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Miniaturhersteller Johann Wolkersdorfer Verfeinerung RODKLING DIORAMEN M. 1:1250, Roland Klinger Miniaturnummer JW 060 Veneterschiff Kriegsschiff der Veneter , Zustand BC 56 Fotos © M. Grimm Kurzinformation Die Veneter waren ein keltischer Volksstamm, der an der Westküste der heutigen Bretagne siedelte. Sie waren von allen keltischen Stämmen die besten Seefahrer und befuhren den Atlantik mit großen, robusten Schiffen aus Eichenholz. Die Segel wurden aus Fellen und Leder zusammengenäht. Cäsars Galeerenflotte bezwang 56 v. Chr. (Gallischer Krieg) die Flotte der Veneter obwohl die römischen Galeeren den

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Miniaturhersteller Johann WolkersdorferVerfeinerung RODKLING DIORAMEN M. 1:1250, Roland Klinger Miniaturnummer JW 060

VeneterschiffKriegsschiff der Veneter, Zustand BC 56

Fotos © M. Grimm

KurzinformationDie Veneter waren ein keltischer Volksstamm, der an der Westküste der heutigen Bretagne siedelte. Sie waren von allen keltischen Stämmen die besten Seefahrer und befuhren den Atlantik mit großen, robusten Schiffen aus Eichenholz. Die Segel wurden aus Fellen und Leder zusammengenäht.

Cäsars Galeerenflotte bezwang 56 v. Chr. (Gallischer Krieg) die Flotte der Veneter obwohl die römischen Galeeren den hochseetüchtigen Veneterschiffen weit unterlegen waren, indem die Römer, bei relativer Windstille während der Schlacht, das Rigg der mittels Segel angetriebenen Veneterschiffe mit an Lanzen befestigten Sicheln durchschnitten, und diese so manövrierunfähig machten.

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ÜbersichtBaujahrBC 56Länge35 mBreite9 mAntriebSegel

GeschichteDie Veneter waren ein keltischer Volksstamm der seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sein Siedlungsgebiet an der damaligen Küste von Aremorica, im Westen der späteren römischen Provinz Gallia Lugdunensis hatte (heute Morbihan in der Bretagne).

Abb. WikipediaLage des Départements Morbihan in der Region Bretagne

Unter allen Galliern waren die Veneter im Seewesen am meisten bewandert. Gaius Iulius Caesar sprach von ihnen als diejenigen, welche die Vorherrschaft auf ihrem Küstenabschnitt des Atlantiks besaßen.

Kampf der Veneter gegen CaesarErstmalig unterwarfen sich die Veneter im Jahre 57 v. Chr. Rom, damals den Truppen des Publius Licinius Crassus, der im Auftrage Caesars agierte. Im folgenden Winter kam es jedoch infolge der römischen Forderung nach Getreidelieferungen zum Aufstand, der sich rasch ausbreitete. Für Caesar war dieser Aufstand ein Vertragsbruch Deshalb ließ er in großer Eile auf der Loire Galeeren bauen, die nach Fertigstellung unter dem Kommando von Decimus Iunius Brutus Albinus gegen die Veneter geführt wurden. Caesar selbst rückte mit der Infanterie gegen das Gebiet der Veneter vor. Als dann endlich die lange durch Stürme an der Loire Mündung festgehaltene römische Flotte erschien, übernahm diese die Kampfhandlungen zur See. Es kam 56 v. Chr. zur Seeschlacht (siehe Abb. unten), die Caesar von der Halbinsel Rhuys aus beobachtete. Obwohl die hochbordigen Segelschiffe der Veneter für den Ozean besser geeignet und in der Überzahl waren, gelang es den Römern das Rigg der gegnerischen Veneterschiffe mit an langen Stangen befestigten Sicheln zu durchschneiden und die Schiffe zu vernichten. Bedingt durch eine Windstille wurde schlussendlich die gesamte Flotte der Veneter zerstört, worauf sie kapitulierten. In der Folge eroberte Rom die gesamte Bretagne.

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Abb. WikipediaDie Seeschlacht 56 v. Chr., in der Rom die Veneter besiegte und die gesamte Bretagne eroberte

Das Veneterschiff Die Bauart der Schiffe beschreibt Cäsar im Detail: „Die Kiele waren wesentlich flacher als bei unseren Schiffen, damit ihnen die Untiefe und die Ebbe umso weniger schaden könnten. Vor- und Achterschiff entsprechen in ihrer Höhe dem hohen Wellengang und der Gewalt der Stürme. Die Schiffe bestanden ganz aus Eichenholz und waren so jeder Art Wetter und Unbill gewachsen. Die Querbalken waren 1 Fuß (ca. 0,30 m) starkes Langholz und mit daumendicken eisernen Nägeln befestigt. Die Anker hingen nicht an Kabeln, sondern an eisernen Ketten. Statt leinener Segel verwendeten die Veneter Felle und weiche Alaunleder.“ [1]

Der griechische Geograph und Geschichtsschreiber Strabo (64 v. Chr. – 20 n. Chr.), der die römische Geschichtsschreibung des Polybios fortsetzte, berichtet, dass die Veneterschiffe zwischen den Plankengängen Fugen besäßen, die man mit Seetang kalfaterte. Diese Bemerkung deutet bereits auf eine Bauweise hin, die dann seit dem Mittelalter in ganz Europa üblich wurde. Sie wich von der Bauweise des Mittelmeerraumes, bei der man Planke auf Planke durch Nut und Zapfen verband, deutlich ab. Wahrscheinlich setzten die Veneter nach dem Strecken des Kieles und dem Einbau von Vor- und Achtersteven zunächst die Spanten, auf die man dann die Plankengänge der Außenhaut in karweeler Bauweise nagelte oder nietete. Daumendicke eiserne Nägel und eiserne Ankerketten wurden also ebenso als Besonderheiten geschildert, wie die Tatsache, dass die venetischen Schwerwetterschiffe den Atlantik unter Segel befuhren, die aus Fellen oder weichem Alaunleder bestanden. Caesar bezeichnete diese riemenlosen, nur mit Segel als Antrieb versehenen Fahrzeuge ausdrücklich als „schwer“ oder „riesig“. Ihr Achterschiff soll noch die Kampftürme der römischen Kriegsschiffe überragt haben, und ihre Bauart wird als so stabil geschildert, dass die Rammsporne der Römer wirkungslos blieben.

Der Marinemaler und spätere Direktor des Kunst- und Geschichtsmuseums von Saint – Brieuc (Frankreich) René – Yves Creston rekonstruierte das Veneterschiff nach sorgfältiger Forschung, unter Berücksichtigung der damaligen Möglichkeiten des Schiffsbaues, des Einsatzgebietes und der vorhandenen schriftlichen Überlieferungen.[2] Hinsichtlich der Abmessungen kam er dabei zu folgenden Ergebnissen: Länge: 35 m; Breite: 9 m; Längenbreitenindex: 4:1; Freibord mittschiffs: 3 m;

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Tiefgang: 2 m. Hinsichtlich der Takelung sind Einzelheiten nicht überliefert. Drei Möglichkeiten kämen in Frage:

1. Groß- und Kreuzmast mit je einem Rahsegel2. Groß- und Fockmast mit je einem Rahsegel3. Großmast mit Rahsegel zum Reffen

Die von Johann Wolkersdorfer für seine Miniatur gewählte dritte Möglichkeit ist vorbildgerecht, zumal Jahrhunderte später noch Iren und Wikinger mit nur einem Segel die schweren Seen des Atlantischen Ozeans befuhren und überdies Caesar Zweimaster nicht erwähnt.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde ein Teil der von den Römern in der eingangs erwähnten Schlacht erbeuteten Veneterschiffe, zusammen mit den römischen Seestreitkräften, von Venetae (Vannes in der Bretagne) und Condivincum (Nantes an der Loire) nach Portus Itius (Boulogne am Kanal) verlegt, da Gallische Transporter an der römischen Invasion Britanniens im Jahre 55 v. Chr. teilnahmen. Allerdings bewährten sich die Veneterschiffe bei der ersten Landung in Britannien nicht. Ihr Tiefgang erforderte das Einlaufen in Häfen. Für die Römer stellten, wie heute für moderne Flotten bei Landungsunternehmen, flache Strände kein Hindernis dar. Caesar ließ deshalb für die zweite Invasion, im Jahre 54 v. Chr., zusätzlich 600 flachgehende römische Marinetransporter (actuariae) neu erbauen.

Anmerkungen[1] Des Gaius Iulius Caesar Denkwürdigkeiten des Gallischen und des Bürgerkriegs, III. 10 bis III. 16, übersetzt von A. Baumstark, Stuttgart (Metzler) 1854[2] Creston, R. Y., Les naviris des Vénétes Atti II, Albenga 1958

Quellen u. weiterführende LiteraturJohann Wolkersdorfer, Packungsbeilage zum ModellRobert Nedoma, Wojciech Nowakowski, unter „Veneter“ im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage, Band 32, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006John Haywood, The Historical Atlas of the Celtic World, Thames & Hudson 2009H. D. L. Viereck, Die Römische Flotte