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Seit Jahrtausenden ist die Freude an Musik tief im Menschen verwurzelt. Die Musik gehört – neben der Religion – zu den ursprünglichsten geistigen Bedürf- nissen des Menschen. Sogar in unserer technisierten Welt ist dieses Bedürfnis nach Musik nicht verkümmert. Auch wenn Goethes Wort ». . . eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist« ohne Zweifel immer noch gültig ist und das Empfinden musikalischer Schönheit nicht erlernt werden kann, bedarf die musikalische Form ebenso der Erklärung wie die musikalische Technik. Dieser Atlas gibt einen Überblick über die Grundlagen der Musik; er erläutert ihre Regeln und Theorien und stellt ihre Geschichte dar. Nach dem dtv-Atlas-System sind ausführliche Textseiten und dazugehörige Farbtafeln einander gegenübergestellt. Durch grafische Darstellungen und No- tenbeispiele, insbesondere unter sinnvoller Verwendung von Farben zur Ver- deutlichung von Zusammenhängen, wird versucht, musikalische Strukturen anschaulich zu machen. Der vorliegende erste Band des zweibändigen ›dtv-Atlas Musik‹ umfasst den vollständigen systematischen Teil sowie den historischen Teil bis zum 17. Jahr- hundert. Der systematische Teil enthält u. a. Instrumentenkunde, Musiklehre und die Gattungen und Formen. Der historische Teil beginnt mit den ältesten musikalischen Denkmälern der Vor- und Frühgeschichte und reicht über die antiken (auch außereuropäischen) Hochkulturen bis zum Ende der Renaissance. Prof. Dr. Ulrich Michels, geb. 1938, studierte Musik, Musikwissenschaft und Germanistik. Er promovierte in Freiburg i. Br. und lehrte von 1972 bis 2008 an der Staatlichen Hochschule für Musik und an der Universität Karlsruhe; als Pianist wirkt er seit 1976 im ›Karlsruher Klaviertrio‹. Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft, u.a. zur ›Ars nova‹ des Mittelal- ters, zu Monteverdis ›Lamento d’Arianna‹, Händels Opernschaffen und Alban Berg. Gunther Vogel, geb. 1929, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe; nach seiner Tätigkeit als Kunsterzieher lebte er bis zu seinem Tod 1988 in Titisee-Neustadt als Maler und Zeichner. Zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland; 1985 Kunst- preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Für den dtv entwarf er auch die Grafiken für den ›dtv-Atlas Baukunst‹.

wie die musikalische Technik. ihre Regeln und Theorien und ... · In der Reihe ›dtv-Atlas‹ sind bisher erschienen: Akupunktur, 3232 Anatomie, 3 Bände, 3017, 3018, 3019 Astronomie,

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Page 1: wie die musikalische Technik. ihre Regeln und Theorien und ... · In der Reihe ›dtv-Atlas‹ sind bisher erschienen: Akupunktur, 3232 Anatomie, 3 Bände, 3017, 3018, 3019 Astronomie,

Seit Jahrtausenden ist die Freude an Musik tief im Menschen verwurzelt. DieMusik gehört – neben der Religion – zu den ursprünglichsten geistigen Bedürf-nissen des Menschen. Sogar in unserer technisierten Welt ist dieses Bedürfnisnach Musik nicht verkümmert. Auch wenn Goethes Wort ». . . eine Erscheinungwie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist« ohneZweifel immer noch gültig ist und das Empfinden musikalischer Schönheitnicht erlernt werden kann, bedarf die musikalische Form ebenso der Erklärungwie die musikalische Technik.Dieser Atlas gibt einen Überblick über die Grundlagen der Musik; er erläutertihre Regeln und Theorien und stellt ihre Geschichte dar.Nach dem dtv-Atlas-System sind ausführliche Textseiten und dazugehörigeFarbtafeln einander gegenübergestellt. Durch grafische Darstellungen und No-tenbeispiele, insbesondere unter sinnvoller Verwendung von Farben zur Ver-deutlichung von Zusammenhängen, wird versucht, musikalische Strukturenanschaulich zu machen.Der vorliegende erste Band des zweibändigen ›dtv-Atlas Musik‹ umfasst denvollständigen systematischen Teil sowie den historischen Teil bis zum 17. Jahr-hundert. Der systematische Teil enthält u. a. Instrumentenkunde, Musiklehreund die Gattungen und Formen. Der historische Teil beginnt mit den ältestenmusikalischen Denkmälern der Vor- und Frühgeschichte und reicht über dieantiken (auch außereuropäischen) Hochkulturen bis zum Ende der Renaissance.

Prof. Dr. Ulrich Michels, geb. 1938, studierte Musik, Musikwissenschaft undGermanistik. Er promovierte in Freiburg i. Br. und lehrte von 1972 bis 2008 ander Staatlichen Hochschule für Musik und an der Universität Karlsruhe; alsPianist wirkt er seit 1976 im ›Karlsruher Klaviertrio‹.Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft, u. a. zur ›Ars nova‹ des Mittelal-ters, zu Monteverdis ›Lamento d’Arianna‹, Händels Opernschaffen und AlbanBerg.

Gunther Vogel, geb. 1929, studierte an der Akademie der Bildenden Künste inKarlsruhe; nach seiner Tätigkeit als Kunsterzieher lebte er bis zu seinem Tod1988 in Titisee-Neustadt als Maler und Zeichner.Zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland; 1985 Kunst-preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Für den dtv entwarf er auch dieGrafiken für den ›dtv-Atlas Baukunst‹.

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In der Reihe ›dtv-Atlas‹ sind bisher erschienen:

Akupunktur, 3232Anatomie, 3 Bände, 3017, 3018, 3019

Astronomie, 3267Atomphysik, 3009

Baukunst, 2 Bände, 3020, 3021Bibel, 3326

Biologie, 3 Bände, 3221, 3222, 3223Chemie, 2 Bände, 3217, 3218Deutsche Literatur, 3219Deutsche Sprache, 3025Englische Sprache, 3239

Erde, 3329Ernährung, 3237Erste Hilfe, 3238Ethnologie, 3259Informatik, 3230

Keramik und Porzellan, 3258Mathematik, 2 Bände, 3007, 3008

Musik, 2 Bände, 3022, 3023Musik, gebundene Ausgabe in einem Band, 8599

Namenkunde, 3266Ökologie, 3228Pädagogik, 3327

Pathophysiologie, 3236Philosophie, 3229

Philosophie, gebundene Ausgabe, 8600Physik, 2 Bände, 3226, 3227

Physiologie, 3182Politik, 3027

Psychologie, 2 Bände, 3224, 3225Recht, 2 Bände, 3324, 3325Schulmathematik, 3099

Sexualität, 3235Stadt, 3231

Weltgeschichte, 2 Bände, 3331, 3332Weltgeschichte, Sonderausgabe in einem Band, 8598

Weitere dtv-Atlanten sind in Vorbereitung

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ÜbersetzungenBulgarien: Lettera Publ. Nadja Furnadijeva, PlovdivDänemark: Rosinante, KopenhagenFrankreich: Librairie Arthème Fayard, ParisGriechenland: Nakas, AthenItalien: Sperling & Kupfer, MailandJapan: Hakusuisha Ltd., TokioKroatien: Golden Marketing, ZagrebNiederlande: Sesam/HBuitgevers, BaarnPolen: Prószynski i S-ka, WarschauPortugal: Gradiva Publicaçoes, LissabonSlowenien: DZS, LjubljanaSpanien: Alianza Editorial, MadridSüdkorea: Eumag Chunchu Publ. Co., SeoulTaiwan: Hsiao Ya Music Comp. Ltd., TaipehTschechischeRepublik: TheLidovéNoviny PublishingHouse, PragUngarn: Athenaeum 2000 Kiadó, Budapest

Ausführliche Informationen über

unsere Autoren und Bücher

finden Sie auf unserer Website

www.dtv.de

Originalausgabe1. Auflage Juni 197723., durchgesehene und korrigierte Auflage 2013Gemeinschaftliche Ausgabe:Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, MünchenundBärenreiter-Verlag Karl Vötterle GmbH & Co. KG,Kassel . Basel . London . New York . Prahawww.baerenreiter.comDieses Werk ist urheberrechtlich geschützt: Sämtliche,auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten.

© 1977 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,MünchenUmschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlagfoto: Irmin EitelGesamtherstellung: Druckerei C. H. Beck, NördlingenRepro: w-medien Wiesendanger GmbH, Murnau/Obb.Printed in GermanyISBN 978-3-423-03022-9 (dtv)ISBN 978-3-7618-3022-2 (Bärenreiter)

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Symbol- und Abkürzungsverzeichnis

Tonarten:

Kleinbuchstaben = MolltonartenGroßbuchstaben = Durtonartenz. B.: a = a-Moll; A = A-Dur

Stufenbezeichnung:

römische Ziffernz. B.: I., II., III., IV. Stufe

Funktionsbezeichnungen:

T Dur-Tonikat Moll-TonikaD (Dur-)DominanteS (Dur-)SubdominanteTp TonikaparalleletP Durparallele der MolltonikatG MolltonikagegenklangDp DominantparalleleSp Subdominantparallele

Ziffern rechts oben: Aufbau des AkkordesZiffern rechts unten: Basston

D7 DominantseptakkordS6 Subdominante mit Sexte (Sixte ajoutée)

Sonderzeichen:+ Dur (vor Stufen oder Funktionsbezeichnung)

z. B. +II = I. Stufe Durº Moll

z. B. ºII = I. Stufe Moll< erhöht, übermäßig> erniedrigt, vermindertD/ 7 (durchstrichener Buchstabe) Grundton fehlt, also Dominantseptakkord ohne Grund-

ton = verkürzter Dominantseptakkord(D) (Bezeichnung in runder Klammer) Zwischenfunktionen = Funktionen auf einem

anderen Klang als die Tonika (hier: Zwischendominante)ZwD ZwischendominanteDD

Doppeldominante

[ ] erwarteter, aber nicht erscheinender Klang (Ellipse)

Abkürzungen (vgl. auch den Lexikonteil S. 70–81):

A. AltAbb. Abbildungacc., accomp. accompagnatoad lib. ad libitumahd. althochdeutschak. akustischallg. allgemeinarab. arabisch

B. BassBar. BaritonB. c. Basso continuoBd., Bde. Band, Bändebes. besondersbetr. betreffend

Bibl. Vat. Vatikanische BibliothekBr. BratscheBWV Bach-Werke-Verzeichnisbzw. beziehungsweisebyzant. byzantinisch

C. CantusCemb. CembaloCenc. Cencerro

D. DiscantdB Dezibeld. c. da capo

Ed. Vat. Editio VaticanaE. H. Englischhorn

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elektr. elektrischengl. englischeurop. europäischev. evangelischevtl. eventuell

f., ff. folgend, folgendeFasz. FaszikelFg. FagottFl. Flötefrz. französisch

Gb. GeneralbassGit. Gitarregriech. griechischgr.Tr. große Trommel

Hdb. HandbuchHfe. Harfehg. herausgegebenhist. historischHr. HornHs., Hss. Handschrift, Handschriften

Instr., instr. Instrument, instrumentalital. italienisch

Jh. JahrhundertJtsd. Jahrtausend

KaM Kammermusikkath. katholischKb. KontrabassKfg. KontrafagottKl., Klav. KlavierKlar. Klarinetteklass. klassischKM KirchenmusikKor. KornettKp., kp. Kontrapunkt, kontrapunktischKpm. KapellmeisterKV Köchel-Verzeichnis der

Werke Mozarts

lat. lateinischliturg. liturgisch

MA., ma. Mittelalter, mittelalterlichMG., mg. Musikgeschichte, musik-

geschichtlichmhd. mittelhochdeutschMs., Mss. Manuskript, ManuskripteMth., mth. Musiktheorie, musik-

theoretischmus., musikal. musikalischMw., mw. Musikwissenschaft,

musikwissenschaftlich

N Newton (1 N = 105 dyn)Nb. NotenbeispielND Neudrucknhd. neuhochdeutsch

nl. niederländischNr. Nummer

Ob. Oboeop. OpusOrch. OrchesterOrg. Orgel

Pa Pascal (1 Pa = 1 N/m2)Perc. Percussionphysik. physikalischphysiol. physiologischPikk. PikkoloflötePk. PaukePos. Posauneprotest. protestantischpsychol. psychologisch

Rez. Rezitativroman. romanischromant. romantischruss. russisch

S. SeiteS. Soprans. siehesec SekundeSlg. SammlungSinf. Sinfoniesinf. sinfonischs. o. siehe obensog. so genanntspan. spanischSt., st. Stimme, stimmigStb. StaatsbibliothekStr. Streicher

T. TaktTamb. TambourinTen. TenorTr. TrommelTrp. Trompetet. s. tasto solo

u. a. und andere, unter anderemu. Ä. und ÄhnlicheU-Musik Unterhaltungsmusikurspr. ursprünglich

V. ViolineVa. ViolaVar. VariationVc. Violoncellovgl. vergleicheVo. Violone

W Wattwiss. wissenschaftlich

Z. Zinkz. T. zum Teilzus. zusammen

Hinweis für den Benutzer:Die Jahreszahlen hinter den Namen geben die Lebens- bzw. Regierungsdaten an.

Symbol- und Abkürzungsverzeichnis 9

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Anatomie des OhresDas Ohr umfasst drei Großteile: Außen-, Mit-tel- und Innenohr (Abb. A).Das Außenohr fängt Schall auf, wobei derGehörgang als Resonator die Schallwellen 2-bis 3fach verstärkt.Das Mittelohr überträgt den Schall weiter:Das Trommelfell vermittelt die Druck-schwankungen an die Gehörknöchelchen inder luftgefüllten Paukenhöhle. Es reagiertnoch auf Amplituden von 10–9 cm (1/10 desDurchmessers eines Wasserstoffatoms) bei ei-nem ppp-Ton von 3000 Hz. Die Gehörknö-chelchen Hammer, Amboss und Steigbügeldämpfen die Schwingungen im Verhältnisvon 1,3:1 bei einer Kräftesteigerung von 1:20und leiten sie ins ovale Fenster.Das Innenohr besteht aus dem Vestibularap-parat mit den drei Bogengängen des Gleich-gewichtssinnes und der Schnecke (Cochlea)mit dem Gehörorgan. Die Schnecke enthältzwei mit Perilymphe gefüllte Gänge:– den Vorhofgang (scala vestibuli), ausge-

hend vom ovalen Fenster, in dem der Steig-bügel sitzt, und

– den Paukengang (scala timpani), ausge-hend vom runden Fenster mit Membranver-schluss zur Paukenhöhle.

Beide Gänge sind nur in der Schneckenspitzemiteinander verbunden (Helicotrema), imÜbrigen aber durch den dreiseitigen, mit En-dolymphe gefüllten sog. Schneckengang ge-trennt. In diesem liegen auf der 35 mm langen,am ovalen Fenster 0,04, an der Schneckenspit-ze 0,49 mm breiten Basilarmembran, über-dacht von einer Deckmembran, etwa 3500Haarzellengruppen mit je einer inneren und 3bis 4 äußeren Zellen nebeneinander: die Sin-neszellen des Cortischen Organs.

Die TonhöhenempfindungDruckwellen in der Perilymphe des Vorhof-ganges bauchen den Schneckengang aus.Diese Ausbauchung läuft als stark gedämpfteWelle vom ovalen Fenster bis zur Schnecken-spitze (ohne Reflexion). In der maximalenAusbauchung werden die Sinneszellen desCortischen Organs am stärksten erregt. Sieliegt bei hohen Tönen nahe am ovalen Fensterund umgekehrt. Die Tonhöhenempfindunghängt demnach vom Ort der maximal erregtenSinneszellen auf der insgesamt schwingendenBasilarmembran ab (Abb. B).Der Hörbereich liegt zwischen 16 und20 000 Hz (Abb. C). Er nimmt im Alter starkab. Die räumliche Verteilung auf der Basilar-membran entspricht etwa dem Logarithmusder Frequenz, wobei der Mittelbereich weiterauseinander gezogen ist. Die Tonhöhenunter-scheidung gelingt daher zwischen 1000 und3000 Hz am besten (0,3% = 1/40 Ganzton).Das Mittelohr überträgt nur Frequenzen bis2000 Hz. Alle höheren werden durch dieKnochen übertragen. Die Basilarmembran ge-rät in Schwingung durch Druckdifferenz zwi-

schen den Skalen und Ausbuchten des beweg-lichen Verschlusses der scala timpani bei– allseitiger Kompression der Schnecken-

Knochenwand oder bei– Relativverschiebung von Gehörknöchel-

chen und Schnecke durch Beschleunigungdes Innenohres bei Schwingung der Schä-delknochen.

Die Knochenleitung ist beim Hören der eige-nen Stimme besonders deutlich zu empfin-den. In der Perilymphe entstehen zusätzlicheSchwingungen aus nichtlinearen, asymmetri-schen Verzerrungen im Mittel- und Innenohr,die als subjektive oder Ohr-Partialtöne gehörtwerden. Ähnlich entstehen zusätzlicheSchwingungen durch Überlagerung, sog.Kombinationstöne, und zwar als Differenz-und Summationstöne entsprechend derSchwingungszahldifferenz oder -summe derGrundtöne. Die Tonhöhe wird bestimmtdurch die jeweils längste Schwingung.Als Eigenmaß für die Tonhöhenempfindungdient das Mel, wobei definitionsgemäß 1000mel = 1000 Hz bei 0,002 Pa (40 dB) sind.

Die LautheitsempfindungDas Ohr unterscheidet etwa 325 Lautstärke-stufen. Die subjektive Lautstärke (Lautheit)wird in Phon gemessen. Definitionsgemäß istbei 0 Phon der Normalton von 1000 Hz ge-rade nicht mehr hörbar. Es sind dann: derSchalldruck am Trommelfell 2 . 10–5 Pa (=0 dB), die Schallleistung 10–12 W/m, dieSchallamplitude am Trommelfell 10–9 cm, ander Basilarmembran 10–10 cm, an den Schä-delknochen 5 . 10–10 cm. Den Phonwert L ei-ner Schallquelle erhält man durch Vergleichmit dem gleich laut geschalteten Normaltonder Schallstärke J nach L = 10 lg J/J0. DiePhonskala ist also dem Logarithmus der wirk-lichen Schallstärke proportional.Schädlichkeitsgrenzen: kurze Belastung bei90 phon, Dauerbelastung bei 75 phon.Schmerzschwelle: 130–140 phon.Eigenmaß der Lautheitsempfindung ist dasSone: 1 sone = Lautheit des Normaltons bei40 dB, 2 sone doppelt so laut etc. Das Laut-heitsempfinden hängt auch von der Zeit ab.Die Einhörzeit bis zur vollen Lautstärke be-trägt 0,2 sec, die Aufhörzeit 0,14 sec. Nach2min sinkt die Lautheit um 10 dB (Adaption)und bleibt dann nahezu konstant. Zuweilenlöscht ein Hörvorgang einen anderen durchAdaption im Cortischen Organ und durch me-chanische Schwingungsbeeinflussung in derPerilymphe aus (Verdeckung).

Übertragung zum Gehirn30 000 Nervenfasern vermitteln durch elektri-sche Impulse (sog. Aktionspotenziale, bis900 Hz je Faser) 1500 Tonhöhenunterschiedeund 325 Stärkestufen, also ca. 340 000 Wertevon den Orten auf der Basilarmembran überden Hörnerv zum Gehirn. Die Summe allerImpulsfrequenzen macht dabei die Lautheitaus.

Gehörphysiologie/Gehörorgan, Hörvorgang 19

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