Wasser – das wichtigste Futtermittel für Rinder · PDF fileWasser – das wichtigste Futtermittel für Rinder . Wasser ist nicht nur das wichtigste Futtermittel für Rinder sondern

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  • Wasser das wichtigste Futtermittel fr Rinder

    Wasser ist nicht nur das wichtigste Futtermittel fr Rinder sondern auch Grundlage fr das Lebensmittel Milch. Wasser muss deswegen immer, in ausreichender Menge und in guter Qualitt zur Verfgung stehen. Die tglichen Stallrundgnge sollten deshalb die Trnkeeinrichtungen stets miteinschlieen.

    Wasser ist nicht nur Lsungs-, sondern auch Transport- und Khlmittel im Krper.

    Ohne Wasser geht die Futteraufnahme und damit auch die Milch- oder Mastleistung

    zurck. Wasser ist das Hauptfuttermittel in der Klberaufzucht. Eine mangelnde Versorgung mit Wasser oder Wasser schlechter Qualitt kann sehr wohl der Grund fr

    schlechte Leistungen im Stall sein. Leitfragen fhren zu den wichtigsten Aspekten.

    Wie viel Wasser braucht ein Rind?

    Tabelle 1 zeigt ungefhre Anhaltswerte. Der Wasserbedarf hngt neben Gewicht, tglicher Futteraufnahme und Umgebungstemperatur auch vom Wassergehalt der

    Ration und bei der Milchkuh von Milchleistung und Laktationstag ab. Die

    Dimensionierung der Wasserversorgung muss immer nach dem Maximalbedarf

    gerichtet werden und das knnen im Sommer bei einer Milchkuh 150 Liter und mehr

    sein! Auch Klber brauchen Wasser, zustzlich zur Trnke. Nur mit Wasser knnen

    angebotene Kraft- und betriebseigene Wirtschaftsfutter verdaut und das Kalb zum

    Wiederkuer werden. Zwar schreibt die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung erst

    ein Wasserangebot bei ber zwei Wochen alten Klbern vor, jedoch sollte auch

    jngeren Klbern immer sauberes Trnkewasser zur Verfgung stehen. Ein erhhter

    Bedarf, z.B. bei Durchfall, muss schnell gedeckt werden knnen!.

    Welche und wie viele Trnkeeinrichtungen sind dazu ntig?

    Wasser muss fr die Tiere, ob im Stall oder auf der Weide, immer erreichbar und

    verfgbar sein. Wasser muss im Sinne von kurzen Wegen immer nah am Bedarf

    angeboten werden. Am hchsten ist der Bedarf bei Milchkhen nach dem Melken und

    nach dem Fressen; also muss eine Trnke unmittelbar nach dem Melkbereich und

    je nach Kuhzahl in Reichweite des Futtertischs liegen. In Reichweite heit, nicht

    weiter als 15 Meter vom Futtertisch entfernt. Zugnglichkeit bedeutet, dass die Trnke

    nicht in einer Sackgasse steht und der unmittelbare Platz davor eine Mindesttiefe von

    drei Metern hat, damit auch hinter einer saufenden Kuh noch Tiere vorbeigehen

    knnen. Eine Kuh suft durchschnittlich 5 8 l/min.; es knnen aber auch weit mehr

  • sein (bis zu 25 l/min.). In einem Laufstall eignen sich hierzu am besten (Ventil-)

    Trogtrnken. Hierzu werden mindestens 10 cm Troglnge/Kuh und maximal 20 Khe

    pro Trog gerechnet. Abgetrennte Gruppen, wie z.B. Trockensteher brauchen zwei

    Trnkeeinrichtungen, um auch rangniedrigeren Tieren den Zugang zu gewhren.

    Auch bei abgeschlossenen Abteilen, wie z.B. bei Jungvieh oder Mastbullen sind zwei

    Trnken ntig, hier gengen aber Zungentrnken. Ein Sockel von ca. 8 10 cm Hhe,

    der auf allen Seiten 30 40 cm ber den Trogrand schaut, hilft, die Trnke sauber zu

    halten. Der Trogrand sollte mindestens 70 maximal jedoch 80 cm ber der

    Standflche liegen, um den Tieren ein artgerechtes Saufen zu ermglichen.

    Dieselben Anforderungen an Trnkewasser, nmlich gute Erreichbarkeit,

    ausreichende Menge und gute Qualitt gelten auch fr die Weide. Zustzlich sollte

    hier bercksichtigt werden, dass den Rindern Wasser in unmittelbarer Nhe ihres

    Ruheplatzes angeboten wird. Rinder leiden unter groer Hitze, deshalb sollten

    Rindern auf der Weide neben Wasser auch ein schattiger Platz angeboten werden!

    Welche Qualitt muss das Wasser aufweisen?

    Es gibt keine Trnkewasser-Verordnung; man sollte den Tieren aber kein Wasser

    zumuten, das man nicht auch selbst trinken wrde. Fr Trnkewasser gibt es keine

    Grenz-, jedoch Orientierungswerte (Tab.2). Diese liegen unter den Anforderungen fr Trinkwasser. Letzteres unterliegt strengen Anforderungen und Untersuchungen und

    kann deshalb ohne Bedenken eingesetzt werden. Grundstzlich muss Trnkewasser

    frei von Escherichia coli und coliformen Keimen (Darmerkrankungen), Salmonellen

    (Fieber, Durchfall, ...) und Campylobacter-Bakterien (Durchfall, Aborte) sein. Erhhte

    Keimzahlen weisen mglicherweise auf einen Eintrag aus Oberflchen- oder

    Abwasser hin (auch z.B. undichte Gllebehlter). Auch Viren oder Leberegel knnen

    dadurch aufgenommen werden. Neben organischen Parametern gibt es auch

    physikalisch-chemische Parameter, von denen hier nur die wichtigsten und deren

    Auswirkungen bei berhhten Gehalten, dargestellt werden sollen:

    pH-Wert er darf nicht unter 5 und ber 9 liegen; optimal ist ein Wert um 7. Saures Wasser (pH unter 5) kann Oberflchen und Leitungen angreifen oder bei lteren

    Leitungen Kupfer und/oder Zink freisetzen. Ein zu hoher pH-Wert kann dagegen die

    Wasseraufnahme vermindern.

  • Kalzium, Magnesium zu hohe Werte knnen zu Kalkablagerungen in den Leitungen fhren.

    Eisen, Mangan hohe Konzentrationen senken die Wasseraufnahme, bilden Ablagerungen und ergeben ein typisch brunlich-rote Verfrbung. Eisen ist daneben

    Antagonist zu anderen Spurenelementen z.B. Kupfer, Zink und kann deren

    Verfgbarkeit senken.

    Natrium, Kalium, Clorid ungewhnlich hohe Gehalte knnen von Verunreinigungen (z.B. Glle) herrhren.

    Nitrat, Nitrit weisen auf organische Belastungen hin. Bei Klbern, die noch nicht wiederkuen, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen (nitratarmes Wasser fr

    Klbertrnke verwenden!).

    Sulfat kann zu Durchfall fhren.

    Kupfer empfindlich sind hier vor allen Schafe und Klber. berhhte Kupfergehalte fhren zu Schden im Magen-Darm-Trakt, an Leber und Niere.

    Muss das Wasser angewrmt sein?

    Zu dieser hufig gestellten Frage wurde in Grub (Karrer, Gelbach 1998) eine

    Untersuchung durchgefhrt: die Rinder gingen bei angewrmten Wasser zwar fters

    zur Trnke, die tatschliche Wasseraufnahme war jedoch nicht hher, als bei kaltem

    Wasser. Auch zeigte sich kein Effekt auf Futteraufnahme und Milchleistung. Im

    Gegenteil: im Sommer ist khles Wasser sogar gnstiger.

    Wie kann die Versorgung und die Qualitt sichergestellt werden?

    Zuvorderst steht die Zugnglichkeit und die Verfgbarkeit von Wasser.

    Trnkeeinrichtungen sollten daher zweimal am Tag kontrolliert werden:

    Steht den Tieren berhaupt Wasser zur Verfgung oder ist eine

    Leitung/Trnkeeinrichtung defekt, ein Wasserfa umgekippt?

    Funktionieren die Trnken oder ist die Wassernachlieferung aus irgendwelchen

    Grnden beeintrchtigt (Ventile, Wasserdruck)?

    Routinemig sollten Trogtrnken im Winter mindestens einmal wchentlich, im

    Sommer tglich gereinigt werden verschmutzte Trnken sofort reinigen!

  • Die Versorgung mit Trnkewasser kann auch durch den Verbrauch, anhand einer

    Wasseruhr berprft werden: sollte der Verbrauch deutlich, also ca. 20 % sinken,

    muss sofort nach den Ursachen gesucht werden. Auch bei zurckgehender

    Milchleistung, Milchinhaltsstoffen und Futteraufnahme sollte sofort an die

    Wasserversorgung gedacht werden. Der nchste Schritt wre dann die berprfung

    der Wasserqualitt. Wasser aus Zisternen (Regenwasser) sollte nur als

    Brauchwasser, nicht als Trnkewasser verwendet werden. Auerdem kann die

    aufgefangene Menge den tglichen Bedarf an Trnkewasser nicht decken. Bei Bezug

    von Trnkewasser aus der ffentlichen Wasserversorgung stehen die Kennwerte aus

    der jhrlichen Untersuchung zur Verfgung (Gemeindeblatt). Hofeigene Brunnen

    sollten jhrlich beprobt werden. Da sich die Qualitt des Wassers jedoch von der

    Quelle/Abzweigstelle vom Wassernetz bis zur Trnkeeinrichtung verndern kann,

    mssen Proben zur Beurteilung der grundstzlichen Eignung des Trnkewassers

    direkt an der Quelle/Abzweigstelle vom Wassernetz gezogen werden. Die Kosten

    belaufen sich dabei je nach Untersuchungsumfang auf ca. 50 100 /Probe. Bei

    Problemen sollten Proben auch direkt an den Trnkeeinrichtungen genommen

    werden. Fr die Kontrolle zwischendurch sind aber auch fr einige Parameter (z.B.

    pH-Wert, Sulfat, Nitrat, Carbonat) Teststreifen im Handel.

    Dr. Hubert Schuster

    Institut fr Tierernhrung und Futterwirtschaft, LfL

    Prof.-Drrwchter-Platz 3, 85586 Poing/Grub

    Literatur

    Beede, D.K, 1992: water for dairy cattle in Large Dairy Herd Management. -

    Amer.Dairy Sci. Assoc. Champaign, III

    Hbich, A.C., Kamphus, J., 2009: Trnkewasser Qualittsanforderungen und

    Orientierungswerte. bers. Tierernhrung, 37, 221 231

  • Kamphus et al., 2007: Empfehlungen zur Beurteilung der hygienischen Qualitt von

    Trnkewasser fr Lebensmittel liefernde Tiere unter Bercksichtigung der gegebenen

    rechtlichen Rahmenbedingungen. Landbauforschung Vlkenrode, 3 (57), 255 272

    Karrer, M., Gelbach, A., 1998: Angewrmtes Wasser fr Milchkhe im

    Auenklimastall. Gruber INFO, 3, 29 - 33

    Meyer et al. 2002: Untersuchungen zur Wasseraufnahme von Milchkhen.

    VDLUFA-Schriften 58, 315

    Tab.1: Anhaltswerte fr die Wasseraufnahme von Rindern (nach Beede 1992 und Meyer et al. 2002)

    Umgebungstemperatur

    5 o C 15 o C 28 o C

    Kalb 90 kg 8 9 13

    (Mast-) Rind 180 kg 14 17 23

    360 kg 24 30 40

    545 kg 34 41 55

    Milchkuh (700 kg) Trocken 43 58 78

    15 l Milch 62 77 97

    30 l Milch 76 92 112

    45 l Milch 96 112 132

  • Tab. 2: Ausgewhlte Kriterien und Kennwerte der Trnkwasserqualitt (nach Kamphus et al. 2007)

    Parameter Orientierungswert Trnkewasser

    Grenzwert Trinkwasser Verordnung

    pH-