Welcke, Kritisches Zur Frage Der Konsonanz (1907)

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    ; . _ 4 -mancherIei Art beim einen in dieser, beim andern . :'in jener Weise die natiirliche giiltige Ausdeutung ,des Tatsachenmaterials verhindern. .'Und vielleicht ergibt sich aus einer solchenprUfenden Betrachtung der betreffenden Theorienschliesslich auch, dass doch jede einen richtigenKern enthalt, der, befreit von aller toten Hiille,eine gUltige wichtige Erkenntnis tiber das Wesender Konsonanz enthalt,Durch ein Herausschalen des zweifellos rich-tigen Kernes der bestehenden Theorien liesse sichso ein lebendiges, der Weiterentwicklung -fahigesMaterial gewinnen, durch dessen Bearbeitung mandas Problem der Konsonanz wohl ein gut St.seiner Losung naher bringen konnte.t,Zu einer prUfenden Betrachtung im Slnne d~rvorangeschickten Ueberlegungen scheinen mir dievon Wu n d t, S lurn pfund K r ii g e r vorgebrach- , ,ten Konsonanztheorien am besten zu passen.Darum habe ich im folgenden versucht, siein der vorher angedeuteten Weise zu erforsche~'-

    AileTheoretiker der Konsonanz stimmen darin 'Iiberein, dass das Wesentliche der Konsonanz von' ,Tonen darin besteht, dass konsonierende Tone in,',besonderer Weise zusammenpassen, ihrem Gehalt ':. ,oder ihrer Natur nach susammengehdrenj kurzumnieht ein blosses Tongemenge, sondern ein ein- .heitliches Tongebilde darstellen. ,Konsonanz wird also durchwegs als eine t-sondere Art der Einheitlichkeit, der inneren Ueb~r-'I'einstimmung bezeichnet.

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    ;,.._s-Doch schon bei der genaueren Kennzeichnungdes Etwas, um dessentwillep wir beim Horen kon-sonierender Tone von Konsonanz sprechen, gehendie Ansichten auseinander.; Der Meinung, dass wir von Konsonanz derTone urn einer wahrnehmbaren Eigenheit desTon g e b iIde swollen reden, steht die Behaup-tung gegeniiber, dass wir von Konsonanz sprechen

    urn eines eigenartigen Gefiihles willen, das w irbeim Zusammentreffen oder der Foige von Tonenh a ben.Noch vie) weniger Einigkeit herrscht darUber,worin die eigenartige innere Einstimmigkeit kon-sonierender Tone, beziehungsweise das "Gefiihl"der inneren Einstimmigkeit, das angeblich beimZusammentreffen der Tone erlebt wird, begriin-det sei.H elm h o I t z lisst sie gegriindet sein auf dieVerwandtschaft der Tone., St u m p f auf ihre Verschmelzung.W un d t auf Verwandtschaft und Verschmel-zung.Lip p 5 luf eine besondere rhythmische Ver-wandtschaft.K r iig e r. yorzugsweise auf Aehnlichkeit und, Gleichartigkeit. 'In den Schriften, welche diese Auffassungen, vorbringen, vermisst man indessen nicht nur eine, genaue Bestimmung dessen,'was der einzelne Autor, mit Konsonanz oder Einheitlichkeit meint, sondernnoch viel mehr eine klare Beschreibung dessen,'" '; was unter Verschmelzung, Verwandtschaft, Aehn-

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    - 6 -lichkeit in Beziehung auf konsonierende Tone zuverstehen ist.Einer erspriesslichen Prtifung der Versuehe,das Wesen der Konsonanz zu ergrtinden, miisstedarum zunachst eine genaue Besehreibung desGegens tan des all jener Versuehe, namlich der"Konsonanz" und der "Einheitliehkeit", von dersic ein .Sonderfall sein soil, vorausgehen, und esmiisste auf diese Besehrcibung eine prtifende Be-traehtung dessen folgen, worauf man diese Ein-hcitlichkeit gegriindet glaubt und auf das manmit den Begriffen Versehmelzung, Verwandtsehaft,Aehnlichkeit hinzielt.Ieh will daher, bevor ieh auf priifende Be-trachtungen komme, kurz hervorzuheben suehen,auf welchen Sachverhalt die erwahnten Begriffehinzielen, wenn man sieh ihrer in Hinsieht aufkonsonierende Tone bedient.

    E i n h e i t lie h k e i t.Was kennzeichnet, so wollen wir zunachst fra-gen, die Einheitliehkeit konsonierender Tone?Sie ist cine Art der Einheit von etwas Sach-Iiehem.Unter Saehliehcm vcrstehe ich dabei allesNicht-Psyehisehe.Die sachliehen Einheiten kann man. nun inHinsieht auf die Zusammengeherigkeit ihrer Be.standteile in vier Hauptgruppen teilen :I. In rein, d. h. bloss tatsachliche, oderrnankann aueh sagen zufallige Einheiten, denengegeniiber wir weder einsehen, war u m

    - 7' -',, ,gerade d iese Teile zur Einheit zusammen-geschlossen. sind, ~~eh aueh irgend eineNotwendigkeit de~ Zusammenseins derl;eile erschauen. .. ,Eine solehe Einheit ware das indivi-duelle Ding Gold mit -SeinenEigensehaften,wic Harte, Schwere, Farbe usw. von be-stimmter Art.2. In tatsachliche und zugleieh notwendigeEinheiten, bei denen die Notwendigkeit,dass die Bestandteile eine Einheit bilden,unmittelbar ersehaut werden kann, ohnedass wir einsehen, warum es so ist.Solche Einheit ware die von wirklicherFarbe und Ausdehnung oder die Einheitvon Tonhohe und Tonlautheit.3. In' tatsachliche Einheiten von einsichtiger,aber nieht notwendiger Zusammengehorig-keit der Bestandteile. ,, Derartige Einheiten waren z. B. dieEinheiten der Organismen-Korper,Einsichtig' erscheint uns die Zusam-mengehorigkeit ihrer Teile, weil sie erfah-rungsgemass sich aus einem gemeinsan'lenKeirn in zeitlich-raumlichem stetigem Vor-gang entwickelt haben, und auch weil aIleKorperteile mehr oder minder den Zwek-ken des einen see 1i'5e hen Bestandteilsdes Organismus dienen.4. In n i eh t tatsachliche, sondern regelmas-sige Einheiten von einsichtiger und zu-'gleieh sachlieh bereehtigter Zusammen-gehorigkeit der Teile.

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    8N ic h t tat sa e hIich insofern, als die Ein-he it der Teile sich nicht auf ein blosses tatsach-llches, raumliches oder zcitliches oder ursachlichesZusammensein griindet, sondern auf einen eigen-artigen Aufbau von Beziehungen zwischen denTeilen und den Beziehungen der Teile unterein- -ander, dessen Form wir als reg elm ass i g e be-zeichnen.E ins i ch t ig , insofern die Regelmassigkeitsolcher Bildungen unmittelbar erschaubar ist unddadurch die auf eine Regel gegriindete Einheituns verst and l ich erscheint.Von sachlich berechtigter Zusammengchorig-keit der Teile, weil die Teile aller regelmassigenEinheiten uns in besonderer, durch ihre Eigenartberechtigter Weise zusammenzugehdren scheinen,sodass sich auf diese sachlich berechtigte Zusam-mengehorigkeit der Teile jene vorher erwahnteEinsichtigkeit grimdet.

    \ Sol~he Einheiten waren aile regelmassigenRaumformen, wie Quadrat, Kugel, Ellipse usw. iremer aile Ton-Konsonamenvklassische Bauwerkeirgendwelchen Stils, d. h. soIche, in denen derGrundgedanke wirklich voll und angemessen ver-gegenstandlicht ist.'Derartige Einheiten nennt man auch wohle i n h e i t I i c he Gebilde zum Unterschiede vonden anderen Einheiten.Die heiden ersten Arten von Einheiten stellel1sich dar als bloss tatsachliche Einheiten, die wirals soIche einfach vorfinden und einfach hin-nehmen miissen, ohne eine besondere Einsicht

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    \darin, warum gerade.diese,Teile zusammengehorenu~d tusa~en da sm~. I. Angesichts der belden letzten Arten von Ein-heiten vermeinen wir ~ie Zusammengehorigkeitder Teile zu verstehen, "d~,Warum" ihres z e -sammenseins einzusehen, ....Und zwar im einen Faile, weil sich das Ganzesozusagen unter unseren Augen aus e in em, aileTeile potentiell enthaltenden Keime dureh zeit-Iieh und raumlich stetigen Ausbau entwickelt hat;im anderen Falle, weil aile Teile in ihrem Aufbaueinen Bildungsgedanken, eine Regel vergegen-standlichen.Worin es begrUndet liegt, dass wir die Zu-sammengeherigkeit der Bestandteile solcher Ein-heiten wie die letzterwahnte verstandlicher findenwie die anderer; was es heisst, dass die Teilesolcher Einheiten ihrer Natur nach zusammen-passen, das will ich hier ausser Frage lassen.Doeh liegt mir daran, festzustellen, ob manmit Recht auf die Ausgestaltung der Einheit desOrganismus und a;"f die Vergegenstandlichungdes Bildungsgedankens in den einheitlichen Ge-bilden, deren Teile ihrer Qualitat nach zusammen-passen, den Begriff der Differeasierung anwendendarf.; ob man also 'sagen darf, die Glieder desOrganismus seien eine Differenzierung des' Kei-'mes oder des Gesamtorganismus, oder die Teileeines einheitlichen Gebildes seien Differenzierun-gen eines die Einheit des Gebildes begriindendenBildungsgesetzes. .-Die Frage hiernach geht zurUckauf die Frage :

    .. 1. Was versteht man unter Differenziorung P

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    2. In welchem Verhaltnisse stehen in .denOrganismen und in den einheitlichen Ge-bilden das "Bildungsprinzip" (oder das"Bildungsgesetz"), das "Gesamtgebildc"und seine "Bestandteile" zueinander?Unter Differenzierung verstand und verstehtman das Verhaltnis des Individuellen zur Spezies

    und der Spezies zur Gattung.Das zeitlich raumlich und qualitativ bestimmteRot ist eine Differenzierung des "Rot iiberhaupt",und das "Rot tiberhaupt" ist cine Differenzierungder "Farbe". .Ich gJaube nicht, dass man bezweifeln kann,dass das Verhaltnis zwischen "Fa!be", "Rot tiber-haupt" und diesem bestimmten "Rot" ein Beispielechter Differenzierung ist.Gekennzeichnet ist das Verhaltnis durch eineigenartiges Verhaltnis der gegenseitigen Ueber-,beziehungsweise Unterordnung bei gleichzeitigemeigenartigen, Abhanglgkeltsverhaltnis.Das. "Rot iiberhaupt" ist dcm individuellen"Rot", die "Farbe" ist dem "Rot uberhaupt" tiber-gcordnet.Das "Rot tiberhaupt" ist selbstandiger wiedas individuelle "Rot", "die Farbc" selbstandigerwie das "Rot iiberhaupt".Wenn man vermenschlichend diese Verhalt-nisse bezeiehnen wollte, kdnnte man sagen ; "DieFarbe" kann sieh auswahlen, ob sie in Rot, Gelb,Griin, Blau usw. erscheinen will; das "Rot iiber-haupt" kann sich noeh auswahlen, in weIch embestimrnten Rot es erscheinen will; das "indivi

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    " '.~duelle Rot" aber. ist vollig ~cbundcll' vollig ein-deutig bestimmt. iNeben diesem Ueber. und Unterordnungsver-haltnis bestcht ein Verhaltnis der Durchdringung."Die Farbe" ist nieht nu~ez;t allgemeinen .Gegenstanden "Rot", "Gelb", ;,Griin" usw., son-dern auch- in jedem individuellen Rot, Gelb, Grtinmit enthalten, und d~s. "Rot iiberhaupt" ist in'jedern individuellen Rot mitgegeben.Das, was sich differenziert, ist also in seinerDifferenzierung mitgegeben und kann dureh ent-sprechenden Hinweis in der Differenzierung zurErschauung gebracht werden.In jedern individuellen Rot ist das "Rot tiber-haupt" und ist "die Farbe" mitgegeben und kanndurch cntsprechenden Hinweis in ihm zur Er-schauung gebracht werden.Den, das socben beschriebene Verhaltnis mei-nenden, Begriff der Differenzierung hat man zu-nachst auf den Vorgang der Entwicklung des ge-gliederten Organismus aus seinem Urkeim tiber-tragen.

    Mit welchem Recht?Die Teile der Glieder des ausgebildeten Orga-nismus haben aile etwas gemeinsam, narnlich denUrsprung aus dem gemeinsamen, einen Keirn.Aus dem Keirn bilden ~ich durch verschieden-artige Entwicklung nach verschiedenen Richtun-gen die vielgestaltigen und mannigfach geartetenGlieder des Organismus .. Und diese verschiedenartige.Entwicklung desKeimes nach verschiedenen Richtungen bezeich-net man als DiCferenzierung desselben ..

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    d. h. ihre Eigenheit unci, Selbstandigkeit auf-zugeben und im Ganzen aufzugehen ..Solche Art der Verschmclzung ist nun eineEigenart aller einheitliehen, regelmassigen Ge-bilde. In allen regelmassigen Gebilden zeigendie Teile eine starke Tendenz, sieh im Ganzenzu verlieren, obwohl sie bei geniigender Beach-tung deutlieh fUr sich zu erfassen sind. SolcheArt der Verschmelzung ist aber nichts anderesals Einheitlichkeit in gewisser Hinsicht.Auch fUr die "Tonverwandtschaft" scheintmir ein Gleiches zu gelten, namlich, dass sienur Einheitliehkeit bezeichnet.

    Ve r wan d t s c h aft.Man kann zwei Hauptarten von Zusammen-gehorigkeit, und eine solche ist ja wohl die Ver-wandtschaft, unterseheiden.I.Verwandtschaft, gewissermassen a tergo,als Grund oder Form der Aehnlichkeit.Ieh nenne sie eine Vcrwandtsehaft -a tergo,weil das die Zusammengehorigkeit Begriindendenur teilweise implicite in dem Verwandten mit-

    gegeben und nieht ganz 5 eIb s t gegeben ist.Es ist in dem Verwandten nur gegeben in einerbestimmten Differenzierung, liegt also teilweiseausserhalb des Verwandten.So beruht die Verwandtschaft, wenn ieh sage:"Aile Tone -haben etwas Verwandtes", darauf,dass in allen Tonen das Gemeinsame "Ton"liegt und in jedem Einzelton in anderer Weisediffercnziert ist., .

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    19]edcr Einzelton steht zu de m, hinsiehtlichdessen er jedem anderen Tone verwandt lst,narnlich dem Gegenstand ,,11on iiberhaupt", imVerhaltnis des Individuellen .zur Spezies.Ein Gleiches gilt Iiir die Familienverwandt-'-schaft und die Verwandtschaf] von gewissenTonen mit bestimmten Farben usw.Die besproehene Verwandtsehaft griindet siehalso darauf, dass in den verwandten Einzelgegen-

    standen etwas Gemeinsames, dessen Natur ichzunachst dahingestellt sein lasse, in_versehiedenerWeise erscheint oder sieh in verschiedener Weisediffcrenziert.Solche Verwandtsehaft begriindet keine rea leZusamrnengehdrigkeit zu einer realen Einheit.Sie kann aueh kein Konsonieren bcgriinden.Etwas ganz anderes ist die zweite Art vonVerwandtschaft :2. Verwandtschaft a fronte als Grund derFahigkeit von .Gegenstanden, sich, ohneihre Eigenart zu verlieren, auf Grund ihrerEigenart zu einer realen, regelmassigenEinheit zu erganzen, ein regelmassigesFormprinzip zu verkorpern. _Ich nenne diese Verwandtschaft a fronte,weil aIIe 5, was solche Verwandtsehaft begriin-det, in vollem Ujnfange in den verwandten Ge-genstanden gegeben ist,Was ieh meine, wenn ieh spreche von derRegel, welchc in einem bestimmten Quadrat ver-gcgcnsHindlicht ist, von dem "Grundrhythmus",der einem konsonierendenTongebilde zugrundeliegt, von dem ;,Formprinzip", welches- ein archi-

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    20 -"tekton'isches Gebilde .verkorpert, das kann iehdureh Hinweis auf. diese regelmassigen Gebildenieht nur in be stimm t e r Df ff er e n zie-run g, sondem i~ vollem Umfange zur '~rsehau ".ung bringen.

    Die betreffenden Gebilde verkorpem odervergegenstandllchen: die Regel in vollem Urn-fange, sie erscheint in ihnen ganz. ,Sodan~ kann bei 'di'eser Art von Verwandt-schaft keine Rede davon sein, dass das den ver-wandten Gegenstanden Gemeinsame, "die Regel","der Grundrhythmus", "das Prinzip" sich in dieT e i I e des durch die Verwandtschaft dieserTeile entstandenen einheitlichen Gebildes diffe-renzieren. -Angesichts 'so1cher einheitIichen Gebildek ann man ja, wohl mit Recht von Differenzie-rung sprechen. So differenziert sich "Konsonant"in die Speries , Oktav, Quint, Terz usw., unddiese Spezies differenzieren sich wieder in dieindividuellen Einzel-Quinten, -Oktaven usw.Oder aber die Spezies "gdtischer porn" dif-ferenziert sich in die individuellen Dome, oder

    die Gattung "gotisches Bildwerk" differenziertsich in die einzelnen gotischen Bildungen.Was sieh indessen in dieser e e h ten Dif-ferenzierung differenziert, das- ist .das gedank-liehe regelmassige "Beziehungssys~em Iibe r-haupt", das "Konsonanzen iiberhaupt" als Form-prinzip zugrunde liegt, - in tdas System vonBeziehungen, welches zwischen 'diesen bestimmten individuellen eindimensionalen Tongrossen in

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    diesem zeitli~h' bestimmten indivlduellen k~~~~nie.renden Zusammenklang bestebt..:. Das indlviduelle.Bezie~uDgssystem eines be-stimmten konsonierenden Tongebildes steht eudem gedanklichen Beziehungssystem konsonieren-der Tongebilde uberhaupt,'iAt Verhaltnis desIndividuellen zur Gattung, ist ueine Differensie-rung dieser .Gattung. .Dagegen steht doch das Beziehungssystem

    "Formprinzip" eines Quadrates, "rhythmischesGrundprinzip" oder "Grundrhythmus" eines kon-soniercnden Tongebildes zu den Teilen des Qua-drates, z. B. den Seiten, oder zu den Teilen desTongebildes, den Einzeltonen, nieht im Verhaltnis der Gattung zum Individuellen.Die Teile einheitlicher Gebilde sind keineD i ff ere n z i e run g e n des Formprinzips, son-dern sie dienen seiner Verkorperung in einerSyn t h e s e .Die Glieder des Ganzen, fur sich betr ach-te t, enthalten weder das Ganze, noch das derEinheitliehkeit des Ganzen zugrunde liegendeFonnprinzip.In jedem Teile eines einheitlichen, regel-massigen Gebildes steckt nur die Fa h i g k e it,GJied eines wirklichen Gailzen, gemass einem be-stimmten "Bildungsgesetze" oder"Formprinzip"oder "Grundrhythmus" zu 'werden ..Diese Fahigkeit ist nieht identischmit demBildungsgesetz, Formprinzip oder Grundrhythmus.Die 'Eigenheit "dieser Formprineiplen lasseich hier dahingestellt.. Ich will mieh damit be-gnugen, dass ich .yersucht. habe, mit den ge-

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    rnachten Bemerkungen auf' das Bestehen un-. .geloster ProbJeme hinzuweisen.A e h n lie h J C cit.

    Mit den eben beriihrten Verhaltriis~en stehtdas Verhalmis der Aehnlichkeit in enger Be-ziehung.Ich wies ja schon darauf hin, dass einegrosse Gruppe von Vcrwandtschaftsbeziehungencntweder als Form oder aJs Grund der Aehn-lichkeit anzusehen ist; bestritt aber de r Formder Zusammengehorigkeit, wic sic in der Aehn-Iichkeit vorliegt oder wie sic der Aehnliehkeitzugrunde liegt, die Fahigkeit, ein sachlieh be-rechtigtes, einsichtiges Zueinanderpassen, eineEinheitliehkeit zu begrtinden.Aehnliehkeit ist Gemeinsamhaben von etwas,Teilhaben an einem Gemeinsamen. . Aueh Einheitliehkeit, wie sie 7:.' B. im Kon-sonieren der Tone vergegenstandlicht, verkorpertist, ist Teilhaben an einem Gemeinsamen.Die Einzeltdne haben teil an dem konsonie-renden Gesamtgebilde.Aber wahrend bei ahnlichen Gegenstandendas Gemeinsame nieht als konkreter Gegenstandgegeben ist, ist das Gemeinsame der Teile ein-heitlicher Gebilde, an dem jeder Teil 'teilhat,cine wirkliche konkrete Einheit.Das numerisch identisehe "Rot", das im stren-gen Sinne allern "individuellen Rot" gemeinsamist, ist kein konkreter, sondern ein ideeller, oderwenn man will ilberindividueller Gegenstand ; da-

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    gegen ist eine bestimmte Quint, an der ihreEinzeltone teilhaben, ein realer konkreter Gegen-stand. IDas Teilhaben im Falle der Aehnlichkeithat cinen ganz anderen Sinn, als das Teilhabenim Sinne der Einheitliehkeit. ' D C \ ! ! eine bezeich-net eine Beziehung konkreter Gegenstande aufeincn iiberindividuellen Gegenstand, das anderecine Beziehung zwischen nur konkreten Gegen-

    standen.Die cine Art der Besiehung, die der Aehn-lichkeit, kann nie die andere Art, d. h. dieBczichung der Einhcitliehkeit begriinden.Nach diesem Ueberblick tiber die in Be-tracht kommenden Begriffe und das mit ihnenGemeinte wende ich mich zur Betrachtung derwichtigsten bisher aufgesteHten Theorien tiberdas Wesen des Konsonierens der Tone.

    Wundt.Wundt geht von der Ansicht aus, dass Kon-sonanz und Dissonanz den konsonierenden und

    dissonierenden Tongebilden zugehorige Einheitenseien, und dass man daher die wahrnehmbarenEigenheiten konsonierender oder dissonierenderTone, welche das Konsonieren und Dissonierenkennzeichnen, aufzelgen miisse. Die Natur derG e f iiIiI e, die beim Anhoren solcher Tone e r-Ic b t werden und die seiner Ansicht naeh zurScheidung konsonanter von dissonanten und be-licbigen ,Tonverbindungen gefiihrt haben, will ergesondert untersuehen.

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    24 .' ::~":,., Ehe ermm die Kennseichen und .Bedingun-gen ,der ' Konsonans. aufzalilt, ' richtet ' e r ' 'einen. heftigen Angriffgegen das Bestreben, fUr d a sa II e n Konsonanzen Gemeinsame, fUr die "Konsonans", die ErkJarung in '~i 'ne r Ursache, einerGesetzmassigkeit .zu suchen.Er betont, 'dass das ein e Wort "Konsonanz"unendlich vielgestaltige Ersehcinungen bezeichneund meint, dass diese Vielgestaltigkelt der Er-

    scheinungsformen der Konsonanz auch auf eineMannigfaltigkeit der Ursachen des Konsonicrcnshinweise.Da nun Wundt nieht' scharf umgrenzt aus-sprieht, was er filr dasW e sen t lie h e kon-sonanter Tongebilde, filr das allen solchen Ge-meinsame, fiir "die Konsonanz" halt, was eralso mit seiner .Theorie erklaren will, so darfman eigentlieh von vorneherein auch keine"Theorie der Konsonanz" von ihm erwarten.Wundt meint, aile Momente, #die tatsachlichKonsonante von allen anderen Tonverbindungenunterscheiden, werden wohl auch mitwirkende Be-deutung bel der Entstehung der Konsonanz haben.Und wo einzelne soIcher Momente siehnur beigewissen Konsonanzen und bei anderen nichtvorfinden, da wird wohl das in der .Eigen-tiimlichkeit dieser gewissen KonsonaneentseinenGrund haben. , . _Mithin fiihrt er alle Momente au,!, die 'seinerAnsieht naeh Konsonante von anderen Tonverbindungen auszeichnen, und denkt sich ': Das er-klarende Prinzip wird schon darunter sein., Erglaubt 'allerdings'. selbst nieht recht an .~ie Ge-.0 :

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    - 2S'--, .. ' . .'. ,wiehtigkeit se,iner, erklarenden Momente, 'denn .er (tihrt' sie nur "als' mehr eder Minder kon-Istante Bedingungen der Kcnsonanz". an. "Zur wissenschaftlichen ~ r k I a run g einesSachverhaltes genUgt aber do

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    Differenetone. Somit s e h e int Wundt ~llenErnstes hier die zahlenmassige' .Einfachheit zumeinen und zu glauben, konsonierende' Tonver-bindungen seien darum konsonant, weil sie we-niger Einzeltone enthielten als die niehtkonsoni?renden, und seien um so' mehr konsonant, jeweniger Emzeltone in ihnen steekten.. Der Grad der Einfaehheit und damit derGrad des .Konsonierens miisste dann abnehmenin dem Masse, als die Teiltone des Kiangganzenzunahmen.Davon kann aber keine Rede ,sein. Denn10 konsonierende Tone ergeben eine vollkommene Konsonanz und aueh 10 konsonierendeobertonreiche Klange nieht minder, obwohl derenZusammenklang ein Tongebilde aus weit Uber50 Tonen darstellt. Bei allem' Reichtum, allerVielgestaltigkeit eines soIchen Zusammenklangesbleibt er dennoeh "ein einfaehes" Gebilde indem Sinne, in dem konsonierende Tone ein-fae h sind. .Wenn aber Wundt meint, dass die Einfach-heit des Konsonierenden nieht in der geringenZahl von Tonen Uberhaupt, sondem in der ge-ringen Zahl g e w iss e r Tone.: namlich der Dif-ferenztone, ihren Grund habe, dann harte erzeigen mlissen, warum und inwiefern Differenztone von anderer Wirkung sein sollen als be-liebige andere Tone, denn dass die Differen7.tone .nieht von den Kdrpem ausgehen, welc~edie Grund- und Obertone aussenden, kann diehervorgehobene Versehiedenheit jhrer Wirkun~gegenUber anderen Tdnen nieht erklaren, well

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    sie zweifellos sachlich in gleicher Weise .vor-handene Tone sind wie aile landeren:'Jedoeh deutet das . Entstehen .einer gerin-geren oder grdsseren An~ von heraushor-baren Di'f'ferenztonen bei V"e"'rw.endungeinerbestimmten Anzahl :' von zusammenklingendenTonen auf bestimmte ' Verhaltnisse . der Grund-tone hin.Sind diese Verhaltnisse so, dass sie ein Kon-sonieren der Tone ergeben, dann entstehen aller-dings bei Verwendung einer gleichen Anzahl vonCrundtonen stets weniger Differenztdne, als wennVerhaltnisse bestehen, die ein Dissonieren er-geben. Gleichzeitig : entstehen -aber im erstenFaile nur soIche Differenztone, .die mit denGrundtonen konsonieren, im zweiten solche, diemit ihnen dissonieren.Nieht die An za hIder primaren Dlfferenz-tone ist das Wesentliche, sondern die .Tatsache,dass konsonierende Tone auch wieder Differenz-:tone erzeugen, die mit ihnen und untereinanderkonsonieren, dissonierende Tone aber auch wie-der mit ihnen und untereinander dissonierende

    Differenztone.Andernfalls . wUrde es auf ein paar Tonemehr nieht ankommen.Mithin muss die zweifellos bestehende "Einfachheit" konsonierender Tongebilde anderer Artsein.Was kann "man, denn unter "einfaeh" ver-.' .stehen und 'was "hat Wundt im Falle

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    Einfach ist:a) Das numerisch Einfache gegenUber demYielfachen.b) Das Eigenschaftsarme gegenUber demEigenschaftsreichen.c) Das iibersichtlich, leicht erfasslich Geord-nete gegeniiber dem Verwickelten.d) Das seiner Natur gemass Zusammengeho-rige, einsichtig sich zu einer Einheit Zu-sammensebliessende gegeniiber dem durchNotwendigkeit oder Zufall beieinander Be-findlichen oder dem trotz seines Beieinan-seins innerlieh sich Widerstrebenden.a) Nu mer is e h e E in fa c h h e it' .

    Von numerischer Einfaehheit kann man strenggenommen nur spreehen bei einer unteilbarenEinheit. Der einfache Ton, den ich nieht weiterzerlegen kann, ist numerisch einfaeh. Aueh derEinkJang mit Obertdnen und der konsonierendeZusammenklang stellt sieh mir, solangeich inihm nieht mehrere Tone erkenne, als einfachdar; und jedes konsonierende Tongebilde er-scheint mir, wenn ich es bei aehtlosem Hinhorennur als e i n en Klang hore, als einfach.Diese Einfachheit meint Wundt aber offen-bar nicht, weil ja die Einfachheit aueh bestehenbJeiben soll, wenn ich die "Konsonanz" als Zu-sammenklang mehrerer Tone erkannt habe undfortan als Zusammenklang 'hdre.Es konnte nun noeh im weiteren Sinne eine -kleinere Anzahl von Gegenstanden, also z. B.

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    - 29 - ,,,'. " . 0 ,eine 'kl~inere. Summe- von:/fonen. einfaeh genanntwerden im Gegensats zu ~iner. grosseren Summe.Do'eh ~rseheint. mir ',s~lehe Verwendung desBegriffes "einfaeh" volli~,~mgereehtfertigt.Ich sehe nieht ein, war\lm..e ine Summe vonsechs .Eiem einfacher sein soU.. als eine soIchevon sechzehn ; warum' sechs Tone, die zugJeicherklingen, bloss infolge ihrer geringeren Anzahlein einfacheres Tongebilde ergeben sollen alssechzehn. Allerdings ist eine kleinere Anzahlvon Gegenstanden leichter aufzufassen als einegrossere.Aber das Konsonieren der Tone hangt dochnieht ab von unserer Auffass1,lngsfahigkeit, son-dern ist in Eigenheiten der Tone begrundet,Ein Zusammenklang von einem Dutzend gut kon-sonierender Tone lasst sich aueh schwerer alseine Vereinigung von zwolf Einzeltcnen erkennenals wie ein Zusammenklang von zwei Tonen alsVereinigung von zwei Einaeltonen. Deswegenleidet aber das Konsonieren der z w o l f Tone niehtunter der Begrenztheit unserer Auffassungs- undUnterscheidungsfihigkeit.. _Und andererseits kann schreiende Dissonanzbestehen beim ~~g)eichverlauten zweier einfacher-Tdne, obgleich aus dem sieh erg ebenden Ton-gebilde selbst bei scharfstem Aufmerkcn nur fiinfbis sechs To~e herauszuhoren sind.Numerische Einfachheit, aueh im eben be-zeichneten weiteren- Sinne,kann also kein Kon-sonieren. begriinden .:

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    - 30 -b) Einfachheit in Hinsicht auf dieE igen s c h aft en.Auch die Schliehtheit des Zusammentonen-den kann nicht das Konsonieren begrUnden, weildUnnc Floten- oder StimrogabelkHinge in gleicherWeise konsonieren wie volle reiche GeigenkUingeoder Klinge versehiedener Klangfarbe.

    c) Einfachhei.t auf Grund von Ordnungun d G es e urn assi gke it.Dagegen kannte man meinen, dass das Zu-sammen in einer bestimmten Ordnung das Kon-

    sonieren der Tone begriindet.Denn das naeh einer bestimroten OrdnungZusammenbefindliehe rider sich folgende Mannig-faltigc ist durch die Form der Anordnung sach-lich su einem Ganzen zusammengefiigt, zu einerEinheit geworden; und gleichzeitig ist die Auf-fassung des Mannigraltigen erleichtert, weil esdurch Ordnung iibersichtlicher geworden ist.Ist nun etwa mit der besonderen Einfach-heit des Koneonierenden diese Vereinigung nachbestimmter Ordnung und diese Vereinfachung. )unserer Auffassung des so Geordneten gemeint :Offenbar nieht.Denn nach bestimmter Ordnung sind sowohlkonsonierende wie aueh dissonierende Tongebildegebaut. Und mit fortsehreitender Erkenntn~sdieser Ordnung werden sowohl konsonierend~ wredissonierende Tongebilde leichter in allen .hren

    Eigenheiten auffassbar.

    . ,"- 31 _.

    \Doch Hisst .sich dutch n:oeh' so viel Uebungund hierdureh erleichterte Auffassung kein dis-sonierendes Tongebilde in ein konsonierendes ver-wandeln oder aueh nur der'''G(ad seines Dis-sonierens andern.Und aueh ein verwiekeltcr konsonicrenderZusammenklang, dessen Teilc ich nicht einzelnerkenne, in ihrer Anordnung nieht iiberbliekenkann, verliert deshalb nieht seine Konsonanzoder sinkt im Grade des Konsonierens.Blosse Einbeitauf Grund einer Ordnungund blosse Leichtfasslichkeit auf Grund vonUcbersichtliehkeit konnen also nieht Konsonicrenbegriinden.

    ".

    d) E i n f a c h h eitim Sin r i e von Reg e 1-m ass ig k e i t .Dagegen seheint das Konsonieren allerdingsauf die Art von Einfaehheit begriindet zu sein,die wir einem gegliederten Ganzen zuschreiben,dessen Teile sich, wie man sagt, ihrer Natur

    nach zu einer heheren Einheit zusammenfUgen;auf die Art von Einfachheit, die ich als Ein-heitlichkeit friiher zu beschreiben versucht habe.Das einheitlich Gebildete stellt als Ganzescine wirkliche Einheit dar, is t als Ganzes ein-f a c h, nieht nur von uns willkiirlich beim Auffassen zusammengefasst.Und der Zusammenschluss der Teile solcheseinheitlichen Gebildes ist s 0 geregelt, 'dass einGrundgedanke, e in Bildungsgesetz. all e Teilebeherrscht.

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    . - 32Dass alle Teile einem Gruridged~ken ge-mass sich aufbauen; d a s lasst in uns die be.

    sondere Art von Einsicht entstehen, die wir in.die Zusammengehorigkeit der Teile einheitlicherGebilde IU haben meinen. .

    Diese Einsieht ist nichts anderes als derAugensehein, dass in dem regelmas~igen .?~bildee in bestimmter Bildungsgedanke semevolhg an.gemessene Erfiillung gefunden hat. .. ..

    So ist ein Kreis darum cine regelmasslgeFigur, deren Teile einsichtig ihrer Natur n.aeh7.usammenpassen, wei) der Bildungsgedanke emerLinie die ein Raumstiick so umschliesst, dassjeder'ihrer Punkte. von einem .R~~mpunkt glei:hweit entCernt ist, 10 der Kreislinie volle Erftil-lung findet.

    Diese b e son d ere Art der Ordnung be.dingt au c heine Erleiehterung d~r Auffass.ungder regelmassigen Gebilde, desglelchen bed mgtsolche Ordnung dass uns der Aufbau regel-massiger GebiJd~ be k ann t, selbstverst~ndlich,natiirlieh erscheint, weil wir in jedem Teile desGanzen die Verwirklichung des Bildungsgesetzeserschauen.In dem angedeuteten Sinne sind aile ~au~.formen von allseit iger Regelmassigkeit, wre dieKugel, der Wiirfel, das regelmp.ssage Oktaederusw., einheitliche Gebilde. . .

    Und nur in g 1e i c hem Sinne, meme lC~.kann man die Einheitlichkeit oder Einfachheit.konsonierender Tongebilde verstehen.Das Bildungsgesetz der regelmass.igen Ton-

    L In wiegebilde in gleicher Weise zu rormu iere ,

    33bci den regelmassigen RaU~formen. ist aller.dings nicllt moglich. .

    M~n kann viel1eicht bildJiG.!! sagen, in allenkonsomerenden ZuSammenklangen--..sei das BiJ.dungsgesctz, Tone so. zusammenzufiigen, dass sieum einen ~ittelpunkt zu einem g~att aneinanderlicgenden Biindel vereinigt sind, voUig angemes.sen verwirklieht.Die vorerwahnte Einfachheit hat o(fenbarauch Wundt irn Auge, wenn er von der Einfach.heir del' Konsonanz spricht.

    Mit der Anzahl der Teiltone oder dcr pri.maren Differenztone hat abcr diese Einfaehheitniehts zu tun.Eine Erklarung O.. cr Begriindung solcherEinfachheit, d. h. EinheitHehkeit scheint miriiberhaupt unmoglich zu sein.Womit will man die Regelmassigkeit einerKugel, cines regularen Oktaeders begriinden?Sic ist unmittelbar anschauJich, nicht weiterzuriickfiihrbar, ist eine lctztc Tatsache. Und so

    scheint rnir auch das Konsonieren gewisser Toneeine letzte uncrklarJiche, aber unmittelbar erschau.bare .Tatsachc zu sein, die woh l genau besclirie.ben ,werden karin, indem man die. Eigenart desKonsonierens als eines SpeziaJfalles der Regel.massigkeit genau bezeichnet, indem man nachMoglichkeh das BiJdungsgesetz, d. h .. die Regelder konsonierenden Tone zu . beschreiben sucht. ,die aber durchdieses alles durchaus niche verstandlicher wird.

    Auch Wundt ist im Grunde der Ansichr, dassdas Konsonieren ein unmittelbar einleuchtendes

    .,

    '. ','

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    '.- 34 .. ,. . .

    Zusammenpassen bestimmter Tane "sci, welchesaus der E in fa c h h e it des Zusammeilklangesobne wei teres ersichtlich sei; und darum keinerweiteren Erklarung bediirfe; nur ist' ihm dabeinicht klar geworden, was .er mit "Einfaehheit"eigentlich meinte.Wahrend Wundt indessen diese unmittelbareEvidenz. nur fUr die Oktav und QUInt behauptet,wUrde ieh welter gehen und behaupten, dass siejedem konsonierenden Intervall zukommt.Wundt aber hat sich offenbar gefragt :Wo findet dann aber diese einleuchtende,auf der geringen Anzahl von Differenrtdnen be-ruhende "Einfachheit" ihre Grenze? Wieviel Dif-ferenztone dUrfen nur da sein, dam it ein Zu-sammenklang noeh einfach ist?Und ,da nimmt er dann eine unmittelbar aufdie "Einfachheit" gegrimdete Konsonanz nur fUrOktav und Quint mit ziemlicher WiIIkiirlichkeit an.Er sagt: "Fur die Ausbildung dieser Haupt-intervalle hat also aller Wabrscheinlichkeit nachdieses Moment der Einfachbeit die allgemeineBedeutung, dass es der Tonbewegung die Gren-zen gab, zwischen denen sich die weiteren Inter-valle ausbildeten."Oas Konsonieren der Tone in den Ubri'genIntervallen 5011begrlindet sein "in der Regel.massigkeit der Konsonanz".2. Reg elm ass ig k eit d e r K 0 n son an z,Nach Wundt also grUndet sich das Ken-sonieren des Oktavintervalles auf die "Ei~ach-heit" seines Zusammen~langes. Er fahrt nun

    .~. . 1 " ' .~ ' : ;, , ,," . . ..' , "T'" .... :- ,.':..:- ,::~ 5 .~ ...., .. ,furt'::',:riie ~~nbe~~~:'&el~st' f~ durch dieEigenschaft des Ge h 8r s,' St~ecken .der Tonlinieinnerhalb massiger' Gre~ze~zu -vergleichen undsymmetrisch zu tei1en,' VODSen,S'-.ZU einem wei-teren Motiv' der Intervallblldung." . ,Wundt nieint: Die Tone,' von den tiefstenbis zu den hocbsten, bilden in ihrer Gesamtheit\einestetig ansteigende Tonreihe, die man miteiner .stetig ansteigenden Linie vergleichen kann.Beliebige Abschnitte dieser Tonlmie konnen wirnun leicht halbieren und konnen so einen Tonfinden, der in der stetigen Tonreibe gleich weitvon den Begrenzungstonen des halbierten An-sehnittes abstebt und dessen Tonhohe: dem arith-rnetischen Mittel der Tonhohen der Endpunkt-Tone entspricht.. Und dieser Ton' konsoniert nun mit denTonen, welcbe den.halbierten Abschnitt der Ton-reibe begrenzen.Und warum? Bloss' weil wir ihn durchHalbicrung .einer "Tonstrecke" gefunden baben?Nein, sagt Wundt, sondern weil die Zwei-teiJung fUr unsdie natUr1ic~e Art der Einteilungstreckenhafter Gebilde ist,Bci der Gliederung von Raumstrecken undvon objektiv gleichartigen Lauten, die in stetigerFolge auftreten, bevorsugen wir die Zweiteilung.Das so eingeteilte erscheint unsaufdie natilr-lichste Weise gegliedert. Und darum stellen sichuns die durch Zweiteilung elner Tonstrecke el!t-stehenden iwei Intervalle 'a ls die innerhalb desgeteilten Intervalles nattirlichsteu: Intervalle dar.Und dadurch, dass solche Teilung -auch an~. . . . . . . ,.I

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    - 36 -nieht musikalischen .Intervallen gelingt," erweistsie sich als selbstandiges Prinzip der Intervall-bildung. .Damit will Wundt sagen: dass diese- 'Zwei-teilung einer gegebenen. "Tonstr~cke" nicht etwadeshalb so leicht gelingt, weil wir bei gebrauch-lichen musikalischen Intervallen den die Mittebildende~ Ton als mit den EndtBnen in be-stimmtem KonsonanzverhaItnisse stehenden ken-n e n, sondem wei} die Zweiteilung die natiir-lichste Weise der Einteilung ist, erhellt daraus,dass sie aueh an nicht musikalisehen Intervallengelingt.Und daraus geht auch hervor, meint Wundt,dass ~ieht etwa das Konsonieren der Tone dieLeiehtigkeit desZweiteilens begriindet, sondern 'dass diese natiirlichste Art der Einteilung derGrund ist, warum sich uns die Tone also kon-sonant, als natiirlich zusammenstim~end dar-stellen. Freilich hat sich Wundt wohl aueh denEinwand .gemacht, dass troti aller Natu.rlichkc:itder Zweiteilung doch bei Halbierung emes dis-sonierenden Intervalles nicht ein Ton gefundenwird der mit den Grenz-Tonen der Tonreih~ kon-soniert, sondern einer, der mit ihnen dissoniert.Darum fUgt er einschrankend hineu: Aller-dings ist dieses selbstandige Prinzip .in demein e n Punkt 'an die anderen p h 0n ISc henElemente gebunden, "dass die Hauptgrenzen derso vorgenommenen Gliederungen in den Eige~-sehaften der zusammenklingenden Tone vor~ebll-det sein mussen".Dies treffe, meint Wundt, fur die Oktave

    - 37ohne weiteres zu. Wu"dt will also sagen, 'wenn.uns = : einmal e i n kO,nsoniere1des .~nt:rvall ge-geben ,1St, .gelangen wir durch IZweiteilung dervon diesem begrenzten Tonreihe von selbst zuanderen und' durch weitere 'Z\\leiteiluDg dieseszu neuen konsonierenden Intervallen.Oder mit' andern Wort en:Dureh Zwciteilung eines konsonierenden Inter-valles gelangt man zu neuen konsonierenden Inter-vallen.Es ware also die "Konsonanz" schon voraus-gesetzt.Doeh wenn man auch davon absieht, dassalso in dieser Hinsicht das zu Erklarende schonvorausgesetzt ist, trifft die Behauptung Wundtsnieht zu,Denn man braucht nur mit der "Zweiteilung"iiber die grosse Terz hinauszugehen, undschonkommt man bei .der Halbicrung konsonierenderIntervalle zu Tonen, die mit den Grenztonendissonieren. .

    Mithin kann die von Wundt gemeinteReg elmass igkelt kein Konsonieren begriinden,Wundt begeht bei seinen Folgerungen einehaufig vorkommende Verwechslung.Einmal erklart er eine menschliche Fahigkeitund Neigung fUr eine Eigenschaft der Sachen,und dann hilt er einen Erkenntnisgrund fUr einen.Realgrund.Nehmen wir einmal an, es sei wirklich dasKonsonieren des Oktavintervalles begriindet inseiner "Einfachheit", sei ein einsichtiges Zusam-menstimmen auf Grund dieser "Einfaehheit"_

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    . 38 . r : ; ,\ ~ ~ .'- ,, :- ? ; , " . .n a n n ist aber cb:h. ;~~se' E u i f a c h h ~ ' ' ' ' ~ ~ ~dem Tongebilde 'ZukoDl-mendes~' ',',):'.: : .7 .. . . . ' . ' .. Was~~ ';r~r ~er~' fihigkek;~4j~l~iPng,begrenzte "TonreilJen". in.:~, M~tte:;%11 ' teilen,mit einzelnen Oder ~en,kliDgenden"'Tonenzu tun? Jedenfalls. ist doch uriseie Fihigkeitund Neigung n ic h t eine Eigenschaft .ein-wlneroder zugleich erklingender TOne.' .".: :.'Und es ist nieht z u versieheu, warum Tone,

    die nieht an sich konsonieren, es tun tun' s o H t e n ,weil wi r sie .c~. . . ... ., 1-,~..~. ;.. .

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    - .t.r" .: ..I.Wenn einer oder melirere"Tijn~

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    "._ 42 '.-,. ,.~. ' .- ... .Klinge. redet, .stets etwa!!'.gaoz anderes im~: 'Sinne'hat als d as, was die hie 'et nunc kcnsenierendenKlinge fUr.jedermann h()rbarli~h zu _einer-wohlgegliedertenEinheit 'zusammensc;hliesst,' die in-nerliche Zusammengehorjgkeit, die Einheitlichkeitdes Konsonierenden. -Die "Verwandtsenaft" oder .Zusammengeho-rigkeit, welche Wundt besehreibt, besteht darin,dass in dem Verwandten ein ideelles Drittes ge-meinsam ist, namlich in einem FaIle die "gleiehen ,Obertone", imanderen Faile in "Beziehung aufden gleichen Einklang".Diese' Verwandtschaft ist, wie ieh ,bei derUntcrsuchung des Begriffes der Verwandtsehafthervorhob, nur eine Art der Aehnliehkeit, welchedurehaus nieht die beim Konsonieren der Tonewahrnehmbar auffassbare Verwandtschaft aufGrund des hie et nunc wahrgenommenen Gehaltesdie "qualitative Verwandtschaft" die Einheitlich-keit in sich schliesst. 'Aehnliehkeit bedingt nur Zugehorigkei"t, zueinem in den ihnlichen Gegenstinden ausgestal-teten ide e II e n dritten Gegenstand, nieht aberZusammenpassen sueiner neuen w irk 1i c'h e nEinheit.Nur dann kanndie Aehnlichkeitsbeziehungaueh Wesensverwandtschaft, Einheitlichkeitbedin-- gen und begriinden, wenn der ide ell e 'dritte.Gegenstand, hinsicbtlieh dessen diebetreffendenGegenstandejihnlich sind, entweder: dasZusam-menpassen, "die Konsonaoz" selbst ist, oder .dieseals wesentliches Merkmal ail' sich trigt. ''Mit dem Hinweis auf .sol~be Beziehung'ist

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    d~nn .aber . n ~ r fe6tgestel~t: ~,:Kon~onierende Ton-gebilde 'sind, hinsichtlich. des Konsonierens ein-'ander' iihi'llieh. .. '. ,: . : i ! : . ,, : ;Gam~abgesehen da~n, ~kssWundt, bei derBegriindung der" "Konsonan.(' aufindirekte unddirekte Klaogverwandtschaft, (tie, Konsonanz der"Teiltone der Klange" als Erklariingsgrund ver-wendet und somit eine petitio principii' begeht,bestehtauch die Wundtseheindirikte Klangver-wandtschaft in Fallen," W o O sie .den Hauptgrunddes Konaonierens darstellen 5011, hiufig und .50gar gewohnlich gar nieht. "Wundt selbst macht bei der Kritik Helm-holtzscher Ansehauungen AusfUhrungen, die, aufseine eigene Schilderung undoKennzeichnung derindirekten Klangverwandtschaft .angewendet, die-ser vernichtende Schlage versetzen.Seite428 unten sagt .Wundt ."Bei der Klangfolge kommt die direkte "Kl.V." unmittelbar zur Geltung, die indirekte "Kl.V~" nur i n assoziativen .'Beziehungen, die die.Klangfolge mit dem Einzelklang und seinen Ele-mentenverbinden;"Und ferner ebenda: "Denn eben mit RUck-sieht auf die indirekte .Klangverwandtschaft, diedie Bestandteile 'eines konsonanten Zusammen-klanges vereinigt, .erscheint dieser als die Ver-bindung einer Mehrheit von Tonen, in der diewesentlichen Eigenschaften des Einzelklangesin grtisserer 'f,onstarke -und TonfUlle wieder-kehren:" .'

    Seite 43Sfiihrt dann Wundt gegen 'Helmholtzgerade .mit Riicksicht auf .dessen Annahme, dass, ,.,' ', _ , ~..~ ': '.

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    bei del' Konsonanz obertonfreier. Ton~die Assozla-tion mit obertonreichen ' Klangeneine 'gewisse :Rolle spiele (was ja Wundt im' vorstehendenselbst behauptet), folgendes aus:"Vollends dem Gedachtnis 'wird man einenEinfluss, wie er hier angenommen wurde, un-moglich zusehreiben kdnnen. Abgesehen davon,dass sich von einer so1chen Wirksamkeit des-selben im vorliegenden Falle nieht das Geringstenachweisen Iasst, scheint eben jener eigenartigeEindruck, den konsonante Intervalle in reinenTbnen hervorbringen, eine spezifische Form musi-kalisehcr Schonheit zu sein, die gerade auf derAbwesenheit der Partial-Tone beruht, die manhier als Gedachtnishilfen hcrbeiziehen mochte.Ueberdies, da in dem Reichtum und in del'relativen -Starke der Obert one musikaliseher In-strumente so iiberaus mannigfaltige Unterschiedevorkommen, an welchen dieser obertonreichenKlange sollte solche Assoziation ankniipfen?"1m Laufe dieser Kritik: scheint Wundt ganzvergessen zu haben, dass er sich in ilir selbstbefehdet, und er gibt dann, urn' zu .zeigen, dassdie von ihm behauptete indirekte Verwandtschaftauf Grund assoziativer Beziehungen von ganzanderer Art isi, plotelich eine Bestimmung dieserBeziehungen, welche mit der friiherer gegebenensieh durchaus nieht deckt. Wundt sagt:"Rier verhalt es sich doch wesentlich andersmit 'jenen assoziativen Einfliissen, die, me obenerwahnt, zweifellos Klangfolge rind Zusammen~klang aufeinander ausiiben. Wenti' z.~. in einemZusammenklang das Sextintervall ~ominiert. und

    I .

    . . . . . . "..:. - .. -, '.

    dann in einer Klangfolge die. Sext einen -jenemZusammenklang .verwandteniEindruck macht, soist das zunachst. ein . reiner- Gefiihlseffekt, der'aber in einem vollig .eindeutigen Verhaltnis derVorstellungselemente und in, der auf Grund des-selben entstehenden Assoziair~ine Grundlagehat. Diese form assoziativer Beziehung der Vor-stellungen begegnet UDS' in der Tat fortwahrendin den .verschiedensten Gestaltungen, wahrendein Analogon zU jener Gedachtniswirkung eineszusammengesetzten und ,-auf einen Einzelklangschwerlich aufzufinden ware." .Diese zweite Bestimmung des Wesens der"Klangverwandtschaft" lasst noch deutlicher wiedie erste erkennen, dass Wundt sich im Kreisedreht, dass er Konsorianz auf ihre Aehnliehkeitmit Konsonanz griindet.Das Begriindende ist im einen Fane Aehn-lichkeit mit den wesentlichen Eigensehaften desEinzelklanges, d. h. mit dessen "Konsonanz", imanderen Faile Aehnlichkeit mit einem friiher ge-horten konsonierenden Intervall.Die Wundtsche KIangverwaridtschaft entbehrtalso abgesehen davon, dass sie nur ausserst seltenwirklich vorhanden ist, jeder begriindenden Kraft,weil sie das zu Begriindende als Voraussetzungschon in sich schliesst. .

    4. To n-Ve r s c h m e l z u n g.Das . Konsonieren soIl auch auf der Ver-schmelzung des Konsoni~renden begrUndet ~ein.

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    .. . "WWldt sagt darUbu:.:._ . . ,!,"Nieht die Tatsache, dass9ie'iiberhaupt Yerschmelzungen -siad, .cbarak'erisiut aber die kon-sonanten .Zusammenklange, .denn das' sind die'Einzelklinge _und die Gerausche auch. 'Nochweniger stehen Konsonanz und Grad -der Ver-schmelzung in irgend einer Bezieh9ng zueinan'der; denn dann wiirden wiederum -die Einzel- ,klange und viele Gerausche die vollkomniensten

    Konsonanzen sein, und noch weniger wiirde derBegriff der Konsonanz auf gewisse Klangfolgenin einem freilich etwas veranderten Sinne iiber-tragen werden konnen, bei denen wenigstens vonciner intensiven Verschmelzung .iiberhaupt niehtdie Rede sein kann. Sind riun aber auch Kon-sonanz und Verschmelzung toto genere verschle-dene Begriffe, so stehen sie doch insofem inBeziehung zueinander, als die Art der Verschmel-zung bei den konsonanten Zusammenklingen eineeigentiimliehe sowohl von des des Einzelklangeswie der des Gerausches verschiedene ist." .Bedingung rur den, Grad der eigentlichenVerschmelzung ist namlich. ,

    ,,1. Die rei a t i v g e r i n g e Fe s tig k eitder Verachmelzung, daher wir' nieht bloss denEinzelklang nicht zu -den Konsonansen rechnen,sondern selbst das Intervall der Oktave auf die.Grenze zwischen~eigentlicher Konsonanz und Ein-zelklang verweisen," '.. . . .

    ,,2. Diedist inkt'e Tonverschmeleung, we1chedie Konsonanz mit dem Einzelklang gemeinsamhat die es aber vorn Gerausch unterscheidet.,Yom Einklang und Einzelklang doch dadureh

    '.

    . . . . . . . . . . . . . . - ., .'.' 7.- ~.....-, .-., .;l' :'.,,""

    '" . . . " " , . '.' "abweichend, dass Elemente, 'die' im Einzelklangzwar Qber der Bewusstseii1$.Schwelle,'aber dunklerbew~st waren und darum ni~ht als Einzelheitenlaufgefass( werden, nun' in 'den, Haupttonen deskonsonanten Zusammenklanges zu gesonderterAuffassung gelangen." - .

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    '.konsonierender Klanggebilde bezeichnet.> das' istein Zusammensein ganz anderer Art.' ,,',Bei ihm bleiben die individuellen 'Eig,enheitender das Ganze bildenden Teile wahrnehmbar er-halten ; die Teile erganzen sich nur. zu demGanzen, aber sie versehmelzen nieht im eigent-lichen Sinne. Die Vereinigung erster Art, desVerschrnolzenseins ist ein Zusammensein aufGrund schlichter Notwendigkeit, die der zweitenArt die 'Einheitlichkeit ein solches auf Grundeiner Regel j die erstere lasst uns das Verbundeneschlechthin raumlich aneinander gekettet, die an-dere als sinnvoll zueinander 'gefiigt erscheinen.Infolge dieser Grundverschiedenheit kannauch. die "Verschmelzung" erster Art auf keinerStufe zu einer ,;Verschmelzung" der andern Art,zu einer Einheitlichkeit werden; so wenig wiez, 'B. aus- einem Empfinden auf irgend einerStufe der Intensitat ein Vorstellen werden kann.Darum ist auch eine Verschmelzung von "re-lativ geringer Festigkeit" noch lange keine "Einheitlichkeit". Das Gelaute einer Kirchenglo.ckebildet mit dem gleichzeitigen Gerausch eines vor-beifahrenden Wagens eine, "Verschmelzung" vonrelativ Beringer Festigkeit, aber daru~ noeh keineinheitliches, konsonierendes Lautgebilde.Die ",Festigkeit" des Vereinigtseins oder der"Versehmelzung" bezeiehnet iiberhaupt in beidenFallen durchaus Versehiedenes: 1m einen Faile,inwieweit in: dem Ganzen die Teile iib.erhauptals soIche noch vorhanden und wahrnehmbarsind, im anderen FaIle, inwieweit die wahrnehm-

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    - s o -sonans vo n konsonanten intervallen ~Is' Voraus-setzung ausgeht, und darum das zu b~griiildendcals Grund mit auffiihrt, bleibt als Grund. desKonsonierens nach Wundt 'nur noch die' Ein-fachheit konsonanter Tongebilde ubrig, die aberin der Wundtschen Begriffsbestimmung als nu-merische Einfachheit auch nicht Konsonieren. be-grundet.Und da kein einziges dieser TonverhaltnisseKonsonieren als notwendige Begleiterscheinungbedingt, konnen sie es auch nicht alle zusam-men, selbst wenn eintritt, was Wundt sagt, narn-lich .,die metrischen und phonischen Eigenschaf-ten der Klangfarbe verbinden sich nun verrnogeihrer Entstehung gewisserrnassen in gekreuzterRiehtung".Wir haben indessen gesehen, dass Wundtbei .Aufzahlung dieser gesamten Bedingungenstets das Gleiche im Auge hat, die Einheitlich-keit der konsonierenden Tongebilde, deren volleEigenart und deren Bedingungen ihm allerdingszu errors.chen nieht gelungen ist.

    Wundt macht streng genommen gar nichtden Versuch, das Zusammenstimmen zu erklaren,jedenfalls hat er es nicht erklart.Nun 5011 das Dissonieren einfach in demFehlen des Konsonierens beruhen.Wundt sagt: "So liegt denn auch lediglichin der Abwesenheit dieser metrischen und phoni-schen Eigenschaften der Gegensatz der Kon-sonanz, die Dissonanz. .Aber zwischen einsichti-

    .~, . . . .

    , ~~',,;. . . . . .

    -51gem Zusammenstimmen und einsichrigem Durch-und Gegerieinanderstimmen Iiegt doch noch ein-Caches' Zugleichklingen, wie ~s im Wirrwarr des'Gerausches oder im Zugleichverlauten sehr un-gleichartiger Laute mit sehr lockerer Beziehung,z. B. beim Zugleichverlauten eines Klanges undeines Zischgerausches gegeben .ist.Darum kann von einer erklarenden Begrun-dung der "Dissonanz" bei Wundt erst 'recht keineRede sein.

    KrUge r.Kruger, der Assistent Wundts, dem wir eineReihe wertvo11er Untersuchungen tiber die hor-baren Eigenschaften konsonanter und dissonanterZusarnmenklange verdanken, glaubt durch dasBeschreiben bisher noch nieht genau beobach-teter Differenztone und' Differenztonerscheinun-gen, sowie durch gleichen Hinweis auf Zwischen-tonerscheinungen bei "d iss 0 niere n den Zu-sarnmenklangen" j sowie durch Hinweis auf cineReihc von angeblichen Eigenheiten des Kon-

    sonierenden, das Konsonanzproblem der Losungnaher gebraeht zu haben. Obwohl KrUgers zurErklarung angefilhrte Tatsachen in allem Wesent-lichen mit dem von Wundt Dargebotenen tiber-einstimmen, lasse ich sie wegen einiger Ab-weichungen doeh Iolgen.: Konsonanz beruht naehKrUger auf:I. Klarheit uud Einfaehhei't der Mehrklange, und .diese besteht in folgendem :

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    bei den Konsonan~enZUSalDl1lenJpingen,:g~C ; i < ; A ;. a rt i geraIs bei den, Dissonanlen:~,.!:,B.esollder.sist, je voUkomrnener die Konsonanz, der !ie(~te'eharakteristische Ton in allen seinen Eigensehaf.ten den iibrigen gleichzeitigen T~nen urn, soa h n Ii c her.In dem Ausdruck "gleiehartig'~ liegt .das.ganzeProblem des Konsonierens eingeschlossen. . Denner 5011 doeh nieht etwa G lei c h h e i t .dem Ge-halt nach, auch nieht etwa blosse Zu g e h 0 r ig-k e i t der "Teiltone" zu der Art "Ton" bezeich-nen, sondcrn jcne be son d ere Zusammengeho-rigkeit, tlie man auch als Verwandtschaft, derTone bezeichnet hat. Das mit d ie s e r "Gleich.artigkeit", dieser Verwandtschaft Gemeinte istallerdings das das Konsonieren Begriindende. 'Kriiger nun bezeiehnet .diese "Gleiehartig.keit" als Aehnliehkeit. Mit Aehnlichkeit. aberhat solche Gleichartigkeit oder vielmehr die Ver-wandtsehaft der konsonierenden Teiltone, die mitihr gerneint- ist, niehts iu tun.Denn, wie. ich schon Iriiher darlegtevbesagtirgcndwe1che Art der Aehnlichkeit,. d .. h. Zu-gehorigkeit zu einer gemeinsamen ideellen Ein-heit, gar niehts iiber ein :Zusammenpassen ,desAehnliehen zu einer w irk lie hen Einheit. DieGeeignetheit, eine wirkliche, reale Einheit zu bil-den, die dem Ge h a I t der Teile in einsiehtigerWeise entspricht, die, Wesensve~wandtsehaft .istvon aller Einheit grundverschieden.b) ABe Tone eines. Konsonanteneusammen-

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    S 3 -. klanges erscheinen k'l a r, einfach, -qualitativ be-stimmt und selbstandig.;' ". ,.r./:, " ..' Worauf Kruger' mit 'dleser tBemerkung hin-sielt,: das ist wiederum "eine-: Seite 'der Einheit-liehkeit konsonierender Tongebilde, namlich diedem Wesen der ,Teile durchaus' angemessene Er-ganzung zeigt sieh eben' darin,:: dass sieh dieTeile beim Zusammensein imganzen -nicht storen, nicht gegenseitig sich :von ihrer Eigenartirgend etwas rauben, sondern, ohne Einbusseihres Gehaltes, zu einer gesehlossenen hoherenEinheit zusammenschliessen.Kruger aber sieht nieht deutlich, was eigent-lich der :Grund dieser Art ~des Zusammenschlies-sens, welche den Gehalt der Teile unverandertlasst, was das Zusarnmenschliessende ist, 'und aufwas also' das Konsonieren sieh griindet.Denn er meint, es sei zum grossten Teiledie Intensitat eines Teiltones, clef die schwacherenTone gewissermassen iiberdeckt; er sucht jeden-falls das Vereinheitlichende in etwas Wirklichem,einem realen Teil .des Ganzen.So sagt er: :,Es wird die Einheitlichkeit desKlangganzen g~teigert durch das Vorhandenseineines Tones' von relativ "hoher 'Intensitat, be-sonders dann, wenn dieser intensive Teilton zu-gleichvtiefer .gelegen "ist als die. iibrigen."c) Auch b e a tig l i-ch d e r -Tb n h b h e sinddie Teiltone konsonanter Zusammenklange gleich-artiger. ."Ihre Hohenabstande sind auch bei den.unvollkommeneren Konsonanzen rel ativ.ger ing,namlich .stets und samtlich so gering,' als esmoglich' ist,'::ohne, 'dass lrgendwie 'nachbarl!che

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    - 54 -Verschmelzung Platz greift." Auch die hiermitangedeutete "G~ichartigkeit", die im durch-gehends geringen Hohenabstand der Teiltone be.stehen soli, kann an sich kein Konsonieren griln-den, weil vollkommenes Konsonieren auch beigrossem Hehenabstand, ~, B, bei Oktavverdop-pelungen, eintritt.

    In dem schein bar harmlosen "relatjv gering"liegt aber die ihrem Wesen nach nicht naherbezeichnete, besondere Art des Abstandes ein~.~geschlossen. Das Besondere des Hohenabstandeskonsonierender Tone voneinander gegeniiber demAbstand dissonierender liegt aber nicht blossdarin, .dass er im cinen FaIle durchgehends abosolut kleiner ist als im andern. d) Die Zahl der iiberhaupt vorhandenen be.sonderen ,Teiltone ist bei der Konsonanz durch-schnittlich kleiner als bei der Dissonanz.Die 'grossere' oder geringere Anzahl der Teil-tone kann kcin Konsonieren oder Dissonieren :begriinden, ,weil beides sowohl bei kleiner wiegrosser Anzahl von Teiltonen in vollkommenerWeise eintritt,e) 3,Die Differenztdne erklingen nur bei den

    Konsonanzenalle annahernd zugleich und gleichlang," .f) "Aile diese Momente, die mehrfach he-dingte" Gleichartigkeit, die Zahl der Teiltoneund die Starke des charakteristischen Tiefstenwirken ungeschieden zu dem Erfolge zusammen'dass wir die konsonanten Mehrklange im Gc~gensatz zu den dissonanten als "eillheitlich" auf:lassen, um so mehr, je vollkommener die Kon-

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    sonanz ist. Das Besondere der "Einheitlichkeit"ist mit diesenKriigerschen .Angaben nur gestreiftund in ihren Er1liuterunge~ fa!sch gek~nnzei~hnet,Zur Aufzeigung der notwendigen und .zureichen-den Bedingungen der Einheitlichkeit ist keinerfolgreicher Versueh gemacht.---__:. .. .Ausser den erwlihnten fiihrt Kruger noeh alsBedingungen des Konsonierens an:2. Ass 0 z i at i ve Mom e J\ t e :a) Aehnlichkeit mit Einkllingen.b) Bckanntheit. .a) Die konsonanten Zusammenkllinge. sind -im Gegensatz zu den dissonanten - ganz a h n .lic h gebaut wie die gewdhnlichen Einklange."Sie (diese Tatsache) hat zur Folge, dassdie konsonanten Zusammenklange aueh wegender qualitativen Aehnlichkeit, die sie mit denEinzelklangen verbindet, als relativ einfach odereinbeitlich erscheinen, urn so mehr, je vollkom-mener die Konsonanz und damit jene Aehnlich-

    keit ist,"Hiergegen ist schon bei der Kritik der Wundt-sehen Anschauungen 'das Entsprechende einge-wendet worden. Das Wesen der Einheitlichkeitist gerade, dass. sie aus dem einbeitlichen Ge-bilde und seiner Eigenart selbst evident ist.b) Die konsonanten 'Zusammenkllinge sindnach Kruger lIb e k ann t" : .a) weil aile konsonanten Zu~amrnenkllingeunter sieh und bei den versehiedenenArten der Erzeugung sebr lihnlieh sind,ahnlieher als die Dissonanzen .unter siqh ;~

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    (3 ) .weil,konsonante Zusaminenklange' mJ,der _ ',:. '" . -~ehrstim~ge~ 'MU5ik.h~ti~ger';~in~~1.als ; .~ .. ':dlss9nante;,:.'!:.:.::.-r - f;: J,.~.i, ! c ~ n ~ i!:.I)'~i; ...:;. '. l .,y) wei! sich:. konsonante ...Zusamrmmklange ..< : : e i " < \durch ihren iiberSichtlichen einfachen Bau,' .... - \ : ~ " I :ihre qualitative 'und . emetionell scharfere Abgrenzung gegen die benaehbarten Inter- I1 . ' . ; ,"valle fester: einpragen ..und slcherer wieder' .' ....~ erkannt werden als dissonantea: : " ~...:~Die Art von' Bekanntheit,. welche Krugerbeschreibt,. ist nicht eine Eigenheit- der Gegen-.

    stande, also in unserem FaIle der Tongebilde,sondem .eine .Eigenheit unseres- Verhaltens zuihnen. " .Mit dem Grade der von -Kruger angegebe-nen Bekanntheit eines Gegenstandes iindert sichdie Art, und der ..Grad meiner Beachtung, dieich ihm schenke, und der Grad und die Artder GefUhlsbedeutung, die der Gegenstand fUrmich hat. Der Gegenstand aber und seine Eigen-heit bleiben die gleichen, ob er mir mehr oderweniger bekannt ist. Aueh die zwischen. Gegen-standlichem bestehenden Verhaltnisse andern siehnicht, wenn sie mir bekannt :werden, .wenn ichan sie gewohnt werde.- , .! ' ," Allerdings erscheintmir -das, was ich so undso viele Male zusammen vorgefunden :habe,' .alseusammengehong; . Die IArt ';seines Zusammen-seins erseheirit mir schliesslich als selbstverstand-lich, natiirlich..'. . '.. ', .'" !l' ".! ..Aber diese Selbstverstandlichkeit besagt niehtsweiter, alsdass .durch sehr haufiges Erfabren desGleichen oder;;Aehnlichen ..die G'rosse;imeiner

    S6 - ' ., ,: '.:'..-; - . . . . . .. . ,~

    "'.to" . _-_'. e".;.. 51 -BeachtungJaller: Einselheiten -und

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    S8 -sonieren in Betracht kommende. Einheitlichkeitverstandlich gemacht ,und auf theoretisch Ein-facheres zurtickgeftihrt, d. h. erklart.

    Dissonanz.Diese .wird von Kruger zurtlckgefiihrt auf

    folgendes:I.Schwebungen: a) der Primartone, b) derObertone, c) der Differenztone, d) del' verschie-den angefiihrten Tone untereinander.2. Z wi s c hen ton v e r s c hmel ~un g. KrU-ger sagt daruber: "Alle Dissonanzen . . . enthal-ten in der Tiefe die Erscheinungen der durch

    Nachbarschaft bedingten Verschmelzung rninde-stens zweier Tone." ..3. Auf das Entstehen hochster spitzer Tone(Summationstone) oder Zwischentbne der Ober-tone und Entstehen unzerlegbarer Gerausche, alsProdukt der Zwischentonverschmelzung hoher.Obertone,4. Alle Dissonanzen enthalten mindestens- aneinem Punk'te - als Grundlage - eine ver-schwommene, zwiespaltig'e, unvollkommen ver-schmelzende, dazu rauhe :und schwebende Ton-masse, die von den isolierten und: schwebungs-freien Teiltonen fremdartig absticht.S. Die vorhandenen Teiltone sind ungleich-artiger im allgemeinen und ungleichartiger be-ziiglich der Hohendifferenz im besonderen.6. Die Zahl der Teiltone ist. grosser bei denDissonanzen als bei den Konsonanzen.

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    - S 9 '_., 7. Dissonanzen sind uns fremd, die Mehrzahldieser VerhaItnisse ist pr~tisFh ungewohnlich,erst recht ihre Zusammenordnung im einzelnenFaile.. 8. Die Starke und die z~he Folge derPrimartone ist bei Dissonanzen, bei der Ton-gebung unregelmassiger. Die Differenetone er-klingen nur bei den Konsonanzen annahernd zu-

    gleich und gleich Iang.9. Dissonanzen werden als verstimmte Kon-sonanzen aufgefasst. In Bezug darauf sagt Kru-ger: "Erst damit, dass die Dissonanzen als ver-stimmte Konsonanzen aufgefasst werden, wachstder Unterschied zwischen Konsonanz und Dis-sonanz zu jenem Gegenstande aus, den die Musi-ker mit Recht zu betonen pflegen und den siein den herkommlichen Konsonanztheorien niehterklart Iinden.""Beim Horen einer Dissonanz wird, wie er-wahnt, die zugehorige 'Konsonanz lebhafter undregelmassiger mit vorgestellt, als umgekehrt miteiner Dissonanz ihre. Verstimmungen.""Allerdings enthalt, was nach dem Gesagtcnwohl begreiflich ist, auch der Gesamteindruckder reinen Konsonanz Beziehungen zur Dissonanz.Wer irgend Erfahrungen .der angegebenen Artmacht, der erlebt mit der Konsonanz zugleicheinen Gegensata zur Dissonanz. Sie erscheintals richtig, ungetriibt, nicht dissonant."Von diesen Darlegungen Krugers beschreibtdas unter I, 3 und 4 Angeftihrte nur Eigen-schaften dissonierender Tongebilde. Dass demunter S ' 6.Behaupteten erklarende Kraft 'man-,

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    - 60,.gelt .. ist schon bei Besprechungvder '.KonsOnanzhervorgehoben .. Das unter Punkt:::3': 'E~wahnie"

    halte ich fUr unw6sentlich:'fiir~.die:':BegtUndllngdes Dissonierens. . . . '.::~;:,.::l. . Soviel ich : sehe, enthalt nur Punkt' ~2 .einenkurzen Hinweis auf den Grund des' Dissonierens,namlich den Hinweis auf die Clurch":NachbarIchaft, bedingte Verschmeleungv. ""..' .:Doch enthalt Punkt 7 .und: 9'wichtige Be-.hauptungen, in we1chen zwar Richtiges gemeintzu sein scheint, die aber durch Umdeutung dlesesRichtigen etwas nieht Haltbares aussagen. KrUger sagt: Dissonanzen sind uns f r em d,Dies "fremd" kann einmal heissen : wenig be-kannt, in dem Sinne -erlautert es KrUger; :zwei-tens kann es bedeuten '"b e f rem den do!unnatiir-lich, und wegen dieser Unnatiirlichkeit.abstossend.

    Fremdheit, die in "Unbekanntschaft" und .in.letzter Linie in' mangelnder Gewdhnung an das"Fremde" besteht, kann ich 'in Bekanntheit ver-wandeln, wonn ieh den fremden Gegenstand rechtgenau, aufmerksam betrachte, sodass ich ihn inseiner ganzen Eigenart kennen leme.. :Von sogearteter Fremdheit kann nichtgut bei Dis-sonanzen die Rede sein, denn selbst wenn mandie noch fragliche Meinung zugibt, ' wir bekamenDissonanzen selten zu :horen, bleibt, doch :dendissonierenden .Tongebilden ihre Fremdheit,' .ihreUnnatUrlichkeit, so genau man auch ihre

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    ..#....;rp".-'" - :1 .'\:" '""" .." '- -t " - ',:, ... ,.,fi."::l'''~ 'f,~ ~;:,.,.c."~ ...J \ . . . . ',f' .~":--" 11, ' . ' > ~ : : : : : ~ .~ ~ ~ .ir~~'::":.........r :: . .,..\:.~ ~ '"''. " . > : . ' : : j { 1 ; i ~ ~ T > ' -

    menschliche Eigenschaft, die sich geg~~Ub~~Ge- ~,.~~.'.. :;~~~ ~ t 1 : ; " !:"genstanden a 11e r Art offenbart, namIich. - die, ..,.' \:.:![:~ ;~;~:;~~Iu~:;~:h~!~rA ~ 1 ! : ~ u n : n~~ i ~ : ~= ' } : ; f f ~ , ; ~ . h ' :tatigkeit stetig ab~immt. 1m anderen Fane ist .-.i, ....r :.die Erleichterung bedingt durch eine Eigenheit .. :\\ t ~ ~ ? " des Gegenstandes, namlich seine Regelmassigkelt, :: "~~\,~ j ~ ~ ~ , : : , -Einheitlichkeit. " ' : ~ 5 ~ {'rAlle mannigfaltigen Gebilde, die so, geglie- " '- :'1 '; :' : 1 ~.. ' : ~ ' . .dert sind, dass die Beziehungen ihrer Teile nacho :. ~~~.,einer odermehreren Richtungen gleich sind, sind ':.;:dadurch leichter auffassbar als Gebilde aus glelch '..:,~viel unregelmassig' geordneten Teilen. Zugleichvermeinen wir in die Berechtigung 'solcher An-ordnung eine besondere Einsicht zu h~ben. Siestellt sich uns als Anordnung dar, die wir rich-tig finden, billigen.

    Dabei ist aber nicht etwa die Erleichterungunseres Auffassens solcher einheltllcher, regel-'massiger Gegenstande der .Grund, weshalb wirsie einheitlich finden und weshalb sie einheit-lich sind sondern beides, die Einheitlichkeit derGegenstinde und die Tatsache, dass sie leichteraufgefasst werden, besteht fUr sich.

    Die von KrUger vielleicht gemeinte, abernicht beschriebene, den konsonierenden Toneneignende Bekanntheit ist nichts ~deres .als d~r:enunmittelbar und sofort erschauhche, m kemerWeisebefremdende, sondern vielmehr durchauseinleuchtende Zusamrnellgehorlgkeit.

    Und mir scheint das Einleuchtende des Zu-sammenseins der konsonierenden Tone" bedingtzu sein dadurch, dass sie ,regelmassige Gebilde

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    "darstellen.: .Die ~on KiUg e r beschrieben~. Be-kanntheit d~r konsonierenden undFremdheit derdissonierenden Tongebilde ~onnen wir indessen.getrost aus der Reihe der 'wirklichen 'Bedingun-gen des Konsonlerens und:J;)issonierens streichen,

    Was 'Kruger noch Ub~;-""diebeim Erleben.konsonierender und dissonierender Tongebildesich einstellenden Gefiihle und deren Stellungin dem Gesamterlebnis sagt, Ieidet so sehr untermangelhafter Unterscheidung von sachlichen Ge-genstanden, unserer Art des Wissens urn solche,unserer .Bewertung der Gegenstande, unseremWohlgefallen an den Gegenstanden, kurzum unterder mangelhaften Unterscheidung vom Psychi-schen und Sachlichen, dass ich davon absehe,naher darauf einzugehen.

    ,

    Stumpf.Stumpf hat als Hauptmerkmal konsonieren-

    der Tone deren Einheitlich erkannt. Er betontdabei ausdriicklich, dass diese Einheitlichkeit denTongebilden anhaftet, weil sich ihre Teile zu-sammengehorig erganzen. Er weist dabei aus-driicklich stellenweise hin auf -die Freude amErkennen der .Teile eines Komplexes, zu demsic sich ,zusammengehorig erganzen. .

    Diese Einheitlichkeit soil nun nach Stumpfin der Verschmelzung der Teile-des Gebildesbegriindet .sein. Es sollen demnach .5tufen desKonsonierens, .Stufen der Verschmelzung sein.Weil er. indessen nicht tatsachliche Verschmel-zung von blosser Eingliederung ..in ein Ganzesunterscheidet (von Verschmelzungs n e igun g),

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