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Equal Pay Day 2012

Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern – gibt‘s die?

Sybille PirklbauerAK Wien – Abt. Frauen – FamilieIn{}fem Forschungswerkstatt

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Übersicht

1. Equal Pay Day in Österreich

2. Alles nur Teilzeit?

3. Gleicher Lohn bei gleich(wertig)er

Arbeit?

4. Erklärung = alles gut?

5. Alles wird besser?

6. Kleines Benchmarking

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Equal Pay Day in Österreich

Statistisch gesehen arbeiten Frauen in Österreich ab 6. Oktober gratis. In den einzelnen Bundesländern gibt es aber große Unterschiede: in Wien fällt der EPD auf den 19. Oktober, in Vorarlberg auf den 6. September.

Vorarlberg

Tirol

Salzburg

Steiermark

Burgenland

Kärnten

Wien

0 5 10 15 20 25 30 35

31,8% - 6. Sept

28,1% 20. Sept

26,8% - 25. Sept

26% - 27. Sept

24,4% - 3. Okt

23,9% - 5. Okt

23,3% - 7. Okt

23,2% - 8. Okt

20% - 19. Okt

Equal Pay Day 2012

in Prozent

Quelle: Lohnsteuerstatistik 2010, Berechnung AK OÖ; durchschnittliche Bruttobezüge. Ganzjährig Vollzeit beschäftigter ArbeitnehmerInnen

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Alles nur Teilzeit?

Insgesamt verdienen Frauen in Österreich um fast 40% weniger als Männer. Teilzeit ist eine Erklärung, aber auch bei gleicher Arbeitszeit bleibt ein Unterschied von fast einem Viertel bestehen.

gesamt

VZ ganzjährig

17,755

34,047

29,305

44,633

Einkommensunterschiede 2010Männer Frauen

-23,7%

-39,4%

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Alles nur Teilzeit?

Frauen sind bei der Bildung voran:

86 % der Frauen und 84 % Männer zwischen 20 und 24 Jahre haben einen Abschluss über der Pflichtschule (AKE 2011, B1).

In der Erwerbsbevölkerung haben mehr Frauen als Männer einen akademischen Abschluss.

Aber: Dramatischer Anstieg bei Teilzeit: 44,5% der unselbstständig beschäftigten Frauen arbeiten in TZ (Männer: 7,5 %; AKE 2011, E1)

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Alles nur Teilzeit?

Teilzeit ist auch auf Stundenbasis schlechter entlohnt:

Pro Stunde liegt das Entgelt im Schnitt um ein Viertel unter der Vollzeitstunde (24,2% - VESTE 2010)

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Alles nur Teilzeit?

Höhere Bildung bedeutet zwar auch für Frauen ein höheres Einkommen, aber auch einen umso höheren Abstand im Vergleich zu Männern mit gleicher Qualifikation.

Höchstens Pflichtschulabschluss

Lehrabschluss

Berufsbildende mittlere Schulen

Allgemeinbildende höhere Schulen

Meisterausbildung, Kollegs, Akademien

Berufsbildende höhere Schulen

Universitäten und Fachhochschulen

8.7

10.2

12.5

12.3

12.7

14.7

17.3

10.8

13.3

16.2

14.7

18.0

18.8

23.2

Bruttostundenverdienst nach höchster abgeschlossener Ausbildung (VESTE 2010)

Männer Median Frauen Median

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Alles nur Teilzeit?

Auch bei gleicher beruflicher Tätigkeit und Hierarchiestufe haben Frauen einen Nachteil von mehr als 10 %. In den niedrigen und hohen Tätigkeiten ist er besonders groß (über 20%).

Hilfsarbeitskräfte

BedienerInnen von Anlagen/ Maschinen und Montageberufe

Handwerks- und verwandte Berufe

Dienstleistungsberufe, VerkäuferInnen und Verkäufer

Bürokräfte und verwandte Berufe

TechnikerInnen und gleichrangige Berufe

Akademische Berufe

Führungskräfte

8.3

10.4

10.1

9.5

12.8

14.9

16.9

21.4

10.3

12.8

13.3

10.6

14.3

18.4

21.7

29.6

Bruttostundenverdienst nach Beruf (VESTE 2010)

Männer Frauen

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Gleicher Lohn bei gleich(wertig)er Arbeit?

Diskriminierung = unsachliche Differenzierung

Verdienen Frauen und Männer, die in allen Bereichen die gleichen Merkmale haben, trotzdem unterschiedlich?

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Gleicher Lohn bei gleich(wertig)er Arbeit?

Aktuellste Studie: WIFO mit 12,5 % Nachteil  ( Böheim el al 2009 mit Daten aus 2007). Einbezogene Faktoren waren Schulbildung, Berufserfahrung/Alter, Familienstand, berufliche Tätigkeit/Funktion, Branche, Region Nationalität ausschließlich ganzjährig in Vollzeit Beschäftigte.

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Gleicher Lohn bei gleich(wertig)er Arbeit?

Auch wenn Arbeitszeit, Bildung, Branche, Alter und Dauer der Unternehmenszugehörigkeit bereinigt wird, bleibt ein „unerklärter Rest“ von fast 19% zum Nachteil der Frauen bestehen.

Stun-den-brutto

Brance (ÖNACE)

Beruf (ISCO) Bildung Un-ternehmes-

zugeh.

Alter Andere Fak-toren

0.0

5.0

10.0

15.0

20.0

25.0

30.0

24.723.3 22.5

20.618.9 18.9 18.9

1.40.8

1.9

1.7 0.0 5.8

Einkommensunterschied Frauen - MännerBruttostundenlöhne Verdienststrukturerhebung 2006

Einkommensnachteil davon erklärt

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Erklärung = alles gut?

Unterschiede WIFO – Statistik Austria (fett):

Schulbildung, Berufserfahrung/Alter, Familienstand – diskriminierend! berufliche Tätigkeit/Funktion, Branche Region Nationalität – diskriminierend! ausschließlich ganzjährig in Vollzeit Beschäftigte – Stundenlöhne in TZ niedriger, auch gleicher Tätigkeit!

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Erklärung = alles gut?

ACHTUNG: Manche „Erklärungen“ sind selbst wiederum eine Form der Diskriminierung, etwa wenn:

unsachlich nach Alter (unabhängig von Berufserfahrung), ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder Weltanschauung unterschieden wird

andere, diskriminierende Faktoren zur Erklärung herangezogen werden (zB. Familienstand)

Erklärungen herangezogen werden, die rechtlich nicht relevant sind (zB. Gehaltsverhandlungen)

Grundsatz vom gleichen Entgelt für gleichwertige Arbeit ist immer einzuhalten!

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Erklärung = alles gut?

Fast 2/3 der Migrantinnen in Wien verdienen weniger als 1.400 Euro brutto im Monat, fast jede 10. sogar weniger als 900 Euro. Bei den Österreicherinnen sind es „nur“ ein Fünftel bzw. jede 100.

Nicht-Migranten

Nicht-Migrantinnen

Migranten

Migrantinnen

1%

1%

4%

9%

17%

19%

47%

59%

Monatseinkommen nach HerkunftWien 2011

zwischen 900 und 1.400 Euro brutto unter 900 Euro brutto

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Erklärung = alles gut?

Erklärbare Unterschiede sind teilweise Diskriminierung im Vorfeld, z.B.

Zugang zu (Aus-)Bildung

Unterschiedliche Tätigkeit bei gleicher Ausbildung

Benachteiligung beim Aufstieg

Ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit

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Erklärung = alles gut?

Ausbildung: Zwei Drittel aller Lehrstellen sind mit männlichen Lehrlingen besetzt

Beschäftigung: Der Frauenanteil in Branchen mit niedrigen Einkommen liegt besonders hoch

Unbezahlte Arbeit: erwerbstätige Frauen leisten fast doppelt soviel Hausarbeit und ein Viertel mehr an Kinderbetreuung wie erwerbstätige Männer

Rahmenbedingungen: nur bei einem Fünftel der Betreuungs-einrichtungen für 0-6 Jährige gibt es ganztägige Öffnungszeiten (45 Stunden/Woche) und ein Angebot von Mittagessen (KTH 2011)

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Alles wird besser?

Der Einkommensnachteil (nicht arbeitszeitbereinigt) ist in den letzten Jahren äußerst stabil geblieben. Der Rückgang des Pay Gap 2009/10 liegt an der Verschlechterung bei den Männern infolge der Wirtschaftskrise.

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

-41.0

-40.0

-39.0

-38.0

-37.0

-36.0

-35.0

-39.4

-40.0-40.3 -40.2 -40.1

-40.4-40.6 -40.5 -40.5 -40.5 -40.6

-39.6 -39,4

Entwicklung Einkommensnachteil Frauen 1998-2010

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Alles wird besser?

Ungleiche Bezahlung bei gleichwertiger Arbeit ist der größte Skandal

ABER: Zugangsbedingungen und Arbeitsbewertung ebenso entscheidend für das tatsächliche Einkommen

Letzten Endes zählt, was an Geld auch wirklich verfügbar ist!

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Kleines Benchmarking

In der Privatwirtschaft liegt der Einkommensnachteil (ganzjährig, Vollzeit) für Frauen bei rund einem Drittel viel höher als im öffentlichen Bereich. Ein Grund dafür ist die bessere Einkommenstransparenz.

ArbeiterInnen Angestellte Vertragsbedienstete BeamtInnen

29,925

47,659

36,171

49,577

20,331

31,251 33,446

49,420

Einkommen nach beruflicher Stellung Vollzeit, ganzjährig 2009

Männer Frauen

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Kleines Benchmarking

Österreich hat mit 25,5% (Bruttostundenlohn) Gender Pay Gap den höchsten in der EU. Skandinavische Staaten haben trotz höherer Erwerbsquote einen deutlich geringeren Einkommensunterschied.

SI PL IT MT BE LU RO IE PT LT BG SE DK FR NOEU

27 ESEA

17 LV HU NL CH FI UK SK CY DE CZ AT0

5

10

15

20

25

30

4.4 5.

3 5.5 6.

1

8.6

12 12.5

12.6

12.8

14.6 15

.7

15.8

16 16 16.1

16.4

16.7

16.8 17

.6

17.6 18

.5 19.1

19.4

19.5 20

.7

21

23.1

25.5

25.5

Gender Pay Gap in the EU 2010Pe

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Danke für die Aufmerksamkeit…

…und es gibt noch viel zu tun!