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Eine Analyse des Rechts des unlauteren Wettbewerbs.
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R u h r - U n i v e r si t t B o ch u m
Juristische Fakultt
W E T T B E W E R B , W E R B U N G U N D R E C H T
Eine Kritik des Rechts des unlauteren Wettbewerbs in Deutschland
aus historischer, rechtsvergleichender und konomischer Sicht
zusammengefhrt am Beispiel der vergleichenden Werbung
Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines
Doktors der Rechte durch die Juristische Fakultt der Ruhr-Universitt Bochum
vorgelegt von
Oliver Marc Hartwich
Diplom-konom / Essen
Dekan: Professor Dr. Peter Kindler
Erstberichterstatter: Professor Dr. Daniel Zimmer LL.M.
Zweitberichterstatter: Professor Dr. Karl-Nikolaus Peifer
Tag der mndlichen Prfung: 25. November 2003
Meinen Eltern
IThe title of a Doctor, such as it is, you will say, gives somecredit and authority to the man upon whom it is bestowed;it extends his practice and consequently his field of doingmischief; it is not improbable too that it may increase his
presumption and consequently his disposition to domischief. [] That doctors are sometimes fools as well as
other people, is not, in the present time, one of thoseprofound secrets which is known only to the learned.
Adam Smith
Vorwort und Danksagung
Die vorliegende Arbeit ist als Dissertation an der Ruhr-Universitt Bochum entstanden. Dort
hatte ich ursprnglich Wirtschaftswissenschaft studiert, aber bereits whrend dieses Studiums
ein immer strkeres Interesse an Rechtsfragen entwickelt. Geweckt wurde es nicht zuletzt
durch die hervorragenden Vorlesungen und bungen bei Herrn Dr. iur. Uwe Hoffmann, der
mich insbesondere fr das Rechtsgebiet des unlauteren Wettbewerbs nachhaltig begeistern
konnte und mich bereits bei meiner Diplomarbeit zu einem Thema aus dem Bereich des UWG
untersttzt hat. Ihm gilt mein erster Dank, denn ohne seine Ermutigung, eine juristische
Promotion als Nicht-Jurist zu wagen, wre diese Arbeit nicht entstanden. Zudem bin ihm
dankbar fr den regen und anregenden Gedankenaustausch, den wir auch nach meinem
Wechsel an die Juristische Fakultt gepflegt haben.
An der Juristischen Fakultt wurde ich von Herrn Professor Dr. iur. Daniel Zimmer LL.M. als
Doktorand angenommen. In ihm hatte ich einen Doktorvater gefunden, der sich auf das
Wagnis einer fachfremden Promotion einlie und mir in der Folge sowohl groe Freiheiten
bei der Bearbeitung des Themas als auch grozgige Untersttzung gewhrte, wo immer ich
sie bentigte. Eine bessere Betreuung als jene, die ich bei Herrn Professor Zimmer erfahren
durfte, kann ich mir nicht vorstellen, und dafr danke ich ihm sehr herzlich.
So wie es ist, werden Sie sagen, da der Doktortitel demjenigen, dem er verliehen wird, Ansehen undAutoritt verleiht; er erweitert seine Praxis und in der Folge sein Gebiet, auf dem er Schaden anrichten kann;es ist auch nicht unwahrscheinlich, da er seine Anmaung steigert und in der Folge seine Neigung, Schadenanzurichten. [...] Da Doktoren manchmal ebenso Dummkpfe sind wie andere Leute, ist heutzutage keinesjener tiefen Geheimnisse mehr, welche nur Gelehrten bekannt sind.; Adam Smith in einem Brief ber diemedizinische Ausbildung an Doktor Cullen, abgedruckt in: Rae, Smith, 1895, S. 275. Eine bertragung aufandere Fachdisziplinen scheint jedoch nicht ausgeschlossen, vgl. Fetter, Economists, 1981, S. 31.
II
Ebenfalls einen groen Anteil am Zustandekommen dieser Arbeit hat Herr Professor David
John Harland von der Law School der University of Sydney, Australien. Er war sofort bereit,
mich als Visiting Scholar nach Sydney einzuladen und dort das rechtsvergleichende Kapitel
meiner Arbeit zu betreuen. Herrn Professor Harland habe ich fr seine vielen guten Rat-
schlge zu danken und Fakultt und Mitarbeitern der Law School fr ihre Gastfreundschaft,
die sie mir haben zuteil werden lassen. Thank you very much for making me feel at home.
Schlielich darf der Erstatter des Zweitgutachtens nicht unerwhnt bleiben, welches in diesem
Fall dankenswerterweise von Herrn Professor Dr. iur. Karl-Nikolaus Peifer angefertigt wurde.
Seinem Gutachten konnte ich eine Flle guter Anregungen entnehmen. Ein herzlicher Dank
gilt auch der Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universitt Bochum e. V., die mir aus Mitteln
der Wilhelm und Gnter Esser-Stiftung im Jahr 2002 ein Stipendium gewhrt hat. Zudem
danke ich der Studienstiftung des deutschen Volkes fr die Untersttzung meines Studiums
der Wirtschaftswissenschaft. Dieser Dank schliet besonders meinen Vertrauensdozenten,
Herrn Professor Dr. Dietrich K. Hofmann, und den Referenten der Studienstiftung, Herrn Dr.
Rainer Strub-Rttgerding, ein: Danke fr die freundliche Begleitung meines Studiums auch
ber den Frderungszeitraum hinaus.
Neben den genannten Betreuern aus dem akademischen Umfeld schulde ich vor allem meiner
Familie Dank fr vielfltige materielle und immaterielle Untersttzung. Insbesondere danke
ich meinen Eltern, denen diese Arbeit gewidmet ist, fr die ermutigende Begleitung der
Arbeit und nicht zu vergessen das mhsame Korrekturlesen. Auch meinem Bruder, Herrn
cand. rer. oec. Tobias Ralph Hartwich, sage ich Dank fr die zahlreichen und hufig auch
kontroversen Diskussionen, die wir zu manchen Problemen hatten.
Bedanken mchte ich mich ganz besonders auch bei Herrn Rechtsreferendar Bijan
Nowrousian, mit dem ich viele rechtsgeschichtliche und rechtsphilosophische Fragestellungen
errtern durfte. Er hat mein Bewutsein fr manches Problem geschrft, und davon abgesehen
waren unsere Unterhaltungen stets auch im besten Sinne unterhaltend.
Auerdem mchte ich allen Freunden und Bekannten danken, die sich in den vergangenen
Jahren oft genug gefragt haben mssen, was an guten Sitten, vergleichender Werbung
oder Recht und konomie so spannend sein kann, da man sich damit freiwillig ber
lngere Zeit beschftigen kann schlimmer noch da man es als Autor so spannend findet,
da man besagte Freunde und Bekannte selbst dann daran teilhaben lassen mchte, auch wenn
III
genannte Begriffe dem Laien manchmal wie bhmische Drfer erscheinen mgen. Ihnen allen
Danke fr die Geduld, die sie mit mir gehabt haben.
Last but definitely not least ein besonders herzlicher Dank an meine Freundin, Ms Julie Tan,
die mir whrend der gesamten Zeit der Anfertigung meiner Dissertation mit liebe- und
verstndnisvoller Aufmunterung sehr geholfen hat.
Bei all dem Dank, den ich zu sagen hatte, sei das bliche Caveat nicht vergessen: Die hier von
mir vertretenen Positionen werden nicht notwendigerweise von denen, die mich in den letzten
Jahren begleitet haben, geteilt; fr Fehler und Unzulnglichkeiten des vorliegenden Textes bin
ich selbstverstndlich alleine verantwortlich.
Nun, da die Arbeit erfolgreich abgeschlossen und von der Juristischen Fakultt angenommen
ist, bleibt mir nur noch, in Zukunft die oben wiedergegebene Warnung Adam Smiths zu
bercksichtigen und mit der nachahmenswerten Bescheidenheit eines Friedrich August von
Hayek (s. umseitig) weiter naiv-fragend durchs Leben zu gehen.
Essen, im Januar 2004 Oliver Marc Hartwich
IV
You may even feel that
most of what I have said has been commonplace.
But from time to time it is probably necessary
to detach ones self from the technicalities of the argument
and to ask quite naively what it is all about.
Friedrich August von Hayek
(Economics and Knowledge, in: Economica 4/1937, S. 33-54, hier: S. 54)
Inhaltsverzeichnis V
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorwort und Danksagung ........................................................................................................I
Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................... V
Abkrzungsverzeichnis..................................................................................................... XVII
Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................XXIII
A. Einleitung ____________________________________________________________ 1
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland __ 7
I. Vorbemerkungen................................................................................................... 7
1. Zur Notwendigkeit der Kenntnis des historischen Kontexts............................ 7
2. Der Begriff des Wettbewerbs........................................................................... 9
a) Sprachliche Herkunft des Begriffs .............................................................. 9
b) Anstze in der wettbewerbsrechtlichen Literatur ...................................... 10
c) konomische Begriffsbestimmung ........................................................... 12
3. Wettbewerb als notwendige Voraussetzung unlauteren Wettbewerbs?......... 15
4. Zur Bezeichnung des Rechtsgebiets............................................................... 16
II. Der Weg zum UWG von 1909............................................................................ 17
1. Wirtschaftliches und politisch-rechtliches Umfeld vor Grndung desDeutschen Reiches 1871 ................................................................................ 17
2. Wirtschaftsentwicklung nach der Reichsgrndung........................................ 20
3. Erste gesetzliche Initiativen zum gewerblichen Rechtsschutz ....................... 27
4. Das Gesetz zur Bekmpfung des unlauteren Wettbewerbs von 1896............ 31
5. Die Anwendung des Gesetzes zur Bekmpfung des unlauterenWettbewerbs unter dem Einflu der Einfhrung des BrgerlichenGesetzbuches.................................................................................................. 36
InhaltsverzeichnisVI
6. Neufassung des UWG von 1909 .................................................................... 40
7. Zusammenfassung der Rechtsentwicklung bis 1909 ..................................... 42
III. Entwicklungsabschnitte des Rechts des unlauteren Wettbewerbs seit
Inkrafttreten des UWG von 1909........................................................................ 43
1. Anfngliche Rechtsanwendung des UWG..................................................... 43
a) Das UWG bis zum Ende des Kaiserreiches............................................... 43
b) Die verstrkte Hinwendung zur Generalklausel nach dem Ersten
Weltkrieg ................................................................................................... 45
2. Unlauterkeitsrecht und Nationalsozialismus.................................................. 48
a) konomischer Hintergrund: Weltwirtschaftskrise.................................... 48
b) Nationalsozialistisches Wirtschaftsverstndnis......................................... 49
c) Auswirkungen auf das Unlauterkeitsrecht................................................. 50
d) Langzeiteffekte nationalsozialistischen Unlauterkeitsrechts..................... 55
3. Weiterentwicklung in der Nachkriegszeit ...................................................... 56
a) Wirtschaftliche und politische Situation bis zur Grndung der
Bundesrepublik Deutschland..................................................................... 56
b) Wettbewerb und Werbung in der jungen Bundesrepublik ........................ 58
c) Einfhrung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrnkungen................. 60
d) Novellierungen des UWG in den sechziger Jahren ................................... 62
e) Zwischen leistungsgerechtem Wettbewerb und (vorgeblichem)
Verbraucherschutz ..................................................................................... 64
f) Deregulierungsimpulse.............................................................................. 66
g) UWG-Reform 2004 ................................................................................... 69
IV. Alternative Anstze zur Konkretisierung des Begriffs der guten Sitten i. S.
v. 1 UWG ......................................................................................................... 73
1. Vorbemerkungen............................................................................................ 73
2. Anstandsformel .............................................................................................. 73
3. Rckgriff auf ethische berlegungen ............................................................ 75
4. Konventionalnormen...................................................................................... 76
5. Rechtsfortbildungsauftrag und ordre public .................................................. 77
6. Leistungswettbewerb...................................................................................... 78
7. Funktionales Verstndnis ............................................................................... 80
Inhaltsverzeichnis VII
V. Die Entwicklung des Unlauterkeitsrechts in Deutschland Versuch einer
kritischen Wrdigung.......................................................................................... 82
C. Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Common Law-Systemen am Beispiel
Australiens __________________________________________________________ 85
I. Vorbemerkungen................................................................................................. 85
1. Zweck des Vergleichs mit dem australischen Wettbewerbsrecht .................. 85
2. Der Begriff des Common Law ....................................................................... 87
II. Alternative Regelungsmglichkeiten fr das Recht des unlauteren
Wettbewerbs........................................................................................................ 89
1. Lnder des Civil Law ..................................................................................... 89
a) Ableitung aus zivilrechtlichen Generalklauseln ........................................ 89
b) Der Lex-Specialis-Ansatz.......................................................................... 90
2. Lnder des Common Law .............................................................................. 91
a) Mittel des Common Law und der Equity .................................................. 91
b) Ergnzung durch Gesetzesrecht................................................................. 94
3. Zusammenfassung der unterschiedlichen Anstze......................................... 96
III. Die Rechtsinstitute des Common Law auf dem Gebiet des unlauteren
Wettbewerbs........................................................................................................ 97
1. Unerlaubte Handlungen (torts)....................................................................... 97
a) Definition des Begriffs tort ....................................................................... 97
b) Herausbildung der torts im englischen Recht ........................................... 99
2. Economic torts als Abwehrmanahmen gegen unlauteren Wettbewerb eine Gegenberstellung mit den Bestimmungen des deutschen Rechts ...... 102
a) Vorbemerkungen ..................................................................................... 102
b) ble Nachrede, Kreditgefhrdung, Anschwrzung (defamation) ........... 103
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 103
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 107
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 109
aa) Unterschiedliche Ausdrucksweisen .............................................. 109
bb) Die remedies im Falle einer defamation ....................................... 110
) Zusammenfassung .............................................................................. 113
c) Rufschdigung (injurious falsehood) ...................................................... 114
InhaltsverzeichnisVIII
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 114
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 116
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 118
) Zusammenfassung .............................................................................. 119
d) Tuschung (deceit) .................................................................................. 120
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 120
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 124
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 126
) Zusammenfassung .............................................................................. 128
e) Herbeifhrung eines Vertragsbruchs (procuring a breach of contract).. 129
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 129
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 133
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 135
) Zusammenfassung .............................................................................. 137
f) Einschchterung (intimidation) ............................................................... 137
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 137
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 144
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 145
) Zusammenfassung .............................................................................. 145
g) Kollusives Zusammenwirken (civil conspiracy) ..................................... 146
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 146
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 152
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 153
) Zusammenfassung .............................................................................. 154
h) Tuschende Anlehnung (passing off) ...................................................... 154
) Erfate Sachverhalte ........................................................................... 154
) Verteidigungsmglichkeiten (defences) ............................................. 167
) Rechtsfolgen (remedies) ..................................................................... 168
) Zusammenfassung .............................................................................. 170
i) Unlauterer Wettbewerb als tort? (unfair competition) ............................ 171
3. Bewertung .................................................................................................... 173
Inhaltsverzeichnis IX
a) Zusammenfassung der Gegenberstellung von Common Law-
Regelungen mit den deutschen Vorschriften zum unlauteren
Wettbewerb.............................................................................................. 173
b) Versuch einer historischen Erklrung der Position des anglo-
australischen Common Law gegenber Handlungen im Wettbewerb .... 174
) Quellen des australischen Marktverhaltensrechts nach Common
Law ..................................................................................................... 174
) Der konomische Hintergrund der Entwicklung der economic
torts im England des 19. Jahrhunderts................................................ 176
IV. Die Reaktion des australischen Gesetzgebers auf die Begrenztheit des
Common Law bei der Bekmpfung unlauteren Wettbewerbs .......................... 180
1. Grundzge der australischen Rechtsgeschichte ........................................... 180
2. Australian Industries Preservation Act 1906................................................ 186
3. Trade Practices Act 1965 und Restrictive Trade Practices Act 1971 .......... 187
4. Trade Practices Act 1974 ............................................................................. 189
V. Die Anwendung der Generalklausel in Sec. 52 des Trade Practices Act 1974 192
1. Systematische Einordnung ........................................................................... 192
2. Die Tatbestandsmerkmale ............................................................................ 193
a) Juristische Person (corporation).............................................................. 193
b) Im geschftlichen Verkehr (in trade or commerce) ................................ 196
c) Verhalten (engage in conduct) ................................................................ 199
d) Irrefhrung oder Tuschung (misleading or deceptive or likely to
mislead or deceive).................................................................................. 202
3. Beispiele fr Irrefhrung und Tuschung nach Sec. 52 TPA ...................... 206
a) Irrefhrung ber die betriebliche Herkunft ............................................. 206
b) Schweigen................................................................................................ 208
c) Vorhersagen, Versprechen und Meinungsuerungen............................ 210
d) Werbeanpreisungen ................................................................................. 212
e) Merchandising ......................................................................................... 215
4. Rechtsfolgen bzw. remedies bei Versten gegen Sec. 52 TPA ................. 219
a) Schadensersatz (Sec. 82 TPA)................................................................. 219
b) Verfgungen (Sec. 80 TPA) .................................................................... 224
InhaltsverzeichnisX
c) Berichtigende Werbung und sonstige Verfgungen (Sec. 86A, 87 und
86C TPA)................................................................................................. 228
5. Sec. 52 TPA im Vergleich mit 1 und 3 UWG......................................... 231
a) Vergleich des materiellen Rechts ............................................................ 231
b) Vergleich der Rechtsfolgen ..................................................................... 235
VI. Ergnzung der Generalklausel durch Spezialtatbestnde ................................. 238
1. Vorbemerkungen.......................................................................................... 238
2. Besondere Formen der Irrefhrung (Sec. 53 ff. TPA) ................................. 240
a) Sec. 53 (a) und (aa) TPA: Angaben zu Standards, Qualitt, Wert,
Handelsklasse, Beschaffenheit, Stil, Modell, Vorgeschichte oder
vorheriger Verwendung........................................................................... 240
b) Sec. 53 (b) TPA: Angaben zur Neuwertigkeit von Gtern...................... 242
c) Sec. 53 (bb) TPA: Angaben zur Auftragserteilung ................................. 243
d) Sec. 53 (c) und (d) TPA: Angaben zu bestimmten Eigenschaften von
Gtern, Dienstleistungen oder juristischen Personen.............................. 243
e) Sec. 53 (e) TPA: Preisangaben................................................................ 245
f) Sec. 53 (ea) TPA: Verfgbarkeitsangaben .............................................. 246
g) Sec. 53 (eb) TPA: Herkunftsangaben...................................................... 246
h) Sec. 53 (f) TPA: Erforderlichkeitsangaben ............................................. 248
i) Sec. 53 (g) TPA: Garantie-, Bedingungs- und Vertragsangaben ............ 248
j) Sec. 53A TPA: Angaben zu Grundstcken ............................................. 249
k) Sec. 53B TPA: Angaben zu Arbeitsverhltnissen ................................... 250
l) Sec. 53C TPA: Angaben bei Gewhrung von Ratenzahlung .................. 250
m)Sec. 55 TPA: bernahme von Art. 10bis (3) PV................................... 250
n) Sec. 55A TPA: Besondere irrefhrende Angaben zu Dienstleistungen .. 252
o) Vergleich mit strafbewehrten Irrefhrungsverboten des deutschen
Rechts ...................................................................................................... 253
) Irrefhrungsverbote nach UWG ......................................................... 253
) Irrefhrungsverbote briger Gesetze .................................................. 254
) Zusammenfassung .............................................................................. 256
3. Besondere Formen strafbarer unlauterer Wettbewerbshandlungen imVergleich mit strafbewehrten Bestimmungen des deutschen Rechts........... 258
a) Sec. 54 TPA: Zugaben............................................................................. 258
Inhaltsverzeichnis XI
b) Sec. 56 TPA: Lockvogelwerbung............................................................ 259
c) Sec. 58 TPA: Tuschung ber Leistungswillen ...................................... 262
d) Sec. 59 TPA: Angaben ber Geschftsttigkeit ...................................... 264
e) Sec. 57 und 61 TPA: Progressive Kundenwerbung ................................ 264
f) Sec. 60 und 53A (2) TPA: Belstigung, Ntigung und Zwang............... 266
g) Sec. 63A ff. TPA: Zusendung unbestellter Waren .................................. 268
4. Verteidigungsmglichkeiten gegen Klagen nach den strafbewehrtenVorschriften des Abschnitts VC TPA .......................................................... 272
5. Strafrechtliche Konsequenzen von Versten gegen Abschnitt V TPA...... 275
6. Sec. 51AA, 51AB und 51AC TPA: Sittenwidriges Verhalten..................... 278
VII. Bewertung des australischen Ansatzes zur Bekmpfung des unlauteren
Wettbewerbs...................................................................................................... 281
D. Die konomie der Marketingregulierung________________________________ 287
I. Die Bedeutung des konomischen Vorverstndnisses fr die praktische
Ausgestaltung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs ................................... 287
II. berblick ber die traditionelle Theorie der Werbung..................................... 290
1. Werbung im neoklassischen Modell der vollstndigen Konkurrenz ........... 290
a) Prmissen des Modells vollstndiger Konkurrenz .................................. 290
b) Ermittlung von Preisen und Mengen im Modell ..................................... 292
c) Die Unvereinbarkeit von Werbung und Neoklassik................................ 294
2. Werbung und monopolistische Konkurrenz................................................. 296
a) Grnde fr die Abweichung vom Modell der vollstndigen
Konkurrenz .............................................................................................. 296
b) Der Preismechanismus im Modell Chamberlins ..................................... 297
c) Funktionen der Werbung bei monopolistischer Konkurrenz .................. 298
3. Kritik am Postulat der Dichotomie der Werbewirkungen............................ 300
a) Rationalittsvermutung............................................................................ 300
) Die Prmisse des homo oeconomicus ............................................. 300
) Soziale Restriktionen .......................................................................... 301
) Informationsrestriktionen.................................................................... 301
) Zwischenfazit...................................................................................... 304
b) Gtereigenschaften und Informationsverhalten....................................... 305
InhaltsverzeichnisXII
c) Zusammenfassung ................................................................................... 306
III. Alternative Anstze zur Bewertung der Wettbewerbswirkung von Werbung.. 308
1. Wurzeln der modernen Informationskonomie ........................................... 308
2. Werbung als Mittel zur Verminderung der Suchkosten............................... 311
a) Stiglers Economics of Information ...................................................... 311
b) Telsers Advertising and competition ................................................... 315
3. Werbung als Qualittssignal......................................................................... 320
4. Werbung als Reputationsmechanismus........................................................ 325
IV. Gegenberstellung der traditionellen und der modernen Theorie der
Werbung............................................................................................................ 328
1. Unterschiedliches Wettbewerbsverstndnis ................................................. 328
2. Unterschiedliche Funktionen der Werbung.................................................. 335
3. Zusammenfassung........................................................................................ 337
V. Eine alternative Sicht von Werbung und Wettbewerb: der Ansatz der
Modern Austrian Economics ............................................................................ 339
1. Die Rolle der sterreichischen Schule in der wirtschaftswissenschaftlichenDogmengeschichte ....................................................................................... 339
2. Ausgangspunkte: Unvollstndiges Wissen, Ungleichgewichte undUnternehmertum........................................................................................... 342
a) Unvollstndiges Wissen und Ungleichgewichte ..................................... 342
b) Unternehmertum...................................................................................... 343
) Schumpeters schpferische Zerstrung .............................................. 343
) Von Mises homo agens ...................................................................... 344
) Kirzners Arbitrageur ........................................................................... 345
3. Die evolutorische Funktion der Werbung in der Sicht der Modern AustrianEconomics .................................................................................................... 347
a) Von Mises ber business propaganda ..................................................... 347
) Von Mises Vorwegnahme der modernen Werbetheorie .................... 347
) Information und Persuasion ................................................................ 348
) Werbung und Bedrfnisweckung ....................................................... 349
) Ablehnung paternalistischer Regulierung........................................... 350
) Kritik................................................................................................... 352
Inhaltsverzeichnis XIII
b) Kirzners Sicht der Werbung als alerting the consumer........................... 353
) Untrennbarkeit von Produkt und Information .................................... 353
) Information und Persuasion ................................................................ 355
) Zur Fragwrdigkeit des Konzepts der Konsumentensouvernitt...... 358
) Irrefhrung und Regulierung .............................................................. 360
) Kritik................................................................................................... 361
4. Zusammenfassung und Kritik ...................................................................... 362
VI. Lauterkeitsrecht als Teil der Marktordnung...................................................... 366
1. Anarchie oder Ordnung................................................................................ 366
2. Von Hayek und the rule of law ..................................................................... 367
3. Anforderungen an freiheitssichernde Regeln............................................... 370
4. Die Generalklauseln des UWG als freiheitssichernde Regeln? ................... 372
5. Alternativen zu den bestehenden Generalklauseln?..................................... 375
VII. Fallbeispiele fr den Zusammenhang von Werberegulierung und
Wettbewerb ....................................................................................................... 378
1. Regulierung der Preiswerbung ..................................................................... 378
2. Regulierung der Werbung mit Selbstverstndlichkeiten.............................. 382
3. Unvollstndige Werbung: Ein Fall von Irrefhrung? .................................. 384
VIII. Zusammenfassung............................................................................................. 389
E. Recht und konomie am Beispiel der Entwicklung der Rechtsprechung zur
vergleichenden Werbung in Deutschland und Australien ___________________ 393
I. Vorbemerkungen............................................................................................... 393
II. Die Entwicklung der deutschen Rechtsprechung.............................................. 394
1. Vergleichende Werbung vor dem UWG von 1909...................................... 394
a) Vor dem UWG von 1896 ........................................................................ 394
b) Nach Inkrafttreten des UWG von 1896 und des BGB ............................ 397
2. Werbevergleiche nach dem UWG von 1909 unter der Rechtsprechung desReichsgerichts .............................................................................................. 399
a) Anfngliche Bewertung........................................................................... 399
b) Entwicklung bis zum grundstzlichen Verbot vergleichender Werbung 403
) Die Aufstze Lobes und Kohlers ........................................................ 403
InhaltsverzeichnisXIV
) Schrittweise Verschrfung der Rechtsprechung ................................. 406
) Das Verbot vergleichender Werbung in der Hellegold-
Entscheidung....................................................................................... 409
c) Ausnahmen vom Verbotsgrundsatz......................................................... 411
) Abwehrvergleich................................................................................. 411
) Systemvergleich.................................................................................. 412
) Fortschrittsvergleich ........................................................................... 418
) Auskunftsvergleich ............................................................................. 419
) Zusammenfassung .............................................................................. 420
3. Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur vergleichenden Werbungbis 1998 ........................................................................................................ 421
a) Fortfhrung der reichsgerichtlichen Rechtsprechung.............................. 421
b) Die Debatte der sechziger Jahre und ihre Folgen .................................... 422
) Prioritre Anwendung des 14 I UWG.............................................. 422
) Auslegung des 1 UWG .................................................................... 423
) Einflu der Debatte auf die Rechtsprechung des BGH ...................... 423
4. Umsetzung des europischen Rechts durch den Bundesgerichtshof ........... 427
a) Europarechtliches Wettbewerbsverstndnis ............................................ 427
b) Transformation der Richtlinie 97/55/EG durch den BGH.................... 428
c) Reaktionen der Werbebranche................................................................. 429
5. Gesetzliche Neuregelung der vergleichenden Werbung .............................. 432
a) berblick ................................................................................................. 432
b) Definition der vergleichenden Werbung ................................................. 432
c) Kriterien zur Feststellung der Sittenwidrigkeit ....................................... 435
) Der Katalog des 2 II, III UWG ........................................................ 435
) Erforderlichkeit gleichen Bedarfs oder derselben
Zweckbestimmung.............................................................................. 436
) Wesentliche Eigenschaften ................................................................. 439
) Verwechslungsgefahr.......................................................................... 443
) Ausnutzung oder Beeintrchtigung fremder Wertschtzung.............. 445
) Herabsetzung oder Verunglimpfung................................................... 446
) Schutz vor Imitation............................................................................ 449
) Angebote mit besonderen Preisen oder Bedingungen ........................ 450
Inhaltsverzeichnis XV
d) Vergleichende Werbung und Irrefhrung................................................ 450
6. Abschlieende Bewertung der deutschen Rechtsentwicklung zurvergleichenden Werbung.............................................................................. 451
III. Die Entwicklung der australischen Rechtsprechung......................................... 452
1. Problemstellung............................................................................................ 452
2. Die Rechtslage nach den economic torts des Common Law ....................... 453
a) Defamation .............................................................................................. 453
b) Injurious Falsehood................................................................................. 455
c) Passing Off .............................................................................................. 460
d) Zusammenfassung ................................................................................... 461
3. Der Werbevergleich nach Trade Practices Act 1974 ................................... 462
a) Relevante Normen ................................................................................... 462
b) Die Tatbestandsmerkmale von Sec. 52 TPA und die vergleichende
Werbung .................................................................................................. 462
c) Kriterien zur Feststellung der Irrefhrungsgefahr vergleichender
Werbung nach Sec. 52 TPA .................................................................... 464
) Keine unterschiedlichen Standards fr vergleichende Werbung........ 464
) Genauigkeit der Angaben und puffing ................................................ 465
) Direkte Gegenberstellung von Produkteigenschaften und
Preisen................................................................................................. 467
) Produktdemonstrationen ..................................................................... 469
) berprfbarkeit wissenschaftlicher Angaben..................................... 470
) Aufforderung zum Vergleich.............................................................. 472
) Irrefhrung durch Verschweigen ........................................................ 473
d) Persnlich vergleichende Werbung unter dem TPA ............................... 476
IV. konomische berlegungen zur vergleichenden Werbung ............................. 486
1. Besonderheiten der vergleichenden Werbung aus Sicht desLauterkeitsrechts?......................................................................................... 487
2. Informationsgehalt vergleichender Werbung Ergebnisse empirischerStudien.......................................................................................................... 488
a) Schwierigkeiten empirischer Untersuchungen bei der Eingrenzung des
Forschungsgegenstands vergleichende Werbung ................................ 488
b) Ausgewhlte empirische Ergebnisse ....................................................... 489
InhaltsverzeichnisXVI
3. Zusammenfassung........................................................................................ 490
V. Fazit................................................................................................................... 491
F. Schlufolgerungen fr eine Modernisierung des deutschen Lauterkeitsrechts__ 493
Literaturverzeichnis............................................................................................................. 497
Flle ....................................................................................................................................... 551
Auszug aus dem Trade Practices Act 1974 ........................................................................ 571
Lebenslauf des Verfassers ................................................................................................... 619
Abkrzungsverzeichnis XVII
Abkrzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
ABlEG Amtsblatt der Europischen Gemeinschaft
AC Law Reports, Appeal Cases (London 1891 ff.; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
ACCC Australian Competition and Consumers Commission
a. F. alte Fassung
A-G Attorney General
ALJR Australian Law Journal Reports (Sydney 1958 ff.; zitiert nach Band und Seite)
All ER All England Law Reports (London 1936 ff.; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
ALR Australian Law Reports (Sydney 1973 ff.; zitiert nach Band und Seite)
Alt. Alternative
AMG Gesetz ber den Verkehr mit Arzneimitteln (Artikel 1 des Gesetzes zur
Neuordnung des Arzneimittelrechts) vom 24. August 1976, BGBl I 1976, S.
2445, 2448
App. Cas. Law Reports, Appeal Cases (London 1875-1890; zitiert nach Jahr, Band und
Seite)
ATPR Australian Trade Practices Reports (North Ryde 1974 ff.; zitiert nach Jahr,
Abschnitt und Seite)
AU$ Australischer Dollar
Az. Aktenzeichen
BAG Bundesarbeitsgericht
BGB Brgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896, RGBl. 1896, S. 195
BGBl. Bundesgesetzblatt
BGH Bundesgerichtshof
BGHZ Amtliches Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in
Zivilsachen (Kln/Berlin 1951 ff.; zitiert nach Band und Seite)
Bsp. Beispiel(e)
bspw. beispielsweise
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BVerfGE Amtliches Sammlung der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts
(Tbingen 1952 ff.; zitiert nach Band und Seite)
bzw. beziehungsweise
CA Court of Appeal
AbkrzungsverzeichnisXVIII
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands
Ch The Law Reports Chancery Division (London 1875-1890; zitiert nach Jahr,
Band und Seite)
CLR Commonwealth Law Reports (Sydney 1903 ff.; zitiert nach Band und Seite)
CSU Christlich-Soziale Union
Cwlth Commonwealth of Australia
d. h. das heit
DP Deutsche Partei
ER The English Reports (London 1900-1932; zitiert nach Band und Seite)
etc. und so weiter
EU Europische Union
EuGH Europischer Gerichtshof
EuGHE Sammlung der Rechtsprechung des Gerichtshofes und des Gerichts erster
Instanz (Gerichtshof der Europischen Gemeinschaften) (Luxemburg 1954 ff.;
zitiert nach Teil, Jahr und Seite)
EuZW Europische Zeitschrift fr Wirtschaftsrecht (Mnchen/Frankfurt am Main,
1990 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
F Supp Federal Supplement (St. Paul/Minnesota 1932 ff.; zitiert nach Band und Seite)
F Federal Reporter (St. Paul/Minnesota 1880 ff.; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
f. folgende Seite
Fa. Firma
FCA Selected Decisions of the Federal Court of Australia (zitiert nach Jahr und
Entscheidungsnummer)
FCAFC Decisions of the Full Federal Court of Australia (zitiert nach Jahr und
Entscheidungsnummer)
FCR Federal Court Reports (Sydney 1984 ff.; zitiert nach Band und Seite)
FDP Freie Demokratische Partei
FernAbsG Fernabsatzgesetz vom 27. Juni 2000, BGBl. I 2000, S. 887
ff. folgende Seiten
FLR Federal Law Reports (Sydney 1956 ff.; zitiert nach Band und Seite)
FSR Fleet Street Patent Law Reports (London 1963 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
gem. gem
GG Grundgesetz fr die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949, BGBl.
1949, S. 1
Abkrzungsverzeichnis XIX
ggf. gegebenenfalls
GRUR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (Weinheim 1896 ff.; zitiert nach
Jahr und Seite)
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschrnkungen vom 27. Juli 1957, BGBl. I 1957, S.
1018
HCA Decisions of the High Court of Australia (zitiert nach Jahr und
Entscheidungsnummer)
h. M. herrschende Meinung
Hrsg. Herausgeber
HWG Gesetz ber die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens (Heilmittel-
werbegesetz) vom. 18. Oktober 1978 in der Fassung der Bekanntmachung vom
19. Oktober 1994, BGBl. 1 1994, S. 3068
i. d. R. in der Regel
i. e. S. im engeren Sinne
i. S. d. im Sinne des
i. S. v. im Sinne von
Inc. Incorporated
IPR Intellectual Property Reports (North Ryde/NSW 1983 ff.; zitiert nach Band und
Seite)
JW Juristische Wochenschrift (Berlin 1872-1939; zitiert nach Jahr und Seite)
KB Law Reports, Kings Bench Division (London 1875 ff.; zitiert nach Jahr, Band
und Seite)
KG Kammergericht (Bezeichnung fr das Oberlandesgericht Berlin)
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KunstUrhG Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Knste und der
Photographie vom 9. Januar 1907, RGBl. 1907, S. 7
lat. lateinisch
Lloyds Rep Lloyds Law Reports (London 1968 ff.; zitiert nach Band und Seite)
LMBG Gesetz ber den Verkehr mit Lebensmitteln, Tabakerzeugnissen, kosmetischen
Mitteln und sonstigen Bedarfsgegenstnden (Artikel 1 des Gesetzes zur
Gesamtreform des Lebensmittelrechts) vom 15. August 1974, BGBl. I 1974, S.
1945, 1946, BGBl I 1975, S. 2652
LR Ex Law Reports Exchequer Division (London 1875-1880; zitiert nach Jahr, Band
und Seite)
AbkrzungsverzeichnisXX
LR HL Law Reports House of Lords (London 1955 ff.; zitiert nach Jahr, Band und
Seite)
LT Law Times Reports (London 1843-1947; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
Ltd. Limited (mit beschrnkter Haftung)
M&W Meeson & Welsbys Reports (London 1836-1847; zitiert nach Band und Seite)
m. A. n. meiner Ansicht nach
MarkenG Gesetz ber den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichen vom 25.
Oktober 1994, BGBl. I. 1994, S. 3082
Mot. Motive zum BGB
MuW Markenschutz und Wettbewerb Monatsschrift fr Marken-, Patent- und
Wettbewerbsrecht; Organ der Gesellschaft fr Weltmarkenrecht (Berlin 1905-
1941; zitiert nach Band bzw. Jahr und Seite)
n. F. neue Fassung
NJW Neue Juristische Wochenschrift (Mnchen 1947 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
NJW-RR NJW-Rechtsprechungs-Report (Mnchen 1986 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
N. N. nomen nescio
NSWLR New South Wales Law Reports (Sydney 1971 ff.; zitiert nach Band und Seite)
NW North Western Reporter (St. Paul/Minnesota 1879 ff.; zitiert nach Jahr, Band
und Seite)
NZLR New Zealand Law Reports (Wellington 1883 ff.; zitiert nach Jahr, Band und
Seite)
o. g. oben genannt
o. J. ohne Jahresangabe
o. V. ohne Verfasserangabe
OLG Oberlandesgericht
OWiG Gesetz ber Ordnungswidrigkeiten vom 24. Mai 1968, BGBl I 1968, S. 481
PAngVO Preisangabenverordnung (Artikel 1 der Verordnung zur Regelung der
Preisangaben) vom 14. Mrz 1985, BGBl I 1985, S. 580
Pty. Ltd. Proprietary Limited ( Gesellschaft mit beschrnkter Haftung)
PV Pariser Verbandsbereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums vom
20. Mrz 1883 in der Stockholmer Fassung vom 14. Juli 1967, BGBl. II 1970, S.
293, 391, berichtigt BGBl. II 1971, S. 1015
QB Law Reports, Queens Bench Division (London 1875 ff.; zitiert nach Jahr, Band
und Seite); Abkrzung vor 1890 auch: QBD
Abkrzungsverzeichnis XXI
RabattG Gesetz ber Preisnachlsse vom 25. November 1933 (Rabattgesetz), RGBl. I
1933, S. 1011
RG Reichsgericht
RGBl. Reichsgesetzblatt
RGZ Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichtes in Zivilsachen
(Berlin 1880-1945; zitiert nach Band und Seite)
Rn. Randnummer(n)
RPC Reports of Patents, Design and Trade Mark Cases (London 1884 ff.; zitiert nach
Jahr und Seite)
s. o. siehe oben
S. Seite
s. siehe
SCR Supreme Court Reports Canada bzw. Rapports judiciaires du Canada, Supreme
Court (Ottawa 1923 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
Sec. Section(s)
SNWG Gesetz ber die Werbung fr Suglingsanfangsnahrung und Folgenahrung vom
10. Oktober 1994, BGBl. 1994 I, S. 2846
sog. sogenannt
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
StGB Strafgesetzbuch vom 15. Mai 1871, RGBl. 1871, S. 127
StPO Strafprozeordnung vom 01. Februar 1877, RGBl. S. 253
Term Rep Term Reports Durnford and East (London 1785-1800; zitiert nach Band und
Seite)
TLR Times Law Reports (London 1884 ff.; zitiert nach Band und Seite)
TPA Trade Practices Act 1974 (Cwlth)
u. . und hnliche
u. a. und andere
u. U. unter Umstnden
UK United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland
URL Uniform Resource Locator = Pfadangabe fr Internet-Seiten
US United States Supreme Court (Rochester/New York 1875 ff.; zitiert nach Jahr,
Band und Seite)
USA United States of America
AbkrzungsverzeichnisXXII
UWG 1896 Gesetz zur Bekmpfung des unlauteren Wettbewerbs vom 8. Mai 1896, RGBl.
1896, S. 145
UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 7. Juni 1909, RGBl. 1909, S. 499
v. versus
vgl. vergleiche
VLR Victorian Law Reports (Sydney 1861-1982; zitiert nach Band und Seite)
VR Victorian Reports (Sydney 1957 ff.; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
WALR Western Australian Law Reports (Perth 1899-1959/Sydney 1959 ff.; zitiert nach
Jahr, Band und Seite)
WeinG Weingesetz (Artikel 1 des Gesetzes zur Reform des Weinrechts) vom 8. Juli
1994, BGBl. I 1994, S. 1467
WiStG Gesetz zur weiteren Vereinfachung des Wirtschaftsstrafrechts (Wirtschafts-
strafgesetz 1954) vom 9. Juli 1954, BGBl. 1954 I, S. 175
WLR Weekly Law Reports (London 1953 ff.; zitiert nach Jahr, Band und Seite)
WM Wertpapier-Mitteilungen Zeitschrift fr Wirtschafts- und Bankenrecht
(Frankfurt am Main u. a. 1947 ff.; zitiert nach Jahr und Seite)
z. B. zum Beispiel
ZIP Zeitschrift fr Wirtschaftsrecht und Insolvenzpraxis (Kln 1980 ff.; zitiert nach
Jahr und Seite)
ZLR Zeitschrift fr das gesamte Lebensmittelrecht (Frankfurt am Main 1974 ff.;
zitiert nach Jahr und Seite)
ZugabeVO Verordnung des Reichsprsidenten zum Schutze der Wirtschaft Erster Teil.
Zugabewesen (Zugabeverordnung) vom 9. Mrz 1932, RGBl. I 1932, S. 12
Abbildungsverzeichnis XXIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit ................................................................................................ 3
Abbildung 2: Entwicklung der Bruttowerbeumstze ausgewhlter Werbemittel in den
Jahren 1952 bis 1960 in Millionen DM............................................................ 59
Abbildung 3: Schnellbersicht zur UWG-Reform 2004.......................................................... 72
Abbildung 4: Sachverhalt in Allen v. Flood .......................................................................... 139
Abbildung 5: Sachverhalt in Rookes v. Barnard.................................................................... 140
Abbildung 6: Fallgruppen vorstzlicher Schdigung nach Common Law ............................ 151
Abbildung 7: Leitentscheidung des 19. Jahrhunderts zum law of torts ................................. 175
Abbildung 8: Gegenberstellung der Verbraucherleitbilder nach Common Law und
TPA................................................................................................................. 205
Abbildung 9: Beispiele fr irrefhrende Preisauszeichnungen.............................................. 245
Abbildung 10: Werbung fr die Werbung des ZAW............................................................. 288
Abbildung 11: Einzelangebot und -nachfrage........................................................................ 293
Abbildung 12: Marktgleichgewicht ....................................................................................... 293
Abbildung 13: Kurzfristiges Gleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz.................... 298
AbbildungsverzeichnisXXIV
Abbildung 14: Einfaches Suchmodell nach Stigler................................................................ 312
Abbildung 15: Zusammenhang von Marktintransparenz, Preisstreuung und Werbung
nach Stigler ..................................................................................................... 315
Abbildung 16: Signalling in der Karikatur............................................................................. 325
Abbildung 17: Gegenberstellung der Prmissen der Werbetheorien ................................... 335
Abbildung 18: Wirkungsrichtung der Werbung in den Theorien .......................................... 337
Abbildung 19: Werbung fr Lucky Strike-Zigaretten............................................................ 386
Abbildung 20: Einstellung zur Werbung ............................................................................... 387
Abbildung 21: Einschtzung vergleichender Werbung von Praktikern................................. 430
Abbildung 22: Werbeduell zwischen Avis und Sixt .............................................................. 431
Abbildung 23: Werbeduell zwischen MobilCom und Deutscher Telekom ........................... 431
Abbildung 24: Werbung der Fa. Germanwings ..................................................................... 438
Abbildung 25: Werbung der Fa. MobilCom .......................................................................... 444
Abbildung 26: Ausschnitt aus der Werbung der Fa. Freenet ................................................. 444
Abbildung 27: Pauschale Herabsetzung in der Werbung der Fa. Sixt ................................... 448
Abbildung 28: Dick Smiths Logo ......................................................................................... 477
Abbildung 29: Logo der Australian Made-Kampagne........................................................... 479
Abbildung 30: Werbung der Fa. Herron Pharmaceuticals ..................................................... 483
Abbildungsverzeichnis XXV
Abbildung 31: Umfrage der Fa. Herron ................................................................................. 484
Abbildung 32: Herron Australias own pain reliever.......................................................... 485
Abbildung 33: Informationsinhalte der Werbung .................................................................. 489
A. Einleitung 1
If we knew what it was we were doing,it would not be called research, would it?
Albert Einstein
A lawyer who has not studied economics andsociology is very apt to become a public enemy.
Justice Louis Brandeis
A. Einleitung
In der Berliner Zeitung erschien vor einiger Zeit ein Kommentar, der wie folgt begann:
Das deutsche Wettbewerbsrecht ist typisch deutsch: Kleinkariert, eine ppigeBrokratie gebrend und ernhrend, dazu durchsetzt mit verborgenen Partial-interessen. Kein Wunder, dass die ffentlichkeit sich meist gelangweilt abwendet,sobald die Sprache auf das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), dasKartellrecht oder die Preisangabeverordnung kommt. Nur manchmal hallt einAufschrei der Emprung durchs Land, wenn allzu haarstrubende Wirkungen derkomplizierten Regelungen sichtbar werden.1
Vorausgegangen waren zwei einstweilige Verfgungen gegen den Textil-Einzelhndler C&A,
der seinen Kunden zur Einfhrung des Euro einen Nachla von 20 % bei Kartenzahlung
gewhren wollte. Wegen der Schwierigkeiten mit der Whrungsumrechnung, geringer
Wechselgeldbestnde und der kurz zuvor erfolgten Abschaffung des Rabattgesetzes glaubte
C&A, damit eine pfiffige, legale und kundenfreundliche Manahme gefunden zu haben und
hatte dabei die Rechnung ohne die Wettbewerbshter von der Zentrale zur Bekmpfung des
unlauteren Wettbewerbs gemacht. Diese sahen darin nmlich eine unerlaubte
Sonderveranstaltung, mit der die Kunden psychologisch dermaen unter Druck gesetzt
wrden, da sie quasi gar nicht anders knnten als zu kaufen. Das Landgericht Dsseldorf
folgte dieser Argumentation und erlie eine einstweilige Verfgung.2 Dies wiederum hatte
den Aufschrei der Emprung zur Folge, von dem die Berliner Zeitung berichtete.
Der Kommentar der Berliner Zeitung ist ein typisches Beispiel fr die Reaktionen auf die
Gerichtsentscheidung, die seitens der Politiker, Verbraucherschtzer und Medien zu ver-
1 Munsberg, Sonder-Rabatte, 2002, URL s. Literaturverzeichnis2 LG Dsseldorf Az. 12 O 2/02 (C&A). Es sei allerdings zugestanden, da die Manahme von C&A recht klar
unter 7 UWG fiel, der zwar mglicherweise rechtspolitisch verfehlt, aber doch geltendes Recht war.
A. Einleitung 2
nehmen waren. Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Deutschland: in ihren Augen ein
nicht mehr zeitgemes, typisch deutsches und insgesamt ineffizientes Recht.3
Um zu untersuchen, ob es sich bei diesen Positionen lediglich um Vorurteile handelt, oder ob
nicht die allgemeine, hufig auch plakative Kritik ihre Berechtigung hat, mte das deutsche
Recht des unlauteren Wettbewerbs aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:
Um zu untersuchen, wie zeitgem es noch ist, mu man wissen, aus welcher Zeit es
kommt, welche ueren Umstnde es in seiner Entwicklung geprgt haben und inwiefern
sich frhere Auffassung in die Gegenwart tradieren konnten; gefragt ist eine rechts- und
wirtschaftshistorische Analyse.
Um herauszufinden, ob und wie es typisch deutsch ist, bietet sich ein Blick ber den
Tellerrand des nationalen Rechts an. Im Vergleich mit einer anderen Rechtsordnung treten
die Besonderheiten des deutschen Rechts besonders hervor.
Um die Frage zu beantworten, ob es zu wirtschaftlichen Ineffizienzen fhrt, mu die
konomische Theorie bemht werden. Sie kann zeigen, welche Folgen die Regulierung des
Marktverhaltens fr die Marktergebnisse hat.
Alle drei Perspektiven sollen in dieser Arbeit nacheinander eingenommen werden, um aus
ihrem jeweiligen Blickwinkel das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Deutschland zu
untersuchen. Es soll sich dabei zunchst um eine Makroanalyse handeln, bei der es weniger
um die Errterung von Detailfragen als vielmehr um die Darstellung und Bewertung
allgemeiner Charakteristika. Dabei sollen mgliche Berhrungspunkte zwischen den
Perspektiven aufgezeigt werden. In einem letzten Schritt sollen dann die historische, die
rechtsvergleichende und die konomische Betrachtungsweise an einem konkreten Einzelfall
exemplarisch zusammengefhrt werden.
Die Arbeit gliedert sich daher in vier Hauptteile (s. Abb. 1). Im ersten Teil sollen die
wirtschafts- und rechtshistorischen Wurzeln des Rechts des unlauteren Wettbewerbs in
Deutschland aufgezeigt und die bisher unternommenen Konkretisierungsanstze bezglich
des Begriffs der guten Sitten in 1 UWG dargestellt werden. Dabei ist jeweils der Frage
nachzugehen, welche methodischen Begrndungen in der Literatur hierzu entwickelt worden
sind. Im zweiten Teil wird ein Rechtsvergleich mit dem australischen Wettbewerbsrecht
angestellt. Dieser Rechtsvergleich gewinnt seinen besonderen Reiz aus der Tatsache, da dem
3 Vgl. bspw. die Polemik bei Ederer, Sehnsucht, 2002, S. 225 ff.
A. Einleitung 3
australischen Recht eine Generalklausel vergleichbar 1 UWG zwar fremd ist, aber eine
3 UWG entsprechende Generalklausel existiert. Australien steht hierbei auch fr das Recht
angelschsischer Prgung, so da dem Rechtsvergleich zudem Hinweise auf die Langzeit-
effekte rechts- und wirtschaftshistorisch unterschiedlicher Entwicklungen in England,
Australien und Deutschland entnommen werden knnen. Gleichzeitig soll nach Hinweisen fr
eine mgliche Konvergenz zwischen den Rechtsordnungen des Common Law und des
Zivilrechts gesucht werden.
konomische Werbetheorie
VergleichendeWerbung
Rechts-geschichte
Wirtschafts-geschichte
TradePractices Act
EconomicTorts
AustrianEconomics
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
In einem weiteren Teil ist das Instrumentarium der konomischen Analyse des Rechts des un-
lauteren Wettbewerbs daraufhin zu untersuchen, ob es tauglich ist, den gewnschten Beurtei-
lungsmastab zur Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe des Lauterkeitsrechts zu
liefern.
Am konkreten Beispiel der vergleichenden Werbung sollen schlielich die vorangegangenen
berlegungen zusammengefhrt werden, denn an der Regelung der vergleichenden Werbung
wird besonders deutlich, wer oder was durch das Wettbewerbsrecht wovor geschtzt werden
soll: Die Gewerbetreibenden vor Konkurrenz, die Verbraucher vor Tuschung oder der
Wettbewerb vor einer wie auch immer definierten Verunreinigung bzw. Unlauterkeit?
A. Einleitung 4
Die Arbeit soll insbesondere Mglichkeiten aufzeigen, den Begriff der guten Sitten in
1 UWG zu konkretisieren. Bei den guten Sitten i. S. V. 1 UWG handelt es sich um einen
wertausfllungsbedrftigen Begriff.4 Damit ist gemeint, da sich nicht unmittelbar aus dem
Wortlaut der Vorschrift ergibt, welche Sachverhalte dadurch erfat sein sollen. Einer
weitverbreiteten Meinung zufolge sind sittenwidrig all jene Handlungen, die gegen das
Anstandsgefhl aller billig und gerecht Denkenden5 verstoen. An dieser sog.
Anstandsformel ist hufig Kritik gebt worden6: sie sei in Wirklichkeit eine Leerformel7, da
sie letztlich nur einen unbestimmten Rechtsbegriff durch eine selbst auslegungsbedrftige
Formulierung ersetze. In der Literatur sind daher vielfltige Versuche unternommen worden,
die guten Sitten anderweitig zu konkretisieren.8 Einer dieser Versuche bedient sich der
bereits erwhnten konomischen Analyse. Ausgehend von der Fragestellung, welche kono-
mischen Konsequenzen Handlungen im Wettbewerb etwa im Hinblick auf die Markt-
transparenz haben, wird dabei versucht, einen Lauterkeitsmastab zu konstruieren, der im
Einklang mit der Entscheidung des Gesetzgebers fr eine bestimmte Wirtschaftsordnung
steht.9 Es wird behauptet, da es auf diese Weise mglich sei, zu rationalen,
nachvollziehbaren und kalkulierbaren Entscheidungskriterien10 zu gelangen. Ein solches
Verstndnis fr die konomischen Konsequenzen der Regeln des Marktverhaltensrechts wre
sowohl auf gesetzgeberischer wie auch auf richterlicher Seite wnschenswert. Wie Boddewyn
treffend formulierte:
4 Brox, Allgemeiner Teil, 1998, Rn. 283.5 Diese Formel findet sich im Zusammenhang mit der Auslegung der Vorschrift des 826 BGB und unter
Verweis auf 138 BGB erstmals in RGZ 48, 124 (Dampfschiffahrt). Dort heit es, der Richter habe denMastab fr die guten Sitten aus dem herrschenden Volksbewutsein zu entnehmen, welches als synonymfr das Anstandsgefhl aller billig und gerecht Denkenden aufgefat wird. In folgenden Entscheidungenist diese Formulierung hufig zitiert, abgewandelt und erweitert worden, vgl. z. B. die Ansicht aller billigund gerecht Denkenden (Arzt, Ansicht, 1962), das Anstandsgefhl der anstndigen und verstndigenDurchschnittsgewerbetreibenden (BGH NJW 1955, 377 (Progressive Kundenwerbung)), das Anstands-gefhl aller billig und gerecht denkenden Bankleute (BGH NJW 1956, 706 (Baufinanzierungskredit)).
6 Hufig wird in diesem Zusammenhang die Bemerkung Baumbachs zitiert, da die gute Sitten nach demAnstandsgefhl lterer Richter in hoher Stellung ermittelt wrden, welche das praktische Geschftslebenganz berwiegend nie kennengelernt htten (vgl. Baumbach, Kommentar zum Wettbewerbsrecht, 1. Auflage,1929, S. 174).
7 Emmerich, Recht, 1998, S. 38 (allerdings verwendet Emmerich den plakativen Begriff der Leerformel in derFolgeauflage nicht mehr und spricht nur noch allgemein von der Kritik an der Anstandsformel, vgl.Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 43 f.); vgl. auch Schricker, Mglichkeiten, 1975, S. 216.
8 Vgl. mit weiteren Nachweisen Menke, Werbung, 1994, S. 53 ff.9 Die Einfhrung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrnkungen kann in diesem Zusammenhang als
Entscheidung fr eine marktwirtschaftliche Wettbewerbsordnung betrachtet werden, welche bei derAuslegung der Bestimmungen des UWG zu bercksichtigen ist, vgl. Baudenbacher, Wettbewerbsstrungen,1981, S. 19 ff.
10 So geuert von Menke, Werbung, 1994, S. 52 als Kritik an der seiner Meinung nach gegebenenUnberechenbarkeit der Rechtsprechung. Eine andere Auffassung hingegen vertreten Baumbach/Hefermehl,Wettbewerbsrecht, 2001, Einl. UWG Rn. 62, wenn sie behaupten, durch die langjhrige hchstrichterliche
A. Einleitung 5
Citizens are supposed to know the law, but should not regulators be expected tounderstand what they regulate?11
In diesem Sinne soll die vorliegende Arbeit auch ein Beitrag zum funktionalen Verstndnis
des Rechts des unlauteren Wettbewerbs sein.
Rechtsprechung sei dem Rechtsgehalt der Generalklausel bereits das notwendige Ma an Rationalitt undBerechenbarkeit gegeben, ebenso Schricker, Gesetz, 1996, S. 474.
11 Boddewyn, Advertising, 1988, S. 190.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland 7
One of the uses of history is to free us of a falselyimagined past. The less we know of how ideas
actually took root and grew, the more apt we are toaccept them unquestioningly, as inevitable features of
the world in which we move.Robert H. Bork12
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland
I. Vorbemerkungen
1. Zur Notwendigkeit der Kenntnis des historischen Kontexts
Fr das Verstndnis politischer Situationen ist die Kenntnis historischer Zusammenhnge
unentbehrlich. Was fr den allgemeinen historischen Bereich gilt, ist aber auch fr speziellere
geschichtliche Entwicklungen relevant wie zum Beispiel fr die Geschichte des Rechts des
unlauteren Wettbewerbs in Deutschland.13 Dessen Entstehung gegen Ende des 19.
Jahrhunderts ist nur vor dem Hintergrund der damaligen rechtlichen, politischen und
wirtschaftlichen Situation zu verstehen. Es kam damals vermehrt zu Wettbewerbshandlungen,
die Teilen der Bevlkerung als nicht mehr hinnehmbar erschienen, welchen aber zumindest
nach Meinung des Gesetzgebers mit dem vorhandenen gesetzlichen Instrumentarium nicht
sinnvoll begegnet werden konnte.14 Der Gesetzgeber reagierte auf diese bis dato nicht
bekannte Wettbewerbsintensitt mit der Einfhrung des Warenzeichenrechts und spter mit
einem ersten Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb im Jahre 1896.15 Verfolgt man die
Geschichte des Rechts des unlauteren Wettbewerbs weiter, so lt sich erkennen, welche
historischen Wurzeln z. B. das UWG von 190916, die Zugabeverordnung17 oder das
Rabattgesetz18 haben. Stets sind es konkrete wirtschaftliche bzw. gesellschaftliche
Situationen, welche als Mistand empfunden wurden, die den Ansto zu einer gesetzlichen
Regelung bzw. zu einer nderung der Rechtsprechung gaben.19
12 Bork, Paradox, 1993, S. 15.13 Hierauf weist bereits Lobe, Rechtsverletzung, 1907, S. 73 hin.14 Vgl. Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 9 ff.15 Vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Einl. UWG Rn. 17.16 Vgl. Droste, Generalklausel, 1963, S. 722.17 Vgl. Schnemann, Entwicklung, 1994, Rn. B 21 ff.18 Vgl. Schnemann, Entwicklung, 1994, Rn. B 28 ff.19 Fr RabattG und ZugabeVO vgl. hierzu Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 12 f., der die Einfhrung beider
Gesetze vorwiegend als Reaktion auf bestimmte Wettbewerbspraktiken beschreibt. Eine etwas andere
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland8
Die gesellschaftlichen Bedingungen des ausklingenden 19. Jahrhunderts lassen sich nur noch
bedingt mit denen des beginnenden 21. Jahrhunderts vergleichen. Zu viele politische,
technische und wirtschaftliche Umwlzungen sind seither geschehen, die sich vom damaligen
Standpunkt noch nicht einmal erahnen lieen. Dies trifft fr die Bedeutung des europischen
Einigungsprozesses mit der teilweisen Verlagerung von Gesetzgebungskompetenzen auf eine
supranationale Organisation ebenso zu wie auf die rasante Entwicklung der Kommunikations-
mglichkeiten, um nur zwei Beispiele zu nennen. Es ist aber keineswegs so, da damit etwa
das UWG schleichend obsolet geworden wre. Dies wird ganz wesentlich durch den Umstand
begnstigt, da das UWG in seinen entscheidenden Vorschriften, den beiden Generalklauseln
der 1 und 3, so unbestimmt ist, da es der Rechtsfortbildung ein weites Feld lt.20 Bei der
Untersuchung des historischen Hintergrunds ist deshalb vor allem auch der Frage
nachzugehen, inwieweit die Art und Weise, wie die Generalklauseln zur Beurteilung von
Wettbewerbshandlungen herangezogen wurden, berhaupt durch ihre ursprngliche Intention
gedeckt sind bzw. die Frage ist legitim, ob sich der Gesetzgeber bewut war, welche Vielzahl
von Fllen unter den Tatbestandsvoraussetzungen des 1 UWG einmal subsumiert werden
knnten.21
In dieser Arbeit soll daher untersucht werden, wie sich das Recht des unlauteren Wettbewerbs
in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Dazu bietet sich eine parallele
Darstellung von Wirtschafts- und Rechtsgeschichte an, da es sich letztlich um zwei gleichsam
komplementre wie interdependente Entwicklungen handelt.22 Dies wird in der einschlgigen
Literatur weitgehend ignoriert, wenn etwa in wirtschaftshistorischen Darstellungen die
Rechtsentwicklung (wenn berhaupt) nur am Rande behandelt wird23 oder wenn in
Auffassung vertritt hingegen Schnemann, Entwicklung, 1994, Rn. B 20 ff., der in beiden Nebengesetzenzum UWG vor allem auch einen Ausdruck nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik sieht.
20 Da sich insbesondere aus der Vorschrift des 1 UWG keine direkten Schlsse ziehen lassen, sondern dadie Auslegung der sog. Groen Generalklausel immer der Interpretation bedarf, ist vllig unstrittig, vgl.z. B. Schnemann, Zentralbegriffe, 1994, Rn. D 3; Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 41 ff.; Baum-bach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Einl. UWG Rn. 66 ff.
21 Die Gefahr einer ausufernden Rechtsprechung, welche sich auf die Generalklausel sttzt, wurde dabeidurchaus erkannt, weshalb bei den Vorbereitungen der Neufassung des UWG von 1909 zunchst keineGeneralklausel vorgesehen war, diese aber dann doch trotz fortbestehender Befrchtungen derReichsregierung in das UWG von 1896 eingefgt wurde, vgl. Droste, Generalklausel, 1963, S. 722;Schnemann, Entwicklung, 1994, Rn. B 17.
22 Da das Politische (und damit das Rechtliche) nicht vom Wirtschaftlichen getrennt werden kann, betontGolo Mann und nennt dies die einzige immer und berall gltige Wahrheit, Mann, Einleitung, 1960, S. 23.
23 Allgemeine Hinweise auf die Rechtsentwicklung (insbesondere zur Einfhrung des BGB) finden sichimmerhin noch z. B. bei Fischer, Deutschland, 1985, S. 433 und von Waltershausen, Wirtschaftsgeschichte,1923, S. 378 f. berraschend ist jedoch, da die meisten wirtschaftshistorischen Darstellungen tatschlichohne jeglichen Bezug auf die Rechtsgeschichte auskommen, selbst wenn sie sich ganz explizit mit derWirtschaftspolitik des 19. Jahrhunderts beschftigen, vgl. Borchardt, Deutschland, 1977; Bechtel,Wirtschaftsgeschichte, 1956; Ltge, Wirtschaftsgeschichte, 1966; Henning, Industrialisierung, 1976.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland 9
juristischen Lehrbchern oder Kommentaren nur kurz auf die Gesetzesgeschichte und noch
krzer auf deren wirtschaftshistorischen Hintergrund eingegangen wird.24 Damit ist freilich
noch keine Aussage darber getroffen, ob im Falle des UWG die Kenntnis des Willens des
Gesetzgebers notwendige Voraussetzung fr eine korrekte Gesetzesauslegung ist.25 Ihr
kommt aber zumindest dann Bedeutung zu, wenn man untersuchen will, wie und warum sich
die Entwicklung des Unlauterkeitsrechts bis heute so und nicht anders vollzogen hat. Das
Wissen ber den historischen Hintergrund ist zudem unabdingbare Voraussetzung jedes
Versuchs einer Diskussion ber Reformen des bestehenden Rechtsrahmens.
Wie spter aufgezeigt wird, war es fr die Entwicklung des Lauterkeitsrechts von groer
Bedeutung, ob und in welcher Form und Intensitt Wettbewerb stattfand. Daher soll zunchst
berlegt werden, was unter dem schillernden Wettbewerbsbegriff26 zu verstehen ist. Erst
danach hat es Sinn, die Entwicklung des Wettbewerbs und ihren Einflu auf Gesetzgebung
und Rechtsprechung zu untersuchen.
2. Der Begriff des Wettbewerbs
a) Sprachliche Herkunft des Begriffs
Fr eine erste Annherung an den Begriff des Wettbewerbs ist es lohnenswert, sich dessen
sprachgeschichtlichen Hintergrund vor Augen zu fhren. Die etymologischen Wurzeln des
deutschen Wortes Wette liegen im gemeingermanischen Substantiv wet[t]e, das so viel wie
Pfand, Einsatz, Bezahlung, Vergtung, aber auch Geldbue bedeutet. Daraus und dem
gemeingermanischen Verb werben, was soviel wie sich drehen, bewegen, sich umtun
und sich bemhen bedeutet27, wurde im 19. Jahrhundert der Begriff des Wettbewerbs
abgeleitet, der fortan als Synonym fr das bereits gebruchliche Fremdwort Konkurrenz
verwandt wurde.28 Konkurrenz wiederum stammt aus dem lat. Verb concurrere bzw. dem
daraus gebildeten mittellateinischen Substantiv concurrentia.29 Die Bedeutung des Verbs
concurrere ist dabei sowohl zusammenlaufen, herbeieilen und zugleich stattfinden als
24 Siehe z. B. Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 9 ff; Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Einl.UWG Rn. 16 ff.
25 Da die Kenntnis dieses Willens fr die Auslegung vollkommen berflssig weil fr die Auslegung derGeneralklausel irrelevant sei, wird bspw. behauptet bei Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Einl.UWG Rn. 64.
26 Schnemann, Wettbewerb, 1994, Rn. A 2.27 Vgl. Drosdowski (Hrsg.), Etymologie, 1963, S. 761.28 Vgl. Drosdowski (Hrsg.), Etymologie, 1963, S. 763; diese Synonymie wird bestritten von von Godin,
Wettbewerbsrecht, 1974, U 1 Rn. 2.29 Vgl. Drosdowski (Hrsg.), Etymologie, 1963, S. 354.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland10
auch feindlich zusammenstoen. Hier kommt man der allgemeinen Vorstellung der
umgangssprachlich gebrauchten Begriffe des Wettbewerbs bzw. der Konkurrenz30 schon recht
nahe. Wettbewerb im alltglichen Sprachgebrauch hat damit zu tun, da man mit einem
anderen in einen Wettstreit tritt, mit ihm im bertragenen Sinne um die Wette, d. h. um einen
Preis, luft.
b) Anstze in der wettbewerbsrechtlichen Literatur
Ganz hnlich wie hier aufgezeigt, sind in der frhen wettbewerbsrechtlichen Literatur
Definitionsversuche fr den Begriff des Wettbewerbs unternommen worden. So ging schon
Lobe von denselben etymologischen berlegungen aus, um daraufhin das Vorliegen von
Wettbewerb anhand folgender Kriterien festzustellen:31
Es gibt eine Mehrzahl von Personen, die das gleiche Ziel anstreben.
Diese Personen wissen, da das von ihnen angestrebte Ziel auch von anderen zu erreichen
versucht wird. Dabei ist es unerheblich, ob sie diese Mitbewerber kennen oder nicht.
Die Wettbewerber sind allesamt in der Lage, das Ziel mit den ihnen zur Verfgung
stehenden Mitteln prinzipiell erreichen zu knnen.
Ziel des Wettbewerbs ist es, sich selbst im Falle des Obsiegens gegenber den
Konkurrenten besser zu stellen.
Der bei Erreichen des Ziels resultierende Gewinn ist zu Beginn des Wettbewerbs noch
nicht im Besitz eines Wettbewerbers, sondern ein Zuwachs an neuen Gtern fr den
Sieger.
Lobe stellt dabei wiederholt fest, da sich der Wettbewerb auf durchaus verschiedene, nicht
nur wirtschaftliche Gegenstnde beziehen kann und benutzt dabei hufig Analogien aus dem
Sport (Wettschwimmen, Rudern, Laufen).32 Seine Definition lt sich etwas griffiger
formuliert wie folgt zusammenfassen: Wettbewerb [ist] [...] das mehrseitige Bemhen
verschiedener Personen um dasselbe Ziel unter Einsatz bestimmter Ttigkeiten und
30 Der im Deutschen synonym fr Wettbewerb gebrauchte Begriff der Konkurrenz findet sich als concurrenceim Franzsischen, whrend in anderen Sprachen fr den gleichen Sachverhalt mit bspw. competition (engl.)und competizione (ital.) Ableitungen aus dem mittellateinischen competere (streben, kmpfen) zu findensind.
31 Vgl. Lobe, Rechtsverletzung, 1907, S. 1 ff.32 Vgl. Lobe, Rechtsverletzung, 1907, S. 1, 5, 8 ff.; auf die Unterschiede zwischen wirtschaftlichem und
sportlichem Wettbewerb ist wiederholt hingewiesen worden, vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht,2001, Allg. Rn. 12 mit weiteren Nachweisen.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland 11
Fhigkeiten.33 Leicht resignativ bemerkt Emmerich hierzu, da ber diese gleichsam
agonale Vorstellung des Wettbewerbs [...] die Diskussion bis heute noch nicht weit
hinausgekommen [ist]34, und in der Tat scheint dies der Fall zu sein, wenn man sich etwa die
bei Baumbach/Hefermehl gegebene Erklrung ansieht.35 Ganz davon abgesehen hat sich der
Gesetzgeber etwa bei Erla des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrnkungen nicht zu einer
Legaldefinition des Wettbewerbs berufen gefhlt36 und diese Aufgabe an die vorgegebene
Disziplin, womit wohl die konomie gemeint gewesen sein drfte37, delegiert. Gleichwohl
gibt die kaum ber genannte umgangssprachliche Vorstellungen vom Wettbewerb
hinausfhrende Definition Anla zur Kritik, auch wenn dabei die Schwierigkeiten einer
genaueren Begriffsbestimmung offensichtlich sind.38 So fhrt Schnemann aus, da
eine explizite Realdefinition des Wettbewerbs, so sie denn berhaupterkenntnistheoretisch mglich sein sollte, angesichts ihrer dann notwendigenbegrifflichen Abstraktionshhe zu bla ausfallen mte, um etwa als praktikablerMastab zur Messung von Wettbewerbsintensitt an irgendeiner Stelle zu dienen.Selbst die zahllosen Definitionsversuche nur des wirtschaftlichen Wettbewerbsfhren diese Aporie vor Augen.39
Hierbei handelt es sich aber um eine Aporie mit relativ geringen praktischen Konsequenzen,
wenn im konkreten Fall eben nicht das Vorliegen von Wettbewerb, sondern lediglich einer
Wettbewerbshandlung zu prfen ist.40 Insofern besteht auch zunchst fr die Anwendung
des Lauterkeitsrechts kein Bedarf an einem abstrakten Wettbewerbsbegriff.41 Ob allerdings,
wie von Baumbach/Hefermehl vertreten, ein allgemeines Vorstellungsbild vom
wirtschaftlichen Wettbewerb42 wie auch immer sich dies ausdrcken mge gengt, um
Einzelflle sachgerecht beurteilen zu knnen, darf bezweifelt werden. Es ist zu befrchten,
33 So zusammengefat von Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 2.34 Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 2.35 Vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Allg. Rn. 1.36 So ist [...] eine Legaldefinition des Begriffs Wettbewerb als das Schutzobjekt des vorliegenden
Gesetzentwurfes nicht mglich, daher in dem Entwurf auch nicht versucht. Gleichwohl steht dieNotwendigkeit der Ausbildung neuer Rechtsbegriffe der Anwendbarkeit und Durchsetzbarkeit des Gesetzesnicht entgegen. Sowohl bei den Gerichten als auch bei den Verwaltungsbehrden bereitet die Anwendungvon Begriffen, die ihren Inhalt aus einer der juristischen Auffassung vorgegebenen Disziplin empfangen,keine Schwierigkeiten. (Deutscher Bundestag, 2. Wahlperiode, schriftlicher Bericht des Ausschusses frWirtschaftspolitik ber den Entwurf eines Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrnkungen, zu Drucksache3644, I, E, III. Zitiert nach Hoppmann, Wettbewerb, 1967, S. 77).
37 Vgl. Hoppmann, Problem, 1968, S. 10.38 Vgl. Emmerich, Kartellrecht, 1999, S. 10 f. (mit weiteren Nachweisen).39 Schnemann, Wettbewerb, 1994, Rn. A 8. Zu den wissenschaftstheoretischen Schwierigkeiten bei der
Definition des Wettbewerbsbegriffs vgl. auch Schmidtchen, Wettbewerbspolitik, 1978, S. 33 ff.40 Vgl. Emmerich, Wettbewerb, 2002, S. 2.41 Vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Allg. Rn. 7.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland12
da dieses Vorstellungsbild kaum ausreicht, um ber ebenso allgemeine Feststellungen wie
Konkurrenz belebt das Geschft hinauskommen zu knnen. Mit einer qualitativen
Beschreibung, geschweige denn einer quantitativen Messung des Wettbewerbs hat dies
freilich nichts zu tun. So ist zu bedenken, da sich dieser offenkundige Mangel an
wirtschaftstheoretischer Fundiertheit, der bereits bei den grundlegenden Begriffsdefinitionen
beginnt, spter beim Versuch einer funktionalen Auslegung des Gesetzes rchen knnte. Ganz
davon abgesehen fhrt es aber auch zumindest zu sprachlichen Ungenauigkeiten, wenn
Komposita wie Wettbewerbszweck oder Wettbewerbshandlung bestimmt werden sollen,
ohne sich darber im Klaren zu sein, was bezweckt und wozu gehandelt wird.
c) konomische Begriffsbestimmung
Wer sich von der Wirtschaftswissenschaft eine eindeutige und allgemein akzeptierte Antwort
auf die Frage, was denn nun genau unter Wettbewerb zu verstehen sei, erhofft, wird
enttuscht. Dies liegt aber nicht an einem mangelnden Interesse der konomen, sich diesem
Thema zu widmen, sondern vielmehr an der Vielschichtigkeit des Begriffes selbst.43 Die
konomie stt dabei auf das gleiche Problem wie die Rechtswissenschaft. Whrend sich
aber wie oben aufgezeigt weite Teile der Rechtswissenschaft damit offenbar abgefunden
haben, ber allgemeine Vorstellungen vom Wettbewerb nicht hinauskommen zu knnen, so
sind die Bemhungen der Wirtschaftswissenschaft, zu genaueren Definitionen zu kommen,
weiter vorangeschritten. Dies ist insofern erfreulich, als durch die Annherung an das, was
den Wettbewerb ausmacht und was der Wettbewerb bewirkt, deutlich wird, weshalb
Wettbewerb als solcher schutz- und frderungswrdig ist.
Auffllig ist, da Wettbewerb, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, unterschiedliche
wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund treten lt. Dabei kommt es darauf an, ob man in
ihm nun vorwiegend einen Zustand, einen Proze oder eine Funktion erkennen will. Damit
gehen die Fragen einher, ob die Voraussetzungen, die Handlungen oder die Ergebnisse des
Wettbewerbs im Fokus der Betrachtung liegen sollen.
Damit Wettbewerb als Zustand gegeben sein kann, mssen bestimmte Voraussetzungen
vorliegen. Hier werden berwiegend die Existenz von Mrkten sowie eine Mehrzahl von
Anbietern oder Nachfragern, die entgegengesetzte Ziele verfolgen, genannt.44 Dies deckt sich
42 Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 2001, Allg. Rn. 7.43 Vgl. Schmidt, Wettbewerbspolitik, 2001, S. 1.44 Vgl. z. B. Schmidt, Wettbewerbspolitik, 2001, S. 1 f.; Borchardt/Fikentscher, Wettbewerb, 1957, S. 15.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland 13
im Wesentlichen mit den bereits von Lobe genannten Kriterien und auch mit der umgangs-
sprachlichen Vorstellung vom Wettbewerb.
Interessanter als diese reine Zustandsbeschreibung ist allerdings die Betrachtung der Prozesse,
durch die Wettbewerb charakterisiert wird. Hier wird Wettbewerb verstanden als
individuelles Bestreben, vor anderen mit der Marktgegenseite zum Abschlu zu gelangen45,
als Bemhen der Anbieter einerseits und der Nachfrager andererseits, ihren individuellen
Vorteil zu suchen46 bzw. fr die Nachfrageseite die Mglichkeit, unter Alternativen
auszuwhlen, fr die Anbieterseite, [...] um die Kaufkraft der Kunden werben [zu] mssen47,
mithin also als Interaktionsprozesse zwischen zwei Marktseiten. Dies ist die Vorstellung der
klassischen Nationalkonomie, in der Wettbewerb ein Begriff fr einen beobachtbaren
Sachverhalt ist, nmlich da sich die Rivalitt zwischen den Marktteilnehmern in
Markthandlungen offenbart; genauer: Wettbewerb ist ein theoretischer Begriff [...] fr
Sachverhalte, bei denen mehrere Nachfrager mit mehreren Anbietern ber verschiedene
Haupt- und Nebenleistungsbndel Tauschverhandlungen durchfhren48. Eine andere
Sichtweise von den Wettbewerbsprozessen betont hingegen ihren evolutorischen Charakter.
Darunter wird verstanden, da durch die Wettbewerbshandlungen neues Wissen geschaffen
wird. Diese auf Friedrich August von Hayek zurckgehende Denkweise49 ist jedoch nicht
ohne weiteres als Definition des Realphnomens Wettbewerb zu verwenden, da sie alle
Formen des Wettbewerbs, in denen nicht Wissen geschaffen wird, ignoriert und somit gerade
jene Handlungen, die gemeinhin als Wettbewerb verstanden werden, ausblendet.50
Schlielich findet sich in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur bei der Definition des
Wettbewerbs hufig ein Verweis auf die Funktionen des Wettbewerbs. Auch wenn es
zunchst problematisch erscheinen mag, einen Gegenstand anhand seiner Funktionen anstatt
ber Zustnde oder Prozesse zu beschreiben, so kann doch gerade die Aufzhlung dieser
Funktionen sinnvoll sein, um sich ein Bild davon zu machen, was Wettbewerb leisten kann,
um ihn damit quasi durch die Hintertr zu definieren. Diese Begriffsbestimmung bezieht sich
dann allerdings ausschlielich auf wirtschaftlichen Wettbewerb in einer marktwirtschaftlichen
Wirtschaftsordnung. Kantzenbach hat folgende sechs Wettbewerbsfunktionen unterschieden:
45 Woll, Wirtschaftspolitik, 1992, S. 113.46 Streit, Wirtschaftspolitik, 2000, S. 45.47 Welfens, Wirtschaftspolitik, 1995, S. 227.48 Schneider, Grundlagen, 1995, S. 6049 Vgl. von Hayek, Entdeckungsverfahren, 1968; von Hayek, Knowledge, 1945.50 Vgl. zu dieser Kritik Schneider, Grundlagen, 1995, S. 59. Allerdings hngt dies auch von einem
Vorverstndnis hinsichtlich der Mglichkeit der Wissensgenerierung durch Markthandlungen ab.
B. Die Entwicklung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in Deutschland14
1. Gewhr von Entfaltungsmgl