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Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 104 (2010) 120–131 Schwerpunkt Wie r¨ uckt Qualit¨ at in den Fokus der Gesund- heitsversorgung? Ergebnisse einer Delphi- und Akteurbefragung Max Geraedts 1, , Reinhard Busse 2 , Wilfried H. J ¨ ackel 3 , David Klemperer 4 , Susanne Mauersberg 5 , Dirk Sauerland 6 , Eckhard Volbracht 7 , Uwe Schwenk 7 1 Private Universit ¨ at Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl f ¨ ur Gesundheitssystemforschung, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten 2 Technische Universit¨ at Berlin, Lehrstuhl Management im Gesundheitswesen, H 80, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin 3 Uniklinik Freiburg, Abteilung Qualit ¨ atsmanagement und Sozialmedizin, Engelbergerstraße 21, 79106 Freiburg im Breisgau 4 Hochschule Regensburg, Fakult ¨ at Sozialwissenschaften, Seybothstraße 2, 93053 Regensburg 5 Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin 6 Private Universit ¨ at Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl f ¨ ur Institutionen ¨ okonomik und Gesundheitssystemmanagement, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten 7 Bertelsmann Stiftung, Carl-Bertelsmann-Straße 256, 33311 G ¨ utersloh Zusammenfassung Obwohl es in Deutschland inzwischen eine Vielzahl an gesetzlichen Vor- gaben, Konzepten und Instrumenten zur Qualit ¨ atsf ¨ orderung gibt, scheint das Gesundheitswesen von einer lebendigen Qualit ¨ atskultur noch weit entfernt zu sein. Um Wege aufzuzeigen, wie die Entwicklung und Um- setzung einer Qualit ¨ atskultur in der deutschen Gesundheitsversorgung gelingen k ¨ onnte, hat die Bertelsmann Stiftung im Sommer 2009 eine Delphi-Befragung von sieben wissenschaftlich mit dem Thema Qualit ¨ at im Gesundheitswesen befassten Experten sowie eine Online-Befragung von insgesamt 239 Akteuren aus den Bereichen Medizin, Selbstverwaltung, Politik, Industrie und Patientenvertretung durchgef ¨ uhrt. Auf dieser Basis wurden 31 Thesen aus zw ¨ olf Themenbereichen formuliert und beurteilt, die notwendige Bausteine daf ¨ ur beschreiben, dass Qualit ¨ at in den Fokus der Gesundheitsversorgung in Deutschland r ¨ uckt. Bei einer Dichoto- misierung der vorgegebenen Antwortskala (Schulnoten von 1–6) erhielten 28 der 31 Thesen zu mehr als 2/3 eine Zustimmung der Akteure mit den Notenwerten 1 oder 2 im Vergleich zu 3–6. Die zehn Thesen mit den ochsten Zustimmungswerten erhielten von jeweils 85% und mehr Ak- teuren Notenwerte von 1 oder 2. Den Hauptergebnissen der Befragungen folgend, erfordert die Etablierung einer vom Großteil der Befragten gew ¨ unschten Qualit ¨ atskultur, vordringlich ergebnisorientierte Qualit ¨ ats- ziele und Qualit ¨ atsindikatoren zu definieren, Qualit ¨ atsmanagement st ¨ arker in der Ausbildung zu beachten und eine auf m ¨ oglichst objektiver Qua- lit ¨ atstransparenz beruhende, mit Anreizen versehene Qualit ¨ atsf ¨ orderung einzuf ¨ uhren. Die hohe ¨ Ubereinstimmung von Experten und Akteuren im Hinblick auf die notwendigen Schritte zur Etablierung einer lebendigen Qualit ¨ atskultur im deutschen Gesundheitswesen geben Hoffnung, dass die konkrete Umsetzung dieser Schritte gemeinsam gelingen k ¨ onnte. Schl ¨ usselw ¨ orter: Qualit ¨ at der Gesundheitsversorgung, Qualit ¨ atsmanagement, Qualit ¨ atssicherung www.elsevier.de/zefq ARTICLE IN PRESS Korrespondenzadresse: Univ.-Prof. Dr. med. M. san. Max Geraedts, Private Universit¨ at Witten/Herdecke gGmbH, Institut f ¨ ur Gesundheitssystemforschung, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten. Tel.: 02302926-770; fax: 02302 926-783. E-Mail: [email protected] (M. Geraedts). Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) doi:10.1016/j.zefq.2009.12.028 120

Wie rückt Qualität in den Fokus der Gesundheitsversorgung ...kurse.fh-regensburg.de/kurs_20/kursdateien/x2010-04 ZEFQ_Wie rueckt Qualitaet.pdf · delphi survey of seven quality

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ARTICLE IN PRESS

�KorrespondeAlfred-HerrhaE-Mail: max.g

120

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 104 (2010) 120–131

www.elsevier.de/zefq

Schwerpunkt

Wie ruckt Qualitat in den Fokus der Gesund-heitsversorgung? Ergebnisse einer Delphi- undAkteurbefragungMax Geraedts1,�, Reinhard Busse2, Wilfried H. Jackel3, David Klemperer4, Susanne Mauersberg5, Dirk Sauerland6,Eckhard Volbracht7, Uwe Schwenk7

1Private Universitat Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl fur Gesundheitssystemforschung, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten2Technische Universitat Berlin, Lehrstuhl Management im Gesundheitswesen, H 80, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin3Uniklinik Freiburg, Abteilung Qualitatsmanagement und Sozialmedizin, Engelbergerstraße 21, 79106 Freiburg im Breisgau4Hochschule Regensburg, Fakultat Sozialwissenschaften, Seybothstraße 2, 93053 Regensburg5Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin6Private Universitat Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl fur Institutionenokonomik und Gesundheitssystemmanagement,Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten7Bertelsmann Stiftung, Carl-Bertelsmann-Straße 256, 33311 Gutersloh

Zusammenfassung

Obwohl es in Deutschland inzwischen eine Vielzahl an gesetzlichen Vor-gaben, Konzepten und Instrumenten zur Qualitatsforderung gibt, scheintdas Gesundheitswesen von einer lebendigen Qualitatskultur noch weitentfernt zu sein. Um Wege aufzuzeigen, wie die Entwicklung und Um-setzung einer Qualitatskultur in der deutschen Gesundheitsversorgunggelingen konnte, hat die Bertelsmann Stiftung im Sommer 2009 eineDelphi-Befragung von sieben wissenschaftlich mit dem Thema Qualitat imGesundheitswesen befassten Experten sowie eine Online-Befragung voninsgesamt 239 Akteuren aus den Bereichen Medizin, Selbstverwaltung,Politik, Industrie und Patientenvertretung durchgefuhrt. Auf dieser Basiswurden 31 Thesen aus zwolf Themenbereichen formuliert und beurteilt,die notwendige Bausteine dafur beschreiben, dass Qualitat in den Fokusder Gesundheitsversorgung in Deutschland ruckt. Bei einer Dichoto-misierung der vorgegebenen Antwortskala (Schulnoten von 1–6) erhielten

nzadresse: Univ.-Prof. Dr. med. M. san. Max Geraedts, Private Universitusen-Straße 50, 58448 Witten. Tel.: 02302 926-770; fax: 02302 [email protected] (M. Geraedts).

28 der 31 Thesen zu mehr als 2/3 eine Zustimmung der Akteure mit denNotenwerten 1 oder 2 im Vergleich zu 3–6. Die zehn Thesen mit denhochsten Zustimmungswerten erhielten von jeweils 85% und mehr Ak-teuren Notenwerte von 1 oder 2. Den Hauptergebnissen der Befragungenfolgend, erfordert die Etablierung einer vom Großteil der Befragtengewunschten Qualitatskultur, vordringlich ergebnisorientierte Qualitats-ziele und Qualitatsindikatoren zu definieren, Qualitatsmanagement starkerin der Ausbildung zu beachten und eine auf moglichst objektiver Qua-litatstransparenz beruhende, mit Anreizen versehene Qualitatsforderungeinzufuhren. Die hohe Ubereinstimmung von Experten und Akteuren imHinblick auf die notwendigen Schritte zur Etablierung einer lebendigenQualitatskultur im deutschen Gesundheitswesen geben Hoffnung, dass diekonkrete Umsetzung dieser Schritte gemeinsam gelingen konnte.

Schlusselworter: Qualitat der Gesundheitsversorgung, Qualitatsmanagement, Qualitatssicherung

at Witten/Herdecke gGmbH, Institut fur Gesundheitssystemforschung,83.

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ)doi:10.1016/j.zefq.2009.12.028

ARTICLE IN PRESS

How to bring quality into the focus of health care – results of a delphi and stakeholdersurvey

Summary

Although plenty of statutory requirements, concepts and tools to promotethe quality of health care exist, Germany’s health care system seems farfrom being pervaded by a vivid quality culture. In order to show ways howto succeed in developing and implementing such a quality culture in theGerman health care system, the Bertelsmann foundation conducted adelphi survey of seven quality of care experts and an online survey of 239stakeholders, encompassing health care providers and representatives ofthe self administration of the health care system, politicians, the healthcare industry, and patient representatives. Based on the delphi results 31theses within 12 subject areas have been formulated and assessed, whichdescribe building blocks to put quality in the center of Germany’s healthcare system. After dichotomizing the answers (school grades 1–6 into 1–2

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq

= best, and 3–6 = worse) 466% of the stakeholders rated 28 of 31 theseswith grades 1–2. The ten most accepted theses received grades 1 or 2from more than 85% of the stakeholders. Following the main results ofthe surveys, establishing a vivid quality culture requires outcome orientedquality goals and quality indicators to be defined, quality management tobe embedded better into the education of all health care providers, andquality promotion to be introduced which is build on quality incentives andobjective quality transparency. Since experts and stakeholders agree tosuch a high degree in the steps necessary to establish a quality culture inthe German health care system, the realization of these steps seems to bepossible.

Key words: quality of health care, quality management, quality assurance

HintergrundDer Versorgungsqualitat im deutschenGesundheitswesen wird seit einigenJahren verstarkt Aufmerksamkeit ge-widmet: So haben Gutachten des Sach-verstandigenrates das Thema mehrfachbeleuchtet; der Gesetzgeber verlangtvon den Leistungserbringern immerweitergehende Aktivitaten der Qua-litatsforderung und -sicherung; Kon-gresse sowie wissenschaftliche Fachge-sellschaften widmen sich ebenfalls kon-tinuierlich der Thematik.Eine wegweisende Entwicklung stelltendabei die von der 72. Gesundheits-ministerkonferenz (GMK) 1999 verab-schiedeten

’’Ziele fur eine einheitliche

Qualitatsstrategie im Gesundheitswe-sen

’’

dar [1]. Bei der Evaluation desZielerreichungsgrades zeichnete die 77.GMK ein gemischtes Bild: insgesamtkonne von einer verbesserten Grund-einstellung zum Thema Qualitatsmana-gement (QM) im Gesundheitswesengesprochen werden. Viele der genann-ten Einstellungen und Instrumentefanden zunehmend Einzug in die Rou-tine [2]. Die ebenfalls ausgesprocheneEmpfehlung fur eine Fortschreibungder

’’Nationalen Qualitatsstrategie

’’

wurde unter dem Titel’’Weiterentwick-

lung der Ziele fur eine einheitliche Qua-litatsstrategie im Gesundheitswesen –eine Vision fur das Jahr 2011

’’

publi-ziert und von der 79. GMK 2006 aus-drucklich begrußt. Darin wurden unteranderem folgende ubergeordnete Ziele

fur eine Qualitatsorientierung im deut-schen Gesundheitswesen formuliert[3]:

1.

Qualitat wird zum Leit- und Steue-rungskriterium des deutschen Ge-sundheitswesens.

2.

Die Beurteilung der Leistungen inder Gesundheitsforderung, Praven-tion, Kuration, Rehabilitation undPflege erfolgt anhand der Qualitatder Ergebnisse.

3.

Die Ergebnisqualitat wird in vielenBereichen uber die Allokation vonRessourcen und die Finanzierungvon Leistungen entscheiden.

4.

Ziel des Gesundheitssystems ist da-bei der patientenrelevante Nutzen(objektive und subjektive Gesund-heit) und dessen Optimierung.

5.

Qualitatsmanagement wird denkontinuierlichen Verbesserungspro-zess des deutschen Gesundheitswe-sens bestimmen.

Die GMK erwartet, dass sich auf derBasis dieser Zielsetzungen Qualitat zummaßgeblichen Leit- und Steuerungskri-terium im Gesundheitswesen entwi-ckelt. Dabei legt die GMK ausdrucklichWert darauf, vor dem Hintergrund deraktuell vorrangig finanziell ausgerichte-ten Diskussion uber das deutsche Ge-sundheitswesen, die maßgebliche Be-deutung hoher Qualitatsanforderungenan die gesundheitliche Leistungserbrin-gung zu betonen.

Alles in allem stellt die GMK die Ent-wicklung der letzten Jahre quasi alshalb volles Glas dar. Bei nuchterner Be-trachtung kann aber auch das Fazit ei-nes halb leeren Glases nicht von derHand gewiesen werden. 20 Jahre nachder Einfuhrung der gesetzlichen Ver-pflichtung zum Qualitatsmanagementkann nicht davon gesprochen werden,dass sich im deutschen Gesundheits-wesen eine konsistente Qualitatskulturetabliert hat. Zu behaupten, dass derGroßteil der Leistungserbringer akzep-tiert, dass es sich lohnt, die Qualitat dereigenen Versorgung zu hinterfragenund zu kennen, diese kontinuierlichzu verbessern und anhand vonQualitatsdaten vergutet zu werden,ware genauso falsch wie zu behaup-ten, dass Patienten Wahlentscheidun-gen im deutschen Gesundheitswesenauf der Basis von Qualitatsdaten treffen.

Zielsetzung undinhaltlicher Rahmen

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich inihrem Programm

’’Versorgung verbes-

sern – Patienten informieren

’’

mit un-terschiedlichen Projekten und Ansatzenfur eine Forderung von Qualitat undTransparenz im Gesundheitswesen ein.Trotz dieser Forderung und in Anbe-tracht der Vielzahl an gesetzlichen Vor-gaben, Konzepten und Instrumentenzur Qualitatsforderung in Deutschlandverwundert es, dass Deutschland von

121

ARTICLE IN PRESS

einer breiten Umsetzung und tatsach-lichen Qualitatskultur noch weit ent-fernt scheint. Aufsetzend auf demGMK-Protokoll wollte die BertelsmannStiftung deshalb Antworten auf fol-gende Fragen finden:

12

Wie ruckt Qualitat in den Fokus derGesundheitsversorgung?

� Warum fallt die Umsetzung der

vielfaltigen Konzepte so schwer?

� Was fehlt auf dem Weg von der

Pflicht zur Kur?

� Welche Grunde lassen sich fur

die unzureichende Akzeptanz undDurchdringung mit Maßnahmen derQualitatsforderung anfuhren?

� Welche Wege und Mittel sind zur

Umsetzung von Strategien, Konzep-ten und Instrumenten notwendig,damit die Qualitatsidee tatsachlichgelebt wird?

Um diese Fragen zu beantworten, hatdie Bertelsmann Stiftung im Sommer2009 eine Delphi- und Akteurbefra-gung durchgefuhrt, deren Ergebnissehier berichtet werden.

Methodik

Bisher fehlen empirische Erkenntnissezu effektiven Verfahren, wie die Um-setzung von Strategien und Konzeptenzur Verankerung des Qualitatsgedan-kens im deutschen Gesundheitswesengelingen konnte. Um dennoch zumoglichst fundierten Einschatzungendazu zu kommen, wie die nachstenSchritte zu einer solchen Umsetzungaussehen mussten, wurde ein zwei-phasiger Meinungsbildungsprozess ge-nutzt.Die erste Phase basierte auf der Delphi-Methode, die eine Schatzmethode zurBeurteilung zukunftiger Ereignisse oderTrends darstellt. Ublicherweise beruhtdie Delphi-Methode auf einem syste-matischen, mehrstufigen Befragungs-verfahren einer Gruppe von Expertenzu einer vordefinierten Anzahl von The-sen, wobei den Experten die Ein-schatzungen der ubrigen Expertenanonym zuruckgekoppelt werden.An der Delphi-Befragung der Bertels-mann Stiftung nahmen die als Autorengenannten Wissenschaftler (MG, RB,

2

WJ, DK, DS), erganzt durch ProfessorSelbmann, Tubingen und eine Vertre-terin des Verbraucherzentrale Bundes-verband (SM) teil. Diese Experten wur-den zunachst aufgefordert, zur Haupt-frage

’’Was fehlt, damit Qualitat in

den Fokus der Gesundheitsversorgungruckt

’’

Thesen beziehungsweise Ideenzu generieren. Anschließend kategori-sierte und kompilierte MG die Thesender Experten, die danach den Expertenzuruckgemeldet wurden. Die Expertensollten sich dazu außern, ob sich ihreeigenen Thesen in den nun zusammen-gefassten Thesen wiederfanden und obsie aufgrund der Thesen der ubrigenExperten neue Ideen oder Erganzun-gen/Kommentare vorbringen wollten.Die mit Hilfe der ersten Erganzungenund Kommentare abgeanderten The-sen wurden daraufhin noch zweimal andie Experten zuruckgemeldet und beiBedarf weiter abgeandert, bis die Ex-perten mit der gemeinsam erarbeitetenThesensammlung einverstanden waren.Als Ergebnis dieser ersten Phase lageine Sammlung von 31 Thesen vor, diezwolf Themenbereichen zugeordnetwerden konnten (s. unten).In der zweiten Phase wurden dieseThesen im Rahmen einer Online-Befra-gung einer Gruppe von Akteuren ausMedizin, Selbstverwaltung, Politik, Pa-tienten(-vertretung) und Gesundheits-industrie vorgelegt. Die Gruppe der Be-fragten rekrutierte sich zum einen ausder Adressdatei der Stiftung Praxis-siegel e. V. und zum anderen aus derGruppe der nach dem EuropaischenPraxisassessment (EPA) zertifiziertenArzte und EPA-Visitoren. Von insge-samt 2.020 Angefragten antworteten239 zeitgerecht (Ruckmeldequote11,8%). Die 239 Antwortenden ver-teilten sich wie folgt auf die Akteurs-gruppen: Patienten, Versicherte (8), Po-litik (10), Kostentrager (46), Leistungs-erbringer (35), zertifizierte Arztpraxen(60), Wissenschaft (32), Industrie,Dienstleistungen (33), Sonstige (15).Die Akteure wurden zunachst gebeten,zu den einzelnen Thesen jeweils denGrad ihrer Zustimmung anzugeben(Notenskala von 1–6: 1 = volle Zustim-mung, 6 = keine Zustimmung). Dar-uber hinaus konnten zu jedem derzwolf Themenbereiche optional Kom-

Z. Evid. Fortbild.

mentare in Form von Freitextangabenabgegeben werden.Der Beurteilung der einzelnen Thesenfolgte eine Priorisierung der Themen-bereiche (Notenskala 1–6: 1 = sehrhohe Bedeutung, 6 = keine Bedeutung)auf der Basis der Angaben zur Frage

’’Bitte priorisieren Sie die zwolf Themen

hinsichtlich ihrer Bedeutung fur dieEntwicklung und Umsetzung einerQualitatskultur im Gesundheitssys-tem

’’

).Danach sollten die Thesen insgesamtbewertet werden (

’’Die Thesen und

Themen beschreiben die Voraussetzun-gen fur die Entwicklung und Umset-zung einer Qualitatskultur in der Ge-sundheitsversorgung aus wissenschaft-licher Sicht. Sind die Thesen undThemen aus Ihrer Sicht umfassend?

’’

;Antwortkategorie ja/nein).Daruber hinaus wurden die Befragtengebeten, die aus ihrer Sicht wichtigstenBarrieren und Umsetzungsmaßnahmenfur die Entwicklung und Umsetzung ei-ner Qualitatskultur anzugeben (

’’Was

sind aus Ihrer Sicht die entscheidendenHemmnisse/Barrieren fur die Entwick-lung und Umsetzung einer lebendigenQualitatskultur?

’’

;’’Wie ruckt Qualitat

in den Fokus der Gesundheitsversor-gung? Welche drei konkreten Maßnah-men wurden Sie als Erstes einfuh-ren?

’’

). Dabei waren jeweils drei Frei-textfelder vorgesehen, die mit jeweilsmaximal zwei Satzen gefullt werdensollten.Zuletzt konnten noch weitere allge-meine Anmerkungen in ein weiteresFreitextfeld eingetragen werden.Die Einschatzungen der Thesen sowiedie Priorisierung der Themenbereichewurden deskriptiv ausgewertet (vor al-lem Mittelwerte, Spannweiten undRangbildungen uber alle und die ein-zelnen Akteursgruppen getrennt). DieFreitextkommentare wurden inhalts-analytisch verdichtet und Kernaus-sagen zu den einzelnen Themenberei-chen extrahiert.

Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq

ARTICLE IN PRESS

Ergebnisse undDiskussion

Themenbereiche und Thesen

Als wesentliches Ergebnis der Delphi-Befragung sind 31 Thesen zu nennen,die zwolf Themenbereichen zugeord-net werden konnten. Die Themenbe-reiche und einzelnen Thesen stellt die

Textkasten 1: Ubersicht uber al

Thema A

A-1: 83,4% [1,8; 1,3–2,3]

A-2: 85,2% [1,8; 1,5–2,0]

A-3: 68,4% [2,1; 1,7–2,3]

A-4: 73,3% [2,1; 1,6–2,5]

Thema BB-1: 63,9% [2,4; 2,1–2,7]

B-2: 84,1% [1,8; 1,7–2,1]

Thema CC-1: 86,6% [1,7; 1,6–2,3]

C-2: 85,7% [1,7; 1,4–2,3]

C-3: 82,9% [1,8; 1,4–2,8]

C-4: 77,6% [1,9; 1,4–2,8]

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2www.elsevier.de/zefq

tabellarische Ubersicht dar (Textkasten1 & 2). Dabei gibt die erste Spalte in derersten Zeile die Akzeptanz der Thesendurch die befragten Akteure wieder.Dazu wurden die Zustimmungswerteuber alle Akteure aggregiert unddichotomisiert (Zustimmungswerte 1oder 2 versus 3–6). In den eckigenKlammern wird die durchschnittlicheZustimmung uber alle Befragten aller

le Themenbereiche und Thesen sow

Qualitatsforschung

A-1) Wir brauchen uberzeugendEffektivitat und KosteneffektivitaQualitatssicherung, QualitatssteQualitatswettbewerb im GesundA-2) Im Fokus muss die Wirkunpatientenrelevante Ergebnisse sA-3) Daruber hinaus brauchen wdaruber, welche Barrieren fur dbestehen und wie diese auf derLeistungserbringer und der Selbwerden konnen.A-4) Insbesondere uberregionalnach einer prototypischen ErproEvaluation breit eingefuhrt werd

Gemeinsame QualitatszieleB-1) Wir brauchen eine Vision uGesundheitsversorgung, derenQualitatsmanagement und die Qallen Beteiligten – also von BurgLeistungserbringern sowie den Kgetragen werden. Beim ZielfindBurger/Patienten und die Wissewerden.B-2) Zentral mussen QualitatszieVerbesserung der Gesundheit uVersorgung zielen.

Anreize fur QualitatC-1) Wir brauchen ein Vergutungute Leistungen konsequent unmateriell fordert.C-2) Die Anreize mussen konsisGesundheitsberufe als auch dieC-3) Gute und schlechtere Leistwerden.C-4) Bei schlechteren Leistungegewahrt werden. Bei dauerhaftKonsequenzen bis hin zum AusLeistungserbringung vorgesehe

010) 120–131

Akteursgruppen (Notendurchschnitt 1–6) sowie die Spannweite der durch-schnittlichen Bewertungen durch dieeinzelnen zu differenzierenden Ak-teursgruppen, also die Extremwerteeinzelner Akteursgruppen, dargestellt.In der dichotomisierten Beurteilungfanden die einzelnen Thesen bei derAkteurbefragung insgesamt eine hoheZustimmung. 15 Thesen erhielten eine

ie deren Akzeptanz.

e, unabhangige Belege zur¨ t von Qualitatsmanagement,uerung undheitswesen.

g von QM-Aktivitaten auftehen.ir bessere Informationen

ie QualitatsentwicklungEbene der individuellenstverwaltung uberwunden

e QM-Aktivitaten sollten nurbung mit einer begleitendenen.

nd Ziele fur dieQualitat, dasualitatssicherung, die vonern/Patienten, denostentragern und der Politik –

ungsprozess mussen dienschaft prominent beteiligt

le sein, die auf einend der medizinischen

gs- und Vertragssystem, dasd spurbar immateriell und

tent sowohl alleKostentrager umfassen.

ungen sollten identifiziert

n sollten Hilfestellungenschlechten Leistungen solltenschluss von dern werden.

123

ARTICLE IN PRESS

Thema D Qualitatsmanagement anstatt QualitatskontrolleD-1: 73,4% [2,1; 1,6–2,5] D-1) Wir brauchen eine Verschiebung des Fokus von der

Qualitatskontrolle zu einem erfolgreichen (internen)Qualitatsmanagement, das auf kontinuierlicheQualitatsverbesserung zielt. Ein solches Qualitatsmanagementkann unter anderem mit Hilfe einer kontinuierlichenprofessionellen Entwicklung aller Gesundheitsberufe dieQualitat auch in Zukunft sichern und verbessern.

Thema E InformationstechnikE-1: 73,1% [2,0; 1,5–2,7] E-1) Wir brauchen eine Weiterentwicklung und Forderung der

Dokumentationskultur und Informationstechnik imGesundheitswesen, so dass Qualitatsanalysen mitvertretbarem Aufwand moglich werden.

E-2: 80,3% [1,8; 1,4–2,1] E-2) Dabei sollte so weit wie moglich auf vorhandene bzw. zuanderen Zwecken sowieso erhobene Daten zuruckgegriffenwerden. Dies setzt eine Harmonisierung der zu erhebendenDaten und der Eigenschaften der verwendeten Softwarevoraus.

Thema F QualitatswettbewerbF-1: 67,4% [2,2; 1,5–2,9] F-1) Wir brauchen einen Qualitatswettbewerb im

Gesundheitswesen, um die Leistungserbringer zurkontinuierlichen Qualitatsverbesserung zu motivieren undqualitatsfordernde Innovationen in der Versorgung zuermoglichen.

Zustimmung 480% (darunter vierThesen 490%); 13 Thesen 466–79%;2 Thesen 50–65% Zustimmung und nureine These wurde von unter 50% mitden Noten 1–2 beurteilt (These H-3).Bei Betrachtung der Durchschnitts-notenwerte und Spannweiten falltauf, dass auch hier nur die These H-3(’’Verantwortung fur regionale/natio-

nale Qualitat bei Selbstverwaltung

’’

) ei-nen Durchschnittswert aufweist, dergerundet uber der Note 2 liegt. An-sonsten fanden alle Thesen eine hoheZustimmung, indem die Thesen gerun-det im Durchschnitt mit der Note 2 be-wertet wurden, mit Ausnahme derThesen J-2 und K-1, die den hochstenZustimmungsgrad mit einem Durch-schnitt von 1,4 aufwiesen. Auch beiden Spannweiten zeigt sich, dass dieunterschiedlichen Akteursgruppen dieThesen relativ einheitlich bewerteten.Bei 3 Thesen betrug die Spannweite biszu 0,5 Notenwerte (B-2, G-3, J-2), bei16 Thesen zwischen 0,6 und 1,0Notenwerten, bei 9 Thesen zwischen1,1 und 1,5 Notenwerten und nur beiwiederum 3 Thesen mehr als 1,5Notenwerte (H-2, H-3, L-2).

124

Priorisierung der

Themenbereiche

Die hohe Konsistenz der Bewertungenim Vergleich der Akteursgruppen lasstsich auch sehr gut bei der Priorisierungder Themenbereiche erkennen. Hierzuzeigt Tabelle 1 die von den einzelnenAkteursgruppen fur die zwolf Themen-bereiche abgegebenen Bedeutungs-beurteilungen.Demnach stimmen die Akteursgruppenbei den Themenbereichen Qualitatskul-tur und Qualitat in der Ausbildung amstarksten uberein, indem die Spann-weite unter 0,5 Notenwerten umfasst.Bei funf Thesen betrug die Spannweitebei der Priorisierung mehr als einenNotenwert. Diese großeren Differenzenwaren zumeist durch Ausreißer verur-sacht. Bei den Themenbereichen Res-sourcen fur QM und Informationstech-nik beurteilten die Patienten/Versicher-ten diese Themenbereiche wesentlichschlechter als die ubrigen Akteure,wahrend der Bereich Anreize fur QMvon der Politik als weniger bedeutsam,dahingegen die Bereiche Qualitats-transparenz und Qualitatswettbewerb

Z. Evid. Fortbild.

von den Kostentragern als besondersbedeutsam beurteilt wurden (Tabelle 1).Insgesamt fallt auf, dass die zehn Ver-treter der Politik und die neun Patien-ten/Versicherten jeweils bei sechs bzw.acht der zwolf Themenbereiche entwe-der den jeweils geringsten oder zweit-geringsten Wert fur die Bedeutungdieses Themenbereichs fur die Ent-wicklung und Umsetzung einer Qua-litatskultur vergeben haben. Hierbei istjedoch die geringe Anzahl der Teilneh-mer in diesen beiden Akteursgruppenzu beachten. Alle ubrigen Akteure ha-ben eher variablere Urteile abgegeben,indem ihre Priorisierungen im Vergleichmit den anderen Akteuren starkerstreuten.

Top-10 der Thesen

Die bei der Priorisierung der Themen-bereiche deutlich werdende Bevorzu-gung der Themen Qualitatskultur undQualitatsmanagement in der Ausbil-dung spiegelt sich auch in der Beurtei-lung der einzelnen Thesen wider. Bildetman eine Rangordnung uber alle 31Thesen, dann werden die Top-10-Thesen

Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq

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Textkasten 2: Ubersicht uber alle Themenbereiche und Thesen sowie deren Akzeptanz.

Thema G Qualitatstransparenz

G-1: 86,0% [1,7; 1,2–2,1] G-1) Wir brauchen fur die interessierten Beteiligten methodischkorrekte, verstandliche und zugangliche Informationen zurQualitat der Leistungserbringung und zur Umsetzung desQualitatsmanagements.

G-2: 85,0% [1,7; 1,2–2,2] G-2) Die Qualitatsinformationen mussen wichtige Strukturen,Prozesse und Ergebnisse der Versorgung umfassen.

G-3: 90,1% [1,5; 1,3–1,7] G-3) Qualitatsinformationen mussen so erhoben werden und soaufbereitet sein, dass Inhalt und Umfang den Bedurfnissen derjeweiligen Nutzer entsprechen.

G-4: 73,8% [2,0; 1,7–2,4] G-4) Um großeres Vertrauen in die veroffentlichten Datenherzustellen, sollten Qualitatsdaten von unabhangigen Stellenpubliziert oder zumindest auditiert werden.

Thema H QualitatsrechenschaftspflichtH-1: 73,8% [2,0; 1,8–2,7] H-1) Wir brauchen eine klare Zuordnung der Verantwortung

und der Rechenschaftspflicht fur die Qualitat der Versorgung.H-2: 73,8% [2,0; 1,7–3,5] H-2) Alle Partner im Gesundheitswesen (Burger,

Leistungserbringer, Kostentrager und Gesundheitspolitiker)sind fur die Qualitat ihrer Beitrage verantwortlich undrechenschaftspflichtig.

H-3: 40,6% [3,3; 2,4–3,9] H-3) Die regionale/nationale Verantwortung fur die Qualitat dermedizinischen Versorgung konnten regional/national definierteSelbstverwaltungsorgane unter Einbezug von Burgern,Leistungserbringern und Kostentragern ubernehmen.

Thema I Patienten- und Ergebnisorientierung beimQualitatsmanagement

I-1: 85,0% [1,7; 1,4–2,0] I-1) Wir brauchen ein QM der Gesundheitsversorgung, das sichan patientenrelevanten kurz- und langfristigenGesundheitsergebnissen orientiert.

I-2: 69,5% [2,2; 1,8–2,5] I-2) Dazu mussen Patienten starker in den Mittelpunkt derQualitatsforderung treten. Patienteninteressen sind schon beider Zielformulierung und Programmentwicklung starker alsbisher zu berucksichtigen.

I-3: 77,6% [1,9; 1,6–2,2] I-3) Dem QM sollte ein umfassendes Gesundheits- undKrankheitskonzept unterliegen, das nicht nur arztlicheInterventionen, sondern alle Aspekte der Gesunderhaltung undKrankheitsversorgung von der Gesundheitsforderung bis zurPalliation umfasst.

I-4: 63,8% [2,4; 1,9–2,9] I-4) Patienten benotigen unverzerrte und verlasslicheInformationen zur Qualitat der Versorgung und dem QMeinzelner Leistungserbringer. Diese Informationen konnten inVerbindung mit Kommunikationsstrategien, die sich an denBedurfnissen der Patienten orientieren, zu einer denPraferenzen des Patienten entsprechenden Inanspruchnahmevon Gesundheitsleistungen fuhren. Einen Schwerpunkt solltedie patientenorientierte Entscheidungsunterstutzung bei derIndikation zu diagnostischen und therapeutischen Prozessenbilden.

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq 125

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Tabelle 1. Beurteilung der Bedeutung der Themenbereiche durch die Akteursgruppen (Notenskala 1–6, jeweils Mittelwerte; Zahlen in Klammern =Anzahl Befragungsteilnehmer).

Industrie,Dienstleistung(58)

Patienten,Versicherte(46)

Leistungserbringer(35)

ZertifizierteArztpraxen(32)

Politik(31)

Sonstige(14)

Wissenschaft(10)

Kostentrager(8)

Gesamt(233)

Qualitatsforschung 2,50 2,50 1,91 2,41 2,00 2,23 1,87 2,07 2,18

Qualitatsziele 1,97 2,50 1,97 2,21 2,00 2,08 2,37 2,56 2,22

Anreize fur Qualitat 1,84 1,75 1,79 1,77 2,70 1,43 1,87 2,09 1,88

QM anstatt Q-kontrolle 1,74 2,14 1,91 1,64 2,20 2,38 2,07 2,40 1,98

Informationstechnik 2,31 3,00 1,97 2,52 2,70 2,21 2,58 2,28 2,38

Qualitatswettbewerb 2,52 2,38 2,66 3,12 3,30 2,36 2,65 1,82 2,59

Qualitatstransparenz 1,71 2,38 2,00 2,16 2,50 1,71 1,74 1,29 1,84

Qualitatsrechenschaftspflicht 2,73 3,00 2,79 3,34 3,33 2,71 2,52 2,53 2,86

Patienten- & Ergebnisorien-tierung beim QM 1,87 2,38 2,26 2,29 1,70 1,71 1,68 1,61 1,96

QM in der Ausbildung 1,69 1,88 1,89 1,78 1,90 2,00 2,00 2,07 1,89

Qualitatskultur 1,62 1,88 1,47 1,82 1,80 1,46 1,52 1,73 1,67

Ressourcen fur QM 2,32 3,25 1,86 1,72 2,70 2,36 2,07 2,53 2,16

Thema J Qualitatsmanagement in der AusbildungJ-1: 91,1% [1,5; 1,2–1,8] J-1) Der Gedanke der Qualitat sowie die Ziele und

Funktionsweisen von QM sind in die Aus-, Fort- undWeiterbildung aller medizinischen Professionen zu integrieren.

J-2: 92,3% [1,4; 1,1–1,5] J-2) Dazu gehort eine Sensibilisierung fur die Qualitat dereigenen Berufsausubung, die Befahigung zur Selbstreflexionund Teamarbeit, die Auseinandersetzung mit ethischenGrundlagen medizinischer Entscheidungen sowie soziale undkommunikative Kompetenz.

J-3: 80,9% [1,9; 1,4–2,4] J-3) Weiterhin sind verbindliche Systeme der kontinuierlichenprofessionellen Kompetenzerhaltung und -entwicklungnotwendig.

Thema K QualitatskulturK-1: 92,7% [1,4; 1,1–2,1] K-1) Wir brauchen eine Qualitatskultur, in der gute Leistungen

anerkannt werden und Qualitatsvergleiche genauso wie Fehlerund konstruktive Kritik – auch am Qualitatsmanagement – alsChance fur Verbesserungen angesehen werden.

Thema L Ressourcen fur Qualitatsmanagement, Qualitatssicherung und-forderung

L-1: 72,8% [2,1; 1,9–2,6] L-1) Wir brauchen ausreichende Ressourcen fur dieWeiterentwicklung des QM, damit methodisch adaquate QM-Programme und deren Bestandteile, wie z.B. Leitlinien,Behandlungspfade und Qualitatsindikatoren, entwickelt undvor der breitflachigen Implementierung erprobt werdenkonnen.

L-2: 70,3% [2,3; 1,4–3,3] L-2) Die fur die Umsetzung qualitatssichernder Maßnahmennotwendige Zeit muss als wesentlicher Bestandteil derLeistungserbringung vergutet werden.

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq126

ARTICLE IN PRESS

Textkasten 3: Top-10 der Thesen mit der durchschnittlich hochsten Zustimmung.

Themenbereich/These Zustimmung:% Noten 1–2

K-1) Qualitatskultur: dringender Bedarf 92,7%J-2) QM in der Ausbildung: Befahigung zu Selbstreflexion undTeamarbeit

92,3%

J-1) QM in der Ausbildung: Qualitatsgedanke integrieren 91,1%C-1) Anreize fur Qualitat: materielle und immaterielle Forderung 86,6%C-2) Anreize fur Qualitat: konsistent uber Gesundheitsberufe undKostentrager

85,7%

G-1) Qualitatstransparenz: korrekte, verstandliche und zuganglicheInformationen

86,0%

G-2) Qualitatstransparenz: Informationen uber Strukturen, Prozesse,Ergebnisse

85,0%

G-3) Qualitatstransparenz: an Bedurfnissen der Nutzer orientiert 90,1%A-2) Qualitatsforschung: zur Wirkung von Qualitatsaktivitaten 85,2%I-1) Patienten- und Ergebnisorientierung beim QM: kurz- undlangfristige Ergebnisse

85,0%

durch eine Gruppe gebildet, die aus 6der zwolf Themenbereiche stammt undbei der alle Thesen 85% und mehrZustimmung fanden (Noten 1 oder 2zusammengefasst) (Textkasten 3). Umdie Lesbarkeit zu verbessern, sind imTextkaste die jeweils thematisch zusam-mengehorenden Thesen in ihrer logi-schen Reihenfolge und nicht nach denRangen bei den Zustimmungswertensortiert.Diese Liste der zehn Thesen mitdem durchschnittlich hochsten Zustim-mungsgrad unter den Akteuren ver-deutlicht, dass die Themen QM in derAusbildung, Anreize fur Qualitat undQualitatstransparenz nach Meinungder Befragten fur die Entwicklung undUmsetzung einer Qualitatskultur imdeutschen Gesundheitswesen dieHauptrolle spielen sollten. Dabei solltesowohl die Ausrichtung des QM alsauch die Forschung zum QM immer anpatientenrelevanten Ergebnissen aus-gerichtet sein.

Analyse derFreitextkommentare

Optionale Kommentare zu deneinzelnen Thesen

Eine solche Interpretation der Zustim-mungs- und Priorisierungsurteile der

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2www.elsevier.de/zefq

Befragten wird gestutzt durch die Ana-lyse der Freitextkommentare. Hierzuwar zunachst festzuhalten, dass dieFreitextfelder sowohl bei den optiona-len Kommentaren zu den einzelnenThesen als auch im Bereich der zusatz-lich zu benennenden Hemmnisse oderUmsetzungsmaßnahmen in einem Maßegenutzt wurden, wie dies fur Online-Befragungen unublich ist. Bei den The-sen fanden sich zwischen 15 und 70Kommentare, bei den Hemmnissenund Maßnahmen je rund 470 Anga-ben.In den Kommentaren zu den Thesender zwolf Themenbereiche spiegeltesich zunachst beinahe durchweg diehohe Zustimmung zu den Thesen wi-der. Daruber hinaus fand sich eine Viel-zahl von Kommentaren, die eher allge-mein zum QM im Gesundheitswesenoder zur Lage einzelner Akteure Stel-lung bezogen. In der folgenden, nachden Themenbereichen sortierten Auf-listung werden diese Kommentarenicht benannt, sondern nur solcheKommentare, die zumeist vielfach indieser Form oder ahnlich genannt wur-den, die Thesen konstruktiv hinterfra-gen oder leitend fur eine Uberarbei-tung bzw. Klarstellung der Thesen seinkonnten.

010) 120–131

A – Qualitatsforschung (52 Kom-mentare)

’’Vorab einheitliche Definition von Qua-

litat notig

’’

;’’Forschung zur Qualitat

selber, nicht nur zu QM usw.

’’

; Qua-litatsforschung sollte sektorubergrei-fende Perspektive einnehmen; Zwangzur breiten Erprobung konnte lahmen(Burokratie, Kosten, Zeitverlust).

B – Gemeinsame Qualitatsziele(67 Kommentare)Problem der Finanzierbarkeit zielorien-tierter Gesundheitsversorgung; Hinweisauf (vielerseits unbekannte) Aktivitatenvon www.gesundheitsziele.de; gemein-same Zielformulierung evtl. lahmend(Interessenkonflikte).

C – Anreize fur Qualitat (72 Kom-mentare)

’’Wer definiert

’’gute Qualitat

’’’’

(lostAngste aus); Adherence/Complianceder Patienten bedenken.

D – QM anstatt Qualitatskontrolle(56 Kommentare)

’’Ohne Kontrolle (Ergebnistransparenz)

funktioniert QM nicht

’’

.

127

ARTICLE IN PRESS

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Alle

Patienten, Versicherte

Zertifizierte Arztpraxen

Wissenschaft

Leistungserbringer

Industrie, Dienstleistungen

Kostenträger

Politik

Sonstige

JaNein

Abb. 1. Antworten der Akteure auf die Frage’’Sind die Thesen und Themen aus Ihrer Sicht umfassend?

’’

.

E – Informationstechnik (43 Kom-mentare)Zwei Pole: a) weniger Daten erhebenversus b) Routinedaten unbrauchbar(zu wenig klinische Daten); Hinweisauf Datenschutz/-missbrauch; Einzel-vertrage mit IT-Insellosungen die Regel,deshalb Bedarf fur einen offenen, ver-bindlichen Standard.

F – Qualitatswettbewerb (53 Kom-mentare)Problematik der Definition der Wett-bewerbsparameter (Angste im Zu-sammenhang mit Compliance/Rechen-schaftspflicht);

’’Wettbewerb findet

bereits durch freie Arztwahl statt

’’

–diesen erhalten; WettbewerbsgefahrRisikoselektion.

G – Qualitatstransparenz (56 Kom-mentare)

’’Unabhangigkeit gibt es nicht

’’

; Gefahrdes Missbrauchs der Daten; Grenzender Aussagekraft der Daten nichtallgemein klar.

H – Qualitatsrechenschaftspflicht(67 Kommentare)Rechenschaftspflicht der Leistungser-bringer folgt aus Haftungsrecht;Ablehnung der Rechenschaftspflichtder Burger/Patienten; Neues Selbstver-waltungsorgan unnotig/nur mehrBurokratie.

128

I – Patienten- & Ergebnisorientie-rung beim QM (62 Kommentare)Problem der Forderung nach Maximal-versorgung durch Patienten; Ergebnis-qualitat durch viele Faktoren beein-flusst (Compliance).

J – QM in der Ausbildung (32 Kom-mentare)

’’Machen wir doch schon alles

’’; wei-

tere Gangelung der Arzte.

K – Qualitatskultur (15 Kommen-tare)

’’Allgemeinplatz

’’

.

L – Ressourcen fur QM, QS, Qua-litatsforderung (54 Kommentare)Tenor: Ablehnung neuer Ressourcen,nicht QM gesondert bezahlen, sonderngute Qualitat besser, schlechte schlech-ter beziehungsweise gar nicht bezah-len.Eine wesentliche Gruppe von Kommen-taren ist dabei vermutlich der Leistungs-erbringerseite zuzuordnen, die einefremdbestimmte Definition von Qua-litat der Versorgung und darananknupfende Anreizsysteme sowie ei-nen darauf aufbauenden, ihrer Ansichtnach verzerrten Qualitatswettbewerbfurchten. Daruber hinaus wird betont,dass bei der Fokussierung auf Ergeb-nisparameter zu beachten sei, dass einGroßteil der Ergebnisse der Mitarbeitder Patienten bedarf und diese außer-

Z. Evid. Fortbild.

halb der Kontrolle der Leistungserbrin-ger stehe.

Kommentare zur Vollstandigkeitder Thesen

Trotz der uberaus positiven Kommen-tierung der Thesen sowie der großenZustimmung uber alle Akteursgruppenhinweg, verdeutlichte sich in der Be-antwortung der Frage, ob die Thesenumfassend seien und ob Wesentlichesfehle, dass sich die Akteure mehr Ori-entierung auf die praktische Umset-zung gewunscht hatten. Abbildung 1gibt zunachst die Antworten auf dieFrage wieder, ob die Thesen und The-men aus der Sicht der Akteure umfas-send sind (Abb. 1). Dies wird – außerbei den

’’Sonstigen

’’

– von jeweils rund70% der Akteure bejaht, jedoch exis-tiert in jeder Gruppe eine mehr als 20-prozentige Minderheit, die dies nichtbejaht. Hier scheint bei einer Minder-heit in jeder Akteursgruppe das Gefuhlzu verbleiben, dass ein wichtigerAspekt fehlt oder zumindest nicht soformuliert vorliegt, wie gewunscht, deraber aus den Freitextkommentarennicht herauszukristallisieren war (sieheunten).Am haufigsten kritisiert bzw. als feh-lend benannt wurden folgende As-pekte (insgesamt 100 Kommentare):Thesen wenig konkret, zu theoretisch,zu wenig praktische Umsetzung; Kos-ten-Nutzen-Aspekte von QM fehlen;

Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq

ARTICLE IN PRESS

Bedeutung der Vernetzung der Sekto-ren fur die Qualitat und das QM mussbetont werden.Diese Kommentare wurden bei denoptionalen

’’Allgemeinen Anmerkun-

gen

’’

(51 Kommentare) nochmalsbestarkt. Auch hier ließen sich folgendeAspekte herauskristallisieren: Zu wenigprovokante Thesen, Allgemeinplatze;hinreichende Instrumente vorhanden,Problem liegt in der Umsetzung durchdie gemeinsame Selbstverwaltung;

’’bitte

bei den weiteren Beratungen zu diesemThema nicht die Bodenhaftung verlie-ren

’’

;’’die Zeit drangt: Umsetzung

muss beginnen

’’

.

Benennung von Hemmnissen/Bar-rieren und Umsetzungsmaßnahmen

Betrachtet man jedoch die als wesent-liche Barrieren benannten Aspekte (457Kommentare) sowie die Vorschlageder befragten Akteure fur prioritareUmsetzungsmaßnahmen (472), damitQualitat in den Fokus der Gesundheits-versorgung ruckt, dann fallt auf, dasssich der Großteil der Nennungen in denThesen bereits wiederfindet.Als Hemmnisse wurden zusammenfas-send vor allem folgende Aspekte ge-nannt: Fehlende Definition von Qua-litat/Ergebnisqualitatsindikatoren; feh-lende Anreize fur Qualitat, fehlendeSanktionen; fehlende Transparenz(uber Sektoren hinweg), Angst vorTransparenz; fehlender Qualitatswett-bewerb; unverstandliche oder metho-disch unzureichende Qualitatsverglei-che; fehlende Ausbildung zu QM; feh-lendes Verstandnis fur Sinn und Nutzenvon QM; hierarchische Strukturen im

’’Medizinbetrieb

’’

, mangelnde Selbstre-flexion; fehlende Fehlerkultur; Auf-wand fur QM (Burokratie, Zeit, Doku-mentation); Interessenkonflikte bei denAkteuren; unkoordinierte Parallelaktivi-taten verschiedener Akteure bzgl. QM;fehlende sektorubergreifende Ausrich-tung der Versorgung/des QM; un-einheitliche Dokumentations- und IT-Strukturen.Als Maßnahmen, die dabei helfenkonnten, dass Qualitat in den Fokusder Gesundheitsversorgung ruckt, wur-den zusammenfassend vor allem fol-gende Aspekte genannt: Definition von

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen 104 (2www.elsevier.de/zefq

Qualitat/Qualitatsindikatoren; Anreize/Sanktionen fur Qualitat, Rezertifizie-rung der Leistungserbringer; Qua-litatswettbewerb, selektives Kontrahie-ren, Abschaffung des Kontrahierungs-zwangs; Transparenz uber Sektorenhinweg, mehr integrierte Versorgung;Ausbildung zu QM; Starkung von QM-Bekanntheit und Q-/QM-Bewusstseinin der Bevolkerung; Abschaffung derKorperschaften im Gesundheitswesen;Erhaltung der freien Arztwahl, Aufhe-bung der Niederlassungsbeschrankung;einheitliche/sparsame Dokumentations-anforderungen und IT-Strukturen; Har-monisierung von QM in der ambulan-ten und stationaren Versorgung; BestPractice offenlegen und Preise aus-loben; Verpflichtung zur Zertifizierungder QM-Systeme von Gesundheitsein-richtungen; Primararztsystem mit Kopf-pauschalen; Sicherstellungsauftrag anStaat, monistische Finanzierung furKrankenhauser; Einfuhrung von Praxis-beratern; Etablierung eines NationalenQualitatsinstituts.Die Zusammenstellungen bestatigengroßtenteils die auf der Basis der Zu-stimmungswerte zu den einzelnen The-sen gewonnenen Erkenntnisse zu denvordringlichen Maßnahmen, die ergrif-fen werden mussten, damit Qualitat inden Fokus der Gesundheitsversorgungin Deutschland ruckt: Um die vomGroßteil der Befragten gewunschteQualitatskultur zu etablieren, mussenvordringlich ergebnisorientierte Qua-litatsziele und Qualitatsindikatoren de-finiert werden, Qualitatsmanagementstarker in der Ausbildung beachtet wer-den und eine auf moglichst objektiverQualitatstransparenz beruhende, mitAnreizen versehene Qualitatsforderungeingefuhrt werden.

Limitationen der Studie

Sowohl die Arbeit der Experten im Rah-men des Delphi-Prozesses als auch dieBefragung der Akteure und die Aus-wertung der Befragungsergebnissesind unter sehr begrenzten zeitlichenRahmenbedingungen entstanden. Ins-besondere die qualitative Analyse derFreitexte konnte nur in sehr grob zu-sammenfassender Weise erfolgen. In-wieweit eine großzugigere Frist die Er-

010) 120–131

arbeitung der Thesen weiter vorange-bracht hatte, lasst sich nicht genausagen. Außer Zweifel steht jedoch, dasses sich bei der Gruppe der befragtenAkteure nicht um eine reprasentativeStichprobe dieser Akteursgruppen ge-handelt hat. In diesem Zusammenhangist zum einen die Rucklaufquote von11% zu nennen, die sich am unterenRand der bei solchen, an eine vorabdefinierte Gruppe versandten Online-Befragungen befindet [4]. Es ist davonauszugehen, dass bei der Akteurbefra-gung eine

’’Positivauswahl

’’

in Bezugauf das Interesse an der Thematik, dasVorwissen und die Auseinandersetzungmit den Thesen vorgelegen hat. Be-redtes Beispiel dafur ist die Vielzahl anFreitextkommentaren, die von großemEinsatz fur das Projekt sprechen. Dievorliegenden Ergebnisse sollten des-halb als Meinung einer speziellenGruppe in der Thematik Vorgebildeter,also vermutlich von Experten auf demFeld der Qualitat im Gesundheitsweseninterpretiert werden.

Fazit

Im Rahmen der Delphi- und Akteurbe-fragung konnten 31 Thesen aus zwolfThemenbereichen formuliert und beur-teilt werden, die notwendige Bausteinedafur beschreiben, dass Qualitat in denFokus der Gesundheitsversorgung inDeutschland ruckt. Die Akteure ausden Bereichen Medizin, Selbstverwal-tung, Politik, Industrie und Patienten-vertretung stimmten den von den Ex-perten vorgelegten Thesen weitgehendzu und zeigten eine hohe Ubereinstim-mung bei der Einschatzung der Thesen.Als Hauptergebnis der Thesenentwick-lung und Akteurbefragung ist festzu-halten, dass sowohl die Experten alsauch 93% der Befragten die Etablie-rung einer Qualitatskultur im deut-schen Gesundheitswesen fur wesent-lich halten, damit Qualitat in den Fokusder Gesundheitsversorgung ruckt. Umdie vielfaltigen Konzepte des Qua-litatsmanagement umzusetzen unddie Akzeptanz und Durchdringung mitMaßnahmen der Qualitatsforderungweiterzuentwickeln, sollten nach Mei-nung der Experten und Befragungsteil-

129

ARTICLE IN PRESS

nehmer vordringlich folgende Wegeund Mittel verfolgt werden:

a)

Qfas

Z

DfuruseeImsytrRadbtidDstfu

Vn

13

Starkere Einbindung des Qua-litatsgedankens und Qualitatsmana-gements sowie von Themen wieTeamarbeit, soziale und kommuni-kative Kompetenz sowie Befahigungzur Selbstreflexion in die Ausbildungaller Gesundheitsberufe,

b)

Etablierung einer sektorubergreifen-den Qualitatstransparenz und qua-litatsfordernder Anreize,

c)

Entwicklung am Patientenergebnisorientierter Qualitatsziele und Qua-litatsindikatoren fur das deutscheGesundheitswesen,

d)

vermehrte Forschung zur Qualitatder Gesundheitsversorgung und zurWirksamkeit qualitatsfordernder Maß-nahmen,

e)

Etablierung dokumentations- undinformationstechnischer Standards,die eine moglichst ressourcenscho-nende Qualitatsarbeit unterstutzen.

Letztlich bestatigt die Delphi- und Ak-teurbefragung vom Sommer 2009 die

ualitatsmanagement als Chefsache –ktoren fur ein funktionierendes und

ystem aus Fuhrungssicht?

usammenfassung

ie Selbstverpflichtung der Unternehmens-¨ hrung bezuglich der Entwicklung, Einfuh-ng, Umsetzung und kontinuierlichen Verbes-rung eines Qualitatsmanagements stellt

inen zentralen Aspekt fur die erfolgreicheplementierung eines Qualitatsmanagement-stems dar. Die Ernennung des QM-Beauf-agten und die adaquate Ausstattung mitessourcen, die Ausrichtung des QM-Systemsuf die Anforderungen der Patienten sowieie Unterstutzung des kontinuierlichen Ver-esserungsgedankens gehoren zu den wich-gsten Aktivitaten. Auch die Gestaltunger Qualitatspolitik und -ziele sowie dieurchfuhrung jahrlicher Managementreviewsellen elementare Voraussetzungen fur einnktionierendes Qualitatsmanagement dar.

ergleicht man die gangigsten Qualitatsma-agementmodelle, so ist festzustellen, dass

0

Gultigkeit der bereits von der Gesund-heitsministerkonferenz seit 1999 mehr-fach vorgebrachten Ziele fur eine ein-heitliche Qualitatsstrategie im Gesund-heitswesen. Die erstmals nachge-wiesene hohe Ubereinstimmung vonExperten und Akteuren im Hinblick aufdie notwendigen Schritte zur Etablie-rung einer lebendigen Qualitatskulturim deutschen Gesundheitswesen ge-ben Hoffnung, dass die konkrete Um-setzung dieser Schritte gemeinsam ge-lingen konnte.

Finanzierung derBefragung

Das Projekt wurde von der BertelsmannStiftung im Rahmen des Programms

’’Versorgung verbessern – Patienten in-

formieren

’’

finanziert. Die Autoren erhiel-ten fur ihre Arbeit im Rahmen der Del-phibefragung ein Honorar der Stiftung.

Literatur

[1] Gesundheitsministerkonferenz der Lander.Beschluss der 72. Gesundheitsministerkon-

Was sind die kritischen Erfolgs-

’’lebendiges

’’

Qualitatsmanagement-

die zentrale Rolle der Unternehmensleitungein wichtiger Faktor ist. Neben diesen undanderen Kriterien des EFQM-Modells wird imKriterium 1b auf die personliche Mitwirkungbezuglich der Entwicklung, Einfuhrung, Um-setzung und kontinuierlichen Verbesserungdes Managementsystems der OrganisationWert gelegt [1]. Ahnliche Ansatze finden sichauch in Abschnitt 6.11 des KTQ-Modells, wel-ches die Organisation des Qualitatsmanage-ments beinhaltet [2]. Wichtige Themen sinddie Verantwortung der Krankenhausleitungfur die Bereitstellung von personellen undfinanziellen Ressourcen sowie die Einbindungsamtlicher Leitungsebenen in die Umsetzungund Weiterentwicklung des Qualitatsmanage-ments. Abschnitt 5 der Norm DIN EN ISO9000:2000 ff widmet sich der Verantwortungder Leitung, welche Verantwortung undZustandigkeiten fur die Aufgaben im QM-Kontext festlegt und somit die Grundlage furdie Erfullbarkeit qualitatsrelevanter Aufgabenschafft.

Z. Evid. Fortbild.

ferenz am 9./10. Juni 1999 in Trier,’’Ziele

fur eine einheitliche Qualitatsstrategie imGesundheitswesen

’’

. www.wernerschell.de/Rechtsalmanach/Sozialrecht/gesundheitsmi-nisterkonferenz.htm (Zugang 15.12.2009).

[2] Gesundheitsministerkonferenz der Lander.Beschluss der 77. Gesundheitsministerkon-ferenz der Lander vom 18.6.2004, TOP 9.2 –Weiterentwicklung der einheitlichen Qua-litatsstrategie. www.gmkonline.de/?&nav=beschluesse_77&id=77_9.2 (Zugang 15.12.2009).

[3] Gesundheitsministerkonferenz der Lander.Beschluss der 79. Gesundheitsministerkon-ferenz der Lander vom 30.6.2006, TOP 9.2 –Weiterentwicklung einer einheitlichen Qua-litatsstrategie. www.gmkonline.de/?&nav=beschluesse_79&id=79_09.02 (Zugang15.12.2009).

[4] Manfreda KL, Bosnjak M, Berzelak J, Haas I,Vehovar V, Berzelak N. Web Surveys versusOther Survey Modes – A Meta-AnalysisComparing Response Rates. InternationalJournal of Market Research 2008;50/1:79–104.

Zu den zentralen Belangen, welche des Engage-ments der Geschaftsfuhrung bedurfen, sinddie Erarbeitung, Umsetzung und Kommunika-tion des Leitbilds sowie der kundenorientier-ten Strategie samt kontinuierlichem Strebennach Verbesserung und dem Hinterfragen, obdas Fuhrungsverhalten die QM-seitigen Anfor-derungen adaquat erfullt [3].In der DIN EN ISO Norm 9001:2008 wurdedie Formulierung

’’Verpflichtung der Leitung

’’

umformuliert in’’Selbstverpflichtung der Lei-

tung

’’

in der Hoffnung, Aktivitaten seitensder Leitung des Unternehmens anzuregen [4].Bezuglich des Beauftragten der obersten Lei-tung (Qualitatsbeauftragter, QMB) soll es sichum ein

’’Mitglied der Leitung

’’

handeln [5].Unter der obersten Leitung konnen dieFuhrungskrafte verstanden werden, die Ein-stellungs-, Abmahnungs- und Kundigungsbe-rechtigung haben wie beispielsweise Klini-kumsvorstand, Krankenhausleitung oderChefarzte, jedoch nicht der verantwortlicheQualitatsmanagementbeauftragte [6].

Kommentar

Qual. Gesundh. wesen 104 (2010) 120–131www.elsevier.de/zefq