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52 irland journal XXVI, 1.15 52 irland journal XXVI, 1.15 Whiskey, Whisky, Maturation... Das Holz zaubert die Aromen und den Geschmack Text und Fotos von Ernst J. Scheiner BenRiach in der Speyside ist renom- miert für die Nachreifung von Whis- kies in Sherry- und Weinfässern.

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Whiskey, Whisky, Maturation...Das Holz zaubert die Aromen und den Geschmack

Text und Fotos vonErnst J. Scheiner

BenRiach in der Speyside ist renom-miert für die Nachreifung von Whis-kies in Sherry- und Weinfässern.

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Die Zunft-Vereinbarung derLondoner Küfer von 1428war mehr als deutlich.

Sie untersagte ihren Mitgliedern beiAndrohung des Entzugs ihrer Werkzeu-ge die Verwendung von „grünem Holz“beim Bau von Bierfässern, denn jungesHolz übe schädliche Einflüsse auf dasAroma und den Geschmack der in ih-nen gelagerten Biere aus. Jeder Küfermusste die Qualität des von ihm auf-gebauten Fasses mit seiner Nummerund seinem Wappen attestieren.

Heutzutage ist es in der irischen undschottischen Whisky-Industrie eine all-gemein bekannte Erkenntnis, dass diegeografische Herkunft, die Art des Hol-zes, die Behandlung, die Größe und dasAlter des Fasses sowie die in ihm vorhergelagerte Flüssigkeit, die Belegungs-häufigkeit, der geografische Ort unddie Art der Lagerung, das dort wirken-de Mikroklima und die Lagerdauer ent-scheidende Faktoren bei der Reifungdes Whiskys sind.

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Seit wann reift Whisky im Fass?

Im 17. Jhd. waren unter den Siedlern New Eng-lands viele irische und schottische Küfer. Sie bau-ten die ersten Fässer aus amerikanischer Weißei-che auf. In ihnen wurde der westindische Rumnach Bristol, Cork, Dublin oder Glasgow trans-portiert. Nach der amerikanischen Prohibitionkamen um 1935 die nach amerikanischem Rechtnur einmal verwendbaren Bourbon-Fässer zerlegtnach Schottland. Die in Irland und Schottland vonKüfern wiederaufgebauten Fässer sollten zukünf-tig die Aromen und den Geschmack der irischenWhiskeys und der schottischen Whiskies nach-haltig prägen. Küfer waren in früherer Zeit sehrangesehen – es gab sie in fast jedem Ort. Fässerwurden überall für Haus und Handel, aber auchfür Brennereien und Brauereien handwerklichhergestellt.

Die Regular Dublin Operative Coopers’ Soci-ety oder Guild of St. Patricks wurde 1501gegründet und erhielt die Royal Charters vomStuart König Charles II im Jahre 1666.Die Innung existierte bis 1983. Ein Küfer absol-vierte eine vierjährige Ausbildung. Die Anwärtermussten entweder Söhne oder Enkel der Dubli-ner Innungsmitglieder sein und lesen und schrei-ben können. Jeder Auszubildende wurde nur voneinem Küfer betreut.

Die 1870 gegründete Coopers’ Society of Corkgeht in ihrem Ursprung wohl auf das Jahr 1700zurück. Beginnend mit dem Eintrittsalter von 14Jahren dauerte dort die Ausbildung fünf Jahre.Die tägliche Arbeitszeit begann morgens umsechs Uhr und endete abends um 18 Uhr im Som-mer. Im Winter bestimmten der Sonnenaufgangund der Sonnenuntergang die täglichen Arbeits-zeiten. Die irischen Küfer waren sehr stolz undselbstbewusst, daher verteidigten sie ihre Unab-hängigkeit. Sie beharrten auf eigenen Fass-Ma-ßen. Das unter Schmugglern beliebte kleine Kil-derkin-Fass war in Irland um zwei Gallonen klei-ner als das schottische mit 18 Gallonen.

Die Guinness Brauerei beschäftigte dreihundertKüfer, die bis Mitte der 1960er Jahre Bierfässeraufbauten und reparierten. Sie verwendetenamerikanische Roteiche oder Weißeiche und kohl-

ten wie die Amerikanerdie Fässer aus, sodass imInnern eine dicke Holz-kohlenschicht entstand.Seit den napoleonischenKriegen expandierte dieBrauerei im großen Um-fang und exportierte ihrStout nach England undSchottland. 1868 wur-den 255 000 Hogshead-Fässer (250 l) gefüllt mitGuinness nach Bristol,Liverpool, Glasgow undLondon verschifft. Die iri-schen Küfer böttchertenjährlich 34 000 neue Fäs-ser und reparierten dieTransportschäden beirund 100 000 Fässern.Nicht mehr verwendete Guinness-Fässer wurdenvon den Irish Distillers für die Lagerung und denTransport der Whiskeys weiterverwendet. Ab1946 ersetzten Jahr um Jahr Kegs aus Alumini-um die Eichenholz-Fässer. Es begann der Nieder-gang eines traditionellen Berufsstandes. 1961 be-schäftigte die St. James Gate Brauerei nur noch70 Küfer. Das letzte Holzfass wurde im März 1961gefüllt.

Anfang des 18. Jhds. bildeten englische Küferin Portugal Böttcher aus, um den Export des imbritischen Königreich – Irland gehörte dazu –immer beliebter werdenden Portweins zu ermög-lichen. Zehntausende Fässer sollten im 19. Jhd.die wohlhabende Gesellschaft mit dem belieb-ten Port- und Sherry-Wein überrollen. Somit gabes leere Fässer im Überfluss. Sie bildeten einegünstige Basis für den Boom der irischen undschottischen Whisky-Industrie. Kostensparendwurden sie bis zu sechsmal und häufiger mitGrain-, Malt-, und Pot Still Spirit belegt. Sie ver-einfachten den weltweiten Transport des Whis-kies auf dem Union Canal, auf hoher See odermit der Bahn. Unabhängig von seiner Qualitätwurde jedes zur Verfügung stehende Fass gefüllt.

Die langen Transportzeiten hatten einen interes-santen Nebeneffekt. Das Holz wirkte sich mil-dernd auf das oft junge, stechende Destillat aus.

In Schottland war es George Smith von der Glen-livet Distillery, der die vorzügliche Wirkung desEichenholzes auf seinen Whisky bemerkte. JohnLockes Brennerei in Kilbeggan gehörte zu denersten irischen Brennereien, die besonderenWert auf eine Reifung im Fass legten. Beide Whis-kies waren daher in Großbritannien, im Common-wealth und in Amerika sehr beliebt und geschätzt.

Neue EntwicklungenDie Erfindung der Kolonnen-Destillation des ehe-maligen Inspector General of Excise in IrelandAeneas Coffey gab Anfang des 19. Jhds neueImpulse. Mit dieser Anlage konnte billiger Grain-Spirit in großen Mengen produziert werden. Dieschottischen Whisky-Macher freuten sich über dieMöglichkeiten, die ihnen die neue Brennmetho-de bot, während insbesondere die DublinerBrennmeister an ihren traditionellen Destillations-methoden des Pot Still Whiskeys aus ungemälz-ter und gemälzter Gerste festhielten. Sie verschlie-fen den Wandel.

Mitte des 19. Jhds führte der technologischeFortschritt den schottischen Bierbrauer An-drew Usher Jr. zur kommerziellen Entwick-lung des Blended Whiskys.Sein Ansatz war einfach, wenn auch nicht neu,im Ergebnis allerdings verblüffend. Usher verhei-ratete konsequent milde, saubere Grain-Destilla-

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John Lockes Whiskeys aus Kilbegganwaren für ihre Reifequalität bekannt und beliebt.

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te aus der Kolonnen-Destillation mit ausdrucks-starken Single Malts der vielen schottischen Bren-nereien. Der Tüftler erfand ein Getränk mit demPotential einer globalen Verbreitung. Ein Glücks-fall beflügelte dessen Aufstieg. Die zerstörendeWirkung der Reblaus ließ die Versorgung derbürgerlichen Welt mit Cognacs und Armagnacsverebben. In die Versorgungslücke stieß derScotch. Die Geschäftigkeit der Whisky-BaronsBuchanan, Dewar, Haig und Walker förderte denUmsatz und die weltweite Akzeptanz. Die Malts,Grains und Blends wurden in Bier-, Rum-, Wein-,Port- und Sherry-Fässern gelagert und transpor-tiert. Der fulminante Erfolg der leichten fruchti-gen Scottish Blends verdrängte allmählich diearomatisch kräftigen und würzigen Pot Still Whis-keys der irischen Brenner John Jameson, JohnPower und George Roe vom Weltmarkt. Die Irenerkannten die Veränderung des Verbraucherge-schmacks zu spät. Ihr Absatz brach ein. Brenne-reien mussten schließen.

Früher wurde Whisky oder Poitín frisch direkt ausSteingutkrügen getrunken. Je nach Hausrezeptschönten Gewürze und/oder Fruchtsäfte seineAromen, um so stechende Alkohole und Fuselö-le aus einer unsauberen Destillation zu mildern.Die längere Reifung im Fass – in der Regel zweibis vier Jahre war nur bei wenigen Brennereien

und Blendern üblich,die eine weichereTrinkqualität ihrer PotStill Whiskies oderBlends erzielen woll-ten. Whisky – in die-ser Art getrunken –war nur selten einGenuss. Quellen des17. Jhds belegen,dass die positive Wir-kung einer Reifungvon Alkohol in Ei-chenholzfässern be-reits erprobt war. DieLondoner Gin-Brennmeister nutzten schondamals den Effekt einer mildernden Wirkung derSherry- und Weinfässer auf ihre oftmals unsau-beren Destillate bis sich die Destillationsverfah-ren verfeinerten.

Regulierung der Reifezeit

Eine Regel, wie langeWhisky in Eichenholzfäs-sern reifen sollte, gab eserst ab 1915. Ende des19. Jhds war der Whisky-Boom in vollem Gang. In-vestoren und Brennereienwitterten schnelles Geld.Whisky wurde oft sehrjung abgefüllt, denn einelängere Reifung im Ware-house war kostspielig undminderte die Erträge. Beivielen Blendern fehlte einQualitätsbewusstsein. Ei-nige schönten in betrüge-rischer Absicht ihren fri-schen Whisky-Spirit durchden Zusatz von Thomson’s

Patent Prune Wine. Das Dubliner Zauber-Elixiermachte aus jungen Destillaten ohne jegliche Fass-reife einen angeblich fassgereiften Whisky. DerPrune Wine unterdrückte nachhaltig die unreinenNoten von Fuselölen. Eine kräftige Beigabe vonkaramellisiertem Zucker suggerierte zudem einelange Lagerung in Sherry-Fässern.

Andererseits bewiesen qualitätsbewusste Destil-lerien um 1900, dass ein Whisky nach einer Holz-reifung von wenigen Jahren gute Ergebnisse er-zielte. Der Skandal um gepanschte Blends vor-wiegend aus Belfast beschleunigte den Immatu-re Spirits (Restrictions) Act von 1915. MancheWhisky-Macher nahmen es mit der Herkunft nichtsehr genau, sie verschnitten billigen frischenschottischen Grain- und Malt-Whisky mit Irish PotStill Whiskey und verkauften diesen als Old andRare Irish Whiskey.

Zum Schutz der Verbraucher wurde die Min-destreifezeit auf drei Jahre festgeschrieben. Derdamalige Premierminister Lloyd George, ein über-zeugter Abstinenzler, verfolgte mit diesem Ge-setz gleichzeitig die politische Absicht den extremhohen Alkoholkonsum in Großbritannien einzu-dämmen. Seine Vorschrift ist bis heute geltendesbritisches Recht. Die Mindestreifezeit fand ihrenNiederschlag ebenfalls in der EU-Spirituosen-Ver-ordnung von 2008.

Der Scotch Whisky Act von 1988 erlaubte denSchotten ursprünglich jegliche Art von Fass-Holzfür die Reifung ihrer Whiskys zu verwenden. Die-se Freiheit endete 1990 als eine Reifung im Ei-chenholz gesetzlich neu vereinbart wurde. 2009wurde diese Regelung unter Mitwirkung derWhisky-Produzenten vom Scottish Parliament inden Whisky Regulations fortgeschrieben. Im Ge-

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Schotten behaupten, dass ihr Whisky im feuchten Klimader Dunnage Warehouses besonders gut reife.

Die Iren schwören auf die kostengünstige Varianteeiner Whisky-Reifung in Palletized Warehouses.

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gensatz zu ihren schottischen Kollegen dürfen iri-sche Whiskey-Brenner nach den Bestimmungendes Irish Whiskey Acts von 1980 jede Sorte Holzfür die Reifung ihrer Whiskys verwenden: „Thespirits shall have been matured in wooden casks.“Die für sie ebenfalls geltende EU-Verordnung legtlediglich „eine mindestens dreijährige Reifung desendgültigen Destillats in Holzfässern mit einemFassungsvermögen von höchstens 700 Litern“fest.

Entdeckung der Fass-Qualität

Seit Mitte der 1990er Jahre lautet das Zauber-wort „Wood Management.“ Jedes zu füllendeFass wird mit Bedacht, je nach der beabsichtig-ten Reifewirkung ausgewählt. „Die Auswahl derFässer ist rigoros, unser Whiskey darf nur in denbesten Fässern heranreifen,“ betont die MasterBlenderin Helen Mulholland von der nordirischen

Brennerei Bushmills,„ich reise zu unserenBodegas in Jerez undsuche dort nach Oloro-so-Sherry-Fässern. InPorto wähle ich das Ei-chenholz für die nach unseren Vorgaben aufge-bauten Fässer aus, die mit einem von mir ausge-wählten Tawny Port belegt werden. In Madeirasuche ich ebenfalls nach einem extra fruchtigenWein, der die Fässer für unsere Reifung besondersprägt.“ Die Qualität eines Fasses bestimmt somitdie Qualität des Whiskeys.

Der Produktionsleiter der Midleton DistilleriesDavid Quinn berichtet, dass die von ihnen zurReifung eingesetzten Sherry-Fässer mit spani-schem Eichenholz aus Asturien und Galizien vonspanischen Küfern in Jerez aufgebaut werden.„Das Holz wird mindestens zwei Jahre luftgetrock-net. Die Fässer werden dort nach unseren Anwei-sungen unter offenem Feuer getoastet und in aus-gewählten Bodegas mit erstklassigem Sherry be-legt. Ein solches Fass kostet uns alles in allem rund1800,- Euro.“

Magie des Fasses

„60 % bis 80 % ist der wirkende Einfluss desHolzes auf das reifende Destillat,“ betont der re-nommierte schottische Whisky-WissenschaftlerDr. Jim Swan. Die Auswirkungen des Fass-Holzesauf die Reifung von Whisky traten erst in denletzten zwanzig Jahren in das Bewusstsein der

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David Quinn, Master ofScience der größten iri-schen Distillery in Midle-ton, Co. Cork.

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Hersteller. David Stewart, ehemals Master Blen-der der Balvenie Distillery, experimentierte in den1980-er Jahren mit Nachreifungen von Whiskies.Sie reiften für zehn Jahre in first-fill oder second-fill Bourbon-Barrels. Rund dreihundert Bourbon-Fässer wurden von ihm gevattet und der Whiskydanach für weitere zwei Jah-re in spanische first-fill Sher-ry-Butts (500 l) zur Nachrei-fung gelegt. So entstand derSingle Malt Balvenie DoubleWood. Dr. Bill Lumsden vonder Highland Distillery Glen-morangie griff diese Idee mitanderen Finishes in Weinfäs-sern aus Burgund, Andalusi-en und Bordeaux auf undüberraschte die Whisky-Welt1994 mit einer bis dahin nichtgekannten Produktlinie. Bei-de Whisky-Macher lösteneine weltweite Welle der Double Maturations aus,die heute zu den weitverbreiteten Standardme-thoden der Whisky-Industrie zählen.

Gleichzeitig schärfte der ehemalige Glenmoran-gie Distillery Manager und derzeitige Head ofWhisky Creation Dr. Lumsden den Blick für einenselektiven Umgang mit Fass-Holz, für die Fragenach dessen Herkunft und Verarbeitung in denKüfereien. Er suchte Qualität. Die amerikanischeWeißeiche, in der nach seinen Aussagen ein Glen-morangie Malt besonders vorteilhaft zum Whis-

ky heranreift, kommt daher fast ausschließlich auseinem eng begrenzten Anbaugebiet der Ozark Hillsin Missouri. „Das Holz macht den Whisky. DasGeheimnis für die hohe Qualität unseres Whiskiesist die Qualität des Fasses in dem er reift.“Bei Industrieware dauert der Prozess der Fass-Her-

stellung vom Fällen der Ei-chen bis zur ersten Whis-ky-Füllung kurze acht Wo-chen. Das Holz ist trotzkünstlicher Trocknungnoch grün und gibt daherbittere abträgliche Aromenan den Whisky ab. Die Tan-nine wirken sehr kräftig,wobei bei einem zweijäh-rigen luftgetrockneten Holzdie Tannin- und Hemicellu-lose-Struktur sich bereitsausgewaschen und somitmerklich abgeschwächt

hat. Langzeitversuche beweisen, dass die Aroma-struktur eines Whiskies in Fässern mit luftgetrock-neten Eichenholzdauben vielschichtiger und„schöner“ ist, als jene mit Trockenkammer-ge-trockneten Dauben.

Innovation

Im November 2011 überraschte Alex Chasko,der ehemalige Innovation Manager bei Cooley,die Whisky-Welt mit dem Connemara Bog Oak.Erste Versuche mit der Whiskey-Reifung in irischerEiche unternahm er im Labor. Beim Getränkegi-ganten Diageo – Eigentümer von Guinness, John-nie Walker und Smirnoff – führte der an der Uni-versity of Oregon und der Heriot-Watt Universityof Edinburgh ausgebildete Chemiker zahlreicheVersuche durch, um herauszufinden wie sich ver-schiedene Hölzer aromatisch und geschmacklichauf den Reifegrad eines Whiskies auswirken. ImAnschluss hatte Chasko eine ausgefallene Idee.Der Cooley-Küfer John Neilly sollte drei ehedemmit Bourbon belegte Fässer aus amerikanischerWeißeiche verändern. Er tauschte die Fassdeckelaus und zimmerte aus einer jahrtausendalten iri-schen Mooreiche neue Köpfe. Diese Hybrid-Fäs-ser belegte der experimentierfreudige Chasko miteinem rauchigen zweifach destillierten Malt Whis-key der Cooley Distillery, der zuvor einige Jahre

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in Bourbon-Fässern gereift war. Der größte Teildieses Whiskeys, etwa 80 %, war mit dem starkgetorften Whiskey identisch, der unter dem LabelTurf Mór von Cooley bereits erfolgreich vertriebenwurde. Dieser highly peated malt war vier Jahrealt, hinzu kamen weitere Whiskeys im Alter vonsechs, acht und fünfzehn Jahren. „Mein Whiskeysollte die Aromen der Mooreiche in sich aufneh-men,“ beschreibt Chasko seine Idee. „ Das Er-gebnis war für mich überraschend, auf einmalwaren da neue Aromen der Orangenmarmela-de. Der kräftige Rauchton verlor an Schärfe undwurde milder, angenehmer.“ Zwischen zehn undzwölf Monaten dauerte die Nachreifung in denpräparierten Neilly-Fässern. Am 31. Oktober2011, an Halloween, wurden 1000 Flaschen inder natürlichen Fass-Stärke von 57,8 % vol. ab-gefüllt. Jede nummerierte Flasche trägt die Un-terschrift von Alex Chasko.

Amerikanische Bourbon-Fässer sind günstig, daherwerden sie zur Fassreife eines Whiskys in Irland undSchottland bevorzugt eingesetzt.

Alex Chasko kreierte den rauchigen Conne-mara Bog Oak. Hybridfässer aus amerikani-scher und irischer Mooreiche prägten dieAromen und den Geschmack.

Im 17. Jhd. waren unter den irischen undschottischen Siedlern aus New Englandviele Küfer. Sie bauten die ersten Fässeraus amerikanischer Weißeiche auf. In ih-nen wurde der westindische Rum nachCork, Dublin oder Bristol transportiert.Nach der amerikanischen Prohibition ka-men die nach amerikanischem Recht nureinmal verwendbaren Bourbon-Fässer zer-legt nach Irland oder Schottland.Der Siegeszug des Barrels hält bis heutean. Leichtere und florale Whiskies ver-drängten nach und nach die dunkleren,körperreichen süßeren Whiskies aus denSherry- und Portwein-Fässern. Der Absat-ze des Scotch Blended Whiskies stieg welt-weit rasant an, der Bedarf an Fässern ausamerikanischer Eiche nahm ständig zu.Gleichzeitig verringerte sich der Konsumvon Port- und Sherry-Weinen. Das spani-sche Verbot von 1981, Sherry in Fässernzu exportieren, machte diesen Fass-Typusin Irland und Schottland zu einem rarenund gesuchten Produkt. Die Folge: ge-schätzte 97 % des schottischen Whiskieswerden heute in Bourbon-Fässern ausamerikanischer Eiche ausgebaut. Ähnlichverhält es sich in Irland.

Bourbon Fässer:

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Zum Autor:Ernst J. Scheiner M.A. ist der Herausgeber von TheGateway to Distilleries (www.whisky-distilleries.net), das mittlerweile über 140 Destillerienfotografisch von innen dokumentiert und ihreProduktion detailliert beschreibt. Er publiziert inFachzeitschriften sowie in deutschen und englischenBlogs zum Thema Whisky. Als unabhängigerWhiskybotschafter führt er Destillationskurse inEinrichtungen der Erwachsenenbildung durch. SeineWhisky-Kultouren führen Gruppen nach Irland undSchottland. Kontakt: [email protected]

Aus der Feder vonirland-journal-Menschen

Helen Mulhollandhatte sich bereitsin ihrer Magister-arbeit mit der Rei-fewirkung vonHolz auf Whiskeybeschäftigt. Seit2005 ist sie dieerste irische Frauüberhaupt, die alsMaster Blenderinfür die Kreationvon Whiskeys ver-antwortlich ist.Bei Bushmills ex-perimentierte sielange mit der Wir-kung des Eichen-holzes auf ihrendreifach destillier-ten Malt Whiskey

(hergestellt aus 100 % gemälzter Gerste). Ein vonWhisky-Connaiseuren sehr gelobtes Ergebnis ih-rer Versuche ist der sechszehnjährige BushmillsTriple Wood. Zunächst reiften jeweils 50 % desBushmills-Spirit für fünfzehn Jahre in Bourbon-Fässern und in Oloroso Sherry-Fässern. Danachmischte Mulholland diese so unterschiedlich ge-reiften Whiskeys und legte sie zur Nachreifungfür ein weiteres Jahr in frische Portweinfässer, PortPipes genannt. Das Ergebnis war ein voller kom-plexer Körper mit süßlichen Aromen, ein Korbvoller reifer Früchte mit viel Vanille und Portwein,ein sehr vielschichtiger Single Malt.

Wiederentdeckung der Tradition

Eine Wein- und Spirituosen Handlung gab es seit1805 in der Grafton Street, später in der KildareStreet und heute im Finanzdistrikt der Docklands.Das wohl älteste Weinhandelshaus Dublins Mit-chell & Son kümmerte sich nicht nur um den Im-port von Rum, Wein, Sherry und Port, sondernvertrieb seit den 1880er Jahren unter dem LabelPat Whisky (ohne -ey geschrieben) für eine ge-wisse Zeit einen eigenen Whiskey.

Die Spirituosen, Weine und Sherries wurden,wie es früher die Regel war, in großen Fäs-sern im Dubliner Hafen angeliefert und in

kleinere Gebinde umgefüllt. „Was tun mit denvielen leeren Fässern?“ fragten sich die Händler.Anfangs verkauften sie diese an die vielen Dubli-ner Distilleries in den Liberties. 1887 erweitertendie Mitchells ihr Geschäft und wurden Whiskey-Bonder. Sie schickten leere Fino-, Oloroso-, Pe-dro Ximenez- und Port-Fässer zur Jameson Distil-lery in die Bow Street und ließen jährlich bis zuhundert Fässer mit einem dreifach gebranntenPot Still Spirit füllen. Zum Whiskey reifte der Spi-rit in ihren eigenen weitläufigen Kellern mittenin Dublins Zentrum in der Fitzwilliam Lane. Weilsie das Alter der Whiskeysmit bunten Farbklecksenauf ihren Fässern markier-ten entstanden neue La-bels. Der Blue Spot lagertedort sieben Jahre, derGreen Spot zehn, der Yel-low Spot zwölf und derRed Spot fünfzehn Jahre inImport-Fässern mit unter-schiedlichen Vorbelegun-gen. Spot-Whiskeys in ver-schiedenen Geschmacksrichtungen wurden inIrland erfolgreich vertrieben.

Ende der 1960er Jahre stellte Jameson den Ver-kauf des New Spirits an die Bonders mit einerAusnahme ein. Bis zur Schließung der John Ja-meson Distillery im Jahre 1971 erhielt Mitchell &Son weiterhin den frischen Spirit. So konnten sie

eine kleine Fangemeinde mit dem in Irlandmittlerweile sehr seltenen Pot Still Whiskey (ca.4000 bis 6000 Flaschen pro Jahr) versorgen. Ak-tuell reift der Green Spot wieder in großen Men-gen in den Midleton Distilleries. Nach dem Ver-kauf der Marke an die Irish Distillers-Pernod Ri-card Group im Jahre 2011 erfuhr das Nischen-produkt in neuer Aufmachung eine gewaltigeRenaissance.

2012 erschien in einer ersten limitierten Auflagevon 3000 Flaschen ein zwölfjähriger Yellow Spot.

Der Single Pot Still Whis-key wurde in amerikani-schen Bourbon-Barrels undSherry-Butts ausgebaut.Eine Nachreifung erfolgtein andalusischen Wein-Fäs-sern in denen zuvor dersüßliche Dessertwein ausder Provinz Málaga seinePrägung erfuhr. Aromenvon Pfirsich, Honig, Muskatund Gewürznelken verbin-

den sich mit einem süßen, würzigen cremigenGeschmack, der Spuren von Crème Brûlée undMilchschokolade mit Gewürzen mischt.Der Yellow Spot repräsentiert auf magische Wei-se den vielschichtigen klassischen Single Pot StillWhiskey-Typ der irischen Bonder vergangenerGenerationen.

In Crocks oder Jugs wurde derWhisky in der Region direkt ver-trieben, längere Transporte er-folgten in Eichenholzfässern.

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Connemara Bog Oak ist der Beweis: Es gibt wiederirischen Whiskey, der zweifach destilliert und rauchigin den Aromen ist. Alex Chaskos Meisterwerk reifte inHybrid-Fässern aus amerikanischer und irischer Moor-eiche.

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