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Themen: Birkenkunst Vom immergrünen Efeu Wildkräuterleckerl „Genießerlust ohne Reue“ Lebendiges Wissen aus früheren Zeiten über den Wacholder Die Mistel Heilung aus der Natur: Pflanzliche Antibiotika Weihnachts-Rezept Tendenz zu Pflanzenbestimmung und Inhaltsstoffen Traditionell und weihnachtlich: Räuchern und Barbarazweige Pflanzenrätsel Advent Veranstaltungen mit Wildpflanzen Ausgabe 35 – Dezember 2013

Wildpflanzen - Kopie

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Themen:

Birkenkunst

Vom immergrünen Efeu

Wildkräuterleckerl „Genießerlust ohne Reue“

Lebendiges Wissen aus früheren Zeiten über den Wacholder

Die Mistel

Heilung aus der Natur: Pflanzliche Antibiotika

Weihnachts-Rezept

Tendenz zu Pflanzenbestimmung und Inhaltsstoffen

Traditionell und weihnachtlich: Räuchern und Barbarazweige

Pflanzenrätsel

Advent

Veranstaltungen mit Wildpflanzen

Ausgabe 35 – Dezember 2013

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BirkenkunstKarin Greiner stellt uns ein Paar vor, das eine alte Handwerkstradition in die heutige Zeit übertragen hat und wunderschöne Kunst sowie nützliche Dinge für den Alltag herstellt.

Wald, Weihnachten, Winterzeit. Da denkt man unwillkürlich an Tannen. Immergrün, hoffnungsgrün. Eher selten fällt einem die Birke ein. Denn sie gilt mit ihrem weißen Stamm und ihrer luftigen Gestalt doch als einBaum des Frühlings. Trotzdem soll die Birke gerade jetzt im Winter mal die Hauptrolle spielen. Vielleicht hängt am Weihnachtsbaum ja sogar ein Stern aus strahlend weißer Birkenrinde? Oder steht einBirkenast als Kerzenhalter auf dem Tisch?

Naturstoff mit vielen VorzügenVielleicht holt man auch gerade eben eine Teedose hervor, um ein wohlig wärmendes Getränk aufzubrühen. Typisch für den Winter. Aus welchem Material ist denn die Dose? Es gibt ein Naturmaterial, aus dem seit alters her Behälter gefertigt werden, die ideal zur Aufbewahrung von Teekräutern, aber auch für Zucker, Mehl, Hülsenfrüchte, Brot und andere Lebensmittel ist: Birkenleder. Die äußere Haut der Birke ist elastisch und doch erstaunlich robust und wasserfest, enthält ätherische Öle und Gerbstoffe, wirkt auf natürliche Weise konservierend. In Birkenlederdosen gelagerte Teekräuter bleiben auf wunderbareWeise lange hochwertig, rauchen nicht aus und verlieren keine Farbe.

Vielseitige NutzungAus Birkenleder lässt sich noch viel mehr herstellen. Außer Haushaltsgegenständen wie Dosen, Schatullen, Bechern und Schalendiente die fachkundig zugerichtete Birkenrinde zum Dachdecken, als Kanubespannung, für Schuhe, Umhänge und Rücksäcke, aber auch als Papierersatz. Um all solche Dinge herstellen zu können, braucht man möglichst große Rindenstücke. Die liefern nur große Birken. Verständlicherweise spielt Birkenleder deshalb in den Regionen der Welt eine besondere Rolle, wo es ausgedehnte Birkenwälder gibt, wie Skandinavien, Russland, Kanada. Schon seit Urzeiten greiftder Mensch zu Birkenrinde, auch der Ötzi hatte Birkenrindenbehälter bei sich. In einemtrug er, dick eingewickelt in Ahornblätter, Glut fürs Lagerfeuer mit sich, im anderen Lebensmittel.

Anfangs schenkte niemand bei der Bergung des Gletschermannes diesen Utensilien Beachtung. Als man dann ahnte, dass diese viel über die Lebensweise aus der Zeit vor 5000 Jahren verraten könnten, wurden

Fachleute im Umgang mit Birkenleder gesucht - und gefunden in Jana und Wladimir.

Bemerkenswertes EngagementJana ist im tiefsten Sibirien aufgewachsen und wohnt erst seit 2007 in Deutschland. Wladimir ist ebenfalls in Russland geboren, aber schon seit seiner Kindheit in Deutschland. Janas Leidenschaft zu Holz, die sie in Sibirien mit der Muttermilch aufgesogen hat, und das Wissen der beiden über Tradition und Birkenrinde hat sie auf das Projekt Birkenleder gebracht. Die beidenengagieren sich deshalb um die Fortführung einer uralten Handwerkskunst. Sie haben nicht nur die Birkenlederbehälter vom Ötzi aus Birkenrinde, Birkenholz und Lindenbast nachgebaut. Sondern sind auch Spezialistenin der Tradition, wie man Birkenrinde aufbereitet und verarbeitet. Mit großem Geschick und viel Liebe fertigen sie Haushalts- und Kunstgegenstände nach

historischen Vorbildern, authentisch verziert, geschnitzt oder bemalt. Und verkaufen diesenatürlich auch, auf Märkten oder direkt über Internethandel.

Jana, gelernte Schreinerin, und Wladimir, Betriebswirt, verbinden aber auch Tradition mit Moderne. Sie übertragen das alte Handwerk in die heutige Zeit, indem sie aus Birkenrinde beispielsweise Handytaschen, Griffe für japanische Kochmesser oder maßgefertigte Brotdosen für hypermoderne Techno-Küchen entwerfen und realisieren. Inenger Absprache kann man sich bei Jana und Wladimir sein Haus, seine Küche ganz individuell mit Birkenleder aufwerten lassen, angefangen von der schlichten Teedose bis hin zur einzigartigen Wanddekoration.

Handwerkskunst wird große KunstDamit nicht genug. Kreativ, wie das Paar ist, betätigen sie sich auch künstlerisch. Ihr Motto: “Die Natur ist der beste Künstler und

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Essbare-Wildpflanzen.de

Die Schreinerin Jana vernäht Birkenrinde mit Bast.

Diese 2 Ötzibehälter aus Birkenrinde haben Janaund Wladimir nach Ausgrabungsberichtenhergestellt. Die einzelnen Stücke aus Rinde

wurden nach einem einfachen Schemazusammengenäht.

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unser Lehrmeister! Die Tradition ist unsere Inspiration für das Moderne.” Da entstehen Möbel mit Oberflächen aus Birkenleder,da gibt es einzigartige Wanddekorationen mit Birkenrinden, da erhält der Laptop eine Veredelung in Form einer Birkenlederoberfläche. Undwer selber wissen möchte, wie Birkenrinde geerntet und verarbeitet wird, geht einfach in einen Kurs bei Jana und Wladimir.

BirkenlederInhaber: Wladimir Stoljarov

Eggenfeldener Straße 12181929 München

[email protected]

Telefon: +49 89 / 890 509 63

Bericht: Karin Greiner, 2013

Vom immergrünen EfeuAuch in der kalten Jahreszeit gibt es frisches Grün zu bewundern – Monika Wurft erzählt uns Wissenswertes über eine außergewöhnliche Kletterpflanze.

Der Winter ist da. Die Blätter sind von den Bäumen gefallen und das viel gelobte Grün ist, außer dem Tannengrün des Christbaumes, für diesen Winter verloren.Gäbe es da nicht noch andere Immergrüne, vorne weg der Efeu, der sich dazu noch recht azyklisch verhält. Seine Blätter leuchten uns im Winter nicht nur unterm Schnee grün entgegen. Zu Blühen beginnt der Efeu mit einer gelblichen Halbdolde gar erst ab September - ganz entgegen dem Rhythmus der Sonne und wenn andere Pflanzen ihren Rückzug vor dem Winter vollzogen haben.

Genauso außer der Norm ist auch die Reifezeit seiner Früchte. Denn die erbsengroßen, schwarzblauen Beeren reifen im Winter und stehen so der Vogelwelt als willkommene Nahrung zur Verfügung.

Außergewöhnlich ist auch, wie der Efeu Höhen bis zu 30 Meter in Anspruch nimmt, ohne sich selbst einen Stamm zuzulegen. Nach Licht strebend, klammert er sich mit bürstenartigen Haftwurzeln an Bäumen fest, nimmt Felsen, Mauern, Hauswände oder Zäune als Unterlage, überwächst sie und verwandelt sie in lebendige Kunstwerke. Wenn die Möglichkeit nach oben zu kommennicht gegeben ist, kann Efeu sehr genügsamsein und sich als Bodendecker präsentieren.

Ganz gegen seinen Ruf ist der auch als Baumwürger bezeichnete Efeu jedoch kein Schmarotzer, sondern versorgt sich selbst mit Nährstoffen und Wasser. Auch wird er gerne als Lichtkonkurrent bezeichnet, was neue Forschungsergebnisse widerlegen. Denn in den meisten Fällen verbleibt der Efeubewuchs im Inneren der Baumkrone

und stört somit den direkten Lichteinfall auf die Krone des Baumes nicht. Höchstens das Gewicht im fortgeschrittenen Alter kann einem ebenfalls in die Jahre gekommenem Baum das Stehvermögen kosten: Immerhin wird der Efeu zwischen 200 und 400 Jahre alt und dann natürlich auch entsprechend schwer.

Auffallend sind auch die unterschiedlichen Blattformen des Efeus. Ein Blatt an Kriech- und Klettersprossen ist dunkelgrün und 3-5 eckig. An Blühsprossen ist es hellgrün, ganzrandig, beinahe herzförmig. Efeu blüht außerdem erst ab dem achten Lebensjahr und verzichtet im extremen Schatten sogar gänzlich darauf.

Auch sein deutscher Name Efeu ist ein mehrdeutiger Hinweis auf seine Besonderheiten. Lässt er sich doch sowohl auf seine immergrünen Blätter zurückführen aus dem germanischen iwe = ewig als auch auf Ed-heu = an Säulen wachsend. Sein botanischer Name Hedera helix stellt einen Bezug zum griechischen Wort hedra = festsitzen, umklammern, und damit zu seinen Haftwurzeln her. Das Wort helix kommt vom griechischen Wort helissein= windend, drehend, und passt zur Eigenschaftdes Efeu, sich um einen Baum herum zu winden.

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Das Verzieren von Haushaltsgegenständen miteiner schönen Kombination aus roter und

schwarzer Farbe sowie vielen Schnörkeln istrussische Tradition.

Dosen und Schmuck aus Birkenrinde

Verblühter Efeublütenstand mit Eishaube. Es entstehen hieraus die bekannten schwarzen Beeren. DieBeeren des Efeus sind für Menschen giftig, allerdings für die Vogelwelt wertvolle Nahrung im Winter.

Efeu ist ein Klettermaxe

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Der Efeu kann durchaus als Exot in unserenWäldern, an unseren Häusern und Zäunen bezeichnet werden. Denn nicht nur sein Blüh- und Reifezeit ist exotisch, sondern auch seine Verwandtschaft. Als Araliengewächs (Araliaceae) gehört er zu einer Pflanzenfamilie, die vorwiegend in den Tropen vorkommt und zu seinen illustren Verwandten gehören Ginseng und Taigawurzel.

Gerade deshalb ranken sich auch zahlreicheSagen und Mythen um den Efeu, denn der Baumwürger, Eppich, Wintergrün, Hühneraugenkraut oder Mauerwurz - wie er auch genannt wird - regte die Fantasie der Menschen durch seine auffallendes Auftreten schon immer an.

Efeu war im Altertum und in der Antike bei den meisten Völkern eine heilige Pflanze.Der Brauch, zur Wintersonnwende die Häuser mit Efeu, Stechpalmen und Misteln zu schmücken, hat sich bis in die heutige Zeit gehalten. Im alten Ägypten stand die Pflanze als Symbol für das ewige Leben. DieKelten widmeten den Monat Oktober dem Efeu und im alten Rom stand die Verehrung des Efeus in Verbindung mit der Verehrung des Bacchus, dem Gott des Weines. Wein und Efeu wurden in ihrem Wesen als unterschiedliche Geschwister betrachtet. DieWeinrebe als Sommerpflanze, die im Winter wie abgestorben wirkt, und Efeu als Winterpflanze, die auch in der Kälte üppiges Grün treibt, standen als Symbol für Leben und Tod.

Griechen und Römer trugen bei Festen einen Kranz aus Efeu um den Kopf. Er sollte auch ein Mittel gegen Trunkenheit sein und die ersten Christen betteten ihre Toten auf Efeu als Symbol des ewigen Lebens sowie der Liebe über den Tod hinaus.

So wird auch von Tristan und Isolde berichtet, dass sie an zwei verschiedenen Seiten einer Kirche beerdigt wurden, um sie selbst im Tod zu trennen, worauf Efeustöcke aus ihren Gräbern rankten, um sich über dem Dach der Kirche zu begegnen und zu vereinigen.

Als Heilpflanze wurde Efeu bereits im Altertum eingesetzt und bis in die heutige Zeit ist das Efeublätterextrakt als schleimlösendes, entzündungshemmendes und auswurfförderndes Mittel bei hartnäckigem Husten sehr verbreitet. Verantwortlich für diese Wirkung sind die Seifenstoffe der Efeublätter, die Saponine (lat. sapor= Seife), deren Wirksamkeit durch klinische Studien belegt ist. Aber Achtung, der Efeu hat auch gefährliche Wirkung: Die frischen Blätter können bei direktem Hautkontakt Hautreizungen und allergische Reaktionen hervorrufen. Deshalb bitte keinen Tee aus Efeublättern selbst zubereiten, sondern auf Fertigpräparate zurückzugreifen. Die Beeren des Efeus

gelten als stark giftig, da das darin enthaltene Hederin Kopfschmerzen, Durchfall und Erbrechen auslöst.

Tipps für die Praxis:

- Efeublätter mit ihren Saponinen können als Waschmittel zum Beispiel für Seide genutzt werden und geben dieser ihren Glanz zurück. Dazu werden die Blätter in Wasser aufgekocht und die darin gewaschene Seide wird mit einem Schuss Essig im Spülwasser ausgespült.

- Ebenfalls einen Versuch wert ist die Behandlung von Hühneraugen mit 2 Tage in Essig eingelegten Efeublättern. Die Hühneraugen werden einige Nächte damit belegt und sollen sich danach ablösen lassen.

- Efeu eignet sich auch als wunderschönen Schmuck, ob als Tischschmuck oder für die Gartendekoration. Kränze und Gebinde können aus den biegsamen Ranken ganz leicht gewunden werden und je nach Jahreszeit und Anlass lassen sich diese mit anderen Naturmaterialien schmücken.

- Ableger können ebenfalls leicht selber gezogen werden. Dazu werden Stecklinge, die im Juli geschnitten werden, in einem Sand/ Erde Gemisch getopft. Einen Abnehmer aus dem Familien- und Freundeskreis findet sich mit Sicherheit und die Vogelwelt wird es dankbar als Futter im Winter und sommerliches Versteck für ihren Nachwuchs annehmen.

Monika Wurft Kräuterpädagogin und Schwarzwald-Guide /

Tannenstraße 31 / 77761 SchiltachTel. 07836-1489 / [email protected] /

www.schiltach.de / www.kraeuter-regio.de

Wildkräuterleckerl „Genießerlust ohne Reue“Das zergeht Ihnen auf der Zunge: Nicht nur die FRISCHENwilden Pflanzen ergeben eine leckere Mahlzeit, beweist unsMargarete Vogl mit diesem Rezept.

Passend zur Jahreszeit können mit duftenden getrockneten Wildkräutern wie Minze, Melisse oder Lavendel zarte Leckerl gebacken werden. Diese passen nicht nur auf den Weihnachtsteller, sondern sehr gut zu Eis und anderen Nachspeisen.

Mein Lieblingsrezept:

Zutaten:150 g Butter, weich120 g Blütenhonig, weich1 Ei2 EL duftende Kräuter, getrocknet1 EL Zitronensaft170 g Dinkel, frisch gemahlen1 TL Weinstein-Backpulver

Zubereitung:Butter, Honig und Ei schaumig rühren, Vollkornmehl, Backpulver und Zitronensaft untermischen. Duftende Blätter sehr fein

zerreiben und dazu geben.Den weichen Teig in einenGefrierbeutel füllen, einkleines Eck abschneiden undden Teig in kleinen Häufchenauf ein gefettetes Blechspritzen. Bei 170°C circa 10Minuten backen.

Margarete VoglÄrztl. Geprüfte

Gesundheitsberaterin GGBStaatl. Zert. Kräuterpädagogin,

DonautalführerinBuchautorin

94113 [email protected]

www.gesundesessen.de/blog

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Blühender Efeu ist in unseren Gefilden abSeptember zu sehen.

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Lebendiges Wissen aus früheren Zeiten über den WacholderImmergrün und in der Naturheilpraxis vielseitig einsetzbar – Sandra Kunz präsentiert uns das Zypressengewächs mit dem lateinischen Namen Juniperus communis.

Über den Namen: Der Name Juniperus könnte sich einmal vomlat. Junior = Jüngere und pario= erscheinen ableiten, oder auch von iuni-perus und iuveni-paros = zu früh gebährend, abortierend ableiten. Beide Übersetzungen wären sinnvoll. Die jüngeren grünen Früchte erscheinen, während die alten noch am Strauch hängen und die Inhaltsstoffe wirken eben auch abortiv d.h. fruchtaustreibend während der Schwangerschaft.

Wacholder nicht während der Schwangerschaft einnehmen!

Der Name Wacholder kommt aus dem Althochdeutschen wehdal, wachal und bedeutet lebensfrisch, munter, die Endung der bedeutet Baum, Strauch. Das kommt vonseinen immergrünen Blättern. Weitere Namen: Krammetsbeerstrauch, Machandel, Weckholter, Rabenauge, Lebensfrisch, Feuerbaum, Wachhulder, Queckholder, Wachtelbeerstrauch, Reckholder, Räuckholder, Rauchholder Kranawit, Kranawitten. Die Namen Gnadenregen, Heidesegen und Blütenrauch geht auf den goldgelben Blütenstaub der männlichen Sträucher zurück.

Geschichte: Bereits Hippokrates erwähnte den Wacholder, allerdings meinte er den kretischen Wacholder. Er verwendete ihn vor allem zur Geburtsbeschleunigung und äußerlich bei Wunden. Paracelsus, Hildegard von Bingen, Pfarrer Kneipp, alle lobten die vielfältige Heilkraft der immergrünen Pflanze. Er wurde zur Heilung kranker Nieren, der Lunge bei Tbc, für die Haut, Magen, bei Kopfschmerzen, zur Desinfektion von Wunden, zur Anregung der Harnausscheidung und bei noch vielem mehr verwendet. Typisch war auch das Ausräuchern des Krankenzimmers oder auch des Totenbettes,

um die „schädliche Luft“ zu reinigen. Dazu verwendete man sowohl die Beeren als auchdas Wacholderholz und das Harz, welches auch unechter Weihrauch genannt wurde. Den Rauch setzte man ebenso zum Konservieren von Fleisch ein, was sich ja bisheute erhalten hat. Beim Wacholderschinkengenießt man heutzutage eher das besondereAroma, als dass man den Rauch zum Haltbarmachen nutzt.

Botanik: Die Größe und Form des Wacholders kann sehr unterschiedlich sein, dabei kann er niedrig strauchig oder pyramidal kegelförmig wachsen. Er kann ein Strauch sein oder zu einem 12 Meter hohen Baum emporragen. Seine Blätter sind nadelförmig und an ihrer Oberseite mit einer bläulich-weißen Mittelrinne versehen. Die Nadeln sind zugespitzt und stechen. Der Wacholder blühtim April bis Mai und liebt sonnige Plätze. Er wächst auf Heideböden (gerne als Baum) und auf Moorboden (dann bleibt er strauchhoch). Er ist in Europa, Asien und Nordamerika beheimatet.

Beim Wacholder gibt es männliche und weibliche Pflanzen. Die männlichen sind gut erkennbar an den gelblichen Blüten, deren Staubgefäße in Quirlen zusammenstehen. Im Unterschied dazu besteht die weibliche Wacholderblüte aus drei nebeneinander stehenden Samenknospen und bildet im 1. Jahr grüne eiförmige Beeren. Erst im 2. Jahr werden sie dunkelschwarz, rund und sind mitblauem Reif überzogen. Die Früchte sind etwa 6-9 mm groß.

Botanisch gesehen ist der Begriff „Beere“ nicht korrekt, weil es sich richtigerweise um besonders geartete Zapfen handelt. Doch allgemein wird der Begriff Wacholderbeere verwendet.Das Holz des Juniperus communis mit seinen ätherischen Ölen wurde früher gerne

verwendet – sowohl in der Medizin als auch zur Herstellung von Griffen, Löffeln etc. Heute ist das Schlagen und Verkaufen des Wacholderholzes in Deutschland geschützt, die Beeren dürfen aber gesammelt werden.

Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (alpha Pinen, Kadinen, Camphen), Harze, Invertzucker, organische Säuren, Bitterstoffe, Juniperin, Eiweiß, Pektin, Wachs, Gummi.

Mythologie: Der Sage nach soll der Himmel selbst durch eine Vogelstimme die Menschen auf die Wirkung aufmerksam gemacht haben: „Eß`t Kranawit und Bibernell, dann sterbt ihr nicht so schnell.“Es gibt viele Legenden, Mythen, Zaubersprüche und Rituale vom Wacholder, hier nur einige wenige:

● Die Beeren galten als Fruchtbarkeitssymbol. ● In das Fundament eines neugebauten Hauses soll ein Wacholderzweig gelegt werden - dies schütze vor bösen Geistern, so heißt es . ● Schutzmagische Wirkung hatten Wacholderzweige über Haus- und Hoftüre gehängt und in den Rauchnächten geräuchert. In Ställen räucherte man auch, um Seuchen einzudämmen bzw. um sie zu vermeiden. Ebenso solle Wacholder geräuchert vor Pest schützen. ● Bei Wanderungen soll ein Wacholderzweig(manchmal auch zusätzlich ein Eichenzweig)getragen werden. Dieser soll wundgelaufenen Füßen vorbeugen und vor Schwindel (bei Bergtouren) bewahren. ● Zahnenden Kindern wurde eine Wacholderbeerenkette umgehängt.● Gegen Epilepsie sollte ein Amulett mit 14 Beeren helfen. ● Auch um Warzen zu vertreiben, suchte man den Wacholderstrauch auf und betete einen Vers auf. Auch in Märchen wurde der Wacholder erwähnt. In einem trat er als lebenserweckender Strauch auf.

Tabernaemontanus schrieb so einiges in seinem Kräuterbuch aus dem Jahre 1588 über den Weckholder:„…hat spitzige Blätter wie der Roßmarein / ausgenommen / daß sie schmäler und stachlichter seyn / bleiben stätig grün. Seine Beerlein seyn erstlich grün / darnach wann sie zeitig worden / werden sie schwarz. Hat ein festes wolriechendes feißtes Holz / weckes gar währhafftig ist / die Rinde ist

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Wacholderzweig im Morgentau

Bei der klaren Flüssigkeit handelt es sich umWacholderhydrolat. Auf dessen Oberfläche ist

das goldgelbe ätherische Wacholderöl zu sehen.

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reissig und gespalten / löset aus den Wurzeln ab / gleich wie an den Weinräben. Träget seine Frucht bist in das zewyte Jahr / in welchem sie erstlich wahwarz werden.“

Angewendet wurde der Wacholder: ● zur Reinigung der Leber ● zur Reinigung der Nieren wie Nierenstein● zur Anregung der Harnausscheidung bei Wassersucht (Ödemen)● um die „tote Frucht“ auszutreiben ● um die Haut zu reinigen (in Sterbezimmern)● bei Ohnmacht● bei Zahnweh „Wacholderbeeren in Wein und Essig mit Rosen gesotten und im Mund gehalten / ist gut wider das Zahnwege.“● bei Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen● bei Lungenleiden, wie Husten und bei Atemnot der Kinder „Die Wacholderbeere in Wein gesotten und darvon getrucken / ist gutden jungen Kindern / so einen starcken schwären Athem haben / daß sie bisweilen auch Blut auswerffen / und soll ein gewisse Kunst seyn / dann es zertheilet den Schleim in der Brust / und machet denselbigen destoleichter auswerffen.“● bei Bauchgrimmen und Blähungen● Menstruationsfördernd „Wacholderbeerwasser mit Beyfußwasser getruncken / bringet den Weibern ihre verstandene Mense viederum zu recht.“● beim Biss giftiger Tiere wie Schlangen

Früher wurde auch Wacholderschnaps destilliert und verwendet und auch das ätherische Öl gewonnen. Letzteres wurde neben den oben beschriebenen Anwendungen auch noch innerlich bei Epilepsie und Schlaganfall und äußerlich bei Lähmungen, Krämpfen und Zittern der Glieder, bei Hüftschmerzen, Lendenschmerzen, Bauchkoliken, Flechten und Schrunden als Bad gebraucht.

„Aus den schwarzen zeitigen Beeren wird auch ein herzliches und köstliches Wasser gebrennet zu vielen innerlichen Schwachheilten / so von Kälte ihren Ursprung haben…“

Rezepte aus dem Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Madaus: ● Als Ableitungsmittel auf die Nieren:50 g Wacholderbeeren; 2 Teel. voll mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken.

● Als Blutreinigungsmittel:Je 25 g Wacholderbeeren, Schafgarbenkrautund Brunnenkressekraut mischen; 4 Teel. voll auf 2 Glas Wasser.

● Bei Magen- und Darmentzündung (nach Tschirner):Je 25 g Wacholderbeeren, Wermutkraut, Kamillenblüten, Pfefferminzblätter mischen; 2 Teel. voll auf 2 Glas Wasser.

● Als Stomachikum (nach Dinand):100g Wacholderbeeren mit 400 g Wasser weich kochen, filtrieren und mit Zucker zu Sirup eindampfen. Dreimal täglich 1 Teel. vorden Mahlzeiten.

● Bei Gicht und Rheuma als Bad (nach Hager):100-200 g Wacholderbeeren; mit 1 Liter Wasser kochen, den Absud dem Bade zusetzen.

Die Verwendung des Wacholders heute inder Naturheilpraxis● bei Rheuma ● zum Schutz vor Infekten ● zur Anregung der Verdauungsfunktion (bei dyspeptischen Beschwerden wie Blähsucht)● bei Gicht● bei Magenschwäche und Sodbrennen ● bei Magen- und Darminfekten● zur Blutreinigung bei Hauterkrankungen wie Ekzeme und Flechten● zur Leberstärkung● bei Husten und Asthma● bei Diabetes mellitus● bei Arterienverkalkung● bei Durchfall● bei Leber- und Gallenbeschwerden● bei Nierenbeschwerden wie chronischer Blasenentzündung und Nierengrieß (nicht bei akuten Entzündungen anwenden) ● zur Anregung der Diurese● zur Wundheilung● bei Frösteln: der Wacholder bewirkt eine angenehme Wärmeverteilung im Körper, evtl. Beschleunigung der Herztätigkeit.

Die Applikationsform bei den oben beschriebenen Erkrankungen ergibt sich für mich ganz nach Vorlieben des Patienten. Einer trinkt lieber Tee, der andere will gerne eine Beerenkur (siehe unten) machen, der nächste bevorzugt die Tinktur oder Globuli. Duftlampe oder geräuchert: Das ätherische Öl (das aus den Beeren oder aus dem Holz gewonnen wird) kann in die Duftlampe gegeben werden oder Beeren und Holz auf die Räucherkohle gelegt werden: zur Desinfektion, Reinigung und Schutz von Räumen und der Aura. Wolf Dieter Storl empfiehlt diese Schutzmischung: gepulverte Wacholderbeeren, Mariengras und Beifuß. Öleinreibung: bei rheumatischen Beschwerden, bei Gicht und Muskelkrämpfen und zur Anregung der Hautdurchblutung das ätherische Öl in ein Trägeröl (z.B. Mandelöl) geben und lokal einreiben. Kann die Haut reizen, dann bitte absetzen. Tee: 1 Teel. gequetschte Beeren mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 min. ziehen lassen, 3 Tassen täglich sind ausreichend.

Spagirik: In seinen immergrünen Blättern sieht man von der Signaturenlehre her die Kraft des „Ewiglichen“ und so sieht man eine lebensverlängernde Wirkung. Energetisch gesehen kann Wacholder Angst nehmen, Energielosigkeit ausgleichen, er hilft bei Anspannung und Stress und klärt die Gefühlswelt. Homöopathisch gibt es Dilutionen, Globuli und Tabletten ab C1 bei der Firma DHU über

die Apotheke. Antroposophisch: Sind Triebspitzen des Wacholders in den verdauungsfördernden AMARA-Tropfen von der Firma Weleda mit enthalten. Die Firma WALA bietet zwei Präparate an, indenen auch Wacholder enthalten ist: einmal die Akne-Kapseln und zum zweiten die Juniperus/Berberis comp. Kapseln zur Anregung der Empfindungs- und Wärmeorganisation im Nierenbereich bei Ausscheidungsschwäche, bei Nierensteinen,Gicht und Blähungen.

Beerenkur zur Blutreinigung nach Kneipp: Am ersten Tag esse 5 getrocknete Wacholderbeeren, am 2. Tag 6, am 3. Tag 7,am 4. 8, dies führe fort, bis du bei 15 Beeren bist, anschließend lässt du jeden Tag wieder eine Beere weg, bis du bei 5 angekommen bist. Es ist sinnvoll, die Beeren sehr gut zu kauen. Während der Kur viel Quellwasser trinken (mind. 2 Liter pro Tag).Da es für mich immer nur eine Individualdosierung gibt, kann es sein, dass für manche Menschen 15 Beeren an einem Tag zu viel sind, das könnte die Nieren reizen. Dann bitte die Menge reduzieren bzw. die Kur absetzen.

Generell gilt: ● Nicht während der Schwangerschaft anwenden.● Wacholder nicht bei Entzündungen der Nieren und der Blase anwenden.● Wacholder nicht über einen längeren Zeitraum einnehmen.

Küche: Zerstoßene Beeren ins Essen gegeben wirken verdauungsfördernd. Eine Schweizer Firma bietet Wacholder Lattwerge(Brotaufstrich) an, das über das Internet erworben werden kann.

Dank des Wacholders sind wir nun gewappnetund gehen mit innerer Wärme freudvoll der

kalten Zeit entgegen.

Ihre Sandra Kunz, Heilpraktikerin,www.heilkunst-passau.de

Von Sandra Kunzerschienen: Botschaftenaus dem Pflanzenreich-Heilpflanzen erzählen

Literaturnachweise:J.T. TabernaemontanusNeu vollommen kräuter

Buch 1731, Reprint 1975 by Verlag KonradKölbl. G. Madaus: Lehrbuch der biologischen

Heilmittel, mediamed Verlag.Siegried Hirsch und Felix Grünberger: Die

Kräuter in meinem Garten, Freya Verlag.Markus Schirner: Aroma Öle, Schirner Verlag.5

„Die Rinde ist reissig und gespalten“ sobeschrieb Tabernaemontanus die Borke.

Dunkelschwarze Beeren mit blauer Bereifung

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Die MistelErst im Winter ist die Pflanze richtig sichtbar, wenn die Bäume ihre Blätter verloren haben – Karin Greiner beschreibt uns in ihrer Geschichte, wie es dazu kam.

Es war einmal eine Pflanze, die konnte sich nicht entscheiden, wie sie wachsen wollte. Gab es doch so unendlich viele Möglichkeiten, die Mutter Natur ihren grünen Kindern eröffnete, um zur Sonne, ans Licht zu kommen. Die Pflanze überlegte und wog ab. Sollte sie vielleicht klein und krautig bleiben, mit einem hübschen Kranz aus Blättern wie das Gänseblümchen? Oder doch lieber fleischig saftig wie die Hauswurz mit ihren ach so adretten Rosetten? Das gefiel der Pflanze gut. Gänseblümchen – Hauswurz? Die Pflanze mochte sich nicht festlegen. Gabelte ihren Spross und trieb an jedem Ende ein Blatt, spatelförmig wie beim Gänseblümchen und ein bisschen fleischig wie bei der Hauswurz.

Naja, viel weiter ans Licht war die Pflanze damit noch nicht gekommen. Sie schaute sich unter den Gewächsen um und entdeckte ungezählte Spielarten. Sollte sie weich und elastisch bleiben wie die Vogelmiere oder besser starr und holzig wie der Holunder? Hatte ja beides so seine Vorteile. Entschlossenheit war einfach nicht ihre Sache, deshalb gabelte die Pflanze erneut ihre Triebe. Blieb ein bisschen weich wie die Vogelmiere, wurde ein wenig starr wie der Holunder.

Immer noch war die Pflanze dem Licht nicht entscheidend näher gelangt. So überlegte sie, ob sie es vielleicht dem Efeu nachmachen sollte, der sich mit Haftwurzeln an Bäume klammerte, um empor zu kommen. Oder wäre es doch besser, sich wie eine Waldrebe in luftige Höhen zu schwingen und dann malerische Girlanden schwingen zu lassen? Ach, beides erschien der Pflanze erstrebenswert. Sie gabelte ihre Zweige. Aber es wollte nicht gelingen, diesmal. Sie blieb ein bisschen weich, ein bisschen holzig, trug spatelförmige, ein wenig fleischige Blätter. So würde sie den

Sonnenplatz im Leben nie erreichen.Da kam der Pflanze eine Idee. Sie wollte einen Vogel um Hilfe bitten, der sie nach oben trüge, nach hoch oben in die Baumkronen. Sie fragte die Drossel, ob sie ihr nicht helfe. Die Drossel flötete ihr Lied zu Ende und beäugte die Pflanze von allen Seiten. Was sie denn für den Dienst bezahlen wolle? Ohne Lohn keine Beförderung.

Der Pflanze fiel nichts ein, was sie der Drossel als Gegenleistung anbieten konnte. Wie wäre es mit schmackhaften Beeren, ermunterte die Drossel die Pflanze, denn sie war ein Feinschmeckervogel und witterte besondere Kost. Ja woher nehmen und nichtstehlen, dachte sich die Pflanze. Dafür müsste ich doch erst mal blühen.

Und die Pflanze schaute sich um unter all den vielen grünen Kindern von Mutter Erde. Was es da nicht alles für Blüten gab. In allen Farben des Regenbogens schillerten sie, mal waren sie riesig groß, mal winzig klein. Die einen dufteten, die anderen glänzten, dienächsten blieben bescheiden. Oje, das war ein Schlamassel. Wie nur sollte sie blühen, fragte sich die Pflanze. Prachtvoll wie eine Lilie oder unscheinbar wie das Pfaffenhütchen? Sie gabelte ihre Triebe. Unentschlossen fing sie an, kleine Knospen anzusetzen. Weiße oder gelbe Blütenblätter?Lieber einen auffälligen Stempel von weiblicher Üppigkeit wie die liebreizende Lilie, lieber kraftstrotzende Staubbeutel von männlichem Stolz wie das Pfaffenhütchen? Die Pflanze schwankte hin und her. Gabelte ihre Zweige erneut.

Und zerbrach an der schwierigen Blütenfrage. Auf der einen Seite entstanden kleine gelbliche weiße Blüten, auf der anderen kleine männliche. Kaum als Blüten zu erkennen, dafür hätte es ja weitreichender

Entschlusskraft bedurft. Und wie nun die Liebe ins Spiel bringen, ohne die keine Früchte entstehen? Ach, immer diese Fragen. Insekt oder Wind? Mach ich’s wie der Wiesensalbei, der den Bienen seinen Blütenstaub mit einem Hebel aufdrückt? Mach ich’s wie der Haselstrauch, der seine Kätzchen in den Wind hängt? Die Pflanze gabelte ihre Zweige.

Da flog die Drossel wieder vorbei, einen guten Rat im Schnabel. Sie solle sich gut überlegen, wann sie ihren beerigen Lohn anbieten wolle. Die Drossel, ein schlauer Vogel, wollte sich nämlich auch für schlechteZeiten einen gedeckten Früchtetisch sichern.Im Herbst gäbe es schon genügend, wie es denn mit dem Winter stünde, ermunterte die Drossel die Pflanze. Nicht schon wieder, stöhnte die Pflanze, die aus dieser Bredouillekeinen Ausweg sah. Soll ich im Herbst fruchten wie der Weißdorn? Oder besser im Frühling wie die Walderdbeere? Und sie gabelte ihre Zweige.

Während sie noch überlegte und abwog, warschon Winter eingekehrt. Endlich öffneten sich ihre Blüten, die wahrlich keine Prachtstücke geworden waren. Trotzdem entdeckten kleine Fliegen und Ameisen die zu dieser Zeit so seltenen Blüten und suchten darin Nahrung. Dabei, ohne dass die Pflanze es richtig beabsichtigt hätte, vollzog sich die Liebe. Kaum zu glauben, aber die Pflanze wurde schwanger.Und nun? Wie sollte die Frucht denn aussehen? Die Drossel kam vorbei und zwitscherte etwas von saftig und süß, schnabelfreundlich und nahrhaft.

Die Pflanze schaute sich unter den anderen Gewächsen um. Was gab es da für eine Vielfalt. Sie kam in ebensolche Not wie bei der Blütenfrage. Sollte sie Früchte bilden wiedie Distel, klein und fein zum Aufpicken? Oder wie beim Schneeball, rot und rund und bitter? Die Triebe gabelten sich, es dauerte einen ganzen Sommer lang, und noch den Herbst dazu. Erst im Winter hingen an den Gabelzweigen weiße Kugelfrüchte, nicht einmal richtige Beeren, sondern Scheinbeeren.

Die Drossel hatte es nicht vergessen, setzte sich neben die Pflanze und pickte eine Beereauf. Probieren ginge über studieren, meinte die Drossel. Damit habe sie die Bedingung für eine Verfrachtung erfüllt, und jetzt möge sie sie doch endlich nach oben bringen, der Sonne entgegen, bat die Pflanze. Denn das war die einzige Sache, die die Pflanze klar inihrem Herzen trug. Bloß nicht im Schatten wachsen, in der Dunkelheit am Boden verkümmern. Einmal die Welt von oben sehen. Die Drossel aber meinte, naja, schmecken würden die Beeren ja nicht so schlecht. Aber auch nicht gut genug. Sprach’s, flog auf und hockte sich laut schäkernd auf einen hohen Baumast. Sch… drauf, lachte sie. Und hinterließ am Ast ein Häufchen.

Die Pflanze war entrüstet. So ein Mist, alle Anstrengungen umsonst. Entschied sich, zum ersten Mal in ihrem Leben, niemals mehr einem Vogel zu vertrauen. Und nahm Abschied von all den grünen Geschöpfen

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Die Beeren der Mistel dienen Vögeln im Winter als Nahrung. Die Vögel wiederum helfen mit ihrenAusscheidungen der Pflanze dabei, sich zu vermehren.

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von Mutter Natur. Ihre Seele stieg in den Pflanzenhimmel. Endlich hatte sie die Höhe erreicht. Fast wäre das Pflänzchen ausgestorben, und mit ihr diese Pflanzengeschichte. Wenn nicht hoch droben am Ast in der Baumkrone, wo die Drossel ein Häufchen hingesetzt hatte, ein kleines Wunder geschah. Das winzige Pflanzenkind, geborgen in der schleimig-süßen Beerenfrucht, drängte ins Leben. Nur,es saß weit vom Schoß der Erde entrückt in luftiger Höhe. Wohin mit dem Würzelchen? Wie trinken? Es bohrte sich notgedrungen ins Holz. Stieß auf Wasser. Stillte den Durst und begann zu wachsen. Nach oben, zum

Licht des Himmels? Nach unten, zum Schoß von Mutter Erde? Schwierig, diese Entscheidung. Also gabelte das Pflanzenkind seinen kleinen Trieb. Mal sehen.

Sehen wir mal nach oben, in die Baumkronen. Was entdecken wir da? Aus dem Mist der Drossel entstandene Pflanzen, nicht Kraut noch Baum, nicht himmlisch nochirdisch, aber anmutig gegabelt. Mit Blüten, die man kaum sieht, mit Früchten, die wie Perlen schimmern. Die Mistel! Ist das nicht wahre Pflanzenlust?

Übrigens: Die Mistel wird zur Zeit der Wintersonnenwende und als Weihnachtsschmuck gerne an die Haustürengehängt und soll damit das Haus vor Schaden bewahren. Ein glückliches Liebespaar sollen die werden, die sich unter den Misteln küssen.

Ihre Karin Greiner

Mehr zu Wildkräutern, Pflanzen und Naturfinden Sie unter www.pflanzenlust.de oder

www.pflanzenlust-blog.de

Heilung aus der Natur: Pflanzliche AntibiotikaWinterzeit = Erkältungszeit? Falls es Sie „erwischt“ hat oder Sie dem vorbeugen wollen, hat Rita Lüder einen hilfreichen und vor allem ganz natürlichen Tipp.

Pflanzen haben es in sich, das ist nicht mehrneu - doch beinhalten sie auch so potente Wirkstoffe wie Antibiotika? Gibt es die auch in Pflanzen? Und was bedeutet der Begriff eigentlich?

Antibiotika ist abgeleitet von den altgriechischen Begriffen „anti-“ (= gegen) und „bios“ (= Leben). Von ihrer ursprünglichen Bezeichnung her sind Antibiotika die natürlichen Stoffwechselprodukte von Pilzen, Bakterien oder Pflanzen, die hemmend auf das Bakterienwachstum wirken. Außerdem produziert der Mensch auch körpereigene antibiotisch wirksame Stoffe.

Die Entdeckung der Antibiotika verdanken wir dem schottischen Bakteriologen Alexander Fleming (1881-1955). Bei seinen Studien mit Staphylokokken (bakterielle Krankheitserreger) ist ihm eine Bakterienkultur verschimmelt. So konnte er beobachten, dass sich die Bakterien in der

Nähe des Schimmelpilzes (Penicillium notatum) nicht vermehrt haben. Nach der bakterientötenden Substanz, die aus dem Nährmedium des Pilzes gewonnen werden konnte, heißt das älteste verwendete Antibiotikum natürlichen Ursprungs Penicillin.

Die Anwendung dieser Antibiotika hat seitdem viele Menschenleben gerettet und es sind neben dem Penicillin und seinen Abkömmlingen auch weitere, teils synthetisch hergestellte Antibiotika hinzugekommen. Allerdings hat man in der inzwischen jahrzehntelangen Anwendung auch Schattenseiten herausgefunden. Zum einen entwickeln die zu bekämpfenden Bakterien zunehmend Resistenzen, je häufiger die Antibiotika verordnet werden. Zum anderen sind sie begrenzter einsatzfähig, als ihnen nach der ersten Euphorie oft nachgesagt wurde. So sind sie beispielsweise wirkungslos gegen Viren, d.h.die Mehrzahl der Erkältungskrankheiten. Außerdem vernichten die hoch wirksamen

Antibiotika wahllos alle Bakterien. In unserem Darm leben jedoch auch zahlreiche Bakterien, auf die unsere Darmflora für eine gesunde Verdauung angewiesen ist. Das heißt, zu häufig eingesetzte Antibiotika können mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Daher gewinnen die pflanzlichen Antibiotika zunehmend an Bedeutung. Es gibt zahlreiche Pflanzen wie beispielsweise Blutwurz, Kapuzinerkresse, Meerrettich, Zwiebel, Knoblauch, Aloe vera, Thymian, Kamille, Gewürznelken, Minze, Salbei und Teebaum, die ebenfalls Substanzen bilden, die das Bakterienwachstum hemmen. Viele von ihnen bekämpfen nicht nur Bakterien, sondern auch Viren. Außerdem wirken sie nicht so vernichtend auf die für die Verdauung wichtigen Bakterien.

Besonders bei Infekten der oberen Atemwege und der Harnblase gewinnen Pflanzen mit Senfölglykosiden wie Meerrettich und Kapuzinerkresse zunehmend an Bedeutung. Gerade bei weniger schweren Infektionen scheinen sie eine gute Alternative zu den hochwirksamen Antibiotika zu bieten.

So trifft der klassische Ausspruch des Paracelsus, dass alles eine Frage der Dosis ist, in hohem Maße auch auf die Anwendungfür Antibiotika zu. Bei schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen ist es zweifellos ein Segen, dass uns die klassischen Antibiotika zur Verfügung stehen. Daneben können aber auch die Pflanzen mit antibiotischen und antiviralen Eigenschaften zur Erhaltung unserer Gesundheit und zur Heilung kleinerer Infektebeitragen. Außerdem bereichern sie unserenSpeiseplan als kulinarische Delikatessen.

Rita Lüder

Weitere Informationen finden Sie in:Wildpflanzen zum Genießen von

Dr. Rita und Frank Lüder, kreativpinsel-Verlag,

ISBN: 978-3-9814612-0-6, Preis: 19,95 €,

www.kreativpinsel.de

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Die unauffälligen Blüten des wilden Meerrettichs. Der Meerrettich gewinnt an Bedeutung zurBehandlung von Infekten der oberen Atemwege.

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Weihnachts-RezeptDezember ist auch die Zeit zum Backen – wie wäre es mal mit leckeren Quitten-Lebkuchen nach einem Rezept von Karin Greiner.

Zutaten:200 g Honig200 g brauner Zucker125 g Butter100 g gemahlene Mandeln350 g Mehl1 gehäufter TL Lebkuchengewürzabgeriebene Schale einer Zitrone1 EL Kakao

1 Ei½ TL Pottasche2 EL QuittenlikörQuittengeleeQuittenbrot*150 g Zartbitterkuvertüre

Honig, Zucker und Butter unter Rühren erwärmen, bis sich der Zucker vollständig gelöst hat. Abkühlen lassen. Pottasche im Quittenlikör auflösen. Mandeln,300 g Mehl, Gewürze und Ei sowie die aufgelöste Pottasche unter die abgekühlte Honigmasse rühren. Alles zu einem zähen Teig verkneten, eventuell noch Mehl unterarbeiten. Abgedeckt über Nacht im Kühlschrank ruhenlassen.Teig portionsweise 5 mm dick ausrollen und Herzen, Rauten oder Taler ausstechen. AufsBackblech legen und bei 180 °C 15-20 Minuten backen.

Quittenbrot*, das 5-8 mm dick sein sollte, ebenso ausstechen. Die ausgekühlten

Lebkuchen mit etwas erwärmtem Quittengelee bepinseln und das Quittenbrot auflegen.Kuvertüre schmelzen, die Lebkuchen damit dünn überziehen.

* = Zum Quittenbrot: Das ist ein stark eingedicktes und getrocknetes Quittenmus, auch als Quittenkäse, Quittenleder oder Quittenkonfekt bekannt. Gewöhnlich fällt es als Zweitverwertung an, wenn man Quittengelee kocht. Quitten werden grob zerkleinert und mit Wasser weich gekocht, dann der Saft abgesiebt und zu Gelee weiterverarbeitet. Die Quittenreste werden durchs Sieb gestrichen, nach Wunsch mit mehr oder weniger Zucker und eventuell noch Gewürzen wie Orangenschale, Zimt, Kardamom oder Macis vermischt, das Fruchtmus dann dünn auf Bleche gestrichen und getrocknet.

Karin Greiner

Tendenz zu Pflanzenbestimmung und InhaltsstoffenVielen Dank an alle, die sich bisher an unserer Umfrage beteiligt haben. Ines Jaeger zieht eine Zwischenbilanz undbittet Sie um maximal 5 Minuten Ihrer Zeit.

Unsere Leserinnen und Leser sind eindeutig vom Fach und sie interessieren sich vor allem für die genaue Pflanzenbestimmung und dafür, was laut neuesten Untersuchungen in den Pflanzen enthalten ist. Das zeigt die Auswertung der bisherigen Antworten auf unsere Umfrage. Auch Kochrezepte, die Botanik sowie selbstgemachte Arzneien stehen hoch im Kurs. Ob wir künftig zum Beispiel auch über Mystik oder Tiere in Verbindung mit Pflanzenoder über wegweisende Kräuterkundige berichten, liegt nach wie vor in Ihrer Hand. Wenn Sie mehr über Rohkost oder über Menschen lesen wollen, die mit Wildkräuternarbeiten oder wenn Ihnen ganz andere

Themen am Herzen liegen – dann beteiligen Sie sich doch einfach an unserer Umfrage. Auch für Kritik sind wir offen. Helfen Sie uns, das Wildpflanzenmagazin noch attraktiver zumachen und teilen Sie uns Ihre Meinung mit – in maximal 5 Minuten sind die Häkchen gesetzt und Sie können auch gerne anonym dabei bleiben. Also, auf geht’s unter:

http://umfragewildpflanzen.textjaeger.de/

Traditionell und weihnachtlich: Räuchern und BarbarazweigeZusammen mit Corinna Prestele begeben wir uns in die Ursprünge der Zeit rund um Weihnachten und lernen zwei Traditionen kennen, die eng mit der Pflanzenwelt verknüpft sind.

Die 12 Rauhnächte haben ihren Ursprung in der germanischen Mythologie. In den meisten Regionen beginnen die Rauhnächte in der Nacht des Heiligabend und enden in der Nacht auf den Dreikönigstag von 5. auf 6. Januar. Mancherorts werden die Rauhnächte bereits ab der Nacht der Wintersonnwende am 21. Dezember, dem dunkelsten Tag des Jahres, begangen. Nach altem Volksglauben sind die Rauhnächte eine ganz besondere Zeit. Zum einen eine sehr gefährliche, denn der Göttervater Odin – auch Wotan genannt - treibt auf der Erde sein Unwesen mit seiner „Wilden Jagd“, mit der er normalerweise hoch oben durch die Lüfte zieht. In manchen Überlieferungen ist es auch Frau Holle oder die Berchta, die die „Wilde Jagd“ - das sind furchterregende haarige Gestalten, wilde Tiere, Dämonen und die nicht erlösten Seelen der Verstorbenen - anführt. Zum anderen kann man in den Rauhnächten den

Verstorbenen besonders nahe sein, denn ihre Seelen ziehen umher, sie haben sozusagen Ausgang. Und nicht zuletzt sind in dieser Zeit auch ganz besondere Dinge möglich, man kann etwa die Tiere reden hören oder das zukünftige Jahr voraussehen. Während der zwölf Rauhnächte wurde geräuchert, entweder täglich, zumindest aberam 21., 24., an Silvester und am Dreikönigstag. Das Besondere an den Rauhnächten war, dass in dieser Zeit alle Menschen räucherten, und nicht, wie im restlichen Jahreslauf, nur die Priester während des Gottesdienstes oder bei speziellen Anlässen wie Beerdigungen oder Prozessionen.Das Räuchern erfüllte verschiedene Zwecke.Gerade auf dem Lande, aber auch in entsprechend orientierten Familien wird es auch heute noch durchgeführt. Wer möchte, kann einfach einmal die folgenden

nachgesagten Wirkungen selbst ausprobieren: Die aromatischen Gerüche und die Inhaltsstoffe der Kräuter vertreiben Ungeziefer, sie reinigen Haus, Stall und Räume und desinfizieren Krankenzimmer. Außerdem hinterlässt das Räuchern einen aromatischen Duft, der die Seele berührt. Dadurch werden bestimmte Empfindungen

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Foto: ©Sandra Kunz (Gras) und ©ThorbenWengert/Pixelio(Stift)

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ausgelöst und eine harmonische und entspannte Umgebung bereitet - wofür in derheutigen Zeit Parfums dienen sollen. Weiterhin stellt der Rauch ein Bindeglied zwischen den Menschen und dem Göttlichendar. Die Menschen schicken damit sozusagen eine „Post“ zum Göttlichen, mit Hilfe des Rauches können sie Kontakt aufnehmen, Botschaften senden und um Beistand bitten. Nicht zuletzt ist er dadurch ein Schutz gegen das Böse, der Rauch kanndie bösen Geister der „Wilden Jagd“ und andere verdrängen und vertreiben.

Die Grundlage für das Räuchern bilden die aromatischen Kräuter der an Maria Himmelfahrt geweihten Kräuterbuschen oderdie Kräuter, die während des „Frauendreißigers“, also zwischen Mitte August und September, gesammelt und getrocknet werden. In diesem Zeitraum sind ihre Inhaltsstoffe am höchsten. In jeder Region gibt es andere Kräuter und Traditionen, daher wird es auch verschieden gehandhabt. Die Frage, welche Pflanzen oder Pflanzenteile am besten sind, kann

daher auch nicht generell beantwortet werden. Die eigene Erfahrung und Intuition sind hier die besten Ratgeber.Die traditionelle Grundlage sind aber immer heimische Materialien wie Johanniskraut, Beifuß, wilder Thymian oder Schafgarbe. DieKräuter werden ergänzt mit getrockneten Baumrinden, trockenen Fichten- oder Tannennadeln, Wacholderbeeren oder den Harzen von Fichten, Kiefern oder Tannen. Auch nicht heimische pflanzliche Bestandteile sind möglich, am bekanntesten ist Weihrauch, das Harz des Weihrauchbaumes.

Traditionell räuchert der Hausherr oder die Hausfrau das ganze Haus, samt Ställen und der Nebengebäude und auch rund um das Haus. Bei einem großen Haus kann man zum Räuchern die Glut aus dem Holzofen in eine Pfanne geben und die ganzen Kräuter und pflanzlichen Bestandteile einfach auf dieGlut geben, die Rauchentwicklung und der Duft sind sehr intensiv. Damit in einer kleinenWohnung der Geruch und der Rauch nicht zu stark sind, macht es Sinn, die Zutaten erstzu mörsern und dann nur eine Prise zu verwenden. Räuchergefäße, Kohle oder Räucherstövchen gibt es z.B. im Devotionalienhandel, die passenden Räuchermischungen u.a. in vielen Internetshops.

BarbarazweigeAm 4. Dezember ist Barbaratag. An diesem Tag schneidet man die Barbarazweige. Sie sind ein schöner Schmuck, denn sie bringen pünktlich zu Weihnachten den Frühling ins Haus. Das Aufstellen der Barbarazweige ist eine alte Weihnachtstradition und geht auf eine Legende zurück: Die Heilige Barbara wurde ins Gefängnis gesperrt und auf dem Weg dorthin verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid. In ihrer Zelle benetzte Barbara den Zweig regelmäßig mit Wasser und am Tag ihres Todes öffneten sich die Blüten.Es heißt, wenn die Blüten genau am Weihnachtstag blühen, bringt es Glück für das kommende Jahr. Sogar Hochzeiten und den richtigen Partner sollen die Blüten voraussagen. Dazu muss an jeden Zweig einZettel mit dem Namen des Kandidaten oder

Verehrers gehängt werden. Wessen Zweig zuerst blüht, ist der oder die Richtige. Aber Vorsicht – es soll Unglück bedeuten, wenn die Blüten nicht oder nicht pünktlich am Weihnachtstag aufgehen. Für die Blüte zum richtigen Zeitpunkt gibt es einige Tricks: Die Barbarazweige schneidet man am 4. Dezember. Es dürfen nur Frühjahrsblüher verwendet werden. Gut geeignet sind die Zweige der Kirsch-, Apfel-, Haselnuss- und Flieder-Bäume. Auch Zweige von Forsythien- und Zierjohannisbeer-Sträuchernpassen hervorragend. Etwas schwieriger sind die Zweige von Birke, Weide, Schlehe oder Ginster. Damit die Barbarazweige pünktlich am Weihnachtsmorgen aufblühen, benötigen sie erst einen Kälte- und dann einen Wärmereiz. Ideal ist, wenn die Zweige bis zum 4. Dezember im Freien schon einen Frost erlebt haben. Falls nicht, legt man sie zunächst eine Nacht in die Tiefkühltruhe. Es ist wichtig, den Zweigen die Wasseraufnahme zu erleichtern. Dazu werden deren Enden schräg angeschnitten.Dann simuliert der Gärtner das Frühjahr: Erstdürfen die Zweige ihre Füße über Nacht in einem Eimer mit lauwarmem Wasser baden und sich dann im warmen Wohnzimmer auf`s Blühen vorbereiten. Die Zweige benötigen alle drei bis vier Tage frisches Wasser. Wie in jede Blumenvase kann man eine Kupfergeldmünze ins Wasser hineingeben. Sie sondert geringe Kupfermengen ab und tötet damit Fäulnisbakterien. Ebenso wichtig ist die Luftfeuchtigkeit - Zweige und Blüten leiden unter der trockenen Heizungsluft und vertrocknen leicht. Daher sollten sie regelmäßig mit Wasser besprüht werden. Wenn Gefahr besteht, dass sich die Blüten zu früh oder zu spät öffnen, wirkt der Wechsel in einen kühleren Raum oder an einen wärmeren Standort Wunder.

Ob Sie nun den Räucherduft lieben, den Frühling ins Haus holen wollen oder tatsächlich einen bestimmten Zweck damit verfolgen – ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren der alten Traditionen.

Ihre Corinna Prestele [email protected]

PflanzenrätselWer erkennt diese Wildpflanze?

Diesmal haben wir für einen typischen Fruchtstand einer bekannten Wildpflanze im Winter.Wer weiß, um welche Pflanze es sich handelt?

Wenn Sie die Antwort wissen, dann teilen Sie uns gerne Ihre Lösung mit. Am Ende auf derletzten Seite dieser Ausgabe finden Sie unseren Kontakt. Die Schnellste oder den Schnellsten mit der richtigen Lösung stellen wir im nächsten Monathier kurz vor. Viel Spaß beim Mitraten! In der letzten Ausgabe hatten wir die Zirbel-Kiefer (Pinus cembra). Am schnellsten richtigerkannt hatte es Ute Rahm: "Seit meiner Kindheit in der ländlichen Gegend Unterfrankens, wo ich in Wald und Flur aufwuchsund mich zu Hause fühlte, kann ich mir mein Leben ohne Pflanzen, Tiere und klimatischeErscheinungen gar nicht vorstellen. Später habe ich unter anderem auch Biologie studiert und treffemit offenem Interesse überall auf meinen Reisen in der ganzen Welt auf Naturphänomene, die michbegeistern. Sie dienen mir dazu, mich in der Welt zu verorten, und mich als Teil der Natur zu sehen.Eine Hilfestellung bei der Lösung Ihres Rätsels war übrigens die Erklärung einer JapanischenFreundin, die mich vor Jahren beim Besuch unserer Flora in Köln auf den Unterschied derKiefernarten aufmerksam machte."Pflanzen kennenzulernen und über ihre Eigenschaften und Qualitäten zu erfahren, ist und bleibt einspannendes Abenteuer für mich.Gerne lerne ich immer wieder Neues hinzu, auch von meiner Schwägerin Monika Wurft, derKräuterpädagogin, die mich auf Ihr Rätsel aufmerksam machte."

Vielen Dank fürs Mitmachen!9

Kräuterbuschen aus gesammelten Kräutern

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Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird,und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin - bereit und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit. (Rainer Maria Rilke)

Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern für Ihre Treue und wünschen Ihnenein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.

Die Autorinnen und Autoren des Wildpflanzen Magazins

Veranstaltungen mit WildpflanzenEin tabellarischer Überblick über eingesandte Wildpflanzenkurse und -seminare Formular dazu auf unserer Webseite unter www.essbare-wildpflanzen.de/veranstaltungsformular.rtf

03.12.13 D-94032 Passau

Kräuterabend mit Baummeditation zur Tanne von 18.00 bis 21.30 UhrNaturheilpraxis Sandra Kunz, Kapuzinerstraße 22, 94032 Passau, Tel: 0851 9290916E-Mail: [email protected]

07.12.13 D-71063 Sindelfingen

Seminar: Detox, Baby!Wild-grüne Saftkur zum Entgiften Advent mal anders? Fasten und entgiften als Einstieg in die rohköstliche Ernährung? Köstlich und gesund werden wir das große Reinemachen für den Körper angehen: im Freien die winterlichen Schätze der Natur entdecken und sammeln und sie anschließend zu leckeren Säften verarbeiten. 14-19 Uhr. Info und Anmeldung: Dr. Christine Volm, Wurmbergstr. 27, 71063 Sindelfingen, Tel.: 07031/811954, Fax 07031/812174, [email protected], www.christine-volm.de

Ab Frühjahr 2014

Diverse Orte Natur tut gut! Green care - Zertifikatslehrgang Kräuterpädagogein D-83646 Bad Tölz (BY), D-93077 Bad Abbach (BY), D-74638 Waldenburg-Hohebuch (BW), D-47798 Krefeld (NRW), D-48465 Schüttorf (NI)Natur mit allen Sinnen erleben und erfahren, so eröffnen wir Ihnen mit dieser Qualifizierung das Tor zu den heimischen Kräutern und Wildpflanzen. Die kleinen und großen Wunder der Pflanzenwelt rund um uns zu entdecken, den Wissensschatz der traditionellen Kräuterkunde zu bewahren und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse damit zu verbinden, sind die Hauptinhalte der Qualifizierung zum / zur zertifizierten KRÄUTERPÄDAGOGEN / IN. GUNDERMANN-NATURERLEBNISSCHULE E.K. · Postfach 1139 · 40636 MEERBUSCH. TEL.: 02157 128 520 ·[email protected], www.gundermannschule.com

Inserat NaDiQuAk - Der fachdidaktische Qualifikationslehrgang der Pädagogischen Hochschule KarlsruheBiodiversität - Naturschutzbiologie - Umweltbildung.

NaDiQuAk ● das anwendungsorientierte, fachdidaktische Weiterbildungsangebotder Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

NaDiQuAk ● für Berufs-(wieder)- einsteigerInnen der Fachrichtungen Biologie mit angrenzenden Disziplinen und (Sozial)Pädagogik sowie TeilnehmerInnenaus sonstigen pädagogischen Berufsfeldern

NaDiQuAk ● die Qualifikation für die schulische und außerschulische Natur- undUmweltbildung

NaDiQuAk ● die neuartige Kombination von praxisorientierten pädagogischen undfachdidaktischen Inhalten.

NaDiQuAk ● die familiengerechte, individuelle bzw. berufsbegleitende Weiterbildung

Weitere Informationen:nadiquak@ph-

karlsruhe.dewww.ph-

karlsruhe.de/nadiquakGefordert durch:

Impressum: Essbare Wildpflanzen, Postfach 1132, D-85311 Freising, Tel. +49(0)8161-976131, [email protected] www.essbare-wildpflanzen.de. Für Inhalte, Text- und Bildrechte sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich.

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