5
88 www.Quadwelt.de TECHNIK Winterfest

Winterfest

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Jetzt aber los! Im neuen Heft geben wir Euch Tipps, wie Ihr Euer Vierrad auf die Saison vorbereitet. Grundlage bildet allerdings ein gründlicher Check, den man schon am Ende der Saison absolviert haben sollte. Für Nachzügler hier nochmal zum Nachholen.

Citation preview

88 www.Quadwelt.de

TECHNIK

Winterfest

89www.Quadwelt.de

Des Einen Freud, ist des Anderen

Leid. Kaum ein anderes Sprichwort

trifft den Nagel so sehr auf den Kopf,

wenn es um das ATV- und Quadfahren

in der kalten Jahreszeit geht. Daran

scheiden sich die Geister. Aggressives

Streusalz greift die empfindlichen Bau-

gruppen der Fahrzeuge an. Teuer

erkauftes Zubehör kriegt hässliche

Macken, wenn dauerhafte Feuchtigkeit

und Frost ihm zusetzen. Dazu kommt,

dass man in der Regel auch noch sünd-

haft teure Ausrüstung braucht um nicht

letztlich doch zu frieren.

Winterfans ist das egal. Sie genießen

Drifts auf Schneepisten und können

Ausfahrten im Winterwald einige

Fahrfreuden abgewinnen. Den erhöh -

ten Pflege- und Wartungsaufwand

nehmen sie dazu gerne in Kauf und ver-

längern jede Quadsaison einfach auf

jeweils zwölf Monate. Wer auf das ATV

als Arbeitsgerät im Winterdienst

zurückgreift hat ohnehin keine Wahl.

Rein damit

Wer dem nichts abgewinnen kann, lässt

seine Maschine vorsichtshalber in der

Garage überwintern. Geschützt vor

Wetterkapriolen und eisigen Tempera-

turen harrt das geliebte Vierrrad auf

bessere Tage und der Fahrer träumt am

Kamin von Freiluftaktivitäten des kom-

menden Jahres. Allerdings kann eben

genau das im Frühjahr zum Desaster

ausarten. Denn selbst in der trockensten

Garage kann das Quad oder ATV

Schaden nehmen. Versteckte Mängel,

unentdeckte Schäden oder Verschleiß

sowie bereits angegriffene Baugruppen

geraten schnell in Vergessenheit, steht

das Schätzchen erst nebenan zwischen

den Fahrrädern der Kinder und dem

ebenso temporär unbenutzten Rasen-

mäher.

Eben diese Schäden machen dann im

Frühjahr der ersten Tour bereits im

Ansatz den Garaus. Hätte ich doch bloß

mal nach den Radlagern geschaut!

Mist! Bremsbeläge vergessen! Die gin-

gen doch Ende Oktober noch wunder-

bar – warum hängen die denn jetzt

fest? Wer im goldenen Oktober die letz -

ten Sonnentage genossen hat und ab-

meldet bzw. wessen Saisonzulassung

ausläuft hat jetzt die beste Gelegenheit

sich um sein Fahrzeug zu kümmern. Es

ist nicht viel Arbeit, die Euch einen

gelungenen Neustart garantiert. Und

eines ist sicher: Der nächste Sommer

kommt bestimmt!

Nicht Jedermanns Sache: Fahrfreuden in der kalten Jahreszeit.

Harte Saison: So mancher Fahrspaß hinterlässt Spuren - trotz Pflege und Wartung.

TECHNIK

90 www.Quadwelt.de

Euer Fahrzeug muss nach einer

gründlichen Reinigung ebenso

gründlich getrocknet werden. Dazu mit

dem Kompressor auch die versteckten

Winkel ausblasen. Noch besser: Verklei-

dung abbauen. Ihr werdet Euch wun-

dern, wo sich überall noch Wasser-,

Schmutz- und Reinigungsmittelnester

verbergen.

Wenn Ihr in der Werkstatt seid, hebt die

Fahrzeugseite hoch an der Ihr jeweils

montieren wollt. Wenn zum Beispiel die

A-Arms frei hängen, lassen sich etwai -

ges Lagerspiel und Verschleiß besser

kontrollieren. Zudem ist das Vierrad

besser zugänglich. Räder demontieren!

Bei der ersten Sichtkontrolle einen

Überblick verschaffen. Der Teufel steckt

oft im Detail. Wie hier im Bild sichtbar

etwa an Elektrikbauteilen. Das sind

jene, die – vergessen – in der Garage

munter vor sich hin korrodieren und in

drei bis vier Monaten oder länger den

Saisonstart vereiteln können.

Der Kontrolle dürfen die empfindlichen

Gummimanschetten an den Antriebs -

wellen nicht entgehen. Sie sind – ge -

rade bei ATV-Fahrern die gerne offroad

unterwegs sind – extrem Schmutz und

Nässe ausgesetzt. In der warmen

Garage werden sie unter Umständen

spröde. Gefährlich sind auch Risse. Das

könnte später die Ursache sein für einen

Schaden an den teuren Wellen.

Jetzt an die Radlager und Bremsbeläge

denken. Sind die bereits angegriffen

oder verschlissen, werden sie vom Rum-

stehen nicht besser. Im Gegenteil: Die

Beläge „backen“ an den Bremsscheiben

fest, die Radlager erleiden weitere

Schäden durch das Stehen in der

Garage. Wer jetzt wechselt, kann sich

das im Frühjahr aus dem Kopf schlagen

und vermeidet eventuelle Liefereng-

pässe. Denn was ist unerfreulicher, als

demnächst auf Ersatzteile zu warten?

Dann lieber jetzt, wenn Ihr eh nicht

fahren wollt.

Die Unterschiede offenbart ein direkter

Vergleich alt gegen neu, wie auf un-

seren Fotos zu erkennen.

Schritt für Schritt in die GarageBevor das Fahrzeug in den Winterschlaf geht, sollten die wichtigs-ten Wartungsarbeiten vorgenommen werden. Leichte Schädenund Verschleiß am besten jetzt beheben um einerseits weitereStandschäden zu vermeiden, Korrosion und Rost vorzubeugensowie letztlich den Saisonstart im Frühjahr zu beschleunigen.

TIPP: Den Reiniger lange einwirkenlassen. Notfalls mit einer Bürste odereinem alten Handfeger nachhelfen.

TIPP: Gummiteile lassen sich wunder-bar mit dem bekannten WD 40 behan-deln. Das verdrängt nicht nurFeuchtigkeit, sondern überzieht dasGummi mit einer feinen Schicht, hältes geschmeidig.

Beschädigte Radlager weisen ein Spiel

auf, wenn man die Radnabe oder das

Rad hin und her bewegt. Die Dichtung

sollte okay sein, das gesamte Lager frei

von Schmutz. Den Sicherungsring kon-

trollieren. Dreht das Lager frei, oder

„rubbelt“ es im Inneren? Ebenfalls die

Kugelköpfe am Ende Eurer A-Arms auf

festen Sitz prüfen und ggf. tauschen.

Bremsbeläge sind Eure Lebensver siche -

rung. Austauschen ist immer bes ser als

pokern. Schlampig gewartete Bremsen

sind ein hohes Risiko. Alle Bremssättel

prü fen, dabei ruhig mit einer Taschen-

lampe hinleuchten. Ist der Sattel trocken

und drückt an den Anschlüssen keine

Bremsflüssigkeit heraus? Am Brems -

hebel mehrmals pum pen. Weist die

Scheibe Riefen auf? Sitz des Bremssat-

tels checken. Hat die Brems scheibe

darüber hinaus – etwa durch Fahrten im

Gelände – einen Schlag, eine Delle oder

zeigt gar Risse? Die Beläge: Sind die

abgeschliffen, ist Schluss mit der opti-

malen Verzögerung. Die Metallträger

der Bremsbeläge können hässliche

Spuren auf der Brems scheibe hinter-

lassen. Austausch ist bei wenig Belag

unabdingbar.

Wenn Ihr das Kriechöl schon zur Hand

habt, denkt auch an die Kleinteile wie

Federn und bewegliche Kleinteile. Die

gammeln auch gerne mal fest und är -

gern später den Besitzer. Flugrost wird

an seiner Ausbreitung gehindert, wenn

er tüchtig mit dem Spray bedacht wird.

Das klappt bei Teilen, die durch leichten

Rost nicht in ihrer Funktion beein-

trächtigt werden.

Das hintere Differential könnt Ihr auch

schon parat machen. Tritt an der

kleineren Ablassschraube Öl aus – alles

gut. Sonst oben nachfüllen, bis der Zu -

stand erreicht ist.

TIPP: Bremsbeläge sind im Handum-drehen ausgebaut. Ein genauer Blicklohnt sich. Luft im System? Das ist derFall, wenn erst durch mehrmaligesPumpen der Druckpunkt fester wird.

TIPP: Hartnäckige Schmutzreste undgetrocknete Fette lassen sich mit demKompressor gut wegblasen. HinterherGarage kehren ☺

91www.Quadwelt.de

Der Batteriekasten – immer ein Grund

zur Freude. Hier sammelt sich gerne

Dreck und Feuchtigkeit. Gift für die En-

ergiespender. Hier gilt es ordentlich

sauber zu machen und das kleine

„Schwimmbecken“ trocken zu legen.

Sogleich die Spannung der Batterie

messen und bei Bedarf laden. Über den

Winter schließt Ihr am besten ein

Ladegerät an, welches die Spannung

überwacht und erhält. Solche Lade -

geräte sorgen dafür, dass die Fahrzeug-

batterie im optimalen Zustand und

jeder zeit startklar bleibt. Die gibt es von

verschiedensten Herstellern ab etwa 20

Euro. Das Ladeprogramm der meisten

erfolgt in vier Phasen. So ermög lichen

sie eine schonende, zyklische Batterie -

ladung mit anschließender Er haltungs -

ladung. Die Pole fetten nicht vergessen.

Der Luftfilter sollte auch sauber sein,

bevor es in den Winterschlaf geht.

Zu guter Letzt solltet Ihr das Fahrzeug

noch möglichst auf Böckchen stellen.

Das ist zwar doof, wenn man manö v -

rieren muss in der Werkstatt oder

Garage, aber zum Überwintern einfach

besser. Lager werden entlastet und an-

dere Standschäden vermieden. Die

Böcke gibt’s für ein paar Euros in jedem

Baumarkt. Einen Ölwechsel könnt Ihr im

Frühjahr machen, da sich über den Win-

ter die ganzen Schwebstoffe und Par-

tikel in Ruhe absetzen können. Die hät-

tet Ihr ansonsten im frischen Öl, wenn

es im Frühjahr los geht. Wer ans

Eingemachte gehen will, der prüfe die

Rollen der Variomatik des CVT-Ge -

triebes. Mit frischem Schwung geht es

dann ins neue Jahr.

TECHNIK

92 www.Quadwelt.de

TIPP: Wie der Luftfilter zu reinigen istfindet Ihr ausführlich beschrieben imTechnikbereich auf www.quadwelt.de

TIPP: Wer den Winter für weitereWartungsarbeiten nutzen will, findetauf unserer Homepage – www.quad-welt.de – zu vielen Themen wertvolleHinweise und Anleitungen. Auch zumDownload und zum Ausdrucken und indie Werkstatt legen.

Viel Spaß! ■