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BAK 2.3 Historische Grundlagen 11.Einheit Wiederholung In England gab es eine starke königliche Zentralgewalt. Nach der normannischen Eroberung wurde das Land aufgeteilt und ein zentrales Landregister erstellt. Während der Reformation und Revolution von 1640-1660 formte sich die Wichtigkeit des englischen Parlaments aus. Es gab ein Zugeständnis der Städte und des Adels (Geld) an den KönigNotwendigkeit der Selbstbesteuerung des Adels. Dadurch wurde das Unterhaus gestärkt und das Parlament tagte regelmäßig. Die Reformationsparlamente bestimmten auch über fremdes Eigentum, das bedeutet es hat nicht über das eigene Eigentum bestimmt, sondern das der Kirche. Während der englischen Revolution baute sich das Parlament einen eigenen Verwaltungsapparat. Die Akzise wurde eingeführt, das war eine neue Steuer für die breite Masse und die Armen. Es gab keine Selbstbesteuerung des Adels mehr. Während der Revolution wurde das Parlament nochmals gestärkt. Es wurde ein moderner Staat geschaffen, mit der Hauptaufgabe, das Eigentum (der Reichen) zu schützen. Ab 1688 wurde der König tendenziell zum „Staatspensionär“von Parlaments Gnaden. In der Habsburgermonarchie wurde der moderne Staat durch Vernichtung der Ständeversammlung geschaffen. Die Überwindung der Leibeigenschaft war zwingend für Modernität, Kapitalismus und Entwicklung. Um 1600 war die Leibeigenschaft in England, den Niederlanden, Oberitalien und Zentraleuropa (Böhmen) überwunden. Ebenfalls ab ca. 1600 begann in der Steiermark Erzherzog Ferdinand mit der Gegenreformation. Die 2. Leibeigenschaft entstandneuerliche Versklavung der Bauern. Der 30jährige Krieg war ein Kreuzzug der Gegenreformation, bis zum Einzug der Schweden. Der Protestantismus wurde teilweise vernichtet, übrig blieb ein verwüstetes Krisengebiet. In Österreich wurde eine Monarchie auf militärischer Gewalt gestützt errichtet, ein starker Staat in Mitteleuropa. Die Modernisierung erfolgte auf Militärbasis. Im Gegensatz zu England war das aber kein Rechtsstaat. Mitteleuropa wurde ökonomisch zerstört. Die Armee musste aber bezahlt werden, doch damit gab es

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BAK 2.3 Historische Grundlagen

11.EinheitWiederholungIn England gab es eine starke königliche Zentralgewalt. Nach der normannischen Eroberung wurde das Land aufgeteilt und ein zentrales Landregister erstellt.Während der Reformation und Revolution von 1640-1660 formte sich die Wichtigkeit des englischen Parlaments aus. Es gab ein Zugeständnis der Städte und des Adels (Geld) an den KönigNotwendigkeit der Selbstbesteuerung des Adels. Dadurch wurde das Unterhaus gestärkt und das Parlament tagte regelmäßig. Die Reformationsparlamente bestimmten auch über fremdes Eigentum, das bedeutet es hat nicht über das eigene Eigentum bestimmt, sondern das der Kirche.Während der englischen Revolution baute sich das Parlament einen eigenen Verwaltungsapparat. Die Akzise wurde eingeführt, das war eine neue Steuer für die breite Masse und die Armen. Es gab keine Selbstbesteuerung des Adels mehr. Während der Revolution wurde das Parlament nochmals gestärkt.Es wurde ein moderner Staat geschaffen, mit der Hauptaufgabe, das Eigentum (der Reichen) zu schützen. Ab 1688 wurde der König tendenziell zum „Staatspensionär“von Parlaments Gnaden.In der Habsburgermonarchie wurde der moderne Staat durch Vernichtung der Ständeversammlung geschaffen.Die Überwindung der Leibeigenschaft war zwingend für Modernität, Kapitalismus und Entwicklung.Um 1600 war die Leibeigenschaft in England, den Niederlanden, Oberitalien und Zentraleuropa (Böhmen) überwunden. Ebenfalls ab ca. 1600 begann in der Steiermark Erzherzog Ferdinand mit der Gegenreformation. Die 2. Leibeigenschaft entstandneuerliche Versklavung der Bauern.Der 30jährige Krieg war ein Kreuzzug der Gegenreformation, bis zum Einzug der Schweden. Der Protestantismus wurde teilweise vernichtet, übrig blieb ein verwüstetes Krisengebiet.In Österreich wurde eine Monarchie auf militärischer Gewalt gestützt errichtet, ein starker Staat in Mitteleuropa. Die Modernisierung erfolgte auf Militärbasis. Im Gegensatz zu England war das aber kein Rechtsstaat. Mitteleuropa wurde ökonomisch zerstört. Die Armee musste aber bezahlt werden, doch damit gab es Schwierigkeiten. In der Folge wurden Generäle ermordet (z.B. Wallenstein von Kaiser Franz).In der Zeit Maria Theresias verlor Österreich im Krieg gegen Preußen kläglich, es wurden umfassende Staatsreformen begonnenAufgeklärter Absolutismus getragen von hohen StaatsbeamtenVorstellung vom Staat und Dienern des StaatesIdee und Praxis dieser Reformen

Rassismus entstand unter privilegierten Intellektuellen und wurde im Volk verbreitet, er kam also von oben. Es sollten Teile der Bevölkerung mobilisiert werden (in Deutschland gegen Frankreich), es wurde am Feudalismus festgehalten, die Tendenzen gingen gegen das eigene

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Volk (Vgl. Zitat Heine zur Völkerschlacht bei Leipzig: „Die Feudalen haben gesiegt, das Volk hat verloren“ Adelige haben gewonnen).Die Welt der Rassisten war wirr und wahnhaft (teilweise bis heute). Die Rassenlehren wurden im 19 Jh. als Wissenschaft verbreitet, sie galten wirklich als wissenschaftliche Ansichten. Diese „wissenschaftlichen“ Lehren entlasteten den Einzelnen, die Individuen konnten sich z.B. in Deutschland zum selbst ernannten „Volk der Dichter und Denker“ zählen, so blöd sie selbst auch warenes war eine höhere Selbsteinschätzung möglich.

Bezug zu heute: in der Diskussion um die Arbeitsmarktöffnung für Rumänien und Bulgarien werden Rumänen und Bulgaren als Menschen 2.Klasse angesehen. Lösbare Probleme werden zur Seite geschoben, Problematisiert werden Einwanderer.T.Sarrazin: Aufnahme von Ideologie- und Theorieteilen aus dem 19 Jh.

In allen Rassenlehren geht es um den Kampf gegen die Errungenschaften der Revolution (französische, Bolschewistische,…). Teilweise kommen auch Verschwörungstheorien auf, so haben Juden von der Französischen Revolution profitiert (durch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte), es wurde spekuliert, ob sie die Revolution vielleicht auch angezettelt haben.Werke von H.S.Chamberlain waren weit verbreitet, er beklagte in seinen sehr wahnhaften Werken die „Rassenvermischung und Degeneration“, er sah sie als Ursachen von Problemen. Er sah die Reinheit der Rasse bei den Germanen, sie sollen alle Kultur vorangebracht haben. Diese Rassenreinheit sollte bewahrt werden. Die Gefahr der Rassenvermischung kam von den Frauen.Otto Weininger, selbst ein zum Christentum konvertierter Jude, meinte, Frauen und Juden seien die größte Bedrohung.Um 1900 gab es eine stark frauenfeindliche Stimmung. Ein Beispiel dafür: Offiziere waren damals ökonomisch schlecht gestellt, um sozial aufsteigen zu können, mussten sie sich reiche Bürgermädchen finden. Damit diese Bürgermädchen sie aber auch heiraten wollten, mussten sich die Männer künstlich einen höheren Status verleihen, sich eben über die Frauen stellen.Chamberlain sagte, das Judentum ist eine Gefahr für die Gesellschaft, man kann sehr leicht „verjüdet“ (böse) werden, z.B. allein schon wenn man jüdische Zeitungen liest. Noch dazu komme man aus dieser „Verjüdung“ sehr schwer raus, aber es sei möglich. Durch in Berührung kommen mit dem „jüdischen Geist“ würde man schnell selbst zum Juden.Jude wurde man also durch Abstammung, aber auch durch Kultur. Es war ein willkürliches Klassifizieren über Rassen (auch Bsp. Zigeunereigentlich Deutsche, trotzdem als minderwertig angesehen), es gab keine Rationalität.Die Anhänger der Rassenlehre waren immer eine Minderheit, es waren Feinde der Demokratie. Zu den Anhängern zählten nur das (Klein)Bürgertum und die Aristokraten, die sich bedroht fühlten (wobei in Schnitzlers „Der Grüne Kakadu“ sich die Adeligen vor 1789 an revolutionärem Theater erfreuen). Für Chamberlain war die Masse der Bevölkerung nicht erreichbar, deswegen galt sie wiederum als Bedrohung.Auffällig ist der tiefe Pessimismus. Die Welt und überhaupt alles wurde als bedroht gesehen. Chamberlain meinte: „Der Rassenkampf ist ein tödlicher Kampf“, fremde Rassen müssten versklavt werden. Als „Untertanenvölker“ sah er Juden, Italiener und Slaven. Weil der Kampf aber als schon fast verloren angesehen wurde, waren alle Mittel zum Kampf rechtVernichtungswahn.Solche Einstellungen und Bücher darüber waren in jeder Bürgerbibliothek der damaligen Zeit zu finden und galten als wissenschaftlich.

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Der Antisemitismus wurde bedeutend unter Lueger in Wien. Die christlichsoziale Partei war damals antisemitisch, deutschnational und christlich ausgelegt. In Wien war nur 1/3 der Bevölkerung wahlberechtigt. Die Adressaten der Partei waren Kleinbürger und Greißler, die vom Kapitalismus bedroht waren. Lueger erklärte ihnen die Welt, dass es die jüdische Gier ist, die sie bedroht, statt dem Kapitalismus. Sogar die Predigten in Kirchen waren antisemitisch und deutschnational. Schönerer, auch deutschnationaler Antisemit, war gegen Lueger unterlegen. Hitler hat Schönerer verachtet und Lueger verehrt. Das Programm, das später von den Nazis übernommen wurde, hatte schon Lueger verfasst. Zum Teil wurde es auch schon 1897 umgesetzt, die Stadt wurde von jüdischen Funktionären gesäubert. Juden wurden entrechtet, sie sollten nicht studieren dürfen und sollten in Spitälern nicht behandelt werden.Bei der Einbürgerung von Nichtdeutschen war damals ein Eid abzuleisten. Man musste schwören, den deutschen Charakter der Stadt zu bewahren.Aus der Sicht der Monarchie: Kaiser Franz Joseph hielt Lueger für einen Mann des Pöbels. Franz Ferdinand, auch antisemtisch geneigt, verehrte Lueger und wollte ihn am besten als Ministerpräsidenten einsetzen. Auch der Papst in Rom war für Lueger.Der Adel war gespalten: teils nonchalant, teils antisemitisch, einige wenige (wirklich wenige) waren pro jüdisch.