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BUCHBESPRECHUNGEN ÖSQM IV 2012 Stefan Zimmermann Die Krise des globalen Kapitalismus George Soros ist einer der erfolgreichsten Börsenspekulanten der Gegenwart und spricht in seinem bereits 1998 erschienen Buch von der Krise des globalen Kapitalismus und warum der Kapitalismus untergehen wird. „Abrupte Kursausschläge an den Börsen, Rezession in weiten Teilen der Welt: Die Krise der Finanzmärkte wächst ins Globale, der Boom der vergangenen Jahre droht umzukippen in ein weltweites ökonomisches Debakel.“ So beschreibt Soros das Debakel vom Kapitalismus. Der gravierende Fehler des Kapitalismus ist, dass er nur Gewinnorientiert arbeitet und die moralischen, menschlichen und natürlichen Werte verdrängt. Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. Werteverfall und Umweltzerstörung seien die natürliche Konsequenz dieses Systems, bevor es an seinen Schuldentrümmern zerfalle. Darüber hinaus wird im Buch der „Marktfundamentalismus“ stark kritisiert. Wenn es nach Soros geht, dann wird dem Markt zu viel Gewicht eingeräumt und durch das Versagen der Politik, dem Markt immer mehr Spielraum gegeben wird. Deswegen wirbt Soros für eine offene Gesellschaft. Sein Lösungsvorschlag lautet, dass dem „kleinen Mann“ mehr Freiheiten gegeben werden und eine Balance zwischen Markt und Politik geschaffen wird. Mir persönlich hat das Buch gut gefallen, denn einer der erfolgreichsten Börsenspekulanten, der selbst durch den Kapitalismus reich geworden ist, kritisiert ihn. Ein

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BUCHBESPRECHUNGEN ÖSQM IV 2012

Stefan Zimmermann

Die Krise des globalen Kapitalismus

George Soros ist einer der erfolgreichsten Börsenspekulanten der Gegenwart und spricht in seinem bereits 1998 erschienen Buch von der Krise des globalen Kapitalismus und warum der Kapitalismus untergehen wird.

„Abrupte Kursausschläge an den Börsen, Rezession in weiten Teilen der Welt: Die Krise der Finanzmärkte wächst ins Globale, der Boom der vergangenen Jahre droht umzukippen in ein weltweites ökonomisches Debakel.“ So beschreibt Soros das Debakel vom Kapitalismus.

Der gravierende Fehler des Kapitalismus ist, dass er nur Gewinnorientiert arbeitet und die moralischen, menschlichen und natürlichen Werte verdrängt. Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. Werteverfall und Umweltzerstörung seien die natürliche Konsequenz dieses Systems, bevor es an seinen Schuldentrümmern zerfalle. Darüber hinaus wird im Buch der „Marktfundamentalismus“ stark kritisiert. Wenn es nach Soros geht, dann wird dem Markt zu viel Gewicht eingeräumt und durch das Versagen der Politik, dem Markt immer mehr Spielraum gegeben wird. Deswegen wirbt Soros für eine offene Gesellschaft. Sein Lösungsvorschlag lautet, dass dem „kleinen Mann“ mehr Freiheiten gegeben werden und eine Balance zwischen Markt und Politik geschaffen wird.

Mir persönlich hat das Buch gut gefallen, denn einer der erfolgreichsten Börsenspekulanten, der selbst durch den Kapitalismus reich geworden ist, kritisiert ihn. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass Soros das Buch vor mehr als 10 Jahren geschrieben hat und seine Vermutungen heute Wirklichkeit geworden sind. Darüber hinaus hat Soros schon vor der Gründung der Europäischen Union kritisiert, dass die Menschen die Regierung nicht direkt kontrollieren können.

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Elisa Wörndle

Jean Ziegler - Wie kommt der Hunger in die Welt? Warum hungern in Afrika, Asien, Lateinamerika und selbst in Osteuropa Millionen von Menschen? Warum gibt es andererseits Regionen, in denen Nahrungsmittel vernichtet werden? Wie entsteht dieses Ungleichgewicht und wer trägt die Verantwortung dafür? Jean Ziegler stellt sich den bohrenden Fragen seines Sohnes, warum die Reichen immer reicher werden und sich gleichzeitig der Hunger immer weiter ausbreitet. Denn jährlich verhungern 30 Millionen Menschen, Hunderte von Millionen sterben an den Folgen von Krankheiten, Epidemien und Mangelerscheinungen infolge von Unterernährung - und dies, obwohl die weltweit produzierten Nahrungsmittel für über 12 Milliarden Menschen ausreichen würden. Man stellt es sich immer einfach vor alle Menschen mit Lebensmittel zu versorgen, doch das ist es ganz und gar nicht. Es gibt viele Gründe die die Lebensmittelversorgung behindern z.B. in Somalia. Jean erklärt, dass in Somalia schon oft Versuche zur Lebensmittelversorgung getätigt wurden – jedoch meist ohne Erfolg. Die Hilfsorganisationen legten im Süden Somalias an einem kleinen Hafen namens Merca ihr Schiff an, das mit Tonnen von Lebensmittel beladen war. Sie wurden von den einheimischen Soldaten und Kriegern als Feinde betrachtet und ausgeplündert. Zum Teil wurden Helfer erschossen oder als Geiseln festgenommen. Krieg ist weltweit eine der Hauptursachen für Hungersnöte. Jean erklärt dass man unter strukturellem und konjunkturellem Hunger unterscheidet. Der strukturelle Hunger wird nicht durch eine äußere Katastrophe ausgelöst, sondern ist untrennbarer Bestandteil der Strukturen der Gesellschaft. Hingegen der konjunkturelle Hunger wird z.B. durch eine Dürre, einen Hurrikan, einen Krieg oder einen Tsunami ausgelöst. Es gibt plötzlich keine Nahrung mehr und Millionen von Menschen stehen von einem auf den anderen Tag mit leeren Händen da. Manche Staaten sind sich aber zu stolz, zuzugeben dass sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind und verschlimmern die Situation durch ihr Schweigen. In Ländern wo der strukturelle Hunger sich eingenistet hat, gibt es Hilfslager die meistens von Hilfsorganisationen geleitet werden. In solchen Hilfslagern gibt es eine begrenzte Menge von Lebensmitteln und Medikamenten. Da sie meistens überfüllt sind und die Lebensmittel und Medikamente weitaus nicht reichen, haben die Helfer eine schreckliche Entscheidung zu treffen. Sie sehen sich die Menschen die Hilfe benötigen an, und müssen dann entscheiden ob derjenige ein Armband bekommt oder nicht. Der der ein Armband bekommt, kann sich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen lassen. Die anderen müssen sterben weil sie schon zu sehr vom Hunger geschädigt wurden. Eine sehr grausame Angelegenheit einem leidenden Menschen der vor einem steht, eine Absage geben zu müssen. Der Hunger wird auch oft als „Waffe“ eingesetzt, um die Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun dass sie sonst vielleicht nicht tun würden. Aber nicht nur Staaten verwenden den Hunger als „Waffe“ auch multinationale Gesellschaften wie z.B. Nestlé. Jean zählt Beispiele auf die das klar beweisen, einfach nur schrecklich.

Es kommen sehr viele wichtige Aspekt und Beispiele in diesem Buch vor. Es wird einem wirklich klargemacht was hinter dem Hunger alles steckt. Manchmal sind ein bisschen zu viele Namen, Zahlen oder Länder und Ortsnamen auf einem Fleck vorgekommen, wobei es dann auch schwer fiel den Faden nicht zu verlieren. Ansonsten war ich zufrieden mit diesem Buch, sehr empfehlenswert.

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Sena Seker

„Kooperation statt Konkurrenz“ von Christian Felber wurde im Jahr 2009 veröffentlicht. Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt: Er nimmt die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise unter die Lupe, widmet sich dann den Löscharbeiten der Regierungen, anschließend folgt eine Fürsprache für eine beschränkende Regulierung der Finanzmärkte; der Text schließt mit zehn Tipps, wie jeder Einzelne einen Beitrag zur Schaffung einer besseren Welt leisten kann.

Felber will mit Reformen nicht das System erneuern, sein Ziel ist die Ablöse des Kapitalismus. Seine Thesen sind nicht weniger radikal. Beispiele: „In der EU hat das Kapital mehr Rechte als Menschen: eine klare Definition von Kapitalismus“ (Seite 30) oder über die Kapitalmarktoffensiven europäischer Regierungen: „Genau das ist die ‚hidden agenda‘ der Regierungsoffensiven: Umverteilung von der Allgemeinheit zu den Reichen hin, auch um den Preis, dass Volkswirtschaften destabilisiert werden“ (Seite 37). Die Grundthese des Buches auf die Frage: „Hätte die Krise verhindert werden können“ gerinnt in dem Satz „kapitalistische Marktwirtschaft und Demokratie sind auf Dauer unversöhnliche Gegensätze“ (Seite 45). Felber will nicht akzeptieren, dass Marktwirtschaft und die ihren Regeln folgende Globalisierung „Naturgesetze“ und damit unabänderlich seien.

Felber ist überzeugt, dass ein Wirtschaftssystem, das nicht auf Konkurrenz sondern auf Kooperation beruht, ebenso gut, wenn nicht besser der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse – materieller wie immaterieller –dient.

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Manuel Bonat

Jean Ziegler: Der Hass auf den Westen In diesem Buch erläutert Jean Ziegler die Ursachen und die Auswirkungen des Hasses der unterprivilegierten Südlichen Länder, der sich auf den reichen Westen richtet und welche Spuren Kolonialisierung gefolgt von Enteignung, Massenmorden, Versklavung und Jahrhunderte langer Ausbeute natürlicher Ressourcen im kollektiven Gedächtnis dieser Menschen hinterlassen haben.

Die unterdrückten Völker beginnen sich, auf die Demütigung und die Schrecken die sie in der Vergangenheit durch die westliche Weltherrschaft erlitten haben zu besinnen und fordern Rechenschaft.

Dank seine jahrelange Tätigkeit als Sonderbotschafter für das Recht auf Nahrung bei der UN-Menschenrechtskommission, ist das Buch durch zahlreiche Begegnungen mit Menschen aller sozialen Schichten und Herkunftsländern geprägt.Die Teilnahme an internationalen Konferenzen und seine Reisen zu den verschiedensten Orten dieser Welt ermöglichen es Ihm, die Problematik von allen Aspekten aus zu beleuchten. Er versucht die Verantwortlichen für die globale Ungerechtigkeit zu finden und rechnet gnadenlos mit ihnen ab.

Oft hat er es auf Erdöl Konzerne abgesehen, die Vorkommen in Entwicklungsländern ausbeuten, ohne dabei auf soziale Umstände, oder die Umwelt Rücksicht zu nehmen.Die Weltbank, der IWF (Internationale Währungsfonds) und die WTO (Welthandelsorganisation) werden als „Söldner“ einflussreicher Konzerne und Oligarchen beschrieben und kommen auch regelmäßig auf ihre Kosten. So bezeichnet er zum Beispiel die Weltbank als Heuchler weil er ihr vorwirft, dass die finanzielle Entwicklungshilfe in vielen Ländern oft nur dazu dient, soziale Aufstände zu verhindern, damit große Konzerne die Länder weiterhin ungehindert ausbeuten können. Vom IWF werden den Entwicklungsländern Strukturanpassungsmaßnahmen aufgezwungen, die Ihre eigene Volkswirtschaft stark schädigen und den Export zugunsten der Westlichen Ländern begünstigen.

Er betont auch die wichtige Rolle der westlichen Medien, die oft von einflussreichen Konzernen instrumentalisiert werden, um den Hass auf ausländische Regime zu schüren und militärische Interventionen vor der Öffentlichkeit recht zu fertigen.

Evo Morales spielt auch eine entscheidende Rolle in diesem Buch. Als erster indigener Präsident Boliviens versucht er, der Ausbeute durch Erdöl- und Metallkonzerne endlich ein Ende zu bereiten, einen Nationalstatt aufzubauen und seinem Land den Wohlstand zu bringen. Jean Ziegler macht auch immer wieder darauf aufmerksam, wie groß die Gefahr ist, dass der Hass auf den Westen sich durch identitären Fanatismus äußert und fordert auf, endlich zu Handeln.

Zu jeder seiner Anschuldigungen und Behauptungen hat er immer konkrete und sehr detaillierte Beispiele parat, die meist auf persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen beruhen. Genau das ist es, was sein Buch so spannend, vielseitig und interessant macht.

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Duygu Sönmez

Christian Felber - Gemeinwohl-Ökonomie: Ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft

Die Gemeinwohl-Ökonomie erschien am 16. August 2010 als 150 Seiten Buch.

Ihre Grundlagen wurden in „Neue Werte für die Wirtschaft“ erarbeitet. Sie

fördert und belohnt dieselben Verhaltensqualitäten und Werte, die unsere

menschlichen und ökologischen Beziehungen gelingen lassen.

Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen. „Wer

gegen den Kapitalismus“, Ziel ist es diese Aussage zu entrinnen und eine

konkrete Systemalternative vorzulegen. Im Anhang scheinen knapp 70

Unternehmen als Erstunterzeichner auf. Das Gemeinwohl wird in einem

breiten demokratischen Prozess von unten vordefiniert, später an einen direkt

gewählten Wirtschaftskonvent übergeben per Volksabstimmung in der

Verfassung verankert. Sie ist eine attraktive und unmittelbar umsetzbare

Alternative zu dem zerstörerischen Wirtschaftssystem, indem wir derzeit

gefangen sind. Niemand wird so unverhältnismäßig reich und mächtig werden

wie heute, aber materieller Wohlstand bis hin zu Luxus wären immer noch

möglich.

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Jan Burgstaller

Rezession „Schwarzbuch Landwirtschaft – Die Machenschaften der Agrarpolitik“

Für sein Buch „Schwarzbuch Landwirtschaft – Die Machenschaften der Agrarpolitik“ durchforstete der Autor Hans Weiss den Subventionsdschungel Österreich.

Seit geraumer Zeit erhalten österreichische „Bio-Bauern“ in Österreich Unterstützung vom Staat. Gewisse Agrargemeinschaften sind die größten Nutznießer dieser Machenschaften. Damit will der Staat ein halbwegs geregeltes Einkommen für Bio-Bauern erzielen. Mit rund 2,213 Milliarden Euro griff der Staat Österreich Agrargemeinschaften unter die Arme. Sein Schwarzbuch Landwirtschaft zerstört aber nicht nur die gängigen Klischees der Subventionspraxis. Allgemein genießt der Bauernstand in Österreich das treuherzige Image eines heimatverbundenen und naturbewussten Nährstandwahrers, das auch von den Medien des dominierenden Agrarkonzerns Raiffeisen liebevoll gepflegt wird. Korrekturen an dieser grünen Idylle sind angebracht: Weiss erzählt unter anderem von überdüngten Ackerflächen, von Almwiesen, die mit einem Breitbandvertilgungsmittel namens Harmonie gepflegt werden, von technisch hochgerüsteten Landwirten, von der illegalen Landaneignung der Agrargenossenschaften in Tirol, von Bioschwindel und davon, dass das Bauernsterben unaufhaltsam voranschreitet (täglich stellen zwölf Bauern den Traktor ab), gleichgültig wie ergiebig die Fördermillionen sprudeln. Im Gegenteil: Das System begünstigt den Konzentrationsprozess zusätzlich durch ein Programm, das den sinnigen Titel Grundaufstockung trägt. Ein geschickter Großbauer muss dann für einen Hektar oft nur mehr ein Drittel des tatsächlichen Kaufpreises selbst bezahlen. Doch wann spricht man von einem „Bio-Bauern“? und warum ruinieren größere Agrargemeinschaften die kleinen ländlichen Bauern. Diese und weitere Fragen werden im Buch unter die Lupe genommen.

Meiner Meinung nach deckt dieses Buch wichtige Sachverhalte auf und gewährt uns eine gewisse Einsicht in die Machenschaften Österreichs. Allerdings klingt das andere Buch „Korrupte Medizin“ interessanter als dieses.

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