Web viewSchulvorstand mit den damit verbundenen Veränderungen im Allgemeinen und im Konkreten auf den Landkreis Verden bezogen, auseinander zu setzen

Embed Size (px)

Citation preview

Erich Kstner-Schule

Frderschule mit dem Schwerpunkt Lernen

Ackerstrae 8 28832 Achim Tel.: 04202 / 88 32 0 Fax: 04202 / 88 32 16 [email protected]

An

das Niederschsische Kultusministerium

Frau Ministerin

Frauke Heiligenstadt

und

Dezernat 11

Herrn Hermann Schulze

-auf dem Dienstweg-

Zur Kenntnis an:

Landkreis Verden

Herrn Landrat

Peter Bohlmann

Fachdienst 40

Schule, Kultur und Sport

Fachdienst 50

Soziales

Fachdienst 51

Jugend und Familie

16. Dezember 2014

Sehr geehrte Damen und Herren!

Am 4.11.2014 hat das Kultusministerium einen Entwurf fr ein neues Schulgesetz verffentlicht. Darin wird u.a. die zeitnahe Auflsung der Frderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen besttigt und beschrieben, dass fr diese Frderschulen zuknftig die Aufgabe der Frderzentren entfllt. Die Aufgaben zur Planung, Steuerung und Koordinierung der sonderpdagogischen Frderung sollen neben weiteren administrativen Aufgaben wie der Fachaufsicht zur Inklusion, Bearbeitung der Verfahren zur Feststellung eines sonderpdagogischen Untersttzungsbedarfes und der Zuweisung von sonderpdagogischem Fachpersonal sogenannte Regionalstellen bernehmen.

Diese Entwicklung hat das Kollegium und die Leitung der Erich Kstner-Schule zum Anlass genommen, sich gemeinsam mit den ElternvertreterInnen im Schulvorstand mit den damit verbundenen Vernderungen im Allgemeinen und im Konkreten auf den Landkreis Verden bezogen, auseinander zu setzen. Unsere berlegungen beziehen sich dabei auf die von Herrn Schulze und im Folgenden auch von den Dezernenten skizzierten Eckpunkte fr die zuknftige sonderpdagogische Beratung und Untersttzung der inklusiven Schulen in Niedersachsen. Gerne kommen wir damit der Aufforderung nach, uns aus der gelebten Praxis heraus an dem eingeleiteten Diskussionsprozess zu beteiligen.

Zu unserem Hintergrund

Die Erich Kstner-Schule arbeitet seit 2001/02 gleichermaen als Frderzentrum und als Frderschule. Zu unserem Kollegium zhlen 35 Frderschullehrkrfte, die im Nordkreis des Landkreises Verden an 13 Grundschulen und 6 weiterfhrenden Schulen im Rahmen zunchst integrativer, nun inklusiver Konzepte fr die sonderpdagogische Frderung ttig sind. Seit 12 Jahren organisieren und verantworten damit die Frderschullehrkrfte unseres Frderzentrums flchendeckend die sonderpdagogische Grundversorgung. Darber hinaus sind Frderschullehrkrfte seit bereits 20 Jahren auch an weiterfhrenden Regelschulen in Kooperation, Integration und Inklusion in unserem Einzugskreis ttig. Die Anzahl der inklusiv beschulten Schlerinnen und Schler mit einem Bedarf an sonderpdagogischer Untersttzung wchst stetig. Die Prozesse zur Ausweitung der sonderpdagogischen Frderung an Regelschulen sind stets durch die Erich Kstner-Schule initiiert und gepflegt worden, ebenso wie die gemeinsame Erarbeitung des vor 3 Jahren mit der ffentlichen Jugendhilfe im Landkreis entwickelten Beratungs- und Untersttzungssystem BASIS (fr den Bereich emotionale und soziale Entwicklung). Zahlreiche erprobte und wirksame Konzepte belegen dies. Deren stndige Weiterentwicklung gemeinsam mit den Regelschulen zhlt ebenso zu unserem Selbstverstndnis wie der verbindliche fachliche Austausch zur Sicherung der sonderpdagogischen Kompetenzen unter den Frderschullehrkrften.

Folgende Aufgaben hat unser Frderzentrum dabei entsprechend der Beschreibung des Kultusministeriums an die kommunalen Schultrger im November 2012 verantwortlich ausgefllt:

die Planung, Steuerung und Koordinierung des Einsatzes der Frderschullehrkrfte fr alle Organisationsformen sonderpdagogischer Frderung. Das bedingt beispielsweise im Rahmen der sonderpdagogischen Grundversorgung einen Austausch mit allen beteiligten Grundschulen eines Regionalen Konzepts. Das bedingt die Verhandlung mit allen beteiligten Schulen ber die Vergabe der Ressourcen im Zusammenhang von Steuerungsgruppen

Konfliktmanagement fr den Personenkreis der Frderschullehrkrfte in den allgemeinen Schulen

Koordination der sonderpdagogischen Frderung in den allgemeinen Schulen mit der Niederschsischen Landesschulbehrde - NLSchB - (Vorbereitung der Abordnungen)

Durchfhrung von Dienstbesprechungen fr die Frderschullehrkrfte in den allgemeinen Schulen

Fallbezogene Beratungen der Schulleitungen aller allgemeinen Schulen im Rahmen des Regionalen Konzepts

Beratung der Schultrger in Fragen der Inklusion (Entwickeln spezifischer Angebote, Beratung in Fragen rumlicher und schlicher Ausstattung). In der Regel handelt es sich um eine grere Zahl von Schultrgern, da sich die Frderschulen oft in Trgerschaft eines Landkreises befinden und mit Schulen zahlreicher kommunaler Schultrger in Beziehung stehen

Beratung der Eltern in Fragen der Inklusion (z.B. schulische Bedingungen, Nachteilsausgleiche, Schulbegleitung)

Organisation von Fort- und Weiterbildungsmanahmen fr die Frderschullehrkrfte und fr die Lehrkrfte anderer Schulformen in den allgemeinen Schulen

Koordinierung des Verfahrens zur Feststellung eines Bedarfs an sonderpdagogischer Untersttzung

Vernetzung mit anderen Einrichtungen (Jugendhilfe, Sozialhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Ambulanzen)

Koordinierung und fachliche Begleitung der Ausbildung der Lehrkrfte im Vorbereitungsdienst fr das Lehramt fr Sonderpdagogik in der Frderschule sowie in allgemeinen Schulen

Koordinierung des Einsatzes der Frderschullehrkrfte mit Frderschulen mit anderen Frderschwerpunkten

Steuerung der Qualittsentwicklung und Qualittssicherung der sonderpdagogischen Frderung in der allgemeinen Schule durch Besuch und Beratung der Frderschullehrkrfte im Unterricht

Mitarbeit an der Erstellung von Konzepten zur sonderpdagogischen Frderung in den jeweiligen Frderschwerpunkten

An der Entwicklung und fachlichen Ausgestaltung integrativer und inklusiver Konzepte und Strukturen in der Region wirken wir damit seit 20 Jahren aktiv und mit hohem Engagement mit.

Allgemein zur sonderpdagogische Frderung ohne Frderzentren

Wir stellen folgende Fragen:

Wie kann eine fachlich abgesicherte sonderpdagogische Frderung ohne die regionalen Netzwerke und Bezge der jetzigen Frderzentren nach auen und nach innen fr alle Beteiligten gelingen?

Bieten die Regionalstellen mit den sehr umfnglichen Aufgaben und ihrem administrativen Charakter einen passenden Rahmen, um weiterhin konzeptionell und fachlich inhaltlich auf Augenhhe mit allen an Bildungs-und Erziehungsprozessen Beteiligten Inklusion wirksam gestalten zu knnen?

Kann die vereinheitlichte Organisationsform der Regionalstellen mit landeseinheitlichen Standards und der dafr vorgesehenen Personalausstattung die regionalen Gegebenheiten verlsslich bercksichtigen?

Warum sind die wertvollen Erfahrungen aus den teils langjhrig erprobten Konzepten der Frderzentren wie z.B. der Erich Kstner-Schule (die auch mit der Untersttzung von MitarbeiterInnen der Landesschulbehrde entwickelt wurden) nicht in die Entwicklung neuer Strukturen eingeflossen?

Wo findet die Wertschtzung der bisher geleisteten Arbeit aller am Aufbau inklusiver Strukturen beteiligten Kolleginnen und Kollegen statt?

Wie kann sonderpdagogische Kompetenz ohne die Anbindung an ein gemeinsames System wie das bisherige Frderzentrum abgesichert werden?

Was bedeute es konkret (z.B. fr den Landkreis Verden), wenn durch die Auflsung der Frderzentren Lernen keine ffentliche Frderschule mehr existiert?

Konkrete Sorgen fr den Landkreis Verden

Es ist zu befrchten, dass das bisherige Eingehen auf regionale Gegebenheiten zugunsten landeseinheitlicher Standards wegfllt.

Die kurzen und direkten Wege bezogen auf die fallbezogene Beratung, die gegenseitige Untersttzung verschiedener Institutionen, den fachlichen Austausch unter Lehrkrften und Schulen aber auch mit dem Schultrger und der Jugendhilfe weichen aufgrund der geplanten Gre der Regionalstellen umfangreichen und langwierigen Abstimmungsprozessen.

Die Frderzentren sind Multiplikatoren vor Ort, pflegen den regionalen Austausch zu vielen Institutionen auf Augenhhe mit dem Ziel fr besondere Herausforderungen vor Ort gemeinsam kleine Lsungen zu finden. Dies wird mit den umfnglich und auch fachaufsichtlich beschriebenen Aufgaben der Regionalstellen nicht mehr mglich sein.

Durch den Wegfall dieser Multiplikatorenttigkeit sind erhhte Kosten fr z.B. Schulassistenzen, Unterbringungen in stationren Einrichtungen, Fahrtkosten zu Schulen in privater Trgerschaft ebenso zu befrchten wie eine erhhte Zahl von Schulausschlssen durch Ordnungsmanahmen.

Ebenso sind erhhte Kosten bei der Vorbereitung des Wechsels in die weiterfhrenden Schulen zu befrchten. Hier bndelt das Frderzentrum bisher fr den Austausch mit dem fr die Gebude zustndigen Schultrger langfristig die Informationen zu bentigten Manahmen fr Umbauten und zur Ausleihe von bereits vorhandenen Hilfsmitteln

Es ist die Anbindung der Frderschullehrkrfte an die Regelschulen geplant. Die Sicherstellung der notwendigen sonderpdagogischen Kompetenz durch den fachlichen Austausch, gemeinsame Fortbildung und die verbindliche inhaltliche Vernetzung ist durch diese Vereinzelung der Frderschullehrkrfte gefhrdet. Es ist zu befrchten, dass der fachliche, kollegiale Rckhalt und die Identifikation mit der Profession der Sonderpdagogik erschwert werden bzw. verloren gehen.

Wir verstehen die Arbeit unseres Frderzentrums als in der Region fest verankertes Kompetenzzentrum, das in dem Prozess, in dem sich alle Schulen wirksame inklusive Strukturen und Konzepte erarbeiten mssen, die dafr notwendigen sonderpdagogischen Kompetenzen in den einzelnen fachlichen Schwerpunkten aber auch in der Beratung einbringt.

Dieser be