechnetim Vokabular der ansonsten ver-haßten Kommunisten: Den „deut-schen Junkern“ sei der Drang nachOsten nicht auszutreiben.

Keine guten Aussichten also fürdie Fortentwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen – zumalKaczynski als weiteren Koalitions-partner den Nationalisten RomanGiertych im Visier hat. EB

Was man in Deutschland(nicht mehr) sagen darf

Die Betroffenheit der Gutmenschen überlagert die Meinungsfreiheit

Schweigespirale – mit die-sem Begriff hat ElisabethNoelle-Neumann, die Alt-

meisterin der seriösen Meinungs-forschung, schon Ende der 70erJahre die Mechanismen der Mei-nungsmanipulation beschrieben.Wie sie wirken, können wir in die-sen Tagen wieder einmal hautnaherleben. Noch weiß niemand, obwir es an jenem frühen Oster-sonntagmorgen in Potsdam mit ei-nem Akt rassistischer Fremden-feindlichkeit oder doch nur mit ei-ner wilden Prügelei zwischenhochgradig Betrunkenen zu tunhatten. Doch allein schon diesenGedanken, diese Warnung vorvoreiligen Schlüssen und Vorver-urteilungen, sollte man besser ver-schweigen. So etwas ist politischunerwünscht, stört den „Kampfgegen rechts“, paßt nicht in die

unverzüglich inszenierten Betrof-fenheitsrituale. „Wir als Deutsche“haben die ewige Pflicht, nicht be-sonnen und normal zu sein, son-dern schuldbewußt und stets be-dacht, „den Anfängen zu wehren“.

Was sollen diese gebetsmühlen-artig wiederholten Verlautbarun-gen, wir seien „empört“, „betrof-fen“, „erschüttert“. Kein normaldenkender und empfindenderMensch ist etwas anderes als em-pört und erschüttert, wenn einMensch von einem anderen Men-schen krankenhausreif oder gar le-bensbedrohlich zusammenge-schlagen wird. Das Leid des Opferswird nicht je nach Motivation desTäters größer oder kleiner; auchunser Mit-Leid darf nicht davonabhängen. Lichterketten für die –tatsächlichen oder vermeintlichen– Opfer „rechter“ Gewalt, aber Teil-

nahmslosigkeit bis zur „klamm-heimlichen Schadenfreude“ beianderen – das ist unmenschlich.

Im aktuellen Falle haben zweiprominente Politiker es gewagt,sich der Schweigespirale ent-gegenzustellen: die Innenminister Wolfgang Schäuble (Bund) undJörg Schönbohm (Brandenburg).Schäuble, selbst Opfer einer Ge-walttat, erinnerte daran, daß indiesem Lande auch Menschen oh-ne „Migrationshintergrund“ undohne auffällige äußere Merkmale(wozu auch die Hautfarbe zählt)Verbrechen zum Opfer fallen. Sei-ne Wortwahl war vielleicht nichtganz geschickt – aber wäre das,was er sagen wollte, sonst über-haupt wahrgenommen worden?

Schönbohm fiel gleich zweimal„unangenehm“ auf. Erst legte ersich mit dem Generalbundes-

anwalt an, dem er zu Recht vor-warf, das Potsdamer Verfahrenvoreilig und unnötig an sich geris-sen zu haben – nach dem Motto„Ich lasse mir doch durch Faktennicht mein antifaschistischesFeindbild zerstören“. Dann ver-stieß er in einer Rede im ehemali-gen KZ Sachsenhausen erneut ge-gen die Regeln der Schweigespira-le, indem er „ausdrücklich“ auchder Opfer kommunistischer Ge-walt an dieser von zwei Diktaturengenutzten Stätte des Grauens ge-dachte. Diese „ideologisch gepräg-te Gleichsetzung“ sei eine „Unver-schämtheit“, ereiferten sich einigeÜberlebende der ersten, der natio-nalsozialistischen Gewalt.

Wie sagt man doch: Alle Opfersind gleich! Einige, so scheint es,sind wohl doch etwas gleicher.

H.J.M.

Tatort Potsdam:Mit Blumen, Lichtern

und Transparentenbringen Bürger derbrandenburgischen

Hauptstadt Betroffen-heit und Empörung

zum Ausdruck. Mitleidmit den Opfern vonGewalt – jeder Formvon Gewalt! – ist für

jeden normalen Men-schen selbstverständ-lich. Wo aber Trauer

ideologisch motiviert,manipuliert und instru-

mentalisiert wird, er-starrt sie zum bloßen

Ritual. Und wo jedeMahnung zur Beson-

nenheit und jede War-nung vor Vorurteilen

und Vorverurteilungengleich als Verharmlo-

sung und Relativierungverteufelt werden,

droht dem Gemeinwe-sen Gefahr – von ganzanderer Seite, als wild-gewordene Antifaschi-sten uns glauben ma-

chen wollen. Foto: pa

PO L I T I K2 Nr. 17 – 29. April 2006

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Geschichte

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Kontakt: 040/414008-0

Redaktion: Anzeigen:Abo-Service:www.preussische-allgemeine.de

-32-41-42

Gegen die MütterDas »Bündnis für Erziehung«sieht aus wie ein Ablenkungsmanöver

Deutschland

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Die Schulden-Uhr:

Öfter malwas Altes

Nun kommt sie doch nicht,die „Reichensteuer“ – vor-

erst nicht, mag mancher den-ken. Wenigstens soll jetzt nachdem Willen der Regierung ein-mal konkret gespart werden –bis zu 20 Milliarden bei der Bü-rokratie. Neue Schulden kom-men trotzdem – zur Umschul-dung. Und wer weiß, was dasneue Programm der SPD lang-fristig an Geld-Bedarf für eine„fortschrittliche“ Politik erzeugt.

1.498.226.797.000 ¤

(eine Billion vierhundertacht-undneunzig Milliarden zwei-hundertsechsundzwanzig Milli-onen siebenhundertsiebenund-neunzigtausend)

Vorwoche: 1.496.944.996.298 ¤Verschuldung pro Kopf: 18.160 ¤ Vorwoche: 18.145 ¤

(Stand: Dienstag, 25. April2006, 12 Uhr. Zahlen: www.steuerzahler.de)

Dieser Ausgabe liegt einÜberweisungsträger derBruderhilfe e. V. bei.

Zu wenig Beschäftigte, zuviele Rentner, längere Le-benszeiten, zu wenig Kin-

der – für die bestehende gesetzli-che Altersicherung ist dies eintödliches Gemisch. Schon jetztsteckt diese Pflichtversicherungzur Versorgung mit Einkünften imRuhestand, Rentenversicherunggenannt, in akuter Finanznot. Vonallein nämlich kann sie sich schonlange nicht mehr finanziell überWasser halten, der Bund muß ausseinem Haushalt zuschießen. Dasliegt daran, daß diese GesetzlicheRentenversicherung (GRV) vonder Hand in den Mund lebt. Wassie an Beiträgen von den Berufstä-tigen einnimmt, gibt sie für dieRentenzahlungen an die Ruhe-ständler umgehend wieder aus(Umlageverfahren). Über Rückla-gen verfügt sie nicht. Ein solcherKapitalstock wird, wie bei priva-ten Versicherungen üblich undzwingend, auch gar nicht gebildet.Kapitalgedeckt war die GRV nurbis 1957. Damals wurde sie unsoli-de und begann mit dem Umlage-verfahren. Mit der Bezeichnung„dynamische Rentenversicherung“wurde sie dem Wahlvolkschmackhaft gemacht. Endgültigvollzogen wurde der Wechsel1969. Beschönigend und falschesVertrauen weckend nannte mandas „Generationenvertrag“.

Nun droht, aus dem Generatio-nenvertrag ein Generationenkon-flikt zu werden. Teilweise ist erschon in Gang gekommen. Der be-rufstätigen Generation wird be-wußt, daß sie nach ihrem Berufs-leben für ihre (unverändert ho-hen) Zwangsbeiträge nur nochzwischen 40 und 50 Prozent ihresfrüheren Arbeitsverdienstes be-kommt statt wie einst zwischen 70und 75 Prozent. Von diesem weni-gen allein kann sie dann nichtmehr leben.

Und wie sicher der schmaleRest eines ferneren Tages wirklichist, ist obendrein reichlich unsi-cher. So müssen sich die heute Be-rufstätigen die Aufforderung an-hören, sie müßten nun noch zu-

sätzlich anderweitig für ihr Altervorsorgen.

Aber wovon denn, fragen alleNormalverdienenden besorgt undempört. Schon jetzt im Berufsle-ben fühlen sie sich (zu Recht) zustark vom Staat mit den Beiträgenzu den gesetzlichen Versicherun-gen gegen Arbeitslosigkeit, Krank-heit, Alter und für die Pflege so-wie mit der steigenden Steuerbe-lastung gebeutelt. Mit einigemRecht sehen sie sich als die Verlie-rer dieses Umlageverfahrens, diedessen absehbaren und bereitswahrnehmbaren Niedergang aus-baden müssen. Die gegenwärtigeRentnergeneration nimmt sie da-gegen als die Gewinner wahr, de-ren erworbene Rentenansprüchesie mit ihren Beiträgen polsternmüssen, ohne selbst ein solchesRuhestandspolster mit diesen Bei-trägen je zu erreichen. Das wirdals ungerecht empfunden, dasführt zu Unverständnis, zu Entrü-stung, das schürt Neid, das er-zeugt ein großes Unruhe- undKonfliktpotential.

Viele, wenn nicht gar die mei-sten der jungen Generation wer-den in der Feststellung einer Be-rufstätigen auch ihre eigene Situa-tion erkennen: „Ich verdiene nettoso viel, wie mein Großvater netto

an Rente bekommt. Aber ich solldavon noch ein Haus bauen, Kin-der großziehen und für mein Altervorsorgen. Er dagegen hat das al-les schon.“ Der Anlageberater undAutor des Buches „Die Rentenlü-ge“, Bernd W. Klöckner, drücktdies weit drastischer aus. In einemKurz-Interview durch die „Bild“-Zeitung auf deren Frage „Lebendie Alten auf Kosten der Jungen?“hat er sich zu der Äußerung hin-reißen lassen: „Eindeutig ja! Ichwürde sogar sagen, daß die Altendie Jungen bestehlen. Denn dieheutigen Rentner und Pensionärebekommen weitaus höhere Alters-

bezüge, als die Jungen jemals be-kommen werden. Und in dem Mo-ment, wo die Alten mehr bekom-men, als ihnen zusteht, und sichgegen notwenige Einschnitte laut-hals wehren, bestehlen sie dieJungen.“

Das ist nicht nur unzulässig zu-gespitzt, sondern auch unzutref-fend, weil der Vorwurf des Besteh-lens an die Falschen adressiert ist.Zutreffend muß es heißen „Die Po-litiker bestehlen, und zwar die Al-ten und die Jungen“. Klöckner be-teiligt sich mit solchen Sätzen ander Infamie und Verlogenheit am-tierender Politiker. Es sind Politi-ker, die den „Generationenkon-flikt“ heraufbeschworen habenund nun schüren, um von ihremVersagen und von jahrzehntelan-gen Fehlentscheidungen ihrer Par-teien und Vorgänger abzulenken.Die berufstätige und gerade diejunge Generation beklagt sichüber die schlimmen Aussichtender GRV völlig zu Recht, aber derAdressat ihrer Anklage muß dieverfehlte Altersversicherungspoli-tik der Politikerkaste seit KonradAdenauer sein, die Alten sind diefalschen Adressaten, denn auchsie gehören zu den Betrogenen.

Mit der versuchten Stimmungs-mache, Jung gegen Alt aufzubrin-gen und beide gegeneinander aus-zuspielen, werden Konflikte her-aufbeschworen, die nur weiteresUnheil anrichten. Wenn die heuti-gen Rentner jetzt als die Glückse-ligen dargestellt und damit gleich-sam gebrandmarkt werden, um siezum Verzicht auf einen Teil ihrervermeintlich zu hohen Rente zunötigen, ist das genauso unge-recht, wie den heute Berufstätigendie finanzielle Last des dahinsie-chenden Umlageverfahrens alleinaufzuladen.

Verzichte nämlich haben dieheutigen Rentner, die „Bestands-rentner“, schon längst hinnehmenmüssen. So ist die „dynamischeRente“ endgültig verloren und mitihr der einst zugesicherte Infla-tionsschutz. Alle, die schon Rent-ner sind, müssen damit fertigwer-den, daß ihre Renten in den letz-ten beiden Jahren nicht mehr er-höht worden sind und auch 2006

nicht erhöht werden. Auf die Hälf-te davon müssen sie seit Jahresbe-ginn unversehens sogar Einkom-mensteuer zahlen.

Die „Bestandsrentner“ werdennun also eine um diese zusätzlicheSteuer deutlich geringere Renteerhalten, obwohl sie ihr Arbeitsle-ben lang darauf vertraut haben,daß es bei dem bleibt, was ihnenführende Politiker einst verspro-

chen haben. Dies wird ihnen erstdann richtig bewußt werden,wenn sie jetzt im neuen Jahr 2006ihre Steuererklärung für 2005 aus-füllen, oder spätestens dann, wennder Steuerbescheid eintrifft. DerSteuerpflicht ihrer Rente unterlie-gen nunmehr rund 3,3 statt bisherzwei Millionen Ruheständler(Schätzung des Bundesfinanzmi-nisteriums). Sie bekommen damitdie Folgen des Alterseinkünftege-setzes zu spüren, das am 1. Januar2005 in Kraft getreten ist. Mit ihmwird schrittweise der Übergangzur sogenannten nachgelagertenBesteuerung der Renten (und Be-amtenpensionen) geregelt. Immer-hin ist diese nachgelagerte Besteu-erung eine vernünftige und gebo-tene Neuregelung.

Indirekt gekürzt wurden die Be-standsrenten bereits 2004, weildie Rentner zu ihrer Pflegepflicht-versicherung keinen Zuschußmehr bekommen und den Beitragdafür allein tragen müssen. Würdeeine Privatversicherung so verfah-ren wie der Staat mit der Renten-versicherung, hätte sie sofort dieVersicherungsaufsicht auf demHals.

Es ist also nicht so, daß nichtlängst auch der heutigen Rentner-generation einiges abverlangtwird. Ob noch mehr und auf wel-che Weise, hängt letztlich von denpolitischen Macht- und Mehr-heitsverhältnissen ab sowie vonder herrschenden Auffassung vonRecht und Moral. Dabei ist zu be-

denken, daß die Alten, je mehr siesich ihrem Lebensende nähern,gegenüber den Jüngeren an Stärkeund Lebenskraft verlieren und da-her besonderen Schutz verdienen.Dazu gehört eben auch der Schutzihrer Rente. Diese ist kein Almo-sen des Staates, sondern durch ei-gene Arbeit und vertraglich gesi-chert verdient.

Auf Verträge und Versicherun-gen muß Verlaß sein. Auf ihreRente haben sich die Ruheständlerim Vertrauen auf das Gesetz unddie Versprechen der politischenParteien und deren Politikern ver-lassen. Das Sich-Verlassen-Kön-nen liegt auch im Interesse derJungen, wenn sie selbst darauf an-gewiesen sind, daß auf Verträge,Versicherungen und gesetztesRecht Verlaß ist.

Wenn sich die heute Berufstäti-gen zu Recht darüber beklagen,was ihnen die Parteien und Politi-ker jetzt in der GRV an Beitrags-last und Aussicht auf dürftige Ren-te zumuten, dann sollten sie ge-meinsam mit den Alten auf einenwirklichen Systemwechsel drin-gen, der schrittweise über einelange Anpassungszeit (25, 30 Jah-re) durchzuziehen ist – auch wennden vollen Nutzen davon erst dieGenerationen danach haben.

Wesentliche Bestandteile desWechsels müssen sein: das Umla-geverfahren schrittweise in einKapitaldeckungsverfahren über-führen, ebenfalls schrittweise dasStaatsmonopol abschaffen und dieAlterversicherung Versicherungs-unternehmen im Wettbewerbüberlassen, den Arbeitgeberanteilstreichen und als zu versteuern-des Arbeitsentgelt auszahlen so-wie die Beitragszahlungen nichtfür versicherungsfremde Leistun-gen verwenden. Sollte es beimStaatsmonopol bleiben, müßtenauch die Politiker mit ihrer eige-nen Altersversorgung in diesesMonopol eingebunden werden.Die große Umsteuerung, die diegroße Koalition jetzt begonnen hatund die sich ebenfalls über einelange Anpassungszeit hinstreckt,muß also am Ende weit mehrbringen als das, was sie bisherplant.

Es ist zwei Jahre her, seit derDeutsche Bundestag ein-stimmig einen Antrag aller

Fraktionen beschloß, in dem eshieß, es gelte, „Deutsch als Ar-beitssprache auf europäischerEbene zu festigen“. Doch geänderthat sich an der allgemeinen Praxisin Brüssel und anderswo nichts.„Das Ansinnen der Deutschen gingwohl irgendwo in Brüssel verlo-ren“, spöttelte der „Südwestdeut-sche Rundfunk“, der das Problemzum „Tagesschau“-Thema machte,nachdem BundestagspräsidentNorbert Lammert nun endlichbeim Europäischen Kommissions-präsidenten José Manuel Barrosogegen die dortige Vernachlässi-gung der deutschen Spracheschriftlich protestiert hat.

Lammert verwies in seinem Briefdarauf, daß „die deutsche Sprachevon mehr Menschen gesprochenwird, als jede andere Sprache inder Europäischen Union (EU)“.Mehr als 90 Millionen Menschensprächen Deutsch als Mutterspra-che, aber immer mehr EU-Doku-mente würden nicht mehr voll-ständig ins Deutsche übersetzt.Auslöser für den Protest Lammertswar die Brüsseler Ankündigung,die Kommissionsberichte über dieFortschritte von Rumänien und

Bulgarien auf ihrem Weg in die EUnur auf Englisch vorlegen zu wol-len und das angesichts der Tatsa-che, daß Deutsch neben Franzö-sisch und Englisch „halboffiziell“als gleichberechtigte Arbeitsspra-che gilt. Neben diesen drei „Ar-beitssprachen“ hat die EU 20Amtssprachen, demnächst wirdIrisch als 21. hinzukommen.

In diesen Amtssprachen werdenRichtlinien und andere offizielleTexte erstellt, weil sie verbindlichesRecht auch für die nationalen Par-lamente schaffen. Alle anderenTexte wurden bisher in der Regelauf Deutsch, Englisch und Franzö-sisch vorgelegt, bis die Unsitte ein-riß, mehr und mehr Dokumentenur noch auf Englisch vorzulegen.Es rächte sich, daß frühere deut-sche Bundesregierungen und diedeutschen Abgeordneten des Euro-päischen Parlaments diesen Zu-stand mehr oder weniger hinnah-men, jedenfalls nicht entschlossengenug dagegen vorgingen.

Um so mehr ist es zu begrüßen,daß es in dem Brief des Bundes-tagspräsidenten an den Kommis-sionspräsidenten jetzt heißt: „DerDeutsche Bundestag hat die festeAbsicht, Verträge, Rechtsetzungs-akte und andere relevante europä-ische Dokumente nur dann zu be-

handeln, wenn die zu ihrer Bewer-tung notwendigen Texte, wie Fort-schrittsberichte von Beitrittskan-didaten, Kommissionsarbeitstexteoder Texte zur Politikfolgenab-schätzung in deutscher Sprachevorliegen.“ Diese Dokumenteseien nicht nur wichtige Grundla-gen für die Beratungen desBundestages, sondern entschei-dende Voraussetzung für seine ef-fektive und reguläre Mitwirkungin den Angelegenheiten der EU.

Man könne in Lammerts Briefdurchaus eine Boykottdrohung se-hen, nach dem Motto: Wenn Ihruns nicht auf Deutsch informiert,werden wir nicht mehr reagieren.So jedenfalls sah das der „Tages-schau“-Bericht.

Welche Bedeutung Lammert sei-ner Initiative beimißt, geht auchdaraus hervor, daß er gleichzeitigden EU-Parlamentspräsidenten Jo-sep Borrell sowie Bundesaußenmi-nister Frank-Walter Steinmeier umUnterstützung gebeten hat. DerBürgerbeauftragte im Europäi-schen Parlament, der Grieche Niki-foros Diamandouros, unternahmebenfalls einen Vorstoß für einestärkere Berücksichtigung derdeutschen Sprache durch die EU-Ratspräsident-schaft und zog dieInternetseiten der Ratspräsident-

schaften in die Debatte ein. Unter-stützung fand Lammert auch beimfranzösischen Parlament, als diePräsidien des Bundestages und derAssemblée Nationale bei einer ge-meinsamen Sitzung in Berlin „dieGleichheit aller Amtssprachen derEU“ angemahnt und den „gleich-zeitigen Zugang zu allen Sprach-versionen“ von formellen Doku-menten der Kommission verlangthatten.

Beim „Verein Deutsche Sprachee.V.“, aus dessen Reihen dabei auchauf die Rolle Deutschlands alsgrößter Nettozahler der EU ver-wiesen wurde, fand Lammerts In-itiative lebhafte Unterstützung.Auch der sich im allgemeinen beipolitischen Fragen sehr zurückhal-tende Deutsche Kulturrat setztesich durch seinen GeschäftsführerOlaf Zimmermann für „kulturelleVielfalt“ ein, „auf die sich die EU-Kommission immer wieder beru-fe“.

Die Gesellschaft für DeutscheSprache wertete ebenfalls die Initi-ative Lammerts positiv. Ihre Ge-schäftsführerin Karin Eichhoff-Cy-rus sagte der „Tagesschau“, es seizwar „sicherlich ganz praktisch“,nur in einer Sprache kommunizie-ren zu wollen. Keiner wolle ein„babylonisches Sprachgewirr“ in

allen Sprachen. Europa lebe abervon seiner Sprachenvielfalt, undDeutschland sei nun einmal dergrößte Sprachraum innerhalb derEU. Gerade im Hinblick auf dieOsterweiterung sei ein Verzicht aufdeutsche Übersetzungen „schlichtfalsch“, denn schließlich sei diedeutsche Sprache „tief verankert inOsteuropa“.

Aber auch Kritik erntete Lam-mert für seine Initiative, die demgrünen Europaabgeordneten Da-niel Cohn-Bendit gar nicht gefällt.Er meinte, der Bundestagspräsi-denten habe „einen Bewußtseins-stand von Annodazumal“. Europahabe viele Probleme, „aber keinSprachproblem“. Lammert solle„lieber mal einen Volkshoch-schulkurs über Europa belegen“,als Probleme aufs Tapet zu heben,die keine seien, sagte er der „Ta-gesschau“. Wenn deutsche Parla-mentarier keine Lust auf engli-sche Texte hätten, dann „sollen sieeben ein paar Übersetzer einstel-len“.

Angesichts dieser Äußerungenund des angekündigten Abbausder deutschen Sprache im organi-sierten Europa gewinnt die Initiati-ve des Bundestagspräsidenten ho-he Priorität in der deutschen Euro-papolitik.

Gedanken zur Zeit:

Brüssel spricht fast nur noch EnglischVon WILFRIED BÖHM

Kampf der Generationen?Opfer und Täter des Niedergangs der gesetzlichen Alterssicherung

Von KLAUS PETER KRAUSE

Politiker und Medienspielen mit

dem Neid der Jungen

Rente ist kein Almosenvom Staat – Rentner

haben Geld eingezahlt

PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 17 – 29. April 2006 3

SklavenhändlerVon HARALD FOURIER

Die Bibliotheken der Welt sind voll mitBerichten von früheren Sklavenhändlern.Darin beschreiben sie detailliert, wie sie Schwarze den örtlichen Sklavenhänd-lern in Zentralafrika abgekauft und unter unwürdigen Umständen in die amerikanischen Kolonien transportiert haben.Dort sind die Negersklaven dann auf Planta-gen zum Ernteeinsatz gekommen. Sklaven-handel war damals „normal“, niemand mußtesich schämen, sprechen sie sich selbst vonjeder Schuld frei. Ähnliches erleben wirheute bei den früheren Stasi-Größen, die sichjetzt wieder zu Wort melden.

Ihre Argumentation lautet: Die DDR warein Staat wie jeder andere auch. Es galten Gesetze, und wer sich nicht darangehalten hat, der wurde bestraft. Insofern waren wir nicht besser oder schlech-ter als Polizisten, Staats- oder Verfassungs-schützer im Westen.

Oberst Schütze / Pfütze (siehe Artikelunten) ist so einer. Der Stasi-Rentner ver-bringt seine Zeit jetzt damit, Bücher zu verfas-sen, in denen er seine Taten rechtfertigt unddie Stasi nachträglich von Schuld freispricht.

Streng genommen hat er mit folgendemsogar Recht: Natürlich war die DDR ein Staat, der seine eigenen Gesetzehatte. Die hat jeder Staat. Und jeder Staatachtet darauf, daß diese eingehalten werden.

Aber in keinem Lebensbereich schnittendie DDR und die anderen kommunistischenStaaten verglichen mit dem Westen so grot-tenschlecht ab wie im Bereich individuelleFreiheit (Reisefreiheit, Pressefreiheit).

Dieses elementare Menschenrecht habendie Kommunisten ihren Bürgern versagt, versagen müssen. Weil ihre Ordnungzwangsläufig mehr Armut und Unfreiheithervorbringt als jedes andere denkbareGesellschaftsmodell. Deswegen flüchten dieMenschen aus ihrem System.

Also hindern Kommunisten jeden daran,das Land zu verlassen. Im Falle der DDR mitdem Argument, der Staat habe ja in die Aus-bildung der Menschen investiert. Na und?Hat er sie gefragt, ob sie das überhaupt wol-len? Nein. Er hat über ihren Kopf hinweg ent-schieden, was – aus seiner Sicht – gut für sieist, und sie aller Freiheiten beraubt.

Deswegen ist der Kommunismus auch aufEroberung ausgerichtet. Kommunistenmüssen immer ihre Nachbarländer überfal-

len, um Zufluchtsorte für ihre geschundenenOpfer zu schließen. Als offiziellen Grund geben sie natürlich vor, ihre Revolu-tion ins Nachbarland tragen zu müssen.

Ihre Gefangenen hat die DDR dann genutzt,um Kasse zu machen. Die meisten Regime-gegner und / oder Fluchthelfer wurden nacheinem Teil der Haftdauer vorzeitig abgescho-ben. Der Westen kaufte aus humanitärenGründen frei. Rund 100 000 D-Mark betrugdie makabere Kopfpauschale damals …Erinnert das nicht ein wenig an die Zeitendes Sklavenhandels?

Baustelle SPDDie Sozialdemokraten versuchen sich wiederzufinden – Kurt Beck marschiert vorneweg

Exklusive Veranstaltung:Zur Grundsatzde-batte der SPD am Berliner Alexanderplatzwaren nur 300 Parteipolitiker unddie Presse geladen.Einfache Mitglieder konn-ten allerdings ineinem seperatenRaum die Sitzung über Großleinwand verfolgen.

Foto: Reuters

Am 11. Mai 1974 öffnet sichdie Tür zum Verhörraumim Gefängnis der Staatssi-

cherheit in Berlin Lichtenberg,Magdalenenstraße. Dem einge-schüchterten Familienvater aus derBundesrepublik stellt sich ein„Hauptmann Schütze“ vor. „Siewerden gleich Gelegenheit haben,einen Mitarbeiter der StändigenVertretung der BRD zu sprechen“,donnert Schütze. Der 35jährigeFamilienvater hat Kontakte zwi-schen einer Fluchthilfeorganisa-tion und Ausreisewilligen herge-stellt. Dann wurde er erwischt.Jetzt sitzt er in Hohenschönhausen,im berüchtigten Stasi-Knast.

Zwei Stunden später sitzen einMinisterialrat aus der StändigenVertretung (im DDR-Deutsch:„StäV“), der westdeutsche Flucht-helfer und Oberst Schütze zusam-men. Der Stasi-Offizier läßt diebeiden nicht aus den Augen und

unterbricht sie, wenn ihm danachist.

Später wird der Fluchthelferabgeführt. Er ist nicht der erste,den die Kommunisten für Monateoder Jahre hinter Gitter bringen.Das Treffen in Berlin-Lichtenbergdagegen ist eine Premiere: Es warder erste Besuch eines Vertretersder StäV bei einem Westdeutschenentsprechend dem gerade in Kraftgetretenen Grundlagenvertrag.

„Schütze“ heißt in WirklichkeitPeter Pfütze. „Was wir taten, warrechtens“, lautet der zentrale Satzseines Buches „Besuchszeit“. DerMfS-Oberst a. D. sitzt 32 Jahre spä-ter mitten in Berlin-Lichtenberg,unweit von der früheren Stasi-Zen-trale. Im Hotel Ramada stellt ersein Buch offiziell vor.

Pfützes Parteiauftrag bestandüber 14 Jahre lang darin, dieseTreffen zwischen Diplomaten undinhaftierten Bundesbürgern zuermöglichen. „Ich bereitete denHäftling auf den Besuch vor. Undich konnte immer sagen: Der Häft-

ling ist geständig. Das hat die Juri-sten immer sehr gewundert. Beimir haben die immer alle gesagt:‚Ja, ich habe eine Straftat began-gen‘“, schwadroniert Pfütze (72)mit Blick auf seine Opfer.

„Ich habe nicht gestanden“, rufteiner dazwischen. Just in diesemMoment ist dem ersten der anwe-senden Stasi-Opfer der Kragengeplatzt. „Ich habe neun Jahregesessen. Die DDR ist doch nichtan Humanitätsduselei eingegan-gen“, beschwert er sich.

Pfütze hebt die Hand verwirrtund wirkt auf einmal ein wenigwie der senile Erich Mielke, dervor der Volkskammer bekennt:„Ich liebe euch doch alle“. „Ich binnoch nicht fertig“, entgegnet erdem Mann. Pfütze ist es nichtgewohnt, unterbrochen zu wer-den.

Die ganze Buchvorstellung istgespickt mit Szenen wie dieser.Frühere DDR-Opfer und Stasi-Täterhalten sich die Waage. Mit rund 80Personen ist der noch zu DDR-Zei-

ten eingerichtete Seminarraumrandvoll. Und weil die DDR-Aufar-beitung große Konjunktur hat, sinddas Fernsehen und die Presse auchda.

Neben „Besuchszeit“ wird nochdas Buch „Der Botschaftsflüchtlingund andere Agentengeschichten“vorgestellt. Herausgeber ist Obersta.D. Gotthold Schramm (74). Als„Stargast“ sollte Markus Wolff, dereinstige Chef der Stasi-Auslandsab-teilung, kommen. Auch deswegendie viele Presse. Doch der Spiona-ge-Boß ist nicht erschienen. Esginge ihm gesundheitlich nicht sogut, heißt es.

Pfütze schildert in seinem Vor-trag die Haftbedingungen imArbeiter- und Bauernstaat, so wieer sie wahrgenommen haben will:„Der Herr Bräutigam [Leiter derBonner Ständigen Vertretung,Anm. d. Verf.] hat mir gesagt, daßer sehr zufrieden war. Nicht einervon den 3000 Besuchen mußteabgebrochen werden. Wir wünsch-ten uns sogar einen schönen Feier-

abend und ein schönes Wochenen-de.“

Das SED-Opfer Hans-EberhardZahn meldet sich hinterher zuWort. „Die DDR war ein Unrecht-staat“, betont er. „Wir warenbemüht, einen anderen Staat auf-zubauen. Wir hatten eben andereGesetze als die BRD“, entgegnetPfütze. „Das hatten die Nazis auch,andere Gesetze“, erwidert Zahn.„Wir waren aber keine Nazis“ – sogeht es hin und her.

Bis ein anderes Stasi-Opfer sichzu Wort meldet und „rotlackierteFaschisten“ ruft. Werner Groß-mann (77), Mielkes Stellvertreterund stiller Zuhörer bis zu diesemZeitpunkt, steht nun auf und kün-digt an, den Mann anzuzeigen.„Sagen Sie mir Ihren Namen“, for-dert er den DDR-Regimegegnerauf. Es klingt wie bei einer Paßkon-trolle auf der Transitstrecke.

Als nächstes steht ein Exil-Kuba-ner auf und wettert gegen die kom-munistische Autorenclique: „Wirarbeiten daran, Leute wie Sie ding-

fest zu machen.“ GottholdSchramm antwortet, man dürfepolitische Entwicklungen nichteinseitig betrachten. Er spricht vonAngriffen auf die Person Castros,von in den USA inhaftierten Kuba-nern. „Wir wollen zur historischenWahrheit beitragen“ – auch so einLieblingssatz aus dem Repertoireder Täter von damals.

Aus diesem Sammelsurium derPropagandabegriffe stammt auchder Begriff „Menschenhändler“,wenn von Fluchthelfern die Redeist. Pfütze hat ein ganzes Kapitel sogenannt. Darin heißt es: „Es warnachweislich ein kriminellerErwerbszweig, der den politischenKontext allenfalls als Geschäftsrah-men verstand.“

Gegen solche Verbrecher mußteder Staat natürlich einschreiten.Deswegen heißt es auch abschlie-ßend in „Besuchszeit“: „Wir wareneine legale Institution eines souve-ränen Staates, der sich nationaleGesetze gab, welche sich an inter-nationalen Normen orientierten.“

»Wir hatten eben andere Gesetze als die BRD«Ehemaliger Stasi-Offizier stellte in Berlin sein Buch »Besuchszeit« vor – Sein Tenor: Es war alles gar nicht so schlimm

Die letzte Grundsatzdebatte derSPD ist gründlich ins Wassergefallen. Der Berliner Pro-

gramm-Parteitag der SPD 1989 –damals noch im Westberliner ICC –fand unter widrigen Umständen fürdie Genossen statt.

Ein Monat zuvor war die Mauergefallen und hat alles in Deutschlandüber den Haufen geworfen – vor allemdas deutschlandpolitische Konzeptder SPD. Den Niedergang des real exi-stierenden Sozialismus Ost mußte diedamalige Generation von SPD-Politi-kern erst einmal verkraften.

Diesmal erfolgt der Auftakt zurneuen Grundsatzdebatte im Ostteilder Stadt. Am Alexanderplatz, jenerhäßlichen Dauerbaustelle, beginnt dieSPD mit ihrer inhaltlichen Neube-stimmung: Wer sind wir? Was wollenwir? Diese Standortbestimmungähnelt der Dauerbaustelle „Alex“.

Der Parteitag ist eine Medienveran-staltung, die einen Prozeß einleitensoll, der wichtiger ist als das Pro-gramm, das am Ende auf dem Tischliegt. Bei Programmdebatten ist derWeg das Ziel.

Die SPD ist eine Partei, die Hun-derttausende von Mitgliedern hat.Eingeladen sind aber nur 300 Spitzen-

genossen, dazu rund 100 Pressevertre-ter. Einfache Mitglieder dürfen ineinem separaten Raum Platz nehmenund die Übertragung aus dem Konfe-renzsaal verfolgen.

Dort steht Ute Vogt auf der Bühneund fordert in reinem Schwäbisch: „Esbraucht Visionen, wie die Gesellschaftin 20 Jahren aussieht.“

Damit ist der Rahmen abgesteckt: Esgeht nicht um tagespolitische Aussa-gen, sondern um allgemeine politi-sche Forderungen, die sich die SPDauf die Fahne schreibt. Auf die stell-vertretende Parteivorsitzende folgt derneue Chef, Ministerpräsident KurtBeck. Es ist sein erster Auftritt in derHauptstadt nach dem überraschendenRücktritt von Matthias Platzeck vomVorsitz.

Diese Grundsatzdebatte war Plat-zecks Thema. Der Pfälzer dagegen giltals Machtmensch vom Schlage Hel-mut Kohls, als Mann mit dem Ohr amVolk. Intellektuelle Grundsatzdebatte?Das paßt nicht zu Beck, wenngleich eres versteht, in unendlichen, Marx’-schen Schachtelsätzen zu reden.

Gleich zu Beginn der Debatte sagter, Solidarität beziehe sich für Sozial-demokraten nicht nur auf denunmittelbaren Nachbarn, „sondernauch auf die Hungernden in Afrika“.Die SPD und Kurt Beck retten dieWelt.

Doch dann kehrt der MainzerRegierungschef aber schnell zu kon-kreten Beispielen und realen Bege-benheiten zurück, das liegt ihm auchviel besser. Beck sinniert über seineAmtswohnung in der Vertretung derrheinlandpfälzischen Landesregie-rung in der Bundeshauptstadt: „Wennich mich manchmal am Abend aufden Balkon setze und an die Mauerdenke, die genau hier verlaufen ist,und wenn ich mich daran erinnere,wie wir als Schüler auf der Westseiteauf Holzgerüste gestiegen sind, um inden Osten hinüberzuschauen, dannweiß ich wieder, was für eine glückli-che Generation wir sind.“

Dann setzt er seine Rede fort, indemer sagt: „Wir haben uns manchmalgeirrt, aber die Grundpositionenhaben immer gestimmt.“ Solche Sätzewirken wie ein hilfloser Versuch, dieeigene Rolle und die mangelndeDistanz der SPD zur SED zu rechtfer-tigen. Nirgendwo lag die SPD je fal-scher als in der Frage der „Anerken-nung der Realitäten“ vor 1989, auchwenn Kurt Beck das Gegenteil zu sug-gerieren versucht.

Zum anderen positioniert er sich –und das gelingt ihm schon besser – fürdie kommende Auseinandersetzungmit der Kanzlerin. Merkel spielt selbstständig auf ihre mitteldeutsche Her-kunft und die Zeit vor der Einheit an.

Wenn Beck bewußt versucht, es ihrauf diese Art gleichzutun, dann ist diewichtigste Aussage des Parteitagesvielleicht doch personeller und nichtinhaltlicher Natur. Nur einmal trifftBeck, der zur Minderheit der Bundes-politiker gehört, die ihren Wehrdienstabsolviert haben, eine klare Aussage,die einen klaren Richtungswechselbedeutet: „Wir müssen auch unserenBeitrag für den Frieden durch unsereBundeswehr leisten.“

Das ist das Gegenteil von dem, wasnoch im Berliner Programm Kernthe-se sozialdemokratischer Politik war.Selbst im rot-grünen Koalitionsvertragvon 1998 lautet der erste Satz im Kapi-tel „Außenpolitik“ noch: „DeutscheAußenpolitik ist Friedenspolitik“.

Von dieser Politik hat sich die SPDaber bereits unter Schröder verab-schiedet. Vor Becks Wortbeitragwurde ein Film gezeigt, den eineBundeswehr-Presseabteilung gedrehthaben könnte: Soldaten im Auslands-einsatz, die Bundesmarine in frem-den Gewässern. Wer hätte das in den80er Jahren gedacht, als die SPDnoch für den politischen Arm derFriedensbewegung gehalten wurde?„Jedes Volk der Welt hat das Rechtund die Pflicht, seine Bürger zuschützen“, so Becks Fazit ein Viertel-jahrhundert nach dem Nato-Doppel-beschluß.

Von MARKUS SCHLEUSENER

Von HARALD FOURIER

ZE I TG E S C H I C H T E4 Nr. 17 – 29. April 2006

unter Verwendung von historischenArchivfilmmaterial, Interviews mitZeitzeugen und Filmaufnahmen von

Originalschauplätzen

Der Feuersturmvon DresdenErleben Sie das unzerstörteVorkriegs - DRESDEN inbisher zum größten Teil niegezeigten Privatfilmauf-nahmen und den Untergang

der Elbmetropole im Inferno desFeuersturms.Laufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.: 5449, € 22,95

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Kampf der JägerDie Jagdflieger des2. WeltkriegsZwischen 1939 und 1945bekämpften sich die am2. Weltkrieg beteiligtenNationen in den Lufträumenüber Europa und dem pazifischen Ozean ineinem tödlichen Wettkampf.Laufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.: 5410, € 22,95

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Jagdgeschwaderüber AfrikaLuftkrieg über Nordafrika.Das JG 27 wurde ebenfallsnach Afrika verlegt. Zustän-dig für den Geleitschutzeigener Kampfverbände,

aber auch für die Luftsicherung der Boden-truppen, kämpften die ME 109 des JG 27gegen die britischen SPITFIRE und HURRICA-NE unter der heißen Sonne Afrikas.Laufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.: 5457, € 22,95

Hans Joachim MarseilleDer Stern von Afrika. In dieser Filmdokumentationwird die Lebensgeschichtedes Hans Joachim Marseilleabgehandelt. Neben zahlrei-chen Archivfilmaufnahmenmit dem berühmten Flieger kommen vorallem seine ehemaligen Fliegerkameradenund sein Mentor Edu Neumann zu Wort.Laufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.: 5426, € 22,95

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Fort Eben- Emael, Teil 1Planung und Vorbereitung. Im Morgengrauen landeten diedeutschen Fallschirmjäger der„STURMABTEILUNG KOCH“ lautlosmit Lastenseglern. Nach kurzemKampf ergaben sich die über 1000

belgischen Soldaten den deutschen Fallschirmjägern;FORT EBEN - EMAEL hatte kapituliert. Die Filmdokumenta-tion schildert in zwei Teilen die präzise Planung, Vorberei-tung und die KampfhandlungenLaufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.:5455, € 22,95 DVD

Fort Eben- Emael, Teil 2Sturmangriff aus der Luft.„Handstreichartige Inbesitznah-me der wichtigen Brücken überden ALBERT - KANAL, westlichvon Maastricht und Ausschaltender Schweren Waffen von FortEBEN - EMAEL.“ Nach kurzem Kampf ergaben sichdie über 1000 belgischen Soldaten den deutschenFallschirmjägern. Die Filmdokumentation schildertdie KampfhandlungenLaufzeit: ca. 90 Min.Best.-Nr.:5455, € 22,95

Ostfront 1944/45Abwehrkampf im Osten-Panzerschlachtenim Osten.Laufzeit: ca. 90 Min.

Best.-Nr.: 5451, € 22,95

Kampf an der Westfront,Teil 1Entscheidung im Westen 1939-1941.Vom hohen Norden bis zurspanischen Grenze Drei Heeres-gruppen und 10 Panzerdivisionenwarfen in einem schnellen Feld-zug, Belgien, Luxemburg, die Niederlande und Frank-reich nieder und isolierten das britische Expeditions-korps bei Dünkirchen. Am 22. Juni 1940 kapituliertendie Franzosen im Wald von Compiene.Laufzeit: ca. 90 Min. Best.-Nr.:5453, € 22,95

Kampf an der West-front, Teil 2Entscheidung im Westen 1939-1941. Vom Kanaldurchbruchbis zur Ardennenschlacht.Laufzeit: ca. 90 Min.

Best.-Nr.:5452, € 22,95

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Das Leben von 17 Millio-nen Menschen steht nachWillen der deutschen Ju-

stizministerin Brigitte Zypriesbald direkten Einblicken offen. InWashington gab sie internationa-lem Druck auf Öffnung des Holo-caust- und ZwangsarbeiterarchivsBad Arolsen nach und versprachdirekten Zugang zu den in einerehemaligen SS-Kaserne vom Ro-ten Kreuz verwalteten Akten.Deutsche Datenschutzbedenkenhatten bisher nur schriftliche An-fragen für unmittelbar Betroffeneund deren Angehörige ermög-licht.

Zirka 150 000 Anfragen gehenjedes Jahr aus aller Welt in BadArolsen ein. Das nordhessischeeinstige Residenzstädtchen zwi-schen Kassel und Paderborn birgtein barockes Juwel – seine nachSchachbrettgrundriß angelegteAltstadt, außerdem ein schmuck-es Schloß – sowie eines der um-fangreichsten Archive zu Opferndes NS-Regimes weltweit. Ein Ar-chiv, abgeschottet von nach Gut-dünken handelnden Mitarbeitern.So sehen es US-amerikanischeund jüdische Organisationen. Denmeisten Deutschen war der Ortbisher bestenfalls als Stelle des„Internationalen Suchdienstes desRoten Kreuzes“ bekannt.

Eben der ist für die zahlreichenAnfragen nach Schicksalen in derKriegs- und NS-Zeit auf die Aktender NS-Bürokratie angewiesen.Ob Kriegsgefangene, die nach ih-rer Gefangenschaft weiter zur Ar-beit eingesetzt wurden, KZ-Insas-sen, deportierte Juden oder ausbesetzten Gebieten Verschleppte– die keineswegs vollständigenKarteien in Bad Arolsen sind vie-len letzte Hoffnung, vom Verbleibvon Menschen zu erfahren, die indie Mühlen des NS-Systems ge-rieten. Unter ihnen sind auchdeutsche Opfer der NS-Justiz.Was bei Kriegsende von denniedergeschriebenen Verwal-tungsuntaten sichergestellt wur-de, diente bei den NürnbergerProzessen als Beweismaterial undkam danach größtenteils nachBad Arolsen. Entsprechend hochsind die Erwartungen. Vorsorglich

weist der Suchdienst auf seinerInternetseite darauf hin, man kön-ne nicht über Opferrentenansprü-che befinden. Viele müssen damitrechnen, daß über die von ihnenGesuchten nichts vorliegt. DieVorwürfe, mit denen die „Wa-shington Post“ die deutsche Ju-

stizministerin auf ihrer USA-Reiseüberrumpelte, klingen hingegenbesonders hart: „Die Schlange derOpfer, die auf Informationen überihr Leben warten, hat die Hun-derttausendermarke erreicht, dieBeweise, das Archivare Doku-mente zurückhalten, sind über-wältigend, Überlebendengruppenin Deutschland und anderswoprotestieren, und Historiker ver-langen besseren Zugang.“

In Bad Arolsen sorgt die harscheKritik für Kopfschütteln. Udo Jost,Pressesprecher des „Internationa-len Suchdienstes“ räumt ein: „Si-cher haben wir einen Rückstand

aber nicht hunderttausendfach. DieEntschädigung der 950 000Zwangsarbeiter, die wir mit unse-ren 345 Mitarbeitern 2003 und2004 bearbeiteten, hatte absolutenVorrang. Schließlich lebten dieseOpfer noch, sollten so schnell wiemöglich entschädigt werden.“ Vier

bis sechs Wochen standen dafürpro Fall zur Verfügung und das beieinem Bestand von 30 MillionenArchivobjekten. „Bei Alter, Krank-heit oder Gerichtsterminen vonAnfragestellern machen wir natür-lich nach wie vor einen vorgezoge-nen Termin“, so Jost. Die Enttäu-schung über den einsamen Ent-schluß der Ministerin ist beimSuchdienst spürbar: „Frau Zypriesund ihr Ministerium haben sichvor der Erklärung, die Daten frei-zugeben, nicht über unsere Arbeitinformiert, uns kontaktiert, auchdas Bundesaußenministeriumnicht“, sagt Jost und verweist auf

das Innenministerium, das eigent-lich zuständig sei – auch von dakeine Anfrage oder Kritik. Von Be-schwerden von Antragstellern ausIn- und Ausland ganz zu schwei-gen. Die bewegten sich im norma-len Rahmen – immerhin 56 Pro-zent aller Anfragen könne auf-

grund der Bestände bearbeitetwerden. Natürlich gebe es da auchFrust.

Die Richtlinien für den Dienstkommen seit 60 Jahren von einerinternationalen Aufsichtsbehörde– unter den Mitgliedern auch dieUSA. Sie geben die Regeln vor,nach denen der Suchdienst funk-tioniert, einschließlich Daten-schutz. Verschleierung von deut-scher Seite erscheint allein des-wegen schwer möglich. Die ge-schickt lancierte Kritik hat offen-bar nun ein Ende. Denn jetzt solljeder der elf Staaten die dem Auf-sichtsrat angehören eine Kopie

des vollen Datensatzes aus BadArolsen erhalten. Belgien, Frank-reich, Griechenland, Israel, Italien,Luxemburg, Niederlande, Polen,Großbritannien und die Vereinig-ten Staaten von Amerika könnennach Umsetzung des zypriesschenFriedensangebots in ihren Such-dienst-Außenstellen selbst ent-scheiden, wer was einsehen darf.

Die politische Brisanz: Der bis-herige Datenschutz wäre so nichtmehr zu gewährleisten, eine Ver-pflichtung dazu oder auch nurinternational gleiche Bedingungenfür die Einseher sind nicht ge-plant. „Wir befürchten nicht dieSchließung“, so Jost – ein Bedeu-tungsverlust ist die Entscheidungallemal. Wozu noch Hunderte Ar-chivare beschäftigen, wenn dieseeinmal alle Daten digitalisiert ha-ben? – dies ist mit den Namen derOpfer bereits geschehen. Über 50Prozent der Daten sind industriellgescannt – auch dieser Erfolgkönnte ein Grund des Ansinnensauf „direkten Zugang“ sein. SaraBloomfield, Direktorin des US Ho-locaust Museums schätzt, das „Ar-chiv wird immense historischeBedeutung haben, eine riesige Ga-be für Forscher mehrerer Genera-tionen“. Genau darin lag bisherdie große Schwäche: Historikerhatten grundsätzlich keinen Zu-tritt. „Wir wollen ja, das die Histo-riker kommen, aber bitte zu glei-chen Bedingungen wie in Rom, Je-rusalem und wo auch immer“,entgegnet Jost.

Letztendlich droht nämlich dieWashingtoner Entscheidung denSchutz der Opfer aufzuweichen –nicht den der Täter, wie dieschärfsten Kritiker der Bad Arol-sener Einrichtung behaupten.Wenn erst die Daten im Internetzugänglich sind, kann jeder se-hen, wessen Familie den NS-Machthabern als „asozial“ galt.NS-Euthanasie, Zwangssterilisie-rungen, Gestapo-Vernehmungs-protokolle – auch das gehört zumsensiblen Erbe von Bad Arolsen.Jost und seine Kollegen wollendiese stigmatisierenden Datennicht im Internet wiederfinden.

Nähere Informationen: Interna-tionaler Suchdienst, Große Allee5–9, 34454 Bad Arolsen, Telefon(0 56 91) 60 37

Deutschland ist ein seltsa-mes Land. Die jüngstenWahlen ergaben, daß

Rechtsextreme (DVU, NPD) einegeringere Rolle denn je spielen.Anstatt sich darüber zu freuen, er-klärte der Zentralrat der Juden inDeutschland im Blick auf Sachsen-Anhalt, die etablierten Parteienhätten „die Begeisterung für rechts-extremistische Parteien nicht ge-brochen“. Tatsache ist: Die NPD tratgar nicht an. Sie unterstützte dieDVU, die aber trotzdem nur 3 Pro-zent (1998 waren es noch 12,9 Pro-zent!) erhielt. Begeisterung? Daß inSachsen-Anhalt Linksaußen 25,2Prozent (4,2 Prozent mehr) erhielt,ist weder Juden noch Kirchen nochParteien eine Silbe des Bedauernswert. Und hier liegt das Problem:Während Rechtsaußen marginali-siert ist, feiert Linksaußen einenTriumph nach dem anderen.

Nicht genug damit, daß die PDS-Größen Gregor Gysi und Lothar Bi-sky von Talkshow zu Talkshow ge-reicht werden, obwohl sie in derSED-Diktatur verantwortliche Posi-tionen innehatten. Jetzt ist einePDS- beziehungsweise Linkspar-tei-Frau gar in eines der höchstenStaatsämter gewählt worden: PetraPau wurde eine der Vizepräsiden-ten des Bundestages. Der SPD-Poli-tiker Hans-Peter Bartels begründe-te dies lapidar mit den Worten,man habe sich „mit der kommuni-stischen Fraktion geeinigt“, und

dann „bekommt man eben eineKommunistin“. Petra Pau arbeiteteeinst im Zentralrat der FDJ. Chri-sten, die sich weigerten, der FDJbeizutreten, durften oft nicht andie Oberschule beziehungsweisean eine Hochschule. Ihnen wurdedamit trotz Begabung eine Karriereverweigert. Sie müssen jetzt mitgeringeren Verdiensten auskom-men. Sind etwa Mitarbeiter imUnterdrückungssystem nun im de-mokratischen Deutschland Gewin-ner der Einheit? Die einstigen Bür-gerrechtler sind jedenfalls so gutwie alle aus dem Bundestag ver-schwunden. Die Bundesbeauftragtefür die Stasi-Unterlagen, MarianneBirthler, beklagte jetzt die zuneh-mend „aggressive Propaganda“ so-gar früherer Stasi-Mitarbeiter. Aus-gerechnet während einer Diskus-sion in der Stasi-Gedenkstätte inBerlin-Hohenschönhausen be-herrschten die Täter die Debatte,konnten Opfer gar als Kriminellebezeichnen. Der anwesende Berli-ner Kultursenator Thomas Flierl(von der PDS!) schritt kaum ein.Für Birthler ist dies alles alarmie-rend, denn die SED-Diktatur seiganz und gar nicht harmlos gewe-sen: „Es hat 250000 politische Ge-fangene gegeben, darunter viele,deren Leben zerstört wurde.“

Noch längst ist die Stasi-Aufar-beitung – auch in den Kirchen –nicht beendet. In letzter Zeit wurdebald alle paar Tage ein neuer Fall inSport und Politik bekannt. Dage-gen haben die Opfer kaum Für-sprecher. Im Gegenteil: Anfang

April hatte der PDS-Fraktionschefim sächsischen Landtag, PeterPorsch, zu einer Buchlesung mitEx-Stasi-Offizieren in Dresden ein-geladen. In dem Buch wird dasWirken der Stasi beschönigt. Alssich die wissenschaftliche Leiterinder Gedenkstätte Bautzen (dortwar das brutalste DDR-Gefängnis,in dem auch Christen inhaftiertwaren), Silke Klewin, und ihr Kol-lege zu Wort meldeten, ernteten sie„nur höhnisches Gelächter“ (so die„Sächsische Zeitung“). Nach derLesung sagte sie: „Einige der ehe-maligen Häftlinge bekommen eswieder mit der Angst zu tun.“Angst im demokratischen Deutsch-land vor denen, die vor mehr als 15Jahren Verbrechen verübt haben?Deutschland hat 6000 Gedenkstät-ten, die an das Nazi-Unrecht erin-nern. Dagegen gibt es nur wenigeüber die zweite deutsche Diktaturim letzten Jahrhundert. Eine Ge-denkstätte, die das Leid der Chri-sten, die sich der Diktatur verwei-gerten, vor dem Vergessen be-wahrt, ist nicht einmal im Ge-spräch. Ein kleiner Trost ist, daßjetzt in vielen Kinos der Film „DasLeben der Anderen“ läuft, in demdie Brutalität der Stasi deutlichwird. „idea“ setzt ein kleines Zei-chen: Sein Freundeskreis fährt amübernächsten Wochenende nachBautzen. In der Gedenkstätte be-richten zwei Christen, wie sie Gotterlebt haben – in der Haft.

Helmut Matthies ist bei „idea“ zu-ständig für die Gesamtleitung.

Auf Drängen einer Gruppevon polnischen und balti-schen Parlamentariern, un-

ter ihnen Vytautas Landsbergis ausLitauen und Tunne Kelam aus Est-land, hat das Europäische Parla-ment beschlossen, künftig nichtnur das Gedenken an Opfer desNationalsozialismus, sondern auchdas an jene des Stalinismus finan-ziell zu fördern. Der zuständigeEU-Kulturkommissar Jan Figel be-grüßte diese Initiative in einer Re-de vor dem Straß-burger Plenumnachdrücklich.

Rückendeckungbekam er vomenglischen Euro-paabgeordneten Christopher Beaz-ley, Präsident der Paneuropa-Union Großbritannien: „Ein ver-weigertes, ignoriertes oder verzerr-tes Erbe hinterläßt eine Gesell-schaft, die von der Realität abge-trennt ist, deren wahre Natur undCharakter immer noch unterdrücktund ihres Geburtsrechts beraubtbleiben.“

Deshalb sei die jetzt vorgeschla-gene Ausweitung der bisherigenFörderpraxis von enormer Bedeu-tung für Hunderttausende vonMittel- und Osteuropäern. DerenFamilien oder Familienmitgliederseien hingerichtet oder in StalinsGULags deportiert worden, wo sievielfach starben, „aus keinem an-deren Grund, als daß ihr Weiterle-ben als eine Bedrohung für die ille-gale Besetzung ihrer Länder be-trachtet wurde,“ die von Hitler und

Stalin im Molotow-Ribbentrop-Pakt vereinbart worden sei. Mansolle die Tatsache nicht verwi-schen, daß Hitler und Stalin ver-bündete Kriminelle gewesen seien.

Der vom NKWD, dem Volkskom-missariat für Innere Angelegenhei-ten der Sowjetunion, am 11. Ok-tober 1939 herausgegebene BefehlNr. 001223 mit dem Titel „Über dieoperative Behandlung antisowjet-ischer und gesellschaftlich stören-der Elemente“ sei der Auftakt für

die von Merku-low, dem Volks-kommissar fürStaatssicherheitder UdSSR, ange-ordneten und von

seinem Stellvertreter Serow umge-setzten Massendeportationen ge-wesen. In der Nacht vom 13. aufden 14. Juni 1941 seien 34260 Per-sonen aus Litauen deportiert wor-den, 15 081 aus Lettland und10205 aus Estland. Beazley: „Daswar nur die bekannteste von denvielen Deportationen, die bis 1951weiterliefen.“ Der britische Paneu-ropäer begrüßte, daß die EU nundie Erinnerung an die Opfer dieserbeiden Diktaturen unterstützenwerde: „Ohne Wahrheit kann eskeine Versöhnung geben. Das rus-sische Volk von heute ist um nichtsmehr verantwortlich für StalinsVerbrechen, als das deutsche Volkfür diejenigen Hitlers.“ Aber euro-päische Bürgerschaft und guteNachbarschaft könnten nur auf Re-spekt vor allen Opfern der totalitä-ren Systeme begründet sein. EB

Von HELMUT MATTHIES

Viele starben in sowjetischen GULags

Gewinner der EinheitDDR-Bürgerrechtler sind vergessen, es lebe die PDS

Vorstoß der BaltenEU will Stalinismusopfer fördern

Datenschutz gefährdetHolocaust- und Zwangsarbeiterarchiv soll sich allen öffnen

Von SVERRE GUTSCHMIDT

Das Archiv in Bad Arolsen: Die USA zwangen Justiz-Ministerin Zypries zur Öffnung.

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DE U TS C H L A N D Nr. 17 – 29. April 2006 5

Norddeutschland gehört mit eini-gen Ausnahmen nicht gerade zuden Gebieten, in denen sich Aus-

länder ballen. Zwar sind die norddeut-schen Länder von Horrorzahlen, wie sieetwa Nordrhein-Westfalen aufweist (27Prozent der Einwohner sind Ausländer)oder Baden-Württemberg (18 Prozent Aus-länder), weit entfernt, doch stellen sie dorterhebliche Probleme dar, wo sich die imDurchschnitt wenigen Ausländer in einzel-nen Stadtteilen zusammenfinden. Dienorddeutsche Landeshauptstadt, von derhier die Rede sein soll, weist insgesamt„nur“ zehn Prozent ausländische Einwoh-ner auf – in Neudeutsch irreführend„Migranten“ genannt, was eigentlich Wan-derer bedeutet, nicht aber ausländischeEinwanderer, – doch konzentrieren sie sichin einem Stadtteil, wo sie 25 Prozent derBewohner ausmachen. Hier häufen sichdie Probleme. Schon längst ist man sicheinig, daß die Grenze der Integrationsfä-higkeit erreicht ist.

Nun hat die Ratsversammlung dieserLandeshauptstadt auf Antrag eines„Forums für Migrantinnen und Migran-ten“ vor eineinhalb Jahren beschlossen,ein Integrationskonzept zu erarbeiten.Dazu wurde eine Lenkungsgruppe gebil-det, in der auch Vertreter aller Ratsfrak-tionen – CDU als stärkste, SPD und Grüne– vertreten sind. Kürzlich wurde der Ent-wurf eines „Integrationskonzeptes für dieLandeshauptstadt“ den Parlamentariernvorgelegt. In der Einleitung wird geflun-kert, daß „allen Mitgliedern der Len-kungsgruppe … eine breite Einbindungder Öffentlichkeit sowie der städtischenÄmter besonders wichtig“ sei. Als derBerichterstatter beim zuständigen Amtden Text dieses Papiers erbat, wurde esihm zunächst verwehrt.

Als dieses 32 Seiten umfassende Mon-ster-Programm durchgesehen war, da

drängte sich die Frage auf, ob die Politikerder Stadt lernunfähig seien.

Mindestens seit der letzten Bundestags-wahl weiß die Öffentlichkeit, daß die CDUAbschied genommen hat vom Plan,Deutschland in eine multikulturelleGesellschaft zu verwandeln. Sie will, dasverkündete sie jedenfalls in der Wahlpro-paganda, erreichen, daß die Ausländersich in Deutschland integrieren, oder nochdeutlicher: in die deutsche Leitkultur, auchwenn es die meisten Politiker nicht deut-lich zu sagen wagen. Aber schon die Lek-türe der Einleitung dieses Konzeptentwur-fes macht deutlich, wohin die Reise gehensoll. Man findet darin keinen Hauch vonjener Forderung der CDU, es müsse Schlußsein mit der Multikulti-Gesellschaft. Dakann auch nicht die Ausrede gelten, Ver-fasser des Konzepts sei die Ausländerbe-hörde der Stadt, die nach jahrzehntelangerSPD-Herrschaft fast ausnahmslos mit Lin-ken besetzt sei. Ausdrücklich hatte dieRatsversammlung seinerzeit beschlossen,daß zur Lenkungsgruppe zur Formulie-rung dieses Konzepts die Sprecher fürAusländerpolitik aller Ratsfraktionengehören, so natürlich auch die der stärk-sten Fraktion, der CDU. Die aber hatte sichoffenbar bei der Formulierung vornehmzurückgehalten.

Zwar wird in dem Papier – wohl aus Tak-tik – der Begriff „Multikulti“ vermieden,doch was soll es denn anderes heißen,wenn in der Präambel nach der banalenFeststellung, die Landeshauptstadt sei„eine weltoffene Stadt“ und müsse dasauch bleiben, als Voraussetzung dafür, daßsie es bleibt, genannt wird, sie müsse dannauch die verschiedenen Lebensweisenanerkennen? Da ist sie, die Multikulti-Schnapsidee! Weiter ist davon die Rede,daß eine „Kultur des Respekts, des gleich-berechtigten Miteinanders der unter-schiedlichen Menschen“ erforderlich sei.Die stets bei solcher Gelegenheit wieder-holte Behauptung, daß „die Integration mitMenschen mit Migrationshintergrund“

eine „kulturelle und wirtschaftliche Berei-cherung der Stadt“ bedeute, wird auch hiernicht einmal im Ansatz versucht zu bele-gen. Sie bleibt eine inhaltsleere Phrase, dieoffenbar die Tatsache verschleiern soll, daßbisher die verfehlte Ausländerpolitik über-wiegend schwerwiegende Problemegeschaffen hat. Überhaupt werden Proble-me und Schwierigkeiten im gesamtenPapier sorgsam verschwiegen.

Schwerpunkte der Integration sollen„interkulturelle Bildung und Erziehung“sein, die „interkulturelle Öffnung der Ver-waltung“, alles Hinweise auf die angestreb-te Multikultur, auch wenn es dann heißt, esgehe um „die Herstellung eines Ganzenaus der Vielzahl von Verschiedenem“. Ver-langt wird ferner, daß „Unterschiede (derKulturen) wahrgenommen und ausgehal-ten werden müssen“, was im Widerspruchsteht zu der weiteren Forderung, der„Anerkennung der Freiheit Andersdenken-der und der Gleichberechtigung von Mannund Frau in Wort und Tat“. Dabei müßtedoch gerade in diesen Tagen sogar der letz-te Gutmensch begreifen: Wenn ich kultu-relle Unterschiede „wahrnehme“ und„aushalte“, dann würde dazu auch die ganzandere Bewertung der Frau und der Fami-lienehre im orientalischen Kulturkreisgehören. Und welche Folgen diese Art derToleranz haben kann, davon berichten dieMedien seit Wochen! Zwar schreiben dieVerfasser des Konzepts, „eindeutige underfüllbare Anforderungen an die Zuwan-derer“ zu stellen, doch gleichrangig wirddaneben vermerkt, „daß dem gegenüberklare und garantierte Ansprüche derZuwanderer an die Aufnahmegesellschaft(gemeint ist: die deutsche Gesellschaft)angemeldet werden dürfen“: Da stellt sichdie Frage: Wo bleiben dabei eigentlich dieDeutschen?

Verlangt wird auch, daß das Personalvon Kindertagesstätten und Schulen mehr-sprachig sein muß, womit wieder jederSchritt zur Integration der Ausländer ver-mieden wird. Es sei mehr zu unternehmen,

die Deutschsprachigkeit Erwachsener, „diebereits seit längerem in dieser Stadt lebenund aus den unterschiedlichsten Gründenkeine oder nur wenige Sprachkurse besu-chen konnten“, zu heben. Wieder fehlt dieFeststellung, daß viele Ausländer die Kurseauch gar nicht besuchen wollten oder ausreligiösen Gründen nicht besuchen durf-ten. Man denke an die islamischen Frauen,bei denen das größte Defizit an Kenntnis-sen zu verzeichnen ist. Kurse werden seitJahrzehnten den Ausländern angeboten,doch sie werden nur von einem kleinenTeil der Betroffenen angenommen.

Es wird gefordert, daß die Landeshaupt-stadt „entschieden“ jeder Erscheinung desAntisemitismus, der Islamfeindlichkeitund der Fremdenfeindlichkeit entgegen-tritt, doch fehlt die Feststellung, daß sieauch gegen Deutschfeindlichkeit vorzuge-hen hat. Das dürfte um so wichtiger sein,nachdem in den letzten Wochen endlichoffen ausgesprochen wurde, daß etwadeutsche Schüler von ausländischen Mit-schülern mit Beschimpfungen wie„Schweinefleischfresser“, „Hurentöchter“und „Ungläubige“ permanent diskrimi-niert werden. Das stört aber die Verfasserdes Integrationspapiers offenbar weniger.

Mehrsprachige Hinweisschilder undInformationen soll es für Kindertagesstät-ten, Schulen und Ämter geben, aber auchamtliche Formulare oder Hausordnungenin Mehrfamilienhäusern sollen in Zukunftin mehreren Sprachen abgefaßt sein. Sodürfte es dann kein Ausländer mehr nötighaben, die deutsche Sprache zu erlernen.In Sportvereinen sollten bei der Wahl zuVorständen Ausländer berücksichtigt wer-den. Damit wäre der Quotenausländergeboren. Das gilt auch für Behörden undÄmter, was eine unzulässige Bevorzugungvon Ausländern bedeutet und nach demGrundgesetz Artikel 3 Absatz 3 verboten ist.

„Die Förderung der Partizipation vonMigranteneltern“, heißt es in einer Spra-che, die man kaum noch als deutschebezeichnen kann, sei ein Hauptpunkt der

Integration, und dann geht es darum, wasman alles den Ausländern „anbieten“ und„ermöglichen“ sollte. Beides sind Begriffe,die sorgsam eine Verpflichtung der Auslän-der vermeiden. Angebote kann manannehmen oder ablehnen. Viele Ausländerund vor allem Ausländerinnen haben bis-her die in großer Zahl angebotenen Mög-lichkeiten der Integration nicht angenom-men. Das Ergebnis sehen wir jetzt. Nachdiesem Konzept dürfte sich darin inZukunft nichts ändern.

Eine besonders abstruse Forderung fin-det man unter der Überschrift „Wohnenund Wohnumfeld: Handlungsempfehlun-gen“. Da heißt es „Bereitstellung vongutem, bezahlbarem Wohnraum für alleBevölkerungsgruppen in allen Stadtteilen,unabhängig von der Nationalität“ sei zufordern. Das dürfte erst zu erfüllen sein,wenn alle Wohnhäuser verstaatlicht sind.Und der alte Multikulti-Traum drückt sichin der Forderung aus nach „Raum fürgemeinsame Feste“, in dem dann ClaudiaRoth tanzen kann. Von der Unfähigkeit, ausErfahrungen zu lernen, spricht besondersdeutlich die Forderung nach „freier Wahlder Wohnungen von Migrantinnen undMigranten … auch wenn hierdurch stärke-re Präsenz in einzelnen Stadtteilen auf-tritt“. Was um die Jahreswende in Frank-reich in den Vororten großer Städtegeschehen ist, daß nämlich Ausländerghet-tos explodierten, nehmen die Verfasser desIntegrationspapiers in Kauf.

Bei dem Projekt handelt es sich umeinen Entwurf. Unter der Hand hört man,daß zahlreiche Vertreter der CDU imStadtparlament nicht begriffen haben, aufwas sie sich mit diesem Konzept eingelas-sen haben. Sie strafen damit die offizielleCDU-Parteipolitik Lügen, die den Wählernverkündet hat, sie wolle Schluß machenmit der Multikulti-Politik. Mit einigerSpannung darf man beobachten, wie sichdieser Entwurf entwickelt.

Am realistischsten wäre es, er wandertein den Papierkorb.

Wieder ein Bündnis. Dies-mal geht es um Erzie-hung und Elterngeld.

Dafür stehen nun die Bundesfami-lienministerin und die beiden gro-ßen christlichen Kirchen inDeutschland. Frau von der Leyenkonnte die Kirchen für das Bünd-nis gewinnen, indem sie ihnen dasGeschirr der Wertevermittlung undErziehung anlegte. Es ist unerfind-lich, warum die Kirchen sichinstrumentalisieren und vor einenKarren spannen lassen, der imbesten Fall ein Rad hat: das Interes-se der Ministerin, das mit demInteresse der Wirtschaft identischist, möglichst gut ausgebildetejunge Mütter (die sind nämlichpreiswert und verantwortungsbe-wußt) in die Betriebe zu locken.Die Kirchen werden das nocherklären können, für die Initiativeselbst kann man schon ein Verfalls-datum erkennen: Abgelaufen vorInkrafttreten.

Zunächst: Zwischen Erziehungund Elterngeld gibt es einen sim-plen Zusammenhang. Für dieErziehung braucht man Kinder,und die wird es in Deutschland nurin größerer Zahl geben, wenn dieEltern wegen der Kinder nichtnoch weiter verarmen. Da stimmenalle seriösen, das heißt nicht vonder Politik bestellten Umfragenund Studien überein. Allensbachetwa ermittelte, daß 47 Prozent derKinderlosen Kinder bekämen,wenn sich die finanzielle Situationdadurch nicht so dramatisch ver-schlechtern würde, nur 14 Prozentgaben an, daß eine defizitäreBetreuungssituation die Ursachefür den nicht realisierten Kinder-wunsch sei. Frau von der Leyenund ihre Vorgängerin wünschennun vor allem Kinder von Akade-mikerinnen. Das soll das Eltern-geld ermöglichen. Auch hier gibt esmehr Fragen als Antworten. ZumBeispiel, warum Kinder von Nicht-

Akademikerinnen oder von Frau-en, die nicht im Erwerbsleben ste-hen, weniger wert sein sollen. Fer-ner, warum erwerbstätige Frauenmehr Kinder bekommen als Frau-en, die sich für die Erziehung ihrerKinder zu Hause und das Familien-management entschieden haben.Die Erfahrungen in anderen Län-dern sprechen jedenfalls dagegen.In Schweden ist die Geburtenquo-te nach Einführung eines Elterngel-des und trotz eines flächendecken-den Betreuungsnetzes von 2,14Kindern (1990) auf 1,5 (2002) gefal-len. Es gibt noch viele andere Fak-toren, die das sogenannte generati-ve Verhalten bestimmen. An deut-

schen Universitäten etwa, denHochburgen der akademischenElite, hat die erbarmungslose Kon-kurrenz eine Familienfeindlichkeiterzeugt, die dazu führte, daß 77Prozent der Akademikerinnenkinderlos bleiben (wollen). Dazuhat man von der Ministerin keinenKommentar gehört. Von derBischofskonferenz übrigens auchnicht.

Dann: Das Getöse um das Eltern-geld ist nur ein billiges Ablen-kungsmanöver, denn die großeKoalition wird mit der Abschaf-fung der Pendlerpauschale unddem schon beschlossenen Wegfallder Eigenheimförderung sowie der

Verkürzung der Bezugsdauer desKindergeldes um zwei Jahre denFamilien bereits so tief in die ohne-hin kleine Geldbörse greifen, daßselbst ein großzügigeres Elterngelddieses Minus nicht kompensierenkönnte. Diese Koalition hat dieFamilien in der Tat ärmer gemacht.Experten beziffern die familienspe-zifischen Kürzungen und Mehrbe-lastungen auf 8,5 Milliarden Euro.Das ist die Ausgangslage. Darübersollte man erst mal reden, stattWerte zu beschwören.

Hinzu kommt, daß die zusätzli-che Bedingung der zwei Vätermo-nate spätestens vor dem Bundes-verfassungsgericht scheitern wird.

Das Grundgesetz trägt den Elternals ersten Recht und Pflicht zurErziehung auf. Der Staat hat sichnicht in die internen Organisa-tionsweisen der Erziehung einzu-mischen.

Außerdem werden Elternungleich behandelt, wenn Allein-erziehende die ganzen zwölfMonate das Elterngeld bekommenund Eltern dagegen nur zehn, weilder Vater sich nicht zwei Monateaus seiner Arbeit ausklinken kann.Verfassungswidrig dürfte auch dieUngleichbehandlung von Haus-frauen auf der einen und außerHaus berufstätigen Frauen auf deranderen Seite sein. Schon stehen

Gruppen und Verbände in denStartlöchern, um mit höchst pro-minenter Beratung vor dasBundesverfassungsgericht zu zie-hen. Warum die Union sich hierauf das ideologische Eis der SPDund ihrer DDR-light-Konzepte zie-hen läßt, statt sich an ihr altes Pro-gramm (Erziehungsgeld für alle,Freibetrag von 8000 Euro pro Kopfin der Familie, Rentenzuschlag proKind etc.) zu halten, woran jetzteinige Politiker bedauernd erin-nern, wird vielen Wählern ein Rät-sel bleiben

Und das große Thema Erzie-hung? Der Ansatz des Bündnissesist gut und deshalb machen dieKirchen ja auch mit. Frau von derLeyen aber will die Erziehung vonden Familien in Krippen, Horteund Kindergärten der christlichenKirchen verlagern, weil sie glaubt,daß vor allem dort Werte vermitteltwerden, zum Beispiel die zehnGebote. Abgesehen davon, daßMoses, der uns bekanntlich diezehn Gebote brachte, kein Christ,sondern Jude war, ist Wertevermitt-lung für Kleinkinder keine Sachedes Wissens, sondern des Vertrau-ens, eine Angelegenheit des Her-zens, mithin der Liebe. Dafür gibtes zahlreiche wissenschaftlicheBelege, Pisa-Sieger Finnland hältsich daran. Keine Erzieherin kanneine liebende Mutter ersetzen.Liebe bestätigt existentiell, sie isteben kreativ, Betreuung aber imbesten Fall nur fürsorglich. Statt dieheute in der Tat oft über ein erträg-liches Maß geforderten Mütter zustärken, plädiert Frau von derLeyen für eine frühestmöglicheFremdbetreuung. Wenn es ihr nurum mehr Kinder und den Bedarfder Wirtschaft an jungen gut aus-gebildeten Frauen geht, dann solltesie das sagen. Ehrlichkeit, Verläß-lichkeit, Gerechtigkeitssinn – dassind nicht nur für Kinder hehreErziehungsziele. Auch Politikersollten sich gelegentlich daranmessen. Am besten, bevor sie sichin eine Idee verrennen.

Gegen die MütterDas »Bündnis für Erziehung« sieht aus wie ein Ablenkungsmanöver

Von JÜRGEN LIMINSKI

Rütli? Der Fall Sürücü? – Nie gehört!Norddeutsche Landeshauptstadt legt Integrationspapier vor, das es Ausländern noch leichter macht, sich nicht zu integrierenVon HANS-JOACHIM VON LEESEN

Eine Mutter liest ihrer Tochter vor: In erster Linie sollten es die Eltern sein, die Kindern Werte vermitteln.

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AU S A L L E R WE LT6 Nr. 17 – 29. April 2006

Letzte Woche schreckte derrussische Erdgasproduzent„Gasprom“ die Staaten der

EU mit der Drohung auf, mögli-cherweise die Senkung des Liefe-rungsumfangs zu prüfen, falls seineInteressen „nicht genug Beach-tung“ fänden. Erinnerungen an denrussisch-ukrainischen Gasstreitvom Anfang des Jahres, in dessenVerlauf „Gasprom“ die Lieferungenan die Ukraine vorübergehend ein-stellte, wurden wach. AktuellerAnlaß für die heftige Reaktion desrussischen Staatskonzerns in Rich-tung EU sind Pläne der britischenRegierung, eine mögliche Über-nahme des britischen Gasversor-gers „Centrica“ durch „Gasprom“zu verhindern. Großbritannien istfür „Gasprom“ deshalb interessantgeworden, weil es in den letztenJahren mehr und mehr vom Gasex-porteur zum -importeur gewordenist. „Gasprom“ will laut „Spiegel-Online“ bis 2015 20 Prozent derbritischen Gasversorgung bestrei-ten. London erwägt deshalb eineGesetzesänderung, die der Regie-rung ein Vetorrecht bei einem der-artigen Zusammenschluß ermög-licht. „Gasprom“-VorstandschefAlexei Miller erklärte daraufhinvielsagend, daß es „notwendig“ seizu erwähnen, „daß Versuche, ,Gas-proms‘ Aktivitäten in Europa zubeschränken und Gasversorgungs-fragen zu politisieren, … nicht zuguten Resultaten führen werden.“Weiter führte Miller gegenüber der„Financial Times Deutschland“(„FTD“) vielsagend aus, daß „nichtvergessen werden sollte, daß wiruns aktiv mit neuen Märkten wieChina und Nordamerika vertrautmachen“.

Reaktionen in der EU auf diesesMuskelspiel blieben nicht aus.Österreichs WirtschaftsministerBartenstein forderte, alternativeProjekte voranzutreiben und ver-wies auf das „Nabucco-Pipeline-Projekt“, das die EU bis 2011 mitkaspischen und auch iranischenErdgasvorkommen verbinden soll.Dieses Projekt ist eines von mehre-

ren Projekten, Rußland bei denGasleitungen Konkurrenz zu ma-chen. Die Wiener „Nabucco Com-pany“ plant derzeit mit Unterstüt-zung der EU eine Gasleitung, dievon der Ostgrenze der Türkei überden Balkan nach Österreich führensoll und bis in die Niederlande ver-längert werden könnte. Allerdings,und dies ist das große Fragezei-chen, das hinter diesen Plänensteht: Sollte es wegen des Atom-programms des Irans zu einer mili-tärischen Konfrontation kommen,dürfte deren Umsetzung ernst-haft in Frage gestellt sein. Nämli-ches gilt für Projekte von „BPAmoco“, parallel zur Erdöllei-tung Baku-Tiflis-Ceyhan eineGasleitung ins türkische Erzerumzu bauen, beziehungsweise fürdie Planung eines Baus einerGasleitung vom Iran nach Arme-nien, die dann bis nach Europaverlängert werden könnte.

Angesichts der Unwägbarkeitenderartiger Pläne stellt sich für dieEuropäer deshalb die Frage, wieernst die Drohungen des russi-schen Energieriesen zu nehmensind. Hier ist zunächst festzustel-len, daß „Gasprom“ etwa über einSechstel aller „sicher wirtschaft-lich gewinnbaren Gasreserven derWelt“ verfügt und über das mit ei-ner Länge von etwa 150000 Kilo-metern größte Fernleitungsnetzder Welt zirka 90 Prozent seinerExporte (Erdöl und Erdgas) in Eu-ropa absetzt. Hauptimporteuresind derzeit die Türkei, die Ukrai-ne, Deutschland, Frankreich, Ita-lien sowie Weißrußland (Zahlen2004).

Der größte Teil des russischenGases fließt dabei durch das ukrai-nische Gastransportnetz. Das Sy-stem der nach Westen führendenrussischen Haupterdgaspipelinesbeginnt nach Angaben von RolandGötz von der Forschungsgruppe

Rußland / GUS der Stiftung fürWissenschaft und Politik „mit zweiLeitungssträngen in den großenwestsibirischen Erdgasfeldern süd-östlich der Jamal-Halbinsel“. Derzentrale südliche Strang, der denNamen „Bruderschaft“ trägt, läuftdurch die Ukraine, die Slowakeiund Tschechien über Österreichnach Deutschland. Eine Abzwei-gung durchquert Rumänien undendet in der Türkei. Der nördliche

S t r a n g( „ P o l a r -l i c h t “ )durchläuft Weiß-rußland und verein-igt sich in der Ukrainemit dem südlichenStrang. Eine dritte Lei-tung („Union“) führt vonden Gasfeldern im Wolga-Ural-Gebiet in die Ukrai-ne, wo sie in die Hauptlei-tung mündet. Diese Trans-portinfrastruktur verdeut-licht unter anderem, warumRußland an der Ostseegaspipe-line interessiert ist. Der geplan-te Leitungsverlauf umginge die(westlich orientierten und damitaus russischer Sicht „unsicheren“Staaten) Ukraine und Polen, aberauch Weißrußland. Durch dieseStaaten laufen derzeit alle Gasfern-leitungen von Rußland in RichtungWesteuropa.

Mit ziemlicher Sicherheit wirdEuropa, so die Überzeugung vonRoland Götz, auch in Zukunft „derdominierende Markt für russischeEnergieträgertransporte“ bleiben.Dies deshalb, weil bei Erdgas „dieLieferbeziehungen bis auf weiteres… durch das bestehende Pipeline-netz festgelegt“ sind. Die Kapazitätin Richtung China / Pazifik-küste werden „künftigm a -

ximal 20 Prozent der gesamtenTransportkapazität betragen“. Mitanderen Worten: Den derzeitigen„Gasprom“-Drohungen in Rich-tung Europa fehlt die Kraft derÜberzeugung. Auf russischer Seitewird überdies schon länger überPipeline-Projekte nachgedacht, die

der Belieferung des Fernen Ostensbeziehungsweise der USA dienensollen, die aber alle mit mehrjähri-gen Bauzeiten und vor allem miterheblichen Kosten verbundensind. China zum Beispiel erhältderzeit geringe Mengen russischenErdöls (2004 laut „Vereinigte Wirt-schaftsdienste“ fünf bis sechsMillionen Tonnen)auf demSchienen-

weg. Diese Menge soll bis 2007aufgrund der hohen Nachfrage aufbis zu 30 Millionen Tonnen erhöhtwerden.

Die seit geraumer Zeit zu beob-achtende „Westexpansionsstrate-gie“ („FTD“) von „Gasprom“, diejetzt im Zusammenhang mit dem

britischen Energieunternehmen„Centrica“ augenfällig gewordenist, muß auch vor dem Hintergrundder Besonderheiten des russischenGasmarktes gesehen werden. Derrussische Staat erzwingt von „Gas-prom“ auf dem russischen Binnen-markt nicht kostendeckende Prei-se. Die Gründe hierfür liegen aufder Hand: Sie sind sozial- und in-dustriepolitischen Erwägungen ge-schuldet. Etwa zwei Drittel seinesGases setzt „Gasprom“ im Inlandab, erzielt damit aber nur etwa einDrittel der Erlöse. Die Dumping-Preise verhindern gleichzeitig, daßsich gegenüber „Gasprom“ einenennenswerte Konkurrenz etablie-ren könnte. Als „Kompensation“hierfür, so Roland Götz, hat derrussische Staat „,Gasprom‘ dasTransport- und Exportmonopol

für Erdgas in und aus Ruß-land überlassen“. Nachdemes dem Staatskonzern im

GUS-Raum gelungen ist, dieGastransportwege mehr oderweniger zu beherrschen, kannnun seit geraumer Zeit beob-achtet werden, daß der russi-sche Energieriese in Europaseinen Marktanteil zu erhöhenversucht. So betreibt, um hiernur einige Beispiele zu nennen,„Gasprom“ mit der „BASF“-Tochter „Wintershall“ das Ge-meinschaftsunternehmen„Wingas“, das laut „FTD“„rund 20 Prozent Anteil amdeutschen Großhandel“ hat.Auch für den wichtigstendeutschen Ferngasversorger„E.on Ruhrgas“ ist „Gas-prom“ wichtigster Vorliefe-rant. Hier ist „Gasprom“ einEinstieg bisher nicht geglückt

– wohl aber „E.on Ruhrgas“,das derzeit sechs Prozent der

„Gasprom“-Aktien hält. Darüberhinaus ist „E.on“-Vorstandsmit-glied Bergmann derzeit der einzi-

ge Ausländer im Aufsichtsrat von„Gasprom“. Intensive Verhandlun-gen laufen auch zwischen dem Es-sener „RWE“-Konzern und „Gas-prom“. Hier ist es das Ziel von„Gasprom“, auch auf dem westeu-ropäischen Endkundenmarkt Fußzu fassen.

»Gasprom« zeigt MuskelnRussischer Energieriese droht Europa – Wie realistisch ist ein Gaslieferstop?

Die Weltwirtschaft wächstkräftig, nur in Europanicht. So titelte „Le Mon-

de“ Ende vergangener Woche. ImVergleich zu den Wachstumszah-len in Amerika und Asien hinktEuropa in der Tat mit seinen ge-schätzten 2,2 Prozent für diesesJahr hinterher. Und das schon seitJahren, auch wenn die 2,2 Prozentfür den alten Kontinent einenechten Aufschwung bedeuten. Beiallen Eckdaten der wirtschaft-lichen Entwicklung fällt der Ver-gleich ungünstig aus, selbst wennman das letzte Jahrzehnt als Gan-zes betrachtet und in diesem Zeit-raum boomte immerhin die NewEconomy. Auf dem Arbeitsmarktherrscht in den USA Vollbeschäf-tigung, in der EU dümpeln vor al-lem die Großen auf dem Konti-nent – Frankreich, Deutschland,Italien, Spanien, Polen – mit kaummeßbaren Erfolgen voran. BeimWachstum konnte nur Frankreichdank seines Binnenkonsums diezwei Prozent überschreiten, beider Produktivitätsentwicklungliegen alle hinter den USA.

Europa krebst herum, geistigschon lange, wirtschaftlich seit 20Jahren. Schon lange haben wir esmit einem „entzauberten Konti-nent“ zu tun, wie Max Weber be-merkte. Jetzt kommen noch dienicht mehr zu verdrängenden Fol-gen des demographischen Defizitshinzu. Europa wankt wieder, einePhase der Unsicherheit steht demalten Kontinent ins Haus.

Alle wissen mittlerweile, daß deralte Kontinent auch wirklich alt ist

und die Symptome des Alters hat:Mangelnde Flexibilität, Reform-scheu, Angst vor dem Neuem undSuche nach dem Vertrauten, poli-tisch gesehen nach der Nation. InGroßbritannien und Frankreich be-finden sich nationalistische Bewe-gungen im Aufwind, in Deutsch-land dürften in den kommendenWahlen die Ränder erstarken – aufKosten der Partner in der großenKoalition. Man darf sich fragen:Wie sicher ist der soziale Friede,wie sicher die Demokratie?

Es ist eine Frage an die Regierun-gen. Italien hat einer unmöglichenKoalition eine knappe Mehrheitbeschert, so daß Instabilität dienächste Zukunft kennzeichnenwird. Die Probleme der Haushalts-sanierung, der Grundlagenfor-schung und vor allem der allesüberschattenden Demographie –Italien hat mit Spanien und Grie-chenland die geringsten Geburten-quoten in Europa – sind so gravie-rend und gleichzeitig von weltan-schaulicher Qualität, daß ein Kon-sens im disparaten Prodi-Lagerzwischen Kommunisten und Wert-konservativen kaum denkbar ist.

Frankreich hat im Ringen umden Ersteinstellungsvertrag sichselbst blockiert. Bis zu den Wahlenim kommenden Jahr wird es ver-mutlich keine größeren Reformenmehr geben. Hinzu kommt, daß so-wohl die Bürgerlichen als auch dieLinken sich in interne Machtkämp-fe verharkt haben, die Regierungund Opposition gleichermaßenlähmen. Interne Machtkämpfe do-minieren auch die Lage in der Re-gierungspartei Großbritanniens,Labour wartet auf den Wechsel vonBlair zu Brown. Die Kommunal-

wahlen nächste Woche könntendas latente Thema Immigrationund Haltung zu den Muslimenwieder frei- und Blair unter Drucksetzen. Und bei dem vierten gro-ßen Land in der EU, in Deutsch-land, schwelgt man in Harmonie,aber das auch nur, solange über dieheißen Eisen wie Immigration, Le-bensschutz und Bioethik, Renten-und Krankenversicherung nur ge-redet und nicht entschieden wird.

Diese heißen Eisen sind nichtnur „made in Germany“. Es han-delt sich um europäische Proble-me, weil sie in jedem Land der EUauf der politischen Agenda stehen.Die Frage ist, ob Europa es sich lei-sten kann, weiter ins Ungewisse zutreiben, abzuwarten, wie die Wah-len und internen Machtkämpfe inItalien, Frankreich, Großbritannienund auch Deutschland sich ent-wickeln, oder ob nicht jemand be-herzt die Führung übernehmensollte. Frankreich kommt momen-tan dafür nicht infrage. Großbritan-nien könnte, hat aber nicht den Im-petus, europäische Probleme zu lö-sen. Gründungsmitglied Italienwird eine politische Komödie ohneEnde vorführen. Alle anderen sindzu jung, zu klein oder, wie Spanien,zu orientierungslos. Bleibt nurDeutschland.

Bundeskanzlerin Merkel wirdniemand unterstellen, sie wolle Eu-ropa am deutschen Wesen genesenlassen. Man könnte die Chance alsHerausforderung begreifen, interneProbleme wie die Immigration aufeuropäischer Ebene zu lösen. Esgeht bei all diesen Problemen umdie künftige Macht und Gestal-tungsfreiheit Europas, intern undgegenüber der Welt.

Zwei Monate anhaltendesChaos mit Straßendemos,Blockade von Gymnasien

und Hochschulen sowie von Auto-bahnen und Bahngleisen durchaufgebrachte Schüler und Studen-ten wegen eines bedeutungslosenErsteinstellungsvertrages für unter26jährige (genannt CPE), den dieRegierung beschämt zurücknahm,haben Frankreich im Ausland lä-cherlich gemacht, die Wirtschaftdes Landes belastet, die Stimmungder Bevölkerung niedergedrücktund den Premierminister Domini-que de Villepin um die Chance be-raubt, Nachfolger von Chirac imMai 2007 zu werden. Villepin hatöffentlich zugegeben, daß er nichtmehr als Bewerber für das Präsidi-alamt zur Verfügung stehe. Die Re-volte hat die Regierung von Ville-pin derartig schachmatt gesetzt,daß sie kürzlich davor zurück-schreckte, ein bereits angekündig-tes Rauchverbot an öffentlichenOrten einzuführen, obwohl 52 Pro-zent der Franzosen dafür sind. ImJanuar waren ja auch 75 Prozentvon ihnen für das CPE gewesen …

Der Chef der MehrheitsparteiUMP, Nicolas Sarkozy, ist nachUmfragen der Bestplazierte derRechten für Mai 2007, aber von sei-nem Amt als Innenminister kann„Super-Sarko“ keinen Bonus mehrerwarten. Immerhin ist es ihm ge-lungen, daß es bei den gewaltsa-men Demonstrationen keinen To-ten gab. Sarkozy wird einen Zwei-frontenkrieg führen müssen. Ge-gen Villepin und die Chirac-naheVerteidigungsministerin Alliot-Ma-

rie, denen er jetzt mit einer Klagewegen Verleumdung droht (2004hatten sie versucht, ihm einen Be-stechungsskandal, die Clearstre-am-Affäre, anzuhängen, worannichts stimmte) und gegen derenAnhänger in der eigenen Partei,die ihn des Verrats bezichtigen,einerseits, sowie gegen den neuenStern am linken Himmel, SégolèneRoyal, 53, die Galionsfigur der So-zialistischen Partei (PS), anderer-seits. Am 11. April hat sie im Sen-der „Canal +“ verkündet, daß sie„wahrscheinlich“ für das höchsteAmt im Staate kandidieren werde.Eine Ifop-Umfrage hat ihr 53 Pro-zent und Sarkozy nur 47 ProzentWahlchancen eingeräumt. Sie will„versuchen, diesem Vertrauen ge-wachsen zu sein“, sagte sie.

Aufgefallen war Royal, als sie beiden Regionalwahlen im März 2002in der Region Poitou-Charentes derFrau, die der damalige Premiermi-nister Raffarin an die Spitze desRegionalrates eingesetzt hatte, dasAmt erfolreich streitig machte.

Als viertes von acht Kindern ei-ner konservativen Offiziersfamiliestudierte sie im Pariser Institut fürPolitikwissenschaft („Sciences Po“)und absolvierte die EliteschuleENA.

Die Mutter von vier Kindern istmedienbewußt. Sie kam zur Gar-den Party am Nationalfeiertag imElysée Palast in der Tracht ihrer Re-gion und mit einem Korb voller„chabichou“-Käse am Arm. Siekämpfte mit viel Spektakel für „diePille danach“ an allen weiterfüh-renden Schulen und bestellte beijeder ihrer Entbindungen die Pres-sefotografen von „Paris-Match“ inihr Klinikzimmer.

Sarkozy wird nicht allein dieseFrau, sondern das Paar Royal-Hol-lande bekämpfen müssen. FrançoisHollande, Royals Lebensgefährte,ist seit 1997 Vorsitzender der Sozi-alistischen Partei (PS). Er nennt Sé-golène „meine Zapatera“. Diesercharmante Spitzname weist aufden Sieg der Sozialisten in Spanien2005 hin. Beide arbeiten nunmehrnach der Regel: „getrennt mar-schieren, vereint schlagen“. Seitdem Beginn der CPE-Krise im Fe-bruar hat sich Hollande in den Me-dien zum Wadenbeißer hochstili-siert. Dieser sonst rundliche undbehäbige Mann läßt keine Gele-genheit aus, gegen die Regierungscharf zu polemisieren, wobei seinGesicht immer wieder rot anläuft.Er verkörpert die harte Linke, diewaschechte Opposition, greift undprangert an. Ségolène spielt denumgekehrten Part: Sanft und aal-glatt legt sie programmatische Nä-he zur neogaullistischen Regierungan den Tag. Sie werde es nicht an-ders machen: bourgeois und neoli-beral. Früher war es anders: Hol-lande war gutmütig und konflikt-scheu und „Zapatera“ revolutionärund bissig.

Die ehemalige Sonderberaterinvon Mitterrand mit 29 Jahren, die1988 auf Anhieb im WahlkreisDeux-Sèvres nahe Poitiers Parla-mentsabgeordnete wurde und Re-gierungsposten unter Jospin bezog,gibt sich nett und konturlos. Tat-sächlich ist diese „salonlinke“ Bür-gerstochter keine so starke Persön-lichkeit. Sie kann nur die „Stroh-frau“ der PS sein. Daß die Franzo-sen jedoch die Doppelstrategie vonFrançois und Ségolène durch-schauen, ist nicht zu erwarten.

Von DIETRICH ZEITEL

Stern am linken HimmelFrankreich dreht sich – Ségolène Royal überflügelt Sarkozy

Entzaubertes EuropaÜberall ist Reformbedarf, doch die großen Länder der EU verharren

Gaspipeline: Sie bestimmen, wohin Rußland überhaupt liefern kann.

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Von JEAN-PAUL PICAPERVon JÜRGEN LIMINSKI

AU S A L L E R WE LT Nr. 17 – 29. April 2006 7

Fast täglich lesen und hörenwir von neuen Drohungenseitens des iranischen Präsi-

denten Mahmud Ahmadinedjadgegen die „Aggressoren“ der west-lichen Welt. Die USA wollen hartgegen den Iran vorgehen, konntenihre Partner im Sicherheitsratallerdings bisher nicht überzeugen.Die Regierung um Mahmud Ahma-dinedjad insistiert derweil in die-sen Tagen stärker als je zuvor aufihr Recht zur friedlichen Nutzungvon Kernenergie. Und in der Tat,als Unterzeichner des Atomwaffen-sperrvertrages steht ihr das bean-spruchte Recht vertraglich zu.Gegenüber diesem offiziellen undallseits bekannten Anliegen deriranischen Regierung stehen dienicht minder bekannten ausfälli-gen Äußerungen Ahmadinedjads.Sie wirken nicht förderlich im Hin-blick auf das Finden einer Lösungin der Atomfrage, konstituieren siedoch stark den Gegensatz von den vermeintlich ungefährlichenAtomambitionen der Regierungauf der einen und den kontrapro-duktiven Haßtiraden ihres Präsi-denten auf der anderen Seite. Wa-ren es anfangs höchst absurde undschockierende anti-israelischeDrohgebärden des ehemaligen Te-heraner Bürgermeisters und Neo-konservativen Ahmadinedjad, wel-che die Welt erschütterten, so rich-tet sich sein Unmut nun, wohlge-merkt zusätzlich motiviert durchAndrohung militärischer Gewaltvon Frankreichs Staatschef Chirac,sowie Großbritannien und denUSA, verstärkt auch gegen ebendiese Staaten, denen man im Falleeines Angriffs auf Iran allesamt„die Hände abschlagen werde“.

Ebenso unsanfte Töne, wennauch in einer diplomatisch klügerdargebotenen Form als jene Ahma-dinedjads, hört man derzeit vonder US-Regierung. Nicholas Burns,US-Vize-Außenminister und US-Verhandlungsführer, in einemInterview des Fernsehsenders CBS:„Ich denke, daß Präsident Bushund Außenministerin Rice wissen,daß wir die Vorstellung oder dieRealität eines Irans mit nuklearenWaffen einfach nicht tolerierenkönnen. Nicht mit dieser radikalenRegierung, die heute Iran führt.“Deuten die Zeichen also auf eineVerschärfung des Konflikts hin?

Auf dem Campus der techni-schen Hochschule Sharif in Tehe-ran herrscht reges Treiben. In derMenge zeichnen sich mehrere Ge-sprächsgruppen ab, Männer undFrauen gemischt, die sich in Dis-kussionen und lockeren Flirts ver-tieft den Weg ins Hauptgebäudebahnen. Viele der weiblichen Stu-denten haben Make-Up aufgetra-

gen, die Kopftücher liegen eherwie ein Mode-Accessoire auf ihrenKöpfen, das Haar höchstens halbbedeckend. Sie tragen keinen lan-gen Tschador, sondern wie ihremännlichen Kommilitonen Jeans,jedoch darüber einen modischen,möglichst nicht allzu langen Rock.Das Bild der modernen iranischenFrau wird abgerundet durch die indiesem Frühling unentbehrlichenitalienischen Sonnenbrillen mitauffällig großen Gläsern. Die Irane-rinnen besitzen weitaus mehr Frei-heiten, als man im Westen anneh-men könnte. Knapp 60 Prozent derStudenten in Iran sind Frauen.Nach dem Stu-dium nehmen sieimmer öfter hohePositionen im Be-rufsleben ein.

Nach der letztenVorlesung an die-sem sonnigen Taggeht ein Teil derStudenten in na-heliegende Parks,um sich zu unter-halten, dasWochenende zuplanen und Män-ner sowie Frauenwidmen sich einerweitverbreitetenFreizeitbeschäfti-gung unter jungenIranern: dem Flir-ten. Öffentlichwird dies vorsich-tig betrieben, mangibt sich, zumin-dest offiziell, alspflichtbewußterStaatsbürger desislamischen Irans.Zu später Stundeaber, besonders inden Wohnungen des teuren undschicken Norden Teherans, lassennicht selten einige junge Menschenlos von der Treue zu den staat-lichen Gesetzen und geben sichden Parties, dem (verbotenen) Al-kohol und dem Tanzen hin. Politi-sche Unterhaltungen haben zu-mindest hier keinen Platz. Fragtman dessen ungeachtet einen Ira-ner trotzdem nach seiner Meinungbezüglich der antisemitischen Äu-ßerungen Ahmadinedjads, lautetdie Antwort für gewöhnlich: „Israelgewährt den Palästinensern, unse-ren muslimischen Glaubensbrü-dern, keine Freiheiten und keinenFrieden. Unser Präsident hat indieser Hinsicht Recht, wenn er un-seren Feind bedroht.“ Und das sei

im Grunde nichts neues. Israel seischon lange der politische Feinddes Iran, auch aufgrund der ge-meinsamen Bande mit den USA.

Fest steht: Die Bevölkerung imIran hat einen ganz anderen Blick-winkel auf die aktuellen Ereignisserund um die iranische Außenpoli-tik. Aktuelle Umfragen zum Atom-programm haben gezeigt, daß fastdas gesamte Volk die Atompolitikder Regierung befürwortet. Die Tat-sache, daß die iranischen Politikersich international vehement für dieNutzung dieser Energie einsetzen,stärkt der Regierung um PräsidentAhmadinedjad in der Atomfrage

auf nationaler Ebene den Rücken.Fragt man die iranischen Staats-bürger in den Straßen der zwölfMillionen Einwohner zählendenHauptstadt Teheran, was sie vonder Atompolitik ihrer Regierunghalten, so ist der Tenor der Ant-worten meist der selbe. „Wir Iranerhaben wie jeder andere souveräneStaat auch das Recht zur fried-lichen Nutzung von Kernenergie“,sagt die 23jährige Anglistik-Stu-dentin Fatemeh und fügt hinzu:„Unser nationaler Stolz verbietet esuns, diesen Bestrebungen nachFortschritt zu entsagen. Warum mi-schen sich die westlichen Staatenin unsere Angelegenheiten ein undwollen uns von der Entwicklungder Atomwissenschaft abhalten?“

Auch Mohammad, 26 Jahre altund in einer Versicherungsfirmatätig, spricht sich für das Atompro-gramm aus: „Von dieser Sache hän-gen zahlreiche Arbeitsplätze ab. ImIran herrscht eine hohe Arbeitslo-sigkeit und niemandem würde esgefallen, wenn nun in diesem For-schungssektor die Arbeiten einge-stellt und folglich Arbeitsplätze ge-strichen werden müßten.“

Auch wenn die Mehrheit der Ira-ner hinter den Plänen der Regie-rung steht, gibt es hin und wiederkritische Stimmen, die laut wer-den. Erst kürzlich warf eine stu-dentische Vereinigung in einem of-

fenen Brief, anläßlich der Bekannt-gabe des Präsidenten, daß man er-folgreich Uran angereichert habe,der Staatsführung vor, aufgrunddes Atomprogramms einen Kriegmit den USA zu riskieren. Nicht oftwird in den iranischen MedienKritik an der Regierung geübt undwenn, dann in sehr abgeschwäch-ter Form, um zu verhindern, daßdie jeweilige Medieninstitutionvom Regime geschlossen wird. Re-formorientierte Medien haben imIran einen sehr schweren Stand.Die iranische Berichterstattung imFernsehen ist staatlich gesteuertund bietet somit die Grundlage fürdie Propaganda der Ideologie desRegimes. Doch hinsichtlich desAtomprogramms bedarf es keiner

propagandistischen Methoden. Dieiranische Gesellschaft bezweifeltdie friedlichen Motive der Regie-rung nicht.

Hintergrund ist die Tatsache, daßdas Atomprogramm des Iran be-reits seit langer Zeit existiert. 1959wurde es mit Unterstützung derUSA (sie lieferten einen For-schungsreaktor) aufgenommen, dabereits zur damaligen Shah-Zeitüber die Begrenztheit fossilerEnergiequellen (Erdöl und Erdgas)nachgedacht wurde. Durch die Re-volution 1979 und den 1. Golfkriegwurden die Arbeiten jedoch unter-brochen und man wurde in seinen

w i s s e n s c h a f t -lichen Errungen-schaften zurück-geworfen. DieAtombemühun-gen Irans sind alsoauch den USAnicht erst seit ge-stern bekannt.Mahmud Ahma-dinedjad verkün-det dieser Tagestolz, daß mantäglich Fortschrit-te in der For-schung auf diesemGebiet mache.Und dies sagt erbewußt zu einemZeitpunkt, an demes innenpolitischkriselt, wohlwis-send, daß er da-durch von diesenProblemen ablen-ken und das Volk,in nationalen An-gelegenheiten wieder Atomfragevorbildlich solida-risch, auf seine

Seite ziehen kann. Denn zehn Mo-nate nach seiner Wahl hat der ira-nische Präsident kaum eines seinerVersprechen halten können. DieKorruption beherrscht nach wievor den Alltag der Iraner, esherrscht Inflation und das Lebens-niveau sinkt. Hinzu kommt, daßdie wichtigste religiöse Person imIran, der islamische Führer AliKhamenei, durch den altersbeding-ten Rückzug einiger Ayatollahs ausder Politik wichtige Unterstützungverliert. Das Beste was einem Prä-sidenten in so einer Phase passie-ren kann, sind außenpolitischeMachtscharmützel. Das gilt imübrigen auch für den 10000 Kilo-meter weiter westlich residieren-den US-amerikanischen Präsiden-

ten Bush, der aufgrund innenpoli-tischer Probleme die selbe Strate-gie verfolgt; die momentane Atom-diskussion kommt demnach bei-den sehr gelegen. Daß dabei derÖlpreis in die Höhe schnellt, ist fürAhmadinedjad ein willkommenerNebeneffekt, denn so „müssen sie(die USA) nun den wahren Ölpreiszahlen“. Doch abgesehen von dermedialen Präsenz des „Atom-streits“ genießt das Thema in deriranischen Bevölkerung bei Dis-kussionen im Freundes- oder Be-kanntenkreis keine besonderePriorität. 70 Prozent der iranischenBevölkerung ist jünger als 30 Jahre.Dies bedeutet, daß die Mehrheitder Einheimischen sich zwar fürdie atomaren Belange des Heimat-landes interessiert, sich aber darü-ber hinaus im Hinterkopf bewahrt,daß es sich um Belange einer Füh-rung handelt, die längst den Kon-takt zu ihrem Volk verloren hat.

Der Alltag dieser jungen irani-schen Bevölkerung wird von denHardlinern der Regierung mit arg-wöhnischen Augen betrachtet.Man trifft sich in einer der zahlrei-chen und modernen Fast-Food-Ketten in der Hauptstadt, redetüber die neueste Musik aus Europaund den USA, tauscht Klingeltöneüber das Handy aus und erfreutsich zu Hause der nahezu zensur-freien Zone des Internets. Die Web-logszene Irans boomt: Nicht nurStudenten und andere junge Men-schen, sondern auch Geistlicheund Anhänger der verschiedenstenpolitischen Parteien schreiben inihren Internet-Tagebüchern überaktuelle Ereignisse aus ihrem Le-ben oder nehmen Bezug auf diepolitische Situation im In- undAusland. Das Internet ist für vieledie Quelle staatlich unkontrollier-barer Nachrichten sowie die Platt-form für Verabredungen zu De-monstrationen jeglicher Art odereinfach nur zu einem Date mit dem/ der Angebeteten. Das weltweiteNetz dient der weltoffenen irani-schen Bevölkerung im wahrstenSinne wie „das Tor zur Welt“. Ge-nerell besteht also eine große Kluftzwischen islamisch geprägtenStaatssystem und dem westlich-modern orientierten jungen Bevöl-kerungsteil im Iran.

Einzig der Drang nach Fortschrittund die Verwirklichung nationalerInteressen sowie Eigenständigkeitist der Grund, warum man die Re-gierung in der Atompolitik unter-stützt. Es bleibt abzuwarten, wiesich die nächsten Gespräche derinternationalen Gemeinschaft aufdas Handeln des Regimes in Iranauswirken werden. Sicher ist eines:Das Volk hält heute trotz seinerschwierigen innenpolitischen Lageso stark wie selten zuvor zu seineminternational in die Kritik gerate-nen Präsidenten.

Ein Präsident, ein VolkIm Atomstreit stehen die Iraner hinter Ahmadinedjad, im Alltag suchen sie sich Freiräume

Der Fall Sürücü hatte auch in Öster-reich ein großes Medienecho.Denn auch hier ist das Integra-

tionsproblem – genauer gesagt, das Pro-blem der Integrationsunwilligkeit oder -unfähigkeit von „Personen mit Migrations-hintergrund“ – ein „integraler“ Bestandteildes Alltagslebens. Grundsätzlich ist die La-ge wie in Deutschland, nur gemildertdurch den kleineren Maßstab, der Ghetto-bildungen etwas erschwert oder verzögert.Andererseits wird hier die gesellschaftli-che Neurotisierung, die aus dem unlösba-ren Widerspruch von täglich erlebter Wirk-lichkeit und gutmenschlichem Meinungs-terror resultiert, durch ein besonderes „Ar-gument“ gefördert: Damals in der Monar-chie habe Multikulturalität doch auchfunktioniert, und welch große Bereiche-rung sei das gewesen!

Doch erstens ging es nicht annähernd solustig zu wie in Operetten, und zweitenshatte das, was funktionierte, andere Vor-aussetzungen: Es gab einen quasi sakral le-gitimierten Langzeit-Kaiser als Einheits-

symbol, die „Migration“ war Landflucht,also Binnenwanderung, die „Migranten“waren fast ausschließlich Christen, ihreKinder gingen ohne Förderungen in nor-male Schulen, und die Armee besorgte denRest. Kurz und gut, schon in der zweitenGeneration gab es Assimilierung, die einzi-ge ehrliche Form von Integration.

Und wie geht es heute beim Bundesheerzu? Unter den Rekruten haben Muslimemit 3,5 Prozent den gleichen Anteil wieProtestanten. Verteidigungsminister Platter(ÖVP) will daher Militär-Imame einstellen,denn „damals“ hatte es ja auch welche ge-geben – allerdings bei bosnischen Regi-mentern! Um Probleme zu verschleiern,werden Muslime zu einem gemeinsamenTermin einberufen und paradoxerweise inder Wiener Maria-Theresien-Kaserne naheSchönbrunn zusammengefaßt – unter Ma-ria-Theresia war die Türkengefahr „end-gültig“ gebannt worden.

Als „strenggläubiger Muslim“ kann maneinige Extras beanspruchen, und daß maneiner ist, kann man sich problemlos vomRat der Muslimischen Glaubensgemein-schaft bestätigen lassen – auch wenn diesonstige Lebensführung alles andere als

strenggläubig ist. Kürzlich kam es bei einerFlaggenparade zum Eklat: Drei „Streng-gläubige“ drehten der rot-weiß-roten Fah-ne demonstrativ den Rücken zu, weil diesenicht mit ihrer Religion vereinbar sei.Strafmaßnahmen? Ach woher – die dreiwurden von Flaggenparaden befreit! Esversteht sich von selbst, daß solche Vorfäl-le und die Extras im allgemeinen denwegen Sparmaßnahmen ohnehin großenFrust von Kaderpersonal und „gewöhn-lichen“ Präsenzdienern noch erhöhen.

Eine weitere „Integrationsmaßnahme“ist die seit Jahresanfang geltende Öffnungder Wiener Gemeindebauten für Nicht-EU-Ausländer. Jahrzehntelang hatte sichdie SPÖ-Basis gegen diese stimmenkosten-de Regelung gewehrt. Aber BürgermeisterHäupl kalkuliert anders: Die durch Verär-gerung oder Tod wegfallenden alten SPÖ-Wähler werden durch systematische Ein-bürgerungen mehr als wettgemacht – unddie Einbürgerungsrate in Wien liegt weitüber dem Bundesdurchschnitt. Heuteschon ist die Atmosphäre in den hochsub-ventionierten Gemeindebauten durch„Neo-Österreicher“ vergiftet. Wie viele da-von Türken sind, läßt sich aus der Zahl von

Satellitenschüsseln schließen, die auf„Türksat“ (42° Ost) ausgerichtet sind.

Satellitenfernsehen ist übrigens ein ganzwesentlicher Grund, warum Deutsch-Kenntnisse mangelhaft bleiben und warumin Parallelgesellschaften keine Loyalität zuStaat, Kultur, Rechtsempfinden und Vertei-digung entstehen kann. Nachträgliche Son-der- und „Fördermaßnahmen“ förderneher die Nicht-Integration, denn sie ma-chen die Unterschiede deutlicher bewußt.Bei Schulabgängern kommen sie ohnehinzu spät, weshalb die Arbeitslosigkeit – unddie Straffälligkeit bei „Jugendlichen mitMigrationshintergrund“ deutlich über demDurchschnitt liegen. Pflichtschulen ver-zeichnen eine Flucht heimischer Kinder indie Unterstufe der Mittelschule, waszwangsläufig auch dort das Niveau senkt.Und beim Militär sorgen just die erwähn-ten Extras dafür, daß die damit gesegnetenRekruten keine geregelte Ausbildung er-halten und nur für unqualifizierte Tätigkei-ten taugen – was dann natürlich „Diskrimi-nierung“ ist.

Im Bewußtsein der leidtragenden Be-völkerung wird die Nicht-Integration vonAusländern mit zwei anderen Problem-

kreisen, nämlich Kriminaltourismus undAsylmißbrauch, eng verquickt. Nicht zuUnrecht, denn alle drei haben ihren Ur-sprung in der gleichen Realitätsverweige-rung und ihr Ausmaß dank dem Wirkender gleichen „politisch korrekten“ Perso-nen, Parteien und „Nichtregierungsorga-nisationen“. Es gibt mehrere private, abermit Steuermitteln gepäppelte Diffamie-rungsvereine. Caritas, Evangelische Dia-konie und die evangelische Kirche selbsterscheinen oft wie Vorfeldorganisationenvon Rot oder Grün. Sogar die katholischeKirche ist immer häufiger in diesem Fahr-wasser, und die islamische Gemeinde istneuerdings schon fast so aktiv wie die oh-nehin allgegenwärtige israelitische Kul-tusgemeinde.

Der Vorwurf von Fremdenfeindlichkeit,Rassismus und Antisemitismus ist stetsschnell zur Hand bei allen Konflikten mitoder Amtshandlungen gegen „Personenmit Migrationshintergrund“. Dazu kommtnoch eine Sprachzensur, die ständig neueBlüten treibt: So etwa ist in Wien statt„Türkenbelagerung“, wenn die überhauptnoch erwähnt wird, immer öfter „osmani-sche Belagerung“ zu hören.

Damals einte der Kaiser die Völker, heute …Auch Österreich hat Probleme bei der Integration der Einwanderer

Von R. G. KERSCHHOFER

Von AMIR DE LA FUENTE

Fernab jedes Atomstreitsgeschreis: Iranische Studentinnen genießen Mittagspause in Teheran.

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: AFP

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Wilhelm v. GottbergSprecher der LandsmannschaftOstpreußen

Wilhelm v. Gottberg

Wenn einmal das Rezeptfür die ewige Jugendgefunden würde, dann

von uns ...“, schreibt der langjähri-ge Beiersdorf-Vorstandschef, Dr.Rolf Kunisch, in seinen Vorwortzum Geschäftsbericht 2004, sei-nem letzten. Seit Mitte 2005 leitetein neuer Mann, Thomas-BerndQuaas, das Unternehmen, das zuden erfolgreichsten in ganz Euro-pa gehört. Die Äußerung desscheidenden Vorstandsvorsitzen-den aber ist symptomatisch fürStimmung und Erfolgsgewißheitim ganzen Hause.

Die mitten in Hamburg gelege-ne Konzernzentrale erscheint da-gegen als schlichtes „Straßenkar-reé einer Großstadt“, das – ham-burgischem Understatement ent-sprechend – die Weltgeltung sei-nes „Inhalts“ eher verbirgt als da-mit zu glänzen.

Das überläßt man dem Ge-schäftsbericht, der auch für dasJahr 2005 wieder „erneut Rekord-werte im Umsatz und betrieb-lichen Ergebnis“ erwarten läßt.

In 130 Betrieben in zahlreichenLändern erwirtschafteten 18 000Mitarbeiter einen Umsatz von 4,7Milliarden Euro und übertrafendas Vorjahresergebnis um fast 4Prozent. Der Jahresüberschußwird voraussichtlich 330 Millio-nen Euro betragen und damit ei-ner Nettoumsatzrendite von 7Prozent entsprechen. Das er-brachte freilich nicht allein dieMarke „Nivea“, die immerhin zufast 60 Prozent am Umsatz betei-ligt ist und als größte Körperpfle-gemarke der Welt in 170 Ländernverkauft wird. Dazu gehören vie-le Produkte, die nicht älter alsfünf Jahre sind, und das in einemUnternehmen, das sein 120. Jubi-läum bereits hinter sich hat. DieMarken „Eucerin“, „Juvena“,neue Pflasterprodukte und nachwie vor „Tesa“ gehören desglei-chen zum Beiersdorfer Erfolgs-verbund.

Auch für das Jahr 2006 heißt es:„Beiersdorf erwartet ein ver-gleichbares Umsatzwachstum wie2005.“ Eine Prognose, bei der an-deren die Luft weg bleibt, die aberbei Beiersdorf nicht einmal Risi-kogefühle aufkommen läßt.

Wie machen die das bloß, fra-gen sich viele und keineswegs nurdie Konkurrenten. Der neue, übri-gens aus Mitteldeutschland, undzwar aus Chemnitz in Sachsenstammende Vorstandschef siehtdas so: „Mit dem Leitsatz:,Wir stehen für Erfolg durchschnelle Veränderung undInnovation auf allen Ebenenunseres Unternehmens‘wollen wir seine Zukunft si-chern und gestalten.“ Ersagt auch: „Wir müssen unsbemühen, möglichst einfachzu erklären. Die erfolgreich-sten Produkte bei uns ha-ben immer die einfachstenErklärungen“. Die Basis-Marke Nivea kann ein Lieddavon singen. Noch im afri-kanischen Busch weiß man,was Nivea ist. Aber das al-lein genügt natürlich nicht,denn, wenn die Dosen dortangekommen sind, habensie bereits die Wegstreckezurückgelegt, auf die es an-kommt: den Produktions-und Organisations-Ablaufeiner Marke. Bei Beiersdorfnennt man das in wirkungs-voller neudeutscher Formu-lierung „unser SupplyChange Management.“ Ein Logi-stik-Begriff, der wörtlich eigent-lich kaum zu übersetzen ist, dennfast in jedem Unternehmen wer-

den dafür individuelle Schwer-punkte gesetzt. Für Beiersdorfbedeutet es soviel wie eine Ket-ten- oder Netzwerkmarkierungfür jedes Produkt, von dem jederAblaufpunkt elektronisch ver-

merkt wird. Die Warenentnahmeaus dem Supermarkt wird sofortgespeichert, die Meldung gehtweiter an die Lager, wo der not-

wendige Bestand vermerkt ist,von dort gelangt die Nachfragezur Produktion und wird bis zumRohstoffeinkauf geführt, so daßfast jedes Produkt zielgerecht ge-steuert werden kann und dadurch

Raum, Zeit und Geld gespart wer-den.

„Diese Vernetzung ist beispiel-haft“, sagen die Beiersdorfer von

sich selbst, und dabei sind sie be-sonders stolz auf ihr von einemSAP-System gesteuertes Hochre-gallager. Dort wollen sie natürlich,wie das in der Wirtschaftswelt derElektronik so zu sein pflegt, von

jedem Produkt nur so vielvorrätig halten, wie unbe-dingt gebraucht wird und inder Regel schon vorbestelltist. Und wer die Meisterfra-ge löst, was man macht,wenn plötzlich einer kommtund erheblich mehr habenwill, der ist der König, dennLagerhaltung ist teuer, undder Wettlauf um Preis undQualität ist global immerschneller geworden. Des-halb sind bei Beiersdorf seit2003 alle weltweiten Akti-vitäten von Einkauf, Pro-duktion, Logistik und Qua-litätsmanagement in demdafür damals neu geschaffe-nen Vorstandsbereich „Sup-ply Chain“ gebündelt. Undwer hat diesen Bereich ge-leitet? Der heutige Vor-standsvorsitzende, und erwill diese „Versorgungsket-te“ auch weiterhin optimie-ren. Denn die alte Weisheit,„Stillstand ist Rückgang“ hat

natürlich nicht nur für Niveapro-dukte Geltung, so zahlreich sie in-zwischen von der schlichten Cre-me in der traditionellen blauen

Dose bis zum modischen After-shave inzwischen geworden sind.

Außerdem legt man im HauseBeiersdorf sehr viel Wert auf dieFeststellung: „Unsere Markenwerden von Menschen für Men-schen gemacht“ und dazu gehörtder offiziell formulierte Hinweis:„Bei Beiersdorf bestimmen sozia-le Verantwortung und nachhaltigeEntwicklung seit 120 Jahren dieUnternehmenskultur.“ Um diesenGrundsätzen bei immer viel-schichtiger werdenden Aufgabengerecht zu bleiben, ist vor kurzemein neues Entscheidungsgremiuminstalliert worden. Man hat esdem internationalen Wirkungsbe-reich des Hauses und natürlichder „PR Brillanz für Management-aktivitäten“ gemäß „SustainabilityAdvisory Board“ kurz SAB ge-nannt.

In der Praxis will sich das SABaller Themen annehmen, die un-ter dem Begriff „Nachhaltigkeit“zusammengefaßt werden können,und damit ist in diesem Falle dieWirkung von Unternehmensein-richtungen auf eine breitere Öf-fentlichkeit sowie die dafür vorge-sehene Verantwortlichkeit ge-meint.

Dazu gehören die Überprüfungund Verbreitung der Rohstoffpoli-tik des Hauses, das seit Jahrzehn-ten auf Tierversuche verzichtetund alternative Testmethodenentwickelt hat.

Dazu gehört die Gesellschafts-politik, in deren Rahmen Beiers-dorf sein Engagement insbeson-dere auf den Gebieten Familie,Bildung und Kultur ausbauenwill. Für diese und andere „nach-haltig wirkende“ Bereiche sollenin allen Niederlassungen Infor-mationen, Hintergründe und An-sprechpartner sozusagen aufKnopfdruck vermittelt werdenkönnen, nicht zu-letzt, damit je-der die Verantwortlichkeit für dieGesamtorganisation des Hauseserkennen kann.

Mit anderen Worten, dasUnternehmen hat sich auch inharten Zeiten auf der Erfolgs-schiene gehalten. Ein Ergebnis,das wie überall ohne seine quali-tätsbewußten Mitarbeiter nichtmöglich wäre. Der neue Marken-vorstand, Pieter Nota, nennt das:„Wir lieben Renner und keinePenner.“

Von R. FIEDLER-WINTER

Die deutsche Wirtschaft ist ins Gerede geraten.Nur wenige Unternehmen müssen sich nichtfür immer wieder neue Entlassungen rechtfer-tigen. Nur die Geschäftsleitung kann beurtei-len, ob neue Kündigungen unumgänglich sind,und dabei wandert sie auf einem schmalenGrat. Sie dabei auch an ihre moralischen Ver-pflichtungen zu erinnern ist Aufgabe der Öf-fentlichkeit. Dazu gehört aber auch, den Blickfür die Gesamtleistung eines Firmenverbandeswie seiner verbleibenden Mitarbeiter nicht zuverlieren, und genau das ist die Absicht derLeistungsporträts ausgewählter Unternehmen,die die PAZ ihren Lesern in loser Folge vor-stellen will, hat die wirtschaftliche Eigenlei-stung der Bundesrepublik Deutschland doch

nach wie vor hohen Rang. Deshalb sind dieBetriebe eines Landes ebenfalls verpflichtet,eine solche Position, die allen nutzt, nicht au-ßer Acht zu lassen. Entscheidend bleibt dasVerantwortungsgefühl sowohl für den einzel-nen als auch für die Allgemeinheit. Seine Ba-lance zu halten und dennoch Gewinne zu ver-buchen, das ist die Kunst der Unternehmens-führung. Unser erstes Beispiel, der Beiers-dorf-Konzern, wird zu jenen gezählt, die die-sen Anforderungen bisher weitgehend ent-sprechen konnten, auch wenn er sich zu ver-schiedenen Personalreduzierungen bekennenmußte, wie zuletzt in Schweden und denNiederlanden, wo insgesamt 400 Arbeitsplät-ze verlorengingen, der Trend bleibt positiv.

Ein Konzern cremt die Welt ein

Kontrolle: Produktion der weltweit bekannten „Nivea“-Creme

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KU LT U R Nr. 17 – 29. April 2006 9

Die Suche nach einer Ant-wort auf die Fragen nachdem Werden und Verge-

hen jeder Kreatur hat vieleKünstler seit Jahrhunderten um-getrieben, und jeder hat eine an-dere Antwort gefunden. Zu ihnengehört der Bildhauer Anatol, demdas Gerhart-Hauptmann-Haus inDüsseldorf jetzt eine Ausstellungzum 75. Geburtstag widmet.

„Ein seltenes Gewächs in Got-tes buntem Garten“, nannte ihneinmal sein Freund Karl Hein-rich Müller, der Kunstsammlerund Begründer der Museums-insel Hombroich. Andere spre-chen vom „Steinmetz Gottes“,nennen ihn einen Einzel-kämpfer, einen „gerade, auf-richtigen und originalen Kerl“,einen „unbekümmerten Ana-chronisten“, heben seine Be-gabung hervor, Geschichtenzu erzählen und lieben seine„unbändige Schaffenskraftund seinen ungebrochenenLebensmut“.

Manche Freunde allerdings„fürchten vielleicht seinenimmer noch wachen Polter-geist und entdecken das Kindim Manne, das auf denSchultern von ,Eisenhans‘ indie Welt der Kunst geht, umWildblumen vor der Königs-tochter niederzulegen“, soHeribert Brinkmann in seinerMonographie über Anatol,den Bildhauer und Maler. Ge-boren wurde der eigenwillige

Künstler, der 1991 mit demBundesverdienstkreuz und 1995mit dem Lovis-Corinth-Preis derKünstlergilde ausgezeichnet wur-de, als Karl Heinz Herzfeld am21. Januar 1931 in Insterburg.Aufgewachsen bei Pflegeeltern,erlebte er als junger Mann denZweiten Weltkrieg in seiner Hei-

mat Ostpreußen mit all seinenSchrecken.

Die Vertreibung führte ihndann ganz in den WestenDeutschlands. Dort erlernte erzunächst das Schmiedehandwerkund wurde dann Polizist; diesenBeruf übte er bis zu seiner Pen-sionierung aus. Nebenher stu-dierte er an der Staatlichen

Kunstakademie in Düsseldorfbei Joseph Beuys, der ihn sehrgeprägt hat, und bei Carl Wim-menauer (1964–1972). Von1979 bis 1981 erhielt derOstpreuße sogar einen Lehr-auftrag an „seiner“ Akade-mie.

Seit 1982 lebt und arbeiteter in Düsseldorf und auf derInsel Hombroich in Neuss-Holzheim; dort hat Anatol,wie sich Herzfeld als Künst-ler nennt (nach einer Figuraus Tolstois „Krieg und Frieden“), auch eine alte ostpreußische Bauernkatenachgebaut, die ihn – undnicht zuletzt auch die Besu-cher der Museumsinsel – andas Land im Osten erinnert.

Immer wieder findet manin seinen Arbeiten Symbolewie die Kreuzblüte, die fürAnatol auch ein Symbol sei-ner Heimat ist. „Als ich 1946aus meiner Heimat Ostpreu-ßen vertrieben wurde, blüh-te dort überall das UnkrautHederich“ (ein Kreuzblütler)... Als wir im Zug steckten,

kamen wir irgendwann über dieWeichsel. Da wußten wir, es gehtnach Westen. Ich war damals 16.Mir ging es wie einem herausge-rissenen Baum oder einem ausdem Nest geworfenen Vogel. Es war Herbst, da blühte der He-derich, er blühte gelb wie derRaps ...“

Auch der Fisch, als Symbol desauferstandenen Christus, und derSchmetterling sind im Werk desgläubigen Christen Anatol immerwieder zu entdecken. Eisen,Stein, Holz sind die bevorzugtenWerkstoffe, alte Türen, verwitter-

te Fensterlädenführt er einerneuen Bestim-mung zu. Erbearbeitet alteFindlinge undgibt ihnen einneues Leben.InteressierteZuschauer stö-ren den Künst-ler nicht beider Arbeit, erläßt sie an sei-nem Schaffent e i l h a b e n ,

zieht sie in den Entstehungspro-zeß mit hinein. Immer wieder hater die Spuren der Kindheit ge-sucht, hat zurückgeblickt, aberauch nach vorn und mit seinenArbeiten Zeichen gesetzt, Zei-chen, die trotz ihres herben Materials durchaus poetisch sind.

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Die Ausstellung im DüsseldorferGerhart-Hauptmann-Haus, Bis-marckstraße 90, mit Malerei undSkulpturen von Anatol ist mon-tags bis freitags von 10 bis 20Uhr, sonnabends von 10 bis 18Uhr bis zum 26. Mai zu sehen,sonn- und feiertags geschlossen.

Eigenwillig: Anatol vor seiner Schmiede

Eisenmänner: Geballte Kraft aus Stahl

Bauernpaar: Stahl auf alter Holztür

»Seltenes Gewächs in Gottes buntem Garten«Das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf stellt Malerei und Skulpturen von Anatol aus

Die Blume EuropasDas Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt Meisterwerke aus dem Nationalmuseum Breslau

Als Goethe im Jahr 1790durch Schlesien reiste,schrieb er an seinen

Freund Johann Gottfried Herder:„Seit Anfange des Monats bin ichnun in diesem zehnfach interes-santen Lande, habe schon mancheTheile des Gebirges und der Ebe-ne durchstrichen und finde, daß esein sonderbar schönes und be-greifliches Ganze macht.“ Goethewar derart begeistert, daß er sagte,allein wegen der Dominsel und ih-rer Kunstwerke lohne es sich, zuFuß von Frankfurt nach Breslau zugehen. Dichter, Maler und Musikerwaren ebenso angetan und ließensich zu unsterblichen Werken an-regen. Carl Maria von Weber zumBeispiel zu seiner Oper „Der Frei-schütz“, Caspar David Friedrich zuseinen Bildern vom Riesengebirge.Dichter wie Friedrich von Logau,Angelus Silesius, der eigentlich Jo-hannes Scheffler hieß, AndreasGryphius, Joseph von Eichendorff,Nikolaus Lenau, Gustav Freytag,Gerhart und Carl Hauptmann – siealle stammen aus Schlesien.

Anziehungspunkt war damals –wie heute – die Hauptstadt Bres-lau, von der vor 400 Jahren der Hi-storiker Nikolaus Henel von Hen-nenfeld schwärmte und von der„Sonne Schlesiens“, von der „Blu-me Europas“ sprach. Vor demHintergrund einer wechselvollenGeschichte galt Breslau als einesder großen wirtschaftlichen, poli-tischen und kulturellen Zentren inEuropa. Kunstexperten schätzensie als Hochburg des schlesischenBarock und würdigen die Kunst-akademie auch als wichtigen Im-pulsgeber für die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Künstlerder Moderne wie der ArchitektMax Poelzig, die Maler Oskar Mollund Oskar Schlemmer gingen ausihr hervor.

Eine glanzvolle Sammlung mitWerken der europäischen Malerei

und Skulptur vom 14. bis 20. Jahr-hundert hat das NationalmuseumBreslau zu bieten. Entstanden istsie durch die Zusammenlegungvon mehreren Sammlungen nachEnde des Zweiten Weltkriegs. Zusehen ist die Kollektion, dieimmerhin über 100 000 Werke um-faßt, im ehemaligen Regierungsge-bäude, von 1883 bis 1886 von Friedrich Endell nahe der Oder er-richtet. Zum ersten Mal sind nunrund 80 besonders wertvolle undwichtige Werke aus dem Breslauer

Nationalmuseum im Westen zu se-hen. Ausgestellt werden sie biszum 30. Juli im Kölner Wallraf-Richartz-Museum – FondationCorboud. Entsprechend der eige-nen Sammlung werden Werke ausdem Mittelalter, dem europäi-schen Barock und aus dem 18. und19. Jahrhundert in Köln gezeigt,darunter Madonnenbilder derFrühzeit, Klassiker der Renaissan-ce, des Barock und des Spätbarockwie solche von Antoine Pesne, derunter drei preußischen Königen

als Hofmaler wirkte. Weiter sindzu sehen Werke holländischer undflämischer Meister, Bilder desKlassizismus und der Romantikwie von Ludwig Richter, des Rea-lismus wie von Ferdinand GeorgWaldmüller und Arbeiten von Im-pressionisten wie Lovis Corinthsowie von Wassily Kandinsky alsVertreter des Symbolismus.

Ein Meister der Barockmalereiwar zweifellos der 1630 in Königs-berg geborene Michael Willmann.Sein Name ist eng verbunden mit

S c h l e s i e n ,nannte man ihndoch auch den„schlesischenRaphael“. InBreslau begeg-nete er dem AbtArnold Freiber-ger vom KlosterLeubus; eineBekanntschaft,die später nochb e s o n d e r eFrüchte tragensollte. Freiber-ger, der dasKloster nachden Verwüstun-gen durch denDreißigjährigenKrieg wiederaufbaute, warbegeistert vondem Könnendes Malers ausKönigsberg.

Anfang des60er Jahre des17. Jahrhun-derts ließ sichWillmann end-gültig in Leubusnieder. Dortwirkte er, deri n z w i s c h e nzum Katholi-zismus konver-tiert war, mehrals vier Jahr-zehnte lang als Maler im

Kloster. Am 26. August 1706, vornunmehr bald 300 Jahren, starbder Königsberger im schlesischenLeubus; er wurde in der Gruft derKlosterkirche beigesetzt.

Erich Wiese, Direktor des Schle-sischen Museums der bildendenKünste in Breslau, betonte bereitsAnfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts: „Mit seinemstrotzenden Temperament und sei-ner wohldisziplinierten Arbeits-kraft hat er seinen Werken das un-verkennbare Gepräge persönlicher

Leistungen zu geben gewußt. EinHauptcharakterzug hebt sich im-mer wieder heraus: die Unmittel-barkeit, mit der er Zustände undVorgänge gestaltet, und zwar, wasnicht zuletzt seine Größe macht,nach beiden Hauptrichtungenmenschlichen Erlebens, der irdi-schen wie der überirdischen ...Virtuos handhabt er Farbe, Formund Licht, nie verschwenderisch,immer mit dem Maßhalten desechten Gestalters.“ In Köln sindnun herausragende Beispiele ausseinem Schaffen zu sehen, so dasum 1685 entstandene Gemälde„Flucht der Heiligen Familie nachÄgypten“, das einst in der Kloster-kirche Leubus hing und nach derSäkularisierung 1811 in das König-liche Museum für Kunst und Al-terthum in Breslau gelangte. Eineabwechslungsreiche Landschaft inwarmen braunen und grünen Tö-nen liegt im Licht einer unterge-henden Sonne. Auf der Flucht vorden Häschern des König Herodessieht man Josef, gehüllt in einenroten Mantel, und Maria im leuch-tenden Blau, die, auf einem Eselsitzend, liebevoll das Kind um-fängt. Experten vermuten, daß die-ses Bild im Umfeld der Verehrungdes hl. Josefs in Kloster Grüssauentstand, wie auch einige andereWerke, die im Auftrag des KlostersLeubus geschaffen wurden. Wennauch Michael Willmann mehr alsviereinhalb Jahrzehnte als Kloster-maler gewirkt hat und so keinengroßen Nachruhm erwirken konn-te, zeigt doch nicht zuletzt auchdieses Gemälde, daß er in derdeutschen Kunstgeschichte einenPlatz beanspruchen kann.

Das Wallraf-Richartz-Museum –Fondation Corboud, Obenmars-pforte (am Kölner Rathaus) istdienstags von 10 bis 20 Uhr, mitt-wochs bis freitags von 10 bis 18Uhr, am Wochenende von 11 bis18 Uhr geöffnet, montags ge-schlossen (außer Pfingstmontag),Eintritt 8 / 5 Euro, bis 30. Juli.

Michael Willmann: Flucht der Hl. Familie nach Ägypten (Öl, um 1685, Ausschnitt)

Von SILKE OSMAN

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LE S E R F O R U M10 Nr. 17 – 29. April 2006

Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

Erfolgreich: Die „Bild“-Zeitung machte auf die Notlage desVolksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. aufmerksam.

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Müllentsorgung offenbar wichtiger als Gebeine der Gefallenen Holt unsere Soldaten heim!

Erbarmen wir unsBetr.: „Schande für Deutsch-land“ (Nr. 13)

Der Zweite Weltkrieg liegt über60 Jahre hinter uns, und noch im-mer nicht sind alle unserer Gefal-lenen beerdigt. Auf einem stillge-legten Fabrikgelände in Tsche-chien sind in Pappkartons diesterblichen Überreste von 4 000unserer gefallenen Soldaten ge-stapelt und warten darauf, daßwir Deutschen uns ihrer erbar-men.

„Wir“ Deutschen sind vorrangigdie, die in unserem Namen bezie-hungsweise für uns Macht aus-üben und zu handeln haben. Aberunsere Gefallenen scheinen sienicht zu interessieren, sie erbar-men sich ihrer nicht. Und sehrviele Bürger wissen nicht einmaletwas von dieser Schändlichkeit.

Der Volksbund leistet, was erleisten kann. Aber er ist auf die fi-nanzielle und politische Unter-stützung der Bundesregierung an-gewiesen. Doch die ist nicht inausreichendem Maße gegeben.Sind unsere Regierungsmitgliedernicht auch Deutsche?

Gerda Schneider, Berlin

Betr.: „Zur Länderzusammenle-gung fehlt der Mut“ (Nr. 8)

Die Diskussion um eine Länder-reform begleitet uns inzwischenseit Jahrzehnten. Sie verläuft wieeine Sinuskurve: Kurzzeitig steigtsie an, um dann wieder zu ver-schwinden. Woran liegt das? Esgibt nämlich sowohl gute objektiveGründe für die Länderneugliede-rung als auch (weniger objektive)Gründe dagegen – letztere oft vonEgoismen diktiert. Wenn man –wie im alten Preußen – den Staatnicht als Selbstzweck, sondern alsrationales Instrument zur effizien-ten und also sparsamen Verwal-tung des Landes betrachtet, dannmüssen seine Strukturen den tat-sächlichen Entwicklungen (geopo-litischen, ökonomischen, ethni-schen, demographischen, finan-ziellen) angepaßt werden. Nun ha-ben sich aber nicht wenige im Sta-tus quo gut eingerichtet, fühlensich darin recht wohl und könnensich dieses (veraltete) System dankeigener Leistung oder guter Absi-cherung durch andere (Länderfi-nanzausgleich) auch leisten. Sol-che verweisen unterschwellig gern

darauf, daß in den US-Bundesstaa-ten Bevölkerungszahlen zwischen300000 und über 25 Millionen be-stehen.

Das derzeit letzte Neugliede-rungsmodell hat Wilfried Böhm inder PAZ vorgelegt. Wie die übri-gen, so ist auch dieses Modell demGrunde nach umsetzbar. Es stelltsich aber die Frage, ob es auchsinnvoll ist gemäß der obigen Defi-nition. Diese Frage muß ich beimBlick nach Osten verneinen. Dortgeht es um „Preußen“. Dazu willder Autor Berlin und Brandenburgzusammenfassen. Vergleicht manes mit dem republikanischen Frei-staat Preußen der Weimarer Zeit,so ist dieses Modell ein allzu küm-merlicher Rest, der den anspruchs-vollen Namen nicht verdient. Un-glaublich ist der Vorschlag, denehemaligen DDR-Bezirk Magde-burg abzulösen und ihn an Nieder-sachsen anzugliedern. Das hat es inder Geschichte schon einmal gege-ben: Im Tilsiter Frieden von 1807trennte Napoleon die westelbi-schen Gebiete Preußens ab undschlug sie dem damals neu gebil-deten Königreich Westfalen zu. Daswäre geschichtslos. Man muß näm-

lich wissen, daß wesentlicher Teildes Bezirkes Magdeburg die Alt-mark ist, die man mit Fug undRecht als preußisches Urland be-zeichnen kann. Wenn es schon eindeutsches Bundesland Preußennur im Osten geben soll, dann mußes mindestens alle dort noch vor-handenen preußischen Gebieteumfassen. Sonst muß auf den Na-men verzichtet werden. Da es sichbei „Preußen“ dann aber um eineNeugründung nach der Auflösungvon 1947 handeln würde, könnenauch früher nicht preußische Ge-biete hinzukommen: Preußen warimmer ein Territorialstaat, der aufArrondierung seines Territoriumszu achten hatte. Noch während derWeimarer Republik gab es Zu-wachs, kamen kleinere Länder(Waldeck-Pyrmont) hinzu. Warumnicht auch heute? Wenn es also„Preußen“ sein soll, dann müssenneben Berlin und BrandenburgSachsen-Anhalt (die alte ProvinzSachsen) und Mecklenburg-Vor-pommern dazugehören.

Wie auch immer: Der politischeWille entscheidet. Was bleibt, istwieder einmal das Prinzip Hoff-nung. Dr. Dieter Nieveling, Berlin

Betr.: „Schande für Deutsch-land“ (Nr. 13)

Eigentlich doch unvorstellbar,daß noch immer die sterblichenÜberreste von 4300 unserer Ge-fallenen des Zweiten Weltkriegesin Pappkartons auf einem verlas-senen Fabrikgelände in Tsche-chien aufgestapelt herumstehenund nun auf einem Militärdepot

weiter herumstehen sollen, bishoffentlich der Volksbund Deut-sche Kriegsgräberfürsorge inner-halb Jahresfrist eine geeignete(und wohl von ihm bezahlbare)Ruhestätte finden kann.

Der deutsche Außenministerzeigte sich für das tschechischeAngebot dankbar, die Pappkartonszwischenzulagern, und sprach an-schließend mit seinem tschechi-

schen Kollegen über Probleme beider Müllentsorgung. Für mich hatdas symbolischen Charakter, undes scheint mir zu einer Bundes-wehr und einer Politik zu passen,die sich unserer gefallenen Solda-ten des Zweiten Weltkrieges ver-weigert. Wohl einmalig unter allenArmeen unserer Erde.

Ist das nicht überhaupt undenk-bar, daß es der Generalität der

Bundeswehr wie dem zuständigenMinister aus der CDU völlig egalzu sein scheint, was aus unserengefallenen Soldaten geworden ist?Ist es wirklich allein dem Volks-bund deutsche Kriegsgräberfür-sorge überlassen, die Pflichtenvon Staat und Armee zu erfüllen?

Schamlos, ehrlos, unwürdig!Jan Frontier,

Oetzen

Betr.: „Schande für Deutsch-land“ (Nr. 13)

Ja, es ist eine Schande fürDeutschland wie es mit seinen to-ten Soldaten umgeht. Mein Ap-pell an die dafür Zuständigen:Holt sie heim und gebt ihnen ihreWürde zurück. Hätten sie nichtdas Recht und wir die moralischePflicht, ihren Gebeinen ein biß-

chen Heimaterde zu gönnen!Schließlich zogen sie für ihre Hei-mat, für ihr Land, ins Feld und op-ferten ihr meist junges Leben.Heimat mag für viele im Ange-sicht des Todes der letzte uner-füllbare Wunsch gewesen sein.Was ihnen vor 60 Jahren nichtvergönnt war, sollte jetzt möglichsein. Konrad Zimmer,

Königsberg i. Ufr.

Ein Land »Preußen« muß auf Preußen basieren

Echter OstpreußeBetr.: Andreas Kosserts Buch„Ostpreußen“

Wer sich auf Kossert’s Werk ein-läßt, muß sich selbst Zeit geben, ei-nen unbändigen Lesewillen besit-zen sowie Lernbereitschaft undDurchhaltevermögen haben. Akri-bisch hat Kossert Daten und Faktenaufgearbeitet; immer bezogen aufOstpreußen ist es doch auchgleichzeitig deutsche Geschichte.Man kann es durchaus als Nach-schlagewerk benutzen (wenn mansich die Seite merkt!); es ist allesdarin zu finden, vom Ritterorden,über den „Westfälischen Frieden“,die Lehnsherrschaft, Schatullsied-lungen und so weiter – bis zurNeuzeit unserer Tage; ein alle Zeit-räume überspannendes, detailliertmit Original-Schriftstücken unter-mauertes, sachlich verfaßtes „Ge-schichtsbuch“.

Andreas Kossert ist Nachgebore-ner, seine Eltern stammen aus Ost-preußen. Er konnte bereits als17jähriger in der Schule aus demStegreif über Ostpreußen referie-ren. Er hat sein Wissen zum Berufgemacht, ist Historiker geworden,hat inzwischen promoviert und istam Historischen Institut in War-schau tätig. Ich habe am 29. Januar2006 an seiner Lesung im Welfen-schloß in Hann. Münden teilge-nommen; sein Bezug zu Ostpreu-ßen und seine Liebe zu dem Landseiner Wurzeln waren unverkenn-bar. Seine Worte: „Denn es kannnicht sein, daß Ostpreußen für dieDeutschen ein Land ohne Gegen-wart, für die Russen ein Land ohneGeschichte bleibt“ drücken nichtnur den Historiker aus. Lesenswertsein Buch – auch für Nicht-Preu-ßen! Astrid von Günther,

Reinhardshagen

Was, wenn es keine Gewerkschaften gebe? Absage an die Politik insgesamt

Betr.: „Die Dreisten kommen“(Nr. 15)

Nein, gescheitert ist die Wieder-vereinigung nicht, doch mancheEntscheidung ist unverständlich.

Bekanntlich wurden in der SBZmehr als 150 000 unschuldigeMenschen vom 12. Lebensjahre abin den Speziallagern der Russeninterniert, die ab 1950 von derDDR übernommen wurden. 60000kamen um, bis heute kennen vieleAngehörige weder die Todesdatennoch die Orte.

Menschen, die zwölf Jahre inHitlers KZ-Lagern verbrachten,wie ein mir bekannter Sozialdemo-krat meiner Heimatstadt Sprem-berg in der Lausitz, geb. 1889,überlebt die 1949 erfolgte erneuteInhaftierung nicht: Er kam 1951 ineinem Arbeits- und Besserungsla-ger in Tajschet um.

Doch bei den Behörden östlicherBundesländer ist kein Verständnisfür ein Erinnern an diese Toten zu

erkennen, wenn es um die Zustim-mung der Denkmalpflege zu Ge-denkstätten für die Opfer vonKrieg und Gewalt geht, obwohlman sich nach der Wiedervereini-gung Verständnis erhofft hätte.

Ein 1928 geschaffenes Krieger-denkmal für die Gefallenen des Er-sten Weltkrieges wurde in Sprem-berg 1958 in ein Denkmal für elfOpfer des Faschismus umgewan-delt, die Bronzetafeln mit den Na-men der Gefallenen und die Auf-schriften „Den Gefallenen“ und„Sie werden auferstehen“ entsorgt.Nach 1990 wollte der inzwischengegründete Georgenbergverein aufdem Gedenkstein zusätzlich elfNamen von Opfern des Stalinismusstellvertretend für viele weiterenennen und fünf Gedenktafeln ander Stützmauer für die Toten desErsten Weltkrieges, die Toten desZweiten Weltkrieges, die Opfer vonFlucht und Vertreibung, die Opfervon Krieg und Gewalt und die Op-fer des Stalinismus anbringen.

Trotz Zustimmungsbeschluß derStadtverordnetenversammlungwurde unser Anliegen seit Jahrenzurückgewiesen. Begründung: DieGedenkstätte für die Opfer des Fa-schismus ist in der Denkmallistedes Landes Brandenburg eingetra-gen, eine Erweiterung stelle eineVeränderung dar, der Antrag werdeaufgrund mangelnder Prüffähigkeitzurückgewiesen.

Hier frage ich mich, wieso habennach der Wiedervereinigung dieNamen von elf Opfern des Fa-schismus Vorrang vor den genann-ten Opfergruppen auf einer Ge-denkstätte, die bereits 1928 errich-tet und durch die SED zweckent-fremdet wurde. Schließlich hattendie Toten des Ersten Weltkriegesnichts mit Hitler zu tun.

Ich empfinde es mit Scham alsSchande für eine Kulturnation, daßin der NS-Zeit Menschen in La-gern umgekommen sind oder um-gebracht wurden und empfinde esals Ausdruck einer Gewissenlosig-

keit, wenn man heute die Opferdes Stalinismus negiert, vor allem,wenn man sie gern in ein Verges-sen drängen möchte, weil man ei-ner DDR-Nostalgie frönt, die ge-pflegt wird. Dafür fehlt vielen vonuns das Verständnis.

Bekannt ist, daß in der ehemali-gen DDR Menschen mit beruf-lichen Qualifikationen, die keinSED-Parteibuch hatten, ohne Ar-beit sind, während im Fernsehenund bei Behörden einstige Genos-sen ein sorgloses Leben führendürfen und Karlsruhe den SED-Eli-ten die Zusatzversorgung als recht-mäßig zugestand. Unter einerWiedervereinigung hatten die Geg-ner des DDR-Systems nicht vermu-tet, daß sie heute beruflich auf derSchattenseite stehen.

Trotzdem darf die Wiederverei-nigung, die zu den einmaligen Da-ten der deutschen Geschichte ge-hört, nicht als gescheitert betrach-tet werden. Marg.-Elfriede Krause,

Pattensen

VorgegebenBetr.: Spielfilm „Dresden“

Spätestens seit deutsche Welt-kriegssoldaten mit dem General-verdacht, Mörder zu sein, ruhen,und Deserteure in toto zu Heldenwurden, hat sich auch ansonsteneine Geschichts- und Geschich-tenvermittlung durchgesetzt, dieseinerzeit der allzu früh verstor-bene Historiker Hellmut Diwaldals Erklärungsversuche des Natio-nalsozialismus mit immer neuenAusdrucksformen des Abscheusbeschrieben hat. Entsprechendsind nach durchaus nicht still-schweigender Übereinkunft derBühnen- und FilmschaffendenHandlungen und deutsche Cha-raktere dieser Zeit anzulegen. Einirgendwie gearteter positiver Ein-druck ist nur noch einem Perso-nenkreis zugeordnet, der die poli-tisch gestützten und als verbind-lich geltenden Moralvorstellun-gen erfüllt. Jörg Reinwein,

Frankfurt a. Main

Betr.: „Jetzt geht’s los – oder?“(Nr. 13)

Zu den Wahlen in Deutschlandläßt sich vieles sagen.

Aus meiner Sicht stellt insbe-sondere das Wahlergebnis inSachsen-Anhalt ein bezeichnen-des Beispiel des deutsches Dilem-mas dar. Betrug die Wahlbeteili-gung dort 2002 56,5 Prozent, sowaren diesmal lediglich nur noch44 Prozent der Wahlberechtigtenbereit, ihre Stimme abzugeben.Für mich bedeutet dies nicht nureine Absage an einzelne Parteien,sondern an die Politik insgesamt.Wenn man sieht, wie trostlos undohne Perspektive dieses Bundes-land dasteht, ist das kein Wunder.Sachsen-Anhalt ist das prägnante-ste Beispiel politischen und wirt-schaftlichen Gesamtversagens.

Dieser Trend ist bundesweit zubeobachten. Die Leute resignie-ren.

Nach dem, was uns in den letz-ten Jahren und Jahrzehnten zuge-

mutet wurde an dilettantischer,von faulen Ideologien und Cha-rakterlosigkeit geprägter Politikund deren katastrophalen Aus-wirkungen auch nachvollziehbar.Die Deutschen spüren das ideolo-gisch-manipulative Eingreifen inalle persönlichen Bereiche, dieAushöhlung und Unterwande-rung ihrer schwer erkämpftenFreiheiten und Rechte, seit lan-gem nur allzu deutlich.

Was mich am meisten ärgert istdie Ignoranz der Politik. Keineeinzige Partei hat in Wahrheit dieLegitimation, zu regieren.

Der Zusammenschluß von CDUund SPD kann darüber nicht hin-wegtäuschen. Von Demokratiekann jedenfalls keine Rede sein.Nur die vermeintliche Alternativ-losigkeit hält diesen Zustand auf-recht.

Wann und wie wird sich unserstarkes Volk aus seiner Ohnmachtbefreien können?

Karl Friedrich Greve, Sankt Augustin

Betr.: „Der Müll, der Streik undder Schnee“ (Nr. 10)

Ihr Leitartikel zum Streik im öf-fentlichen Dienst ist mir übel auf-gestoßen.

Sie meinen also, die Streiken-den sind so dumm, daß sie sich zuZehntausenden stundenlang aufdie eiskalte Straße begeben, nurum den Machtgelüsten und derUneinsichtigkeit des Chefs derGewerkschaft ver.di, Frank Bsirs-ke, zu dienen?

Es hat noch nie genug Geld inden öffentlichen Kassen gegeben,also immer einen Grund, den ei-genen Beschäftigten den gerech-ten Lohn zu verweigern, Leute zuentlassen, die Arbeitszeit zu ver-längern.

Bis zur 56-Stundenwoche zu300 Euro ist es ja noch ein gutesStück hin, aber skrupellose Leutegibt es in der Politik genug, dieaußer bei sich und dem Großka-pital überall bereit sind die Axtanzulegen.

Was würde denn passieren,wenn Ver.di alle Arbeitgeberfor-derungen erfüllte? Richtig – dienächsten Unverfrorenheiten wür-den sobald möglich nachgescho-ben, eine ständige Schraube nachunten.

Was, wenn es keine Gewerk-schaften gäbe? Der einzelne Ar-beitnehmer würde total ausge-beutet. Der Sozialstaat würde zu-sammenbrechen, denn auch Siewissen, wer mit seinen Steuernund Sozialabgaben den Rechts-und Sozialstaat finanziert, sogarfür die Reichen: Es sind fast aus-schließlich die Arbeitnehmer mitTariflöhnen, auch über ihren Kon-sum.

Diese müssen angemessene Ge-hälter bekommen, an dem von ih-nen erarbeiteten Gewinn und Ka-pital (im öffentlichen Dienst nichtimmer leicht meßbar) auch Anteilhaben.

Sie sollen auch Kinder / Fami-lien ernähren können – ohne an-gemessenes Einkommen für nor-

male Arbeitnehmer wird es baldgar keine deutschen Kinder mehrin unserem Land geben (denn dieakademischen Spitzenverdiene-rinnen verweigern sich seit vielenJahren der Mutterschaft – rund 40Prozent bleiben kinderlos, weite-re 30 Prozent haben gerade malein Kind).

Da Sie wissen, wie schwer esist, den seit etwa 1984 stagnieren-den Gehaltsstand (bereinigt, net-to) auch nur zu wahren, solltendie Arbeitgeber nicht auch nochdurch die Presse beim Sozialab-bau unterstützt werden.

Warum fordern Sie diese nichtauf, sich auf die Arbeitnehmer zu-zubewegen?

Was passiert, wenn Landesfür-sten frei handeln können, zeigtsich in Niedersachsen, wo sichHerr Wulff sogar noch was daraufeinbildet, den Beamten Urlaubs-und Weihnachtsgeld ganz gestri-chen zu haben.

Reinhard Ulmar, Hann. Münden

Bei Behörden ist kein Verständnis für die DDR-Opfer zu erkennen

LE S E R F O R U M Nr. 17 – 29. April 2006 11

Chefredakteur:Hans-Jürgen Mahlitz

(kommissarisch, V. i. S. d. P.)

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Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Berliner Rütli-Schüler brüsten sich vor den Kameras.

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Politiker müssen endlich hinter den Lehrern stehen Schlechtschreibung unerwünschtBetr.: „Begegnung mit der Wirk-lichkeit“ (Nr. 14)

In welchem Lande leben wir? Ineinem politischen Morast, den Po-litiker produziert haben, die ent-weder nicht ausreichend fähig, vonIdeologie benebelt oder böswilliggegenüber dem eigenen Volk sind.Zu ihrer Entschuldigung ließe sichnur anführen, daß Koalitionen sel-ten zu großen Würfen neigen. Eswurden zur Produktion einer mul-tikulturellen Gesellschaft weitmehr Ausländer ins unser Land ge-lassen, als es vertragen kann. Dabeiwurde den Kindern dieser Auslän-

der nicht die Aufmerksamkeit undZuwendung zuteil, die sie als „Un-schuldige“ verdienen. Nicht sie ha-ben sich unser Land ausgesucht,sondern es waren ihre Eltern. Undda hilft es wenig, wenn wir unsüber die Eltern beklagen, die Inte-gration, Grundgesetz und das Chri-stentum ablehnen. Sie haben nurgenützt, was deutsche Politikerund Parteien ihnen gewährt haben.Schulen, Schüler und Lehrer wur-den von nahezu allen Politikernund Parteien vernachlässigt. DieFolgen erleben wir heute, wobeidie Rütli-Schule nur so etwas wieein Signalgeber ist: Seht her, was

Euch unverantwortliche Politikerbescheret haben! Nun schreien siezwar, aber zu bieten haben sie we-nig oder Falsches, wie besondersvon Grünen / Linken zu verneh-men ist. Ganztagsschulen sollen esrichten, die doch immer nur einNotbehelf für Schüler sind, derenEltern keine Zeit für sie haben.Und dann soll es noch ganz tollsein, wenn die dreigliedrige Schuleendlich beseitigt wird und alleSchüler in gemeinsame Klassengesperrt werden. Ich halte das fürpuren Unfug und warne vor Erzie-hungswissenschaftlern, Statistikenund Studien, mit denen sich bele-

gen läßt, was man sich nurwünscht. Schüler und Lehrer brau-chen unser aller Hilfe. Es kannnicht sein, daß Lehrer vor Klassenkapitulieren, aus Niederlagen kei-nen Ausweg wissen, psychisch vordie Hunde gehen. Und es darfnicht sein, daß Gewalt eine Schulebeherrscht, was als Folge fordert,daß jede Disziplinlosigkeit sofortgeahndet, nichts hingenommenwird und Vorgesetzte wie Politikerhinter ihren Lehrern stehen undnicht vor angeblicher Ausländer-feindlichkeit in die Knie gehen.

Waltraud Uhl, Berlin

Betr. Preußische AllgemeineZeitung

Gerne liest unsere ganze Fami-lie Ihre Zeitung – nicht nur wegender inhaltlich meist sehr gutenArtikel, sondern auch wegen derbislang angewandten bewährtenRechtschreibung. (Unsere regio-nale Tageszeitung haben wirwegen deren Übernahme derSchlechtschreibung gekündigt.)

Wenn Sie nun auch die neueSchlechtschreibung – gleich inwelchem Reformstatus – über-nehmen sollten, würden wir wohlauch in Ihrem Fall von einem wei-

teren Bezug Abstand nehmenmüssen. Dies soll keine Drohungoder gar Erpressung sein, son-dern dient lediglich unseremSelbstschutz: Da wir unser geisti-ges wie auch visuelles Auge (dasja auch durch ein korrektesSchriftbild gepflegt wird) nichtdurch Falschschreibung beein-trächtigen lassen möchten, wer-den wir auch künftig jeglicheSchlechtschreibung vermeiden.

Insofern würden wir es sehr be-dauern, wenn die PAZ dieSchlechtschreibung übernehmenwürde. Familie Fritze,

Karlsbad

Ohne TraditionAusbeutung trotz RekordgewinnBetr.: „Geschwader Erich Miel-ke?“ (Nr. 14)

Von Leesen kann man nur zu-stimmen, jedenfalls, wenn mansich noch als Deutscher fühlt undnoch weiß, wo oben und unten istund auch nicht bereit ist, sich vor-schreiben zu lassen, welche Wör-ter man verwenden und was mandenken darf.

Die Bundeswehr scheint sichunter maßgeblichen Generälen,die noch nie einem Feind gegen-übergestanden haben und garnicht wissen wollen, was deutscheSoldaten einmal geleistet und er-tragen haben – für Deutschlandübrigens – zu einem Kuriosumentwickelt zu haben, ohne Tradi-tion, ohne Rückgrat, gebeugt untereiner Political Correctness, die un-serem ganzen Volk zur Schandegereicht. Konrad Arnold, Jena

Betr.: „Moderne Ausbeuter bu-chen Elite zum Nulltarif“ (Nr.11)

Seit Jahren und zunehmendwerden auch in profitablen gro-ßen deutschen Industrieunter-nehmen Universitäts-Absolventenals billige Mitarbeiter über denStatus „Praktikant“ ausgenutzt.

Der Beitrag von R. Bellano be-schreibt sehr schön die Situationder Betroffenen und die gesell-schaftlichen Folgen dieser Unter-nehmenspolitik.

Den Sachverhalt untermauertdie aktuell veröffentlichte Mittei-lung des Betriebsrates Hauptver-waltung, Continental AG Hanno-ver, vom 20. März 2006: „UnsererMeinung nach werden Praktikan-ten in größerer Anzahl in vielenAbteilungen überwiegend als bil-lige Arbeitskräfte (585 Euro) ein-

gesetzt, um die vom Vorstand ver-weigerten, regulär notwendigenEinstellungen auszugleichen. Dashaben uns auch viele Führungs-kräfte immer wieder bestätigt.“

In der Betriebsversammlungvom 14. März 2006 setzte dieKonzernleitung den Betriebsratunter Druck, indem damit ge-droht wurde, daß die Weiterfüh-rung des Projekts „Kinderbetreu-ung 0-3jährige“ und die Beset-zung von sieben Ausbildungsplät-zen für 2006 blockiert wird, fallsder Betriebsrat sich weigert, zu-künftig bedingungslos der Ein-stellung von Praktikanten zuzu-stimmen.

Dieses unwürdige Tun spieltsich also in einem deutschenKonzern ab, der auf ein Rekordge-winnjahr nach dem anderen ver-weist. Gerriet Kohls,

Langenhagen

Schon jetzt gibt es nicht genügend Arbeitsplätze für die JugendBetr.: „Vater Staat entdeckt seineKinder“ (Nr. 12)

Den oben bezeichneten Artikelhabe ich mit viel Interesse gelesen.Er schließt mit einem durch-schnittlichen „Überschuß“ für un-seren Staat pro gelebter Person von77000 Euro ab. Diese Rechnungkann jedoch nur unter „normalen“wirtschaftlichen Verhältnissen, wiewir sie heute durchaus nicht ha-ben, aufgehen.

Es wäre zur Klarstellung unsererheutigen wirtschaftlichen Situationsehr nützlich, eine Ergänzungs-rechnung vorzunehmen, in wel-

cher folgende Fragen beantwortetwerden:

1. Was kosten die rund fünf Milli-onen registrierten Arbeitslosenund die von mir geschätzten zirkazwei Millionen versteckten Ar-beitslosen der Volkswirtschaft anAusfall von Steuern und Sozialbei-trägen sowie Zahlung des Lebens-unterhaltes?

2. Was kosten die (Zahl ist mirunbekannt) zahlreichen in die vor-zeitige Rente Gegangenen (wohinsie ja gar nicht gehören), daher dasRentendebakel, abgeschobenen äl-teren Erwerbstätigen unsererVolkswirtschaft ebenfalls an nicht

gezahlten Steuern und Sozialbei-trägen, und in welchem Umfangbelasten sie die Rentenkassen?

3. Was kostet unsere Volkswirt-schaft die Berufsausbildung jungerMenschen, zum Teil bis zum Aka-demiker, welche anschließend insAusland abwandern und dort beieiner ausländischen Firma tätigwerden, also sogar noch auf demWeltmarkt als Konkurrenz tätigwerden, weil sie im eigenen Landkeinen befriedigenden Arbeits-platz finden?

4. Weit und breit wird die zu ge-ringe Anzahl des Nachwuchses inunserem Staate beklagt, was an

sich auch richtig ist. Es sei aberhier die Frage gestattet, was unserLand zur Zeit mit zwei Millionenmehr an Schulabgängern machenwürde, weil für diese jungen Men-schen nicht einmal Platz zur weite-ren Ausbildung und schon gar keingesicherter Arbeitsplatz zur Verfü-gung stände. Bei dieser Betrach-tung der wirtschaftlichen Lagekomme ich mir vor wie ein Mann,der sorgenvoll das sehr brüchigeFundament seines Hauses an-schaut und dabei mit oder ohneAbsicht übersieht, daß der Dach-stuhl in hellen Flammen steht. Siegfried Deegen, Probsteierhagen

Immer wieder neue InformationenBetr.: „Immer April – Wochen-rückblick“ (Nr. 14)

Jeden Morgen lese ich eineStunde in der „Welt“ und schaueauch in die „Berliner Morgen-post“, sonntags kommt noch die„WamS“ hinzu, aber daß wir denChinesen Entwicklungshilfe –jährlich 68 Millionen Euro – zah-len, das war mir doch neu.

Neu war mir auch, daß derNRW-Integrationsminister, La-schet von der CDU, junge auslän-dische Straftäter statt kriminellnur noch „sozial desorientiert“nennen will.

Und ich hatte auch nicht gele-sen (vielleicht da unauffällig, auchüberlesen), daß der DeutscheJournalisten Verband seinen Mit-gliedern mit einer Fibel vorgebenwill, wie sie die Meinungen derDeutschen beeinflussen, verän-dern, fälschen können (für michreinster Faschismus!)

Vielleicht bin auch ich sozialdesorientiert, wenn ich das politi-sche Deutschland unter der Herr-schaft der Political Correctnessals Irrenhaus bezeichne, in demdie Täter Narrenfreiheit genießen.

Walter Dabrunz, Cuxhaven

Preußen war weit weniger kriegerisch als andere Unser DialektBetr.: „Die Erinnerung nahmGestalt an“ (Nr. 13)

Mit viel Begeisterung habe ichIhren ganzseitigen Bericht überden Film „Flucht und Vertrei-bung“ gelesen. Ich muß daran er-innern, daß es einen Film ähn-lichen Inhalts gegeben hat! Das„Bernsteinamulett“ nach demBuch von Peter Prange. Ein Guts-hof in der Nähe von Greifswald(Mecklenburg-Vorpommern),Flucht und letztlich die Liebe zueinem russischen Offizier, LeslieMalton spielte die Hauptrolle ein-malig! Maria Furtwängler ist fürdie ihr zugedachte Rolle der rich-tige Typ. Mit dem ostpreußischenDialekt sollten sie sich sehr zu-rückhalten, es könnte in die Hosegehen, er ist sehr schwer zu spre-chen. In den Kreisen wurde dasbeste Hochdeutsch gesprochen!Ostpreußische Redensarten oderAusdrücke tun auch das ihre!Auch das Marjellchen wurde garnicht so gebraucht.

Gisela Engelhardt, Neuss

Betr.: „Europa wird zum Dschun-gel“ (Nr. 9)

Grausame und erbärmliche Zu-stände in der moslemischen Türkeibeschreibt ein Tatsachenbericht,erschienen im „Rheinischen Mer-kur“, Nr. 31/2005.

Pfarrer Felix Körner muß seineKirche in Ankara tarnen als „Kanz-lei der französischen Botschaft“.Eine offizielle katholische Kircheerlaubt die Türkei nicht. PfarrerKörner darf auch nicht als katholi-scher Priester wirken. Dafür be-kommt er vom türkischen Staatweder Aufenthalts- noch Arbeits-erlaubnis. Er gilt als Angestellterder deutschen Botschaft.

Es ist erst einige Monate her, daßein Gemeindemitglied, ein ehema-liger Muslim, drei Tage lang vonder Polizei wegen „unerlaubterMissionierung“ verhört und mitElektroschocks gefoltert wurde.Pfarrer Körner veranlaßte die

Überweisung des Gefolterten insKrankenhaus. Nach kurzer Zeit er-schien jedoch die Polizei. Aus demUntersuchungsraum hörte PfarrerKörner laute Hilferufe. Seitdem istsein Gemeindemitglied ver-schwunden. Sein Besitz wurde ver-wüstet. „Dieser Vorfall hat meinTürkeibild stark verändert“, be-richtet Pfarrer Körner dem „Rhei-nischen Merkur“.

Wenn die Kirchen den Unter-schied zwischen Islam und Chri-stentum aufzeigen würden, kämeso manchem die Einsicht, wie not-wendig es ist, hinter der Kirche zustehen. Toleranz predigt der Islamimmer nur dort, wo er noch in derMinderheit ist. In den islamischenLändern zeigt sich überall der Is-lam als extrem intolerant und bru-tal gegenüber Christen und Chri-stentum. Im Koran 48, Sure l7steht: „Ihr sollt das Volk bekämp-fen, oder es bekenne sich zum Is-lam.“ Im Koran 8, Sure 40 steht:

„Bekämpft sie, bis alle Versuchungaufhört und die Religion Allahs all-gemein verbreitet ist.“ Im Koran 33,Sure 28 steht: „Allah hat euch zuErben gesetzt, über die Ungläubi-gen, über ihre Acker und Häuser,über all ihre Güter und alle Lande,in denen ihr Fuß fassen werdet.“

1970 gab es in Deutschland dreiMoscheen. Heute gibt es bereitsschon mehr als 2500 Moscheen inDeutschland. „Kämpft mit der Waf-fe gegen die Ungläubigen … bis derIslam überall verbreitet ist!“ (Koran8,40). „Der Kampf mit der Waffe isteuch vorgeschrieben“ (2,217). „Ihrsollt die Mächtigen sein!“ (4,736).

Es ist erstaunlich, auch bedauer-lich, daß sich auch die Kirchen be-züglich des Islams auf gefährlicheWege einlassen. Unsere moslemi-schen Mitbürger werden sichweiterhin harmlos darstellen, umauch in Zukunft als Wolf imSchafspelz auftreten zu können.

Paul Gillner, Wennigsen

Moslems sind Wolf im Schafspelz

Betr.: Leserbrief „DDR war abso-lut kein GULag“ (Nr. 12)

In dem Leserbrief wird der Abrißdes Palastes der Republik beklagt,denn dieses Haus gehöre ebensozur Geschichte Deutschlands wiedas Berliner Schloß. Wenn aberder Palast der Republik – weil ein„Palast des Bösen“ – nicht erhalten

werden dürfe, könne auch nichtdas Berliner Schloß wieder aufge-baut werden, das man ebenfalls als„Palast des Bösen“ bezeichnenkönne: Die Hausherren des Berli-ner Schlosses, die Könige und Kai-ser des Hauses Hohenzollern, hät-ten durch die von ihnen zu verant-wortenden Kriege viel Elend überdie Völker Europas gebracht.

Ein ähnliches Argument erdach-ten sich auch die Siegermächte desZweiten Weltkrieges. Sie hielten esfür unerläßlich, Preußen aufzulö-sen, um den „preußischen Milita-rismus“ zu beseitigen. Doch Preu-ßen (einschließlich Deutschland)war weniger „kriegerisch“ als seineNachbarn. Arno Griesbach,

Preußisch Oldendorf

LE B E N S ST I L E12 Nr. 17 – 29. April 2006

In Hamburg, wo nach der Auf-fassung des Romanautors Uwe

Timm die Currywurst wirklich er-funden wurde, ist derzeit dasTheaterstück „Die Entdeckungder Currywurst“ nach dem gleich-namigen Roman von Timm imErnst-Deutsch-Theater an derMundsburg zu sehen. Es erzähltdie Geschichte von Lena Brücker,gespielt von Saskia Fischer, derTochter von Nicole Heesters, undihrer Liebe zu dem 20 Jahre jün-geren Marinesoldaten Hermann

Bremer (Torben Krämer). Lenaversteckt den jungen Mann in denletzten Kriegstagen, verschweigtihm sogar das Ende des Krieges,um ihn nicht zu verlieren. Irgend-wann jedoch muß sie ihm dieWahrheit sagen, und Bremer ver-läßt sie.

In den nachfolgenden Wochenmuß sich die Frau mit Tauschge-schäften über Wasser halten undgelangt dabei an ein gelbes Pulveraus Indien. Durch einen Unfallmischt sich dieses Pulver (es ist

natürlich Curry) mit Tomatenso-ße. Eine Mixtur ist entstanden,die heute noch viele Menschenbegeistert.

Auch die Zuschauer der Ham-burger Premiere dieser Inszenie-rung von Johannes Kraetzlerkonnten Currywurst genießen,allerdings in der Kreation vonFernsehkoch Tim Mälzer, der Co-lasirup für die Soße verwendensoll. Die turbulent inszenierte Ko-mödie ist noch bis zum 13. Mai inHamburg zu sehen. man

Dem jungen Hendrik Drauskat will das Grinsennicht vergehen, während

er den letzten Zipfel verdrückt. Erhat bei seiner Wette recht behal-ten. Der wohl beliebteste Schnell-imbiß aus deutschen Landen, dieCurrywurst, ist ostpreußischerHerkunft. „Made of East Prussi-an“, wie Hendrik sich aus-drückt. Nicht „in“, aberimmerhin „of“.

Seinen Berliner Schul-kameraden, die ihn wegenseines eigenwilligen De-tailwissens über diesesOstpreußen, das es docheigentlich gar nicht mehrgibt, ausgelacht haben, ih-nen ist zumindest vor-übergehend die Lust ander Wurst vergangen. Et-was unwillig stochern siein ihren Papptellern he-rum. Wer kommt auchschon darauf, daß die inBerlin erstmals verkaufteWurstspezialität, ostpreu-ßische Wurzeln hat.

In der Tat. Jene Herta Heuwer,die in Berlin, genauer an derCharlottenburger Kreuzung Kant-straße (wie könnte sie anders hei-ßen) und Kaiser-Friedrich-Straße1949 einen rollenden Schnellim-biß aufmachte, war Flüchtling ausOstpreußen.

Die 1913 als Herta CharlottePöppel geborene Königsbergerinerwies sich als geschäftstüchtig.Mit einem alten Imbißwagen be-gann der Aufbau ihrer neuen Exi-stenz. Da die Besatzungstruppendas Bild des Berliner Lebens be-stimmten und der „american wayof life“ eine verständliche Ab-wechslung von den Nachkriegs-sorgen bildete aber auch ein zwei-felhaftes Vorbild in jener Zeit war,richtete Herta Heuwer ihre Ge-schäftsstrategie hiernach aus undbeschloß, amerikanisches Essenzu kredenzen. Steaks mit Ketchup

sollte es eigentlich sein, so wie die„Amis“ es lieben. Da aber imNachkriegsberlin Steaks kaum be-schafft werden konnten und auchdie potentielle deutsche Kund-schaft sich solcherlei kaum lei-sten konnte, servierte sie haltDampfwurst in selbstgewürzterTomatentunke. Das Currygewürzwar neben Chilipulver das I-Tüp-felchen der roten Soße, die fortanChillup-Sauce hieß.

Es geschah wie so oft in derWeltgeschichte der Armeleutees-sen. Die Wurst, besser die Soßeder Ostpreußin, rief auf zu einerkulinarischen Revolution undmarschierte auf Eroberungszugdurch das zerstörte Land. DerWurststand, den Herta Heuwerliebevoll „Erste Wurstbraterei derWelt“ nannte, wurde schnell be-kannt. Der Stand wuchs zur Im-bißhalle mit 19 Verkäuferinnen.1959 ließ sich die Ostpreußin ihreSoße patentieren. Heuwer, die1999 verstarb, wurde ein echtesOriginal im Berliner Stadtbild.

Heute verschmähen weder Bau-arbeiter oder Börsenmakler nochsozialdemokratische Ex-Bundes-kanzler das urdeutsche Gericht,das inzwischen den Trieben derEvolution folgend je nach Regionin verschiedenen Varianten hoch-geschätzt wird. So wird etwa inHamburg die Wurst gepudert,

während der Berliner die Wurstam liebsten übergossen mag. Fürden einen muß es vom Schwein,für die andern vom Kalb sein. Die-se Wurst wird durch den Häckslergeschoben, jene wird traditionellhandzerteilt. Spielarten der Zube-reitung für die jährlich 800 Millio-nen in Deutschland verzehrtenCurrywürste sind in jede Richtungdenkbar. Selbst auf Galaveranstal-tungen und bei Fernsehköchen

geht es oftmals um dieWurst.

Kurz, die Currywurstgenießt bei den Deut-schen heute unschlagba-ren Kultstatus. Selbst dergleichfalls in Berlin ent-standene Döner und deraus Übersee importierteHamburger, erfreuensich, auch wenn sieernsthaft als Konkurrenzeinzustufen sind, nichtdieser unübertroffenenBeliebtheit unserer Cur-rywurst. Welche Speisekann schon von sich be-haupten, Thema eines ei-genen Museums zu sein.

Berlin jedenfalls wird der Curry-wurst mit der Eröffnung einesCurrywurstmuseums (www.cur-rywurstmuseum.com) im Herbstdes Jahres den Ritterschlag ertei-len.

In dem Museum, für das nochein geeigneter Standort gesuchtwird, sollen auf 1500 Quadratme-tern Herkunft, Produktion undBedeutung des deutschen Leibge-richts präsentiert werden.

Hendriks Freunde machen sichjedenfalls so schnell nicht mehrüber ihn und „sein Ostpreußen“lustig. Und auch beim Wetten wer-den sie künftig vorsichtiger sein,wenn es um die Wurst geht. HertaHeuwer und der ostpreußischenKreativität sei Dank.

An der Ecke Kantstraße zur Kai-ser-Friedrich-Straße hängt heuteübrigens eine Gedenktafel für dieKönigsbergerin und ihre Curry-wurst.

Schwarzmarktgeschäfte: Lena muß sich mit Tauschhandel über Wasser halten.

Ritterschlag erteiltDie Schöpfung einer Ostpreußin bekommt ein eigenes Museum

Turbulent»Die Erfindung der Currywurst« jetzt als Theaterstück

.Foto: Oliver Fantitsch

Von BERNHARD KNAPSTEIN

Bereits von 60 bis 80 Prozentaller Fleischbetriebe wirdheute schon Jodsalz ver-

wendet, dagegen läßt das gesund-heitsbewußte Verhalten der Le-bensmittelindustrie noch viel zuwünschen übrig. Darauf machteProfessor Peter C. Scriba vom Kli-nikum der Universität Münchenund Sprecher des ArbeitskreisesJodmangel kürzlich im MünchnerPresseclub aufmerksam. Schließ-lich braucht der Mensch Jod, dasvon der Schilddrüse zum Aufbauvon Schilddrüsenhormonen benö-tigt wird, auch schon vor seinerGeburt. Diese Erkenntnis ist wich-tig, bevor ein Kropf – auch Strumagenannt – sichtbar wird und Stoff-wechselstörungen auftreten. Solchein Kropf ist nicht nur ein kosme-tisches Problem. Je länger kein Jodaufgenommen wird, um so größerwerden dann Atem- und Schluck-beschwerden.

Schon heute müssen sich proJahr etwa 60000 Bundesbürger ei-ner Radio-Jod-Therapie unterzie-hen. Noch mehr: Etwa 100 000müssen jährlich an der Schilddrü-se operiert werden. Erste Anzei-chen dieser schleichenden Krank-heit: Man fühlt sich matt und mü-de. Das kann zu Depressionen, Ob-stipation (Verstopfung), Gewichts-zunahme und verlangsamten Re-flexen führen. Besonders groß sinddie Gefahren des Jodmangels fürKinder. Es können Wachstumsstö-

rungen bis hin zu geistigen Behin-derungen auftreten, auf jeden Fallsind Konzentrationsschwäche undeine generelle Leistungsminde-rung zu beobachten.

Deutschland ist ein ausgeprägtesJodmangelgebiet. Bisher deckendie erwachsenen Bundesbürgernicht einmal die Hälfte ihres täg-lichen Jodbedarfs.

Der Grund dafür liegt im Boden,der zu wenig Jod enthält. Nach derletzten Eiszeit ist das Jod mit demSchmelzwasser der Gletscher in

die Meere gespült worden. Sowohldas Trinkwasser wie auch diePflanzen sind ausgesprochen jod-arm. Da Tiere Pflanzen fressen,wirkt sich das naturgemäß bei ih-rem Fleisch aus.

Angesichts möglicher Gesund-heitsschäden ist der Metzger her-ausgefordert. Er kann gegensteu-ern und der Gesellschaft durchumsichtiges Verhalten hohe Ko-sten ersparen.

Zu achten ist allerdings darauf,daß Menschen mit Über- oderUnterfunktion der Schilddrüsesich auch bei loser, das heißt un-verpackter Ware, durch die Anga-be der Zutaten verläßlich informie-ren können. Mehr entsprechendeKennzeichnung ist also nötig.

Die geschätzte Jodmenge, dieüber die tägliche Nahrung ein-schließlich jodiertem Speisesalzderzeit aufgenommen wird, be-trägt durchschnittlich 120 Mikro-gramm pro Tag. Im Vergleich zuden Zufuhrempfehlungen derDeutschen Gesellschaft für Ernäh-rung und den Fachgesellschaftenin Österreich und der Schweiz (D-A-CH) und dem Bundesinstitut fürRisikoforschung vom Februar 2006von 180 bis 200 Mikrogramm proTag besteht also noch eine Versor-gungslücke von etwa 60 bis 80Mikrogramm pro Tag. Schwangerebrauchen bis zu 230 und Stillendebis zu 260 Mikrogramm pro Tag.

Außer mit jodiertem Pökelsalzhergestellten Wurst- und Fleisch-waren enthalten Fisch (besondersSchellfisch, Seelachs, Kabeljau undRotbarsch), Milch und Eier natürli-ches Jod. Allerdings hängt bei denMilchprodukten und Eiern der je-weilige Jodgehalt von der Jahres-zeit und der Art der Tierfütterung(jodangereichertes Kraftfutter) ab.Unsere höchste Institution in Sa-chen Gesundheit – die Weltge-sundheitsorganisation in Genf –legt allen die konsequente, dauer-hafte und universelle Jodsalzver-wendung ans Herz. Konkret: Mehrals 90 Prozent aller Privathaushal-te sollen Jodsalz verwenden. 95Prozent der gesamten Lebens-mittelherstellung und des Speise-angebotes sollten mindestens 15Milligramm pro Kilo (15 Mikro-gramm/pro Gramm Salz) Jod ent-halten.

Von MINE MATERN

Hält böse Geister fernSchon die alten Sumerer kannten den Knoblauch

Das gestehe ich: Bis ich ei-ne Verehrerin des auf derganzen Welt geschätzten,

von den meisten Genießern lu-kullischer Köstlichkeiten enthusi-astisch gepriesenen Knoblauchswerde, muß noch geraume Zeitvergehen. Denn in der Lünebur-ger Heide, Heimat meiner bäuer-lichen Vorfahren, ernährte mansich vorwiegend von dem, wasauf heimatlicher Erde wuchs. Da-zu gehörten Zwiebeln und Scha-lotten, nicht aber ihre anspruchs-vollere, nährstoffreichen Bodenund viel Wärme liebende Knob-lauch-Schwester. Und Sie kennendas sich über viele Jahrhundertein deutschen Landen erhalteneSprichwort: „Was der Bauer nichtkennt, das mag er nicht!“

Inzwischen wird aber behaup-tet, daß jeder dritte Deutsche re-gelmäßig Knoblauch ißt. Wir sindja ein sehr reisefreudiges Volk ge-worden und lernfähig seit alters-her. Und auch ich habe nichtmehr absolut etwas gegen dieseszwiebelige Gewürz, das aus dersüdländischen Küche nicht weg-zudenken ist. Aber es soll für mei-nen Geschmack nicht dominantsein und sich auch gut mit Peter-silie vertragen, die ihm den „ver-fluchten“ Geruch nimmt, derdurch den Atem und alle Porender Haut den Knoblauchverzehrverrät.

Jetzt wird Knoblauch, das Li-liengewächs, auch in meinemGarten gepflanzt, weil die Feld-mäuse seine Umgebung meiden.Hin und wieder zerquetsche auchich eine Knoblauchzehe, um demSalat den rechten „Pfiff“ zu geben.

Wissenschaftler streiten sich,wo die Heimat dieser Zwiebel sei,deren durchdringender Geruchsich erst entfaltet, wenn sich ihrGrundstoff (neben den ätheri-schen Ölen) Alliin, eine Schwefel-verbindung, die den Knoblauchso aromatisch und heilkräftigmacht, beim Zerdrücken der Zehe

in das intensiv riechende Allicinverwandelt.

Da man durch Ausgrabungenvom Reich der Sumerer erfuhr,Zeugnisse ihrer bewundernswer-ten Kultur fand und ihre Keil-schrift zu entziffern lernte, weißman, daß im Zweistromland desEuphrat und Tigris bereits 5 000Jahre vor der Zeitenwende derKnoblauch ein wichtiges Nah-rungsmittel war. Sklaven der Su-merer, die die berühmten Tempelbauen mußten, aßen Knoblauchin großen Mengen. Auch im Tem-pel des ägyptischen HerrschersTutenchamun wurde Knoblauchgefunden. Sollte diese verehrteZwiebel böse Geister fernhalten?

Mystische Legenden umgebendas Heil- und Gewürzkraut, er-zählen von seiner die Mannes-kraft stärkenden Wirkung. Nacheiner alten islamischen Legendeentsprang Knoblauch dem linkenund die Zwiebel dem rechtenFußabdruck des Teufels, als diesernach der Vertreibung aus dem Pa-radies die Erde betrat. Odysseusbediente sich des Knoblauchs, umdie Zauberin Circe zu „bezirzen“.Er zeugte mit ihr den Sohn Tele-gonos. Die Bibel berichtet vom Knoblauch, der ein wesentlichesZubrot der in ägyptischer Knecht-schaft arbeitenden Juden war, unddie ihre Haut mit Knoblauchölpflegten. Als das befreite Volk aufdem Zug durch die Wüste großenHunger litt, jammerte es sehr undsehnte sich nach Brot und Knob-lauchöl (4. Moses 11,5). Der Zau-berbann, der noch im Mittelalterdie geheimnisvollen Zwiebelnumgab, daß man sie zum Schutzgegen böse Geister an die Wiegender Säuglinge, als Talisman gegenVampire und Verzauberung, ausAngst vor Taubheit, Lepra undPest an Fenster und Türen hängte,ist mittlerweile gewichen.

Zum Trocknen werden die zuZöpfen geflochtenen begehrtenZwiebeln in ihren herkömm-lichen Anbaugebieten an warmeScheunen- und Hauswände ge-hängt, ehe man sie dann kühl und

dunkel lagert. Denn hier weißman auch sehr, sehr lange schonum die Heilkräfte dieser Gottesga-be.

Was in der Volksheilkundeüberlieferte Erfahrung ist, hat diemoderne Wissenschaft der Phar-makologie und Medizin bestätigt.Die Abwehrkräfte des mensch-lichen Körpers werden durch denSelengehalt des Knoblauchs ge-steigert, denn Selen soll eine Rei-he von Schadstoffen (Quecksilber,Cadmium) in unserem Körperentgiften können. Seine antibak-terielle, antimykotische, lipidsen-kende Wirkung ist ausreichendbelegt und damit der Knoblauch(wissenschaftlicher Name: Alliumsativum) als Heilkraut zur Unter-stützung diätetischer Maßnah-men bei Erhöhung der Blutfett-werte und zur Vorbeugung alters-bedingter Gefäßveränderungenanerkannt.

Die Volksmedizin wird empfoh-len bei Schnupfen, Husten,Keuchhusten, Bronchitis, Erkran-kungen des Magen- und Darm-traktes, Blähungen und beikrampfartigen Schmerzen, kli-makterischen Beschwerden sowieSchwächezuständen; Knoblauch-öl findet äußerlich Anwendungbei Hühneraugen, Warzen,Schwielen, Muskelschmerzen,Neuralgien, Arthritis und Ischias.

Man kann Knoblauchzehen im-mer noch nach altem überliefer-ten Rezept in Honig konservierenund davon ein- bis zweimal täg-lich eine Zehe verzehren, wennman lange gesund bleiben und altwerden will. Nebenwirkungensind durch den Knoblauchgenußnicht zu befürchten, nur übermä-ßiger Verzehr kann durch dieWirkstoffe der Droge zu Magen-beschwerden und Ekzemen füh-ren. Die zerkleinerte Droge undderen pharmakologische Zuberei-tung werden zum Einnehmen undzur äußeren Behandlung empfoh-len. Weit verbreitet sind auchKnoblauchöl in Form eines Ölma-zerats oder das Resultat der Was-serdestillation.

Von ANNE BAHRS

Durch umsichtigesVerhalten

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Delikat: Die Currywurst ist für viele ein Gau-menschmaus. Foto: Breloh

GesundheitsbewußtFast 80 Prozent aller Fleischer verwenden heute schon Jodsalz

Nr. 17 – 29. April 2006 13Das Ostpreußenblatt

Die meisten der drei Millio-nen Kunden und 6 300Angestellten in 300 Filia-

len der Citibank in Deutschlandwissen nicht, daß das in diesen Ta-gen 80 Jahre jung gewordeneBankunternehmen seine Wurzelnunter anderem in Königsberg hat.Mehr als das – stammt doch nichtnur die Bank aus Königsberg, son-dern die Idee zur Gründung vonKundenkredit-Gesellschaftenüberhaupt.

Die Keimzelle dieses Teilzah-lungskreditgeschäftes war die amKönigsberger Fritz-Tschierse-Platzansässige Kundenkredit GmbH.Der Gedanke an eine solche Insti-tution wurde im Frühjahr 1926von Königsberger Einzelhändlerndem Prokuristen und promovier-ten Juristen Walter Kaminsky an-getragen.

Dieser 1899 in Königsberg alsSohn einer alteingessenen Kauf-mannsfamilie geborene Kaminskywar ein Visionär. Mit bereits jun-gen 21 Jahren hatte er in Jena seinJurastudium mit Promotion abge-schlossen. Nach einem kurzen En-gagement im von polnischen In-surgenten umkämpften Ober-

schlesien trat er 1922 als Prokuristin den väterlichen Einzelhandels-betrieb in Königsberg ein, wo erbis 1927 tätig war. In dieser Zeitwurde er Mitbegründer und stell-vertretender Vorsitzender des Ein-zelhandelsverbandes sowie Vor-stand der Industrie- und Handels-kammer.

Der Jurist Kaminsky griff dieIdee von einem Institut zur bank-mäßigen Förderung der Konsu-menten auf und setzte sie mit derGründung der KundenkreditGmbH um. Ein völlig neuer Bank-typus war geboren. Nicht die

Händler, sondern der Endverbrau-cher sollte unterstützt werden. EinPrinzip, dem sich der Nachfolgerdieses Kreditinstitutes, die Citi-bank, zumindest nominell alsweltgrößte Privatkundenbanknoch heute verbunden fühlt.

Kaminskys Bank wurde von ur-sprünglich 20 Einzelhändlern ge-gründet und getragen. Er selbstavancierte zum Vorsitzenden des

Aufsichtsrates. Verschiedene Kon-trollmechanismen wie die Gewäh-rung von Krediten nur für wertbe-ständige Konsumgüter (wie zumBeispiel Winterkleidung undHausrat), die Begrenzung der Kre-dithöhe, die Einführung des „Wa-renkreditbriefs“ (ähnlich dem Tra-veller-Scheck) und die Gewäh-rung nur für Geschäfte bei den dieBank tragenden Unternehmen re-duzierten die Risiken für Bank,Einzelhändler und Konsumentenauf ein absolutes Minimum.

Zwar ist der Teilzahlungskreditbereits 1849 durch den Hambur-ger Textilien- und später auch Mö-belhändler Alex Friedländer ein-geführt worden. Dennoch war Ka-minskys Kundenkredit GmbH dieerste klassische TeilzahlungsbankDeutschlands.

Das schlichte Erfolgsrezept wärebeinahe nicht umgesetzt worden,da die Gründung der „Kundenkre-dit“ bei den Direktoren der Kö-nigsberger Banken, denen die Fi-nanzierung des Modells angetra-gen worden war, nur Kopfschüt-teln hervorrief und einer Kamins-ky riet, „das Geld in den nahenPregel zu werfen, um sich wenig-stens die Mühe der Kreditgewäh-rung zu ersparen, da der Verlustdes Geldes doch sicher sei“. So je-

denfalls zitiert der Chronist derKundenkreditbank, Walter Zim-mermann, die bekannten Reaktio-nen. Der kürzeste überlieferteKommentar eines erhofften Finan-ziers lautete noch deutlicher:„Komplett verrückt!“

Die Pioniere um Walter Kamins-ky und der bahnbrechende Erfolgder Kundenkredit GmbH belehr-ten die Bankenzunft eines besse-ren. Der „kleine Mann“ in Königs-berg lieferte den Beweis für seineVertrauenswürdigkeit, nachdemman ihm schon einmal die Gele-genheit zum kreditwürdigen Ver-halten bot. Hatte die Bank trotzder wirtschaftlich schwierigenZeit mit einem Verlust von gerin-gen 2 Prozent gerechnet, so reali-sierte sich dieser Verlust mit ledig-lich unter 1 Prozent. Dazu hatte si-cherlich die Begrenzung der Kre-dithöhe auf ein absolutes Maxi-mum von 2000 Reichsmark beige-tragen.

Das Beispiel machte Schule.Handelskammern und Kaufleuteaus dem gesamten Reich zeigtenbald Interesse an dem Königsber-ger Konzept. Noch im gleichenJahr wurden Kundenkreditanstal-ten in Hamburg und Spandaunach dem Königsberger Modellgegründet. Nicht anders als heute

entstanden aber auch rasch Insti-tute, die lediglich auf das schnelleGeld aus waren, aber auf die Kre-dit-Sicherungen des Königsberger

Modells verzichteten. So schnellwie sie entstanden, gingen sieauch wieder in die Liquidierung.Ausschließlich die genossen-schaftlich organisierten Institutein Hamburg und Spandau konn-ten neben der Königsberger Ur-zelle die Weltwirtschaftskrise gutüberstehen.

Erst 1934 wurde ein Gesetz zurRegelung des Kreditwesens erlas-sen, um den Wildwuchs des priva-ten Kreditwesens in den Griff zubekommen. Bis dahin unterlagenlediglich die öffentlich-rechtlichenBankinstitute der staatlichen Auf-sicht.

Kaminsky gründete 1935 nochjeweils eine Kundenkreditbank inDüsseldorf und Dortmund. Selbstlegte er seinen Vorsitz im Auf-sichtsrat der Königsberger Kun-denkredit GmbH Ende 1936 nie-

der, da er wegen seiner Bemühun-gen um angemessene Abfindun-gen für ausgeschlossene jüdischeGesellschafter als „Landesverrä-ter“ bezeichnet wurde.

Die Königsberger KundenkreditGmbH ging mit der Stadt 1945 un-ter. Kaminsky selbst war seit 1938bereits verstärkt im Rheinlandeingebunden. Die beiden Kunden-kreditbanken in Düsseldorf undDortmund konnten während desKrieges und in den darauffolgen-den Jahren trotz aller Widrigkei-ten dieser Zeit den Geschäftsbe-trieb fortsetzen und nach derWährungsreform im schnellenTempo ausgebaut werden. Die bei-den Institute fusionierten 1951unter Kaminsky zur Kundenkre-ditbank KG a.A., die 1973 von derFirst National Bank of New Yorkübernommen wurde, welche in-zwischen über eine Aktienmehr-heit verfügte. Die Wurzeln dieseramerikanischen Bank liegengleichfalls im Jahr 1926.

Seit 1991 firmiert das Unterneh-men, dessen Wurzeln auch in Kö-nigsberg liegen, als „Citibank“. Sieist heute die weltweit größte Pri-vatkundenbank und hatte 2004 ei-nen Rekord-Vorsteuergewinn inHöhe von 697 Millionen Euronach Risikovorsorge.

US-Erfolg (auch) made in OstpreußenWurzeln der Citibank reichen bis nach Königsberg – 1926 gründete Walter Kaminsky dort die Kundenkreditbank GmbH

Ein völlig neuer Banktypus war

geboren

Kredit-Sicherung desKönigsberger Modells

wurde abgelehnt

Von BERNHARD KNAPSTEIN

Wir halten vor dem Orts-eingangsschild, dasgleich nach Klein Geor-

genburg und noch vor der Kreu-zung der A 197 steht. Auf demSchild, das zweibeinig und hoch-beinig aus grünbuntem Unter-wuchs ragt, lese ich schwarz aufweiß „Tschernjachowsk“. Links ragthinter dichten, hohen Bäumen dermarkante Stufengiebel der ehema-ligen Festung Georgenburg hervor.Sechs Giebelpfeiler recken sich indie Höhe, zeigen dem Reisendenschon von weitem, hier ist Geor-genburg. Mein erstes InsterburgerFoto entsteht. Bevor wir weiterfah-ren, zeige ich Denis, unserem Taxi-fahrer, auf der Stadtkarte von 1939den Weg zum Hotel „Zum Bären“.

Mit der Angerappbrücke nimmtDenis das Tempo zurück. Da ist dieSchloßruine und hier, trotz Lenin,der leere Alte Markt. Im Hinter-grund sieht man die gotische Mau-er. Jetzt bist du auf der Hinden-burgstraße. Eine der Straßen nachrechts muß die Deutsche Straßesein. Ja, nach rechts in die Luden-dorffstraße. Da ist schon die Tun-nelstraße und da links das Hotel. Inwenigen Minuten einer Autofahrtschon so vieles gesehen. Das wirdein Tag!

Ich steige aus. Ich stehe in Inster-burg, geht es mir durch den Kopf.Nach 60 Jahren stehe ich wieder inInsterburg! Ich klingele. Ein Holz-tor wird geöffnet. Ich sage meinenSpruch auf, im Auto noch kurzvorher geübt und sich gefühlt wieein Konfirmand. Ich, ich, ich ... DerWachmann weiß Bescheid, ich darfpassieren. Eine hübsche junge Fraukommt mir entgegen. Angela Iva-niy ist es, Begrüßung und: „Will-kommen in Insterburg!“ So ganzeinfach sagt sie zu mir: „Willkom-men in Insterburg!“ Was hatte ichmir da nur für sorgenvolle Gedan-ken gemacht. Und jetzt! Willkom-men in Insterburg. Wir gehen rausauf die Straße. Begrüßung mit Ka-rin und Denis ...

Wir sitzen in einem kleinenKlubraum des Hotels. Angela ser-viert Kaffee. Wir lernen uns ken-nen. Glücklich und zufrieden stel-le ich fest, daß wir uns von Anbe-ginn gut verstehen. Angela möch-te uns ihre Stadt zeigen, hat vieleKopien alter Ansichtskarten mei-ner Stadt auf dem Tisch ausge-breitet. So wird ihre Stadt zu mei-

ner Stadt und meine Stadt zu derihrigen.

Na, dann los! Die Ansichtskartennimmt Angela mit. Da werden wiran den entsprechenden PunktenTschernjachowsks stehenbleiben,ihre Stadt der Gegenwart verglei-chen mit meiner Stadt der Vergan-genheit.

Von der Tunnelstraße gehen wirin die Gartenstraße, und schonnach wenigen Schritten öffnet sichder Blick in die Deutsche Straße.Da merke ich, wastiefes Erleben ist.Der Hals wird mireng. Ich will sa-gen, daß wir erstbis zur Hinden-burgstraße vorge-hen wollen unddann wieder zu-rück, aber dieStimme versagtmir, und einigeTränen der Rüh-rung sind auchdabei. Man be-merkt meine Er-regung, läßt michallein auf dem al-ten Kopfsteinpfla-ster gehen, vorbeiam Haus Num-mer 11, das ichberühre. Das alsowar dein Zuhau-se, die Heimstattder Eltern. Daswar das Glück,das durch den Krieg verlorenging.Ich bleibe stehen, stelle mir vor,von hier aus an der Hand der Mut-ter in die Welt marschiert zu sein.

Jetzt muß gearbeitet werden: Su-chen und finden, vergleichen undentscheiden, verarbeiten und erle-ben, dann fotografieren.

Wieder stehe ich vor dem HausNummer 11. Das war unser Haus.Deutlich erkenne ich die diagonaleVermauerung der Wunden desKrieges. Der ehemalige großzügiggestaltete Eingang ist zugemauert.Neue Menschen, neue Türen. Ge-blieben sind auf der Straße zweiStufen, ein wenig ausgetreten, diekeine Stufen mehr sind. Ich stellemich auf diese Stufen, bin für Se-

kunden in der Vergangenheit.Dann gehe ich einige Schritte zu-rück und schaue nach oben. ZweiFenster, so zähle ich durch, könn-ten noch Fenster unserer Wohnungsein. Eine Katze zeigt sich hinterden Scheiben. Ich fotografiere dasGebäude von allen Straßenseiten,gehe dann ein Stück zurück inRichtung Albrechtstraße – EckeDeutsche Straße. Das bekannteEckhaus habe ich jetzt in seinerganzen Breite im Bild, bekannt,

weil die Insterburger, besondersdie Damen, das Café Dünckel sehrgern besuchten.

Wir gehen um unser ehemaligesWohnhaus herum auf den Hof. Daist das rote Mauerwerk mit seinenFenstern ehrwürdig alt und ohneNachkriegsreparaturen. Die Räumein der zweiten Etage sind unserZuhause gewesen. Ich fotografiere,bin unkonzentriert, denn meineGedanken eilen voraus. Werdenwir unsere Wohnung betreten?Dann steigen wir zu dritt durch dasTreppenhaus in die zweite Etage.Das Treppenhaus zeigt offen undehrlich sein unrenoviertes Alter,das das meine überschritten hat.Freut es sich auf meinen Besuch?

Die Räume zur Straße hin sind ei-ne Wohnung, so lese ich ein Na-mensschild, die Räume zum Hofeine zweite. Hier klingelt Angela.Mir klopft das Herz bis zum Hals.Kurzes, banges, langes Warten,dann öffnet sich die Tür. Eine Frauin einem Sommerkleid und umge-bundener Schürze, nur wenig jün-ger als ich, steht vor uns, ist mehrerstaunt als erregt über die Frem-den. Angela dolmetscht unsereWünsche und Hoffnungen. So viel

muß sie da gar nicht sagen, demErstauntsein folgen ein bestätigen-des Nicken und ein einladendesLächeln. Ein Stein fällt mir vomHerzen, ein Traum wird zur Wirk-lichkeit. Ich stehe in unserer ehe-maligen Küche. Später sind wir inder Wohnstube, haben Platz ge-nommen und erzählen. Plachan-dern und schabbern, geht mirdurch den Sinn. Das ist schon einWunder, da hast du vor wenigenMinuten einen Menschen kennen-gelernt, der dir nach kurzer Zeitgar nicht mehr so neu und fremdist, der interessiert deine Informa-tionen von früher aufnimmt undder dir erzählt, wie es ihm ergan-gen ist. Und noch ein Wunder. Frau

Nadja ist Lehrerin für Mathematikund unterrichtet in der Schule, dieauf dem Gelände der ehemaligenGaststätte des Großvaters in derGöringstraße errichtet worden ist.

Die Wohnung ist gemütlich ein-gerichtet. Da ist eine Schreibtisch-platte, darüber ein Bücherregal, aufeinem Brett familiäre Erinnerun-gen. Gemeinsam schauen wir unsmeine Fotos an. Das Historischezum Haus und zur Deutschen Stra-ße ist neu für sie, selbstverständ-

lich, denn sie kamnach dem Kriegaus Usbekistanund wohnt erstseit sechs Jahrenin diesen Räumen.

Vom kleinstenunserer Familien-bilder hatte ich ei-ne Kopie angefer-tigt. Jetzt möchteich sie ihr überrei-chen, bin mir abernicht sicher, obman es einfach somachen kann unddarf. Vorsichtignehme ich Anlauf,aber Frau Nadjakennt sich mit Ge-fühlen aus, nimmtmir den halbenWeg ab und mehrnoch. Mein kleinesLieblingsbild un-serer ostpreußi-schen Familie

bleibt nicht nur in der Wohnung,nein, es kommt zu den russischenFamilienstücken auf das Bücher-brett. Da steht es nun im schlichtenSchwarz-Weiß der Vergangenheit,umgeben vom Bunten der neuenZeit. Das halte ich im Foto fest.Nadja schreibt mir ihre Anschriftmit dem Namen ihrer Tochter auf,denn sie wohnt mit Lilija und demEnkelsohn Pawel in dieser Woh-nung. Die Verabschiedung ist herz-lich. Wir wollen uns schreiben. Ichüberreiche mein Gastgeschenk,früher gab es auch Gastgeschenkebei Reisen in die SU. Ich bin ihrdankbar. Träume werden wahr.

Das Volksbankgebäude bliebvom Krieg verschont. Ich stehe da-

vor und lese über dem Eingang:Apotheke. Beim Weitergehen, fastunbemerkt geblieben, entdecke ich völlig überraschend die dreiSockelsteine des einstigen Denk-mals für Schulze-Delitzsch. RoterGranit. Ich gehe in die Hocke. Tat-sächlich, deutsche Schrift gibt eszu lesen, man muß nur genau hin-sehen. Auf dem linken Stein findeich den Ausspruch, der mir bereitsbekannt ist. Rechts entziffere ich:„Was du nicht allein vermagst, dazuverbinde dich mit Anderen, die dasGleiche wollen.“ Der mittlereSockelstein trägt die Inschrift:„Vom Vorschuß-Verein zu Inster-burg errichtet am 11. Juni 1911.“Das Haus gegenüber, die Wilhelm-straße 3, blieb nicht verschont,wurde durch einen wuchtigenNeubau ersetzt. Das Postamt in derWilhelmstraße 35 hat sein Äußeresaus Vorkriegszeiten erhalten, pos-talisch gibt es in seinem Innerennichts mehr zu erledigen. Späterwird uns Angela in ein Postamtführen, denn wir werden Briefmar-ken für unsere Ansichtskarten be-nötigen. Das wird die ehemaligeFrieda-Jung-Mittelschule sein.

Dann gehen wir zum Bahnhof.Im Wartesaal gibt es mehr als eineÜberraschung. Nicht das Porträtfo-to und die Biographie Tschernja-chowskis, nicht eine Tafel zumFrontverlauf um Insterburg sind es,die die Überraschung ausmachen,sondern eine Zeittafel zur Ge-schichte der Stadt, beginnend mitdem Jahr 1274 und acht gemalteGroßbilder zum alten Insterburgan den Wänden des Raumes. Hierim Bahnhofsgebäude, wo man Ab-schied nimmt und auch wieder an-kommen kann, Erinnerungen andie deutsche Stadt Insterburg. Dasstimmt optimistisch, daß das histo-rische und politische Bewußtseinreift, nicht erst 1945 hat hier dieGeschichte begonnen.

Durch die alten Unterführungengelange ich auf einen Bahnsteig.Hier sind wir im Oktober 1944 ab-gefahren, hierher bin ich nach 60Jahren zurückgekehrt. Ich undnicht mehr wir. Da stehe ich nunaus dem Jahrgang 1940 und spüredas Leben. Ich war und bin da, wodie Seele lebt. Schweigen. TiefesSchweigen! Und tief im Schweigendas Bild meiner Eltern.

Aus: „Wo die Seele lebt oder Diespäte Reise in das nördliche Ost-preußen“, Ziethen Verlag, 240 Sei-ten, 20,40 Euro

»Willkommen in Insterburg«Reportage eines Ostpreußen, der in der Gegenwart Spuren der Vergangenheit sucht

Von KLAUS MARCZINOWSKI

Verwahrlostes Bürgerhaus am Markgrafenplatz: „Fleisch- und Wurstwaren“ ist noch schemen-haft in deutscher Schrift über der linken Tür zu entziffern und erinnert an das alte Insterburg.

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OST P R E U S S E N H E U T E14 Nr. 17 – 29. April 2006 Das Ostpreußenblatt

Spendenaufruf der Bruderhilfe Ostpreußenfür die Landsleute in der Heimat

Liebe Landsleute, verehrte Leserinnen und Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt,

in diesem Jahr wird die Bruderhilfe Ostpreußen 55 Jahre alt. Seit 1951 die ersten Päckchen und Paketevon ostpreußischen Landsleuten in die Heimat Ostpreußen versandt worden sind, um dort notleidendenDeutschen zu helfen, ist sie zu einer festen Einrichtung geworden. Allen Schwierigkeiten und Widerstän-den zum Trotz hat die Bruderhilfe bis heute ihre Aufgabe erfüllt: „Zu helfen, solange Hilfe notwendig ist.“

Vieles hat sich in dieser Zeit verändert. Die kommunistische Gewaltherrschaft in Ostmittel- und Osteu-ropa zerbrach, neue, demokratische Regierungen wurden gewählt, Polen und Litauen gehören heute demwestlichen Verteidigungsbündnis und der Europäischen Union an. Zumindest in diesen beiden Ländernsind wirtschaftliche Erfolge deutlich spürbar. Wer Arbeit und Auskommen hat, konnte seine Situation inbescheidenem Maße verbessern. Löhne und Renten der einfachen Menschen wurden zwar angehoben,liegen aber dennoch oftmals am Rande oder gar unterhalb des Existenzminimums.

Besonders schlimm sind die älteren deutschen Landsleute in Ostpreußen betroffen, die neben ihrer kar-gen Rente vielfach noch im Alter arbeiten müssen, um etwas Geld dazu zu verdienen. Kommt zum Alternoch Krankheit oder Behinderung dazu oder sind jüngere Menschen oder Ernährer von Familien von die-sem Übel betroffen, ist die Existenz gänzlich in Frage gestellt. Es gibt immer noch keine Sozialversiche-rungssysteme in unserem Sinn. Kranke, Arbeitslose und Behinderte sind in vielen Fällen auf die Mildtä-tigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen.

Deshalb wende ich mich auch in diesem Jahr wieder mit der Bitte um Spenden für die Bruderhilfe Ost-preußen an Sie, damit weiterhin unseren Landsleuten in der Heimat durch Ihre Solidarität und Mit-menschlichkeit geholfen werden kann. „Gutes tun ist leicht, wenn viele helfen.“ Jede noch so kleine Spen-de, jedes Vermächtnis hilft und gibt unseren bedürftigen Landsleuten in der Heimat ein Zeichen, daß wiran sie denken, auch wenn wir ihre Probleme und Nöte damit nicht lösen können.

Wie in den Vorjahren können Sie ganz sicher sein, daß die Unterstützung nur den wirklich Bedürftigenzugute kommt: Die Heimatkreisgemeinschaften der Landsmannschaft Ostpreußen prüfen die Bedürftig-keit und stehen dafür ein, daß Ihre Hilfe direkt bei den Alten und den Kranken, den Notleidenden, denkinderreichen Familien und den Arbeitslosen ankommt. Sie sorgen dafür, daß schnell und direkt gehol-fen werden kann; in besonderen Notlagen wenden sich unsere Landsleute in Ostpreußen auch direkt andie Bundesgeschäftsstelle. Daneben werden die humanitären Bestrebungen der Deutschen Vereine imsüdlichen Ostpreußen und im Memelland unterstützt, die eine wichtige Funktion bei der Existenzsiche-rung der Deutschen Volksgruppe übernommen haben. Durch die ehrenamtliche Transferierung des Gel-des fallen keine Verwaltungskosten an, so daß Ihre Spenden in voller Höhe die Empfänger erreichen.

Bitte unterstützen Sie die Fortsetzung unserer humanitären friedensstiftenden Arbeit und helfen Siemit, armen Landsleuten zwischen Memel und Weichsel mit einer Spende zu mehr Lebensqualität zu ver-helfen. Deutsche helfen Deutschen, Ostpreußen unterstützen heimatverbliebene Ostpreußen.

Im Namen des Bundesvorstandes und im Namen unserer heimat-verbliebenen Landsleute bedanke ichmich schon jetzt sehr herzlich für Ihre Unterstützung und Großzügigkeit.

Wilhelm v. Gottberg

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen,Vorsitzender des Vereins Landsmannschaft Ostpreußen – Bruderhilfe e.V.

Wenn Sie spenden möchten, bedienen Sie sich bitte des beiliegenden Überweisungsträgers, der auch alsVorlage bei Ihrem Finanzamt gelten kann, oder überweisen Sie Ihre Zuwendung auf das Konto der Lands-mannschaft Ostpreußen-Bruderhilfe e.V. bei der HSH Nordbank, Konto-Nr. 600 502 000, BLZ 210 500 00.

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

es ist nicht zu glauben, aber diepositiven Meldungen reißennicht ab. So berichtet GiselaRoelshoff, die nach den Plätzenihrer Kindheit in Königsberg ge-sucht hatte, von schönen Er-folgen. Ihre Fragen nach derBaptistenkirche mit dem an-grenzenden Häuserkomplexauf dem Unterhaberberg undnach ehemaligen Mitschüle-rinnen der Moltke-Schule wa-ren kurz vor Weihnachten er-schienen, und schon einenTag vor Heiligabend erhieltsie den Anruf einer Freundinihrer älteren Schwester, die inder Blücherstraße gewohnthatte. Diese hatte GiselaRoelshoff schon als Kind ge-kannt, und so schreibt dieÜberraschte: „Die beiderseiti-ge Freude und das Gefühlkann ich nicht in Worten aus-drücken. Mir sind Weihnach-ten immer wieder die Tränengekommen! Dann erhielt icheinen Tag vor Silvester einenBrief aus Gelsenkirchen.Auch da beschlich mich einGefühl heimatlicher Vergan-genheit und glücklicher Kind-heit im Elternhaus. Es meldetesich nämlich ein Nachbarsjungevom Unterhaberberg Nr. 12 d.Wir wohnten also im selbenHaus, er in der oberen Etage.Auch diese Begegnung hat unsbeide stark aufgewühlt. Es isteben ein Stück Heimat, was manwiederfindet … Und dann erhieltich noch von einem Landsmannvom Bodensee Bilder von Kö-nigsberg, darunter Postkartenvom Unterhaberberg und der

Vorstadt, worüber ich mich sehrgefreut habe.“ Leider sind keine Aufnahmenvon der Baptistenkirche, derMoltke-Schule und dem Häuser-komplex 12 bis 12 d darunter.Aber man kann ja noch weiterhoffen, denn Erfolge machen

Mut, und deshalb hat Frau Roels-hoff auch eine neue Frage, diewir aber aus Platzgründen auf ei-ne der nächsten Ausgaben ver-schieben müssen.

Und Frau Susi Dahlke-von Ter-zi muß noch einmal Dank sagenfür weitere unerwartete Nach-richten und Telefonate, die sie inletzter Zeit erhielt – dank derVermittlung unserer Ostpreußi-schen Familie. So meldete sichunter anderem ein ehemaligerMitschüler ihres älteren Bruders,

der mit ihm zusammen die Hin-denburg-Oberschule in Königs-berg besucht hatte und noch inder Flakstellung der Hinden-burg-Schüler in BeydrittenDienst getan hat. Dadurch ergabsich viel Gesprächsstoff, dennauch Frau Susi und ihr Bruderwaren Flakhelfer gewesen. Ganzanders fiel dann das Gesprächmit einem weiteren Mitschülerihres Bruders aus, der im Enga-din ein Buch über SchweizerKonditoren, die sich in Königs-berg niedergelassen hatten, ent-deckt hatte, darunter auch Stei-ner. Da tauchten auch wiederErinnerungen auf, denn mit derTochter des letzten Inhabers derKonditorei war Frau Dahlke-vonTerzi zur Schule gegangen, unddas damals genaschte Marzipanblieb unvergessen. Sie soll einenAuszug aus diesem Buch be-kommen, und ich wäre auch aneiner Kopie interessiert – zwarist Weihnachten noch weit, aberauch eine kluge Frau baut vor!

Kurz und knapp, aber inhalts-reich die Meldung von JohannesKrassowski: Die FamilieSchwarz ist gefunden! Es han-delte sich um ehemalige Berli-ner Kinder, die mitten im Krieg

nach der Ausbombung nachNickelshorst, Kreis Sensburg,verschickt wurden. Karl-HeinzSchwarz kam zu der FamilieKrassowski. Zwischen ihm undJohannes bildete sich eine engeKinderfreundschaft, die sichauch auf die beiden Schwarz-Schwestern Vera und Erna über-trug. Kurz nach Kriegsende be-suchte Herr Krassowski die Ge-schwister Schwarz in Berlin,dann riß die Verbindung ab undkonnte leider nicht mehr ge-

knüpft werden. Bis jetzt! Ob-gleich ich etwas skeptisch war,weil die Schwarz-Geschwister,wenn sie noch lebten, sichernicht unsere Zeitung hielten.Aber eine Leserin aus Berlin hatgeholfen, die richtige Adresse zufinden. Und ihr gilt natürlich derherzliche Dank von JohannesKrassowski, dem ich mich an-schließe. So wird der Kreis, denunsere Ostpreußische Familiezieht, immer größer.

Aber nun wieder eine von denschwierigen, ja schicksalsbewe-genden Suchfragen, die ich ambesten so veröffentliche, wie siemir vorgelegt wurde. Gestelltwird sie von Herrn Hans Sehringaus Bretten, der Zeitzeugen ausder Heimat seiner verstorbenenFrau sucht, die aus Grünwiese,Kreis Heiligenbeil stammt. HerrSehring schreibt: „Im Jahre 1956habe ich Eleonore Johanna Mer-tens, * 12.05.1938 in Grünwiese,in Dreieichenhain, Kreis Offen-bach, geheiratet. Ein Jahr späterwurde unser Sohn Jürgen gebo-ren, und am 21.09.1958 ist meineFrau nach schwerer Krankheitverstorben. Sie hatte im Frühjahr1944 mit ihrer Mutter und derkleineren Schwester aus ihrerHeimat fliehen müssen. Beideverstarben an einem bis heuteunbekannten Ort. Die Siebenjäh-rige wurde von anderen Flücht-lingen bis an die dänische Gren-ze mitgenommen. Hier wurdeEleonore später von Onkel undTante gefunden, die dem Waisen-kind in Sprendlingen eine neueHeimat gaben, denn auch der Va-ter, den sie kaum gekannt hat,blieb in Rußland verschollen.Von ihm liegen mir keinerlei An-gaben vor, nicht einmal der Vor-

name ist bekannt. Wir suchennun Zeitzeugen, ehemalige Be-wohner von Grünwiese sowieAngestellte von dem Rittergut,die sich an den Namen Mertenserinnern und eventuell diese Fa-milie näher gekannt haben. DerName der Mutter meiner Frausoll Herta Mertens geb. Nehmkegelautet haben, sie soll Schneide-rin gewesen sein und auch fürdie Besitzer des Rittergutes, dieFamilie Carl Stobbe, genäht ha-ben. Diese Angaben sind jedochnicht bestätigt. Außerdem wärevon Interesse, wenn sich jemandan den Vater erinnert, um dessenNamen zu erfahren und noch et-was mehr. Der Name der Tantemeiner Frau lautete Bettie Mer-tens (Elisabeth ?), der des OnkelsErnst Mertens. Es gab auch nocheinen Bruder Fritz Mertens. Allesind leider verstorben.“ SoweitHerr Sehring in seinem Schrei-ben, dem wir nichts mehr hinzu-fügen können als die Hoffnung,daß sich Zeitzeugen finden, dieetwas Licht in diese Familienge-schichte bringen können. (HansSehring, Helga Barth Str. 7 in75015 Bretten, Telefon 07252 /86679, Fax 07252 / 80651 oderJürgen Sehring, Monschauerstr.177 a in 52355 Düren, Telefon02421 / 702860, E-Mail [email protected])

Eure

Ruth Geede

Ruth Geede Foto: privat

Masuren – Paradies

für Ökobauern

Die ökologische Landwirt-schaft entwickelt sich im

Ermland und in Masuren offenbarsehr positiv.

Laut Informationen des Inter-net-Portals „infopolen“ sind dievon der Fläche her größten Öko-Betriebe in der Republik Polen in

der Woiwodschaft Ermland / Ma-suren sowie in Westpommern an-zutreffen.

Im Durchschnitt bewirtschaftendie Ökohöfe östlich der Oder 23Hektar, den stärksten Anstieg anÖko-Höfen verzeichnete das andie Bundesrepublik angrenzendeLebuser-Land. Dort stieg die Zahlderartiger Höfe 2005 um 221 Pro-zent.

Aufgrund des traditionell gerin-gen Einsatzes von Pflanzen-schutzmitteln bieten sich zahlrei-che Böden für Ökobetriebe gera-dezu an – das Ausgangsniveau so-wie die Gesamtzahl der Betriebesind jedoch noch gering.

Erste Öko-Höfe entstanden inMasuren Anfang der 90er Jahre.Ein Öko-Hof von 35 Hektar erhältderzeit EU-Fördermittel in Höhevon zirka 160 Euro pro Hektar. SV

Böden sind unbelastet.

Neuer Schwung erhofftSonderwirtschaftszone Ermland-Masuren soll Region voranbringen

Die 1994 per Gesetz einge-richteten Sonderwirt-schaftszonen in der Repu-

blik Polen sollen nach Plänen derpolnischen Regierung weiter auf-gewertet werden. Dies sieht einGesetzentwurf der polnischen Re-gierung vor. Direkt betroffen vonden geplanten neuen Anreizen fürausländische Investoren ist auchdie Sonderwirtschaftszone (SWZ)Ermland-Masuren.Damit wird voraus-sichtlich eine bisherfür die ermländisch-masurische Sonder-wirtschaftszone maß-gebliche Verordnungvom Juni 2001 er-weitert. Sie sah bereitsdie Vergabe von Li-zenzen zur Aufnahmevon Geschäften in derSWZ durch die Ak-tiengesellschaft derSWZ vor und übertrugihrer Verwaltung auchdirekt die Kontrolleüber die genehmigtenGeschäfte. Nach Ab-stimmung in den zu-ständigen Ministeriensoll das Gesetzschnellstmöglich daspolnische Parlamentpassieren, gab War-schau bekannt.

Nach dem neuenGesetzesentwurf sol-len sowohl das Flächenangebotausgeweitet als auch das Vergabe-verfahren vereinfacht werden. Daspolnische Wirtschaftsministeriumrechnet in Folge der Neuerung mit100000 neuen Arbeitsplätzen undInvestitionen von zirka acht Milli-arden Euro in allen Sonderzonenzusammen. Bis 2017 ist eineUnternehmensförderung von ins-gesamt fünf Milliarden Euro ge-plant. Die insgesamt 14 SWZ sol-len von jetzt 8000 auf 10000 bis12000 Hektar vergrößert werden.Unternehmen wie SWZ-Verwal-

tungen hatten in der Vergangen-heit oft über Flächenmangel –speziell für Großinvestitionen –geklagt. Neben der Flächenerwei-terung sollen Energieversorgernun Investoren von der Gebührfür den Stromnetzanschluß be-freien sowie die Agentur fürAgrarimmobilien Grundstücke aufder Grundlage eines Ministerrats-entscheids kostenlos zur Verfü-

gung stellen. Die SWZ-Verwaltun-gen bekommen ferner nicht mehrvom Finanzministerium ihre Auf-sichtsräte und Vorstände vorgege-ben – diese werden nun von denSonderzonen selbst ernannt. Pol-nische Medien zweifeln jedoch,ob die vorgesehenen Maßnahmenden gewünschten Effekt haben.

Bisher notwendige Vorrausset-zungen speziell für Investitionenin der Sonderwirtschaftszone(SWZ) Ermland-Masuren sindnach Auskunft der dortigen Woi-wodschaft erstens ein Brief, der

das Investitionsvorhaben allge-mein beschreibt, zweitens die Teil-nahme an Verhandlungen nachEinladung durch das Managementder Sonderwirtschaftszone zurErteilung einer Geschäftserlaub-nis, drittens die Teilnahme an Ver-handlungen zum Grunderwerbsowie der grundlegenden Über-einkunft in der Planung der Inve-stitionen, viertens ein komplettes

Investitionsvorhabenin Form eines Angebo-tes einschließlich Ge-schäftsplan, fünftensdie offizielle Erlaub-nis, Geschäfte in derSonderzone auszu-üben, sechstens derErwerb von entspre-chenden Grund-stücken, wobei Nicht-Polen vorher eine Er-laubnis zum Grunder-werb beim polnischenInnenministerium ein-holen müssen, undsiebtens schließlichdie Baugenehmigungund Fertigstellung desInvestitionsvorhabensgemäß der Geschäfts-erlaubnis. Die „Verein-fachung“ liege nachAuskunft der zustän-digen Woiwodschafts-behörde bei der Ertei-lung einer Geschäfts-erlaubnis, der Bauge-

nehmigung und bei der geleistetenHilfe beim Grunderwerb für Aus-länder.

Weitere Informationen zurSonderwirtschaftszone Ermland-Masuren finden Interessierte imInternet unter www.wmsse.com.pl(in polnischer und in englischerSprache) sowie bei der Deutsch-Polnischen Industrie- und Han-delskammer, ul. Miodowa 14, 00-246 Warszawa, P.O. Box 62, 00-952 Warszawa, Telefon 4 82 25 3105 00, Fax 4 82 25 31 06 00, 5 3106 44. Sverre Gutschmidt

Erlangung einer Baugenehmigung wurde vereinfacht.

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GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 17 – 29. April 2006 15Das Ostpreußenblatt

ZUM 102. GEBURTSTAGSchönherr, Ellen, geb. Smit, aus

Baartenhof, Kreis Wehlau, jetztOsterfelddamm 12, 30627 Han-nover, am 4. Mai

ZUM 101. GEBURTSTAGLepkowski, Gunter, aus Giesen,

Kreis Treuburg, jetzt Friedrich-straße 217, 10969 Berlin, am 5.Mai

ZUM 100. GEBURTSTAGMilewski, Otto, aus Sargensee,

Kreis Treuburg, jetzt Niedeck 13,37130 Gleichen, am 6. Mai

ZUM 98. GEBURTSTAGBury, Marie, geb. Waczakowski,

aus Willenberg-Abbau, KreisOrtelsburg, jetzt Hertastraße 13,42929 Wermelskirchen, am 5.Mai

Dadzio, Frieda, geb. Janzick, ausWeißhagen, Kreis Lyck, jetztMoselstraße 12, 92353 Postbau-er-Heng, am 3. Mai

ZUM 97. GEBURTSTAGKlein, Johanna, geb. Kirstein, Ger-

mingen, Kreis Ebenrode, jetztAm Flinthorn 48, 26842 Ostr-hauderfehn, am 2. Mai

Krzykowski, Anna, geb. Pidorra,aus Groß Leschienen, Kreis Or-telsburg, jetzt Voßweg 9, 45896Gelsenkirchen, am 6. Mai

Molloisch, Marie, geb. Quass, ausThomken, Kreis Lyck und Kiö-wem, Kreis Treuburg, jetzt Faal-scheider Straße 92, 32584 Löh-ne, am 5. Mai

ZUM 96. GEBURTSTAGVoigt, Wilhelm, aus Kreis Elchnie-

derung, jetzt Müldorfer Straße65, 53229 Bonn, am 5. Mai

ZUM 95. GEBURTSTAGBrettschneider, Ruth, geb. Weigel,

aus Neuendorf, Forsthaus, KreisWehlau, jetzt Pfaffenwiese 1,37441 Bad Sachsa, am 5. Mai

Buttkus, Paula, geb. Lehmann, ausStellwagen, Kreis Elchniede-rung, jetzt Dithmarscher Straße2, 25761 Büsum, am 1. Mai

Döring, Hildegard, geb. Bluhm,aus Üprostken, Kreis Lyck, jetztLanghansstraße 9, Altenheim,42697 Solingen, am 7. Mai

Dzewaz, Ella, geb. Conrad, ausPreußenwall, Kreis Ebenrode,jetzt Straße d. S. Fr. 4, 39326 Zie-litz, am 5. Mai

Hagel, Käte, geb. Gogschat, ausKackschen, Kreis Tilsit, jetztBertolt-Brecht-Straße 19, 39218Schönebeck, am 7. Mai

ZUM 94. GEBURTSTAGKolwe, Kurt, aus Schwentainen,

Kreis Treuburg, jetzt Amaliastra-ße 7, 86609 Donauwörth, am 1.Mai

ZUM 93. GEBURTSTAGBlock, Alfred, aus Ortelsburg, jetzt

Kluser Platz 4, 42103 Wuppertal,am 6. Mai

Großkopf, Lieselotte, geb. Lang-ecker, aus Draheim, Kreis Treu-burg, jetzt Gartenweg 7, 31319Sehnde, am 7. Mai

Jeroschewski, Ida, geb. Zacharias,aus Lyck, v. Ludendorff-Straße 2,jetzt Virchowstraße 31, 42699Solingen, am 3. Mai

Schulz-Jander, Hildegard, geb.Gerlach, aus Bürgerdorf, KreisWehlau, jetzt Klosterkirchhof 11,24103 Kiel, am 3. Mai

Zander, Ferdinand, aus Petzkau,Kreis Lyck, jetzt Flutgraben 15,53227 Bonn, am 7. Mai

ZUM 92. GEBURTSTAGBoos, Irmgard, geb. Troyke, aus

Groß Schirrau, Kreis Wehlau,jetzt Weimarer Weg 9, 35039Marburg, am 1. Mai

Fischer, Theo, aus Königsberg,

Drumstraße 3, jetzt Lerschstra-ße 13, 59423 Unna, am 7. Mai

Grätsch, Elma, geb. Neumann, ausArgendorf, Kreis Elchniederung,jetzt Frieda-Nadig-Haus, Sen-nerhellweg 280, 33689 Biele-feld, am 2. Mai

Knüppel, Lisel, geb. Dworzak, ausNeidenburg, jetzt FürstenwalderStraße 13 A, 26133 Oldenburg,am 1. Mai

Luther, Else, geb. Schaudinn, ausTannenmühl, Kreis Ebenrode,jetzt Frühlingsweg 3, 69123 Hei-delberg, am 1. Mai

Neubert, Anni, geb. Gehring, ausOrtelsburg, jetzt Heinrich-Hei-ne-Straße 18, 03226 Vetschau,am 5. Mai

Schatta, Hedwig, geb. Scharnows-ki, aus Rummau-Ost, Kreis Or-telsburg, jetzt Hencklweg 2/28,30459 Hannover, am 1. Mai

ZUM 91. GEBURTSTAGBeister, Eva, geb. Perkuhn, aus

Klimmen, Kreis Ebenrode, jetztAm Römling 5 c, 93047 Regens-burg, am 6. Mai

Grunwald, Elfriede, aus Lyck, jetztHerner Straße 10, 45657 Reck-linghausen, am 1. Mai

Jacksteit, Charlotte, geb. Weinows-ky, aus Wartenhöfen, Kreis Elch-niederung, jetzt Karlsbader Stra-ße 28, 30853 Langenhagen, am4. Mai

ZUM 90. GEBURTSTAGHerrmann, Elfriede, geb. Rutha,

aus Teichwalde, Kreis Treuburg,jetzt Hauptstraße 1, 01623 Zie-genhain, am 2. Mai

Schieber, Hedwig, geb. Meißner,aus Lenzendorf, Kreis Lyck, jetztDRK-Alten- und Pflegeheim,73441 Bopfingen, am 2. Mai

Skambraks, Siegfriede, geb. Ber-sick, aus Neukirch, Kreis Elch-niederung, jetzt Burgfeldstraße19, 45127 Essen, am 1. Mai

Wnuck, Horst, aus Gr. Warnau,

Kreis Lötzen, jetzt Georg-Mar-wede-Straße 15 b, 29574 Ebstorf,am 3. Mai

ZUM 85. GEBURTSTAGBachor, Wilhelm, aus Neuendorf,

Kreis Wehlau, jetzt Compterstra-ße 13, 99510 Apolda, am 4. Mai

Ballnus, Anna, geb. Hölzer, ausRauschmünde, Kreis Ebenrode,jetzt Ophovenerstraße 43,51375, Leverkusen, am 3. Mai

Bartelt, Horst, aus Treuburg,Schloßstraße 19/Bahnhofstraße,Kreis Treuburg, jetzt LeipzigerStraße 24, 33330 Gütersloh, am4. Mai

Burgner, Erna, geb. Biendarra, ausOrlau, Kreis Neidenburg, jetztMeiberger Weg 23, 42553 Vel-bert, am 4. Mai

Buve, Gerhard, aus Köllmisch Da-merau, Kreis Wehlau, jetzt Rim-pertweg 20 d, 22529 Hamburg,am 4. Mai

Chmilewski, Annemarie, geb.Stockhus, aus Treuburg, Schma-le Gasse 2, Kreis Treuburg, jetztAug.-Bebel-Straße 14, 02730Ebersbach, am 6. Mai

Dibowski, Kurt, aus Rohmanen,Kreis Ortelsburg, jetzt Stetteritz-ring 28, 64380 Rossdorf, am 6.Mai

Glinka, Kurt, aus HardichhausenKreis Neidenburg, jetzt Sutum-erfeldstraße 6, 45899 Gelsenkir-chen, am 6. Mai

Lagerpusch, Helmut, aus Cranz,jetzt Reselithweg 17, 25596Wacken, am 5. Mai

Makoschey, Alfred, aus Brassen-dorf, Kreis Lötzen, jetzt Am rö-mischen Kaiser 12, 67547Worms, am 4. Mai

Müller, Kurt, aus Bürgersdorf, Bür-gersdorf Ost, Kreis Wehlau, jetztWolburgstraße 37 A, 23669 Tim-mendorfer Strand, am 3. Mai

Mydenowitz, Erna, aus Kaschen,Kreis Goldap, jetzt Kulenkampff-allee 145, 28213 Bremen, am 7.Mai

Petrick, Heinz, aus Altengilde,Kreis Elchniederung, jetztZollsp. Hauptdeich 134, 21037Hamburg, am 1. Mai

Plew, Irma, geb. Godau, aus Tapi-au, Kreis Wehlau, jetzt BleckederLandstraße 112, 21337 Lüne-burg, am 5. Mai

Piske, Anna, geb. Störmer, aus Par-theinen, Kreis Heiligenbeil, jetzt

Neuschlag 18, 24369 Waabs, am6. Mai

Seckner, Hildegard, geb. Laabs,aus Petersdorf, Kreis Wehlau,jetzt Breslauer Straße 10, 67454Haßloch, am 3. Mai

Straukies, Hedwig, geb. Rogat, ausKreis Elchniederung, jetzt Asse-burgstraße 3, 30451 Hannover,am 4. Mai

Tatzko, Babeth, aus Vorbergen,Kreis Treuburg, jetzt Peinestraße29, 31234 Edemissen, am 3. Mai

Theiß, Hedwig, geb. Wisotzki, ausLyck, Morgenstraße 22, jetztKarl-Marx-Allee 49, 10178 Ber-lin, am 7. Mai

Thomas, Charlotte, geb. Kiupel,aus Kloken, Kreis Elchniede-rung, jetzt Oberhauser Straße105, 45359 Essen, am 6. Mai

Wysk, Rudolf, aus Willenburg,Kreis Ortelsburg, jetzt Garten-straße 18 A, 58307 Dürrholz, am4. Mai

ZUM 80. GEBURTSTAGAdebahr, Erna, geb. Pohl, aus Bon-

schen, jetzt Zur Treppe 1, 27612Loscstedt/Nesse, am 5. Mai

Bartz, Gerda, aus Moddelkau,Kreis Neidenburg, jetzt Distel-weg 4, 21360 Vögelsen, am 7.Mai

Behm, Eva, geb. Harpeng, ausLaugszargen, Kreis Tilsit-Ragnit,jetzt Gilgestraße 8, 14163 Berlin,am 2. Mai

Buchholz, Helene, geb. Fidorra,aus Willenberg, Kreis Ortels-burg, jetzt Meurerstraße 14,41836 Hückelhoven, am 2. Mai

Butzko, Ernst, aus Kölmersdorf,Kreis Lyck, jetzt Agnesstraße 11b, 45768 Marl, am 2. Mai

Böhm, Dora, geb. Pohling, ausLüdtkenfürst, Kreis Heiligenbeil,jetzt Dresdener Straße 14, 46238Bottrop, am 5. Mai

Buchholz, Gerhard, aus Hoch-mannshof (Eichbruch), KreisSchloßberg, jetzt 2216 Leif, Mu-skegon, Mich., USA, am 1. Mai

Dürrast, Erna, geb. Maslowski, ausLindenort, Kreis Ortelsburg,jetzt Borchener Straße 77, 33098Paderborn, am 4. Mai

Fabritz, Bruno, aus Rhein, KreisLötzen, jetzt Habersdorf 13,93455 Traitsching, am 6. Mai

Fischer, Elsa, geb. Godau, aus Pre-gelswalde, Kreis Wehlau, jetztAm Kaiserschlag 63, 64295

Darmstadt, am 6. MaiGehrke, Ingeborg, geb. Trampenau,

aus Wehlau, Pogener Straße,Kreis Wehlau, jetzt Tulpenweg25, 33659 Bielefeld, am 1. Mai

Genenz, Ruth, geb. Heise, aus Dak-felde, Kreis Lötzen, jetzt 19339Groß Leppin, am 5. Mai

Gudat, Erika, geb. Czarmetta, ausLauken, Kreis Ebenrode, jetztSchwarze Gasse 2, 50129 Berg-heim, am 6. Mai

Gutzeit, Anneliese, geb. Gronau,aus Heiligenbeil, Alte Poststraße4-5, jetzt Friedenstraße 2, 24568Kaltenkirchen, am 2. Mai

Heinrich, Ernst, aus Altkirchen,Kreis Ortelsburg, jetzt Burricht-erweg 5, 44309 Dortmund, am 6.Mai

Hohmann, Horst, aus Königsberg,Wrangelstraße 30, jetzt Heiligen-bergstraße 15/37, 68163 Mann-heim, am 3. Mai

Jordan, Gisela, geb. Menck, ausWehlau, Klosterstraße, KreisWehlau, jetzt Wuppermannstra-ße 49, 58256 Ennepetal, am 3.Mai

Jürgen, Gisela, geb. Lukat, ausPlein, Kreis Elchniederung, jetztUntere Fuchsmatt 1, 77704Oberkirch, am 4. Mai

Kaßmekat, Paul, aus Kuglacken,Neu Ilischken, Kreis Wehlau,jetzt Bergholm 5, 24866 Busdorf,am 2. Mai

Kreplin, Edith, geb. Schierwagen,aus Rauterskirch, Kreis Elchnie-derung, jetzt Hirschgartenstraße2, 12555 Berlin, am 5. Mai

Maguhn, Kurt, aus Grünhof, KreisEbenrode, jetzt Heckenweg 4,34298 Helsa, am 6. Mai

Müller, Arthur, aus Nareythen /Schwirgstein, Kreis Ortelsburg,jetzt E. Thölmann-Straße 39,02708 Großschweidnitz, am 1.Mai

Nebel, Bruno, aus Argemünde,Kreis Elchniederung, jetztRheindahlener Straße 32, 41751Viersen, am 7. Mai

Nelz, Erich, aus Lank, Kreis Heili-genbeil, jetzt Alter Berg 17,02627 Weißenberg, OT Gröditz,am 2. Mai

Ollech, Werner, aus Ortelsburg,jetzt Im Winkel 35, 58509 Lü-denscheid, am 3. Mai

Pankler, Ernst, aus Gedwangen,Kreis Neidenburg, jetzt Am Son-nenbuckel 4, 78532 Tuttlingen,

am 4. MaiPeters, Helgard, geb. Schneidereit,

aus Paterswalde, Kreis Wehlau,jetzt Hasselbach 24, 58119 Ha-gen, am 7. Mai

Pfeiffer, Bruno, aus Gronwalde,Kreis Elchniederung, jetzt Brei-tenbergstraße 13, 04736 Wald-heim, am 2. Mai

Räuber, Erna, geb. Gerhard, ausKassuben, Kreis Ebenrode, jetztThomas-Müntzer-Straße, 07806Neustadt a. d. Orl, am 6. Mai

Raillon, Ilse, geb. Lippe, aus Bude-weg, Kreis Elchniederung, jetztBreite Hille 34, 44892 Bochum,am 4. Mai

Ramminger, Gerhard, aus Kiefern-berg, Kreis Schloßberg, jetztBrüderstraße 69, 58507 Lüden-scheid, am 10. April

Rosehalm, Helga, geb. Nowak, ausGarbassen, Kreis Treuburg, jetztBrückenstraße 31, 78647 Tros-singen, am 1. Mai

Rücker, Christa, aus Lyck, York-straße, jetzt Junesrothweg 5,50226 Frechen, am 1. Mai

Sefz, Fritz, aus Ittau, Kreis Neiden-burg, jetzt Jenaer Straße 38,12627 Berlin, am 7. Mai

Stoepel, Herbert, aus Insterburg,jetzt Riedeselstraße 43 A, 64284Darmstadt, am 21. April

Szameit, Horst, aus Teewellen,Kreis Elchniederung, jetzt Vir-chowstraße 33, 44801 Bochum,am 2. Mai

Türke, Erna, geb. Kruschewski, ausMostolten, Kreis Lyck, jetzt AmRenzenbrink 19, 49565 Bram-sche, OT Hespe, am 5. Mai

Waschlewski, Ursula, geb. Tabel,aus Königsberg, jetzt Hohes Feld24 a, 33611 Bielefeld, am 1. Mai

Zeller, Erika, geb. Ziegler, aus Ha-senfeld, Kreis Insterburg, jetztDorfstraße 19, 39624 Winkel-stedt/Gardelegen, am 11. Mai

ZUR GOLDENEN HOCHZEITBuchholz, Horst und Frau Inge-

borg, geb. Glowatz, aus Mulden,Kreis Lyck, jetzt Ruthmerweg 15,12205 Berlin, am 5. Mai

Genähr, Hermann, und Frau Kä-the, aus Schmidtsdorf, KreisSensburg, jetzt Rheinische Stra-ße 23, 44651 Herne, am 7. April

Schwöll, Günter, aus Pr.Rockels/Biegiethen, und FrauMarianne, jetzt Gartenstraße 9,21438 Brackel, am 3. Mai

Im laufenden Schuljahr ver-bringen zum ersten Mal drei

russische Schülerinnen aus Kö-nigsberg durch den AFS Interkul-turelle Begegnungen e.V. einSchuljahr in Deutschland. EinArtikel in der Preußischen Allge-meinen Zeitung / Das Ostpreu-ßenblatt vom 28. Mai 2005 trugdankenswerterweise dazu bei,daß Gastfamilien für sie gefun-den wurden.

Die drei leben in Varel, Bonnund Berlin. Sie haben ihre mitge-brachten Deutschkenntnisse aus-gebaut und können sich inzwi-schen gut unterhalten und in derSchule mitarbeiten. Alle fühlensich in ihren Gastfamilien wohlund nehmen gern an ihrem Le-

ben teil. So hat Galina in Bonnzum Beispiel Fahrrad fahren ge-lernt, um Ausflüge ihrer Gastfa-milie mitmachen zu können.Wegen der Straßen- und Ver-kehrsverhältnisse fährt man inRußland kaum oder selten Radund so bringt man es den mei-sten Kindern und Jugendlichen

nicht bei. Nun sind in Königsberg aus ei-

ner größeren Bewerberzahl wie-der drei junge Menschen ausge-wählt worden, die gern im kom-menden Schuljahr von AnfangSeptember 2006 bis Mitte Juli2007 in einer deutschen Familieleben und hier zur Schule gehenmöchten. In diesem Jahr sind eszwei Mädchen und ein Junge. Al-le drei haben Kenntnisse in Eng-lisch und Deutsch und sind guteSchüler:

Elizaveta (knapp 16) hat einenjüngeren Bruder. Zur ihrer Fami-lie gehören auch zwei Hundeund zwei Katzen. Sie liest, disku-tiert und kocht gern, liebt dasMeer und hat neben der SchuleKunstkurse besucht. In Gruppenund in der Schule übernimmt siegern Verantwortung und schreibtzum Beispiel Artikel für dieSchulzeitung.

Lina ist schon 17. Sie hat eineältere Schwester und einen jün-geren Bruder und interessiertsich ganz besonders für Fremd-sprachen. Ihre Mutter war früherPianistin, Lina besucht öfter mitihrer Familie Konzerte. Sie istsportlich, spielt Volleyball, Ba-sketball und Tennis und nimmtan Schulwettkämpfen teil. Auchsie liest gern.

Mihail ist 16 und hat keine Ge-schwister, aber eine Katze undviele Freunde. Auch er ist sport-lich, hat sieben Jahre lang Karate

betrieben und spielt Fußball. Erschaut sich mit seinem Vater gernFußballspiele und Boxwettkämp-fe an und verbringt auch gernZeit am Computer.

Die Gasteltern können ältere,gleichaltrige, jüngere oder garkeine Kinder haben und auch al-

leinerziehend sein. Wichtig ist,dem Familienmitglied auf Zeitein Zuhause zu geben.

Der AFS Interkulturelle Begeg-nungen begann als AmericanField Service bereits 1947 mitdem Schüleraustausch. Er gehörtzu den großen, erfahrenen, ge-meinnützigen Schüleraustausch-organisationen weltweit. Überganz Deutschland verteilt gibt es89 ehrenamtliche AFS Komitees.Der deutsche AFS hat seinen Sitzin Hamburg sowie Regionalbürosin Berlin, Wiesbaden, Stuttgartund ebenfalls Hamburg.

Die Austauschschülerinnenwerden auf das Schuljahr inDeutschland vorbereitet undwährend ihres Aufenthaltes hiervon ehrenamtlichen Mitarbeiterndes AFS betreut. Diese helfen,wenn nötig, bei der Wahl derSchule und bei kleineren Proble-

men. Sollte ein harmonischesZusammenleben auf Dauer nichtmöglich sein, sucht der AFS eineneue Gastfamilie.

Es gibt im Laufe des Jahres ei-nige Veranstaltungen für Gastfa-milien und Schüler.

AFS-Schüler sind kranken-und haftpflichtversichert. AFSDeutschland bezahlt evtuell not-wendige Monatskarten, Schulbü-cher und extra Deutschstunden.Sie bringen Taschengeld mit. Fürdie Schüler aus Königsberg wirdder sonst übliche Elternbeitragvon einer deutschen Stiftungübernommen, so daß sie unab-hängig von den finanziellenMöglichkeiten ihrer Familie aus-gewählt werden konnten. DieGastfamilien laden die Schüle-rinnen zu sich ein und kommenfür den Unterhalt auf.

Das Leben in einer Familie fürzehn Monate ermöglicht ein in-

tensives gegenseitiges Kennen-lernen und den Aufbau dauer-hafter freundschaftlicher Kontak-te. Die Schüler machen hier viel-fältige interkulturelle Erfahrun-gen, und es ist auch für die Gast-familien eine Bereicherung, siedabei zu begleiten. Die Öffnungnach Europa und der Brücken-schlag zwischen unseren Län-dern ist gerade für die Menschenin der Enklave Königsberg be-sonders wichtig.

Wenn Sie einen der jungen Kö-nigsberger als Familienmitgliedauf Zeit in Ihre Familie aufneh-men wollen oder Verwandte undBekannte irgendwo in Deutsch-land dafür begeistern können,dann nehmen Sie doch bitte Kon-takt auf mit Inge Rauschning, Ro-detal 1 a, 37120 Bovenden, Tele-fon (0 55 94) 9 31 74, Telefax (0 5594) 9 31 75, E-Mail: [email protected]

Drei Austauschschüler suchen GastfamilienAuch 2006 organisiert die AFS Interkulturelle Begegnungen für russische Schüler ein Jahr in Deutschland

Lüneburg – Eine Gedenkveranstaltung veranstaltet, aus Anlaß des 100.Geburtstages des Gründers des Ostpreußischen Jagdmuseums, Forstmei-ster Hans-Ludwig Loeffke und des 40jährigen Bestehens der Freunde desOstpreußischen Landes- und Jagdmuseums, das Ostpreußische Jagd-und Landesmuseum am Sonnabend, 6. Mai, 15 Uhr, in der Handwerks-kammer Lüneburg-Stade, Friedestraße 6, 21335 Lüneburg. Ehrhardt Bö-decker – Inhaber und Gestalter des Brandenburg-Preußen Museums inWustrau – hält einen Vortrag über die „Kulturelle und humane Erfolgs-bilanz Preußens vom 18. – 20. Jahrhundert“.

Gedenkveranstaltung

Die PAZverbindet dieGenerationen

Familienanschlußfür ein

Jahr gesucht

Von INGE RAUSCHNING

Landesgruppe – Sonnabend, 29.April, 9.45 Uhr, Landesfrauenta-gung im Hotel Wartburg, LangeStraße 49, Stuttgart, Telefon (0711) 2 04 50. Ende gegen 17.30 Uhr.Zu erreichen ab Stuttgart HbfStadtbahn U-14, Richtung Hes-lach, Haltestelle: Rotebühlplatz(Stadtmitte). Der Vormittag derdiesjährigen Frauentagung ist zumgroßen Teil der Arbeit der Landes-frauen gewidmet, Nach dem Be-richt von Uta Lüttich über die kul-turelle Frauenarbeit, wird derLandesvorsitzende Dr. WolfgangKollbau über die Arbeit der Lan-desgruppe berichten. Uta Lüttichwird über die Arbeit der Landes-gruppe Ostpreußen sprechen. DerNachmittag ist ab 14 Uhr demThema „Wir Flüchtlingskinder –wie haben wir Kinder Flucht, Ver-treibung und Neuanfang erlebt“.Sibylle Dreher, Präsidentin desFrauenverbandes im BdV undlangjährige Bundesfrauenreferen-tin der LM Westpreußen, hat dieFlucht und den schwierigen Neu-anfang in Westdeutschland erlebt,sie hat mit Zeitzeugen über dasSchicksal der vielen Kinder, dieFlucht und Vertreibung erlebt ha-ben, gesprochen und Seminarehierüber gehalten. Auch in diesemJahr wird man sich wieder mit derMundart und dem ostpreußischenPlatt beschäftigen. Dieser Tages-ordnungspunkt soll gemeinsamgestaltet werden, bitte bringen SieTexte zum Vortragen mit. Wenndie Zeit dann noch reicht, siehtman den Videofilm: „ZwischenMasuren und Frischem Haff“(Dauer: 45 Minuten). Gäste sindherzlich willkommen.

Heilbronn – Donnerstag, 11.Mai, 8 Uhr, Jahresausflug. Reise-ziele sind das Kulturzentrum Ost-preußen in Ellingen, Mittagessenim Schloßbräustübl und Nachmit-tags geht es ins Fränkische Seen-land. Die Abfahrt erfolgt vom Bus-bahnhof Karlstraße, Heilbronn.Auskunft bei Lm. Dombrowski, Te-lefon (0 71 31) 17 83 19.

Reutlingen – Mittwoch, 10.Mai, Tagesausflug der Frauen-gruppe. Ziel ist der Bodensee(Richtung Lindau). Abfahrt vomAlten Busbahnhof. Informatio-nen und Anmeldung bei FrauOrthmann, Telefon (0 71 22) 3593.

Stuttgart – Donnerstag, 4. Mai,15 Uhr, Treffen im Hotel Wartburg,Lange Straße 49. Heidelore Barthliest aus ihrem Buch, „Das ver-streute Glück“.

Schwäbisch Hall – Mittwoch, 4.Mai, 14.30 Uhr, Treffen der Grup-pe im Gästehaus Sölch. FrauGehm gestaltet den Nachmittagmit „Geschichten, Gedichte undLiedern im Mai“. – Die Gruppehatte zur Mitgliederversammlungeingeladen. Die Vorsitzende Ursu-la Gehm begrüßte eine große Zahlder Mitglieder. Nach dem Geden-ken der Verstorbenen dankte dieVorsitzende allen Mitgliedern undFreunden für die guten Besucheder Heimatnachmittage. In ihrenDank schloß sie alle aktiven Mit-glieder ein, den scheidenden 2.Vorsitzenden Heinz Zander, denKassenwart Erwin Neumann, dieGeburtstagsgratulantin und PC-Expertin Margot Diederichs –aber vor allem Elfi Dominik fürdie Organisation der Reisen undder Grützwurstessen. In ihremRückblick der Jahre 2004 und2005 hob die Vorsitzende die aus-gezeichneten Vorträge von Rein-

hard Schenk zu den Themen Kant,Konvention Tauroggen und Ge-danken zum Schiller-Jahr hervor.Hochinteressant war der Beitrag„Der Oberländische Kanal“ vonHans-Dieter Krauseneck. Elfi Do-minik organisierte in hervorragen-der Weise die Fahrten nach Masu-ren und Schlesien, sowie dieOsterbrunnenfahrt ins Fränkische.Die zahlreichen Teilnehmer amschon traditionellen, jährlichenGrützwurstessen bestätigen dasOrganisationstalent von Frau Do-minik. Die Humanitäre Unterstüt-zung ging wie in jedem Jahr an dieim südlichen Ostpreußen gelege-ne Gemeinde Hohenstein, die Ge-sellschaft zur Pflege DeutschenKulturguts „Emil v. Behring“. Ei-nen Teil des Beitrages erwirtschaf-teten Erika Schlenker, Herta Lungund Ursula Gehm durch den Floh-markt. Mitglieder und Freundehatten Sachspenden dazu beige-tragen. Der restliche Betrag fürHohenstein wurde am Grüt-zwurstessen gespendet. FrauGehm schloß ihren Rückblick mitdem Bericht über die OstdeutscheHeimatstube in Schwäbisch Hall,deren Auflösung und bevorste-hende Neugestaltung im HällischFränkischen Museum in Wackers-hofen, einem Ortsteil von Schwä-bisch Hall. Sie berichtete weitervon der Ausstellung „Heimat ver-loren – Heimat gewonnen“ mit ei-ner ausführlichen Videoschau, dieam 14. Juli im Freilandmuseum er-öffnet wird. Erwin Neumann stell-te den Kassenbericht über die Jah-re 2004 und 2005 vor. Kassenprü-fer Reinhard Schenk hatte die Kas-se geprüft und für korrekt befun-den. Das neue, nicht aus Ostpreu-ßen stammende Mitglied HorstLindemuth dankte dem Vorstandfür die geleistete Arbeit und bean-tragte die Entlastung, die einstim-mig erteilt wurde. Diethmar Mat-theus, ein Nichtmitglied, abertreuer Anhänger leitete die Wah-len. Der gesamte Vorstand setztsich zusammen 1. Vorsitzende Ur-sula Gehm, 2. Vorsitzender Die-trich Schüll, Kassenwart ErwinNeumann, Kassenprüfer ReinhardSchenk und Horst Lindemuth.Gratulation und Statistik MargotDiederichs. Beisitzer: MargareteBehrendt, Elfi Dominik, MarianneDöll, Hildegard Hammer, HansDieter Krauseneck, Luise Kremser,Rita Leipersberger, Herta Lung,Siegfried Mauerhoff, Heinz Py-rags, Ewald u. Hedwig Seyboldund Heinz Zander. Die Mitglieder-versammlung beendete FrauGehm mit ihrem interessantenVortrag „Preußen und die Wurzelndes Erfolges“.

Ulm / Neu Ulm – Sonnabend,13. Mai, 14.30 Uhr, Schabbernach-mittag in den „Ulmer Stuben“.

Amberg – Die Gruppe hatteVorstandswahlen, als neuer Vor-sitzender wurde Dirk Witteleraus Freudenberg gewählt. Seinbesonderes Anliegen ist es, dieGruppe nicht nur zu erhaltenund weiterzuführen, sondernauch Neumitglieder zu werben,die sich aus den Nachfahren re-krutieren, oder auch aus Ge-schichtsbewußten Mitmenschen,denen das Schicksal Ostpreu-ßens und seiner Bevölkerung amHerzen liegt. Auch sei daran er-innert, daß kein Geringerer alsder Bayerische Ministerpräsi-dent Dr. Edmund Stoiber,Schirmherr des BdV ist. Beson-

derer Dank gilt dem scheiden-den Vorsitzenden Bruno Brück-mann, der seine Kraft und Initia-tive der Gruppe zur Verfügunggestellt hatte. Informationen beiDirk Witteler, Telefon (0 96 27) 360.

Augsburg – Mittwoch, 10. Mai,Ausflug der Frauengruppe.

Bad Reichenhall – Beim öster-lichen Heimatnachmittag ge-dachte Lm. Hoffmann unter an-derem der Geburtstage von Kantund Arno Holz. Dann erinnerteer an ein Kriegsverbrechen derRußen, welches über 50 Jahreden Deutschen angelastet wurde:der Mord an 5000 polnischenOffizieren bei Katyn. Für diesesVerbrechen und die falschen Be-schuldigungen gab es keine Ent-schuldigung. An liebevoll östlichgeschmückten Tischen, von LiloSchöndorfer und Jutta Karl her-gerichtet, gab es nur ein Thema:Ostern. Es begann mit der Erzäh-lung von Ernst Kuby „Hasenma-növer“, dann wurde über dasBrauchtum in der Heimat be-richtet, dem Schmackostern.Über das Brauchtum im Berch-tesgadener Land las Hoffmanneinen Aufsatz von Erna Pranzvor. Dr. Erwin Keyser berichtetevon einer lustigen, alpenländi-schen Begebenheit vor der Palm-weihe vor der Kirche. Mit gutenWünschen von Margarete Ma-schäer (von den Sudeten) endeteder Heimatnachmittag.

Erlangen – Donnerstag, 11.Mai, 18 Uhr, Treffen der Gruppeim Jugendzentrum Frankenhof,Raum 20. Es gibt einen Diavor-trag: „Busreise nach Schlesien“.

München Nord / Süd – Sonn-abend, 6. Mai, 14.30 Uhr, Treffender Gruppe im Haus des Deut-schen Ostens, Am Lilienberg 5,81669 München. Elmar Schmidhält einen Diavortrag mit Be-gleittexten und musikalischerUmrahmung „Der Zauber derKurischen Nehrung“. Es gibt einegemeinsame Kaffeetafel.

Starnberg – Mittwoch, 10. Mai,15 Uhr, Muttertagsfeier in derUndosa-Seestube. – Der Vorsit-zende Arnold Birk begrüßte dieTeilnehmer der jährlichenHauptversammlung. Nach Be-kanntgabe der Tagesordnung,Einwände wurden nicht erho-ben, gedachte man der im letztenJahr verstorbenen Mitglieder:Stefanie Lingk, Kurt-Dieter Liskeund seine Lebensgefährtin Char-lotte Nübler. Alle hatten das 90.Lebensjahr schon vollendet undwaren treue Mitglieder derGruppe. Ein ehrendes Andenkenist ihnen gewiß. Es folgte der Jah-resbericht des Vorsitzenden indem er das vergangene Jahr Re-vue passieren ließ. Er bedanktesich zunächst bei den Referenten(Sieglinde Tripodi-Last, Lm.Köszler, Lm. Schroeder, Astrid v.Menges und Gertrud Schlenz)für ihre Vorträge, die für eine Be-reicherung der Treffen darstel-len. Sehr gut angekommen istwieder das Rate-Quiz „Was weißtDu noch von unserer Heimat?“.Im Juni besuchte man das Frei-lichtmuseum „Glentleiten“. Inder Gutswirtschaft „HerzoginAnna“ des Staatsgestüts Schwai-ganger wurde zu Mittag gegessenund danach folgte ein dreistün-diger Rundgang durch das Ge-lände der „Glentleiten“. Sehr an-schaulich was da an alten Bau-ernhäusern, Wassermühlen undvieles mehr aufgebaut wurde. ImJuli vergangenen Jahres standwieder die Seerundfahrt auf demTerminplan der Gruppe. Ziel desAusfluges war Bernried. Nichtvergessen werden darf die letzt-jährige Neuwahl des Gesamtvor-standes. Dem Bürgermeister vonStranberg, Ferdinand Pfaffinger,merkte man in seinem Grußwortsichtlich an, daß er sich bei derGruppe wohlfühlte, dies tatenauch Stadtpfarrer KonradSchreiegg und Pfarrerin BirgitMartin. Arnold Birk sprach sei-nen Dank allen Helfern aus, diediese schöne Veranstaltung mitorganisierten. Natürlich ging die-ser Dank auch an die Kollegen

aus dem Vorstand. Für den an-schließenden Kassenbericht hat-ten die Revisoren nur lobendeWorte. Entlastung wurde derSchatzmeisterin, wie auch demGesamtvorstand einstimmig er-teilt. Matjeshering, Tunke undPetersilienkartoffeln rundetendiesen Nachmittag ab.

Weiden – Sonntag, 7. Mai,14.30 Uhr, Muttertagsfeier imHeimgarten.

Frauengruppe der LO – Mitt-woch, 10. Mai, 13.30 Uhr, „DieWille“, Wilhelmstraße 115, 10953Berlin. Muttertag. Anfragen: Ma-rianne Becker, Telefon 7 71 2354.

Angerburg, Darkehmen, Gol-dap – Donnerstag, 11. Mai, 14Uhr, „Oase Amera“, Borussia-straße 62, 12103 Berlin, Mutter-tag und Vortrag von Dr. Qued-nau. Anfragen: Marianne Becker,Telefon 7 71 23 54.

Rastenburg – Sonntag, 7. Mai,15 Uhr, Stammhaus, Rohrdamm24 B, 13629 Berlin. Anfragen:Herbert Brosch, Telefon 8 01 4418.

Bremen – Dienstag, 9. Mai, 14Uhr, Treffen der Wandergruppe,Roter Turm an der Domsheide.Die Geschäftsstelle ist zu errei-chen in der Parkstraße 4, 28209Bremen, Telefon (04 21) 3 46 9718.

Bremerhaven – Freitag, 28.April, 15 Uhr, Treffen der Frauen-gruppe. Kostenbeitrag für Kaffeeund Kuchen: 4 Euro. – Freitag,12. Mai, 14 Uhr, Treffen der Frau-engruppe am Bootshaus Speck-enbüttel.

LANDESGRUPPESonntag, 21. Mai, 14 Uhr, Fahrt

zur Dittchenbühne zum Besuchder Theateraufführung „derStrom“ von Max Halbe. Abfahrtdes Busses ab Kirchenallee(Hauptbahnhof) 14 Uhr. Kaffee-trinken 16 Uhr, Theateraufführung16 Uhr. Rückfahrt gegen 18.30Uhr. Gesamtpreis einschließlichKaffeetafel und Eintritt 25 Euro(ohne Busfahrt 15 Euro). Anmel-dungen bei Lm. Bridszuhn, Tele-fon 6 93 35 20.

HEIMATKREISGRUPPENInsterburg – Freitag, 5. Mai,

14.30 Uhr, Treffen der Gruppe inder „Postkutsche“, Horner Land-straße 208. Gemütliches Beisam-mensein und Schabbern. –Dienstag, 9. Mai, Tagesausflugnach „Kalifornien“ an der Ostsee.

Heiligenbeil – Donnerstag, 25.Mai, 7 Uhr, Abfahrt zum Serenge-

HE I M ATA R B E I T16 Nr. 17 – 29. April 2006Das Ostpreußenblatt

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LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (07 11) 85 40 93, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel.: und Fax (07 11) 6 33 69 80

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Friedrich-Wilhelm Böld,Tel. (08 21) 51 78 26, Fax (08 21) 345 14 25, Heilig-Grab-Gasse 3,86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet:www.low-bayern.de

BAYERN

Vors.: Hans-Joachim Wolf, Tele-fon (03 37 01) 5 76 56, Habicht-weg 8, 14979 Großbeeren, Ge-schäftsführung: Telefon (0 30) 2300 53 51, Deutschlandhaus, Stre-semannstraße 90, 10963 Berlin

BERLIN

Vors.: Helmut Gutzeit, Tel. (04 21)25 09 29, Fax (04 21) 25 01 88,Hodenberger Straße 39 b, 28355Bremen. Geschäftsführer: Bern-hard Heitger, Telefon (04 21) 5106 03, Heilbronner Straße 19,28816 Stuhr

BREMEN

Vors.: Hartmut Klingbeutel, Kip-pingstraße 13, 20144 Hamburg,Tel.: (0 40) 44 49 93, Mobiltelefon(01 70) 3 10 28 15. Stellvertreter:Walter Bridszuhn, Friedrich-Ebert-Damm 10, 22049 Ham-burg, Tel./Fax. (0 40) 6 93 35 20.

HAMBURG

tie-Safari-Park Hodenhagen. DerPreis pro Person beträgt 36 Euro,für Busfahrt, Safari-Bus, Eintrittund Mittagessen (2. Gerichte zurAuswahl). Die Abfahrt erfolgt um7 Uhr von Harburg-Bahnhof, 7.30Uhr vom Hamburg ZOB. Anmel-dungen bis zum 23. Mai an K.Wien, Telefon (0 41 08) 49 08 60.

Osterode – Mittwoch, 17. Mai, 9Uhr, Tagesausflug nach Fintel /Lüneburger Heide zu Spargeles-sen statt. Die Abfahrt erfolgt abHamburg ZOB. Im Euro-Dorf imholländischen Baustil wird manmit einem zweiten Frühstückempfangen. Nach der Führunggibt es ein Mittagessen, nachmit-tags Kaffee und Kuchen. Essen bisjeder satt wird, Trinken bis derDurst gelöscht ist. Preis alles in-klusive 40 Euro pro Person. An-meldungen an Marie-LouiseStanke, Dorfstraße 40, 22889Tangstedt, Telefon (0 41 09) 90 14.

BEZIRKSGRUPPENBillstedt – Dienstag, 2. Mai, 15

Uhr, Treffen im Restaurant „Für’nAppel und ’n Ei“, Möllner Landstr.27, Billstedt (im Ärztehaus amMarktplatz). Die Treffen sind kul-tureller Natur (Heimatgeschichte,Literatur, Erlebniserzählungen,Plachandern, Ausflüge und ande-res mehr). Gäste sind herzlichwillkommen. Kontakt: Annelie Pa-piz, Telefon (0 40) 73 92 60 17.

Hamburg-Bergedorf – Freitag,28. April, 15 Uhr, Treffen im Sozi-alen Zentrum, Ludwig-Rosenberg-Ring 47. Dort wird die Ausstellung„Der Weißstorch – Oadeboar inOstpreußen“, auf 13 Bildtafeln inGedichten und Gesischten ge-zeigt.

Salzburger Verein – Sonn-abend, 13. Mai, 13 Uhr, Treffen imHotel St. Raphael, Adenauerallee41. Wiltrud Meinike spricht überdas Leben einer preußischen Kö-nigin und Dr. Eckhard Schlem-minger über die Königsberger

Universität. Gäste sind willkom-men.

Bergstraße – Sonnabend, 6. Mai,14.30 Uhr, Jahreshauptversamm-lung im Gasthaus Am Stadtgraben,Heppenheim. – In Heppenheimfand die 38. Preußische Tafelrun-de statt. Neben einem Gericht derHeimat wird als kultureller Höhe-punkt daß Leben einer berühmtenPersönlichkeit des deutschenOstens dargestellt und damit 700Jahre deutsche Geschichte undKultur ins Bewußtsein der Öffent-lichkeit gerückt. Ein Kant-Bildnisin Lebensgröße und die Attrappedes Königsberger Doms haben ei-nen würdevollen Platz im Gebäu-de des Landratamtes in Heppen-heim gefunden, nachdem sie denHessentags-Umzug auf einemFestwagen begleitet haben. Rund150 Gäste waren zur diesjährigenTafelrunde erschienen, Landsleuteaus Ost- und Westpreußen, Danzigund Pommern, aber auch Schle-sien und dem Sudetenland undeinheimische Gäste aus Nah undFern. Diesmal konnten auch Deut-sche aus Rußland begrüßt werden,die sich inzwischen auch hier inder Region zusammengeschlossenhaben. Die stellvertretende Vorsit-zende begrüßte neben den vielenGästen auch Politiker des Kreisesund der EU. Sie eröffnete mit ei-nem besonderen Bericht. Am glei-chen Tage hatte am Vormittag einerussische Delegation aus dem Kö-nigsberger Raum nach einem ein-wöchigen Besuch Heppenheim

wieder verlassen. Der Landrat hat-te auf Betreiben des 1. Vorsitzen-den der Gruppe, Hans-Ulrich Ka-ralus, die Einladung nach einemBesuch Labiaus ausgesprochen.Die Delegation bestand aus demBürgermeister Labiaus, der zu-gleich auch der dortige Landrat ist,dem Leiter des Landwirtschaftsbe-reiches, der Leiterin für äußerewirtschaftliche und kulturelle Be-ziehungen sowie dem Chefarzt desKreiskrankenhauses. Neben einemoffiziellen Empfang mit über 200geladenen Gästen, darunter Kreis-und Landespolitiker, unter ande-rem der ehemalige hessische Ju-stizministers Dr. Christean Wagner,gab es Besuche, Gespräche undBegegnungen unter anderem inBetrieben, Museen, Schulen unddem Kreiskrankenhaus. Besondersbetont, sowohl von deutscher alsauch von russischer Seite, wurdedie überaus herzliche Atmosphäre.Der Landrat sprach von einem Ex-periment, im Hintergrund standder Gedanke an eine Städtepart-nerschaft zwischen dem LandkreisHeppenheim und Labiau. Die rus-sische Seite sprach später kaumnoch von Experimenten, sondernvon beschlossenen Tatsachen eineszukünftigen regen Austausches,vor allem zwischen den jungenMenschen, aber auch allen Inter-essenten beider Länder. Die Ge-spräche fanden in einer hochgra-dig persönlichen Atmosphäre statt.Im Anschluß an diese „Kurzinfor-mation“ folgten die Begrüßung zurTafelrunde, Bericht und musikali-sche Umrahmung, ausgeführt vonVorstandsmitglied Renate Haber-meier und ihrer Enkelin. Nach ei-nem genußvollen Essen erfuhrendie Gäste etwas über das Lebenvon Emil von Behring. Diesen Vor-trag wollte eigentlich Waltraud v.Schaewen-Scheffler, Vorsitzendeder Westpreußen in Hessen, hal-ten. Durch Krankheit verhindertwurde das Referat von Brigitte

Sattler vorgelesen, eine kurzeSkizzierung des Lebens dieses„Genius des Deutschen Ostens“,wie v. Schaewen-Scheffler ihn inihrem Vortrag bezeichnete.

Darmstadt – Wenige Tage nachseiner diamantenen Hochzeit istder Ehrenvorsitzende des Bundesder Danziger in Darmstadt gestor-ben. Er hätte diesen Monat seinen83. Geburtstag feiern können.Horst Jantzon war nach 1945Gründungsmitglied des Bundesund seit fast 60 Jahren ehrenamt-lich in verschiedenen Vorstands-ämtern tätig. Als „Anreger“ undMentor leitete er 25 Jahre dieGruppe, betreute seine Landsleutein sozialen Fragen, förderte ihr In-tegration, organisierte unzähligeVeranstaltungen und Tagungen,vermittelte die heimatliche Kulturund suchte den Ausgleich zwi-schen dem deutschen und polni-schen Volk. Wahre Menschlichkeitund der Danziger Wahlspruch„Nec temere, nec timide“ (wederunbesonnen noch furchtsam) be-stimmten sein Leben. Sein Rat wargefragt. Er war ein Zeuge des Jahr-hunderts, der immer Wege fand,wo es im Grunde keine mehr gab.Wer ihn kannte, war angerührtvom freien Wehen seines Geistesund schwang in ihm mit. Jantzonwar Träger der silbernen und gol-denen Verdienstnadel des Bundes.2003 wurde er zum Ehrenmitgliedernannt, der Darmstädter Ober-bürgermeister überreichte ihm imMai 2004 für seine Verdienste denEhrenbrief des Landes Hessen.Der Verstorbene kam 1943 durchseine Einberufung zum 115. Gar-deregiment nach Darmstadt undmachte den Afrikafeldzug mit. Erhinterläßt seine Frau, zwei Kinder.Drei Enkel und einen Urenkel. Erliebte diese Welt und alle, die gu-ten Willens waren. Seine große Le-benserfahrung hinterläßt eineLücke, die bei den west- und ost-preußischen Landsleuten und sei-

ne Gefährten und Freunden nichtso leicht zu schließen sein wird.

Dillenburg – Nach dem Kaffee-trinken hielt Heinz Schmidt einReferat über „Wölfe in Preußen –Einwanderer ohne Paß“. Es warinteressant zu erfahren, daß dieWölfe, von Osteuropa kommend,in den Jahren 1600 und 1700 überOstpreußen, Pommern, die Ost-seeküste, bei Stettin die Oderüberquerend, Mecklenburg undBrandenburg durchwanderten –also auch Berlin eingekreist hat-ten. Der Referent betrachtete auchdie Legenden, die dem Wolf ange-hängt werden. So „Wolfsbrut“,„Hunger wie ein Wolf“, „Flei-schwolf“ und „Reißwolf“. Immerbezeichnete dies eine gewisseGrobheit. Aber der Selbsterhal-tungstrieb hat bei Tieren andereMaßstäbe als beim Menschen. DerWolf durchschwimmt die Weichselund die Oder und durchstreift Ge-biete von 30 mal 30 Kilometer.Landesgrenzen kennt er nicht. Erist ein Wanderer ohne Paß. Jagdba-res Wild wurde durch den Wolfniemals total ausgerottet, sondernim natürlichen Gleichgewicht ge-halten. Da der Wolf aber ein Beu-tegreifer ist, kennt er keinenUnterschied zwischen Tieren infreier Wildbahn und Haustieren.So wurden im Amt Bütow von1740 bis 1743 270 Pferde, 16 Och-sen, 50 Kühe und 496 Schafe ge-rissen. 1696 meldete Insterburg306 Pferde, 50 Rinder und 310Schafe. Die Bejagung der Wölfe warzu dieser Zeit ein großes Anliegender Obrigkeit. Die Gegenwart undZukunft hat hier aber weitaus an-dere Möglichkeiten. Die in Sachsenim Gebiet Oberlausitz vorhande-nen Rudel kontrolliert und verfolgtman mit elektronischen Geräten.Hierzu werden einzelne Wölfe be-täubt und erhalten ein Halsbandmit Funk umgelegt. So ist ihr Auf-enthaltsort jederzeit überprüfbar.Gelnhausen – Sonnabend, 13. Mai,

9.30 Uhr, Muttertagsausflug. DieAbfahrt erfolgt vom LandratsamtGelnhausen. Gäste sind willkom-men. Anmelden bei Margot Noll,Telefon (0 60 51) 7 36 69.

Frankfurt / Main – Mittwoch, 10.Mai, 14 Uhr, Spielnachmittag imHaus der Heimat, Porthstraße 10.

Wetzlar – Montag, 8. Mai, 18Uhr, Treffen der Gruppe im Re-staurant „Grillstuben“, Stoppelber-ger Hohl 126. Vorsitzender KunoKutz wird einen Vortrag über Kä-the Kollwitz halten.

Delmenhorst – Dienstag, 2. Mai,15 Uhr, Treffen der Frauengruppein der „Delmeburg“. – Dienstag, 2.Mai, 15 Uhr, Treffen der Männer-gruppe in der Heimatstube, Park-schule.

Gifhorn – Die Gruppe traf sich

HE I M ATA R B E I T Nr. 17 – 29. April 2006 17Das Ostpreußenblatt

Kirchspiel Kleinlautersee –Die Kirchspielgemeinschaft ver-brachte vom 26. März bis 3.April zum fünften Mal einen Ur-laub im „Morada Resort“ in Küh-lungsborn. Die Unterbringung,der Service und das vielseitigeFrühstücks- und Abendbüfettwar wie immer hervorragend.Der Reiz an Kühlungsborn istimmer wieder die Promenade,vorbei an Kaffees, die zum Ver-weilen einladen. Man kann hierbummeln ohne große Steigun-gen überwinden zu müssen, hatfrische Seeluft und es gibt vielzu sehen. Ideal auch für ältereLeute. Zum Programm gehörteeine Rundfahrt mit dem Mora-daexpreß, eine Hafenrundfahrtdurch den Rostocker Hafen, eineDampferfahrt ab Rerik, vorbei ander Halbinsel Wustrow zur InselPoel und ein Tanzabend. Außer-dem unternahmen kleinereGruppen eine Fahrt mit der„Molli“, eine Wanderung nachHeiligendamm, Stadtbummelund wanderten oft die Promena-de entlang. Abends gab es dieMöglichkeit verschiedene Ver-anstaltungen zu besuchen, oderman setzte sich zusammen. DasWesentlichste an unserem Ur-laub war, daß wir Gelegenheithatten, bei geringen Kosten inguter Atmosphäre, mit Verwand-ten und Freunden eine längereZeit zu verbringen. Aber auch

die schönste Zeit geht einmalzuende. Alle verließen gut erholtund schweren Herzens Küh-lungsborn und freuten sich aufein baldiges Wiedersehen. Lei-der war unser Kirchspielvertre-ter Lothar Kapeinat aufgrundder Erkrankung seiner Frau ver-hindert, aber Dietrich Rose hatihn würdig vertreten.

Heimattreffen Elchniederung– Einladung zum Regionaltref-fen Tilsit, Tilsit-Ragnit undElchniederung am Donnerstag,18. Mai, 10 Uhr, im Congress-Center Stadthalle, Sindelfingen.Programmablauf: Begrüßungder Teilnehmer durch den je-weiligen Kreisvertreter, Begrü-ßung durch den stellvertreten-den Oberbürgermeister derStadt Sindelfingen, musikali-scher Auftakt, Tanzgruppe undheimatliche Klänge, Ostpreu-ßenlied, gemütliches Beisam-mensein. Die drei Kreisgemein-schaften hoffen auf rege Beteili-gung. Programmänderung vor-behalten. Sindelfingen liegt inunmittelbarer Nähe zu Stuttgartund ist mit Bahn und Pkw gutzu erreichen.

Krakelner Dorftreffen – Sonn-abend, 6. Mai, 11 Uhr, KrakelnerDorftreffen im Restaurant Eck-hard, Paul Nevermann Platz 2-4,Hamburg-Altona (direkt inBahnhofsnähe). Organisatorensind Klaus und Maria Schenk.

Stammtisch der Senioren– Für den nächsten Stammtisch,Freitag, 28. April, 11.30 Uhr, imBürgerhaus in Darmstadt-Wix-hausen laden wir alle interes-sierten Landsleute herzlich ein.

Eine Videothek für das SamlandMuseum in Minden – Dank einerSpende von 90 bespielten Video-Kassetten von Heinz Jackischkonnte der Grundstein für eine Vi-deothek über Ostpreußen sowiedas Thema Flucht und Vertreibungzusammengestellt werden. H. Jak-kisch, pensionierter Realschulleh-rer und gebürtiger Königsberger,sammelte allerlei Videoaufzeich-nungen. Die Durchsicht und Se-lektion aller Kassetten von je 240Minuten Spieldauer war einemühselige Beschäftigung für KlausWulff. Doch die Mühe wurde be-lohnt. Es kamen wahre Schnäpp-chen ans Tageslicht und eineSammlung von mindestens 95 Pro-zent aller Fernsehsendungen zumobigen Thema zustande. 30 Video-kassetten von bis zu 240 MinutenSpieldauer sind bisher in einemVerzeichnis mit Titel und Spiel-dauer festgehalten. Das entspricht

rund 120 Titeln bisheriger Sen-dungen über Ostpreußen, Fluchtund Vertreibung. Das soll der An-fang zu einer Videothek werden,die im Samland Museum angesie-delt wird. Eine Vorführung derKassetten ist vorgesehen. UnsereKreisgemeinschaft bedankt sichbei dem Spender sehr herzlich.

Angebot – Aus Anlaß der über60jährigen Wiederkehr von Fluchtund Vertreibung empfehlen wir:„Die Kämpfe um Ostpreußen unddas Samland“, von Helmut Bor-kowski, 175 Seiten, DIN A4 For-mat, zum Preis von 15 Euroeinschl. Versandkosten. Die text-lichen Abhandlungen erstreckensich inhaltlich über den Zeitraumvon Sommer 1944 bis zu den Er-eignissen und Endkämpfen imFrühjahr 1945. Die teilweise bis indie Details gehenden Darstellun-gen fesseln auch die nicht aus Ost-preußen stammenden Leser. Essind in diesem Werk, in begrenz-tem Umfang, auch Texte aus Russi-schen Quellen wiedergegeben. Zubeziehen über: KreisgemeinschaftKönigsberg-Land, im Preußen-Museum, Simeonsplatz 12, 32427Minden. Telefon (05 71) 4 62 97,täglich von 19 bis 21 Uhr.

Ein Gedenkstein in Landsberg –

Vor einiger Zeit kam von Frau Dö-bereiner, geb. Kirstein, die Anre-gung, einen Gedenkstein inLandsberg zum Gedenken derEinwohner Landsbergs aufzustel-len, die im Zweiten Weltkrieg undbesonders im Jahre 1945 ihr Le-ben verloren haben. Einen Ge-denkstein gibt es unter anderemin Frauenburg, der mit seinem ein-drucksvollen Text in deutscherund polnischer Sprache an Fluchtund Vertreibung erinnert. Als Ver-trauensleute für Landsberg habenwir in Zusammenarbeit mit Mar-tin Lehmann einen Anfang ge-macht. Es geht ein Brief an denLandsberger Bürgermeister undim Juni 2006 beim Stadtfest sollenweitere Gespräche mit dem Bür-germeister und der Verwaltunggeführt werden, um die Angele-genheit zu realisieren. Leider ko-stet ein Gedenkstein Geld. Wir bit-ten daher alle Landsberger undihre Freunde um Mithilfe. Für Nä-here Informationen wenden Siesich bitte an den Kreisvertreter.

Tolksdorf-Treffen – Es ist wiedersoweit – die Tolksdorfer, Altendor-fer und Plötnicker treffen sich am14. Oktober 2006, 10 Uhr, im Ge-meindehaus der evangelischenKirche in Völksen. Da noch einigeBewohner aus diesen Orten, beiden vorigen Treffen nicht dabeiwaren und wir die Adressen nichtkennen, wäre es schön, wenn wirsie auf diesem Wege ausfindig ma-chen könnten. Bei Fragen bittemelden: Graf zu Dohna, Telefon (050 41) 88 50, oder Christel Skibageb. Korsch, Telefon (0 23 06) 1 2138. Wir hoffen auf eine rege Betei-ligung.

Einladung zum 5. KarvenerOrtstreffen – Das 5. KarvenerOrtstreffen findet – wie von Hel-muth Tomscheit in dem Einla-dungsschreiben mitgeteilt – vom26. bis 29. Mai 2006 in Echem /Lüneburg statt. Das Programmsieht einen Besuch im Ostpreußi-schen Landesmuseum in Lüne-burg, Besichtigung und Durch-fahrt des Schiffshebewerks Schar-nebeck und Überraschungen vor.Helmuth Tomscheit weist nocheinmal auf das Treffen hin undwürde sich über eine Nachrichtvon Landsleuten, die sich nochnicht gemeldet haben freuen. Hel-muth Tomscheit, Telefon (0 21 91)2 32 23, oder bei der Geschäfts-stelle Sensburg, Telefon (0 21 91)16 37 18.

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben.

Kreisvertreterin: Edeltraut Mai,Weißdornweg 8, 22926 Ahrens-burg, Telefon (0 41 02) 82 33 00,Internet: www.angerapp.de

ANGERAPP(DARKEHMEN)

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Tel.: (0 24 05) 7 38 10.

ELCH-NIEDERUNG

Geschäftsstelle: Telefon (0 21 51)4 89 91, Fax (0 21 51) 49 11 41. Be-suche nur nach vorheriger Ter-minvereinbarung. Altes Rathaus,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld

INSTERBURG

Kreisvertreterin: Gisela Broschei,Bleichgrabenstraße 91, 41063Mönchengladbach, Telefon (0 2161) 89 56 77, Fax (0 21 61) 8 77 24.Geschäftsstelle: Im Preußen-Mu-seum, Simeonsplatz 12, 32427Minden, Tel. (05 71) 4 62 97, Mi.Sa. u. So. 18-20 Uhr.

KÖNIGSBERGLAND

Kreisvertreter: Martin Lehmann,Im Taufenbachsgarten 2, 53639Königswinter, Tel.: (0 22 23) 2 4533, Fax (0 22 23) 90 52 52, leh-mann .v inxe l@t -on l ine .de ;www.preussisch-eylau.de. Anfra-gen zu Versand und Kreiskartei:Manfred Klein, Breslauer Str. 101,25421 Pinneberg, Tel. (0 41 01) 2009 89, Fax (0 41 01) 51 19 38,[email protected]. Termine zum Besuch desMuseums im Kreishaus Ver-den/Aller (Partnerkreis), Lind-hooper Str. 67, bitte mit HerrnKlein telefonisch absprechen.

PREUSSISCHEYLAU

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (0 43 81) 43 66, Dorfstr.22, 24327 Flehm. Gst.: Paten-schaft Rastenburg: Kaiserring 4,46483 Wesel, Tel. (02 81) 2 69 50

RASTENBURG

Kreisvertreter: Siegbert Nadolny,Wasserstraße 9, 32602 Vlotho, Te-lefon (0 57 33) 55 85. Geschäfts-stelle: In der StadtverwaltungRemscheid, Nordstraße 74, 42849Remscheid, Telefon (0 21 91) 1637 18

SENSBURG

Sonnabend, 29. April, 22.10 Uhr,ARD: Rosenstraße.

Sonntag, 30. April, 9.20 Uhr,WDR 5: Alte und Neue Heimat.

Sonntag, 30. April, 20.15 Uhr,SAT.1: Das Wunder von Bern.

Montag, 1. Mai, 22 Uhr, MDR:Die Wartburg-Story.

Mittwoch, 3. Mai, 20.40 Uhr, Ar-te: Tödliche Übung – General-probe des D-Day.

Freitag, 5. Mai, 20.40 Uhr, Arte:Mein Name ist Bach.

Sonnabend, 6. Mai, 15.55 Uhr,ARD: Für Gott und den Papst.

Sonntag, 7. Mai, 9.20 Uhr, WDR5: Alte und Neue Heimat.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Vors.: Margot Noll, geb. Schi-manski, Am Storksberg 2, 63589Linsengericht, Telefon (0 60 51) 736 69

HESSEN

Vors.: Dr. Barbara Loeffke, AlterHessenweg 13, 21335 Lüneburg,Telefon (0 41 31) 4 26 84. Schrift-führer und Schatzmeister: Ger-hard Schulz, Bahnhofstraße 30 b,31275 Lehrte, Telefon (0 51 32) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg:Manfred Kirrinnis, WittingerStraße 122, 29223 Celle, Telefon(0 51 41) 93 17 70. BezirksgruppeBraunschweig: Fritz Folger, Som-merlust 26, 38118 Braunschweig,Telefon (05 31) 2 50 93 77. Be-zirksgruppe Weser-Ems: Otto vonBelow, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (0 59 01) 2968. Bezirksgruppe Hannover:Christine Gawronski, Zilleweg104, 31303 Burgdorf, Telefon (051 36) 43 84

NIEDERSACHSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

in der Scheune des DeutschenHauses zu ihrer Jahreshauptver-sammlung. Der Vorsitzende Ar-min Fraß erinnerte in seinem Jah-reshauptblick an die interessantenFahrten seiner Landsleute im ver-gangenen Jahr: zum Beispiel Be-such des Deutschlandtreffens oderder Besuch des Johannifest inKlötze. Er wies auf die Tagesfahrtnach Bremen am 1. Mai hin, mitder die diesjährige Sommersaisoneröffnet wird. Nach dem einstim-mig verabschiedeten Kassenbe-richt durch den Kassenwart Dieter

Specovius sprachen die Mitglie-der einstimmig dem Vorstand fürein weiteres Jahr ihr Vertrauenaus. Ein Gruppe hatte im vorigenMai eine Busfahrt in die Heimatunternommen. Lm. Specovius hat-te dabei einen Film gedreht, derwährend der Versammlung ge-zeigt wurde. Die damals mitgerei-sten gebürtige Ostpreußin IreneWiegmann erläuterte dabei dievielen Eindrücke der Fahrt. EinLoblied auf die ostpreußischeGrützwurst von Kurt Zwiklastimmte anschließend Fraß an.Dazu trugen fleißige HändeSchüsseln mit Grützwurst, Sauer-kraut und Kartoffeln herein. Das

Essen war der gelungene Ab-schluß für eine gelungene Veran-staltung.

Oldenburg – Mittwoch, 10. Mai,13.30 Uhr, Halbtagsausflug nachTwistringen zum „Museum fürStrohverarbeitung“, mit Besichti-gung und anschließendem Kaffeeund Kuchen. Abfahrt erfolgt vomZOB, Rückkehr gegen 19 Uhr. Wernoch mitfahren möchte, meldesich bitte bei der Leiterin derFrauengruppe, Gisela Borchers. –Das österliches Treffen war liebe-voll vorbereitet worden mit einemkleinen Osternest, das einenGründonnerstagkringel und Scho-koladenostereier enthielt. Ein sol-

ches Präsent hatten die DamenDora Gemsa und Ruth Hildeb-rands für jeden gebacken und ge-bastelt, die so viel Aufmerksam-keit erhielten, daß der Diavortragvon Karl-Heinz Bonk über eine„Reise nach Ungarn und Rumä-nien“ fast zur Nebensache geriet.Aber Karl-Heinz Bonk versteht eswie kaum ein Anderer, seine Zu-hörer nicht nur mit seinen Dias,sondern auch mit seinen Wortenzu fesseln. Die Reisestationen wa-ren nach dem Plattensee zunächstFünfkirchen (Pécs), dem Zentrumder ungarischen Donauschwaben,danach Szegedin, bevor es nachRumänien ging. Hier war aus-

schließlich das im Karpatenbogengelegene Siebenbürgen das Ziel:Hermannstadt, eine auch heutenoch von deutschen Siedlern ge-prägte Stadt, am Fuße der Karpa-ten gelegen und deshalb geteilt inUnter- und Oberstadt. Ausführlichzeigte der Referent die als Wehr-dörfer angelegten SiebenbürgerKirchenburgen, die neben Got-teshäusern auch ihren Dienst alsZufluchtsburg bei Feindbedro-hung leisten mußten. Kronstadt,Schäßburg – die Heimat Draculas– Klausenburg waren weitere Sta-tionen in Siebenbürgen, bevor esin den Nordosten Ungarns zu-rückging. Ein Pferdewagenaus-

flug in die ungarische Steppe, diePuszta, zwischen Debreczin undTokaj, vermittelte noch Viehher-denromantik für Touristen undder Tokajer oder das Erlauer Stier-blut boten ungarisches Tempera-ment. Budapest, das HerzstückUngarns, geteilt durch die Donau,bildete den Höhe- und Schluß-punkt dieser aufregenden Bildrei-se durch den vorderen Balkan, derviele deutsche Spuren auftat, sowie es Karl-Heinz Bonk auf allenseinen Reisen versucht, herauszu-arbeiten.

HE I M ATA R B E I T18 Nr. 17 – 29. April 2006Das Ostpreußenblatt

Urlaub/Reisen

Zeitzeugen gesucht:Wer war 1945 als Flüchtlingim Kreis Schwarzenberg?

Für eine Forschungsarbeit über dasGeschehen im Landkreis Schwarzen-berg/Aue nach 1945 suche ich Zeitzeugen:Wer erlebte 1945 das Kriegsende alsFlüchtling in Orten des LandkreisesSchwarzenberg, oder in Aue, Stollberg,Zwönitz?Woher, wie und wann kamen Sie in denKreis Schwarzenberg? Wo waren Sieuntergebracht? Wann und vor allem wiekamen Sie weiter und wohin? Gingen Siefreiwillig wieder weg aus Schwarzenbergoder wurden Sie ausgewiesen und zurück-geschickt? Haben Sie eventuell noch Doku-mente oder Aufzeichnungen aus dieserZeit?Bisher ist über das Flüchtlingsproblem imLandkreis Schwarzenberg wenig bekannt.Deshalb würde ich mich über Informatio-nen, Erlebnisberichte oder Dokumentesehr freuen.

Vielen Dank für Ihre HilfeLenore Lobeck

Mitteilungen bitte an:Lenore Lobeck

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Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 19

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung

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Osnabrück – Mittwoch, 3. Mai,8 Uhr, Fahrt nach Minden zumPreußenmuseum. Abfahrt er-folgt vom Gerichtsgebäude Kol-legienwall. Anmeldungen beiMarianne Regier, Telefon 1 4126.

Rinteln – Donnerstag, 11. Mai,15 Uhr, Treffen im Hotel StadtKassel. Dr. Hans-Walter Butsch-ke hält einen Vortrag: „Manner-heim und der finnische Winter-krieg“. Gäste sind herzlich will-kommen.

Aachen – Sonnabend, 6. Mai,15 Uhr, Frühlingsfest im Saal desRestaurants Zum Griechen,Franzstraße 74. Mit viel Spaß,Liedern, Sketchen und kleinenGeschichten aus Ostpreußen,werden Sie wieder lachen undschmunzeln können. Der Grup-pen-Musikus wird mit einemFrühlingspotpouri den Nachmit-tag einleiten und ein Bänkelsän-ger die Akteure durch Pro-gramm begleiten. Der Eintritt istkostenlos.

Bielefeld – Montag, 8. Mai, 15Uhr, Treffen der Frauengruppein der Wilhelmstraße 13, 6.Stock. – Donnerstag, 11. Mai, 15Uhr, Ostpreußisch Platt in der

Wilhelmstraße 13, 6. Stock. –Sonnabend, 13. Mai, 15 Uhr,Frühlingsfest in der GaststätteSprungmann, Osnabrücker Stra-ße 56.

Düsseldorf – Donnerstag, 11.Mai, 10 Uhr, Seminar: „Ange-kommen – aufgenommen?Chancen junger Deutscher ausRußland in NRW“, Eichendorff-saal, GHH. – Freitag, 12. Mai, 18Uhr, Stammtisch im RestaurantPils, Schlesische Straße 92.

Siegen – Ein volles Haus konn-te der Vorstand zur Jahreshaupt-versammlung begrüßen. nachder großen 50-Jahr-Gründungs-feier im vergangenen Jahr, beider verdiente Mitglieder auchaus der Gründerzeit geehrt wer-den konnten, waren nun die„Zwanzigjährigen“ an der Reihe.Zwölf Damen und Herren warenfür ihre Treue und ihr Bekennt-nis zur Heimat zu würdigen. Ne-ben einer Urkunde und einerElchschaufel-Anstecknadel gabes zum Dank Proben west- undostpreußischer Spezialitäten wieDanziger Goldwasser, PillkallerEdelmachandel, Trakehner Blutund Bärenfang. Der Bestand hatsich in den letzten Jahren bei 50Mitgliedern eingependelt. Ent-stehende Lücken füllen sichdurch Neuzugänge auf, hinzukommen regelmäßige Heimat-freunde und Gäste. In den Jah-resberichten referierte Prof. Dr.Penski über die gegenwärtige or-ganisatorische Situation der LOauf Landes- und Bundesebene.Kulturwart Frank Schneidewinderinnerte an die Gräfe und Un-zer Verlag Königsberg, einstDeutschlands größte Buchhand-lung in der Nähe der Albertina.Thilde Utikal schilderte die Ar-beit der Frauengruppe, die sichbesonders der Traditionskultur

widmet und das Herzstück derGemeinschaft bildet. Für denBJO gab Jochen Meyer einenÜberblick der Jugendarbeit. ImSommer 2006 wird sich der BJOam Sommer- und Spielfest derpolnischen Jugend auf dermächtigen Festung Boyen von1851 in Lötzen beteiligen. Kas-senwartin Giesela Kölsch konntevon einem durch feste Rückla-gen gesicherten Jahreshaushaltberichten, und nach einem aner-kennenden Kassenprüfungsbe-richt durch Eberhard Labeitkonnte der Vorstand entlastetwerden. die Neuwahlen ergabenfolgende personelle Zusammen-stellung: Vorsitzender Anton Ol-brich, Stellvertreter und Schrift-führer Prof. Dr. Penski, Kassen-wartin Giesela Kölsch, Kultur-wart Frank Schneidewind, Frau-engruppe Thilde Utikal, Jugend-vertretung Jochen Meyer, Me-dien Günter Meyer.

Wuppertal – Sonnabend, 13.Mai, 15 Uhr, Ostpreußenrundeim Stennert 8, Oberarmen. – DieJahreshauptversammlung in die-sem Jahr fiel auf die Zeit vorOstern, dementsprechend wa-ren der Raum und die Tischeösterlich dekoriert. Nach der Be-grüßung gab die 1. VorsitzendeR. Winterhagen einen Überblickder Veranstaltungen des vergan-genen Jahres. Neben dem schontraditionellen Ostpreußenball,Erntedankfest und Adventsfeierbefaßten sich die monatlichenOstpreußenrunden auch mitkulturellen und geschichtlichenThemen, so daß Kaffeetrinkeneine angenehme Nebensachewar. Kompetente Referenten be-richteten Wissenswertes ausPreußens Geschichte oder derEisfischerei in Ostpreußen. DieGruppe war beim Deutschland-

treffen und hat außerdem eineFahrt nach Lüneburg ins Ost-preußische Landesmuseum, indie Heide und Umgebungdurchgeführt. Da die Zoo-Sälenicht zur Verfügung standen fin-det der Ostpreußenball unterdem Motto „Tanz unter der Ern-tekrone“ am 30. September 2006statt. Im August diesen Jahresbeabsichtigt die 2. VorsitzendeH. Piontek mit der Gruppe fürfünf Tage nach Leiven (Mosel)zufahren. Am 3. Mai 2006 ist ei-ne Tagesfahrt nach Kevelaer ge-plant. Nach dieser Vorschau aufdas laufende Jahr folgte ein zu-friedenstellender Bericht derKassenwartin U. Busch, der dieKassenprüfer eine vorbildlicheKassenführung bestätigten. DieHandarbeitsgruppenleiterin H.Nolde und TanzgruppenleiterinU. Knock berichteten über er-folgreiche Tätigkeiten der Grup-pen. Am Ende der Versammlungdankte H. Pfecht der 1. Vorsit-zenden mit einem Gedicht undBlumen für die geleistete Arbeit.

Mainz – Donnerstag, 18. Mai,12.30 Uhr, Busfahrt ins Blauemit Einkehr. Abfahrt erfolgt vomHauptbahnhof Mainz. Der Fahr-preis beträgt pro Person 10 Euro(Mitglieder), 13 Euro (Nichtmit-glieder), Anzahlung 5 Euro. An-meldung bei Lm. Zachau, Tele-fon (0 61 46) 57 27, oder bei Fa-milie Freitag, Telefon (0 61 31)33 13 47.

Aschersleben – Donnerstag, 11.Mai, 9.30 Uhr, Besuch des Major-anwerkes und anschließend ge-meinsames Mittagessen. AmNachmittag Schiffsfahrt auf demConcordiasee.

Dessau – Montag, 8. Mai, 14.30Uhr, Treffen der Singgruppe in derBegegnungsstätte H. Rühmann.

Gardelegen – Dienstag, 9. Mai,Busfahrt nach Salzwedel mitStadtbesichtigung.

Magdeburg – Dienstag, 9. Mai,16.30 Uhr, Vorstandsberatungen.– Freitag, 12. Mai, 16 Uhr, Singpro-ben im TuS Neustadt.

Fehmarn – Dienstag, 9. Mai, 15Uhr, Treffen der Gruppe im „Hausim Stadtpark“. Walter Meß hält ei-nen Diavortrag über „Leuchttürmeauf Fehmarn“. Gäste sind herzlichwillkommen.

Kiel – Montag, 8. Mai, 16 Uhr,Muttertagsgedenken der Frauen-gruppe Kiel-Elmschenhagen.

Pinneberg – Sonntag, 7. Mai, 15Uhr, Treffen im VfL-Heim, Fahlts-kamp 53. Ingrid Koch liest aus ih-ren Werken.

Uetersen – Freitag, 5. Mai, 15Uhr, Treffen der Gruppe im HausUeterst End. Dr. Manuell Ruoffhält einen Vortrag über die Ge-schichte Ostpreußens und Köni-gin Luise. – Die Vorsitzende IlseRudat konnte auf der letzten Ver-anstaltung rund 50 Besucher be-grüßen. Zunächst wandte mansich der mit vielem Osterschmuckdekorierten Kaffeetafel zu. Diefleißigen Damen: Dor Pütz, Hilde-gard Rucha und Maria Backhaushatten wieder ihr Talent bewiesenund einen Vorgeschmack aufOstern gegeben. Nach dieser Stär-kung folgte der Vortrag von Bern-hard Lehner: „Schlesien, einepreußische Provinz“. Sein Vortragbeschäftigte sich mit der Zeit von1741 bis 1945. Schlesien liegt ander Nord-Ostkante der Sudeten,einer Gebirgskette, die sich vomIsergebirge im Westen über dasRiesengebirge, das Eulen- und Ad-ler-Gebirge, das Glatzer Schnee-gebirge und das Altevater-GebirgeRichtung Beskiden nach Ostenzieht. Schlesien war reich an Bo-denschätzen und auch an frucht-baren Regionen. Interessant ist dieBevölkerungsentwicklung: im Jahr1741 waren es 992000 Einwohner,1840 2,9 Millionen und 100 Jahrespäter 7,5 Millionen. Hinsichtlichder Religionen waren 50 Prozentevangelisch und 50 Prozent katho-lisch. Durch die Vertreibung der7,5 Millionen Deutschen nach1945 wurde Schlesien wirtschaft-lich und verkehrspolitisch ausdem mitteleuropäischen Wirt-schafts- und Kulturraum gelöstund an Osteuropa angegliedert.Lehner schloß seinen Vortrag mitdem Hinweis, daß „Rübezahl“, dergute Geist des Riesengebirges im-mer noch auf die Schlesier wartenwürde. Für seinen Vortrag erhielter viel Beifall.

HE I M ATA R B E I T Nr. 17 – 29. April 2006 19Das Ostpreußenblatt

Unsere liebe Mutti

Gertrud Kretschmanngeb. Thater

aus Rosenaujetzt 19273 Haar bei Neuhausfeiert am 28. April 2006 ihren

86. Geburtstag

Es gratulierenAlle Kinder

Herzliche Geburtstagsgrüße gehen zum 89. an

Frau Skauradszunin Ahrensbök, Poststraße 9

am 30. April 2006.

Liebe Ilsewir gratulieren und wünschen Dir

Freude und viel Glück für die Zukunft!

Dres. Hans-Jürgenund Irene Heinrichs

Zur Großen Armee abberufen

Hendrik C. Verton4. 9. 1923 Osterbeek (NL) 9. 3. 2006 Bonn (D)

Unterscharführer im Panzergrenadier-Regiment 10 „Westland“Ritter des Eisernen Kreuzes

Autor der Erinnerungen „Im Feuer der Ostfront. Ein niederländischer Freiwilliger an deutscher Seite im europäischen Schicksalskampf“

(Coburg 2003), welches Verständnis zwischen den Generationen schafft.

Es lebt sein Andenken und die niederländisch-deutsche Verbundenheit.

Oberfeldarzt d.R. Dr. Hans-Guido Weiserfür die Verteidiger von Breslau/Schlesien Peter Hild und zahlreiche niederländische Freunde Manuel Gottschalk

Meiner lieben Mutti und immer fröhlichen Schwiegermutter, dem Königsberger Marjellchen

Ursel, Ulla, Uschi

Ursula Waschlewskigeb. Tabel

gratulieren wir ganz herzlich zum

80. Geburtstag am 1. Mai 2006

Wir freuen uns auf eine weiterhin schöne Zeit mit DirDeine Familie, Freunde und Bekannten

33611 Bielefeld, Hohes Feld 24a, Tel. 05 21 / 8 36 93, z. Zt. verreist

Gebe Gott, helfe Gott, böse Menschen sollen mir nichts anhaben, was ich mir vornehme, soll mir gelingen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.

Sie starb fern der Heimat.

In Liebe nehmen wir Abschied von unserer Mutti, Schwieger-mutter, Oma, Uroma, Schwester, Schwägerin, Tante und Cousine

Marie-AugusteLudwig

geb. Kerstan * 21. 9. 1927 Auerswalde/Ortelsburg

† 9. 4. 2006

In stiller TrauerBurkhard Ludwig und MonikaDietrich LudwigFriedhelm LudwigSiegrun Ludwig und RonaldBodo Zimmermann und Silvia, geb. LudwigMatthias Frenzel und Evelyn, geb. Ludwig

Plattenburg, den 9. April 2006

Am 3. Mai 2006 feiert mein lieber Mann

Horst Hohmannaus Königsberg (Pr), Wrangelstr. 30

seinen

80. Geburtstag.

Es gratulieren herzlich und wünschennoch viele schöne Jahre

Deine JennyDorothee und Lothar aus Berlin

Irmtraut und Carlo aus SchleswigHeiligenbergstr. 15/37, 68163 Mannheim

Am 12. April 2006 ist unsere liebe Tante

Erika Perbandgeb. Vogel

* 20. Mai 1915 in Globuhnen/Krs. Preußisch-Eylau

in Bad Godesberg friedlich eingeschlafen.

In tiefer TrauerHarald Vogel – Schönwalde/Krs. Königsbergim Namen aller Angehörigen und Freunde

Traueranschrift: Harald Vogel, Op de Buld 47e, 21220 Seevetal

Schließ ich einst die Augen fern meinem Heimatland,seh ich nie mehr den Ort, wo meine Wiege stand. Eh mein Auge gebrochen, erkaltet meine Hand, flüstern meine Lippen: Grüß mir Ostpreußen, mein Heimatland.

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unseremguten Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Schwager

Erwin Spakowski* 6. 11. 1929 in Rodental Kr. Lötzen † 6. 3. 2006 in Arnsberg

In stiller TrauerIm Namen aller AngehörigenBernd Spakowski

59821 Arnsberg-Wennigloh, Am Kreuzkamp 3

Aus unserem Leben bist du gegangen,in unseren Herzen bleibst du.

Kurt Drewello* 11. März 1927 † 10. April 2006

Königsruh Hamburg

In dankbarer ErinnerungIm Namen aller Angehörigen, Freunde und NachbarnFamilie Sönke Radant

Sönke Radant01 76 / 23 14 62 98

Die Trauerfeier hat bereits stattgefunden.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern – tot ist nur, wer vergessen wird.

E. Kant

Margarete Johanna Hofmanngeb. Bannaski

* 6. 7. 1911 † 17. 4. 2006in Königsberg (Pr) in Hamburg

In Dankbarkeit und Liebe nehmen wir AbschiedDagmar und Ralph PurvesNicole, Jeremy und Miles BooneIngrid und Rüdiger,Christoph, Constanze und Clemens BiasWolfdietrich, Petra und Tessa Sophie Hofmann

Die Urnenbeisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt inWachenheim statt.

Ich schreibe Ihr Buch� 0 40 / 27 88 28 50

Anzeigen-Informationenim Internet:

www.preussische-allgemeine.de

Verschiedenes

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung

Vors.: Jürgen Zauner, Geschäfts-stelle: Werstener Dorfstraße 187,40591 Düsseldorf, Tel. (02 11) 3957 63. Postanschrift: Buchenring21, 59929 Brilon, Tel. (0 29 64) 1037, Fax (0 29 64) 94 54 59

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Bruno Trimkowski, Hans-Löscher-Straße 28, 39108 Magde-burg, Telefon (03 91) 7 33 11 29

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (04 31) 55 38 11,Wilhelminenstr. 47/49, 24103Kiel

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Anzeigen

HE I M ATA R B E I T20 Nr. 17 – 29. April 2006Das Ostpreußenblatt

Nadel-baum

Miss-geschick

knau-sern,sparen(ugs.)

Arzt,Doktor

Atmungs-organ

Emp-fänger

Beste,Siegerin

italie-nischerBarock-maler

franz.Stadtan derLoire

zu einemErdteilgehörend

ober-italie-nischeStadt

aus-genom-men,frei von

Schreib-stift(Kurz-wort)

altesLängen-,Raum-maß

Hochmut Fecht-waffe

Dekor,Zierde

trocken;mager

Volk,polit.Gemein-schaft

unent-schieden(Schach)

Blech-blas-instru-ment

Speise-raumfür Stu-denten

MitgliedeinesFürsten-hauses

Doppel-konti-nent

munter,lebhaft

feinesGewebe

Bienen-züchter

Sport-wette

Rollezum Auf-wickelnvon Garn

BeginneinesDienstes

Land-karten-werk

Stadt u.See inPennsyl-vanien

TirolerFrei-heits-kämpfer

Laub-baum

elegant;gewitzt(engl.)

bezeich-nen;taufen

Platt-fisch

Gesetz-geber der Israeliten im A.T.

Schiffs-steuer-hebel

gött-lichesGesetz

sehr be-deutend,bahn-brechend

schmie-ren,fetten

Hand-werker(Fußbe-kleidung)

engl.-amerik.Längen-maß

Tätig-keit,Arbeits-bereich

Mün-dungs-arm derWeichsel

griechi-scherBuch-stabe

Film-hund

einQuizlösen

Sing-stimme

Küchen-gerät,Zeit-messer

Begeis-terung,Schwung

AuslesederBesten

Schau-spiel-,Ballett-schüler

nichtinnen

unver-fälscht

großerFluss

Fern-kopierer

hoch-begabterMensch

Probe,Stich-probe

Untugend

Bruch-stück

abge-schaltet,nicht an

verführe-rischeFrau

persön-lichesFürwort

Er-kenntnis

Insel-staat imMittel-meer

einPlanet

Zugspitz-gewässer

ägyp-tischeHafen-stadt

einerlei;gleich-artig

Teil desBuches

Stirn-schmuckdesHirsches

Haupt-stadt vonTunesien

poetisch:aus Erzbeste-hend

Haupt-stromVorder-indiens

Lärm,Radau

Nacken Ziffer,Nummer

erfah-ren, be-wandert

eng-lischerArtikel

Schwur Staatder USA

Pelzart;marder-artigesRaubtier

Kummer,Seelen-schmerz

Abk. fürAuswär-tigesAmt

mut-maßen

vomGeistGotteserfüllt

Glücks-taumel

Kleider-,Mantel-stoff

Nach-komme

Stadtam Thü-ringerWaldEKMARAOK

DUENKELDEGENSCHMUCKMENSADUERRNATIONLL

LGPRINZESSINAMERIKAATLASZGSTTOTOEOF

AUERIESEIDEISMARTNENNENHAMOSESPINNE

INCHGEBOTKSCHUSTEREKBERUFEPOCHALRT

TENOREHELITESTROMELEVEATR

GENIELASTERFRAGMENTAUSCA

MALTAREINSICHTXSUESSEITEGEWEIHTEERN

VERSIERTGENICKRDBUTAHNERZ

RAETSELNLEIDAAEHEILIGRAUSCHTWEEDSOHNSUHL

KreisketteDie Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zah-lenfeld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felderin der oberen Figurenhälfte eine Straf- oder Vergeltungsmaßnahme.

1 ein Gewebe, 2 Zeitungswesen, 3 Polstermöbelstück, 4 Anlage zur Gewin-nung von Kochsalz, 5 soziales Umfeld

DiagonalrätselWenn Sie die Wörter nachstehenderBedeutungen waagerecht in das Di-agramm eingetragen haben, ergebendie beiden Diagonalen zwei Begriffefür Misserfolg.

1 Stöpsel, Zapfen,2 Schauspiel-, Ballettschülerin,3 griechische Bergnymphe,4 Krankenbesuch des Arztes,5 Preisabzug bei sofortiger oderkurzfristiger Zahlung, 6 Apfelsine

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanischeZahlenrätsel: Füllen Siedie Felder so aus, dassjede waagerechte Zeile,jede senkrechte Spalteund jedes Quadrat aus 3x 3 Kästchen die Zahlen1 bis 9 nur je einmal ent-hält.

9 57 4

8 5 3 28 9 7 17 3 6 2 4

2 5 9 39 3 4 2

6 82 8

132489756 967125384 845376129 489237561 573961248 216548937 798653412 654712893 321894675

Diagonalrätsel:1. Pfropf, 2. Elevin, 3. Ore-ade, 4. Visite, 5. Skonto, 6. Orange – Pleite, Fiasko

Kreiskette: 1. Koeper, 2. Presse, 3. Sessel,4. Saline, 5. Milieu –Repressalie

Sudoku:

Fortsetzung aus der PreußischenZeitung – Jahrgang 9 – Folge 1

Friedrich selbst konnte sich nichtmehr wehren, da er schon 1936verstarb, und die, die früher für ihngesprochen hatten oder mit ihm be-freundet waren, lebten nicht mehroder waren emigriert. Es ist ein ein-seitiges und daher falsches Bild,das hier gezeichnet wurde. KurtPinthus, Dr. Julius Brodnitz, Dr.Friedrich Holländer, Dr. Bruno Weilund Dr. Ludwig Lewin haben eindurchaus anderes und positivesBild von ihm gezeichnet. Auch derkürzlich verstorbene Dr. E. G. Lo-wenthal bespricht in einem Artikelin der „Allgemeinen Jüdischen Wo-chenzeitung“ vom 17. Juli 1964 „ImSchatten des 20. Juli – Zum 100.Geburtstag von Ricarda Huch“ ihrkurzes Geleitwort zur „Gerechtig-keit!“ in wohlwollender Weise.

Außer diesen spektakulären Bro-schüren hat v. Oppeln eine Viel-zahl von Aktivitäten gegen denAntisemitismus entfaltet. Er trat alsRedner auf Veranstaltungen ver-schiedener jüdischer Organisatio-nen wie des Verbands national-deutscher Juden, des Vereins zurAbwehr des Antisemitismues, ver-öffentlichte mehrere philosemiti-sche Artikel in verschiedenen Zei-tungen und Zeitschriften, darunterden persönlichen und handschrift-lich unterzeichneten Aufruf „Fürdeutsches Kulturjudentum“ in derC.V.-Zeitung, schrieb mehrere Arti-kel für das „Politische Handwörter-buch“ und führte im Rundfunk einStreitgespräch mit dem DNVP-Mit-glied Eldor Borck.

Auch wenn diese Agitation einenerheblichen Anteil an v. OppelnsArbeitskraft band, kam sein jour-nalistisches und schriftstelleri-sches Schaffen nicht zum Erliegen.Generell ist jedoch eine Schwer-punktverlagerung von der Belletri-stik zu politisch-historischen Stof-fen festzustellen. Hier ist in ersterLinie die preußische Geschichte zu

nennen. Er übersetzte die auf Fran-zösisch verfaßten Schriften Frie-drichs des Großen in der zehnbän-digen Ausgabe seiner Werke (er-scheint demnächst als Reprint imArchiv-Verlag) einschließlich seinerGespräche und Briefe und derSammlung „Friedrich der Große imSpiegel seiner Zeit“, seine „Politi-schen Testamente“, schrieb die„Liebesgeschichten am preußi-schen Hofe“ „Abenteurer am preu-ßischen Hofe“, veröffentliche 1922bei Diederichs den „Fürstenspie-gel“ von Niccolo Machiavelli zu-sammen mit dem AntimachiavellFriedrichs des Großen sowie 1934„Der Baumeister des preußischenStaates – Leben und Wirken des

Soldatenkönigs Friedrich WilhelmsI“ ein Werk, das auf jahrzehntelan-ger Forschungsarbeit beruhte, 1935bei Seemann in Leipzig „Der großeKönig als erster Diener seines Staa-tes“, eine Sammlung der unter-schiedlichsten Dokumente, Abbil-dungen und Anekdoten Friedrichsdes Großen, 1936, seinem Todes-jahr, „Der Alte Dessauer – Fürst Le-opold von Anhalt-Dessau – EineStudie seines Lebens und Wirkens“„Friedrich der Große und Prinz Au-gust Wilhelm – Des großen KönigsBriefwechsel mit seinem Bruder“,Friedrich der Große und Wilhelmi-ne von Baireuth, Jugendbriefe 1728– 1740 und Briefe der Königszeit1740 – 1758 u. v. m. In diese Kate-gorie kann man auch „David Ferdi-nand Koreff, Serapionsbruder, Mag-netiseur, Geheimrat und Dichter“,den „Lebensroman eines Vergesse-nen“ aus Urkunden zusammenge-stellt und eingeleitet von Friedrichvon Oppeln-Bronikowski, erschie-nen 1928 im Verlag Gebrüder Pae-tel in Berlin und Leipzig, einord-nen. Das Leben des deutschen Ju-

den Koreff hatte viele Facetten. Erwar u. a. Leibarzt des KanzlersFürst Hardenberg, Freund Varnha-gens und Humboldts, Zechgenosseder Tafelrunde von E. T. A. Hoff-mann und Serapionsbruder. DasWerk zeugt von der Möglichkeitund Notwendigkeit der Einfügungdes Judentums in den deutschenKulturkreis. In seinen letzten Le-bensjahren beschäftigte er sich u. a.noch mit dem „Siedlungswesen derHohenzollern 1640 bis 1786“ undFriedrichs des Großen Lehrgedicht„Die Kriegskunst“; auch verfaßte erein Gedicht mit dem Titel ‚Altpreu-ßentum’.

Außer mit preußischer hat er sichauch mit europäischer Geschichtebefaßt. Hierzu zählt die bereits er-wähnte Übersetzung des Fürsten-spiegel von Machiavelli, weiterhin„Politische Geschichte der französi-schen Revolution“ von Aulard undseine Mitwirkung an der von Frie-drich Meinecke und HermannOncken herausgegebenen Reihe„Klassiker der Politik“ durch Über-setzung der Werke von Abbé Castelde Saint-Pierre: „Der Traktat vomewigen Frieden“, Niccolo Machia-velli: „Discorsi – Politische Be-trachtungen über die alte und dieitalienische Geschichte“, und Jo-seph de Maistre: „Betrachtungenüber Frankreich“. In diesem Zu-sammenhang ist auch sein 1929 inBerlin erschienener Roman„Schlüssel und Schwert – EinPapstleben aus dem Cinquecento“zu nennen, der Leben und Wirkeneines der bedeutendsten Päpste,des Papstes Sixtus V., zum Gegen-stand hat. Der Roman hält etwa dieMitte zwischen Dichtung und Ge-schichtsschreibung.

Zeit seines Lebens hat er sich mitArchäologie beschäftigt und überderen Arbeit und Erfolge berichtet.War es bis zum Ersten Weltkrieg diesüdeuropäische und vorderasiati-sche Archäologie gewesen, die ihnin ihren Bann schlug, so verlagertesich sein Interesse danach zuneh-mend auf die Archäologie der deut-schen Frühzeit. Die Summe seiner

Bemühungen schlug sich in demBuch ‚Archäologische Entdekkun-gen im XX. Jahrhundert“, 1931 er-schienen im Verlag Heinrich Keller,nieder, ein Buch, das C. W. Ceramin seinem Werk „Götter, Gräber undGelehrte im Bild“ als Fortsetzungder „Archäologischen Entdeckun-gen des neunzehnten Jahrhun-derts“ von Adolf Michaelis bezeich-net hat. Sein Fachwissen und seinePropagierung archäologischer Er-kenntnisse haben das Archäologi-sche Institut des Deutschen Rei-ches dazu bewogen, ihn 1926 alsersten Schriftsteller zu seinem kor-respondierenden Mitglied zu wäh-len. Letztlich ist es auch v. Oppelnsdiesbezüglichen Bemühungen zudanken, daß die Universität Breslauihm 1932 Würde und Ehre einesDoktors der Philosophie h. c. ver-liehen hat.

Mit diesen Aufzählungen ist einevollständige Werkübersicht wederbeabsichtigt noch möglich; diesbleibt einer genaueren Darstellungvorbehalten. Etwa 45 eigene Werkeeinschließlich der Herausgaben so-wie über 130 Übersetzungen von36 Autoren lassen sich nachweisen,ebenso an 300 Zeitungs- und Zeit-schriftenartikel, die er als unver-zichtbare Brotarbeit bezeichnet hat.

Gelebt hat er ab etwa 1896 inBerlin in verschiedenen Wohnun-gen, seit 1908 in Charlottenburg.Unterbrochen war diese Zeit nurdurch zahlreiche Auslandsaufent-halte. Aus Gesundheitsrücksichtenhat er vor dem Ersten Weltkrieg et-wa vier Jahre in Italien gelebt, daser geliebt hat. Hinzu kamen Reisennach Griechenland und Vorder-asien sowie Kuraufenthalte inDeutschland, die zur Wiedergewin-nung seiner geschwächten Gesund-heit dienten. Er hat sich hier in ver-schiedenen Organisationen enga-giert, so z. B. im Verein für die Ge-schichte Berlins, in dessen Mittei-lungsblatt er mehrere Aufsätze ver-öffentlicht hat, im Reichsverbanddeutscher Offiziere, im Verein fürUrheberschutz, im Schutzverbanddeutscher Schriftsteller. Er war

auch Sachverständiger für Fragendes Urheber- und Verlagsrechtsund Dozent der Humboldt-Akade-mie für neufranzösische und neu-belgische Literatur. 1933 beging erhier seinen 60. Geburtstag, dertrotz den sich verändernden politi-schen Verhältnissen noch ein Min-destmaß an Aufmerksamkeit erreg-te. Rund 30 Zeitungsmeldungen, z.T. mit ausführlichen Würdigungenseines Lebens und Wirkens stehenetwa 90 private Glückwünschegegenüber, deren Absender über-wiegend in biografischen Nach-schlagewerken verzeichnet waren.Erwähnenswert sind zahlreicheGlückwünsche jüdischer Deut-scher, von Justizrat Dr. Brodnitz,dem Vorsitzenden des Centralver-eins deutscher Staatsbürger jüdi-schen Glaubens, Dr. Ludwig Hol-länder, Rechtsanwalt Dr. BrunoWeil, beide Mitglieder des Vor-stands des Centralvereins, von sei-nem Arzt Dr. Diamant, von Dr. Lud-wig Lewin, dem Leiter der Lessing-hochschule und vom Verband na-tionaldeutscher Juden. Die BerlinerZeitung „Tempo“ brachte eine kurzeMeldung mit einem Kopfsteno-gramm v. Oppelns von BenediktDolbin.

Seine letzten Lebensjahre warenüberschattet von schweren Erkran-

kungen und wirtschaftlicher Not.Letztere resultierte aus einer Fokus-sierung der Literatur auf völkischorientiertes Schrifttum und damitverbunden dem Zurückdrängenfremdsprachiger und der Unter-drückung deutsch-jüdischer Auto-ren. Er war daher genötigt, durchverstärkte literarische Anstrengenzu versuchen, die Einnahmeausfäl-le zu kompensieren. Erschwerendkam hinzu, daß mehrere seinerArbeiten nicht mehr zur Veröffent-

lichung angenommen wurden, soz. B: sein Roman „Der Exot“, des-sen Hintergrund das sogenannteAllensteiner Offiziersdrama von1907/8 bildete. Dies wiederumhatte negative Auswirkungen aufseine Gesundheit, die ihrerseitsseine Schaffenskraft minderten.Dies führte in einen Teufelskreis,aus dem er nicht mehr herauskam.Belastend war weiterhin der Todseiner ersten Frau im Jahr 1932,die sein Leben über 35 Jahre langbegleitet hatte und ihm eine festeund sichere Stütze gewesen war.Zu diesem schmerzlichen Verlustkamen noch die wirtschaftlichenBelastungen aus der Erbauseinan-dersetzung mit den drei Töchtern,die seine erste Frau in die Ehe ein-gebracht hatte. Sein Ende wurdedurch einen Aufenthalt in den bay-rischen Bergen ausgelöst, die erzwar sein Leben lang geliebt hatte,die aber für sein geschwächtesHerz zur tödlichen Falle wurden.Die Todesdiagnose lautete: „Herz-infarkt bzw. Kranzaderverkal-kung“. Begraben ist er auf demSüdwestkirchhof Stahnsdorf imKreis Teltow im Süden Berlins. DasGrab ist in mehreren Veröffentli-chungen erwähnt.

Die Aufmerksamkeit, die seinTod erregte, war in keiner Weisemehr mit der zu vergleichen, diesein 60. Geburtstag drei Jahre zu-vor noch hervorgerufen hatte. Nurzwei längere Nachrufe ließen sichausmachen; einer stammt vomJournalisten und TheaterkritikerWerner Fiedler, der andere vomSchriftsteller Kurt Pinthus, einemjüdischen Deutschen, der späteremigrieren mußte; sein Artikelwurde in der Centralvereinszei-tung veröffentlicht.

Der verbliebene Rest seines lite-rarischen Nachlasses wurde demdeutschen Literaturarchiv Mar-bach übergeben. Eine Dokumenta-tion von Leben und Wirken Frie-drich von Oppeln-Bronikowski inBuchform wird vom Verfasser die-ses Artikels im Starke Verlag Lim-burg vorbereitet.

Preußischer Schöngeist im besten SinneErinnerung an den Rittmeister und Schriftsteller Friedrich v. Oppeln-Bronikowski

Ein Vermittlerzwischen

den Kulturen

Von Friedrich-WilhelmV. OPPELN-BRONIKOWSKI

Gefangen in einem

Teufelskreis

Schwarz-Rot-Gold oder Schwarz-Weiß-Rot?Vor 80 Jahren gab Reichspräsident Hindenburg dem Weimarer Flaggenkompromiß die endgültige Form

GE S C H I C H T E Nr. 17 – 29. April 2006 21

Mittlerweile gibt es inDeutschland einen überdie in den Parlamenten

vertretenden Parteien hinausrei-chenden breiten Konsens über diedeutschen Farben. Daß sich dieMarxisten-Leninisten-Stalinisten inihrer DDR mit der Staatsflagge zuSchwarz-Rot-Gold bekannt habenund die Deutsche Volksunion (DVU)mit Schwarzrotgold wirbt, sprichtfür die Breite dieses Konsenses. Inder Weimarer Republik war dasanders, war ausschließlich die(Mehrheits-)Sozialdemokratie ein-hellig für Schwarz-Rot-Gold. Abge-sehen von den Unabhängigen Sozi-aldemokraten und den Kommuni-sten, die das revolutionäre Rot alsStaatsfarbe wünschten, gab es einebreite, bis in die linksliberale Deut-sche Demokratische Partei (DDP)und das katholische Zentrum rei-chende (rechts-)bürgerliche Front,die analog zum Staatstitel „Deut-sches Reich“ auch dessen schwarz-weißrote Flagge beibehalten wissenwollte.

Grob lassen sich die Ideen hinterden Farben und deren Vertretern imWeimarer Flaggenzwist von linksnach rechts wie folgt skizzieren: DieVerfechter einer sozialistischenRäterepublik plädierten dafür, daßdas nachrevolutionäre Deutschlandwie Sowjetrußland das Rot derInternationale übernahm. Die Befür-worter von Schwarz-Rot-Goldbrachten damit ihren Willen zueiner parlamentarischen Demokra-tie in der Tradition der gescheiter-ten, großdeutschen, bürgerlich-libe-ralen 48er Revolution zum Aus-druck. Und jene schließlich, diewollten, daß die Weimarer Republiksich in die Tradition des unter Preu-ßens Führung gegründeten (Kai-ser-)Reiches stellte, traten für dieBeibehaltung des um einen rotenStreifen ergänzten Zweifarbs Preu-ßens ein. Daß der Frontverlauf zwi-schen den Gegnern im WeimarerFlaggenstreits allerdings nicht anjedem Abschnitt entsprechend denoben grob skizzierten ideologischenGrenzen verlief, zeigt die bewegteGeschichte dieses Streits.

In der Novemberrevolution desKriegsjahres 1918 hatten die revol-tierenden Matrosen an den Flaggen-masten ihrer Schiffe das Schwarz-weißrot des (Kaiser-)Reichs durchdas rote Banner ersetzt. In dieserSituation war nicht nur von den(Mehrheits-)Sozialdemokraten, son-dern auch von dem als deutschna-tional geltenden Journalisten undVerleger Reinhold Wulle zusätzlichzu Schwarz-Weiß-Rot und Rot

Schwarz-Rot-Gold in die Diskussiongebracht worden. Eine Woche nachAusbruch der Novemberrevolutionschrieb er im Leitartikel der „Deut-schen Zeitung“:

„Als vor 70 Jahren die Sehnsuchtnach Kaiser und Reich die großeVolksbewegung des Jahres 1848 insLeben rief, tauchten die FarbenSchwarz-Rot-Gold auf als das Sym-bol Großdeutschlands. Wenn heutedas ganze deutsche Volk zusam-mengefaßt werden soll, unsert-wegen auch im Zeichen der Demo-kratie, dann besinne man sich wie-der auf die Farben Schwarz-Rot-Gold. Sie sind die Kennzeichen desdeutschen Idealismus. Sie sind dieErinnerung an eine Zeit voll großerGedanken, denen allerdings die gro-ßen Taten fehlten. Die Einheit desdeutschen Volkes ist in diesen Far-ben versinnbildlicht. Helfen kannuns jetzt nur noch die befreiende

schwarz-rot-goldene Tat zur Einheit,Ordnung und Freiheit.“

Neben Schwarz-Weiß-Rot und Rotstand den Vätern der Weimarer Ver-fassung nun auch Schwarz-Rot-Goldzur Wahl. Der Berliner Universitäts-professor Hugo Preuß hatte in sei-nem im Winter 1918/1919 erstelltenVerfassungsentwurf die Flaggenfra-ge offengelassen. Nachdem die Par-teien der sogenannten WeimarerKoalition, sprich SPD, DDP undZentrum, eine Regierung unter Phil-ipp Scheidemann gebildet hatten,fügte diese in den Entwurf den Satz„Die Reichsfarben sind Schwarz-Rot-Gold!“ ein, bevor sie ihn derNationalversammlung zur Beratungvorlegte. Bei der Kampfabstimmungim Verfassungsausschuß fanden dievon der Regierung vorgeschlagenenReichsfarben mit 16 Stimmen nureine knappe Mehrheit; zwölf Aus-schußmitglieder stimmten für

Schwarz-Weiß-Rot; der Unabhängi-ge Sozialdemokrat enthielt sich.

In der Parlamentsfraktion derDDP spiegelte sich die Zerrissenheitder Nation. Hier waren 23 fürSchwarz-Rot-Gold und 19 fürSchwarz-Weiß-Rot als Reichsfarben.Insofern wundert es nicht, daß dieGrundidee zum Weimarer Flaggen-kompromiß aus dieser Partei kam.Im Gegensatz zu den Farben desReiches sollte – so der DDP-Kom-promißvorschlag – die Handelsflag-ge Schwarz-Weiß-Rot bleiben.Warum es gerade bei der Handels-flagge keinen Wechsel geben sollte,machte der spätere langjährigeDDP-Bürgermeister Hamburgs CarlPetersen in seinem Beitrag zur Flag-gendebatte bei der entscheidendenDebatte im Parlamentsplenum deut-lich:

„Wir von der Wasserkante, wirwissen, was es für den deutschenSeemann und den deutschen Kauf-mann bedeutet, daß er die schwarz-weißrote Flagge an sein Schiff undan seine Ware heften kann … WennSie aber die Flagge niederholen, sowissen Sie aus dem Kriege, wie dieEntente in der Lage ist, mit Weltbe-einflussung auch das letzte nieder-zureißen, was uns geblieben ist,nämlich die Achtung vor der Tüch-tigkeit und wirtschaftlichen Kraftdes deutschen Volkes. Es wird beider Entente geradezu erleichtert, beiden fremden Nationen, insonderheitbei den neutralen Nationen, zusagen, die Deutschen haben ihre alteFlagge selbst heruntergeholt. Mitallem Raffinement der Weltpressewird erklärt werden, daß wir selbstanerkennen, daß unsere alte Kraftgebrochen ist …“

Da jedoch die Koalitionspartnerder DDP, die SPD und das Zentrum,darauf bestanden, daß Schwarz-Rot-Gold in irgendeiner Form auch inder Handelsflagge auftaucht, gelang-te schließlich die folgende Kompro-mißformel für den Artikel 3 der Ver-fassung zur Abstimmung: „DieReichsfarben sind schwarz-rot-gold.Die Handelsflagge ist schwarz-weiß-rot mit den Reichsfarben in der obe-ren inneren Ecke.“ Mit 211 gegen 90Stimmen wurde sie am 3. Juli 1919angenommen.

Am 19. August 1919 trat der Flag-genkompromiß mit der WeimarerVerfassung in Kraft. Nähere Detailsregelte Reichspräsident FriedrichEbert am 11. April 1921 in einerFlaggenverordnung. Mit der Natio-nalflagge, der Standarte des Reichs-präsidenten, der Flagge des Reichs-wehrministers, der Reichspostflaggeund der Dienstflagge der übrigenReichsbehörden zu Lande auf dereinen Seite sowie der Handelsflag-ge, der Handelsflagge mit dem

Eisernen Kreuz, der Reichskriegs-flagge, der Gösch und der Dienst-flagge der übrigen Reichsbehördenzur See auf der anderen Seite sahdiese Verordnung je fünf Flaggenauf der Basis der Reichsfarbensowie der Handelsflagge vor.

Eine Besonderheit stellte dieDienstflagge der übrigen Reichsbe-hörden zur See insoweit dar, alshier die Reichsfarben in der obereninneren Ecke fehlten. Offenbar gingEbert davon aus, daß die Reichsfar-ben durch den Reichsschild, der

dem Bundesschild in der Bundes-dienstflagge der BundesrepublikDeutschland entspricht, bereitsgenügend repräsentiert seien. DieseMeinung war damals allerdingsnicht Konsens. Das PreußischeStaatsministerium sprach der See-dienstflagge sowie der ganzen Flag-genregelung sogar ihre Verfassungs-mäßigkeit ab und entschloß sich,seine partikulare Flagge auch aufSee wieder zu führen. Oldenburgfolgte Deutschlands mit Abstandgrößtem Reichsland bei diesem Ver-

fahren. Und Mecklenburg-Schweringlich seine Seedienstflagge derHandelsflagge des Reiches an.

Auch seitens des AuswärtigenAmtes gab es Änderungswünsche.Aus seinen Kreisen wurde derWunsch geäußert, die Handelsflag-ge ebenbürtig neben der schwarz-rotgoldenen Nationalflagge zu füh-ren. Für diesen Wunsch gab es ver-ständliche Gründe. Zum einen wares aus Gründen der Klarheit undeines einheitlichen Auftretens nachaußen wünschenswert, daß in den

ausländischen Hafenstädten überDeutschlands Schiffen und Vertre-tungen dieselbe Trikolore wehte.Zum anderen erfreute sichSchwarz-Weiß-Rot gerade bei denAuslandsdeutschen großer Beliebt-heit, denn sie hatten Deutschlandslang ersehnte Einheit und Stärkefast ausschließlich in Form vonschwarzweißroten Schiffsflaggenerlebt. Dieses führte zu dem beschä-menden Vorfall, daß ein deutscherGesandter sich nicht anders zu hel-fen wußte, als die Polizei des Gast-

landes um Schutz der schwarzrot-goldenen Nationalflagge vor deneigenen auslandsdeutschen Lands-leuten zu ersuchen.

Sowohl der Kritik an der See-dienstflagge als auch jener an derBeflaggung der Auslandsvertretun-gen versuchten die 1925 in ihreÄmter gewählten beiden Männer ander Spitze des Reiches und dessenRegierung, Reichspräsident Paulvon Hindenburg und ReichskanzlerHans Luther, mit einer Zweiten Ver-ordnung über die deutschen Flag-gen am 5. Mai 1926 Rechung zu tra-gen. Diese Flaggenverordnung ent-hielt nur zwei Punkte. Unter Punkt1 erhielt nun auch die Seedienst-flagge wie die Handelsflagge dieReichsfarben in der oberen innerenEcke. Punkt 2 besagte, daß die„gesandtschaftlichen und konsulari-schen Behörden des Reiches anaußereuropäischen Plätzen und ansolchen europäischen Plätzen, dievon Seehandelsschiffen angelaufenwerden“, zusätzlich zur National-die Handelsflagge führen.

Obwohl Reichspräsident undReichskanzler den Anhängern derReichsfarben mit dem ersten derbeiden Punkte entgegengekommenwaren, hagelte es von deren SeiteKritik an der Verordnung. EineWoche später am 11. und 12. Maiwar der Flaggenstreit Thema imReichstag. Die Debatte endete mitder Annahme eines vom ursprüng-lich stramm schwarzweißrot einge-stellten DDP-Abgeordneten ErichKoch-Weser eingebrachten Mißtrau-ensantrag gegen die Reichsregie-rung. Reichskanzler Luther trat nocham selben Tag zurück. Fünf Tagespäter folgte sein Kabinett.

Vor dem Hintergrund dieseserneuten Aufflammens des Flaggen-streits waren sich Staatsoberhauptund Parlament einig, „alle Kräftezur Schaffung der Einheitsflagge imversöhnenden Sinne einzusetzen“.Das neue Kabinett beschloß am7. Juni 1926 hierzu einen Ausschußaus Vertretern von Politik, Wissen-schaft und Gesellschaft einzusetzen,und Sachverständige wurden zuGutachten und Vorschlägenanimiert. Die Sache endete jedochwie das Horneburger Schiessen. Sieverlief im Sande. Die umstritteneFlaggenverordnung des Präsidentenblieb deshalb bis auf weiteres inKraft. Hindenburg selber sollte essein, der ihr nach der „Machtergrei-fung“ der Nationalsozialisten denTodesstoß versetze. Am 12. März1933 bestimmte er per Erlaß, „daßvom morgigen Tage bis zur endgül-tigen Regelung der Reichsfarben dieschwarzweißrote Fahne und dieHakenkreuzfahne gemeinsam zuhissen sind“.

Von MANUEL RUOFF

Reichskanzler Hans Luther:Hindenburgs Flaggenverord-nung kostete ihn sein Amt.

Reichspräsident Paul von Hindenburg: Seine Flaggenverord-nung blieb bis zum Ende der Weimarer Republik in Kraft.

Unselig war der Zwist, nicht der KompromißWeimars Nebeneinander von Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot war bei aller berechtigten Kritik im Detail besser als sein Ruf

Landauf landab heißt es, daßder Kompromiß dem Wesen

der Demokratie eigen sei und daßbei einem fairen Kompromiß beideSeiten zurückstecken müßten. Beider Beurteilung, um nicht zu sagen:Verurteilung, des Weimarer Flag-genkompromisses scheinen dieseKriterien jedoch nicht zu gelten.Natürlich war die Spaltung desdeutschen Volkes in Anhänger vonSchwarz-Weiß-Rot und Schwarz-Rot-Gold unselig – so wie es für dieDeutschen auch ein Dilemma ist,daß sie in Protestanten und Katho-liken gespalten sind. Vor diesemHintergrund käme jedoch kein plu-ralistischer Demokrat auf die Ideezu fordern, daß die Repräsentantender Bundesrepublik Deutschlandeinheitlich protestantisch oderkatholisch zu sein hätten. Auf dieIdee kämen wohl nur kompromiß-lose Anhänger der protestanti-

schen oder katholischen Lehre.Kompromißlose Anhänger vonSchwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot sind es denn auch, wel-che das veröffentlichte Bild vomWeimarer Flaggenkompromiß inder Weimarer Zeit prägten und bisheute prägen. Beide Seiten sindsich dabei nicht nur in der Verur-teilung des Kompromisses einig,sondern auch in ihrem wohlfeilenRat, daß eine Einheitsflagge diebessere Alternative gewesen wäre.Nur in der Frage, ob diese Einheits-flagge nun schwarzrotgold oderschwarzweißrot sein sollte bezie-hungsweise hätte sein sollen,unterscheiden sich diese Flaggen-kompromiß-Kritiker bemerkens-werterweise. Daß bei einer solchenschwarzrotgoldenen oder schwarz-weißroten Einheitsflagge ein Groß-teil des Volkes ausgegrenzt unddem ohnehin labilen Staate ent-

fremdet worden wäre, bleibt dabeiunerörtert.

Dabei hätte eine Einheitsflaggenicht automatisch ausgrenzendwirken müssen, wenn sie denn sel-ber ein Kompromiß gewesen wäre.Möglicherweise hätte Schwarz-Weiß-Rot-Gold eine derartige Kom-promißlösung sein können. EinVierfarb wäre in dem von zwei-und dreifarbigen Flaggen geprägtenEuropa zwar ungewöhnlich gewe-sen, doch hätte er einen nichtunwichtigen Vorteil besessen.Sowohl die Anhänger vonSchwarz-Rot-Gold als auch jenevon Schwarz-Weiß-Rot hätten inihm ihre Farben wiedergefunden.Im Idealfalle hätten die Schwarz-Rot-Goldenen in dem Vierfarb ihreTrikolore mit einem weißen Strei-fen zwischen dem schwarzen unddem roten und die Schwarz-Weiß-Roten in ihm ihren Dreifarb mit

einem zusätzlichen goldenen Strei-fen unter dem roten gesehen.Nebenbei hätte diese Farbkombina-tion auch noch der von den dama-ligen Kritikern von Schwarz-Rot-Gold gerne ins Feld geführten he-raldischen Regel entsprochen, daßFarben auf der einen Seite sowiedie Metalle Silber (Weiß) und Gold(Gelb) auf der anderen sich abzu-wechseln haben und nicht anein-dergrenzen dürfen. Dieser heraldi-schen Regel entsprach auch die vondem Schriftsteller und HistorikerManfred Eimer vorgeschlagene„alte Reichssturmfahne“, also derschwarze Adler auf goldenemGrund. Der Vorteil dieses Vor-schlags bestand darin, daß sich dieDeutschen gemeinhin in der Tradi-tion des Heiligen Römischen Rei-ches deutscher Nation sahen undim Gegensatz zu ihren Farben ihrWappentier nicht ernstlich in Frage

stand. Der goldene Adler des Römi-schen Imperiums hatte in seinerWeiterentwicklung während desMittelalters nach der Durchsetzungdes Wappenschildes zum schwar-zen Adler auf goldenem Grundnach den Kaisern des Heiligen Rei-ches sowohl dem Deutschland derPaulskirche als auch den Kaiserndes Deutschen Reiches als Wappengedient, von der Weimarer Repu-blik ganz zu schweigen. EdwinRedslob schließlich, der als Reichs-kunstwart (so etwas gab es damals)qua Amt für die künstlerische Aus-gestaltung der Staatsakte der Wei-marer Republik zuständig war,schlug vor, mit einer rotgelb gevier-ten Flagge mit einer frakmentari-schen Zeichnung des EisernenKreuzes zwischen Schwarz-Rot-Gold- und Schwarz-Weiß-Rot-Anhängern eine Brücke zu schla-gen.

Die große Gefahr bei derartigenKompromißflaggen bestand aller-dings darin, daß sie als konstru-iert, unhistorisch, willkürlich, tra-ditionslos und daher blutleersowohl von den Schwarz-Rot-Gol-denen als auch von den Schwarz-Weiß-Roten abgelehnt werdenkonnten. Und so war es dennauch kein Zufall, sondern sprachauch für die Größe des Problems,daß die tatsächlich stattgefundeneSuche nach einer Kompromiß-flagge erfolglos blieb. Es bliebbeim Kompromiß aus schwarzrot-goldenen und schwarzweißrotenFlaggen; und allzu undifferenzier-ten Kritikern hieran sollte es viel-leicht zu denken geben, wer eswar, der diesen Kompromißgleichfalls ablehnte und ihn des-halb nach seiner „Machtergrei-fung“ durch den Reichspräsiden-ten beenden ließ. M. R.

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NE U E BÜ C H E R22 Nr. 17 – 29. April 2006

Sind wirAnt ise-

m i t e n ? “Diese Frage,die der

Soziologe Alfons Silbermannschon vor mehreren Jahrzehnteneinem kleinen Kreis gestellt hat, istzu einer „scheinbar aktuellen All-tagsfrage geworden“ – so der inJerusalem lebende und lehrendejüdische Zeitgeschichtler MosheZimmermann im Vorwort seinesBuches „Deutsch-jüdische Vergan-genheit“ und er fährt fort: „Deut-schen Nichtjuden, die bewußt das‚Dritte Reich‘ erlebt haben, dürftedie Antwort auf diese Frage nichtsonderlich schwer fallen: Manhatte die ‚Endlösung der Judenfra-ge‘ und ihre Vorbereitung selbstmiterlebt und mitgetragen.“

Obwohl der Begriff „Antisemi-tismus“ im Mittelpunkt derBetrachtungen des Buches steht,unterläßt Zimmermann jeden Ver-such, die Grenzen des nicht seltenmißbrauchten Wortes abzustecken.Noch mehr provoziert die Annah-me, all jene „Arier“, die bewußt das„Dritte Reich“ erlebt haben, hättendie Vorbereitung der „Endlösung“selbst miterlebt und mitgetragen.Darin steckt doch ein Schuldvor-wurf ungeheueren Ausmaßes, dersich selbst richtet, falls er nichtdetailliert begründet wird. DieseBegründung suchen wir vergebens.

Und doch ist den folgendenKapiteln zu entnehmen, daß Zim-mermann kein zweiter Goldhagenist, dessen Vorstellung vom deut-schen Antisemitismus er als „ober-flächlich“, „im Grunde rassistisch“abtut. Zimmermann beklagt dasFehlen einer massiven Oppositiongegen Hitler. „Trotzdem existiertkein eindeutiger Beweis für einebreite Unterstützung einer antise-mitischen NS-Politik, die weiter

ging als eine ‚Entfernung‘ derJuden aus dem öffentlichen Lebenund aus dem deutschen Staat.“ –Nun, was den zitierten Hauptsatzbetrifft, so genügt der Hinweis aufdie Bekundungen der jüdischenZeitzeugen, um die Annahme alserwiesen ansehen zu können. Derzweite Satzteil hängt, mangelseines entsprechenden Nachweises,in der Luft und bedarf der Klärung,die wir vergebens suchen.

Gleichwohl lohnt sich die Lektü-re. Der Band bietet 19 Aufsätze, dieder Autor in den letzten 25 Jahrenveröffentlicht hat. Schon der zwei-te ist hoch informativ. Der Mann,der das Wort „Antisemitismus“geprägt hat, Wilhelm Marr, 1819geboren, „wirkte in den 40er bis60er Jahren des 19. Jahrhundertsauf dem äußersten linken Flügeldes politischen Spektrums inDeutschland“. Geradezu an ihmvorbei bahnte sich „Antisemi-tismus“ seinen Weg, bis es dann inder NS-Ära offiziell durch „Antiju-daismus“ ersetzt wurde, da ja nichtalle Semiten – man denke an dieAraber – geächtet werden sollten.

Andere Essays sind überschrie-ben: „Juden und Kapitalismus“,„Das Kaffeehaus als Ort des anti-jüdischen Sozialprotests im Vor-märz“, „Heinrich Heine und derJudenhaß“, „Antisemitismus imKaiserreich“, „Wie ist die Judenfra-ge zu lösen?“, „Jüdischer Nationa-lismus und Zionismus in deutsch-jüdischen Studentenorganisatio-nen“. Unter „Die ‚Ostjuden‘“ räumtZimmermann freimütig ein: „Dasunvorteilhafte Bild des ‚Ostjuden‘,das unter den deutschen Judenselbst verbreitet war, war eineWaffe in den Händen der Antise-miten.“

Die „Zukunftsperspektiven deut-scher Juden vor 1933“ bestätigen,was der politisch Interessierte

schon zu wissen glaubte: DieMehrheit der Juden in der Weima-rer Zeit beurteilte die Kriegs-schuldfrage und den Versailler Ver-trag ähnlich wie die übrige Bevöl-kerung, die Sozialdemokraten undKommunisten eingeschlossen: Alleurteilten deutsch, und die meistenfühlten auch so. „Daß es eine mas-sive Unterstützung seitens derjüdischen Wählerschaft für das[katholische] Zentrum gab, istnicht zu bezweifeln.“ Ebenso wirddie Zufriedenheit mit der Kanzler-schaft Heinrich Brünings, Zen-trum, betont.

Deutlich kommt zur Sprache,daß die Zionisten, also jene Juden,die eine Rückkehr ins Land derVorväter anstrebten, die Bedro-hung durch die Nationalsozialistenals geringer bewerteten verglichenmit den Gefahren der Assimilation.Hier und dort hatte man sogar dieAngst vor Hitler verloren: Es werdesich herausstellen, so eine jüdischeStimme, daß „Schreckensbilder,die man ... ausmalte – wie die fürPogrome freigegebenen Straßen ...sich in ein Nichts auflösen.“ Zim-mermann selbst: „Und als Hitler andie Macht kam, war eine Zufrie-denheit darüber zu spüren, daßstatt eines antisemitischen Sturmsein ‚Adagio‘ kam, und die SA nichtwütete.“ Ein Vetter des ermordetenJuden Walther Rathenau wünschtedie Aufnahme der Nationalsoziali-sten in die Regierung, weil sich dieNSDAP dort aufreiben würde.„Noch als Göring Innenministerwurde, blieb er als hoher Beamterim Amt, hat sich den ,deutschenGruß‘ angeeignet und verließ seinAmt erst im August 1933 – als erentlassen wurde.“

Schon 1932 gab es jüdischeStimmen, die den Übergang vielerJuden von der liberalen zur natio-nalen Haltung beklagten. Andere

begrüßten die Entwicklung: „Derliberale Staat liegt in seinen letztenZuckungen ... wir sollten das nichtmit enttäuschter Resignation, son-dern bereitwillig als Bestätigungeigener Erkenntnisse hinnehmen.“Die Hoffnung wurde ausgedrückt,jüdische „Mitarbeit an demWiederaufbau unseres Vaterlan-des“ leisten zu dürfen, wie dasunter Mussolini in Italien schonder Fall war. Längst nicht alleJuden mißbilligten das ganze Pro-gramm der NSDAP. Wenn nur derAntisemitismus nicht wäre! DieRepublik war längst in Mißkreditgeraten. „Einen besonders bitterenGeschmack hinterläßt der systema-tische Angriff von Zionisten undOrthodoxen auf die Assimilation,der bereits die Keime der Zustim-mung zu den Nürnberger Gesetzenin sich trug.“

Auch das wird heute häufigunterschlagen, daß Anfang der30er Jahre die Mehrheit der Deut-schen, der Juden wie der Nichtju-den, mehr Angst vor Stalin als vorHitler hatte. „Was heute Hitler ist,kann morgen Thälmann sein.“ Derwar Stalins Statthalter in Deutsch-land.

„Was sich an Plänen nach 1935,beziehungsweise 1938 oder 1941entwickeln sollte, konnten Judennicht prognostizieren, weil auchihre Umgebung, einschließlich dermeisten ‚Parteigenossen‘, diesePläne als Richtlinien für dieZukunft nicht entwickelte odernicht ahnte.“ Gilt das nicht auchzugunsten der Mehrheit der nicht-jüdischen Deutschen? Konrad Löw

Moshe Zimmermann: „Deutsch-jüdische Vergangenheit: DerJudenhaß als Herausforderung“,Schöningh, Paderborn 2005,gebunden, 308 Seiten, 29,90 Euro,PMD-Bestellnr. 5468

Mehr Angst vor Stalin …Judenhaß in der deutschen Vergangenheit

Er flüchte-te selbst

von seinerHeimatstadtKönigsberg

nach Ostpreußen über die Ostsee:Martin Schmidtke hat nun auchaus Dankbarkeit gegenüber denSeeleuten und Soldaten derFlüchtlingsflotte ein Nachschla-gewerk über die an der Rettungs-aktion über die Ostsee beteiligtenSchiffe veröffentlicht. Diezusammenfassende Dokumenta-tion einschließlich der beteiligtenSchiffe und Boote von Handels-flotte, Kriegsmarine, Luftwaffeund Heer macht schon anhandihrer Fülle einen umfassendenEindruck.

„Wir dokumentieren eine Ret-tungsaktion, die in der Seefahrts-geschichte einmalig ist: In denletzten 125 Tagen des ZweitenWeltkrieges wurden rund zweiMillionen Menschen vor einemungewissen Schicksal bewahrt. Esist eine historisch verbürgte Tatsa-che, daß der letzte Oberbefehls-haber der Kriegsmarine, Großad-miral Karl Dönitz, die entschei-dende Kraft dieser Aktion war,denn er befahl den Einsatz derletzten verbliebenen Schiffe derKriegsmarine bei dieser Rettungs-aktion. Es wurde durch Verhand-lungen mit Feldmarschall Mont-gomery noch erreicht, daß dieKapitulation der Kriegsmarine alseinzige der Teilkräfte um vierTage hinausgezögert wurde,wodurch noch weitere Menschengerettet werden konnten“, so derVerleger Manfred Sadlowski desbei Bernard und Graefe erschie-nenen Buches.

Der Veröffentlichung des vorlie-genden Buches ist ihm ein per-sönliches Anliegen, da auch seineFamilie von der organisatori-

schen, humanitären Meisterlei-stung profitierte.

Es ist allerdings ein wenig zuviel von dieser Dokumentationverlangt, sie als Mahnung an dieNachkommen zu sehen, damit siefür Frieden und Freiheit als hohesGut einstehen. Der Grund: Eshandelt sich um eine sehr nüch-terne, alphabetisch geordneteAuflistung der beteiligten Schiffe.Nur am Anfang werden einigekleinformatige, alte Aufnahmenvon ostpreußischen Städten undHäfen gezeigt. Danach kommen,die Schiffe und Boote mit Foto(wenn verfügbar), Angabe vonBruttoregistertonnen, Baujahr,Reederei und Verbleib.

Die Anzahl der transportiertenFlüchtlinge ist nur ganz seltenangegeben. Und nicht immernachvollziehbare Zeichen infor-mieren über Minentreffer, Selbst-versenkung und Tote.

Zwar sind die Zeichen eingangserklärt, doch das führt zu einerständigen ärgerlichen Blätterei.Eine mit denselben Zeichen ver-sehene chronologische Liste derSchiffs- und Menschenverluste istauch nicht dazu angetan, die Dra-matik der Rettungsaktion anNachgeborene zu vermitteln. Diewenigen Zeitzeugenberichte amEnde des Buches schaffen hierauch keine Abhilfe.

„Rettungsaktion Ostsee1944/1945 – Eine Großtat derMenschlichkeit“ ist ein Nach-schlagewerk für wirklich Interes-sierte, für andere hat es den Char-me eines Telefonbuchs. Bel

Martin Schmidtke: „Rettungsak-tion Ostsee 1944/1945 – EineGroßtat der Menschlichkeit“, Ber-nard & Graefe Verlag, Bonn 2006,kartoniert, 335 Seiten, 39 Euro,PMD-Bestellnr. 4760

Alle Bücher sind über den PMD, Parkallee 84/86, 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 41 40 08 27, zu beziehen.

KnochenjobTrubel im Pflegeheim

»Zur Ehre Gottes …«Heinz Sielmann und andere Prominente sprechen über ihren Glauben

Lotta, Mitte20, hat

gerade einegescheiterteB e z i e h u n ghinter sich, da

sie aber nicht zurück zu ihrenEltern und sich Weisheiten wie„Das haben wir doch gewußt“anhören möchte, nimmt sie denerstbesten Job an, den sie findenkann, um sich selbst durchzubrin-gen. Und so landet die junge Frau,die bisher keine Ausbildung zuEnde gebracht hat, im Pflegeheim„Abendrot“ als Aushilfskraft. Essenbringen, Betten machen und beiallem noch ein nettes Zimmerunter dem Dach des Hauses, dasscheint ein gutes Geschäft zu sein,doch schnell merkt Lotta, daß dieArbeit im Pflegeheim die reinsteKnochenarbeit ist. Hinzu kommt,daß von den wenigen Mitarbeiternnoch einige krank werden und sieeinspringen muß.

In „Die letzten Dinge“ schildertAnnegret Held nachvollziehbardie Zustände in einem deutschenPflegeheim. Fast alle Arbeitskräftesind Ausländer und nur Lotta unddie Stationsleiterin Rosalind sindDeutsche. Aber nicht nur derAngestellten des Heimes nimmtsich die Autorin an, sie stellt auchdie Bewohner vor, die mit ihrenjeweiligen Gebrechen, Lebensläu-fen und Anverwandten die Pflege-kräfte auf Trab halten. So bei-spielsweise die über 90jährigeFrau Wissmar, die als Personal-chefin von „degussa“ nur fürihren Beruf gelebt hat. Selbst im

Altenheim ist sie davon getrieben,alle Zettel und Zeitschriften zuordnen, und hin und wieder fühltsie sich in die Vergangenheitzurückversetzt. Sie glaubt zumBewerbungsgespräch zu müssenund entwischt regelmäßig denPflegern. Auch das demenzkrankeSotzbacher Mädchen sorgt mitihren Launen für Trubel im Alten-heim.

Annegret Held zeichnet ihreCharaktere durchaus liebevoll. Einwenig überdreht wirkt allerdingsder kroatische Pfleger Ivy, auf denLotta ein Auge geworfen hat.Schnell stellt Lotta jedoch fest, daßIvy schwul ist. Die Autorin findetdieses Thema jedoch so interes-sant, daß sie Ivys Besuche inSchwulenkneipen schildert, wasnicht wirklich nötig ist. Auch derAngst der italienischen Pflege-schwester Gianna vor Gespensternist ein wenig zu viel Platz einge-räumt.

Ansonsten liest sich AnnegretHelds Roman jedoch sehr flüssig.„,Die lassen hier alles verkommen‘,sagt Kevin. ,Hier sieht’s bald auswie in der DDR‘“, schimpft derjunge aus Mitteldeutschland stam-mende Pfleger, als aufgrund Geld-mangel des Heimes keine Windelnmehr vorhanden sind. Anders alsin der Realität gibt es am Endejedoch einen versöhnlichenSchluß. R. Bellano

Annegret Held: „Die letzten Dinge“,Eichborn, Frankfurt 2005, 366 Sei-ten, 22,90 Euro, PMD-Bestellnr.5468

Natalie istein Schei-

dungskind undlebt bei ihrer

Tante Angelina. Die beiden führenein ruhiges Leben in Tante Angeli-nas kleinem Häuschen … bis dieseeines Tages mit ein paar Klassenka-meradinnen von früher zu einemKlassentreffen zusammenkommt.

Schnell begreift Natalie, daß esda ein Thema zwischen denDamen gibt, welches tabu zu seinscheint.

Nach einigen Nachforschungenund Lauschattacken mit ihrenFreundinnen Stina und Claudiakommen die Mädchen zu derErkenntnis, daß das Geheimnis deralten Damen mit drei jüdischenMitschülerinnen von damalszusammenhängen muß.

Wegen irgendetwas scheinen siesich schuldig gemacht zu haben, daes sie offensichtlich noch heute, 60Jahre später, so stark belastet.

Eines Abend als Tante Angelinawieder Besuch hat und sich miteiner ihrer ehemaligen Klassenka-meradinnen, Hermine, unterhält,horcht Natalie wieder an der Wohnzimmertür: „,Vielleichtwaren sie doch nicht so arrogant,wie wir dachten‘, sagte nun Her-mine leise. ,Vielleicht hatten sieeinfach nur Angst.‘ ,Das meine ichauch. Am Ende waren sie ja völligisoliert. In der Schule haben wireine Mauer des Schweigens umdie Schwestern gebildet. Ihnenfehlte der Rückhalt in der Alters-gruppe, der in diesem Alter ja sowichtig ist. Wir haben uns allemitschuldig gemacht.‘“

Zu gern würde Natalie ihre Tantefür ihr Tun gegenüber dem jüdi-schen Mädchen verurteilen, doch...

„Wenn nun etwas mit Stina wäreoder Claudia? Wenn diese nunplötzlich auf einer anderen Seitestünden, würde sie sie hängen las-sen? Sie hätte so gern: Bestimmtnicht! gedacht, aber sie war sichdessen gar nicht so sicher. Dasbedrückte sie schwer.“

Nach und nach erfahren die dreiTeenager, was sich damals zugetra-gen hat und daß eines der jüdi-schen Mädchen damals gerettetwerden konnte.

Eine spannende und erfahrungs-reiche Suche beginnt …

Die ostpreußische Autorin Char-lotte Zimmermann spricht in „DieMädchen aus der Vergangenheit“

zwei brisante und immer wiederaktuelle Konflikte an.

Der erste Konflikt ist der, wel-chen die Generation, die denNationalsozialismus und denZweiten Weltkrieg miterlebt hat, zubewältigen hat, nämlich in der Ver-gangenheit nicht rebelliert zuhaben, als es Zeit, wenn auch viel-leicht nicht möglich gewesen wäre.Bei dem zweiten Konflikt handeltes sich um den der Nachkriegsge-neration, welche sich immer wie-der vor die alles entscheidendeFrage stellt: „Hätte ich damalswirklich anders reagiert?“ A. Ney

Charlotte Zimmermann: „Die Mäd-chen aus der Vergangenheit“,Karin Fischer Verlag, Aachen2005, broschiert, 154 Seiten, 12,50Euro, PMD-Bestellnr. 5467

We n nH e i n z

Sielmann überdie Tierweltspricht und

sie uns näher bringt, dann hörtman gebannt zu. Den 88jährigenZoologen, der in Königsberg auf-wuchs, kennen immerhin satte dreiFernsehgenerationen.

Nur wenigen seiner Freunde istjedoch bekannt, daß der naturver-bundene Sielmann ein tief religiö-ser Mensch ist, der als Gymnasiastgezielt alte Sprachen paukte, umspäter Theologie zu studieren.Seine Passion war aber, das wurdeihm bereits in Schuljahren bewußt,

das Leben in der Natur. Seine„Expeditionen ins Tierreich“ hatSielmann „zur Ehre Gottes und sei-ner Natur“ gedreht. Dieser Auftragist zu seinem Lebensmotto gewor-den. Er stammt nicht von Sielmannselbst, sondern ist ihm in derVogelwarte Rossitten in Ostpreu-ßen begegnet und hat ihn seithernicht mehr losgelassen.

Der Träger des OstpreußischenKulturpreises (1988) ist nicht dereinzige Prominente, der in demvon Christoph Schommer heraus-gegebenen Buch „Ich danke Gottfür jeden Tag. Prominente und ihrGlauben“ sein Christentum offenbekennt. Auch Fernsehjournalist

Peter Hahne steht zu dem christ-lichen Markenzeichen von„Grundsatztreue und Eindeutig-keit“. Dabei geißelt er die „man-gelnde Courage und feige Rück-zugsmentalität vieler Christen“.Ein Verhalten, das er als eine „fastkrankhafte Selbstsäkularisierungder Kirchen“ wertet. Glaube seinicht das, was man sage, sonderndas, was man wage, so Hahne.

Offene Worte finden auch derSchlesier Joachim Kardinal Meis-ner, Schauspieler Pierre Brice,seine Kollegin Uschi Glas, „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, Alt-kanzler Helmut Kohl sowie anderebekannte und bekennende Chri-

sten. Nicht alle erscheinen unsangesichts erinnerlicher Skandaleund Skandälchen als „Heilige“,denkt man etwa an die Renten-Ver-sprechen Norbert Blüms, die „Bim-bes“-Koffer des Altkanzlers, oderdie täglichen Nackedeis auf Seite 1der Bild-Zeitung. Doch die gesun-de Selbstreflexion läßt erkennen,daß wir allzu menschlich und feh-lerbehaftet sind. Promis nicht aus-geschlossen. B. Knapstein

Christoph Schommer (Hrsg.): „Ichdanke Gott für jeden Tag – Promi-nente und ihr Glauben“, St. Benno-Verlag, Leipzig 2006, 140 Seiten,12,90 Euro, PMD-Bestellnr. 5466

Großmutters GeheimnisMädchen belauscht ihre Oma und deren Freundinnen und erfährt Unrühmliches

MahnungRettungsaktion Ostsee 1944 / 45

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Antisemitismus, so Finkelstein,um die Menschenrechtsverlet-zungen gegenüber den Palästi-nensern zu bemänteln, sichgegen Kritik zu immunisieren.Detailliert belegt er, wie derAntisemitismusvorwurf immerdann eingesetzt wird, wenn dieaus seiner Sicht berechtigteKritik am Vorgehen in denbesetzten Gebieten zu lautwird. Zu Unrecht sieht dieisraelische Politik sich als

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Medien-Splitter»Kanzler der Einheit« von eigenen Gnaden – Der Bischof und die Garnisonkirche – Zu Gast

bei viersprachigen Freunden / Ein Wochenrückblick mit HANS-JÜRGEN MAHLITZ

War Helmut Kohl wirklichder „Kanzler der Einheit“,

als der er so gern in den Ge-schichtsbüchern künftiger Gene-rationen verewigt bleiben möch-te? Folgt man dem jüngsten Ent-hüllungsbuch des JournalistenFerdinand Kroh („Wendemanö-ver. Die geheimen Wege zurWiedervereinigung. Das Ende derKohl-Legende“, Carl Hanser Ver-lag, München und Wien 2005,343 Seiten, 19,90 Euro), dannsollte man in der Bewertung desAltkanzlers ebenfalls ein Wende-manöver vollziehen. Demnachsollen nämlich die amerikani-schen und sowjetischen Geheim-dienste seit Mitte der 80er Jahre„an der Wende gebastelt“ haben,Kohl hingegen habe sich bis zu-letzt jedem Gedanken an einedeutsche Wiedervereinigung ver-schlossen.

Rezensenten von „Zeit“ und„FAZ“ haben Krohs Thesen als„haltlos“, „mehr als dürftig“ und„apokryphe Verschwörungstheo-rien“ verrissen. Einiges wirkt inder Tat auch nicht sonderlichüberzeugend. Bestätigung findetder Buchautor jedoch durch Prof.Bernhard Friedmann, in der frag-lichen Zeit Vorsitzender des Be-willigungsausschusses für Vertei-digungsausgaben im DeutschenBundestag und später Präsidentdes Europäischen Rechnungsho-fes, also gewiß gut informiert.

In einem Interview mit JoachimSchäfer („DS-Magazin“ / Bundder Selbständigen) wirft er Kohlvor, noch 1988/89 eine Einbezie-hung der Wiedervereinigungsfra-ge in die Abrüstungsverhandlun-gen strikt abgelehnt zu haben. Mitderartigen Forderungen, so habeder Kanzler ihm damals vorgehal-ten, wolle man nur „den Ostblockdestabilisieren“ – woran ihm of-fenbar nichts gelegen war. Selbstnach dem Fall der Mauer habeKohl noch eine Zeit lang eineKonföderation zweier gleichbe-rechtigter deutscher Staaten einerVereinigung vorgezogen.

Ähnliche Erfahrungen machtenauch konservative Abgeordnetewie Wilfried Böhm, ständiger Au-tor dieser Zeitung (s. Seite 5): Erwurde damals vom nachmaligen„Kanzler der Einheit“ barsch be-schieden, die deutsche Einheitstehe nicht „auf der Tagesordnungder Weltpolitik“; sein Einwand,

„Herr Bundeskanzler, dann stel-len Sie sie auf die Tagesordnung!“wurde von keinem der Beteiligtenals Beginn einer langanhaltendenFreundschaft empfunden.

An dieser Stelle muß ich auchein Stück persönlicher Erinne-rung zum besten geben. In jenergeschichtsträchtigen Phase zwi-schen Mauerfall und Kohls legen-därer Dresdner Rede bereitete ichfür das „Deutschland-Magazin“ein Kanzler-Interview vor. Unterden vorab übermittelten Fragenwar auch die, ob Kohl sich vor-stellen könne, selber noch alsKanzlerkandidat bei einer ge-samtdeutschen Bundestagswahlanzutreten. Das Kanzleramt ließmich wissen:Wenn ich nichtdiese „völligb l ö d s i n n i g e “Frage zurückzie-he, werde derKanzler das gan-ze Interviewplatzen lassen.Genau ein Jahrspäter, am 2. De-zember 1990, war Kohl erfolgrei-cher Kanzlerkandidat der erstengesamtdeutschen Bundestagswahl– bis heute frage ich mich, ob ichdies nun für „völlig blödsinnig“halten soll ...

Für keineswegs „blödsinnig“,sondern durchaus glaubwürdighalte ich die Hinweise Fried-manns, der damalige KPdSU-Ge-neralsekretär Michail Gorbat-schow habe Kohl bereits 1987und 1988 Wiedervereinigungsan-gebote unterbreitet. Ich erinneremich an ein Gespräch mitBundesminister Hans „Johnny“Klein Anfang 1988, der mich ge-radezu suggestiv animierte, dochmal eine fiktive Geschichte zuschreiben – Arbeitstitel „Was wä-re, wenn Moskau die Wiederver-einigung anbieten würde ...“ Spä-ter bestätigte mir Klein, es habeschon damals sehr konkrete Hin-weise darauf gegeben, daß in derSowjetführung in die deutscheFrage „Bewegung gekommen“ sei.

Bewegung ist offenbar auch indie Bemühungen um die Gar-

nisonkirche in Potsdam gekom-men. Die „Märkische Allgemei-ne“, die dies meldet, beruft sichauf Äußerungen von BischofWolfgang Huber am Rande eines

Vortrags bei der Preußischen Ge-sellschaft Berlin-Brandenburg:Über die Gründung einer Stiftungfür den Wiederaufbau unter Be-teiligung des Landes Brandenburggebe es „grundsätzliches Einver-nehmen“. Der EKD-Ratsvorsitzen-de hat gemeinsam mit Minister-präsident Platzeck und Innenmi-nister Schönbohm die Schirm-herrschaft für das Projekt über-nommen.

In seinem Vortrag zum Thema„Säkularisierung und Zukunft desGlaubens“ kennzeichnete derevangelische Bischof Deutschlandals „religiös gemäßgte Zone“; derGlaube habe sich in unserem Lan-de „verdünnt“. Dabei nahm er

auch die eigeneKirche nicht vonKritik aus: In ihrhabe es „eineTendenz gege-ben, der säku-larisierten Ge-sellschaft zu fol-gen“. Er sei aberzuversichtlich,daß die „Ent-

christlichung“ der Gesellschaftnicht unumkehrbar und unabän-derlich sei. „Wir wachen auf“,schloß er hoffnungsvoll aus der„immer dichter werdenden Folgevon Diskussionen um entschei-dende Fragen des Lebens wie Fa-milie, Kinder und Generationen“.

Rechtzeitig zur Fußball-Welt-meisterschaft in Deutschland

bringt der „Studienkreis“, eineseit 30 Jahren bundesweit erfolg-reich agierende Nachhilfeschule(Verlagsgruppe Cornelsen), einefünfsprachige Broschüre mit demtitel „Sprich Fußball“ heraus. Wasder Fan so braucht, um sich mitanderen, mal mehr und mal weni-ger befreundeten Fans zu verstän-digen, wird vom Deutschen insEnglische, Französische, Spani-sche und Italienische übersetzt.Das reicht von so elementarenMitteilungen wie „In der Halbzeitholen wir uns Cola und Brat-wurst“ bis zu der Erkenntnis „Daswar doch kein Abseits!“ SeppHerbergers philosophischer Lehr-satz „Der Ball ist rund“ wird aller-dings nur ins Englische übertra-gen („The ball is round“), während Jean Paul Sartres Weisheiten(„Lors d’une partie de football,tout se complique en fait par la

présence de l’équipe adverse“,„Bei einem Fußballspiel verkom-pliziert sich allerdings alles durchdie Anwesenheit der gegneri-schen Mannschaft“) deutsch-fran-zösischer Fan-Freundschaft ex-klusiv vorbehalten bleibt. Ein wei-teres Manko dieses ansonstenhöchst verdienstvollen Werkes:Speziell für deutsche Sportjour-nalisten hätte man auch die Rück-übersetzung vom Englischen insDeutsche aufnehmen sollen –vielleicht bliebe uns dann einigesan Anglizismen erspart.

Unser Medienrückblick endetdiesmal mit einem Blick ganz

weit zurück: Vor 20 Jahren hatteder Ende 2002 verstorbene Ger-hard Löwenthal seine politischenLebenserinnerungen („Ich bin ge-blieben“) veröffentlicht. Der enga-gierte Journalist, langjähriger Mo-derator des ZDF-Magazins und inden letzten Jahren auch Autor die-ser Zeitung, wollte mit diesem Ti-tel darauf anspielen, daß er, derSohn eines jüdischen Fabrikanten,einerseits in den langen Jahrendes Krieges und der Verfolgung –erst in der Vaterstadt Berlin, zumEnde hin dann im KZ Sachsen-hausen – am Leben und auch da-nach in Deutschland geblieben ist.Aus seinem oft abenteuerlichenLebensweg leitete er die Verpflich-tung ab, sich mit aller Kraft gegenjede Form von Totalitarismus zustellen. Verdienstvollerweise hatdie „Edition JF“ jetzt – zum eben-falls 20. Jubiläum der Wochenzei-tung „Junge Freiheit“, wir gratulie-ren – die lange vergriffenen Er-innerungen dieses großendeutsch-jüdischen Patrioten neuaufgelegt (Gerhard Löwenthal:„Ich bin geblieben – Erinnerun-gen“. Edition JF, 400 Seiten, 24,80Euro, zu beziehen über den PMD,Bestellnr. 5478, Telefon 040 / 414008 27, Fax 040 /414 008 58).

Gerhard Löwenthal –Erinnerung

an einen aufrechtendeutsch-jüdischen

Patrioten

TschernopilzeZwanzig Jahre ist’s inzwischenseit der Katastrophe her,doch sie ständig aufzutischenbleibt auch weiter populär:

Alles auf die Technik schieben,das ist nämlich recht bequem –nur in Wirklichkeit, ihr Lieben,lag es damals am System!

Tschernopilze in den Köpfentrüben heute den Verstand,denn mit Angst das Volk zu schröpfenist bewährt in jedem Land.

Beim Ergattern von Moneten,geht’s ja nie um Wahrheit pur,und die Untergangsprophetenhaben immer Konjunktur.

Pannonicus

ZUR PERSON

Der Mannvon der Spree

Der Mannmit der

rauhen Stimmemöchte auch et-was Aufmerk-samkeit – Wolf-gang Wieland(58), grüner

Bundestagsabgeordneter für Ber-lin-Mitte, verkörpert seit 1978grüne Politik, ist Gründungsmit-glied der Berliner Alternativen Li-ste, langjähriger Berliner Grünen-Vorsitzender. Der Ex-Justizsena-tor Berlins, der sonst gern für denErhalt klassischer grüner Wertewie der „Streitkultur“ eintritt –zum Beispiel beim Umgang seinerPartei mit der Visa-Affäre – möch-te Brandenburgs CDU-Aushänge-schild Jörg Schönbohm mundtotmachen. Das Maß sei „endgültigvoll, jetzt muß er seinen Hut neh-men“, so der Grüne. Damit kenntWieland sich aus. Als Fossil derAlternativen fiel er dem Fort-schritt in der Partei zum Opfer.Von Frauenquote und Nach-wuchshoffnungen seiner Partei-freunde entnervt, setzte er sich2004 nach Brandenburg ab. SeineRespektlosigkeiten, eingeübt in 17Jahren Politik an der Spree, nahmer mit. So nannte er einst BerlinsBürgermeister Diepgen eine „Mit-leidsgestalt“, ätzte 2002 bei einerDebatte um SED-Polizeieinsätze:„Daß ich das noch erleben darf,daß die CDU einen Polizeieinsatzbrutal nennt.“ Die ideologischenFronten sind für ihn sowieso klar:Seitdem der gelernte Jurist nochals Anwalt den Selbstmord einesMandanten in einem Abschiebe-verfahren miterlebte, setzt sichWieland für eine radikale „Huma-nisierung der Ausländerpolitik“ein. Das war in den frühen 80ern.Diese „Humanisierung“ stehe„immer noch aus“, so der Urgrüneheute. Wie sehr sich das Landseitdem geändert hat, bekommt eroffenbar nicht mit, fragte sogarBerlins rot-roten BürgermeisterWowereit: „Wo ist denn der Men-talitätswechsel?“ Wieland saßeben zu lange in der „Autistenver-sammlung“ – so nennt er das Ber-liner Abgeordnetenhaus. SV

Anläßlich des Angriffs auf ei-nen Deutsch-Äthiopier in Pots-dam behauptete die frühereStaatssekretärin im Bundesinnen-ministerium Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) gegenüber der„Frankfurter Rundschau“, daßRechts- und Linksextremismusnicht symmetrisch bekämpft wer-den könnten:

„Der Rechtsextremismus reichtsehr viel weiter, bis in die Mitteder Gesellschaft hinein, und ver-langt deshalb stärkere Präven-tion.“

Schon 1979 stellte der damaligeerste Ausländerbeauftragte derBundesregierung Heinz Kühn(SPD), bekannt für seine positiveEinstellung zur Einwanderung,beschönigend fest:

„Beachtlich sind ferner auchhier die bei den ausländischen El-tern bestehenden Hemmnisse, dieBedeutung des Schulbesuchs fürdie Zukunftsentwicklung ihrerKinder richtig einzuschätzen undihnen schulbegleitend die not-wendige Förderung zu vermit-teln.“

Die Soziologin Necla Kelekschreibt in der „Frankfurter All-gemeinen Zeitung“ vom 24. Aprilzum Mord an der Berliner TürkinSürücü:

„Es ist von einem Fall geglück-ter Integration zu berichten. DerMord an Hatun Sürücü konntenur aufgeklärt werden, weil ein18jähriges türkisches Mädchenund dessen Mutter den Mut auf-brachten, nicht zu schweigen. DieRede ist von Melek, der Zeuginder Anklage. Sie braucht seitdemPolizeischutz, muß unter frem-dem Namen leben und konnteden Gerichtssaal nur mit schußsi-cherer Weste betreten. Melek hatmit ihrer Aussage die Ermittlunggegen die drei Brüder Sürücü ermöglicht und dem Mörder das Geständnis abgetrotzt. Me-lek wird sich ein Leben lang ver-stecken müssen. Sie zahlt denPreis für unsere Freiheit.“

Die linke „taz“ gibt sich zurKonkurrenzsituation von PDSund WASG in Berlin frustriert:

„Die WASG steht vor ihrem En-de – und zwar nicht nur in Berlin.Anders als angedroht wird derBundesvorstand nun doch nichtdie Anmeldung des Berliner Lan-desverbands für die eigenständigeKandidatur zur Abgeordneten-hauswahl im September zurück-ziehen. Die Rumeierei wird nunnicht nur zur Folge haben, daß je-der Landesverband beliebig nacheigenem Gutdünken verfahrenkann. Das fehlende Machtwortmacht die gesamte Partei für ihreWählerschaft politisch unglaub-würdig – und für potenziellePartner nicht bündnisfähig.“

Kein Problemmit Versorgung

US-Minister Rumsfeld gerätwegen des Irakkriegs immer

mehr unter Beschuß, zuletzt durchpensionierte Generäle. Bush stehtzwar hinter ihm, doch selbst wennsich das ändert, wird Rumsfeldkein Versorgungsproblem haben:Er ist Hauptaktionär des Konzerns„Gilead Science“, der die Rechte andem Grippemittel Tamiflu besitztund dank weltweiter Vogelgrippe-Hysterie Milliardenumsätze ver-zeichnen kann. RGK

Sind Deutschefreizeitbesessen?

Deutsche Mütter bekommen imeuropäischen Vergleich weni-

ger Kinder, sind seltener berufstätigund haben doch nicht mehr Zeitfür Kinder als andere Europäer. Zudiesem Ergebnis kommt der neue-ste Familienbericht des Bundesmi-nisteriums für Familie, Senioren,Frauen und Jugend. Die umstritteneKritik des Berichts: „Die geringstePräsenz am Arbeitsmarkt findetsich bei deutschen Müttern, diediese gewonnene Zeit aber nicht inHausarbeit investieren, sondern inpersönliche Freizeit.“

Hans Heckel macht zur ZeitUrlaub, fernab von den Auf-geregtheiten deutscher undinternationaler Politik. Dahererscheint statt seines an die-ser Stelle gewohnten politi-schen Wochenrückblicks inden nächsten Ausgaben einBlick zurück in die Medien –manchmal, aber nicht immerim Zorn.