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Weitere Ergebnisse mit der modifizierten BCG-Schutzimpfung bei Kälbern

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Page 1: Weitere Ergebnisse mit der modifizierten BCG-Schutzimpfung bei Kälbern

Aus dem Landes-Veterinaruntersuchungsamt fur Rheinland-Pfalz in Koblenz Direktor: Priv.-Doz. Dr. K . Fritzsche

Weitere Ergebnisse mit der modifizierten BCG- Schutzimpfung bei Kalbern')

Von

K. FRITZSCHE

a) Einleitung Im Jahre 1953 publizierte ich im Zentralblatt fur Veterinarmedizin (1)

die Eigenschaften eines von mir entwickelten BCG-Adsorbatimpfstoffes, nachdem sich die Experimente uber einen Zeitraum von 5 Jahren erstreckt hatten. Ferner legte ich die Grunde dar, die mi& damals zur Aufnahme solcher Untersuchungen veranlaflten. Die Nachteile des ursprunglichen BCG- Impfstoffes fur Kalber waren vor allem ein nur wenige Monate anhaltender und damit nicht ausreichender Impfschutz, wie vor allem ROLLE und Mit- arbeiter gezeigt haben. Als weiterer Nachteil wurde die positive Tuberkulin- reaktion bei den schutzgeimpften Tieren und damit die Unmoglichkeit einer hygienischen Differenzierung empfunden. Beide Nachteile versuchte ich bei meinen Untersuchungen auszuschalten, indem ich einerseits groi3ere Mengen von BCG-Keimen in Aluminiumhydroxyd brachte und deren lange Lebens- dauer in den ,,Impfknoten" und damit eine erheblich verlangerte Immuni- sierungszeit nachwies. Andererseits konnte ich zeigen, dai3 mittels gleich- zeitiger Anwendung von Rindertuberkulin und BCG-Tuberkulin eine Unterscheidung von schutzgeimpften und nachtraglich infizierten Kalbern moglich ist.

Auf dem XV. Internationalen Tierarztekongrefi in Stockholm trugen GRAUB sowie SEELEMANN und RACKOW ihre bisherigen Ergebnisse bei der Schutzimpfung vor allem mit dem P-Stamm vor, wahrend ich diese fur den BCG-Adsorbat-Impfstoff erlauterte.

Obwohl nun wir Referenten uns bemuhten, darzulegen, dai3 neue Wege bei den Immunisierungsversuchen eingeschlagen wurden, die die in- zwischen erkannten Unzulanglichkeiten fruherer Immunisierungsversuche anderer Versuchsansteller moglichst ausschalten sollten, und die damit auch den Forderungen der Resolutionen des Internationalen Tierseuchenamtes in Paris auf dem Gebiete der weiteren Forschung uber die Schutzimpfung gegen Tuberkulose nachzukommen versuchten, kam es nicht zu einer Diskussion und sachlichen Kritik uber die vorgetragenen Versuchsergebnisse. Vielmehr ist besonders von den deutschen Diskussionsrednern in einer sich steigernden Form der Versuch unternommen worden, jegliche Untersuchungen uber Immunisation der Kalber gegen Tuberkulose als unzeitgemfi3 und gegen-

~~

:;) Die Untersuhungen wurden mit Unterstiitzung der Deutshen Forschungsgemein- d a f t durchgefiihrt.

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64 F R I T z s c H E

standslos abzulehnen. Ein Diskussionsredner war sogar der Ansicht, daf3 die Landerregierungen weitere wissenschaftliche Experimente auf diesem Ge- biete unterbinden sollten. Er zitierte zur Begrundung soldier Forderungen die schlechten Versuchsergebnisse friiherer BCG-Versuche bei Rindern im ehemaligen Reichsgesundheitsamt, die nach meiner Ansicht wegen damals noch unzulanglicher Versuchsanstellung bei der heutigen Kenntnis uber das Problem scheitern muflten. Offenbar hatte er nicht Gelegeri heit genommen, sich uber den augenblicklichen Stand der Dinge vor seiner Dijkussions- bemerkung zu orientieren, sonst ware diese Begrundung wahrscheinlich unterblieben. Es ist also bedauerlich, dai3 eine Diskussion bewui3t in Bahnen gelenkt wurde, die von einer objektiven Kritik der vorgetragenen Versuchs- ergebnisse bedenklich abwichen.

Immunisationsversuche bei Tuberkulose konnen leider erst nach Ablauf mehrerer Jahre beurteilt werden. Die Publikation der Ergebnisse in dieser Zeit hat nicht mehr die Absicht, in den Ablauf der heutigen Tuberkulose- bekimpfung in Deutschland eingreifen zu wollen. Die Ergebnisse von Im- munisierungsversuchen bei Kalbern und Rindern gegen Tuberkulose diirften aber auch heute von allgemeinem Interesse fur das gesamte Tuberkulose- problem sein und nicht zuletzt fur die Bekampfung der menschlichen Tuber- kulose. Andere Lander, wie z. B. Frankreich und Italien, werden ferner wohl in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein, die ,,stamping-out"-Methode bei der Rindertuberkulosebekampfung zugig durchzufuhren. Fur sie durften Ubergangsmoglichkeiten, wie sie die Schutzimpfungsmethoden heut e bieten, von Bedeutung sein.

Im nachsten Abschnitt dieser Arbeit mochte ich zeigen, wellhe Aus- wirkung meine Schutzimpfungsmethode bei der Tuberkulosetilgung in stark verseuchten Versuchsbestanden eines Landkreises hatte.

b) Obersicht uber den Verbleib der in den Jahren 1949150 hzw. 1952/53 im Kreise A. schutzgeimpften Tiere

Auf Seite 15 meiner ersten VerGffentlichung (I) gab ich einen Ober- blick uber den Zustand der Impflinge im Jahre 1953 und stellte fest, dai3 von 101 im Jahre 1949 mit 50facher menschlicher Dosis schutzgeimpften Tieren noch 72 Tiere vorhanden waren, von denen auf Grund der doppelten Tuberkulinprobe 44 als nicht infiziert, 11 als fraglich infiziert und 17 als infiziert zu betrachten waren. Von 77 im Jahre 1950 mit 100facher mensch- licher Dosis schutzgeimpften Tieren waren im Jahre 1953 noch 51 vorhan- den, von denen 33 als nicht infiziert, 5 als fraglich und 13 als infiziert zu betrachten waren. Diese Klassifizierung erfolgte also zu einem Zeitpunkt, wo der anzunehmende Impfschutz von etwa 2 Jahren bereits etwa 1 Jahr iiberschritten war. Im Februar 1952 wurden 33 Kalber in 12 Bestanden no& mit 250facher Dosis und im Februar 1953 wurden 22 Kalber in 7 Bestanden noch mit 500facher Dosis zusatzlich schutzgeimpft. Heute, im Jahre 1955, sind inzwischen alle 51 Bestande im Kreise A., in denen die Schutzimpfungs- versuche ehemals durchgefuhrt wurden, dem freiwilligen, s tad ich geforder- ten Tuberkulosebekampfungsverfahren angeschlossen worde ti. 47 Bestande sind 1955 als tuberkulosefrei staatlich anerlrannt. 24 Betriebe davon haben vor der Anerkennung die ehemals schutzgeimpften Tiere meist wegen posi- tiver Reaktion auf Rindertuberkulin bei der doppelten Tuberkulinprobe abgestofien. In 22 Betrieben, die in den Jahren 1953/55 als tuberkulosefrei anerkannt wurden, stehen heute noch 61 Impflinge, die negativ reagieren, und 9 ebenfalls negativ reagierende Impflinge wurden im vergangenen Jahre

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als Zuchttiere verkauft, so dai3 also 70 Tiere 5 bis 6 bzw. 2 bis 3 Jahre nach der Schutzimpfung als tuberkulosefrei 1955 no& lebten.

E r g e b n i s

Von 178 in den Jahren 1949/50 mit 50- bzw. 1OOfacher menschlicher Dosis (2,5 bis 5 mg) und 55 in den Jahren 1952/53 mit 250- bzw. 500facher menschlicher Dosis eines Adsorbat-BCG-Impfstoffes schutzgeimpften Kal- bern in 51 verschiedenen stark verseuchten Bestanden lebten im Jahre 1955 no& 70 einwandfreie Tiere (= 3Oo/o), von denen 61 in 22 heute als tuber- kulosefrei anerkannten Bestanden des Kreises A. stehen. Diese Tiere wurden bereits wahrend des Impfschutzes (1950 bis 1953) von mir auf Grund der doppelten Tuberkulinprobe als nicht infiziert bezeichnet, und sie haben das Ergebnis dann spater auch bei den staatlichen Anerkennungen bestatigt er- halten. Die 70°/0 nicht mehr vorhandenen Tiere sind nicht etwa allein we- gen positiver Tuberkulinreaktion im Sinne einer Infektion ausgemerzt worden, sondern zu einem betrachtlichen Teil wegen sonstiger wirtschaft- licher Grunde (schlechte Milchleistung usw.). Die Schutzimpfungen erfolgten im gemeinsamen Stall, also in infizierter Umgebung, was wegen Platzmangel leider nicht zu umgehen war. a f t e r waren die Tiere schon mehrere Mo- nate alt. c) Die Auswirkung der Applikation hoherer Dosen dcr BCG-Adsorbat-Vakzine

Im Abschnitt 5 meiner ersten Veroffentlichung (1) gab ich damals die ersten Ergebnisse bei hoherer Dosierung des Impfstoffes bekannt. Ich stellte 1953 fest, dai3 von 18 Kalbern, die zur Halfte mit 150facher menschlicher Dosis (= 7,5 mg) und zur Halfte mit 200facher Dosis (= 10 mg) schutz- geimpft waren, n a h gut einem Jahre noch als nicht infiziert zu betrachten

T a b e l l e 1

O b e r s i c h t u b e r d e n Z u s t a n d d e r I m p f l i n g e i m g r o g e n R i n d e r b e s t a n d e d e s A. i n L.

Zahl der Kalbei

9

9

14

4

9

15 2

BCG-Dosis als Adsorbat

l50fach

200 fa&

250fach

300 fa&

500 fach

500 fa& 500fach

Wann ichutzgeimpfi

Vl5l

1/52

IV u. IX 52

XIIl52

XI1/52 III/53 xI '53 IVl54

Ergebnis der doppelten Tuberkulinproben 1953iXII

2 verdachtig 7 negativ

1 positiv 8 negativ 1 verdahtig

13 negativ 1 positiv 2 verdahtig 1 negativ 1 verdachtig 8 negativ

nicht gepriift

1954ixII

I positiv 1 verdichtig 7 negativ 1 positiv 8 negativ 1 verdachtig

13 negativ 1 verdachtig 3 negativ

3 verdachtig 6 negativ 1 verdachtig

16 negativ

Bemerkung

Von 2 Kontroll- kalbern reagierte

1 verdadxig

1 Kontrollkalb positiv

siehe nachsrehende Erlauterung

2 Kontrollkalber positiv

Ferner sind noch 19 jiingere schutzgeimpfte Kalber da, die noch nicht uberpruft werden konnten.

Zenrralblatr fur Veterinarmedizin, Band 111, Heft I 5

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66 FRITZSCHE

-33 ! 250fach

22 I 500fach

I

waren. Ferner waren die Ergebnisse bei 55 Kalbern, die mie 250faher Dosis (= 12,5 mg) schutzgeimpft waren, sehr befriedigend. 4 Kalber mit 300facher menschlicher Dosis (15 mg) lieaen sich damals noch nicht auswerten, des- gleichen 34 Kalber rnit 500facher Dosis (25 mg). Hierubei- kann nunmehr berichtet werden. Zunachst sei bemerkt, dafl die hohen Dosen beii manchen Kalbern in den ersten Monaten nach der Schutzimpfung einen hyperergischen Zustand verursachen, der bei der Tuberkulinprobe sich in einer betracht- lichen Hautdickenzunahme von 10 bis 20 mm bei beiden Tuberkulinen aus- wirkt. Nach 4 Monaten sind aber dann wieder normale kutane Reaktionen bei der doppelten Tuberkulinprobe festzustellen.

In diesem Bestande sind die Kalber zwar in den Somirnermoiiaten von den Kuhen wahrend deren Weidezeit getrennt. Im Winter haben sie im Stall aber Kontakt mit den Kuhen. Die jungen Kalber sii:ld bis 6 Wochen nach der Schutzimpfung luftmafiig ohne Kontakt mit dem Kuhbestand, be- kommen aber von diesen rohe Milch in den ersten Wochen, wodu.rch schon Infektionen einzelner Tiere sich ereigneten, was bei den Tuberkulinkierungen vor den Schutzimpfungen verschiedentlich ermittelt wurde. Die Nachpru- fung der mit 300facher Dosis geimpften Kalber ergab keine Wiederholung der Tuberkulinisierungsergebnisse vom Marz 1953, sondern rasch abfallende Werte. Ich fuhre die damaligen Ergebnisse auf die oben erwiihnte Hyperergie wenige Monate nach der Schutzimpfung mit hohen Dosen heute zuruck. Die weitere Uberprufung der Tiere wird zeigen, ob diese Hypothese richtig war.

Bei den im Abschnitt b) dieser Arbeit erwahnten Kalbern im Kreise A., die mit hoheren Dosen (250- bis 500fach) schutzgeimpft wurden, und die im Gegensatz zu den soeben erwahnten Tieren des groi3en Bestandes A. in L. dauernd im gemeinsamen, stark verseuchten Kuhstall von Geburt an waren, ergibt die Auswertung Ende 1954 folgendes Bild:

18 positiv 11/52 15 negativ

11/53 5 posiriv 17 negativ

I

T a b e l l e 2 -

Zahl der Zahl der I uberkulinisierungs- Bestande Kalber 1 BCG-Dosis 1 Schutzgeimpft 1 &=.bnis 1954

l2 I 7 I

Das ungiinstige Ergebnis der ersten Gruppe ist meiner Ansicht nach darauf zuriickzufuhren, dai3 die Impflinge im Jahre 1954 sich nicht mehr unter Impfschutz befanden, denn die zweite Gruppe beweist, dai3 innerhalb des Impfschutzes keine derartig hohen Infektionszahlen zustandt: kamen.

E r g e b n i s

Die Auswertung zeigt, dai3 die Dosis des BCG-Adsorbat-Irripfstoffes von wesentlichem Einflui3 auf den zu erzielenden 1mpfschut:z ist.

d) Revakzinationsversuche bei Jungrindern

Im Abschnitt 6 meiner fruheren Veroffentlichung (1) konnte ich nur wenig dariiber sagen. Fur den Versuchsbestand A. in L. sowie fur den Frage-

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Weitere Ergebnisse rnit der rnodifizierten BCG-Schutzimpfung 67

komplex iiberhaupt sind aber die Versuche, den Impfschutz zu veryangern, von recht wesentlicher Bedeutung. Die nachstehende Tabelle 3 sol1 einen Uberblick uber den derzeitigen Stand der Frage geben.

T a b e l l e 3 - Tier- Nr.

985 983 984 989 987 986

990 I043

1042 1044 1046 1049

1048 1051 1050 1047 1052 1054 1055

donat und Jahr der 1. Schutzirnpfung

und Dosis

%TI50 lOOfacfi XU49 50 ,, IV/49 50 ,, XI149 50 ,, IV/50 100 ~, IV/50 100 ,,

IV/50 100 ,, VI/50 100 ,,

VI/50 100 ,, X / 5 0 100 ,, VI/50 100 ,, Vl5l 150 ,,

V/5l 150 ,, V/5l 150 ,, V/5l 150 ,, V/5l 150 ,, V/51 150 ,, V/5l 150 ,, VlSl 150 ,,

Lonat und Jahr der 2. Schutzirnpfung

und Dosis

IV1.52 250fach IV/52 250 ,, IV/52 250 ., IX 52 250 ,, 1x152 250 ,, IX/52 250 ,,

1x152 250 ,, IV 53 500 .,

IV53 500 ,, IV/53 500 ,, X1/53 500 ,, XI/53 500 ,,

XI153 500 ,, XU53 500 ,, XI/53 500 ,, XI153 500 ,,

XI1153 500 ,, XII/53 500 ,, XI1 53 500 ,,

lrgebnis bei der dop- pelten Tuberkulin- probe im Dezember

1953

iegativ rerdachtig rerdachtig negativ rerdachtig rerdachtig

negativ negativ

rerdachtig negativ - -

- - - - - - .-

1954

negativ rerdachtig positiv negativ positiv -

negativ negativ

negativ negativ negativ negativ

positiv negativ negativ negativ negativ n e g a t i v negativ

(Apri!)

Bernerkungen

V/54 geschlachtet ; Tb der Rachen- lymphknoten

VIII/54 geschlachtet; tb-frei

war bei Schlachtung irn 11/55 tuberkulos

- ~- -- nicht gepriift

Die zweite Schutzimpfung erfolgte kurz vor dem Verbringen der hoch- trachtigen Jungrinder in den gemeinsamen, groi3en Kuhstall, in dem no& 20 alte, tuberkulose Kiihe stehen. Der Kontakt ist also von dem Zeitpunkt an dauernd. Drei solcher alter Kuhe wurden in dem vergangenen Jahr wegen Tuberkulose notgeschlachtet. Die Infektionsmoglichkeit war also sehr grog fur die Impflinge. Die Auswertung vorstehender Tabelle 3 zeigt nun, dai3 13 von 19 revakzinierten Tieren vor einer nachweisbaren Infektion geschutzt blieben, und dai3 ein guter Schutz, insbesondere wahrend e i n e s Jahres nach der Revakzination nachweisbar ist, im zweiten Jahre 1ai3t er merklich nach. Vielleicht spielt auch hier die Impfdosis noch eine Rolle, wie nach der Tabelle vermutet werden kann, aber daruber kann man erst spater urteilen. Inzwischen sind Ende 1954 noch 22 Jungrinder revakziniert worden, iiber die erst Ende 1955 etwas gesagt werden kann.

E r g e b n i s

Die Revakzination scheint den Impfschutz um ein Jahr zu verlngern. Die Impfdosis spielt dabei wahrscheinlich auch eine Rolle. Spater wird sich ein besserer Uberblick uber diese Frage erreichen lassen.

51

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68 FRITZSCHE

e) Weitere sicher kontrollierte Shlachtbefunde bei schutzgeimpften Tierm

Soweit es irgend moglich war, versuchte ich seit 1953 weitere Schlaht- befunde zu erlangen, um vor allem die Richtigkeit der Diagnosen auf Grund der doppelten Tuberkulinproben nachprufen zu konnen. Nadistehende Tabelle 4 gibt die Ergebnisse.

Nr. des Tiere'

Monat und Jahr der Schutz-

impfung

958 1 IX/48

23517 23 527

665 985 584 958

1043

986

1049

11/52 11/52

IX/52 V/Sl 1/52

III/53 a) Vh50

I b) IVl53 a) IV/SO b) 1x152 a) Vl5l b) XI/53

1058 1068 912

Impf- Dosis

XII/53 IX/52

XI1152

50 fach

250fach 250fach 250 fa& 250 fach 150 fach 200 fa& 500fach 100fach 500fach 100 fa& 250fach 150 fach 500fach

500fach 250 fa& 500 fach

T a b e l l e 4

Auswertrrng der ruberkulinproben order Schlachtung

infiziert

nicht infiziert nicht infiziert nicht infiziert nicht infiziert fragl. infiziert nicht infiziert nicht infiziert nicht infiziert

fragl. infiziert

nicht infiziert

nicht infiziert nicht infiziert nicht infiziert

donat und Jahr der

chlachtung

IVl53

XI!53 VIII/53

I 5 3 IV/53 IX 54 XI/54

1/54 VIII/ 54

V/54

11/55

IV/55 VII155 VII/55

Befunde bei dt:r Fleischbeschau

-

Tuberkulose der Lungen- u. Darrn- lyrnphknoten. Organe frei negativ negativ negativ negativ negativ negativ negativ negativ

Nur Tuberkullose der Rachendriisen Tuberkulose dcr Lymphknoten der Lunge, Leber und des Darrnes, und einzelne trockene Lungenherde negativ negativ Tuberkulose der Diinndarmlymph- knoten

Bemerkungen

Kein Impf- shu tz mehr

Fehldiagnose

Fehldiagnose aderhalb des hpfschutzes

Nach vorstehender Tabelle liegt bei Kalb Nr. 1049 eine nicht erklar- bare Fehldiagnose vor. Bei der letzten Tuberkuiinisierung betrug die Haut- dickenzunahme bei Rindertuberkulin 5,3 mm und bei BCG-Tuberkulin 10,3 mm. Auf Grund des Zerlegungsbefundes hat es sich nicht um eine frische Tuberkulose gehandelt. Die Fehldiagnose bei Nr. 912 hat schon mehr Parallelen. Primarherde im Darm entgehen schon ofter der Feststellung durch Tuberkulinisierung, wie au& SCHAAF (9) und SEELEMANN (1 1) gezeigt haben. Mir selbst sind noch zwei weitere derartige Falle bei Jungbullen aus anerkannt tuberkulosefreien Bestanden bekannt, die bei Versteig;erungen abgekort und sofort geschlachtet wurden.

E r g e b n i s

Die Schlachtbefunde zeigen, dai3 es nur bei e i n e m Tier wahrend des anzunehmenden Impfschutzes zur Generalisation kam. Dieses Tier wurde klinisch nicht als infiziert erkannt. Die zweite Fehldiagnose aui3erhalb des Impfschutzes (Nr. 912) hat bekannte Parallelen.

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Weitere Ergebnisse mit der rnodifizierten BCG-Smutzirnpfung 69

f) Infektionsversuche

Obwohl ja alle schutzgeimpften Kalber in den verseuchten Bestanden Infektionsmoglichkeiten ausgesetzt waren, wie sie unter praktischen Ver- haltnissen sich ereignen, wurde doch noch einmal ein massiver Infektions- versuch durchgefuhrt, urn den Wert des Impfstoffes zu priifen.

Zu dem Zweck wurde eine klinisch hochgradig tuberkulose Kuh mit rapid fortschreitender Abmagerung und Husten Mitte November vergange- nen Jahres mit zwei shutzgeimpften und zwei Kontrollkalbern in engem Kontakt aufgestallt. Am 17. 12. muflte diese Kuh in moribundem Zustand getotet werden und wurde bei der Fleischbeschau wegen vollstandiger Ab- magerung infolge hochgradiger Tuberkulose verworfen. In der Folgezeit wurde dann eine andere sicher tuberkulose Kuh in engen Kontakt mit den Versuchskalbern gebracht.

Die Versuchskalber hatten bei Versuchsbeginn folgenden Status: - Lfd. Nr.

1

-

2

3

4

-

Nr. des Tieres

1060

1058

979

1061

Alter

geboren 30. IX. 54

geboren 20. IX. 54

geboren 2. IX. 54 geboren 6. IX. 54

Ergebnis der I'uberkulinprobe

30. X. 54 negativ

30. X. 54 negativ

30. x. 54 negativ 30. X. 54 negativ

Die spatere Tuberkulinisierung der Ergebnis:

Tag und Dosis der SQutzimpfung

30. X. 54 mit 500faher

rnenscfrlicher Dosis 30. X. 54

mit 500facher menschlicher Dosis

Kontrolle

Kontrolle

VersuQsbeginn

20. XI. 54

20. XI. 54

20. XI. 54

20. XI. 54

Versuchskalber hatte folgendes

Daten: 20. I. 55 I 26. 11. 55 I 24. IV. 55

I Hautdickenzunahme bei Hautdickenzunahme bei Hautdickenzunahrne bei Nr. Rinder- BCG- Rinder- BCG- Rinder- BCG-

rnm mrn

S 1060 4 12 2 3 S 1058 3 9 230 K 979 14 8,5 622 K 1061 15 735 9,3

I I I I I I

Am 1.3.1955 wurde das K o n t r o 11 k a 1 b 1061 gesddachtet. Der zustandige Regierungsveterinarrat erhob folgenden Befund: Markige Schwel- lung der retropharyngealen Lymphknoten, hirsekorngrofle, frische verkaste tuberkulose Herde in dem linken und rechten bronchialen Lymphknoten. Wegen besonderer, wirtschaftlicher Umstande muf3te der Infektionsversuch Ende April 1955 in dem Bestande abgebrochen werden.

Am 25. 4. 1955 wurde bei dem K o n t r o 11 k a 1 b 979 folgender Schlachtbefund erhoben: Starke Schwellung und strahlige Verkasung beider

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70 FRITZSCHE

retropharyngealer Lymphknoten, sowie mehrerer Darmlymphknotcn. Histo- logisch konnte ich in den bronchialen und mediastinaleri Lymphknoten keine tuberkulosen Veranderungen nachweisen, die makroskopisch veran- derten Lymphknoten zeigten deutliche Verkalkungen.

Am 26.4.1955 wurde das s c h u t z g e i m p f t e K a l b N r . 1058 ge- schlachtet. Weder makroskopisch noch histologisch waren in den retro- pharyngealen oder Lungenlymphknoten tuberkulose Veranderungen nach- weisbar.

Das v i e r t e s c h u t z g e i m p f t e V e r s u c h s k a l b N r . 1060 wurde nicht geschlachtet, sondern soll noch langere Zeit beobachtet. werden.

E r g e b n i s

Bei einem massiven Kontaktversuch wahrend fiinfmonatiger Dauer kam es zu einer Infektion zweier Kontrollkalber, wahrend i:wei mit 5OOfacher menschlicher Dosis Adsorbat-BCG-Impfstoff schutngeimpfte Kalber sich in gleicher Zeit nicht infizierten. Eines dieser Kiilber wurde ge- schlachtet und der klinische Befund bestatigt, das andere soll nodl langere Zeit beobachtet werden.

g) Besprechung der neueren Literatur auf dern Gebiete der Schutzimpfung gegen Rindertuberkulose

In diesem Abschnitt mochte ich kurz die seit 1953 erschienenen Arbeiten auf dem Gebiete der Immunisation gegen Rindertuberkulose kritisch mit meinen Versuchsergebnissen auswerten. Die Zahl der inzwi schen erschiene- nen Arbeiten durfte allein schon die Bedeutung des Problems fur die Tuber- kuloseforschung beweisen.

MITSCHERLICH (6) setzt sich in seiner Arbeit mit dem Problem ausein- ander, welche Bestandteile der Tuberkelbakterien Immunitat erzeugen, ohne gleichzeitig allergisierend zu wirken. Er prufte die bisher besch riebenen Bakterienextrakte an Meerschweinchen und Hamstern nach und konnte die Ergebnisse anderer Autoren nicht bestatigen. Durch Ultraschall oder ultra- violette Bestrahlung abgetotete Tuberkelbakterien erzeugteri bei Hamstern die gleiche, bei Meerschweinchen eine geringere Immunitat als der BCG- Impfstoff. MITSCHERLICH betont mit Recht, dai3 Lebendvakzimen ein en deut- lichen Schutz gegen Tuberkulose verleihen, dai3 sie aber niemals in der Lage sein werden, allein die Tilgung der Rindertuberkulose zu bewerkstelligen.

Wie eingangs erwahnt, haben SEELEMANN und RACKOW sowie GRAUB auf dem XV. Internationalen Tierarztekongrei3 1953 ihre Ergebnisse der Immunisationsversuche gegen Rindertuberkulose vorgetragen. GKAUB (4) hat 1954 seine sich nunmehr uber 20 Jahre erstreckenden Versuche in einer Publikation zusammengefai3t. Er konnte zeigen, dai3 der Impfsdiutz rnit dem P-Stamm desto wirksamer ist, .je. fruher die Schutzimpfung durchge- fuhrt und dann regelmai3ig revakziniert wird. Auch er betont, dai3 die Schutzimpfung niemals ein Ersatz fur die radikale Tuherkulosetilgung sein kann.

MANNINGER und KEMENES (5) pruften die Ergebnisse von GRAUB rnit dem P-Stamm nach, modifizierten allerdings die Technik teils durdr hohere Dosierung (2 cg Bakterienmaterial), teils durch anderen Impfmodus (intra- kutan). Revakzinierungen fanden halbjahrlich bis jahrlich statt. Bei der Totung der 16 Versuchstiere nach 20 bis 28 Monaten waren 11 tuberkulose- frei, 3 Tiere hatten lediglich Primarkomplexe. Von 15 Kontrolltiereln hatten 5 Primarherde und 10 Tiere betrachtliche Generalisationsformen.

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Weitere Ergebnisse rnit der modifizierten BCG-Sdwtzimpfung 71

Die gewahlten Impfdosen von 2 cg sind betrachtlich hoch und uber- treffen die meinen mit 25 mgr noch wesentlich. Die gunstigen Ergebnisse werden wahrscheinlich etwas mit der Dosierung zu tun haben. SCHELLNER und GAGGERMEIER (10) publizierten ihre Versuchsergebnisse mit dem P-Stamm unter praxisnahen Verhiltnissen. Sie erzielten einen vollen Erfolg in Bestanden, in denen die Kilber restlos in den ersten 14 Lebenstagen der Schutzimpfung unterzogen wurden.

SEELEMANN und RACKOW (I 1) haben meine Untersuchungen uber die Moglichkeit der Unterscheidung schutzgeimpfter und superinfizierter Tiere nachgepriift. Sie konnten meine Feststellungen bestatigen, dai3 die Tuber- kulinprobe mit Rindertuberkulin bei schutzgeimpften und tuberkulosefrei gebliebenen Tieren sich allein schon in einer durchschnittlichen Hautdicken- zunahme von nur 3 bis 6 mm, weicher Konsistenz und geringem Dolor gegenuber dem Ausfall der Tuberkulinprobe bei naturlich infizierten Tieren unterscheidet. Ich stimme der Ansicht zu, dai3 diese Methodik nicht fur die Praxis geeignet ist, sondern spezielle Erfahrungen erfordert. Bei der gleich- zeitigen Anwendung von Rinder- und BCG-Tuberkulin konnten sie meine Ergebnisse nur zum Teil bestatigen. Allerdings waren die Versuchskalber nicht einmal mit Adsorbat-BCG-Vakzine, sondern zwei- bis fiinfmal rnit 500facher menschlicher Dosis (25 mg Bakterienmasse) schutzgeimpft worden. Die Versuchsanstellung ging also n i h t von gleichen Voraussetzungen aus. Je hoher die verabreichten Impfdosen sind, desto schwieriger wird die Diffe- renzierung, darauf wies i h im Abschnitt c) dieser Arbeit bereits hin.

In einer weiteren Arbeit (12) geben SEELEMANN und RACKOW die Ergeb- nisse ihrer Schutzimpfungsversuche auf Grund der Schlachtbefunde an. Die dabei durchgefuhrten Versuchsbedingungen waren aui3erordentlich hart, wie sie in der Praxis wohl nur selten vorliegen werden. Darauf fuhren die Au- toren auch die sie nicht befriedigenden Ergebnisse zuruck, indem nur knapp die Halfte der schutzgeimpften Kalber makroskopisch frei von Tuberkulose geblieben war. Bei diesen Tieren erfolgte dann noch eine Oberpriifung des im Starmix zerkleinerten Organmaterials im Tierversuch, wobei noch in be- trachtlicher Menge Tuberkelbakterien nachgewiesen wurden. Solche Kalber werden dann auch no& als ,infiziert trotz Schutzimpfung" klassifiziert.

Dariiber bin ich anderer Ansicht: Von der Schutzimpfung kann doch nicht erwartet werden, dai3 die

Kalber nun bei so starken Infektionsmoglichkeiten, wie sie gesetzt wurden, keine Tuberkelbakterien aufnehmen. Die Bakterien mussen doch unter solchen Umstanden in jeden Organismus gelangen. Es fragt sich nur, ob der Organismus in der Lage ist, mit den Bakterien fertig zu werden oder ob die Bakterien pathologische Veranderungen hervorzurufen vermogen und schliefi- lich neue Bakteriendepots schaffen, die zur weiteren Streuung fuhren. Es ist doch nach der Versuchsanstellung in keiner Weise festgestellt, dai3 solche Kalber tatsachlih noch sichtbare Herde bekommen wiirden, und ich vermag der Ansicht deshalb nicht zu folgen, solche Falle von vornherein als einen Impfversager hinzustellen. Das ist zumindest nicht bewiesen. Die Kontroll- versuchstiere zeigen d o h bei durchschnittlich etwa der gleichen Beobach- tungszeit wie die schutzgeimpften Tiere zu 9so/o sichtbare tuberkulose Herde, wahrend das bei den schutzgeimpften Tieren nur in 7 Fallen von 19 = 36010 der Fall ist. Das ist doch schon ein beachtlicher Erfolg bei solchen Infektions- moglichkeiten, wie sie in den Versuchen vorlagen. Schliei3lich ist ja auch ein weiterer Zweck der Impfung, dai3 bei sekundarer naturlicher Infektion diese

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auf dem Primarherd bestehen bleibt und nicht alsbald ziir Generalisation ubergeht.

Mit besonderem Interesse habe ich festgestellt, dai3 die mit Adsorbat- Impfstoffen immunisierten Kalber des Versuches sich besoriders giinstig ver- halten (Kalb Nr. 4, 5, 16, 17, 18 und 19). Lediglich bei clem letzten Kalb wurde ein primarer tuberkuloser Herd gefunden. Ich glaube, dai3 in der Adsorbierung ein besonderer Wert fur die Schutzimpfung liegt, und auch diese Versuche haben dazu einen Hinweis mitgegeben.

ROLLE, KALISCH und MAYR (8) beschaftigen sich in ihrcr Arbeit mit der Wirksamkeit von lebenden und toten Impfstoffen unter Berucksichtigung der Tuberkulinreaktion. Sie stellten dabei fest, dai3 wiederholte Irijektionen von BCG-Keimen bei tuberkulosefreien Tieren, die Tuberk ulinreaktion ver- starkten, und dafi die Reaktionsdauer verlangert wird. A uch diese Ergeb- nisse bestarken meine Vermutungen, dai3 SEELEMANN uncl RACKOW meine Ergebnisse mit der doppelten Tuberkulinprobe nicht voll becitatigen konnten, weil ihre Versuchstiere zwei- bis funfmal der Schutzimpfung unterzogen wurden. ROLLE und Mitarbeiter betonen ferner, dai3 nur lebende Tuberkel- bakterien eine Immunitat oder Tuberkulinallergie hervorrufen. GOERTTLER (3) hat in seinem Wirkungsbereich noch Immunisationsversuihe gegen Rinder- tuberkulose im Gange, iiber die wir spater horen werden. RE (7) prufte den Wert der BCG-Impfung in einem groi3eren Rinderbestand. Von 45 Kontroll- tieren waren 12 und von 45 schutzgeimpften Tieren 3 tuberkulos. Inzwischen sind auch die in meiner ersten Arbeit erwahnten umfangreichen Praxisver- suche in England mit der BCG-Schutzimpfung bei Kflbern abgeschlossen worden, und GLOVER und RITCHIE (2) berichten daruber. Ilier w,ihlte man den nicht ungefahrlichen intravenosen Weg der Immunisat ion in halbjahr- lichen Abstanden (50 mg in 10 ml). In West-Sussex konnten von 47 immu- nisierten Kalbern 33 bis zur Schlachtung verfolgt werden. .Auch sie pruften die makroskopisch negativen Tiere teilweise im Tierversucl-i nach. Es waren dabei 24 tuberkulosefrei und 9 infiziert. Die tuberkulosen Prozesse bei den vakzinierten Tieren waren ,,not extensive". In Berkshire wurden Versuche in 140 stark verseuchten Herden durchgefuhrt. Die Zahl der hier vorliegen- den Schlachtbefunde war fur eine Auswertung der Vakzination i:u gering. Von 67 verfolgbaren Herden wurden nach Ausmerzung aller Keagenten nach Abschlui3 der Vakzination bei weiterer Sanierung niit den ublichen Methoden 37 als tuberkulosefrei anerkannt, 14 erhielten 'T.T.-licences, in 16 Herden wurde nur ein geringer oder kein Erfolg hinsichtlich der Tuber- kulosetilgung erzielt.

h) Diskussion

Die inzwischen veroffentlichten Versuchsergebnisse anderer Autoren sowie die meinigen gestatten heute einen tieferen Einblick in das Problem der Immunisation gegen Rindertuberkulose. Sowohl die Art des Irnpfstoffes als auch dessen Dosierung sowie der Applikationsmodus haben anscheinend einen Einflua auf den zu erzielenden Immunitatsgrad. Auch der Ausfall der Tuberkulinprobe scheint von der Dosis und Applikationsform des Impf- stoffes abhangig zu sein. Es wird sehr schwer sein, das Optimum fur beide Faktoren herauszufinden. Adsorbierte Impfstoffe werden wahrscheinlich in erster Linie in der Lage sein, das Ziel zu erreichen. Mit den bisher gepruften Impfstoffen wird es aber nienials gelingen, einen absoluten Schutz gegen Tuberkulose zu erzielen, wohl aber kann der Verseuchungsgrad stark infi- zierter Bestande soweit eingedEmmt werden, daa eine endgultige Tuber- kulosetilgung wirtschaftlich wesentlich erleichtert, wenn audi verzogert wird.

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Weitere Ergebnisse rnit der modifizierten BCG-Schutzirnpfung 73

ShluSfolgerung und Zusammenfassung

1. Hohere BCG-Dosen in Aluminiumhydroxyd verstarken den Impf- schutz.

2. Die Revakzination mit BCG- Adsorbat-Impfstoff scheint zwei Jahre nach der ersten Vakzination den Impfschutz um ein Jahr zu verlangern.

3. Die doppelte Tuberkulinprobe mit Rinder- und gleichwertig einge- steiltem BCG-Tuberkulin hat sich weiterhin bei Anwendung der BCG-Ad- sorbatvakzine als ein wertvolles diagnostisches Hiffsmittel zur Unterschei- dung von schutzgeimpften gegenuber nachtraglich infizierten Tieren erwiesen, wenn sie wiederholt angewandt und das gesamte Infektionsgeschehen in den betreffenden Bestanden berucksichtigt wird.

Summary

Further Results with Modified BCG Vaccination in Calves

Increased doses of BCG vaccine adsorbed on aluminium hydroxide in- creased the effectiveness of the vaccine. Revaccination with this vaccine 2 years after the first dose seemed to give protection for an additional year. The double tuberculin test using bovine tuberculin and a BCG tuberculin at the same time proved useful in distinguishing vaccinated animals from animals which had acquired infection after vaccination, provided the test was repeated several times, and the whole herd history was taken into con- sideration.

RCsumC

Nouveaux r h l t a t s obtenus par le vaccin BCG modifik chez le veau

Des doses plus fortes de BCG absorbk sur hydroxyde d’aluminium augmentent l’efficacitk du vaccin.

Une injection de rappel avec le vaccin absorbk BCG deux ans aprks la premikre vaccination semble prolonger d’un an l’immunitk vaccinale.

Une double tuberculination avec de la tuberculine bovine et une tuber- culine BCG adaptke s’est encore rkvklke comme un moyen de diagnostic prkcieux pour distinguer un animal vaccink d’un animal qui aurait k t k contamine postkrieurement A la vaccination, A condition d’etre employke plusieurs fois et en tenant compte de l’ktat infectieux de l’emsemble des animaux des exploitations examinkes.

Resumen

Nuevos resultados obtenidos en terneras con la vacunaci6n BCG modificada

Dosis mayores de BCG adsorbidas en hidr6xido de aluminio refuerzan la inmunidad vacunal. - Parece ser que la revacunacih con vacuna BCG

’ adsorbida prolonga la inmunidad en un aiio a 10s dos aiios de la primera vacunacidn. - La prueba tuberculinica doble con tuberculina homiloga y tuberculina BCG graduada a un valor anilogo ha seguido mostrindose, aplicando la vacuna BCG adsorbida, como un medio diagndstico auxiliar muy util para diferenciar 10s animales vacunados de 10s infectados pos- teriormente, si se emplea repetidamente y en 10s lotes correspondientes se tiene en cuenta el proceso total de infeccih.

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Literaturverzeichnis 1. FRITZSCHE: Zbl. Vet. med. I, S. 1 (1953). 2. GLOVER und RITCHIE: 13rit. Vet. J.

Vol. 109, P. 411 (1953). 3. GOERTTLER: Referat BMTW Nr. 2, S. 31 (1955). 4. GRAUB: Schweiz. Arch. f. Tierheilkde. 96, S. 443 (1954). 5. MANNINGER und KEMENES: Sonder- druck aus dem Inst. f . Seuchenlehre der Vet.-Hochschule Budapest (1954). 6. MITSCHERLICH: Zbl. Vet. med. I, S. 564 (1954). 7. RE, A.: Arch. vet. ital. 3252 (1952), zit. nach Vet.-Med. 6. Bd., S. 466 (1953). 8. ROLLE, KALISCH und MAYR: Monatshefte f. ‘rierheilE.de. 6, S. 90 (1954). 9. SCHAAF u. a.: Monatshefte f. Tierheilkde. 7, S. 86 (1955). 10. SCHELLNER und GAGGERMEIER: Monatshefte f. Tierheilkde. 7, S. 75 (1955). 11. SEELEMANN und RACKOW: Kieler Milchwirtsch. Forschungsberichte Nr. 7, S. 151 (1955). 12. Dies.: Kieler Edilchwirtsch. Forschungsberichte Bd. 7, S. 251 (1955).