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Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR Kaiserswerther Straße 450 40474 Düsseldorf TELEFON: 02114530428 FAX: 02114530430 EMAIL: [email protected] INTERNET: www.kircheimwdr.de Die TextRechte liegen bei den Autoren und beim Evangelischen Rundfunkreferat. Verwendung nur zum privaten Gebrauch! WDR-Rundfunkgottesdienst am 2. Weihnachtstag, 26.12.2014 aus der Christuskirche in Brühl Thema: Gottes Wort kommt zu uns Menschen (aus Joh 1) Pfarrerin Renate Gerhard PREDIGT (Teil 1) Ein Radio-Gottesdienst am 2.Weihnachtstag – Wie mag es Ihnen jetzt gerade gehen - …hier in der Christuskirche oder zuhause im Wohnzimmer, in der Küche, im Seniorenheim oder unterwegs auf der Autobahn? Ja, der Heilige Abend ist nun auch schon wieder vorbei - Viele haben etwas Schönes erlebt: Vielleicht die Christmette mit den Lichtern… die Bescherung mit leuchtenden Kinderaugen, das Festessen mit der ganzen Familie, kleine Momente, die manchen vielleicht unter die Haut gegangen sind – so viele liebevolle Zeichen von Menschen, über die Sie sich von Herzen gefreut haben. Bei vielen fällt heute Morgen der Druck der vergangenen Tage langsam ab. Vielleicht haben sie zum ersten Mal die Chance, innerlich zur Ruhe zu kommen. All das Schöne darf jetzt nachklingen, und die schönen Momente leuchten noch einmal nach… Ich wünsche es Ihnen von Herzen, dass Ihr Weihnachten ein wunderschönes war!! Für andere war das Fest eine große Enttäuschung… …weil Sie allein waren. …weil die Kinder nicht gekommen sind. … weil kaum jemand geschrieben hat, geschweige denn: angerufen. Oder weil es wohlmöglich Streit gab. Manche sind gerade in einer Lebenssituation, in der ihnen nach allem möglichen zumute ist, nur nicht nach Weihnachten. Weil Sorgen quälen… Weil ein Mensch, den sie liebhaben, sehr krank ist - Mag sein, dass sie insgeheim sogar froh sind, dass der ganze Weihnachtszauber, diese ‚Goldglanztage‘, endlich vorbei sind und wieder ‚normale‘ Zeiten anbrechen. Wie immer Ihnen jetzt gerade zumute ist: Ob Sie vom heutigen zweiten Weihnachtstag nichts Besonderes mehr erwarten – oder ob in Ihnen eine stille Sehnsucht schlummert, doch noch von einem Hauch von Weihnachtsglanz gestreift zu werden – lassen Sie sich heute Morgen überraschen!

WDR-Hörfunk-Gottesdienst 26.12.2014 Predigt Internet · WDR-Rundfunkgottesdienst am 2. Weihnachtstag, 26.12.2014 aus der Christuskirche in Brühl ... kleine Momente, die manchen

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Die  Evangelische  Rundfunkbeauftragte  beim  WDR  -­‐  Kaiserswerther  Straße  450  -­‐  40474  Düsseldorf  

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Die  Text-­‐Rechte  liegen  bei  den  Autoren  und  beim  Evangelischen  Rundfunkreferat.  Verwendung  nur  zum  privaten  Gebrauch!  

WDR-Rundfunkgottesdienst am 2. Weihnachtstag, 26.12.2014 aus der Christuskirche in Brühl Thema: Gottes Wort kommt zu uns Menschen (aus Joh 1) Pfarrerin Renate Gerhard PREDIGT (Teil 1) Ein Radio-Gottesdienst am 2.Weihnachtstag – Wie mag es Ihnen jetzt gerade gehen - …hier in der Christuskirche oder zuhause im Wohnzimmer, in der Küche, im Seniorenheim oder unterwegs auf der Autobahn? Ja, der Heilige Abend ist nun auch schon wieder vorbei - Viele haben etwas Schönes erlebt: Vielleicht die Christmette mit den Lichtern… die Bescherung mit leuchtenden Kinderaugen, das Festessen mit der ganzen Familie, kleine Momente, die manchen vielleicht unter die Haut gegangen sind – so viele liebevolle Zeichen von Menschen, über die Sie sich von Herzen gefreut haben. Bei vielen fällt heute Morgen der Druck der vergangenen Tage langsam ab. Vielleicht haben sie zum ersten Mal die Chance, innerlich zur Ruhe zu kommen. All das Schöne darf jetzt nachklingen, und die schönen Momente leuchten noch einmal nach… Ich wünsche es Ihnen von Herzen, dass Ihr Weihnachten ein wunderschönes war!! Für andere war das Fest eine große Enttäuschung…

…weil Sie allein waren. …weil die Kinder nicht gekommen sind. … weil kaum jemand geschrieben hat, geschweige denn: angerufen.

Oder weil es wohlmöglich Streit gab. Manche sind gerade in einer Lebenssituation, in der ihnen nach allem möglichen zumute ist, nur nicht nach Weihnachten. Weil Sorgen quälen… Weil ein Mensch, den sie liebhaben, sehr krank ist - Mag sein, dass sie insgeheim sogar froh sind, dass der ganze Weihnachtszauber, diese ‚Goldglanztage‘, endlich vorbei sind und wieder ‚normale‘ Zeiten anbrechen. Wie immer Ihnen jetzt gerade zumute ist: Ob Sie vom heutigen zweiten Weihnachtstag nichts Besonderes mehr erwarten – oder ob in Ihnen eine stille Sehnsucht schlummert, doch noch von einem Hauch von Weihnachtsglanz gestreift zu werden – lassen Sie sich heute Morgen überraschen!

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Von Gedanken, Gefühlen und Worten, die Sie vielleicht anrühren, wo Sie es nicht für möglich halten. So sind wir hier zusammen, in der Kirche und am Radio – und hören erstmal nichts von Maria und Josef, von dem Stall und dem Kind – Nichts davon, wie es damals in Bethlehem weitergegangen ist nach den dramatischen Ereignissen der Heiligen Nacht… …ob die kleine Familie es sich wenigstens ein bisschen besser hat einrichten können in ihrer Notunterkunft vielleicht mit den Gaben der Hirten oder inzwischen doch noch des ein oder anderen Bürgers aus Bethlehem …? Worum sie sich gesorgt haben und worüber gefreut… Nichts von all dem… Wir hören die Worte, ganz am Anfang des Johannesevangeliums, aus einem alten Christuslied: „Im Anfang war das Wort“

1 „Haste Worte -?“ 2 „Starke Worte -“ 3 „Leere Worte –“ 4 „Harte Worte –“ 1 „Gute Worte –“ 3 „Liebesworte –“ 4„Ich geb dir mein Wort.“ 1 „Jetzt mach nicht so viele Worte…!“ 2 „Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen…“ 1 „Musst du mir ins Wort fallen?“ 4 „Du willst doch nur wieder das letzte Wort haben.“ 3 „Mein Gott, das sind doch alles nur Worte –“

Worte – ‚Nur‘ Worte? Worte sind schon wichtig für uns. Wir leben davon, dass andere uns ansprechen. Wie sehr wir darauf warten, haben manche vielleicht gerade jetzt zu Weihnachten wieder gemerkt, als sie ganz stark gehofft haben auf ein Zeichen von guten Freunden, aus der Familie… Viel wichtiger als die schönsten Geschenke (oder selbst wie ein Geschenk!) ist ein Brief, ein Anruf, ein ‚What’s app‘ – eine ganz persönliche Nachricht: … dass einer fragt: Wie geht es Dir?? … und von sich selbst erzählt, was ihn oder sie gerade bewegt. Worte wirken: Etwas aussprechen dürfen, was belastend war, kann heilend sein. Umgekehrt: Über lange Zeit etwas verschweigen müssen, macht krank. Ein Wort kann lösen. Worte können trösten. Worte verbinden, schlagen Brücken von Mensch zu Mensch. Johannes sagt: „Im Anfang war das Wort –“ das erinnert an den ‚Ur-Anfang‘ – an die Geschichte, wie Gott Himmel und Erde geschaffen hat – und die wird so erzählt, dass Gott sagt: „Es werde“ – „So und so soll es sein…“ – und dann wurde es genau so. Gottes Wort tut, was es sagt. Weil Gott es sagt, weil Gott es so will, entsteht aus Spiralnebeln und Atomen atmendes Leben…

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„Im Anfang war das Wort –“ Lateinisch heißt das: „in principio“ - und das könnte man auch übersetzen: „im Prinzip“ – „Grundsätzlich ist es so, dass wir Menschen davon leben, angesprochen zu werden.“ Wir leben, weil es jemanden gibt, der uns anredet, der uns mit Namen nennt, der uns meint und der will, dass wir sind. „Wir wohnen Wort an Wort. Sag mir dein liebstes, Freund. Meines heißt Du.“ - so heißt es in einem kleinen Gedicht von Rose Ausländer – und von Mensch zu Mensch könnte ich sagen: Ja, so erlebe ich das! Das kleine Wort „DU“, ganz zart gesprochen, ist vielleicht das schönste, was Menschen sich gegenseitig sagen können. Aber – dass Gottes Lieblingswort ebenfalls „Du Mensch“ sein soll? Der große Gott – und ich kleiner Mensch: auf Du und Du? Wie soll das denn gehen: Dass wir uns gegenseitig wahrnehmen und verstehen? Der große Gott – und ich kleiner Mensch: auf Du und Du?

EG 37,1-4 Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen. Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt‘, erkoren; Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden. Ich lag in tiefster Todesnacht, du wurdest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht‘: wie schön sind deine Strahlen! Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel‘ ein weites Meer, dass ich dich könnte fassen! Text: Paul Gerhardt, Melodie: Johann Sebastian Bach

PREDIGT (Teil 2) Johannes schreibt: „Das Wort ward Fleisch.“

1 „Wo Sie grad sagen ‚Fleisch‘: Wir hatten zu Weihnachten Gänsekeulen!“ 3 „Wir essen kein Fleisch.“ 4„Also, bei uns ist keiner vom Fleisch gefallen…!“ 1 „…und das sagt mein eigen Fleisch und Blut…!“ 2 „Mit der Zeit ist mir das in Fleisch und Blut übergegangen.“ 3 „Das Wort ward Fleisch - das verstehen doch wieder nur eingefleischte Kirchgänger!“

Johannes schreibt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns –“

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Gott ist ein Mensch geworden – Ein Mensch wie wir, aus Fleisch und Blut, und hat gelebt wie wir: ein Mensch unter Menschen. Das ist, was wir zu Weihnachten hören dürfen und was wir feiern. EINSPRUCH! „Ein Gott Mensch werden! Welch ein Ammenmärchen! Ich weiß nicht, was ihn zum Menschsein locken könnte!“ Du hast Recht. Ich weiß es auch nicht. Wenn ich mir die Menschen so ansehe – wenn ich mich selbst ansehe. dann frage ich schon: Gott – wieso gibst du dich überhaupt mit Leuten wie uns ab?! Warum mit uns? Erst recht: warum mit mir? Wie kannst du, wo du alle meine Macken und Unzulänglichkeiten kennst, tatsächlich werden wollen wie ich…? … so beschränkt …so ängstlich machtversessen … manchmal völlig verpeilt …leidenschaftlich träge traumverloren …selbstsüchtig fettsüchtig sehnsüchtig …kindlich …liebevoll …und genau darin so verletzlich – Wieso lässt du dich ein …auf unsere Alltagswehwehchen … unsere großen Träume und kleinlichen Streitereien… ...unsere Gemeinheiten … Alpträume …Albernheiten …unsere Gier unsere Erschöpfung unsere Gleichgültigkeit …unsere Anfälligkeit für alle möglichen Schwächen …unsere Krankheiten …unsere verfluchte Vergänglichkeit -?! Nichts, aber auch gar nichts müsste Dich daran interessieren – Dich, den Ewigen, den Himmelshöchsten, – und schon gar nicht veranlassen, dich um uns Menschen zu kümmern! Gott und Mensch - das sind zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben – sich nicht berühren, nichts voneinander wissen…

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- und wir Menschen, von uns aus hätten keine Chance, die so ganz andere Welt Gottes jemals zu erreichen. Ich stelle mir das so vor: Angenommen, ich hätte zu Weihnachten ein Buch bekommen, eine kostbare Ausgabe mit Werken des chinesischen Dichters Li Tai Pe – eine Handschrift, mit goldenen Buchstaben auf zartestes Seidenpapier gemalt… Ich würde es meinen Freunden zeigen, und sie würden es mit mir gemeinsam bestaunen und Ah! und Oh! sagen - Nur lesen, verstehen könnte es keiner von uns. Dazu brauchte es jemanden, der es übersetzen kann – und das kann nur jemand sein, der beide Sprachen wie seine Muttersprache spricht. Der in beiden Sprachen ganz zuhause ist. So wie Jesus – der Gottessohn: Der sprach sozusagen zwei Sprachen: „Irdisch“ und „Himmlisch“. Jesus war ganz in der Göttlichkeit Gottes zuhause, so dass er später einmal gesagt hat: „Ich und der Vater sind eins.“ und gleichzeitig ist er in dem Kind im Stall ganz und gar ein Mensch geworden. Ein gerade geborenes Baby, das darauf angewiesen ist, dass es gefüttert und gewindelt wird – und dass jemand es in den Arm nimmt und zärtlich wiegt… Und später als Erwachsener ist er Menschen nachgegangen, hat ihnen zugehört und geholfen, hat sich ohne Ansehen der Person mit ihnen zusammen an einen Tisch gesetzt, weil er hinter Rollen und Funktionen immer: den Menschen gesehen hat - und er hat sich das, woran Menschen zu leiden haben, selbst an die Nieren gehen lassen… Jesus von Nazareth hat keine klaren Worte gescheut, hat Partei ergriffen für die Armen – und dabei niemanden ‚mit Worten abgespeist‘ – sondern wo Menschen Jesus begegnet sind, da haben sie erlebt: Dieser Mensch lebt, was er sagt – er tut, was er verspricht: Er hilft und heilt, er tröstet und richtet auf, er bringt Menschen zusammen, die lange nichts miteinander zu tun hatten, hilft Vorurteile zu überwinden, bringt Feinde an einen Tisch… - und er lässt sich dabei nicht beirren, auch wenn er damit den Zorn der Mächtigen auf sich zieht. Musikalisches Zwischenspiel PREDIGT (Teil 3) Jesus ist Gottes persönlichstes Wort an uns – in einer Sprache, die wir verstehen können. Und dieses Wort Gottes heißt: Ich liebe dich. Deswegen bin ich für dich da - Ich bin auf deiner Seite – Darauf geb ich dir mein Wort - Das ist mehr wert als ‚mit Brief und Siegel‘ – Dafür hafte ich mit meinem eigenen Leben – mit meinem Fleisch und Blut. Das ist der einzige Grund, der Gott bewegen kann, den Menschen nahe zu kommen, selbst ein Mensch zu werden: weil Gott die Menschen so sehr lieb hat. Dieses Kind in der Krippe ist Gottes Liebeserklärung an uns.

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„Das Wort ward Fleisch“ – weil Gott mit Leib und Seele, mit Haut und Haaren in unser Leben kommen will. In dem Kind in der Krippe sagt Gott: Ich bin da. In dem schäbigen Stall eurer kalten Welt bin ich da mit all meiner Liebe – und ich gehe aus dieser Welt nicht mehr weg. Ich bin da, sagt Gott – An deiner Seite. Ich bin bei dir – Ich freue mich mit dir, ich weine deine Tränen mit – Ich bin in deiner Angst – ich habe sie selbst erlitten und weiß haargenau, wie sich das anfühlt. Was dir wehtut, spüre ich wie Stiche unter meiner Haut. Ich halte deine Zweifel mit aus – selbst wenn du denkst, ich hätte diese Welt mit all dem Elend längst verlassen. Ich bin da, sagt Gott, hier bei dir in der Christuskirche, bei dir zuhause oder unterwegs am Radio, und genauso bei dir im Krankenzimmer, auf der Intensivstation. Ich bin da zwischen den Trümmern zerbombter Städte, bei dir im Flüchtlingsheim – Ich bin bei allen, die auf dieser Erde leben – und auch an der Seite derer, die gestorben sind – zuhause, im Hospiz oder im Meer vor Lampedusa. Ich bin da, sagt Gott, an der Seite derer, die eine Familie haben, Freundinnen und Freunde, mit denen sie in diesen Tagen zusammen sind – und an der Seite von Menschen, die allein sind, bei denen, die in Pflegeheimen leben, an die kein Mensch mehr denkt. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns wo immer wir jetzt gerade sind. Ich bin da, sagt Gott. Sein Wort wirkt. Es ist mächtiger als das Gerede der Mächtigen dieser Welt. Hört es und fragt nach, redet davon und erzählt! Seht die Menschen, denen ihr begegnet, so an, wie Gott sie ansieht – egal, woher sie kommen, welches Schicksal sie mitbringen, welche Hautfarbe sie haben. Behandelt sie wie euer eigen Fleisch und Blut! Und wo immer ihr könnt: Macht selbst euren Mund auf für die Schwachen! Ich bin da, sagt Gott. Das ist Weihnachten. Zündet die Kerzen an! Denn das Licht hat mehr Recht als alle Finsternis. Mit seinem Licht hat Gott all unsere Nächte zur Weihnacht gemacht. Es ist Weihnacht – heute, am 2.Feiertag – und an jedem Tag, der vor uns liegt. Amen.