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Wie tickt die Jugend heute?
Generationen-Unterschiede und Erwartungen an Lehrsituationen
Dr. Miriam Engelhardt En
09.05.2018 Tagung Bildung Bern in Konolfingen
2www.engelhardt-training.de
Ziele
➢ Unterschiede zwischen den
Generationen kennen und
verstehen
• Baby Boomer
• Generation X
• Generation Y
➢ Die eigene
Generationszugehörigkeit
reflektieren
➢ In 1- 2 Aspekten ein neuer
Blick auf die Jugend
3www.engelhardt-training.de
Der soziologische GenerationenbegriffKarl Mannheim, 1928
Ähnliche Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen
Geteilte gesellschaftliche Erfahrungen
4www.engelhardt-training.de
Neue gesellschaftliche
Herausforderungen
wirtschaftlich, sozial,
politisch, technologisch
Elterngeneration
Normen + Normalitäten
generationentypische
Denk- und
Verhaltensmusterantworten
Der soziologische Generationenbegriff
5www.engelhardt-training.de
Mädel, du
heiratest ja
sowieso
Schuster bleib
bei deinen
Leisten
Solange du die Füsse
unter meinen Tisch
streckst, tust du, was
ich dir sage!
Woher kommen sie?
• Starke Traditionen
• Vorgezeichnete Lebenswege
• Patriarchale Hierachien
• Befehlshaushalt
Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1965
6www.engelhardt-training.de
Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1965
Neue gesellschaftliche Bedingungen:
• Wirtschaftswunder
Wohlstand, Wohlfahrtsstaat, Vollbeschäftigung
• Bildungsexpansion
• Erfolgsgeschichte Technologie (1. Mondlandung)
• 1968er Bewegung in Deutschland, Paris, Prager
Frühling, Anti-Vietnambewegung in USA
• 1972 Ölkrise
7www.engelhardt-training.de
Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1965
Wie antworten sie?
• Entwickeln Visionen für eine
bessere Welt
• Selbstbestimmung,
Frauenemanzipation, Frieden,
politische Partizipation,
• Arbeiten, kämpfen und
experimentieren für ihre
Visionen
Lebensgefühl:
Alles ist möglich!
8www.engelhardt-training.de
Baby Boomer Jahrgang 1945 – 1965
Welche Normalitäten wirken in die Lernendenbegleitunghinein?
• Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
• Gehorsam sitzt tief und wird
selbstverständlich erwartet.
• Pünktlich ist fünf vor, unpünktlich ist
respektlos
• Regeln werden nicht verhandelt
• Begründungen von Fehlern sind Ausreden
• Feedback von oben nach unten, geplant
• Lernen ist eine Chance für die eigene
Entwicklung, nicht “nur” prüfungsrelevant.
Lernen heisst
Entwicklung
9www.engelhardt-training.de
Gibt es Babyboomer in Ihrer Erfahrungswelt?
Murmelaufgabe
Woran erkennen Sie sie konkret?
⚫ Typische Verhaltensweisen
⚫ Typische Äusserungen und Einstellungen
⚫ Erkennen Sie Eigenanteile?
10www.engelhardt-training.de
Generation X Jahrgang 1965 - 1985
Woher kommen sie?
• Tradition und Möglichkeiten
• Im Wohlstand aufgewachsen
• TV im Alltag / als Babysitter
• Verhandlungshaushalt
Sei
eigenverant-
wortlich!
Sei politisch!
Alles geht … du
musst nur wirklich
wollen.
11www.engelhardt-training.de
Generation X Jahrgang 1965 - 1985
Wie antworten sie?
• Individualismus
• Verweigerung und Protest
• Ironie und Zynismus als
Schutz gegen
Enttäuschung
• Das eigene Schäfchen
ins Trockene bringenLebensgefühl:
No Future.
Alles bricht zusammen.
12www.engelhardt-training.de
Generation X Jahrgang 1965 – 1985
Welche Normalitäten wirken in die Lernendenbegleitunghinein?
• Pipi Langstrumpf als
Erziehungsvorbild: authentisch und
ehrlich statt höflich / unterwürfig
• Wissen muss kritisch hinterfragt
werden. Keine Frage heisst
Desinteresse
• Eigenverantwortung (statt Führung
und Anleitung) Hoher Anspruch an
Eigenverantwortung
13www.engelhardt-training.de
Gibt es die Generation X in Ihrer Erfahrungswelt?
Murmelaufgabe
Woran erkennen Sie sie konkret?
⚫ Typische Verhaltensweisen
⚫ Typische Äusserungen und Einstellungen
⚫ Erkennen Sie Eigenanteile?
14www.engelhardt-training.de
Woher kommen sie?
• Selbst- und Mitbestimmung
• Flexibilität der Beziehungen
• Beratender / coachender Haushalt
GenerationY Jahrgang 1985 – ?
Wo bin ich
nächste
Woche im
Praktikum?
Was möchtest
du?
Dies oder
lieber jenes?
Du brauchst eine
sehr gute
Ausbildung
15
Erziehung der Beratung empirisch abgefragtSelbstsicht
www.engelhardt-training.de
Quelle: Ecarius et al.: Spätmoderne Jugend – Erziehung des Beratens – Wohlbefinden, Springer, 2017
16
Eine beratende / coachende Haltung von Eltern ist normal
www.engelhardt-training.de
Quelle: Ecarius et al. : Spätmoderne Jugend – Erziehung des Beratens – Wohlbefinden, Springer, 2017
17
Normalität: emotionales Interesse
www.engelhardt-training.de
Quelle: Ecarius et al. : Spätmoderne Jugend – Erziehung des Beratens – Wohlbefinden, Springer, 2017
18
Normalität: mir wird zugehört
www.engelhardt-training.de
Quelle: Ecarius et al. : Spätmoderne Jugend – Erziehung des Beratens – Wohlbefinden, Springer, 2017
19www.engelhardt-training.de
Generation Y ab Jahrgang 1985
Neue gesellschaftliche Bedingungen:
• Galaxie der Möglichkeiten
(Bildungsdurchlässigkeit, Globalisierung,
Medien-Jobs, Soziale Netzwerke)
• Schnelligkeit der Veränderungen
20www.engelhardt-training.de
Erwerbslosenquote seit 1990
Quelle: Bundesamt für Statistik, CH
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 20120
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
3,2
4,5
6,46
5,5
4,7
6 5,8 5,6
4,8
5,6 5,6
8,5
7,7
8,8
7,7
7,1 7
8,27,8 7,6
8,1
1,8
2,8
3,7 3,9
3,33,7
4,13,6
3,12,7 2,5
2,9
4,1 4,3 4,44
3,6 3,4
4,14,5
4,1 4
Total 15-24 Jahre
21www.engelhardt-training.de
22www.engelhardt-training.de
Generation Y Jahrgang 1985 - ?
Wie antworten sie?
• Ziel: anschlussfähig bleiben –
privat wie beruflich
• Hohe Investition in Ausbildung
• Bevorzugen klare
Orientierung (Regeln,
Feedback, Werte)
Lebensgefühl:
Die Ärmel hochkrempeln!
Optimismus unter Druck
23www.engelhardt-training.de
Wertorientierungen Jugendlicher (Angaben in %)
Quelle: 16. Shell Jugend Studie, 2010
Das tun, was die anderen auch tun
An Gott glauben
Sozial Benachteiligten helfen
Eigene Bedürfnisse durchsetzen
Hohen Lebensstandard haben
Das Leben in vollen Zügen geniessen
Fleissig und ehrgeizig sein
Phantasie und Kreativität entwickeln
Eigenverantwortlich leben und handeln
Gutes Familienklima führen
Gute Freunde haben
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
14
37
58
55
69
78
83
79
90
92
97
16
38
55
59
63
72
76
83
85
85
95
2010
2002
24www.engelhardt-training.de
Werteorientierungen Jugendlicher Quelle: Cocon, repräsentative schweizerische Längsschnittstudie
15 Jahre 21 Jahre7,5
8
8,5
9
Allgemeine Werte
Soziale Gerechtigkeit
Hedonismus
Leistung/Erfolg
Selbstverwirklichung
25www.engelhardt-training.de
Verhältnis zu Autoritäten
26www.engelhardt-training.de
Lernverhalten der Netzwerker / Generation Y
„An einem typischen Tag wählt ein junger Mensch zwischen 200
Fernsehkanälen, 5.500 Zeitschriftentiteln, 10.500 Radiosendern, 30 Millionen
Internetseiten und 122.000 neu publizierten Büchern aus.“
⚫Überlebenswichtig: intelligent und schnell auswählen
⚫Problem: Schnelligkeit und Flexibilität der Welt: es gibt keine verlässlichen
übergeordneten Kriterien
Leitfrage: Bringt's mir was?
⚫wenn ja, Engagement
⚫wenn nein: abschalten, ausruhen, abwarten, Kontakte Pflegen -
irgendwann: gehen
27www.engelhardt-training.de
Lernverhalten der Netzwerker
Erwartungen an Lernsettings (Längsschnittstudie TREE)
⚫Praxisrelevanz
⚫Effektivität (Verhältnis Zeit, Inhalt, Leistungsanforderungen)
⚫Teamwork und Learning by Doing (eigene aktive Rolle)
⚫Spass, Sozialkontakt und Leistung verbinden
Erwartungen an didaktische Anleitung
⚫Sinnhaftigkeit des Ganzen aufzeigen
⚫Klare Rahmen und Zieldefinitionen
⚫Regelmäßiges, rechtzeitiges (!) und konstruktives Feedback
28www.engelhardt-training.de
Generation Y Jg. 1985 – ?
Was ist für Sie im Arbeits- und Lernalltag normal?
• Spass und Kontakte bei der Arbeit (Nest)
• keine Hierarchien
• Kein klassischer Gehorsam
• Regeln sind verhandelbar, Ausnahmen
normal (Fragen kostet nichts)
• Feedback geben: direkt und in alle
Richtungen, Feedback nehmen: wird
kommentiert
• Wünscht: visionäre Führung (Orientierung)
coachende Führung (optimale Förderung
für eigene Ziele)
Lebensgefühl:
Die Ärmel hochkrempeln!
Optimismus unter Druck
29www.engelhardt-training.de
Baby BoomerJg. 1945 – 1965
Generation YJg. 1985 -
Generation X
Jg. 1965 – 1985
Gesellschaftlich neu
- Wirtschaftswunder- Bildungsexpansion
Gesellschaftlich neu
- Umweltkatastrophen
Gesellschaftlich neu
- Vielfalt der Möglichkeiten
30www.engelhardt-training.de
Generation
Baby Boomer
Erwartung an die Begleitung
Generation Y
Generation X
Erwartung Auftrag „spring!“
Wertschätzung
Coaching
Eigenverantwortung
Wie hoch wie weit?
Springst Du mit? Dann spring ich auch.
Warum?
Coachin
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Literatur
Buchmann, Marlis et.al: Wertorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz. Auswertung COCON im Auftrag der Stiftung Zürcher Unternehmerforum, 2007
Bundesamt für Statistik Schweiz: Wege in die nachobligatorische Ausbildung. Zwischenergebnisse des Längsschnitts TREE (Bildungsmonitoring Schweiz), 2003
Bruch, Heike et.al.: Generationen erfolgreich führen. Konzepte und Praxiserfahrungen zum Management des demographischen Wandels. Gabler, Wiesbaden 2010
COCON Competence and Context: Schweizer Befragung von Kindern und Jugendlichen, Jacobs Center for Productive Youth Developement, Universität Zürich, http://www.cocon.uzh.ch
Credit Suisse Jugendbarometer 2012, https://infocus.credit-suisse.com/app/topic/index.cfm?fuseaction=OpenTopic&coid=371616&lang=DE
Engelhardt, Miriam / Abel-Wanek, Ulrike: Generation Y – Arbeiten mit Vergnügen, Pharmazeutische Zeitung, Magazin, Jg 159, 7. Ausgabe, 13.02.2014
Kasch, Richard / Engelhardt, Miriam et al.: Generation Y – leistungsbereit bei geregelter Arbeitszeit, Deutsches Ärzteblatt, Jg112, H. 45, S. 1876 – 1878, 6. November 2015
Kasch, Richard / Engelhardt, Miriam et al.: Ärztemangel: Was tun, bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung, Zentralblatt für Chirurgie 2015, 140: 1-7
Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2010 http://www.shell.de.home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth-study/2010
Stokowski, Laura: The 4-Generation Gap in Nursing. Medscape. Apr 11, 2013
Trendbüro, Steinle, Andreas / Wippermann, Peter: Die neue Moral der Netzwerkkinder. Trendbuch Generationen, Piper Verlag, München 2003
Kontakt
Dr. Miriam Engelhardt
Soziologin
www.engelhardt-training.de
Engelhardt-Training
• Generationenkompetenz• Leadership• Teamentwicklung⚫ Auftrittskompetenz• Moderation